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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. V

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Wenn das Buch dazu beitragt, dem Lehrer der Geschichte die mühevolle Arbeit soweit zu erleichtern, daß er seine ungeteilte Aufmerksamkeit der lebenswahren Darstellung der Rechte, Sitten und Gewohnheiten unseres Volkes zuwenden kann, dann ist unser höchster Wunsch erfüllt. Wir zweifeln nicht daran, daß damit den Kindern alles, was sittlich gut und wahrhaft schön ist im deutschen Volksleben, verehrungswürdig und erstrebenswert erscheint, namentlich aber die innige Liebe zum Vaterlande ihnen zur andern Natur wird. Wohlgemeinte Verbesserungsvorschlage für unser Buch werden wir stets dankbar entgegennehmen und nach Möglichkeit berücksichtigen. Osnabrück, im März 1891. Friedr. Dreyer. Vorwort zur zweiten Auflage. schneller als ich hoffen bürste, ist eine neue Anflage des ersten Teiles der „Deutschen Kulturgeschichte" nötig geworden. Sie legt mir die Pflicht auf, gewissenhaft zu prüfen, was zur Verbesserung des Gebotenen nach Inhalt und Form gefordert werden muß. Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgehen, daß ich redlich bestrebt gewesen bin, die Wünsche und Winke der Kritik zu beachten. Bei der Kürze der Zeit, die mir zur Durcharbeitung des ersten Teiles gelassen war, mußte ich mich indes auf die Prüfung des Stoffes beschränken. Ich habe dabei besonders folgende Werke zu Rate gezogen: Dr. Otto Henne am Rhyn, Kulturgeschichte des deutschen Volkes. Bd. 1. 2. Aufl. (Berlin, Grote), Dr. Aug. Sach, Deutsches Leben in der Vergangenheit. Bd. 1 (Halle, Buchhandlung des Waisenhauses), Karl Wilhelm Nitzsch, Geschichte des deutschen Volkes im elften und zwölften Jahrhundert. Bd. 1. 2. Aufl. (Leipzig, Duncker u. Humblot). Albert Richter, Bilder ans der deutschen Kulturgeschichte. Bd. 1 (Leipzig, Brandstetter), Bruno Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte. Bd. 1 (Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union Deutsche Verlagsgesellschaft). Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte von Dr. Joh. Müller und Joh. Falke (Nürnberg, Bauer und Raspe), Dieselbe, Neue Folge von Dr. I. H. Müller (Hannover, Schlü-tersche Hofbuchdruckerei).

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. VII

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
vn gesammelt, daß eine vollständige Durcharbeitung desselben zur Unmöglichkeit wird. Dennoch muß die Forderung: Studiere die Quellen selbst! als höchstes Ziel unseres Strebens festgehalten werden. Manchem fällt wohl dabei das Wort ein, das Goethe in seinem „Faust" dem Wagner in den Mund legt: „Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben, durch die man zu den Quellen steigt!" Die großen Geschichtswerke sind sehr teuer, und wenigen nur ist es möglich, das eine oder das andere Buch käuflich zu erwerben. Hier und da bietet sich Gelegenheit' aus großen Bibliotheken Bücher zu bekommen. So bereitwillig aber auch die Leiter bedeutender Büchereien den Wünschen der Lehrer entsprechen — ich rede aus eigener Erfahrung — so wenig sind sie jedoch in der Sage, Bücher auf unbestimmte Zeit zu verleihen. Aus diesen Gründen ist das Studium der Quellen sehr erschwert. Der Unterricht kann aber nicht ausgesetzt werden, bis der Lehrer mit seiner Vorbereitung fertig ist; es heißt: weiter! zur Qual desjenigen, der wie einst Tantalos die Früchte sieht, ohne sie erreichen zu können. Von solchen und ähnlichen Gedanken und Empfindungen bewegt, habe ich versucht, den für die im Vorwort zur ersten Auflage näher bezeichneten Schulen etwa nötigen und zulässigen Stoff zu sammeln. Die „Deutsche Kulturgeschichte" bietet so viel, daß der Leser imstande ist. die kulturgeschichtlichen Züge in das Bild seines Helden zu verweben. wie und wo die Darstellung es erfordert. Zugleich erleichtert das kleine Buch die gelegentliche Belehrung über kulturgeschichtliche Dinge, wozu fast jede Unterrichtsstunde, jeder Ausflug mit den Schülern Gelegenheit giebt. Wenn solche Belehrungen auch meist kurz gehalten werden müssen, so trogen sie doch dazu bet, daß das Interesse für die Geschichte rege bleibt, zugleich sind sie nach meinen Er- fahrungen eine wertvolle Ergänzung der eigentlichen Geschichtsstunde. Der Sorge für die Vorbereitung auf den Unterricht enthoben, kann jetzt der Lehrer an das Studium der Quellenwerke denken; jetzt hat er Zeit zu überlegen, wie er sie bekommt und Ruhe, sie zu benutzen. Der Gedanke, durch meine bescheidene Arbeit das Durchforschen der Quellen beseitigen zu können oder auch nur zu wollen, wie einer der Herren Recensenten andeutet, hat mir sehr fern gelegen. Ebensowenig verstehe ich die Behauptung, die „deutsche Kulturgeschichte" sei für die Lehrer „zugeschnitten". Davon konnte doch nur dann gesprochen werden, wenn Anhalt und Form des Buches eine besondere Vorbereitung aus die Geschichtsstunde überflüssig machten. Eine einfache Stoffsammlung kann man doch nicht ohne weiteres für eine Präparation ansehen. Mit ebendemselben Rechte wäre ein Haufen Steine ein Gebäude zu nennen. In einem andern Sinne, der die ursprüngliche Bedeutung des Wortes vielleicht etwas fchärfer trifft, als das Schlagwort des Herrn Recensenten, nehme ich das „zugeschnitten" recht gern an. Ich habe für Lehrer geschrieben, die nicht in der

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 3

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
3 Altmühl in die Donau. Das abgeschnittene Land war den Römern steuerpflichtig und wurde deshalb Zehentland (agri decumates) genannt." 2. Die Völkerstämme Germaniens. Die Germanen zerfielen ursprünglich in folgende Stämme: 1) Die Jstävonen (Westländer) von Mainz bis zur Assel: Usipeter, Tencterer, Sigambrer, Marsen, Bructerer. 2) Die Jngävonen (Küstenbewohner) an den Küsten der Nordsee vom Rheindelta bis nach Jütland: Bataver, Friesen, Amsivarier, Chauken, Saxonen. 3) Die Hermionen (die in der Mitte Wohnenden) südlich und östlich von den Jngävonen und Jstävonen: Cherusker an der Weser, Chatten (Fulda, Werra, Rhein). 4) Die suevischen Germanen im Osten bis zur Weichsel und Karpathen, im Süden bis zur Donau: Hermunduren, Markomannen, Quaden, Semnonen, Langobarden, Burgundionen, Gothonen. 58 Die Cherusker reiben sich in dem Kampf mit den Chatten, diese im Kampfe mit den Hermunduren wegen der Solen an der Werra fast ganz auf. Die übriggebliebenen Cherusker vereinigen sich mit den von Norden her erobernd vordringenden Sachsen, während die Reste der Hermunduren in dem Stamme der Thüringer verschwinden. Um 200 bilden sich neue Stammesnamen: 1) Die Goten (Ost- und Westgoten), zuerst an der Weichselmündung wohnend, dann an den Küsten des schwarzen Meeres; 2) die Thüringer, nördlich bis über den Harz, östlich bis an die Saale, südlich bis zur Donau; 3) die Sachsen, in der norddeutschen Tiefebene östlich bis zur Elbe, westlich bis fast an den Rhein; 4) die Friesen, an der Nordsee, von der Wesermündung bis zum Zuydersee; 5) die Franken, vom Niederrhein westwärts bis an das Meer; 6) die Burg und en, südlich von den Franken; 7) die Alemannen, zwischen Schwarzwald und Wasgenwald. B. Die Völkerwanderung. In der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ziehen die Goten von der Ostsee und der untern Weichsel nach Süden, um zur Donau zu gelangen. Sie können die kriegerischen mittel- und süddeutschen Stämme nicht durchbrechen und wenden sich deshalb, dem Laufe der Oder und der Weichsel aufwärts folgend, an den Karpathen hin dem pontifchensüd-osten (der Gegend des schwarzen Meeres) zu. Bei ihrem Zuge werden viele deutsche Völkerschaften nach Westen gedrängt, wo sie mit den Römern zusammenstoßen. Die Chatten an der Donau, die Mario- 1*

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 5

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
5 409 des Kaisers war Ravenna.) Die Römer erkaufen seinen Abzug mit ihren kostbarsten Schätzen. Alarichs Wort: „Je dichter das Gras, so besser 409 das Mähen." — Die Vandalen brechen in Gallien ein und dringen über die Pyrenäen nach Spanien vor. 410 Rom wird von Alarich erobert und geplündert. Er will nach Si-cilien ziehen, stirbt aber schon in Cosenza und wird im Busento begraben. 2. Gründung neuer Gerrnanenherrschaften. Kaiser Honorius bewegt Athaulf, den Schwager und Nachfolger Alarichs, als kaiserlicher Statthalter die Vandalen zu vertreiben und zum Lohne Südgallien zu behalten. 412 Athauls führt die (West-) Goten nach Südgallien und feiert in Nar- bonne seine Vermählung mit Placidia, des Kaisers Schwester. Bald darauf wird er ermordet. Sein Nachfolger W a l l i a treibt die Vandalen nach dem Nordwesten Spaniens. Er gründet in Spanien und Südgallien das Westgotenreich mit der Hauptstadt Toulouse. 429 Der aufrührerische römische Statthalter Bonifaeius ruft die auf Ga- lizien in Spanien beschränkten Vandalen nach Afrika. Sie schlagen den Bonifaeius, vertreiben ihn aus Afrika und gründen unter ihrem Könige Genserich ein eigenes Reich mit der Hauptstadt Karthago. 449—453 Zweiter Sturm gegen das römische Utid). 449 Die Angelsachsen unter Henglst und Horsa gehen nach Britannien hinüber, erobern es und gründen dort sieben Königreiche. Die Urbevölkerung, keltischer Abkunft, weicht in die Gebirge von Wales zurück. 433 Die Hunnen brechen in die Theitzebene ein. Ihr König Attila (Etzel), „die Gottesgeißel", gründet ein großes Reich, dem die Ostgoten, Thüringer, Burgunder, selbst Slaven im heutigen Polen und Rußland tributpflichtig sind. Attila nennt sich den „Herrn von Scythien und Germanien", er zieht vor Konstantinopel und zwingt Theodosius Ii. zur Abtretung von Land und zur Zahlung von Tribut. 451 Attila gegen Westrom. Er belagert Orleans, als die Römer unter dem Feldherrn Aetius und die Westgoten unter ihrem Könige Theodorich ihm entgegentreten. Attila zieht sich nach Chalons zurück. Dort, aus den eatalaunischen Feldern wird er geschlagen, sein Rückweg führt durch 452 Oberitalien. — Gründung Venedigs durch Flüchtlinge. Attila und Papst 453 Leo d. Gr. am Mincio. Attila stirbt in Ungarn, sein Reich zerfällt. 3. Untergang des weströmischen Reiches und Bildung der Lstgotenherrschaft in Italien. 455—476 Dritter Sturm gegen das römische Utid). 455 Die Vandalen unter ihrem „Meerkönig" Genserich plündern das „goldene" Rom. „Vandalismus." Aetius ermordet. 476 Odoakar, ein deutscher Söldnerführer in Italien, entthront den

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 14

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
14 das Stammesheer. — Die Streitigkeiten der Stammesgenossen. die Bestrafung von Vergehen, die Regelung der Besitzverhältnisse entschied G-richtdas Gericht; gemeinsame Angelegenheiten des Stammes. Beschlußfassung über Krieg und Frieden, über die Wahl des Heerführers, samm- über Verträge mit andern Stämmen wurden auf der Stammesver-'un0' sammlung beraten und entschieden. Letztere fand an vorausbestimmten Tagen, entweder beim Neumond oder beim Vollmond, wahrscheinlich an den großen Opferfesten, statt. Die Vorsteher der Gerichte wurden in der Stammesversammlung gewählt. Sie hatten indes nicht selbst Recht zu sprechen, sondern die Verhandlungen nur zu leiten. „Jedem Princeps" (Fürsten), sagt Tacitus, „sind hundert aus dem Volke beigesellt zugleich als Ratgeber und zur Verstärkung seines Ansehens." In der Volksversammlung wurden Anklagen auf Leben und Tod erhoben. Die Strafen wurden der Schuld angepaßt. Widerrechtliches Verlassen des Heeres wurde z. B. mit dem Tode bestraft, geringere Vergehen mit Erlegung einer in Vieh bestehenden Buße gesühnt. Auch den Totschlag sühnte man in dieser Weise. Einen Teil der Buße empfing der Beschädigte, das übrige der Staat, oder wo es einen König gab, dieser. Man unterschied zwischen schandbaren und anderen Verbrechen. Erstere strafte man dadurch, daß man den Verbrecher in einem Sumpfe mittels eines überworfenen Geflechtes erstickte, letztere nach den Umständen öffentlich, z. B. durch Erhängen. Verrat und Abfall zum Feinde rechnete man nicht zu den schandbaren Verbrechen. — Die Hauptbeschäftigung der Stammesversammlung war die Beratung allgemeiner Angelegenheiten des ganzen Stammes: die Beschlußfassung über Krieg oder Frieden, über den Kriegsplan, über die Wahl des Heerführers, über Vertrage mit andern Stämmen u. dgl. Der Antrag ward entweder durch Murren abgelehnt, oder durch Zusammenschlagen der Waffen angenommen. Kehgton Während Cäsar nur eine Art von Naturdienst bei den Germanen <bfenftrrtoa^r9enommen haben will, läßt sich aus den Berichten des Tacitus mit Sicherheit erkennen, daß neben der Verehrung der Natur die Anbetung von Göttern stattfand und eine höhere Stufe religiöser Kultur darstellte. Die religiösen Vorstellungen der Germanen waren vorzugsweise kriegerischer Natur. Sie verehrten als Hauptgottheiten Wodan, Donar und Ziu oder Saxnot. (wodan: ahd. watan [praet. wuot] — durchdringen.) Wodan ist das alldurchdringende Wesen; die Sage bekleidet ihn mit dem Mantel. Als Hackelbernd oder Hakul-

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 15

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
15 berand (= manteltragend) sprengt er dem wilden Heere auf einem achtfüßigen Rosse voran. Im Mecklenburgischen war es Sitte, einen Ährenhaufen unabgemäht auf dem Felde stehen zu lassen. Die Meier schürzten ihn oben zusammen, traten mit abgezogenen Hüten und ausgerichteten Sensen um den Hausen herum und riefen: »Wode, hale dinem rosse nu voder, Nu distel unde dorn, Tom andern jar beter kom!« Dieselbe Sitte bestand im Schaumburgischen. Wodan wohnt in der hohen Himmelswohnung. Von da sieht er alles und weiß, was geschieht. Sein Abzeichen ist der Speer. Zu ihm flehen die Krieger um Sieg. Zu ihm kommen die im Kampfe gefallenen Helden. An Wodan erinnern Ortsnamen: Gutenswegen bei Magdeburg. Godesberg bei Bonn, der Wuodenisberg im Hessischen (unweit der heiligen Eiche, die Bonisacius fällte). Wodans Tag war der Mittwoch (niederdeutsch Gudensdag, engl. Wednesday). Dem obersten aller Götter trat der starke Donar oder Thor, sein Sohn, zur Seite. Sein Zeichen war der Hammer (Donnerkeil) oder die Keule. Donar erregt die Gewitter,, er ist der Gott der menschlichen Ordnung. Durch den Hammerwurf sicherte man sich den Erwerb. Donar fährt auf einem mit Böcken bespannten Wagen, wahrscheinlich wurden ihm Ziegen und Böcke als Opfer dargebracht. Sein heiliger Tag war der Donnerstag. Auch an Donar erinnern Ortsnamen: Donnerschwee bei Oldenburg, der Donnersberg an der Diemel, Donnerstedt im Amte Thedinghausen. 723 fällte Bonisacius die Eiche des Donar bei Gäsmere — Geismar. — Der dritte der Hauptgötter war Ziu oder Saxnot. der Kriegsgott, Ihm war das Schwert heilig. Aus dem Dienste des Schwertgottes rührt auch das Schwert im sächsischen Wappen her, sowie der Gebrauch der deutschen Könige, sich das Schwert durch den Herzog von Sachsen vortragen zu lassen. Neben die genannten drei Hauptgottheiten traten eine Menge von niedern Göttern, der Lichtgott Balder, die Göttinnen Nerthus (Her-thus ober Hertha), Frigga (Wodans Gemahlin) und Freia (Freitag), Wasser- und Waldgeister, Zwerge, Kobolde und Riesen. Letztere vertreten die wilden und verheerenden Naturkräfte: Stürme, Feuer, Blitz, Waldströme. Nebel. Reif, Hagel, Schnee, Eis, Bergstürze u. s. w. Die Spuren des alten Götterdienstes finden sich zahlreich in den deutschen Volksmärchen wieder (Dornröschen, der Reiche und der Arme,

7. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 16

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
16 Frau Holle u. a.). — Die Germanen verehrten ihre Götter nicht in Tempeln (Tacitus erwähnt als Ausnahmen einen Tempel der Nerthus und einen der Tanfana*). sondern in Wäldern und Hainen. In solchen Hainen befestigten sie die Abzeichen der Götter, dort hingen sie auch die in der Schlacht erbeuteten Trophäen auf. Man suchte den Willen der Götter durch Weissagung zu erforschen, z. B. durch Beobachtung des Vogelfluges, des Wieherns der heiligen Rosse und durch Runen (runa — Geheimnis). „Runen waren Zeichen für irgend «inen Gott oder für einen Gegenstand des Zaubers. Durch Zauber hat sie nach der Sage Odhinn (Wodan) erfunden. Man schnitt sie in Waffen und Geräte ein, um diese gegen Schaden zu schützen. Man warf mit Runen bezeichnete Stäbe auf ein Tuch, zog einige davon unbesehen hervor und wahrsagte daraus in einem Spruch, worin die Runen der Stäbe zu den leitenden Gedanken wurden, aus denen sich dann, durch Wiederholung derselben Runen, der Stabreim (Allitteration) entwickelte. Auch bienten die Runen als Hausmarken zur Bezeichnung des Eigentums und heiligten so dasselbe: Vieh, Waffen, Geräte und das Haus selbst, an dessen Herd oder Firstbalken das Zeichen eingeritzt oder eingebrannt war. Erst als die Germanen mit den Römern bekannt wurden, erfuhren sie etwas von der Schreibekunst und verwendeten nun die Runen, die sie durch römische Schriftzeichen vermehrten oder solchen ähnlich machten, zu Buchstaben je nach dem Anfangslaut ihres Namens. Dieser Gebrauch blieb aber sehr beschränkt; bei größeren schriftlichen Aufzeichnungen benutzte man die lateinischen Buchstaben, die Runen nur zu feierlichen und religiösen Zwecken, Inschriften auf Grabsteinen und geheimnisvollen Dingen, Kalenberzeichen u. s. w. Die Runen würden nicht nur von links nach rechts, fonbern auch umgekehrt, von oben und von unten her, im Kreise herum u. s. w. gezeichnet. Das von dem römischen Alphabet am weitesten abtoeichenbe (skanbinavische) Runensystem zählt sechzehn Zeichen in brei Reihen und wirb nach den sechs ersten ,Futhork' genannt. Seine Zeichen sinb solgenbe: fe, Bich, (Besitz). >|< hagl, Hagel. 'J' tyr, Gott, Schwert, pl ür, Auerochse. naudh, Not, Zwang. |£ björk, Birke. P thure, Riese. | iss, Eis. P lögr, Meer. P 088,Mündung e.flusses. är (Jahr?) Ruder. ^ madhr, Mensch. Ix reidh, Reiten, Wagen. söl, Sonne. ^ yr, Eibenholzbogen, r kaun, Geschwulst. _______________ (Henne am Rhyn.)" *) Göttin des Herdes und Feuers.

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 18

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
18 eindringenden Feinde einhieben. Auf das Zeichen der Trompeten ordneten sich die Reihen zum Ansturm. Die Krieger erhoben einen wilden Schlachtgesang, den sie durch die an den Mund gehaltenen hohlen Schilde noch zu verstärken suchten. Vom Lager herüber tönte das Heulen der Weiber und das Dröhnen einer Art Heerpauke. Wurden die Germanen zurückgeworfen, so hielten die vordersten die Schilde vor und die in der Mitte stehenden hoben ihn über den Kopf, so daß gleichsam ein Schutzdach gebildet wurde, das schwer zu zerstören war. — Während der aus Ruten geflochtene ober aus Brettern gebildete Schild zum Schutze diente, verwendete man lange Lanzen zum Stoße, Frameeu (kurze Spieße) und Hakenlanzen zu Stoß und Wurf, Wurfspeere zum Fernkampfe. Aus der Ferne schleuderten die Krieger metallene Eicheln und Steine. Pfeile und Wurfäxte. Außer diesen Waffen bediente man sich sowohl des langen als des kurzen Schwertes wie auch der Keule. Die Schwerter der Germanen waren aber oft schlecht gehärtet und so unterlagen sie im Nahekampse dem gutgestählten Kurzschwert der Römer häufig. Ju ihren Kämpfen wurden den Germanen die heiligen Feldzeichen vorangetragen: die Bilder der Schlange und des Wolfes (Wodan), des Bären und des Bockes (Donar), des Ebers (Fro). außerdem Wodans Lanze. Donars Hammer, das Schwert des Ziu. Ein den Germanen eigentümliches Feldzeichen war der an einer Stange befestigte, gewebte Drache. — Durch den Ungestüm, mit welchem die Deutschen, oft gegen alle Regeln der Kriegskunst gegen die Feinde vorgingen, erregten sie selbst bei den Römern großen Schrecken; römische Schriftsteller bezeichnen ihre Kampfeswut als den furor Teu-tonicus. Chaen. ttm das Jahr 100 ging mit unseren Vorfahren außerhalb des bei'deno^en Germaniens eine große Veränderung vor: Das Christentum manen^nngt zu den Germanen, die in den von den Römern gegründeten hä7esstädten am Rhein (Konstanz, Basel. Straßburg. Speier. Mainz, Aen Bingen, Koblenz. Köln) und an der Donau (Ulm, Augsburg, Regens-maniensburg, Salzburg, Wien) wohnten. Seit Marc Aurel ward es Regel bei den römischen Kaisern, die Reste besiegter Völkerschaften, namentlich germanischer, im römischen Staatsgebiete anzusiedeln. Sehr viele Germanen lebten als Sklaven im römischen Reiche; große Scharen germanischer Jünglinge dienten als Söldner im römischen Heere: somit war Tausenden Gelegenheit geboten, mit dem Christentum bekannt zu werden. Aber die römischen Imperatoren sahen in dem

9. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 19

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
19 Christentum eine ihnen gefährliche Macht erstehen, einen Staat im Staate, und suchten es daher mit allen Mitteln zu unterdrücken. Gerade die besseren unter den Kaisern, ein Marc Aurel, Trajan, Diokletian erschöpften ihre Weisheit bei der Verfolgung der Christen. Infolgedessen blieb die Verbreitung der christlichen Lehre lange auf die Kreise der untern Volksschichten beschränkt. Erst allmählich wandten sich auch einzelne der Gebildeten und Höhergestellten dem Glauben an den gekreuzigten Christus zu. Namentlich seit der Regierung des Kaisers Gallienus (260—268), der den Christen wenigstens Duldung gewährte, vermehrte sich die Zahl der Bekehrten bedeutend. Sehr viele Christen fanden sich in den Heeren, auch die Menge der hochgebildeten Männer, welche im Christentum Frieden suchten und fanden, ward immer größer; trotzdem betrug die Zahl der Getauften zu den Zeiten Diokletians erst ein Zwölftel der Gesamtbevölkerung (ca. 150 Mill.), in der Westhälste des Reiches den 15., in den östlichen Ländern etwa den 10. Teil. Endlich vereinigten sich die zu gleicher Zeit regierenden Kaiser Galerius, Licinius und Konstantin (d. Große) dahin, ein Toleranzedikt (landesherrliche Verfügung kirchlicher Duldung) zu erlassen, welches am 30. April 311 in Nikomedia in Bithymen veröffentlicht wurde. Die christliche Religion erhielt dadurch als eine erlaubte eine gesetzliche Stellung im Staate, unter der Bedingung, daß die Christen sich der Staatsordnung fügten; sie sollten fortan „zu ihrem Gott beten für das Wohl der Kaiser und des Reiches und für ihr eigenes". Die Ausbreitung der Lehre vom Kreuze vollzog sich jetzt zwar viel schneller, aber das Heidentum war noch lange nicht überwunden, ja der Kaiser Licinius, der mit seinem Mitkaiser Konstantin in heißen Kämpfen um die Alleinherrschaft rang, hat den letzten entscheidenden Kampf als einen Entfcheiduugskampf zwischen den alten Göttern und dem „neuen fremden Gotte" bezeichnet. Konstantin, in dessen Heere 323 das Kreuz (eigentlich das Monogramm Christi ^) bereits Feldzeichen geworden war, siegte, doch erhob er die christliche Religion nicht zur Staatsreligion. Er beförderte die Ausbreitung des Christentums, berief auch Christen zu hohen Ämtern, steuerte zum Bau von Kirchen bei, ober er legte seine Würde als heidnischer Pontifex maximus nicht nieder, duldete auch keine Verfolgung der Heiden durch die Christen und ließ sich erst taufen, als er sein Ende herannahen fühlte. Leider hatten die Christen ihren schönsten Ruhm, strenge Sittlichkeit, Treue 2*

10. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 22

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
22 376 der Religionsfreiheit ein Ende gemacht, indem er die Lehre des Athanasius für die allein wahre erklärte und damit die Verfolgung der abweichenden Richtungen in der Kirche einleitete. Ihm folgte auf diesem Wege der Imperator Theodosius, der 380 auch für den Osten des Reiches das nicänische Bekenntnis für die einzig rechtmäßige katholische (— allgemeine) Lehre erklärte. Fortan begann der Vertilgungskamps gegen die Arianer, und nur die Goten blieben unbe-lästigt. Während die wandernden germanischen Stämme nach und nach dem Christentum gewonnen waren, herrschte im Innern Deutschlands immer noch das Heidentum.
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