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1. Theil 2 - S. 5

1867 - Breslau : Max
Justinian. Gelimer. Belisar. 3 vandalische Reich in Nordafrika erobert (534). Einige Züge aus diesem vandalischen Kriege sind merkwürdig. Der König der Vandalen, Gelimer, war vor dem tapfern Belisar ins rauhe Atlasgebirge geflohen. Hier fehlte es ihm an Allem, wäh- rend Belisar in der Hauptstadt Karthago seinen Einzug hielt. Gelimer wurde endlich von einem griechischen Unterfeldherrn (Pharas) gar eng eingeschlossen. Da redete ihm dieser zu, sich dem Kaiser zu ergeben. „Wäre es nicht besser," schrieb er ihm, „daß du bei den Griechen betteln gingest, als daß du bei den Vandalen verhungerst? Füge dir doch nicht selbst größeres Uebel zu, als deine Feinde dir zufügen wollen." — Der König gab ihm die Antwort: „Ich will nicht der Sklave eines ungerechten Fein- des sein, den ich mit keinem Worte beleidigt hatte und der mich doch mit Krieg verfolgt. Er ist ein Mensch wie ich; auch ihn kann noch, wie mich jetzt, die Hand des Unglücks ergreifen. Mehr kann ich nicht schreiben; die Größe meines Unglücks raubt mir die Gedanken. Lebe wohl! Ich bitte dich, sende mir eine Cither, ein Brod und einen Schwamm. Mit dem Brode will ich meinen quälenden Hunger stillen, mit dem Schwamme meine Thränen trocknen und mit der Cither meinen Gram zerstreuen." Er er- hielt das Verlangte; aber seine Noth nahm immer mehr zu; zu- letzt sah er, wie seine eigenen Verwandten verhungerten, und nun erst ergab er sich. Als er mit dem Sieger Belisar zusammentraf, schlug er ein lautes Gelächter aus. Man sah ihn verwundert an und glaubte, er habe den Verstand verloren; er aber sprach: „Ich bin von königlichem Geblüt, selbst König gewesen, habe ge- lebt in Pracht und Ueberfluß, und nun? — Nun bin ich halb verhungert, ein elender Gefangener! Muß ich da nicht über die Eitelkeit und Vergänglichkeit aller menschlichen Hoheit lachen?" — Als man ihn nach Constantinopel brachte, in die kaiserliche Rennbahn führte und er vor Justinian, der im kaiserlichen Schmucke aus dem Throne saß, niederknien sollte, ließ er keine Thräne fallen, keine Seufzer hören; aber er biß die Lippen zusammen und sprach für sich: „O Eitelkeit! O Eitelkeit! Es ist doch Alles eitel!" Wer denkt dabei nicht an Solon und Krösus! Uebrigens behandelte der Kaiser ihn freundlich, gab ihm ein hinlängliches Einkommen und wies ihm ein Landgut zur Wohnung an. — So tüchtig auch Belisar als Feldherr erscheint, eine so verächtliche ■ Rolle spielte er in seinem Hauswesen, und wieder war es ein Beweis, welch' traurigen Einfluß ein böses Weib oft 1*

2. Theil 2 - S. 10

1867 - Breslau : Max
8 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Deutschland. sie aus Ungarn über die Alpen, eroberten Oberitalien und mach- ten Pavia zur Hauptstadt. Von ihnen wird noch Oberitalien die Lombardei genannt. Alboin war ein roher Mensch. Er hatte, ehe er nach Italien gekommen war, einen König der Gepiden in Ungarn, Kunimund, erschlagen und aus dessen Schädel sich ein Trinkgefäß gemacht, dessen er sich bei der Tafel bediente. Auch zwang er die Tochter des erschlagenen Feindes, die schöne Rosamunda, seine Frau zu werden. Wie konnte sie aber den Mörder ihres Vaters lieben? Als er nun Italien eingenommen hatte und einst in Verona ein festliches Gastmahl hielt, befahl er im Rausche seiner Frau, sie solle aus dem Schädel ihres Vaters trinken. Rosamunda bebte zurück, aber sie mußte gehorchen, ge- lobte jedoch im Stillen, sich dafür an Alboin blutig zu rächen. Und das that sie auch. Sie beredete seinen Schildträger, ihn zu ermorden. Als Alboin eines Tages Mittagsruhe hielt, ließ sie jenen in das Schlafgemach, und so wurde der mächtige König im Schlafe durchbohrt. Aber die Strafe ereilte die Mörder. Rosa- munda und Helmichis mußten vor der Rache der Langobarden fliehen. Sie wandten sich nach Ravenna, wo der griechische Statt- halter (Longinus) sie in Schutz nahm. Rosamunda hatte zwar dem Helmichis die Ehe versprochen, da aber der Statthalter um ihre Hand warb, wollte sie sich von Helmichis losmachen und reichte ihm einen Giftbecher. Er trank; als er aber den Becher erst halb geleert, merkte er die Natur des Trankes. „Wenigstens sollst du mit mir sterben!" rief er zornglühend, zog das Schwert und zwang Rosamunden, den Rest zu leeren. So starben beide Uebelthäter. 53. Sitten, Sprache, Gesetze und Religion der deutschen Völker. Ein großer Theil der deutschen Stämme war zur Zeit der Völkerwanderung nach freniden Ländern gewandert und hatte hier zum Theil fremde Sitten angenommen. Nur die in Deutschland zurückgebliebenen bewahrten treu die von den Vorfahren ererbten Gesetze, Gewohnheiten und Sprache. Die bedeutendsten derselben waren unstreitig die Franken, die am Niederrheine wohnten und Weiberstuben an den Spinnrocken zurückkehren — eine Anspielung auf ferne kleine, unmännliche Gestatt. Da habe der gereizte Plann ausgerufen: „Nun wohl! so will ich ihr denn einen Faden spinnen, an dem sie genug zu wickeln haben soll!" Und nun seien die Langobarden durch ihn zu einem Einfall in Iralien berufen worden.

3. Theil 2 - S. 11

1867 - Breslau : Max
Wohnsitze. Sprache. Sitten. Gerichtswesen. 9 immer weiter nach Westen/ ins nördliche Frankreich vorrückten: ein tüchtiger, kräftiger Menschenschlag. In der Mitte von Deutsch- land wohnten die Thüringer; über ihnen, an der Weser, im jetzigen Westphalen und Hannover, die Sachsen; und über die- sen, an den Ufern der Nordsee, die wilden Friesen. In Schwaben saßen die Alemannen, im jetzigen Baiern die Bai- ern (Vojer), und in dem nordöstlichen und östlichen Theile von Deutschland, der jetzt Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Böhmen, Mähren und Schlesien heißt, nichts als Wen- den und Slaven, die sich durch schwarze oder braune Augen und schwarzes Haar von den blonden, blauäugigen Deutschen unterschieden und auch eine eigene Sprache redeten. Erst im vierten und fünften Jahrhundert breitete sich das Christenthum auch unter den deutschen Völkerschaften aus, nicht sowohl unter den Stämmen, die in Deutschland saßen, als unter denen, welche, wie z. B. die Gothen, in die Provinzen des römischen Reiches eindrangen; aber nur sehr allmälig. Einer der ersten Bekehrer zum Christenthum war hier der wackere Bischof Ulphilas, der zur Zeit des Anfangs der Völkerwanderung unter den Gothen lebte und seinen Landsleuten die Schreibekunst lehrte. Er über- setzte auch mit vieler Mühe die Bibel in ihrer Sprache, von welcher Uebersetzung wir noch einen Theil übrig haben. Mit der Kenntniß der christlichen Religion machten die Deutschen nun auch größere Schritte zur Ausbildung ihrer Sitten. Das Familienleben beruhte auf der Gewalt des Hausvaters als Oberhaupt, mit der Verpflichtung, die Seinigen zu schützen. Man nannte dieses „Muntw d. h. Schutz, Aufsicht. Wenn der Sohn die Waffen führen konnte, wurde er mündig; die Tochter trat bei ihrer Verheirathung in den Schutz des Gatten über. Das Ehebündniß wurde mit vielem Gepränge in der Volks- versammlung oder dem „Mahl" gefeiert, davon sich noch die Wörter: Gemahl, Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die ganze Volksgemeinde erscheinen durste, wurde an einem Hügel, oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen: einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmitteln, so mußte er einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fülle vor, wo nichts- würdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun

4. Theil 2 - S. 14

1867 - Breslau : Max
12 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Araber. lebendig geblieben, und hin und her kommt wohl solcher Aber- glaube auch heut noch vor. Den Ort, wo nach dem Tode die Tapfern hinkamen, nannten sie Walhalla und schmückten die Vorstellung davon recht kriegerisch aus. 54. Muhamed und seine Religion, 622. In der großen asiatischen Halbinsel, die Arabien heißt und deren Einwohner theils von ihren Viehheerden, theils vom Han- del leben, wurde, etwa 570, Muhamed (richtiger Mohammed) geboreu. Sein Vater hieß Abdallah, seine Mutter Emina ' oder Amöna, sein Geburtsort Mekka. Der Vater starb schon, als der Kleine erst zwei Monate alt war, und hinterließ nichts als fünf Kameele und eine alte Sklavin. Im sechsten Jahre nahm ihn sein alter Großvater Abu el Mo talleb, und im neunten sein Oheim Abu-Ta leb zu sich; Beide hielten ihn zur Thätigkeit an und Letzterer nahm ihn mit auf seine Handelsreisen, die er in die Gegend von Damaseus zu unternehmen pflegte. Als der Knabe heran wuchs, zog er die Augen Aller durch seine kräftige Gestalt, durch sein edles Gesicht und durch das Feuer, das aus seinen schwarzen Augen strahlte, auf sich. Wenn er mit festem Schritte einherging und den stolzen Nacken zurück- warf, ahnete Jeder in ihm den künftigen Herrscher, und öffnete er seinen Mund, den zwei Reihen herrlicher Zähne zierten, so riß er durch seine feurige Beredtsamkeit Alles hin. Mehrere Jahre führte er mit großer Thätigkeit und Treue die Handels- geschäfte einer alten reichen Wittwe, der Chadidscha, die ihm endlich aus Dankbarkeit ihre Hand gab und ihn dadurch zu einem reichen Kaufmanne machte. In ihren Geschäften hatte er oft weite Reisen gemacht, mit Karavanen ferne Länder durch- zogen und die Menschen und ihre Sitten aufmerksam beobachtet. Auch die Lehrsätze der mosaischen und christlichen Religion waren ihm nicht fremd; denn Alles, was ihn näher zur Kenntniß der göttlichen Dinge hinzuführen verhieß, zog ihn mächtig an, und oft sah man ihn bei den Karavanen, wenn die andern Handels- leute fröhlich zusammen waren und lustige Lieder sangen oder Mährchen und ihre Reiseabenteuer sich erzählten, einsam auf seinem Kameele reiten und in tiefen Gedanken auf nichts merken, was um ihn herum vorging. Rach und nach gab er die Handels- geschäfte auf, weil sie sein tiefes Gemüth nicht ansprachen, und zog sich in die Einsamkeit zurück. Ganze Wochen brachte er nun

5. Theil 2 - S. 16

1867 - Breslau : Max
14 Mittlere Geschichte, l. Periode. Araber. nahm seine Macht reißend zu; daher man auch von seiner Flucht den Ansang seiner Religion datirt, und die Muhamedaner von hier an ihre Jahre zählen. Sie fällt ins Jahr 622 und wird im Arabischen Hedschra genannt. Von Medina aus zog nun der neue Prophet mit seinem Haufen in der Gegend umher, raubte und plünderte und theilte die Beute redlich mit seinen Genossen, die nun durch das Band der Liebe und des Ver- trauens fest an ihn geknüpft waren. Und wo konnten sie es auch besser haben? Von Natur hat der Araber Hang zum unstäten und zum Räuberleben, und so lange sie unter Muhameds Fahne fochten, fehlte es ihnen an nichts. Endlich war er so stark, daß er seine Feinde in Mekka überfiel, diese damals schon den Ara- bern heilige Stadt eroberte und Alle, die bisher die Waffen gegen ihn getragen hatten, entweder niederhieb oder sie zwang, zu ihm überzutreten. Während die christliche Religion durch die sanftere Gewalt der Wahrheit sich Eingang verschafft hatte, wurde die muhamedanische durch die Waffen ausgebreitet. Nach- dem Muhamed Herr von ganz Arabien war, griff er auch die umliegenden Länder an und gab so seinen Nachfolgern das Beispiel, ein eroberndes Volk aus den Arabern zu machen. Alle unterworfene Völker mußten Muhamedaner werden; selbst an den damaligen griechischen Kaiser schickte er eine Aufforderung, seine Lehre anzunehmen, erhielt aber eine zwar höfliche, doch ab- lehnende Antwort. Als Muhamed 632 starb, legte man ihn in einen eisernen Sarg und begrub ihn in Medina, wo man noch den Sarg in einer reich geschmückten Moschee sehen kann. — Das heilige Buch, in welchem Muhameds Lehre verzeichnet ist, heißt der Koran, und enthält viel Gutes, aber auch vielen Aberglauben. Darin aber verdienen die Muhamedaner, die sich selbst Moslemin oder Gläubige nennen, vieles Lob, daß sie ihr heiliges Buch so achten, indem sie es sorgfältig aufheben und es nur mit heiliger Verehrung berühren; man kann sie nicht mehr kränken, als wenn man ihren Koran unglimpslich behandelt. Nach Muhameds Tode traten sein Schwiegervater Abu Be kr, dann Omar, hierauf Othman an seine Stelle und führten die Araber, die nachher von den Spaniern auch Mau- ren genannt wurden (woraus wir das Wort Mohr gemacht haben), zu neuen Siegen und Eroberungen. Diese seine Nach- folger nannte man Khalifen. Omar ging über die Landenge

6. Theil 2 - S. 17

1867 - Breslau : Max
Muhamed. Koran. Khalifen. 15 von Suez nach Afrika über und eroberte Aegypten (640). In der Hauptstadt dieses Landes, Alexandrien, war eine berühmte Bibliothek; in weiten Sälen lag aus langen Repositorien eine zahllose Menge von Pergamentrollen, und wer den Namen eines Gelehrten haben wollte, mußte in Alexandrien gewesen sein. Hierhin kam Omar. Seine rohen Araber stürzten — so heißt es — in das Bibliothekgebäude und hofften hier Schätze zu finden. Wie erstaunten sie über die vielen Rollen mit Schrift- zügen, die sie nicht kannten! Sie liefen zu Omar und fragten, was sie mit den Büchern machen sollten. „Ihr sollt sie ver- brennen!^ rief der Barbar; „denn entweder steht dasselbe darin, was im Koran, und dann sind sie überflüssig; oder es stehen andere Dinge darin, und dann sind sie verderblich. Also ins Feuer mit ihnen!" — Und darauf wurden mit den herrlichen Werken des Alterthums, die von einigen ägyptischen Königen mit großen Kosten zusammengebracht waren, mehrere Monate lang die Badestuben der Stadt geheizt, und viele treffliche Werke, deren Verlust wir noch schmerzlich bedauern, sind dadurch ganz verloren gegangen! Nach seinen Begriffen glaubte Omar nicht unrecht zu handeln. Dem Omar folgte Othman. Unter sei- ner Regierung wurde Cypern und Rhodus erobert und dessen berühmter Koloß zusammengeschlagen. Das Metall verkaufte man an einen Juden, welcher 900 Kameele damit beladen haben soll. Nach Othman regierte Ali, der Gatte der geliebten Tochter Muhameds, Fa time, der sich als Dichter wie als Krie- ger hervorthat. Unter ihm wurden zunächst weiter keine Er- oberungen gemacht. Er selbst wurde von einem Schwärmer er- mordet, und es erhob sich der Statthalter von Syrien, Moa- wijah (661), als Beherrscher der Gläubigen. Aber die An- hänger Alis blieben seinem Stamme treu, und so währt noch heute die Trennung fort zwischen den Schiiten (Perser, Araber), welche Ali für den ersten rechtmäßigen Nachfolger des Pro- pheten halten, und den Sunniten (Türken), welche auch die frü- hern Propheten anerkennen.*) Von Aegypten hatten die Mauren die ganze Nordküste von Afrika, längs dem mittelländischen Meere, durchzogen, bis an die * Sunniten genannt, weil sie die Sunna, ein zweites Gesetzbuch, von ge- ringerm Ansehen als der Koran, auch annehmen, während die Schiiten (Ab- trünnige) dasselbe verwerfen.

7. Theil 2 - S. 20

1867 - Breslau : Max
18 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. ließ, während der andere sich selbst töbtete, und den vierten mit einem Stückchen Land (Gens) abgefunden. Um nun einen Vor- wand zum Kriege zu haben, verlangte Chlodwig die Hand der Chlotilde, der Tochter jenes von Gundobald ermordeten Königs. Chlotilde willigte mit Freuden ein, um aus der Haft des ihr verhaßten Oheims loszukommen; desto verdrießlicher war der An- trag dem Gundobald, aber er fürchtete sich, den Chlodwig zu erzürnen und willigte ein. Vergnügt fuhr die Braut auf einem mit Ochsen bespannten Wagen von dannen und ließ auf der Reise, um sich an Gundobald zu rächen, alle burgundische Oerter, durch die sie kam, niederbrennen. Dann forderte Chlodwig die Mitgift seiner Frau; Gundobald schickte sie mit Ingrimm. Bald darauf gab es für Chlodwig ein neues Geschäft. Die oben erwähnten Alemannen, die theils im jetzigen Baden und Würtemberg, theils in der westlichen Schweiz, theils auf dem lin- ken Rheinufer wohnten, hatten sich ausgemacht und waren, den Rhein abwärts ziehend, bis Cöln vorgedrungen, wo auch ein fränkischer König, ein Vetter Chlodwigs, regierte. Chlodwig zog seinem Vetter zu Hülfe. Es kam zur Schlacht bei Zülpich, zwischen Aachen und Bonn (496). Die Franken wurden hart bedrängt; die Alemannen erhoben das Siegesgeschrei. Da, in der höchsten Roth, rief Chlodwig zu dem Gotte der Christen: „Wenn chu mir den Sieg verleihst, so will ich an dich glauben und mich aus deinen Namen taufen lassen; denn ich habe meine Götter angerufen, aber sie haben mir nicht geholfen, und daher muß ich glauben, daß sie keine Macht haben." Glücklicherweise wandte sich der Sieg; die Alemannen mußten die Obermacht der Franken anerkennen. Noch in demselben Jahre ließ sich Chlod- wig taufen. Der Bischof von Rheims, der heilige Remigius, verrichtete in der Domkirche dieser Stadt die feierliche Handlung, die der Aberglaube jener Zeit durch ein angebliches Wunder ver- herrlichen läßt. Als nämlich der Bischof den König salben wollte, war kein Oel da, weil der Geistliche, der die Flasche holen sollte, nicht durch das Volk dringen konnte. Während nun der Bischof in Verlegenheit dastand, kam von der Decke eine weiße Taube herabgeflogen, die im Schnabel ein Fläschchen trug, welches sie dem Bischof darreichte. Das darin enthaltene Oel verbreitete in der ganzen Kirche einen herrlichen Geruch, und man ging damit so sparsam um, daß es bis zur französischen Revolution gereicht hat, durch welche erst das Gefäß seinen Untergang gefunden.

8. Theil 2 - S. 24

1867 - Breslau : Max
22' Mittlere Geschichte. 1. Periode. Bonifacius. Anderes zu lehren, als was mit der Meinung der katholischen Kirche übereinstimmte, und weihte ihn zum Bischof ein. So ging er nach dem damals noch sehr rauhen, mit vielen Wäldern be- deckten Deutschland, und zog, das Evangelium predigend, unter vielen Mühen, Entbehrungen und Gefahren bei den Thüringern, Hessen, Sachsen und Friesen umher. Einst kam er ins Land der Hessen. Hier traf er (in der Gegend des nachherigen Hofgeis- mar) eine Eiche von ausnehmender Dicke, die von den einfälti- gen Leuten als ein Hauptsitz des Donnergottes verehrt wurde. Bonifacius belehrte sie über den einigen Gott, den unsichtbaren und doch allgegenwärtigen, über Jesus, den Sohn Gottes, und über das Heil der Welt, das durch ihn den Menschen dargebo- ten sei. Aufmerksam hörten sie zu, aber die Meisten schüttelten noch zweifelnd den Kopf. Da ließ sich der kühne Mann eine Axt bringen und machte Anstalt, die Eiche zu spalten. Wie ent- setzten sich nicht die Hessen über den vermeintlichen Frevel, und wirklich umringte ihn schon ein Haufen und drohte, ihn umzu- bringen. Aber Andere hielten sie zurück und meinten, der Gott im Baume würde sich schon selbst helfen und den Frevler nieder- schmettern. Da trat Bonifacius mit festem Schritte heran und vollführte einen starken Schlag auf den Baum, und voll Ver- wunderung sahen sie den Mann noch immer unversehrt da- stehen. Nun fiel Schlag auf Schlag, und mit jedem Schlage sank der Aberglaube der Leute immer mehr. Endlich stürzte die Eiche krachend zu Boden und zugleich schwand auch der Aberglaube der Hessen. Gläubig wandten sie sich nun zu den Lehren des Christenthums und nahmen willig die heilige Taufe an. — Der Papst, dessen geistlicher Obergewalt Bonifacius das bekehrte Deutsch- land unterworfen hatte, belohnte den treuen Glaubensboten mit der Würde eines Erzbischofs von Mainz. Recht passend heißt er der Apostel der Deutschen. Noch in seinem hohen Alter (er war schon 70 Jahre alt) gönnte er sich keine Ruhe, sondern un- ternahm noch eine Bekehrungsreise zu den Friesen. Diese aber schlugen den wackern Mann todt, der schon auf Erden sich den Himmel durch seinen edlen Eifer verdient hatte. Er lebte zu der Zeit Karl Martells und starb 755. In Fulda liegt er begraben. Es ist eben bei Bonifacius des Papstes erwähnt worden. Man merke sich über denselben Folgendes. In den ältesten Zei- ten des Christenthums standen jeder christlichen Gemeinde Auf-

9. Theil 2 - S. 25

1867 - Breslau : Max
Papste. 23 jeher ober Aelteste vor. Jene nannte man in der griechischen Sprache Episkopen, diese Presbyteri. Aus jenem Worte ist der Name Bischof und aus diesem der Name Priester ent- standen. Ihr ganzes Verdienst setzten diese Männer darein, durch frommen Wandel der Gemeinde vorzuleuchten und ihr den Weg Zn Gott zu zeigen. Aber nachdem Constantin ein Christ gewor- den war, den Geistlichen große Macht und Ehre verliehen und den einfachen christlichen Gottesdienst mit heidnischem Pompe verbunden hatte, wurde es in mancher Beziehung anders. Der stille, bescheidene, christliche Sinn verschwand mehr und mehr, und Hochmuth und Streitsucht traten an seine Stelle. Die Bi- schöfe, die nun nicht mehr einer einzelnen Gemeinde vorstanden, sondern ganze Kirchensprengel unter sich hatten, sahen nicht sel- ten mit Verachtung auf die niedrigen Geistlichen herab, nahmen für sich allein das Recht in Anspruch, kirchliche Gesetze zu geben, und verfolgten Die, welche ihnen zu widersprechen wagten, hier und da mit äußerster Heftigkeit. Unter den Bischöfen wieder erhielten diejenigen, welche in den Hauptstädten waren, eine grö- ßere Macht als die andern. Sie nannten sich Metropoliten oder Primaten, und bald brachten sie es dahin, daß sie die andern Bischöfe in ihr Amt einweihten und daß ihnen ein grö- ßerer Kirchsprengel gegeben wurde. Unter den Metropoliten aber erlangten die größte Macht die, welche in Rom, Alexandrien, Jerusalem, Antiochien in Syrien und in Constantino- pel wohnten, weil diese fünf Städte die Hauptstädte der vier Provinzen waren, in welche Constantin der Große das römische Reich getheilt hatte. Diese fünf nahmen den Namen Patriar- chen an und erhielten mehrere Vorrechte, z. B. die Bischöfe zu bestätigen und einzuweihen. Die oberste Aufsicht über bte Kir- chensachen im ganzen römischen Reiche wurde unter diese vertheilt. Es konnte nicht fehlen, daß endlich unter den Patriarchen wieder der in Rom und der in Constantinopel die größte Gewalt erhielten; sie hatten ja am Kaiser eine vorzügliche Stütze, und ihre Städte waren die Hauptstädte des ganzen großen Reichs, während die Patriarchen in Antiochien, Jerusalem und Alexan- drien unter die Herrschaft der Araber gekommen waren. Aber jene geriethen bald miteinander in den heftigsten Streit, weil jeder von ihnen der Erste sein wollte. Besonders entschieden Zeigte sich der römische Bischof. Er behauptete geradezu, er stände als Nachfolger des Petrus, des ersten unter den Aposteln, unter

10. Theil 2 - S. 26

1867 - Breslau : Max
24 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. keinem als unter Gottes Gericht, und schon durch sein Amt sei er eine heilige Person. Das wollten nun lange Zeit die andern Bischöfe so wenig wie der Kaiser ihm zugeben; aber mit einer bewunderungswürdigen Hartnäckigkeit ließen die römischen Bi- schöfe von ihrer Forderung nicht ab, und jeder hoffte, seine Nach- folger würden sie schon durchsetzen, wenn es ihm selbst auch nicht ganz damit gelänge. Zu Ende des vierten Jahrhunderts schon waren die Patriarchen in Antiochien und Alexandrien denen in Rom und Constantinopel untergeordnet. Der in Rom nannte sich nun Papst; er behauptete, wie gesagt, er sei ein Nachfolger des Petrus; denn dieser habe — was aber nie erwiesen und höchst unwahrscheinlich ist — die römische Gemeinde gestiftet; auch könne er in Glaubenssachen nicht irren, weil der heilige Geist ihm Alles, was er thäte und sagte, eingäbe. Dieser Anmaßung widersprach der Patriarch in Constantinopel; aber jeder blieb bei seiner Meinung und that den andern in den Bann. Im nenn- ten Jahrhunderte wurden die Streitigkeiten so heftig, daß sich beide Kirchen, die römische oder katholische und die grie- chische, endlich 1053*) voneinander trennten, und sie habeil sich nie wieder vereinigt (siehe Abschnitt 63). Noch heute nennt die eine die andere die abtrünnige (schismatische). Der entscheidendste Schritt zu der welthistorischen Stellung des Papstthums ward durch die Franken unter Pipin herbei- geführt, an welchem sich der Papst eine Stütze geschaffen hatte, dadurch, daß er die Thronentsetzung des letzten Merowingers, an dessen Stelle Pipin trat, zum Voraus billigte. Zur Vergeltung erwarb dieser durch zwei siegreiche Feld- züge nach Italien dem römischen Stuhle Unabhängigkeit von den bilderstürmenden Kaisern und verlieh ihm durch „die Pipinsche Schenkung" das den Langobarden entrissene Ge- biet des Exarchats am adriatischen Meere von Ravenna bis Ancona Dadurch wurde der Grund zur weltlichen Herrschaft des Papstthums gelegt. Zum Dank erhielt Pipin den Titel „Patrizius von Rom", welcher ihm Recht und Pflicht des Schutzes sowohl gegen die aufrührerische Bevölkerung Roms als gegen die Angriffe der Lombarden übertrug. *) Die griechische Kirche hal nicht wie die römische 1 Oberhaupt, sondern 5: 1) der Patriarch von Jerusalem, 2) der von Antiochien, 3) der von Alexan- drien, 4 der von Constantinopel, 5) der heilige Synod in Rußland.
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