1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Mittlere Geschichte. 1. Periode. Araber.
lebendig geblieben, und hin und her kommt wohl solcher Aber-
glaube auch heut noch vor. Den Ort, wo nach dem Tode die
Tapfern hinkamen, nannten sie Walhalla und schmückten die
Vorstellung davon recht kriegerisch aus.
54. Muhamed und seine Religion, 622.
In der großen asiatischen Halbinsel, die Arabien heißt und
deren Einwohner theils von ihren Viehheerden, theils vom Han-
del leben, wurde, etwa 570, Muhamed (richtiger Mohammed)
geboreu. Sein Vater hieß Abdallah, seine Mutter Emina
' oder Amöna, sein Geburtsort Mekka. Der Vater starb schon,
als der Kleine erst zwei Monate alt war, und hinterließ nichts
als fünf Kameele und eine alte Sklavin. Im sechsten Jahre
nahm ihn sein alter Großvater Abu el Mo talleb, und im
neunten sein Oheim Abu-Ta leb zu sich; Beide hielten ihn zur
Thätigkeit an und Letzterer nahm ihn mit auf seine Handelsreisen,
die er in die Gegend von Damaseus zu unternehmen pflegte.
Als der Knabe heran wuchs, zog er die Augen Aller durch seine
kräftige Gestalt, durch sein edles Gesicht und durch das Feuer,
das aus seinen schwarzen Augen strahlte, auf sich. Wenn er
mit festem Schritte einherging und den stolzen Nacken zurück-
warf, ahnete Jeder in ihm den künftigen Herrscher, und öffnete
er seinen Mund, den zwei Reihen herrlicher Zähne zierten, so
riß er durch seine feurige Beredtsamkeit Alles hin. Mehrere
Jahre führte er mit großer Thätigkeit und Treue die Handels-
geschäfte einer alten reichen Wittwe, der Chadidscha, die ihm
endlich aus Dankbarkeit ihre Hand gab und ihn dadurch zu
einem reichen Kaufmanne machte. In ihren Geschäften hatte er
oft weite Reisen gemacht, mit Karavanen ferne Länder durch-
zogen und die Menschen und ihre Sitten aufmerksam beobachtet.
Auch die Lehrsätze der mosaischen und christlichen Religion waren
ihm nicht fremd; denn Alles, was ihn näher zur Kenntniß der
göttlichen Dinge hinzuführen verhieß, zog ihn mächtig an, und
oft sah man ihn bei den Karavanen, wenn die andern Handels-
leute fröhlich zusammen waren und lustige Lieder sangen oder
Mährchen und ihre Reiseabenteuer sich erzählten, einsam auf
seinem Kameele reiten und in tiefen Gedanken auf nichts merken,
was um ihn herum vorging. Rach und nach gab er die Handels-
geschäfte auf, weil sie sein tiefes Gemüth nicht ansprachen, und
zog sich in die Einsamkeit zurück. Ganze Wochen brachte er nun