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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 24

1877 - Oldenburg : Stalling
24 König!'' mit freudigem Jubel begrte. *) Die Steuerfreiheit des Adels und der Geistlichkeit wurde wieder hergestellt, die Inquisition und Folter wieder eingefhrt, die Jesuiten wurden zurckberufen und den Klstern ihre frheren Gerechtsame und Besitzungen zurckgegeben. Zwar hatte der König das Versprechen ertheilt, die alten Cortes zu berufen und eine freisinnige Verfassung zu gehen, aber ohne sich an dieses Ver-sprechen zu binden, lie er jetzt eine scheuliche Verfolgung der Liberalen durch das ganze Land ergehen, vor der Nichts als servile Gesinnung schtzen konnte. Die Anhnger der Cortes-Verfassung, die Josephinos, d. h. diejenigen, welche zur Zeit der Franzosenherrschaft Aemter bekleidet, sogar die Freiheits-* Ampfer, die einst, wie die Generale D'dortnojit, Alava, Salvo di Rosa, fr Ferdinand Vii. gefochten hatten, ganz besonders aber die Freimaurer, muten in den scheulichen Kerkern der Inquisition schmachten Bis zum Juli 1814 zhlte man schon 50,000 Verhaftete. Bei den Untersuchungen wandte man die rgsten Folterqualen an, um von den Po-litisch Verdchtigen Gestndnisse zu erpressen, und Hinrichtungen durch Beil, Strang, Pulver und Blei waren so hufig, da die Henker erlahmten und man zu massenhaften Abschlachtungen schritt. Auf diese Weise wuten der König und seine Um-gebung, die von den Gegnern Camarilla genannt wurde, und zum Theil aus Mnnern der niedrigsten Herkunft und der geringsten Bildung bestand, ihre Rache zu befriedigen. Tausende verlieen ihr Vaterland, um in England oder Frankreich Schutz zu suchen. Die Finanzen geriethen in heillose Ver-wirrung, die Flotte lag abgetakelt und unbrauchbar in den Hfen, das Heer war ohne Sold, und barfige und zer-lumpte Offiziere bettelten oft verschmt die Vorbergehenden um Almosen an. Landbau und Gewerbe sanken immer mehr, und Ruberbanden trieben frech ihr Wesen. Die Mistim-mung im Heere war allgemein, und Ferdinand suchte sie da-durch zu dmpfen, da er die unruhigsten Regimenter nach Amerika bersetzen lie, dessen abgefallene Colonien er wieder *) der König zu einem feiner Begleiter sagte: Siehst du, wie das Volk mir zujauchzt? wie die Taschentcher aus allen Fenstern flattern?" gab dieser die feine Antwort: Ja, aber wenige von Batist."

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 142

1877 - Oldenburg : Stalling
-I- ' rttm' ""i - 142 Trauer legte sich der die Hauptstadt, und von allen Kirch- | thrmen klang Gelut, als sollte die Monarchie zu Grabe gebracht werden. Die Schotten waren bereit, mit bewaffneter j Macht die Bill zu untersttzen. Unter solchen Umstnden j konnte Wellington kein Ministerium bilden, da die bedeutend- jj sten Tories die Uebernahme verweigerten. Graf Grey kehrte I ins Ministerium zurck mit der Vollmacht, so viele Pairs zu f ernennen, als zur Erlangung der Majoritt fr die Annahme I der Bill nthig sein wrden. Der Widerstand der Tories f war gebrochen; am 4. Juni 1832 ging mit einigen Aende- j rungen die Reformbill auch im Oberhause durch und wurde i am 7. Juni vom Könige besttigt. Damit war, wie Graf f Grey selbst sagte, eine Endmaregel durchgefhrt, da die neue Volksvertretung alle knftig erforderlichen Reformen auf dem Wege des Gesetzes herbeifhren werde. Mit dem Siege der Reformbill waren aber die Leiden i Irlands noch nicht geheilt. Hier erbte der Ha der katho- 1 lischen Bevlkerung gegen ihre protestantischen Unterdrcker von Geschlecht zu Geschlecht: die Iren konnten es nicht ver- J gessen, da der Acker, von welchem sie jetzt einen schweren J Zins erlegen muten, einst das Eigenthum ihrer Voreltern | gewesen war. Sie fhlten dies um so drckender, da der | Ackerbau unter solchen Umstnden die starke Bevlkerung der | Insel, die keine andere Erwerbsquelle kannte, nicht ausreichend I ernhrte. Die schreiendste Ungerechtigkeit aber war, da die J englische Staatskirche allmhlich alles katholische Kirchengut 1 an sich gerissen und zu ihren Zwecken verwendet hatte. Da- ; bei blieb es jedoch nicht. Die katholische Bevlkerung war zur Unterhaltung der protestantischen Kirchen- und Psarr- j gebude verpflichtet, mute den protestantischen Pfarrern den Zehnten und bei Taufen, Hochzeiten und Begrbnissen die Gebhren zahlen. Whrend die Iren also zur Unterhaltung?! einer fremden Kirche beitragen muten, hatten sie auerdem noch ihre eigene Kirche und Geistlichkeit zu erhalten. Die | irischen Zustnde nahmen mehrere Jahre lang die Thtigkeit | der englischen Minister in Anspruch, indem die Whigs auf Mittel zur Erleichterung der Iren ausgingen, die Tories ihr | protestantisches Uebergewicht zu behaupten suchten. O'connell stiftete schon vor Einbringung der Reformbill einen Verein,

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 104

1877 - Oldenburg : Stalling
104 durch Gerechtigkeit, Weisheit und Besonnenheit die Achtung des gesammten Volkes im hchsten Grade zu erwerben. So groß war das Vertrauen auf seine Weisheit, seine politische Erfahrung und seinen edlen Charakter, da die Strme des Jahres 1848 den belgischen Staat unberhrt lieen. Er starb, von einem freien Volke betrauert, am 10. December 1865. Es folgte ihm sein Sohn Leopold Ii. *) Ix. Die polnische Revolution. Polen russische Pro-vinz. Rulands politisches Uebergewicht. Alexander I. hatte zu einer Zeit, wo er, von der Re-action noch unbeeinflut, fr freisinnige Ideen empfnglich war, den Polen aus eigenem Antriebe eine Verfassung gegeben (1815). Sie hatten einen eigenen Reichstag und Senat, ihre eigenen Finanzen, ein Nationalheer, eine besondere Verwaltung, *) Von den beiden Parteien im Lande, den Klerikalen und Liberalen, hatte keine ein so entschiedenes Uebergewicht, da sie das Regiment auf die Dauer in ihrem Sinne htte führen knnen. Beide Parteien hielten sich die Wage, und Leopold I. hatte den Grundsatz, kein Gesetz zu besttigen, welches die Herrschaft der einen Partei der die andere fest-gestellt haben wrde. Im Jahr 1856 wurde vom 21.24. Juli das 25jhrige Bestehen der Verfassung mit groer Pracht gefeiert. Die Klerikalen wuten auf dem Gebiete des hheren Schulwesens ihren Einflu in sofern geltend zu machen, als die Ansprche fr die Staats-Prfungen herabgesetzt und die Maturittsprfungen fr die Universi--tten beseitigt wurden, so da fr den Besuch der letzteren ein Certificat gengte, welches geistliche Privatschulen ebenso ausstellen konnten, wie die Staatsgymnasien. Dagegen endete der Kamps der das Wohl-thtigkeitsgesetz, d. h, um Beseitigung der Staatsaufsicht der die Stiftungen zu wohlthtigen Zwecken, die nach dem Gesetz den Kleri-kalen in die Hnde gegeben werden sollte, unter lebhafter Aufregung des Volks, das der die Zunahme der Klster murrte, mit dem Siege der Liberalen (1857). Im Januar 1869 starb der mnthmaliche Thronfolger. Mit Juni desselben Jahres kam das klerikale System zur Herrschaft. Im letzten Kriege stellte die belgische Bevlkerung ihre Sympathien fr Frankreich und ihren Aergcr der die deutschen Siege offen zur Schau, aber der Gedanke der allgemeinen Wehrpflicht, der sich auch hier in Folge dieses Krieges regte, kam nicht zur Durchfhrung.

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 117

1877 - Oldenburg : Stalling
117 Unterdrckung ein, die sich immer mehr steigerte und im Vergleich mit welcher die trkische Herrschaft der die Griechen noch fr milb gelten mute. Diejenigen Mitglieber des Reichstages, die fr die Thronentsetzung des Hauses Romanow ge-stimmt hatten, wrben im Betretungsfalle nach Sibirien geschickt, gegen die Generale eine Untersuchung eingeleitet. *) Die Gter der Ausgewanberten wrben eingezogen, was bei Czar-toryski allein an 30 Millionen polnischer Gulden betrug. Die Entflohenen und Gechteten, beren man an 4000 rechnete, wanbten sich unter allgemeiner Theilnahme der Völker an ihrem Geschicke bet Deutschland nach der Schweiz, nach Frankreich und England, um in der Verbannung, das Brob der Trbsal essenb, gnstigerer Zeiten zu harren. Noch grer war das Unglck, das der das Land als solches verhngt wrbe. Alle Klassen des Volkes wrben einer unerhrten Militr- und Polizeityrannei unterworfen. Das ganze Land wrbe entwaffnet und den Bauern alle schneibenben Werkzeuge mit Ausnahme der zum Ackerbau nothwenbigen, abgenommen. Verheimlichung von Waffen warb mit dem Tode bestraft. Die russischen Behrben wetteiferten in Grausamkeit, Habsucht und Treulosigkeit in der Behanblung der Unterworfenen. Die Constitution von 1815 wrbe aufgehoben, bagegen das Land zu einer russischen Provinz mit gesonberter Verwaltung gemacht, in >eren einzelnen Palatinaten durch ein sogenanntes organisches Statut berathende Versammlungen eingesetzt wrben, die ohne alle Bebeutung waren. Paskewitsch, der fr die glckliche Beenbigung bieses Krieges den Titel: Fürst von Warschau erhalten, wrbe als Statthalter an die Spitze der Militr - und Civilgewalt gestellt. Die Polen bilbeten kein ; selbststnbiges Heer mehr, sonbern wrben den russischen Re-! gimentern einverleibt und in die entferntesten Gegenben, be-I sonbers nach dem Kaukasus, geschickt. Die Universitten zu Warschau und Wilna wrben geschlossen, die Schulen auf russischen Fu eingerichtet und russische Sprache und Geschichte .zu den wichtigsten Lehrgegenstnben erhoben. 25er Hebung der .katholischen Religion suchte man die grten Hinbernisse ent- *) Der elende Krukowiecki wurde in eine Heine Stadt im Innern ^'Rulands verwiesen, wo er mit Verachtung beladen endete.

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 188

1877 - Oldenburg : Stalling
188 sich von Tag zu Tag, einerseits gereizt durch die vielen gegen ihre Preorgane und ihre Hupter verhngten Verfolgungen, andrerseits ermuthigt durch die fast regelmig freisprechenden Urtheile der Geschworenen. Vor die Schranken der Kammer selbst gefordert, hielten die Redacteure der Linken, Godefroy Cavaignac und Armand Marrast, ihren Ausdruck, da die Kammer eine feile Krperschaft" sei, in der verwegensten Sprache aufrecht; sie bewiesen, da bei den Brsenspeculatio-nen diejenigen Abgeordneten begnstigt seien, welche durch ihre Verbindung mit der Regierung einen Tag frher als Andere von den Conjuncturen unterrichtet feien; sie erinnerten an die ungeheure fr geheime Ausgaben bestimmte Summe, an die Ausgangszlle und Einfuhrprmien, welche ausfchlie-lieh den groen Hufern und der privilegirten Klaffe der Whler zu Gute kmen. Die Kraft der republikanischen Partei concentrirte sich in dem neu gegrndeten Verein der Menschenrechte, der das alte Napoleonische Gesetz umging und in Sectionen von weniger als 20 Mitgliedern zerfiel, deren Zahl in Paris bis zur Mitte des Jahres 1833 auf 163 anwuchs. Unter den Huptern befanden sich Generale (Lafayette), Ad-vokaten, Abgeordnete, Journalisten; man bte sich in den Waffen und eine gemeinsame Kaffe ward gebildet. Der Verein breitete sich der ganz Frankreich aus und fhrte in der Presse eine eben so verfhrerische als aufreizende Sprache. Unter 32' , Millionen Einwohnern," hie es, zhlt Frankreich 500,000 schwelgende Miggnger, eine Million glcklicher Sclaven, 31 Millionen Heloten, Parias, groe Seelen, die bei der Geburt allen Qualen des Krpers und Geistes ge-weiht sind. Das Knigthum kann das Glck und die Leiden nur von einer Stelle an die andere setzen, die Republik allein vermag deren Quelle auszutrocknen, jedem Einzelnen seinen Antheil an Genu und Glck zu geben. Die Republik allein kann eine Regierung führen, die keinen groen Aufwand fordert; sie wird nur Brger zu Soldaten haben. Geringe Steuern; der Arbeiter wird seinen Lohn mit dem Unternehmer festsetzen; der Fiscus wird dem Proletarier nicht mehr jedes Stck Brod und jedes Glas rothgefrbtes Waffer zuzhlen." In einer solchen Sprache buhlten Männer, wie Lafayette, Cavaignac, Garnier-Pages um die Gunst der groen Masse,

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 18

1877 - Oldenburg : Stalling
- 18 es msse etwas Auerordentliches geschehen, in sich zu einer Art von stillem Wahnsinn genhrt und gesteigert, und sein entschlossener, furchtloser Wille schritt zur That. Als die hassenswrdigste Persnlichkeit, als der eigentliche Verrther der deutschen Freiheit erschien ihm Kotzebue: er sollte fallen. Ohne von seinem Plane etwas merken zu lassen, reiste er von Jena nach Mannheim, wohin Kotzebue bergesiedelt war. Am 23. Mrz 1819, um elf Uhr Morgens, lie sich Sand in Kotzebue's Wohnung melden, und ward auf den Abend zwischen 4 und 5 Uhr wiederbestellt. Er fand sich zur bestimmten Zeit ein und ward in em Zimmer gefhrt, in das Kotzebue bald nachher eintrat. Sofort brachte ihm Sand mit den Worten: Hier, Verrther des Vaterlandes!" mehrere Dolchstiche bei, die nach einem kurzen Hlferufe alsbald den Tod des Opfers zur Folge hatten. Whrend die Familie des Ge-mordeten herbeistrzte, stie der Mrder, die Treppe hinunter-eilend, sich selbst den Dolch in die Brust, rief dann, auf der Strae angelangt: Hoch lebe mein deutsches Vaterland!" kniete nieder und stie sich mit den Worten: Ich danke dir, Gott, fr diesen Sieg!" zum zweiten Mal das Messer in die Brust. Von der herbeieilenden Wache wurde er bewutlos in ein Krankenhaus, dann in ein Gefngni gebracht, wo er von seinen Wunden genas und einer strengen gerichtlichen Untersuchung unterworfen ward. So sehr man auch darauf ausging, einer angeblich weit verzweigten Verschwrung oder geheimen Vehme auf die Spur zu kommen*), so konnte man doch keine Mitwisser oder Mitschuldige entdecken, weil Sand keine solchen hatte. Dieser Unglckliche, der, ohne zur Er-kenntni seines Frevels zu kommen, bis zum letzten Augen-blick fr seine That begeistert blieb, in dem Wahne, Deutsch-land einen Dienst geleistet zu haben, wurde am 20. Mai 1820 zu Mannheim mit dem Schwerte hingerichtet. *) Bald nach Sand's That machte ein junger Apotheker, Namens Lhning, am I.juli 1819 einen erfolglosen Mordanfall auf den Staats-rath von Jbell, den Vorkmpfer der Reaction in Nassau, und ermor-dete sich hierauf selbst. Dieser Fall mute die Besorgni vor einer geheimen Verschwrung noch steigern.

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 95

1877 - Oldenburg : Stalling
95 gegen den Bischof nicht strenger als gegen jeden Anderen vorgegangen war, so lag doch in diesem Falle in dem Versah-ren der Regierung ein Migriff, der von den Belgiern als Verhhnung ihres Glaubens betrachtet wurde und den tiefsten Ha des Klerus gegen den König hervorrief. Die Geistlich-feit fhlte sich in ihren innersten Interessen verletzt, als der König das gesammte Unterrichtswesen, in dem sie ein ihr mit Recht zukommendes Gebiet sah, unter weltliche Behrden stellte. Gymnasium und Elementarschulen wurden dadurch gehoben und ein sogenanntes philosophisches Collegium" zu Lwen gegrndet, dessen Vorlesungen Jeder, der ein geistliches Amt beanspruchte, eine Zeit lang besucht haben mute. Der König wollte hierdurch die ffentliche Erziehung verbessern und ein aufgeklrtes Geschlecht heranbilden, aber wenn auch in dem Collegium Nichts gegen das katholische Dogma gelehrt wurde, so war es der Geistlichkeit schon deshalb verhat, weil es von einem protestantischen Fürsten ausging, und diese wandte sich nur um so mehr der Richtung der Jesuiten und Ultramon-tanen zu. Das ganze Volk aber sah in der Weisung, das Hollndische als amtliche Sprache zu betrachten, nur eine Ab-hngigkeit von Holland und eine Unterdrckung der belgischen Nationalitt, und murrte laut, da es zur Tilgung der hol-lndischen Staatsschuld herangezogen und deshalb mit neuen Steuern belastet ward. Als der König im Sommer 1829 eine Reise durch Bel-giert machte und berall mit groen Ehren und Freudenbezeu-gungen empfangen wurde, lie er sich hierdurch der die wahre Stimmung des Volkes vllig tuschen. In Lttich erklrte er den Staatsbehrden, er wisse nun, was er von den angeb-lichen Beschwerden zu halten habe, man danke das Alles den Absichten einiger weniger, die ihre Sonder-Interessen htten, ein solches Betragen sei infam. Das Wort zndete, und in Flandern, dem Heerde der klerikalen Opposition, bildete sich ein Orden der Infamen", dessen Mitglieder eine Medaille trugen, die ein offenes Buch darstellte, mit der Aufschrift: fideles jusqu' l'infamie!" mit Anspielung auf den Wahl-spruch der ehemaligen Geusen: Getreu bis zum Bettelsack!" (fideles jusqu' la besace!). Der Geist des Widerstandes und der Abneigung gegen

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 198

1877 - Oldenburg : Stalling
Da Thiers Kriegsrstungen eine Mehrausgabe von 185 Mill. Fr., die Befestigung von Paris weitere 140 Mill. Fr. verursacht hatte, so sollte der Ausfall in den Finanzen durch eine Erweiterung der Personensteuer gedeckt werden. Eine neue Volkszhlung wurde angeordnet, nach welcher neue Listen fr die Personalsteuer angelegt werden sollten. Eine groe Zahl von Handwerksgesellen, Fabrikarbeitern, Tagelhnern, u. f. to. hatte sich bisher dieser Steuer entzogen, und empfand deren Beitreibung als unertrglichen Druck. Unordnungen und Gewaltthtigkeiten kamen an vielen Orten Frankreichs vor. In Paris machte sich die innere Ghrung in einem Mordanfall auf den Herzog von Aumale Luft, den vierten Sohn des Knigs Ludwig Philipp. Als dieser aus Algerien zurckkehrend am 13. September 1841 an der Spitze seines Regiments in Paris einzog, erscholl in der Vorstadt St. An-toine das Geschrei: Nieder mit Ludwig Philipp! Nieder mit Guizot!" Zugleich fiel ein Schu auf den Herzog von Au-male, der nur durch eine zufllige Bewegung seines Pferdes gerettet wurde. Der Thter Namens Quenisset, frher Sol-bat im Regiments des Herzogs, und wegen eines groben Vergehens zu Kettenstrafe verurtheilt, hatte sich biefer zu entziehen gewut und seine Verurtheilung am Herzoge rchen wollen. Er wrbe zum Tode verurtheilt, von Ludwig Philipp aber zur Deportation nach Norbamerika begnabigt. Der Proze gegen Quenisset lie einen Blick in das Treiben der dmonischen Krfte werfen, die an der Zerstrung der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung der Dinge ar-betteten. Es war nicht zu lugnen, da sich die Regierung und Gesetzgebung in den Hnden des Reichthums befand, und da die herrschenden Klassen keineswegs, wie es ihre Pflicht verlangte, bemht waren, diejenigen Klassen, die, weil sie zur Fristung ihrer Existenz nur auf den Ertrag ihrer Denkmal der Kunst knne das Schicksal des auerordentlichen Mannes so treffend bezeichnen, wie seine Grabessttte auf dein erloschenen Vulcane von St. Helena. Der neue Prometheus htte fr immer aus dem Felsen gelassen werden sollen, an welchen er von der Furcht und dem Hasse seiner Feinde geschmiedet worden, und wo Gram und Stolz, wie der Geier an den Eingeweiden des Titaniden an seinem Leben genagt hatten."

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 202

1877 - Oldenburg : Stalling
zuletzt nicht ihn, sondern den König selbst, der im Wesent-lichen die Anschauungen seines Ministers theilte. Um dem Nationalstolz Befriedigung zu gewhren, hatte Ludwig Philipp ein Geschwader unter dem Befehl des Ad-mirals Dupetit-Thouars nach dem stillen Dcean geschickt. Nachdem die Franzosen im Mai 1842 die Marquesas-Jnseln in Besitz genommen, segelte das Geschwader nach den Gesell-schaftsinseln, und nthigte die Knigin von Otahaiti, Namens Pomare, sich unter franzsischen Schutz zu stellen. Aus dieser Besitznahme und in Folge ungerechter Behandlung der K-nigin Pomare entstanden blutige Streitigkeiten mit den Ein-geborenen, die zu Verwickelungen mit England fhrten (1844). Der englische Missionar Pritchard, der zugleich die Stellung eines britischen Consuls einnahm, ward wegen seiner den Franzosen feindseligen Haltung verhaftet und auf ein eng-lisches Handelsschiff gebracht. Als das franzsische Ministerium von diesen Vorgngen Kunde erhielt, war es bereit, den Eng-lndern Genugthuung und dem Missionar Pritchard Entsch-digung zu leisten, aber die Kammeropposition sah in dieser Bereitwilligkeit eine Verletzung der Ehre Frankreichs: auch in einem Theile der Bevlkerung erhob sich lauter Unwille, und die Mitglieder des Ministeriums wurden unter dem Na-men Pritchardisten dem Hohne und Spott Preis gegeben. Im Jahr 1846 trat in der Stellung der Parteien in der Kammer eine Wendung ein. Ledru-Rollin, ein talentvoller Advokat, der bis dahin ohne Bedeutung gewesen, erhob jetzt, um eine politische Rolle zu spielen, das Banner des Radica-lismus. Alle bisherigen Angriffe auf die Regierung waren ihm zu schwach gewesen, und alle bestehenden Parteien wurden von ihm auf dieselbe Linie gestellt. Ledru-Rollin wollte an die Stelle der constitutionellen Monarchie die demokratische Republik gesetzt wisien, und wenn er auch dieses Ziel in den Kammern nicht offen aussprechen durfte, so sorgte die Tages-presse fr weitere Erklrung und Verbreitung seiner Ideen unter der Masse. Thiers blieb Ledru-Rollin gegenber An-Hnger der constitutionellen Monarchie, aber seine Aeuerung, da er sich von dem herrschenden Systeme getrennt fhle, hatte eine der Regierung verderbliche Tragweite. Weit ent-fernt, wie der demagogische Ledru-Rollin, den Untergang der

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 224

1877 - Oldenburg : Stalling
Unterdessen folgte eine Deputation nach der anderen, um den Erzherzgen Franz Karl und Ludwig Vorschlge zur Wieder-Herstellung der Ruhe zu machen. Metternich, der sich lngst berlebt hatte und wie gelhmt fhlte, mute seine Stellung niederlegen, entfernte sich heimlich von Wien und kam glcklich nach England. Die Brgergarde trat jetzt hervor, die Waffen im stdtischen Zeughause wurden unter das Volk vertheilt, das nun dem Militr gegenber eine drohende Haltung annahm. Endlich bewilligte Kaiser Ferdinand, der weiteres Blutvergieen scheute, Volksbewaffnung und Prefreiheit und versprach auch die Verleihung einer zeitgemen Verfassung fr den streichischen Staat (mit Ausnahme Ungarns und seiner Nebenlnder). Als der Kaiser am 15. Mrz in offenem Wagen eine Spazierfahrt durch die Stadt machte, wurde er von der Menge mit Bezeugungen der wrmsten Anhnglichkeit empfangen. Das Patent mit den gemachten Zugestndnissen wurde vor der Hofburg verlesen und in unzhligen Exemplaren unter das Volk vertheilt. Am Abend desselben Tages kam eine ungarische Deputation, um die Forderungen der Ungarn dem Kaiser vorzulegen. Kossuth, dessen Name seit dem 3. Mrz in Aller Munde war, wurde unter Fackelschein und Musik wie ein Triumphator empfangen. Seine Rede rief eine grenzenlose Begeisterung hervor. Die Brgerwehr und das Studentencorps brachten dem Kaiser vor der Hofburg eine Huldigung bar; der Jubel war unermelich. Die Regierung hatte von ba an alle Kraft und Haltung verloren, die Fhrer der freisinnigen Partei waren der die anzustrebenben Ziele voll Unklarheit und Verwirrung, und die leibenfchaftliche Menge ergab sich allen Ausbrchen der Rohheit und Zuchtlosigkeit. Ueberall herrschte Planlosigkeit und Verworrenheit. Die bebeutenbsten Persnlichkeiten und besseren Elemente zogen sich zurck und die Demagogen, die unreife akabemifche Jugend und der Pbel gelangten zur Herrschaft. Seit Anfang Mai waren Straenauflufe und Barrikadenbauten an der Tagesordnung. Am 25. April wurde die neue Verfassung verkndigt, die keine Partei befriedigte, da sie eine erste Kammer, Census und indirecte Wahlen bestimmte. Ein aus Abgeordneten der Brgerwehr und der akademischen Legion bestehendes Gentralcomit forderte von der Regierung
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