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1. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 52

1912 - Breslau : Hirt
52 B. Landschaftsgebiete. § 141. 142 141. Nahe der sächsisch-böhmischen Grenze ist unterhalb Tetschen—bodenbach der Elb- umschlagplatz Lande zu großer Bedentnng für den Frachtverkehr geworden. Wich- tiger aber ist der Eröbaer Hafen bei Riesa (Bild 33), der Umschlagplatz für die von Hamburg auf der Elbe nach Sachsen eingeführten Waren*. Dn König-Albert-Hafen bei Dresden, der größte Elbhafen Sachsens, dient dem sehr umfänglichen Güter- verkehr der Residenz-. Auch sind mehrere Winterhäfen vorhanden, in denen die Fahrzeuge bei Eisgang und bei Hochfluten Sicherung finden. 33. Kran am Kai des Elbumschlagplatzes Gröba bei Riesa. Wir blicken auf den Hafen, in den die Mündung des Ueinen Flusses Döllnitz umgewandelt ist. Eben werden mittels des fahrbaren Kranes Waren, die in den großen durch Schleppdampfer gezogenen Frachtkähnen elbaufwärts gebracht wurden, vom Schiff in die Hafenbahn verladen, die nun die Güter ihrem Bestimmungsorte zuführt (Leipzig, Chemnitz). Die Bahnfracht für Getreide ist annähernd doppelt, die für Steine dreimal und für Holz gar fünfmal so hoch wie die Fracht auf dem Wasserwege. 142. Zusammenfassung. Die Sächsische Schweiz gehört zu den Zierden der deutschen Mittelgebirge. Aus weitem Ivaldgebiet ragen die grauen Hels- wände auf, überall bieten die steil abfallenden Helsvorfprünge prächtige Hern- sichten, oft schmückt gelber Ginster oder im Spätsommer blühende Beide die Bänge, enge kühle Gründe, geheimnisvolle Schluchten erschließen sich, und das Silberband der Llbe durchzieht in tiefem, vielgewundenem, oft engem u.ale die Landschaft, selbst belebt mit vielen Fahrzeugen, begleitet vom Schienen- weg, auf dem die Schnellzüge des Durchgangsverkehrs und lange Güterzüge unaufhörlich dahinrollen. fehlen auch die Ruinen und Burgen, so übertrifft doch die Elblandschaft vielfach die Rheingegend durch ihre Lieblichkeit, und die Sächsische Schweiz hat einen außerordentlich starken fremden- und Tou- ristenverkehr. 1 Hier werden jährlich allein gegen 200 000 t Getreide und Mehl und gegen 100 000 t Baumwolle umgeschlagen. 2 1908 kamen auf der Elbe in Dresden 700 000 t Güter (einschließlich Floszholz) an, und 123 000 t gingen ab.

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 7

1880 - Halle : Anton
7 hier ihrer. Jeden Morgen zogen die in Walhalla weilenden Helden mit Wodan ans, um auf den vor Odins Burg sich ausbreitenden himmlischen Gefilden mit einander zu kämpfen. Dann ritten sie — auch die in diesen Kämpfen Gefallenen und Verwundeten standen gesund wieder auf — heim und setzten sich zum fröhlichen Mahle. Ein Eber, der, obschon täglich geschlachtet und gesotten, doch jeden Abend unversehrt wieder dastand, lieferte den Braten, und reichlich kredenzten die Walküren den köstlichen Meth. Um für dieses Leben gerüstet zu sein, wurden die gefallenen Helden mit Roß und Waffen bestattet. Denn man gab dem Todten das mit in's Grab, was ihm auf Erden zu seinem besondern Gebrauche gehört hatte, ihm am nützlichsten gewesen war und ihm auch im Jenseit, wie man glaubte, wieder nützlich werden konnte: dem Kinde sein Spielzeug, dem Weibe seine Schmucksachen, dem Manne seine Waffen. — Die Grabstätte bildete ein Rasenhügel; stolze Denkmäler verschmähten die Germanen, denn sie würden die Abgeschiedenen nur drücken. Lautes Klagen und Jammern endigte bald, Betrübniß und Schmerz spät; den Frauen, sagten sie, zieme das Klagen, den Männern aber treues Gedenken. — Die ruhmlos Gestorbenen, die Uebelthäter und Feiglinge kamen nach der traurigen Hela, einem unterirdischen, kalten, mit ewigem Nebel (— darum auch Niflheim — Nebelwelt genannt —) und ewiger Nacht bedeckten Orte. Ii. Erstes Auftreten der Deutschen in der Beschichte. 1. Etwa 100 Jahre vor Christi Geburt verließen zwei germanische Völker, die Cimbern und Teutonen, ihre Hei-math an den Küsten der Nord- und Ostsee und brachen in Gallien ein. Sie schlugen mehrere ihnen entgegengesendete römische Heere und versetzten das stolze, weltbeherrschende Rom in großen Schrecken. Um es zu retten, wurde endlich der sieggewohnte Feldherr Marius nach Gallien geschickt. — Cimbern und Teutonen beabsichtigten, in Italien einzubrechen. Zu diesem Zwecke theilten sie sich in zwei ungeheure Heerhaufen. Die Teutonen stießen zuerst auf den Marius mit feinen Legionen; ungestüm forderten sie die Römer zum Kampfe heraus. Marius aber verbot feinen Soldaten, sich in den Streit einzulassen, ließ sie jedoch aus die Wälle des Lagers treten, damit sie sich an den Anblick der furchtbaren Feinde gewöhnen möchten. Sechs Tage lang wogte nun der Zug der Teutonen an dem römischen Lager vorüber. Spottend fragten sie die Römer, ob sie etwas an ihre Weiber auszurichten hätten, denn bald würden sic bei ihnen fein. Behutsam zog Marius ihnen nach. Nach

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 51

1880 - Halle : Anton
51 bezwungen wäre. Nach zwei Jahren erst ergaben sich die Belagerten, von der äußersten Hungersnoth gezwungen, auf Gnade und Ungnade. Wieder erschien das gesummte Volk in 100 Schaaren getheilt, barfuß, Stricke um den Hals, Asche auf dem Haupte und Kreuze in den Händen, vor dem Kaiser und flehte um Erbarmen. Eine Schaar nach der andern zog schweigend und demüthig an ihm vorüber uni) legte ihre Fahne zu feinen Füßen. Doch diesmal gab es keine Gnade. Ernsten Antlitzes erhob sich der Kaiser und sprach: „Ihr alle habt nach dem Gesetze das Leben verwirkt; ich will es euch schenken, aber ich werde dafür sorgen, daß ihr künftig ähnliche Verbrechen nicht mehr begehen könnt." Mit schwerem Herzen kehrten die Mailänder in ihre Stadt zurück und harrten zitternd der Strafe, die ihnen auferlegt werden würde. Und sie 'war hart und schwer genug. „Mailand soll wüst und leer sein; alle Einwohner verlassen die Stadt und bauen sich in vier Flecken an, deren jeder zwei Meilen von dem andern entfernt ist" — so lautete das Urtheil. Unerbittlich ward es vollzogen: Mailand wurde zerstört. 2. Aber auch dieses harte Gericht schreckte die Italiener nicht. Kaum war Barbarossa nach Deutschland zurückgekehrt, als sie sich, durch die Strenge und Härte der kaiserlichen Statthalter gereizt, zu neuem Widerstände erhoben. Die oberitalienischen Städte verbanden sich gegen den Kaiser und schlossen den lombardischen Städtebund. Der damalige Papst Alexander trat diesem Bunde bei. Die Mailänder wurden in ihre Stadt zurückgeführt und die zerstörten Thore, Mauern, Wälle und Gräben mit vereinter Kraft wieder hergestellt. Ja, dem Papste zu Ehren, dem Kaiser zum Hohne gründete man eine neue Stadt und Festung, die man Alessandria nannte. Diesen Trotz zu brechen, zog Friedrich abermals über die Alpen. Aber eine mörderische Seuche raffte den größten Theil seines schönen Heeres binnen acht Tagen hinweg. Viele, welche zu Pferde steigen wollten, fielen in demselben Augenblicke todt nieder, und viele, welche ein Grab gruben, stürzten selbst entseelt hinein. Mit geringem Gefolge mußte sich der Kaiser nach Deutschland zurückbegeben. Beinahe wäre er auf der Heimreise selbst ermordet worden, wenn ihn nicht die Treue eines seiner Ritter, Hartmanns von Siebeneichen, gerettet hätte. Bei Susa stehet einsam ein abgelegnes Haus, Er ruhet dort der Kaiser von seinen Nöthen aus. Ach wehe, Barbarossa, wer wies dir diesen Pfad? Das Haus ist rings umstellet von Mördern und Verrath. Es sprach der Wirth voll Reue: „Wie ist es mir so leid! Ich wollte gern dich retten, doch nun ist's nicht mehr Zeit." Da rief der Kaiser zürnend: „Verderben diesem Ort, Wo fallen soll ein Kaiser durch feigen Meuchelmord! Gott schütz' die deutsche Krone, Gott schütz' die Seele mein! Und muß ich heute sterben, so soll's in Ehren sein!" 4 *

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 19

1880 - Halle : Anton
19 10. Der oströmische Kaiser Znstinian Betrachtete sich als den Erben Westroms. Deshalb sendete er seinen Feldherrn Belisar nach Afrika, um das Vandalenreich zu er = db er n. E s gelang diesem leicht, die Vandalen zu Besiegen, denn unter der heißen Sonne Afrikas war ihre Kraft verfallen. Ihr König Gelimer suchte in einer Bergfestung Zuflucht. Von den Feinden eingeschlossen und von dem Hunger Bezwungen, sandte er einen Boten in Belifars Lager und Bat um ein Stück Brod, um einen Schwamm und um eine Laute: das Brob, um seinen Hunger zu stillen; den Schwamm, nm seine Thränen zu trocknen; die Laute, um zu ihren Klängen das Lieb seines Jammers zu singen. Gelimer mußte sich er-geben, und das Bandalenreich wurde — im Jahre 534 — oströmische Provinz. Hieraus saubte Iustiuian den Belisar gegen die Ostgothen nach Italien. Zwanzig Jahre lang leisteten diese tapferen Widerstand, Bis sie am Ende von Belisar und seinem Nachfolger Narses allmählich aufgerieben wurden. Der kleine Gothenrest erbat sich enblich freien Abzug aus Italien; benn, sagten sie, sie sähen ein, daß Gott ihnen bieses schöne Land nicht Beschieben habe. Von Bewunbernng für so tapfere Männer erfüllt, gestattete ihnen Narses, mit Waffen und Habe ehrenvoll abzu-ziehen. So ging 554 das Oftgotheureich zu Grunde; Italien würde eine oströmische Provinz; Narses verwaltete sie als Statthalter. Narses, ein Mann von kleinem, schwächlichem Körper, ctber von großem Geiste, würde später von der o ströintscheit Kaiserin gröblich Bel eibigt. Sie ließ ihm sagen, er möge das Regieren Männern überlassen und lieber nach Konstantinopel zurückkehren, Frauenkleiber anziehen und mit ihren Mägben Wolle spinnen. Darauf er-wiberte Narses, er wolle ihr einen Faben spinnen, an dem sie lange abzuwickelu haben werbe. Aus Rache rief er die Langobarden nach Italien. Dieselben hatten ursprünglich im Nor den Deutsch-laubs gewohnt und saßen bamals in Ungarn. Im Jahre 568 kamen sie unter ihrem König Albom und grünbeten in Oberitalien das langobarbis che ober lotn Barbische Königreich mit der Hauptstaubt Pavia. Lange weigerte sich diese Stadt, dem Alboin die Thore zu öffnen; drei Jahre hindurch leistete sie hartnäckigen Widerstand. Da schwur Alboin im Zorn, er wolle, wenn sie in seine Hände fallen würde, alle Bewohner niederhauen lassen. Endlich mußte sich Pavia ergeben. Als aber der König einziehen wollte, stürzte sein Pferd mitten im Thor; weder durch Sporen noch durch Schläge konnte es wieder auf die Beine gebracht werden. Da rief ein Langobarde: „Brich, o König, dein Gelübde, und ungehindert wirst du deinen Einzug halten können." Der König Befolgte diesen Rath, und sogleich erhob sich das Roß und trug trug ihn in die Stadt, beren Bewohner ihn nun mit Freube empfingen. 2*

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 54

1880 - Halle : Anton
54 ein langer und beschwerlicher Weg. Hunger, Durst und Hitze plagten gar t'ft das Heer, und je näher man dem eigentlichen Ziele kam, um so meltr wurde es durch das Schwert der Türken beunruhigt. Bergl. das Gedicht von Uh land „Schwäbische Kunde": ^!ls Kaiser 9ioth6ctrt lobesain zum Heilgen Land gezogen kam re. Leider war es Barbarossa nicht vergönnt, das ersehnte Ziel, Je-utfa(ein, zu schauen. Als man an dem Fluß Kalhkabnus in Kleinasien anlangte, fanb man ihn durch Regengüsse hoch angeschwollen; es sollte eine Brücke über ihn geschlagen werben; das bauerte Friedrich zu lange; ungeduldig spornte der greise Helb sein Roß, um das Wasser zu durchschwimmen. Aber dem von jugendlichem Muthe Beseelten fehlte die jugendliche lhaft; die Aluth riß ihn hinweg; als man ihn wiederfand, war das Leben entflohen. So ertrank Barbarossa im Kaly-} in 4a)ntv hat ihn das trauernde Heer begraben. Die Sage aber hat ihn nach dem versetzt, denn dem deutschen Volke blieb er das Bild deutscher Größe und Herrlichkeit, darum mochte niemand an seinen Tod glauben. Immerfort erklang es in Sagen und Liedern: er sei niemals gestorben, er schlafe nur im Kyffhäuser und werde wiederkommen zu seiner Zeit, um die Herrlichkeit des Reiches zu erneuern. Dort in des Berges Tiefe wölbt sich ein hoher Saal, Der dehnt die weiten Hallen bis in das goldne Thal Und stützt auf hohe Säulen der Bogen schwere Macht, Und fernher glänzt die Wölbung als wie der Dom der Nacht. Drin sitzt auf stolzem Throne, das Scepter in der Hand, Die Krone auf dem Haupte, im purpurnen Gewand, Der Kaiser Barbarossa, ein herrliches Gebild, Voll Majestät und Würde, so ernst und doch so mild. Der Bart in dunkeln Wellen fließt üppig niederwärts Und wärmt im kalten Busen das starre Heldeuherz; Die Augen sind geschlossen, das edle Haupt gesenkt, Wie eines, der versunken au große Thaten denkt. Wenn einst den Schwarm der Raben ein kühner Aar verscheucht. Der saufend mit den Schwingen aus Deutschlands Norden steigt, Dann soll er wiederkehren, der kaiserliche Held, Und Deutschland wieder heben zum ersten Reich der Welt. Einst trieb ein Hirtenbube die Geißen durch das Thal, Und vor sich niederträumend fand er den Zauberfaal, Und wie er, von dem Schimmer geblendet, um sich sah, Saß schlummernd, wie im Bilde, ein greiser König da. Da rauschten süße Töne wie ferner Harfenklang, Daß es dem zarten Knaben bis in die Seele drang, Und wie die letzten Klänge im weiten Raum verhallt, Erhob sich auf dem Trone die schlummernde Gestalt Und öffnete die Augen und frug im Geisterton: „Umkreisen noch die Raben des Berges Felsenkron'? Sprich, oder sitzt ein Adler hoch oben auf der Wart?" Drauf winkt' er mit dem Haupte und schüttelte den Bart.

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 55

1880 - Halle : Anton
55 „Herr", sprach der Hirt, „die Raben umkreisen noch die Höhn, Den Aar, den konnt' ich nimmer, wie weit ich sah, erspähn." Da seufzte Rothbart düster: „Dann sind's noch hundert Jahr! Schlaf ein, du müde Seele, noch schläft des Nordens Aar." Weber. (Vergl. auch das Gedicht von Rückert „Friedrich Barbarossa.") Iv. Wohl umgaben Barbarossa und die ihm folgenden Hohenstaufen den deutschen Kaiserthron mit Glanz und Pracht; aber ihre Regierungszeit war zum größten Theil mit Kämpfen in Italien ausgefüllt, und Deutschland ging leer aus. Während jene im fremden Lande ihre Macht ausrecht zu erhalten suchten, herrschte hier die größte Verwirrung. „Es freuten sich die Räuber; die Pflugfchaareu wurden in Schwerter, die Sensen in Lanzen umgewandelt. Keiner war, der nicht Stahl und Stein bei sich trug, um sogleich Feuer und Brand stiften zu können." Im Jahre 1254 starb der letzte hohenstaufifche Kaiser, Konrad Iv. Er hinterließ ein Söhnlein, Konradin5 das nach des Vaters Tode still und unbemerkt bei feiner Mutter zum Jüngling heranwuchs. 16 Jahr alt, zog Konradin mit feinem Freunde Friedrich von Baden nach Italien, um feine Erb-läuder, Neapel undsicilien, zurückzuerkämpfen. Ein französischer Prinz, der freche Thronenräuber Karl (— von Anjou —) hatte sie auf Geheiß des Papstes an sich gerissen. Jubelnd empfingen die Römer den jungen Hohenstaufen; grollend aber rief der Papst: „Des Knaben Größe wird vergehn tote Rauch; er zieht gen Apulien zur Schlachtbank". Bald stand Konradin dem Gegner gegenüber. Die Franzosen wurden geschlagen; aber zu schnell überließen sich die Deutschen der Plünderung des feindlichen Lagers. Aus einem Hinterhalte brach der schlaue Karl noch einmal hervor und schlug sie in die Flucht. Konradin und fein Freund Friedrich flohen dem Meere zu; schon waren sie beinahe in Sicherheit, da verrieth sie ein Edler, der fein ganzes Glück den Hohenstaufen zu verdanken hatte, für schnödes Gold an Karl von Anjou; sie wurden gefangen und vor Gericht gestellt. Alle Richter, mit Ausnahme eines einzigen, sprachen sie frei; Karl folgte der Stimme des Einen und v er urtheilte sie zum Tode. Eilig wurde das Blutgerüst auf dem Markte zu Neapel errichtet. Mit bloßen Füßen und mit aufgestreiften Aermeln erwartete der Henker feine Opfer. Als die Verurtheilten auf dem Schaffet standen, verlas jener ungerechte Richter noch einmal das Todesurtheil. Da ergrimmte sogar Karls Schwiegersohn und rief ihm zu: „Wie darfst du, frecher ungerechter Schurke, einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" Und von feinem Schwerte getroffen, sank der Elende blutend zu Boden. Trotzdem aber wurde auf Karls Befehl das Urtheil vollzogen. Konradin umarmte feine Todesgenoffen, hob Arme und Augen gen Himmel und rief: „Jesus Christus, wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen soll,

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 57

1880 - Halle : Anton
57 hohe Thurm mit wohl 8 — 10 Fuß dicken Mauern. Auf ihm wohnte der Burgwart, der nach den in der Ferne kommenden Feinden oder Gästen ausschauen und sie ankündigen mußte; hierher zogen sich auch die Burgbewohner zurück, wenn die Burg erstürmt wurde; der Thurm war ihr letzter Zufluchtsort. 3. Das Leben des Ritters auf seinerburg war im ganzen einsam und einförmig. Wenn ihn der Krieg nicht in Anspruch nahm, so beschäftigte er sich mit Verwaltung seiner Güter, mit Waffenübung oder Jagd. Hin und wieder kam wohl auch ein Gast, der dann mit großer Freundlichkeit aufgenommen wurde, denn öffentliche Herbergen gab es zumeist nur in den Städten. Nachdem derselbe im Burghofe vom Rosse gestiegen, wurde er im Saale begrüßt. Hierauf entledigte man ihn seiner schweren Rüstung und reichte ihm aus der Kleiderkammer einen frischen reinlichen Anzug. Alsdann wurde ihm ein Labetrunk geboten und ein Bad bereitet. Bei der Mahlzeit räumte man ihm den Ehrenplatz, dem Sitz des Hausherrn gegenüber, ein. An seine Seite setzte sich die Burgsrau oder ein Edelfräulein, um ihm die Speifen vorzulegen und den Becher zu kredenzen. Des Abends ward er zur Ruhe in seine Kammer geführt. Abwechslung brachte auch hin und wieder ein Festgelag, wobei manch seltenes und künstliches Gericht aufgetischt wurde, während die Speisen an gewöhnlichen Tagen nur einfach zubereitet waren. Die Essender/ mußten sich freilich mit Löffel und Messer begnügen, denn Gabeln gab es damals noch nicht. Getrunken wurde bei Aermereu Bier, bei Reicheren Wein, in den man noch allerlei Gewürz gethan hatte. Mit kleinen Trinkgefäßen gab man sich aber nicht ab; die in jener Zeit gebräuchlichen Humpen faßten lx/2 bis 2 Maß. Während so der wohlhabende Ritter auf seiner eigenen Burg hauste, zogen arme von Burg zu Burg und nahmen die Gastfreundschaft jener in Anspruch. Junge Ritter zogen wohl oft auch auf Abenteuer aus, um sich Ruhm und Beute zu erwerben. Solche Ritter ohne festen Wohnsitz nannte man „fahrende" (— umherziehende) Ritter. 4. Die Hauptbeschäftigung des Ritters war Krieg und Fehde. Zu diesem Zwecke hüllte er den ganzen Leib in ein eng anschließendes aus Stahlringen geflochtenes Gewand, den Panzer oder Harnisch. Darüber fiel ein reich gestickter W appenr o ck. Das Haupt deckte der Helm; an ihm befand sich das Visir, welches zum Schutz des Gesichts herabgelassen ward und den Augen nur einen schmalen Durchblick ließ. Der dreieckige Schild diente zur Vertheidigung; er ward am linken Arme getragen; zum Angriffe dagegen brauchte man die Lanze und das Schwert. Auf dem Helme prangte das Wappenzeichen, das auch auf den Schild gemalt und auf den Rock in Gold und Silber und bunten Farben gestickt war. 5. Bis zum 7. Jahre wuchs der künftige Ritter unter der Pflege der Frauen im elterlichenhaufe auf. Dann wurde er zur Erziehung in d^as Schloß eines andern geachteten Ritters gebracht. Als Edelknabe oder Bube oder Page lernte er

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 92

1880 - Halle : Anton
92 Eigentlich wollten aber die deutschen Fürsten keinen von den drei Bewerbern; sie boten vielmehr dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen, der schon dreimal Reichsvicar, d. H. Stellvertreter des Kaisers gewesen war, die Krone an. Dieser schlug sie indeß seines hohen Alters wegen aus; er meinte, in solcher sturmbewegten Zeit mußten die Zügel der Regierung in jugendlich starke jiände gelegt werden, und empfahl darum den König Karl von Spanien. Karl wurde nun auch gewählt und regierte als Karl V. von 1519 — 1558. Als Zeichen seiner Dankbarkeit schickte er an Friedrich den Wersen ein Geschenk von 100000 Dukaten; doch dieser wies dasselbe zurück und duldete auch nicht, daß einer seiner Diener irgend eine Gabe annahm. Karl aber hielt ihn fort und fort in hohen Ehren und meinte wohl zuweilen bei Berathungen: „Wir wollen erst hören, was unser Vater Herzog Friedrich von Sachsen dazu sagen wird". Karl war schon vor seiner Wahl ein mächtiger Fürst gewesen-Spanien, Neapel und Stellten, die Niederlande, die habsburgischen Besitzungen und die neu entdeckten Länder in Amerika gehorchten seinem Scepter; nun empfing er noch die deutsche Krone; wohl konnte er daher sagen: „In meinem Reiche geht die Sonne nicht unter." 2. Im Jahre 1521 hielt Kaiser Karl V. zu Worms seinen ersten Reichstag ab. Auch Luther, dessen Sache hier entschieden werden sollte, wurde auf denselben vorgeladen und ihm zugleich durch ein besonderes kaiserliches Schreiben freies Geleit zugesichert. Wohl warnten ihn seine Freunde und riechen ihm ab, der Vorladung zu folgen; sie meinten, er werde, wie einst Huß, zum Scheiterhaufen gehen. Allein Luther antwortete: „Und wenn sie zwischen hier und Worms ein Feuer anzündeten, das bis zum Himmel reichte, so will ich doch hiudurchziehu." Getrosten Muthes trat er auf einem kleinen hölzernen Wägelchen, das ihm der Rath zu Wittenberg geliehen hatte, die Reise an. Voran ritt der kaiserliche Herold, der ihm das Einladungsschreiben gebracht hatte; sein Bruder und'zwei Freunde begleiteten ihn. Wo er hinkam, da strömte das Volk herzu, den Mann zu sehen, der kühn genug war, den Kampf mit dem Papste und der Geistlichkeit zu wagen; die Einwohner von Erfurt holten ihn tn feierlichem Aufzuge in ihre Stadt ein; an vielen Orten predigte er. Noch einmal erhielt er in der Nähe von Worms die Warnung eines guten Freundes, er möge dem sicheren Geleite nicht allzusehr trauen-aber Luther erwiderte: „Und wenn so viel Teufel in Worms wären als Ziegel auf den Dächern, ich wollte doch hineingehen." Als er in die Stadt einfuhr, da konnte ihm der kaiserliche Herold kaum den Weg durch die ungeheure Volksmenge bahnen, die ihn zu sehen begehrte. Am andern Tage wurde er aus das Rathhaus geführt, wo der Reichstag seine Versammlungen hielt. Beim Eintritt in den Sitzungssaal klopfte ihm der in Waffen grau gewordene Ritter Georg von Frundsberg theilnehmend auf Die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberste m unsrer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 100

1880 - Halle : Anton
100 schrecken und willig zu machen, den gefangenen Kurfürsten als einen Rebellen zum Tode verurtheilen. Johann Friedrich spielte eben mit einem Mitgefangenen Schach, als ihm das Urtheil verkündet wurde. Gelassen hörte er es an und erwiderte nur: „Ich hoffe, der Kaiser wird gnädig mit mir verfahren; kann es aber nicht sein, so bitte ich, mir den Tag meines Todes vorher anzuzeigen, damit ich mich mit meiner Gemahlin und meinem Sohne über manches noch besprechen kann." Dann fuhr er ruhig im Spiele fort. Aber der Kaiser sah doch ein, daß er zu weit gegangen war, und ließ das Todesurtheil nicht vollstrecken. Johann Friedrich mußte indeß dafür sein Land und die Kurwürde abtreten und sich verpflichten, des Kaisers Gefangener zu bleiben, so lange es demselben gefallen werde. Das erledigte Kurfürstenthum Sachsen verlieh Karl an seinen Verbündeten Moritz. Damit ging im Jahre 1547 die Kurwürde von der ernestinischen auf die albertinische Linie über; die ernestinische Linie behielt blos Thüringen mit dem Herzogstitel. Nun ergab sich auch Wittenberg. Der Kaiser behandelte es mit der größten Schonung und duldete nicht, daß seinetwegen eine Aenderung im evangelischen Gottesdienste vorgenommen wurde. Als er die Schloßkirche besuchte, zeigte man ihm auch das Grab Luthers. Einige seiner Begleiter riechen ihm, die Gebeine des Erzketzers ausgraben und nachträglich noch verbrennen zu lassen. Aber er antwortete: „Lasset sie ruhen, er hat seinen Richter schon gefunden; ich führe Krieg mit den Lebenden, nicht mit den Todten." Damals lebte in Wittenberg Lucas Kranach, der berühmteste Maler seiner Zeit. Der hatte in früheren Jahren Kaiser Karl V, als derselbe noch ein Knabe von 8 Jahren gewesen war, gemalt. Jetzt ließ ihn der Kaiser zu sich in sein Lager kommen. Lucas Kranach mußte ihm erzählen, wie er sich damals benommen habe. Darauf sagte Karl: „Bitte dir eine Gnade aus!" Da fiel ihm der Maler zu Füßen und bat ihn mit Thränen in den Augen um die Freiheit seines Kurfürsten. Der Kaiser gerieth in große Verlegenheit; die Bitte des treuen Sachsen rührte ihn tief; aber doch meinte er, sie nicht erfüllen zu können. „Du bist ein braver Mann", sagte er, „aber lieber hätte ich dich, wenn du um etwas anderes gebeten hättest." 5. Auch das andre Haupt des auseinandergesprengten schmalkaldischen Bundes, Landgraf Philipp von Hessen, demüthigte sich vor dem Kaiser. Sein Schwiegersohn, der nunmehrige Kurfürst Moritz, riech ihm dazu; auch versprach er ihm in des Kaisers Namen, daß er weder mit Gefängniß noch mit Landverlust gestraft werden sollte. In Halle erschien Philipp vor Karl. In feierlicher Versammlung kniete er vor dem auf seinem Throne sitzenden Kaiser nieder; hinter ihm kniete sein Kanzler und las die Abbitte vor. Dabei verzog der Landgraf in seiner Verlegenheit einigemal das Gesicht zum Lächeln. Der Kaiser drohte ihm mit dem Finger und sagte: „Wart, ick will dick lachen lehren" und hielt ihn trotz der Abbitte als Gefangenen zurück.

10. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 109

1880 - Halle : Anton
109 milian von Baiern bestürmt, Wallenstein zu entlasten. Er mußte, wenn auch ungern, ihrem Drängen nachgeben. Wallen st ein wurde abgesetzt, Tilly wurde oberster kaiserlicher Feldherr. Ruhig und gefaßt empfing der Herzog die Gesandten des Kaisers, die ihm die Botschaft brachten; er habe sie bereits in den Sternen gelesen , behauptete er. Stolz zog er sich auf seine Güter in Böhmen zurück; zu Gitschin, der Hauptstadt seines Herzogthums Friedland, lebte er in kaiserlicher Pracht; 20 Kammerherrn bedienten ihn; 60 Edelknaben, in hellblauen, mit Gold und Seide gestickten Sammet gekleidet, warteten an jseiner Tafel auf; 50 Hellebardiere standen als Leibwache in seinem Schoßhof; 300 stattliche Pferde fraßen in seinen Ställen aus marmornen Krippen; 50 sechsspännige Kutschen führte er mit sich, wenn er feine Güter besuchte. So erwartete er die Zeit, da der Kaiser seiner wieder bedürfen werde. Iii. 1. Gerade jetzt aber, als der Kaiser seinen tüchtigsten Feldherrn^enl-lassen hatte, trat plötzlich ein neuer Kämpfer für die evangelische Sache aus: Gustav Adolf, König von Schweden, kam den deutschen Protestanten zu Hilfe. „Von Mitternacht, da komm' ich her, Zn streiten ist all mein Begehr, Will allzeit halten gute Wacht, I Gottes Engel nehmen mich in Acht." So sang er selbst in einem von ihm gedichteten Liede. Im Jahre 1630 landete er mit 15000 Mann an der pommerschen Küste. Das erste, was er auf deutschem Boden that, war, daß er Gott kniend für die glückliche Uebersahrt dankte. Ueberhaupt war sein Wahlspruch: „Fleißig gebetet, ist halb gestritten." Darum begann er nie eine Schlacht, ohne vorher Gott um Hilfe anzuflehen; für jeden gewonnenen Sieg gab er aber auch dem Herrn die Ehre. Wie er selber einen untadelhaften Wandel führte, so hielt er auch streuge Mannszucht in seinem Heere und forderte, daß seine Soldaten auch die Feinde menschlich behandelten. Mit leichter Mühe vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern und Mecklenburg. Wollte er aber weiter in Deutschland vordringen, so mußte er befreundete Länder im Rücken haben, auf die er sich stützen konnte. Der Kurfürst von Brandenburg jedoch und der Kur- fürst von Sachsen (— Johann Georg I. —) zögerten, sich mit ihm zu verbinden. Darum war es ihm nicht möglich, den Fall Magdeburgs zu hindern. Im Jahre 1631 wurde es durch Tilly und seinen Unterfeldherrn Pappenheim zerstört. Von jeher hatte Magdeburg großen Eifer für die protestantische Sache gezeigt. Wie einst dem Interim, so widersetzte es sich jetzt dem von Ferdinand erlassenen Edikte. Dafür wurde es vom Kaiser in die
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