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1. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 5 Familienglieder. An das Wohnhaus schlossen sich Stall und Scheune an. In unterirdischen Räumen wurden die Vorräte ausbewahrt und durch Stroh und Baumzweige gegen die Strenge des Winters geschützt. Das Besitztum des Einzelnen nannte man Gehöft. Tugenden. Die alten Deutschen zeichneten sich durch Liebe zur Freiheit, durch Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit aus. Ein deutsches Ja galt nach Tacitus mehr als ein römischer Eid. Nicht minder rühmten die Römer die Reinheit ihrer Sitten und ihre unbegrenzteg äst freund sch aft. Sie hielten es für Unrecht, einem Fremden ein Obdach zu verweigern, und bewirteten jeden nach Vermögen. Besaß ein Hauseigentümer selbst nichts, was er seinem Gaste hätte vorsetzen können, so geleitete er den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit, wie ein Bekannter des Hauses, gastlich ausgenommen wurde. Verließ der Gaftsreund das Haus, so gab man ihm mit, was er verlangte. Laster. Doch waren die alten Deutschen nicht frei von Fehlern. Mit Recht warf man ihnen Liebe zum Tr unke und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen hinzubringen, wobei häufig Zank und Streit entstand und blutige Raufereien die derbsten Schmähreden unterdrückten. Man benutzte aber auch solche Gelage zur Aussöhnung oder beriet bei ihnen die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst am folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trunke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamerweise nüchtern, wie ein ernstes Geschäft und wagten aus Gewinn und Verlust so tollkühn, daß sie, wenn alles verloren war, auf den letzten entscheidenden Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen Sache. Der Verlierende ging ohne Murren und Widerrede in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen, auch wenn er jünger und stärker war als sein glücklicher Gegner. In der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel gewonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des Gewinstes. Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und Fischfang. War der Krieg beendet, so trieben sie die Jagd, für welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen allein hielten die

2. Geschichte des Mittelalters - S. 24

1888 - Wiesbaden : Kunze
24 Aus der deutschen Vorzeit. er Hilfe zu finden hoffte; allein der Kaiser Tiberius ließ ihm erwidern, man werde ihm sicheren und ehrenvollen Aufenthalt in Italien gewähren, wenn er bleiben wolle; finde er es anderswo erträglicher, so könne er ungestört abziehen, wie er gekommen sei. Marbod siedelte nach Ravenna über, wo er nach 18 ruhmlos verbrachten Jahren starb. Hermann war inzwischen einem Anschlage auf sein Leben glücklich entgangen. Ein Kattenfürst hatte dem römischen Senate angeboten, den gefährlichen Gegner zu vergiften. Aber diesmal siegte Roms Ehrlichkeit, und man wies das tückische Anerbieten mit herben Worten zurück. Nach Marbods Abzug versuchte Hermann die getrennten deutschen Völkerstämme mehr zu einigen, um sie gegen äußere Feinde stark zu machen. Zu diesem Zwecke wollte er die Gewalt der Edeln brechen, welche in ihm nur den Unterdrücker ihres Ansehens sahen und ihm vorwarfen, er strebe nach der Königsmacht. Dadurch wurde aber auch unter Hermanns Anhänger Mißtrauengesäet, und indem er fortfuhr, die germanischen Völkerbündnisse fester zu schließen, fiel er durch Verrat der eigenen Verwandten in seinem 37. Jahre. Die Thaten des edlen Befreiers vom Römerjoche lebten jedoch im Liede der Deutschen fort und gaben dem deutschen Volke Veranlassung zur Errichtung des Hermannsdenkmals auf der Grotenburg bei Detmold, das 1875 vollendet wurde. Trotzdem die Zwistigkeiten unter den Deutschen fortdauerten, blieb Deutschland frei mit Ausnahme eines Teiles im Südwesten, wo die Römer Rhein und Donau überschritten hatten und das Zehntland gründeten, das sie durch Kolonisten bevölkerten und gegen Einfälle der Deutschen durch den Pfahlgraben schützten, einen Grenzwall, der von der Donau (bei der Altmühlmündung) zum Main und um das Taunusland bis zur Lahnmündung sich hinzog. Sie legten in diesem Lande feste Plätze an, hoben den Ackerbau und verbreiteten römische Kultur und römischen Luxus. An der ganzen Grenze gegen Deutschland wurden Kastelle errichtet, aus welchen allmählich Städte aufblühten, im Rheingebiet: Bregenz, Konstanz, Straßburg, Mainz, Bingen, Koblenz, Trier, Bonn, Köln, Xanten; im Gebiet der Donau: Augsburg, Passau, Regensburg, Salzburg, Wien. In diesen Städten faßte um 100 n. Chr. das Christentum Wurzel, und die Kultur verbreitete sich weiter in das Innere Deutschlands. 9tngriffsfricge gegen Rom. Während sich Rom in der Kaiserzeit, wo die Volkskraft unter zunehmender Sittenverderbnis erschlaffte, darauf

3. Geschichte des Mittelalters - S. 31

1888 - Wiesbaden : Kunze
5, 2. Attila. 31 seiner Leute in die Heimat gesandt, um Verstärkung zu holen. Diese schilderten ihren Landsleuten die Feigheit der Briten, rühmten den Reichtum der Insel und forderten zum Mitzug auf. So brachten die Abgeordneten 16 wohlbemannte Schiffe zurück; auch des Hengist schöne Tochter war erschienen und wurde von Vortigern zur Gemahlin genommen. Hengift erhielt die Landschaft Kent als Eigentum und benutzte seinen Einfluß bei Vortigern, um immer mehr Mannschaft aus Germanien herüber kommen zu lassen. Zu spät merkten die Briten die Absicht der Fremden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, sich derselben wieder zu entledigen, mußten sie endlich die Oberherrschaft des Landes den Deutschen überlassen und zogen sich teils nach Cornwallis und Wales, teils nach der Bretagne zurück. Die Angeln und Sachsen gründeten im Laufe von 130 Jahren sieben Königreiche: Kent, Sussex, Wessex, Essex, Ostangeln, Northumberland und Mereia, welche König Egbert I. 827 zu einem Reiche vereinigte. 2. Attila. Der Untergang des weströmischen Reiches. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts beunruhigten die Hunnen, welche seit ihrer Ankunft in Europa als Nomaden unter verschiedenen Häuptlingen von den südrussischen Steppen nach Ungarn bis zur Donau vorgedrungen waren, die westlich gelegenen Länder. Attila oder Etzel (433 — 453), ein gewalttätiger Despot, dessen hölzerne Hofburg an der Theiß lag, hatte die Herrschaft fast aller Hunnenstämme an sich gebracht und viele andere Völker, wie die Ostgoten, Gepiden, Langobarden, Burgunder rc. sich dienstbar gemacht, deren Fürsten und Großen an sein Hoflager kamen. Sein Äußeres verriet den Mongolen. Er war klein von Wuchs, hatte einen großen Kopf mit kleinen, lebhaft blickenden Augen, platter Nase, ein bartloses, schmutzig gelbes Gesicht und kriegerischen Sinn. Er wird als bedachtsam, stark von Entschluß, nicht unerbittlich gegen Flehende und gnädig gegen Unterwürfige geschildert. Mit Klugheit überblickte er die Verhältnisse seiner Zeit, und mit berechnender List griff er in dieselben ein. Sein stolzes Selbstvertrauen wurde durch den Besitz eines Schwertes erhöht, welches ein Hirte in der Erde vergraben fand und für die Waffe des Kriegsgottes ausgab. Attila selbst betrachtete sich als eine Zuchtrute in der Hand Gottes, nannte sich deshalb Gottesgeißel und strebte nach der Herrschaft über den ganzen Erdkreis.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 40

1888 - Wiesbaden : Kunze
40 Erste Periode des Mittelalters. der Übergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher wurde Odoaker einer Verschwörung beschuldigt und bei einem Mahle getötet. Theodorich eroberte ganz Italien und erhob Verona und Ravenna zu seinen Residenzen. Auch Sizilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er seinem Zepter. Er behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches mild und gerecht und hielt römische Sitten und Gebräuche möglichst bei. Seinen Goten (gegen 200 000 streitbare Männer) gab er das Drittel der Ländereien, welche Odoakers Leute in Besitz hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des römischen Staates bestehen, sodaß die Römer stets nach römischem Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig. Die Goten dagegen behielten ihre eigenen Einrichtungen. Ihnen wies er den Wehrstand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den Römern. Darum mußten die Goten unablässig in den Waffen sich üben, und ihre Kinder durften feine römischen Schulen besuchen, weil nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furcht die feindlichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Rute des Lehrers gezittert hätten. Sowie er fein Volk zu tüchtigen Kriegern heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft. Aber die Römer fügten sich nur mit Unwillen der Gotenherrschaft, und die religiösen Streitigkeiten zwischen Arianern und Katholiken dauerten fort. Die verschiedenen Religionsparteien verfolgten sich aller Orten, doch der arianisch gesinnte Theodorich war weit davon entfernt, die Katholiken seines Landes irgendwie zu kränken oder zur Änderung ihrer Ansichten zu zwingen. Trotzdem erntete er nur Undank. Da nämlich im griechischen Reiche unter der Regierung des Kaisers Justin die Arianer grausam verfolgt wurden, so erachtete es Theodorich für feine Pflicht,-, feinen bedrängten Glaubensbrüdern beizustehen, und bat durch den Bifchof Johannes den Kaiser Justin, er möge die den Arianern im griechischen Reiche entrissenen Kirchen zurückgeben. Justin empfing den römischen Bifchof mit großen Ehren, lehnte aber dessen Vermittelung ab. Dadurch wurde Theodorich so argwöhnisch, daß er nicht nur den heimkehrenden Bischof einkerkern ließ, sondern auch in feiner Umgebung eine Verschwörung ahnte. Der römische Senator Albinus wurde angeklagt, er stehe mit Kaiser Justin in verräterischem Brieswechsel, und Theodorich mißtraute jetzt der ganzen römischen Adelspartei. Boethius, der reichste und gebildetste Senator,

5. Geschichte des Mittelalters - S. 46

1888 - Wiesbaden : Kunze
46 Erste Periode des Mittelalters. bekamen, suchten sie die Aranken zum Beistanb zu gewinnen und traten ihnen die Provence, Alemannien vom Rhein bis zum Lech, sowie einen Teil von Venetien ab, sodaß das gesamte fränkische Gebiet jetzt vom atlantischen Ozean bis zum mittellänbischen und abriatischen Meere reichte. Darnach würde auch noch Bayern in Abhängigkeit gebracht. Der jüngste von Chlobwigs Söhnen, Chlotar I., überlebte seine Brüber und vereinigte das väterliche Reich auf eine kurze Zeit wieber (558—561), allein nach seinem Tode würde es abermals geteilt. Von biesem Zeitpunkt an hörten die Eroberungen aus; Morb, Bürgerkrieg und Greuel aller Art wüteten bafür in der merowingischen Königsfamilie. Die Trennung des Reichs in einen westlichen und in einen östlichen mit beutschem Charakter trat immer bestimmter hervor. Durch Hinterlist, Morb, Meineib und Gottlosigkeit sinb insbesonbere die beiben Königinnen Frebegunbe unbbrunhilbe (§. 16, 4) berüchtigt. Ihre Verbrechen füllen die Geschichte des merowingischen Königshauses bis zur zweiten Wieber-vereinigung des Reiches durch Chlotar Ii. 613, welche ebenfalls nicht bleibenb war. Die folgenben merowingischen Könige waren träge, sinnliche Menschen. Gegen sie erhob sich allmählich in Austrasien eine beutsche Partei, welche das alte Königshaus zu beseitigen trachtete. Einige angesehene Familien nährten die Zerwürfnisse innerhalb der königlichen Verwanbtschast und wußten baburch die Gewalt der Könige zu schwächen und diese von sich abhängig zu machen. Von großer Be-beutung würden in der Folge die Hausmeier. Ursprünglich Aufseher des königlichen Haus- und Hofwesens, würden sie später Vorsteher der Lehnsleute, Anführer im Kriege und rissen nach und nach die ganze Verwaltung des Staates an sich. Es gab anfangs int fränkischen Reiche brei Hausmeier, je einen in Austrasien, Neustrien und Burgunb. Unter Chlotars Ii. Sohn Dagobert I. (f 638) war Pipin von Lanben in Austrasien zu dieser Würbe gelangt. Er war ein fränkischer Abliger, mit den Merowingern verwanbt, besaß große Stammgüter an der Maas und gewann großen Einfluß im Reiche. Ihm folgte fein Sohn Gri moalb. Dieser wagte bereits den Versuch, seinen Sohn auf den fränkischen Thron zu setzen; aber beibe mußten die Absicht mit dem Leben bezahlen. Der Erbe des Familiengutes rourbe der Schwestersohn Grimoalbs Pipin von Heristall (bei Lüttich), ein kluger, unternehrnenber Mann. Er rourbe 678 Hausmeier in Austrasien, besiegte den Hausmeier von Neustrien in der Schlacht bei Testri an der Somme 687 und ver-

6. Geschichte des Mittelalters - S. 48

1888 - Wiesbaden : Kunze
48 Erste Periode des Mittelalters. in dieser Beziehung abging, das hatte seine Gemahlin Theodora (§• 16, 6) in hohem Grade. Diese war die Tochter eines Bärenwärters am kaiserlichen Hose und trat in ihrer Jugend als Tänzerin auf. Sie streifte später den ihr anhaftenden Leichtsinn ab und führte ein eingezogenes Leben. Justinian lernte sie kennen und wurde von ihrer Schönheit und Klugheit so gefesselt, daß er sie zur Kaiserin erhob und vom Patriarchen von Konstantinopel krönen ließ. Theodora wurde als Mitkaiserin anerkannt, und übte einen großen Einfluß auf die Regierung aus; bei Gesetzen und Inschriften wurde ihr Name nie vergessen. Hof und Volk waren zu dieser Zeit sittlich entartet und fanden außer an religiösen Streitfragen nur Gefallen an den rohen Vergnügungen der Rennbahn. Zwei Parteien, nach den Farben ihrer Wagenlenker im Cirkus die Blauen und die Grünen genannt, standen sich eifersüchtig gegenüber, bekämpften sich in allen öffentlichen Angelegenheiten und wirkten dadurch nachteilig auf Staat und Kirche, auf Sitte und Volksleben. Als 532 abermals blutige Streitigkeiten zwischen den Blauen und Grünen ausbrachen, schritt der Kaiser dagegen ein. Da einigten sich die Entzweiten wider die Regierung und plünderten die Hauptstadt, sodaß viele Gebäude, namentlich der Sophientempel Konstantins, in Flammen aufgingen. Justinian geriet bei diesem Aufstande, der nach dem Rufe der Empörer „Nika" — (Sieg) Aufstand genannt wurde, in große Gefahr. Vergebens versprach er Amnestie, die Menge setzte ihn ab und bedrängte den kaiserlichen Palast. Schon dachte er an Flucht, allein Theodora hielt ihn zurück. Sie hatte sich einst, als ihr die Grünen die Bitte um eine Stelle für ihren Stiefvater abgeschlagen hatten, den Blauen angeschlossen, jetzt gewann sie die aufständigen Blauen wieder für sich. Aus ihr Geheiß sammelte der Feldherr Belisar 3000 zuverlässige Soldaten, besiegte die Grünen und stellte das Ansehen der Regierung wieder her. An 30 000 Menschen sollen bei diesem Aufstande ums Leben gekommen sein. Die Rennbahn wurde geschlossen. Justinian sicherte die Nordgrenze seines Reiches gegen die Bulgaren durch Anlegung fester Plätze an der Donau; im Osten zwang er durch feinen Feldherrn Belisar die unruhigen Perser zum Frieden und errichtete Verschanzungen gegen dieselben. Dann suchte er, das alte römische Reich unter seinem Zepter wieder zu vereinigen und mischte sich in die Angelegenheiten des Westens (§. 10). Er ließ durch Belisar das Vandalenreich in Afrika erobern und das Ost-gotenreich in Italien angreifen, dessen Unterwerfung Bellfars Nachfolger Narses vollendete. Währenddessen sammelte der kaiser-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 181

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 6. Der Untergang des Hohenstaufenhauses. 181 Musik schufen ihm eine neue Welt. Auch Freundschaft und Liebe folgten ihm in den Kerker. Nach Konradins Tod (1268) erwachte in Enzio die Sehnsucht nach Freiheit und Rache. Allein ein Versuch, in einem Fasse den finstern Kerkermauern zu entrinnen, mißglückte durch eine verräterische Locke seines Haupthaares, welche aus dem Spundloch hervorhing. Enzio wurde seitdem in strengem Gewahrsam gehalten, bis er nach 22 jähriger Hast (1271) verschied. Sein Grab befindet sich in der Dominikanerkirche zu Bologna und ist durch eine gekrönte Bildsäule von Marmor und eine Anschrift kenntlich. Margareta. Kurz vorher war Enzios Stiefschwester in Kummer und Elend verschieden. Margareta war Albrecht dem Unartigen von Thüringen vermählt und lebte anfangs glücklich und hochgeehrt als Mutter von drei Söhnen, Friedrich, Heinrich und Diezmann. Allein später suchte sich Albrecht seiner treuen Gemahlin pflichtvergessen zu entledigen und bestach einen Diener, daß er als Teufel verkleidet in der Nacht Margareta erdrosseln solle. Der treulose Unecht, von heftigen Gewissensbissen gepeinigt, zögerte mit der Ausführung des Versprechens. Endlich, von Albrecht gedrängt, schlich er sich zu der Fürstin, fiel ihr aber zu Füßen und bat um Verzeihung. Margareta vernahm mit Staunen und Entrüstung den Mordplan und erkannte die kalte Notwendigkeit zu entfliehen. Noch einmal ging sie in ihrem unsäglichen Leid zu ihren Kindern ans Bett und küßte sie. Der Schmerz der Trennung aber überwältigte die unglückliche Mutter so sehr, daß sie ihren Liebling Friedrich heftig in die Wange biß und demselben ein bleibendes Mal aufdrückte, wovon erden Beinamen Friedrich mit der gebissenen Wange führte. Die Kaisertochter wurde noch in derselben Nacht an Stricken die Wartburg herunter gelassen, und der verkleidete Diener folgte ihr. Hilflos durchirrte Margareta das Land und erlag im Weißftauenkloster zu Frankfurt ihrem Grame. Manfred. Nach Konrads Iv. Tod (1254) suchte sich Manfred mit Rom auszusöhnen und bewies sich nachgiebig. Allein der Papst strebte unverrückt nach dem Ziele, die Macht der Hohenstaufen in Unteritalien zu vernichten. Manfred wurde mit dem Banne belegt, und der Papst bot die Krone Karl von Anjou, dem Bruder Ludwigs Ix. Manfred rüstete sich, allein päpstliche Diener verleiteten seine Truppen zum Treubruche. Darum schmolz das Häuschen in dem entscheidenden Augenblick zusammen, als Karl von Anjou erschien und die Hand nach fremdem Eigentum ausstreckte. Es kam bei Bmevent 1266 zum Kampfe, Manfred unterlag und starb den Heldentod. Als ihm Karl ein ehrenvolles Begräbnis versagte.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 182

1888 - Wiesbaden : Kunze
182 Dritte Periode des Mittelalters. begruben französische Söldner den edlen Mann ohne Sang und Klang bei der Brücke von Benevent, wo er gefallen war, trugen Steine zu seinem Grabe herbei und häuften ihm ein bescheidenes Denkmal. Manfreds Familie endete traurig. Seine Witwe wollte mit ihren 4 Kindern zu ihrem Vater entfliehen, aber sie wurde von ihrem treulosen Burgvogt an Karl von Anjou ausgeliefert. Nach einigen Jahren erlag sie im Gefängnis harter Behandlung, ungewohnter Nahrung und ihrem Schmerze. Ihre Tochter Beatrix schmachtete 15 Jahre im Kerker, bis sie 1281 Karl gegen seinen gefangenen Sohn an Peter von Aragonien freigab, der sich mit Manfreds Tochter Konstantia vermählt hatte. Manfreds drei unmündige Söhne blieben in lebenslänglicher Haft; der älteste, Heinrich, erblindete und starb erst nach 43 kummervollen Jahren. Konradin. Karl von Anjou regierte mit empörender Härte in Neapel. Die ghibellinischen Großen baten daher Konrads Iv. Sohn Konrad in, welcher unter dem Schutze seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Oberbayern, ausgewachsen war, sein väterliches Erbland in Besitz zu nehmen. Trotz der düsteren Ahnungen seiner Mutter folgte Konrad dem Ruse; er verpfändete seine Güter und zog mit seinem Freunde Friedrich von Baden und einer kleinen Söldnerschar über die Alpen. In Italien sammelten sich die Ghibellinen freudig um das hohenstausische Banner, Rom öffnete ihm, dem Papste zum Trotze, die Thore und empfing ihn mit großem Gepränge. Allein der Ausgang war traurig. Bei Tagliacozzo (oder Scurcola) traf Konradin 1268 auf die Truppen Karls von Anjou und schlug sie in die Flucht. Als sich seine Scharen aber über das feindliche Lager herstürzten, brach eine Schar französischer Reiter aus einem Hinterhalt hervor und entriß ihnen den eben errungenen Sieg. Konradin entkam mit seinem Freunde Friedrich von Baden und vielen Rittern zwar glücklich an die Küste, wo sie ein Schiff bestiegen, aus welchem sie nach Sizilien flüchten wollten; allein der Graf Fr an g i-pani holte sie ein, und obgleich er von den Hohenstaufen viele Wohlthaten empfangen hatte, nahm er die Flüchtigen gefangen und lieferte sie Karl von Anjou aus. Dieser berief ein Gericht zusammen und erhob gegen Konradin und seine Genossen die Anklage auf den Tod. Das Gericht sprach bis auf eine Stimme die im ritterlichen Kampfe Gefangenen frei; aber der grausame Sieger »erhing trotzdem das Todesurteil über sie. Er ließ den letzten Sprößling des ruhmreichen Hohenstaufenhaufes nebst feinem Freunde Friedrich von Baden und andern Getreuen auf dem Markte von Neapel im Angesichte des Meeres (29. Oktober) 1268 öffentlich hinrichten und sah

9. Geschichte des Mittelalters - S. 149

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 25, 3. Der dritte Kreuzzug. 149 begab sich krank nach Konstantinopel, der Rest seines Heeres traf auf dem Wege mit Lubwigs Vii. Scharen zusammen, welche die Treulosigkeit der Griechen ebenfalls hatten erfahren müssen, und begab sich mit biesen nach Ant-iochia, wo auch Konrab nach seiner Genesung wieber erschien. In anbetracht der erlittenen Verluste mußte von der Wiebereroberung Ebessas abgesehen werben, es würde bes-halb im Verein mit König Balbuin Iii. von Jerusalem ein Angriff auf Damaskus und Askalon versucht. Aber dieser scheiterte an dem Verrat der syrischen Christen. Nachbem beibe Könige mit dem Rest ihrer Heere Jerusalem besucht hatten, verließen sie, ohne Erfolg erzielt zu haben, mißmutig das Land, in dem foviele Opfer gefallen waren, und kehrten nach Europa zurück. Daheim aber schalt man den Abt von Clairvaux, der das Gelingen des Zugs vorausgesagt hatte, einen falschen Propheten und beschulbigte ihn, er habe das Volk absichtlich ins Verberben geschickt. Allein Bernharb berief sich auf die Unbegreiflichkeit göttlicher Fügungen und erinnerte die Kreuzfahrer an ihre vielfachen Sünben. Mangel an Vorsicht, Übermut und Zügellosigkeit des Kreuzheeres trugen teil an dem Mißlingen des zweiten Kreuzzuges. 3. Der dritte Kreuzzug 1189—1192. Nach dem unglücklichen Ausgang des zweiten Kreuzzuges wuchs die Gefahr für das Königreich Jerusalem, und Balbuin Iii. konnte nur mit Mühe das feste Askalon wieber gewinnen. Währenb Nurebbin seine Macht nach Westen ausbehnte, erlahmte die Wiberstanbskrast der Christen; zwischen den christlichen Fürsten von Antiochia, Tripolis, dem König von Jerusalem und den zum Schutze Palästinas ge-lülbeten geistlichen Drben (§. 30), entftanb Eifersucht und Uneinigkeit, fobctß es zu keinem einheitlichen Hanbeln kam. Die Lage rourbe durch den Sultan Saladin von Ägypten noch verschlimmert. Dieser hatte in Nurebbins Diensten ein Heer nach Ägypten geführt, war bafelbst Statthalter geworben und hatte sich nach Nurebbins Tod zum selbstanbigen Beherrscher Ägyptens gemacht. Salabin war ein tapferer, gerechter und mertfchertfreunbücher Türke aus dem Stamme der Kurben. Er nahm Syrien in Besitz, behnte seine Macht bis zum Tigris aus und richtete dann seine Angriffe auf Palästina. Nach langen Kämpfen mit dem König von Jerusalem schloß er enblich einen Waffenstillstanb mit bemselben. Dieser rourbe aber durch den Ritter Rainalb von Chatillon baburch gebrochen, daß er

10. Geschichte des Mittelalters - S. 236

1888 - Wiesbaden : Kunze
236 Vierte Periode des Mittelalters. Eberhards des Greiners Sohn, den Grafen Ulrich von Württemberg in der Schlacht bei Reutlingen 1377. Karl erlebte kurz vor seinem Tode 1378 noch die Freude, daß sein Sohn Wenzel zu seinem Nachfolger erwählt wurde. Nun schienen Macht und Glanz des luxemburgischen Hauses, wofür er gelebt und gewirkt hatte, dauernd begründet zu sein. 4. Die letzten luxemburgischen Kaiser. Wenzel 1378 — 1400 war nicht ohne Bildung und zeigte im Anfang seiner Regierung auch die Absicht, den wilden Ausbrüchen des Faustrechts und den in der Kirche entstehenden Spaltungen entgegenzutreten ; aber es fehlte ihm an der nötigen Umsicht und Thatkraft. Da er nicht gleich mit Erfolg durchdringen konnte, zog er ein bequemes Leben den Reichsgeschästen vor, überließ sich dem Müßiggang, wurde jähzornig, grausam und fand nur noch Gefallen an wüstem Jagdleben und zügellosem Treiben. In seiner Umgebung befand sich gewöhnlich eine Koppel großer Jagdhunde, unter deren Bissen sogar seine erste Gemahlin Johanna von Bayern (§. 42, 10) ihr Leben aushauchte. Brandenburg überließ er seinem geldbedürftigen Bruder Sigismund als Lehen, der die Mark seinem Vetter Jobst von Mähren bis zu dessen Tode 1411 verpfändete. In Süddeutschland wütete während seiner Regierung der große Städtekrieg (1377 — 1388), ohne daß Wenzel thatkräftig für die Beilegung desselben auftrat. Die unter seinem Vater und nach dessen Tode entstandenen einzelnen Städtebündnisse in Schwaben, Franken, am Rh ein und in Hessen schlossen sich nämlich zur Wahrung des Landfriedens und zum Schutze vor dem Raubadek, der vom Wegelagern (vom Stegreif) lebte, zu einem großen, über 70 Städte umfassenden Stä dtebun d zusammen, dem auch die Schweizer Eidgenossenschaft beitrat. Die Folge war, daß die Ritterschaft nun auch Ritterbündnisse, wie den Schlegler-, Löwen-, St. Georgsbund re. bildete. Bald gerieten beide Bündnisse in hartnäckige und grausame Kämpfe miteinander, fodaß Gesetzlosigkeit und Faustrecht die schlimmsten Zustände im Reiche herbeiführten. Als Leopold Iii. von Östreich in der Schweiz die östreichische Herrschaft wieder ausrichten wollte, wurde er von der Eidgenossenschaft bei Sempach 1386 besiegt (§. 35, 2) und fiel mit einem großen Teil der östreichischen Ritterschaft. Der Erfolg der Schweizer trieb auch die freiheitsliebenden
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