H. Die Aavte von Sachsen.
I. Unser Stammland ist das Königreich Sachsen. Die Karte zeigt
ein kleines Bild von ihm. 2. Das Land wird ans ihr von einem farbigen
Bande umzogen. Dieses ist im O. kurz, im S. lang, im W. sehr ge-
lvunden, im N. fast gestreckt. Es bezeichnet die Grenzlinie, die uns
von den Nachbarländern trennt. Diese sind das Königreich Preußen
im N., das Königreich Böhmen im S., beide auch im O., das König
reich Bayern und thüringische Länder (Fürstentum Rens; ä. L., Grog-
Herzogtum Weimar, .Herzogtum Alteuburg) im Westen. So nnrd Sachsen
ans allen Seiten von anderen Ländern umschlossen und ist also ein
Binnenstaat. 3. Das Land zwischen dein Grenzbande trägt eine ver-
schiedene Zeichnung und Färbung ans der Karte. Jin S. erheben sich
zahlreiche Höhen und gruppieren sich zu einem Gebirge. In der Mitte
des Landes steigen niedrigere Bodenerhebungen ans und bilden ein Berg-
rind Hügelland. Im N. senkt sich der Boden Sachsens immer mehr dem
Spiegel des Meeres zu. Er wird ein Tief- oder Niederland.
4. Von Siid nach Nord ziehen sich auf unserer Karre auch schrvarze
Linien hin. Die meisten haben ihren Anfang und ihr Ende außerhalb der
Grenze unseres Landes. Sie sind von ganz verschiedener Stärke unter-
einander. Die feinen bezeichnen Bäche, die mittleren Flüsse, die starken
Ströme. Die Namen derselben stehen an der Seite der Linien. Es
scheint, als wollten sie nach Norden hin alle zusammenlaufen. 5. An den
Wasserlinien ziehen vielfach noch andere Linien hin. Sie gehen auch durch
die Ebene und das Gebirge und bilden förmlich ein Netz, das unser ganzes
Land umspannt. Es sind die Linien der Eisenbahnen. 6. Die Bahn-
linien verbinde» kleine und große Punkte, Vierecke und Vielecke mit-
einander. Die Punkte bezeichnen Dörfer und Marktflecken. Die
Vierecke bezeichnen große und kleine Städte. Die Vielecke bilden die
äußere Ausbreitung der größten Städte nach. Ein Fähnchen ans dem
Punkte will ein Schloß, ein Kreuz auf dem Punkte ein Kloster
bezeichnen. Sachsen hat 143 Städte und über 3000 Dörfer. Es ist
sehr reich an Orten und stark besiedelt.
2. Dev V>ebcnbau Sachsens.
1. Im S. Sachsens erhebt sich das Hochland, siian. sinkt
Boden zum Tieflande nieder. So zeigt unser Stamntlivid die^»i^
Grundformen der Bodenbildnng und erhält im allgemöjis^ l^^orm
\%r
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Bayern unter Prinzregent Lnitpvld. 3
und Brauerei in Weihenstephan, die Kreisackerbanschulen, besondere Wein-,
Löst- und Gartenbauschulen, zahlreiche landwirtschaftliche Winterschnlen u. dgl.
Von den Fortschritten der Industrie zeugten die Landesausstellungen in Nürnberg (1896; 1906) und in München (1908) sowie die Bayerische Gero erbe sch au in München. Das Kleingewerbe wurde gefördert durch die Baye-1912 rische Landesgewerbeanstalt in Nürnberg, durch Gewerbemnseen sowie der-gegr. 1909 schiedene Fachschulen (für Weberei, Korbflechterei, Schnitzerei, Stickerei, Spitzen-klöppelei u. ä. Erwerbszweige).
Haudel und Verkehr nahmen einen derartigen Aufschwung, daß ein eigenes Staatsministerium für Verkehrsangelegeuheiten gebildet werden mußte. err. 1904 Die Länge der bayerischen Staatsbahnen hat sich in der Zeit der Regentschaft fast verdoppelt: sie wuchs von 4500 auf 8000 km. Wichtige neue Zwischenlinien, z. B. Trenchtlingen—tonanwörth (1906) und Mühldorf—freilassing (1908), schufen wesentlich kürzere Verbindungen, erstere zwischen Nord- und Südwestdeutschland, letztere zwischen Norddeutschland und dem Adriatischen Meer. Den Bedürfnissen der abseits von den Hauptbahnlinien liegenden Gebiete suchte man durch Anlage zahlreicher Neben(Lokal-)bahnen gerecht zu werden, den Bedürfnissen der Großstädte durch Einrichtung des Vorortverkehrs. Der Postbetrieb erfuhr zahlreiche Verbesserungen, so z. B. durch Anlage der Motorpostlinien.
Die Länge der Telegraphenleitungen hat sich verdreifacht, die der Telephonleitungen verhundertfacht.
Auch die forstwirtschaftliche Entwicklung Bayerns machte erfreuliche Fortschritte: i. I. 1886 bezog Bayern aus seinen weitausgedehnten Staats-sorsteu 13 Millionen Mark Reineinnahmen, i. I. 1910 bereits 32 Millionen. Die Forstliche Hochschule wurde von Aschaffenburg nach München verlegt und der 1910 dortigen Universität angegliedert.
Eine vielversprechende Zukunft hat die geplante Ausnützung der Wasserkräfte, die uns billigen elektrischen Strom für den Betrieb der Landwirtschaft, der Industrie und der Verkehrsmittel liefern kann.
Zur Hebung der Volksgesundheit wurden, besonders für die größeren Städte, weitverzweigte Wasserversorgung^ und Kanalisationsarbeiten durchgeführt, an den Landesuuiversitäteu bakteriologische Anstalten errichtet und umfassende Maßregeln zur Bekämpfung ansteckender Volkskrankheiten, wie Tuberkulose (Schwindsucht), Typhus u. dgl. getroffen. Den gleichen Zwecken diente die Anlage sorgfältig eingerichteter Krankenhäuser, Irrenhäuser, Waisenhäuser, die Schaffung einer Landeszentrale zur Bekämpfung der Kindersterblichkeit u. dgl.
])) Rechtspflege und Gesetzgebung. Tiefeinschneidend für die bayerische Rechtspflege war die Einführung verschiedener Reichsgesetze, die dem gesamten Deutschen Reiche die erwünschte Rechtseinheit brachten. Obenan stand das (1900) eingeführte allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch. Im Zusammenhange damit wurde auch ein neues Grundbuch angelegt (1910). — Ein weiterer Fortschritt in der Rechtspflege war die Schaffung eigener Jugendgerichte (1908), die neben einer milden Bestrafung vor allem die Besserung der Bestraften durch Jugendfürsorge ins Auge faßten.
Als wichtige Errungenschaft ist das neue Landtagswahlgesetz anzusehen, 1906 nach welchem in verkleinerten Wahlkreisen 163 Abgeordnete durch allgemeines, geheimes und direktes Wahlverfahren gewählt werden. (Gewählt ist derjenige Bewerber, der im ersten Wahlgang ein Drittel der abgegebenen Stimmen, in einem etwaigen zweiten Wahlgang die einfache Mehrheit hat. Wählen und ge-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Lnitpvld
Extrahierte Ortsnamen: Weihenstephan Nürnberg München München Nürnberg Norddeutschland Adriatischen_Meer Bayerns Aschaffenburg München
Iii. Teil.
Europa.
A. Das Mittel- und Nordeuropäische Schollen- und Tiefland.
Bodengestaltung und Bewässerung.
§ 88. Holländisches Tiefland. (Das Königreich der Niederlande.) Über-
schreiten wir die Grenze Hollands von Hannover oder Westfalen (Münstersche
Bucht) oder Rheinland (Colner Bucht) aus, so gelangen wir in den niedrig-
sten Teil des Norddeutschen Tieflandes. Mit Recht führt er den Namen
Niederlande, denn fast 1/4 des Gebietes liegt sogar unterm Meeresspiegel.
Auf uuferm Wege wechseln zuerst Moore und Geestland ab; dann gelangen
wir in weite fruchtbare Marfchen, die fast die Hälfte des Königreiches der
Niederlande einnehmen. Gegen die Meeresfluten werden sie an der Westküste
meist durch Dünen (§ 74), an der Nordküste durch Deiche (§ 73) geschützt.
Hier sind die Dünen durch Springfluten von der Küste getrennt worden. Ihre
Reste bilden die Westfriefifchen Jnfeln. Zwischen ihnen und der Küste setzt sich
das Deutsche Wattenmeer fort. Auch hier ist das Meer tief in das Land
eingedrungen. Dadurch ist der große Zuider See entstanden. Jetzt sind die
Holländer bemüht, ihn dem Meere wieder abzuringen. Das wird ihnen ge-
lingen; dafür haben sie schon an mehreren Landseeu, die sie trockengelegt und in
fruchtbares Land verwandelt haben, den Beweis geliefert; der größte von ihnen
war das Haarlemer Meer. Man legte um die Seen eingedeichte Kanäle an
und pumpte sie dann leer.
Holland ist das Land der Kanäle. Durch sie entwässern die Bewohner
sumpfigen und bewässern trockenen Boden. Auf ihnen wickelt sich fast der
ganze Verkehr ab. Die Bewässerung des Landes besorgt der Rhein, der sich
aber bald nach seinem Eintritt in das Land unterhalb Emmerichs in mehrere
Arme teilt, von denen die bedeutendsten Lek und Waal heißen. In den
letzteren mündet die Maas. Gerade wie bei der Elbe und Weser hat auch hier
die eindringende Meeresflut trichterförmige Mündungen gebildet. Alle Flüsse
sind von Deichen eingeschlossen, und ihr Wasserspiegel ist meist höher als das
umliegende Land, das größtenteils Schwemmland des Rheines und der
Maas ist.
Aufgabe: Vergleiche die Niederlande mit dem westlichen Teile der Norddeutschen
Tiefebene!
1 *
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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Extrahierte Personennamen: Emmerichs
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordeuropäische_Schollen- Niederlande Hollands Hannover Westfalen Rheinland Niederlande Holland Rhein Maas Niederlande
4
Ii. Länderkunde von Europa.
Mittelgebirge und Hügelländer, Hochebenen, Tiefebenen und Beckenlandschaften
ab (Nachweisen!). Dadurch wurde eine vielseitige Entwicklung der Bewohner
gefördert. Nur im 0 herrscht die für die Kultur geeignetste Bodenform,
das Tiefland, in breiter Masse vor. In schmalerem Bande setzt es sich west-
wärts durch den Rumps unsers Kontinents bis an den Nordfuß der Pyrenäen
fort. Im ganzen nimmt das Tiefland drei Fünftel des Erdteils ein. Ein
nicht unwesentlicher Vorzug Europas ist es, daß sein Tiefland nach den ver-
schiedensten Richtungen hin unmittelbar mit einer hochwichtigen Verkehrs-
straße des Meeres, dem Atlantischen Ozean, in Berührung tritt. Vergleiche
damit die Tiefebene Nordwestasiens!
d) Aus der Vielgestaltigkeit des Oberflächenbaues ergeben sich die Eigen-
tümlichkeiten und großen Vorteile der Flußsysteme Europas. Der Erdteil kann
sich an Größe und Wassermenge seiner Flüsse nicht mit den großen Strömen
Asiens, Afrikas und Amerikas messen; dagegen übertrifft er alle andern Erd-
teile an Menge der schiffbaren Flüsse, deren Verkehrsfähigkeit nicht, wie z. B.
in Afrika, durch Wasserfälle, Stromschnellen und andere Hindernisse gestört
wird. Die Flüsse Europas geheu größtenteils von zwei Hauptquellgebieten,
der Waldaihöhe einerseits, beu Alpen und den vorgelagerten Mittelgebirgen
anderseits, strahlenförmig auseinander und münden in sieben verschiedene
Meere. (Nenne diese! *) Alle europäischen Flüsse haben auch einen nur wenig
schwankenden, trotz mäßiger Stromentwicklung beträchtlichen Wasserstand
und äußerst günsüge Eisverhältnisse. Sie kommen in ihrem Oberlauf einander
nahe und sind im Gegensatz zu den asiatischen Strömen oft nur durch niedrige
Bodenschwellen voneinander getrennt, so daß es möglich war, durch Kanäle
schiffbare Verbindungen zwischen den verschiedenen Flüssen und Meeren
herzustellen. Wo finden in Europa die bedeutendsten Flüsse Raum zur Ent-
wicklung? ^ Suche auf der Karte die wichtigsten Kanalverbindungen auf!
e) Vor allen andern Erdteilen ist Europa ferner bevorzugt durch sein
Klima. Europa erstreckt sich von 36° X (Kap Tarifa) bis 71° N (Nordkap),
gehört also fast ganz der gemüßigten Zone, und zwar überwiegend ihren nörd-
lichsten Teilen an. So fehlen in Europa Eiswüsten und Tropenlandschaften;
aber da der Golfstrom das unter der äquatorialen Sonne erwärmte Wasser an
der westeuropäischen Küste nordwärts bis nach Norwegen, ja bis nach Island
und Spitzbergen schafft, so ist Europa wärmer als alle andern Erdteile unter
gleicher Breite.
Die das ganze Jahr vom Atlantischen Ozean her wehenden Westwinde
spenden reichlich Regen. Das Fehlen nordsüdlich streichender Gebirge im W
und die zahlreichen Meereseinschnitte lassen die feuchten Winde tief in den
Kontinent eindringen; daher ist auch bei keinem andern Erdteil ein verhältnis-
mäßig gleich großer Teil der Oberfläche anbaufähig und wirklich bebaut. Die
1 Nenne die größten Flüsse des Rumpfes von Europa und ordne sie
a) nach den Meeren, denen sie Zuströmen, und
d) nach den Quellgebieten, denen sie ihren Ursprung verdanken!
2 F-iußlängen und Stromgebiete s. Tabelle S. 108; s. dort auch die größten Seen!
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TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Atlantischen_Ozean Europas Asiens Afrikas Amerikas Afrika Europas Europa Europa Europa Tarifa Nordkap Europa Norwegen Island Spitzbergen Europa Europa
Vi
ringere Ausnutzung der Naturgaben die Höhe der wirtschaftlichen Entwicklung
bestimmt. Nur durch das vielseitige Erfassen dieser Zusammenhänge können
die Schüler die gegenwärtigen wirtschaftlichen Zustände der einzelnen Völker
verstehen lernen und somit sichere Urteile gewinnen über die Bedeutung der
einzelnen Wirtschaftsgebiete für die Weltwirtschaft im allgemeinen, wie für die
Wirtschaft unseres Vaterlandes im besonderen.
6. In den Dienst des Kausalprinzips treten auch die wirtschastsgeogra-
phischeu Vergleiche, die das Buch in größerer Zahl bringt. (Westdeutsches und
Ostdeutsches Tiefland, Nord- und Ostsee, Holland—belgien, Frankreich—deutsch-
land, Norwegen—schweden, Iberische und Balkanhalbinsel usw.) Derartige
Parallelen und Gegenüberstellungen zeigen in besonders eindringlicher Weise
einerseits die Abhängigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung von den gegebenen
Naturbedingungen, andererseits die verschiedene Auswertung der Naturgaben
durch den Menschen, wie sie im wesentlichen bedingt ist durch die erreichte
Kulturhöhe.
7. Das statistische Material ist gegenüber der größeren Ausgabe wesentlich
beschränkt und vereinfacht, die Angaben entsprechen den neuesten zuverlässigen
Veröffentlichungen.
Bremen, im Januar 1914. K. Bartling.
Vorwort zur vierten Auflage.
Da der Weltkrieg noch immer weiter wütet, so mußten aus naheliegenden
Gründen tiefer greifende Veränderungen des Textes unterbleiben, zumal mir
auch in dieser Richtung keine Wünsche geäußert worden sind. Die vierte Auf-
läge ist also nahezu ein unveränderter Abdruck der dritten.
Bremen, im März 1918.
K. Bartling.
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4
Allgemeine Übersicht.
Fulda vereinigt. L. Emmer, Werre, Aue und Hunte, durch den Dümmer.
R. Aller mit Oker, Fnse, Leine, Oertze und Böhme; die Lesum, die aus
der Wümme und Hamme entsteht, und die Geeste. Haupthäfen Münden,
Holzminden, Hameln, Nienburg, Blumenthal und Geestemünde.
Werra und Fulda sind bereits vor dem Eintritt in hannoversches Gebiet
kahnbar, und die mittlere Fulda ist auch durch eine größere Strecke hiu kanalisiert,
während dies für die eigentliche W es er oberhalb Bremens noch aussteht. Immerhin
geht die regelmäßige Dampfschiffahrt — von Dürrezeiten abgesehen — bis Münden,
so daß der Strom 411 km Fahrrinne besitzt (die Elbe hat 846), und bis Bremen
gelangen seit der großartigen Regelung und Tieserleguug des Unterlaufes Seeschiffe
vou 5| m Tiefgang. Im Seeverkehr ist Geestemünde der zweite Hafen Hannovers
(s. S- 48). Wie die Elbe und die Ems besitzt auch die Weser eine weite, schlanch
förmige Mündung, nach N.n.w, zum tiefsten Ebbespiegel abgebogen. Die Kanali-
sierung der Aller von Celle bis zur Leinemündnng ist begonnen.
Zum Gebiete der Weser gehört das Steinhuder Meer.
g. Die Jade. Wilhelmshaven.
Das oldenburgische Flüßchen Jade ist ganz unbedeutend, da sein Mündungs-
gebiet durch den Einbruch des Meeres in den Jadebuseu verwandelt ist.
d. Die Ems entspringt nahe dem S.o.-Ende des Teutoburger Waldes,
durchfließt den Meerbusen Dollart, mündet ins Meer als Oster- und
Wester-Ems zu beiden Seiten von Borkum. Nebenflüsse Hase und Leda oder
Lede. Haupthäfen Papenburg, Leer und Emden. Die Bildung des Dollart
hat im 13. Jahrhundert begonnen und bis ins 16. fortgedauert; feit 1545
haben die Holländer angefangen ihn durch Deichbauten einzuschränken.
Die Schiffbarkeit der Ems für kleine Flußschiffe beginnt bereits in der Provinz
Westfalen, Seeschiffe gelangen bis Papenburg. Den Fluß begleitet oder benutzt der
Dortmund—emshäfen-Kanal, s. S. 46 f.
e. Die Vechte, im Bentheimfchen, mündet als Vecht auf niederlän-
dischem Gebiet in die Südersee.
8) Unsere Heimat gehört zwei Staatsgebieten an:
Braun schweig ist ein Herzogtum, seit 1907 unter dem Herzog Jo-
Hann Albrecht als Regenten, Hannover ist eine Provinz des Königreichs
Preußen; seit dem 15. Juni 1888 König Wilhelm Ii., Deutscher Kaiser.
Braunschweig liegt ganz überwiegend im Südosten des Gesamtgebietes.
qkm Einwohner Einwohner auf 1 qkm
Braunschweig. . 3 672 485 958 132
Hannover . . . 38 506 2 759 544 72
Preußeu .... 348 702 37 293 324 107
Deutsches Reich . 540 777 60 641 278 112
9) Einteilung. Die Provinz Hannover, durch dazwischen liegende
andere Gebiete in 3 große Stücke gesondert, wird eingeteilt in die 6 Regie-
rnngsbezirke (R.b.):
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Blumenthal Jo-
Hann_Albrecht Albrecht Wilhelm
sich bei uns erst nach 1870 in die Schulen Eigang verschafft. Jeder erfahrene Lehrer wird sie für mindestens ebenso wichtig halten, als irgend eine Periode der älteren Geschichte, und manche, zu denen auch ich gehöre, halten sie für die allerinteressanteste Periode. Die neuste Geschichte hat eineu wahrhaft architektonisch symmetrischen Bau, dem höchstens die antike Geschichte an die Seite gestellt werden kann. Wer die Grundlinien dieses Baus erst erkannt hat, wird vor einer ausführlichen Behandlung dieses Abschnittes nicht mehr zurückschrecken, falls die Zeit dafür gegeben ist.
Seit 1870 sind schon wieder 30 Jahre Weltgeschichte an unserm Auge vorübergezogen. Auch diese Periode darf im Unterricht nicht mehr ganz übergangen werden. Seit dem „Koreanischen Krieg" von 1894 scheint eine neue Epoche der Weltgeschichte angebrochen zu sein. Im 20. Jahrhundert wird der Indische und Stille Ocean der Mittelpunkt der Weltgeschichte sein, wie es das Mittelmeer im Altertum war, und Ost- und Nordsee und Mittelmeer im Mittelalter. Wir Lehrer werden daher nicht mehr umhin können, die Jugend bei Zeiten in das Verständnis der neusten Zeitbegebenheiten einzuführen.
Die angefügten tabellarischen Übersichten empfehlen sich hoffentlich den Fachgenossen von selber.
Für die freundliche Beihilfe bei der Durchsicht der Druckbogen, besonders für die möglichst genaue Durchführung der neuen Schulrechtschreibung, sage ich meiner Kellegin, Frl. I. Maaß, auch an dieser Stelle meinen herzlichen Dank.
Hamburg, Eude April 1900.
Dr. Otto Rüdiger.
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Das ist des Dcuischcn Vaterland,
- Wo Eide schwört der Druck der Hand,
Wo Treue hell vom Auge blitzt,
Und Liebe warm im Herzen sitzt —
Das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!
Das ist des Deutschen Vaterland,
Wo Zorn vertilgt den welschen Tand,
Wo jeder Franzmann heißet Feind,
Wo jeder Deutsche heißet Freund —
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott vom Himmel, sieh darein
Und gieb uns rechten deutschen Muth,
Daß wir cs lieben treu und gut!
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!
2.
Deutschland.
Von Ludrn.
Kkschichte des deutschen Volkes. Gotha 1825-37. l, 3.
Die weiten Fluren, die sich, mannigfaltig durchschnitten, von
den höchsten Alpen über dem mittelländischen und dem adriatischeil
Meer in unbestimmten Grenzen westlich an den Ufern der Maas
und der Schelde hinab bis zur Nordsee hinbreiten und östlich von
der March hinüber jur Oder bis zu dem Aussiufse der Weichsel,
nennen wir Deutschland.
Dieses Land in dieser Ausdehnung gehöret zu den schönsten
Ländern, welche die Sonne begrüßet in ihrem ewigen Laufe.
Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden
Luft des Südens, wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden,
die größte Abwechselung, die reichste Mannigfaltigkeit, köstlich für
den Anblick, erheiternd und erhebend für das Gemüth, bringet
Deutschland alles hervor, was der Mensch bedarf zur Erhaltung
und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zlt verweichlichen, zu
verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeglichem Anbau.
Hier scheint sich die Zeugungskraft gesammelt zu haben, die dort
versagt ward. Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen
sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt,
die an jenem wirkungslos vorübergieng. An der kahlen Felswand
zechet sich ein üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Heide, nur
von der bleichen Binse und von der Brombeerstande belebt und
menschlichem Fleiße nichts gewährend als die magere Frucht des
Buchweizens oder des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Gotha Nordsee Deutschland Deutschland Heide
4
Europa.
Ems in die Nordsee und vorbei an den friesischen Düneninseln nördlich
vor dem Südersee zu den Mündungen des Rheines, der sein Wasser
aus deu Alpen der südwestlichen Nordsee zuführt.
§ 5. Hier schließen sich uns bald Dampfer an, die aus Englands größtem
Flusse, der Themse, kommen, dazu viele deutsche, holländische, belgische
und französische, und in zahlreicher Gesellschaft geht die Fahrt durch
Europas und der ganzen Erde belebteste Meeresstraße, den 31 km breiten
Pas de Calais, d. i. Durchfahrt von Calais, auch der Kanal ^ oder La
Manche, d. i. Ärmelmeer, genannt, vorbei an den westlich der Seine-
mündung vorspringenden Halbinseln Cot entin und Bretagne. Nun
wenden wir uns nach N, vorbei an der Südwestspitze Englands durch
deu St. Georgs-Kanal, die Irische See und den Nordkanal
hinaus iu den weiten Atlantischen Ozean. Hier begegnen uns zahl-
reiche Fischdampfer und -fegler, welche an den Hebriden vorbei nach
den im Nw der Orkney [orftte]- und Shetland ^schetländ^-Inseln liegen-
den Faröer und weiter in die gesegneten Fischgründe der nächst Groß-
britannien (230000 qkm) größten Insel unseres Erdteils fahren, nach
Island, das viermal größer ist als Sizilieu und bis an den Nördlichen
Polarkreis reicht.
§ 6. Wir aber wenden uns zu Europas westlichstem Punkte auf der Jusel
Irland, nach 8, fahren dann vorbei an der Mündung der Loire und
Garonne in den stürmischen, hafenarmen und darum schutzlosen Golf von
Biseaya ^wiskäjaj und um Kap Fiuisterre herum an der Dnero-
mündung und dem westlichsten Punkte des Kontinents, Kap Roea, hin,
weiter an der Mündung des Tejo [teju2] und des Guadalquivir [gwa-
balfiiütr]3 vorbei in die Straße von Gibraltar (14 km breit). Durch
diese entsendet der Ozean einen starken Wasserstrom in das sich zwischen
drei Erdteilen einschmiegende, sonnige und salzreiche Mittelländische
Meer oder Mittelmeer. Dieses dehnt sich östlich bis an die syrische Küste
3700 km aus. Hatten wir bislang meist Flachküsten gesehen, so treten
diese nunmehr gegen die auf der weiteren Fahrt vorherrschenden gebirgigen
Küsten stark zurück. Zunächst geht es nordöstlich an den vier Buchten des
südöstlichen Spanien entlang zwischen den Baleären und der Ebromün-
duug hindurch in den halbkreisförmigen Golfe du Lion, auch Golf von
Marseille genannt,vorbei an derrhönemündung und den steil aufrageuden
Alpen in den Golf von Genna. Jetzt fährt unser Schiff nach 80
ins Tyrrhenische Meer, und wir sehen allmählich int W die Inseln
Korsika und Sardinien, im 0 die Küste der Halbinsel Italien und
den Tiberfluß, im 3 die Insel Sizilien. Dnrch die nur 3,5 km breite
Straße von Messina gelangen wir ins Jonische Meer und den
1 So werden zuweilen Meeresstraßen zwischen Festland und Inseln, auch wohl
zwischen Inseln benannt.
2 j mit französischer Aussprache.
3 D. i. der Große Fluß.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Biseaya Genna
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordsee Nordsee Englands Europas Bretagne Englands Irische_See Atlantischen_Ozean Island Europas Irland Spanien Ebromün- Marseille Korsika Sardinien Italien Sizilien Messina
(Europa.
10 Mill. qkm, 440 Mill. Einw.
Das Mittelmeer und die Mittelmeerländer.
Das Mittelmeer.
Erdgeschichtliches. In früheren erdgeschichtlichen Zeiträumen hat Südeuropa
unzweifelhaft mit Afrika und Asien zusammengehangen. Erst durch Meeres-
einbrüche in einer späteren Zeit wurde diese Verbindung aufgehoben. Auf den
einstigen Zusammenhang deuten aber heute noch die Zusammengehörigkeit der
Gebirgssysteme — der Atlas z. B. ist die Fortsetzung des Apennin —, die in
den Inseln noch vorhandenen Länderbrücken und die Gleichartigkeit der Pflanzen-
und Tierwelt in den Gestadeländern.
Kulturgeographische Bedeutung des Mittelmeeres. Das Mittelmeer war
für die Alten der Inbegriff des Meeres und all dessen, was damit zusammen-
hängt. Mit dem Begriff des Okeanos verbanden sich im Altertum nur sehr
dunkle, unklare Vorstellungen, eine geschichtliche Bedeutung kam ihm nicht zu.
Das änderte sich erst seit 1492, mit welchem Jahre das ozeanische Zeitalter
der Menschheit begann. Bis zu diesem Zeitpunkte war dem Mittelmeere eine
Bedeutung eigen, wie sie kein anderes Binnenmeer der Erde aufzuweisen hat.
Auf seinen Wellen vollzog sich der Austausch der Kultur dreier Erdteile, und
im Altertum waren die umgebenden Länder zumeist der Schauplatz der Welt-
geschichte.
Das Mittelmeer war in der Tat durch seine natürlichen
Verhältnisse in hohem Maße geeignet ein Ausgangs-
Punkt des völkerverknüpfenden Handels und Verkehrs
zu werden.
1. Binnenmeercharakter. Das Mittelmeer liegt in der Mitte dreier Fest-
länder (Europas, Asiens und Afrikas), deren Gestade sich durch Juselbrücken an
mehreren Stellen so nahe gerückt sind, daß die salzige Flut auch durch un-
vollkommene Fahrzeuge ohne allzu groke Gefahren durchschnitten werden kann.
Eine Fülle von Anregungen auf allen Lebensgebieten mußte aus der Berührung
der zahlreichen, die Mittelmeergestade bewohnenden Völkerschaften erwachsen.
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Extrahierte Personennamen: Binnenmeercharakter
Extrahierte Ortsnamen: Europa Südeuropa Afrika Asien Altertum Europas Asiens Afrikas