Die deutschen Landschaften und Stämme. 59
winklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland
führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in
diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter
der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfeld — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regens-
bürg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tum-
melplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und
im Osterreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlands hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, zähem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unverzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
und in der Liebe zu Gesang und Tanz (Volksschauspiele), die er mit allen Gebirgs-
Völkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des
bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunstpflege der baye-
rischen Fürsten sowie der Ruhm Münchens als Kunststadt..
5. I)ie Deutschen Alpen.
Die Deutschen Alpen umfassen die n. Ketten der Kalkalpen zwischen Boden-
see und Salzach:dieallgäueralpen zwischen Bodensee und Lech, die B a y e -
rischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger Alpen zwischen Inn
und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen Gipfeln von 1700 m bis
3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand Deutschlands gegen Österreich.
Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der bayerischen Rinderzucht und Milchgewin-
nung, während in den Bayerischen und Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle
die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung und Holzverarbeitung, bildet. Wichtigkeit
haben ferner noch die Salzlager von Berchtesgaden. Dank ihrer Naturschönheiten
sind die deutschen Alpengebiete auch ein Hauptziel der Touristen. Zu den besuchtesten
Sommerfrifchorten zählen Oberstdorf in den Allgäuer Alpen, Garmisch und
Partenkirchen in den Bayerischen Alpen und Berchtesgaden und Reichen-
hall in den Salzburger Alpen.
Bedeutung der Alpen für Südbayern. Wiewohl der Anteil des Reichs
an den Alpen gering ist, haben sie doch große Wichtigkeit für die angrenzenden Ge-
biete. Sie sind die Quellstätten zahlreicher Flüsse (welcher?); sie beeinflussen sehr
wesentlich das Klima des s. Bayern, indem sie die warmen Südwinde abhalten;
endlich geht ein großer Teil des deutschen Verkehrs über die Bayerischen Alpen nach
Italien. Der wichtigste Verkehrsweg ist die Brennerbahn, die durch die Linie Mün-
chen—innsbruck erreicht wird und ein Teil der wichtigen Nord-Südexpreßlinie
Berlin—rom ist. Nach Innsbruck führt vom Bodensee die Arlbergbahn. Eine
dritte wichtige Alpenbahn ist die Linie München—salzburg, die durch die Tauern-
bahn Anschluß nach Kärnten und dem Mittelmeer erhält. Die deutschen Alpen sind
also ein hervorragendes Durchgangsgebiet des Verkehrs.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
42
C. Länderkunde.
Aufgaben. Gib nach der Völkerkarte an: 1. Welche europäischen Völker
sind Germanen, Romanen, Slawen? 2. Welche Völker wohnen außerdem in
Europa? ssuche die Basken, Kelten, Finnen, Mongolen!) 3. Welche Teile
sind unbewohnt? (Karte der Bevölkerungsdichte!) 4. Wo liegen Gegenden
von weniger als 20 E. auf 1 qkm, wo solche von mehr als 200 E.? 5. Gib
nach der Religionskarte die Sitze der Mohammedaner und der Heiden an?
§ 51. Bedeutung Europas für die Weltwirtschaft. Die dichte Be-
völkerung drängte zu einer allseitigen Ausnutzung des Bodens, der aber für
die Ernährung der Bewohner nicht ausreichte. Die Lage Europas und die
Regsamkeit seiner seefahrenden Völker führte zu einer näheren Kenntnis der
fremden Erdteile, deren Produkte den europäischen Handel mächtig belebten.
Die Kultur Vorderasiens und Ägyptens gelangte über das Mittelmeer
nach Südosteuropa. Im Römerreich verbreitete sie sich über den W des
Erdteils, wurde hier weiterentwickelt und dann als europäische Knltur über
die Ozeane in die übrigen Erdteile geleitet.
Aufgaben. 1. Welche Rohstoffe des Auslandes werden in Europa zu
wertvollen Jndnstrieprodukten umgewandelt? 2. Nenne die Erzeugnisse der
heißen Zone, an deren Handel Europa in erster Reihe beteiligt ist! 3. Ordne
nach der politischen Karte die Länder Europas nach ihrer Größe!
2. Das Deutsche Reich.
540000 qkm, 65 Mill. E., 120 E. auf 1 qkm.
Allgemeines.
§ 52. Lage, Grenzen. In der Mitte Europas liegt das Deutsche
Reich, das Land zwischen Alpen, Nordsee und Ostsee. Nur diese bilden
im 3 und X natürliche Grenzen; nach W und 0 steht unser Vaterland
mit den übrigen Staaten Mitteleuropas — außer Rumänien — in offener
Verbindung. Seine Lage ist daher für den friedlichen Verkehr sehr günstig,
für den Kriegsfall fehr gefährlich. Das ist der Grund, weshalb auf
deutschem Boden so viele europaische Kriege ausgefochteu worden sind,
weshalb Deutschland ein starkes Heer unterhalten muß.
Deutschlands Lage am Weltmeer weist seine Bewohner auch auf die See,
an deren Beherrschung es seit Gründung des Deutschen Reiches in erhöhtem
Maße teilnimmt. Eine starke Flotte zum Schutze unserer Küste und des
deutschen Handels im Auslande ist die notwendige Ergänzung unserer Armee.
Aufgaben. 1. Welcher Breitenkreis schneidet das Maingebiet? 2. Wie
verhält sich diese Linie zu England, zu Böhmen, zu den Karpaten, zu Ruß-
land? 3. Welcher Längenkreis geht über Görlitz, welche Stadt in Pommern
trifft er? 4. Verbinde auf der Karte durch Luftlinien Paris-Moskau, London-
Konstantinopel, Madrid-St. Petersburg, Stockholm-Rom, Wien-Brüssel!
5. Was lehrt der Verlauf dieser Linien über die Lage des Deutschen Reiches?
6. Gib nach der politischen Karte an, welche Länder die Grenzen unseres Reiches
berühren! 7. Welche drei dieser Länder sind europäische Großmächte? 8. Wo
besonders ist das Deutsche Reich auf Verteidigung durch Festungen angewiesen?
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Europas Vorderasiens Südosteuropa Europa Europa Europas Europas Deutsche
Reich Nordsee Ostsee Mitteleuropas Deutschland Deutschlands Maingebiet England Pommern Konstantinopel Petersburg Stockholm-Rom
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
93
durch den Havellandsschen und den Rhin-Kanal. Der Oder—spree-
Kanal verbindet Schlesien und Berlin. Er benutzt den Friedrich-Wilhelm-
.oder Müllroser) Kanal, einen Teil der Spree, bis er bei Köpenick in
diesen Fluß endigt. Von Brandenburg zur Elbe führt der Plauesche Kanal.
Aufgabe. Wie fährt man nach Berlin auf kürzestem Wasserwege von
Breslau, Frankfurt a. £., von Stettin, von Hamburg, von Magdeburg aus?
§ 141. Die Sumpflandschaft des Spreewaldes wird von der Spree
in vielen Armen durchflössen, die, von hochgelegenen Brücken überbaut, im
Sommer für die Kähne, im Winter für den Schlitten und Schlittschuh die
Verkehrswege sind. Die zahlreichen Inseln sind vorzügliches Weideland, die
Gärten liefern Gemüse für die Großstadt Berlin. Vor allem gedeiht die
Gurke; Wasservögel aller Art beleben die Landschaft. Die Bewohner sind
Wenden, noch kenntlich an Sprache und Fraueutracht, die sie in dem früher
fo abgelegenen und unzugänglichen Gebiet bewahrt haben. Die Wenden
sind von hier bis Bautzen in der Lausitz verbreitet.
§ 142. Zwischen der Weichsel und der Oder, im S und N umgeben
von den alten Flußläufen, ist ein kleines Tafelland, die müßig fruchtbare
Poseuer Platte, gelegen. Sie wird im Bogen durchzogen von der Warthe,
an der die Provinzhauptstadt Posen (157) liegt. Posen ist die jüngste
preußische Residenzstadt und eine der stärksten deutschen Festungen. Unter
den zahlreichen Neubauten ragt die Kaiserpfalz hervor. Nach 0 hin
folgen Gnesen, die frühere Krönungsstadt der poluischeu Könige, gegründet
von Otto I., und Hoheufalza (polnisch Jnowrazlaw), der östlichste Ort
Deutschlands mit Salzgewinnung. Unter der poluischeu Bevölkerung werden
neuerdings zahlreiche deutsche Dörfer angelegt. Sie umgebeu oft im
Kranze die kleineren Städte.
Da, wo die ^feste Gesteinsuuterlage die Oder berührt, erfolgte der Über-
gang über den Ätrom bei Frankfurt, während seine Ufer stromabwärts
60. Ansiedlerdorf Jwno, Kr. Schubin. Reihendorf.
(Phot. Kgl. Ansiedlungskommission, Posen.)
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Havellandsschen Berlin Brandenburg Berlin Breslau Frankfurt Stettin Hamburg Magdeburg Berlin Bautzen Posen Gnesen Deutschlands Frankfurt Posen
11. Die außereuropäischen Erdteile. — 1. Amerika.
213
Jnselarchipel Feuerland südlich
der Magalhäes-Straße geteilt.
Englisch sind die Falkland
Mkländ^-Jnfeln.
E. Rückblick.
§ 330. Aufgaben. 1. Stelle
die Ähnlichkeiten von Nord- und
Südamerika zusammen! (Lage der
Gebirge, Hochebenen, Hochseen,
Tiefebenen, Inseln; Richtung der
Flüsse, des Verkehrs.)
2. Durch welche Umstände sind
beide Teile zunächst auf den At-
lantischen Ozean hingewiesen?
3. In welchen tropischen Län-
dern Amerikas können wegen der
hohen Lage Europäer dauernd
wohnen?
4. Wo ist erschlaffende tropische
Hitze ein Hemmnis sür europäische
Kultur?
5. Wie setzt sich die Bevölke-
ruug Amerikas zusammen? Wo
haben diese Völker (ober Rassen)
ihren Sitz?
6. Wie wirkt dies auf die Ver-
breitung vou Sprachen und Reli-
gioueu?
7. Warum hat Kuba die dich-
teste, Grönland die dünnste Be-
völkernng?
Zeichnung: Die politische
Karte von Südamerika. Der
Äquator geht durch die Mündung
des Amazonenstromes und über
Quito, der Wendekreis fast über
Rio de Janeiro und durch die
Wüste Atacäma. Die Südost-und
die Nordostgrenze können fast ge-
radlinig sein. Chile reicht über
den 20. Grad und nimmt die
Hälfte der Westküste ein. Auf
kleine Ausbuchtungen der Grenzen
wird verzichtet. Größe: Doppel-
blatt im Qnartheft.
N-
N
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Feuerland Amerikas Amerikas Kuba Südamerika Quito Chile
68 A. Allgemeine Erdkunde. — Iii. Wechselbeziehungen zwischen Land und Meer.
kleinere, jedes zwischen Teilen eines Kontinents gelegen, gegenüber: das Baltische,
das Persische und das Hndsonsche Meer. Die Randmeere breiten sich an
den Außenseiten der Kontinente aus und sind von Halbinseln und Jnfelreihen
begrenzt. Raudmeere sind die Nordsee und die Irische See; besonders reich
an Raudmeereu ist die ostasiatische Küste. Eiuen Übergangstypus bildet das
Rote Meer.
b) Meerbusen. Während den Nebenmeereu eiue gewisse Selbständigkeit
zugesprochen werden muß, insofern in der Regel ihre ozeanische Ausgangs-
psorte flacher als das innere Becken und auch ihre Grenze gegen den Ozean
schärfer ausgeprägt ist, erscheinen die offenen Meerbusen (Golfe, Buchten,
Baien) als einfache Bestandteile größerer Meere. Dahin gehören der Golf von
Guinea, der Bengalische Busen, der Arabische Busen, der Golf von Biseaya.
$ .'38. c) Bedeutung der Nebcumeere für die Entwicklung menschlicher Kultur. Ob-
schon die Nebenmeere an Flächenraum den Weltmeeren beträchtlich nachstehen, so
sind sie doch sür die Entwicklung der menschlichen Kultur von höherer Bedeutung
gewesen als diese. Sie gestatteten in Anbetracht ihrer verhältnismäßig geringen
Ausdehnung die Verbindung zwischen den anwohnenden Völkern schon zu einer
Zeit, wo der Mensch noch lange nicht die Herrschaft über den Ozean gewonnen
hatte. Die reiche Gliederung der Küsten trug zur Erleichterung des Verkehrs
nicht wenig bei. Auf die verkehrsgeographische Bedeutung des Europäifch-Afrika-
nischen Mittelmeeres ist nicht an letzter Stelle die blühende Kultur zurückzuführen,
die schon in früher Zeit an seinen Küsten zur Entfaltung gelangte.
3. Die wagerechte Gliederung des Landes.
§ 39. a) Festlandsrumpf und Festlandsglicder. Den Übergang von den Fest-
ländern zu den Tiefseebecken der Ozeane vermittelt das Schels oder die
Flachsee (vgl. § 50). Sie stellt den unter Wasser befindlichen äußern Rand
der Kontinente dar; daher bezeichnet man sie auch als „ Kontinentalstnfe".
Jedem Koutiueut ist eine bestimmte Grundform, ein Festlandsrumpf,
eigen, dem sich eine mehr oder minder große Zahl von Halbinseln und Juselu
angliedern. Diese ueuut man die Glieder des Kontinents.
b) Maß der wagerechten Gliederung. Jndemmandas Größenverhältnis zwischen
der Rumpssläche und den Inseln und Halbinseln angibt, bestimmt man das Maß
der wagerechten Gliederung. Europa ist am meisten gegliedert; denn es ver-
halten sich (nach Wagner) die Glieder zum Stamm bei Europa wie 1: 2, bei Asien
und Nordamerika wie 1 : 3, bei Australien wie 1: 4, bei Afrika wie 1 : 49, der
Südamerika wie 1 : 99. Das Maß der wagerechten Gliederung wird nicht selten
auch so zur Anschauung gebracht, daß man die Küstenlänge eines Gebietes zu seiner
Flächengröße in Beziehung setzt, also die Küstenentwickeluug ermittelt.
A. Die Küsten.
§ 40. u) Kontinentale und Schwemmlandküste. Meer und Land berühren sich
in einem mehr oder weniger schmalen Landstreifen, der Küste. Ist die Ent-
stehung der Küste auf positive Strandverschiebung oder aus tektouische Bor-
gäuge zurückzuführen, die eine Senkung des Landes zur Folge hatten, steigt'
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
114
A. Allgemeine Erdkunde. — Vii. Die Menschenwelt.
fördernd wirkt diesem Streben gegenüber der Wunsch, die politische Grenze der
nationalen möglichst anzunähern, d. h. einen Nationalstaat zu schaffen. Erwägungen
politischer, wirtschaftlicher und geistiger Art veranlassen den Staat, Außeubesitzungen
Kolonien) zu erwerben, die man vom wirtschaftlichen Standpunkte aus zweckmäßig
in Handels-, Pflanzungs- und Siedluugskolouien gliedert.
Bei den Handelskolonien beschränkt sich die Nutzbarmachung auf die Ver-
mittlung des Handels zwischen den Eingeborenen und den Kulturländern. Der
Handel ruht in den Händen meist genossenschaftlich vereinigter Kaufleute (Handels-
gefellschaften), die in den Kolonien sog. Faktoreien ss. § 171 d) unterhalten. Die
Pflanzungskolonien pflegen, die Arbeitskraft der Eingeborenen ausnutzend, im
Großbetriebe landwirtschaftliche Kultur, besonders den Anbau tropischer Er-
zeugnisse. Die Siedlungskolonien gestatten auf Grund ihrer klimatischen Ver-
Hältnisse die wirtschaftliche Ausnutzung dnrch den Weißen, der als
Ackerbauer oder Viehzüchter in ihnen eine nene Heimat sinden kann.
4. Mensch und Erde.
$ 89. a) Beziehungen zwischen Mensch und Erde im allgemeinen. Die Beziehungen
zwischen Mensch und Erde äußern sich sowohl in dem vielseitigen Einflüsse, den der
Boden auf den einzelnen Menschen, auf Gesellschaften und Staaten ausübt, wie auch
in der Rückwirkung des Menschen auf die Gestaltung der ihn umgebenden Natur.
Am deutlichsten tritt die Abhängigkeit des Menschen von der heimatlichen Umgebung
bei den Naturvölkern zutage. Aber auch der Kulturmensch bleibt an die Natur ge-
bunden, „ein Kind der Erde". Mag er auch mehr und mehr gelernt haben, die
Kräfte der Natur sich dienstbar zu machen: der Fortschritt der Kultur hebt den Zu-
sammeuhang mit der Natur nicht auf, er bewirkt nur eine Änderung in der Art
des Zusammenhangs zwischen dem Boden und dessen Bewohnern, er bringt andere,
vielseitigere Beziehungen zwischen beiden hervor.
b) Einwirkungen der Natur auf den Menschen. 1. Klima. Unter den geo-
graphischen Einwirkungen, denen die Geschichte, die Kultur und die geistige Eigen-
art eines Volkes unterstehen, gehen die ersten und allgemeinsten vom Klima aus.
Das Leben der hochnordischen Völker erschöpft sich im Kampf ums Dasein.
Kümmerlich sind die Gaben, die ihnen die rauhe Natur zu bieten vermag. Daher
trägt die Arbeit der Polarvölker den Charakter der Einförmigkeit und Armut; ein
reges geistiges und gesellschaftliches Leben ist unmöglich. Das heißfeuchte Klima
der Tropen gibt dem Menschen die einfachsten Bedürfnisse des Daseins ohne sein
Zutun. Es entwöhnt den Menschen von der Arbeit. Daher rührt seine erschlaffende
Wirkung auf den Menschen und die niedere Kulturstufe der Eingeborenen. Am
günstigsten wirkt die gemäßigte Zone auf die Entwicklung des Menschen ein.
Mit ihrem die menschliche Lebenskraft anregenden Wechsel der klimatischen Er-
scheinungen wie ihrer maßvollen Freigebigkeit erzieht sie den Menschen zu körper-
lich und geistig stählender Arbeit und bietet auch die Möglichkeit größerer Volks-
Verdichtung.
2. Tier- und Pflanzenwelt. Der Einfluß des Klimas auf die Entwicklung
des Menschen kommt mittelbar durch die Pflanzen- und Tierwelt zur Geltung,
die beide in erheblichem Maße von den klimatischen Verhältnissen abhängig sind.
Pflanzen und Tiere liefern dem Menschen die Nahrung. Vegetationslose und
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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3. Ostasien,
139
Durch seine reichen, meist noch nngehobenen Mineralschätze scheint China
anch zu einem der ersten Großindnstriestaaten der Welt bestimmt zu
.sein. Die Steinkohlenfelder rings um den Golf von Tschili gelten als die
bedentendsten der Erde; reich ist das Land ferner an Eisen- und Kupfer-
erzen fowie an Porzellanerde. In einzelnen Zweigen der Gewerbtätigkeit
haben die Chinesen eine sehr hohe Stufe der Leistungsfähigkeit erreicht; der
chinesische Gewerbfleiß erzeugt ausgezeichnete Seiden- und Baumwollzeuge,
° Porzellanwaren, Schnitzereien, Farben, Papier- und Lackwaren. Meist ist
das Gewerbe noch Hans- und Handindustrie, doch zeigen sich allenthalben
die Anfänge modernen Großbetriebs. Zu keiner Zeit hat die chinesische Re-
gierung den auswärtigen Handel begünstigt. Nur durch Gewalt wurden
die wichtigsten Häfen den seefahrenden Nationen geöffnet. Ganz außerordeut-
lich blüht dagegen der innere Handel, der sich meist der Wasserstraßen
als Verkehrswege bedient. Langsam schreitet der Schienenverkehr fort;
seine Entwicklung wird durch alte Vorurteile und die Abneigung der Chinesen
gegen alle Neuerungen gehemmt. Den Hauptanteil am chinesischen Handel
haben die Engländer. Japan, die Union und das Deutsche Reich folgen
in weitem Abstände, aber mit beträchtlichen Summen. Wir Deutschen be-
dürfen verhältnismäßig wenig Tee und decken unfern Bedarf an Rohseide
meist iu Italien, Frankreich und der Schweiz. Doch gewinnt der deutsche
Anteil an der Küstenschiffahrt in China im Anschluß an unsere Post- und
Frachtdampferlinien immer größere Bedeutung.
c) Bevölkerung. Die Bevölkerung san 400 Mill.) gehört durchweg der mon g o-
lischen Rasse an. Die Volksdichte ist in einigen Küstenbezirken so groß wie in
Belgien. Ans je 4 Bewohner der Erde kommt ein Chinese. Infolge der Über-
völkerung des Landes strömen die Chinesen massenhaft als Lohnarbeiter (Kuli)
in die Küstenländer des Stillen und Indischen Ozeans. — Jahrtausendelang durch
die natürlichen Grenzen von der Berührung mit anderen Kulturländern ferngehalten,
wurden die Chinesen zum größten Kulturvolk der mongolischen Rasse. Ihre durch-
aus eigentümliche Bildung erreichte in langsamem Vorwärtsschreiten früh eine be-
deutende Höhe. Aber sie waren neueruugsseiudlich und nahmen fremde Fort-
schritte nur widerstrebend an. Die Erfolge der durch die Kultur der „westlichen
Barbaren" geförderten, bisher ebenfalls verachteten Japaner im Kriege gegen Ruß-
land brachten neuerdings ein lebhafteres Bedürfnis nach europäischer Bildung und
den Anfang einer Umgestaltung des geistigen und wirtschaftlichen Lebens hervor.
Der Chinese ist ein Verstandesmensch mit wenig Gemüt, fleißig, höflich und
mildtätig, dazu sparsam und bedürfnislos in einem Grade, daß der Wettbewerb
weißer Arbeiter mit ihm unmöglich ist. Er arbeitet das ganze Jahr ohne
Sonntagsunterbrechung; nur im Februar, beim Jahreswechsel der Chinesen, gibt
er sich 14 Tage laug lärmenden Vergnügungen hin. Er berauscht sich nicht an Ge-
tränken, aber ein großer Teil des Volkes wird durch den Körper und Geist zer-
rüttenden Opiumgenuß zugrunde gerichtet (Bild 79).
Die drei in China am meisten verbreiteten Religionen, die Sittenlehre des
K onsutse, die das Schicksal als allwaltend lehrt und die Selbsterkenntnis empfiehlt,
der von Indien eingedrungene Buddhismus und der Taoismns, eine Art Ver-
nunstreligion mit Ahnendienst, sind sämtlich ohne Weiterentwicklung geblieben und
verknöchert. Die Staatsreligion fordert streng die pietätvolle Verehrung der Ahnen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien China Japan Italien Frankreich Schweiz China Belgien Indischen_Ozeans China Indien
C. Südamerika.
225
c) Bodenerzeugnisse. In den nördlichen Andenländern ziehen tro-
pische Urwälder, in denen Palmen den Hauptbestandteil bilden, die Hänge
des Gebirges hoch hinauf Sehr zahlreich sind die immergrünen, lorbeer-
artigen Cinchonen oder Fieberrindenbäume sowie Kokasträucher. In Höhen
von etwa 3000 m, an der oberen Grenze des Gebirgswaldes, beginnt der
Gürtel der alpinen Sträucher und Stauden, dem sich noch die Region
des ewigen Schnees anschließt. Am Fuße der Anden gedeihen Kakao
(Ecuador ist neben Brasilien der bedeutendste Kakaoproduzent der Erde),
Kaffee, Tabak, Zuckerrohr und Kautschuk liefernde Pflanzen; die Hochflächen
eignen sich zum Ackerbau Mais, Kartoffeln2) und durch ihre weiten Gras-
flnren zur Viehzucht. Der mittlere Teil der Anden ist mit Ausnahme
der wohlbenetzten Ostseite waldarm, ja stellenweise Wüste (Atacäma). Das
gemäßigte Klima und die reichen Niederschläge des Südwestens gestatten
den Anbau von Weizen und von zahlreichen eingeführten Nutzpflanzen, Obst,
Futterkräutern, Gemüse.
An charakteristischen Tierformen besitzen die Andenländer das Lama,
das gleich dem ihm verwandten Kamel als Lasttier verwandt wird, den
Kondor und den Kolibri. Zahlreiche Haustiere wurden eingeführt; so hat
z. B. in Chile die Schafzucht große Bedeutung erlangt. An den Küsten und
auf den Küsteninseln leben zahlreiche Seevögel, deren Dünger im Laufe der
Jahrhunderte zu Schichten von oft 40 m Mächtigkeit angewachsen ist (Guano).
Das Vikuuja ist jetzt fast ausgerottet.
Wichtig sind die südamerikanischen Anden wegen ihres Mineralreichtums.
Der Bergbau auf Silber, Zinn, Kupfer, Gold, Salpeter (in der Atacäma-
Wüste), der auch die europäischen Ansiedler lockte, bildet wie im W Nord-
amerikas vor Bodenbau und Viehzucht die Grundlage für das Wirtschaft-
liche Leben der Bevölkerung und ließ die höchstgelegenen menschlichen Sied-
lnngen der Erde entstehen.
cl) Bewohner. Die ehemals unter spanischer Herrschaft stehenden Andenländer
führten zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gewaltsam ihre Loslösung vom
Mutterlands herbei. Aus dem spanischen Koloniallande bildeten sich Republiken,
in denen noch heute die spanische Sprache und die katholische Religion vorherrschen.
Unaufhörliche innere Kämpfe haben die Entwicklung der Staaten indes gehemmt;
nur Chile erfreut sich eines geordneten Staatswesens und eines blühenden Wirt-
schasts- und Geisteslebens. Die Bewohner sind teils Mischlinge, teils Weiße
(besonders Kreolen), teils Indianer. Die einstigen Jndianerkulturen sind nur
noch in Spuren erhalten.
6) Staaten und Siedlungen.
1. Chile [tsthtle] ist der südlichste und längste, dazu der bestregierte und mächtigste
Kordillerenstaat. Den Lebensnerv seines Wirtschaftslebens bildet der Bergbau auf
Salpeter und — jedoch in viel geringerem Maße — die Gewinnung von Kupfererzen.
Neben den Nachkommen der Spanier spielen die eingewanderten Deutschen, etwa
11000, die durch deutsche Schulen auch das Deutschtum ihrer Kinder bewahren,
1 Das Küstengebiet Colömbias ist wahrscheinlich die Heimat der Kokospalme.
2 Die Andenländer sind die Heimat der Kartoffel,
Lennarz, Erdkunde für Seminare. in
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264
B. Länderkunde. — V. Die deutschen Kolonien.
§183.
Übersichtstabelle.
Schutzgebiete
qkm Einwohnerzahl
Togo.............
Kamerun............
Deutsch-Südwestafrika........
Deutsch-Ostafrika.........
Neuguiueagebiet und Bismarck-Archipel . .
Marfhall-Jnfeln, Marianen, Karolinen und Palau
Inseln
87000 i an 1000000
750000 I „ 3000000
835000 „ 82 000
1000000 „ 10000000
237 000 „ 330000
2 500
2 600
550
20000
35 000
160000
Samoa-Jnseln
Kiautschou
Zusammen an
2,9 Mill. rund 15 Mill.
v. Entwicklung und Vergleich der Kolonien
der europäischen Staaten.
§ 184. a) Seit dem Untergange des Weströmischen Reiches waren neben den Arabern
hauptsächlich die Germanen Träger kolonialer Bestrebungen. Im 9. Jahrhundert
dehnten die Normannen ihre Siedlungen bis nach Island aus, am Ende des 10.
und Anfang des 11. Jahrhunderts bis nach Grönland und Nordostamerika'. Diese
Niederlassungen gingen freilich bald zugrunde, dafür aber blühten die im 9. und
11. Jahrhundert gegründeten Siedlungen der Normannen in Nordfrankreich, Süd-
itatien und England schnell zu Macht und Ansehen empor.
Die Unternehmungen der Deutschen im 10., 12. und 13. Jahrhundert, das
slawische Land östlich der Elbe wiederzugewinnen, zeugen ebenfalls von germanischem
Kolonisationstrieb. Eine Art von Handelskolonien waren zuerst die Faktoreien
der deutschen Hanse in London, Brügge, Wisby und Nowgorod. Der Hansebund
deutscher Handelsstädte wurde reich und mächtig. Aber durch die Selbstsucht der
die Hansestädte beherrschenden Patriziergeschlechter, durch die Erstarkung der aus-
gesogenen fremden Völker und infolge der durch Spanier und Portugiesen
erfolgten Entdeckung neuer See- und Handelswege um 1500 ging die
Hanse ihrem Untergang entgegen (1630).
b) Da entriß wieder ein germanisches Volk, die Niederländer, den Spaniern
und Portugiesen die Küstenländer in Südafrika und in Süd- und Südostafien. Die
Niederländer konnten jedoch bei ihrer geringen Volkszahl diese Gebiete nicht ge-
nügend besiedeln und behaupten.
Infolgedessen setzten sich im 17. Jahrhundert die Franzosen in Ostindien und
Nordostamerika fest. Hier wurden sie wieder von Germanen, den Engländern,
im 18. Jahrhundert verdrängt, und seitdem zeigt das britische Volk den groß-
artigsten Kolonisationsgeist, den die Weltgeschichte kennt. Es hat sich ein außer-
ordentlich wertvolles Fünftel der festen Erdoberfläche zu eigen gemacht. Sein
wichtigster Besitz ist das Indische Kaiserreich, eine Pflanznngs- und Han-
delskolonie, die 300 Millionen Einwohner zählt. Als Siedlungskolonien
sind das Britische Nordamerika, Australien und Südafrika zur Ausnahme
des englischen Volksüberschusses von hervorragendster Bedeutung.
Seit 1830 nahmen auch die Franzosen die Erwerbung von Kolonien wieder
auf, zuerst in Algerien. Sie verfuhren seit 1871 mit so großem Geschick, daß sie
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Extrahierte Personennamen: Kiautschou
Extrahierte Ortsnamen: Kamerun Deutsch-Ostafrika Island Grönland Nordfrankreich England London Südafrika Süd- Ostindien Nordostamerika Indische_Kaiserreich Australien Algerien