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Eherecht, die Toleranz und die Erziehung. Die Volksschulen, teilweise auch die Mittelschulen, waren der Aufsicht der Kirche untergeordnet. Das kaiserliche placet für kirchliche Verfügungen, die in das Gebiet des Staates Übergriffen, war ebenso beseitigt, wie alle der Kirche unbequemen Bestimmungen aus der Zeit Josephs Ii. Mancherlei Folgen, auch politischer Art, hatten diese Zugeständnisse an die Kirche.
Zu den nachteiligen Wirkungen gehörte auch namentlich die, daß es einen Riß unter den Deutschen Oesterreichs hervorbrachte. Der Klerus und der hohe Adel fügten sich den Bestimmungen gern. Der deutsche Bürgerstand aber, besonders soweit er liberalen und nationalen Anschauungen zugetan, wurde der Kirche und auch dem reaktionären Staate dadurch zweifellos fremder. Warum sollte der Deutschösterreicher, wenn der Tscheche, der Ungar und der Slowene den Wert seiner Nationalität so viel höher bewerten durfte, die eigene geringer einschätzen ? Die Kirche aber, die alle ändern Nationen in ihrem Emporstreben unterstützte, tat dies nicht bei den Deutschen.
Die Ereignisse der Jahre 1859 bis 186b hatten nun auch den österreichischen Staat veranlaßt, das bürgerliche und nationale Element mehr zu würdigen und nicht bloß auf die Kirche sich zu stützen. In diesem Sinne erfolgten 1874 die kirchenpolitischen Gesetze, denen die Kündigung des Konkordats vorausging. Der Papst, hieß es, sei seit 1870 infolge der Unfehlbarkeitserklärung ein anderer geworden, als er es 1855 gewesen. Mit einem unfehlbaren Papste sei das Konkordat nicht geschlossen. Einem solchen wolle man es nicht weiter zugestehen.
Und nun wurde auch in Oesterreich das Verhältnis nach dem Beispiele Preußens neu geregelt. Es wurde nicht bloß die Anzeigepflicht bei Ernennung von Pfarrern durchgesetzt, sondern auch das alte placet wieder eingeführt. Der Staat erhielt aufs neue die Aufsicht über die Klöster und auch die Anerkennung der Religionsgenossenschaften wurde gesetzlich geregelt.
So herrscht seit 1874 ein freierer Geist, der auch den Nichtkatholiken zugute kommt. In Kirche und Schule hat die Kirche noch immer ihre Selbständigkeit und ihren Einfluß, aber der einzelne ist in seinem Bekenntnis viel freier geworden.
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es schon die alten Welfen taten, bekämpfte er grundsätzlich immer die Stärkung der Kaisermacht und des nationalen Empfindens, wie er anderseits stets für die Vorteile der Einzelstaaten, also des Partikularismus, eintrat.
So waren Bismarck und Windthorst, wie schon in ihrer äußern Erscheinung, auch in ihrer Politik längst ausgesprochene Gegensätze. Daß auch das Zentrum in diesen Gegensatz rasch hineinkam, bewirkten seine ersten Anträge. Sie galten der Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes und der Einfügung der 1849 aufgestellten „preußischen Grundrechte“ in die neue Reichsverfassung. Gemeint war mit diesen die Freiheit, d. h. die Unabhängigkeit der katholischen Kirche, oder deutlicher die Aufsicht der Kirche über die Schule. Beide Anträge wurden vom Reichstage abgelehnt. Man habe sich weder in die Angelegenheiten fremder Völker zu mischen, noch auch der Selbstverwaltung der Kirche Zugeständnisse zu machen, bevor die Grenze von Staat und Kirche gefunden sei. (Treitschke.) Ob Wrindthorst wohl wirklich glaubte, daß man Zwangsmittel gegen Italien anwenden und Soldaten dahin schicken könne? — Schärfer wurde der Gegensatz, als von den Vertretern der Kirche die Forderung gestellt wurde, die vom Staate ange-stellten Professoren sollten das jetzt veröffentlichte Dogma der Unfehlbarkeit anerkennen und im Weigerungsfälle abgesetzt werden.
Durch diese Forderung wurde der Staat unmittelbar dazu genötigt, ebenfalls zur Unfehlbarkeitsfrage Stellung zu nehmen. Sollte er die Männer, die er mit Zustimmung der katholischen Kirche eingesetzt hatte, jetzt nicht mehr als Katholiken betrachten? Sollte er hier selbst entscheiden oder sich dem Urteil der Bischöfe einfach unterordnen? Da er dies nicht konnte und wollte, war der Streit natürlich da.
Ein anderer Zwist drehte sich um die Volksschule. Beide, Kirche und Staat, beanspruchten das Recht ihrer Leitung. Die Frage war um so bedeutungsvoller, als im Osten auch nationale Interessen dabei in Betracht kamen; den katholischen Geistlichen wurde hier der Vorwurf gemacht, daß sie da, wo Protestantisch und Deutsch vielfach als gleich gelte, der Polonisierung deutscher Schulkinder nachhülfen.
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imetternich aber kümmerte sich nicht um das Urteil der Massen und triumphierte, daß er jetzt in Oesterreich einen so wohl abgerundeten, aller Reibungen entbehrenden Staat geschaffen habe, daß dieser nun dauernd so bleiben könne und gegen alle Gefahren gesichert sei. Daß mit diesen Besitzveränderungen Oesterreich an deutsch-nationalem Charakter noch mehr eingebüßt, störte Metternich nicht.
Rußland war mit Preußen überein gekommen, das sächsisch-polnische Reich, das im wesentlichen auf ihre Kosten zustande gekommen, jetzt wieder eingehen zu lassen. Rußland beanspruchte dabei für sich Polen, dem immerhin in Personal-Union als „Königreich Polen“ eine gewisse Selbständigkeit zu lassen sei. Nur Posen bis zur Prosna sollte wieder an Preußen kommen. Zur Verbindung West- und Ostpreußens mit Schlesien konnte Preußen diese Provinz allerdings nicht wohl entbehren.
Auch Danzig war dem Besitzer Westpreußens nicht wohl vorzuenthalten. Aber woher die Entschädigung nehmen für das übrige Polen bis zur Weichsel, das doch Preußen 1795 erworben hatte? Das war die brennende Frage. Und sie erregte den Wiener Kongreß um so mehr, als alle, die Großen wie die Kleinen, Preußens Emporkommen mit ebensoviel Neid wie Haß verfolgten. Am liebsten hätten sie es klein gehalten. Und nun diese weitgehende Forderung! Denn Preußen, die Großmacht, die in dem Befreiungskriege das meiste geleistet, beanspruchte allerdings auch eine angemessene Entschädigung, und zwar nicht weniger, als das ganze Königreich Sachsen. Es war der Meinung, daß der König Friedrich August durch seine Parteinahme und seine volle Ueberwindung und Gefangennahme sein Reich verwirkt habe. Und in der Tat schien, wenn man diesen Grundsatz gelten läßt und das Uand als verfügbar ansah, ein zweckmäßigerer Ausgleich gar nicht denkbar. Durch ihn wurde auch Preußen, was doch allgemein gelten sollte, glücklicher abgerundet, die Sachsen waren den Preußen nicht wesentlich fremd und schlossen sich, namentlich wegen ihrer evangelischen Konfession, sehr natürlich an das größere protestantische Nachbarland an; das alles schien für ein Aufgehen Sachsens in Preußen hinreichend zu sprechen.
Der König von Sachsen war damals noch „Gefangener“, in Friedrichsfelde bei Berlin. In unbegreiflicher Selbsttäuschung
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und Duderstadt, das zum Mainzer Eichsfelde vordem gehörte, hatten Hannover wesentlich vergrößert. Die politische Bedeutung des Landes war außerdem durch die Verbindung mit England noch weiter gewachsen, und so lange diese dauerte, mochten sich seine Herrscher den Königen Preußens vollkommen ebenbürtig fühlen. 1837 änderte sich das aber. Hannover wurde seitdem von England getrennt und ein eigenes Königreich. Trotzdem wurde von den Welfen der Wert guter Nachbarschaft seitdem womöglich noch weniger erkannt. Mit ändern widerstrebte namentlich auch Hannover der natürlichen Entwicklung Norddeutschlands und begünstigte, ohne es zu wollen, eine Gestaltung der Dinge, die das Gegenteil seiner Wünsche und ebenso das Gegenteil der englischen Ziele von 1815 bedeutete.
Wer hätte damals geahnt, daß ein preußisch-deutsches Reich von Helgoland aus den Verkehr der Ems und der Weser, der Elbe und der Eider überwachen werde!
So zeigt sich auch hier wieder die Ironie der Geschichte. England glaubte damals, als es Preußen von der Nordsee ausschloß, hier die alleinige Entscheidung sich gesichert, und jetzt ist, wenigstens an der deutschen Küste, überall Preußen und durch Preußen Deutschland der Herr geworden.
So ist hier und überall das Bild Deutschlands ein wesentlich anderes geworden, als es die Diplomaten des Wiener Kongresses sich gedacht. Und doch haben sie, wollend oder nicht, damals die \ orbedingungen zum heutigen Deutschland geschaffen.
Nr. 13. Der Deutsche Bund und die Einheitsbestrebungen.
(Einheit und Freiheit in alter und neuerer Zeit.)
Einheit und Freiheit war die Forderung, welche 1815 die Edelsten aus der Nation für die Neugestaltung Deutschlands beanspruchten. Unter Freiheit verstand man die mittelbare oder unmittelbare Beteiligung des Volkes an seiner Verwaltung; unter Einheit die Einigung aller Deutschen zu einem Staats wesen, wobei die Eigenart der Stämme immerhin ihr Recht behalten mochte.
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Extrahierte Ortsnamen: Duderstadt England England Norddeutschlands Helgoland England Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschlands
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war aber auch die Erneuerung des Zollvereins zu beschließen. Als nun die Bayern den Zollverein und die Württemberger den Allianzvertrag ablehnen wollten, erklärte Bismarck beide Vorlagen für untrennbar und erzwang dadurch die Annahme der einen und der ändern. Die weitere Verschmelzung erhoffte er von dem Zusammentreten aller Deutschen im Zollparlament, das, wie es damals hieß, wohl bald ein Vollparlament werde. Die Bereitwilligkeit der bayrischen „Patrioten“ hätte sich aber schwerlich bald eingefunden. Das Schimpfen und Schelten auf die Mußpreußen wurde immer lauter. Da kamen — das Jahr 1870 war inzwischen angebrochen — patriotische Anregungen anderer Art plötzlich und mit solcher Macht, daß diese seltsamen Patrioten die natürliche Entwicklung nicht mehr aufhalten konnten. Davon später.
Aber auch die Beziehungen zu den anderen Nachbaren Deutschlands waren keineswegs erfreulich. Sie sämtlich, vielleicht mit Ausnahme des russischen Kaisers, waren nur zu sehr geneigt, Preußen lieber klein zu sehen, und wenn Napoleon auf ihre Unterstützung rechnete, so hatte er auch einigen Grund dazu. Zunächst Oesterreich.
Hier war kein anderer Ministerpräsident geworden, als Bismarcks Freund aus Dresden, v. Beust. Sein Sinnen und Hoffen ging dahin, Preußen um die Erfolge des Jahres 1866 zu bringen. Das ging aber am besten mit Hilfe Frankreichs. Zu diesem Zwecke kam u. a. Erzherzog Albrecht im März 1870 nach Paris; schon wurde der Feldzugsplan verabredet. Man verabredete zunächst, die Süddeutschen zu bewältigen und dann über Nürnberg und Leipzig auf Berlin zu rücken. Nur eine Schwierigkeit blieb unerledigt: Die Geschwindigkeit der Preußen war noch nicht vergessen. Ganz schnell könnten die Oester-reicher den Angriff nicht machen.
Eigenartig lagen die Verhältnisse in Italien. Hier gab es zwei Mächte: die päpstliche Kurie und das Königreich. Beide standen sich feindlich gegenüber. Daß die Kurie nicht bloß um die Erhaltung des Kirchenstaates bemüht war, sondern auch überhaupt um die Förderung seiner kirchlichen Interessen, war selbstverständlich. Das katholische Oesterreich stand ihm näher als Preußen, dessen Länder jetzt durch die Einverleibungen noch mehr einen evangelischen Charakter bekommen hatten.
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gestützt auf Armee und Kirche, den gründlichsten, politischen Rückschlag ein. Auch nach außen wurde in Italien und Deutschland die alte Vormachtstellung wieder eingenommen. Das Mittelglied waren die Höfe, dazu diesseits der Alpen der Bundestag.
Im Innern aber wurde die Verfassung vom Jahre 1849 wieder aufgehoben, ebenso die Grundrechte, Schwurgerichte und andere Zeichen neuerer Zeiten. Und bald schon fühlte Oesterreich sich so stark, daß es den schuldigen Dank an Rußland vergaß und es im Krimkriege 1854 dazu nötigte, die Donaufürstentümer zu verlassen; die Folgen spürte Oesterreich in seiner Vereinsamung 1859. — Eine wteitere Stärkung versprach es sich 1855 vom Abschluß eines Konkordats mit dem Papste, wonach es der Kirche im Unterricht und in der Stellung der Nichtkatholiken sehr große Zugeständnisse machte.
Daß durch diese Verständigung mit Rom seine Geltung in Italien aber nicht gewachsen war, zeigte das Jahr 1859. Ein Krieg mit Sardinien, dem sofort die Franzosen zu Hilfe kamen, verlief schon militärisch unglücklich. Schlimmer aber war der politische Zusammenbruch. Alle Höfe, die mit Oesterreich hielten, stürzten sofort, teilweise noch früher, als wie das Kriegsglück entschieden.
Im Felde zeigten die österreichischen Truppen wohl die alten Vorzüge, nicht minder aber auch die alten Fehler: Großen Mut und Ausdauer im Kampfe und dann doch vorschnelles Verzagen. Der Leitung fehlten Einheitlichkeit und Schnelligkeit im Handeln.
Mutig zogen die Oesterreicher, als der Krieg unvermeidlich geworden, am 29. April unter Giulay über den Ticino. Ihr Ziel war Alessandria, unter dessen Schutze sich die Sarden sammelten. Jetzt hätten die Oesterreicher den raschen Kampf suchen müssen, bevor die Franzosen herangekommen.
Statt dessen aber blieben sie bald unschlüssig stehen, und als dann ein Vorgefecht bei Montebello, südlich vom Po, die Meinung hervorgerufen hatte, die Franzosen wollten auf dem rechten Po-Ufer nach Piacenza Vordringen, d. h. eine Straße benutzen, die sich für kleinere Truppenmengen vielleicht empfohlen hätte, für Massenheere aber nicht in Frage kam, verstärkten sie nach Kräften ihren linken Flügel, während sie
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durch das Domkapitel sollte im Osten wie bisher unter entscheidender Mitwirkung der Krone stattfinden. Im Westen war ihr Einfluß etwas geringer, doch mußte sich das Domkapitel vor der Wahl dessen versichern, daß sein Kandidat dem Könige genehm sei. (persona grata) Demgemäß konnte dieser jeden unbequemen Bewerber zeitig ausschließen. — So hatten sich die obersten Gewalten leicht geeinigt. Eine andere Frage war es, ob die Verständigung im wirklichen Leben ebenso glatt sich machen werde. Leider sollte dies nicht der Fall sein; denn schon bald stießen hier in den Vertretern der Staatsgewalt und den Führern der katholischen Kirche die Gegensätze gradezu feindlich aufeinander.
Es war begreiflich, daß die westlichen Bistümer, welche bis 1803 reichsunmittelbar gewesen, den Verlust der Landeshoheit noch nicht verschmerzt hatten. Nun waren sie einem protestantischen Landesherrn untergeben. Politisch und kirchlich fühlte man sich deshalb unbehaglich. Dem Unmut gab aber deutlichen Ausdruck der Generalvikar Clemens August von Droste-Vischering in Münster. Ihm und seinen Gesinnungsgenossen war die Begründung der Bonner Hochschule w^enig willkommen, namentlich aber, daß den nationalen Bestrebungen innerhalb der katholischen Kirche die katholisch-theologische Fakultät in Bonn sich tatkräftig anschloß. Führer der letzteren war der aus Münster herübergekommene Hermes. Wie Wessenberg in Konstanz, wollte Hermes in Bonn die Lehren der katholischen Kirche mit dem Ergebnis der modernen Philosophie und den Ansprüchen des Vaterlandes in Einklang bringen. Der streitbare Generalvikar in Münster veranlaßte aber ein Verbot an die jungen Theologen, die Bonner Hochschule bezw. das katholische Konvikt zu besuchen, eine Anordnung, die schon deshalb nicht durchzuführen war, weil die Staatsbehörde (Vincke) als Antwort die Münstersche Hochschule schließen ließ. Neue Nahrung erhielt der Streit, als die Frage wegen der gemischten Ehen entbrannte. Das preußische Landrecht bestimmte, daß für die Konfession der Kinder die des Vaters maßgebend sei, die katholische Kirche beanspruchte indes, daß alle Kinder aus gemischten Ehen katholisch werden müßten. Daß der preußische Staat, der auch jetzt noch in der Mehrzahl von Evangelischen bewohnt wturde, hier nicht alles der ändern Partei zugeben dürfe,
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anderseits aber wuchs sie gleichzeitig ungemein durch die Erklärung der päpstlichen Unfehlbarkeit in kirchlichen Dingen. Allerdings war dieses Dogma anfangs wohl einem lebhaften Widerspruch begegnet, hatte aber doch, nachdem das Konzil einmal gesprochen, nach und nach die Zustimmung sämtlicher Bischöfe gefunden. Die Vereinigung aller kirchlichen Gewalt in der einen Person des Papstes bedeutete aber selbstverständlich einen gewaltigen Machtzuwachs. Die Trennung mancher, die sich im Gegensatz zu der neuen Lehre Altkatholiken nannten, änderte daran nicht viel. Die Masse der Katholiken gab sich mit der Lehre der Unfehlbarkeit zufrieden, und das Bekenntnis der 50 000 Altkatholiken hatte um so weniger Werbekraft, als es in der streitigen Frage nur verneinender Art war. Das Volk aber verlangt, um in Bewegung zu kommen, nicht bloß die Ablehnung; es fordert packende und begeisternde Gedanken.
Daß die neu erstarkte katholische Kirche sich nun sofort zu der jungen protestantischen Großmacht freundlich stellen werde, war wohl nicht zu erwarten. Das frühere Deutschland hatte mehr katholische Einwohner gehabt; in dem jetzigen, neuen waren 62 °/o evangelisch. Und da in den katholischen Kreisen Süddeutschlands, zumal in Bayern, die Abneigung gegen die politische Verbindung mit Preußen die alte geblieben war, äußerte sich diese Stimmung unter der Mitwirkung des allgemeinen, gleichen Wahlrechtes in der Bildung einer starken Reichstagsgruppe, der Zentrumsfraktion, die sich fast nur aus katholischen Abgeordneten zusammensetzte.
An sich wäre das freilich kein Grund zum Kampf mit dem Ministerium Bismarck gewesen, obschon dieser es bald als eine der ungeheuerlichsten Erscheinungen bezeichnete, daß sich eine konfessionelle Fraktion in einer politischen Versammlung bilde.
Schärfer aber wurde der Gegensatz dadurch, daß der gewandte v. Windthorst, der längst schon in hannoverschen Diensten die Bismarcksche Politik bekämpft hatte, Leiter dieser Fraktion wurde. Auch nach der Einverleibung seines Heimatlandes war er, soweit das möglich, der Vertreter und Berater des Weifenhofes geblieben und führte nun auf parlamentarischem Boden den Kampf gegen das neu erstehende Reich weiter. Und wie
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bayern Weifenhofes
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13.Jahrhunderts das Schießpulver erfunden haben, welches im Kriegswesen große Veränderungen hervorrief. Die ersten Schußwaffen wurden zu Anfang tzes 15. Jahrhunderts in Frankreich gebraucht. 1436 erfand ein Edelmann aus Mainz Johann Gutenberg, diebuchdruckerkunst; 1456 erschien das erste gedruckte Buch, eine lateinische Bibel.
Im Jahre 1492 entdeckte der Genuese Columbus Westindien und später auch das Festland von Amerika. Sechs Jahre später wurde von dem Portugiesen Vasco de Gama der Seeweg nach Ostindien um Afrika herum gefunden, und um das Jahr 1520 die Erde zum ersten Male umsegelt von dem portugiesischen Seefahrer Magelhaert. Die Fahrt dauerte drei Jahre. Europa erhielt von den neu entdeckten Ländern allerlei bis jetzt unbekannte Erzeugnisse, auch neue Nahrungsmittel, so den Mais und die Kartoffeln aus Amerika.
18. Die Reformation (1517).
Zu Ansang des 16. Jahrhunderts trat eine große Spaltung in der Kirche ein, welche man Reformation*) nennt. Der Urheber derselben war der Augustinermönch Martin Luther, _ Lehrer an der Hochschule zu Wittenberg. Er trat zuerst gegen den Mißbrauch auf, der mit dem Ablasse getrieben wurde, stellte aber bald Lehren auf, welche mit der Lehre der Kirche nicht übereinstimmten. Da er viele Anhänger fand und nicht widerrufen wollte, wurde er vom Papste aus der Kirche ausgeschlossen. Luther verbrannte den Bannbrief und sagte jich ganz vom Papste los. Der damalige Kaiser Karl V. lud Luther vor einen Reichstag zu Worms und forderte ihn zum Widerruf auf. Luther aber beugte sich nicht. Der Kaiser sprach nun die Reichsacht über ihn aus, aber der Kurfürst von Sachsen beschützte ihn. Die Zahl seiner Anhänger wurde immer größer, und es entstand eine vollständige Spaltung in der Kirche, nicht blos in Deutschland , sondern auch in andern Ländern. Luther und seine Anhänger verwarfen viele Lehren und Gebräuche der Kirche. Da der Kaiser alle Streitschriften über Glaubenssachen verbot, protestirten Ite dagegen und erhielten davon den Namen Protestanten. Luther starb im Jahre 1546. Außer ihm traten noch andere Kirchenverbesserer auf, unter denen
*) Reformation — Verbesserung.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Gutenberg Johann Columbus Magelhaert Martin_Luther Karl_V._lud_Luther Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mainz Westindien Amerika Ostindien Afrika Europa Amerika Wittenberg Worms Sachsen Deutschland
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ihm in der Ingend die feste, leitende Hand des Vaters fehlte, war das Unglck seines Lebens.
92, Der Aufstand der Sachsen. Mit fnfzehn Jahren wurde Heinrich mndig gesprochen. In der Sachsenpfalz zu Goslar, wo er geboren war, hielt er mit Vorliebe Hof. Nach altem Knigs-rechte hatte den Unterhalt des Hofes die Gegend zu tragen, wo er sich gerade befand. Das flotte Treiben des jungen Knigs drckte daher die Harzbewohner schwer. Die Anlage neuer Burgen und die Willkr der Fronen und Abgaben, die er ihnen auferlegte, fhrten schlielich zu offener Emprung. Unter Anfhrung des Grafen Ottovonnortheim zogen die Sachsen gegen die hochragende Harzburg bei Goslar, wo Heinrich eben weilte. Nur mit Mhe entkam der König durch die rauschenden Wlder des Harzes nach Sden. Die Fürsten fielen von ihm ab; blo die wehrhafte Stadt Worms ffnete ihm ihre Tore. Schweren Herzens mute Heinrich den Sachsen gestatten, die Mauern seiner Burgen zu brechen.
Aber die Wut, mit der sie nun sogar die Kapelle und die Familiengruft der Harzburg zerstrten, wandte dem flchtigen Könige wieder die Hilfe der Fürsten zu. Er schlug die Aufrhrer an der U n ft r u t und zwang ihre Edlen, barfu um Gnade zu bitten.
93. Papst Gregor Vii. Gerade damals bestieg der gewaltigste Mann feiner Zeit, Gregor Vii., der mit feinem Familiennamen Hildebrand hie, den ppstlichen Stuhl. Klein von Gestalt, aber groß an Geist und Willen, kannte er nur ein Ziel seines Lebens: der alles Weltliche sollte die Kirche Christi erhoben werden. In diesem Sinne hatte er schon als ppstlicher Kanzler die bertragung der Papstwahl, die bis dahin durch Adel, Geistlichkeit und Volk von Rom erfolgte und vom Kaiser als Schutzherrn der Kirche besttigt wurde, an die sog. Kardinle, die Vorsteher der rmischen Haupt-tirchen, durchgesetzt.
Jetzt schrfte er den Geistlichen die Vorschrift des Z l i b 6. t e s , d. h. der Ehelosigkeit, aufs neue ein und verbot die Simonie, d. h. den Kauf und Verkauf geistlicher Stellen.
Zugleich untersagte Gregor die Einsetzung der Bischfe durch weltliche Fürsten: die Investitur, d. h. die Bekleidung" mit Ring und Stab, den Zeichen der bischflichen Wrde, sollte nmli'ch fortan nicht mehr durch Laien geschehen. Dieses bedeutsame Verbot traf besonders den deutschen König. Denn gegen die wachsende Macht der Fürsten sttzte sich das Knigtum seit Otto dem Groen auf die Bischfe: wenn nun der König diese nicht mehr ernennen durfte, so verlor er einen groen Teil seiner Macht und auch seiner Einknfte: machte doch der geistliche Lnderbesitz fast den dritten Teil des ganzen Reichsbodens aus.
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsenpfalz Goslar Ottovonnortheim Sachsen Harzburg Goslar Worms Sachsen Harzburg Christi Rom