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Das Eintreffen des Königs auf dem Schlachtfelde: Gegen 8 Uhr ertönte von rückwärts her, von der Höhe von Dub, lautes Hurrarufen. Der König war auf dem Schlachtfelde angekommen. Es ist Hohenzollernart, in den Stunden der Gefahr dort zu sein, wo für Ehre und Glück des teuren Vaterlandes gekämpft wird. — In dem Augenblicke flog eine Granate heran. Sie schlug, ohne zu Platzen, in eine nickt weit entfernt haltende Schwadron Ulanen. Bald folgten mehrere. Vielleicht gaben die etwa 300 Pferde der Stabswache, die den König begleitete, ein bequemes Ziel. Darum wurde sogleich befohlen, daß das Hauptquartier sich im Gelände verteilen sollte. Der König, die Generale und Bismarck ritten nach Nordosten hinunter in die Ebene. Unweit des Kriegsherrn, welchen Moltke, Roon und Alvensleben umgaben, hielt Bismarck auf einem riesengroßen Fuchs. Wie er im grauen Mantel hoch-ausgerichtet dasaß und die großen Augen unter dem Stahlhelm glänzten, gab er ein wunderbares Bild: ein Riese aus nordischer Urzeit.
Nachdem sich der König über die Gefechtslage unterrichtet hatte, befahl er, daß die erste Armee die Bistritz überschreiten sollte. General v. Bose überschritt auf schnell hergestellten Stegen von Aesten und Brettern den breiten Bach und drang in das anliegende Gebölz ein, aus dem sich der Feind ohne Widerstand zurückzog. Jenseit des Flusses schwenkten dann sämtliche Bataillone etwa um 9>2 Uhr gegen den Hola-Wald, welcher ein vortrefflickes Schußfeld und eine ebensolche Deckung zu bieten schien.
Im Hola-Walde: Der Hola-Wald bildet ein ziemlich regelmäßiges Viereck von etwa 1100 Schritt Ausdehnung südlich der Chaussee von Sadowa nach Lipa. Er enthält längs der Chaussee hochstämmige Laub- und Nadelhölzer, besteht aber im übrigen aus überaus dichtem Unterholz.
Beim Vordringen fanden unsere 31er it. 71er nur schwache Abteilungen des Gegners vor. welche sich ohne Kampf zurückzogen. Mühsam bahnten sich die Musketiere den Weg durch das dichte Gebüsch. Plötzlich — man hatte noch nicht den südlichen Waldsaum erreicht — wurde das Gehölz lichter, und geradeaus erblickte man aus einem kaum 1000 Schritt vorliegenden Höhenzuge bei dem Dorfe Lipa eine lange Artillerielinie. Der Gegner hatte das Unterholz aus einige 30 Schritte vom Waldrande entfernt, um Einsicht zu erlangen. Fast im gleichen Augenblick begrüßte die Preußen ein Hagel von Granaten. Trotz der trüben Witterung zielten die Oesterreicher gut und ihre Granaten schlugen richtig ein. Sie hatten an mehreren Stellen des nach Lipa zugekehrten Saumes Bäume ihrer Rinde beraubt, sodaß die hellen Stämme gute Zielpunkte boten. Das Feuer steigerte sich bald zu einer betäubenden Heftigkeit; Blitz auf Blitz zuckte in weitem Umkreise schnell hintereinander auf, unaufhörlich rollte der Donner und sausend kam Geschoß auf Geschoß mit fürchterlicher Sicherheit daher. Granate
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Zur andern; auf dem braunen Grunde wuchs wenig anderes als Wolfsmilch, Heidekraut und dunkle Waldbeeren. Dann senkte er sich in ein stilles Waldtal, sührte durch sumpsigeu Grund und das Bett eines Baches und stieg auf der andern Seite wieder in den Wald. Einigemal kamen die Reisenden auch über altes Ackerland; noch waren die Beetfurchen sichtbar, aber Schlehdorn und stachliger Ginster standen dicht wie eine Hecke daraus, und die Pserde halten Mühe durchzudringen. Zuletzt erklommen die Rosse der Reisenden mühsam die Höhe des Jdisberges, auf dessen Mitte sich eine Hobe Esche aus dem niedrigen Kraut erhob. Hier verbrachten sie die Nacht, um sich beim ersten Morgengrauen wieder zum Aufbruch zu rüsten; denn es war noch eine weite Tagsahrt bis in den Bergwald der Tbüringe (Jdisberg = Veste Coburg).
Unter Franken und Wenden: Heute ritt der Führer noch schneller als am letzten Tage; aber sein scharser Blick prüfte wieder jeden Busch und Stein. So oft sie aus dem Wald in ein Wiesen-tal kamen, gab er seinen Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben und winkte nach einer Weile mit gehobener Hand ihm zu folgen. — In der Landschaft lagen in den Tälern oder aus halber Höhe der Berge, wo ein kräftiger Quell aus dem Boden rann, hie und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler, die meisten Höfe klein, die Häuser zerfallen, notdürftig gestickt, daneben oft leere Brandstätten. Jedes Dorf und jeder Hof waren umwallt, aber auch Wall und Graben waren verfallen und zerrissen. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde, in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hoszaurt und starrten den Reisenden nach. Zuweilen war am Hausgiebel über dem Zeichen des Besitzers ein Kreuz gemalt, dann segnete der Reisende die Bewohner mit dem Christengruß. — Wieder kamen sie an ein Dorf, ohne Zaun standen die hohen Strohdächer, welche fast bis zum Boden reichten. Nackte Kinder, bräunlich und mit Schmutz bedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln aus der Dungstätte. Kleiner waren die Leute, rundlich und Platt die Gesichter und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen.
„Sind die Fremdlinge häufig auf eurem Grunde?" fragte der Fremde.
„Es sind Wenden von ostwärts, in mehreren Dörfern hausen sie hier und in Thüringen, sie zahlen Zins dem Grafen des Frankenherrn, aber übelgesinnt bleiben sie und widerbellig."
So ging es eine Stunde vorwärts durch Buschholz und über Wiesengrund, endlich sahen sie in der Entfernung seitwärts vom Wege einen großen Hof unter Lindenbäumen. Da sie aber herankamen, fanden sie das Dach zerrissen, die Tür eingeschlagen, die Kohlen eines Feuers vor dem Hause und im Grase einen toten Mann, das Haupt durch einen Kolbenschlag gebrochen.
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— 96 —
7. Sprich über die Gewässer des Steigers!
8. Sprich über seine Pflanzen- und Tierwelt!
9. Berichte über einige geschichtliche Denkwürdigkeiten, welche auf den Steiger Be-
zug haben!
10. Erzähle vom „Grünen Montag"!
11- Welche wichtigen Straßen führen durch den Steiger?
12. Beschreibe die Wasseranlage im Steiger!
13. Erkläre den Namen „Dreienbrunnen"!
14. Sprich über die Lage des Dreienbrunnens!
15. Welche Bedeutung hatte der Dreienbrunnen sür Erfurt?
16. Gib die Eigenschaften des Dreienbrunnenwassers an!
17. Sprich über die gärtnerische Bebauung des Dreienbrunnens!
18. Beschreibe die Brunnenkresse!
19. Beschreibe die Wassergewinnungsanlage im Dreienbrunnen!
20. Stelle im Sandkasten die Steigerhöhe und den Dreienbrunnen dar!
b) Unterrichtsergebnisse:
1. Ein Wald ist eine Landstrecke, die von Bäumen und Sträuchern
bewachsen ist.
2. Der Forst ist ein Wald (mhd. vorst ^ Wald).
3. Ein Laubwald ist eiu Wald, in dem Laubbäume wachsen.
4. Ein Nadelwald ist ein Wald, in dem Nadelbäume wachsen.
5. Ein gemischter Wald ist ein Wald, in dem Laub- und Nadelbäume
wachsen.
6. Ein Hain ist ein kleiner Wald, ein Wäldchen.
7. Wiederholung der Unterrichtsergebnisse von S. 67 und S. 77.
8. Ein Ansnagungstal (Erosionstal) ist durch die ausnagende Kraft
des Wassers entstanden.
9. Warme Quellen sind solche, deren Wärmegrad höher ist als die
mittlere Jahreswärme des Ursprungsortes.
10. Ein Garten ist ein nmzänntes Stück Land, welches bearbeitet wird
(Garten bedeutet Umzäunung).
c) Zum Lesen:
1. Unser Steiger.
Lage. Der Steigerwald erhebt sich im südlichen Weichbild der
Stadt. Er tritt jetzt unmittelbar an die Stadt heran.
Grenzen. Seine Grenzen sind im Norden die Stadt, im Osten
die Melchendorfer Flur, im Süden die Fluren von Bischleben, Möbisburg,
Rhoda, Waltersleben und Egstedt und im Westen die Gera.
Größe. Der gesamte Wald bedeckt einen Flächenraum von rund
730 ha.
Bodengestalt. Der Nordabhang des Steigers erhebt sich steil
aus dem Tale der Gera. Das Bahngleis, das an seinem Fuße entlang
zieht, hat von der Steigerbrauerei bis zur Hochheimer Ecke eine Höhe
von 200 m. Die überdachte Ruhebank am Möbisburger Marktweg aber
liegt 290 m hoch. Auf dieser kurzen Strecke beträgt der Anstieg somit
90 m. Gl ich steil ist der Anstieg auf der „alten" Arnstädterstraße.
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Extrahierte Personennamen: Unser_Steiger
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Dreienbrunnen Dreienbrunnen Steigerwald Möbisburg Rhoda Gera Gera Möbisburger_Marktweg
— 100 —
Muschelkalkes stürzte. Solche Erdfälle entstehen auch heute noch. —
Die einzige merkenswerte Quelle*) des Steigers ist die im Rhodaer
Grunde beim Forsthaus Eichenberg. Sie gibt immer Wasser. Sonst wird
der Steiger noch entwässert durch den Rhodaer Bach und seine zwei Zu-
flüsse, durch die Bäche im Tipptal (Westseite des Steigers) und im
Hopsengrnnd (Nordseite des Steigers) und durch den Schindleichsgraben.
Seinem Laufe folgt die neue Straße nach Arnstadt. Der Hopfengrund-
bach entspringt im Quellteich am Möbisburger Marktweg. Die Bäche
besorgen nur den Abfluß des Regenwassers. Bei starken Regenfällen
und zur Zeit der Schneeschmelze werden sie oft zu reißenden Gewässern.
Pflanzenwelt. Im Neuen Steiger finden wir hauptsächlich Laub-
bäume Der Alte dagegen zeigt besonders Nadelholzbestand. Einzelne
seiner Teile werden deshalb kurz als „Tannenwäldchen" bezeichnet; es
sind aber Kiefern, die dort stehen. An Laubbäumen finden wir Winter-
und Sommereichen, Buchen, Birken, Eschen, Feldahorn, Haselnnßsträncher,
Weiden, Schwarz- und Kreuzdorn. Der Nadelholzbestand zeigt Rottannen
oder Fichten und Kiefern. Unter den Bäumen sproßt eine reiche Blumen-
welt. Kaum ist der Schnee verschwunden, so heben schon die Frühlings-
knotenblumen (Schneeglöckchen) ihre Köpfchen. Ihnen folgen die Leber-
blümchen, die in ihren Blütenblättern das Blau des Himmels wiederspiegeln.
Bald schwanken Tausende von Windröschen oder Anemonen im Winde,
und das Lungenkraut öffnet seine Knospen. Dann bedeckt sich auch der
noch blattlose Strauch des giftigen Kellerhalses mit stark duftenden Blüten.
Im Verborgenen blühen Haselwurz und verschiedene Arten von Veilchen.
Auf sie sehen die schwefelgelben und die goldgelben Schlüsselblumen stolz
herab. Im Mai erfüllt der Duft der Maiglöckchen den Wald, und weiße
Erdbeerblüten lngen aus dem Gebüsch. Stolze Türkenbundlilien nicken
dem schüchternen Ehrenpreis zu. Nun läuten auch die Glockenblumen.
Ihr Geläut läßt das Johanneskraut, die Goldruten, das Kreuzkraut und
die Rannnkeln aus dem Schlafe erwachen. Doch bald ist ihre Herrlich-
keit dahin, und Wachtelweizen, Enzian, Tausendgüldenkraut u. a. treten
an ihre Stelle. Jetzt laden die gereiften Erdbeeren zum Schmause eiu,
und eßbare Champignons und Steinpilze winken die Pilzsammler zu sich
heran. Doch schauen aus dem Grasteppich auch der rote Hut des schäd-
lichen Fliegenpilzes und die roten Beeren des gefährlichen Kellerhalses
hervor.
Tierwelt. Auch die Tierwelt des Steigers ist reichhaltig.
Finken, Amseln und Drosseln schmettern im Frühling ihre lustigen Lieder.
Daneben läßt der Kuckuck seiuen einförmigen Ruf erschallen. Häher und
Spechte wecken uns dnrch ihr Gekrächz oder durch ihr Klopfen aus unsern
Träumen, und hoch aus der Luft ertönt der Schrei eines Habichts, einer
Weihe oder eines Bnssards. Im Winter besuchen uns Dompfaff. Berg-
fink, Tannenmeise, Kernbeißer und Seidenschwanz. — Eilig huscht die
*) Versuch: Baue in einen Sandberg eine Tonschicht oder eine Glasscheibe
etwas schräg ein und gieße dann Wasser auf.
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— 167 —
Thüringer Wald gebot seinem weiteren Vordringen halt. Und das geschah
nicht nur einmal, wohl dreimal haben die Eismassen ganz Norddeutsch-
land bedeckt und sind zur Zeit ihrer größten Ausdehnung bis nach
Thüringen vorgedrungen. So war auch unser Erfurter Gebiet damals
von Eis bedeckt. Dafür sind zahlreiche Zeugen vorhanden. Bei seinem
Vordringen führte das Eis gewaltige Fels- und Schuttmassen mit. Die
ortsfremden Felsstücke und Felsbrocken aber blieben beim Auftauen des
Eises liegen. Wir wissen nämlich, daß zwischen zwei Eiszeiten je eine
eisfreie Zeit, Zwischeneiszeit genannt, lag. Die steinernen Findlinge sind
in unsrer Geramulde häufig. Es sind Feuersteinknollen und Granit- und
Syenitbrocken und ebensolche Blöcke. Der Feuerstein stammt aus dem
Ostseegebiet, Granit und Syenit aber haben in Skandinavien ihre Heimat.
Sie führen auch den Namen erratische Blöcke. Auch die Schuttmassen
des Gletschereises blieben liegen. Es sind das die losgerissenen und fort-
geschobenen Stücke des Gletscherbodens, die unterwegs zermalmt wurden.
Nach ihrer vollständigen Verwitterung blieben sie als Erde liegen und
bilden jetzt an vielen Stellen einen Hauptbestandteil der Ackerkrume. —
In den Zwischeneiszeiten gingen die Gletscher allmählich zurück, wie ja
auch ihr Vordringen nicht plötzlich geschah. Es folgte eine warme, trockene
Zeit. Wo früher nur Moose und Flechten kümmerlich wuchsen, entstanden
jetzt weite Grasfluren, Steppen. Dem kurzen, heißen Sommer folgte aber
ein langer, kalter Winter. Gewaltige Stürme brausten über die öden
Flächen dahin. Aller Staub wurde von ihnen emporgewirbelt und an
windruhigen Stellen abgesetzt. Dort hielt ihn das dürre Gras fest. Im
nächsten Sommer aber sproßte eine neue Grasdecke hervor, die der folgende
Winter wieder unter seinen Staubmassen begrub. So entstanden in der
ungeheuren Zeitfolge gewaltige Staubbänke, die heute den Namen Löß
führen. In unsrer engen Heimat ist der Löß weit verbreitet. Am Quellen-
weg steht eine mehrere Meter hohe Lößbank frei an, und große Strecken
der Alacher Höhe sind mit Löß bedeckt. Sie bilden hier einen sehr frucht-
baren Ackerboden. Sie bestehen nämlich aus Ton und fein zerriebenem
Sande. Die abgestorbenen Gräser ließen in der Masse unzählig viele,
kleine Röhrchen zurück, durch welche die Feuchtigkeit leicht eindringt. Der
Ton aber hält die Feuchtigkeit lange, welche Eigenschaft für die Boden-
bearbeitung sehr günstig ist. — Die Witterungsverhältnisse gestalteten
sich später noch günstiger; an die Stelle der heißen Sommer traten
feuchtwarme. Nun zeigten sich an den Abhängen der Gebirge wieder die
ersten Wälder. Bald wurde auch das flache Land von Wäldern bedeckt.
An die Stelle der Steppe trat eine Waldlandschaft. Aber auch sie war
vergänglich. Der wieder geänderten Witterung folgte von neuem die
Steppe. Sie war der Vorbote der neuanrückenden Eiszeit, in der an
eisfreien Stellen nur Moose und Flechten kümmerlich wuchsen. — Mit
jedem Wechsel in der Pflanzenwelt war auch ein Wechsel in der Tier-
welt verbunden. Während der Eiszeit lebten bei uns Mammut, stbi-
risches Nashorn, Renntier, Eisfuchs, Schneehase, Steinbock, Murmeltier,
Lemming u.a. Die Steppenzeit sah hier das Wildpferd, den Wild-
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— 99 —
„Keuper" ist eine in Franken volkstümliche Bezeichnung für alle mög-
lichen Gesteinsschichten mit einer lebhaft bunten Farbe. Die Wissenschaft
hat ihn jedoch nur auf die Abteilung oon Gesteinen übertragen, die nach
dem Mnschelkalk die Rinde nnserer Erde bildete. Damals hatte sich
das Meer znrückgezogen. Der Boden unserer Heimat breitete sich teils
flach, teils sanftgewellt bis weit nach Franken hin aus. Wenn auch^das
Meer zunächst verschwunden war, so waren doch noch zahlreiche Seen
und Tümpel vorhanden. Der tonige Boden ließ das Wasser nicht ver-
sickern. Die Witterung jener Zeit war eine tropische. Sie ähnelte der,
die Australien jetzt hat. Trockenen, glutheißen Sommern folgten gewaltige
Regenzeiten. Dann führten die Ströme den Seen große Wassermengen, aber
auch mächtige Sand- und Schlammassen zu. Die Seen waren gefüllt
mit Muscheln und mit Molchfischen, die durch Kiemen oder durch
Lungen atmeten, je nachdem sie ihren Aufenthaltsort wühlen mußten.
In den Sümpfen lebten gewaltige Ungeheuer in Molchgestalt von der
Größe eines Elefanten (Mastodousaurus), Sie steckten nach Art der
Krokodile die Schnauzenspitze mit den Nasenlöchern aus dem Wasser und
lauerten auf die bis mannesgroßen Molchfische als Beute. Eines Menschen
Fuß betrat in jener Zeit den Boden unserer Erde noch nicht. Die Ufer
waren dicht bewaldet mit Nadelbäume!?, ähnlich den heutigen Araukarien
und Sagopalmen, dazwischen standen baumartige Farne und Schachtel-
Halme. Die Laubbäume und die bnnten Blumen unserer Wälder fehlten
ganz. Der Pslauzenmoder jener Wälder ist in Gestalt kleiner Kohlen-
lager erhalten geblieben. Die Kohle führt den Namen Lettenkohle. Sie
kennzeichnet in Gemeinschaft mit graugrünem Sandstein, Mergel (kalk-
reicher Ton) und dunkelgelbem Dolomit Kohlensaurer Kalk, gemengt mit
kohlensaurer Magnesia) den Unteren Keuper. Die Dolomitschichten sind
reich an tierischen Resten, besonders an Muscheln. Das Meer hatte zur
Zeit ihrer Bildung das Land wieder überschwemmt. Nun aber folgte
eine ganz regenarme Witterung. Das wird bewiesen durch die Gips- und
Steinsalzlager des Mittleren Keupers. Seine bunten Mergelschichten sind
darum fast versteinerungsleer. Gleich dem Unteren Keuper enthält auch
der Mittlere Sandsteinschichten.
Bewässerung. Infolge seines Aufbaues ist der Steiger arm an
Quellen. Die tonigen Schichten, die den Muschelkalkboden überziehen,
lassen die Niederschläge uicht eiudnngen und im Innern über andern
wasserundurchlässigen Schichten sammeln. Sie hielten und halten das
Wasser selbst fest, wodurch sich sumpfige Stellen bildeten. Der Steiger
besitzt zehn solcher Sümpfe. Das Dreibatzenloch am Schindleichsweg
zwischen der neuen und alten Arnftädterstraße ist aber wohl durch eiuen Eid-
fall entstanden. Eine im Mittleren Muschelkalk lagernde Linse von Gips
oder Steinfalz*) wurde durch eindringendes Wasser ausgelaugt. Dadurch
entstand ein hohler Raum, in den die darüber lagernde Schicht des Oberen
*) Versuch: Blumentopf gefüllt mit Sand und unter der Oberfläche Salz ein«
gelagert. Das aufgeschüttete Wasser löst das Salz auf und fließt unten ab. Die
Sanddecke bricht ein.
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— 111 —
Die Gesamtanlage umfaßt ein Gelände von 58 ha. Eine besondere
Beachtung verdient der „Ehrenfriedhof" für unsere hier begrabenen Helden.
Zu ihm führt ein geschwungener, von Fichten umrahmter Hohlweg. Er
kreuzt einen Querweg, den sog. Umgehungsweg, der um den gesamten
Friedhof führt und auf dem sich der Wagenverkehr vollzieht. Den Um-
gehungsweg begleitet ein schmaler Fußweg. Zwischen beiden verläuft auf
2 m breiter Rasenbahn eine Kastanienpflanzung. Ist sie überschritten,
so gelangt man zum „Ehrenfriedhof". An ihm fällt zunächst auf, daß
einzelne, größere Plätze auf dem sonst abfallenden Gelände eben angelegt
sind. Sie sind durch Stützmauern voneinander getrennt, aber durch Treppen
wieder miteinander verbunden. Innerhalb der Anlage sind größere Rasen-
flächen vorhanden, die von zahlreichen, breiten Fußwegen umgeben sind.
Auf der mittleren wird sich später ein Denkmal zur Erinnerung an unsere
tapferen gefallenen Helden erheben. Die Gräber liegen rings um die
Rasenplätze an einer beschnittenen Buchenhecke. Hinter ihr stehen Linden-
bäume, deren Kronen anch beschnitten sind. Durch diese Art der Be-
Pflanzung ist jeder Gräberplatz des „Ehrenfriedhofes" ein für sich ge-
schlossenes Ganzes und die Anlage selbst eine einheitliche Gruppe inner-
halb des Hauptfriedhofes. Die übrigen, zwischen den Gräbern liegenden
Flächen sind waldartig bepflanzt. Die Anlage zeigt noch einen Schöpf-
brnnnen zur Wafferentuahme und ein Feuerbeckeu. Auch sind zahlreiche
Sitzbänke ausgestellt, um den Trauernden ein stilles Ruheplätzcheu in der
Nähe ihrer Lieben zu bieten. — Unweit des „Ehrenfriedhofes" liegt der
Teil, auf dem später die Toten bestattet werden sollen, die an den frühereu
Kriegen und an dem großen Weltkampf teilgenommen haben. Beide An-
lagen sind durch eine Pflanzung von Alpenrosen getrennt, die selbst wieder
von einer Fliederhecke begrenzt wird. Die Alpenrosen stehen auf einer
5 m breiten Rasenbahn. Sie wird in ihrer Mitte von einem viereckigen
Platz unterbrochen, der auch eiuen Schöpfbrunnen trägt
Auf dem übrigen Friedhof hat man dafür gesorgt, daß durch reiche
Bepflanzung die großen Gräberfelder verdeckt werden. Auch sind die
größeren Felder in kleinere Abschnitte zerlegt, die von dichtbuschigen Gehölzen
umrahmt werden. Und damit in den geradlinigen Reihenfeldern Abwechslung
herrscht, ist zwischen je zwei größere Gräberfelder eine sog. landschaftliche
Abteilung eingeschoben. Sie zeigt eine mehr der Natur entsprechende,
freiere Bepflanzung und Wegeführung.
Damit ist unser neuer Hanptsriedhof ein herrliches Werk neuzeit-
licher Gartenkunst.
3. Im Norden: Das Tal der Wilden und Schmalen Gera im Weichbild,
a) Fragen und Aufgaben:
1. Sprich über die Teilung der Gera im „Venedig"!
2. Nenne die drei Teile des Geratales!
3. Sprich über die Tätigkeit der Gera beim Ausbau des Tales!
4. Nenne die Gesteinsarten, die das Geratal bilven!
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Zweiter Theil.
Die deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte.
I. Zeitraum.
Von den Anfängen -er deutschen Geschichte bis Ml Untergänge
des karotingischen Rönigsgeschtechts.
(Bis um das Jahr 900.)
I. Abschnitt.
Uon den Unfängen deutscher Geschichte bis zur Gründung
des fränkischen Ueiches durch Kljtodnng.
(Bis 486.)
§ 1. Das alte Deutschland und die alten Deutschen.
1. Das Land. Die Römer entwerfen über die Beschaffenheit unseres
Vaterlandes kurz vor und nach der Geburt des Herrn kein freundliches
Bild. Nach den Schilderungen des römischen Geschichtschreibers Tacitus
war Deutschland von rauhen Wäldern oder schmutzigen Sümpfen bedeckt.
Der hercynische Wald zog sich sechzig Tagereisen mitten durch Germanien
hin. Die großen deutschen Waldungen bestanden meist aus Eichen, Buchen
und Nadelholz; die Römer bewunderten hesonders die riesigen Eichen, die
ihnen mit der Erde gleich alt zu sein schienen. Das Klima des Landes war
rauh und kalt, und daher gab es geringe Bodenerzeugnisse. Die wilde Natur
lieferte kaum einige Beeren, Kräuter und wildes Obst. Bebaute Landstrecken
traf man selten an; von den Getreidearten gedieh Roggen, Hafer und Gerste.
Vieh brachte das Land viel hervor; doch war dieses meistens unansehnlich.
Nicht einmal das Rindvieh behauptete seine stattliche Gestalt und den Schmuck
der Stirn. Gold und Silber, sagten die Römer, hätten die Götter den
Menschen vorenthalten; aber wohl kannte man Salz und Eisen; auch
Bernstein wird früh genannt.
2. Die Bewohner. Ihre Abstammung leiteten die Deutschen nach einer
alten Sage von dem Gotte Tuisko oder Tent her; von den Römern
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Germanien
Ii. Beschreibung der Stadt Rom. 8*
Mühe zurecht kommen. Bey aller anscheinenden Um
ordnnng laßt sich aber doch in dieser vom K. August
geschehenen Eiutheilung der Stadt der Gang gewahr
werden, welchen er dabey genommen hat. Es war
nämlich die Ordnung, in welcher August die Regionen
entwarf, folgende. Er fing bey dem Hauptthore der
Stadt, der Porta Lapena/ gegen Süden an (Erste
Region); ging von da nach dem Colmsberg
(Zweyte Region); und dem Thale zwischen dem
Cöliusr und Esqnilinus r Berg (Dritte Region);
und so weiter in demselben Thale bis an den ronm
schen Markt und den Qnirinalis-Berg fort (Vierte Res
gion). Dann nahm er die äußersten Gegenden der
Stadt gegen Morgen vor.' Er machte den Anfang
mit dem Esquilinüsr und Viminalis- Berg (Fünfte
Region); und ging von da zu dem Quirinalis? und
Pincius-Berg (Sechste Region) über. Nachdem er
vom Quirinalis herabgestiegen war, zählte er nun so
fort die innern Gegenden der Stadt, die Platze stvir
schen dem Quirinalis und Marsfelde (Siedende Res
gion); den römischen Markt, das Capitolium und
die umliegenden Gegenden (Achte Regron); ingleü
chen das Marsfeld (Neunte Region) auf. Von da
kehrte er in die südlichen Gegenden von Rom, zu dem
Palatinus-Berg (Zehnteregion); zu den darunter
liegenden Gegenden an der Tiber (Eilfte Region); zu
dem Thale zwischen dem Cölius und Aventinus (Zwölfte
Region), und dann zu dem Aventinusrberg selbst
(Dreyzehnte Region) zurück. Zuletzt ging er in die
Gegenden auf der Abendseite der Tiber (Vierzehnte
Region) über.
l - '
42.
Zu äußerst gegen Südost lag
die erste Region.
Die entfernteste gegen Mittag, Porta Lapena
von dem zu ihr gehörigen Hauptthore (jetzt S. Se-
Nitsch Leschr. d. Röm. rr Lh. §
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: August August Porta_Lapena Nitsch_Leschr
Extrahierte Ortsnamen: Rom Colmsberg Esqnilinus_r_Berg Qnirinalis-Berg Viminalis-_Berg Pincius-Berg Rom Palatinus-Berg Cölius Aventinusrberg
io6 If. Beschreibung der Stadt Rom.
scbönert hatte; auf dem Platze des Theaters steht jetzt
der Püllast Ursini. Noch weiterhin traf mail auf ei-
lien andern schönen freyen Platz, welchen die Liebhabe-
rin des Pompejns, die bekannte Vestal!» Caja Tara-
''tia oder Guffecia, nach ihrem Lode dem römischen
Volke schenkte, Campus niinor, auch sonst Campus
fl ora e, jetzt Lampo di Hiore genannt. Ueber den-
selben hin lief Dia recta, jetzt la Grrada Julia *)•
Diese Region wird jetzt vorn am Capitol Rrone di
Gt. Angelo, oben unter dem quirinalischen Berge,
Rioue di Lolonna, darunter Rione di Lampo
Marzio genairnk.
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55.
Von der zwölften Region gelangte man gegen Mit-
ternacht auf den Palatinus-Berg oder
die Zehnte Region.
Weil das Hauptwerk derselben der kaiserliche pallast
ausmachte (Palatium Auguitale); oder weil lie vor-
nehmlich den palatinischen Berg in sich faßte, ward sie
Palacrum genannt. Sie gränzte gegen Mitternacht
und Morgen mit der vierten Region. Der kaiserliche
Pallast nahm seinen Ursprung aus dem Hortenstschen
Hause. Als dieses abbrannte, ward es vom K. August
ungemein prächtig wieder aufgebauet, und das Haus des
Catilina damit vereiniget. Trberius verband seinen
eigenen Pallast (Domus Tiberii) damit. Laligula
erweiterte den Pallast bis an den Markt, und Clau-
dius führte von demselben, über den Markt hinweg,
eine Brücke nach dem Capitol. Vor allem erwei-
terte , und verschönerte aber Nero, nach jenem groß-
ßen Brande, deu Pallast, aus welchem er sein gol-
denes Haus erbauete, das den größten Theil des
pa-
*) propert. ii. Z2. spricht umständlich von dieser.gegelid.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]