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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 236

1911 - Erfurt : Keyser
— 236' — Das Eintreffen des Königs auf dem Schlachtfelde: Gegen 8 Uhr ertönte von rückwärts her, von der Höhe von Dub, lautes Hurrarufen. Der König war auf dem Schlachtfelde angekommen. Es ist Hohenzollernart, in den Stunden der Gefahr dort zu sein, wo für Ehre und Glück des teuren Vaterlandes gekämpft wird. — In dem Augenblicke flog eine Granate heran. Sie schlug, ohne zu Platzen, in eine nickt weit entfernt haltende Schwadron Ulanen. Bald folgten mehrere. Vielleicht gaben die etwa 300 Pferde der Stabswache, die den König begleitete, ein bequemes Ziel. Darum wurde sogleich befohlen, daß das Hauptquartier sich im Gelände verteilen sollte. Der König, die Generale und Bismarck ritten nach Nordosten hinunter in die Ebene. Unweit des Kriegsherrn, welchen Moltke, Roon und Alvensleben umgaben, hielt Bismarck auf einem riesengroßen Fuchs. Wie er im grauen Mantel hoch-ausgerichtet dasaß und die großen Augen unter dem Stahlhelm glänzten, gab er ein wunderbares Bild: ein Riese aus nordischer Urzeit. Nachdem sich der König über die Gefechtslage unterrichtet hatte, befahl er, daß die erste Armee die Bistritz überschreiten sollte. General v. Bose überschritt auf schnell hergestellten Stegen von Aesten und Brettern den breiten Bach und drang in das anliegende Gebölz ein, aus dem sich der Feind ohne Widerstand zurückzog. Jenseit des Flusses schwenkten dann sämtliche Bataillone etwa um 9>2 Uhr gegen den Hola-Wald, welcher ein vortrefflickes Schußfeld und eine ebensolche Deckung zu bieten schien. Im Hola-Walde: Der Hola-Wald bildet ein ziemlich regelmäßiges Viereck von etwa 1100 Schritt Ausdehnung südlich der Chaussee von Sadowa nach Lipa. Er enthält längs der Chaussee hochstämmige Laub- und Nadelhölzer, besteht aber im übrigen aus überaus dichtem Unterholz. Beim Vordringen fanden unsere 31er it. 71er nur schwache Abteilungen des Gegners vor. welche sich ohne Kampf zurückzogen. Mühsam bahnten sich die Musketiere den Weg durch das dichte Gebüsch. Plötzlich — man hatte noch nicht den südlichen Waldsaum erreicht — wurde das Gehölz lichter, und geradeaus erblickte man aus einem kaum 1000 Schritt vorliegenden Höhenzuge bei dem Dorfe Lipa eine lange Artillerielinie. Der Gegner hatte das Unterholz aus einige 30 Schritte vom Waldrande entfernt, um Einsicht zu erlangen. Fast im gleichen Augenblick begrüßte die Preußen ein Hagel von Granaten. Trotz der trüben Witterung zielten die Oesterreicher gut und ihre Granaten schlugen richtig ein. Sie hatten an mehreren Stellen des nach Lipa zugekehrten Saumes Bäume ihrer Rinde beraubt, sodaß die hellen Stämme gute Zielpunkte boten. Das Feuer steigerte sich bald zu einer betäubenden Heftigkeit; Blitz auf Blitz zuckte in weitem Umkreise schnell hintereinander auf, unaufhörlich rollte der Donner und sausend kam Geschoß auf Geschoß mit fürchterlicher Sicherheit daher. Granate

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1. Die Neuzeit - S. 253

1907 - Nürnberg : Korn
— 253 — Bismarck ritt an den General Moltke heran und fragte: „Wissen Sie, wie lang das Handtuch ist, dessen Zipfel wir hier gefaßt haben?" — „Nein," sagte Moltke, „genau wissen wir es nicht; nur daß es wenigstens drei Korps sind; vielleicht ist es die ganze österreichische Armee." In dem Augenblicke flog eine Granate heran und fiel etwa 25 Schritte vor dem Könige nieder, ohne zu platzen. Vielleicht gaben die etwa 300 Pferde der Stabswache, die den König begleitete, ein bequemes Ziel. Es wurde sogleich befohlen, daß das Hauptquartier sich im Gelände verteilen sollte. Der König, die Generale und Bismarck ritten nach Nordosten hinunter in die Ebene. Unweit des Kriegsherrn, welchen Moltke, Roon und Alvensleben umgaben, hielt Bismarck auf einem riesengroßen Fuchs. Wie er im grauen Mantel hochaufgerichtet dasaß und die großen Augen unter dem Stahlhelm glänzten, gab er ein wunderbares Bild, das mich an kindliche Vorstellungen von Riesen aus der nordischen Urzeit erinnerte. Die Stellung unserer viel weniger zahlreichen Batterien im Bistritztal war den feindlichen gegenüber sehr im Nachteil. Ein älterer Artillerieoffizier kam von der Westseite her an den Hügel heran und sagte halblaut, aber doch so, daß ein Hintenstehenber es hören konnte: „Es steht schlecht. Unser Pulver ist beinahe verschossen." Völlig sorglos aber schien Moltke. Nach Vortrag beim Könige sandte er um l3/4 Uhr einen Befehl an die Elbarmee. General Herwarth sollte möglichst weit vorrücken, um zusammen mit dem 6. Korps des Kronprinzen, der voraussichtlich bald von Osten herankomme, dem Feinde den Rückzug auf Königgrätz abzuschneiden. Träger des Befehls an die Elbarmee war der Flügeladjutant vom Dienst, Graf Lehndorff, der Liebling des Königs und des ganzen Hauptquartiers. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er mit der Adjutantenschärpe geschmückt im Trab abritt auf einer großen schwarzbraunen Vollblutstute und dann in gestrecktem Galopp am Rande des Flusses nach Süden sprengte. Auf der ersten Hälfte des Weges umsausten ihn unzählige Geschosse; er erreichte aber glücklich fein Ziel. Nach feinem Abreiten wandten sich alle Blicke wieder nach Osten in das Tal zwischen den Waldhügeln. Bismarck war dank einem guten Fernglase der Erste, der melden konnte, er sähe in weiter Ferne schwarze Linien sich bewegen in der Richtung aus Chlum. Das wurde dann von anderen bestätigt. Auch wollte man bemerken, daß die Blitze von Chlumer Geschützen jetzt nach Norden zuckten, statt wie bisher nach Westen. Ein unbeschreibliches Gefühl der Befreiung von schwerem Druck beglückte mich und meine Nachbarn. „Gott sei Dank!" sagte mancher leise vor sich hin. Der Geschützdonner aus den Lipahöhen dauerte noch einige Zeit; dann aber gegen 3 Uhr verstummte er aus der ganzen Linie. Nach etwa

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 237

1911 - Erfurt : Keyser
— 237 aus Granate schlug ein und riß leider zuweilen ganze Reihen fort, und — 5 Stunden lang mußten die Bataillone dieses Unwetter ruhig über sich ergehen lassen. Die berittenen Offiziere stiegen einer nach dem andern ab. Nur General v. Bose und Oberst v. Wedel hielten noch zu Pferde, ersterer auf einer kleinen Erhebung, welche die Beobachtung begünstigte. Aber das Pferd war unruhig. Plötzlich stieg es hoch auf. Eine Granate war in nächster Nähe geplatzt, und ein Stück derselben hatte, zwischen dem aus die Seite gestützten linken Arm des Generals und der Brust hindurchgehend, den Regenmantel zerfetzt. Nun schickten auch der General, da er zu Fuß ruhiger beobachten konnte, und der Oberst die Pferde in den Wald zurück. So manche Granate schlug in den Teich von Ober-Dohalitz, einem Dorfe, hart an der Südecke des Waldes gelegen, und jedes Mal sah man einen etwa meterhohen Wasserstrahl emporsteigen. Auch in einen Bienenkorb fchlng eine Granate, und nur mit Mühe konnten die Mannschaften sich der erregten kleinen Bewohner erwehren. Am wohlsten fühlte sich augenscheinlich ein Schwein, das am Dorfsaum freudig grunzend die Erde aufwühlte. Doch auch dies fiel als Opser der Granaten und streckte bald alle Viere von sich. Jede solche Unterbrechung war angenehm, zog sie doch die Gedanken von den Granaten ab. Allmählich gewöhnte man sich auch an das Feuer. Wer noch Vorrat im Tabaksbeutel hatte, fetzte die Pfeife in Brand, während andere, bei denen sich die körperliche Abspannung geltend machte, längere Zeit ruhig schliefen. Mehrmals wurde fogar der Versuch gewagt, den österreichischen Batterien beizukommen. Mitten im heftigsten Granatfeuer ging s vorwärts, und teilweise gelang es auch, bis nahe an die feindliche Stellung heranzukommen. Selbst ein Hagel von Granaten und Schrapnells, mit dem die feindlichen Batterien die mutigen Vorwärtsstürmer überschütteten, vermochte sie nicht aufzuhalten. Es gelang ihnen sogar eine Schwadron österreichischer Ulanen, die gegen sie anritt, durch ein wohlgezieltes Schnellfeuer in die Flucht zu treiben und einer zweiten Schwadron dasfelbe Schicksal zu bereiten. Aber alles war vergebens; endlich mußten sie doch dem wohlgezielten Feuer mehrerer Batterien weichen, sie mußten in den Hola-Wald, in die Hölle, zurück. Nun galt's, die gefährliche Stellung unter allen Umständen zu halten, im heftigsten Granatfeuer bis zum Eintreffen der Armee des Kronprinzen auszuharren. Wahrlich keine leichte Aufgabe! Trotzdem beseelte jeden nur der eine Gedanke: Treu bis zum Tode. Das Eintreffen der 2. Armee: Endlich, es war nach 3 Uhr nachmittags, ließ das feindliche Geschützfeuer nach. Die 2. Armee war eingetroffen, hatte Ehlum im Rücken der österreichischen Stellung genommen und ging zum Angriff gegen die Höhe von Lipa vor. Man sah bald die rückgängige Bewegung der Geschütze, und

3. Quellen-Lesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte - S. 433

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
433 8. Division unter dem Schutze der vorgeschobenen Tiraillenre die Gewehre zusammengesetzt, aber zahlreiche Granaten einer groen Batterie vor dem Ausgange des Gehlzes schlugen dort ein. Beim weiteren Vorreiten aus der Chaussee bewunderten wir die Seelenruhe eines mchtigen Ochsen, der unbekmmert um die Geschosse vorschritt und entschlossen schien, die seind-liche Stellung zu durchbrechen. Die gewaltige Geschtzreihe der Artillerie des 3. und 10. sterreichischen Corps dem Walde gegenber verhinderte jedes Vorbrechen aus demselben, und es gelang mir, einen dazu erteilten Befehl zu inhibieren. Inzwischen war aber weiter links General v. Fransecky thatschlich zum Angriff geschritten. Unter lebhaften Kmpfen hatte er den Gegner aus dem Swip-Walde verdrngt und den jenseitigen Saum erreicht. Gegen ihn kmpfte auf sterreichischer Seite das 4. Corps; nun aber wendeten sich gegen die vereinzelte 7. Division noch das 2. und Teile des 3. Corps, 51 Bataillone gegen 14. Im dichten Unterholze waren alle Abteilungen durcheinander geraten, die einheitliche Leitung hatte aufgehrt, und trotz des hartnckigsten Widerstandes wurden einzelne Trupps gefangen genommen, andere versprengt. Ein solches Huflein trat aus dem Walde, eben als der König mit seinem Stabe in der Nhe eintraf. Seine Majestt lie dasselbe ziemlich ungndig an, aber der verwundete Offizier, der seine kleine Schar zu sammeln bemht war, fhrte sie sogleich wieder ins Gefecht. Wirklich behauptete die Division trotz groer Verluste den Nordsaum des Waldes. Sie hatte sehr bedeutende Krfte des Feindes auf sich gezogen, die spter an den Orten fehlten, deren Verteidigung ihnen oblag. Es war 11 Uhr geworden. Die Spitzen der I. Armee hatten die Bistritz berschritten und die meisten der an dem Flusse belegenen Drfer genommen. Aber dies waren nur Vorpostierungen des Feindes, die er ernstlich zu behaupten nicht beabsichtigte; dahinter standen seine Corps in einer Stellung, aus der sie mit 950 Geschtzen das offene Gelnde beherrschten, welches der weitere Angriff zu durchschreiten hatte. Zur Rechten zwar war General von Herwarth an der Bistritz eingetroffen, aber zur Linken vom Kronprinzen noch nichts zu sehen. Die Schlacht war zum Stehen gekommen. Im Centrum kmpfte die I. Armee noch um die Drfer an der Bistritz, die Kavallerie konnte nicht vorwrts kommen, und die Artillerie fand keine gnstigen Stellungen zum Auffahren. Die Truppen standen seit fnf Stunden im lebhaften Feuer des Feindes, ohne Verpflegung, da zum Kochen keine Zeit war. Einiger Zweifel der den Ausgang der Schlacht mochte sich bei manchem regen; vielleicht auch bei Graf Bismarck, als er mir feine (Eigarrentasche Heinzc, Quellenlesebuch. 28

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 238

1911 - Erfurt : Keyser
— 238 — in demselben Augenblicke erweckte das Signal „Das Ganze avancieren" alles zu neuem Leben. Das entsetzliche Ausharren im Hola-Walde hatte ein Ende. Mit Hurra stürzten die Kompanien vor und nahmen an der Verfolgung des Feindes teil. Dank des Königs: Es mochte gegen 5 Uhr nachmittags sein, als der König an die Bataillone Bose herangesprengt kam und ihnen „Guten Abend" bot. In diesem Augenblicke brach bei allem der Jubel durch, und Freudentränen stürzten aus manchem Auge, als der König ries: „Kinder, das war ein schöner Sieg! Ich danke Euch!" Die Nacht nach der Schlacht: Gegen 6 Uhr abends wurde aus den Höhen von Lipa Biwak bezogen. Wohl kamen nach fast 20stündiger Anspannung aller Kräfte die müden Leiber zur Ruhe, die Gemüter aber waren zu erregt, um erquickenden Schlaf zu finden. Die empfangenen grausigen Eindrücke waren zu frisch und das Biwak auf dem weiten, von Leichen und Verwundeten übersäten und von 13 brennenden Ortschaften erleuchteten Schlachtfelde gar zu schrecklich. Manches Auge schloß sich nicht in der Sorge um liebe Kameraden und Verwandte, von deren Schicksal man nichts wußte. Auch fehlte es an jeder Verpflegung. Wer nicht selbst einen Bissen Brot oder Zwieback in der Tasche hatte oder von mitleidigen Kameraden erhielt, mußte sich mit leerem Magen auf die feuchte Erde legen. So war denn im Biwak, trotz aller Siegesfreude, die Stimmung eine recht ernste, als in später Stunde von Ehlurn her die ewig herrliche Weise: „Nun danket alle Gott" ertönte. Von Lager Zu Lager getragen, beruhigte sie die Gemüter und erfüllte sie mit Dank und Demut gegen Gott, den Lenker der Schlachten und Geschicke. (Nach den Neg.-Gesch. d. 31. u. 71. Jnf.-Reg.) 88. Das Treffen von Blumenau-Prefjburg. 22. 3uli 1866. Vormarsch auf Pretzburg: Bei der Verfolgung der Völlig geschlagenen österreichischen Armee stießen unsere Erfurter Regimenter erst in Ungarn wieder auf den Feind. Auf den Hohen von Blumenau-Preßburg, im waldigen Gelände der Kleinen Karpathen, zeigte er den Unseren abermals die Stirn. General v. Bose versuchte es dort, mit seinen 31ern und 71ern auf getrennten Wegen die feindliche Stellung zu umgehen. Die Führer waren Slowaken, Holzhackcr in weißen Mänteln, die mit Stricken gebunden vorn an der Spitze geführt wurden. Ihnen zur Seite schritt ein Unteroffizier, der den Befehl hatte, sie sofort niederzuschießen, wenn sie einen Fluchtversuch machen oder die Reihen in einen Hinterhalt führen würden. Der Marsch führte durch dichtes Waldesdunkel. In häufigen Biegungen ging es beständig bergauf und bergab, über steile Hohen und tiefe Schluch-

5. Die Neuzeit - S. 254

1907 - Nürnberg : Korn
— 254 — einer ^ halben Stnnde befahl der König die allgemeine Verfolgung des feindlichen Rückzuges. Jenseits der Brücke von Sadowa formte sich schnell die Kavalleriebrigade des Herzogs von Mecklenburg. Der König, auf emem herrlichen Rappen heransprengend, setzte sich an die Spitze, ein begeisternder Anblick. Er führte die Reiterscharen durch das breite Tal eine weite Strecke; dann schwenkte er rechts ab und ließ das Gefolge wieder herankommen. Quer vor einem Walde ritt der König mit Gefolge im Trabe über ein blühendes Kleefeld. Südlich vom Walde mußte sich eine feindliche Batterie aufgestellt haben, um den Rückzug zu decken; denn es kamen Granaten über die Tannenwipfel und fielen im Felde nieder. Bismarck ersuchte Roon und Alvensleben, dem König die große Gefahr vorzustellen. Äeide lehnten das ab mit den Worten: „Der König kann reiten, wo er will." Da galoppierte Bismarck schnell heran und sagte: „Wenn eure Majestät hier einen Schuß erhielten, wäre ja die ganze Siegessreude dahin; bitte inständig, dieses Feld zu verlassen!" Der König wendete schnell nach links in einen Hohlweg, welcher hinter eine Hügelreihe führte. Nach wenigen Galoppsprüngen war man außer Gefahr. Ich hatte fünf Granaten zwischen Pferden der Stabswache in den Klee niederfallen sehen und zwei vor dem Kopfe meines Pferdes vorbeizischen gehört. Es schien wie ein Wunder, daß keines der Geschosse geplatzt und niemand verletzt worden war. Nach einigen Minuten kamen wir an eine Stelle, wo grausig entstellte Leichen lagen. Bismarck sagte zu mir gewendet: „Wenn ich daran denke, daß künftig einmal mein Herbert auch so daliegen könnte, da wird mir doch schlecht." In welchem Zustande die feindliche Armee sich befand, war nicht sicher bekannt. Nach der Einnahme von Chlum mochte Benedek, der Anführer der österreichischen Armee, das Gefecht abgebrochen und einen geordneten Rückzug befohlen haben, früher als die Elbarmee und die Spitzen unseres 6. Korps sich die Hand reichen konnten. Es kam auch in Betracht, daß die Truppen seit 2 oder 4 Uhr morgens in Bewegung, viele seit 8 Uhr in schweren Gefechten gewesen waren. Es wurde daher gegen 6v2 Uhr ein Ruhetag befohlen und dadurch die Verfolgung eingestellt. Bald darauf kam die Meldung, der Kronprinz sei endlich gesunden worden, ganz in der Nähe auf einer Wiese. In langem Galopp ritten Vater und Sohn sich entgegen und umarmten sich zu Pferde sitzend. Die Gefolge schlossen einen weiten Kreis, entfernt genug, um von der vertraulichen Unterredung nichts zu hören. Ich sah viele Freudentränen fließen. Als Moltke am Abend der Schlacht über das Leichenfeld ritt, sagte er zum König: „Eure Majestät haben nicht bloß

6. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 404

1903 - Breslau : Hirt
— 404 — eingetroffen sein. Es war daher geboten, mit dem Zentrum ein mehrstündiges hinhaltendes Gefecht zu führen. Vor allem mußte hier einer etwaigen Offensive des Feindes begegnet werden, und dafür standen auch das ganze Hi. und das Kavalleriekorps bereit, aber die Schlacht entscheiden konnte nur der doppelte Flankenangriff beider Flügelarmeen. Mit meinen Offizieren war ich frühzeitig nach der Höhe von Sadowa aufgebrochen, und um 8 Uhr traf dort auch der König ein. Es war ein trüber Morgen, und von Zeit zu Zeit fiel ein feiner Sprühregen. Die Fernsicht war beschränkt, indes sah man zur Rechten an dem weißen Streifen des Pulverdampfes, daß die Spitzen der I. Armee weithin vor den Dörfern an der Biftritz im Gefecht standen. Zur Linken, im Swip-Walde, hörte man lebhaftes Schüßenfeuer. Hinter dem König hielten außer seinem Stabe die fürstlichen Gäste mit ihrem zahlreichen Gefolge von Adjutanten, Reitknechten und Handpferden, eine Gruppe in Stärke von zwei Schwadronen. Eine österreichische Batterie schien sie zum Zielpunkte zu nehmen und veranlaßte einen Stellungswechsel mit verminderter Umgebung. Ich ritt bald darauf mit Graf Wartensleben durch das bereits vom Feinde geräumte Sadowa. Hinter dem Walde hatte die Avantgarde der 8. Division unter dem Schutze der vorgeschobenen Tirailleure die Gewehtes zusammengesetzt, aber zahlreiche Granaten einer großen Batterie vor dem Ausgange des Gehölzes schlugen dort ein. Beim weitern Vorreiten auf der Chaussee bewunderten wir die Seelenruhe eines mächtigen Ochsen, der unbekümmert um die Geschosse vorschritt und entschlossen schien, die feindliche Stellung zu durchbrechen. Die gewaltige Geschützreihe der Artillerie des 3. und 10. österreichischen Korps dem Walde gegenüber verhinderte jedes Vorbrechen aus ihm, und es gelang mir, einen dazu erteilten Befehl zu inhibieren. Inzwischen war aber weiter links General v. Fransecky tatsächlich zum Angriff geschritten. Unter lebhaften Kämpfen hatte er den Gegner ans dem Swip-Walde verdrängt und den jenseitigen Saum erreicht. Gegen ihn kämpfte auf österreichischer Seite das 4. Korps; nun aber wendeten sich gegen die vereinzelte 7. Division noch das 2. und Teile des 3. Korps, 51 Bataillone gegen 14. Im dichten Unterholze waren alle Abteilungen durcheinander geraten, die einheitliche Leitung hatte aufgehört, und trotz des hartnäckigsten Widerstandes wurden einzelne Trupps gefangen genommen, andre versprengt. Ein solches Häuflein trat aus dem Walde, eben als der König mit seinem Stabe in der Nähe eintraf. Seine Majestät ließ es ziemlich ungnädig an, aber der verwundete Offizier, der feine kleine Schar zu sammeln bemüht war, führte sie sogleich wieder ins Gefecht. Wirklich behauptete die Division trotz großer Verluste den Nordsaum des Waldes. Sie hatte sehr bedeutende Kräfte des Feindes auf sich gezogen, die später an den Orten fehlten, bereit Verteidigung ihnen oblag. Es war 11 Uhr geworben. Die Spitzen der I. Armee hatten die Bistritz überschritten und die meisten der an dem Flusse belegenen Dörfer genommen. Aber bies waren nur Vorpostierungen des Feinbes, die er ernstlich zu behaupten nicht beabsichtigte; bahinter stauben seine Korps in einer Stellung, aus der sie mit 250 Geschützen das offene Gelänbe beherrschten, das der weitere Angriff zu burchschreiten hatte. Zur Rechten zwar war General

7. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 404

1904 - Breslau : Hirt
404 eingetroffen fein. Es war daher geboten, mit dem Zentrum ein mehrstndiges hinhaltendes Gefecht zu führen. Vor allem mute hier einer etwaigen Offensive des Feindes begegnet werden, und dafr standen auch das ganze Iii. und das Kavalleriekorps bereit, aber die Schlacht entscheiden konnte nur der doppelte Flankenangriff beider Flgelarmeen. Mit meinen Offizieren war ich frhzeitig nach der Hhe von Sadowa aufgebrochen, und um 8 Uhr traf dort auch der König ein. Es war ein trber Morgen, und von Zeit zu Zeit fiel ein feiner Sprhregen. Die Fernsicht war beschrnkt, indes sah man zur Rechten an dem weien Streifen des Pulverdampfes, da die Spitzen der I. Armee weithin vor den Drfern an der Biftritz im Gefecht standen. Zur Linken, im Swip-Walde, hrte man lebhaftes Schtzenfeuer. Hinter dem König hielten auer feinem Stabe die frstlichen Gste mit ihrem zahlreichen Gefolge von Adjutanten, Reitknechten und Handpferden, eine Gruppe in Strke von zwei Schwadronen. Eine sterreichische Batterie schien sie zum Zielpunkte zu nehmen und veranlate einen Stellungswechsel mit verminderter Umgebung. Ich ritt bald darauf mit Graf Wartensleben durch das bereits vom Feinde gerumte Sadowa. Hinter dem Walde hatte die Avantgarde der 8. Division unter dem Schutze der vorgeschobenen Tiraillenre die Gewehre zusammengesetzt, aber zahlreiche Granaten einer groen Batterie vor dem Aus-gange des Gehlzes schlugen dort ein. Beim weitern Vorreiten ans der Chaussee bewunderten wir die Seelenruhe eines mchtigen Ochsen, der uube-kmmert um die Geschosse vorschritt und entschlossen schien, die feindliche Stellung zu durchbrechen. Die gewaltige Gefchtzreihe der Artillerie des 3. und 10. sterreichischen Korps dem Waide gegenber verhinderte jedes Vorbrechen ans ihm, und es gelang mir, einen dazu erteilten Befehl zu inhibieren. Inzwischen war aber weiter links General v. Fransecky tatschlich zum Angriff geschritten. Unter lebhaften Kmpfen hatte er den Gegner aus dem Swip-Walde verdrngt und den jenseitigen Sanm erreicht. Gegen ihn kmpfte ans sterreichischer Seite das 4. Korps; nun aber wendeten sich gegen die ver-einleite 7. Division noch das 2. und Teile des 3. Korps, 51 Bataillone gegen 14. Im dichten Unterholze waren alle Abteilungen durcheinander ge-raten, die einheitliche Leitung hatte aufgehrt, und trotz des hartnckigsten Widerstandes wurden einzelne Trupps gefangen genommen, andre versprengt. Ein solches Huflein trat aus dem Walde, eben als der König mit seinem Stabe in der Nhe eintraf. - Seine Majestt lie es ziemlich ungndig an, aber der verwundete Offizier, der seine kleine Schar zu sammeln bemht war, fhrte sie sogleich wieder ins Gefecht. Wirklich behauptete die Division trotz groer Verluste den Nordsaum des Waldes. Sie hatte sehr bedeutende Krfte des Feindes auf sich gezogen, die spter an den Orten fehlten, deren Ver-teidiguug ihnen oblag. Es war 11 Uhr' geworden. Die Spitzen der I. Armee hatten die Bistritz berschritten und die meisten der an dem Flusse belegenen Drfer genommen. Aber dies waren nur Vorpostierungen des Feindes, die er ernstlich zu be-haupten nicht beabsichtigte; dahinter standen seine Korps in einer Stellung, aus der sie mit 250 Geschtzen das offene Gelnde beherrschten, das der weitere Angriff zu durchschreiten hatte. Zur Rechten zwar war General

8. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 22

1912 - Langensalza : Beltz
22 Die Gründung des neuen Deutschen Reiches. ^gestrengter lauschte das Ohr dem Kanonendonner, der von Minute zu Minute an Heftigkeit zunahm, aber nicht näher rückte. Schrittt um Schritt rückten wir cor. Niemand beschreibt das Gefühl der Utmetmto (tut entern frischen Vollblutpferde zu sitzen, die Schlacht vor sich zu Böten und wie eine Schnecke neben der schwer watenden Infanterie im dicken Kot herzukriechen. Wieder erreichten wir eine Höhe, und in blaugrauer Ferne erkannte ich durch den Regen endlich Kanonenblitze. Es zuckte Blitz auf Blitz. Noch entfernter ragte em weißer Kirchturm empor; neben ihm stieg schwarzer Jiouch out. Das Dorf war m Brand geschossen. . . Nach und nach kamen unsere Infanteriekolonnen heran. Die Leute gingen mit besten Kräften vorwärts; Kampfbegier sprach aus ihren Reihen. Die Artillerie blieb aus der Straße, die Kavallerie und die Infanterie marschierten quer über me hohen Getreidefelder. Wir eilten immer vorwärts. Tal folgte auf ^al, Hügel auf Hügel, Waldstreifen auf Waldstreifen. Wenn ich hoffte die Aussicht werde sich öffnen und die Wahlstatt vor uns liegen, hemmte immer wieder ein neuer Höhenzug den Blick. Nur unser General blieb da ruhig. ,Es nützt nichts, Kinder/ sagte er, ,wertn; ihr vorwärts eilt. Wir ntussen unsere Infanterie mitnehmen!' Endlich, es war um die elfte Stunde, kamen wir um eine Waldecke, und das Schlachtfeld lag vor uns. Die österreichischen Batterien arbeiteten unablässig nach einem freundlichen Dorfe hinunter, das sie beherrschten und aus dem die knatternden Salven des (^ewehrfeuers erschallten. ,Wtr sind am rechten Platze/ sagte General ^astrow, der ruhig heranritt. ,Wtr haben den rechten Flügel der Österreicher vor uns. Da werde ich sie fassen/ Quer durchs Feld kam ein Adjutant des Kronprinzen gejagt und- rief itnierm General zu: ,Exzellenz, Sie kommen zu recht, aber im letzten Augenblick! Wir haben die ganze Armee Benedeks vor uns. Prinz Friedrich Karl ist hart bedrängt. Das 4. Korps auf dem linken Flügel ist beinahe geschlagen. Nehmen Sie vor, was Sie an Artillerie nur heranbringen körnten. Lassen Sie feuern und feuern, und wäre es nur, damit unsere Leute merken, daß endlich Hilfe erscheint!' General Muntius wandte sich zu einem Adjutanten, gab seinen Befehl, und fünf Minuten später fuhren im Galopp drei gezogene Batterien an uns vorbei und einen Hügel hinaus. Drei andere jagten rechts davon mit den braunen Husaren oem 4. Korps zu Hilfe. Die drei Batterien vor uns protzten blitzschnell ab, und einen Augenblick später sandten sie krachend, Schlag auf Schlag, ihren Gruß nach den feindlichen Batterien hinauf. Die Österreicher schwiegen eine Weile vor Überraschung. Dann aber kam ihre Antwort nach uns heruntergesaust. Heulend und zischend fuhren die Granaten durch die Luft. Schmetternd schlugen sie in den Boden iind schleuderten mit schrillem Pfeifen, das wie Hohnlachen klang, ihre Sprengftücke weit umher. Unser General mit seinem Stabe hielt hinter den Batterien und bot dem Feinde eine treffliche Zielscheibe. Die Österreicher nahmen uns auss Korn, und die Höllenmusik der Granaten vor uns, hinter uns, rechts und links wurde immer toller. Zum Glück krepierten die Hohlgeschosse meistens nicht in dem weichen Boden, den sie tief durchfurchten, fönst wäre wohl niemand von uns heil geblieben. Unsere Infanterie in Kolonnen kam jetzt heran. Trum, trum, trum schlugen die Trommler den Sturmmarsch, und als sprängen sie eben erst

9. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 534

1894 - Dresden : Jacobi
534 fteftung entstanden. Begnstigt durch den Pulverdampf, welcher an dem regnerischen Tage sich nur sehr langsam verzog, gelang es nun der Garde unter Hiller von Grtringen, durch diese Lcke bis auf die Hhen von Chlum vorzudringen. So geriet fast ohne Schwertstreich der wichtigste Punkt des Gegners in die Gewalt der Preußen. Als man dies Ereignis Benedek meldete, wollte er es durchaus nicht glauben und ritt nahe herzu, um sich zu berzeugen; doch feindliche Schsse auf ihn und seine Begleitung besttigen die ble Nachricht; schleunigst rettete er sich durch die Flucht. Zwar machte er jetzt die grten An-strengungen, um den wenigen Garderegimentern wieder die wichtigen Hhen zu entreien; allein diese machen ihrer bevorzugten Stellung im Heere alle Ehre und bezeugen, da sie derselben durchaus wrdig sind, indem sie immer aufs neue die anstrmenden Gegner abweisen. Leider wurde bei einem solchen Ansturm der sterreicher der heldenmtige General Hiller von Grtringen durch einen Granatsplitter gettet; doch seine Ge-treuen, verstrkt durch ostpreuische Jger, hielten auch nach seinem Fall wacker stand. Schon nahte ihnen (nach 4 Uhr) weitere Hilfe. Inzwischen hatte nmlich im Sdwesten die Elbarmee endlich die Sachsen aus dem Dorfe Problus vertrieben; sie vermochten nun dem Centrum zur Untersttzung beizuspringen. Hier hatte die Ii. Gardedivision auch die Hhen von Lipa gewonnen; der Prinz Friedrich Karl lie von vorne die Hhen, jetzt mit Erfolg, strmen: berall muten die sterreicher zurckgehen, die Schlacht war fr sie verloren. Benedek ordnete den Rckzug nach Kniggrtz und von hier weiter der die Elbbrcken, welche er schon frher hatte schlagen lassen, nach Mhren zu. Da setzte sich unser König an die Spitze der Kavallerie der I. Armee. Bei dem Dorfe Langenhof, sdlich von Lipa, traf diese auf sterreichische Krassiere, welche den Rckzug der Futruppen decken wollten. Ein ge-waltiger Reiterkampf entspinnt sich; doch die sterreicher werden endlich geworfen und vermehren noch die Verwirrung der Fliehenden. Am tapfersten hlt sich die sterreichische Artillerie, welche wirksam durch ihr stndiges Feuer den Rckzug der Ihrigen deckt. Ihre Granaten richten in den preuischen Reihen groe Verheerungen an. Als sich unser König zur Begrung seiner braven Truppen zu weit vorwagt, gert auch er ins Granatfeuer. Eine Granate schmettert dicht neben ihm zehn Reiter zu Boden. Da reitet Bismarck heran und spricht zu ihm: Als Ministerprsident bin ich verpflichtet, Ew. Majestt zu bitten, sich nicht auf diese Weise der Gefahr auszusetzen." Der König entgegnet: Wo soll ich denn aber als oberster Kriegsherr hinreiten, wenn meine Soldaten im Feuer stehen?" und reitet nur langsam vorwrts. Gegen 8 Uhr abends traf der König auf dem Schlachtfelde den Kronprinzen, den Helden des Tages. Gerhrt umarmte er ihn unter Worten des Lobes und Dankes und hing ihm den hohen Orden pour le merite um.

10. Badisches Realienbuch - S. 151

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
151 I Ende erreichte. Noch einmal bot Preußen seinen nächsten Nachbarn (Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau) den Frieden an, jedoch vergeblich. Drei Tage später waren diese Länder von Preußen besetzt. 2. In Böhmen. Das österreichische Heer stand in Böhmen unter Benedek. Mit drei großen Armeen rückten ihm die Preußen entgegen. Die erste befehligte Prinz Friedrich Karl, die zweite der Kronprinz, die dritte oder Elbarmee General Herwarth von Bittenfeld. König Wilhelm übernahm den Oberbefehl über das preußische Heer; der Generalstabschef Moltke stand ihm zur Seite. Kühn wurde die Grenze überschritten und der Feind zurückgeworfen. 3. Königgrätz. 3. Juli 1866. Auf einer Anhöhe zwischen Königgrätz und Sadowa stand Benedek mit der Hauptarmee. Der König erhielt am 2. Juli, abends 11 Uhr, vom Prinzen Friedrich Karl die Nachricht, daß er den Feind ganz nahe vor sich habe. Sofort ward beschlossen, den Feind anzugreifen. Zunächst begann Friedrich Karl allein den Angriff. Doch der Vormarsch ging sehr langsam. Der Boden war von dem Regen aufgeweicht, und die Räder der Geschütze schnitten tief in den lehmigen Boden ein. Um 9 Uhr griff auch Herwarth von Bittenfeld mit ein. Die Geschosse der an Zahl weit überlegenen Feinde richteten viel Unheil an, aber die Tapferen wichen nicht zurück. Sechs Stunden lang hielt Fr anseck y mit seinem Korps gegen eine dreifache Übermacht im Walde vor Sadowa stand. Als er dann doch bis auf das Dorf zurückweichen mußte, rief er aus: „Nicht weiter zurück, hier sterben wir!" Schon um 8 Uhr erschien der König ans dem Schlachtfelde. Sofort übernahm er den Oberbefehl. Ruhig und majestätisch sitzt er auf seinem schwarzen Streitrosse, ihm zur Seite reiten Bismarck, Moltke, Roon. Unverwandt ist sein Blick auf die Schlachtreihen gerichtet. Dicht neben ihm schlagen Granaten in die Erde, aber er merkt nicht die Gefahr, in der er schwebt. Da reitet Bismarck an ihn heran und bittet ihn dringend, sich nicht so großer Gefahr auszusetzen. Freundlich entgegnet er: „Wie kann ich davonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht!" Um 2 Uhr stiegen iu östlicher Richtung kleine Rauchwolkett auf. Der Kron- prinz war eingetroffen und hatte sofort den Feind angegriffen. Jetzt konnten sich die Österreicher nicht lange mehr halten. Immer mehr wurden sie zurückgedrängt, und bald begannen sie zu fliehen. Um 4 Uhr stellte sich der König selbst an die Spitze der Reiterei und leitete die Verfolgung. Am Abend traf er den Kronprinzen auf dem Schlachtfelde und schmückte ihn mit den: Orden pour le mérité. An die Königin sandte er folgende Depesche: „Einen vollständigen Sieg über die österreichische Armee haben wir heute in einer achtstündigen Schlacht erfochten. Ich preise Gott für seine Gnade. Der Gouverneur soll Viktoria schießen." Nun ging es gerade auf Wien los. Bald war das Heer nur noch 20 km davon entfernt; die Wiener konnten vom Stephansturm aus schon die preußische:: Wachtfeuer sehen. 4. Langensalza. Während so der Hauptschlag gegen Österreich in Böhmen geführt wurde, entbrannte gleichzeitig ein Krieg im Westen Deutschlands. Bald nach erfolgter Kriegserklärung rückte der blinde König Georg von Hannover mit seiner Armee nach Süden, un: sich mit den Bayern und Württembergern zu ver- einigen. Ein preußisches Heer suchte ihn aufzuhalten. Es kam zu einem Gefecht bei Langensalza (27. Juni). Die Hannoveraner siegten; dennoch mußten sie sich am folgenden Tage ergeben, da sie von allen Seiten von einem nachfolgenden preu- 3. Juki 1866

11. Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland - S. 250

1903 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
250 Prinzen eingetroffen sein. Es war daher geboten, mit dem Zentrum ein mehrstndiges hinhaltendes Gefecht zu führen. Vor allem mute hier einer etwaigen Offensive des Feindes begegnet werden, und dafr standen auch das ganze Iii. und das Kavalleriekorps bereit, aber die Schlacht entscheiden konnte nur der doppelte Flankenangriff beider Flgelarmeen. Mit meinen Offizieren war ich frhzeitig nach der Hhe von Sadowa aufgebrochen, und um 8 Uhr traf dort auch der König ein. Es war ein trber Morgen, und von Zeit zu Zeit fiel ein feiner Sprhregen. Die Fernsicht war beschrnkt, indes sah man zur Rechten an dem weien Streifen des Pulverdampfes, da die Spitzen der I. Armee weithin vor den Drfern an der Biftritz im Gefecht standen. Zur Linken, im Swip-Walde, hrte man lebhaftes Schtzenfeuer. Hinter dem König hielten auer seinem Stabe die frstlichen Gste mit ihrem zahlreichen Gefolge von Adjutanten, Reitknechten und Hand-Pferden, eine Gruppe in Strke von zwei Schwadronen. Eine sterreichische Batterie schien sie zum Zielpunkte zu nehmen und veranlagte einen Stellungswechsel mit verminderter Umgebung. Ich ritt bald darauf mit Graf Wartensleben durch das bereits vom Feinde gerumte Sadowa. Hinter dem Walde hatte die Avantgarde der 8. Division unter dem Schutze der vorgeschobenen Tirailleure die Gewehre zusammengesetzt, aber zahlreiche Granaten einer groen Batterie vor dem Ausgange des Gehlzes schlugen dort ein. Beim weitern Vorreiten auf der Chaussee bewunderten wir die Seelenruhe eines mchtigen Ochsen, der unbekmmert um die Geschosse vorschritt und entschlossen schien, die seind-liche Stellung zu durchbrechen. Die gewaltige Geschtzreihe der Artillerie des 3. und 10. sterreichischen Korps dem Walde gegenber verhinderte jedes Vorbrechen aus ihm, und es gelang mir, einen dazu erteilten Befehl zu inhibieren. Inzwischen war aber weiter links General v. Fransecky tatschlich zum Angriff geschritten. Unter lebhaften Kmpfen hatte er den Gegner aus dem Swip-Walde verdrngt und den jenseitigen Saum erreicht. Gegen ihn kmpfte auf sterreichischer Seite das 4. Korps; nun aber wendeten sich gegen die vereinzelte 7. Division noch das 2. und Teile des 3. Korps, 51 Bataillone gegen 14. Im dichten Unterholze waren alle Abteilungen durcheinander geraten, die einheitliche Leitung hatte aufgehrt, und trotz des hartnckigsten Widerstandes wurden einzelne Trupps gefangen genommen, andre versprengt. Ein solches Huflein trat aus dem Walde, eben als der König mit seinem Stabe in der Nhe eintraf. Seine Majestt lie es ziemlich un-gndig an, aber der verwundete Offizier, der seine kleine Schar zu sammeln bemht war, fhrte sie sogleich wieder ins Gefecht. Wirklich behauptete die Division trotz groer Verluste den Nordsaum des Waldes. Sie hatte sehr bedeutende Krfte des Feindes auf sich gezogen, die spter an den Orten fehlten, deren Verteidigung ihnen oblag. Es war 11 Uhr geworden. Die Spitzen der I. Armee hatten die Bistritz berschritten und die meisten der an dem Flusse belegenen Drfer genommen. Aber dies waren nur Vorpostierungen des Feindes, die er ernstlich zu behaupten nicht beabsichtigte; dahinter standen seine Korps in einer Stellung, aus der sie mit 250 Geschtzen das offene Gelnde be-

12. Zeit- und Lebensbilder aus der neueren und neuesten deutschen und württembergischen Geschichte - S. 46

1896 - Stuttgart : Bonz
— 46 — des unterhalb Chlum liegenden Dorfes Sadowa. Er hatte zunächst den Hauptkampf auf sich zu nehmen. Die schwächere Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld erreichte gegen 8 Uhr das Schlachtfeld. Um welche Zeit der Kronprinz eintreffen werde, ließ sich nicht voraussehe», da er etwa 6—7 Stunden vom Schlachtfelde entfernt stand, als er den Befehl zum Aufbruch erhielt. Um 8 Uhr traf der König auf dem Schlachtfelde ein, auf welchem bereits die Kanonen donnerten und das Gewehrfeuer knatterte. Sofort übernahm er den Oberbefehl. Schaurig war der Sturmlauf durch den Wald von Sadowa unter den sausenden Kugeln und krachenden Ästen. So tapfer auch gestritten wurde, Boden war nicht zu gewinnen. Nur die Elbarmee hatte die Sachsen auf dem rechten Flügel etwas zurückgedrängt. Um Mittag stand die Schlacht nicht hoffnungsreich. Fort und fort richteten sich von der Höhe, von wo aus der König mit seinem Generalstabe die Schlacht leitete, alle Fernrohre nach der Seite, wo Friedrich Karl den Verzweiflungskampf seiner braven Truppen leitete, sowie nach Osten, woher die Hilfe kommen sollte. Der Mittag ging vorüber — wo blieb der Kronprinz? Jeder Angenblick brachte stärkeres Bangen. Da plötzlich erscholl der Ruf: „Der Kronprinz kommt!" Nene Kraft durchdraug die erschöpften Krieger, und todesmutig ging es vorwärts. Um 2 Uhr erteilte König Wilhelm den Befehl zum allgemeinen Vorrücken. Nach verzweifeltem Kampfe müssen die Österreicher weichen. Der Kronprinz hatte die Höhen von Chlum, den Schlüssel der feindlichen Stellung, genommen. Der König geriet dabei in Gefahr, von den fliehenden Österreichern fortgerissen zu werden. Ein Knäuel von zehn Kürassieren und fünfzehn Pferden wälzte sich blutend in seiner Nähe. Aber der tapfere Fürst, gehoben durch das todesmutige Vordringen seines Heeres, achtete der Gefahr nicht. Da machte ihn Bismarck auf dieselbe aufmerksam. König Wilhelm erwiderte: „Wo soll ich denn aber als Kriegsherr hinreiten, wenn meine Armee im Feuer steht?" Als bald darauf mehrere Granaten dicht neben dem König einschlugen, sprach Bismarck mit bewegter Stimme: „Als Major habe ich Ew. Majestät auf dem Schlachtfeld keinen Rar zu erteilen; als Ministerpräsident aber, von welchem das preußische Volk seinen König fordern wird, bin ich verpflichtet, Ew. Majestät zu bitten, Sich nicht auf diese Weise ernster Gefahr auszusetzen." Darauf gab er dem Pferde seines königlichen Herrn mit seinen schweren Reiterstiefeln einen empfindlichen Stoß, und das Roß brachte den König alsbald in Sicherheit. Die Österreicher kostete die Schlacht 174 Kanonen, 18000 Gefangene, 11 Fahnen, 4200 Tote, 11900 Verwundete und 2400 Vermißte. Der Verlust auf preußischer Seite betrug 360 Offiziere und 8800 Mann, darunter 1840 Tote. Als der König gefragt wurde, nach welchem Orte die Schlacht benannt werden solle, nannte er „Königgrätz." Im Auslande wird die Schlacht meist nach dem Dorfe Sadowa benannt.

13. Neuzeit - S. 132

1889 - Hannover : Helwing
132 Wilhelm I. liche Heeresmassen sammelten. Er srchtete, vor seiner Vereinigung mit dem Kronprinzen angegriffen zu werden, und sandte noch spt abends den General von Voigts-Rhetz in das Hauptquartier nach Gitschin. Es war 11 Uhr; der König hatte sich schon zur Ruhe begeben. Sofort wurde Kriegsrat gehalten und der Angriff beschlossen. ' Um 12 Uhr flogen die Adjutanten durch die finstere/ regnerische Nacht. Der Krn-Prinz stand 5 Meilen entfernt, Herwarth von Bittenfeld 3 Meilen. Um 4 Uhr hatten beide den Befehl, um 5 Uhr war das ganze Heer schon aus dem Marsche. Der Kronprinz hatte zu 2 Uhr nachmittags sein Erscheinen aus dem Schlachtfelde zugesagt. Die Elbarmee sollte den Feind auf dem linken Flgel fassen, die erste ihn im Centrum so lange festhalten, bis die zweite'armee da wre. Dieser Plan wurde genau s.juli ausgefhrt, und so gewannen die Preußen unter ihrem Heldenknige 1866 die zwar blutige, aber entscheidende Schlacht bei Kniggrtz. Am frhen Morgen des 3. Juli setzte sich die erste Armee in Bewegung. Der Marsch durch das vom Regen niedergedrckte Getreide war hchst beschwerlich, und die Bespannung der Geschtze hatte groe Mhe, die tief einschneidenden Rder durch den fetten, klebrigen Boden zu schleppen. Um halb 8 Uhr war der v König zu Ro auf dem Schlachtfelde, um 8 Uhr begann auf der ganzen Linie der Angriff. Mutig gingen die Preußen gegen die so gnstig aufgestellte Artillerie vor; die Brcke von Sadowa ward genommen. Da wurden sie mit einem ungeheuren Hagel von Granaten berschttet: es war unmglich, weiter vorzudringen, und rckwrts wollten sie nicht. Todesmutig hielten sie auf ihrem Ehrenposten aus. Die Division Fransecki hatte stundenlang das mrderische Feuer ausgehalten: vor der bermacht mute sie zuletzt bis Benatek zurckweichen; dort sprach Fransecki das denkwrdige Wort: Nicht weiter zurck, hier sterben wir!" Der König selbst setzte sich der grten Gefahr aus. Als er durch ein Fernrohr eine feindliche Batterie betrachtete, war er pltzlich von Granaten umsaust. Graf Bismarck bat ihn, sich nicht der Gefahr auszusetzen. Lchelnd erwiderte der König: Wohin soll ich denn reiten, wenn meine Truppen im Feuer stehen?" und ritt weiter. Kaum hatte er den Ort verlassen, so platzte an derselben Stelle eine Granate und ri vier Ulanen nieder. Mit bermenschlicher Anstrengung rangen die braven Truppen gegen die verschanzten Drfer und Wlder, hher huften sich die Leichen, jeder Fubreit war mit Blut getrnkt. An manchen Stellen hatte die Artillerie keine Munition mehr, und noch war kein Boden ge-Wonnen. Schon begann man im preuischen Centrum die Reserve heranzuziehen; schon war der Befehl gegeben, die Kavallerie zusammenzuziehen, um die erschpfte Infanterie zu decken, diese selbst aber wegen ihrer nutzlosen Anstrengungen aus dem Kampfe zu entfernen: ngstlich sah das Gefolge des Knigs, wie einst Wellington bei Waterloo, nach der Richtung, woher Hilfe kommen mute, und das Herz voll Besorgnis, fragte der König: Was dann?" Da wurde etwa um 2 Uhr die Meldung gemacht, der Kronprinz sei da und befinde sich schon im Kampfe. Die lngst erwarteten Freunde erstrmten nun die Hhen von Chlum, welche den Schlsiel der streichischen Stellung bildeten, warfen die streicher, welche in verzweiflungsvollem Angriffe diese Hhen wieder erobern wollten, zurck und nahmen auch die Hhen von Lipa, von denen aus die streichischen Ge-schtze die Infanterie des Prinzen Friedrich Karl so arg mitgenommen hatten.

14. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Elementarschule - S. 114

1874 - Köln [u.a.] : Schwann
In der Nacht borber, als der König sich gegen 11 Uhr zur Ruhe begeben wollte, liefe sich der Generalstabs-Chef des Prinzen Friedrich Karl bet ihm melden. Er brachte die Botschaft, daß der Prinz Friedrich Karl eine Schlacht aufnehmen wolle, wenn er darauf rechnen könne, daß die Truppen des Kronprinzen noch während derselben auf dem Schlachtfelde erscheinen würden. Die Generale von Moltke und von Roon wurden herbeigerufen, und es begann ein Kriegsrath. Nach demselben bekam der Generalstabs-Chef des Prinzen den Bescheid, Friedrich Karl habe die Schlacht aufzunehmen. Gleichzeitig gingen auf berschiedenen Wegen Adjutanten an den Kronprinzen mit dem Befehle, borzurücken. Am Morgen des 3. Juli begann die Schlacht von Konigsgratz. Der König hielt mit seinem Streitroß auf einer Anhöhe, um den Gang der Schlacht zu überblicken. In feiner Begleitung be and sich Graf Bismark. Der König ritt auf der Seite bor, auf welcher das Feuer der Oesterreicher furchtbar wüthete, so daß er plotzucy überall born Granatfeuer umfaust wurde. Bismarck, der ihm folgte, bat ibn, umzukehren, woraus der König lächelnd seitwärts ritt. In demselben Augenblicke schlug eine Granate auf vie Stelle, die er soeben berlassen hatte. Der Kampf schwankte, da dte reicher sich tapfer schlugen; Gewehrsalben wechselten mit pem Dröhnen der Kanonen, auf beiden Seiten wurde mit dem größten Heldenmuthe gekämpft. Das weite Schlachtfeld färbte uch mit dem Blute der Todten und Verwundeten — die Verluste aus beiden Linien waren entsetzlich. Um 2 Uhr Mittags wollte der Kron-vivtmt mit sc>inc>n ‘Triihhpn auf dem Kambfplahe fein. Die Stunoe

15. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 136

1912 - Leipzig : Wunderlich
136 Die Begründung des Deutschen Reiches. 9. Die Schlacht bei Königgriitz. 3. Juli 1866. Graf Helmuth v. Moltke, Gesammelte Schriften u. Denkwürdigkeiten. Berlin 1891/93. Die Stellung der Österreicher am 3. Juli hatte kaum mehr als eine Meile Front. Gegen sie rückten unsere drei Armeen aus einem Kreisbogen von 5 Meilen Erstreckung umfassend heran. Aber während im Zentrum die I. Armee mit dem Iv. und Ii. Korps schon bei Tagesanbruch dicht vor dem Feinde stand, hatte auf dem rechten Flügel General von Herwarth von Smidar aus auf schlechten Wegen und bei nächtlichem Dunkel über zwei Meilen bis an die Bistritz zu marschieren, auf dem linken hingegen konnte der Befehl aus dem Hauptquartier nicht vor 4 Uhr früh beim Kronprinzen eingetroffen sein. Es war daher geboten, mit dem Zentrum ein mehrstündiges hinhaltendes Gefecht zu führen. Vor allem mußte hier einer etwaigen Offensive des Feindes begegnet werden, und dafür standen auch das ganze Iii. und das Kavalleriekorps bereit, aber die Schlacht entscheiden konnte nur der doppelte Flankenangriff beider Flügelarmeen. Mit meinen Offizieren war ich frühzeitig nach der Höhe von Sadowa aufgebrochen, und um 8 Uhr traf dort auch der König ein. Es war ein trüber Morgen, und von Zeit zu Zeit fiel ein feiner Sprühregen. Die Fernsicht war beschränkt, indes sah man zur Rechten an dem weißen Streifen des Pulverdampfes, daß die Spitzen der I. Armee weithin vor den Dörfern an der Bistritz im Gefecht standen. Zur Linken, im Swip-Walde, hörte man lebhaftes Schützenfeuer. Hinter dem König hielten außer seinem Stabe die fürstlichen Gäste mit ihrem zahlreichen Gefolge von Adjutanten, Reitknechten und Handpferden, eine Gruppe in Stärke von zwei Schwadronen. Eine österreichische Batterie schien sie zum Zielpunkte zu nehmen und veranlaßte einen Stellungswechsel mit verminderter Umgebung. Ich ritt bald darauf mit Graf Wartensleben durch das bereits vom Feinde geräumte Sadowa. Hinter dem Walde hatte die Avantgarde der 8. Division unter dem Schutze der vorgeschobenen Tirailleure die Gewehre zusammengesetzt, aber zahlreiche Granaten einer großen Batterie vor dem Ausgange des Gehölzes schlugen dort ein. Beim weitern Vorreiten auf der Chaussee bewunderten wir die Seelenruhe eines mächtigen Ochsen, der unbekümmert um die Geschosse vorschritt und entschlossen schien, die feindliche Stellung zu durchbrechen. Die gewaltige Geschützreihe der Artillerie des 3. und 10. österreichischen Korps dem Walde gegenüber verhinderte jedes Vorbrechen aus ihm, und es gelang mir, einen dazu erteilten Befehl zu inhibieren. Inzwischen war aber weiter links General v. Fransecky tatsächlich zum Angriff geschritten. Unter lebhaften Kämpfen hatte er den Gegner aus dem Swip-Walde verdrängt und den jenseitigen Saum erreicht.

16. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 177

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 177 — Kraft den Kampf aufzunehmen. Bald sprengte Voigts-Rhetz durch die stille Julinacht zurück zur 1. Armee, während gleichzeitig ein anderer Offizier dein Kronprinzen, der mit der 2. Armee noch mehrere Meiler-entfernt stand, den Beschluß des Kriegsrates überbrachte. Prinz Friedrich Karl sollte das Zentrum des Feindes angreifen. Herwarth von Bittenseld den linken Flügel desselben, der durch 20 000 Sachsen verstärkt war; der Kronprinz, dessen Eintreffen gegen Mittag erwartet wurde, mußte den rechten Flügel auf sich nehmen. Ein kalter Regen träufelte vom Himmel hernieder, als König Wilhelm beim ersten Morgengrauen von Gitschin aufbrach. Gegen 9 Uhr befand er sich in der Nähe von Sadowa. Vor ihm breitete sich das Thal der Bistritz ans, wo die 1. Armee unter Prinz Friedrich Karl stand; jenseits der Bistritz erhoben sich die bewaldeten Hohen von Lipa und Chlum — der Schlüssel der feindlichen Stellung. Mehr als 500 Kauoueu standen dort geschützt durch Erdwälle in Reihen übereinander, in dichten Massen hatten die Österreicher in den Dörfern und Wäldern festen Fuß gefaßt. Der König gab für die 1. Armee den Befehl zum Angriff. Der erste Angriff gelang, um 10 Uhr war der Übergang über die Bistritz erzwungen. Nun galt es, die Höhen zu nehmen. Aber hier wurden die Unfrigeu mit einem so vernichtenden Geschützfeuer überschüttet, daß sie kaum das Gewonnene behaupten konnten. Schritt für Schritt mußte mit Blut erkauft Wertteil. Am heftigsten tobte der Kamps auf unserem linken Flügel im Walde von Benatek, wo der Kronprinz eintreffen sollte. Dort stand der Held General Fransecky, bereit, eher zu sterben, als noch einen Schritt zu weichen. „Hier bleiben wir!" rief er den ©einigen zu, und sie wichen und wankten nicht. Unterdessen hatte auch Herwarth von Bittenfeld gegen die Österreicher und Sachsen einen harten Stand; besonders die Sachsen leisteten heldenmütigen Widerstand. Endlich gelang es auf diesem Flügel den Preußen, das hartnäckig verteidigte Dorf Problus zu nehmen und weiter vorzurücken. Zwischen 1 und 2 Uhr mittags stand es im Zentrum sehr schlimm. Die Preußen waren von dem ununterbrochenen heißen Ringen auss äußerste erschöpft. Wenn Benedek mit aller Kraft vorging, so konnte die erste Armee das Feld kaum behaupten. Sehnsüchtig richteten sich die Blicke nach Norden, von welcher Seite die Hilfe des Kronprinzen erwartet wurde; von feinem rechtzeitigen Eintreffen hing alles ab. Da endlich erschienen die ersten Reiter von dem Heere des Kronprinzen auf dem Schlachtfelde. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht: „Der Kronprinz ist da!" Mit strahlenden Augen sprach Moltke zum Könige: „Jetzt ist Ew. Majestät der Sieg nicht mehr zu nehmen!" ---------Fritz Wilhelm fliegt zum Kampf, Mit seinem Schwert den Aar zu schützen. Das rasche Zollernblut, der Held so treu, Er wirft sein Kriegsschwert in die Wage, Läßt los die Löwen, los den Nachodleu; Von Lipa rauschts wie heller Siegesschrei, Das Schwert hebt sich zum letzten Schlage. 12

17. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 323

1896 - Breslau : Hirt
Der deutsche Krieg von 1866. 323 hafte Stellung eingenommen; nur für einen etwaigen Rückzug war sie, da man die Elbe hinter sich hatte, höchst gefährlich. Am 3. Juli kam es zur Entscheidungsschlacht bei Königgrätz. Der König erschien schon um 8 Uhr morgens zu Roß auf dem Schlachtfelde und führte selber den Oberbefehl. Zuerst mußten die Armee des Prinzen Friedrich Karl und die Elbarmee den Kampf allein aufnehmen, da der Kronprinz noch meilenweit entfernt war und nicht vor 2 Uhr nachmittags ankommen konnte. Mutig griffen die Preußen an, wurden aber mit einem ungeheuren Hagel von Granaten überschüttet; es war unmöglich, weiter vorzudringen, und rückwärts wollten sie nicht. Die Division Fransecki hatte stundenlang das mörderische Feuer ausgehalten; vor der Übermacht mußte sie zuletzt etwas zurückweichen; dann sprach Fransecki: „Nicht weiter zurück, hier sterben wir!" Der König selbst setzte sich der größten Gefahr aus. Graf Bismarck bat ihn, sich zu schonen; lächelnd erwiderte der König: „Wohin soll ich denn reiten, wenn meine Truppen im Feuer stehen?" Mit übermenschlicher Anstrengung rangen die braven Truppen gegen die verschanzten Dörfer und Wälder; höher häuften sich die Leichen, jeder Fleck war mit Blut getränkt. Aber noch bis über den Mittag hinaus blieb die Schlacht unentschieden. Da traf etwa um 2 Uhr der Kroupriuz ein, griff den Feind von der Seite her an und vertrieb ihn von den wohlverschanzten Höhen. Damit war die Schlacht von Königgrätz für die Preußen gewonnen. König Wilhelm setzte sich selber an die Spitze der Reiterei, um die Feinde zu verfolgen; die österreichische Armee löste sich auf, in wirrem Knäuel stürmte alles der Elbe zu. Am Abend traf der König den Kronprinzen auf dem Schlachtfelde. Es machte auf alle Anwesenden einen erhebenden Eindruck, als Vater und Sohn einander umarmten und der Heldengreis dem ruhmgekrönten Sohne den höchsten Kriegsorden Preußens, den Orden Pour le merite („Für das Verdienst"), überreichte. Aber schmerzliche Opfer hatte es den Preußen gekostet, 10000 Mann an Toten und Verwundeten; die Österreicher hatten 40000 verloren, darunter 20000 Gefangene. An die Königin Augusta telegraphierte der König: „Einen vollständigen Sieg über die österreichische Armee haben wir heute erfochten. Ich preise Gott für seine Gnade. Der Gouverneur soll Viktoria schießen." Die Armee des Kronprinzen marschierte nach Olmütz, wohin Be-nedek sich zurückgezogen hatte, mit den beiden anderen Armeen trat der König den Marsch nach Wien an. Schon am 18. Juli standen die preußischen Soldaten nur noch 3 Meilen von der Hauptstadt des Feindes entfernt. Da trat der Kaiser von Österreich Venetien an Napoleon ab; dadurch wurde die österreichische Armee in Italien, die sich dort siegreich behauptet hatte, frei und konnte mit gegen Preußen verwandt werden. Jetzt ging König Wilhelm auf einen Waffenstillstand ein. o. Mainfeldzug; Frieden zu Prag. Während dieses Siegeszuges der Hauptarmee hatte General Vogel von Falckenstein einen glänzenden Feldzug am Main gemacht. Er nahm nach heftigem Kampfe mit den Bayern Kissingen, besetzte am 16. Juli die alte Bundesstadt Frankfurt und bald nachher Nassau und Oberhessen. Da von Falckenstein als General-Gouverneur nach Böhmen berufen wurde, leitete General von Manteussel den weiteren Feldzug der Mainarmee. Er schlug die Bundesarmee (Württemberg, Baden, Hessen u. a.) bei Tanberbisch ofs heim in Baden und drängte dann die Bayern über 21 * 3. Juli 1866

18. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 189

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 189 die aus ihren Ufern getreten war. Schnell sandte man Eilboten zu dem Kronprinzen und dem General Herwarth von Bittenfeld, sie aufzufordern, so schnell wie möglich dem Schlachtfelde von Königgrätz zuzueilen. Vorerst mußte die Armee des Prinzen Friedrich Karl allein den Kampf wagen; eine Stunde später traf dann auch die Armee des Herwarth von Bittenfeld ein und nahm am Kampfe teil. Das Hauptlager des preußischen Kronprinzen war einige Meilen vom Kampfplatz entfernt; jedoch mußte auch die zweite Armee schon im Anmarsch begriffen sein. — Da die Oesterreicher auf den Bergen eine feste Stellung inne hatten und an Zahl zuerst den Preußen bedeutend überlegen waren; so wurde es den Preußen uugemeiu schwer gemacht, einige Vorteile zu erringen. Trotz des heftigsten Kugelregens suchen die heldenmütigen Krieger weiter vorzudringen; aber bald müssen sie wieder zurück, denn das furchtbare Geschützfeuer des Feindes läßt ein weiteres Vorgehen fast unmöglich erscheinen. Mancher Brave färbt mit seinem Blut die Erde, und in den Herzen vieler Krieger steigen bange Zweifel an dem Erlangen des Sieges auf. Eine besonders gefährliche Stellung hatte General Fransecky mit seinem Korps inne; er mußte sich im Walde von Sadowa gegen einen weit überlegenen Feind verteidigen; aber seine Truppen fochten tapfer. Nichtsdestoweniger wurden sie weiter und weiter zurückgedrängt und erreichten ein Dorf, wo sie sich noch einmal zum hartnäckigsten Kampfe dem Feinde entgegenstellten. „Nicht weiter zurück!" rief der General, „hier sterben wir!" — Von einer Anhöhe aus schauete Kaiser Wilhelm in die wogende Schlacht. Um ihn haben sich seine Paladine geschart, Bismarck, Moltke, Roon n. a. Mit aufmerksamem Blick verfolgt der König die Bewegungen der kämpfenden Armee'n und achtet nicht der Granate, die neben ihm einschlägt. Als ihn endlich Bismarck bittet, sich doch nicht zu großen Gefahren aussetzen zu wollen, entgegnet freundlich der Heldengreis: „Ich kann doch nicht davon reiten, wenn meine braven Truppen im Feuer stehen." — Weiter tobt die Schlacht. Schon ist es 12 Uhr mittags, und noch ist die Entscheidung nicht herbeigeführt. Sorgenvoll schauete wohl manches Auge in die Ferne und spähete verlangend nach dem jugendlichen Königssohne aus. „Ach, wenn er doch bald käme und Hilfe brächte!" so tönt es in den Reihen der todesmatteu Kämpfer. Endlich naht die ersehnte Hilfe. Am Horizonte steigen plötzlich weiße Rauchwolken auf, die den Preußen die Kunde bringen, daß Kronprinz Friedrich Wilhelm an dem Kampfe teilgenommen hat. Damit ist auch bald die Entscheidung herbeigeführt. Die Anhöhen, welche die Österreicher so lange besetzt hielten, wurden jetzt genommen, und auf allen Seiten muß der Feind

19. Neuere Zeit - S. 285

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Maurer: Kapitulation von Sedan. 1870. 285 Stützpunkt bot. Ganz ungenügend verproviantiert und nach veralteter Weise befestigt, wurde sie von den deutschen Batterieeu vollständig beherrscht und sonnte jeden Augenblick mit einem Hagel von Kugeln und Granaten überschüttet werden. Aber da mau im deutschen Hauptquartier mit Sicherheit die sofortige Anknüpfung von Verhandlungen erwartete, machte man von dieser Waffe zunächst keinen Gebrauch. Während sich die französischen Regimenter fechtend und flüchtend auf Sedan zurückzogen und große Scharen von Gefangenen in den Händen der Deutschen ließen, verstummte der Donner der Geschütze, es trat eine Pause im Kampfe ein. In Sedan herrschte unterdessen die größte Verwirrung nicht bloß bei den Truppen, die sich erschreckt durch die engen Thore in die schmalen Gassen der Stadt drängten, sondern nicht minder bei der Heeresleitung. Mac-Mahon war bereits frühmorgens von einem Granatsplitter verwundet worden und hatte den Oberbefehl an Ducrot übertragen. Als aber Wimpffen davon Meldung erhielt, zeigte er eine Vollmacht Pali-kaos, die ihn auf alle Fälle zum Nachfolger des Marschalls ernannte, und nahm demgemäß Dncrot die Leitung ab. Wenig vertraut mit der Armee, bei der er kaum vierundzwanzig Stunden verweilte, war er jedenfalls unter diesen Umstünden schlechter als jeder andere befähigt, ihr einen moralischen Halt zu geben. Dennoch that er während der Schlacht wie nach derselben sein möglichstes und bot dem Kaiser noch um 3 Uhr an, ihm inmitten aller Truppen, die man zusammenraffen könne, über Carignan nach Montmedy zu führen. In richtiger Erkenntnis der Unmöglichkeit dieses Vorhabens lehnte Napoleon das ab; er ließ sogar eine weiße Fahne aufziehen, die aber schnell wieder entfernt wurde. Wimpffen machte trotzdem mit 2—3000 Mann seinen Durchbruchsversuch gegen Balan, überzeugte sich aber schnell von der Unaussührbarkeit desselben. Darüber war es gegen 5 Uhr geworden, und da man von Frsnois aus, wo der König mit seinem Stabe hielt, immer noch keine Zeichen der Übergabe wahrnahm, so begannen die bayerischen Batterieen Granaten, die sofort zündeten, in die Stadt zu werfen. Nun ließ Napoleon ohne Wimpffens Zustimmung von neuem die weiße Fahne aufziehen und sandte einen Parlamentär ins deutsche Hauptquartier. Gleichzeitig war von König Wilhelm der Oberstlieutenant von Bronsart nach Sedan geschickt, um die Kapitulation zu fordern. Er wurde zum Kaiser geführt, der ihn wegen der bezüglichen Verhandlungen an Wimpffen verwies und betreffs seiner eigenen Person den General Reille an den König sandte. Von Bronsart geleitet, traf derselbe gegen 7 Uhr auf dem Hügel bei Frsnois ein und übergab dem Könige einen kurzen Brief Napoleons: Da er nicht inmitten seiner Truppen habe sterben können (in der That hatte der Kaiser, während mehrerer Stunden auf dem Schlachtfelde umherirrend, ersichtlich den Tod gesucht), so bleibe ihm nichts übrig, als seinen Degen in die Hände Sr. Majestät zu überliefern.

20. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 74

1911 - Halle a.S. : Schroedel
74 griff. Todesmutig stiegen die Regimenter in das Flutal hinab. Ein eiserner Hagel von Geschossen empsing sie; reihenweis wurden die Tapferen niedergemht. Nach schweren Verlusten wurde auch noch der bergang der den Flu erzwungen. Dann aber kam der Kamps zum Stehen. Von den Hhen zuckte Blitz auf Blitz, und Granate auf Granate schlug vernichtend in die Glieder. An ein Erstrmen der Hgel war nicht zu denken; es wre wohl kein Mann hinausgekommen. Noch verlustreicher gestaltete sich der Kampf in einem Walde, der von der Division Franse cky erobert werden sollte. Der tapfere General wurde von allen Seiten angegriffen; er wich langsam in ein Dorf zurck und rief: Nicht weiter zurck? Hier sterben wir!" So war es Mittag geworden, und noch hatten die Preußen keinen Erfolg errungen. Da wurde die Umgebung des Knigs unruhig; alle Blicke wandten sich sehnschtig nach der Richtung, in der der Kronprinz erscheinen mute. Nur General Moltke blieb ruhig und rauchte kaltbltig seine Zigarre. Aus die Frage des Knigs, was er von dem Verlaufe des Gefechtes halte, sagte er zuversichtlich: Ew. Majestt gewinnen heute nicht nur die Schlacht, sondern den ganzen Feld-zug." Und Moltke sollte recht behalten. Endlich gegen 1 Uhr erschien der Kronprinz auf dem Kampffelde. Seine Truppen zerschmetterten den rechten Flgel des Feindes und eroberten nach furchtbaren Anstrengungen das Dorf Chlum, das den Schlssel der sterreichischen Stellung bildete. Als Benedek davon Nachricht erhielt, gab er sofort den Befehl zum Rckzge und rettete so fein Heer vor gnzlicher Umzingelung. Von allen Seiten drangen nun die Preußen vor, so da der Rckzug der Feinde in eine regellose Flucht ausartete. König Wilhelm sprengte mit seinem Gefolge der das Schlachtfeld und wurde von feinen sieg-reichen Truppen mit lautem Jubel begrt. Gegen Abend traf er feinen Sohn, umarmte ihn und schmckte ihn mit feinem eigenen Orden Pour le merite. 4. Der Friede. Der Sieg von Kniggrtz hatte tatschlich den Feldzug entschieden. Das sterreichische Heer war so zerrttet, da es keinen ernstlichen Widerstand mehr leisten konnte. Die Preußen drangen nun unaufhaltsam bis Wien vor. Einen Einzug in die stolze Kaiserstadt wollte aber der sterreichische Kaiser verhten. Deshalb schlo er mit dem Sieger den Frieden von Prag. sterreich schied aus Deutschland aus, stimmte der Auflsung des Deutschen Bundes zu und trat alle seine Rechte auf Schleswig-Holstein an Preußen ab. Von den norddeutschen Staaten wurden das Knigreich Hannover, das Kurfrstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die freie Stadt Frankfurt am Main dem preuischen Staate einverleibt. Alle deutschen Staaten nrdlich des Mains schlssen sich zu dem Norddeutschen Bunde zusammen, in dem Preußen die Fhrung