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1. Bergische Sagen - S. 31

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 31 - will dir als treuer Freund in jedem Kampfe helfen. Nur wünscht er zweierlei: Du darfst nicht fragen, wie er heißt, und nicht verlangen, daß er seinen Helm abnehme." Wirich von Nesselrat war hiermit einverstanden, und vergnüglich ritten alle weiter. Als sie in einem freundlichen Wiefental angelangt waren, wurde geruht. Die Männer lagerten im Tale. Der neue Ge- fährte suchte mit seinen Knappen eine nahe Waldwiese aus. Wirich hätte gar zu gern gewußt, wer der fremde Ritter fei, und daher folgte er heimlich dem neuen Freunde nach. Alle hatten ihre Helme abgelegt. Kaum bemerkten sie den Eindrina- ling, als sie ihr Haupt wieder bedeckten. Doch es war zu spät; Wirich hatte in dem sremden Ritter seine Gemahlin erkannt. E? lobte zwar ihr schmuckes, ritterliches Aussehen, doch erlaubte er nicht, daß sie ihn weiter begleite. „Ich will deine Tapferkeit," sagte er ihr zum Tröste, „später ewmal auf die Probe stellen. Bestehst du diese, dann darfst du ein andermal mit in den Streit ziehen." Kunigunde zog traurig heim. Wirich kehrte auch bald um; denn unterwegs erhielt er die Nachricht, daß der Streit schon beendet sei. Als er das Tal von Leichlingen wieder erreicht hatte, war es den kampfeslustigen Männern nicht nach dem Sinn, fchon zur Ruhe zu gehen. Wirich hatte einen abenteuerlichen Plan erdacht, den sie gleich aus- führten. Er wollte sofort die Tapferkeit feiner Gemahlin er- proben. Er stellte sich, als wolle er mit seinen Leuten die Burg Nesselrat erstürmen. Deshalb ließen sie von allen Seiten her Kriegslärm erschallen. Der Turmwächter rief sofort den Burg- bewohnern zu: „Ein Feind zieht heran!" Nun ließ Kunigunde alle Mannschaften, die noch in der Burg waren, zur Verteidigung antreten. Sie selber stellte sich mit Panzer und Schwert an die Stelle, wo die Gefahr am größten war. Seit den Tagen der Kindheit wußte Wirich einen geheimen Zugang zur Burg, der aber so eng war, daß der Ritter Panzer und Schwert ablegen mußte, wenn er hindurch wollte. Er fürchtete sich nicht, ohne Waffen die Burg zu betreten. „Denn," dachte er, „will mich wirklich jemand angreifen, dann brauche ich ja nur meinen Namen zu nennen." Doch es kam anders. Der Ritter erstieg die Burg auf jenem verborgenen Pfade, während seine Knappen im Tale den Kriegslärm fortsetzten. Als er im Burghof angelangt war, stürzte sich seine Gemahlin,

2. Bergische Sagen - S. IV

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- Iv - der Schmied aber vorsichtig gehen," meint eine Kleine, die immer noch beschäftigt ist, die Geschichte vom „Zwergjunkerlein an der Kohlfurt" sich an Ort und Stelle abspielen zu lassen. — „Hat hier der Schmied gewohnt?" fragt eine andere, auf einen verfallenen Schleifkotten zeigend, dessen Schleifsteine untätig in der Wupper liegen. „Solche Steine haben sie dem starken Hermel um den Hals geworfen," ruft eine aus der Schar. Ihr Denken wurde durch den Anblick der Steine zum bergischen Siegfried geführt. Doch die Worte: „War die Wupper früher auch so tief? Dann konnte ja der Schmied das Zipfelmützchen nicht wiederfinden," bringen uns zum Zwergjunkerlein zurück. — Lange könnten wir uns an diesem interessanten Orte aufhalten, wenn nicht die Zeit zum Heimmarsche mahnte. — Eine Gegend aber, in der die Kinder so mit ihrem Denken, mit ihrem Interesse verweilen, muß ihnen lieb und traut werden. — Die sagenumwobene Heimat gewinnt Leben. Ein Kind, das mit den bergischen Sagen ver- traut ist, wird nicht an der Kluse vorübergehen, ohne der fleißigen Zwerge zu gedenken, die in der Vorzeit, als noch keine Bahnen die Gegend beunruhigten, freundlich und harmlos mit den Menschen verkehrten. — Bei einem Gang über den Engelnberg wird es etwas spüren von dem Gruseln der „Schatzgräber". — An dem Rathaus kann es nicht vorübergehen, ohne durch die Geschichte „vom treuen Schildknappen" daran erinnert zu werden, wie Elberfeld seinen Namen erhalten hat. — Ein Gang durchs Kipdors mag sein Denken zurückführen in die Zeit, da die Schmiede hier noch hämmerten oder kippten. — Eine gelegentliche Neifa nach Solingen weckt das Verlangen, auch den Ort „am Rüden" aufzusuchen, und Leichlingen gewinnt an Interesse, weil sich in der Umgegend die traurige Geschichte des Ritters Wirich von Nesselrat abgespielt hat. — Doch genug der Beispiele. Wir sehen, die Gegend ist belebt, nicht mit Menschen der Gegenwart, die dem Kinde unbekannt und darum seinem Herzen fremd sind, nein, mit Gestalten, die der Vorzeit angehören, die ihm auch die Zukunft nicht entreißen wird, weil es sie verwebt in sein Leben mit dem warmen Pulsschlag einer mitfühlenden Seele, mit dem ganzen Farbenreichtum seiner Phantasie. Verweilen wir noch etwas bei der Wirkung auf die Phan- tasie. — Sind Märchen und Sagen nicht eine wahre Fundgrube für die Phantasie unserer Kinder? Darin gewiß liegt zum großen Teil der geheimnisvolle Zauber, mit dem Märchen und Sagen unsere Kleinen gesangen halten. Daß dem so ist, wird keiner leugnen, der je das Aufleuchten in den Blicken gesehen, wenn der Bitte aus Kindermund: „Bitte, eine Geschichte er- zählen," entsprochen wurde. Welcher Lehrer wünschte sich nicht bei allen Unterrichtsstoffen eine gleich ungeteilte Aufmerksamkeit,

3. Bergische Sagen - S. 28

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 25 - Deshalb stieß er sich noch so oft, daß sein Kopf zuletzt wie eine einzige Beule war. Nun wagte er sich erst recht nicht ans Tageslicht, sondern verließ das Haus erst wieder, als es ganz dunkel geworden war. Und wohin führte sein Weg? In den Eichwald, wo er den Abend vorher den großen schwarzen Mann getroffen hatte. Heim- lich wünschte er, ihn wiederzusehen. Und richtig? bei dem großen Steinhaufen begegnete er ihm. „Nun, bist du mit deiner Länge Zufrieden?" fragte lachend der Schwarze, „oder möchtest du noch ein Stückchen größer werden?" „Um Himmelswillen", rief erschrocken der neugebackene Riese, „alles, nur das nicht!" Und jammernd fuhr er fort: „Ach, lieber Waldmann, ich bitte dich von ganzem Herzen, laß mich doch wieder so klein werden, wie ich war. Ich will dir auch ewig dankbar sein." Flehend hob er dabei seine Hände. „Schau', schau'", schmunzelte der andre, „wie schnell du geheilt bist? Das hätte ich gar nicht gedacht. Doch warte? Dir soll geholfen werden?" Bei diesen Worten rührte er den Riesen mit seinem Stabe an. Der fühlte diesmal keinen Schmerz, aber eine so große Müdig- Zeit, daß er nicht einmal mehr danken konnte, sondern nach Hause stolperte. Am nächsten Morgen fand er sich in seinem Bett wieder. Ihm war, als hätte er unendlich lange geschlafen. Ganz gesund und munter fühlte er sich, und srisch und fröhlich wie nie zuvor ging er an sein Tagewerk. Mochten die Leute ihn auch noch so oft Zwerg nennen, was kümmerte es ihn? Bei dem bloßen Gedanken an den einen Tag, an dem er Riese gewesen war, fing er an zu zittern und fühlte sich heimlich an den armen Kopf, der damals so viel mitbekommen, daß er zeitlebens genug davon hatte. So lebte er stillvergnügt in seiner Kleinheit weiter, in der ihm alles so schön Paßte, und jeden Tag freute er sich wieder von neuem, daß er nicht mehr ein Riese war. 18. Wie der Ritter von Kronenburg sich eine Frau raubte. Im Burgholz stand die Kronenburg. Dort hauste der Ritter Wolfgang. Er war als wilder und verwegener Mann bekannt und gefürchtet. Jenseits der Wupper wohnte auf Schloß Hammer- stein der alte Ritter von Kettler mit seiner Tochter Mechthilde. Wolfgang von Kronenburg hatte die Jungfrau lieb gewonnen

4. Bergische Sagen - S. 39

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 39 — Als der Herbst kam, behielten Tannen und Kiefern ihre Nadeln; auch Buchsbaum, Efeu und Stechpalme legten ihren grünen Schmuck nicht ab. Andere Bäume, wie Eiche und Buche, hielten ihr dürres Laub fest, bis im Frühling ihr neues Blätter- kleid wuchs. So waren die Bäume niemals kahl, und der Teufel konnte nie sagen:„Jetzt fängt meine Herrschaft an." Zornig ver- kroch er sich in die Erde. Nur um Mitternacht kommt er bis-- weilen heraus, um die Leute zu erschrecken. Auch wenn es im Winter stürmt, daß die Bäume sich krachend zur Erde neigen und der Schnee so dicht fällt, daß kein Blatt und keine Nadel am Baum mehr zu sehen sind, dann sagt man wohl: „Der. Teufel treibt sein Spiel im Walde." Die warme Frühlingssonne jedoch hat den Schnee bald weggeschmolzen. Der Bauersmann sieht wohl das trockne Laub an Eichen und Buchen hängen, ruft aber jubelnd aus: „Des Teufels Reich ist doch zu Ende. Der liebe Herrgott regiert noch. Er wird uns für die dürren Blätter bald grüne bescheren." Alle Bäume und Sträucher aber, die dem Herrgott zuliebe ihr grünes Kleid behielten, gingen nicht ohne Lohn aus. Die fromme Tanne wurde zu einem geraden, schlanken Baum erhoben, Stechpalme und Wachholder erhielten scharse Spitzen zum Schutze gegen ihre Feinde. Alle drei aber, vor allem der Tannenbaum, wurden erwählt, die Menschen zum lieben Weihnachtsfeste zu erfreuen. Den Efeu vermählte Gott mit der getreuen Eiche und gab den schwachen Ranken Dach und Stütze. Den Buchsbaum hat er zum Zeichen der Freude bestimmt, aus daß er den Braut- leuten beim Kirchgange auf den Weg gestreut werde. Die Buchen durften im Mai am ersten und am schönsten grünen. Die Linde wurde dadurch geehrt, daß man aus ihrem Holze die schönsten Heiligenbilder schnitzte. Die Erle aber, die ihr Laub abwarf, hat einen schlechten Standort an Sümpfen erhalten, und die Weide ist ein Sinnbild für Trauer und Unglück. 22. Wie der erste Graf von Berg ein unglücklicher Mann wurde. Der erste Gras von Berg verlebte in seiner neuerbauten Burg gar glückliche Tage; denn er hatte die schönste Frau im ganzen Lande. Auch rühmte man weit und breit ihre Herzensgüte,

5. Bergische Sagen - S. VI

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- Vi - leugnen können. Ebenso ist es unbestreitbare Tatsache, daß den Kindern durch die in Frage stehenden Stoffe eine Fülle von Sachkenntnissen und Einblicke in Lebensverhältnisse übermittelt werden, und alles dies ist für die übrigen Unterrichtsgebiete von sehr großem Wert. Nicht zu übersehen ist sodann die Bedeutung, die die Sagen wegen ihres ethischen Gehaltes haben. Wer in die Tiefe und Fülle unserer Sagen eingedrungen ist, weiß, daß sie einem un- erschöpslichen Schatze gleichen. Ihr Wesen besteht in Angst und Warnung vor dem Bösen, in Freude an dem Guten. Tiese, ernste Lebenswahrheiten werden in ihnen zum Bewußtsein ge- bracht. Liebe und Treue, Opfermut und Tapferkeit sind die Tugenden, die in vielfach veränderter Form immer von neuem in ihnen verherrlicht werden. Und unsere bergische Sagen ins- besondere können das Ihre dazu beitragen, um bergische Sitte, bergischen Mut und deutsche Frömmigkeit zu fördern. „Ist die Geschichte auch wahr?" so fragt eine kleine Zweif- lerin, wenn die erste Spannung nach dem Anhören der Sage sich gelöst. — In diesem Sinne mag auch mancher Erwachsene ein- wenden: Warum werden den Kindern solche Geschichten erzählt? Sie sind ja doch nicht wahr. Einen Ritter von Kronenberg hat es nie gegeben usw. Wie jener Fragerin aus der Reihe ihrer Mitschülerinnen gleich geantwortet wird: „An einer Sage ist immer etwas wahr!" so möchten wir die großen Frager darauf hinweisen, daß die Sage immer an etwas Bekanntem und Wirk- lichem, an einem bestimmten Ort oder an einem durch die Ge- schichte gesicherten Namen hastet. — Hören wir die besten Ge- währsmäuner, die Gebrüder Grimm, über den Wert der Sage: „Der Schatz von Volkspoesie und Volkshumor, der in den Sagen enthalten ist, darf dem deutschen Volke nicht fremd werden. Es wird den Menschen von Heimats wegen ein guter Engel bei- gegeben, der ihn, wenn er ins Leben hinauszieht, unter der trauten Gestalt eines Mitwandernden begleitet; wer nicht ahnt, was ihm Gutes dadurch widerfährt, der mag es fühlen, wenn er die Grenze des Vaterlandes überschreitet, wo ihn jener ver- läßt. Diese wohltätige Begleitung ist das unerschöpfliche Gut der Märchen, Sagen und Geschichten, welche uns nachein- ander die Vorzeit als einen frischen und belebenden Geist nahe zu bringen streben." Wenn nun Männer wie die Gebrüder Grimm den Wert der Sage so hoch preisen, wollen wir da unserer Jugend unsere heimatlichen Sagen vorenthalten? .Nein. Es ist unsere bergische Jugend, es ist unser bergisches Land. Darum sollen auch unsere beryischen Sagen in unserem bergischen Volke, in unserer belgischen Jugend wiederklingen und lebendig bleiben.

6. Bergische Sagen - S. 46

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 46 - Unglaubliche gesehen. Der Gerettete aber erhob seine Rechte drohend gegen den Schloßberg und rief: „Gras, Moos und Strauch müssen verdorren auf dem Wege, den mein Roß mit seinen Hufen berührte. Kahle Felsen sollen hier für ewige Zeiten ein Denkzeichen sein, und alle Welt soll wissen, daß Gott dem Unschuldigen beisteht in seiner Not." Damit ritt er seiner heimatlichen Burg zu. — Noch heute aber zeigt ein kahler Fels- streifen am südlichen Abhänge des Burger Schloßberges die Stelle, wo sich das Gottesgericht zugetragen hat. 25. Wie ein unzufriedener Bauernbursche wieder zufrieden Wurde. Nicht weit von der Stelle, wo einst das Kloster Altenberg stand, erhebt sich der Bülsberg. Auf dieser Höhe breitete sich ein Tannenwaldchen aus. Dort sah man in der Ferne den Dom von Köln und in der Nähe den von Altenberg. Einst lag ein Bauernbursche dort unter den Bäumeu und träumte mit offenen Augen. Warum aber hafteten feine Blicke immer wieder an der Burg da unten, die dem Ritter von Strau- Weiler gehörte? Da wohnte die Jungfrau, der sein Herz gehörte, und an die er immer dachte. Es war das schöne Töchterlein des Ritters von Strauweiler. Aber wie durfte der Bauernsohn es je wagen, dem vornehmen Ritterfräulein von seiner Liebe zu reden? Das war nur einem Ritter erlaubt. Er grübelte und grübelte und wünschte sehnlichst, ein Ritter zu sein. Dann brauchte er seine Liebe nicht mehr im Herzen zu verbergen, sondern konnte der holdseligen Jungfrau davon sagen. Wie er noch so hin und her dachte, stand auf einmal ein merkwürdiger grauer Mann vor ihm und sagte: „Ich kann deine Wünsche erfüllen. Du mußt aber alles tun, was ich dir sage." Damit hielt er dem Burschen ein Papier hin, das dieser unterschreiben sollte. Der Bauer willigte mit Freuden ein, und bald war der Graue wieder verschwunden. Der Bursche ging heim. Aber was war denn das? Wo sonst sein väterliches Haus gestanden hatte, erblickte er nun ein herrliches Schloß mit stattlichen Türmen. Drinnen aber war alles, was man sich nur wünschen konnte. Da gab's Knechte und Mägde, Pferde und Hunde. Im Keller lagen Fässer mit edlem Wein aller Art; die Vorratskammern waren gefüllt mit

7. Bergische Sagen - S. 48

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 4s - liches Wesen und ihre Freundlichkeit, so daß alle Leute sagten: „Irmgard wird einmal die schönste Jungfrau im ganzen Lande." Nun hatte Graf Adolf auch einen treuen Freund, der in jeder Schlacht an seiner Seite kämpfte. Es war Walram von Lim- bürg. Dieser nannte ein herziges Söhnlein namens Heinrich sein eigen. So oft nun die beiden Freunde, sei es nach hartem Kampfe, sei es nach fröhlicher Jagd, plaudernd zusammensaßen, erzählten sie auch allerlei Liebliches und Heiteres von ihren Kindern, und es wurde von den beiden Vätern fest beschlossen, aus Heinrich und Irmgard solle einmal Mann und Frau werden. So wußte es Irmgard schon in zarter Jugend nicht anders, als daß Heinrich von Limburg ihr Verlobter sei, und Heinrich be- trachtete Irmgard schon frühzeitig als seine Braut. Indessen wuchs Irmgard zu einer blühenden Jungfrau heran, während Heinrich von Limburg bald als stattlicher und tapferer Rittersmann in der ganzen Gegend gerühmt wurde. Heinrich hatte Irmgards Schönheit und Tugend so oft loben hören, daß in ihm das sehnliche Verlangen entstand, sie einmal von Angesicht zu sehen. Doch durfte er nach dem Willen des Vaters sich noch nicht zu erkennen geben, und deshalb nahm er einen fremden Namen an. Er nannte sich Ritter von Rosen, schmückte sein Wappen mit einer Rose und entfernte daraus den Limburger Löwen. So begab er sich nach Schloß Neuenburg an der Wupper, wo seine Braut unter väterlichem Schutze weilte. Wieviel Ritter Heinrich auch von Irmgards Schönheit und Tugend gehört haben mochte, so hold, so lieblich, so gütig hatte er sich die Jungfrau nicht gedacht, und sofort war es ihm klar: „Tie Jungfrau habe ich über alles lieb." Auch Irmgard fühlte, sobald sie dem Manne ins Auge geschaut, daß sie diesen „Ritter von Rosen" von Herzen liebe. Aber zugleich erfüllte sie tiefer Schmerz; denn nach des Vaters Wunsch war sie ja die Verlobte Heinrichs von Limburg. Tage der Freude und des stillen Glückes verlebte der fremde Ritter auf der Neuenburg. In einer frühen Morgenstunde trat er einmal in den Burggarten. Es war ein herrlicher Frühlings- morgen. Vielfarbig erglänzten die Tautropfen in den Sonnen- strahlen. Doch Irmgard überstrahlte alles durch ihre Schönheit und Anmut. Selbst einer Rose gleichend, stand sie an einem Blumenbeet, den Blick sinnend in die Ferne gerichtet. Ihre Hand hielt eine eben erblühte Rose. So erblickte sie der „Ritter von

8. Bergische Sagen - S. 51

1911 - Elberfeld : Bacmeister
drein und ließ seinen Kopf hängen. „Was willst du, liebes Männlein?" fragte der Bauer mitleidig. „Ach," seufzte der Kleine, „das ist eine gar traurige Geschichte. Sieh, lieber Bauer, du bist immer freundlich gegen uns Zwerge gewesen. Du hast uns Milch und Brot zur Speise vor dein Haus gestellt und im kalten Winter ein warmes Lager unter der Ofenbank bereitet. Darum habe ich seit vielen Jahren deinen Knechten bei der Arbeit geholfen. Ich führte die Sense, wenn die Schnitter müde waren; ich band die Garben, wenn den Mägden die Arbeit zu sauer wurde, ich lud die Erntewagen, wenn die Knechte die Heugabel nicht mehr hoch genug strecken konnten. Ich war auch mitten unter euch und aß und trank mit euch, wenn ihr zum Essen ver- sammelt wäret. Ihr konntet mich nicht sehen; denn unser Käppchen macht uns unsichtbar. Mein Weib aber war daheim bei meinen Kameraden, die im Elfenberg an der Wupper wohnen. Ach, und nun ist mein liebes Weibchen gestorben. Einer von meinen Freunden verwandelte sich in einen Vogel und sang eurem Häuschen die Todesnachricht im Walde vor, damit er mir die traurige Kunde nach Haswinkel bringe. Als ich an jenem Abend die Nachricht hörte, mußte ich vor Schmerz laut aufstöhnen, und vor Schreck entfiel das Messerlein meinen Händen. Es ist mir aber lieb und wert; denn mein Weiblein hat es mir an unserm Hochzeitstag geschenkt. Drum, bitte, lieber Bauer, gib es mir wieder." — „Das sollst du haben," erwiderte der Bauer, „aber sage mir doch, Männlein, warum ihr Zwerge am Hoch- zeitstage einander Messer schenkt?" — „Ihr Menschen," fuhr das Zwerglein fort, „wechselt bei eurer Hochzeit Ringe und wollt damit sagen, daß die Freundschaft zwischen Mann und Weib nie ein Ende haben soll. Wir tauschen Messer aus und wollen damit andeuten: Zwischen Mann und Weib soll nur Treue und Ver- trauen herrschen. Alles Böse und jedes Mißtrauen soll ver- schwinden, wie man mit einem scharfen Messer den saulen Teil des Apfels von dem guten schneidet. Mann und Frau sollen sich so lieb haben, daß sie Hab und Gut, Schmerz und Freude mit einander teilen, wie man mit einem Messer Brot und Früchte in zwei Teile schneidet." Der Zwerg bekam von dem Bauer zu Haswinkel sein Messer- lein zurück. Der Kleine verschwand und ward nie wieder auf dem Bauernhof gesehen. Doch unsichtbar halfen die Zwerglein dem guten Bauern fort und fort. Drum gelang zu Haswinkel Georg-Ec^rt-lnejitut für international® Schulbuchforachunfl ßraun6chw«lfl .e^4»iiihiichb?bsaln»W -

9. Bergische Sagen - S. 7

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 7 - Gemahls. Nun aber ward es dem Burgherrn selbst unheimlich. Er glaubte auch, der Schildknappe sei ein böser Geist und ließ ihn gehen. Doch bald tat es dem Herrn leid; denn einen so treuen Knecht bekam er nie wieder. Der Schildknappe war kein böser Geist, sondern einer von den guten Elfen. Für seine Dienste hatte er von seinem -Herrn Geld zum Lohn erhalten. Dafür kaufte er sich eine Schelle; die hing er an einer schönen Stelle des Waldes auf. Wanderer, die das Glöcflein läuten hörten, fanden den schönen Ort. Es gefiel ihnen hier so gut, daß sie in dem freundlichen Tale Hütten aufbauten. So entstand nach und nach eine Stadt. Weil die Stelle, an der der Schildknappe sein Glöck- lein aufgehängt hatte, das Elfenfeld hieß, nannte man die neue Stadt Elfenfeld oder Elbenfeld und später Elberfeld. 6. Wie die Wupper entstand. An einem schönen Sommertage wanderte ein Zwerg über unsere Berge. Seine zarte £cmd führte als Stütze einen Stab. Aus dem Antlitz leuchteten ein Paar freundliche, milde Augen. Man sah's dem Männlein an, daß es nur ausgezogen war, um den Menschen Wohltaten zu erweisen. Doch wurde das Zwerglein selber von Hunger geplagt. Da begegnete dem kleinen Wandersmann eine arme-Frau. An ihrem Arm trug sie ein Körbchen mit duftenden Erdbeeren, die sie in einem fernen Tal für ihre hungernden Kleinen gepflückt hatte. Sie bemerkte die Not des Zwerges. Schnell trat sie heran und reichte ihm die Früchte dar. Der Zwerg, hoch erfreut über das gute Herz der Frau, aß die Erdbeeren. Daraus sprach er zu seiner Wohltäterin: „Sprich eine Bitte aus, ich will sie dir erfüllen." Die Frau besann sich eine Weile. Da ihr Verlangen nicht aus Silber und Gold gerichtet war, sprach sie: ..Willst du mir eine Gnade erweisen, so tue Gutes an meinen Kindern und an diesem rauhen, unwirtlichen Lande." Darauf befahl ihr das Zwerglein: „Grabe an dieser Stelle nach. Es wird eine Quelle hervorsprudeln, die der ganzen Ge- gend zum Segen gereichen soll. Gold und Silber wird sie her- vorzaubern und besonders die Stelle beglücken, wo du die Erd- beeren gepflückt hast." Der Zwerg verschwand. Die Frau tat nach dem Befehl des Männleins. Alsbald quoll ein silberheller

10. Bergische Sagen - S. 14

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 14 - Tagsüber arbeitete der Schmied wieder fleißig, und am Abend lagen die Eisenklumpen da, die am nächsten Tage zu Stangen geschmiedet werden sollten. Im stillen dachte der Schmied: „Wenn du sie morgen fertig vorfändest, das wäre doch schön!" Wie er's gedacht, so geschah es! Am Morgen fand er sein Tagewerk wieder getan. Die Stangen lagen tadellos ge- schmiedet und sauber aufgeschichtet da. So ging's eine Weile fort. Dem guten Schmied lachte allemal das Herz im Leibe; aber er hätte doch gar zu gerne gewußt, wie die Sache eigentlich zuging. Eines Abends, als die Lichter im Hammer ausgelöscht waren, legte er sich auf die Lauer und spähte durch eine Mauerspalte. Da sah er, wie gegen Mitternacht das Männlein mit dem silbernen Hütchen in die Werkstätte trat. In der Hand trug's ein Bündel- eben und ein seines silbernes Hämmerlein. Mit dem hatte das Männlein gegen die verschlossene Tür der Werkstatt geklopft, und sie hatte sich aufgetan. Das Männlein zündete Licht an und sachte das Kohlenfeuer zu heller Glut an. Es band sich ein ledernes Schurzfell um, das es aus dem mitgebrachten Bündlein zog. So zur Arbeit gerüstet, wälzte es die Eisenklumpen ins Feuer und plagte sich dabei so, daß ihm die hellen Schweißtropfen auf der Stirne standen. Als es den letzten Klumpen im Feuer hatte, zog es den ersten wieder heraus, und zwar mit einer goldenen Schlinge. Der Zwerg bearbeitete ihn mit seinem silbernen Hämmerlein, da formte das Eisen sich so leicht, als wäre es weiches Wachs, und wurde eine seine Stange. So ging's mit allen Klumpen, bis auch der letzte aus dem Feuer genommen war. Dann wusch sich das Männlein, packte seine Sachen wieder in ein Bündelchen, setzte sein Hütchen auf und verschwand ebenso still, wie es gekommen war. Da sagte der Schmied bei sich: „Ei, Männlein, wenn du aus Dankbarkeit nachts mein Geselle sein willst, so soll es dir an Arbeit nicht fehlen." Von nun an machte er am Tage mit seinen Gesellen die Klumpen fertig und legte sie hin. In der Nacht kam dann der Zwerg und schmiedete sie zu Stangen. Die waren so fein, daß man sie gut bezahlte, und der Schmied wurde bald ein reicher Mann. Eines Tages, als er sich so recht von Herzen über seinen Reichtum freute, dachte er bei sich: „All dein Hab und Gut ver- dankst du dem Zwerglein und hast doch nichts anderes dafür getan, als daß du das Hütchen aus der Wupper gefischt hast.
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