1911 -
Elberfeld
: Bacmeister
- Autor: Schillmann, Otto, Schieferdecker, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Bergisches Land
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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will dir als treuer Freund in jedem Kampfe helfen. Nur wünscht
er zweierlei: Du darfst nicht fragen, wie er heißt, und
nicht verlangen, daß er seinen Helm abnehme." Wirich von
Nesselrat war hiermit einverstanden, und vergnüglich ritten alle
weiter.
Als sie in einem freundlichen Wiefental angelangt waren,
wurde geruht. Die Männer lagerten im Tale. Der neue Ge-
fährte suchte mit seinen Knappen eine nahe Waldwiese aus.
Wirich hätte gar zu gern gewußt, wer der fremde Ritter fei,
und daher folgte er heimlich dem neuen Freunde nach. Alle
hatten ihre Helme abgelegt. Kaum bemerkten sie den Eindrina-
ling, als sie ihr Haupt wieder bedeckten. Doch es war zu spät;
Wirich hatte in dem sremden Ritter seine Gemahlin erkannt. E?
lobte zwar ihr schmuckes, ritterliches Aussehen, doch erlaubte er
nicht, daß sie ihn weiter begleite. „Ich will deine Tapferkeit,"
sagte er ihr zum Tröste, „später ewmal auf die Probe stellen.
Bestehst du diese, dann darfst du ein andermal mit in den Streit
ziehen." Kunigunde zog traurig heim.
Wirich kehrte auch bald um; denn unterwegs erhielt er die
Nachricht, daß der Streit schon beendet sei. Als er das Tal
von Leichlingen wieder erreicht hatte, war es den kampfeslustigen
Männern nicht nach dem Sinn, fchon zur Ruhe zu gehen. Wirich
hatte einen abenteuerlichen Plan erdacht, den sie gleich aus-
führten. Er wollte sofort die Tapferkeit feiner Gemahlin er-
proben. Er stellte sich, als wolle er mit seinen Leuten die Burg
Nesselrat erstürmen. Deshalb ließen sie von allen Seiten her
Kriegslärm erschallen. Der Turmwächter rief sofort den Burg-
bewohnern zu: „Ein Feind zieht heran!" Nun ließ Kunigunde
alle Mannschaften, die noch in der Burg waren, zur Verteidigung
antreten. Sie selber stellte sich mit Panzer und Schwert an
die Stelle, wo die Gefahr am größten war.
Seit den Tagen der Kindheit wußte Wirich einen geheimen
Zugang zur Burg, der aber so eng war, daß der Ritter Panzer
und Schwert ablegen mußte, wenn er hindurch wollte. Er
fürchtete sich nicht, ohne Waffen die Burg zu betreten. „Denn,"
dachte er, „will mich wirklich jemand angreifen, dann brauche
ich ja nur meinen Namen zu nennen." Doch es kam anders.
Der Ritter erstieg die Burg auf jenem verborgenen Pfade,
während seine Knappen im Tale den Kriegslärm fortsetzten.
Als er im Burghof angelangt war, stürzte sich seine Gemahlin,