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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 7

1880 - Halle : Anton
7 hier ihrer. Jeden Morgen zogen die in Walhalla weilenden Helden mit Wodan ans, um auf den vor Odins Burg sich ausbreitenden himmlischen Gefilden mit einander zu kämpfen. Dann ritten sie — auch die in diesen Kämpfen Gefallenen und Verwundeten standen gesund wieder auf — heim und setzten sich zum fröhlichen Mahle. Ein Eber, der, obschon täglich geschlachtet und gesotten, doch jeden Abend unversehrt wieder dastand, lieferte den Braten, und reichlich kredenzten die Walküren den köstlichen Meth. Um für dieses Leben gerüstet zu sein, wurden die gefallenen Helden mit Roß und Waffen bestattet. Denn man gab dem Todten das mit in's Grab, was ihm auf Erden zu seinem besondern Gebrauche gehört hatte, ihm am nützlichsten gewesen war und ihm auch im Jenseit, wie man glaubte, wieder nützlich werden konnte: dem Kinde sein Spielzeug, dem Weibe seine Schmucksachen, dem Manne seine Waffen. — Die Grabstätte bildete ein Rasenhügel; stolze Denkmäler verschmähten die Germanen, denn sie würden die Abgeschiedenen nur drücken. Lautes Klagen und Jammern endigte bald, Betrübniß und Schmerz spät; den Frauen, sagten sie, zieme das Klagen, den Männern aber treues Gedenken. — Die ruhmlos Gestorbenen, die Uebelthäter und Feiglinge kamen nach der traurigen Hela, einem unterirdischen, kalten, mit ewigem Nebel (— darum auch Niflheim — Nebelwelt genannt —) und ewiger Nacht bedeckten Orte. Ii. Erstes Auftreten der Deutschen in der Beschichte. 1. Etwa 100 Jahre vor Christi Geburt verließen zwei germanische Völker, die Cimbern und Teutonen, ihre Hei-math an den Küsten der Nord- und Ostsee und brachen in Gallien ein. Sie schlugen mehrere ihnen entgegengesendete römische Heere und versetzten das stolze, weltbeherrschende Rom in großen Schrecken. Um es zu retten, wurde endlich der sieggewohnte Feldherr Marius nach Gallien geschickt. — Cimbern und Teutonen beabsichtigten, in Italien einzubrechen. Zu diesem Zwecke theilten sie sich in zwei ungeheure Heerhaufen. Die Teutonen stießen zuerst auf den Marius mit feinen Legionen; ungestüm forderten sie die Römer zum Kampfe heraus. Marius aber verbot feinen Soldaten, sich in den Streit einzulassen, ließ sie jedoch aus die Wälle des Lagers treten, damit sie sich an den Anblick der furchtbaren Feinde gewöhnen möchten. Sechs Tage lang wogte nun der Zug der Teutonen an dem römischen Lager vorüber. Spottend fragten sie die Römer, ob sie etwas an ihre Weiber auszurichten hätten, denn bald würden sic bei ihnen fein. Behutsam zog Marius ihnen nach. Nach

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 26

1880 - Halle : Anton
26 zuvorgekommen war; betrübt ritt er heimwärts. Als sie aber nahe zum kaiserlichen Schlosse in Aachen kamen, löste Roland, der hinter dem Vater ritt, dcvs Kleinod aus dessen Schilde und setzte dafür das Riesenkleinod ein. Das gab so wunderbaren Schein als wie Die liebe Sonne. Erfreut rief König Karl: „Heil dir, Milon! du hast den Riesen besiegt!" Verwundert schaute sich Milon um, erblickte das Kleinod und fragte: „Roland, sag' an, du junger Fant, wer gab dir das?" „Um Gott, Herr Vater", versetzte Roland, „zürnt mir nickt, daß ich erschlug den groben Wicht, dieweil ihr eben schliefet." (Vergl. das Gedicht: „Roland, der Schildträger" von Uhland.) — Als Karl siegreich aus Spanien zurückkehrte, führte Roland die Nachhut des Heeres. In den Schluchten der Pyrenäen wurde dieselbe von den räuberischen Bewohnern jenes Gebirges überfallen und niedergehauen. Vergebens setzte Roland sein elfenbeinernes Horn au die Lippen, das Horn, dessen Ton eine Tagereise weit drang. Wohl hörte Katl den bekannten Ton, wohl kehrte er schleunig mit dem eigentlichen Heere zurück, allein er kam zu spät: schon war Roland mit all seinen Rittern gefallen. — 4. Karl zog gegen den Herzog Thassilo von Baiern. Thassilo war ein Schwiegersohn des früheren Langobardenköuigs Desiderius, den Karl ins Kloster verwiesen hatte; darum war er des Frankenkönigs Feind; auch wollte er sich gern von demselben unabhängig machen. Karl aber besiegte Thassilo, nahm ihn gefangen,' verwies ihn ebenfalls in ein Kloster und hob die Herzogswürde in Baiern ganz auf. Die Sage erzählt: Nach langen Jahren kam Karl in dasselbe Kloster, in welches er den Thassilo geschickt hatte. Er hatte diesen längst vergessen. Zur Nachtzeit wollte er im Münster beten. Da nahm er mit Staunen wahr, wie ein Mönch unsichern Schrittes durch den Kreuz-gang des Klosters wandelte. Er war blind, und ihm zur Seite ging ein lichtumflossener Bote Gottes, der ihn leitete. Des Greises Züge kamen ihm bekannt vor, doch konnte er sich seines Namens nicht entsinnen. Am andern Tage fragte er den Abt nach dem Mönche, der kannte ihn aber nur nach seinem Klosternamen und wußte nichts weiter von ihm. Er führte den Kaiser nach des Mönches Zelle und gebot demselben, zu sagen, was er früher gewesen, und nichts zu verschweigen, denn sein Herr und Kaiser stehe vor ihm. Da sank der blinde Mönch zu den Füßen Karls nieder und sprach: „O Herr, viel habe ich gegen dich gesündigt, Thassilo wurde ich früher geheißen." Gnädig hob ihn der Kaiser auf und erwiderte: „Schwer hast du gebüßt; alle deine Schuld sei dir vergeben!" Da küßte der blinde Mönch des Kaisers Hand und sank zur Erde und verschied. — 5. Da, wo einst die Hunnen geherrscht hatten, in Ungarn und Oestreich, hatten sich nach mehrfachen Wanderungen d i e Avaren, ein asiatisches Reitervolk niedergelassen. Von Thassilo zu Hilfe gerufen, brachen sie verheerend im Frankenreiche ein. Karl zog da-

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 25

1880 - Halle : Anton
25 Um seinem Reiche Ruhe vor ihren Einfällen zu verschaffen und um sie, jbie noch Heiden waren, zum Christen-thume zu bekehren, führte Karl mit den Sachsen einen mehr als 30jährigen Krieg. Siegreich durchzog er ihre Lande; er zerstörte die Eresburg (= die Hauptfestung der Sachsen im Süden des Teutoburger Waldes) und die Jrmensäule (-= einen riesenhaften Baum, der nach dem Glauben des Volkes das Weltall trug und als das größte Heiligthum der Sachsen galt) und zwang die Sachsen, sich ihm zu unterwerfen. Aber nach jeder gewaltsamen Unterwerfung empörten sie sich unter ihren Herzögen Wittekind und Albion von neuem. Karl suchte durch furchtbare Strenge den Widerstand des „treulosen und eidbrüchigen" Volkes zu brechen: fo ließ er einst zur Strafe eines neuen Aufstandes 4500 Gefangene auf einmal hinrichten. Aber umsonst; mit um so größerer Wuth erhoben sich die Sachsen gegen „den großen Schlächter.^ Endlich, nachdem in mehreren furchtbareil Schlachten Karl abermals Sieger geblieben war, erkannten die beiden Her-zöge das Vergebliche ihrer Bemühungen; sie gelobten Unterwerfung und ließen sich taufen. (Die Sage erzählt den Schluß des Kriegs freilich anders; vergl. das Gedicht von Max v. Oer: „Das weiße Sachsenroß": Es jagt der Sturm im grünen Wald re.) Nun uuterwarf sich das Volk der Sachsen und nahm wenigstens äußerlich das Christenthum an. Karl suchte dasselbe durch Gründung von Bisthümern zu befestigen (— Münster, Osnabrück, Paderborn, Bremen, Hildesheim re.) — 3. Von bedrängten Fürsten zu Hilfe gerufen, zog Karl nach Spanien. Er eroberte das Land zwischen Pyrenäen und Ebro, nannte es spanische Mark und fügte es dem Frankenreiche bei. Auf diesem Zuge begleitete ihn sein Neffe, der starke Roland. Schon in seiner Jugend war derselbe ein tapferer Held Einst sendete Karl von Aachen aus, wo er eben Hof hielt, feine edlen Ritter in den Ardennenwald. Dort hauste ein furchtbarer Riefe, der trug in seinem Schilde ein kostbares Kleinod, das hell wie Sonnenschein leuchtete. Die -Ritter sollten den Riesen bekämpsen, ihm das Kleinod abnehmen und es König Karl bringen. Jung Roland begleitete seinen Vater Milon als dessen Schildträger. Vergebens durchstreiften die Helden den Wald; sie fanden den Riesen nicht. Am vierten Tage aber erspähte ihn der junge Roland in der Ferne, als sein Vater eben zur Mittagszeit im Schatten einer Eiche schlummerte. Leise ergriff er des Vaters Waffen, eilte dem Riesen entgegen, tödtete ihn glücklich im Kampfe, brach das köstliche Kleinod aus dem Sckilde des erlegten Feindes und verbarg es unter seinem Gewände. Zurückgekehrt, fand er den Vater noch fchlafend. Gegen Abend zog er mit ihm weiter. Bald erreichten sie den Ort des Kampfes. Da lag der gewaltige Rumpf des getödteten Riesen. Mit großem Bedauern erkannte Milon, daß ihm ein andrer

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 70

1880 - Halle : Anton
70 Sagen, einen Dienstmann Günthers, Siegfried meuchlerisch zu ermorden. Hagen spiegelte hieraus der Chriemhilde vor, er wolle den Helden nn Kriege beschützen; sie möge ihm nur sagen, wo er verwunb-w ( * .? fc.ann auf Stelle beständig acht geben könne. ~e *ene Geheimniß; ja, sie nähte sogar über der gefährlichen Stelle, um dieselbe recht kenntlich zu machen, ein rothes Kreuz auf Siegfrieds Kleid. Nun wußte Hagen genug. Auf fein Drangen veranstaltete Günther eine große Jagd. Die Hitze und Anstrengung erzeugten Durst; deshalb beugte sich Siegfried über eine e tm ^a^e, um zu trinken; in diesem Augenblicke aber stieß ihm Hagen ane Vanze tief .zwischen die Schultern, und elend mußte der rct. • te-l^en‘ ließ Hagen den Leichnam in der Nacht vor Chnemhlldens Thür legen; hier fand ihn diese am Morgen Als nun Siegfried auf der Bahre lag und begraben werden sollte, trat ohne echeu auch Hagen herzu; da begannen die Wunden des Er-M rd^r^n ^ neuem ^^ßen, und daran erkannte Chriemhilde den 12 cv tiefe? Sxaue* und in untröstlichem Schmerze weilte sie nun 13 Jahre zu Worms. Geben war jetzt ihre einzige Freude, und das Üe Händen; sie besaß ja den von Siegfried errungenen schätz der Nibelungen, an dem 12 Wagen vier Tage und vier Nächte fahren gehabt hatten. Aber der böse Hagen wollte ihr auch diesen .st nicht lassen; damit der Hort niemandem angehören möchte, ließ er ihn tn den Rhein versenken. Nach 13 Jahren der Klage und Trauer warb König Etzel (== Attila) von Ungarn um Chriemhildens Hand. Freilich hatte diese ihren ersten Gatten, den herrlichen Siegfried, noch nicht vergessen; aber vor -öegierde brennend, sich an denen rächen zu können, die ihr einst t° großes Leid zugefügt, nahm sie endlich doch die Werbung an und Zog in das ferne Hunnenland. Und wieder waren 13 Jahre vergangen, da glaubte Chriemhilde die Zeit der Rache gekommen, da lud sie ihre Verwandten in Worms $U einem Feite nach Ungarn. Hagen, feiner Schuld sich wohl bewußt, neth, die Einladung auszuschlagen; allein er wurde überstimmt, und mtt ^taufenden ihrer Mannen und Knechte zogen die Burgunderkönige gen Osten. ^ Am Hofe Etzels angelangt, reizte der trotzige Hagen Chriem-hilden absichtlich; offen trug er Siegfrieds Schwert und rühmte sich bessert, was^er einst gethan. Da ließ die Königin, während die Helden in (.yels Laal beim Mahle saßen, die in einer besonbern Herberge untergebrachten Kriegsknechte der Burgunber überfallen; alle würden erschlagen, bis auf Hageng Bruder, der die Hiobsbotschaft zu den Herren tn den Saal trug. Nun begann auch hier der Kampf. Schaaren auf Schaaren fenbete Chriemhilde gegen die im Saale eingeschlossenen ^äste; in Bächen sloß das Blut; Tausende der Hunnen wurden er- schlagen, aber kleiner und kleiner ward auch die Zahl der Burgunder, nur Günther und Hagen waren von ihnen zuletzt noch am'leben. Bon dem furchtbaren Kampfe ermattet, würden auch sie am Ende von

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 71

1880 - Halle : Anton
71 Dietrich von Bern, der am Hofe Etzels lebte, bezwungen. Gebunden führte er sie zur Königin, doch verlangte er, daß sie die Gefangenen am Leben lasse. Darauf ging Chriemhilde in Hagens Kerker und versprach chm das Leben, wenn er ihr den Nibelungenhort wieder zurückgeben wolle. Aber Hagen erwiederte, er habe geschworen, den Hort nicht zu verrathen, so lange einer seiner Herren lebe. Da ließ die grausame Schwester ihrem Bruder Günther das Haupt abschlagen und trug es an dem Haare hin zu Hagen. Der aber sprach: „Nun wetß Niemand von dem Schatze als Gott und ich allein, dir, du grrmmes Werb, soll er ewig verborgen sein". Voll Zorn zog Chriemhilde das Schwert Siegfrieds, das Hagen an der Seite trug, und schlug mit chm dem Mörder ihres ersten Gatten das Haupt vom Rumpfe, empfing aber dafür von Dietrichs Waffenmeister selbst den Todesstreich. 3 Als das Ritterthum sank, fand die Dichtkunst gastliche Aufnahme und Pflege in den Städten. Die Meister aus den verschiedenen Handwerken schlossen sich zu einer Längerzunst zusammen; die einzelnen Glieder derselben nannte man Meister- Wenn der Handwerksmeister sein Webschifflein in Ruhe gestellt, Ahle und Pechdraht bei Seite gelegt, die Nadel aufgesteckt und die Scheere an den Wandhaken gehängt hatte, dann übte er sich in der einsamen Stille seines Kämmerleins in der Nachbildung oder Erfindung künstlicher Gesänge. Sonntags nachmittags aber, wenn der Gottesdienst vorüber war, wurde im Rathhause oder in der Kirche Singschule gehalten. Es versammelten fielt dann die Meister der Sängergesellschast, die Singer und Dichter, die Freunde und Schüler derselben und ein großer Kreis von Bürgern und Bürgerinnen; tiefes, ehrerbietiges Schweigen herrschte in der zahlreichen Versammlung; aufmerksam lauschte man dem, was die Woche über erfunden worden war und nun öffentlich vorgetraqen wurde. Merker merkten oder fchrieben jeden Fehler sorgfältig auf und sprachen zuletzt das Urtheil. Der vorzüglichste Sänger wurde alsdann mit einem kostbaren Kranze gekrönt, oder es wurde ihm auck wohl ein sogenanntes Kleinod an einer Kette um den Hals gehängt. Das war für den Empfänger selbst und für seine Angehörigen und Verwandten, ja selbst für die ganze Zunft, der er angehörte, eine hohe Ehre und Freude. Der Meistersang blühte besonders im 16. Jahrhundert. Damals lebte der berühmteste Meistersänger, Luthers Zeitgenosse, der Schuhmacher Hans Sachs in Nürnberg. Xii. Hludols von Kavsöurg. 1. Nach dem Tode des letzten hohenstaufischen Kaisers herrschte in Deutschland große Verwirrung. Das kaiser-

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 6

1880 - Halle : Anton
6 erforschten, ^ in 6 Ohr flüstern; int brousenben Seßetter feiert er einher * fein achtbeiniges, schneeweißes Roß trägt ihn bnrck die Lüfte; fein befolge (— Wodans Heer, im Volksmunbe in „wüthenbes Heer" verberbt) begleitet ihn; ihm ist die Mittwoch geweiht. Seine Gemahlin war Hertha ober Bertha ober Freia ( ihr war der Freitag geweiht —) ober Hulba (— Frau Holle der Sage). Ihr Wohnsitz war die Insel Rügen; bort stanb in heiligem Haine ihr mit Tüchern überbecktcr Wagen; nur der Priester durste benselben anrühren; er allein wußte es, wenn die Göttin in ihrem Heiligthume gegenwärtig war. Dann geleitete er den von Kühen gezogenen Wagen mit tiefster Ehrfurcht durch das Land. Ueberall, wohin die Göttin kam, gab es frohe Tage und festlichen Schmuck; die Waffen ruhten, es herrschte der Friebe. Wenn Hertha enblich in ihr Hetltgthum zurückgekehrt war, so würden Wagen und Tücher im heiligen See gewaschen, die bienstleistenben Sklaven aber vom See verschlungen. Wobans Sohn war Donar, der Donnergott. Aus seinem rothen Bart bläst er die Blitze; aus einem mit Böcken bespannten Wagen burchsährt er den Himmel; mit seinem mächtigen Hammer bekämpft er die Riesen. Eiche und Donnerstag waren ihm geweiht. Wobans anbrer Sohn, Thiu ober Ziu, war der Kricgs-gott; der Dienstag führt feinen Namen. Als niebere Gottheiten würden Elsen, Nixe, Kobolbe, Feen, Zwerge, Wichte und Riefen verehrt. Weise Frauen ober Seherinnen verkünbeten die Zukunft. Häufig wohnten sie einsam in Wätbern, auf eingehegten Plätzen (— Hag); daher nannte man sie Hageffen (— Hexen). Um die Zukunft ober den Willen der Götter zu erforschen, zer- legte man wohl auch den Zweig einer Buche in Stäbchen (— Buch-staben), versah sie mit gewissen Zeichen und streute sie auf ein weißes Tuch. Drei dieser Stäbchen würden alsbann aufgehoben (— aufgelesen), und aus ihren Zeichen beutete man die Zukunft ober den Willen der Gottheit. (Noch jetzt nennen wir unsere Lautzeichen „Buchstaben"; noch letzt „lesen" wir, wenn wir die Buchstaben zu Wörtern und Sätzen verbinden.) Die in die buchenen Stäbchen eingeritzten geheimnißvollen Zeichen nannte man „Runen" (— „raunen",bebeutet heute noch: jemmtbem etwas geheimnißvoll zuflüstern). — Alle Germanen feierten das Frühlings-, das Sommer-fonnenwenbe- und das Iulfest. Zur Feier berfelben würden auf den Höhen Feuer angezünbet. An Stelle dieser heib-nifchen Feste sinb im Lause der Zeit das christliche Oster-, Johannis- und Weihnachtsfest getreten. — 10. Die alten Deutschen glaubten an ein Leben nach dem Tode. Die im Kampf gefallenen Helben würden von den Walküren ober Schlachtjungfrauen nach^Walhalla, der Burg Wobans, geführt. Kampsspiele und Festgelage warteten

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 20

1880 - Halle : Anton
Drei Jahre vor Pavia liegt das gewalt'ge Heer Des Königs der Lombarden, da kommt er selbst daher Und sieht die Mauerthürme noch ragen, ihm zum Leid; Da schwört bei seinem Barte er einen grimmen Eid: „Wird mir vom hohen Himmel die trotz'ge Stadt gewährt. Soll keine Seele drinnen entrinnest meinem Schwert!" Als nun im vierten Jahre das Thor sich ansgeihan, Ritt er auf weißem Rosse dem ganzen Heer voran. Er wollt' im Grimm einreiten und ries: „Wir sind am Ziel!" Hoch warf er das Gezäume — da glitt das Roß und fiel. Tief hin zur Erde fiel es, der König mußte stehn; Was er auch that, es mochte das Roß nicht fürder gehn. Er schlug es mit dem Speere — da kam ein weiser Mann, Der redete den König mit rechten Würden an: „Du hast, o Herr und König, gesprochen ein schweres Wort, Drum hemmte der Himmel selber dein Roß an diesen, Ort; Brich dein Gelübd' und wolle der edlen Stadt verzeihn. So wird dein Roß sich heben und Gott dir Heil verleihn." Da schüttelt Alboinns die Locken sich zurück Und schaut empor zum Himmel mit blauem Adlerblick: „So mag der Wind verwehen, was ich zuerst beschloß! Ich will verzeihn, erhebe dich hoch, mein edles Roß!" Auf stand das Roß, und milder ritt er zum Thor hinein, Statt Weheklag' empfing ihn Gejauchz' und Jnbelschrei'n. Kopisch. Nicht lange erfreute sich Alboin des neuen Reiches. Bevor er nach Italien kam, hatte er ein andres Volk im Krieg bezwungen, dessen König erschlagen und die Tochter desselben, Rosamunde, gezwungen, seine Gemahlin zu werden. Aus des erschlagenen Königs Schädel aber hatte er sich einen Trinkbecher fertigen lassen. Als er nun einst bet einem fröhlichen Gelage saß, reichte er im Uebermuthe der Trunkenheit der Königin den mit Wein gefüllten Pokal und forderte sie auf, einmal mit ihrem Vater zu trinken. Rosamunde beschloß, diesen grausamen Hohn zu rächen. Sie verschwor sich mit des Königs Schildträger, den letzteren zu todten. Als Alboin an einem heißen Mittag in seinem Gemache schlummerte, wurde er von den Mördern überfallen. Seine Waffen waren vorher von Rosamunde entfernt und sein Schwert festgebunden worden. Eine Zeit lang mehrte er sich mit einem Fußschemel, dann unterlag er in dem ungleichen Kampfe. Rosamunde fürchtete die Rache der über die Ermordung ihres Königs empörten Langobarden; darum floh sie mit dem Genossen ihrer Thal, dessen Weib sie geworden war, zum oströmischen Statthalter. Dieser wünschte, sie möchte seine Gemahlin werden. Auf sein Zureden reichte sie ihrem neuen Gatten den Giftbecher. Als derselbe das Gift schmeckte, zwang er sie, die andre Hälfte zu leeren. So büßten beide die an Alboin begangene That mit dem Tode. Mit dem Zuge der Langobarden nach Italien schließt die Völkerwanderung. _______________________________________

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 69

1880 - Halle : Anton
In den Niederlanden, zu Xanten am Rhein, wuchs der Königssohn Siegfried zum Helden heran. Schon in seiner Jugend besaß er wunderbare Stärke und verrichtete gewaltige Thaten. Er besiegte die Nibelungen (— die Söhne des Nebels, der Finsterniß, der Unterwelt) und gewann den von ihnen bewachten „Hort" (= ein unermeßlicher Schatz an rothem Gold und edlem Gestein); einem andern Zwerge entriß er in heißem Kampfe die wnnversame Tarnkappe; wer die trug, der war unsichtbar und besaß die Stärke von 12 Mann. Auch erschlug er einen im Walde hausenden, gefährlichen Lindwurm; als er das Ungeheuer getödtet hatte, badete er sich in dem Blute desselben; davon wurde seine Haut so fest wie Horn, daß kein Pfeil und keine Lanze hindurchdringen konnte; darum hieß man ihn auch den hörnernen Siegfried. Leider aber war ihm beim Baden ein Lindenblatt zwischen die Schultern gefallen; diese Stelle war daher auch von dem Blute des Lindwurms nicht berührt worden, und hier allein war der Held verwundbar. Mit glänzendem Gefolge zog Siegfried hierauf in das Burgunderland, nach Worms; hier lebte die schöne Chriemhilde, des Burgunderkönigs Günther Schwester, um die wollte er werben. Herrlich wurde er empfangen und köstlich bewirthet, wie es einem fo großen Helden geziemte. Ein ganzes Jahr weilte er als Günthers Kampfgenosse, gleichsam als sein Dienstmann, zu Worms und verrichtete von neuem große Thaten. Mit Günther zog er auch nach Island; dort wohnte die durch wunderbare Schönheit, aber auch durch wunderbare Stärke ausgezeichnete Brunhilde; die wollte Günther sich zum Weibe erringen. Das war aber ein schweres und gefährliches Werk; denn Brunhilde wollte sich nur dem zu eigen geben, der ihr an Kraft überlegen war. Darum pflegte sie jeden Freier zum Wettkampfe herauszufordern : sie warf mit ihm die Lanze, sie schleuderte den riesigen Wurfstein und sprang dem geworfenen Steine in kühnem Sprunge nach. Wen sie in diesen Kampfspielen überwand, den ließ sie tödten. Auch König Gnnther würde dasselbe Schicksal gehabt haben, wenn Siegsried ihm nicht beigestanden hätte. Er hüllte sich in seine unsichtbarmachende Tarnkappe, trat an Günthers Seite, der nur zum Scheine die Kampfbewegungen machte, und rang an seiner Stelle mit der stolzen Königin. So verschaffte er ihm den Sieg und damit die Hand der Brnnhilde. Zum Danke dafür gab ihm Günther seine Schwester Chriemhilde zum Weibe; mit ihr zog der Held heimwärts und übernahm das Reich des Vaters. — Zehn Jahre verflossen in Ruhe und Glück. Da wurden Siegfried und Chriemhilde von Günther nach Worms zu einem fröhlichen Feste geladen. Ohne Bedenken folgten sie der Einladung, und glänzend wurden sie in Worms empfangen. Bald aber geriethen die beiden Königinnen über die Vorzüge ihrer Gatten in Streit. Brunhilde nannte Siegfried einen Dienstmann Günthers; darüber erzürnt, warf ihr Chriemhilde vor, daß Siegfried sie einst besiegt und Günther nur durch seinen Beistand sie zum Weibe gewonnen habe. Brunhilde fühlte sich tödtlich beleidigt und sann auf Rache. Sie überredete

9. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 212

1845 - Halle : Anton
212 Kirchspil Talavo, wo er Grundeigentum besaß, gefürt, und gehörte zu Pavlis nächsten Freunden. Er war verheil ratet mit Letizia Ramolini, einer sehr energischen Frau, die wärend des für Corsikas Unabhängigkeit ge flirten Krie- ges gegen Jenau ihren Man fast liberal begleitete. Im Jahre 1768 verkauften die Jenauer, weil sie verzweifeln musten, ihr Recht auf Corsika mit den Waffen geltend machen zu können, dasselbe an Frankreich, und die Fran- zosen sigten bald so entschiden, daß Paoli die Insel ver- laßen mußte. Wärend der Schlacht von Ponte Novo, welche das Schiksal der Insel entschid, war Letizia in Cor- te, dann zog sie sich eine Zeitlang in die Gebirge zurük, und als sie wieder nach Ajaccio kam, gebar sie am löten August 1769 zwei Monate nach der Schlacht von Ponte novo ihren zweiten Sohn Napolione oder, wie er später gewönlich genant ward, Napoleon *) Buonaparle. Könige aus, und er wüste auch einige Zeit seine Rolle vortrcslich zu spilen, bis seine eigne Mittellosigkeit mit den Ansprüchen auf Gehorsam an die Corsen einen komischen Contrast zu bilden an- sieng, der ihn natürlich bald in die äußerste Verlegenheit und bei der Erbitterung zu der die Corsen (als der in seinen Erwartungen geteuschte Teil) kamen, in große Gefahr sczle, so daß er cs am Ende für das geratenste hielt, sich unter dem Vorwände, Unter- stützungen betreiben zu wollen, zu entfernen. Er ordnete am 4tcn November eine Regentschaft wärend seiner Abwesenheit an, schifte sich ein und landete am I2ten als Mönch verkleidet in Liburn, von wo er nach den Nidcrlanden abrciste, ohne zunächst für sein König- reich Weiler etwas tun zu können. Corsika hat seitdem die Königs- schuld an Westfalen mit Interessen zurükgezalt. Auch die Hilfe der Franzosen (deren sie seit dem Achner Freden genoßen) half üb- rigens den Jenauern wenig, besonders seit die Corsen 1755 Pas- quale Paoli an die Spitze ihrer Streitmacht gestelt hatten. Jenau ward während dieses Kampfes Frankreich mit bedeutenden Sum- men verschuldet, und verstund sich so am Ende zum Verkauf der Insel an Frankreich. ') Der Name Napoleone kömt sonst in Jenau vor bei den Spinolas in der lateinischen Form Napolio; in Mailand bei den della Tor- re's: Neapolio; in'den Patrimonium bei den Monaldcschi: Ne- poluccio; in Rom bei den Orsini: Neapolco — sonst auch Ncvo- lo und Ncvolonus in Italien. Es ist der alte französische Ritter- name Nevolon, wie er im Garin le Loherenc öfter vorkömt, in nordfranzösischen Necrologicn ist er häufig in der lateinischen Form: Nevclo und Nivelo; bei den Niderländern Ncvelong und Nivelong; bei den deutschen Nebelung und Nibelung. Es ist ein wunderliches Spil des Schiksals, daß dieser Heldenname, der in unserem alten deutschen Mythus Männer dämonischer, höllischer Gewalten bczeich- nete, durch das französische Rittertum oder durch longobardische

10. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 85

1845 - Halle : Anton
85 erholten sich aber nicht von ihrem Schrecken, denn ihre Leute flohen nicht in Haufen auf Caen, sondern da sie fast alle aus den normannischen und bretonischen Nach: barlandschaften waren, zerstreuten sie sich sofort. Zeder gieng nach Hause und die Girondins in Caen mochten se- hen, wie sie durchka'men. Am nächsten Morgen sahen sie, das die Municipalität von Caen das Aechtungsgesez des Berges gegen die Girodins an den Straßenecken hatte an- schlagen laßen. Sie zerstreuten sich also, und verkrochen sich, so gut sie konten. Gorsas gieng zu Freunden nach Rennes, um sich da zu verstecken. Gnadet, Lanjuinais waren schon unterwegs nach Bordeaux. Eilfe von den Girondins mit dem einzigen Bataillon bretonischer Frei- williger zogen zusammen ab. Aber nachdem dies Batail- lon zwei Tage auf seinem Marsche nach der südlichen Bretagne zugebracht, hatte sich die Nachricht von der Ni- derlage, die die Girondins im Calvados erlitten hatten, verbreitet; Nantes hatte sich wider dem Convente ange- schloßen, und auch dies lezte Bataillon zerstreute sich. Die eilf Girondins mit etwa einem halben Dutzend Leu- ten des Bataillons bliben allein übrig, um sich als eine bewafnete Bande nach-Bordeaux hin zurükzuziehen; denn auf diese Stadt rechneten sie noch ein wenig. Petion war dabei, und Barbaroux und Louvet — kurz! es waren noch die energischesten dieser Partei, die zusammenhielten und einen Rükzug machten, wie Walter von Aquitanien vor Etzel und den Burgundenhelden. Rings um sie drote die Guillotine, oder schnit das Meer den Rükzug ab — keine Hilfe für sie; auch kein Mittel der Ernärung als die Muskete auf der Schulter und der Degen an der Seite. Sie suchten die wilderen Gegenden der Bretagne, und ka- men unangefochten bis Moncontour. Da war gerade Jahr- markt; sie musten eilen fortzukommen; die ganze Gegend geriet durch sie in Allarm. Aber wie kamen .sie fort. Einer von ihnen, Cusiy, war mit Gichtbeschwerden ge- plagt; Buzot, ein dicker Man, konte kaum marschiren; Riouffe hatte sich die Füße ganz wund gelaufen, konte nur unter argen Schmerzen einen Schrit um den anderen
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