Die deutschen Landschaften und Stämme. 47
und die Wartburg besuchen oder an den Naturreizen des Thüringer Waldes sich
ergötzen wollen.
Anders hat sich das wirtschaftliche Leben im Harz entwickelt, dessen Aufbau,
Naturschönheit, Sagenreichtum und Geschichte so viel Verwandtes mit dem Thü-
ringer Wald hat. Der Harzer hat sich dem Bergbau zugewendet und ist in diesem
Gewerbe der Lehrer der Alten und Neuen Welt geworden. (Nenne die wichtigsten
Harzstädte!)
Die Industriegebiete in Sachsen, in den Sudeten und in Oberschlesien. Uber
die Senke des gewerbereichen Vogtlands, in der die große Heer- und Handels-
straße von S. nach N. zieht (Hos, Plauen, Reichenbach), wird das ausgedehnte
Gebiet der sächsischen Großindustrie mit seiner überaus dichten Bevölkerungs-
anhäusung erreicht. Die Grundlagen des Gewerbelebens bilden die Steinkohlen-
lager um Zwickau, in deren Umgebung mit wunderbarer Raschheit aus bedeutuugs-
Die sächsischen Steinkohlenlager bei Zwickau und Dresden-Plauen.
losen Landstädtchen wichtige und volkreiche Plätze der Woll- und Baumwollindustrie
. emporgewachsen sind, so Glauchau, Meeraue, Krimmitzschau, Plauen
(120 000 E.), Reichenbach, während Chemnitz (290000 E.) außerdem noch große
! Maschinenwerkstätten besitzt. Im Erzgebirge ist nach Erschöpfung der Metallager
i der einst blühende Bergbau zurückgegangen. Jetzt hat sich dort bei der Unergiebig-
t keit des Bodens und der Rauheit des Klimas die Hausindustrie: Weberei, Spitzen-
t klöppelet und Feinstickerei, seßhast gemacht.
Ähnliche Verhältnisse wiederholen sich in den Sudeten, wo namentlich in
l Hirschberg, Landeshut und Waldenburg die Leinenindustrie blüht. Große
l Bedeutung in der Kriegsgeschichte und für den Verkehr von Böhmen nach Schlesien
I haben die Sudetenpässe, vor allem die Lausitzer und Waldenburger Senke zu beiden
) Seiten des Riesengebirgs (höchster Gipfel?) und die Pässe des Glatzer Berglands.
? Die großen Steinkohlenlager und Erzhütten Oberschlesiens endlich haben auch
i hier eine Reihe vielfach überwiegend von Polen bewohnter Fabrikstädte ins Leben
z gerufen: Königshütte, Beutheu, Kattowitz, Gleiwitz.
Thüringer, Sachsen und Schlesier. Thüringer, Sachsen und Schlesier sind
e Norddeutsche, aber sie sind andern Schlags als die Niedersachsen. Ihre Gesellig-
k keit, Lebhaftigkeit und Redseligkeit, ihr gemütvolles Wesen, ihre Liebe zu „Blumen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
70
C. Länderkunde.
§ 104. Ter Gebirgszug setzt
sich links von der Weser nach Nw
fort und endet in niederen Höhen
in der Nähe der Hase. Parallel
mit diesem Zuge verläuft der
Teutoburger Wald, der sich
fast schnurgerade von der Quell-
gegeud der Lippe und Ems bis
nahe an die mittlere Ems hinzieht.
Bemerkenswert sind für beide Ge-
birge die fast bis auf die Sohle
reichenden Quertäler, vou denen
zwei von der Köln — Mindener
Bahn benutzt werden: das eine ist
die Westsälische Pforte, an dem an-
deren, einem alten Wesertale, liegt in
schöner Landschaft Bielefeld (78'-,
seit dem Mittelalter bekannt durch
feine .Leinwebereien, die neben
Spinnerei und Maschinenbau noch
jetzt blühen.
§ 10.',. Das Hügelland
zwischen beiden Ketten ist ein
fruchtbares Korn- und Flachs-
gebiet, der Mittelpunkt der nord-
deutschen Garn- und Leinwand-
indnstrie. Die lippische Residenz-
stadt Detmold liegt in der Nähe
der Grotenburg, auf der sich das
Hermannsdenkmal erhebt. Im Nw
entstand an der Hafe Osnabrück
in schöner Umgebung am hügeligeu
Eude des Gebirges. Infolge der
Eisen lager in der Nähe treibt die
Stadt mancherlei Industrie und
ist in jüngster Zeit sehr emporge-
blüht (1648).
Aufgaben. 1. Was füllt beim
Vergleich der beiden die Torpfeiler
bildenden! Berge auf? 2. Welche
Kämpfe fanden in dieser Gegend
statt zwischen Germanen und Römern,
in den Sachsenkriegen Karls des
Großen, im Siebenjährigen Kriege?
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde Osnabrück Karls
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
79
Politische Übersicht.
§ 12v. Am Harz haben außer den preußischen Provinzen Hannover
und Sachsen die Herzogtümer Braunschweig und Anhalt Anteil.
Aufgaben. 1. In welchen staatlichen Gebieten liegt a) der Oberharz,
b) der Ünterharz? 2. Welche Städte liegen in den vier verschiedenen Staats-
gebieten?
■$. Das Sächsische Bergland.
§ 121. Das Sächsische Bergland zerfällt in das westsüchsische Berg-
land, das Elb-Sandsteingebirge und das Lausitzer Gebirge.
a) Das westsächsische Bergland. — Aufgaben. 1. Miß mit Hilse
des Maßstabes seine Länge vom Fichtelgebirge bis zum Elb-Saudsteiugebirge!
2. Welchen Flußgebieten gehört es an? 3. Welche Länder scheidet es?
Der westlichste Teil heißt als Quellgebiet der Elster das Elster-
gebirge. Es wird von der Elster durchflössen; an seinen Abhängen liegt
das „Vogtland", einst ein unmittelbares Besitztum des Kaisers, dessen Vögte
hier die Grenze des Reiches gegen die im Gebirge wohnenden Slawen zu
schützen hatten. Jetzt ist das Ländchen sehr gewerbtätig; die Webereien
der Stadt Plauen (121) liefern die meisten Baumwollweißwaren in
Deutschland.
Das Erzgebirge stürzt nach 80 steil zu dem etwa 500 m tieferen
Böhmischen Becken ab, senkt sich dagegen allmählich nach N und geht un-
merklich ins Norddeutsche Flachland über. Die höchsten Gipfel (Keilberg
und Fichtelberg) sind nur sanfte Anschwellungen des Kammes. Der ungleichen
Gestaltung seiner Abhänge (vgl. Schwarzwald, Vogesen) entspricht die Ent-
Wicklung der Gewässer des Erzgebirges. Zum Egertale stürzen nur kurze,
wilde Bäche hinab; nach N führen in schroff eingeschnittenen Tälern die
Elster und die sich ans Zwickauer und Freiberger Mulde zusammen-
setzende Mulde ihr Wasser der Saale und Elbe zu. Infolge ihres starken
Gefälles und der geringen Wassermenge sind die Flüsse nicht schiffbar.
An ihrem Oberlauf fehlen größere Ortschaften, da die Täler zu eng sind.
Der Rücken verläuft ohne tiefere Paßeinsenkungen. Trotzdem wird er von
vielen Straßen und sechs Eisenbahnen überschritten, von denen eine Haupt-
liuie Leipzig mit Eger verbindet.
Das Gebirge trägt seinen Namen von dem früheren Reichtum an
Silbererzen, besonders in Freiberg. Ihr Abbau nährte die dichte Be-
völkeruug und rief die höchstgelegene Städtegruppe des Erdteils ins Leben.
(Namen n. d. Karte!)
§ 122. Wichtiger als die Silbererze sind jetzt die reichen Kohlen-
lager um Zwickau. Sie haben die sächsische Industrie hoch entwickelt
und das Erzgebirge zum dichtestbewohuten Mittelgebirge der Erde gemacht.
Chemnitz (286) ist ein Mittelpunkt für Maschinenbau und Spinnerei,
Zwickau (73) für Kohlenbergbau und Weberei, Glauchau für Färberei.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Sachsen Elster- Plauen Deutschland Norddeutsche_Flachland Keilberg Schwarzwald Eger Freiberg Zwickau Chemnitz Zwickau Glauchau
80
C. Länderkunde.
§ 123. In den höheren Teilen des Gebirges hat sich die fleißige
Bevölkerung auf Hausindustrie gelegt. Tausende leben von Spitzenklöppelei,
für die Annaberg der Mittelpunkt ist, andere von Strohflechterei und
Holzarbeit. Das Klima ist nicht so rauh, wie man der Höhenlage nach
annehmen sollte, so daß der Ackerbau in beträchtlichen Höhen, der Anbau
der Kartoffel fogar noch auf dem Kamme betrieben wird und Wald und
Wiesen trefflich gedeiheu.
Schon unterhalb des eigentlichen Gebirges liegt in hügeligem Gelände
einer Bucht des Norddeutschen Tieflandes Leipzig (586).
Hier treffen die Straßen des nordöstlichen Tieflandes mit denen des
Gebirges zusammen. Deshalb ist der Ort durch seine Messen seit lange
weltbekannt. Leipzig ist der erste Handelsplatz für Rauchwaren (rauch — rauh),
d. i. Pelzwaren, Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und des Buchdrucks;
es hat ein reiches Musikleben (Gewandhaus, Thomaskirche), ist Sitz des
Reichsgerichts und einer blühenden Universität. Die Umgegend ist das wich-
tigste Schlachtengebiet Deutschlands. (§ 112.)
51. Die Bastei (200 m über dem Elbspiegel) im Elb-Sandsteingebirge mit dem Blick
auf den Lilienstein.
§ 124. d) Das Elb-Sandsteingebirge füllt den Raum zwischen dem
Lausitzer Gebirge und dem Erzgebirge aus. Es war einst ein ungeteiltes
Platean von völlig wagerechter Lage, bis die Elbe den Felsdamm zer-
sägte und nach N abströmte.
Außer der Elbe haben aber auch uoch viele kleinere Gewässer das
Gestein zerschnitten und zahlreiche steilwandige Täler, „Gründe" genannt,
geschaffen. Die wagerecht liegeuden Gesteine bilden einzelnstehende Blöcke,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 301
schätze vertreten; im Nw, in dem von Eger und Biela durchflossenen Senkungs-
felde, lagern Braunkohlen, zwischen Pilsen und Prag Steinkohlen und Eisenerze,
bei Przibram Silber- und Bleierze; dazu kommen Porzellanerde (Egertal),
Quarz (Böhmer Wald), Edel- und Halbedelsteine (besonders Granaten),
Zinn, Schwefel, Graphit und zahlreiche Mineralquellen. Ein mit so hoher
Fruchtbarkeit und so vielen Bodenschätzen ausgestattetes Land wie Böhmen, dem
auch reichliche Wasserkräfte nicht fehlen, mußte eine ebenso blühende wie viel-
seitige Industrie und einen lebhaften Handel entwickeln. Die Webindustrie
(Leinen-, Woll- und Baumwollindustrie) nimmt den ersten Rang ein, sie blüht
insbesondere in den Sudeten, im Vorland der Sudeten und im Erzgebirge; die
eisenreichen Gebiete pflegen Eisenindustrie; im Böhmer Walde, am Südfuß
des Jsergebirges und Lausitzer Berglandes ist die Glasfabrikation verbreitet.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse werden in Rübenzuckerfabriken, Brauereien
und Brennereien verarbeitet. Böhmen ist das gewerbtätigste Land
Österreichs. Ein vielverzweigtes Eisenbahnnetz führt den Überschuß
dessen, was heimischer Fleiß erzeugte, in die Ferne; vor allem kommt der Elb-
straße für die Güterbewegung sowohl nach Deutschland wie nach überseeischen
Absatzgebieten eine große Bedeutung zu.
c) Bewohner und Siedlungen. Dem natürlichen Reichtum des Landes ent-
spricht seine beträchtliche Volksdichte: auf 52000 qkm wohnen nahezu 7 Mill. Men-
schen, also 130 auf 1 qkm. Fast zwei Drittel der Bewohner sind Tschechen, die den
am weitesten nach W vorgedrungenen slawischen Stamm bilden, etwas mehr als
ein Drittel sind Deutsche. Diese bewohnen in geschlossener Masse die Randzonen
Böhmens mit Ausnahme des mährischen Ostrandes; jene nehmen das Innere ein.
Beide Stämme führen einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft im Lande.
Die größeren Siedlungen erwuchsen überwiegend im industriereichen N, so auch
Prag (550 mit Vororten, sonst 225), das Herz Böhmens. Es liegt an der wich-
tigen Kreuzung der Straßen von der Elbe zur Donau, von Franken nach Schlesien,
und an der Stelle des Moldau-Elblaufes, der die Talwege der wichtigsten Flüsse
Böhmens zustreben. Die Stadt „der Kirchen und Paläste" bildet den Mittelpunkt
des böhmischen Staats-, Geschäfts- und Geisteslebens und besitzt je eine deutsche und
tschechische Universität und Technische Hochschule. In der Umgebung liegen ausge-
dehnte Jndustrieorte. Eger (30) beherrscht durch seine Lage die Straßen zu beiden
Seiten des Fichtelgebirges nach Sachsen und Bayern. Unweit dieser Stadt liegen die
weltbekannten Bäder Karlsbad (auch mit Porzellanfabriken), Marienbad und
Franzensbad. Heiße Quellen sprudeln ferner inteplitz (30) (d. i. Warmstadt, wie
Tiflis), der Badestadt zwischen dem Böhmischen Mittelgebirge und dem Erzgebirge.
Bon den zahlreichen Schlachtorten vor den Sudetenstraßen ist Königgrätz am
bekanntesten. Durch Leinwand- und Wollweberei ist im sndetischen No Böhmens
Reichenberg (40) zu einer sehr bedeutenden Industriestadt emporgewachsen.
Pilsen (85), im Kohlenbezirk der Beraun, verdankt seine Weltberühmtheit der Bier-
brauerei; aber auch die Eisenindustrie und Glasfabrikation des Ortes ist bedeutend.
Im gebirgigen, waldreichen 8 vermittelt Budweis (45), der Holzmarkt Böhmens,
den Verkehr zur Douau und zum Salzkammergut.
2. Mähren, a) Das Land. Während Böhmen, das nordwestliche Becken,
sich nach N senkt, ist Mähren, das südöstliche Viereck, nach 3 geneigt. Den
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Biela
Extrahierte Ortsnamen: Eger Pilsen Prag_Steinkohlen Egertal Deutschland Donau Schlesien Sachsen Bayern Marienbad Franzensbad Tiflis Böhmischen Pilsen Budweis
Das Deutsche Reich. — D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland.
461
von Ablagerungen des Karbons und des Rotliegenden erfüllt; daher bildet
es das sächsische Steinkohlengebiet.
b) Klima und Wirtschaftsleben. Das Klima des Sächsischen Berglandes ist
nicht so rauh, wie man der Höhenlage des Landes nach annehmen sollte. Die mittlere
Jahreswärme des Erzgebirges beträgt auf der sächsischen Seite des Kammes
noch 6°. Dabei erhält das von N nach S sanst ansteigende Land genügende und
gut verteilte Steigungsregen, so daß der Ackerbau nicht nur im niedrigen nörd-
lichen Teile, sondern auch noch in ziemlich beträchtlichen Höhen mit befriedigenden
Ernten lohnt, und Wald und Wiesen überall gedeihen.
Waldreich sind besonders die höheren Teile des Erzgebirges, in
denen der Ackerbau infolge der ungünstigen Bodenverhältnisse geringeren
Ertrag abwirft. Früher war das Gebirge, besonders um Freiberg, reich
an Silbererzen. Ihr Abbau rief die verhältnismüßig große Volksdichte
des Gebietes hervor und ließ Orte entstehen, die zu den höchstgelegenen
des Erdteils gehören (Oberwiesental am Fichtelgebirge 925 m1). Heute ist
der Bergbau nahezu erloschen. Da der Feldbau allein die dichte Bevölkerung
nicht mehr ernähren konnte, so wandte sich das genügsame, fleißige Volk
Hausindustrien, Heimarbeiten der verschiedensten Art, zu (Spielwaren-
Herstellung, Spitzenklöppelei, Posamentenindustrie, Strohflechteu, Spinnen,
Weben und Nähen). Neuerdings spielt auch der Fabrikbetrieb (Holz-
schleiferei, Papier- und Pappenverfertigung, Eisen-, Maschinen-, Metallwaren-
industrie, Bürstenherstellung n. a.) eine wichtige Rolle. — Das feuchte Klima
des Vogtlandes ist für den Ackerbau weniger günstig als für den Wiesenbau.
Unter den Erzeugnissen der Landwirtschaft steht die Kartoffel obenan. Der
Reichtum an Wiesenland brachte eine nicht unbedeutende Viehzucht und damit
verbundene ansehnliche Lederindustrie hervor. Mit dem Holzreichtum steht
u.a. die Herstellung von Holzmusikinstrumenten im südlichen Vogtlande,
mit dem Vorkommen der Perlmuschel iu der oberen Elster die Perlmutter-
industrie2 dieser Gegend in Beziehung. Unter dem Einfluß günstiger Ver-
kehrslage — durch das Vogtland führte schon im Mittelalter eine wichtige
Verkehrsstraße von der Ostsee nach Süddeutschland und Italien — und der
Nähe bedeutender Kohlenlager, unterstützt ferner durch die bequeme Möglichkeit,
gute Bleichen anzulegen, ist auch die nicht bodenständige Industrie des
Landes, Weberei (Gardinen, Teppiche, Damenkleiderstoffe), Stickerei und
Weißwarenherstellung, vou Bedeutung geworden. — Das Erzgebirgische
Becken zwischen Zwickau und Chemnitz entwickelte sich durch seine Stein-
kohlenlager zu einer Stätte lebhaftester Großindustrie. Wie im Ruhrkohlen-
revier reiht sich hier Fabrik an Fabrik, Schlot an Schlot, ein Jndustrieort an
den andern. Spinnereien und Webereien liefern Woll- und Banmwoll-
waren, Wirkereien Strümpfe, Jacken, Unterzeuge; außerdem gibt es zahl-
reiche Färbereien und namentlich Maschinenbaufabriken. Ein kleineres
Steinkohlen- und Industriegebiet breitet sich westlich von Dresden im
Plaueuscheu Grunde aus. Die von Löß bedeckten Hochflächen des Säch-
* Das böhmische Gottesgab (vgl. Bild 41) liegt noch etwa 100 m höher. — 2 Sie be-
zieht jedoch heute ihre Rohmaterialien hauptsächlich aus dem Golf von Manaär. (Vgl. §117 c.)
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Das Deutsche Reich, — D. Das Mitteldeutsche Gebirgslaud.
469
Wiesenreichtum der höheren Gebirgslagen geknüpft. Die Holzverarbeitung
besorgen Schneidemühlen, Holzstoff-, Papier- und Zündholzfabriken; bedeutend
ist auch der Holzhandel (Grubenhölzer). Die Gebirgsweiden ermöglichen eine
ausgedehnte, blühende Viehzucht, die Milch, Butter und Käse (Koppenkäse)
zum Versand bringt. Das Quarzgestein des Riesengebirges und des Glatzer
Gebirgskessels findet in zahlreichen Glashütten Verwendung; neben die Glas-
bereitnng tritt die Herstellung von Porzellan. Mancherorts liefern Sandstein-
brüche das Material für Mühlsteine, Stufen, Säuleu, Fenstereinfassungen, und
aus den Marmorsteinen des Gebirges werden Platten und Denkmäler gefertigt.
239. Queis-Talsperre bei Marklissa.
Unter den mancherlei Vorbeugungsmatzregeln gegen die Hochwasserverheerungen der Sudetenslüsse stehen die
Talsperren obenan. Sie fassen gewaltige Mengen Wasser, das sie beim plötzlichen Heranfluten aufstauen. Dadurch
schützen sie die abwärts gelegenen Talgründe vor Überschwemmung. Mit diesem Vorteil verbinden sie einen
zweiten: stetig geben sie von dem gesammelten Wasser zu Betriebszwecken und zur Erzeugung elektrischer Kraft ab.
Im Waldenburger Berglande sind über 20000 Menschen im Berg-
bau auf Steinkohlen beschäftigt. Der wichtigste Industriezweig des Schle-
fischen Gebirgslandes ist aber die Webindustrie. Der Flachsbau und die
gute Gelegenheit zur Anlage von Bleichen an den wiesenumsäumten Wasser-
länsen brachten schon vor Jahrhunderten am Fuße der Sudeten das Weber-
gewerbe zur Entstehung. Heute ist die Hausindustrie mehr und mehr dem
Maschinenbetrieb in Fabriken gewichen, denen das Wasser der Gebirgsflüsse
und die Kohlen des Waldenburger Mittelgebirges die Triebkraft liefern.
^>chlesische Leinwand ist seit alters berühmt. Zu der Leinwandweberei ge-
sellten sich die Woll- und Baumwollindustrie. Im Waldenburger Berg-
lande, in den Flußtälern des Eulengebirges und am Fuße des Riesengebirges
sind große, langstraßige Weberdörfer ungemein zahlreich Mild 240). Die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Das Deutsche Reich. — E. Norddeutsches Tiefland.
471
naturgemäß an größeren Städten. Sämtliche wichtigen Orte liegen an der
schlesischen Gebirgsrandstraße, jetzt der Eisenbahn, die am Fuße des Ge-
birges von Dresden über Bautzen —Görlitz —Hirschberg —Waldenburg in den
Glatzer Kessel führt.
Görlitz (90) an der Neiße und am Kreuzungspunkte der Verkehrslinien Prag
—Frankfurt a. O. und Leipzig—breslau wurde durch Tuchindustrie, Getreide-
und Wollhandel die zweite Stadt Schlesiens. Landeshut (15) deckt den Paßüber-
gang nach dem oberen Elbtal, Hirschberg (20) am Bober ist Mittelpunkt des schle-
sischen Holz- und Leinenhandels; in der Nähe des Gebirges liegt der Badeort
Warmbrunn. In und um Waldenburg (20) blühen Kohlenbergbau, Porzellan-
und Glasherstellung. Bad Salzbrunn, das „Ems des Ostens", ist das be-
suchteste Mineralbad Ostdeutschlands. An der Breslau—königgrätzer Straße
(Bahn) treibt Schweidnitz (30) Handel und Wollweberei. Das 7 km lange Dorf
Langenbielau (20, Bild 240) am Fuße des Eukeugebirges gehört zu den ersten
Heimstätten der schlesischen Leinen- und Baumwollweberei. Die Festung Glatz(20)
an der Neiße beherrscht die Gebirgsstraßen nach Böhmen und Mähren; südöstlich
von ihr liegt am Fuße des Glatzer Schneeberges der Badeort Landeck.
E. Norddeutsches Tiefland.
Übersicht.
I. Bodengestaltung und Bodenbeschaffenheit. Das Norddeutsche Tief- 8 310.
land, ein Teil des großen Nordeuropäischen Tieflandes, das von
den Westpyrenäen bis an den Ural reicht, ist durchaus nicht überall
Tiefebene. Es hat vielmehr ansehnliche Höhenunterschiede zwischen flachen
Niederungen, welligen Formen und höheren Landrücken aufzuweisen. Daher
kann es nur als Tiefland — nicht als Tiefebene — bezeichnet werden.
An seinem Südrand greift es in vier großen Buchten tief in das Mittelgebirgs-
land ein, in der Cölnifchen und Münsterländischen, der Thüringisch-
Sächsischen und Schlesischen Bucht. Das Tiefland ist zwischen dem
Jadebusen und dem Wesergebirge am schmälsten, im 0 am breitesten. Seine
Oberflächenformen und seine Bodenbeschaffenheit sind im wesentlichen das
Erzeugnis der diluvialen Vereisung, die von Skandinavien ausging.
Ii. Entstehung der Oberfläche. Das Norddeutsche Tiefland wird zum
größten Teil von einer Decke von Schuttgesteinen gebildet. Sie verhüllt
in einer Mächtigkeit von stellenweise mehr als 200 m den darunterliegenden festen
Fels, ein altes Grundgebirge, von dem wir nur durch die zahlreichen Bohrungen
auf Salz, Kohle und Öl eine freilich lückenhafte Kenntnis besitzen.
Während der Eiszeit1 reichte von Skandinavien her eine riesige Inlandeis-
masse Ms nach Schottland, England, Holland, Norddeutschland und Rußland;
zur Zeit ihrer größten Ausdehnung hatte sie an der Nordstanke unserer deutschen
Mittelgebirge noch etwa 500 m Höhe. Dieses Inlandeis ließ nun, gerade wie
unsere Alpengletscher jetzt noch, beim allmählichen Zurückweichen (infolge Wärme-
zunähme des Klimas) ungeheure Mengen von Moränenschutt zurück. Dessen
1 Es gab mehrere eiszeitliche Perioden oder Eiszeiten in der „Gegenwart" der Erde,
als der Mensch schon da war. Der heutige norddeutsche Boden entstammt im wesentlichen
der jüngeren Eiszeit.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
518
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Stettin und Hamburg, die Germania-Werft in Kiel, die Werft von Blohm &Voß
inhamburg und die Werft „Weser" in Bremen. Bemerkenswert ist, daß im Schiff-
bau nach dem Gesamttonnengehalt der gebauten Schiffe die Nordsee noch von der
Ostsee übertroffen wird, obschon diese in bezng auf Reederei und Verkehr hinter
jener weit zurücksteht. Das Aktieukapital aller deutscheu Wersten beträgt etwa
800 Mill. Mark, und die Gesamtzahl der deutschen Arbeiter, die beim Schiffbau
ihr Brot verdienen, stellt sich auf annähernd 100000.
3. Die Webindustrie. a) Die deutsche Baumwollindnstrie wird nur von der
englischen und nordamerikanischen übertroffen. Ihre Hauptsitze sind Mülhauseni. E.,
Chemnitz, München-Gladbach-Rheydt, Augsburg, Plauen. 1911 verarbeiteten im
Deutschen Reiche über 10,3 Mill. Baumwollspindeln mehr als 1^ Mill. Ballen rohe
Baumwolle. Während sich die englische Baumwollindustrie räumlich auf einzelne
größere Gebiete beschränkt, ist die deutsche auf viele Bezirke verteilt.
b) Die Hauptsitze der Lcincnindustrie siud die Gegenden um Hirschberg, Landes-
hnt und Reicheubach in Schlesien, der Zittauer Bezirk und Bielefeld. Die Menge
des in Deutschland erzeugten Flachses reicht für den Bedarf der einheimischen Webe-
reien uicht aus; deshalb wird viel Flachs aus Rußland bezogen.
c) Die deutsche Seidenindustrie wetteifert in vielen Erzeugnissen mit der sran-
zösischen. Ihre Mittelpunkte sind Ersfeld und Elberfeld. In den Seidenwebereien
beider Orte zusammen wurden 1909 über 14 Mill. kg Rohseide verarbeitet.
(1) Die seit alter Zeit und in verschiedenen Bezirken ausgeübte Tuchweberei
blüht in Görlitz, Grünberg, Berlin, Cottbus, Guben, Aachen und Elberfeld.
Zur Webindustrie zählen noch die zahlreichen Bleichereien, Gardinen-,
Spitzen- und Posamentenfabriken, Teppich- und Möbelstoffwebereien
und Wollwirkereien. Chemnitz bringt Teppiche und Möbelstoffe, Planen Gar-
dinen auf den Weltmarkt. Annaberg im Erzgebirge ist der Hauptort für Posa-
meuteuerzeugung, Linden neben Crefeld der bedeutendste Platz für Samtfabri-
kation. In der Bekleidungsindustrie steht Berlin obenan.
3. Die chemische Industrie. Die chemische Industrie Deutschlands ist die
erste der Erde; sie stützt sich sowohl auf den Reichtum des Bodens an geeigneten
Rohstoffen als auf die hervorragende Entwicklung der deutschen Wissenschaft. Ihre
Erzeugnisse find sehr mannigfaltig: künstliche Düngemittel saus Kalisalzen), Arz-
neien, Drogen, Farbstoffe, einfache chemische Stoffe, Teerstoffe, ätherische Ole usw.
Vertreten ist sie hauptsächlich in Berlin, Frankfurt a. M, Höchst (Farbwerke),
Mannheim-Ludwigshasen, Eöln, Leipzig und in anderen Großstädten.
4. Sonstige Gewerbebetriebe. Den ersten Platz nimmt das Deutsche Reich im
Bnchdrnckgewerbe (Leipzig, Berlin, Stuttgart) eiu. Unerreicht ist es in der
Herstellung von Holzwaren (Spielwaren, Bleistifte, Erzeugnisse der Kunsttisch-
lerei, Jnstrumentenban) und von Papier. In der Biererzengnng kommt uns
kein Laud der Erde gleich. In der elektrotechnischen, der Maschinen- und
Fahrradindustrie steht Deutschland mit den ersten Staaten der Welt (England,
Frankreich, Union) in scharfem Wettbewerb; es ist berühmt geworden durch seine
physikalischen und optischen Instrumente (Hamburg, Berlin, Leipzig, Mün-
chen,Jena). Eiue mannigfaltig entwickelte Industrie gründet sich auf die Gewinnung
und Verarbeitung der Steine und Erden. Die Porzellanfabrikation blüht
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Extrahierte Personennamen: Blohm_&Voß
Extrahierte Ortsnamen: Europa Hamburg Kiel Bremen Ostsee Chemnitz Augsburg Plauen Hirschberg Schlesien Bielefeld Deutschland Elberfeld Görlitz Grünberg Berlin Cottbus Guben Aachen Elberfeld Annaberg Berlin Deutschlands Berlin Frankfurt Leipzig Deutsche_Reich Leipzig Berlin Stuttgart Deutschland England Frankreich Hamburg Berlin Leipzig
Das Deutsche Reich. — C. Das Süddeutsche Gebirgsland. 423
Oberfläche lagernde Kalkstein wertvolles Material für Haus- und Straßen-
bauten liefert. Das Tal der Mosel besitzt landwirtschaftlich wertvollen
Boden für Feld-, Garten- und Weinbau. Nordwestlich von Metz, nach
Luxemburg und Frankreich übergreifend, bergen die Juragesteine wich-
tige Eisenerzlager, zurzeit die ergiebigsten in Deutschland. Wegen
der Nähe fossilen Brennstoffs ist neben dem Bergbau eine großartige Eisen-
Industrie emporgewachsen, die in ihren Stahl- und Eisenwerken, Maschinen-
und Drahtseilfabriken Tausende von Arbeitern beschäftigt. Da, wo die Saar
nach Nw umbiegt, reicht das Saarbrückener Steinkohleugebirge ans dem
Rheinland und der Pfalz weit nach Lothringen hinein.
Iv. Politische Gliederung. Das Lothringische Stufenland, geographisch eine § 280.
Einheit, zerfällt politisch und sprachlich in zwei Teile, von denen der eine zu
Deutschland, der andere zu Frankreich gehört. Die politische Grenze verlaust
über den Kamm des südlichen Wasgenwaldes und zieht dann in der Gegend der
Saarquelle nach Nw bis über die Mosel hinaus. Die Sprachgrenze verläuft
etwas nordöstlich der politischen Grenze quer durch das Stufenland von Saarburg
auf Diedenhofen zu.
Daß die Lothringische Stufenlandschaft jene zweisprachige und heiß umstrittene
Grenzmark wurde, als die sie sich in der Geschichte kundgibt, ist durch ihre Lage
und ihre Naturbeschaffenheit bedingt. Im Mittelalter waren die Stufenländer der
oberen Mosel von durchaus deutscher Bevölkerung bewohnt, aber in der Zeit vom
16. bis zum 18. Jahrhundert gingen Elsaß und Lothringen an Frankreich verloren,
und deutsches Wesen und deutsche Sprache wurden in die nordöstlichen Gebiete
zurückgedrängt. Erst 1870/71 gelang es, mit dem Elsaß auch den nordöstlichen
Teil Lothringens dem Deutschen Reiche wieder einzuverleiben.
V. Bewohner und Siedlungen. 1. Deutsch-Lothringen. Die dichtwohnende
Bevölkerung Deutsch-Lothringens, dieser Mosellandschaftim Lothringischen Stufen-
lande, ist üb erwiegend deutsch, und zwar fränkischer Abstammung; auch
Luxemburg wird von deutschen Franken bewohnt. Im Grenzgebiete herrscht die
französische Sprache. In ganz Elsaß-Lothringen beläuft sich die Zahl der
Französisch Redenden auf etwa 200000 (T\ der Gesamtbevölkerung).
Die Bezirkshauptstadt Metz (70) an dem Moselübergang der alten deutschen
Straße nach Paris ist Deutschlands stärkste Festung (Befestigungsgürtel 8 km Durch-
messer) und der Mittelpunkt des lothringischen Eisenbahnnetzes. (Schlachtfelder!
Vionville, Mars la Tonr, Gravelotte, St. Privat.) Im Nordwestzipfel Lothringens
liegt das gleichfalls befestigte Diedenhofen (15).
Zum Lothringischen Stufenlande gehört auch das kleine Großherzogtum
Luxemburg, das seinen natürlichen Zugang vom deutschen Moseltale her hat und
deshalb in Zollgemeinschaft mit dem Deutschen Reiche steht. Die Hauptstadt ist
Luxemburg (25), früher deutsche Bundesfestung. (Weiteres s. § 238.)
2. Französisch-Lothringen. Das Lothringische Stufenland an der oberen Mosel
und Maas ist französisch. Der bedeutendste Ort ist hier Nancy (125) mit stark
betriebener Weberei und Stickerei, gleich Tonl an der westlichen Ausbiegung der
Mosel eine starke Festung.
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Extrahierte Personennamen: Metz Nancy
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Frankreich Deutschland Rheinland Lothringen Deutschland Frankreich Saarburg Lothringen Frankreich Lothringens Luxemburg Elsaß-Lothringen Paris Deutschlands Nordwestzipfel_Lothringens Luxemburg Luxemburg