— 177 —
Kriegssteuer, 100 000 Taler von der Stadl und 50 000 Taler von der katholischen Geistlichkeit, in den vier Tagen nicht zusammengebracht worden war.
Reichstruppen und Franzosen in Erfurt: Bald daraus
sah Ersurt ein anderes soldatisches Schauspiel. Reichstruppeu und Franzosen quartierten sich in überaus großer Zahl in ihr ein. Der Obergeneral der französischen Truppen, Prinz v. Sonbise, hielt am 25. August 1757 seinen Einzug. Er stieg mit seinem ihm in 5 sechsspännigen Kutschen nachfahrenden Gefolge in der Statthalterei ab. Eine Kompanie kurmaiuzifche Grenadiere besetzte mit fliegender Fahne und klingendem Spiel vor ihr die Wache. Der Prinz wurde von dem Statthalter, einigen Gesandten der kurfürstlichen Regierung und von den Abgeordneten der Universität aufs ehrenvollste „bekomplimentiert" (s. Nr. 58).
Abermalige Besetzung der Stadt durch die Preaitzen: Mitte September rückte die Besatzung wieder ab, um den heranziehenden Preußen zu entgehen (s. Nr. 59).
Das Jahr 1759 sah abermals eine große Menge Preußen in Erfurts Mauern. An Kriegssteuern wurden diesmal 200000 Reichstaler gefordert. Diese Summe wurde aber aus 100 000 Taler, zahlbar in drei gleichen Raten mit sechswöchigem Abstande, ermäßigt. Außerdem hatte die Stadt 80 vierspännige Wagen, die auf drei Tage mit Futter zu versehen waren, zu stellen.
Straßenkampf: In diesem Jahre kam es auch zu einem
Straßenkampfe. Gegen Abend des zweiten Weihnachtstages langten einige hannovrische Packwagen an (England, dem Hannover gehörte, war mit Preußen verbündet), und die sie begleitenden hannovrischen Jäger wurden hier einquartiert. Die Bürger übernahmen wie immer, wenn Preußen oder ihnen verbündete Truppen in der Stadt waren, die Wache, während sich die mainzische Besatzung aus die Festung zurückzog. Da sielen am 28. Dezember gegen 11 Uhr vormittags ganz unerwartet zwei Kanonenschüsse vom Petersberg, und sogleich geriet alles in Ausregung. Die Hannoveraner liefen mit ihren Tornistern zusammen und stellten sich in der Gegend der Gasthöfe zum Schlehendorn (Hotel Rheinischer Hos) und Huscisen (Regierungsstraße Nr. 14) aus. Es dauerte auch nicht lange, da kamen kaiserliche reitende Jäger zum Löbertor her-eingesprengt. Sofort schlossen sich die Hannoveraner eng zusammen und feuerten tapfer auf die Reiter. Doch von der Uebermacht hart bedrängt, mußten sie sich auf die Langebrücke zurückziehen. Die kaiserlichen Jäger solgten nach, und es entspann sich ein heftiges Scharmützel. Der Kugelvorrat der Hannoveraner war bald verschossen. Sie mußten sich ergeben und wurden samt ihren Wagen zum Löbertor hinaus nach Arnstadt abgesührt. Während des Gefechtes waren die Einwohner in großer Bestürzung; einen so hitzigen Straßenkampf hatten sie noch nicht erlebt. Aengstlich wurden alle Türen und Fensterläden der Häuser geschlossen, und
12
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Extrahierte Personennamen: August Straßenkampf
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Erfurts England Hannover Petersberg Arnstadt
85
gefangen. Sturz des französischen Kaisertums, Frankreich Republik unter einer provisorischen Regierung, Organisation des Volkskrieges durch Gambetta.
Vormarsch der Armeen der beiden Kronprinzen gegen Paris. Belagerung der Stadt.
27. Sept. Kapitulation von Strassburg (General von
27. Okt. von Metz (Prinz Friedrich Karl).
Vergebliche Anstrengungen der Franzosen, Paris zu entsetzen. Die französische Nordarmee wird von Manteuffel bei Amiens, später von Göben bei St. Quentin geschlagen, die französische Loirearmee wird von Prinz Friedrich Karl bei Orleans, später bei Le Mans besiegt. Die französische Südostarmee unter Bourbaki, die Beifort entsetzen und nach Eisass Vordringen will, wird von General von Werder aufgehalten, bis Manteuffel sie umschliesst und nach der Schweiz drängt.
1871. 18. Jan. König Wilhelm wird in Versailles zum
deuischen Kaiser ausgerufen. Gründung des neuen deutschen Reiches.
28. Jan. Kapitulation von Paris. Waffenstillstand.
Nationalversammlung in Bordeaux. Thiers zum Chef der Exekutivgewalt gewählt.
Friedenspräliminarien zu Versailles.
10. Mai Friede zu Frankfurt: Frankreich tritt Eisass ausser Beifort und Deutsch-Lothringen mit Metz an Deutschland ab und zahlt 5 Milliarden Francs Kriegsentschädigung. Deutschland die erste Macht in Europa.
Werder) und
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrich_Karl) Friedrich Karl Manteuffel Friedrich_Karl_bei_Orleans Friedrich Karl Le_Mans Wilhelm Thiers
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich_Republik Gambetta Paris Strassburg Paris Amiens Versailles Paris Bordeaux Versailles Frankfurt Frankreich Deutschland Deutschland Europa
82
1852
1852—1870
1854—1856
1859
1860 u. 1861
1861—1865
1862—1867
Verfassung bietet sie Friedrich Wilhelm 1y. die deutsche Kaiserkrone an, der sie aber ablehnt.
Nach dem Scheitern der preussischen Unionsversuche wird der deutsche Bund unter Österreichs Leitung wieder hergestellt.
Der Präsident der französischen Republik Louis Napoleon wird als
Napoieon Iii. zum erblichen Kaiser der Franzosen proklamiert.
Der Krimkrieg. Kaiser Nikolaus von Russland fordert das Protektorat der griechischen Kirche in der Türkei. Napoleon schliesst mit England gegen Russland ein Bündnis. Die Verbündeten belagern nach dem Siege an der Alma Sebastopol und erstürmen den M al ak o f f turm. Kaiser Alexander Ii. schliesst den Pariser Frieden, der Russlands Macht am schwarzen Meere lähmt.
Der Krieg Frankreichs und Sardiniens gegen Österreich. Die Österreicher werden in den Schlachten bei Magenta und Solferino geschlagen. Friede zu Zürich: Die Lombardei kommt an Viktor Emanuel.
Ganz Italien (Garibaldi) ausser Venetien und Rom zu einem Königreich Italien vereinigt. 1871 Rom Hauptstadt des Königreichs Italien.
Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Nach der Wahl des Präsidenten Abraham Linkoln sagen sich die Südstaaten von der Union los und wählen Jefferson Davis zum Präsidenten. Der Bürgerkrieg endet mit dem Siege der Nordstaaten und der Aufhebung der Sklaverei.
Napoleons mexikanische Expedition. Einstellung der schuldigen Zahlungen der Republik Mexiko. Der Präsident Juarez vertrieben.
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Extrahierte Ortsnamen: Russland England Russland Russlands Frankreichs Magenta Italien Rom Italien Rom Italien Nordamerika Napoleons Mexiko
91
Preussen. (17. Jan. Stiftung des Schwarzen Adlerordens). — Stiftung der Universität Halle 1694 (August Hermann Francke). Akademie der Wissenscliaften (Leibnitz).
1713—1740 Friedrich Wilheim L, Organisator des preussischen Staates: Oberbehörde für Kriegs- und Finanzsachen das Generaldirektorium; musterhafte V erwaltung. Säulen des Staates: der Soldat (stehendes Heer von 83000 Mann, Leopold von Dessau), der Ackerbauer (Aufnahme vertriebener Salzburger), der Handwerker.
1713 Im Frieden zu Utrecht erhält Preussen
Obergeldern.
1720 Im Frieden zu Stockholm erhält Preussen
Vorpommern bis zur Peene mit Stettin und den Odermündungen.
D ruckf e liier: lies S. 50 Z. 7 statt ,.König“: „Kaiser”.
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Extrahierte Personennamen: August Hermann_Francke Leibnitz Friedrich_Wilheim Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold
60
Rathha us zu Heilbrorin.
Kaiserliche Räthe. 'Hauptmann. Rathsherren von Heilbronn.
Rathsherr. Wir haben auf euern Befehl die stärksten und tapfersten
Bürger versammelt; sie warten hier in der Nähe auf euern Wink, um sich Ber-
lichinqens zu bemeistern.
Erster Rath. Wir werden Jhro Kaiserlichen Majestät eure Bereitwilligkeit,
Ihrem höchsten Befehl zu gehorchen, mit vielem Vergnügen zu rühmen wissen. —
Es sind Handwerker?
Rathsherr. Schmiede, Weinschröter, Zimmerleute, Männer mit geübten
' Fäusten und hier wohl beschlagen (auf die Brust deutend).
Rath. Wohl.
Gerichtsdiener (kommt). Götz von Bcrlichingen wartet vor der Thür.
Rath. Laßt ihn herein.
Götz (kommt). Gott grüß euch, ihr Herren, was wollt ihr mit mir?
Rath. Zuerst, daß ihr bedenkt, wo ihr seid? und vor wem?
Götz. Bei meinem Eid, ich verkenn euch nicht, meine Herrn.
Rath. Ihr thut eure Schuldigkeit.
Götz. Von ganzem Herzen.
Rath. Setzt euch.
Götz. Da unten hin? Ich kann stehen. Das Stühlchen riecht so nach
armen Sündern, wie überhaupt die ganze Stube.
Rath. So steht!
Götz. Zur Sache, wenn's gefällig ist.
Rath. Wir werden in der Ordnung verfahren.
Götz. Bin's wohl zufrieden, wollt, es wär von jeher geschehen.
Rath. Ihr wißt, wie ihr auf Gnad und Ungnad in unsere Hände kamt.
Götz. Was gebt ihr mir, wenn ich's vergesie?
Rath. Wenn ich euch Bescheidenheit geben könnte, würde ich eure Sache
gut machen.
Götz. Gut machen! Wenir ihr das könntet! Dazu gehört freilich mehr
(als zum Verderben.
Schreiber. Soll ich das alles Protokolliren?
Rath. Was zur Handlung gehört.
Götz. Meinetwegen dürft ihr's druckell lasten.
Rath. Ihr wart in der Gewalt des Kaisers, dessen väterliche Gnade an
den Platz der majestätischen Gerechtigkeit trat, euch anstatt eines Kerkers Heil-
bronn, eine seiner geliebten Städte, zum Aufenthalt anwies. Ihr verspracht mit
einem Eid, euch, 'wie es einem Ritter geziemt, zu stellen und das Weitere de-
müthig zu erwarten.
Götz. Wohl, und ich bin hier und warte.
Rath. Und wir sind hier, euch Jhro Kaiserlichen Majestät Gnade und Huld
zu verkündigen. Sie verzeiht euch eure Übertretungen, spricht euch von der Ächt
und aller wohlverdienten Strafe los, welches ihr mit unterthänigem Dank er-
kennen und dagegen die Urfehde abschwören werdet, welche euch hiermit vorgelesen
werden soll.
Götz. Ich bin Jhro Majestät treuer Knecht wie immer. Noch ein Wort,
f ehe ihr weiter geht. Meine Leute, wo sind die? Was soll mit ihnen werden?
I Rath. Das geht euch nichts an.
Götz. So wende der Kaiser sein Angesicht von euch, wenn ihr in Noth steckt!
Sie waren meine Gesellen und sind's. Wo habt ihr sie hingebracht?
Rath. Wir sind euch davon keine Rechnung schuldig.
Götz. Ah! Ich dachte-nicht, daß ihr nicht einmal zu dem verbunden seid,
was ihr versprecht, geschweige —
Rath. Unsere Commission ist, euch die Urfehde vorzülegen. Unterwerft euch
j dem Kaiser, und ihr werdet einen Weg finden, um eurer Gesellen Leben und Frei-
heit zu flehen.
Götz. Euern Zettel.
Rath. Schreiber, leset.
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Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
'3'
zu den Waffen um vorgebliche Ansprüche nach einem
neuerfundenen Rechte (sr.8 devoiutionis) geltend zu 1667
machen. Ader England, Schweden und die vereinig-
ten Niederlande, mit welchen letztem der Kurfürst
im Jahre vorher ein enges Bündnrß geschlossen hatte,
traten sofort zu einer Triple-Allianz zusammen 23. Jan.
als Vermittler zwischen Frankreich und Spanien, be- 1668
waffner für die Freiheit Europa's, sobald gütliches
Werben fruchtlos sein würde. Ludwig gab für den
Augenblick nach; dem ftaatsklugen Fürsten entging es
nicht, daß er immer ein Heer, wie Europa es nie
gesehen hatte, für sich, und nur einen locker zusam-
menhängenden Bund gegen sich behielt, der bei der Lage
der Dinge leicht aufzulösen, viellercht gar theilweise
zu gewinnen war. Daher der Friede zu Aachen, Mai
in welchem Frankreich zwölf feste Platze an der nie. *663
derländischen Granze behielt: ein Beweis für die Halb-
heit des politischen Benehmens der Verbündeten. Die
französische Politik gewann bald einen vollständigen
Sieg über die Schwache und Staatsfehler der übri-
gen Machte. Die große Wahrheit, daß, wenn die
Herrscher sich und ihre Völker vernachlässigen, die
Zeit der Eroberer kömmt, trat hier ins Leben.
Die Tripleallianz lößte sich auf; Geld gewann die
Könige von England und Schweden zu beider und
Verderben; die deutschen Fürsten wurden überredet 16^2
oder eingeschläfert; nur Kurfürst Friedrich Wil-
helm zeigte sich der Fürstenehre würdig.
Sorglos, wie Republikaner pflegen, denen die
umsichtige und schnell ordnende Einheit an der Spitze
fehlt, brütete be Witt über Handelsplanen, als das
Ungewitter des Kriegs von Frankreich und England 1672
über ihn hercinbrach. Vom ersten Sturme retteten
^>ie Meereswellen, denen die Provinz Holland^ ihre
blühenden Niederungen übergab; dann kam mit der
Besinnung der Gedanke an die ruhmvollen Ora-
nier wieder zurück; die Demagogen stürzte die Wuth
des verzweifelnden Volks und Wilhelm Iii. von
Oranien trat als erblicher Statthalter an die Spitze
der Niederlande. Da führte Kurfürst Friedrich
Wilhelm, der ritterliche Bundesgenosse Hollands,
ein Heer von 20,000 Mann zur Hilfe heran, traten
9 *
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Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
222
von Natur fruchtbaren, theils absichtlich zuberei-
teten Boden anvertraute Saat in bis dahin uner-
hörter Weise aufgegangen. Die französische Revolu-
tion brach aus. Ein Akt des Wahnsinns hob den mit
der Gesellschaft auf Tod und Leben verbundenen Un-
4' Aug. terschied der Stande auf; des Adels Blüthe,
^?89 der Geistlichkeit Kern verließ, überrascht von die-
sem in der Geschichte einzigen Ereignisse, nicht ohne
Kleinmuth und Uebereilung Thron und Altar, dis
Heiligthümer, zu deren Schutz beide Stande vorzugs-
weise berufen sind. Der Pöbel, dieß Ungeheuer,
das nur der Gesetze strenge Zucht zu bändigen ver-
mag, ward losgelassen. Nun trieben alle Leidenschaf-
ten ihr furchtbares Spiel, und dieß eben wollten die
Urheber der Zerstörung: wohl wissend, daß es nur
einer durchgreifenden Erschütterung der Grundsätze be-
darf, um den Mißbrauch allgemein zu machen und
Personen wie Dinge in Betrüger oder Betrogne ums
zugestalten, — daß der Verlust des Glaubens am
Bestehenden die Fähigkeit zu jeder Revolutionsthat
unausbleiblich nach sich zieht. Die Monarchie, das
Heilkgthum der Völker, ward erst ein leerer Name
(Konstitution vom 28. Sept. >7y>), dann ein Spott
(Stürmung des königlichen Palastes »o. Aug. 17(72),
endlich ein Unding und Abscheu in Frankreich (Grün-
dung der Republik 22. Sept. und Anerkennung der
Volkssouverainetät am 15. Deo. 1792).
König Friedrich Wilhelm Ii. fühlte leben-
diger als irgend ein andrer Monarch Europas das
Bedürfniß kräftiger Maßregeln und eines raschen Hin-
kingreifens in das noch haltlose Gewühl der Revolu-
tion. Die Unrechtlichkeit, Rohheit und Scheußlich-
keit im Lehren und Handeln der Helden des Tages
in Frankreich empörten seinen edlen und ehrhaften
Sinn. Seinem klaren und gesunden Verstände war
cs nicht fremd, wie sehr Frankreichs Schicksal auf
das Staatensystem von Europa und die Gestaltung
der Gesellschaft überhaupt einwirken müsse. Gern
würde er, Frankreichs natürlicher Bundesgenosse, durch
schnelle und kraftvolle Anstrengung dieses Reich in der
Staaten Reihe erhalten, uneigennützig, wie seinem
Geist es gemäß war, die größten Opfer für den als
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Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
■¿0 7
Der Vertrag von Amrens, der den Weltfrie-
den begründen sollte, war nichts als ein Waffenstill-
stand gewesen. Auf Englands Kriegserklärung an
die französische Republik, ließ deren Oberhaupt Na -
poleon Bonüparte, seit dem aten August >8"2 ^ ^
erster Konsul auf Lebenszeit, sofort das neu-
trale Hanover besetzen. Der Reichstag, dem nicht 5. Jan.-
einmal eine Anzeige davon geworden war, schwieg; 4. Juu.
das britische Volk aber trat unter die Waffen, das
britische Geld warb in allen Kabinetten.
Wahrend indeß mehr ein Kriegszustand als ein
eigentlicher Krieg das Festland auf neue Erschütte-
rungen vorbereitete, der König ein freundschaftliches
Verhaltniß mit Frankreich unterhielt, und durch das
Versprechen: von seinen Granzen her keinen Angriff
auf den Freistaat zu gestatten, eine Verminderung der
französischen Truppen in Hanover bewirkte, gab der
erste Konsul ein neues Beispiel von der Unersätt-
lichkeit menschlicher Herrschsucht und der Wirkungen
allzugroßer Macht auf Charakter und Grundsätze. Es
war ihm gelungen, die Revolution zu gestalten Und
mit rein monarchischen Banden zu fesseln; er hatte
den geringen Sinn der Franzosen für wirkliche Frei-
heit erkannt, kunstreich alle Staatsgewalten in sich
vereinigt, durch Wohlthaten die Bürger, durch Sieg
und glanzendes Feldherrntalent die Krieger Frankreichs
an sich gefesselt, durch Waffenglück endlich und die
Kunst seine Gegner untereinander zu entzweien, den
Rang eines Schiedsrichters von Europa sich erworben.
Verschwörungen gegen sein Leben, bald von Anhän-
gern des alten Systems, bald von revolutionairett
Schwindlern angestiftet (mitunter auch wohl nur vor-
gespregelt, um das Volk zu beunruhigen, das in ihm
seinen Heiland und Erlöser von dem Jammer der
Revolution und des Bürgerkrieges sah), mußten ihm
dazu dienen, seinen Plan zur Herstellung einer Monar.
chie in Frankreich zu zeitigen; denn wohl erkannte er,
daß für einen Freistaat von solcher Größe weder im
alten noch rn einem neuen Staatensysteme Raum
sei. Ein Senatus - Consult erhob Napoleon zum »8. M -i
erblichen Kaiser der Franzosen. ismj.
Von mm an entwickelten sich seine Riesenplane
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Extrahierte Personennamen: August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Englands Hanover Frankreich Hanover Frankreichs Europa Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Erster Abschnitt.
15?
lieber Luther (ders. S. 430): Er Hut allezeit in liiibe-
dingter Redlichkeit seine Ueberzeugung aiisgesprocheit uild war
jedem irdischen Interesse frenid. Mit kräftiger Sinnlichkeit stand
er festgewurzelt in die Erde, aber sein Haupt reicht in den
Himmel. An schöpferischem Geiste war seiner Zeit keiner ihm
gleich, und an volksthümlicher Beredsamkeit ist nie seines Glei-
chen gewesen in deutschen Landen. Seine Bedentuitg aber be-
steht weniger in seinen losreißenden lind zerstörenden Thaten,
vielmehr in seiner aliferbauenden Macht, in seiner begeisterten
Glaubens- lind Liebessiille.
Melanchthon: Mein Schmerz über die Kriegsunruhen
verzehrt »lieh. Oft zweifle ich, wenn ich die Elbe erblicke,
vb ich ihn ausweinen könnte, wenn ich auch eben so viel Thrä-
nen vergießen wollte, als die Elbe Wellen wirft.
(1520) Die Wahlcapitulation, welche Karl V. unterschrieb:
Der Kaiser bestätigt uno befolgt alle Reichsgesetze, schützt die
Stände bei ihren Rechten, erlaubt Versammlungen der Kur-
fürsten zur Berathung über öffentliche Angelegenheiten, grün-
det einen Reichsrath ans Delitschen, giebt nur diesen öffentliche
Aemter, und bedient sich in Staatssachen der deutschen oder
lateinischen Sprache. Er halt Frieden mit den Nachbarn,
schließt fein Bündniß und erhebt keinen Krieg vhile Beistim-
mung der Släitde, legt eigenmächtig keine Steuern ans, schützt
den Papst und. die katholische Kirche, sorgt aber zugleich, daß
die Rechte lind Freiheiten der delitschen Kirche nirgends be-
schrällkt werden. Er trachtet nicht danach, die Krone in seinem
Hause erblich zu machen, und bestätigt das, lvas die Reichs-
vicarien seit Marimilians Tode angeordnet haben.
Die Inquisitorell in den Niederlanden: Warum habt ihr
euch von Luther verführen lassen? —Er hat uns verführt, wie
Christus die Apostel verführte.
(1520.) Karl V. als er denr Papst Clemens Vii. Hände
und Füße küßte: Ich komme, Euer Wohl lind Eure Ehre zu
fördern nnt> die Mittel mit Eiv. Heiligkeit zu beratheil, alle
in der Kirche eingerissene Zwietracht zu heben. Clemens Vi!.:
Habet Dank für die Wohltharen, die Ihr mir erwiesen lind
schenket mir ferner Eure Gnade. Auch zürnet mir nicht u>ld
nehmt es nicht auf als Hochiiiuth, daß ich mir habe Hände
und Füße von Euch küssen lassen. Es ist voil den Vorfahren
bei solchen Zusammenkünften immer so gehalten worden, so habe
ich, um den Schein der Neuerung fern zu halten, gegen meine
Neigung, inich hergeben müssen zur Annahme solcher Ver-
ehrung.
Kais. Karl V.
1520—1556.
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nächtlicher Straßenkampf entbrannte, der auf beiden Seiten viele Opfer for-
derte. Der König Friedrich Wilhelm Iv., dessen christliches Herz den Gedanken
an einen Kampf gegen fein eigenes Volk nicht ertragen konnte, gab nach und be-
fahl die Einberufung einer N a t i o n a l v e r s a m m l n n g. Ganz Deutschland war
vom Aufruhr durchwühlt. In der Nationalversammlung zu Frankfurt gab
es Viele, welche die Flamme der Empörung schürten. Auch hier wurden
Barrikaden gebaut und die preußischen Abgeordneten Fürst Lichnowsky und
General von Auerswald ermordet. In Wien kam es im Herbst (1848) zu
blutigen Kämpfen, bis die Stadt von den Truppen mit Sturme genommen
wurde. Kaiser Ferdinand legte die Krone in die Hand feines 18 jährigen
Neffen Franz Joseph nieder.
Friedrich Wilhelm Iv. beschloß im Vertrauen auf Gott, dem er diente,
und voll Zuversicht auf die Unterstützung der Bessergesinnten in seinem Volke,
dem Verderben Einhalt zu thun. Er berief ein Ministerium von Männern
voll Muth und festem Willen. An die Spitze desselben stellte er den General
Graf von Brandenburg und den Freiherrn von Manteuffel. Die
Nationalversammlung wurde aus Berlin nach Brandenburg verlegt und
zu Ende des Jahres gänzlich aufgelöst. Im Februar des neuen Jahres wurden
neue Abgeordnete einberufen, deren beide Abtheilungen man mit „erster"
und „zweiter Kammer" bezeichnet. Seit 1855 sind für dieselben die
Bezeichnungen „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten"
eingeführt.
In Frankfurt hatte man eine deutsche Reichs» er fas fung zu Stande
gebracht, nach welcher an der Spitze des Reiches ein erblicher Kaiser stehen
sollte. Am 29. März 1849 wählte ein Theil der Abgeordneten Friedrich
Wilhelm Iv., den König von Preußen, zum Kaiser. Der König lehnte aber
die Wahl ab.
Im Mai dieses Jahres (1849) brach auch in Dresden ein blutiger
Aufstand aus; preußische Truppen eilten herbei und errangen erst nach mühe-
vollen Anstrengungen den Sieg. Am schlimmsten ging es in Baden und in
Rheinbayern her. Die Fürsten beider Länder suchten und fanden bei dem
Könige von Preußen Hilfe. Der ritterliche Prinz von Preußen, unser
jetziger geliebter König und Herr, zog an der Spitze einer Heeresabtheilung
in die aufrührerischen Länder, wo auch polnische und französische Flüchtlinge
sich gesammelt hatten. Die Preußen siegten überall und gaben den Fürsten
ihre Länder wieder zurück. Die deutsche Natioualversammlung, welche au
allen diesen Ereignissen Antheil hatte, wurde aufgelöst, und an ihre Stelle
trat später wieder der Bundestag.
Außer diesen Unruhen, welche in den einzelnen Ländern und Staaten
gegen die bestehende Obrigkeit sich kundgaben, ist auch unter den Gliedern des
deutschen Bundes nicht immer Friede und Uebereinstimmung gewesen, vielmehr
drohte zu wiederholten Malen ein Krieg zwischen denselben auszubrechen. Die
friedliebende Gesinnung Friedrich Wilhelm's Iv. hat aber solches Unheil ab-
zuwenden gewußt.
4. Die Kriege zur Zeit Friedrich Wilhelm's Iv. In die Kriege,
welche seit 1848 stattfanden, war Deutschland und Preußen nur zum
Theil verwickelt. Der erste Kamps war gegen Dänemark gerichtet. Die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Lichnowsky Auerswald Ferdinand Ferdinand Franz_Joseph Franz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Muth Manteuffel Friedrich
Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm's Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankfurt Wien Brandenburg Berlin Brandenburg Frankfurt Dresden Baden Rheinbayern Deutschland