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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 177

1911 - Erfurt : Keyser
— 177 — Kriegssteuer, 100 000 Taler von der Stadl und 50 000 Taler von der katholischen Geistlichkeit, in den vier Tagen nicht zusammengebracht worden war. Reichstruppen und Franzosen in Erfurt: Bald daraus sah Ersurt ein anderes soldatisches Schauspiel. Reichstruppeu und Franzosen quartierten sich in überaus großer Zahl in ihr ein. Der Obergeneral der französischen Truppen, Prinz v. Sonbise, hielt am 25. August 1757 seinen Einzug. Er stieg mit seinem ihm in 5 sechsspännigen Kutschen nachfahrenden Gefolge in der Statthalterei ab. Eine Kompanie kurmaiuzifche Grenadiere besetzte mit fliegender Fahne und klingendem Spiel vor ihr die Wache. Der Prinz wurde von dem Statthalter, einigen Gesandten der kurfürstlichen Regierung und von den Abgeordneten der Universität aufs ehrenvollste „bekomplimentiert" (s. Nr. 58). Abermalige Besetzung der Stadt durch die Preaitzen: Mitte September rückte die Besatzung wieder ab, um den heranziehenden Preußen zu entgehen (s. Nr. 59). Das Jahr 1759 sah abermals eine große Menge Preußen in Erfurts Mauern. An Kriegssteuern wurden diesmal 200000 Reichstaler gefordert. Diese Summe wurde aber aus 100 000 Taler, zahlbar in drei gleichen Raten mit sechswöchigem Abstande, ermäßigt. Außerdem hatte die Stadt 80 vierspännige Wagen, die auf drei Tage mit Futter zu versehen waren, zu stellen. Straßenkampf: In diesem Jahre kam es auch zu einem Straßenkampfe. Gegen Abend des zweiten Weihnachtstages langten einige hannovrische Packwagen an (England, dem Hannover gehörte, war mit Preußen verbündet), und die sie begleitenden hannovrischen Jäger wurden hier einquartiert. Die Bürger übernahmen wie immer, wenn Preußen oder ihnen verbündete Truppen in der Stadt waren, die Wache, während sich die mainzische Besatzung aus die Festung zurückzog. Da sielen am 28. Dezember gegen 11 Uhr vormittags ganz unerwartet zwei Kanonenschüsse vom Petersberg, und sogleich geriet alles in Ausregung. Die Hannoveraner liefen mit ihren Tornistern zusammen und stellten sich in der Gegend der Gasthöfe zum Schlehendorn (Hotel Rheinischer Hos) und Huscisen (Regierungsstraße Nr. 14) aus. Es dauerte auch nicht lange, da kamen kaiserliche reitende Jäger zum Löbertor her-eingesprengt. Sofort schlossen sich die Hannoveraner eng zusammen und feuerten tapfer auf die Reiter. Doch von der Uebermacht hart bedrängt, mußten sie sich auf die Langebrücke zurückziehen. Die kaiserlichen Jäger solgten nach, und es entspann sich ein heftiges Scharmützel. Der Kugelvorrat der Hannoveraner war bald verschossen. Sie mußten sich ergeben und wurden samt ihren Wagen zum Löbertor hinaus nach Arnstadt abgesührt. Während des Gefechtes waren die Einwohner in großer Bestürzung; einen so hitzigen Straßenkampf hatten sie noch nicht erlebt. Aengstlich wurden alle Türen und Fensterläden der Häuser geschlossen, und 12

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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 126

1911 - Erfurt : Keyser
— 126 — bei der schwachen Besatzung für geratener, die Verteidigung aus den Petersberg zu beschränken. Doch wurde der Domhügel zur Festung gezogen und mit Schanzpfählen umgeben. Die beiden herrlichen Kirchen benutzte man zu Pferdeställen und fügte ihnen dadurch im Innern großen Schaden zu. — In dieser Zeit kam König Friedrich Wilhelm Iii. mit den Königlichen Prinzen auf seiner Reise zur Armee nach Frankreich durch Möbisburg und wohnte im Heinernannschen Hause. Die Uebergabe der Stadt selbst sand am 6. Januar 1814 statt; die Zitadellen mit Einschluß des Domhügels und des Brühler- und Andreastores blieben aber noch im Besitze der Franzosen. Die letzten Franzosen aber verließen erst am 16. Mai 1814 die Stadt (s. Nr. 78). Erfurt abermals preußisch: Eine der ersten und not- wendigsten Ausgaben der Bürger nach der Uebergabe der Stadt war die Einrichtung von Lazaretten für die erkrankten preußischen Soldaten, die in ihren bisherigen Quartieren nur wenig Pflege gefunden hatten. Aber nicht nur durch Samariterdienste zeigten sich die Erfurter würdig, dem preußischen Staate anzugehören, sondern auch durch die Teilnahme an dem weiteren Kriegszuge gegen Napoleon. Kaum war die erneute Besitznahme der Stadt durch die Preußen erfolgt, als Freiwillige in großer Zahl zu den Fahnen eilten und Landwehr und Landsturm nach preußischem Muster sich bildeten. Am 4. März 1814 wurden die freiwilligen Jäger in der Kaufmannskirche eingesegnet und am 12. März marschierten sie nach Frankreich ab (f. Nr. 79). Sobald der erste Pariser Friede geschlossen war, zogen die Heere der Verbündeten in die Heimat zurück, und die Bürger konnten ihren geliebten König aus der Rückkehr nach seiner Hauptstadt in Erfurts Mauern begrüßen. Auch seinen Geburtstag und den ersten Gedächtnistag der Leipziger Völkerschlacht feierten sie in erhöhter Freude (s. Nr. 80). Noch waren aber die Verhandlungen des Wiener Kongresses (1814—15) nicht zu Ende, als der Krieg mit Napoleon von neuem ausbrach und abermals Opfer zur Rettung des Vaterlandes verlangte. Diesmal war die Teilnahme am Kampfe für die Erfurter Landwehr und die freiwilligen Jäger weit ehrenvoller. Sie kämpften mit in der heißen Schlacht bei Belle-Allianee und gewannen Anteil an dem Ruhme jenes Tages. Bald darauf endete der zweite Pariser Friede den Feldzug mit Frankreich. Durch den Wiener Kongreß, der mit der Unterzeichnung der Bundesakte am 8. Juni 1815 zu Ende ging, erhielt Preußen die größere Hälfte des Königreiches Sachsen (Merseburg, Gefell, den Thüringer Kreis und Henneberg). Es bildete daraus mit den schon früher preußisch gewesenen oder gewordenen Gebieten im Nieder- und O bersächsischen Kreis (Magdeburg, Grafschaft Hohenstein, Mühlhausen, Eichsfeld, Stadt und Gebiet Erfurt) die Pro-

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 188

1911 - Erfurt : Keyser
— 188 — Erfurt am Tage des Gefechtes bei Saalfeld: Am Morgen des 10. Oktobers, am Tage des Gefechtes bei Saalfeld verließen die Truppen durch das Schmidtstedtertor die Stadt. Der Anblick der prächtigen Armee, die von der Statthalterei bis zum Tor Aufstellung genommen hatte, erregte die Bewunderung der Erfurter. Die Königin fuhr an der Garde und den Regimentern vorüber und erwiderte aus dem Wagen den Gruß der Soldaten. Als der König mit den Generalen erschien, fetzte sich der Zug mit klingendem Spiel in Bewegung. Hierbei zeigte es sich aber, daß die Armee durch Troß und eine ungeheure Menge von Packpferden allzu beschwert und dadurch fast unbeweglich war. Manche Regimenter mußten stundenlang warten, ehe die Reihe an sie kam, aufzubrechen. Der Auszug dauerte darum von morgens um 9 bis mittags um 1 Uhr. Roch an diesem Tage traf in Erfurt die Nachricht ein, daß das Gefecht bei Saalfeld unglücklich für Preußen ausgefallen sei. Nachdem man den Tag über von den Anhöhen um die Stadt dumpfes Geschützfeuer vom Thüringer Walde her gehört hatte, kamen am Abend versprengte Sachsen zum Löbertore herein. Sie brachten die Unglücksbotschaft von der verlorenen Schlacht und vom Tode des Prinzen Louis Ferdinand. Anfangs versuchte man, die Niederlage für zweifelhaft, mindestens aber für ganz unbedeutend hinzustellen. Die flüchtenden Truppen zogen ganz still hinter der Stadt weg, um sich später wieder der Hauptarmee anzuschließen, die längs der Saale von Jena nach Naumburg Aufstellung genommen hatte. Während der Schlacht bei Jena: In banger Erwartung vergingen die nächsten Tage. Da kamen am Dienstag, den 14. Oktober, an welchem Tage ein dichter Nebel die Luft erfüllte, schon am Morgen mehrere Gärtner und Tagelöhner ängstlich zur Stadt gelaufen. Sie hatten auf dem Felde und in den Gärten des Dreienbrunnens gearbeitet und aus der Gegend von Weimar heftiges Geschützfeuer gehört, welches die Erde erschütterte. Bald hörte man auch in der Stadt und von den Wällen das Schießen sehr deutlich. Die Hauptschlacht war somit im Gange, und ängstlich erwartete man die ersten Nachrichten. Gegen Mittag hieß es, die Preußen siegten; sie hätten schon 10 000 Franzosen gefangen, die bald hier eintreffen würden. Um 4 Uhr nachmittags aber kamen plötzlich einzelne braune Husaren blutig und mit verstörten Gesichtern zum Schmidtstedtertore hereingesprengt; ihnen folgten Wagen mit Gepäck, ausgespannte Artilleriepferde mit ihren Stückknechten und Marketenderinnen mit Lebensmitteln und Branntweinsässern. Man streute aus, es sei nur ein versprengter Haufen, der sich in die Stadt werfe, bei der Armee selbst aber stehe alles gut. Hierbei beruhigten sich die Erfurter eine kurze Zeit. Als aber gegen Abend die Landstraße nach Weimar ganz mit Flüchtlingen bedeckt war, die in unordentlichen

3. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 121

1868 - Wesel : Bagel
121 marschirte fast Tag und Nacht und nahm am 17. die Stadt Han- nover. Hier erbeutete man viel Kriegsgeräthe. Der König von Hannover zog mit seiner 20,000 Mann starken Armee nach Göt- tingen, die Preußen eilten hinter ihm her. Von Holstein aus kam der General von Manteuffel und eroberte die Festung Stade. Der österreichische General Gablenz hatte sich schon früher mit seinen Truppen nach Böhmen gemacht. Die Hannoveraner wollten durch Thüringen entkommen und sich mit den heranziehenden Baiern und Würtembergern vereinigen, doch der General Falckenstein saß ihnen auf der Ferse. General Beyer zog über die Fulda in das Hessen- land, nahm im Fluge die Stadt Kassel ein, den Kurfürsten von Hessen gefangen und rückte nach Thüringen vor, denn die han- növrische Armee war bis Langensalza vorgedrungen. Noch immer bot unser König dem hannövrischen Fürsten die Hand zum Frieden, doch vergebens. Nun zogen die preußischen Truppen von allen Seiten heran. Die Hannoveraner suchten durchzubrechen und griffen am 27. Juni den preußischen General Flies, der nur 6000 Mann hatte, mit dreifacher Uebermacht an. Flies wich nicht. Tapfer und standhaft wehrte er sich den ganzen Tag, und obschon er viele Leute verlor, drängte er doch am Ende die Feinde über die Unstrut zurück. Ein Bataillon der Berliner Landwehr wurde von den dreifach stärkeren Feinden hart bedrängt. In der Noth bildete es ein Viereck. Ein hannövrischer Officier sprengt heran und fordert sie auf, sich zu ergeben. Wie aus Einem Munde rufen die Landwehrmänner: „Ne, Männeken, erjeben, — is nischt!" (Daraus wird nichts.) Nun drängen die Feinde heran, aber Schnellfeuer auf Schnellfeuer erfolgt und wirft die Hannoveraner zurück. Am 29. Juni mußte die ganze hannövrische Armee das Gewehr strecken. Die Officiere entließ man auf's Ehrenwort, nicht gegen Preußen zu dienen, die Soldaten schickte man nach Hause. Das ganze Heergcräthe samt Kanonen und Fahnen fiel in preußi- sche Hände. Der König von Hannover ging nach Wien. Sein Land wurde von den Preußen besetzt; eben so geschah es mit Kur- hessen. Das war der erste Schlag auf dieser Seite. 59. Der Krieg in Böhmen. Die Hauptmacht der Preußen stand an der Grenze von Böh- men. Die Armee war in drei große Haufen getheilt. Die erste Armee befehligte Prinz Friedrich Karl. Sie rückte von Görlitz aus in Feindesland. Die zweite stand unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und drang von Glatz aus in Böhmen; die dritte, genannt die Elbarmee, befehligte der General Herwarth von Bitten- feld. Er sollte zuerst das Königreich Sachsen nehmen und dann

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 124

1911 - Erfurt : Keyser
— 124 — lichen Fürsten das Recht, sich für die an Frankreich verlorenen Gebiete durch Besitznahme geistlicher Landgebiete auf dem rechten Rheinufer und innerhalb Deutschlands zu entschädigen. Für Preußen wurden diese Entschädigungen in einem Vertrage vom 23. Mai 1802 genauer festgesetzt. Es erhielt für einen Verlust von 48 Quadrat-meilen mit 140 000 Einwohnern einen Gewinn von 220 Quadrat-meilen mit 520 000 Einwohnern, darunter das Mainzer Eichsfeld und das Erfurter Land. Durch einen Erlaß vom 6. Juni 1802 erklärte König Friedrich Wilhelm Iii. diese Gebiete für seinen Besitz. Ju Erfurt hatte man hiervon noch nichts Bestimmtes gehört, als am 5. August für das hier in Quartier stehende Kaiserliche Bataillon der Befehl zum Abmarsch eintraf. Er erfolgte vom 12. bis 17. August. Wenige Tage darauf wurde allen Ortschaften des Kreises und der Stadt ein Schreiben der Kurfürstlichen Regierung bekannt gegeben, welches das Einrücken der preußischen Truppen als bevorstehend mitteilte. Tatsächlich war in der Nacht vom 20. zum 21. das preußische Besatzungskorps, bestehend aus einem Bataillon Dragoner und 3 Bataillonen Infanterie, zusammen 3500 Mann, unter den Generalleutnants von Voß und v. Wartensleben in das Erfurter Land eingerückt und stand in Ilversgehofen. Nachdem am 21. August in der Frühe ein Offizier in die Stadt gekommen war und der versammelten Regierung die Besitznahme angezeigt hatte, rückten um 9 Uhr die preußischen Truppen durch das Krämpsertor in die Stadt ein. Am Tor wurden sie von einer Abordnung des Stadtrates empfangen. Dann marschierten sie nach dem Platz vor den Graden, wo die vom Petersberg kommende kurmainzische Besatzung dem neuen Landesherrn Treue schwur und unter die preußischen Soldaten verteilt wurde. Tore und Zitadellen waren inzwischen besetzt worden. Nunmehr wurde auf der Statthaltern, dem Rathaus, und an allen Toren der preußische Adler entfaltet und die Besitz-nahme-Urkunde angeschlagen. Die Infanterie quartierte man bei den Bürgern ein, die Dragoner aber kamen auf die Dörfer. — Durch den Reichs-Depntations-Hauptschluß in Regensburg vom 25. Februar 1803 wurde die Einverleibung endgültig anerkannt, und die kaiserliche Bestätigung erfolgte bierzu am 27. April 1803. Nunmehr entschloß sich auch der König, das neuerworbene Land persönlich auszusuchen. Am 30. Mai 1803 traf er mit seiner Gemahlin in Erfurt ein und stieg in der ehemaligen Statthaltern ab (f. Nr. 65). Durch die wiederholten Besuche des Königs-Paares, vor allem aber durch das leutselige Wesen desselben söhnten sich die Erfurter mit der neuen preußischen Verwaltung aus, die ihnen infolge der knappen, soldatischen Art anfangs nicht behagt hatte. Erfurt unter französischer Herrschaft: Aber schon 1806 endete die neue Herrschaft Preußens über Erfurt. Drei Tage nach der Schlacht bei Jena (14. 10. 1806) ergab sich die Stadt schimpf-

5. Teil 2 - S. 203

1910 - Hannover : Helwing
203 — sagte der König —. „Keinen anderen Ausweg gibt es, als einen ehren- vollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Gott und unser Wille werden unserer Sache den Sieg verleihen." Der König rief, und alle, alle kamen. Preußens Volk stand auf; der Sturm brach los. Kaum bedurfte es des schmetternden Kriegsrufes eines Theodor Körner: „Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen .... Die Saat ist reif; ihr Schnitter zaudert nicht!" Bis zum Sommer 1813 stellte das lleine Preußen 270 000 Mann unter Waffen. Wohin aber Preußens Volk vor allem jetzt seinen Blick richtete, das sang jener liederreiche Jüngling in dem Liede: „Vater, ich rufe dich!" Durch aller Herzen hallte Ernst Moritz Arndts schneidiger Ausruf wieder: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte!" Und Max von Schenkendorf durfte ob der Begeisterung seines Volkes für den Freiheitskampf jubeln: „Vater- land, in tausend Jahren kam dir solch ein Frühling kaum! Was die hohen Väter waren, heißet nimmermehr ein Traum." 2. Die Kämpfe, a) Die eisten Zusammenstöße. Napoleon rüstete mit gewohnter Schnelligkeit ein neues Heer. Es bestand besonders aus Franzosen und Rheinbündlern. Als er reichlich 100 000 Mann zusammen hatte, eilte er gerades Weges durch Thüringen auf Leipzig zu. In der Ebene von Lützen und Großgörschen fielen die Verbündeten ihm in die Flanke (2. Mai 1813). Napoleon errang den Sieg; die Verbündeten wichen bis Bautzen zurück. In heißer Schlacht behauptete jener auch hier das Schlachtfeld. Nun aber bot er dem Kaiser Alexander einen Waffenstillstand an, um neue Truppen heranzuziehen. Die Verbündeten nahmen die Waffenruhe an. Inzwischen hatten sich auch an andern Orten blutige Gefechte abgespielt. b) D i e Gefechte bei Lüneburg und bei der G ö h r d e. Die Stadt Lüneburg war von Franzosen und Sachsen unter General Morand besetzt. Er hielt sich hinter den Wällen und Mauern der Stadt vollkommen sicher. Am 2. April 1813 griff Oberst von Dörnberg ihn mit preußischen und russischen Truppen unvermutet an. Nach heftigem Kampf wurden die Tore gestürmt und in blutigem Straßenkampf die Franzosen zur Stadt hinausgeworfen. Als der französische General die kleine Streitmacht der Gegner erkannt hatte, wollte er die Stadt zurückerobern. Aber die Preußen und Russen wehrten sich aufs tapferste, und die Bürger von Lüneburg halfen ihnen mit Rat und Tat. Sogar ein Dienstmädchen, die unerschrockene Johanna Stegen, trug den im Feuer stehenden Preußen aus einen: umgestürzten französischen Pulverkarren immer frische Patronen zu. Morand wurde verwundet, seine Soldaten umzingelt und gezwungen, die

6. Teil 3 - S. 300

1889 - Hannover : Helwing
300 Kampf gegen Napoleons Gewaltherrschaft mit geringer Streitmacht die Verteidigung der Stadt. Blücher erstürmte 30.Mäizden Montmartre, den hohen steilen Berg, der im Norden die Stadt deckt. Wegen einer Augenkrankheit trug er beim Sturm einen grün-seidenen Augenschirm. Unter seinen Sturmkolonnen im Wagen den Berg hinanfahrend, warf er den Feind; auch die übrigen Punkte waren genommen, die Stadt kapitulierte. Große Freude war in den Reihen der Sieger, als die feindliche Hauptstadt bezwungen zu ihren Füßen lag. Mit schmetterndem Trompetenschall kam ein Regiment litauischer Dragoner den Berg heraufgeritten. Auf Jorks Frage,' was das bedeute, antwortete der Oberst: „Excellenz, das habe ich meinen Leuten schon in Tilsit versprechen müssen, daß sie Paris sehen sollten." Napoleons Gemahlin und Sohn hatten die Stadt bereits verlassen; jetzt floh auch sein sumärz Bruder Joseph, sowie alle Anhänger des Kaisers. Am folgenden Tage hielten Kaiser Alexander und Friedrich Wilhelm, umgeben von den Prinzen ihres Hauses und einem glänzenden Gefolge, an der Spitze von 35 000 auserlesenen Truppen, ihren Einzug in die gedemütigte Stadt. Leider war es dem Iorkschen Heldencorps nicht vergönnt, in Paris mit einzuziehen. Von ihren vielen Märschen, Kämpfen und Stürmen sahen sie abgerissen aus wie Bettler; verdrossenen Mutes sahen sie vom Montmartre auf die Stadt, in welche auf königlichen Befehl statt ihrer die schmucken Garden einzogen. Das gesinnungslose Volk, welches eben vorher Napoleon aus den Händen getragen, jubelte den „Befreiern von der harten Tyrannei" entgegen und empfing sie mit Wehen der Tücher, Blumenschmuck und allen demütigen Schmeicheleien. An demselben Tage erklärte Talleyrand den Siegern, die Franzosen wünschten die Wiederaufrichtung des bourbonischen Thrones. Am 1. April wurde „Napoleon Bonaparte" samt seiner Familie des Thrones für verlustig erklärt. Dieser empfing die Nachricht von dem Fall der Hauptstadt in Fontainebleau, wo er' noch 50 000 Mann zusammen hatte. Er wollte mit den Soldaten den Kampf fortsetzen, aber die Führer gaben die Sache verloren. Dann wollte er zu Gunsten seines Sohnes verzichten; aber die verbündeten Monarchen ließen sich nicht mit ihm ein, sondern zwangen ibn, seine unbedingte Entsagung zu unterzeichnen. Großmütig ließen sie ihm den kaiserlichen Titel, wiesen ihm die kleine Insel Elba und 2 Millionen jährlicher Einkünfte an und gestatteten ihm, 400 Mann feiner getreuen Garde bei sich zu behalten. Nach einer herzerschütternden Rede verabschiedete er sich von seiner Garde in Fontainebleau. An demselben Tage, an welchem Napoleon auf Elba landete, zog der Bruder des hingerichteten Ludwig Xvi. als Ludwig Xviii. in Paris ein; mit 30.Mai ihm schlossen die Verbündeten den ersten Pariser Frieden, bei dem Frankreich viel zu günstig behandelt wurde. Es erhielt seine Grenzen vom 1. Januar 1792 wieder, also auch noch kleine Teile von Belgien und Deutschland, und brauchte keine Kriegssteuern zu zahlen; ja es durfte sogar die aus allen Ländern zusammengeraubten Kunstschätze behalten; nur die Preußen nahmen ihre noch nicht ausgepackte Viktoria wieder mit. Der erste Pariser Friede war ein Meisterstück ränkevoller Diplomatie. Gneisenau äußerte sich damals: „Das Schlimmste ist, daß der Kaiser Alexander durchaus

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 709

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Das Zeitalter Wilhelms I. 709 liche Wünsche gaben ihnen das Geleit. Binnen elf Tagen stand fast die ganze deutsche Feldarmee in einer Stärke von 480 000 Mann links des Rheines, nach Moltkes Plan in drei Heere gegliedert, zum Angriff fertig. Die I. Armee unter Steinmetz sammelte sich um Koblenz, die Ii. unter Prinz Friedrich Karl um Mainz, die Iii. Armee, bei welcher auch die Süddeutschen standen, unter Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, um Landau in der Rheinpfalz. Zum Schutze der Nordküste standen längst der Küste etwa 90 000 Mann unter dem Großherzog Franz von Mecklenburg mit dem Hauptquartier in Hamburg zur Abwehr eines französisch-dänischen Angriffs bereit. Gegen Österreich blieben zwei Armeekorps zurück; doch blieb es vorläufig ruhig, wie auch Italien sich nicht zu rühren wagte. Ant 2. August übernahm König Wilhelm in Mainz den Oberbefehl über die gesamte Streitmacht. b) Der französische Aufmarsch. Die „Rheinarmee" sammelte sich um Metz, ein anderes Heer um Straßburg unter Mac Mahon, ein drittes im Lager von Chllons. Alle zusammen zählten nur etwa 300000 Mann und im ganzen standen uur 400000 Mann für den Felddienst wirklich zur Verfügung. Den Oberbefehl übernahm der Kaiser selbst. c) Der Einmarsch in Frankreich. Spichern. Weißenburg. Wörth. Die Feindseligkeiten begannen die Franzosen, indem am 2. August ein französisches Armeekorps gegen Saarbrücken vorrückte und die schwache Besatzung angriff. Den Angriff hielten einige Kompanien Infanterie und drei Schwadronen Ulanen drei Stunden lang aus, ehe sie sich vor der Übermacht zurückzogen. Ant Abend kehrten die Franzosen wieder auf die Höhen von Spichern zurück. Der Kaiser hatte mit seinem Sohne dem Gefechte von einer Anhöhe aus beigewohnt, das den Franzosen als ein großer Sieg verkündigt und in Paris mit lautem Jubel gefeiert wurde. Aber der Siegesjubel sollte nicht lange währen. Am 4. August überschritt die Iii. Armee von Landau und Germersheim her die feindliche Grenze und stieß dabei auf die Divisiou des Generals Abel Douay, welche sich in Weißenburg verschanzt hatte. Diese Stadt wurde von den Bayern angegriffen, erstürmt und nach einem erbitterten Straßenkampfe erobert. Hinter der Stadt erhebt sich der steile Geißberg, der ebenfalls von den Franzosen besetzt war. Am Fuße desselben zogen sich Hopfengärten und Weinberge hin. Preußische Truppen erstürmten den Berg; der feindliche Führer fiel

8. Die Provinz Hannover - S. 187

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
187 Bürger den Scharen des Bischofs entgegen auf der Straße nach Münder. In der Nähe der Stadt Münder lag dazumal ein Dorf, Sedemünder genannt; an dessen Stelle steht jetzt eine Papiermühle, die noch heute den Namen Sedemünder führt; vor etlichen Jahren bezeichnete anch noch ein Stück Mauerwerk, der alte Turm genannt, die Stätte, wo früher das Dorf lag. Da entspann sich ein heißer Kampf, in welchem die Bürgersöhne tapfer stritten, aber dennoch unterlagen. Keiner wandte sich zur Flucht; viele wurden getötet; die Mehrzahl aber wurde in die Gefangenschaft nach Minden ge- führt, und die Stadt war ihrer jungen Verteidiger beranbt. Sie hat im dreißigjährigen Kriege viel gelitten. Ihre Ein- wohner hatten sich früh zur evangelischen Lehre bekannt; schon 1540 hatte der Rat der Stadt den lutherischen Pastor Rudols Moller aus Hannover nach Hameln berufen. Im dreißigjährigen Kriege nun hatte die Stadt deu König Christian von Dänemark, der den Evan- gelischen zu Hülfe gezogen war, aufnehmen müssen. Das nahm Tilly, der feindliche Heerführer, übel und drohte, die Stadt zu stürmen. Der König war abgezogen, und die eigne Kraft der Bürger war zu schwach, den Feinden zu widerstehen. Sie übergaben ihm daher die Stadt. Tilly zog zwar bald weiter, ließ aber eine Besatzung zurück, welche den Bürgern zu großer Plage wurde; dazu hatten diese in 9 Jahren bloß an Kriegssteuern und Brandschatzungen 189 000 Thaler abgeben müssen; es war ihnen fast nichts mehr geblieben als das arme, vielgeplagte Leben. Wiederum kamen schwere Tage über die Stadt während des siebenjährigen Krieges. Bei demselben war Preußen mit Euglaud wider Österreich und Frankreich verbündet, und da zu jener Zeit unsere Fürsten Könige von England waren, so wurde auch Hannover mit in den Krieg gezogen. Da wurde am 26. Juli 1757 die Schlacht bei Hastenbeck geschlagen, von der wir weiter unten (Nr. 78) noch näheres berichten. Die Bürger von Hameln hatten sich nnterdeß zu einer Betstunde versammelt, um Sieg für die Waffen ihrer Brüder von Gott zu erbitteu. Diese wurden freilich auf dem linken Flügel zurückgetrieben, fiegteu aber bald wieder, und der französische Feld- Herr erteilte schon Befehl zum Rückzüge. Der Herzog vou Cumber- land aber, welcher nnfre Truppen befehligte, hatte wohl das anfäng- liche Weichen, aber nicht das darauf folgende Vorschreiten seiner Krieger wahrgenommen; er zog sich vor den Besiegten zurück und befahl, die Stadl zu übergeben. Nun zogen die Franzosen ein; die Nikolaikirche wurde zum Lazarett für verwundete Franzosen ein- gerichtet; aus der Marktkirche wurden die Stühle und Bänke gebrochen, aus welcheu der Magistrat Bettstelleu verfertigeu lasseu mußte. Dazu erpreßte der Feind Gelder und fütterte die letzteu Feldfrüchte ab. Die schönen Wälder, welche der Stadt gehörten, wurden während des Krieges von Freunden und Feinden so ver- wüstet, daß man den Verlust auf 77 000 Thaler schätzte.

9. Ergänzungsheft für Ost- und Westpreußen - S. 27

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 27 — teibigung mußte sich Danzig aber nach einer fast breimonatlichen Belagerung ebenfalls ergeben, weil Pulvervorrat und Lebensmittel gänzlich fehlten. Napoleon besuchte Danzig und legte der Stadt eine bebeutenbe Kriegssteuer auf. 4. Am 14. Juni kam es bei Frieblanb zwischen den Franzosen und Verbünbeten zu einer entscheibenben Schlacht. Die Verbündeten würden geschlagen und Napoleon zog in Preußens äußerste Grenzstabt, Tilsit, ein. Zu schwach zum fernern Wiberstanbe, unterzeichnete der König (am 9. Juli 1807) zu Tilsit, mitten auf dem Memelfluffe in einem auf einer schwirnrnenben Brücke errichteten Zelte, einen Frieden, der ihm die Hälfte seiner Länber raubte. Danzig würde abermals als Freistaat erklärt, erhielt aber eine französische Besatzung; das ganze preußische Polen würde dem Könige wieber abgenommen und dem Laube nahezu 140 Millionen Franken Kriegsstener auferlegt. Zu 96. Unsere Erhebung gegen Napoleon I. 1. Von allen Provinzen des Preußischen Staates hatten Ost-unb Westpreußen am meisten von den Franzosen gelitten. Jetzt gaben sie auch die erste Anregung zur Befreiung. Ein allgemeiner stänbischer Lanbtag von Ost- und Westpreußen trat unter Aork in Königsberg zusammen und beschloß, breißigtausenb Mann als „Lanbwehr und Lanbsturm" zur Verteidigung der Provinz zu bewaffnen. Auch eine „Nationalkavallerie" aus Freiwilligen würde gebilbet und unterhalten. Das schwarze Kreuz der Ordensritter würde als „Lanbwehrkreuz" das Zeichen zur Befreiung des Deutschen Reiches, die von der Provinz Preußen ausging. Nach dem Aufrufe zur Bilbung freiwilliger Jäger-Korps eilten auch viele aus Ost- und Westpreußen zu biesen Korps, die teils aus ©emeinbemitteln, teils aus Privatmitteln ausgerüstet würden. 2. Die Russen, welche den Franzosen gefolgt waren, nahmen Thorn ein und belagerten Danzig, die noch französische Besatzung hatte. Die Not wahrenb dieser „Russischen Belagerung Danzigs" stieg hier aufs höchste, so daß viele den Hungertob starben. Verschobene Stabtteile gerieten durch die Menge bet in die Stadt geworfenen Bomben in Flammen. Fast ein ganzes Jahr hinburch lagen russische und preußische Truppen um die Stadt, die erst nach der Schlacht bei Leipzig sich ergab und bamit wieber unter Preußens Szepter kam. Zu 96. Work von Martenvurg. 1. Keiner hat Napoleon I. und seinem Heere mehr zu schaffen gemacht als der General von Aork, der wegen eines Sieges bei Wartenburg in der Elbgegenb den Ehrennamen „von Wartenburg"

10. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 137

1881 - Leipzig : Teubner
Mobilmachung. Langensalza. 137 Einen weiteren Bundesgenossen fand Preußen an dem Königreich Italien, welches von Österreich Venetien zu gewinnen hoffte. Die nächste Veranlassung zum Ausbruche des Krieges kam durch den Umstand, daß der österreichische Statthalter in Holstein, von Gablenz, ohne Zuziehung Preußens die holsteinische Ständeversammlung zusammenberies, um dieselbe über die Geschicke des Landes entscheiden zu lassen. Dies erklärte Preußen sür einen Bruch des Gasteiner Vertrags und ließ den General Manteussel in Holstein einrücken. Gablenz zog sich mit seinen Truppen unter Protest auf hannövrisches Gebiet und ging über Kassel nach Süddeutschland; die Preußen besetzten Holstein. Nun erklärte Österreich den Bundesfrieden für gebrochen und beantragte beim Bundestag eine allgemeine Mobilmachung gegen Preußen. Am 14. Juni 1866 wurde die Mobilmachung zu Frankfurt beschlossen, worauf Preußen aus dem Bunde austrat und den deutschen Bund für aufgelöst betrachtete. Nachdem es die Nachbarstaaten Hannover, Sachsen, Kurhessen, Nassau vergebens aufgefordert hatte, von dem Bundesbeschlusse zurückzutreten und sich ihm zu einem neuen Bunde anzuschließen, nachdem es zuletzt auch noch die bloße Neutralität vergebens angeboten hatte, ließ es feine Truppen unter Vogel von Falkenstein in Hannover, unter Herwarth von Bittenfeld in Sachsen einrücken (16. Juni). Ganz Sachsen wurde besetzt, und das sächsische Heer zog sich nach Böhmen zurück. Die hannovrische Armee, mit dem blinden König Georg V. an der Spitze, marschierte nach Süden, um sich ebenfalls mit ihren Bundesgenossen zu vereinigen, wurde aber bei Langensalza von preußischen und koburg - gothaifchen Truppen aufgehalten (27. Juni). In diesem blutigen Treffen erlitten die 8400 Preußen gegen die 18 000 Hannoveraner bedeutende Verluste; sie erreichten aber ihren Zweck, den Feind fo lange festzuhalten, bis Manteussel mit feinen Truppen herankam und ihn zu einer Kapitulation zwang. Die hannovrische Armee wurde entwaffnet, und König Georg mußte sein Land verlassen; er ging nach Wien. Unterdessen

11. Sagen und Geschichten - S. 106

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
106 Er eroberte Sachsen ohne Schwertstreich, schlug ein heranrückendes östreichisches Heer in die Flucht und nötigte dann die in einem festen Lager eingeschlossene sächsische Armee zur Ergebung. Eine drohendere Gestalt nahmen für ihn die Dinge im nächsten Frühjahre an, das alle seine Gegner von Nord und Süd, von Ost und West unter die Waffen rief. Doch Friedrich verzagte nicht. Die Franzosen abzuwehren, überließ er den ihm verbündeten Engländern und Hannoveranern, wider die Russen und Schweden bot er nur geringe Streitkräfte ans, gegen die Östreicher aber wandte er sich selbst mit dem besten Teile seiner Truppen. In vier Kolonnen brachen die Preußen in Böhmen ein und besiegten die Feinde in der blutigen Schlacht bei Prag. Während sie indes vergebliche Anstrengungen machten, die letztgenannte Stadt zu erobern, erschien ein neues östreichisches Heer im Felde und bereitete ihnen bei Kollin eine vollständige Niederlage. Aber auch jetzt verlor der große König den Mut nicht. Er zog sich nach Schlesien zurück, und nachdem er die nötigen Vorkehrungen zum Schutz dieser Provinz getroffen, warf er sich einem andern Feinde entgegen, der ihm näher gekommen war, als ihm lieb sein konnte. In zwei Heeren hatten die Franzosen im Frühjahre 1757 den Rhein überschriten. Das nördliche war nach der mittleren Weser vorgerückt, wo es die Engländer und Hannoveraner geschlagen und zur Einstellung der Feindseligkeiten gezwungen. Das südliche unter dem Prinzen von Soubise hatte seinen Weg nach Thüringen genommen und sich dort mit der Reichsarmee unter dem Prinzen von Hildburghausen vereinigt. Gleich nach seinem Einfalle in Sachsen war nämlich Friedrich auf Antrag des Kaisers, des Gemahls der Maria Theresia, als „Landfriedensbrecher" in die Reichsacht erklärt und zur Vollstreckung derselben ein ziemlich buntscheckiges Heer von 20000 Mann aufgeboten worden. Von Thüringen ans wandten sich die beiden Feldherren nordost-wärts, um die Preußen aus dem Herzen der sächsischen Lande zu vertreiben und womöglich bis Berlin vorzudringen. Schon hatten sie die Ufer der Saale erreicht, als sich ihnen der König bei Roßbach in der Nähe von Weißenfels gegenüber lagerte. Seine Streitkräfte waren im Vergleich zu denen der Feinde gering ; sie betrugen nicht mehr als 22 000 Mann, während Soubife und Hildburghaufen zusammen über 64 000 Mann verfügten. Die Franzosen hielten es daher auch kaum der Mühe wert, sich mit dem Häuflein Preußen in einen Kampf einzulassen. Sie meinten, es geschehe dem Herrn „Marquis (Markgrafen) von Brandenburg" schon viel zu viel Ehre, daß ihre mächtige Nation überhaupt Krieg mit ihm führe. In einem weiten Bogen umstellten sie das preußische Heer, nicht etwa nur um es zu schlagen, nein um es gänzlich gefangen zu nehmen. Daß ihnen Friedrich nicht entkommen könnte, war ihnen außer allem Zweifel; die

12. Geschichte der Neuzeit - S. 67

1915 - Bamberg : Buchner
Spanischer Lrbsolgekrieg. 67 Prinzen (Eugen und Zttarlboroughs; in beiden Lagern kämpften je 50000 Mann. Prinz (Eugen entschied den Sieg zugunsten der Kaiserlichen, indem 1704 er durch eine Umgehung, bei der seine Truppen 18 Stunden lang auf dem Marsch und im Kampf begriffen waren, den Kurfürsten zwang seine Stellung aufzugeben. Beide Zeldherren hatten ihre Reiterei persönlich in den Kampf geführt, wobei die Kaiserlichen geworfen wurden; aber da die Zranzosen in Blindheim die Waffen streckten, war der Rückzug der Bayern unvermeidlich. Vieser tonnte, da sie mit verkehrter Zront, d. H. nach Osten gewandt, gekämpft hatten, nur von ihrem Lande weg gegen den Rhein zu erfolgen. Don hier führte der Kurfürst seine Truppen nach den Niederlanden. Bayern unter österreichischer Verwaltung. $ür Bayern brach eine harte Zeit an. Die $estungen des Landes waren den Österreichern übergeben worden, München öffnete ihnen seine Tore und erhielt eine österreichische Besatzung, das ganze Land litt schwer unter der Last der Kriegssteuern und (Einquartierungen und den Gewalttätigkeiten der feindlichen Truppen, Hm verhaßtesten aber machte sich die österreichische Dermal' tung durch die zwangsweise angeordnete Rekrutierung für italienische Regimenter. Massenhaft flüchteten sich die Stellungspflichtigen ins Gebirge, die bereits eingezogenen Rekruten wurden gewaltsam befreit. Zwischen 3nn und Isar sammelten sich bewaffnete Bauernhaufen. Man hörte allenthalben den Ruf: ,,Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben!" Unter der $ührung des früheren Schreibers plinganser und des Studenten Meindl nahmen sie Burghausen und Schärding und errichteten für das befreite Gebiet eine ,,Landesdefension." Die Bewegung griff nach dem Oberland über. In Tölz bildete sich auf Anregung des Weinwirts Jäger von München eine „kurbayerische Landesdefension des Oberlandes." Huf die Nachricht, die kaiserliche Dertvaltung beabsichtige die kurfürstlichen Prinzen außer Landes zu bringen, beschloß man die Österreicher aus München zu verjagen. In Schäftlarn sammelten sich gegen 3000 Aufständische, meist Bauern, daneben aber auch kurfürstliche Beamte, Offiziere und Soldaten, und brachen nach der Hauptstadt auf. Hb er schon auf dem Idege dahin schmolz die Zahl der Teilnehmer auf die Kunde, daß die Unterländer noch nicht bereit, die Kaiserlichen dagegen gewarnt wären, stark zusammen. (Es waren noch etwa 2000 Oberländer, die in der Christnacht 1705 vor 1705 dem Jsartor von München erschienen. Sie bemächtigten sich vorübergehend eines Turms und der 3 far brücke; als aber vom rechten Ufer General Kriech-bäum seine Truppen heranführte und Oberst de Idendt aus der Stadt seine Reiterei eingreifen ließ, mußten die Bauern ihre Stellung aufgeben. Unter großen Verlusten wichen sie nach dem Dorfe Sendling zurück, hier 5*

13. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 183

1880 - Berlin : Habel
183 und Mitteldeutschland, Böhmen, Mähren und Schlesien, teilweise auch über Franken und Baiern aus. Der gleichzeitige französisch-englische Seekrieg berührte alle Meere und Kolonieen der feindlichen Mächte. 2. Ereignisse des Jahres 1757. 1757 a) Einfall Friedrichs in Böhmen. Den Feldzug von 1757 eröffnete Friedrich im April, indem er, beit General Lehwaldt mit 24 000 Mann zur Verteidigung Preußens und Pommerns zurücklassend, in vier Heersäulen in Böhmen einbrach. Nachdem den 5ten Mai die Vereinigung bei Prag stattgefunden, wurden dafelbst die stark verschanzten Österreicher unter Karl von Lothringen und Brown angegriffen und unter starken Verlusten geschlagen (Heldentod Schwerins). Der eine Teil der besiegten Österreicher, 46 000 Mann, warf sich in die Stadt Prag, deren Belagerung die Preußen begannen, der andere zog sich auf den mit 60 000 Mann von Mähren heranrückenden Feldmarschall Dann zurück. Letzteren griff Friedrich mit viel geringeren Streitkräften bei Kollin den 18ten Juni an, erlitt aber hier eine fo empfindliche Niederlage , daß er nicht ■ nur die Belagerung von Prag aufheben, sondern auch Böhmen verlassen mußte. Er bewirkte seinen Rückzug nach Sachsen und der Lausitz ohne erhebliche Verluste. b) Fortschritte und Niederlage der westlichen Feinde. Während Friedrich in Böhmen kämpfte, hatten die Franzosen unter dem Marschall d'estrees 100000 Mann stark den Rhein überschritten, Kleve, Ostsriesland, Hessen-Kassel und Hannover erobert und den Herzog von Cumberland den 26ten Juli bei H a st e n b e ck (unweit Hameln) geschlagen. Derselbe schloß am 8ten September mit dem Herzoge vonrich elieu, d'estrees Nachfolger, die fchimpfliche Übereinkunft von Kloster Zeven, nach welcher die verbündeten Truppen entlassen und die Hannoveraner über die Elbe zurückgezogen werden sollten. Während nun Richelieu Hannover, Braunschweig und Hessen aussaugte, rückte ein anderes französisches Heer unter dem Prinzen Soubise, mit dem Reichsheere unter dem Prinzen von Hildburghausen vereinigt, nach Thüringen vor, um Sachsen zu befreien. Friedrich übertrug dem Herzoge von Bevern und dem General Winterfel dt die Beobachtung der Österreicher in Schlesien und der Lausitz und eilte selbst nach Thüringen, wo er den 13ten September Erfurt nahm und Geueral Seidlitz den 19ten September mit 1500 Reitern einen 8000 Mann starken Heeresteil Franzosen (mit Soubise selbst) aus Gotha vertrieb. Nachdem er von einer Diversion in die Mark zur Vertreibung des Kroatengenerals Hab bis, der mit einem Streiskorps Berlin überfallen und gebranbschatzt

14. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 335

1910 - Regensburg : Manz
Schlacht bei Kolin. 335 die Fahne in der Hand, die er einem fliehenden Fähnrich abgenommen hatte, allen vvran-stürmte. Prag konnte jedoch der König nicht erobern, vielmehr nötigte ihn eine völlige Niederlage, die er am 18. Jnni bei Kolin an der Elbe von den Österreichern unter dem Feldmarschall Dann erlitt, Böhmen wieder zu räumen. Er zog sich nach der Oberlausitz zurück. Überall war das Kriegsglück seinen Feinden günstig. Das Hilfsheer von Hannoveranern und andern deutschen Verbündeten unter dem Herzog von Cumberland wurde von den Franzosen unter dem Marschall d? Estrees ant 26. Juli bei Hastenbeck unweit Hameln geschlagen Die Schlacht bei Kolin. und am 8. September sah sich der Herzog zu der Konvention von Kloster Seven gezwungen, infolge deren er das Hilfsheer entließ und die hannoverschen Truppen hinter die Elbe zurückzog, worauf die Franzosen Hannover besetzten. Die Russen eroberten Memel und schlugen ein preußisches Heer am 30. August bei Großjägerndors. Die Schweden fielen in Pommern ein und ein österreichisches Korps unter Hadik brandschatzte ant 19. Oktober Berlin. Gleichzeitig drang ein französisches Heer unter dem Prinzen Soubise, mit der Reichsarmee vereinigt, durch Thüringen gegen Sachsen vor, um die Preußen daraus zu vertreiben. Aber Friedrich eilte ihm entgegen und nahm am 13. September Erfurt ein; sein General Seydlitz jagte am 19. September mit nur 1500 Mann 8000 Franzosen unter Soubise aus Gotha und am 25. November griff Friedrich diesen nebst der vereinigten französischen und Reichsarmee bei

15. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 342

1894 - Breslau : Goerlich
Ii 342 — 518 — etwa 100 000 Mann Preußen und Russen ins Feld rücken konnten. Den Oberbefehl über das Hauptheer führte der russische General Wittgenstein, der aber ein schlechter Feldherr war, über das schlesische Heer der tapfere und ungestüme General Blücher. Napoleon hatte in Frankreich gegen 300 000 Mann zusammen-gebracht. Wohl waren es durchweg junge, ungeübte Leute, aber sein Feldherrntalent, das sich in diesem Kriege glänzend zeigte, wußte sie vortrefflich zu verwerten. Anfangs hatte er die Übermacht, nur an Reiterei mangelte es ihm. 2. Rümpfe btt Möckern. Groß - Görschen und Rauhen. Napoleons Stiefsohn Eugen rückte mit 20 000 Mann von Magdeburg aus gegen Berlin vor. Die Preußen traten ihm (am 5. April) bei Möckern entgegen und schlugen ihn zurück. Nun rückten die Preußen und Russen in Sachsen ein, um auch hier das Volk zur Erhebuug gegen die Franzosen zu bewegen. Napoleon rückte in die Gegend von Leipzig vor, wo er seinen Gegnern eine Schlacht liefern wollte. Aber die Verbündeten griffen ihn (ant 2. Mai) bei Groß - Görschen an. Scharnhorst hatte einen vortrefflichen Schlachtplan entworfen, aber infolge der mangelhaften Anordnungen des Oberbefehlshabers wurde er schlecht ausgeführt. Die Preußen und Russen drangen mit unwiderstehlicher Tapferkeit vor und eroberten die Dörfer Groß-Görfcheu und Klein-Görschen. Aber Napoleon rückte mit starken Heeresmassen vor und suchte ihnen diese Ortschaften wieder zu entreißen. Ein heftiger Kamps entbrannte. Da ließ Napoleon 80 Kanonen auf einen Platz zusammenbringen, die nun ganze Reihen der Verbündeten mit einem Male niederschmetterten. Schritt für Schritt mußten sie vordem mörderischen Feuer zurückweichen; aber sie überließen den Franzosen keine Fahne, keine Kanone. Unter den Verwundeten besand sich auch Scharnhorst. Nach der Schlacht mußten die Verbündeten sich über die Elbe zurückziehen. Sie bezogen ein festes Lager bei Bautzen. Hier griff Napoleon mit 170 000 Manu die 100 000 Mann der Verbündeten an (21. und 22. Mai). Am ersten Tage wurden die Verbündeten zurückgedrängt, am zweiten Tage beschlossen die verbündeten Herrscher, den Kampf abzubrechen, um nicht zu viele Truppen zu opfern. Napoleon blieb Herr des Schlachtfeldes, aber er hatte 20 000 Mann verloren, die Verbündeten nur 10000; keine Fahne, keine Kanone, fast gar keine Gefangene fielen nach dieser blutigen Schlacht in die Hände des Feindes. 3. Der Wnffrnjitufimtb. Napoleon erkannte, daß er jetzt ganz andere Feinde vor sich habe als bei Jena und Friedland, und daß er mit seinen vorhandenen Truppen keinen entscheidenden Sieg erfechten konnte. Er wollte aus Frankreich und den Rheinbnndstaaten frische Truppen, besonders Reiterei, auch Geschütze herbei holen. Daher war es ihm sehr erwünscht, daß die Verbündeten ihm einen Waffenstillstand vorschlugen, der auf sechs Wochen festgesetzt wurde. Für die Verbündeten war diese Zeit der Ruhe überaus wichtig. Die Preußen konnten ihre Rüstungen vollenden, die Russen ihre Truppen

16. Geschichte und Geographie - S. 90

1886 - Hamburg : Meißner
— 90 — der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt schlug er sich mit wenig Truppen bis nach Lübeck durch, beständig von den Franzosen verfolgt. Hier beschloß er sich bis aufs äußerste zu wehren. In einem erbitterten Straßenkampfe wurde er aus Lübeck vertrieben und ergab sich nachher, weil er „kein Pulver und Blei und keine Lebensmittel" mehr hatte. Später wurde er gegen einen gefangenen französischen General ausgewechselt. Im Beginn des Befreiungskampfes 1813 ward Blücher, schon 70 Jahre alt, doch stark und rüstig, zum Oberbefehlshaber der sogenannten „schlesischen Armee" ernannt. Als solcher schlug er die Franzosen zuerst an der Katzbach und nahm ihnen 100 Kanonen und 18 000 Gefangene ab. Seit dieser Schlacht wurde Blücher von seinen Soldaten „Marschall Vorwärts" genannt. Als im wütendsten Kampfe mit Kolben und Bajonnett die Feinde immer mehr zurückgedrängt wurden, jubelten ihm seine Tapfern zu: „Heute gehts gut, Vater Blücher!" worauf er vergnügt antwortete: „'S kommt noch besser, paßt man uff!" Damit setzte er sich an die Spitze der Reiterei und vollendete die Niederlage der Franzosen; tausende fanden noch in der Neiße und auf der Flucht ihren Tod. Zwei Monate später kämpfte unser Held, der nach hartem Streite bei Warten bürg über die Elbe gegangen war, in der großen Völkerschlacht bei Leipzig, am 16., 18. und 19. Oktober 1813. Hier waren die Heere der Verbündeten auf Napoleons Hauptmacht gestoßen. Vor der Schlacht sagte Blücher zu seinen Preußen: „Na, Kinder, heute haut mal auf gut preußisch ein", und sein tapferer Waffengenosse, der eiserne General Iork, begann den Kampf mit seinem kurzen Schlachtgebete: „Anfang, Mittel und Ende, Herr Gott, zum Besten wende." Am 18. Oktober sah Napoleon ein, daß die Schlacht verloren sei, und zog sich nach Leipzig zurück, mn die Verteidigung der Stadt und den Rückzug anzuordnen. Blüchers Abteilungen drangen am andern Morgen zuerst in die Stadt. Nachmittags ward der alte Feldmarschall auf dem Marktplatze in Leipzig vom Kaiser Alexander und von seinem König umarmt mit) sehr belobt als Befreier Deutschlands; er meinte aber: „Habe nur meine Schuldigkeit gethan, aber meine braven Truppen, die haben mehr gethan, viel mehr." Napoleons Heere flohen an den Rhein, die Verbündeten folgten. Während nun der Frieden verhandelt wurde, schalt Blücher ungeduldig „auf die Tinten-

17. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 464

1862 - Soest : Nasse
464 Dcr spanische Erbfolgckrieg. 3. Unterdessen war aber auch zugleich der Prinz Eugen mit 18,000 Mann aus den Linien bei Stollhofen ihm nachgerückt, und stand zu der- selben Zeit in der Gegend von Donauwerth, wo sich Marlborough möglichst schnell (11. Aug.) mit ihm vereinigte, nachdem er den alten und bedächti- gen Prinzen von Baden listiger Weise fortgeschickt hatte. Beide rückten nun gemeinschaftlich am 12. Aug. nach eingelaufener Nachricht, daß der Feind bereits in der vorhergehenden Woche bei Lauingcn die Donau über- schritten habe, auf den Flecken Höchstedt zu, in dessen Nähe sie den Feind schon aufgestellt fanden. Es ward beschlossen, ihm sogleich eine entschei- dende Schlacht zu liefern. 4. Am 13. August rückten sie in aller Frühe aus dem Lager und standen um sechs Uhr dem Feinde gegenüber, der um 4000 Mann stärker war. Da man noch einige Moräste umgehen und über mehrere Flüßchen setzen mußte, so begann die eigentliche Schlacht erst gegen ein Uhr Nach- mittags. Die Franzosen hatten nicht allein eine bessere Stellung und eine größere Truppenzahl, sondern auch den Vorthcil der einheitlich u Masse für sich, da ihr Heer nur aus Bayern und Franzosen, das der' Gegner aber aus Oesterreichern, Preußen, Hannoveranern, Würtembergern, Dänen, Hol- ländern und Engländern bunt zusammengesetzt war. Aber die vereinte Klugheit zweier trefflicher Feldherren und das Vertrauen ihrer Mannschaft auf sie überwand alle Schwierigkeiten. Marlborough führte deu rechten Flügel, der aus Engländern, Holländern und Deutschen bestand, gegen Tal- lard an, Eugen drang mit dem linken Flügel auf die Bayern ein. Mehr- mals wurden ihre Angriffe zurückgeschlagen, aber immer sammelten sie sich wieder und gingen auf's neue in das fürchterlichste Feuer. Endlich nach Sonnenuntergang ward die Flucht der Feinde allgemein. Ein Theil der Franzosen versuchte, sich im Dorfe Blindheim zu behaupten, aber von allen Seiten eingeschlossen, mußten sie sich ergeben. 5. Die Verbündeten hatten einen glänzenden Sieg errungen; denn 20,000 Franzosen und Bayern lagen todt oder verwundet auf dem Schlacht- felde; 15,220 Mann, und unter diesen der Marschall von Tallard selbst nebst seinem Sohne und 818 Officieren, waren gefangen. Die reiche Kriegs- casse, 5300 Wagen mit Lebensmitteln und Kriegsbedarf, 3600 Zelte, zwei Schiffbrücken, 117 Canonen, 24 Mörser, 129 Fahnen, 171 Standarten und 17 Pauken fielen in die Hände der Verbündeten. Das französische Heer war so gut als vernichtet, die Feinde aus ganz Bayern und Schwa- den vertrieben, und der bisher so hartnäckige Churfürst von Bayern nun durchaus zu Grunde gerichtet. Von diesem glorreichen Tage an tönte der Name Marlborough's, welchen der Kaiser sogleich zum Neichsfürsten er- nannte, in Liedern durch ganz Deutschland wieder; der Held selbst krönte seinen Ruhm noch durch menschenfreundliche Sorgfalt für die Verwundeten und durch freundliches Benehmen gegen die Gefangenen. Dem Churiürsten von Bayern blieb nun nichts übrig, als mit den Franzosen über den Rhein zu ziehen. Sein Land sowie auch die Reichsstädte Negensburg, Augsburg und Ulm wurden sogleich von den kaiserlichen Truppen besetzt und von einem kaiserlichen Statthalter verwaltet. Die Feldherren zogen hierauf an den Rhein; Ludwig von Baden eroberte im November Landau, Eugen und Marlborough hingegen vertheidigten Kronweißenburg gegen den Marschall von Villeroi. Trier ward von den Franzosen freiwillig verlassen, Trarbach ergab sich (im Deo.) an den Erbprinzen von Hessen-Caffkl. Im Spät- herbste gingen die beiden ruhmgekrönten Helden, Eugen nach Wien und

18. Der Gutsherr von Vechelde - S. 62

1911 - Braunschweig : Graff
Bestes im Sinne habe, und forderte sie auf, sich ein Beispiel zu nehmen an den Hannoveranern, und es ihnen gleich zu tun an Vaterlandsliebe. Da aber noch einige unruhige Köpfe unter den Braunschweigern waren, die noch immer mit dem Abmarsch drohten, so lief der Herzog sie von den hannoverschen Truppen umstellen und stellte ihnen dann noch einmal vor, wie töricht und unpatriotifch es fei, wenn sie sich jetzt von der Sache des Vaterlandes trennen wollten. Diese Vorstellungen verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Braunschweiger sahen ein, daß es für sie kaum eine andere Wahl gab, als sich dem willen des Herzogs zu fügen, und das ganze braunschweigische Kontingent stellte sich jetzt willig unter fein Kommando. Dasselbe taten auch die Hessen, die schon in den nächsten Hagen zu den Hannoveranern und Braunfchweigern stießen, und so hatte denn Herzog Ferdinand eine Armee um sich versammelt, mit der er es schon wagen durfte, etwas Größeres zu unternehmen. (Er eröffnete daher feinen Truppen, daß er beabsichtige, noch im Laufe des Winters eine Probe auf ihre Triftigkeit anzustellen, indem er ihnen die Ausgabe stellte, das von den Franzosen besetzte Harburg zu nehmen und Richelieu aus dem worden des Kurfürstentums Hannover zu vertreiben. Beide Unternehmungen nahmen ein glückliches Ende. Die französische Besatzung von Harburg ergab sich dem hannoverschen General von Hardenberg nach einer langen Belagerung und heldenmütigen Verteidigung in der Nacht vom 29. zum 30. Dezember, unter der Bedingung des freien Abzugs und dem Versprechen, in diesem Kriege nicht wieder gegen den König von England oder feine Verbündeten zu kämpfen. Während dieser Zeit aber hatte der Herzog den größten Teil feiner Truppen gegen den Herzog von Richelieu geführt, der Buxtehude, Lüneburg, Alzen und andere

19. Ergänzungsheft für die Provinz Hannover - S. 31

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 31 — 23. Hannovers Erhebung und Teilnahme am Freiheitskampf. 1. Gleich nach der Vernichtung des französischen Heeres im Jahre 1812 rief der russische Oberbefehlshaber, Graf Witgenstein, die Bewohner Hannovers zum allgemeinen Ausstande. Allein die Macht Napoleons war in den hannoverschen Kurlanden noch ungebrochen; mehr als 30 000 Franzosen hielten es noch besetzt, und der Tod drohte jedem, der gegen Napoleon etwas unternahm. Bremische und Hamburger Bürger hatten derartige Versuche schwer gebüßt. Ein allgemeiner Aufstand war daher, vorläufig unmöglich. Dennoch regte es sich. Hannoversche Offiziere betrieben jenseits der Elbe Rüstungen, sammelten Bataillone von Freiwilligen, besonders Husaren und Jäger. Von allen Seiten drängten die jungen Leute zum Eintritt in diese Scharen. In manchen Städten schloffen sich die Bürger zusammen und trieben kriegerische Übungen unter dem Vorwande, das Land gegen feindlichen Einfall zu verteidigen. 2. Während die großen Heere der Verbündeten in Mitteldeutschland gegen Napoleon vorgingen, sollte ihm der russische General Tettenborn mit russischen und preußischen Truppen das stark befestigte Hamburg entreißen. Diesem schloffen sich die hannoverschen Freiwilligen an. Von Hamburg aus sollte auch Hannover befreit werden. Dabei entspannen sich namentlich um Lüneburg harte Kämpfe, bei denen sich Johanna Stegen, ein Lüneburger Mädchen, auszeichnete; sie trug heldenmütig im heftigsten Kugelregen den Befreiern Kugeln und Patronen in der Schürze zu. Dreißig Lüneburger Bürger wurden erschossen, weil sie ihre Waffen gegen die Franzosen gerichtet hatten. Wenngleich der Feind in den folgenden Monaten seine Herrschaft noch einmal befestigte, so zeigten doch die Verbündeten bei Großbeeren, an der Kapach und bei Dennewitz, daß die Fremdherrschaft zu Ende gehe. Jetzt drangen auch die im Norden unsres Landes stehenden Verbündeten schnell nach Süden vor. In der Schlacht an der Göhrde in der Nähe von Dannenberg besiegten Hannoveraner, preußische und russische Truppen den Feind. Theodor Körner sang an diesem Tage sein Bundeslied vor der Schlacht: „Ahnungsgrauend, todesmutig bricht der große Morgen an", und die preußische Heldenjungfrau Eleonore Prochoska nahm in Männerkleidern an diesem Kampfe teil. Celle, Hannover, Hildesheim, Göttingen fielen nach einander den Siegern in die Hände; am 1. Oktober rückten sie in Cassel ein, verjagten den König Jerome und erklärten das Königreich Westfalen für aufgelöst. In allen seinen Teilen kam das Kurfürstentum Hannover wieder in die Hände seiner rechtmäßigen Regierung. 3. Die völlige Freiheit aber erforderte noch manchen Kampf. Daher rief der Prinzregent Georg von London aus die Hannoveraner jetzt öffentlich zu den Waffen. „Von eurer Treue und eurem Eifer

20. H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 378

1906 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
378 § 107. Das Königreich Preußen. Elster. Zwischen Merseburg und Naumburg liegt Rotzbach, wo der alte Fritz 1757 über die übermütigen Franzosen und das Reichsheer siegte; südlich von Merseburg das Städtchen Lützen, in dessen Nähe der mit einem Denkmale überbaute Schwedenstein an den Tod Gustav Adolfs 1632 erinnert. An der Elster Zeitz, 27 000 E. — In der ehemaligen Grasschaft Mans-seld Eisleben, 24 000 E. Hier ist Luther am 10. November 1483 geboren und am 18. Februar 1546 gestorben. Der Mansfeld er Bergbau fördert noch jetzt die größte Menge an Kupfererz in Europa. Am südlichen Unterharze liegen die Besitzungen der Grafen S t o I -berg-Stolberg und Stolberg-Notzla. Das Städtchen S t o l -b e r g ist in einem engen Tale eingeklemmt, die Umgegend herrlich, z. B. Josephshöhe, § 101, 4. c) Der durch andere deutsche Kleinstaaten zerrissene und zum Teil zerstückelte Regierungsbezirk Erfurt (§ 101, 3. §102, b, b) enthält Gebiete, die fast alle erst seit 1803 oder 1815 zu Preußen gehören. Erfurt, die mit ihren vielen Türmen und den beiden hochliegenden Zitadellen Petersberg, dicht an der Stadt, Cyriaksburg, etwas südwestlich, sich stattlich präsentiert. Im Mittelalter gehörte Erfurt zu den bedeutendsten Städten Deutschlands, wurde durch Gewerbe und Handel (besonders mit Waid, einem der rapsartigen Waidpflanze entnommenen Blaufärbestoff) reich und mächtig und gründete 1392 aus eigenen Mitteln seine berühmte Universität, welche zu Anfang des vorigen Jahrhunderts jedoch einging. Noch jetzt ist Erfurt, mit 86 000 E., Thüringens größte Stadt, berühmt durch Gemüse- und Blumenkultur. Einige Stunden im Sw. die drei Gleichen (eine zu Sachsen-Koburg-Gotha, die zwei anderen zu Preußen gehörig). — Mainzisch war das E i ch ss e l d (§ 101, 3, b) mit der Hauptstadt Heili -g e n st a d t an der Leine. Freie Reichsstädte Thüringens waren das vielgetürmte Mühlhausen an der oberen Unstrut (33 000 E.) mit regem Betrieb in Woll- und Leinenweberei, und Nordhausen am Südfuße des Unterharzes, durch Branntweinbrennerei und Getreidehandel blühend (28 000 E.). Kurfächsisch war Langensalza (Gefecht zwischen Hannoveranern und Preußen am 27. Juni 1866). Von der Hauptmasse getrennt, in der früheren Grafschaft Henneberg: Suhl, im tiefen Tale (welches Gebirge?) immer noch über 325 m, mit Gewehrfabriken. Schleufingen war einst die Residenz der Grafen von Henneberg. 8) Provinz Schleswig-Holstein, zwischen Nord- und Ostsee „meerumfchlungett" (§103); fast 19 000 qkm, mit 1,3 Mill. E. (darunter 11 Proz. Dänen). Holstein wurde schon unter Karl dem Großen von Deutschland gewonnen und von Grafen verwaltet. Seit 1.113 regierten Grafen aus dem Hause Schauenburg. König Heinrich I. hatte auch eine Mark Schleswig (d.i. Siedelung an der Schlei) angelegt. Doch überließ Kaiser Konrad Ii. dieses Gebiet jenseit der Eider an Dänemark. Seitdem galt die Eider als des Deutschen Reiches Grenze. Graf Gerhardvonholstein empfing 1386 Schleswig als dänisches Lehen. Von dieser Zeit schreibt sich die enge Vereinigung von S ch l e s -