254 tz. 90. Die Kämpfe Habsburg's mit Frankreich.
So war, wenn auch nicht Deutschlands, doch Habs-
bur g ' s Einfluß aufjtalien gesichert, und Karlv
empfieng zu Bologna die italiänische sowohl, als die römi-
sche Krone. Er war der letzte deutsche Kaiser, der zu einer
römischen Krönung gelangte.
Hierauf brach die oben (§.89) schon berührte, für ganz
Deutschland, insbesondere für das österreichische Haus so
gefährliche Türkennoth aus; aber ob sie gleich die beiden
Male glücklich abgewendet wurde, so blieb doch Ungarn
in den Händen der Türken, die es als Vasallenreich be-
handelten, und Ferdinand konnte aus Mangel an Geld es
incht wieder erobern.
Auch Nordafrika hatten sich die Türken schon unterworfen,
und H a r a d i n, auch Barbarossa genannt, der sich in Algier
festgesetzt hatte, beunruhigte auf Antrieb des Sultans das
ganze Mittelmeer durch seine Seeräubereien, ja er machte sich
durch List auch zum Herrn von Tunis. Daher unternahm
Karl gegen ihn
1335 den Zug nach Tunis, eroberte es und gab es seinem
früher» Besitzer unter spanischer Hoheit zurück, wurde aber
durch den dritten Krieg mit Franz von weitern Un-
ternehmungen abgehalten. Franz war nämlich, um Mailand
zu erobern, in Savoyen eingebrochen; um ihn nun aus die-
ser Stellung zu bringen, fiel der Kaiser in Frankreich ein,
wurde aber durch Mangel und Krankheiten genöthigt, sich
wieder zurückzuziehen, während Franz nun gegen alle christ-
lich-politische Ordnung ein offenes Bündniß mit den
Türken eingieng. — Nachdem endlich dieser Krieg durch
einen Waffenstillstand beigelegt worden war, unternahm Karl
den Zug nach Algier, wohin sich Haradin zurückgezogen
hatte; aber furchtbare Herbststürme zerstörten seine Flotte und
Karl mußte die Unternehmung aufgeben.
^a unterdessen in Deutschland, ungeachtet des Nürnberger
Friedens die rechtliche Stellung der Protestanten noch sehr
unsicher war, so lag den schmalkaldischen Bundesgenossen alles
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Barbarossa Barbarossa Karl Karl Franz Franz Franz Franz Franz Franz Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Bologna Deutschland Nordafrika Algier Tunis Tunis Mailand Savoyen Frankreich Algier Deutschland
256 $. 91. Die Religionskriege in Deutschland.
neutral bleiben wollte, so suchte der Kaiser einen Anhalt
an England und an den protestantischen Stän-
den in Deutschland, und ließ es darum geschehen, daß
der schmalkaldische Bund den Herzog Heinrich von
B r a u n sch w e i g, der einige schmalkaldische Städte hart be-
drängte, aus seinem Lande vertrieb.
Bei seinem Wiedererscheinen in Deutschland bestrafte nun
zwar der Kaiser den mit Frankreich verbündeten Herzog von
Cleve und zwang ihn, die Reformation in seinem Lande wie-
der aufzuheben; versprach aber den protestantischen Ständen
Deutschlands ein allgemeines freies Concilium und Rechts-
gleichheit vor dem Reichskanlmergericht, und erhielt so ihre
Hülfe zum Zuge gegen Frankreich, auf welchem er nun
den König Franz durch eine rasche Wendung gegen Paris da-
hin brachte, daß derselbe
1544 den Frieden von Crespy eingieng, worin Franz auf
Italien, Karl auf Burgund verzichtete.
3. Die Religionskriege in Deutschland.
$• 91. Obgleich nun wegen dieses glücklichen Ausgangs der Kai-
ser mit Nachdruck in Deutschland hätte auftreten können, zu-
mal die Mitglieder des schmalkaldischen Bundes unter sich
uneinig waren, so fuhr der Kaiser dennoch fort, die Prote-
stanten schonend zu behandeln, weil erhoffte, sie würden sich jetzt
dem Concilium fügen, das aufseinen Betrieb Papst Paul Iii
ausschrieb, so daß nun wirklich
1845 das Concilium zu Trident (oder Trient) seinen A n-
fang nahm.
Allein die protestantischen Stände Deutschlands sahen die-
ses Concilium, weil es ihnen nicht angekündigt wurde und es
auch anfangs nur mit ausländischen Theologen besetzt war,
für kein freies an und verlangten ein Concilium deut-
s ch e r Nation.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von
B Heinrich Cleve Franz Franz Crespy Franz Franz Karl_auf_Burgund Karl Paul
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Deutschland Deutschland Frankreich Deutschlands Frankreich Paris Italien Deutschland Deutschland
258 §. 91. Die Religionskriege in Deutschland.
festigen, und seine Streitkräfte aus Ungarn und Ztalien zu-
sammenziehen , worauf er sodann gleich die N e i ch s a ch t
gegen die schmalkaldischen Bundeöhäupter
aussprach.
Da diese mehr vertheidigungs-, als angriffsweise zu Werke
gehen wollten, so wagten sie bei ihrer Belagerung von In-
golstadt keinen ernstlichen Sturm, sondern brachen bald wie-
der auf, um das aus den Niederlanden herkommende kaiserliche
Hülfsheer an einer Vereinigung mit dem Kaiser zu verhindern.
Da ihnen aber dies nicht gelang, so gieng nun der Kaiser
'angriffsweise zu Werke und drang in Schwaben ein. Eben
als die schmalkaldischen Fürsten, weil sie von den oberländi-
schen Städten nicht ausreichend unterstützt wurden, Friedens-
vorschläge thaten, trat Moritz, nachdem er vom Kaiser
die geheime Versicherung der Kur würde erlangt
hatte, offen für den Kaiser auf und nahm das Land
Johann Friedrichs, das ihm dieser bei'm Ausbruch des Krieges
arglos zur Verwaltung anvertraut hatte, in eigenen Besitz. Da
nun der Kaiser die Verbündeten aufforderte, sich auf Gnade
und Ungnade zu unterwerfen, so zogen die Fürsten vom
bisherigen Kriegsschauplatz ab, ein jeder um sein Land zu
vertheidigen.
Während der Kaiser sich nun alle süddeutschen
Städte unterwarf und sie m i t st a r k e n Schatzungen
bestrafte, befreite Kurfürst Johann Friedrich, sein Land
von den schwachen Besatzungen Moritzens, der sich zu Ferdi-
nand nach Böhmen flüchtete, und nahm an der Elbe eine
für Ferdinand drohende Stellung ein.
Dies bewog den Kaiser nach Böhmen aufzubrechen und
nach seiner Vereinigung mit Ferdinand und Moritz mit einem
starken Heere von da aus in Sachsen einzurücken, wo er den
nach Wittenberg eilenden Kurfürsten einholte, ihn
1547 in der Schlacht bei Mühlberg gefangen nahm und seines
Kurfürstenthums verlustig erklärte, das nun an Moritz ver-
liehen wurde, so daß also die K u r nun auf die albe r-
tinische Linie von Sachsen übergieng.
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Extrahierte Personennamen: Moritz Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritzens Ferdinand Ferdinand Moritz Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Niederlanden Schwaben Sachsen Wittenberg Mühlberg Sachsen
266 §. 92. Die Religionskriege in Frankreich.
Dominikanermönch, Jakob Clement, 1589 ermordet wurde.
Doch erkannte er noch vor seinem Sterben den jungen Hein-
rich als seinen Nachfolger an.
So kam denn nun die Thronfolge zur Freude der
Protestanten an Heinrich von Navarra, der als König von
Frankreich Heinrich der Vierte genannt wird. Ob-
gleich er 1590 die Ligue in einer Schlacht besiegte, konnte
er doch Paris nicht einnehmen, und der Fortgang seiner
Waffen war um so mehr gehemmt, da der mit der Ligue
verbundene König Philipp Ii von Spanien zweimal ein
Heer in Frankreich einrücken ließ. Weil nun der gemäßig-
tere Theil der französischen Katholiken, welche die spanische
Übermacht fürchteten, nur auf den Rücktritt Heinrichs zur
katholischen Kirche wartete, um sich ihm zu unterwerfen,
und selbst die Protestanten nicht läugneten, daß er, ohne
diesen Schritt zu thun, sich im Königthume nicht halten
könne: so trat Heinrich Iv, um Frankreich zu beruhigen,
zur katholischen Religion über, wurde dann allge-
mein als König anerkannt, und gab einige Zeit darauf
1ññ8 in dem Edict von Nantes den Protestanten fast
gänzliche Religionsfreiheit und Zutritt zu den
Staats Ämtern. Dieß that er jedoch nicht ganz frei-
willig , weil er mehr von dem Katholicismus die Erweite-
rung seiner königlichen Gewalt hoffte; daher auch die Huge-
notten fortwährend eine für den Staat drohende Stellung
einnahmen. (§. 99 a. E.)
Unter Heinrichs wohlwollender Negierung, bei der ihn
sein Minister und Freund S u l l y wesentlich unterstützte,
hatte Frankreich seine glücklichste Zeit: und doch starb er
1610 durch die meuchelmörderische Hand eines Fanatikers,
und Frankreich gerieth unter seinem unmündigen und unfä-
higen Sohne, Ludwig Xiii, durch die Regierung elender '
Günstlinge eine Zeit lang in die traurigste Verwirrung. Für
Deutschland aber war Heinrich's Tod ein Glück: denn seinem
kur; zuvor geschlossenen Bündnisse mit der protestantischen
Union daselbst lag von seiner Seite die geheime Absicht zum
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Extrahierte Personennamen: Jakob_Clement Heinrich_von_Navarra Heinrich Heinrich Philipp_Ii_von_Spanien Philipp Heinrichs Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Heinrichs Ludwig_Xiii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Nantes Frankreich Frankreich Deutschland
$. 102. Die Schwäche des deutschen Reichs. Ü05
Besonders brachte das ehrgeizige Streben des sächsischen
Kurhauses nach der polnischen Krone dem Reiche nur Scha-
den , wie sich das schon im nordischen Kriege gezeigt hatte
und bald darauf noch deutlicher zeigen sollte. — Nachdem
Kaiser Karl Vi in demselben Jahre, da der nordische
Krieg beendigt wurde, in einem Frieden mit den Türken
(die den Krieg wieder erneuert hatten, aber vom Prinz
Eugen bei Peter Wardein und bei Belgrad be-
siegt worden waren) in den Besitz von Bosnien, Ser-
bien und eines Theiles von Croatien und der Walla-
chei gekommen war, und gleich darauf (bei Gelegenheit
einer durch Spanien veranlaßten Friedensstörung) in einem
Vertrage Sizilien für Sardinien von dem Herzoge von
Savoyen eingetauscht hatte, — so veranlaßte nach einem
13jährigen europäischen Frieden der Tod Augusts Ii von
Polen
1733 —1733 den polnischen Grbsolgekrieg.
Der von den Polen gewählte Stanislaus Lescinsky
wurde nämlich von den Russen vertrieben und August Iii
von Sachsen eingesetzt. Weil nun der Kaiser seine Ein-
willigung dazu gegeben hatte, so kündigte Frankreich in
Verbindung mit Spanien und Sardinien dem Kaiser den
Krieg an und besetzte Lothringen und die kaiserlichen Länder
in Italien. Da sah sich der Kaiser wegen schlechter Ver-
fassung des Heeres und der Finanzen genöthigt, im Frieden
nicht nur Lothringen als Lehen an Stanislaus
Lescinsky und nach dessen Tode als Eigenthum an
das begehrliche Frankreich zu überlassen, son-
dern auch sogar Neapel und Sizilien an die spa-
nischen Bourbonen abzutreten und sich mit Par-
ma und Pia een za zu begnügen.
Für diese großen Opfer erhielt er bloß die Anerkennung
der pragmatischen Sanetion d. h. des'hausgesetzes,
daß in Ermangelung eines männlichen Erben die gesammte
österreichische Erbschaft ungetheilt auf die weibliche Linie
übergehen solle. Karls Versuch, sich für jene Verluste in
20
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Eugen Eugen Peter_Wardein Augusts Stanislaus_Lescinsky August Stanislaus
Lescinsky Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Bosnien Spanien Sizilien Sardinien Polen Polen Sachsen Frankreich Spanien Sardinien Lothringen Italien Lothringen Frankreich Neapel Sizilien
270 H. 93. Die Reformation in England.
von diesen zum Tode verurtheilt, worauf das Parlament
einstimmig auf ihre Hinrichtung drang.
Dazu konnte sich Elisabeth nicht sogleich entschließen, Un-
terzeichnete jedoch vorläufig eine Vollmacht zur Vollstreckung
des Urtheils. Indeß sah man den Kampf zwischen ihrem Ge-
wissen und ihren geheimen Wünschen. Diesen zu beenden,
schickten ihre Räthe jene Vollmacht ohne ihr Vorwissen an die
Richter, die sogleich der Gefangenen das Todesurtheil ver-
kündeten. Mit Fassung und Ergebung bot die unglückliche
Marie am 16. Februar 1587 ihr Haupt dem Beile dar, nach-
dem sie eine zwanzigjährige Gefangenschaft erduldet hatte.
Run aber brach noch in demselben Jahre
1388 der lang gedrohte Krieg Englands mit Spanien
aus, dessen Beherrscher Philipp Ii in Elisabeth eine
Hauptstütze des Protestantismus sah, und deß-
- halb seit Jahren ihren Feinden allen möglichen Beistand ge-
leistet hatte. Elisabeth hatte daher die Niederländer in einem
Aufstande wider Philipps Tyrannei unterstützt und durch
ihren Admiral Franz Drake (denselben, der 1577—1580
die Welt umsegelt hatte und die Kartoffeln nach Europa
brachte) die spanische Flotte in Cadir zerstören lassen. Da
rüstete Philipp, im Bunde mit dem Papste, die sogenannte
unüberwindliche Flotte oder Armada aus, welche
aus 150 Schiffen mit 8000 Matrosen und 20,000 Soldaten
bestehend, im Mai 1558 von Lissabon auslief, um in Ver-
bindung mit der niederländischen Flotte England zu erobern.
Aber Seestürme gleich im Anfänge, dann einzelne geschickte
Angriffe der Engländer besonders mit Brandern, und zuletzt
wieder furchtbare Stürme auf dem Rückzüge machten die
stolze Unternehmung zu nichte.
Dieser Schlag setzte dem Anwachsen der spanischen
Macht eine Gränze; England dagegen hat der umsich-
tigen und kräftigen Regierung Elisabeths den hohen Auf-
schwung zu danken, den es seitdem als See- und H a n-
delsmacht nahm. Schon hatten die Engländer unter dieser
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Marie Philipp_Ii Philipp Elisabeth Philipps Philipps Franz_Drake Franz Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: England Englands Spanien Elisabeth Europa Cadir Lissabon England England
274 tz. 94. Die Republik der vereinigten Niederlande.
gungen noch strenger fort. Zwar rückte nun Wilhelm von
Oranten selbst mit einem Heere ein, mußte aber, durch
Mangel genöthigt, das Land bald wieder verlassen, das
jetzt Alba durch Erbauung von Festungswerken in verschie-
denen Städten zu schützen suchte.
Weil nun aber Philipp, auf Alba's Rath, gegen die
Landesrechte eine unerhört starke Abgabe verlangte, und den
Handel mit England verbot, so unterstützten die dadurch
beeinträchtigten niederländischen Kaufleute den Prinzen von
Oranien zu neuen Kriegsrüstungen, und bald war, durch
den Hinzutritt der wilden Wassergeußen (Ausgewan-
derter, die vom Seeraube lebten), ein Theil der nördlichen
Provinzen im Aufstand, und ein gräuelvoller Krieg begann
(1570), in welchem Sieger wie Besiegte gleichmäßig dem
Lande schadeten.
Obgleich Alba dem Aufstande mit dem äußersten Nach-
drucke begegnete, so fand es doch Philipp gerathen, ihn
abzurufen und die Verwaltung der Niederlande einem ge-
mäßigteren Manne zu übertragen. Dennoch dauerte mit
abwechselndem Glücke der Krieg fort, aus dessen Verlaufe
hier nur die Belagerung der Stadt Leyden durch
die Spanier, und ihre glückliche Entsetzung durch eine
Flotte der Geußen, sowie die Erhebung Oraniens zum
Statthalter von Holland und Seeland und die
Entwerfung des Dordrechter Glaubensbekennt-
nisses (1574), endlich'die entsetzliche Plünderung
Antwerpens durch die Spanier 1576 hervorgehoben
werden kann.
In Folge dieses letztem Ereignisses schloßen jetzt, alle
Verschiedenheiten in den Ansichten bei Seite setzend, die
bis dahin dem König treugebliebenen Provinzen mit den
abgefallenen den Frieden zu Gent (1576), zu dessen
Aufrechthaltung die niederländischen Generalstaaten den so-
genannten ewigen Vertrag eingiengen, welchen Alba's
zweiter Nachfolger Juan von Austria, Philipps Halb-
bruder, (derselbe, der kurz vorher die Übermacht der Tür-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Philipp Philipp Philipp Philipp Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande England Niederlande Holland Seeland
§. 94. Die Republik der vereinigten Niederlande. 275,
ken zur See bei Lepanto gebrochen hatte) bestätigte. Da
er aber den Vertrag verletzte, um die spanische Herrschaft
wenigstens in einem Landestheile wieder völlig herzustellen,
was ihm auch gelang, so entstund ein neuer Aufstand; und
als der neue spanische Statthalter Alexander von Par-
ma, Margarethens Sohn, den Niederländern zwar ihre
alten Rechte einräumen, aber in allen Provinzen die katho-
lische Kirche wieder Herstellen wollte: so schloßen die sieben
nördlichen reformirten Provinzen auf Betrieb
Wilhelms von Oranien die Utrechter Union, wogegen
sich die südlichen katholischen Provinzen den gewandten Un-
terhandlungen und glücklichen Waffen des spanischen Statt-
halters meistens fügten, unter Bedingungen jedoch, die ih-
nen eine größere Selbstständigkeit gewährten, als sie zuvor
hatten.
Hierauf sagten sich
1381 die vereinigten Generalstaaten von der spani-
schen Regierung los und stellten den von Philipp in
die Acht erklärten Wilhelm von Oranien, — und als
dieser bald darauf, in Folge dieser Ächtung, von einem der
auf ihn lauernden Mörder in seinem Palaste zu Delft
meuchlings erschossen wurde, dessen jungen und
raschen Sohn Moritz an die Spitze ihrer Republik. Zwar
war die neue Republik durch Parma's Kriegsglück eine Zeit
lang sehr bedrängt. Als aber nach Parma's Eroberung
von Antwerpen 1585 (dessen Belagerung durch die
Ausdauer beiver Theile sehr denkwürdig ist) England den
Niederländern Beistand leistete, und Philipp im Kriege
gegen England seine unüberwindliche Flotte (s. §. 93)
verlor und aus Mangel an Geldmitteln kaum die südlichen
Niederlande behaupten konnte: so eroberte Moritz die ver-
lornen Theile der Union wieder, und Spanien war, eilf
Jahre nach Tode Philipps, genöthigt, 1609 mit der Re-
publik der vereinigten Niederlande einen
zwölfjährigen Waffenstillstand zu schließen
und die Niederlande als freien Staat anzuerkennen.
18*
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Extrahierte Personennamen: Lepanto Alexander_von_Par- Alexander Margarethens Wilhelms Philipp Philipp Wilhelm Moritz Philipp Philipp Moritz Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Antwerpen England England Niederlande Spanien Niederlande Niederlande
312
H. 105. Die Fürsten und Völker
reich reizte die Türken zum Kriege gegen Rußland an. Die-
ser war Rußland darum erwünscht, weil dadurch den Polen,
deren Unterjochung es sich zum geheimen Ziele gesetzt hatte,
die türkische Hülfe entzogen wurde. Als die Russen siegreich
in der Türkei vordrangen und die Krimm, Wallach ei
und Moldau eroberten, und dabei sowohl Frankreich, als
England unthätig zusah, so fand es Friedrich für gut,
sich Katharinen zu nähern, und so geschah's, daß
Rußland ungehemmt Polen besetzen konnte. Da nun Österreich
einseitig keinen Krieg gegen Rußland wagen konnte, so
„folgte es der preußischen Politik, wie Preußen der russischen
folgte", die nun einmal Polen wollte. Auf den
Grund alter Ansprüche brachte man
1772 die (erste) Theilrurg Polens in Vorschlag, und Öster-
reich nahm den dargebotenen Vortheil an. Die drei Mächte
besetzten den dritten Theil Polens in der Art, daß Österreich
davon Ostgallizien und Lodomirien, Preußen West-
Preußen und den polnischen Netzdistrict, Rußland
endlich (gegen die Herausgabe der Moldau und Wallachei)
das Land bis an die Düna und den Dnjepr sich zu-
eignete. Damit aber die Form des Rechts nicht fehle, so
wurde der polnische Reichstag gezwungen, seine Einwilli-
gung dazu zu geben.
Das übrige Polen blieb durch die bedrückende Will-
kür seines Adels, so wie überhaupt durch seine schlechte
Verfassung stets in abhängiger Stellung und einer spä-
tern weitern Zerstückelung Vorbehalten. — Zm fortgesetzten
Kriege Rußlands mit der Türkei errang ersteres die freie
Schifffahrt auf allen türkischen Meeren.
Die deutsche Kaiserwürde bekleidete seit 1764
Joseph !l, indessen seine Mutter, die edle Maria The-
resia , nach ihres Gemahls Tode die Regierung der österrei-
chischen Erblande zum Wohl ihrer Unterthanen bis an ihr
Ende behielt.
Joseph H, der sich Friedrich den Großen zum Muster
nahm, war von dem thätigsten Eifer belebt, seine Unter-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Joseph_!l Maria_The- Maria Joseph_H Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Polen Frankreich England Theilrurg_Polens Polens
284
§. 96. Der dreißigjährige Krieg.
kam, so schloßen sich Frankreich und Papst Urban Viii
eng an einander an, und ersteres besetzte, nachdem es durch
die Eroberung von Rochelle die Hugenotten über-
wältigt hatte, ohne Vorwissen Österreichs den erledigten Her-
zogsthron von Mantua. Zwar gewann der Kaiser in Italien
die Oberhand und dachte schon auch Frankreich anzugreifen,
da wandte sich das katholische Frankreich an die einzige noch
ungeschwächte protestantische Macht, an Schweden,
dessen König Gustav Adolf (si 8« 95) so eben glänzende
Siege in Polen erfochten hatte, und reizte ihn, um Öster-
reichs Machtvergrößerung zu verhindern, durch einen geheimen
Vertrag zu einem Krieg gegen den Kaiser in Deutschland selbst.
Schon dachte der Kaiser den Protestanten einige Nach-
sicht zu erweisen und sich mit Schweden zu verständigen,
als die deutschen Kurfürsten, unter dem Vorgänge Maxi-
milians von Bayern, auf dem Reichstage 1630 in den
Kaiser drangen, sowohl in Italien den Frieden herzustcllen
als auch den Wallenstein vom Oberbefehl zu ent-
fernen, weil ihnen derselbe wegen seiner unerhörten Län-
derbedrückungen und kecken Anmaßungen gegen die Fürsten
mit Recht gefährlich erschien.
Und so sah sich der Kaiser genöthigt, nicht nur seine schon
gewonnene Stellung in Italien aufzugeben, sondern auch den
Mann zu entlassen, der allein im Stande war, das in Deutsch-
land Gewonnene zu behaupten
6. Der schwedich-deutsche Krieg; Frankreichs offene
Einmischung.
§. 97. Eben als Wallenstein vom Oberbefehl abgetreten war,
landete, nicht weniger vom eifrigen Wunsche für die Ret-
tung seiner Glaubensgenossen, als von politischen Rücksichten
getrieben, der fromme und heldenmüthige Schwedenkönig
Gustav Adolf am 24. Juni 1630 unvermuthet mit
15,000 Schweden an der pommerschen Küste und forderte
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