71
A. Europa im Allgemeinen.
find 16) die Mineralquellen. Auch Salpeter, Alaun,
Vitriol und Schwefel sind hinreichend.
§. 21. Die Eintheilung Europa's nach natürlichen
Grenzen (§. 130 d. Einl.) ist ziemlich willkürlich. Gewöhn-
lich theilt man dasselbe in West- und Ost-Europa. Eine
Linie, vom Nordkap durch den bottnischen Meerbusen und die
Ostsee bis zur nördlichen Spitze hes adriatischen Meeres gezo-
gen , bildet die Grenze. Alles Land, das westlich von derselben
liegt, gehört zu West», das östlich ^legene zu Ost-Europa.
Wohl ist der östliche Theil der größere, ^er westliche aber der
bevölkertste. — Bei der weitern Eintheilnn^trird am passend,
sten auf die Hauptgebirge und die größten inla»dischen Meere,
b. h. auf die Pyrenäen, Alpen und Karpathen, dann die
Nord- und Ostsee, Rücksicht genommen.
A) West-Europa begreift daher:
L die pyrenäische Halbinsel, oder 1) Portugal.
2) Spanien;
Ii. die Alpenländer, oder 1) Süd-Alpenland — Ita-
lien, 2) West-Alpenland r=z Frankreich, 3) Nord-
Alpenländer — Helvetien und Deutschland;
Iii. die Nordsee-Länder, oder 1) Säd-Nordseeländcr
= Belgien und Holland, 2) West-Nordseeländer
— das britische Reich oder die Inseln Großbritan-
nien und Irland, 3) Ost-Nordseeland — Dänemark;
Iy. die Ostsee-Länder, oder 1) Nordwest-Ostseeländer
— der schwedische Staat oder Schweden und
Norwegen.
v) Ost-Europa umfaßt:
I. die Ostsee-Länder, oder 1) Ost-Ostseeland r=r
Rußland, 2) Süd-Ostseeländer Preußen und
Polen;
Ii. die karpathischen Lander, oder 1) Nord-Karpathen-
land — Galizien, 2) Süd-Karpathenländer —
Ungarn, die Türkei und Griechenland.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa West- Ost-Europa Ostsee Ost-Europa Ostsee West-Europa Portugal Spanien West-Alpenland Frankreich Helvetien Deutschland Belgien Holland Irland Ost-Nordseeland Schweden Norwegen Ost-Europa Ost-Ostseeland Polen Galizien Ungarn Griechenland
70
A. Europa im Allgemeinen.
in den westlichen und südlichen Ländern, z. B. in Spanien,
Portugal, Frankreich, Italien, der Türkei, Griechenland,
Ungarn und Deutschland. Der warme Landstrich Europa's
(§. 13) ist das Vaterland 6) der Südfrüchte und 7) des
Baumöls. 6) Baumfrüchte (Obst) liefern vorzüglich
Deutschland, Italien und das mittlere Frankreich in großer
Menge und Mannigfaltigkeit, und 9) Gemüse fehlen nur
in den nördlichsten Gegenden. Mehrere Länder sind reich an
L0) Holz, besonders Rußland, Polen, Norwegen und Schwe,
dm. In den nördlichsten Regionen aber verkrüppeln die Bau-
me zu Sträuchern; auch diese verschwinden endlich (§. 10),
und nichts bleibt ü§rig, als Flechten und Moose.
§. 20. 6) Aus dem Mineralreiche: Europa hat
nicht den Reichthum an edeln Metallen, welchen andere Erd-
theile haben. Brasiliens Goldbergwerke, die Demantgruben
ebendieses Landes und Golkonda's fehlen ihm; aber die Er-
zeugnisse des Mineralreiches, welche wahren Nutzen und Werth
haben, sind in Fülle vorhanden. — Das meiste 1) Gold
Kat Ungarn, das meiste 2) Silber Deutschland. 3) Queck-
silber findet sich in Deutschland und Spanien, in jenem Lande
auch 4) Zink. Deutschland, Rußland und vorzüglich Schweden
find sehr reich an 5) Eisen und 6) Kupfer, und England
und Deutschland an 7) Zinn. 8) Blei ist in großem Ueber-
flusse vorhanden, besonders in Schottland. Auch an allen
übrigen Metallen fehlt es nicht. 9) Perlen und 10) Edel-
steine werden zwar in mehrern europäischen Ländern gefun-
den, aber wenig geschätzt. 11) Marmor (parischer und
carrarischer M.) und 12) Alabaster und andere schöne und
nützliche Steine finden sich in vielen Gegenden. 13) Salz
aller Art bietet Europa in Fülle; besonders Steinsalz in Gali-
zien, Seesalz in Spanien und Portugal, Stein- und Quellsalz
m Deutschland. 14) Farbenerden und andere nutzbare
Erdarten (Puzzolan-Erde) sind häufig. 15) Torf findet
sich in der Nordhälfte unseres Erdtheils in Ueberfluß, 16)
Steinkohlen, besonders in Nord-England, Belgien und
Nord,Frankreich, und 17) Bernstein in Preußen. Zahllos
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Extrahierte Personennamen: Zinn Bernstein
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Portugal Frankreich Italien Griechenland Ungarn Deutschland Deutschland Italien Frankreich Polen Norwegen Europa Brasiliens_Goldbergwerke Ungarn Deutschland Deutschland Spanien Deutschland Schweden England Deutschland Schottland Europa Gali- Spanien Portugal Deutschland Ueberfluß Nord-England Belgien Nord
69
A. Europa im Allgemeinen.
besten kn England, Spanien, Italien und Deutschland; L)
Rindvieh in der Schweiz, Holland, Dänemark, Polen,
Ungarn, Ober-Italien und mehrern Staaten Deutschlands;
e) Sch aase, besonders in Spanien, Portugal, England und
vielen deutschen Staaten; ä) Schweine in Irland und vielen
deutschen Ländern, z. B. Westphalen, Baiern. Im äußersten
Norden ist das Rennthier; die Esel sind im Süden sehr
zahlreich. Kameele finden sich in Südrußland und der Tür-
kei. 2) Wildpret, z. B. Hirsche, Rehe, wilde Schweine,
Hasen u. s. w. gibt's i» den meisten europäischen Ländern. Auf
den Alpen ist die Gemse; der Stein dock aber scheint aus-
gerottet. Rußland, Schweden und Norwegen haben Pelz-
thiere, und Bären und Wölfe Hausen seihst in den Gebir-
gen des Südens. 3) Zahmes und wildes Geflügel
nützet nicht allein durch sein Fleisch, sondern auch durch seine
Eier und Federn. An den nördlichen Meeren ist die Eider-
gans besonders wichtig. Die europäischen Gewässer sind reich
an 4) Fischen, und unter allen Völkern der Erde treiben die
Europäer die bedeutendste Fischerei. In Europas Meeren,
der Nordsee, dem Kattegat, ist der wichtige Heringsfang —
an den Grenzen der Polarmeere der Wallfischfang und an
Nord-Amerikas Ostküste, besonders bei Neufoundland, der
Stockfischfang. Zahlreich sind auch in den nördlichen Meeren
die Seehunde. 5) Der Seidenbau blühet in den Ländern
des südlichen Europa, vorzüglich auf der pyrenäischen Halb-
insel, in Südfrankreich, Italien und Griechenland. 6) Die
Bienenzucht ist, besonders in Deutschland, wichtig.
§. 19. B) Aus dem Pflanzenreiche: 1) Getreide
gedeihet bis zum nördlichen Polarkreise. Deutschland, Preußen,
Polen, einzelne Theile von Rußland, Ungarn, Galizien,
Italien, Belgien u. a. liefern das meiste. 2) Hanf und
Flachs finden sich besonders in Deutschland und Belgien. 3)
Taback wird vorzüglich in Deutschland, Belgien, Rußland
und der Türkei gebaut; doch bei weitem nicht zureichend für
den Bedarf. 4) Kartoffeln werden in Europas nördlicher
Hälfte in großer Menge gezogen. 5) Wein gedeihet besonders
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Extrahierte Personennamen: B._Westphalen
Extrahierte Ortsnamen: Europa England Spanien Italien Deutschland Schweiz Holland Dänemark Polen Ungarn Ober-Italien Deutschlands Spanien Portugal England Irland Baiern Schweden Norwegen Europas Nordsee Nord-Amerikas_Ostküste Europa Südfrankreich Italien Griechenland Deutschland Deutschland Polen Ungarn Galizien Italien Belgien Deutschland Belgien Deutschland Belgien Rußland Europas
254 tz. 90. Die Kämpfe Habsburg's mit Frankreich.
So war, wenn auch nicht Deutschlands, doch Habs-
bur g ' s Einfluß aufjtalien gesichert, und Karlv
empfieng zu Bologna die italiänische sowohl, als die römi-
sche Krone. Er war der letzte deutsche Kaiser, der zu einer
römischen Krönung gelangte.
Hierauf brach die oben (§.89) schon berührte, für ganz
Deutschland, insbesondere für das österreichische Haus so
gefährliche Türkennoth aus; aber ob sie gleich die beiden
Male glücklich abgewendet wurde, so blieb doch Ungarn
in den Händen der Türken, die es als Vasallenreich be-
handelten, und Ferdinand konnte aus Mangel an Geld es
incht wieder erobern.
Auch Nordafrika hatten sich die Türken schon unterworfen,
und H a r a d i n, auch Barbarossa genannt, der sich in Algier
festgesetzt hatte, beunruhigte auf Antrieb des Sultans das
ganze Mittelmeer durch seine Seeräubereien, ja er machte sich
durch List auch zum Herrn von Tunis. Daher unternahm
Karl gegen ihn
1335 den Zug nach Tunis, eroberte es und gab es seinem
früher» Besitzer unter spanischer Hoheit zurück, wurde aber
durch den dritten Krieg mit Franz von weitern Un-
ternehmungen abgehalten. Franz war nämlich, um Mailand
zu erobern, in Savoyen eingebrochen; um ihn nun aus die-
ser Stellung zu bringen, fiel der Kaiser in Frankreich ein,
wurde aber durch Mangel und Krankheiten genöthigt, sich
wieder zurückzuziehen, während Franz nun gegen alle christ-
lich-politische Ordnung ein offenes Bündniß mit den
Türken eingieng. — Nachdem endlich dieser Krieg durch
einen Waffenstillstand beigelegt worden war, unternahm Karl
den Zug nach Algier, wohin sich Haradin zurückgezogen
hatte; aber furchtbare Herbststürme zerstörten seine Flotte und
Karl mußte die Unternehmung aufgeben.
^a unterdessen in Deutschland, ungeachtet des Nürnberger
Friedens die rechtliche Stellung der Protestanten noch sehr
unsicher war, so lag den schmalkaldischen Bundesgenossen alles
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Barbarossa Barbarossa Karl Karl Franz Franz Franz Franz Franz Franz Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Bologna Deutschland Nordafrika Algier Tunis Tunis Mailand Savoyen Frankreich Algier Deutschland
256 $. 91. Die Religionskriege in Deutschland.
neutral bleiben wollte, so suchte der Kaiser einen Anhalt
an England und an den protestantischen Stän-
den in Deutschland, und ließ es darum geschehen, daß
der schmalkaldische Bund den Herzog Heinrich von
B r a u n sch w e i g, der einige schmalkaldische Städte hart be-
drängte, aus seinem Lande vertrieb.
Bei seinem Wiedererscheinen in Deutschland bestrafte nun
zwar der Kaiser den mit Frankreich verbündeten Herzog von
Cleve und zwang ihn, die Reformation in seinem Lande wie-
der aufzuheben; versprach aber den protestantischen Ständen
Deutschlands ein allgemeines freies Concilium und Rechts-
gleichheit vor dem Reichskanlmergericht, und erhielt so ihre
Hülfe zum Zuge gegen Frankreich, auf welchem er nun
den König Franz durch eine rasche Wendung gegen Paris da-
hin brachte, daß derselbe
1544 den Frieden von Crespy eingieng, worin Franz auf
Italien, Karl auf Burgund verzichtete.
3. Die Religionskriege in Deutschland.
$• 91. Obgleich nun wegen dieses glücklichen Ausgangs der Kai-
ser mit Nachdruck in Deutschland hätte auftreten können, zu-
mal die Mitglieder des schmalkaldischen Bundes unter sich
uneinig waren, so fuhr der Kaiser dennoch fort, die Prote-
stanten schonend zu behandeln, weil erhoffte, sie würden sich jetzt
dem Concilium fügen, das aufseinen Betrieb Papst Paul Iii
ausschrieb, so daß nun wirklich
1845 das Concilium zu Trident (oder Trient) seinen A n-
fang nahm.
Allein die protestantischen Stände Deutschlands sahen die-
ses Concilium, weil es ihnen nicht angekündigt wurde und es
auch anfangs nur mit ausländischen Theologen besetzt war,
für kein freies an und verlangten ein Concilium deut-
s ch e r Nation.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von
B Heinrich Cleve Franz Franz Crespy Franz Franz Karl_auf_Burgund Karl Paul
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Deutschland Deutschland Frankreich Deutschlands Frankreich Paris Italien Deutschland Deutschland
258 §. 91. Die Religionskriege in Deutschland.
festigen, und seine Streitkräfte aus Ungarn und Ztalien zu-
sammenziehen , worauf er sodann gleich die N e i ch s a ch t
gegen die schmalkaldischen Bundeöhäupter
aussprach.
Da diese mehr vertheidigungs-, als angriffsweise zu Werke
gehen wollten, so wagten sie bei ihrer Belagerung von In-
golstadt keinen ernstlichen Sturm, sondern brachen bald wie-
der auf, um das aus den Niederlanden herkommende kaiserliche
Hülfsheer an einer Vereinigung mit dem Kaiser zu verhindern.
Da ihnen aber dies nicht gelang, so gieng nun der Kaiser
'angriffsweise zu Werke und drang in Schwaben ein. Eben
als die schmalkaldischen Fürsten, weil sie von den oberländi-
schen Städten nicht ausreichend unterstützt wurden, Friedens-
vorschläge thaten, trat Moritz, nachdem er vom Kaiser
die geheime Versicherung der Kur würde erlangt
hatte, offen für den Kaiser auf und nahm das Land
Johann Friedrichs, das ihm dieser bei'm Ausbruch des Krieges
arglos zur Verwaltung anvertraut hatte, in eigenen Besitz. Da
nun der Kaiser die Verbündeten aufforderte, sich auf Gnade
und Ungnade zu unterwerfen, so zogen die Fürsten vom
bisherigen Kriegsschauplatz ab, ein jeder um sein Land zu
vertheidigen.
Während der Kaiser sich nun alle süddeutschen
Städte unterwarf und sie m i t st a r k e n Schatzungen
bestrafte, befreite Kurfürst Johann Friedrich, sein Land
von den schwachen Besatzungen Moritzens, der sich zu Ferdi-
nand nach Böhmen flüchtete, und nahm an der Elbe eine
für Ferdinand drohende Stellung ein.
Dies bewog den Kaiser nach Böhmen aufzubrechen und
nach seiner Vereinigung mit Ferdinand und Moritz mit einem
starken Heere von da aus in Sachsen einzurücken, wo er den
nach Wittenberg eilenden Kurfürsten einholte, ihn
1547 in der Schlacht bei Mühlberg gefangen nahm und seines
Kurfürstenthums verlustig erklärte, das nun an Moritz ver-
liehen wurde, so daß also die K u r nun auf die albe r-
tinische Linie von Sachsen übergieng.
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Extrahierte Personennamen: Moritz Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritzens Ferdinand Ferdinand Moritz Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Niederlanden Schwaben Sachsen Wittenberg Mühlberg Sachsen
266 §. 92. Die Religionskriege in Frankreich.
Dominikanermönch, Jakob Clement, 1589 ermordet wurde.
Doch erkannte er noch vor seinem Sterben den jungen Hein-
rich als seinen Nachfolger an.
So kam denn nun die Thronfolge zur Freude der
Protestanten an Heinrich von Navarra, der als König von
Frankreich Heinrich der Vierte genannt wird. Ob-
gleich er 1590 die Ligue in einer Schlacht besiegte, konnte
er doch Paris nicht einnehmen, und der Fortgang seiner
Waffen war um so mehr gehemmt, da der mit der Ligue
verbundene König Philipp Ii von Spanien zweimal ein
Heer in Frankreich einrücken ließ. Weil nun der gemäßig-
tere Theil der französischen Katholiken, welche die spanische
Übermacht fürchteten, nur auf den Rücktritt Heinrichs zur
katholischen Kirche wartete, um sich ihm zu unterwerfen,
und selbst die Protestanten nicht läugneten, daß er, ohne
diesen Schritt zu thun, sich im Königthume nicht halten
könne: so trat Heinrich Iv, um Frankreich zu beruhigen,
zur katholischen Religion über, wurde dann allge-
mein als König anerkannt, und gab einige Zeit darauf
1ññ8 in dem Edict von Nantes den Protestanten fast
gänzliche Religionsfreiheit und Zutritt zu den
Staats Ämtern. Dieß that er jedoch nicht ganz frei-
willig , weil er mehr von dem Katholicismus die Erweite-
rung seiner königlichen Gewalt hoffte; daher auch die Huge-
notten fortwährend eine für den Staat drohende Stellung
einnahmen. (§. 99 a. E.)
Unter Heinrichs wohlwollender Negierung, bei der ihn
sein Minister und Freund S u l l y wesentlich unterstützte,
hatte Frankreich seine glücklichste Zeit: und doch starb er
1610 durch die meuchelmörderische Hand eines Fanatikers,
und Frankreich gerieth unter seinem unmündigen und unfä-
higen Sohne, Ludwig Xiii, durch die Regierung elender '
Günstlinge eine Zeit lang in die traurigste Verwirrung. Für
Deutschland aber war Heinrich's Tod ein Glück: denn seinem
kur; zuvor geschlossenen Bündnisse mit der protestantischen
Union daselbst lag von seiner Seite die geheime Absicht zum
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Extrahierte Personennamen: Jakob_Clement Heinrich_von_Navarra Heinrich Heinrich Philipp_Ii_von_Spanien Philipp Heinrichs Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Heinrichs Ludwig_Xiii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Nantes Frankreich Frankreich Deutschland
$. 102. Die Schwäche des deutschen Reichs. Ü05
Besonders brachte das ehrgeizige Streben des sächsischen
Kurhauses nach der polnischen Krone dem Reiche nur Scha-
den , wie sich das schon im nordischen Kriege gezeigt hatte
und bald darauf noch deutlicher zeigen sollte. — Nachdem
Kaiser Karl Vi in demselben Jahre, da der nordische
Krieg beendigt wurde, in einem Frieden mit den Türken
(die den Krieg wieder erneuert hatten, aber vom Prinz
Eugen bei Peter Wardein und bei Belgrad be-
siegt worden waren) in den Besitz von Bosnien, Ser-
bien und eines Theiles von Croatien und der Walla-
chei gekommen war, und gleich darauf (bei Gelegenheit
einer durch Spanien veranlaßten Friedensstörung) in einem
Vertrage Sizilien für Sardinien von dem Herzoge von
Savoyen eingetauscht hatte, — so veranlaßte nach einem
13jährigen europäischen Frieden der Tod Augusts Ii von
Polen
1733 —1733 den polnischen Grbsolgekrieg.
Der von den Polen gewählte Stanislaus Lescinsky
wurde nämlich von den Russen vertrieben und August Iii
von Sachsen eingesetzt. Weil nun der Kaiser seine Ein-
willigung dazu gegeben hatte, so kündigte Frankreich in
Verbindung mit Spanien und Sardinien dem Kaiser den
Krieg an und besetzte Lothringen und die kaiserlichen Länder
in Italien. Da sah sich der Kaiser wegen schlechter Ver-
fassung des Heeres und der Finanzen genöthigt, im Frieden
nicht nur Lothringen als Lehen an Stanislaus
Lescinsky und nach dessen Tode als Eigenthum an
das begehrliche Frankreich zu überlassen, son-
dern auch sogar Neapel und Sizilien an die spa-
nischen Bourbonen abzutreten und sich mit Par-
ma und Pia een za zu begnügen.
Für diese großen Opfer erhielt er bloß die Anerkennung
der pragmatischen Sanetion d. h. des'hausgesetzes,
daß in Ermangelung eines männlichen Erben die gesammte
österreichische Erbschaft ungetheilt auf die weibliche Linie
übergehen solle. Karls Versuch, sich für jene Verluste in
20
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Eugen Eugen Peter_Wardein Augusts Stanislaus_Lescinsky August Stanislaus
Lescinsky Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Bosnien Spanien Sizilien Sardinien Polen Polen Sachsen Frankreich Spanien Sardinien Lothringen Italien Lothringen Frankreich Neapel Sizilien
270 H. 93. Die Reformation in England.
von diesen zum Tode verurtheilt, worauf das Parlament
einstimmig auf ihre Hinrichtung drang.
Dazu konnte sich Elisabeth nicht sogleich entschließen, Un-
terzeichnete jedoch vorläufig eine Vollmacht zur Vollstreckung
des Urtheils. Indeß sah man den Kampf zwischen ihrem Ge-
wissen und ihren geheimen Wünschen. Diesen zu beenden,
schickten ihre Räthe jene Vollmacht ohne ihr Vorwissen an die
Richter, die sogleich der Gefangenen das Todesurtheil ver-
kündeten. Mit Fassung und Ergebung bot die unglückliche
Marie am 16. Februar 1587 ihr Haupt dem Beile dar, nach-
dem sie eine zwanzigjährige Gefangenschaft erduldet hatte.
Run aber brach noch in demselben Jahre
1388 der lang gedrohte Krieg Englands mit Spanien
aus, dessen Beherrscher Philipp Ii in Elisabeth eine
Hauptstütze des Protestantismus sah, und deß-
- halb seit Jahren ihren Feinden allen möglichen Beistand ge-
leistet hatte. Elisabeth hatte daher die Niederländer in einem
Aufstande wider Philipps Tyrannei unterstützt und durch
ihren Admiral Franz Drake (denselben, der 1577—1580
die Welt umsegelt hatte und die Kartoffeln nach Europa
brachte) die spanische Flotte in Cadir zerstören lassen. Da
rüstete Philipp, im Bunde mit dem Papste, die sogenannte
unüberwindliche Flotte oder Armada aus, welche
aus 150 Schiffen mit 8000 Matrosen und 20,000 Soldaten
bestehend, im Mai 1558 von Lissabon auslief, um in Ver-
bindung mit der niederländischen Flotte England zu erobern.
Aber Seestürme gleich im Anfänge, dann einzelne geschickte
Angriffe der Engländer besonders mit Brandern, und zuletzt
wieder furchtbare Stürme auf dem Rückzüge machten die
stolze Unternehmung zu nichte.
Dieser Schlag setzte dem Anwachsen der spanischen
Macht eine Gränze; England dagegen hat der umsich-
tigen und kräftigen Regierung Elisabeths den hohen Auf-
schwung zu danken, den es seitdem als See- und H a n-
delsmacht nahm. Schon hatten die Engländer unter dieser
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Marie Philipp_Ii Philipp Elisabeth Philipps Philipps Franz_Drake Franz Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: England Englands Spanien Elisabeth Europa Cadir Lissabon England England
274 tz. 94. Die Republik der vereinigten Niederlande.
gungen noch strenger fort. Zwar rückte nun Wilhelm von
Oranten selbst mit einem Heere ein, mußte aber, durch
Mangel genöthigt, das Land bald wieder verlassen, das
jetzt Alba durch Erbauung von Festungswerken in verschie-
denen Städten zu schützen suchte.
Weil nun aber Philipp, auf Alba's Rath, gegen die
Landesrechte eine unerhört starke Abgabe verlangte, und den
Handel mit England verbot, so unterstützten die dadurch
beeinträchtigten niederländischen Kaufleute den Prinzen von
Oranien zu neuen Kriegsrüstungen, und bald war, durch
den Hinzutritt der wilden Wassergeußen (Ausgewan-
derter, die vom Seeraube lebten), ein Theil der nördlichen
Provinzen im Aufstand, und ein gräuelvoller Krieg begann
(1570), in welchem Sieger wie Besiegte gleichmäßig dem
Lande schadeten.
Obgleich Alba dem Aufstande mit dem äußersten Nach-
drucke begegnete, so fand es doch Philipp gerathen, ihn
abzurufen und die Verwaltung der Niederlande einem ge-
mäßigteren Manne zu übertragen. Dennoch dauerte mit
abwechselndem Glücke der Krieg fort, aus dessen Verlaufe
hier nur die Belagerung der Stadt Leyden durch
die Spanier, und ihre glückliche Entsetzung durch eine
Flotte der Geußen, sowie die Erhebung Oraniens zum
Statthalter von Holland und Seeland und die
Entwerfung des Dordrechter Glaubensbekennt-
nisses (1574), endlich'die entsetzliche Plünderung
Antwerpens durch die Spanier 1576 hervorgehoben
werden kann.
In Folge dieses letztem Ereignisses schloßen jetzt, alle
Verschiedenheiten in den Ansichten bei Seite setzend, die
bis dahin dem König treugebliebenen Provinzen mit den
abgefallenen den Frieden zu Gent (1576), zu dessen
Aufrechthaltung die niederländischen Generalstaaten den so-
genannten ewigen Vertrag eingiengen, welchen Alba's
zweiter Nachfolger Juan von Austria, Philipps Halb-
bruder, (derselbe, der kurz vorher die Übermacht der Tür-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Philipp Philipp Philipp Philipp Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande England Niederlande Holland Seeland