512
Cromwells
Protektorat.
die Verbesserungen deß Gemeinwesens mit dem Ernst von Gewissens-
sachen. Als rechtliche Bürger drangen sie auf einen sparsamen Staats-
Haushalt, wollten das Heer vermindert wissen, verlangten statt der un-
geheuren Masie von Statuten und Herkommen ein Gesetzbuch, welches
in der Tasche eines ehrlichen Bürgers Raum finde, und schafften das
Patronatrecht und die Zehnten ab. Deshalb waren die Gerichtshöfe,
die Patrone, die Geistlichen Gegner der Heiligen, und Cromwell wünschte sie
wieder los zu sein. Seine Anhänger begaben sich am 12. December 1653
eine Stunde früher als gewöhnlich in die Sitzung und faßten den Be-
schluß, daß das Parlament sich auflösen müffe. Dann gingen sie, etwa
fünfzig Personen und der Sprecher an ihrer Spitze, nach Whitehall
und überreichten Cromwell eine in Eile aufgesetzte Schrift, welche den
Beschluß enthielt. Die übrigen Mitglieder, welche sich später zur Bera-
thung einfanden, wurden durch eine Compagnie Soldaten aus dem
Hause getrieben.
Nach gehaltenem Rathe mit seinen Ofsieieren beschloß Cromwell
die höchste Gewalt unter dem Titel eines Lord-Protektors zu füh-
ren. Am 16. December fuhr er in feierlichem Zuge von Whitehall nach
Westminster, und dort bat ihn der General Lambert im Namen der
bewaffneten Macht und der drei Nationen die Würde eines Protektors
von England, Schottland und Irland anzunehmen. Es wurde eine
Versassungsurkunde verlesen, deren Hauptbestimmungen waren: Die ge-
setzgebende Gewalt besitzt der Lord-Protektor, zu welcher Cromwell auf
Lebenszeit ernannt ist, und das Parlament, welches alle drei Jahre be-
rufen werden muß. Die Zahl der Mitglieder desselben ist vierhundert
für England, je dreißig für Irland und Schottland. Die ausübende
Gewalt hat der Protektor, welcher mit Zustimmung des Staatßraths
Krieg erklärt und Frieden schließt, den Befehl über Land- und Seemacht
führt und die Staatsämter besetzt. Aber ohne Zustimmung des Parla-
ments kann er keine Gesetze geben und keine Abgaben erheben. Die
Katholiken bleiben von der Religionsduldung ausgeschloffen. Cromwell
leistete stehend den Eid auf die neue Verfaffung.
Cromwell hatte das Ziel seiner Wünsche erreicht und er war ent-
schlossen, seine Stellung mit der Kraft seines Herrschergeistes zu behaup-
ten. Er brachte das von ihm verwaltete Reich zu hohem Ansehen, und
die Höfe Europa's nahmen keinen Anstand, den erklärten Beherrscher
von England anzuerkennen. Ihre Gesandten fanden in den früher von
der königlichen Familie bewohnten Zimmern einen Hofstaat, und der
Protektor nahm, auf einem prächtigen Seffel sitzend, ihre feierliche Auf-
wartung an. Der Seekrieg mit Holland endete (1654) so ehren-
voll, als er geführt worden war. Mit Frankreich verband sich
Cromwell gegen Spanien, theils aus religiösem Eifer, weil Spa-
nien vorzugsweise das katholische Princip vertrat, theils weil der Krieg
reiche Beute in Europa und Amerika versprach. Der treffliche See-
held Blake begeisterte in diesen Kämpfen durch seine Thaten die Eng-
länder so für den Seedienst, daß man von ihm den Anfang der
Größe der englischen Kriegsschifffahct rechnen kann.
Die neue Verfassung gewährte den Engländern nicht mehr Rechte
und Freiheiten, als sie zur Zeit des Königs Karl besessen hatten; aber
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Cromwells Whitehall Whitehall Westminster England Schottland Irland England Irland Schottland England Holland Frankreich Spanien Europa Amerika
547
geschlagen wurde. Indeß lähmten die gleichzeitigen Kämpfe mit den
europäischen Staaten die Entwickelung der englischen Macht, und
Washington führte die Entscheidung des Krieges herbei, als er in Ver-
bindung mit den französischen Truppen den englischen General Corn-
wallis zwang, sich in Yorktown mit 7000 Mann zu ergeben
(1781).
Seit 1771 nahm auch Spanien an dem Kriege gegen England
Theil. Auf Anregung Rußlands vereinigten sich 1780 unter dem Na-
men eines Systemes einer bewaffneten See-Neutralität die
nordischeu Mächte, um mit Gewalt der Willkür Einhalt zu thun,
mit welcher England den Verkehr der Neutralen mit den Amerikanern
zu stören suchte. Holland wurde an dem Beitritt zu dieser See-
Neutralität dadurch gehindert, daß England ihm den Krieg erklärte. So
schien England für seine Seeherrschaft einen Kampf mit allen Mäch-
ten bestehen zu müssen, aber mit eben so großer Klugheit wie Kraft
führte es denselben, so daß es seine Ueberlegenheit unwiderleglich be-
wies. Zwar landete unter dem Schuhe einer vereinigten spanisch-fran-
zösischen Flotte ein Heer aus Minor ca und besetzte, trotz der tapferen
Vertheidigung des Engländers Murray, die Insel (1781), aber die
Wegnahme von Jamaika wurde durch einen glorreichen Sieg Rod-
ney's über die französische Flotte vereitelt (1782). Eben so scheiterte
die von Frankreich und Spanien unternommene Belagerung
Gibraltars an der unbezwingbaren Tapferkeit von Elliot, trotz der
vom Ritter d'ar^on erfundenen und mit großem Aufwand ausgeführ-
ten schwimmenden Batterien. Daß englische Parlament sprach seinen
Wunsch nach dem Frieden aus; Lord North legte seine Stelle nieder,
und das neue Ministerium knüpfte Friedensunterhandlungen an. Zu
Paris wurde 1783 der Friede geschlossen und die dreizehn ver-
einigten Provinzen als ein unabhängiger Staat von England anerkannt.
In Neuyork nahm Washington von seinen Waffenbrüdern feier- Washington^
lich Abschied und eilte dann nach Annapolis ju Maryland, wo sich da- nordamerika-
mals der Congreß befand. In die Hände desselben legte er seine Ober- "'^öaten.^'
befehlshaberstelle nieder, am 23. December 1783. Dann begab er sich
auf sein Landgut Mount Vernon in Virginien. Aber die Liebe und
Verehrung seiner Mitbürger entriß ihn bald wieder der Ruhe. Der
Mangel einer innern und wahren Vereinigung wurde den Staaten
Nordamerika's immer fühlbarer, vorzüglich als es darauf ankam, den
öffentlichen Kredit zu befestigen und zu erhalten. Der Staat hatte vier-
zig Millionen Schulden, und der Congreß, der verpflichtet war, sie zu
bezahlen, hatte nicht das Recht, Abgaben aufzulegen. Man entschloß
sich daher 1787 zu einem festeren Bundesvertrage. Die einzel-
nen Staaten entsagten ihrer Unabhängigkeit in allen Fällen, welche die
äußeren Verhältnisse betreffen, wie in einigen der wichtigsten Angele-
genheiten der inneren Verwaltung und übertrugen dieselben einer Bun-
desregierung. Diese besteht aus einem gesetzgebenden, in zwei Kammern
getheilten Eongresse, den die Repräsentanten der einzelnen Staaten
bilden, und aus einem auf vier Jahre gewählten Präsidenten, der Ober-
befehlshaber der See- und Landmacht ist. Die richterliche Gewalt ist
ganz unabhängig von dem Congreffe und dem Präsidenten und ist einem
35 *
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Murray
Extrahierte Ortsnamen: Washington Spanien England Holland England England Jamaika Frankreich Spanien Lord_North Paris England Neuyork Washington Washington Annapolis Maryland
583
Piemont verschrieben und der Befehl gegeben, niemand solle ferner
Seide spinnen, der es nicht bei den Fremden gelernt habe und ein
Zeugniß seiner Geschicklichkeit aufweisen könne. Die Italienerinnen such-
ten das Gewerbe ganz an sich zu reißen. Sie gaben selten Zeugniffe,
und die sie gaben, waren parteiisch. Das Volk, erbittert über die Be-
schränkung eines ihm so wichtigen Nahrungszweiges, schlug die Maul-
beerbäume nieder.
Pombal befahl die Anlage neuer Städte und zwang die Menschen,
sich in denselben anzusiedeln. Fabriken wurden gegründet, die sofort
wieder eingingen. Ein Gesetz bestimmte, wie viel Land man als Gar-
tenland benutzen dürfe. Der Bau des Tabaks wurde bei Todesstrafe
verboten. Pachtungen sollten nur auf kurze Zeit geschloffen und, um
die Viehzucht aufzubringen, keine Kälber geschlachtet werden. Wie für
Landwirthschaft und Industrie wurden auch für den Handel nachtheilige
Anordnungen getroffen. Bisher hatte Portugal keine Handelsgesellschaf-
ten privilegirt, Pombal führte das ausschweifendste Monopolwesen ein.
Der indisch-chinesische Handel wurde einem einzigen Kaufmann in Lis-
sabon verliehen. Die Kompagnie der Weinhändler zu Porto erhielt das
unglaubliche Recht, sich für einen bestimmten geringen Preis der Weine
aus allen Weinbergen am Ober-Douro zu bemächtigen. Pombal ließ
sich selbst zum Direktor ernennen und von jedem Faß, das verkauft
wurde, einen Antheil zusprechen. Die nächste Folge war, daß viele
Familien, die ihre Weine für einen ganz geringen Preis der Gesellschaft
liefern mußten, an den Bettelstab geciethen. Pombal har manche gute
Maßregel getroffen, aber auch viele, die kein Lob verdienen.
Mitten unter den Reformen Pombals wurde Portugal in einen Reform des
Krieg mit Spanien verwickelt. Frankreich und Spanien, durch den ^"^5
Familienpact verbündet, ließen Portugal nur die Wahl zwischen einem
Kampfe mit den alten Bundesgenoffen, den Engländern, oder einem
Kriege mit Spanien. Pombal wählte das letztere, und ein spanisches
Heer drang in Portugal ein. Die Engländer sandten nicht nur Hülfs-
tcuppen nach Portugal, sondern auch einen ausgezeichneten Feldherrn,
den Grafen Wilhelm von Lippe-Bückeburg, der sich in den
Kämpfen unter Ferdinand von Braunschweig Kriegsruhm erworben
hatte. Als Graf Wilhelm mit einer kleinen Schaar von ihm gebilde-
ter Officiere in Portugal anlangte, fand er das aus nur 9000 Mann
bestehende Heer ohne Zucht; den Soldaten mangelte die Löhnung, den
Officieren das Ehrgefühl, selbst Leibwächter bettelten auf den Straßen
von Liffabon; die Festungen lagen verfallen, es fehlte an Kriegsvorrä-
then. Alle diese Schwierigkeiten schreckten den wüthigen Grafen nicht.
Alle Unternehmungen der Spanier scheiterten an den Feldherrntalenten
des deutschen Grafen. Portugal ging aus diesem Kriege neu gestärkt
hervor. Das Heer wurde von dem Grafen Wilhelm neu eingerichtet
und auf 32,000 Mann gebracht. Das Geschützwesen wurde verbessert
und die Festungen in Vertheidigungszustand gesetzt.
Die Willkür, welche pombal ausübte, war groß, und bei seinem
Sturze fanden sich 10,000 Staatsverbrecher in den Kerkern. Außerhalb
Portugals wurde Pombal von den die Stimme der Zeit leitenden
Schriftstellern als ein Freund der Menschheit gepriesen. Seine Wirk-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_von_Lippe-Bückeburg Wilhelm Ferdinand_von_Braunschweig_Kriegsruhm Ferdinand Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Ober-Douro Spanien Frankreich Spanien Spanien Portugal Portugal Portugal
585
Erst unter Cosmuß Iii. (1670— 1723) schwand der Eifer für die
Beförderung wissenschaftlicher und künstlerischer Interessen sowie der
Einfluß des Großherzogthums auf die italienischen Verhältnisse. Cos-
mus war nur bemüht, sich die Gunst Ludwigs Xiv. zu erhalten, und
die Sucht nach Prunk sowie die ungemefsene Freigebigkeit an Kirchen
und Klöster zerrütteten die Finanzen des Staates. Als Johann
Gaston, der Sohn von Cosmus Iii., ohne einen Erben 1737 starb,
kam daß Großherzogthum Toskana an Franz Stephan, den Gemahl
der Maria Theresia. Nach dem Tode von Franz I (1765) folgte des-
sen zweiter Sohn Leopold in der Regierung von Toskana. Er rich-
tete eine verständige Staatsverwaltung ein, vereinfachte die Gesetzge-
bring, gab den Handel frei und gewöhnte seine Unterthanen an Thä-
tigkeit und Kunstfleiß. Aber seine Versuche, das herrschende Sittenver-
derben durch strenge Aufsicht zu zügeln, entzogen ihm die Liebe des
Volkes, sowie seine kirchlichen Reformen bei der Geistlichkeit Widerstand
fanden.
Unter den Staaten Italiens bewies die Republik Venedig die
meiste Selbständigkeit und Kraft; sie sah in der zweiten Hälfte deß
17. Jahrhunderts durch daß Glück ihrer Waffen und die Geschicklichkeit
ihrer Seemacht eine schöne Abendröthe des früheren Glanzes. Von al-
len früheren Besitzungen im griechischen Archipel und an den Küsten
deß Peloponnes waren den Venetianern, nach vier großen und blutigen
Kriegen mit den Türken im 15. und 16. Jahrhundert, nur Candia,
Tine, Paros, Zante, Cefalonia und einige kleinere Inseln geblieben.
Mitten im Frieden, während man die Venetianer durch eine Ruhe von
mehr als sechzig Jahren in der größten Sorglosigkeit glaubte, griffen
die Türken (1645) mit einer bedeutenden Macht Gandia an. Vier
und zwanzig Jahre lang wurde der Krieg mit großer Erbitterung und
Anstrengung geführt. Zwar mußten die Venetianer den Türken Candia
mit Ausnahme einiger Hafenorte überlassen (1669), aber mit Ruhm
und Ehre ging die Republik aus diesem Kampfe gegen die Uebermacht
der Osmanen hervor. Die Seemacht und die Vertheidiger Candia's
hatten den alten Ruf der venetianischen Tapferkeit nach langer Waffen-
ruhe erneut. Ein Geist des Muthes und frischer Kriegslust hatte sich
unter dem jungen Adel verbreitet, der seit einem halben Jahrhundert
nur den üppigen und schwelgerischen Genüssen gelebt hatte. So geschah
es, daß der gefeierte Vertheidiger Candia's, Morosini, als er 1684
auf einen Angriffskrieg gegen die Pforte drang, diese Absicht durchsetzte.
Die Lücken waren unter den Mauern Wiens entscheidend geschlagen
worden (1683), die Deutschen drangen mit siegreichen Waffen in Un-
garn, die Polen in der Moldau und Walachei vor, und 1686 erklärten
auch die Russen den Türken den Krieg. Es war der. günstigste Augen-
blick sich der allgemeinen Bewegung Osteuropa's, wie sie zuvor noch
nie gegen die Osmanen stattgefunden hatte, mit allen Kräften anzu-
schließen. Zu Linz schloß Venedig mit dem Kaiser Leopold und mit
Johann Sobiesky ein Bündniß (1684). Morosini führte als General-
capitän die venetianische Flotte und richtete seine Angriffe besonders ge-
gen den Peloponnes. Die Venetianer kämpften so glücklich, daß im
Frieden zu Carlowitz (1699) die Republik im Besitz Morea's blieb.
Venedig.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Johann
Gaston Johann Cosmus Franz_Stephan Franz Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I Franz Leopold Leopold Leopold Leopold Johann_Sobiesky Johann Morosini Carlowitz
556
waren einfache Vorträge; die Redner trachteten nach keinen anderen
Vorzügen, als nach Deutlichkeit, Beweiskräftigkeit, Zusammenhang und
logischer Ordnung.
Der Aufschwung der parlamentarischen Beredtsamkeit beginnt erst
mit Pitt, nachmals Earl von Chatam (1708 —1778). Pitt war
erfüllt mit Liebe zu seinem Vaterland und für alles, was hoch und
edel ist. Als er während des- siebenjährigen Krieges an der Spitze der
Verwaltung stand, hob er England durch die Kühnheit seiner Politik zu
einer nie gesehenen Glorie, erwarb sich die Liebe des Volkes, die Be-
wunderung deß Welttheils. Derselbe Geist der stolzen Kriegführung und
Staatöleitung zeigt sich auch in der Kraft und dem Schwung von Pirts
Reden. Nicht in der Debatte, auch nicht in der ausgearbeiteten Rede,
sondern in dem extemporsten Erguß einer unmittelbaren Eingebung lag
die Stärke von Pitts Beredtsamkeit. Seine Angriffe und seine Sarkas-
men waren furchtbar, und vielleicht ward kein englischer Redner je so
gefürchtet. Was aber seinem Vortrag die meiste Wirkung verschaffte,
war der Ausdruck von Aufrichtigkeit, von heftigem Gefühl und sittlicher
Erhebung, welcher allem, was er sprach, eigen war. Sein Stil war
nicht immer von reinstem Geschmack. Aber die Begeisterung des Red-
ners ergriff alle, die ihn hörten; seine Wärme und seine edle Haltung
gaben auch dem trockensten Inhalte Leben und Wärme.
An dem Genie entzündete sich das Genie. In der Debatte über
die Stempelakte hörte das Haus der Gemeinen Pitt zum letzten Male
und Burke zum ersten Male. Pitt selbst beglückwünschte den jungen
Redner, der nun im Hause der Gemeinen die Stelle einnahm, welche
der Earl von Chatam mit einer Stelle im Hause der Lords vertauschte.
Burke vertrat die Rechte der Amerikaner und verkündete die Folgen
einer unklugen und starrsinnigen Politik vorans. Aber die Gräuel der
Unordnung, wie sie sich in Frankreich entfalteten, stießen sein sittliches
Gefühl zurück, und er predigte mit unbilligem Z-elotismus im Parla-
mente wie in seinen berühmten „Betrachtungen über die französische
Revolution" den Kreuzzug gegen die umwälzenden Neuerungen. Ed-
mund Burke war ein Irländer und er besaß jene feurige, leicht erreg-
bare, ungestüme Gemüthsart, jene Gluth der Phantasie, welche dem
Irländer mit dem Südländer gemein ist.
Burke's Glanzperiode war die Zeit des amerikanischen Krieges. Er
war damals der Hervorragendste in den Reihen jener durch Einsicht und
Beredtsamkeit gleich ausgezeichneten Opposition, die in der Vertretung
der Rechte der Kolonien das wahre Interesse ihres Vaterlandes erkannte.
In dem damals zwanzigjährigen Karl Fox (1749—1806) gewann
er sich einen Freund und Schüler, dem Interesse bürgerlicher und
religiöser Freiheit einen ausgezeichneten Vorkämpfer. Der Schüler über-
ragte bald den Meister. Er verdrängte ihn aus der Rolle eines Füh-
rers der Opposition. Die französische Revolution endlich zerstörte eine
mehr als zwanzigjährige Freundschaft. Aus jener mächtigen Freiheits-
bewegung sog der Genius und die Beredtsamkeit des jüngeren Mannes
neue Kraft und neue Flammen, während sie den älteren verstimmte.
Ein langes Menschenleben hindurch kämpfte Fox mit nie ermüdender
Tapferkeit für die großen Principien der Freiheit, die unveräußerlichen
Rechte der Menschen und der Völker. Fox war von Person schwerfällig,
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Extrahierte Personennamen: Pirts Pitts_Beredtsamkeit Burke Burke Karl_Fox Karl
558
Die Nieder-
lande bis zur
Ernennung
Wilhelmsvon
Dranien zum
Statthalter.
Die Nieder-
lande unter
Wilhelmlu.,
Iv. u. V.
3) Die vereinigten Niederlande.
Nach der Befreiung der niederländischen Provinzen von der
spanischen Herrschaft hatten die höchste Gewalt die Generalstaaten,
wie man die Versammlung der ständischen Deputirten der einzelnen
Landschaften nannte. Jede Provinz sandte gewöhnlich .sechs bis sieben
Abgeordnete, hatte jedoch nur eine Stimme. Der Vorsitz wechselte von
einer Woche zur andern. Wichtige Beschlüsse, z. B. über Krieg und
Frieden, neue Steuern, Bündniffe, Abänderung der Grundgesetze, er-
forderten Einstimmigkeit aller Provinzen. Für die Vollziehung der Be-
schlüsse sorgte der Statthalter, welcher von den einzelnen Provinzen
gewählt wurde; ihm zur Seite stand der hohe Rath, der sich in drei
Kollegien, für Polizei, für Finanzen und für Marinesachen schied. Der
Statthalter hatte auch die Verwaltung des Kriegswesens, war Ober-
anführer der Land - und Seemacht und ernannte die Officiere. Die
Verfassung so wie der Einfluß des Statthalters in den einzelnen Pro-
vinzen war sehr verschieden. Die mächtigste unter den verbundenen
Provinzen war Holland, welches über die Hälfte zu allen gemeinsa-
men Abgaben beisteuerte. Den Vorsitz auf dem Landtage von Holland
hatte der Ra thßpensi o n ar. Derselbe Beamte leitete auch an der
Spitze des Rathes von Holland die Verwaltung dieser Provinz, und
fehlte niemals unter den Deputirten Hollands zu den Generalstaaten.
Ec war der erste Beamte nach dem Statthalter. Statthalter aber
der vereinigten Niederlande war nach dem Tode von Friedrich Hein-
rich (1647) dessen zwanzigjähriger Sohn Wilhelm Ii. Dieser starb
schon vach drei Jahren (1650), und erst nach seinem Tode gebar seine
Gemahlin einen Knaben, der nachher Wilhelm Heinrich genannt
wurde. Dieses Ereigniß, zu einer Zeit, wo der Handel Hollands
die höchste Blüthe erreicht hatte, das Volk sich seiner ganzen Kraft
bewußt war und die Kunst und Wissenschaft ein reiches Leben entwickelte,
weckte die republikanische Partei zu neuer Thätigkeit, und auf einer Ver-
sammlung der Generalstaaten wurde der Beschluß gefaßt, für die Zu-
kunft keinen Statthalter mehr zu erwählen.
Der Erlaß der Navigationsakte (S. 509) (1651) veranlaßte
einen Seekrieg mit England. So tapfer auch die Holländer unter
Ruyter, der vom Matrosen zum Admiral emporgestiegen war, und
unter Tromp kämpften, die Kräfte ihres kleinen Freistaates waren
der aufblühenden Macht Englands nicht gewachsen und im Frieden
(1654) mußten sie die Schifffahrtsakte anerkennen. Dessenungeachtet
blieb der Handel der vereinigten Niederlande dem englischen überlegen.
Es brach unter Karl Ii. abermals ein Krieg mit England aus
(1664—1667). Tromp und Ruyter kämpften muthig zur See, und
Letzterer zwang durch Besetzung der Themsemündung Karl Ii. zum Frieden
von Breda.
Als (1672) die vereinigten Niederlande in Folge des von Lud-
wig Xiv. begonnenen Rachekrieges den mächtigen Heeren Frankreichs
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Hein- Friedrich Wilhelm Wilhelm Heinrich Heinrich Karl_Ii Karl Tromp Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wilhelmsvon
Dranien Niederlande Holland Holland Holland Hollands Niederlande Hollands England Englands Niederlande England Breda Lud-
559
zu erliegen schienen, erhoben sich die Städte von Holland und Seeland
und ernannten Wilhelm von Oranien zum Statthalter. In
ihm lebte der Geist seines Urgroßvaters, des Begründers der niederlän-
dischen Freiheit. Bon hohem Muthe beseelt, scharfsinnig, ausdauernd,
schwer zu errathen, zeigte der Prinz eine Strenge und einen Ernst der
Gemüthsart, eine Verachtung des Prunkes und alles weichlichen We-
sens. Wilhelm von Oranien wurde bald der Mittelpunkt von den
Gegnern Ludwigs Xiv. und er war es besonders, der zum kräftigen
Widerstand gegen Frankreichs Eroberungsgelüste anregte. Den Verlauf
des Krieges (1672 —1678) haben wir in der französischen Geschichte
erzählt (S. .339 — 341). Durch die Unterstützung der Niederländer er-
warb Wilhelm die Krone von England (1688). Seitdem konnte er, im
Verein mit den Niederlanden, mit umfassenderen Mitteln als zuvor den
Krieg gegen Frankreich fortsetzen. Nach Wilhelms Tode (1702) blieb
die Statthalterschaft unbesetzt. Der Großpensionarius Heinsius und
die Republikaner wünschten kein monarchisches Haupt an der Spitze der
Republik. Erst im Verlauf des östreichischen Erbfolgekrieges wurde
(1747) Wilhelm Iv. zuerst Statthalter in den einzelnen Provinzen
und dann auch Oberbefehlshaber aller Truppen. Im folgenden Jahre
übertrug man ihm auch noch die erbliche Würde eines General-Statt-
halters. Im 18. Jahrhundert sank die Macht und der Wohlstand der
Holländer; sie machten sich durch ihre Krämer-Politik und ihre ewigen
inneren Streitigkeiten bei anderen Staaten verhaßt. Wilhelm Iv.
war ein milder, gemäßigter und einsichtsvoller Regent. Er beging aber
den Fehler, daß er kurz vor seinem Tode (1751) zum Erzieher seines
minderjährigen Sohnes, Wilhelms V. (1751 —1795) und zum vor-
mundschaftlichen Regenten den Prinzen Ludwig Ernst von Staun«
schweig-Wolsenbüttel ernannte. Dieser machte den Prinzen zu
seinem bloßen Werkzeug und übte auch, als der Prinz volljährig war
(1766), zum Unwillen der Holländer den größten Einfluß aus.
Die holländische Herrschaft in Ostindien (S. 239) gelangte
in glücklichem Fortschritt bis zum Ende des 17. Jahrhunderts auf ihren
Höhepunkt. Entscheidend für die holländische Uebermacht war der Friede,
welchen die Niederländer 1669 mit Portugal schlossen: das portugiesische
Reich in Ostindien wurde auf Goa, Diu, Macao und einige Plätze an
der Küste der Mahratten beschränkt, alle übrigen Besitzungen an die
holländische Kompagnie abgetreten.
In Vorderindien beschränkten sich die Besitzungen der Holländer
auf einige Küstenplätze mit geringem Gebiet. Ceilon wurde 1658 fast
ganz bezwungen. In Java drangen die Holländer in das Innere und
verlangten unbedingte Unterwerfung. Darauf kam die Reihe an die
übrigen Sundainseln Celebes, Timor, Borneo und Sumatra.
Von Formosa wurden die Holländer durch die Chinesen 1662 wieder
verjagt, und auch die Holländer mußten sich, wie andere Nationen, dem
Zwang und der Abhängigkeit von dem auf Kanton beschränkten Ver-
kehr fügen. Auch in Japan mußten sie sich schimpfliche Bedingungen
gefallen lassen. Sie wurden (1650) auf eine kleine Insel, Desima
unweit Nangasacki, verwiesen und gleich Gefangenen beaufsichtigt.
Dennoch setzten sie den Handel seines großen Gewinnes wegen fort,
Der Handel
derholländer.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Seeland Ludwigs_Xiv Frankreichs England Niederlanden Frankreich Ostindien Ostindien Macao Timor Borneo Sumatra Formosa Japan
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Hollands Handel mit Rußland sank seitdem Petersburg der
Mittelpunkt des russischen Handels geworden war. Der Gesammtwerth
des russisch - holländischen Handels betrug 1783 nicht viel über eine
halbe Million Rubel, während England süc acht Millionen aus-- und
für drei Millionen Rubel einführte. In Dänemark und Schweden
verminderte sich der holländische Handel theils durch die Einfuhren,
welche diese Länder aus ihren Kolonien machten, theils durch daß Ver-
bot der holländischen Manufakturen. Um die Mitte des 18. Jahrhun-
derts neigte sich die Bilanz zwischen Holland und Dänemark-Norwegen
zu Gunsten der letzteren, Holland mußte die Differenz mit edlen Me-
tallen decken. In Schweden war das Verhältniß für Holland günstiger.
Eins der wichtigsten schwedischen Erzeugnisse, Kupfer, war fast ganz in
den Händen Amsterdams. In England war die Erlassung der Schiff-
fahrtsakte eine That unmittelbarer Vertheidigung gegen die Ueberlegen-
heit des holländischen Handels. Am empfindlichsten wurden Zwischen-
handel und Rhederei der Holländer von den Bestimmungen der Akte
betroffen. Ihr kleines Land hatte nur wenige eigene Produkte und von
ihren Fabrikaten war nach England nichts auszuführen. Die nordischen
Einfuhren, welche auf holländischen Schiffen nach englischen Häfen ge-
macht worden waren, fielen nun weg. Die Handelskriege gegen die
Schifffahrtsakte erreichten das vorgesetzte Ziel nicht. Hohe Schutzzölle
und Verbote, welche die englische Handelspolitik zu Gunsten der natio-
nalen Manufakturen annahm, beeinträchtigten die holländische Industrie
eben so wie die Schifffahrtsakte die Rhederei. Die Handelsbilanz sank
seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts mehr und mehr zum Schaden
der Holländer.
In Frankreich waren die Holländer bis zum Regierungsantritt Lud-
wigs Xiv. das vorherrschende Handelsvolk, durch ihre Hände ging mehr
als ein Drittel der Aus- und Einfuhren des Landes, und ihre Marine
besorgte nicht nur die Frachten zwischen französischen und holländischen
Häfen, sondern hatte sich sogar eines guten Theils der Küstenschifffahrt
bemächtigt. Seit dem westphälischen Frieden änderte sich der Stand
der Dinge. Colberts Merkantilsystem traf Holland zunächst und
am härtesten. Es kam zum Kriege zwischen Holland und Frankreich,
und das pariser Kabinet führte den Krieg ebenso mittelst Zolltarifen als
mittelst Soldaten. Holland, bei den Einfuhren nach Frankreich am
meisten betheiligt und begünstigt, trug die ganze Größe des Schadens.
Der Friede zu Nimwegen (1678) endete den Krieg und führte einen
Handelsvertrag herbei, in welchem man sich vollkommene Gegenseitig,
keit versprach. Allein dem Versprechen fehlte der ernste Wille es zu
halten. Frankreich hatte sich zur herrschenden Kontinentalmacht Euro-
pa's aufgeschwungen, und Holland, für seine Sicherheit besorgt, trat
auf die Seite seiner früheren Feinde. Der Widerruf des Edikts von
Nantes führte Holland eine große Zahl französischer Emigranten zu,
welche neue Fabrikationsweisen in das Land brachten. Vieles, was
bisher aus Frankreich bezogen worden war, wurde »un in Holland selbst
verfertigt. Dieser Umstand trug mit bei, Ludwig Xiv. zur Erneuerung
der Feindseligkeiten gegen die Republik zu bewegen. Erst der Friede zu
Utrecht (1713) gab Europa die Ruhe. Man schloß einen Vertrag, in
welchem die Interessen des holländischen Zwischenhandels bessere Rechnung
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Extrahierte Personennamen: Colberts_Merkantilsystem Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Hollands England Dänemark Schweden Holland Holland Schweden Holland Amsterdams England England Frankreich Holland Holland Frankreich Holland Frankreich Nimwegen Frankreich Holland Nantes Holland Frankreich Holland Europa
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fanden, als die Holländer erwarten konnten. Der Grund lag darin,
daß man in Frankreich auf die Kriegsflotte Mühe und Kosten verwen-
det, die Handelsmarine dagegen vernachlässigt hatte. Die Holländer
blieben noch längere Zeit im Besitz der nordischen Einfuhren; erst in
der Mitte des 18. Jahrhunderts nahmen die directen Verbindungen zu
zwischen französischen und baltischen Häfen. Gegen Ende des Zeitraums
neigte sich die Handelsbilanz ansehnlich gegen Holland.
In Spanien wurden nach dem westphälischen Frieden die hollän-
dischen Schiffe auf gleichem Fuß wie die der übrigen Staaten zuge-
laffen. Der ganze äußere Handel von Spanien, soweit er nicht Kolo-
nialhandel war, kam in die Hände der Holländer. In Spanien war
die Landwirthschaft verwahrlost und die einst blühende Industrie zerstört.
Holland führte der Halbinsel das Getraide zu und die Stoffe zur Be-
kleidung. Spanien dagegen lieferte den Holländern besonders Wolle
und erhielt als Fabrikat seinen Rohstoff zurück. Die großen Summen
der holländischen Einfuhren in spanische Häfen waren theils für den
Verbrauch des Binnenlandes bestimmt, theils gingen sie als Kommis-
sionsartikel spanischer Kaufleute in die Kolonien. Mit den spanischen
Kolonien führten die Holländer auch einen sehr einträglichen Schmug-
gelhandel. Als ein bourbonischer Prinz den spanischen Thron bestieg,
verloren die Holländer alle zeither genossenen Vortheile, und die Fran-
zosen wurden nun die in Spanien am meisten begünstigte Nation. Gegen
das Ende unseres Zeitraums erhielt Spanien eine Regierung, welche
die lange vernachlässigten materiellen Interessen des Landes beachtete
und nicht ohne Erfolg förderte. Unter solchen Umständen sank der hol-
ländisch-spanische Handel tief herab von seiner Höhe; den meisten Vor-
theil brachte noch die Kontrebande nach Westindien. Auch der Zwischen-
Handel nahm ab, je mehr die nordischen Staaten, besonders Dänemark
und Schweden, Aus- und Einfuhr auf ihren eignen Schiffen besorgten.
Mit Portugal schlossen die Holländer 1661 einen Allianz- und
Handelsvertrag, welcher den freien Verkehr zwischen beiden Reichen mit
vollständiger Gegenseitigkeit herstellen sollte. Die Holländer führten in
Portugal ein: Manufakturen, Getraide, Holz und Fische, dagegen führ-
ten sie aus: Südfrüchte, Weine und von den brasilischen Produkten
Zucker und Farbholz. Die holländischen Schiffe in Portugal nahmen
ab, als die nordischen Völker ihre Produkte selbst nach Portugal brach-
ten. Die Engländer schlossen 1703 einen vortheilhaften Handelsvertrag
mit Portugal, durch welchen sie das herrschende Handelsvolk in Por-
tugal wurden. Der Handel der Holländer mit Italien, den Län-
dern am Mittelmeer und der Levante wurde durch Frankreich
beschränkt, als dieses (1669) Marseille mit dem Monopol oder Stapel-
recht desselben ausstattete.
Wie herabgekommen auch der holländische Handel am Ende der
Periode erscheint, auf dem deutschen Markte hatten die Holländer
nichts verloren. Die Bilanz des Rh ein Handels mochte zur Zeit von
Hollands Blüthe gleichstehen, allein als diese zu welken begann, neigte
sie sich zum Nachtheil der Deutschen. Denn so lange auf den hollän-
dischen Werften der Schiffsbau für die halbe Welt betrieben wurde, so
lange der Zwischenhandel nach dem Norden im Zuge war, da waren
Holz und Wein der Deutschen ein Tauschmittel für die Kolonialwaren
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Holland Spanien Spanien Spanien Holland Spanien Spanien Westindien Schweden Portugal Portugal Portugal Portugal Italien Frankreich Marseille Hollands
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der Holländer. Als aber die holländischen Werften verödeten und der
deutsche Wein nicht mehr nach dem Norden ausgeführt wurde, da blie-
den wohl die holländischen Einfuhren von Kolonialwaren, aber von
deutschem Holz und Wein war keine Rede mehr.
Die südlichen Provinzen der Niederlande blieben unter spani-
scher Herrschaft. Ihr alter Weltmarkt ging verloren. Der westphälische
Friede entzog den spanischen Niederlanden die natürlichste Bedingung
für den Wiederaufbau der gesunkenen Größe, unterband durch die
Sperrung der Sckelde die Ader ihres Verkehrs mit dem Ausland und
verbot ihnen jeden Handel mit den spanischen Kolonien. Eine bessere
Zeit kam für die südlichen Niederlande, als sie durch den rastadter Frie-
den (1714) von Spanien an Oestreich übergingen. Es hob sich
der Wohlstand durch Industrie und Ackerbau. Getraide fand in Eng-
land stets einen Markt, und die ausgezeichnete Kultur des Flachses be-
förderte die Linnenfabrikation, besonders in den feinen Geweben und
Spitzen. Die Tuchmanufakturen hoben sich wieder, die Verarbeitung
der Baumwolle nahm zu; es entstanden Papier- und Lederfabriken,
Bierbrauereien und Zuckerraffinerien. Dagegen glückten nicht die Ver-
suche Handel und Schifffahrt emporzubringen. Um sich einen Antheil
an dem ostindischen Handel zu verschaffen, gründete Kaiser Karl Vi.
(1722) die Kompagnie von Ostende, aber diese wurde von der engli-
schen und holländischen Eifersucht im Entstehen erdrückt. Vorüberge-
hende Vortheile brachte den östreichischen Niederlanden der nordameri-
kanische Freiheitskrieg. Holland wurde zu seinein Schaden in denselben
verwickelt, während die östreichischen Niederlande neutral blieben. Es
fiel diesen die Frachtschifffahrt zu und sie machten Unternehmungen nach
Westindien. Flandern und Brabant waren auf dem besten Weg zur
Wiedererlangung der alten Größe, da störte der Ausbruch der Empö-
rung gegeri die östreichische Herrschaft den Entwickelungsgang.
Die holländische Frachtschifffahrt hatte einen außerordentlichen Um-
fang erreicht, als ihr durch die englische Navigationßakte ein empfind-
licher Schaden zugefügt wurde. Das Beispiel Englands ahmten andere
Staaten nach. Dazu kam die Konkurrenz der nordischen Staaten und
der Hansestädte, welche gleich billige Frachten stellten. Auch der hol-
ländische Heringsfang, diese Goldgrube Hollands, verminderte sich da-
durch, daß seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts Deutsche, Franzosen
und Engländer denselben mit Eifer betrieben.
Noch früher, als der Verfall des holländischen Handels erfolgte
der Verfall der holländischen Industrie. Colberts Merkantilsystem traf
Holland empfindlich. Der neue Tarif belegte die Einfuhren holländischer
Fabrikate mit unmäßigen Zöllen, verbot einige geradezu. Ueberall zeig-
ten die Regierungen das Streben eine nationale Staats > und Volks-
wirlhschaft zu führen, die einheimische Industrie durch Schutzmaßregeln
zu heben und die fremde von dem innern Markt auszuschließen. Der
innere Markt war ein zu kleines Feld für die holländische Gewerbsthä-
tigkeit. Die große Schuldenlast des Landes, die Folge langwieriger
Kriege, machte hohe Abgaben nöthig. Die Konsumtionssteueru ver-
theuerten die nöthigsten Nahrungsmittel und erhöhtem die Arbeitslöhne.
Die meisten Rohstoffe mußten vom Ausland bezogen werden, welches,
als es selbst sie zu verarbeiten anfing, deren Ausfuhr erschwerte, oft
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Karl_Vi Karl Colberts_Merkantilsystem
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Eng- Holland Westindien Brabant Englands Hollands Holland