2ö Kaiser Karls auswärtige Händel.
genmerk auf Italien gerichtet, wo ihm schon ein Unterneh-
men gelungen war; hier sollte Karls Macht gebrochen wer-
den, und er suchte alte Ansprüche ans Neapel hervor, um
an diesem Lande sein Glück zu versuchen. Karl dagegen
stärkte sich durch ein Bündniß mit Heinrich Vii!. von Eng-
land, dessen Eitelkeit Franz unvorsichtig verletzt hatte, und
der Krieg, der schon im Jahre 1521 begonnen hatte, wurde
nun durch Engländer und Niederländer von den Niederlan-
den, an den Pyrenäen von Spanien aus, mit der größten
Anstrengung der Kräfte aber in Italien geführt. Karl hatte
den Nachtheil gegen sich, der immer aus sehr zerstreuten Be-
sitzungen fließt, daß seine Macht sich zu sehr theilen mußte,
Franz konnte dagegen von seinem Mittelpunkt aus, der
die Kräfte in Einem geschlossenen Kerne vereinigte, nach
der Seite hin plötzlich den Stoß richten, nach welcher er
wollte. Allein darin bestand Karls große Ueberlegenheit,
und spiegelte sich seine wahre Herrschergröße, daß er eine
Schaar der trefflichsten Männer um sich versammelt
hatte, und daß er sie mit scharfem Auge durchschaute, wen
er als Feldhcrrn gegen den Feind stellen, wen als Gesand-
ten die verwickelten Knoten der Staatskunst lösen, wen
im Rathe als den Besonnenen und Weisen das Wort reden
lassen konnte. Durch die geistigen Kräfte wird die Welt re-
giert ; Karl verstand die Kunst, sie seinem Dienste zu gewin-
nen.
Ein tapferer französischer Heerführer, der Herzog Karl
von Bourbon, war vom Könige Franz schwer gekränkt
und ging zu Karl über. Dieser nahm ihn mit offnen Armen
auf, und er führte nun mit dem Vicekönig von Neapel, Lan-
uvy, und dem Marchese von P escara, dem ersten Kriegs-
fürsten seiner Zeit, die kaiserlichen Heere in Italien; Franz
dagegen verlor im I. 1524, bey dem Rückzuge seiner Trup-
pen, seinen tapfersten Krieger, den Ritter Bayard, wel-
cher an der Seffia durch seinen Heldenmuth zwar das rück-
ziehende Heer rettete, aber selbst tödlich verwundet, starb.
Der Vortheil des Krieges schien schon ganz für den Kai-
ser entschieden; Mailand war wieder erobert, die Franzo-
sen aus Italien vertrieben. Allein nun wollte Karl Frank-
reich selbst angreifen, und ließ sein Heer in die Provence
einfallen und Marseille belagern; und darüber hatte er
beinahe fein Uebergewicht wieder verloren. Äon dieser
Seite ist Frankreich schwer zu verwunden. Die Stadt konn-
te nicht erobert werden und das Land umher war von dem
Feinde selbst verwüstet, so daß Pcscara sich zum Rückzuge
gezwungen sah. Nur seine Meisterschaft als Kriegsführer
rettete das Heer auf dem beschwerlichen Wege; denn der
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karls Karl Heinrich Heinrich Franz Franz Karl Karl Franz Franz Karls Karl Karl Karl
von_Bourbon Karl Franz Franz Karl_über Karl Franz Franz Ritter_Bayard Karl_Frank- Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls Italien Neapel Niederlan- Spanien Italien Karls Neapel Italien Mailand Italien Marseille Frankreich
111
Dreißigjähriger Krieg.
Mauren trefflich und die Könige von Dänemark und Schwe-
den schickten Ueberfluß an Kriegsvorrathen von der Sceseitech
Ihre Hartnäckigkeit erzürnte den stolzen Feldherrn; „und
wenn Stralsund mit Ketten an den Himmel gebunden wäre,
rief er aus, so müßte es herunter!" Und nun rückte er
selbst vor die Stadt und ließ stürmen; aber da erfuhr er,
was der Heldenmuty deutscher Bürger, unter besonnener
Leitung, vermogte. Nachdem er einige Wochen im Lager
geharret und wohl 12,000 Krieger in den wüthenden Stür-
men verloren hatte mußte er abziehen.
Der König von Dänemark hatte indeß um Frieden
angehalten, und wider Erwarten ricth Wallensteiu selbst
dem Kaiser zu ihn zu schließen. Da er selbst Reichsfürst
geworden, mogte er die Vernichtung der deutschen Fürsten-
macht nicht mehr für dienlich halten. Der König erhielt
durch ihn einen sehr günstigen Frieden zu Lübeck den
12. May 1629, er bekam alle seine Länder wieder, ohne
Kriegskosten zu bezahlen; aber rühmlich war der Friede
nicht, denn der König opferte in den Herzogen von Meck-
lenburg zwei treue Bundesgenossen für seine eigene Rettung
auf. Er versprach, sie nicht wieder mit den Waffen in ihre
Länder einzusetzen.
29. Das R esti tu t i on s e dic t, 1629.
Wie mochten die Gemüther der so hart geängsteten,
friedlichen Bürger in Deutschland bei der Friedcnsnachricht
freudig aufleben? Der arge Streit konnte ja nun nicht
länger dauern , da kein Feind mehr dem Kaiser entgenstand,
da Baiern ruhig im Besitze der Cburwürde des Theilcs der
pfälzischen Länder war, welche ihm als Kostencrsatz zuge-
sprochen war, und da die Protestanten, so ohne Hoffnung
schienen, daß von ihnen gewiß keine neue Feindseligkeit
ausgeheu konnte. Der Krieg hatte schon zwölf Jahre ge-
dauert und jedes Jahr hatte er Greuel genug gebracht.
— Und wohl hätte jetzt das Ende gefunden werden mögen,
wenn die siegende Parthei die rechte Granze und das Maaß
ihres Laufes erkannt hätte; wenn der Kaiser nun, nachdem
seine Lander von der neuen Lehre gesäubert und in seiner
vollen Gewalt waren, für die selbstständigen Glieder des
deutschen Reiches den Religionsfrieden in seiner ganzen
Kraft bestätigt, sein Heer abgedankt und das entkräftete.
Unglückliche Land von dieser Bürde befreit hätte. Aber dem
menichlichen Gemüthe ist nichts schwerer, als sich selbst im
kaufe des Glücks zu bezähmen. Der Augenblick schien der
katholischen Parthei zu günstig, um nicht einen großen Ge-
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Extrahierte Personennamen: Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Deutschland Baiern
76 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520—1643.
stände eine solche Untersuchung geführt wissen, und-sie un-
terblieb.
19. Karl V. legt die Regierung nieder. i556.
Durch diesen Frieden war die Trennung der Religions-
partheien in Deutschlandaufimmerfestgesetzt. Karlwelcher
einen großen Theit seines Lebens und seiner Kräfte an ihre
Wiedervereinigung gewendet hatte, konnte an solchem Zu-
stande der Dinge keine Freude haben; Deutschland war ihm
von nun an noch mehr entfremdet. Der Krieg gegen Frank-
reich wollte gleichfalls keinen erwünschten Fortgang nehmen;
Karl Hattees noch zuletzt erleben müssen, wie sich das fremde
Volk in die deutschen Angelegenheiten gemischt hatte, und
sein Geist sah voraus, welchen Einfluß diese ihm verhaßte
Regierung überhaupt auf Europa gewinnen werde, wenn
die Macht des spanisch - östreichischen Hauses wieder getrennt
sey, die unter ihm vereinigt kaum das ehrgeizige Volk in
seinen Schranken gehalten hatte. So lagen die größten
Entwürfe seines kühnen Geistes unvollendet oder in Trüm-
mern vor ihm; je heißer sein Eifer gewesen war, desto hef-
tiger mußte jetzt der Ueberdruß in seiner Seele seyn, zu-
maht da sein Körper immer mehr durch eine böse Krankheit
zerrüttet wurde. Das Land, worauf er am meisten mit
Freude bilckcn konnte, in welchem sein Leben eine wohlthä-
tige Spur zurückließ, Spanien, hatte schon an seinem Soh-
ne Philipp einen Verwalter gefunden, der das öffentliche
Zutrauen besaß. So wurde Karls Gedanke, gleich dem
Diokletian, an dessen Beispiele er oft dachte, seine Kronen
niederzutegen und in die Einsamkeit eines klösterlichen Le-
bens einzükehrcn, zum festen Entschlüsse. Schon früher
hattte er diesen Gedanken gefaßt und ausgesprochen.
Im Herbste 1555 ließ er seinen Sohn Philipp, den er vor
Kurzem mit der englischen Königstochter Maria vermahlt
hatte, von England nach Brüssel kommen, und vollzog am
25 fr en October die feierliche Uebergabe der Niederlande an
denselben. Er selbst hielt eine so führende Rede an seinen
Sohn, daß die ganze, große Versammlung zu Thränen
bewegt wurde. Er betheuerte, „wie er seit seinem 17ten
Jahre alle Gedanken allein auf die ruhmvolle Regierung
seiner Reiche gewendet, wie er überall mit eigenen Augen
zu sehen gesucht habe; und wie daher seine Regierung crue
stete Pilgcrschaft gewesen sey. Neunmahl habe er Deutsch-
land, sechsmahl Spanien, viermahl Frankreich, siebenmaht
Italien, und zehnmaht die Niederlande besucht; Zweimahl
sey er in England und eben so oft in Afrika gewesen und
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karlwelcher Karl_Hattees Karl Philipp Philipp Karls Karls Philipp Philipp Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlandaufimmerfestgesetzt Deutschland Frank- Europa Spanien England Niederlande Spanien Frankreich Italien England Afrika
Dreißigjähriger Krieg 139
Johann de Werth und Mercy, waren gefallen; der
Kaiser sah sich gezwungen , sein letztes Heer dem, von
den Hessen zu ihm übergetretencn , General Me lau der
von Holzapfel einem Protestanten, anzuvertranen.
Die Feinde griffen von Neuem die kaiserlichen Erbstaaten
an, der schwedische Feldherr Königsmark belagerte
Prag, und schon hatte er die sogenannte kleine Seite der
Stadt eingenommen, und Wrangel bereitete sich, ihn mit
seinem Heere zu verstärken, — da erscholl das Friedens-
wort aus Westphalen.
38. Der westphälische Friede. (Den 2-.
Oktober 1648.)
In der Mitte des Sommers 1643 sollten die Fricdens-
nnterhandlungen eröffnet werden: zu Osnabrück mit
den Schweden und zu Münster mit den Franzosen. Die
kaiserlichen Gesandten fanden sich schon vor der festgesetzten
Zeit ein, allein erst am Ende des Jahres kamen die schwedi-
schen, und erst im April des Jahres 1644 kamen die franzö-
sischen ; eine üble Vorbedeutung für den Gang des Friedens-
geschäftes , auf welches die geängsteten Völker mit schmerz-
licher Sehnsucht hinblickten. Und in der That fing auch die
Unterhandlung gleich mit so kleinlichen Dingen an , daß an
einen schnellen Fortgang nicht zu denken war. Viele Mona-
te wurden mit den elendesten Rangstreitigkeiten verloren,
indem die französischen Gesandten, stolz und anmaßend, als
die Ersten erscheinen wollten, und sich in dem Gepränge
einer königlichen Hofhaltung wohlgcfielen. Ferner ging viel
Zeit damit verloren, daß alle Gesandten der einzelnen Reichs-
stände aus Deutschland zusammengerufen wurden; denn dar-
auf bestanden die Franzosen, damit sie recht viel Gelegen-
heit hatten, den Samen der Zwietracht unter uns auszu-
streuen. In älterer Zeit hatte, wie billig, der Kaiser, im
Namen des Reiches, die Frieden geschlossen.
Der. Hanptgcnstand der Verhandlungen hätte nun die
Feststellung der inncrn Ordnung des deutschen Reiches, be-
sonders der beiden Religionspartheicn, seyn müssen, denn
darüber war der Krieg angefangen. Allein die beiden frem-
den Mächte fragten vor allen Dingen nach ihrer Entschädi-
gung an Land und Leuten für die Kriegskosten, und in schimpf-
licher Rothwendigkett, auf Anrathen und Verwenden des
Ehurfürftcn von Baiern, wurden die Fremden zuerst befrie-
digt. Frankreich, welches so wenig mit eigenen Kräften
gcthan, welches nur aus Eigennutz und Schadcnsrcude sich
m den Streit gemischt, — ein katholischer Staat für die
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Extrahierte Personennamen: Johann_de_Werth Johann Mercy Holzapfel
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Westphalen Schweden Deutschland Baiern Frankreich
___________Westfälischer Friede. .______________
Scheine Rechtens genommen werden könne, setzten sich
die Fremden selbst zu deutschen Reichshütern; Frankreich
nud Schweden warfen sich zu Bürgen der deutschen
Verfassung und alles dessen, was in dem Frieden zu
Münster und Osnabrück beschlossen wurde, auf. O der
Schande, daß Fremde über unsere innere Ordnung wachen
sollten , daß ihnen das Recht gegeben wurde in unsere An-
gelegenheiten einzureden, wenn es ihnen nur belieben würde!
Das ist der Untergang jedes Bundes, wenn er erst eine
Wache an seine Schwelle setzen muß.
11) Außerdem noch trennte die französische List durch
einen Artikel des westfälischen Friedens die schweizeri-
sche Eidgenossenschaft vom deutschen Reiche, indem
sie als ein unabhängiger Staat anerkannt wurde. Zwar
hatte sie schon lange ni t mehr die alte Reichspflicht geleistet,
allein die Trennung war niemals gesetzlich ausgesprochen
und daher die Rückkehr leichter, wenn in den idtammes-
g e n offen das Gefühl erwachte , daß sie auch natürliche
Genossen unseres Bundes seyen.
12) Und wie mit der Schweiz eine feste Gränzmauer
des Reiches cm Südwesten weggerissen war, so siel eine
andere in Nordwesren ab, indem Spanien in diesem Frie-
den die Freiheit und Unabhängigkeit der Niederlän-
der anerkannte, und Deutschland sie der Reichspflicht
entließe Sie gehörten gleichfalls ursprünglich zu unserm
Stamme, und seit Kaiser Karl V zu unserm Bunde, und
beherrschten die Münoung des vaterländischen Rheines.
Von ihrem Lande aus mag ein Feind eben so leicht in das
nördliche Deutschland einbrechen, wie von der Schweiz
aus in das südliche.
Mit Sorge und großer Anstrengung war das verflochtene
Friedenswerk zu Stande gebracht; langsam und durch neue
Opfer nur konnte es ausgeführt werben. Die Franzosen
wollten aus den eroberten Festungen nicht weichen, bis
jede, kleinste Bedingung ertüüt war, und die Schweden
blieben noch zwei Jahre in Deutschland, in sieben Kreisen
des Reiches verrheilr , bis sie die 5 Millionen als Kosten-
ersatz, die nur mit Mühe aus den verarmten Ländern zu-
sammengepreßt werben konnten, erhalten hatten. ^ Man
hae berechnet, daß in diesen zwei Jahren ein jeder Tag an
Unterhaltung der fremden Krieger dem Reiche noch 170,000
Thaler gekostet babemam Bisthum Münster brandschatzten
^-Hmigc schwedische Remmetirer noch 6 Jahre nach dem Frie-
den das Land, und M^erzog Karl von Lothringen, den
die Franzosen aus seinem Laude vertrieben hatten, hielt
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Karl_von_Lothringen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nordwesren Spanien Niederlän- Deutschland Rheines Deutschland Deutschland
Leopold l. und Ludwig Xkv.____________151
Sohn Ferdinand zum römischen Könige erwählten; leider
ober stärb der junge, hoffnungsvolle Mann, auf den alle
Augen mit freudiger Zuversicht geheftet waren, schon 1654
an den Blattern, und der Barer mußte seine Bewerbungen
für seinen zweiten Sohn Leopold welcher von weniger vor-
züglichen Anlagen war, wiederum anfangen. Aber eheste
den erwünschten Erfolg hervorgebracht hatten, starb der
Kaiser den 2. April 1657.
Leopold I. i653 — 1705.
Die Wahl des neuen Kaisers fand Schwierigkeiten, weil
Frankreich den Augenblick benutzen wollte, die Kaiserwürde,
nach der es lange gestrebt, an sich zu bringen. Wirklich
gelang es ihm auch, die geistlichen Churfürsten am Rheine
zu gewinnen, allein die weltlichen fühlten den Schimpf und
den Schaden, den das Vaterland dadurch erleiden würde,
und bestanden auf der Wahl des östreichischen Erzherzogs
Leopold. Sie kam den 18. July 1658 zu Frankfurth zu
Stande. Dennoch wußte der französische Minister, Kar-
dinal Mazarin, schon damahls einen Bund zu Stande zu
bringen, den man den Rheinischen Bund nannte,
und der, wie es lautete, zur Aufrechthaltung des west,
pyälischen Friedens, im Grunde aber gegen das Haus Oest-
reich errichtet wurde. Die Theilnehmer ves Bundes wa-
ren: Frankreich, Schweden, Maynz, Kölln, Pfalz-Neu.
bürg, Hessen-Kassel und die 3 Herzoge von Braunschweig-
Lüneburg ; eine sonderbare Mischung solcher, die noch eben
als Feinde gegen einander gestanden hatten, der geistlichen
Churfürsten mit protestantischen Fürsten und den Schweden.
Was aber Frankreich bei diesem Bunde und seinem ganzen
Verfahren gegen Deutschland im Sinne gehabt, schildert
ein einsichtiger Mann damaliger Zeit sehr treffend: „An-
statt offenbare Gewalt zu gebrauchen, wie während des
dreißigjährigen Krieges, schien es dem Franzosen ein kür-
zerer Weg zu seyn, einige deutsche Fürsten, besonders die
am Rheinstrom, durch emen Bund, und wie man sagt, auch
durch einen jährlichen Sold an sich zu ketten, überhaupt
den Schein anzunehmen, als sey er für Deutschland sehr
besorgt, damit die Fürsten glauben möchten, Frankreichs
Freundschaft gewähre ihnen einen besseren Schutz, als der
Kaiser und die Gesetze des Reichs. Daß auf diese Weise
der gerade Weg zum Umsturz der deutschen Freiheit gebahnt
werde, muß jedermann einsehen, der nicht gar einfältig
ist."
Dieses Frankreich zeigte auch bald darauf, daß es nur
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ludwig Ferdinand Leopold Leopold Leopold_I. Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rheine Haus_Oest- Frankreich Schweden Pfalz-Neu Hessen-Kassel Lüneburg Schweden Frankreich Deutschland Rheinstrom Deutschland Frankreichs Frankreich
198 Ztr. Vii. Vom westph. Fried, hiö jetzt. 1648 — 1823«
Einkünfte dieses schönen Landes zu verdoppeln gewußt hatte;
Friedrichs Auge dagegen warscharfgenug, um einen dritten
Kampf mit ihr als unvernipidlich vorauszusehen. Auch zwi-
schen den übrigen Mächten Europa's herrschte eine unruhige
Bewegung, sie schlossen Bündnisse, sahen sich bald hier bald
da nach Freunden um, und vermehrten ihre Macht zu Lande
und zu Lasser. Es gab zwei Hauptpartheien unter ihnen:
Frankreich, Preußen und Schweden standen auf
eener, Oestre ich, England und Sachsen auf der
andern Seite; die übrigen hatten sich noch nicht entschieden,
aber ihr Beistand wurde von beiden Theilen gesucht. Maria
Theresia richtete ihr Auge zuerst anfdas mächtige Rußland,
Hessen Kaiserin Elisabeth nicht abgeneigt schien, den küh-
nen, nordischen Nachbar wieder in seine frühere Unbedeuten-
heit zurückzuversetzen; und beide schlossen ein Bundniß durch
Vermittelung des mächtigen Staats-Kanzlers Bestuschef,
Welcher dem Könige von Preußen persönlich abgeneigt war,
weil dieser seiner Geldgierde nicht fröhnte. Um Rußland
zu thätigen Bewegungen gegen Preußen zu bringen, mußte
auch England mit seinem Gelde auf den Groß-Kanzler
wcrken, und dadurch ward ein Krieg zwischen Rußland und
Preußen ganz nahe herbeigeführt. Georg Ii. von England
wünschte gleichfalls, daß es dazu kommen möchte, um we-
gen seines Ehurfürstenthnm Hannover außer Sorgen seyn
zu können. Denn da er schon den Seekrieg mit Frankreich
flngefangcn hatte, um neue Besitzungen in andern Welt-
theslen zu erobern, so war zu erwarten, Frankreich mit
Preußen im Bunde, werde sein Churfürstenthum ohne Ver-
zug angreiftn. Maria Theresia aber sah diesen Sturm im
nördlichen Europa mit der sichern Hoffnung sich vorbereiten,
daß er ihr Gelegenheit geben werde, das schlesische Land
wieder zu erobern. — Es war die Zeit künstlicher und ängst-
sicher Berechnungen der sogenannten Staatsklugheit; das
Zeitalter bewährte sich auch darin als ein gemüthloscs, den
höheren Ideen entfremdetes, weiches Verstand und List zu
seinen Herrschern erhoben hattte, Friedrich der Große, ob-
wohl er auch nach der Weise seüier Zeitgenossen zu rechnen
verstand, war doch darin weit über ihnen, daß er, im Ge-
fühle der eigenen, inwohnenden Kraft, sich nur auf sich
Und sein Volk ganz verließ. Die andern suchten meist die
Hülfe außer sich und bestanden darum schlecht; Friedrich,
weil seine Rechnung viel einfacher war, erreichte sein Ziel
gewisser. Auch jetzt ergriffer den unerwartetsten Entschluß.
Die laue Hülfe Frankreichs, welches in einem politischen
Schlafe da lag und ihn in den beiden schlesischen Kriegen
gar wenig unterstützt hatte * nach ihrem rechten Werth
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Maria
Theresia Maria Theresia Elisabeth Georg_Ii Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Frankreich Schweden England Sachsen Hessen England England Hannover Frankreich Frankreich Europa Frankreichs
153
Leopold I. und Ludwig Xiv.
rusche Lund hervorgebracht! — So, von aller Hülfe ver-
lassen, fielen die Niederlande bald in Ludwigs Hände,
und indem Frieden zu Aachen 1668 mußten die Spanier
eine Reihe von Granzsiädten an Frankreich abtreten, um
nur ein >n Tbeil des Landes zu retten.
Darauf überzog Frankreich im Jahr 1672 mit höchst un-
gerechtem Kriege die Holländer; denn wenn cs gar ge-
lang , viese zu unterdrücken, so konnte cs auch zur See
Europa Gesetze vorschreiben. Die neue Gefahr wirkte eben
so wenig aul die deutschen Fürsten, als die erste; sie sahen
ruhig zu; ja, der Churfürst von Köln und der kriegerische
Bischof von Münster, Bernhard von Gablen, ein
merkwürdiger Mann seiner Zeit, schlossen ein Bündniß mit
Frankreich. Nur der Churfürst Friedrich Wilhelm von
Brandenburg, auch unter dem Namen des großen Cbur-
fürsten bekannt, durchschaute die Verhältnisse der Völker
am klarsten und sah^die Nothwendigkeit ein, das europäische
Gleichgewicht nicht untergeben zu lassen.^ Cr rüstete sich
zur Vcrtheidigung seiner westphälischcn Länder, welche an
den Kriegsschauplatz gränzten; — durch die endliche Ent-
scheidung der snlichschen Erbstreitigkeit hatte er 1656 das Her-
zogtum Kleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg
erhalten, Pfalz-Neuburg aber die Herzogtbümer Jülich
und Berg. — Friedrich Wilhelm brachte auch den Kaiser
Leopold zu kriegerischen Maaßregeln gegen die französischen
Eroberungsversuche; beide zusammen ließen 1672 ein ver-
bündetes Heer unter dem kaiserlichen Fetdberrn Monte-
cuculi in's Feld rücken. Allein cs war den Oestreichern
mit dem Kriege nicht Ernst, weil der alles vermögende Rath-
geber des Kaisers der Fnrstvon Lobkowitz, durch die Franzo-
sen gewonnen war und den Feldherrn von ernsthaften Unter-
nehmungen zurückhielt. Der Cburfürst sah sein schönes
Heer durch Hin - und Herziehen , durch Hunger und Krank-
heiten, verderben und schloß 1673 mit den Franzosen in ihrem
Lager bei V vssem, in der Nahe von Löwen, einen Frieden,
damit nur seine westphälischen Länder nicht ganz von ihnen
zu Grunde gerichtet würden. Er erhielt sie zurück, bis auf
die Festungen Wesel und Rees, welche die Feinde bis
zum allgemeinen Frieden besetzt halten wollten.
Jetzt erst fing der Kaiser an, selbst Ernst zu zeigen,
nachdem er den besten Bundesgenosse»! verloren hatte; die
Ursache war, daß nun der Fürst Lobkowitz entfernt war.
Moutecuculi gewann am Niederrhein einige Vortbeile und
eroberte unter andern Bonn. Aber am Oberrhcin und ist
Franken hauseten dafür die Franzosen desto härter,' und
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Brandenburg Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold Leopold Ernst Ernst Moutecuculi
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Ludwigs_Hände Aachen Frankreich Frankreich Europa Frankreich Lobkowitz Wesel Bonn
203
Siebenjähriger Krieg.
Die Offiziere wurden auf ihr Ehrenwort entlassen, die Ge-
meinen aber gezwungen, preußische Dienste zu nehmen.
Friedrich Ii. berechnete, daß diese 14,000, wenn erste frei-
ließe, uv eine so beträchtliche Zahl die Schaaren der Feinde
vermehren, wenn er sie aber in seinen Festungen kriegsge-
fangen halten wollte, ihm jährlich Millionen an Unterhalt
kosten würden. Darum wollte er von ihrem Unterhalte
Nutzen ziehen. Es war noch die Zeit, da der Soldat nicht
als Bürger des Staates betrachtet wurde, sondern als einer,
der gleichsam Leibund Seele aufeine gewissezeit dem Kriegs-
dienste verkauft habe, und sich bald gewöhnen könne, auch
dem ruderen, gegen den er eben als Feü'.dgestanden. Denn
die Kriegs-Ehre galt als verschieden von der Bürgerehre
des Mannes, und der Soldaten-Eid als bindender wie
die Bürgcrtreue. Aber Friedrich hat dennoch geringen Dienst
von den Sachsen gehabt; sie verließen bei der ersten gün-
stigen Gelegenheit in ganzen Hansen seine Fahnen und zogen
zu ihrem Könige nach Polen, wohin er sich nach der Gefan-
gennehmung seines Heeres begeben hatte, oder zu den Oest-
reichern.
Der erste Feldzug war nun geendigt, und das sächsische
Land in Friedrichs U. Gewalt.
55. Das K r i e g s j a h r. 1757.
Die Schlachten bei Prag, Kollin, Roßbach und
Leuthen.
Bor König Friedrichs Auge mußte sich, bei den Vorbei
reitungen zum nächsten Feldzuge, ein Sorge erregendes
Bild ausbreiten. Die mächtigsten Reiche Enropa's rüsteten
sich im Zorne gegen ihn; Oestreich bot alle Kräfte seiner
reichen, schönen Lander auf, Rußland setzte 100,000 Mann
in Bewegung, Frankreich noch mehr, Schweden konnte mit
mehr als 20,000 auflreten, und das deutsche Reich, Fried-
richs Einfall in Sachsen als einen Landfriedeusbruch be-
trachtend, bot dem Kaiserhofe 60,000 Mann. Es mußte
wenigstens eine halbe Million gegen ihn unter die Waffen
treten; ihnen konnte Preußen mit der äußersten Kraftan-
ftrengung nicht 200,000 entgegenstctten, und hatte zu sei-
nem Beistände nur England, die Landgrafen von Hessen,
die Herzoge von Brannschweig und von Gotha. Diesen Vex-
hündeten mußte Friedrich den Krieg gegen die Franzosen
allein überlassen, und Men die andern vertraute er der
Kunst aller großen Feldherrn, dnrch Schnelligkeit die Zahl
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Polen Friedrichs Prag Roßbach Friedrichs Frankreich Schweden Sachsen England Hessen Gotha
Der spanische Erbfotgekrieg.___________171
ía ihm, als wer das Feuer in seinem dunklen Auge zu deuten
wußte. "
Im März des Jahres 1701 brach Eugen mit einem kai-
serlichen Heere , bei welchem auch 10,000 Mann Preußen
und gleichfalls hannöverschehülfs, Völker waren, nach Ita-
lien auf. Bei Rover edo sammelte sich das Heer und
erstieg oie Gebirge z aber jenseits waren schon alle Plätze
von den Franzosen besetzt, cs schien unmöglich, binabzu-
kommen. Doch der Feldherr ließ durch seine Krieger die
ihm mit Begeisterung gehorchten, einen Weg von 6 Meilen
durch Felsen und über Abgründe bahnen, und che der Feind
es ahndete, brach das Heer aus den furchtbaren Bergen
hervor und stand in den Ebenen der Etsch bei Verona. Durch
zwei Siege, bei Carpi und Chiari, vertrieb Eugen
die Franzosen aus einem Theil von Ober-Italien und schlug
dort sein Winterlager auf.
England, Holland und das deutsche Reich nehmen
Llheil. — 1702. — Marlborough. — Noch im Herbste
1701 wurde das Bündniß zwischen England, den General-
Staaten und dem Kaiser geschlossen. Die Seemächte mach-
ten die Bedingung, daß sie alle Eroberungen, die sie in dem
spanischen Indien machen würden, als Eigenthum behielte;
dafür versprachen sie dem Kaiser die spanischen Niederlande,
Maytand, Neapel und Sicilien erobern zu helfen. Das
englische Volk würde nicht so thätigen Antheil am Kriege
genommen haben, wenn nicht Ludwig thörigter Weise es
selbst erbittert hätte. England hatte das Haus Stuart,
seines Eifers für den katholischen Glauben wegen, vom
Throne vertrieben und Wilhelm von Oranien darauf ge-
setzt; Ludwig dagegen nahm die vertriebenen Stuartsauf,
beschützte sie, und erkannte jetzt, 1701, da der Prätendend
Jakob Ii. in Frankreich starb, dessen Sohn, Inkob Ul. als
König von Britannien an; und es verbreitete sich das Ge-
rücht, er werde ihn mit einem französischen Heere nach den
Kütten Englands hinübersetzen. Solche Anmaßung eines
Fremden , über ihren Thron gebieten zu wollen, erbitterte
das englische Volk so sehr, daß der König Wilhelm statt
d 0,000, jetzt 40000 Mann zu diesem Kriege vom Parlamente
bewilligt erhielt. Er wählte den Grafen, nachherigen Her-
zog, von M a r l b o r o u g h zum Feldherrn üb§r sein Heer.
Sein Auge hatte gut gewählt. Marlborongh, der unter
dem großen Türrenne den Krieg gelernt hatte, stand an
Feldherrngröße keinem seiner Zeit nach. Er war eingebor-
ner Heerführer: groß, schön, kraftvoll, vyn solchem An-
stande und solcher geistiger Ueherlegenheit, daß sich die
Gemächer nnwillkührlich vor ihm benoten. An menschlicher
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Carpi Chiari Eugen Marlborough Ludwig_thörigter Ludwig Wilhelm Ludwig Jakob_Ii Wilhelm Marlborongh
Extrahierte Ortsnamen: Ita- Verona Ober-Italien England Holland England Indien Neapel Sicilien England Haus_Stuart Frankreich Britannien Englands