148
Das siebenzehnte Jahrhundert.
4. Der niederdeutsche — dänische Krieg.
§. 568. Wallenstein. Oestreichs steigende Macht, die auch auf die
Spanier zurückwirkte, machte den von dem klugen Staatsmann Richelieu ge-
leiteten französischen Hof und die niederländischen Freistaaten eben so besorgt, als
die Fortschritte des Katholicismus im Westfälischen, wo Tilly die von den Pro-
testanten lange besessenen geistlichen Stifter den Katholiken überwies, die evange-
lischen Stände Niederdeutschlands. König Jakob von England, der sich bisher
durch die Aussicht auf ein Ehebündniß seines Sohnes mit einer spanischen In-
fantin von einer kräftigen Unterstützung seines bedrängten Schwiegersohnes hatte
abhalten lasten (§. 591. 2.), änderte jetzt seine Gesinnung und setzte den unter-
nehmenden Ernst von Mansfeld durch Unterstützung an Truppen und Geld
in Stand, aufs Neue ins Feld zu rücken. Auch Christian von Braun-
schweig fand Hülfe und seine wilde Kriegsweise lockte die tollkühne, beutelustige
Jugend.
Bald trat auch noch ein neuer Vertheidiger der protestantischen Sache
auf, König Christian Iv. von Dänemark, ein Verwandter Friedrichsv.
Religionseifer und die Hoffnung auf Landererwerb im nördlichen Deutsch-
land führten ihn ins Feld. England und Holland schlossen Verträge mit
ihm und Richelieu versprach Hülfsgelder. Ein neuer Kriegssturm erhob sich.
Da beschloß der Kaiser, dem die Abhängigkeit von der Liga und das hohe
Ansehen Maximilians, in dessen Hände er die Lenkung der Geschicke Deutsch-
lands immer mehr übergehen sah, bedenklich wurde, ein eigenes Heer aufzu-
stellen. Hierzu bot ihm Albrecht von Wallenstein (Waldstein), ein böh-
mischer Edelmann, der im Kriege wider die Böhmen und Türken sein
Feldherrntalent und seine Gabe, die Soldaten zu beherrschen und an sich zu
fesseln, an den Tag gelegt, seine Dienste an. Im Besiß eines großen Ver-
mögens, das er erheirathet, trat Wallenstein mit der Erklärung vor Ferdi-
nand, er wolle ein Heer von 50,000 Mann auf eigene Kosten unterhalten,
wenn man ihm den unbeschränkten Oberbefehl geben und ihn einst durch
eroberte Länder entschädigen wolle. Nach einigem Bedenken ging Ferdinand
auf den Vorschlag des kühnen Abenteurers ein, verlieh ihm die Herrschaft
Fried lan d an der Nordgrenze von Böhmen, erhob ihn in den Reichs -
fürstenstand und ertheilte ihm später die Würde eines Herzogs.
Allenthalben wurde die Werbetrommel gerührt; Wattensteins Name und die
lockenden Verheißungen führten Schaaren handfester Streiter unter seine Fahne.
In einem Kriege, wo Raub und Brandschatzung ungescheut geübt ward, fand der
Soldat Lebensgenüsse und Reichthümer, während der Bürger und Bauer hun-
gerte und seines Lebens und Eigenthums nicht sicher war. — Und was ließ sich
für den Kriegsmann unter einem Feldherrn erwarten, der kein Herz für die Leiden
des Volks aber eine freigebige Hand für den Soldaten hatte?
§. 569. Wahlenfteins und Tilly's Siege. Im Frühjahr
eröffnete der von den niederdeutschen Ständen zum Kreisobersten gewählte
Christian Iv. an der Weser den Krieg gegen Tilly, ohne etwas Nam-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Richelieu Tilly Jakob_von_England Ernst_von_Mansfeld Ernst Christian_von_Braun- Christian_Iv Maximilians Albrecht_von_Wallenstein_(Waldstein Albrecht Ferdinand Christian_Iv Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Westfälischen Niederdeutschlands England Holland Maximilians
Die englische Thronumwälzung. 185
die Regierung des brittischen Gemeinwesens anfangs eine Verbindung. Als
aber der englische Gesandte im Haag von flüchtigen Royalisten ermordet und
sein Nachfolger schwer beleidigt ward, ohne daß man die Thater auswies,
erfolgte ein Bruch zwischen Großbritannien und Holland. Die von dem
Parlamente erlassene Schisfahrts (Navigations)-Akte, wornach
„bei Strafe der Consiscation von Schiff und Ladung, Auswärtige fortan
keine andern Maaren als selbst erzeugte, auf eigenen Schiffen nach England
bringen dürften," versetzte dem holländischen Zwischenhandel einen furcht-
baren Schlag. Als die geforderte Zurücknahme verweigert wurde, brach der
Krieg aus, den Cromwell eben so sehr wünschte als ihn die Generalstaaten
gern vermieden hätten. Anfangs behaupteten die Holländer ihren Ruhm im
Seekriege; große Schlachten wurden gewonnen und die holländischen See-
helden Tro mp und Ruyter befuhren die Themse und verwüsteten die Ge-
stade; aber bald nahm das unter den Stuarts vernachlässigte Seewesen einen
mächtigen Aufschwung; die Tage der Armada kehrten wieder und der eng-
lische Admiral Blake, ein Mann von altem Republikanersinn und rauher
Tugend, trug in einer dreitägigen Seeschlacht über Tromp und Ruyter
den Sieg davon. Monk,im Land- und Seekrieg gleich erfahren, und gleich
glücklich, vermehrte Englands Ruhm durch neue Seesiege. Holland mußte
einen nachtheiligen Frieden schließen, die Stuarts aus seinem Lande entfer-
nen und den minderjährigen Prinzen Wilhelm von Oranien, einen
Verwandten der englischen Konigsfamilie, von der Statthalterwürde aus-
schließen. Die Schiffahrtsakte aber blieb bestehen. Auch ein Krieg mit
Spanien nahm für England einen glücklichen Ausgang. Der Hafen von
Dünkirchen und oie fruchtbare Insel Jamaica wurden dem auswärtigen
Gebiet der Republik beigefügt. Die Corsaren von Nordafrika züchtigte
Cromwell mit starker Hand und machte England zu Land und zur See ge-
fürchtet und geachtet.
tz. 603. Die Verfassungskämpfe. Diese Erfolge weckten das Selbst-
gefühl des Parlaments; es suchte die Seemacht auf Kosten des Landheers zu
heben und dachte auf Vermehrung seiner Mitglieder durch Einberufung ausge-
stoßencr Presbyterianer. Von diesen Entwürfen fürchtete Cromwell Gefahr für
seine Macht; daher beschloß er die Auflösung des langen Parlaments.
Nachdem er das Haus mit Truppen umstellt, trat er in seiner schwarzen Purita-
nertracht in den Saal, hielt eine mit Schmähungen angesüllte Rede und trieb
dann die Anwesenden mit Hülfe der eingetretenen Soldaten hinaus, indem er
dem Einen zurief: „Du bist ein Trunkenbold!" dem Andern: „Du bist ein Ehe-
brecher!" dem Dritten: „Du bist ein Hurer!" Ein neuer, größtentheils aus Offi-
zieren zusammengesetzter Staatsrath übernahm nunmehr unter Cromwell's
Vorsitz die Bildung eines andern Parlaments. Hiezu ließ man in allen Bezirken
Listen von frommen, gottesfürchtigen Leuten ansertigen, und wählte dann aus
den „Heiligsten" die Passendsten als Vertreter der drei Reiche aus. Diese, nach
dem Lederhändler Preisegottba reboñe spottweise das B a re b on e (T o d-
tenknochen)- Parlament genannte Versammlung gab schon durch die bibli-
Oktbr.
1651.
Februar
1653.
15. April
1654.
19. April
1653.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre]]
Extrahierte Personennamen: Admiral_Blake Monk Wilhelm Cromwell Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Holland England Englands Holland Spanien England Jamaica Nordafrika England
166
Das siebenzehnte Jahrhundert.
sich entfernte. Als Gegenmittel bediente man sich der Conföde rationell,
vermehrte aber dadurch nur die Zwietracht und Parteiung.
§. 588. b) Dänischer Krieg. Karl Gustav stand in Litthauen,
1658. als ihm die Nachricht von dem feindlichen Einfall der Dänen in das schwe-
dische Gebiet an der Weser zukam. Alsbald verließ er mit einem kleinen,
aber abgehärteten Heere Polen und zog in rastloser Eile und gewaltigen
Märschen längs der Ostseeküste an die Elbe. Das dänischeheer leistete keinen
Widerstand, so daß vor Anfang des Winters S ch leswig und Jütland
mit Ausnahme der Festung Fridericia in der Gewalt der Schweden
waren. Auch diese wurde mitten im Winter von Wrangel durch einen so
kühnen Streich erstürmt, daß der König darüber Eifersucht fühlte und die
Waffenthat seines Feldherrn durch eine noch kühnere That zu übertreffen
suchte. Er setzte daher im Januar an der Spitze seines mit allem Kriegs-
bedarf versehenen Heeres zu Fuß über den zugefrornen kleinen Belt nach
Fünen und wenige Tage darauf über den großen Belt nach Seeland
(wobei freilich zwei Compagnien unter den Augen des Königs ertranken).
Hier gerieth man über die plötzliche Erscheinung der Feinde in solche Be-
stürzung, daß man kaum an Vertheidigung dachte und sogleich in Roes-
kild (Rothschild) Friedensunterhandlungen einleitete. Bedrängt von Karl,
der nur noch zwei Meilen von Kopenhagen entfernt stand, mußte Friedrich Iii.
in die Abtretung der dänischen Provinzen im südlichen Schweden (Schonen,
Bleckingen, Halland), des norwegischen Stiftes Drontheim und der Insel
Bornholm willigen und den verbannten dänischen Edelmann Korfiz
Ulfeld, der bei Karl den Verräther seines Vaterlandes gemacht, in seine
Güter und Rechte wieder einsetzen. Aber so vortheilhaft die Bedingungen
des R o eski ld er Fri ed ens für Schweden waren — den eroberungssüch-
tigen Karl X. befriedigten sie nicht. Er trug sich mit der Idee, die drei
skandinavischen Reiche unter seine Herrschaft zu bringen und sich zum Ge-
bieter des Nordens zu machen. Darum singer nach einigen Monaten den Krieg
von Neuem an. Der selbstsüchtige dänische Adel rieth zur Unterwerfung, aber
König Friedrich Iii. und die Bürgerschaft von Kopenhagen erklärten, sie
wollten lieber in ehrenvollem Kampfe fallen, als dem schmählichen Unter-
gang ihres Reiches ruhig zusehen. Diese Gesinnung, verbunden mit den
Belohnungen, die der König allen Streitern verhieß, bewirkten, daß die
Schweden, als sie zur Belagerung von Kopenhagen schritten, tapfern Wi-
derstand fanden. Die ganze Bürgerschaft ohne Rücksicht auf Alter, Stand
und Geschlecht nahm an der Vertheidigung Antheil und aus dem ganzen
Lande eilten Freiwillige zu ihrer Hülfe herbei. Holland, das Dänemarks
Untergang nicht wünschte, brachte der hungernden Stadt Zufuhr. Diese
Haltung der Dänen und die gleichzeitigen Feindseligkeiten der brandenburgi-
schen, polnischen und östreichischen Truppen in Niederdeutschland gegen
Schweden, wodurch eine Theilung der Streitkräfte nothwendig ward, ver-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Gustav Karl Gustav Rothschild Karl Karl Friedrich_Iii Friedrich Karl Karl Karl_X Karl Friedrich_Iii Friedrich
2. Mai
'1068.
198 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts.
Heerwesens, dessen Einrichtungen bald von allen europäischen Fürsten nach-
geahmt wurden, als durch seine grausame und verwüstende Kriegsweise. Auch
Colberts Sohn, der Marquis von Seignelai (-s 1690) erwarb sich als
Minister hohe Achtung. Dieselbe Ueberlegenheit der Talente, die Ludwig in sei-
nem Cabinet vereinigte, zeigte sich auch im Heerwesen und in der Flotte. Die
kriegsgeübten und wohlgerüfteten Armeen standen unter Feldherren wie Tü-
ren ne, Eon de und Luxembourg; Vauban, der berühmteste Kriegs-
Ingenieur, verwandelte die eroberten Grenzstädte in uneinnehmbare Festungen;
Düquesne und Tourville brachten das französische Seewesen zu hohem
Ansehen. In den Künsten der Diplomatie waren die französischen Gesandten
allen andern ebenso überlegen, wie Ludwig Xiv. an Herrschergaben, gebieterischem
Wesen und königlichem Anstand die meisten Fürsten seiner Zeit übertraf.
£. Die zwei ersten Kriege.
§. 612. Der spanische Krieg (1667 —1668). Nachdem Lud-
wig Xiv. die ersten Jahre seiner Selbstherrschaft angewendet, um Frank-
reichs Vorrang über England (das sich bequemte den Seegruß zu bieten),
über Spanien (das dem französischen Gesandten den Vortritt gestattete)
und den Papst (der für den Ungestüm seiner Corsen demüthige Abbitte thun
mußte) zu begründen, benutzte er den Tod seines Schwiegervaters, Phi-
lipps Iv. von Spanien, um im Namen seiner Gemahlin die spanischen Nie-
derlande für Frankreich anzusprechen. Zwar hatte die Infantin bei ihrer
Vermahlung mit Ludwig allen Erbansprüchen entsagt; dies hinderte aber
den französischen König nicht, eine Bestimmung des in den Niederlanden
gültigen Civilerbrechts, Devolutions-Recht genannt, durch eine ge-
zwungene Deutung auf die Krone auszudehnen und seiner Forderung mit
zwei wohlgerüsteten Heeren Nachdruck zu geben. Ludwig selbst unterwarf
ohne Mühe die burgun disch e Freigrafschaft (Franche Comte), indeß
seine Feldherren rasche und leichte Eroberungen in Flandern machten. Die
Ohnmacht der spanischen Regierung wahrend Karls Ii. Minderjährigkeit
(§. 607.) und der Hader der oranischen und republikanischen Partei in den
Niederlanden begünstigten das Unternehmen. Aber die reißenden Fortschritte
des eroberungssüchtigen Königs machten diehollander besorgt. Sie schlossen
daher unter Vermittelung des britischen Gesandten Will. Temple im
Haag mit England einen Vertrag, der nach dem Beitritt Schwedens der
Dreimächtebund (Tripleallianz) hieß, und die Erhaltung der spanischen
Herrschaft in Flandern und Brabant zum Zweck hatte. Dadurch sah sich
Ludwig Xiv. genöthigt, den Frieden von Aachen einzugehen, wornach
die eroberten niederländischen Städte bei Frankreich verblieben (und durch
Vauban zu unüberwindlichen Festungen umgeschaffen wurden), die Frei -
grafschaft aber den Spaniern zurückgegeben ward.
§. 613. Einleitung zum Krieg wider Holland. Holland hatte
gewagt, den Siegeslauf des großen Königs zu hemmen. Für diese Vermessenheit
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Heerwesens Marquis_von_Seignelai Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karls Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: England Spanien Spanien Frankreich Niederlanden Flandern Karls Niederlanden England Flandern Aachen Frankreich Holland Holland
Das Zeitalter Ludwigs Xív.
199
sollte es bestraft werden. Man machte in Paris geltend, welcher Zuwachs an
Macht für Frankreich entstehen würde, wenn es gelange, die reiche Republik mit
ibrer Seemacht, ihren Kolonien und ihrem Handel dem französischen Scepter zu
unterwerfen. Würden dann nicht die spanischen Niederlande von selbst dem fran-
zösischen Reiche zufallen? und wer wollte den großen Ludwig hindern, den Rhein
zur Grenze seiner Herrschaft zu machen? Die Zustande der wichtigsten euro-
päischen Staaten waren dem Unternehmen günstig. Der deutsche Kaiser Leo-
pold I. besaß zu wenig Staatsklugheit und war zu sehr im Osten seines Reichs
beschäftigt, als daß er der schlauen Politik Ludwigs, der mit dem Kurfürsten von
Köln, dem Bischof von Münster und mehreren andern Reichsftanden einen Bund
geschlossen und den ersten Minister des Kaisers, Lobkowitz, durch Bestechung
gewonnen hatte, einen kräftigen Widerstand hatte bieten können; Schweden,
wo wahrend Karls Xi. Minderjährigkeit eine selbstsüchtige Aristokratenpartei die
Herrschaft besaß, wurde leicht von der Tripleallianz abgelöst und in Frankreichs
Interesse gezogen. Noch leichter geschah dies in England, wo der leichtfertige,
charakterlose Karl Ii. mit Freuden einen Bund mit Ludwig Xiv. einging, als
dieser ihm einen Jahrgehalt zusicherte und seine Schwägerin Henriette-von Or-
leans, Karls Schwester, in Begleitung einer schönen französischen Hofdame nach
London schickte, wo letztere als Herzogin von Portsmouth bald großen Ein-
fluß erlangte und im Interesse Frankreichs wirkte. Der Beistand der englischen
Kriegsflotte schien den Ausgang des Unternehmens zu sichern. So von allen
Seiten gerüstet und gedeckt erklärte Ludwig Xiv. den uneinigen Generalstaaten
den Krieg.
Seit dem Frieden mit Cromwell und während der Minderjährigkeit Wilhelms Iii.
von Oranien (§. 602.) stand der holländische Staat ganz unter der Leitung der Repu-
blikaner. Die Häupter dieser Aristokraten-Partei, besonders der Großpensionär Joh.
de Witt, gehörten zu den edelsten Männern und uneigennützigsten Patrioten, die Holland
je besessen. Der blühende Handel und der treffliche Zustand der Seemacht (wodurch sich
die Republik zum Schiedsrichter des dänisch-schwedischen Kriegs (§. 588.) aufwerfen
konnte) zeugten von der Thätigkeit und dem vaterländischen Sinne dieser Republikaner.
Als aber Karl Ii., der mütterliche Oheim des jungen Oranien und derfewd der holländi-
schen Aristokraten, die ihn einst aus ihrem Land gewiesen, den englischen Thron bestieg,
hob die in Seeland, Ober-Pssel und Groningen mächtige oranische Partei ihr Haupt
kühner empor. Bald entstand Krieg zwischen England und Holland. Streitigkeiten der
englischen und holländischen Ansiedler aus der afrikanischen Westküste (Guinea) und in
Amerika gaben dem Londoner Hofe, der den Krieg wünschte, eine willkommene Veranlas-
sung. In einem schlachtenreichen Seekrieg maßen die beiden nach der Herrschaft des Mee-
res strebenden Nationen ihre Kräfte; Ehrgefühl, Nationalstolz und Ruhmbegierde, ver-
bunden mit Eroberungslust, Gewinnsucht und Handelsinteressen, trieben sie zu Großtha-
ten. Der Herzog von Zlvrk (Karls Bruder), als Groß-Admiral der englischen Flotte,
und der zum Herzog von Albemarle erhobene Monk (§. 604.) kämpften anfangs mit
Glück und Erfolg gegen die holländischen Seehelden deruyter und den jüngcrntromp.
Aber de Witt's Energie und de Ruyter's Ueberlegcnheit trugen endlich den Sieg davon.
Der letztere fuhr siegreich die Themse hinauf, vernichtete die englische Flotte und blokirte
die Hafen. Dies bewog die englische Regierung in dem Frieden von Breda die Navi-
gationsakte (§. 602. c) zum Vortheile der Holländer zu mildern und Surinam derrepublik
zu überlassen. Die erwähnte Triple-Allianz gegen Frankreich, mit dem die republika-
nische Partei bisher in gutem Vernehmen gestanden, war die nächste Folge dieses Friedens-
schlusses. — Die Republikaner, die sich während des englischen Kriegs genöthigt gesehen
Hatten, aus Rücksicht für die oranische Partei nicht nur die Ausschließungsakte
1672.
1664 —
1667.
1667.
1668.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Xív Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwigs Karls Karl_Ii Karl Ludwig_Xiv Ludwig Karls Ludwig_Xiv Ludwig Cromwell Wilhelms Karl_Ii Karl Karls Monk
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Rhein Lobkowitz Schweden Karls Frankreichs England Karls London Portsmouth Frankreichs Wilhelms_Iii Holland Seeland Ober-Pssel Groningen England Holland Guinea Amerika Karls Breda Surinam Frankreich
200 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts.
(§. 602. c) wieder aufzuheben, sondern auch dem jungen Oranien ein Staatsgehalt anzu-
weisen, beschlossen jetzt, das Ansehen, das ihnen der vortheilhaste Friedensschluß gewährte,
zur Sicherstellung der republikanischen Verfassung in Holland anzuwenden. Das von den
1667. holländischen Ständen beschlossene ewige Edikt bestimmte, daß in Zukunft der Ober-
befehl über die Land- und Seemacht von der Statthalterschaft getrennt sein sollte; nur
unter dieser Bedingung dürfe die Statthalterschaft wieder ins Leben treten. Diesem Be-
schluß traten allmählich alle Provinzen bei.
tz. 614. Der holländische Krieg 1672—1679. Noch ehe die
Kriegserklärung an die Generalstaaten erlassen worden, hatte Ludwig Xiv.
das günstig gelegene Lothringen, dessen Herzog mit den Holländern im
Bunde war, in Besitz genommen, ohne Rücksicht auf Kaiser und Reich,
unter deren Schutz derselbe stand. Jetzt rückte der König selbst an der Spitze
eines wohlgerüsteten, von den trefflichsten Feldherrn (Condü, Türenne,
Bauban) geführten Heeres von 120,000 Mann durch das Gebiet des Kur-
fürsten von Köln (der sich von dem französisch gesinnten Domherrn Für-
stend er g zu einem Bündniß mit dem Reichsfeinde hatte verleiten lassen)
an den Rhein, erzwang, durch kölnische und m ünst er sch e Truppen ver-
stärkt, den berühmten Uebergang über den Rhein bei Tolhuis
(Zollhaus) und drang im reißenden Siegeszug in das Herz der General-
staaten. Da war Holland in Noth. Die Republikaner, die bisher den
Staat geleitet, waren mehr auf Hebung der Seemacht als auf Erhaltung
und Mehrung der Landheere bedacht gewesen, und wenn gleich der große
Kurfürst von Brandenburg, der Oheim des jungen Wilhelm von
Oranien, aus Besorgniß für seine clevischen Länder sich der bedrängten
Holländer annahm, mit richtigem Blick die Gefahr ermessend, die von Frank-
reichs Uebergewicht dem zerrissenen Deutschland drohte, so waren doch weder
seine noch die holländischen Truppen vermögend, die überlegene Streitmacht
der Feinde aufzuhalten. Lüttich, Utrecht und Ober-Pssel kamen in
die Gewalt der Feinde; französische Dragoner streiften bereits in der Provinz
Holland und näherten sich der Hauptstadt auf zwei Meilen; die erschreckten
Republikaner baten um Frieden, wurden aber nicht erhört. Hätte der Kö-
nig Conde's Vorschlag, sogleich auf Amsterdam loszugehen, angenom-
men, so wäre Holland verloren gewesen; Louvois' Rath, zuvor die Festun-
gen einzunehmen und durch Besatzungen zu sichern, schwächte die französische
Streitmacht und gab den Holländern Zeit sich zu fassen. Ludwig Xiv., der
nur nach dem Ruhm und Gewinn, nicht nach den Beschwerden eines Feld-
zugs Verlangen trug, eilte bald zu seinen Hoffesten, Schmeichlern und Buh-
lerinnen zurück, während in Holland die oranischepartei, nachdem sie
auf blutigem Wege zur Herrschaft gelangt, mit Energie zur Rettung des
Vaterlandes schritt.
Die Anhänger des Prinzen schoben die ganze Schuld des Unglücks auf die
Republikaner, klagten den Großpensionar de Witt des Einverständnisses mit
Frankreich an und erzeugten eine solche Aufregung unter dem Volk, daß dieses
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Holland Lothringen Rhein Rhein Holland Brandenburg Frank- Deutschland Utrecht Holland Amsterdam Holland Holland Frankreich
202 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts.
Umstände eine andere Wendung nahmen. Um dieselbe Zeit nämlich, wo das
englische Parlament den König und sein Ministerium nöthigte, den durch
Tromps und de Ruyters Heldenmuth bisher zum Nachtheil Englands ge-
führten Seekrieg aufzugeben und gegen eine Entschädigungssumme Frieden
zu schließen, wurden die geistlichen Fürsten von Köln und Münster durch den
Reichstag zur Entsagung des französischen Bündnisses gezwungen und die
kaiserlichen Feldherren brachten durch dringende Vorstellungen den Kaiser zur
Entfernung des bestochenen Ministers Lobkowitz. Die Folgen waren bald
sichtbar. Die Franzosen sahen sich genöthigt, nach dem unglücklichen Treffen
^1675*1! Saßbach, wo Türenne durch eine Kanonenkugel getödtet ward, das
rechte Rheinufer, das sie vom Breisgau bis zum Neckar furchtbar verheert
hatten, zu verlassen und über den deutschen Strom zurückzukehren.
Der Fall des Marschalls Türe n n e war für Frankreich ein empfindlicherer Verlust
als die Niederlage selbst. Er galt für den eigentlichen Begründer der neuern auf umfassen-
den Plänen und künstlichen Märschen und Stellungen beruhenden Kriegskunst. Conde,
von Gichtleidcn geplagt, nahm gleichfalls feinen Abschied und starb zehn Jahre später auf
seinem Landgute, vom Hofe vergessen. Aber auch die Holländer verloren ihren siebenzig-
1676. jährigen Seehelden de Ru y ter in einer Seeschlacht bei Sicilien, als er das unter fran-
zösischem Schuhe von Spanien abgefallene Messina mit geringen Streitkräften
erobern sollte.
Kurz vor der Schlacht von Saßbach hatte Ludwig Xiv. die Schweden,
seine Verbündeten, bewogen, von Pommern aus in das brandenburgische Gebiet
einzufallen, um den großen Kurfürsten zum Abzug von der Rheinarmee zu ndthi-
gen. Aber ehe diefeinde die geringsteahnung hatten, erschien der thatkräftige
Fürst in der von den Schweden hart heimgesuchten Mark, besiegte die überrasch-
2i675m ten schwedischen Truppen in der glorreichen Schlacht von Fehrbellin und
eroberte Stettin und den größten Theil von Pommern, während die holländische
und dänische Flotte Rügen, Gothland u. a. Orte wegnahm. Diese Schlacht legte
den Grund zu Preußens Größe. — Von nun an zog sich der Krieg hauptsächlich
nach den Niederlanden, wo Wilhelm Hi., dem indessen die Statthalter-
schaft als erb li ch e Würd e seines Mannstamms verliehen worden, trotz
der französischen Uebcrmacht und des überlegenen Talents eines Luxem-
bourg, Crequi, Schömberg, Catinat u. A. mit Ehren das Feld
behauptete. Das barbarische System der Länderverwüstung, wodurch Lou-
vois die Feinde von einem Einfall in Frankreich abhalten wollte, wurde schon
jetzt an der Mosel und Saar angewendet. Als aber England Miene machte,
sich an das seit Wilhelms Iii. Vermählung mit der Tochter des Herzogs von
Pork (Karls Ii. Bruder), eng verbundene Holland anzuschließen und die
Zahl der Feinde Frankreichs zu vermehren, beschloß Ludwig, dem Kriege ein
Ende zu machen. Klug wußte aber die französische Staatskunst die Gegner
zu trennen, damit ihr König als Gebieter auftreten könne. Nachdem Hol-
1678. land, durch Zugeständnisse gewonnen, die Waffen niedergelegt und seine
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Ruyters_Heldenmuth Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Wilhelms Karls Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Englands Lobkowitz Saßbach Frankreich Sicilien Spanien Messina Schweden Pommern Schweden Fehrbellin Stettin Pommern Gothland Niederlanden Crequi Schömberg Frankreich England Karls Holland Frankreichs
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
207
langen der gespornten Bekehrer, die das Haus des Abtrünnigen veriießell und in
doppelter Anzahl bei den Standhaften einrückten, wirkten mächtiger als alle
Lockungen des Hofs und alle Verführungen der Priester. Taufende entflohen ins
Ausland, um auf fremder Erde ihres Glaubens zu leben; aber noch sehr groß
war die Zahl derer, die unter allen Drangsalen standhaft blieben, als die Auf- 22
Hebung des Edikts von Nantes dem Verfolgungsfystem die Krone auf- ~i'6s5,'
setzte und die Huguenotten in Verzweiflung stürzte. Ihr Gottesdienst ward gänz-
lich verboten, ihre Kirchen wurden niedergerissen, ihre Schulen geschlossen, ihre
Prediger, sofern sie dem für ihre Bekehrung verheißenen Preis widerstanden, des
Landes verwiesen. Und als die Auswanderung in erschreckendem Maße zunahm,
wurde dieselbe unter Galeerenstrafen und Güterverlust untersagt. Aber trotz aller
Drohungen und Verbote trugen über 500,000 französische Calviniften ihre Be-
triebsamkeit, ihren Glauben und ihr Herz in das protestantische Ausland. Die
Schweiz, die Rheinpfalz, Brandenburg, Holland und England (Spitalsield in
London) boten den Verfolgten ein Asyl. Ihre Bildung, ihre Industrie, ihre gei-
stige Rührigkeit blieb nicht ohne Einfluß auf die Cultur der Völker, zu denen sie
geflüchtet. Aber in Frankreich war der Wohlstand und die beneidete Blüthe der
südlichen Landschaften dahin! Die Seidenwebereien und die Kunst des Strumpf-
wirkens wurde durch flüchtige Huguenotten dem Auslande mitgetheilt; calvinische
Schriftsteller richteten ihre Feder gegen Frankreich und calvinische Krieger traten
in die Reihen der Feinde beim Wiederausbruch des Krieges. Schmeichler priesen
den König als Vertilger der Ketzerei; aber der Heldenmuth der Bauern in den
Cevennen und die Tausende von Huguenotten, die mit stiller Hausandacht
sich begnügten, bewiesen, wie wenig der Religionsdruck dem gehofften Ziele zu-
führte. Als sich nämlich die Verfolgung auch in die stillen Thaler der Eeven-
nen erstreckte, wo Abkömmlinge der Waldenser, die sich den Ealvinisten ange-
schlossen, in Glaubenseinfalt und nach alter Sitte dahinlebten, da fanden die
Dränger hartnäckigen Widerstand. Die Verfolgung erhöhte den Muth der Ge-
drückten, die Mißhandlungen steigerten ihren Glaubenseifer zur Schwärmerei.
Angeführt von einem jungen Handwerker warfen die in leinene Kittel gekleideten
Camisarden „die nackte Brust den französischen Marschnllen entgegen." Ein
grauelvoller Bürgerkrieg, in dem über 100,000 Menschen bluteten, füllte die
friedlichen Thaler der Eevennen und fand erst sein Ende, als der französische
Machthaber den von flüchtigen Predigern im Dunkel der Wälder zum Fanatis-
mus begeisterten Kämpfern Freiheit des Glaubens zugestanden. An zwei Mil- 1704.
Horten Huguenotten blieben fast rechtlos und ohne Gottesdienst, bis mildere Zei-
ten die strengen Ketzergesetze ermäßigten. — Auch die frommen Waldenser in den
Thalern von Piemont wurden auf Anstiften französischer Religionseiferer um die-
selbe Zeit verfolgt.
4) Ludwigs Xiv. Uebermuth und Oestreichs Bedrängniß.
§. 019. Die Reunionen. Die Artikel des Nymweger Friedens
waren von den europäischen Machten angenommen worden, wie sie Frank-
reich vorgeschrieben. Ermuthigt durch diese Furchtsamkeit schritt nunmehr
Ludwig zu den unerhörten Reunionen. Es wurde die Behauptung aufge-
stellt, eineanzahlortschaften undgebietstheile seien als ehemaligepertinenz-
oder Dependenz-Stücke der im Westfälischen und Nymweger Frieden an
Frankreich gefallenen Landschaften und Städte in der Abtretung inbegriffen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Oestreichs_Bedrängniß Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Nantes Rheinpfalz Brandenburg Holland England London Frankreich Frankreich Ludwigs_Xiv Westfälischen Frankreich
228
Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
platz der größten Geister seiner Zeit bildete. — Aus diesem Buch ersieht man, wie sehr der
Egoismus die Haupttriebfeder der höhern Kreise war.
H. Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
1. Süden und Westen Europa's.
») Der spanische Erbfolgekrieg —itfl-ft).
§.631. Veranlassung. Der Ryswicker Friede (§. 626.) ward dar-
1697. um von Frankreich so eilig abgeschlossen, weil Ludwig bei der bevorstehenden
Erledigung des spanischen Thrones die Hände frei haben wollte. Noch bei
Lebzeiten des letzten spanischen Habsburgers, des kinderlosen Karls Ii.,
1698. hatten die Seemächte und Frankreich einen Theilungsvertrag über dessen
Länder abgeschlossen. Dies reizte den Monarchen so sehr, daß er den
bayerischen Prinzen Joseph Ferdinand, dessen Mutter eine Habsburgerin
1699. zum Universalerben einsetztej. Aber zum Unglück für Europa starb
dieser noch vor dem Erblasser, was dem französischen Gesandten in Madrid-
Gelegenheit gab, den schwachen, durch einen zweiten Theilungsvertrag aufs
Neue beleidigten Monarchen zu einem geheimen Testament zu bereden, worin
mit Umgehung Oestrcichs, das nach frühern Hausvertragen das nächste An-
recht auf den erledigten Thron hatte, der zweite Enkel Ludwigs Xiv., der
Herzog Philipp von Anjou, zum Erbender ganzen spanischen Monarchie
1700. ernannt ward. Mit dem Beginne des neuen Jahrhunderts starb Karl Ii.
und Ludwig Xiv., von seinen Rüthen und der Frau von Maintenon
(§. 618. b.) bestimmt, entschied sich nach einigem Bedenken für die An-
nahme des Testamentes.
Dies hatte den heftigsten aller bisherigen Kriege zur Folge. Denn Kaiser
^copoldi. Leopold griff zu den Waffen, um seinem zweiten Sohne Karl das Erbe der
1705. Habsburger zu erkämpfen. Das erschöpfte Frankreich, wo junge Minister und
unfähige, durch Hofgunst erhobene Feldherrn, wie Villeroi, das Ruder führ-
ten, wo die Neligionsbedrückungen den Cami sardenkrieg (h. 618 b.) her-
vorgerufen, wo die kostspieligen Kriege und die verschwenderische Hofhaltung einen
furchtbaren Steuerdruck erzeugt hatten, ging diesmal mit weniger Aussicht auf
Erfolg in den Kampf als früher. Savoyen und Portugal, die anfangs auf
Seiten Frankreichs standen, traten bald zu den Verbündeten über, so daß nur
Max Emanuel, Kurfürst von Bayern (dem Ludwig den Besitz der Nieder-
lande, wo jener Statthalter war, zugesagt) und dessen Bruder, der Erzbischof
von Köln, Ludwigs Bundesgenossen blieben; aufoestreichsseite dagegen stan-
den nicht nur die meisten Fürsten Deutschlands (besonders Brandenburg,
dessen Kurfürst Friedrich für diesen Beistand in Bezug auf d as Herzog-
thum Preußen mit der Königs würde geschmückt, und Hannover,
für das kurz zuvor eine neunte Kur errichtet worden war), sondern auch die
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: H. Ludwig Ludwig Karls Joseph_Ferdinand Ferdinand Oestrcichs Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Philipp_von_Anjou Philipp Karl_Ii Karl Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Leopold Leopold Karl Karl Max_Emanuel Max Ludwig Ludwig Ludwigs_Bundesgenossen Ludwigs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa's Frankreich Karls Frankreich Europa Madrid- Maintenon Frankreich Portugal Frankreichs Bayern Nieder- Deutschlands Brandenburg Hannover
268
Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
in den 70er und 80er Jahren wirkte wohlthatig auf Handel, Gewerbsamkeit
und Ackerbau; die regsamen, häuslichen und sparsamen Bewohner der Städte
und Dörfer gelangten wieder zu Glück, Wohlstand 'und Zufriedenheit. —
Hannover. Während dieser Friedenszeiten nahm auch in Hannover der materielle Wohl-
stand zu. Die Abhängigkeit von England gereichte dem Lande nicht zum Nach-
theil, indem die englischen Könige ihr deutsches Stammland stets mit einiger
Vorliebe behandelten und ihm von ihrem Ueberfluß manches zuwendeten. Die
unter Georg Ii. gegründete Universität Göttingen (1737) war eine weithin
strahlende Leuchte in Norddeutschland. — Für das Aufblühen der Kunst und
Literatur, für das Wachsthum der Bildung und Wistenschaft waren die deut-
schen Residenzstädte und die zahlreichen Fürstenhöfe, namentlich in der zweiten
Halste des 18. Jahrhunderts, höchst förderlich; wäre nur dieser hohe Bildungs-
grad und Literaturblüthe ein genügender Ersatz gewesen für die Verarmung des
Volks, für dieabnahme der Charakterstärke, der Thatkraft und der männlichen
Tugend und für den Untergang aller politischen Freiheit, alles öffentlichen Le-
bens, aller praktischen Volksthatigkeit.
:r. Der östreichische Erbfolgekrieg £4-50—494s.
1714.
1716.
1717.
21. Juli
1718.
§.657. Karls Vi. Türkenkrieg e. Kaiser Karl Vi. warein gut-
müthiger, aber in keiner Weise bedeutender Fürst, der die im Anfänge seiner
Regierung errungene Vergrößerung der östreichischenmonarchie in seinen spa-
tern Jahren durch nachtheilige Friedensschlüsse und Vertrage theilweise wieder
einbüßte. Kaum war der spanische Erbfolgekrieg zu Ende, so brach diepforte
den Carlowitzer Frieden (§. 620.) und entriß, im Einverständniß mit
den über den religiösen und materiellen Druck der venetianischen Herrschaft
empörten Griechen, jenem reichen und harten Handelsstaate den Peloponnes
(Morea) wieder. Oestreich, zur Gewährleistung jenes Friedens verpflichtet
und für seine eigenen Erwerbungen besorgt, schloß mit den Venetianern ein
Bündniß. Dies benutzten die durch das Waffenglück in Griechenland über-
müthigen Osmanen zur Kriegserklärung an Oestreich. Aber auch diesmal
behielten die kaiserlichen Heere die Oberhand. Eugens glänzende Siege bei
Peterwardein und Belgrad zwangen diepforte zu dem nachtheiligen
Frieden von Passarowitz, worin sie zwar im Besitz des eroberten Pe-
loponneses blieb, aber an Oestreich Temeswar, die Walachei bis zur
Aluta und Belgrad nebst einem beträchtlichen Stücke von Bosnien und
Servien abtreten mußte, so daß jetzt Nissa, Widdin, Nikopoli und Sophia
die Grenzfestungen des osmanischen Reichs gegen Ungarn bildeten.
Der Sultan überzeugte sich, daß das türkische Kriegswesen dem durch neue
Erfindungen stets verbesserten und ausgebildeten europäischen nicht mehr ge-
wachsen wäre und suchte mit Hülfe des tapfern, aus Frankreich und Oestreich
verwiesenen, in Konstantinopel zum Islam übergetretenen Abenteurers Bonne-
val (Achmet Pascha) Heerwesen und Artillerie nach europäischem Muster umzu-
gestalten. Aber diese Neuerung, verbunden mit einer Verkaufssteuer (Accis),
erzeugte einen gefährlichen Aufstand der Janitscharen, durch den die Abschaffung
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Karls Karl_Vi Karl Oestreich Eugens Eugens Oestreich Sophia
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Hannover England Norddeutschland Karls Griechenland Oestreich Belgrad Belgrad Bosnien Nikopoli Ungarn Frankreich Konstantinopel Bonne-