Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Bd. 2 - S. 185

1854 - Leipzig : Engelmann
Die englische Thronumwälzung. 185 die Regierung des brittischen Gemeinwesens anfangs eine Verbindung. Als aber der englische Gesandte im Haag von flüchtigen Royalisten ermordet und sein Nachfolger schwer beleidigt ward, ohne daß man die Thater auswies, erfolgte ein Bruch zwischen Großbritannien und Holland. Die von dem Parlamente erlassene Schisfahrts (Navigations)-Akte, wornach „bei Strafe der Consiscation von Schiff und Ladung, Auswärtige fortan keine andern Maaren als selbst erzeugte, auf eigenen Schiffen nach England bringen dürften," versetzte dem holländischen Zwischenhandel einen furcht- baren Schlag. Als die geforderte Zurücknahme verweigert wurde, brach der Krieg aus, den Cromwell eben so sehr wünschte als ihn die Generalstaaten gern vermieden hätten. Anfangs behaupteten die Holländer ihren Ruhm im Seekriege; große Schlachten wurden gewonnen und die holländischen See- helden Tro mp und Ruyter befuhren die Themse und verwüsteten die Ge- stade; aber bald nahm das unter den Stuarts vernachlässigte Seewesen einen mächtigen Aufschwung; die Tage der Armada kehrten wieder und der eng- lische Admiral Blake, ein Mann von altem Republikanersinn und rauher Tugend, trug in einer dreitägigen Seeschlacht über Tromp und Ruyter den Sieg davon. Monk,im Land- und Seekrieg gleich erfahren, und gleich glücklich, vermehrte Englands Ruhm durch neue Seesiege. Holland mußte einen nachtheiligen Frieden schließen, die Stuarts aus seinem Lande entfer- nen und den minderjährigen Prinzen Wilhelm von Oranien, einen Verwandten der englischen Konigsfamilie, von der Statthalterwürde aus- schließen. Die Schiffahrtsakte aber blieb bestehen. Auch ein Krieg mit Spanien nahm für England einen glücklichen Ausgang. Der Hafen von Dünkirchen und oie fruchtbare Insel Jamaica wurden dem auswärtigen Gebiet der Republik beigefügt. Die Corsaren von Nordafrika züchtigte Cromwell mit starker Hand und machte England zu Land und zur See ge- fürchtet und geachtet. tz. 603. Die Verfassungskämpfe. Diese Erfolge weckten das Selbst- gefühl des Parlaments; es suchte die Seemacht auf Kosten des Landheers zu heben und dachte auf Vermehrung seiner Mitglieder durch Einberufung ausge- stoßencr Presbyterianer. Von diesen Entwürfen fürchtete Cromwell Gefahr für seine Macht; daher beschloß er die Auflösung des langen Parlaments. Nachdem er das Haus mit Truppen umstellt, trat er in seiner schwarzen Purita- nertracht in den Saal, hielt eine mit Schmähungen angesüllte Rede und trieb dann die Anwesenden mit Hülfe der eingetretenen Soldaten hinaus, indem er dem Einen zurief: „Du bist ein Trunkenbold!" dem Andern: „Du bist ein Ehe- brecher!" dem Dritten: „Du bist ein Hurer!" Ein neuer, größtentheils aus Offi- zieren zusammengesetzter Staatsrath übernahm nunmehr unter Cromwell's Vorsitz die Bildung eines andern Parlaments. Hiezu ließ man in allen Bezirken Listen von frommen, gottesfürchtigen Leuten ansertigen, und wählte dann aus den „Heiligsten" die Passendsten als Vertreter der drei Reiche aus. Diese, nach dem Lederhändler Preisegottba reboñe spottweise das B a re b on e (T o d- tenknochen)- Parlament genannte Versammlung gab schon durch die bibli- Oktbr. 1651. Februar 1653. 15. April 1654. 19. April 1653.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Bd. 8 - S. 72

1846 - Braunschweig : Westermann
72 Drittes Kap. Dritter Hauptkrieg gegen Ein zweites Parlament, auf dessen Erwählung Cromwell, durch Erfah- rung belehrt, den mächtigsten Einfluß durch Bestechung und Schrecken ge- übt und gegen dessen freigesinnte Mitglieder er selbst gewaltsame Ausschließung sich erlaubt hatte, bezeigte sich desto willfähriger und ergebener (1636, 1637). Es trug ihm sogar förmlich die Krone an, welche jedoch anzunehmen der Protektor sich nicht getraute. Indessen erhielt er von dem Parlament eine feierliche Anerkennung und gesezmäßige Bestätigung seiner Gewalt, welche dabei in mehreren Punkten noch wesentlich erweitert, in einigen anderen aber beschränkt wurde. Jezt erst erschien er als legitimer Beherrscher des Reiches. Auch ein Oberhaus errichtete er, meist aus seinen ergebensten Anhängern. Dennoch bannte er den republikanischen Geist nicht, welcher vielmehr mit er- neuter Stärke in dem Hause der Gemeinen erwachte. Abermals sah sich Cromwell zur eiligen Aufhebung gezwungen (4. Februar 1658). Aber fort- währende Aeußerungen des Mißvergnügens unter allen Klassen des Vol- kes, selbst Verschwörungen und Mordversuche, sogar vom Heere ausgehend, endlich Abneigung und Widerstreben in seiner eigenen Familie ließen ihn nim- mer zur Nnhe kommen; er führte das angstvolle Leben des Tyrannen und des von Gewissensbissen gepeinigten Sünders. Die Einsamkeit, wie die Ge- sellschaft schreckte ihn, jedes fremde Gesicht machte ihn bange; der Harnisch unter den Kleidern, eine starke bewaffnete Begleitung, der häufige Wechsel des Schlafgcmachs und tausend andere Vorsichtsmaßregeln verkündeten die Unruhe seines Gemüthes. §. 6. Auswärtige Verhältnisse. Weit glänzender, als im Innern erschien Cromwell's Regierung in aus- wärtigen Dingen. Die Revolution hatte die Nationalkraft der Engländer mächtig erhöht, alle schlummernden Talente geweckt und jedem Thatkräftigen eine Bahn des Wirkens eröffnet; und die im Innern sich noch feindselig ent- gegenstehenden Parteien verband gegen das Ausland ein gemeinsamer vater- ländischer Geist. Heroische Charaktere traten auf, Land und Meer erfüllte der Kriegsruhm englischer Helden. Noch vor Cromwell's Erhebung zum Protektorat führte die Republik England heftigen Krieg wider Holland, wiewohl eine natürliche Gemein- schaft der Interessen den beiden Freistaaten eher Friede und Freundschaft zu

2. Geschichte der Neuzeit - S. 53

1901 - München [u.a.] : Franz
bersicht der geschichtlichen Entwickelnng Englands bis 1700. 53 eines Heeres, bemchtigte sich jedoch des letzteren selbst und verband sich mit den aufstndischen Schotten. Jetzt verlie der König die Hauptstadt, begab sich nach Aork und rief die kniglich Gesinnten auf, sich um ihn zu scharen. Da er seine Anhnger grtenteils im Adel fand, nannte man dieselben Kavaliere". Die Parteignger des Parlaments wurden nach dem Schnitt ihrer Haare Rundkpfe" genannt. Unter ihnen gewann bald die Gruppe der Indepeudeuteu berwiegenden Einflu. Diese waren ihrer religisen berzeugung nach Puritaner, in ihrer politischen Richtung Gegner des Knigtums. Der be-dentendste Mann unter ihnen war Oliver Cromwell. Dieser, ein Cromwell. dem englischen Adel angehriger Gutsbesitzer, war in das Parlament gewhlt worden und hatte, als der Krieg gegen den König begann, auf eigene Kosten ein Regiment ans religisen und politischen Ge-siunnngsgenossen gebildet. Bald erhielten die Schwadronen Crom-wells den Ruf der besten Truppen des Parlamentsheeres und er die Stelle des Oberbefehlshabers. Als solcher besiegte er Karl I. 1645 bei Naseby so entscheidend, da dieser nach Schott-land floh. Aber die Schotten lieferten ihn an das eng-tische Parlament aus. und Cromwell, der das letztere schon ebenso sehr wie die Armee beherrschte, lie Karl Stuart" des Verrates an der englischen Verfassung anklagen, zum Tode ver-urteilen und enthaupten 1649. An Stelle der Monarchie trat die Republik (1649 1660), Republik deren Seele Cromwell war. Er schlug nacheinander die 16491660. Schotten, welche, auf die Vorherrschaft Englands eiferschtig, sich fr den gleichnamigen Sohn des Hingerichteten Karl erhoben, und die Irluder, welche die inneren Wirren Englands zu ihrer Be-freiung von der englischen Herrschaft bentzen wollten, und sicherte so den Gesamtbestand des Jnselreichs. Zum Lord-Protektor der Republik erhoben, fate er den Plan, Holland und England zur Frderung ihrer gemeinsamen Interessen in eine Union zu bringen. Als Holland sich jedoch dagegen ab-lehnend verhielt, erlie Cromwell die Navigations- oder Schiffahrts akte (1651), ein Gesetz, nach welchem fremde Schiffe nur uoch Waren, die in ihrer eigenen Heimat erzeugt worden, in englische Hfen einfhren durften. Holland, das damals den strksten Zwischenhandel betrieb, forderte in London die Zurck-nhme der Schiffahrtsakte und erklrte, als Cromwell dies ver-weigerte, den Krieg (15261654). In diesem siegten, obwohl von den Neulingen Blake und Monk gefhrt, die Englnder der die berhmten niederlndischen Admirale Tromp und Ruyter. Nach der glcklichen Beendigung des Krieges verlangte Cromwell von Spanien, es solle den englischen Schiffen den Zutritt in seine amerikanischen Hsen gestatten, und erklrte aus die

3. Teil 3 - S. 43

1885 - Leipzig : Teubner
— 43 — Cromwell, dem 1599 zu Huntingdon geborenen Sohne eines Landwirts, sich militärisch organisierte, siegte das Volksheer 1644 über Ruprecht bei Marston-Moor und nahm York ein, 1645 unter Fairfax und Cromwell bei Naseby unweit Northampton. Das Königreich war verloren, Karl floh jetzt zu den Schotten (1646), wurde aber gegen eine Geldsumme ausgeliefert. Das presbyterianische Parlament wollte die Monarchie retten, die in-dependentische Armee aber bemächtigte sich des Königs, besetzte die Hauptstadt und beherrschte das Parlament. Allenthalben, auch in Schottland erhoben sich jetzt Aufstände zur Befreiung des Königs. Cromwell schlug alle Versuche blutig nieder, entfernte durch Militärgewalt die monarchisch gesinnten Mitglieder des Parlaments und liefs durch das so entstandne Rumpfparlament, von der Armee zum äufsersten gedrängt, die Anklage gegen den König wegen Hochverrats erheben; ein aufserordent-licher Gerichtshof sprach das Todesurteil aus; am 30. Jan. 1649 wurde der König vor seinem Palast Whitehall enthauptet. I) England als Republik 1649 — 60. Nach Abschaffung des Königtums und des Oberhauses wurde England zur Republik erklärt. Doch erhoben sich Schotten und Iren zu Gunsten Karls Ii., des nach Holland geflüchteten Sohnes Karls I. Cromwell warf den irischen Aufstand mit entsetzlicher Härte nieder und wandte sich dann gegen Karl Ii., der in Schottland gelandet war. Nach Cromwells Siegen bei Dunbar am Forth am 3. Sept. 1650 und bei Worcester am Severn am gleichen Tage 1651 floh Karl Ii. nach Frankreich. Nachdem so die Republik im Innern geeint war, hob Cromwell in grofsartiger Weise ihre Machtstellung nach aufsen. Der mit Holland wegen Begünstigung der Stuarts ausgebrochene Krieg wurde durch die Navigationsakte zu einem Kampf um die Übermacht zur See. Jenes Gesetz traf tödlich den Zwischenhandel Hollands, da fortan überseeische Waaren nur auf englischen, europäische nur auf Schiffen Englands oder des erzeugenden Landes eingeführt werden sollten. Der große Seeheld Robert Blake reinigte das Meer von den Stuartschen Parteigängern und siegte über die großen Admirale der Holländer Tromp und Ruyter in mehreren Seeschlachten. Holland sah sich gezwungen, 1654 die Navigationsakte anzuerkennen und die Stuarts mit ihrem Anhang aus dem Lande zu weisen. Unterdes hatte Cromwell die Reste des langen Parlaments bei der ersten Regung eines eignen Willens durch seine Soldaten auseinanderjagen lassen. Das von ihm berufene kurze oder Ba-rebone-Parlament bestand aus strengen Puritanern, fafste aber so radikale Beschlüsse, dafs Cromwell es unmöglich fand, mit dem-

4. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 365

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
57. Die englische Republik. 365 derlichen Heiligen, von Manchen Barebone-Parlament geheißen und als Barfüßer-Parlament (bare1>ou68) gedeutet, als ob nur Bettler darin säßen, war keineswegs so leicht äuszukommen, als Cromwell wohl ge- rechnet hatte. Als rechtliche, wohlhabende Bürger drangen sie auf einen sparsamen Staatshaushalt und wollten das Heer verringert wissen, wo von Cromwell aus guten Gründen nichts hören mochte. Am 12. December 1653 riß ihm die Geduld, er löste sie soldatisch auf. Um der Sache einige Form zu geben, Unterzeichneten nach der Auflösung eine Anzahl Mitglieder eine Schrift, in welcher sie aus eigenem Beschlüsse ihre Entlassung nahmen und die höchste Gewalt dem Präsidenten des Staats- rathes und Lord-Obergeneral übertrugen. 2. Das Protectorat Oliver Cromwell's 1653—1658. Cromwell beschloß nach gehaltenem Rathe mit seinen Ober-Officieren, die höchste Gewalt unter dem Titel eines Lord-Protectors zu führen. Am 16. December sah man einen prachtvollen Aufzug von Whitehall nach Westminster. Hier ersuchte Lambert, der von allen Ge- neralen damals Cromwell am nächsten stand, öffentlich den Lord-General im Namen der bewaffneten Macht und der drei Nationen die Würde eines Lord-Protectors der Republik anzunehmen. Cromwell stutzte, sträubte sich und nahm an. Hierauf ward eine Verfassungs-Urkunde verlesen, welche dem Lord-Protector und dem Parlament die Gesetzge- bung anvertraute. Doch sollte dem ersteren nur eine aufschiebende Ge- walt zustehen, die nicht über zwanzig Tage hinausging. Denn wenn er in dieser Frist nicht das Parlament zur Zurücknahme eines Be- schlusses bewogen hat, so erlangt dieser Gesetzeskraft auch ohne seine Zustimmung. Regelmäßig alle drei Jahre ist Parlament, und sollte der Protector die Berufung verabsäumen, so ist die Behörde, welche das große Siegel bewahrt, und wenn auch diese säumig ist, sind die Sheriffs der Grafschaften gehalten, es zu berufen, Alles bei Strafe des Hochverrats. Der Lord-Protector bezieht jährlich 20,000 Pfund; seine Würde ist lebenslänglich. Seinen Nachfolger erwählt der Staats- rath, welcher aus nicht weniger als 13, nicht mehr als 21 Mitglie- dern besteht. Da Cromwell sich weigerte, die Navigationsacte zurückzunehmen, so dauerte der Krieg mit der holländischen Republik fort. General Monk, welcher vom Landdienste zum Seedienste überging, gewann im Canal einen Sieg über die Holländer (2. und 3. Juli 1653) und bald (31. Juli) einen zweiten bei dem Texel, wo der holländische Ad- miral Tromp sein großes Leben endete. Die Holländer mußten nach dem Verluste von 1700 Kauffahrteischiffen im Frieden (April 1654) sich die Fortdauer der Navigationsacte gefallen lassen und der Republik England die Genugtuung leisten, die sie schon vor dem Kriege gefor- dert hatte, nämlich die Stuarts aus Holland zu entfernen. Kaum war der holländische Krieg beendet, als die stolze Forderung

5. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 109

1879 - Leipzig : Teubner
Cromwell Protektor 1653—58. 109 fahrende Nationen fortan keine Waaren, außer solchen, welche in ihrem Lande erzeugt waren, auf eigenen Schiffen nach England bringen durften. Dieses Gesetz war besonders gegen die Holländer gerichtet, die damals die ersten Frachtführer der Welt waren und durch den Zwischenhandel zwischen den verschiedenen Nationen großen Reichthum gewannen. Die Holländer erklärten England den Krieg (1652); aber das gerade wollte Cromwell. England führte den Krieg außerordentlich glücklich; sein Admiral Blake schlug die berühmten Seehelden Ruyter und Tromp im I. 1653 in einer dreitägigen Seeschlacht bei Newport so schwer aufs Haupt, daß die Holländer die Ueberlegenheit Englands zur See anerkennen mußten und den Frieden suchten (1654). Sie hatten während dieses Krieges 1700 Kauffahrteischiffe eingebüßt, mußten im Friedensschluß die Schifffahrtsacte (Navigationsacte) anerkennen und die Stuarts, welche bisher dort Schutz gefunden, aus ihrem Lande entfernen. Auch die Spanier, von welchen die Republik freien Handel nach Westindien und Aufhebung der Inquisition forderte, wurden in einem Kriege hart mitgenommen. So gelangte England durch Cromwell nach außen zu hohem Ansehen; aber im Innern herrschte der Despotismus. Noch vor dem Friedensschluß mit Holland hatte er das Rumpfparlament mit Gewalt geschlossen und ein anderes Parlament nach seinem Sinne aus lauter gottessürchtigeu, höchst gläubigen Leuten von der größten Sittenstrenge, aus s. g. Heiligen, wählen lassen; er hatte sich die höchste Gewalt auf Lebenszeit zuerkennen taffen unter dem Titel eines Lord-Protektors der Republik (1653). Als auch das neue Parlament sich nicht gefügig genug erwies, wurde es gleichfalls auseinandergejagt; und nun herrschte Cromwell unumschränkt und mit solchem Drucke, daß die größte Unzufriedenheit, Aufstände und Verschwörungen entstanden, die jedoch alle unschädlich gemacht wurden. In den letzten Jahren fühlte der mächtige Alleinherrscher sich unsicher und unglücklich. Er lebte in trauriger Einsamkeit in steter Furcht vor Angriffen auf sein Leben, mit tief verdüstertem

6. Die Neuzeit - S. 156

1882 - Leipzig : Hirt
156 1. Periode: Zeitalter der Reformation. Boden im Volke bat. Den gefhrlichen Aufstand der katho-l i s ch e n I r l n d e r erstickte Cromwell als l'oifetalff)alter mleiromin von Blut, und die alte Bevlkerung des Landes wurde mit tyrannischer Grausamkeit unterdrckt. Die Schotten. die Karl Ii. gleich nach seines Vaters Untergange zum König ausgerufen, besiegte Cromwell bei Dunbar und Worcester so vollstndig, das? Karl 11.. aus dessen Fahndung das Parlament'einen Preis gesetzt hatte, als armer Flchtling nur durch die aufopferndste Treue von Anhngern des gestrzten Knigshauses nach der Normandie entkam. In einem abge-legenen Bauernhofe teilte er mit den wackern Leuten die grobe Kost, das harte Strohlager und die schwere Waldarbeit, während Crom-wellsche Wachen umherstreiften, barg sich bei zunehmender Gefahr 24 Stunden in dem dichten Laube einer Eiche, bis treue Royalisten nach mehrfach fehlgeschlagenen Versuchen ihm die berfahrt nach Frankreich ermglichten. Nach Niederwerfung der Feinde im Innern wird das Ubergewicht Hollands zur See erfolgreich bekmvft und Englands Handel bedeutend erweitert, seine Seeherrsch a st be-grndet. Die durch Cromwell bewirkte sogenannte Navigations-akte des Parlaments erlaubte fremden Scksfen nur die Einfuhr eigner Landesprodukte; inengland, während alle Kolonialwaren nur von englischen Schiffen eingefhrt werden dursten, wodurch der Handel der Hollnder einen empfindlichen Schlag erhielt. In dem dadurch ent-standenen Kriege mit Holland entwickelte sich die englische Flotte, und mochten die hollndischen Seehelden Mu h t e r u n d T r o m p die Themse selber kriegertsch besahren und ihre Gestade verwsten, so schlug doch endlich der englische Seeheld Blake an drei Tagen hintereinander die berhmten hollndischen Admirale. inzwischen strebte Cromwell, um die von ihm versochtene Sache oben zu halten, und sie vor vlliger Ausartung nach den Gelsten der Massen zu bewahren, zur monarchischen Gewalt Zurck. Das ihm hinderliche Rumpf-Parlament jagte er unter Schmhung seiner Glieder aus dem Hause, indem er die Einzelnen durch seine Soldaten forttrieb, die sofort ein-traten, als der gewaltige Mann in unscheinbarer Puritanertracht mit dem Fue stampfte. Darauf schlo er das Haus zu, steckte den Schlssel in die Tasche und ging in seine Wohnung zu Whitehall. Er schuf nun das Bar ebone-Parlamentspottweis so genannt nach einem ehrenfesten londoner Lederhndler, zusammengesetzt nach vorher ausge-stellten Listen aus laut er Heiligen" mit viel alttestamentlichen Namen_wte Habakuk, Hefefiel, Zerubabel u. s. w.; da aber diese frommen Männer un^wim^erlichen Herligen als ehrsame wohlhabende Brgers-teute zur Sparsamkeit durch Verminderung des Heeres ermahnten, l st e 1653 er sie soldatisch auf, und er beschlo nun unter Zustimmung seiner Oberoffiziere die hchste Gewalt selbst unter dem Titel eines Lord-P r ot ektors zu führen. Mit kniglichem P omp trat die groe Usurpation In Westminsterhall, wo der legitime König verurteilt wor-den war, ins Leben. Cromwell, der alte ehemalige Landedelmann

7. Vom Westfälischen Frieden bis zu Kaiser Wilhelm II. - S. 3

1894 - Breslau : Trewendt
Schwächung Hollands 3 unterlagen 1650 bei Dunbar [bönbor] und 1651 bei Worcester |u=üfter]; Karl Ii. flüchtete nach Frankreich. Somit war die Union der drei Staaten anss neue und fester, denn zuvor, begründet. [Schwächung Hollands.] Da die Niederlande eine Ver- einigung mit Großbritannien, die dem Protestantismus zugute kommen sollte, von sich wies, erließ das Parlament die sogenannte Navigationsoder Schiffahrtsakte; diese bestimmte, daß alle Waren außereuropäischer Erdteile nur auf englischen Schiffen, alle Waren europäischer Länder aber ebenfalls nur auf englischen ober auf Schiffen derjenigen Länder, welche die Waren selbst erzeugt hätten, eingeführt werden durften. Die Holländer, deren Durchgangshandel hierdurch schwer getroffen wurde' rüsteten zum Kriege, wurden aber trotz ihrer großen Seehelden Tro mp und de Ruyter [reuter] von dem englischen Admiral Blake [blef] so entscheidend geschlagen, daß sie im Frieden (1654) die Schiffahrtsakte anerkennen mußten. Seit dieser Zeit bildete England unbestritten die erste Seemacht. [Inneres. Cromwell wird Lord-Protektor 1653.] Das Unterhaus bestand immer noch aus dem Rnmpse des Langen Parlaments, sollte aber nach dem Willen des independentischen Heeres durch ein neues, nach allgemeinem und gleichem Stimmrechte zu wählendes Parlament ersetzt werden. Als sich das Rumpfparlament dagegen sträubte, löste es Cromwell 1653 gewaltsam ans und berief ein neues, nach einem Abgeordneten, dem Lederhändler Barebone [berbohn] benanntes Parlament. Dieses arbeitete so sehr auf den Umsturz aller gesellschaftlichen Verhältnisse, des Rechts-, Kirchen- und Heerwesens, hin, daß Cromwell mit Hilfe der starken Minderheit die Selbstauflösung durchsetzte. Nun trat ein Rat aus Offizieren, Rechtsgelehrten und Magistraten zusammen, der auf den Vorschlag des Generals Lambert eine durchgreifende Verfassungsänderung vornahm: er bot nämlich (1653) Cromwell den Titel eines erblichen Lord-Protektors der drei Königreiche an, eine Würde, die der königlichen nahezu gleichkam. Cromwell übernahm diese Gewalt und verwendete sie zum größten Segen des Landes, schlug aber den ihm später (1657) ebenfalls angebotenen Königstitel aus, nicht bloß weil er mit der Annahme dieser Würde das Heer und die alten Republikaner gegen sich aufgebracht hätte, sondern weil ihm überhaupt der Ehrgeiz dazu fehlte. Das Oberhaus wurde wiederhergestellt und das Unterhaus auf 400 Mitglieder festgesetzt; an Reibungen zwischen diesen und dem Protektor fehlte es aber auch jetzt nicht, da viele Mitglieder in ihrer kleinlichen Gesinnung die Größe

8. Neuere Geschichte - S. 240

1861 - Leipzig : Brandstetter
240 Nunmehr wurde aus Crom well's Anhängern, aus Offizieren und Handwerkern ein neues Parlament zusammengesetzt. Man ließ in allen Bezirken Listen von „gottessürchtigen Leuten" anfertigen, und wählte dann die Heiligen als Vertreter des Volkes aus. Man nannte diese Versamm- lung spottweise nach dem Lederhändler Preisegott Barebone das „Bare- b o n e - (Todtenknochen -) P a r l a m e n t." Der Bruder dieses Mannes hieß: „Wenn Christus nicht für mich gestorben wäre, so wäre ich ein ver- dammter Barebone." Der Volkswitz nannte ihn kurzweg „verdammter Ba- rebone." Aehnlichen seltsam biblischen Namen begegnete man zu dieser Zeit allenthalben: „Habakuk, Hesekiel, Tödtdiesünde, Stehfestimglanben u. s. w." Trotz solcher äußeren Lächerlichkeiten zählte das Parlament Männer von tiefem Verstände und ernstem politischen Streben. Der Königstitel, mit welchem Cromwell seine Macht zu befestigen trachtete, fand hefti- ges Widerstreben, statt dessen wurde er zum Lord P.rotektor der Re- publik England ernannt (1654), als welcher er bis 1658 unumschränkt regierte, und zwar mit großer Kraft und großem Glanze. Frankreich ließ sich zu einem Bündniß herbei, Savoyen mußte die Verfolgung der Waldenser einstellen, Holland und Spanien sich demüthigen, und Cromwell galt als Schutz Herr des protestantischen Europa, während die englische Flagge den atlantischen Ocean beherrschte. Seine hohen Regen- tengaben, Einsicht, Entschlossenheit, weise Sparsamkeit, unerschütterliche Ausdauer, welche besonders die neueren Historiker mit williger Bewunde- rung anerkennen, konnten jedoch nie die Art vergessen machen, wie er zur Herrschaft gelangte. Selten wohl ist so viel für und wider einen Macht- haber geschrieben und gesprochen worden, als über Cromwell. Leiden- schaft und Parteiwnth verdunkelte lange das ruhige Urtheil, aber seine Wirksamkeit giebt das zuverlässigste Zengniß von seinen großen Eigen- schaften. Es ist eine alte Wahrheit, daß menschliche und fürstliche Tu- genden nicht immer Hand in Hand gehen. Nur wo sie sich wirklich ver- einigen, schmückt die Krone ein ächt königliches Haupt. Um den Seehandel von Großbritannien zu heben, erließ Cromwell die berühmte Navigations- acte, nach welcher kein europäisches Volk fremde Maaren auf eigenen Schiffen nach England bringen durfte. Den Dissenters oder den Par- teien, welche mit der bischöflichen Kirche nicht übereinstimmten und von dieser wie Separatisten angesehen wurden, verlieh er mannichfache Begün- stigungen, während er die Episkopalen freilich hart genug verfolgte, die erzbischöfliche und bischöfliche Würde aufhob, die Güter und Einkünfte der- selben zur Bezahlung der öffentlichen Schulden verwenden ließ. Indessen wuchs aber auch im Inneren des Reiches der Widerstand seiner Gegner, der ihn selbst bis in die Zurückgezogenheit seines Familien- lebens verfolgte. Er selbst, von Furcht und Gewissensbissen ergriffen, ver- zehrte sich in steter Angst und unaufhörlichem Mißtrauen. Er trug stets einen Panzer unter seinen Kleidern, wechselte jede Nacht mit dem Schlaf-

9. Die Neuzeit - S. 70

1881 - Berlin : Gaertner
70 1521—1786: Die übrigen europäischen Staaten und die Zeit Friedrichs d. Gr. auch über die berühmten Seehelden Tromp und Ruyter. Die Belgier mufsten im Frieden die Stuarts aus dem Lande verweisen, die Holländer das Haus Oranien von der Statthalterschaft ausschliefsen. Die Engländer waren seitdem alleinige Herren der See. Als das lange Parlament seine Macht über die Armee beschränken wollte, löste Cromwell auch dieses auf. Damit war der verhängnisvollste Augenblick der revolutionären Bewegung eingetreten, an der Cromwell den meisten Anteil hatte. Oliver Cromwells Vorfahren hatten schon an den religiösen Kämpfen teilgenommen, seine Verwandtschaft wtar zahlreich und angesehen, seine Mutter leitete ihre Herkunft vom königlichen Hause der Stuarts ab. Geboren war er etwa ein Menschenalter nach und an demselben Tage mit Shakespeare. Nach kurzen Studien früh selbständig, hatte er sich den abgesonderten Gemeinden angeschlossen, welche ein extrem religiöses Gepräge hatten. Zum Mitgliede des langen Parlamentes gewählt, stellte er mit einem Freunde zuerst die Forderung, dafs dem Könige die Ernennung des Oberbefehlshabers über das Heer genommen werden sollte. Mehr Gewicht als durch seine Rede verschaffte er sich im Parlamente durch die Bildung einer kleinen, aber auserlesenen und gut disziplinierten Reiterei, die, zu religiösem Kampfe entflammt, zu den Niederlagen Karls I. viel beitrug, und durch die Umbildung der Armee, welche seine Partei zu so überraschenden Erfolgen führte. Mehr durch die Verhältnisse getrieben als nach einem wohlüberlegten Plane, stürzte er den König, seine Anhänger, das Oberhaus und die Anhänger des Königs im Unterhause. Da er jetzt mit dem Parlamente als allein gebietender General in Zwiespalt geriet, war die Auflösung desselben durch ihn ebenfalls natürlich. In dem neuen (nach dem Namen des Hauptredners von dem Volkswitze bezeichneten) Barebone-Parlamente bildeten die religiösen Radikalen, darunter Wiedertäufer, die Mehrheit. Sobald sie an den vollen Umsturz der bestehenden Verhältnisse dachten, riefen sie den Spott des Volkes hervor und verloren ihren Halt an Cromwell, dem sie bei der halb freiwilligen Auflösung ihre Gewalt übertrugen. Der General Lambert legte nun den Entwurf einer neuen \ er-fassung vor, welche die oberste Leitung einem Protektor übertrug. Dieser sollte für die wichtigsten Staatshandlungen an das Gutachten des Staatsrates gebunden sein, dessenmitglieder aber sollten weder von ihm entfernt, noch ernannt werden dürfen. Von einem Parlamente, zu welchem die drei Länder 460 Mitglieder schickten, sollte die gesetzgebende Gewalt und die Bewilligung von Steuern, nicht aber der Be-schlufs über Krieg abhängig sein. Cromwell wurde Protektor (Olevarius protector) im wahren Sinne des Wortes für alle, welche durch das Barebone-Parlament in Furcht gesetzt waren. „Wenn man den vornehmsten Unterschied zwischen dem Ereignis in England und dem nahe verwandten, das anderthalb Jahrhunderte später in Frankreich eintrat, mit Einem Worte bezeichnen wollte, so dürfte man sagen, dafs in i rankreich der soziale Umsturz bereits so gut wde vollzogen war, als sich ein siegreicher General der Gewalt bemächtigte, in England dagegen die militärische Gewalt eingriff, ehe es soweit kamk (Ranke). Als in dem nächsten Parlamente der Königstitel für Cromwell beantragt wurde, widerstanden die Anhänger des militärischen Interesses und der Republik. Um sich im Protektorate zu befestigen, stellte er das Oberhaus wieder her und übertrug dem Protektor die Ernennung der Mitglieder. Seitdem Cromwell mit Schweden (Abdankung Christinas) und Dänemark sich befreundet und Holland zum Frieden gezwungen hatte, erschien er im Auslande als der mächtigste Vorkämpfer des Protestantismus, da unter den christ-

10. Mittlere und neue Geschichte - S. 162

1877 - Leipzig : Senf
162 Neuere Geschichte. auf dem er im Angesichte seines Palastes zu Whitehall den 30. Ia-nnar 1649 starb. An die Spitze der Republik trat ein Staatsrath von 41 Männern, unter denen auch Cromwell und sein Schwiegersohn Ireton waren. Cromwell unterdrückte die Empörung der Irländer nach der Erstürmung von Drogheda mit blutiger Strenge und zog daun gegen die Schotten, die, nachdem sie noch kurz vorher den im Sinne der Cavaliere (der Anhänger des vor 1640 bestandnen Königthums) von Montrose in den Hochlanden erregten Aufstand unterdrückt und Montrose hatten hinrichten lassen, jetzt mit Karln 11., dein Sohne des hingerichteten Königs, so eben einen Vertrag auf Anerkennung ihrer Verfassung (eines beschränkter: Königthums und der presbyterianischen Religion) abgeschlossen hatten. Aber die Siege Cromwells bei Dunbar (3. September 1651) und bei Worcester (3. September 1652) trieben den nach Schottland herübergekommenen König Karln 11. wieder auf's Festland zurück und Schottland wurde vollständig unterworfen. Cromwell nöthigte nun das lange Parlament, seit 1648 der Rumpf genannt, zum Zurücktreten; da aber auch das neu zusammengetretene Parlament, von feinem eifrigsten Sprecher Bareboneparlament genannt, sich dem General nicht willig zeigte, löste er es anch auf und ließ sich von einem Rath der Offiziere im December 1653 zum Protektor der Republik erklären. Mit Kraft leitete der Protektor die äußere Politik Englands und wußte beit auswärtigen Mächten Schrecken und Achtung einzuflößen. Da er durch die Navigationsakte 1651 beit auswärtigen Völkern geboten hatte, in ihren Schiffen nach England nur die eignen Produkte ihres Landes zu führe«, war er in einen Seekrieg mit Holland gerathen, das durch deu Transport fremder Produkte in seinen Schissen nach England großen Gewinn hatte. Aber die englische Seemacht zeigte sich in diesem Kriege unter Blake dem großen holländischen Seehelden Tromp gewachsen und im Frieden 1654 mußte sich Holland in die Navigationsakte fügen. Noch größere Triumphe erfocht Cromwell, im Bunde mit Frankreich, über Spanien; Düukirchen und die schöne Insel Jamaica, letztere dauernd, wurden von den Engländern erobert. Dennoch wurden die Unruhen im Innern nicht beendigt und der Protektor mußte mit Strenge einschreiten, auch widerspenstige Parlamente auflösen. Als er seinen Wunsch nach Erlangung der Königswürde erklärte, erklärten sich die Offiziere des Heeres so ent-schieben bagegen, daß er auf benselben verzichtete; bcch übertrug ihm das Parlament das Recht, sich einen Nachfolger zu ernennen. Im In- und Auslande gefürchtet und dennoch nur durch eine straffe Mi-

11. Die neue Zeit - S. 354

1877 - Leipzig : Brandstetter
mit den Worten versehen: „exiit tyrannus, regum ultimus.“*) Zuletzt wollten die Independenten auch noch die beiden Kinder des Königs bei Handwerkern unterbringen, allein die Prinzessin Elisabeth starb bald vor Gram, ehe sie noch den ihr zugedachten Knopfmacher Heimchen konnte; den kleinen Prinzen schickte Cromwell selber, zur größeren Vorsicht, über das Meer. So war denn jetzt England eine Republik und das neue Parlament bekam den Namen Rumps-Parlament, weil es nach Aufhebung des Oberhauses nur ein Rumpf ohne Kopf war. Die verwittwete Königin lebte mit ihren Kindern in Paris, war aber, obleich sie Heinrich's Iv. Tochter war, vom Hofe so sehr vernachlässigt, daß sie aus Mangel an Holz an kalten Tagen sich mit ihrer Tochter im Bette erwärmen mußte. Ihr ältester Prinz, Karl Ii., hielt sich bald in Holland, bald in Frankreich, bald auf der Insel Jersey auf, arm und verlassen, doch nicht ohne Hoffnung, den blutbefleckten Thron seines Vaters wieder zu besteigen. Die Irländer und Schotten waren mit der neuen Regierung sehr unzufrieden. Ein wackerer Schotte, Marquis vonmontrose, hatte zuerst die Fahne des Aufstandes erhoben zu Gunsten Karl's Ii., aber noch war die Furcht vor dem neuen Machthaber so groß, daß er sein kühnes Wag-stück mit dem Galgen büßte, ohne daß man ihn retten konnte. Da indessen der Prätendent Karl selber mit sieben Schiffen an der Küste von Schottland erschien und den Schotten alle ihre Forderungen gewährte, wenn sie ihm beistehen wollten: so erklärte sich endlich das ganze Volk gegen Cromwell und brachte ein ansehnliches Heer zusammen. Doch Cromwell zog zuerst gegen Irland, erfocht Sieg auf Sieg und machte das unglückliche Land fast zu einer Einöde; dann führte er einen gleichen Vertilgungskrieg gegen Schottland, wo er den neuen König so entscheidend schlug, daß dieser sich nur mit Mühe nach Frankreich retten konnte. Die Schotten mußten sich vor dem gewaltigen Sieger beugen und ihr Land wurde mit England vereinigt. Was sollte nun Cromwell thun? Er wollte nicht in den Privatstand zurückkehren, sondern auf der betretenen Bahn vorwärts gehen, England groß und mächtig, sich aber zum unbeschränkten Herrn des Staates machen. Zunächst mußte ein auswärtiger Krieg die Soldaten zusammenhalten und ihn selber unentbehrlich machen. Im vergangenen Jahre (1650) hatte das Rumpf-Parlament den vereinigten Niederlanden ein Freundschaftsbündniß angeboten, allein die Holländer hatten die englischen Gesandten sehr kalt ausgenommen und den Antrag abgelehnt. Dies nahm Cromwell zur Veranlassung, das Parlament gegen sie zum Kriege aufzufordern. Der erste Schritt dazu war die zu Anfange des Jahres 1651 erlassene Schifffahrtsakte, durch welche allen seefahrenden Nationen untersagt ward, in ihren Schiffen andere als solche Waaren in englische Häfen einzuführen, die entweder Produkte oder Fabrikate ihres eigenen Landes wären. Diese Akte *) Der Tyrann endete als der letzte der Könige.

12. Mittlere und neuere Geschichte - S. 117

1886 - Berlin : Hofmann
68. Die erste Revolution. — Oliver Cromwell. 117 Oliver Cromwell geschlagen. Karl selbst stoh zu den Schotten. Diese aber lieferten ihn, da er den Covenant nicht anerkennen wollte, an das Parlament aus. Von nun an trat in dem Parlament die Partei der Independenten, welche jedwede festgeordnete Kirchenform verwarfen, immer mehr hervor. An ihrer Spitze stand Cromwell. Er trieb mit rücksichtsloser Energie alle nicht mit ihm und seiner Partei übereinstimmenden Mitglieder aus dem Parlamente aus, so daß nur das sog. Rumpfparlament blieb, welches im Jahre 1649 den 1649 König als „Tyrannen, Verräter, Mörder und Feind des Gemeinwesens" zum Tode verurteilte. Die Hinrichtung sand am 30. Januar 1649 statt. b) England als Republik 1649 — 1660. So war 1649 das Königtum, infolge seines schroffen Strebens nach Unumschränkt- bis heit, gestürzt. Mit ihm zugleich wurde das Ob erh a n s abgeschafft. ^60 Die ganze Gewalt ging auf das Unterhaus und einen Staatsrat über. Die junge Republik aber wurde von Tag zu Tag mächtiger. Irland wurde in furchtbaren Kümpfen durch Cromwell zum Gehorsam gebracht, der mit Hilfe der Schotten und Holländer zur Wiederherstellung des Königtums ausziehende Sohn Karls L, Karl Ii., ebenfalls von Cromwell bei Dunbar und Worcester geschlagen. Nach außen errang die Republik durch glückliche Kämpfe des Seehelden Robert Blake gegen Holland die Herrschaft zur See. Im Innern drängte die Entwicklung der Dinge immer mehr dazn, daß die Fülle der Staatsgewalt an den aus das Heer gestützten Cromwell überging. Der übrig gebliebene Teil des Langen Parlamentes wurde, als er sich Cromwell nicht gefügig zeigte, gesprengt; dasselbe geschah mit dem aus 150 „Heiligen" zusammengesetzten kurzen „Barebone"-Parlament. Nun wurde auf Cromwell die Würde eines lebenslänglichen Protektors übertragen. Unbedingter Herr der gesamten Land- und Seemacht stand die Regierung bei ihm und seinem ^taatsrate, während zur Gesetzgebung noch das neuberufene Parlament, in dem die vereinigten drei Reiche vertreten waren, mitwirkte. Cromwell hatte somit eine mehr als königliche Gewalt. Den Xitel eines Königs aber schlug er, da er ihm angeboten wurde, aus. Doch erneuerte er gegen Ende seines Lebens das Oberhaus, dessen Mitglieder er allein ernannte. Nach außen wußte er der englischen Republik einen ungeheuren Aufschwung zu

13. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 7

1894 - Dresden : Ehlermann
Die englische Staatsumwälzung. — § 4. England eine Republik I den Protestanten früher begangenen Mord (§ 3, I.). 2) Auch in Schottland erkennt man nach einigem Schwanken Kar! Stuart als König an. Ruprecht von der Pfalz macht mit seinen Brüdern und Anhängern von Holland aus das Meer und die Küsten Englands durch Seeraub unsicher. Cromwell, als „Lordgeneral“ an die Spitze der Armee gestellt, schlägt Karl 1650 (am 3. Septbr., seinem Geburtstage) bei Dunbar (östlich von Edinburgh) und, als dieser allzu kühn die englische Grenze überschreitet, 1651 (gleichfalls am 3. Septbr.) bei Worcester (am Severn). Den Raubzügen der pfälzischen Brüder wird ein Ende gemacht. Eine allgemeine Amnestie besiegelt den inneren Frieden. Iii. Aufschwung. England, nach Niederwerfung der Aufstände in sich geeint, in den Kämpfen mit den Stuarts auch zur See geübt, entwickelt grossartig seine Seemacht. Zerwürfnis mit Holland, das die Feinde der Republik in Schutz nimmt. Der Erlass der ,,Navigationsakte“ (1651), die fremden Schiffen die Einführung anderer als der eigenen Landeserzeugnisse nach England verbietet, schliesst Holland mit seinen überseeischen Waren vom englischen Markte aus. Nach mehrjährigem Kriege, in dem die holländischen Seehelden Tromp und de Ruyter durch den englischen Admiral Blake eine Niederlage erleiden, werden die Holländer zur Ausweisung der Stuarts, der Ausschliessung der Oranier von der Statthalterschaft und der Anerkennung der englischen Republik gezwungen. Iv. Sturz des Parlaments. Schlechte Verwaltung der von der neuen Regierung bestellten Beamten Zugleich wachsendes Selbstgefühl des Parlamentes, das dem Heere mehrere Regimenter entzieht. Cromwell benutzt die Missstimmung zu einem neuen militärischen Staatsstreiche: das Parlament wird gesprengt; die Staatsgewalt kommt in die Hände der Armee, deren Haupt Cromwell. V. Das kleine Parlament. Das neue Parlament, nur aus Independenten zusammengesetzt — eine Gemeinde der „Gottseligen“,* nach seinem Sprecher „Barebone“- (Toten- Dem Zeitgepräge entsprechend sind die der h. Schrift entlehnten Vornamen der Mitglieder, wie Habakuk, Hesekiel, Zorobabel, Josua, an deren Stelle sich manche auch ganze Sprüche beilegten, wie: „Steh fest im Glauben!“ oder „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“, „Töte die Sünde!“. Barebone selbst hiess: „Wenn Christus nicht für uns gestorben wäre, wir wären ewig verdammt“, wovon seine Gegner nur das „verdammt“ auffassten. 1650 (3- Sept.) 1651 (3. Sept.)

14. Geschichte der Neuzeit seit dem Jahre 1648 - S. 29

1910 - Leipzig : Voigtländer
Die erste englische Revolution. 29 Das Heer brachte den gefangenen König in seine Gewalt und zog in London ein. berzeugt von der Berechtigung der Volks-souvernitt, verlangte es seinen Tod. Durch Reinigung" des in seiner Mehrheit presbyterianischen Parlaments der Rest wurde spttisch Rumpfparlament" genannt erlangten die Inde- Parlament pendenten das bergewicht. Nun wurde Karl I. von einem Aus-Karl^i.^wird nahmegerichtshofe als Feind des Gemeinwesens" zum Tode ver- 1(549 urteilt und 1649 hingerichtet. 2. Die Republik und das Protektorat. Nach Abschaffung des Oberhauses ward England zur Republik erklrt. Ihre Sttze war das puritanische Heer. Die ausbende Gewalt erhielt ein Staatsrat, an dessen Spitze Cromwell stand, während John untms Milton, der Dichter des verlorenen Paradieses", Sekretr war.jatw Den Aufstand der katholisch und royalistisch gesinnten Iren schlug Cromwell grausam nieder, wie ihn denn seine Frmmigkeit nie von Rcksichtslosigkeit abhielt. Viele Gter in Irland wurden an englische Kolonisten gegeben. Unterdessen hatten die Schotten Karls Sohn als Karl Ii. zum König ausgerufen. Cromwell besiegte ihn (3. September 1650) bei Dunbar in der Nhe von Edinburg und ein Jahr darauf auch in England, wohin er einen Einfall unternommen hatte, bei Worcester; mit Mhe entkam Karl nach Frankreich. Schottland wurde glimpflich behandelt. So war die Einheit der Regierungsgewalt wiederhergestellt. Cromwell fate eine Union Englands und Hollands ins Auge, da beide Reiche vieles miteinander gemeinsam hatten. Holland, da-mals auf der Hhe der Handelsmacht, widerstrebte dem Plane. Um nun den Zwischenhandel der Hollnder zu schdigen, bestimmte das Parlament durch die Navigationsakte (1651): Erzeugnisse eines g^wnsakte fremden Landes drfen nur auf Schiffen dieses Landes selbst oder auf englischen eingefhrt werden, die Erzeugnisse der nordamerikanischen Kolonien nur auf englischen. So war eine nationale Handels-und Wirtschaftspolitik im Sinne des Merkantilismus ermglicht. Holland begann Krieg, England errang aber durch den Seehelden Siegreicher Blake schlielich das bergewicht. Cromwell verlangte darauf von Wnb. Spanien fr die englischen Schiffe Zutritt zu den amerikanischen Hfen und erklrte infolge der Weigerung an Spanien den Krieg, nachdem er sich mit Frankreich verbndet hatte; Spanien bte die Insel Jamaika und den Hafen Dnkirchen bei Calais ein.

15. Die neue Zeit - S. 354

1866 - Leipzig : Brandstetter
354 Worten versehen: exüt tyrannus, regnm ultimus*). Zuletzt wollten die Independenten auch noch die beiden Kinder des Königs bei Handwerkern unterbringen, allein die Prinzessin Elisabeth starb bald vor Gram, ehe sie noch den ihr zugedachten Knopfmacher heirathen konnte; den kleinen Prin- zen schickte Cromwell selber, zur größeren Vorsicht, über das Meer. So war denn jetzt England eine Republik und das neue Parlament bekam den Namen Rumps-Parlament, weil es nach Aufhebung des Oberhauses nur ein Rumpf ohne Kopf war. Die verwittwete Königin lebte mit ihren Kindern in Paris, ward aber, obgleich sie Heinrich's Iv. Tochter war, vom Hofe so sehr vernachlässigt, daß sie aus Mangel an Holz an kalten Tagen sich mit ihrer Tochter im Bette erwärmen mußte. Ihr ältester Prinz, Karl Ii., hielt sich bald in Holland, bald in Frank- reich, bald auf der Insel Jersey auf, arm und verlassen, doch nicht ohne Hoffnung, den blutbefleckten Thron seines Vaters wieder zu besteigen. Die Irländer und Schotten waren mit der neuen Regierung sehr unzu- frieden. Ein wackerer Schotte, Marquis von Montrose, hatte zuerst- die Fahne des Aufstandes erhoben zu Gunsten Karl's Ii., aber noch war die Furcht vor dem neuen Machthaber so groß, daß er sein kühnes Wag- stück mit dem Galgen büßte, ohne daß man ihn retten konnte. Da in- dessen der Prätendent Karl selber mit sieben Schiffen an der Küste von Schottland erschien und den Schotten alle ihre Forderungen gewährte, wenn sie ihm beistehen wollten: so erklärte sich endlich das ganze Volk gegen Cromwell und brachte ein ansehnliches Heer zusammen. Doch Crom- well zog zuerst gegen Irland, erfocht Sieg auf Sieg und machte das un- glückliche Land fast zu einer Einöde; dann führte er einen gleichen Ver- tilgungskrieg gegen Schottland, wo er den neuen König so entscheidend schlug, daß dieser sich nur mit Mühe nach Frankreich retten konnte. Die Schotten mußten sich vor dem gewaltigen Sieger beugen und ihr Land wurde mit England vereinigt. Was sollte nun Cromwell thun? Er wollte nicht in den Privatstand zurückkehren, sondern auf der betretenen Bahn vorwärts gehen, England groß und mächtig, sich aber zum unbeschränkten Herrn des Staates machen. Zunächst mußte ein auswärtiger Krieg die Soldaten zusammenhalten und ihn selber unentbehrlich machen. Im vergangenen Jahre (1650) hatte das Rumpf-Parlament den vereinigten Niederlanden ein Freundschaftsbündniß angeboten, allein die Holländer hatten die englischen Gesandten sehr kalt aufgenommen und den Antrag abgelehnt. Dies nahm Cromwell zur Ver- anlassung, das Parlament gegen sie zum Kriege aufzufordern. Der erste Schritt dazu war die zu Ansauge des Jahres 1651 erlassene Schifffahrts- akte, durch welche allen seefahrenden Nationen untersagt ward, in ihren Schiffen andere als solche Waaren in englische Häfen einzuführen, die ent- weder Produkte oder Fabrikate ihres eigenen Landes wären. Diese Akte *) Der Tyrann endete als der letzte der Könige.

16. Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart - S. 21

1901 - Paderborn : Schöningh
21 - Seemchte zu stnde zu bringen und dem Prtendenten Karl die Unter-sttzung der ihm verwandten drnier zu entziehen. Da aber Holland diese Verbindung ablehnte, so nahm er die Ermordung des englischen Gesandten durch flchtige Royalisten zum Borwande eines Krieges. Um dem hollndischen Handel einen empfindlichen Sto zu versetzen, erlie das Parlament die Schiffahrtsakte, wonach fortan auswrtige Na-tiouen nur die Erzeugnisse des eigenen Landes nach England bringen und Auslnder berhaupt keinen Seehandel in den englischen Kolonieen treiben durften, eine Verordnung, welche den eintrglichen Zwischenhandel der Hollnder ganz untergraben mute. Obwohl die hollndische Flotte unter Tromp und de Ruyter (spr. Reuter) anfangs in mehreren Gefechten berlegen war und sogar in die Mndung der Themse einfuhr, so stellten doch der englische Admiral Blake (spr. Blehk) und bald da-rauf Monk das bergewicht Englands wieder her und erzwangen einen gnstigen Frieden szu Westminster, April 1654). Holland mute die Stuarts aus dem Lande verweisen, wogegen die Schiffahrtsakte zu Gunsten der Hollnder einigermaen gemildert wurde (1654). Um England den freien Handel nach Westindien zu erffnen, wurde auch ein Krieg mit Spanien begonnen. Die Frucht dieses Seekrieges war die Eroberung Jamaikas (1,655) und die Abtretung des bisher spanischen Hafens Dnkirchen (1658). So befestigte Cromwell die von der Knigin Elisabeth gegrndete englische Seeherrschaft. d) Das kurze oder Barebone-Parlament (Juli bis Dez. 1653). Da das Rumpfparlament im Hinblick auf die steigende Be-deutung der Seemacht auf eine Verminderung der Landheeres drang, so lste Cromwell. weil seine Macht im Heere wurzelte, die Versammlung auf. Bald darauf berief er ein Parlament aus (155) eifrigen Puritanern. welches gewhnlich nach einem seiner Hauptmitglieder, dem Leder-Hndler Barebone (spr. Behrbon), den Namen des Barebone-Parla-ments fhrt. Da aber auch diese Frommen eine Verminderung des Heeres verlangten, so hob er ihre Sitzungen bald wieder aus. 2. Die Republik unter Otiver Cromwells Protektorat, 16531658. 8. Jetzt lie sich Cromwell vom Heere die Wrde eines Lord Protektor erteilen. Die gesetzgebende Gewalt wurde ihm in Verbindung mit einem Parlament (von 460 Mitgliedern), die ausbende im Verein mit einem Staatsrat (von 13 Rten) bertragen. Bei allen Gesetzes-antragen hatte der Protektor nur ein suspensives Veto. Bald aber suchte

17. Bd. 8 - S. 73

1846 - Braunschweig : Westermann
73 Frankreich. Revolution in England. gebieten schien. Auch hatte anfangs das englische Parlament den General- staaten eine nähere Verbindung angetragen. Allein die Machthaber Hollands hegten noch Mißtrauen und Abneigung gegen die revolutionaire Gewalt und bald führten gegenseitige Reizungen, zumal aber die Kriegslust der meisten Parlamentshäupter, den völligen Bruch herbei. Demselben voran ging die berühmte Navigationsakte (1631), welche, alle Einfuhr von Waaren verbietend, die nicht Naturerzeugniß oder Arbeitsprodukt der einführenden Nationen wären, dadurch allernächst und am härtesten die Holländer traf, die bisher fast alleinigen Spediteurs aller Welt. Eine Verordnung, die, wegen der ganz besonderen Lage England», allerdings sehr Vortheilhaft auf dessen Handel und Seemacht einwirkte, ja höchst folgenreich selbst für die allgemeinen Verhältnisse, jedoch an und für sich blos dem Geiste des gemei- nen, selbstsüchtigen Merkantilsystems entflossen war, und daher weder das ausschweifende Lob, noch den heftigen Tadel verdient, welche in neuen und neuesten Zeiten darüber ergingen. Der Krieg der beiden Republiken wurde mit aller Erbitterung von Na- tionalkriegen geführt und mit einem Heldenmuthe, welcher würdig gewesen wäre eines Kampfes um die heiligste Idee, eines Kampfes um Freiheit, Ehre und Daseyn. Unermeßlichen Schaden litt der holländische Handel durch eng- lische Kaperei; aber in den vielen Schlachten zwischen den Kriegsflotten, so hartnäckig man stritt, so viele Schiffstrümmer die Meere bedeckten, blieben Blake und Tromp (der ältere), ob auch abwechselnd besiegt, doch im Ganzen unüberwunden, Beide sich gegenseitig, sowie der Welt, Gegenstände hoher Bewunderung. Wenn zulezt England einige Ueberlegcnheit errang, so geschah dies meist durch den größeren Ban seiner Schiffe, ein Vortheil, welchen cs nach Hume's Bemerkung dein hingerichteten König Karl I. ver.> dankte, d. h. dem Schiffsgelde, welches derselbe unter so heftigem Wider- sprüche des Parlaments erhoben und zur Verstärkung der Marine verwendet hatte. Die Billigkeit fordert jedoch hier den Zusaz, daß ein populärer König solchen Widerspruch nimmer erfahren,, und daß ein minder verschwenderischer König die Mittel zu jener nüzlichen Ausgabe aus anderen Einkünften würde erübrigt haben. Bald nach der Auflösung des langwierigen Parlaments, welchem Hol- land vergebens die Aussöhnung angetragen, schloß Cromwell, jczt Protek- tor, Frieden mit den Generalstaaten auf billige Bedingungen. Die beiden

18. Bürgerkunde - S. 215

1912 - Langensalza : Greßler
215 schleißen die Aktivhändler nicht Produkte ihres Landes, sondern sühren sie Produkte des einen Landes in ein zweites Land, so treiben sie F r a ch t h a n d e l, der mit der R e e d e r e i auf das innigste zusammenhängt. Der Frachthandel ist der wich- tigste Erwerbszweig der H a n d e l s st a a t e n. Venedig und Genua waren reine Handelsstaaten, wurden dann von Portu- gal und Spanien, definitiv von Holland verdrängt, bis Cromwell 1651 durch seine cyklopische Navigationsakte (Fremde durften in britische Häfen nur eigene Produkte einführen) England in den Sattel hob, sodaß England Industrie- und Handels- staat zugleich in größtem Stile wurde und alle Konkurrenten ver- nichtete, obwohl es selbst nicht von Handelskrisen ver- schont wurde. So erlitt es die erste Absatzstockung im Jahre 1815, als es nach Aufhebung der Kontinentalsperre auf Vermehrung seines Warenabsatzes gerechnet hatte, die zwar später, aber nicht sofort eintrat. Es folgten die Krisen von 1825, 1836—39, 1847, t 857. Die Krisis von 1873, die in Deutschland mit dem „Milliardensegen" zusammenhing, ver- breitetete sich über die ganze Kulturwelt. England hat heute eine passive Handelsbilanz, d. h. es bezieht mehr Güter, namentlich Volksnahrungsmittel, aus dem Auslande, als es trotz seiner gewaltigen Industrie dahin verkauft; es hat aber eine günstige Wirtschaftsbilanz, weil es nie- mals in die Lage kommt, Gold für Münzzwecke im Auslande kaufen zu müssen, sondern dieses fließt ihm von selber zu, weil es seine Kapitalien in der ganzen Welt gewinnbringend ange- legt hat. Ähnlich verhält es sich mit unserer deutschen Wirtschaftsbilanz, obgleich auch wir eine passive Handelsbilanz aufzuweisen haben. „Das Geld läuft notwen- digerweise den Gütern nach, aber die Güter laufen nicht eben- so notwendigerweise dem Gelde nach". Zmitti, Wealth oi Nations. Für unsern Güterumlauf sind, wie schon bemerkt, die vor- trefflichen Posteinrichtungen samt den Eisenbahnen, Straßen- und Schiffahrtslinien von größter Bedeutung. Den außerordentlichen Aufschwung des deutschen Postwesens,

19. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 512

1858 - Weimar : Böhlau
512 Cromwells Protektorat. die Verbesserungen deß Gemeinwesens mit dem Ernst von Gewissens- sachen. Als rechtliche Bürger drangen sie auf einen sparsamen Staats- Haushalt, wollten das Heer vermindert wissen, verlangten statt der un- geheuren Masie von Statuten und Herkommen ein Gesetzbuch, welches in der Tasche eines ehrlichen Bürgers Raum finde, und schafften das Patronatrecht und die Zehnten ab. Deshalb waren die Gerichtshöfe, die Patrone, die Geistlichen Gegner der Heiligen, und Cromwell wünschte sie wieder los zu sein. Seine Anhänger begaben sich am 12. December 1653 eine Stunde früher als gewöhnlich in die Sitzung und faßten den Be- schluß, daß das Parlament sich auflösen müffe. Dann gingen sie, etwa fünfzig Personen und der Sprecher an ihrer Spitze, nach Whitehall und überreichten Cromwell eine in Eile aufgesetzte Schrift, welche den Beschluß enthielt. Die übrigen Mitglieder, welche sich später zur Bera- thung einfanden, wurden durch eine Compagnie Soldaten aus dem Hause getrieben. Nach gehaltenem Rathe mit seinen Ofsieieren beschloß Cromwell die höchste Gewalt unter dem Titel eines Lord-Protektors zu füh- ren. Am 16. December fuhr er in feierlichem Zuge von Whitehall nach Westminster, und dort bat ihn der General Lambert im Namen der bewaffneten Macht und der drei Nationen die Würde eines Protektors von England, Schottland und Irland anzunehmen. Es wurde eine Versassungsurkunde verlesen, deren Hauptbestimmungen waren: Die ge- setzgebende Gewalt besitzt der Lord-Protektor, zu welcher Cromwell auf Lebenszeit ernannt ist, und das Parlament, welches alle drei Jahre be- rufen werden muß. Die Zahl der Mitglieder desselben ist vierhundert für England, je dreißig für Irland und Schottland. Die ausübende Gewalt hat der Protektor, welcher mit Zustimmung des Staatßraths Krieg erklärt und Frieden schließt, den Befehl über Land- und Seemacht führt und die Staatsämter besetzt. Aber ohne Zustimmung des Parla- ments kann er keine Gesetze geben und keine Abgaben erheben. Die Katholiken bleiben von der Religionsduldung ausgeschloffen. Cromwell leistete stehend den Eid auf die neue Verfaffung. Cromwell hatte das Ziel seiner Wünsche erreicht und er war ent- schlossen, seine Stellung mit der Kraft seines Herrschergeistes zu behaup- ten. Er brachte das von ihm verwaltete Reich zu hohem Ansehen, und die Höfe Europa's nahmen keinen Anstand, den erklärten Beherrscher von England anzuerkennen. Ihre Gesandten fanden in den früher von der königlichen Familie bewohnten Zimmern einen Hofstaat, und der Protektor nahm, auf einem prächtigen Seffel sitzend, ihre feierliche Auf- wartung an. Der Seekrieg mit Holland endete (1654) so ehren- voll, als er geführt worden war. Mit Frankreich verband sich Cromwell gegen Spanien, theils aus religiösem Eifer, weil Spa- nien vorzugsweise das katholische Princip vertrat, theils weil der Krieg reiche Beute in Europa und Amerika versprach. Der treffliche See- held Blake begeisterte in diesen Kämpfen durch seine Thaten die Eng- länder so für den Seedienst, daß man von ihm den Anfang der Größe der englischen Kriegsschifffahct rechnen kann. Die neue Verfassung gewährte den Engländern nicht mehr Rechte und Freiheiten, als sie zur Zeit des Königs Karl besessen hatten; aber

20. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 494

1847 - Leipzig : Engelmann
494 Das siebenzehnte Jahrhundert. Februar 1653. 1654. Avril 1653. 12. Dec. 1653. Anfangs behaupteten die Holländer ihren Ruhm im Seekriege; große Schlachten wurden gewonnen und die holländ. Seehelden Tromp und Ruy ter befuhren die Themse und verwüsteten die Gestade; aber bald nahm das unter den Stuarts vernachlässigte Seewesen einen mächtigen Aufschwung; die Tage der Armada kehrten wieder und der engl. Ad- miral Blake, ein Mann von altem Republikanersi'nn und rauher Tugend, trug in einer 3 tägigen Seeschlacht über Tromp und Ruyter den Sieg davon. Monk, im Land - und Seekrieg gleich erfahren, und gleich glücklich, vermehrte Englands Ruhm durch neue Seesiege. Holland mußte einen nachtheiligen Frieden schließen, die Stuarts aus seinem Land entfernen und den minderjährigen Prinz Wilhelm von Ora- nien, einen Verwandten der engl. Kdnigsfamilie, von der Erbstatt- halterwürde ausschließen. Die Schiffahrtsakte aber blieb bestehen. Auch ein Krieg mit Spanien nahm für England einen glücklichen Ausgang. Der Hafen von Dünkirchen und die fruchtbare Insel Jamaica wurden dem auswärtigen Gebiet der Republik beigefügt. 8. 571. Die Verfassungskämpfe. Diese Erfolge weckten das Selbstgefühl des Parlaments; es suchte die Seemacht auf Kosten des Laudhcers zu heben und dachte auf Vermehrung seiner Mitglieder durch Einberufung ausgestoßeuer Presbyterianer. Von diesen Entwürfen fürchtete Cromwell Gefahr für seine Macht; daher beschloß er die Auflösung des langen Parlaments. Nachdem er das Haus mit Truppen umstellt, trat er in seiner schwarzen Puritauertracht in den Saal, hielt eine mit Schmähungen angefüllte Rede und trieb dann die Anwesenden mit Hülfe der eingetretenen Soldaten hinaus, indem er dem Einen zurief: ,,Dn bist ein Trunkenbold!" dem Andern: ,,Dn bist ein Ehebrecher!" dem Dritten: ,,Dn bist ein Hurer!" Ein neuer, größtenthcilö aus Offi- zieren zusammengesetzter Staats rath übernahm nunmehr unter Crom- well's Vorsitz die Bildung eines andern Parlaments. Hiezu ließ man in allen Bezirken Listen von frommen, gcttcsfürchtigcn Leuten anfertigen, und wählte dann aus den ,,Heiligen" die Passendsten als Vertreter der drei Reiche aus. Diese, nach dem Lederhändler Prcisegott Barebone spottweise das B a r e b o u e (T o d t e u k n o ch e n -) Parlament genannte Versammlung gab schon durch die biblischen Vornamen der meisten Mit- glieder (Habakuk, Hcsekiel, Tödtcdiesünde, Stehfcstimglauben u. a.) ihre Richtung und religiöse Gesinnung kund. Dennoch waren Männer von tiefem Verstand und ernstem polit. Streben darunter; sie beabsichtigten dem Lande ein einfaches Gesetzbuch zu geben, drangen auf Abschaffung der kirchlichen Pa tr on a tsrech te und der Zehnten und wollten den Gemeinden das Wahlrecht ihrer Geistlichen anheimgeben. Und als des- wegen Alle in ihrem Besitze Bedrohten einen gewaltigen Sturm gegen das Parlament erregten, nahm Cromwell, der mit den wunderlichen Leuten nicht so leicht fertig ward, als er gehofft hatte, Veranlassung, das Stände- haus abermals durch Soldaten reinigen zu lassen, worauf die meisten