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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 335

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
335 ungewöhnlich viel Milch. Die Stadt Samaria, welche nach der Theilung des jü- dischen Reiches die Hauptstadt des Reiches Israel wurde, war zugleich eine bedeutende Festung. Nicht weit von hier liegt das alte Sichern, schon von der Zeit der Patriarchen an berühmt. Die Gegend umher gehört zu den lieblichsten, frucht- barsten und am besten angebauten in ganz Palästina, abwechselnd mit Bergen und Thälern, reich an Brunnen und Quellen, mit einträglichem Boden, reichlichem Regen, gesunder Luftkühle. Diese herrliche Landschaft erstreckt sich bis in die Nähe von Jerusalem. Kaum irgend ein Winkel eines Thales ist hier unbenutzt; alles ist bevölkert. An den steilsten Felsenwänden steigen Mauerterrassen empor, welche von Feigen, Oelbäumen und reichen Weingärten von oben bis unten beschattet werden. Die Felder sind mit Baumwolle, Hwse, Hülsenfrüchten, Flachs und Korn besetzt. — Von allen Seiten sind diewege nach Samaria unbeschreiblich schwierig; daher liegt es sehr abgeschlossen. Bevor aber Jerusalem stand, gingen doch bis- weilen die Handelskaravanen durch Samaria; an eine solche ward Joseph von seinen Brüdern verkauft. — Als-Scrlmanassar Samaria eingenommen batte, wurden heidnische Völker dahin versetzt und hierdurch ein Mischliugsvolk gebildet, das meistens in einem feindlichen Verhältnisse zu Juda stand und sich bald mehr dem heidnischen, bald mehr dem jüdischen Gottesdienste näherte, wodurch es sich mit Recht den Vorwurf zweideutiger Denkweise zuzog. Der südlichste Theil von Palästina ist Judä,a. Um seine Lage richtig zu beurtheilen, ist es gut, den Zugang dahin von der Küstenstadt Joppe (jetzt Jaffa) her zu betrachten. Ihr Hasen ist schlecht, und Korallenriffe, welche die Ankertaue leicht durchschneiden, ziehen sich der Länge nach an ihm hin; aber er ist doch wichtig als Judäa's einziger Hafen. Durch ihn standen David und Salomo mit den Königen von Tyrus und Aegppten in Verbindung; hierhin ließ Hierum das Cedern- holz zum Tempelbau flößen; hierdurch erhielt Jerusalem Zufuhr von Korn aus Aegypten. Dieser Hafen war und ist der Eingang aller friedlichen Pilgerzüge von den Westländern nach Jerusalem. Aber der Weg dahin steigt schließlich durch die unwegsamsten Klüfte und Felssteige empor. Allmählich überwindet man vier gewaltige Stufen, welche durch nackte, oft gleich Mauern steil emporgerichtete Felsenketten geschieden werden. Diese sind auf mancherlei Weise zerklüftet und bieten daher zwar Durchgänge, aber dieselben sind doch beschwerlich und werden leicht durch Räuber gesperrt. 5. Die Hauptstadt Judäa's und des heiligen Landes ist Jerusalem. Diese Stadt hat eine höchst eigenthümliche Lage. Sie liegt an keiner der großen Ver- kehrsstraßen, sondern hat eine wunderbar geschützte Abgeschlossenheit. Gegen Osten hat sie die Wüstendes todten Meers, im Norden und Westen die beschwerlichen Felsenwege, gegen Süden die Wüsten jenseits Hebron. Sie steht auf Felsengrund, ohne Umgebung vonackerland, ohne Grastriften, ohnefluß, ja fast ohne Quellen und Erdkrume. Aber welche Erinnerungen knüpfen sich an diesen feierlich stillen Platz, von welchem das Heil der Welt ausgegangen ist! Die Stadt ist auf vier Hügeln erbaut, von denen der Zion mit der Burg David's und der Morijah mit dem Tempeljehovahs die wichtigsten sind. Nach drei Seiten hin ist Jerusalem von schroffen Thälern umschlossen, im Westen vom Gihon-, im Süden vom Hinnom-, im Osten vom Josaphatthal; nur die Nordseite entbehrt einer solchen natürlichen Befestigung. Von der Herrlichkeit des alten Jerusalem, von der Pracht seines Tempels, seiner Paläste und Burgen ist keine Spur mehr vorhanden. Selbst die Hügel und Thäler der Vorzeit sind verschwunden; die Zerstörungswuth hat sie geebnet; der seit Jahrtausenden sich häufende Schutt hat sie ausgefüllt. Das schönste Haus in ganz Jerusalem ist jetzt das Hospital der Protestanten, in welchem Diakonissinnen aus Kaiserswerth am Rhein die Krankenpflege besorgen. Durch den König Friedrich Wilhelm Iv. ist im Verein mit der Königin Viktoria von England 1842 in Jerusalem ein protestantischer Bischof eingesetzt und eine Kirche erbaut worden. Sie hat die schönste Lage, die

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 336

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
336 gewählt werden konnte; auf Zions Höhe ragt sie über alle Kuppeln und Thürme der Stadt empor. Auf dem Rücken des Hügels Akra erhebt sich die Kirche des heiligen Grabes. Türkische Wächter lassen sich von den Christen ein Eintrittsgeld zahlen. Nach dem Eintritte in das Innere steht man in einem Borraume, aus welchem man zur Rechten auf achtzehn Stufen zur Kapelle des Calvarienberges aufsteigt. Dies ist der Sage nach der Fels von Golgatha. In ihm selber, also unterhalb der Kreu- zigungsstätte, zur ebenen Erde, befindet sich eine Grotte, genannt die Kapelle des Evangelisten Johannes. Nach Abend zu tritt man von hier aus in die Kirche des heiligen Grabes. — Sie bildet eine 50 Fuß hohe und 7 2 Fuß weite Rotunde. Zwei Säulengänge, der eine über dem andern, lausen längs der runden Wände derselben. Ueber ihr wölbt sich eine Bleikuppel mit einer großen Oeffnung in ihrem Gipfel, durch welche das Tageslicht hineinströmt. Senkrecht darunter, also mitten in der Rotunde, steht wie eine kleine Kirche das heilige Grab. Das Innere desselben be- steht aus zwei in Kreidefelsen gehauenen und mit Marmor bekleideten Gemächern. Durch eine niedere Thür tritt man in das eine, die sogenannte Engelskapelle; aus dieser gelangt man in die enge Todtenkammer, in der der Leib des Herrn gelegen haben soll. Oefllich von der Grabeskirche beginnt der Schm erzen sw eg, eine steil ab- schüssige, enge Straße, auf tvelcher der Heiland sein Kreuz gen Golgatha trug. Sie führt zur Burg Antonia, in welcher Christus vor Pilatus stand. Dicht daneben erhebt sich der Tempelberg. Kein anderer Ort Jerusalems hat so unverkennbar sein ursprüngliches Gepräge bewahrt, als der durch Menschenhand geebnete Felsen- rücken Moryahs. Noch findet man Überreste jener gewaltigen Tempelmauern, welche im jüdischen Kriege zerstört wurden, und von denen nach des Herrn Wort kein Stein auf dem andern geblieben ist. Im Osten der Stadt zieht sich das Thal Josaphat hin. Zwischen der heiligen Stadt und den Höhen des Oelbergs ge- staltet es sich zu einer engen, dunklen Schlucht. Bon der Abendseite her werfen die finstern Stadtmauern ihre riesenhaften Schatten vom Tempelberg abwärts in's Thal. Jenseits neigt sich der Oelberg mit seinen Olivenbäumen trauernd in die Tiefe. An seinem Fuße springt eine schwarze Steinwand hervor mit den Grabes- grotten des Josaphat, Jakobus und Zacharias; nahe dabei ist das thurmartige Denkmal Absalom's. Durch das ganze Thal windet sich über Felsgeröll hinweg der schwarze Kidron. Zwei steinerne Brücken führen über denselben nach dem Oelberg. Die oberwärts gelegene führt in die Stille des Olivengartens von Gethsemane, wo der Herr verrathen ward. Der Oelberg überragt alle Berge, welche die heilige Stadt umschließen. Er hat drei Gipfel, von denen der mittlere der höchste ist. Heut stehen etwa noch fünfzig Oelbaume auf seinem Abhange. Auf diesem Berge weilte der Heiland oft und gern. Vom Gipfel dieses Berges sah er die Stadt an und weinte über sie (Luc. 19, 41); hier, dem Tempel gegenüber, weissagte er den Untergang derstadt. Am jenseitigen Abhange des Berges lag das freunäiche Beth ani en, wo Martha und Maria wohnten und der Herr den Lazarus erweckte. — Geht man von hier aus in das Josaphatthal zurück, so liegt dem Wanderer zur Linken der Berg des Aerger- nisses, wo der greise Salomo dem Moloch opferte (1. Kön. 11, 7—8). An seinem Abhange liegt, dem Berge Zion gegenüber, die berühmte Quelle Silo ah, in der sich der Blinde wusch, den der Herr heilete. Jerusalem löscht seinendurst aus dem Regenwasser der hier zahlreich angebrachten Cisternen. Die Südseite Jerusalems bildet das Thal Ben Hinnom oder Gehenna. Dies Thal war im Alterthum verabscheut; denn hier haben die Bürger Jerusa- lems unter Trommelschall ihre Kindlein in den glühenden Armen der Molochs- bilder geopfert. Zu Christi Zeiten wurde dieses Thal für unrein gehalten; die Leich- name von gefallenen Thieren und von Verbrechern wurden hier verbrannt, und dazu ward ein fortwährendes Feuer unterhalten. Die Höhen,, welche dieses Thal begleiten, nennt man den Berg des bösenrathes und zeigt daselbst ein Land- haus des Caiphas, wo sie„Rath hielten, wie sie Jesum mit List griffen und tödteten".

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 220

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
220 durch eigene Knechte verwalten ließ, dienten dem ganzen Reiche als Muster guter Haus- und Feldwirthschaft. Hier ließ er anwenden, was er von Römern und Slaven, die im Anbau des Bodens den kriegerischen Deutschen überlegen waren, erlernt hatte. Hier ließ er fremde Früchte Pflanzen, fremde Thiere aufziehen und jeden Versuch anstellen, der dem Anbau des ganzen Landes Vortheil gewähren konnte. Er gab den Be- wohnern seiner Pfalzen ein eigenes sehr ausführliches Gesetz, das eine voll- kommene Anweisung zur Landwirthschaft enthält und dem übrigen Volke als Lehrbuch diente. Die Handwerke wurden damals noch von Weibern und Knechten be- sorgt. Karl's eigene Töchter mußten weben und sticken und das Haus- wesen besorgen, wie die Töchter eines wohlhabenden Bauers, und allen Weibern des Landes zum Muster dienen. Jenes Gesetzbuch enthielt auch die Vorschriften für die Handwerker, und man ersieht daraus, wie eifrig Karl bemüht war, was die Römer darin mehr geleistet, den Deutschen zu eigen zu machen. Die vielen Arten von Gewerken, vom Goldarbeitcr bis zum Schuster, zeigen, wie viel damals schon für die Bequemlichkeit und Schönheit des Hauswesens gethan wurde. Schön gewirkte und gestickte Gewänder, bunte Röcke und Fahnen, Schildereien, geschnitztes Tafclwerk, zierliche Möbeln, goldene und silberne, mit Bildwerk ausgelegte Gefäße, prächtige Waffen und Rüstungen, Glasfenster, musikalische Instrumente machten das häusliche, gesellige Leben schon behaglich und prächtig. Die Baukunst war freilich noch am meisten vernachlässigt, da sich die Deutschen noch immer nicht an Städte, nicht einmal an Burgen gewöhnen wollten. Nur der Kaiser selbst baute zu Aachen Paläste, die so etwas Seltnes im Norden waren, daß man sie mit den päbstlichen verglich und Aachen schon das kleine Rom nannte. Auch zu Ingelheim am Rhein baute sich Karl einen heitern Palast, von dessen schlanken Säulen einige noch an dem alten Brunnen im Hofe des Heidelberger Schlosses erhalten sind. — Karl soll unter anderen Kostbarkeiten einen goldenen und drei silberne Tische gehabt haben. Auf den drei letzten: war Alt-Rom, Neu-Rom und der Erdkreis abgebildet. In seinem häuslichen Leben zeigte der Kaiser Heiterkeit und gute Laune; gern suchte er durch einen guten Scherz auf seine Umgebung zu wirken. Als seine Franken in Italien einmal an einem kalten Regentage mit kostbaren Gewändern bunt geschmückt zu einer Jagd kamen, führte er, in einen Schafpelz gekleidet, sie während eines argen Unwetters durch Dornen und Dickicht, wobei ihnen die dünnen Kleider zersetzt wurden und im Wasser kläglich zusammenschrumpften. Dann befahl er, daß jeder am nächsten Tage in demselben Rock wieder vor ihm erscheine, und da nun alle aus- sahen wie Vogelscheuchen, ließ er seinen Schafpelz hereinbringen, zeigte ihnen, wie weiß und unzerrissen die Hülle sei, die er am Regentage getragen hatte, und hielt ihnen eine wirksame Strasrede. Wenn er nicht im Felde war, lebte er meistens mit seiner Familie. Er aß mit Frau und Kindern zusammen und führte sie aus jeder Reise

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 242

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
242 ging die Vollendung der gothischen Baukunst hervor. Jede größerestadt wollte ihren Dom haben. Da schien die schwere Masse leicht und frei emporzusteigen; da wuchsen die Pfeiler wie Bäume hervor und schlossen sich oben in spitzen Bögen ab, über dem Dache aber wurden sie durch spitze, in die Wolken ragende Thürme fortgesetzt; die Fenster waren von ungeheurer Größe, aber das hereinfallende Licht ward gemildert durch kunstreiche Glas- gemälde ; die Erhabenheit des Ganzen endlich barg sich in die reichsten und lieblichsten Verzierungen der Steinhauerarbeit, sodaß die Masse sich aus unermeßlich vielen, gleichsam lebendigen Steingewächsen aufzubauen schien. Es waren riesige Werke, berechnet aufdie frommen Beiträge vieler nach einan- der folgenden Geschlechter ; der Baumeister, welcher den Plan entworfen hatte, sah wohl nie die Vollendung, ja, mit solcher Uneigennützigkeit übergab er die Fortsetzung des Werkes seinen Nachfolgern, daß wir nur in wenigen Fällen den Namen des ersten Urhebers kennen. Das größte dieser Wunder- werke der Kunst ist der Dom von Köln, an welchem noch heute fortgebaut wird. Ihm zunächst kommt der Straßburger Münster, an welchem vier Jahrhunderte lang gearbeitet worden ist. Dabei ärgerte es den deutschen Bürger nicht, wenn zwischen Dom und Rathhaus sich vielleicht eine Wasserpfütze mit schwimmenden Enten befand und daneben die alte Linde, die noch an eine Zeit erinnerte, wo die Stadt nicht war und wo die Walbvöglein in ihren Zweigen sangen. 14. Die Hansa. Die norddeutschen Städte, soweit die nieder-oder plattdeutsche Sprache reichte, hatten schon früh ihre Kraft aus den Seehandel gerichtet und da- durch sich unermeßliche Reichthümer erworben. Wie sich aber alles im Mittelalter zu Genossenschaften zusammenschloß, so gingen auch sie, nicht wie die rheinischen Städte zur augenblicklichen Vertheidigung gegen über- müthige Raubritter, sondern zur dauernden Verfolgung ihrer Handelsvor- theile einen Bund ein, der nach damaligem Sprachgebrauch Hansa, d. h. Innung, genannt ward. Die ersten Mitglieder waren Hamburg, Lübeck und Bremen, aber dieser Hansabund erweiterte sich im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert so, daß er zuweilen über 70 Städte umfaßte, mit seinen Flotten die nordischen Meere beherrschte, ganze Länder eroberte, mächtige Könige beugte. Doch war die Verbindung der Städte nur locker, oft getheilt, oft eingeschlafen, und nur selten trat ihre ganze furchtbare Kraft zum Verderben ihrer Feinde hervor, wenn sie sich einmal entschlossen, einig zu handeln. Dieser Bund konnte des ganzen deutschen Nordens Herr wer- den, wenn er wollte; allein es wurde nicht einmal der Versuch dazu gemacht. Die Bürger fühlten sich nur als Kaufleute, die zufrieden waren, wenn man ihnen in der Fremde nur ihren umhegten Platz ließ, auf dem sie nach hei- matlicher Sitte und heimischem Recht ihren Handel betrieben. Die Größe und Macht der Hansa beruhte, obwohl ihre Schiffe auch bis in die innersten Buchten des Mittelmeeres gingen, zumeist aufdem Handel

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 301

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
301 Seite Berlins ist. Nur wenige unter den Hunderten von Straßen sind eng und krumm, manche bestehen aus lauter großartigen Häusern, und fast überall ziehen sich schöne Fußwege zu beiden Seiten der Straßen hin. Die herrlichste aller Straßen ist die unter den Linden; sie ist 72 Schritt breit und 1600 Schritt lang. In schnurgrader Linie und abgemessenen Zwischenräumen stehen in zwei langen Reihen Linden- und Kastanienbüume und bilden einen grünen Wald inmitten der glänzendsten Straße der Residenz. Der Raum zwischen beiden Baumreiben ist ungepflastert und besonders für Spaziergänger bestimmt, und zu beiden Seiten liegen breite gepflasterte Straßen. An einer Stelle wird diese Straße von der über eine Viertelstunde langen schnurgraden Fried r ichs st raße durchschnitten. — An prächtigen Gebäuden ist Berlin sehr reich. Da steht am Ende der Linden das große königliche Schloß am Schloßgarten; hoch über das Dach hebt sich die kupfergedeckte Kuppel mit dem vergoldeten Kreuz darüber und der Inschrift um den blauen Ring der Kuppel: „In dem Namen Jesu sollen sich beugen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." Ein anderes imposantes Gebäude ist das Zeughaus, das Museum der preu- ßischen Heere, in welchem sie die Siegeszeichen gesammelt haben, die sie den Feinden zu verschiedenen Zeiten abgenommen. und das Magazin für Kriegsgeräth. In dem untern Raume finden sich Geschütze und Wagen, während der obere durch Gewehre, Säbel, Fahnen u. s. w. gefüllt wird. Nicht weit von diesem Gebäude steht die Universität, die unter allen Anstalten der Art die meisten Studenten zählt, und wo jede Wissenschaft und Kunst durch große Männer würdig vertreten ist. Außer dem Schinkel'schen Museum zieht auch noch das Neue Mu- seum die Aufmerksamkeit aller auf sich. Dasselbe ist ebenso wie jenes, das alte, mit dem es durch einen Zwischenbau verbunden ist, auf einem Rost von Pfahlwerk errichtet. Im unteren Raume erblicken wir Landschaftsgemälde aus Aegypten, ägyptische Bildsäulen, Mumien, Alterthümer, Gräber, Gemälde, und indem Cabinet für das nordische Alterthum zieren entsprechende Frescogemälde die Wände. Im zweiten Stock sehen wir Bilder griechischer und römischer Bauwerke, Dar- stellungen aus Natur und Sitten des klassischen Alterthums und Alterthümer der Griechen, Römer, des christlichen Mittelalters und der modernen Bildhauerkunst. Unter den übrigen zahlreichen Merkwürdigkeiten Berlins ist auch noch die granitne Riesenschale vor dem Schinkel'schen Museum zu nennen, in deren Nähe ein Springquell von 60 Fuß Höhe emporsteigt. Diese Schale wiegt 1500 Ctr. und ist aus der einen Hälfte eines Blocks, der bei Fürstenwalde liegt, gearbeitet worden. Fast zwei Jahre arbeiteten 20 Gesellen an Ort und Stelle daran, und nur unter großen Anstrengungen von 70 Arbeitern und Maschinen gelang es, die 22 Fuß im Durchmesser haltende Schale herab zur Spree und dann nach Berlin zu schaffen. Unter den Thoren Berlins ist das Brandenburgerthor am Ausgange der Lindenstraße, auf welchem sich die Statue der Siegesgöttin Victoria mit dem Viergespann befindet, das berühmteste; es ist 195 Fuß breit und hat 5 Ein- und Ausfahrten. Was aber der Stadt vorzüglich zur Zierde gereicht, sind die Standbilder der großen Helden des preußischen Staates. Auf den öffentlichen Plätzen stehen diese marmornen Bildsäulen und rufen den Vorübergehenden die Erinne- rung an Preußens große Männer zurück. Da steht die Reiterstatue des großen Kurfürsten, ferner vom Bildhauer Rauch gefertigt das Standbild Blüchers, des Marschall Vorwärts, des Helden kühner Wagnisse, mit blankem Husaren- säbel vordringend, bis er seinen Fuß auf die eroberten Geschütze gestellt hat; ihm zur Linken Gneisen au, in die Ferne schauend, mit erhobener Hand den Weg bezeichnend, der allein zum Ziele führen wird; zur Rechten York, zurückhaltend, sem trotziges Haupt von Blücher und Gneisenau abgewendet, beide Hände auf den Knopf seines Säbels über einander gelegt, erinnernd an das Wort: „Es tritt kein andrer für ihn ein, auf sich selber ruhet er ganz allein!" — Auf dem Wilhelmsplatze sehen wir die Helden des siebenjährigen Krieges: Schwerin,

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 458

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
458 große Grabkammern, in welchen unverbrannte Leichen oft in sitzender Stellung begraben liegen. Eine Menge Waffen und Geräthschaften aus hartem Feuerstein oder Knochen sind ihnen mit in's Grab gelegt: roh zugehauene oder abgeschliffene Keile, die auf Holzschafte gesteckt oder daran festgebunden waren, hohlgeschliffene Meißel, krumme Messer, Dolche, Spitzen von Lanzen, Harpunen und Pfeilen, Senksteine für Fischernetze und Fischhaken. Aber nicht allein in Gräbern, an allen Orten des Landes, in Waldungen und Mooren und auf Feldern findet man diese Steinwerkzeuge zerstreut. In größerer Menge hat man roh bearbeitete Feuersteingeräthe in neuerer Zeit an den Meeres- küsten unter Haufen von Auster- und Muschelschalen, Fischgräten, gespaltenen Knochen, Topfscherben und Holzkohlen in den sogenannten „Kehrichthaufen" angetroffen. Aus der merkwürdigen Thatsache, daß weder in den Gräbern noch in den Kehrichthaufen eine Spur von irgend einem Metall gefunden wird, schließen die Alterthumsforscher, daß in uralten Zeiten die nördlichen Gegenden Europa's von einem Volke bewohnt gewesen seien, welches den Gebrauch des Metalls noch nicht kannte und auf eben so niedriger Stufe stand, wie noch jetzt manche Völkerstämme in Amerika und aus den Inseln der Südsee. Sie verstanden es meisterhaft sich Waffen und Werkzeuge aus Stein anzufertigen, sowohl für den Krieg und die Jagd, als zum häuslichen Gebrauch; sie machten sich Angelhaken ans Feuerstein und ausgehöhlte Boote aus dicken Baumstämmen. Gern verweilten sie an Meeresküsten, an Ufern von Flüssen und großen Seen, wo Austern und Fische zu fangen waren, oder sie jagten in den undurchdringlichen dunklen Urwäldern (Jsarnho, der Holstenwald und der Föhrenwald Fyriskov im nördlichen Schleswig), welche noch Ure, Elennthiere, Biber, Bären und Wölfe in sich bargen. Das Fleisch der Thiere war ihre einzige Speise und die Felle ihre Kleidung; aus Geweihen, Hörnern, Knochen und Hundszähnen verfertigten sie sich Hammer und Meißel und andere Geräthschaften. Es war ein rohes, unstetes Volk von Fischern und Jägern; aber doch schmückten sie sich schon mit Perlen, legten Werth auf Zierrath von Bernstein und Knochen und wußten selbst irdene Gesäße zu bereiten; besonders ehrten sie ihre Todten und bauten ihnen unter freiem Himmel gewaltige Gräber. Das Sronmltcr. Es folgte eine Zeit, wo ein Volk diese Lande bewohnte, welches seine Todten verbrannte und die Asche in Urnen oder in Steinhaufen barg. Aber man legte sie nicht mehr, wie früher, in großen Steinkammern nieder, sondern in länglichen, zuweilen mit einer Holzlage bedeckten Steinkisten, und darüber wurden gewaltige Erdmassen in Gestalt eines Kegels aufgeschüttet. Manchmal wählten sie auch denselben Hügel, aus dessen Grunde ein Riesenbett liegt, zur Grabstätte. Aber statt der einfachen Stein-, Knochen- und Bernsteingeräthe, die wir in den Riesen- betten finden, wurden jetzt den Vornehmen und Häuptlingen prächtige Waffen und Geräthschaften aus Gold und Bronze (d. h. einer Mischung von Kupfer und Zinn) mit in's Grab gelegt: Schwerter, Lanzenspitzen, Aexte, allerlei Geschmeide, Spangen, Diademe, Armbänder, Halsringe, Ohr- und Fingerringe, Haarnadeln, Fingerhüte, Opfergesäße, Messer und Löffel, Armspangen, Ketten, Ohrgehänge, in den geschmackvollsten Formen und mit den schönsten Verzierungen. Welch ein Fortschritt gegen die früheren Zeiten, wenn man annehmen muß, daß diebronze- und Goldsachen theilweise von einheimischen Künstlern gearbeitet sind! Wie viele Erfahrungen mußten sie gesammelt haben, ehe sie im Stande waren eine dauer- hafte Mischung von Kupfer und Zinn herzustellen! Selbst das Belegen mit Gold verstand man schon, wie kupferne, mit Goldplatten bedeckte Fingerringe beweisen. Besonders bemerkenswerth ist hierbei, daß gerade im Norden, dem wahren Heimat- lande des Eisens, die Bekanntschaft des Kupfers und der edlen Metalle der des Eisens vorangegangen ist. Wohl gebrauchte das eigentliche Volk noch viele steinerne Geräthe wegen der Kostbarkeit von Kupfer und Zinn und Gold, aber eiserne Waffen und eiserne Werkzeuge finden sich in keinem Grabe aus der Zeit.

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 483

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483 Witwen und Waisen der Erschlagenen nicht zum kalten Wasser weisen und in gräu- lichen Untergang bringen. Die Ditmarsen blieben freie Leute; doch mußten sie, als Unterthanen der Fürsten, von ihrem Lande Schatz und Zins zahlen und alle in früheren Kriegen gewonnene Beute wieder herausliesern. Am 20. Juni 155!) geschah die Unterwerfung. Das versammelte Volk mußte wegen seiner „Missethaten" Abbitte thun und vor den Augen des ganzen Heeres und im Angesichte der Herzoge mit entblößtem Haupte auf den Knien um Gnade flehen und Treue und Geborsam geloben. Die Sieger aber theilten das Land unter sich. 14. Hans Brüggemann, der Bildschnitzer. In keiner Gegend unseres Landes ist die Holzschnitzkunst in früheren Jahren eifriger betrieben worden, als an der Westküste des Herzogthums Schleswig. In Husum ward auch um 1480 der Mann geboren, der das größte Kunstwerk, welches unser Land aufweiset, hervorgebracht hat: Hans Brüggemann. Ueber sein Leben ist uns nur wenig überliefert; aber eines seiner Werke, das in der Domkirche von Schleswig aufgestellte Altarblatt, hat seinen Namen unsterblich gemacht, obwohl in der Inschrift nicht einmal sein Name genannt ist. Brüggemann's Ruf, wird uns berichtet, drang auch zu den Ohren der kunst- liebenden Mönche des Klosters Bordesholm; sie beriefen ihn bald darauf zu stck> und bestellten bei ihm ein großes Altarblatt für ihre klösterliche Kirche. Er schnitzte nun ein Altarblatt von wunderbarer Kunst und vollendete es mit seinen Gesellen nach siebenjähriger Arbeit (1521). Das Holz, woraus es gearbeitet wurde, sott der Meister in Oel, damit es gegen den Wurm gesichert sei; und nock jetzt nach dreihundert Jahren hat noch kein Wurm das feste Eichenholz angefressen. Der ganze Schrein ist 50 Fuß hoch, 25 breit und enthält in 25 Feldern mit 398 vollständig ausgeschnitzten Figuren die verschiedensten und reichsten Darstellungen aus der biblischen Geschichte. Vor allen zeichnet sich durch Schönheit und Mannig- faltigkeit der Figuren das Mittelstück, die Hinwegführung und Kreuzigung Christi, aus. — Der Ruhm des Werkes verbreitete sich bald durch das ganze Land; es kamen viele Fremde, um es in Augenschein zu nehmen, und versicherten, daß sie bei ihrer Wanderung durch ganz Deutschland kein diesem ähnliches Kunstwerk ge- sehen hätten, und boten hohe Summen für einzelne Figuren. So, heißt es, kam einst auch der König Christian Ii. mit seiner Gemahlin und andern Reisege fährten nach Bordesholm und bewunderte die einzige Kunst in dem Werke; seine Gemahlin aber zeigte ihm die einzelnen Bilder mit dem Finger. Als der Meister dies sah, entwarf er alsbald das hohe Paar nach dem Leben. Auf zwei Pfeilern stehend, die vor dem Altare hervorragen, kann man sie auch jetzt noch erblicken. Als nun den Herren zu Lübeck der Ruhm des Werkes zu Ohren kam, lagen sie dem Meister an, daß er bei ihnen auch einen ähnlichen Altar schnitze. Er sagte ihnen das nun nicht allein zu, sondern versprach ihnen sogar, daß er ihnen einen noch weit schöneren Altar liefern wolle. Um dieses zu hindern, sollen ihm die Mönche ein schlimmes Mittel gegeben haben, so daß ihm beide Augensterne weg thränten und er zum Arbeiten nicht mebr fähig war. Von seinem späteren Leben wird uns nur berichtet, daß er in großer Armuth gestorben und in der Georgs-Kapelle zu Husum, einem Hospital für arme und kranke Leute, begraben liege. Die Husumer aber wissen über sein Grab noch zu erzählen und haben ihren berühmten Landsmann nicht vergessen: auf seinem Grabe habe lange ein Grabstein gestanden, an dem der Todtengräber immer seinen Spaten gewetzt habe. Davon sei derselbe allmählich so abgeschliffen, daß zuletzt nur ein kleines Stück mehr übrig geblieben. Jetzt aber ist auch dieses spurlos verschwunden, und keiner vermag zu sagen, an welchem Platze Brügge- mann begraben liegt.

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 213

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
213 ausgerufen. Aber die, welche das Unglück verbunden, trennte das Glück. Aötius, auf seinen Ruhm und auf seine Macht eifersüchtig, schied sich von Thorismund und bewog diesen, in sein Land zurückzugehen. Zur Ent- schädigung für die Beute, die Astius sich vorweg genommen, erhielt Tho- rismund eine fünf Centner schwere Schüssel von Gold, mit den köstlichsten Edelsteinen besetzt, die man für die Tafel des berühmten von den Römern aus dem Tempel zu Jerusalem geraubten salomonischen Tisches gehalten hat. Im Jahre 452 zog Attila über die Alpen nach Italien. Honoria, des römischen Kaisers Schwester, soll sich ihm zur Gemahlin angeboten und ihn eingeladen haben, nach Rom zu kommen. Sie schmachtete des- halb zu Rom im Gefängnisse. Drei Monate lang hielt Aquileja die , Hunnen auf; endlich eroberten sie die Stadt und zerstörten sie gänzlich. Damals flohen viele Römer auf die kleinen sumpfigen Inseln des Adria- tischen Meeres und legten daselbst den ersten Grund der Stadt Venedig. Attila zog gegen Rom. Schon war man auf den Untergang bereitet, als plötzlich Rettung vom Himmel kam. Leo, Bischof von Rom, ein gottbe- geisterter Greis, zog an der Spitze der römischen Geistlichkeit, in priester- lichem Schmuck und mit feierlichem Gesänge, einer Taube des Friedens oder einem gottgcsandten Engel gleich, den wilden mordbegierigen und bluttriefenden Hunnen entgegen. Niemand wagte, die frommen Priester anzutasten. Sie kamen ungehindert vor Attila selbst, und dieser ward Durch den Anblick und die Worte Leo's bewogen, Rom zu verschonen und sogleich den Rückweg einzuschlagen. Die innere geistige Gewalt, womit die Erscheinung des heiligen Greises auf den Helden wirkte, ist in der Sage dergestalt bezeichnet worden, daß Attila über dem Haupte des Greises einen ungeheuren Riesen gesehen, der ihn drohend zurückgeschreckt habe. Auf dem Rückwege aus Italien starb Attila plötzlich. Er wurde mit großer Feierlichkeit zur Erde bestattet. Sein ganzes Heer ritt um seine Leiche. Sie ward in einen goldenen Sarg gelegt, der wieder in einen silbernen und dieser in einen ehernen. Alle, die an seinem Grabe ge- arbeitet hatten, wurden umgebracht, damit niemand es entdecken könne. 3. Bonisacius, der Apostel der Deutschen. Die Gothen und andere deutsche Stämme, welche durch ihre Wanderungen frühzeitig mit den Römern in Berührung kamen, waren dadurch bald zum Christenthum bekehrt worden, aber die Bewohner des eigentlichen Deutschlands verharrten noch im achten Jahrhundert bei ihrem heidnischen Glauben. Freilich war Chlodwig, der König der am Nieder- rhein wohnenden Franken, schon ihm Jahre 496 mit vielen Stammgcnossen getauft worden, und er und seine christlichen Nachfolger hatten, namentlich durch die Tapferkeit Karl Martell's, sich nicht nur das ganze Gallien, sondern auch die meisten deutschen Völker unterworfen, aber um die Aus- breitung des Christenthums hatten sie sich nicht gekümmert, und so war der von Columbanus, Gallus und anderen frommen Mönchen in

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 241

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
241 An den engen gewundenen Straßen standen die ron Fachwerk erbau- ten und mit Stroh gedeckten kleinen Hauser, mit dem Giebel nach der Straße gekehrt, häufig mit einer quergetheilten Hausthür versehen, sodasi der Besitzer über die untere Hälfte hinauslehnen konnte; über der Thür hing an einem Schild das gemalte Zeichen des Hauses, nach welchem der Besitzer oft genannt ward. Die Häuser stiegen nicht senkrecht in die Höhe, sondern der Oberstock sprang über den unteren vor und der zweite wieder über den ersten, sodaß das von oben hereinfallende Licht oft sehr beeinträch- tigt ward. Die Straßenwand der vorspringenden oberen Stockwerke ward auch wohl durch Pfeiler gestützt, sodaß zwischen diesen und dem eingerückten Erdgeschoß ein bedeckter Gang, eine sogenannte Laube, sich fand. Mit dem wachsenden Wohlstand aber und mit der schnellen Entwicklung aller Künste, die mit dem Handwerk in unmittelbarer Verbindung standen, gewann auch das Wohnhaus an Ausdehnung und Behaglichkeit. In der Reihenfolge der Geschlechter ward es ein anderes und blieb doch dasselbe; denn der Enkel baute mit sorgsamer Schonung das nur aus, was der Groß- vater gegründet hatte. So ward das Haus im tiefsten Sinne Eigenthum der Familie, d. h. der fortblühenden Reihe von Geschlechtern, und so bekam es jenes eigenthümliche Gepräge, das zu dem Einerlei unserer numerierten Wohnhäuser im merkwürdigsten Gegensatz steht. Noch zeigt uns Nürn- berg eine Menge solcher mittelalterlichen Häuser. Sie sind auf das Zu- sammenleben der Familie berechnet. Daher haben sie in der Regel eine große, geräumige Flur für Waarenläger u. s. w., breite Treppen, große Gänge und am Hof herumlaufende Galerien als Tummelplätze für die Ju- gend, große Familienzimmer. Die an den Decken hervortretenden Balken geben passende Gelegenheit zu Zierrathen. Einen außerordentlichen Reiz aber besitzt das Haus in den vortretenden Erkern und Eckthürmchen, die, nach dem Familienzimmer offen, als gemüthliche Arbeits- und Plauder- winkel dienen, nach außen aber durch ihre zierliche Gestalt, ihre Spitzdächer und Gesimse zur heiteren Belebung der Straße beitragen. Hier ist denn auch außen die reichste Steinmetzarbeit angebracht, innen Tafelwerk und Holzschnitzerei, bemalt und vergoldet und mit bedeutsamen Versen und Sprüchen geziert, und solch ein Erker erscheint dann am Hause, wie der Ehor an der Kirche, als das schmuckreichste Heiligthum. Am frühesten aber entwickelte sich die Pracht der Baukunst an den öffentlichen Gebäuden. Denn zwischen Herden und Strohdächern erhoben sich kunstvolle riesige Bauten, die Gemeindczwecken dienten, Rathhäuser und Kirchen. Je mehr sich der Wohlstand und das Behagen der Städte im vierzehnten Jahrhundert steigerte, desto mehr wetteiferten sie, mit Stolz zu zeigen, was Geld und Arbeit vermöge. Es bildeten sich enggeschlossene Verbindungen der Baugewcrkleute, namentlich der Maurer und der Stein- metzen, die sogenannten Bauhütten, die allmählich zu förmlichen Schulen der Baukunst wurden. Ihre Lehre war eine geheime, außer den Mitgliedern durfte niemand die Hütte betreten. Aber aus dem unglaublichen Wetteifer und dem uneigennützigen Zusammenwirken der verschiedenen Baugewerke Vaterländisches Lesebuch. <0

10. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
41 er sich nicht auf; wie konnte er auch, da seine Geschäfte und Kriege ihn unaufhörlich umhertrieben? Es war damals überhaupt nicht gewöhnlich, daß ein König eine bestimmte Residenz hatte, weil es nicht so leicht wie jetzt war, von einem Orte aus ein großes Land zu regieren. Am liebsten verweilte er in Heristal, in Aachen, Nymwegen und in I n g e l h e i m bei Mainz. An allen vier Orten baute er sich Schlösser. Das schönste war in Aachen; hierhin zog ihn schon der Gebrauch der warmen Bäder, die er sehr liebte. Hier baute er auch ein herrliches Münster, welches jedermann bewunderte. Es war mit Gold und Silber geschmückt und mit Fenstern, Türen und Gittern von blinkendem Erz versehen. Aus Italien ließ er die majestätischen Säulen und Marmorblöcke kommen, wofür sich der Papst einige deutsche Pferde ausbat, die wegen ihrer Stärke geschätzt wurden. Die Künstler zum Bau wurden weit und breit her verschrieben. Die Kirche bestand aus einem achteckigen, auf Säulen ruhenden Kuppelbau, der von einem sechzehnseitigen zweistöckigen Umgänge umschlossen wurde. Von außen war sie schmucklos, im Innern dagegen war sie mit italienischen Mosaikgemälden schön verziert. Papst Leo kam selbst, um sie einzuweihen. Damit dieser große Kaiser, der mit kräftiger Hand die Zügel seiner Reiche lenkte, während er zugleich sein Volk die friedliche Kunst des Landbaues, seine Richter Übung der Gerechtigkeit und seine Priester den wahren Gottesdienst lehrte, uns recht eindrücklich vor Augen bleibe, wollen wir sein Äußeres beschreiben. Er war von großem, starkem Körperbau, sieben seiner eigenen Füße lang, dabei so kraftvoll, daß man von ihm erzählt, er habe Hufeisen wie Brot zerbrechen können und einst einen Sarazenen bis auf den Sattelknopf gespalten. Sein Gesicht war fast stets heiter; denn er war ein Freund unschuldigen Scherzes. Sein Hinterkopf war rund, mit schönem Silberhaar geziert, seine Nase etwas groß, seine Augen groß und klar und mit durchbohrendem Blicke, wenn er zürnte. Lein Nacken war kurz und fett, sein Unterleib in spätern Jahren etwas stark, sein Gang männlich, fest und voll Würde, nur feine Stimme heller, als man bei so großem Körper hätte erwarten sollen; dieser
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