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hebt. Dieses Schloß wurde fortan des Königs Lieblingsaufenthalt, in dem er nach ernster Tagesarbeit im Verkehr mit gleichgesinnten Freunden seine liebste Erholung fand. Die Abendgesellschaften in Sanssouci wurden bald iu ganz Europa berühmt. Da wechselten heitere und gelehrte Gespräche mit Theateraufführungen und Konzerten. Von 1748 ab war das Schloß Sanssouci den größten Teil des Jahres hindurch die Residenz des Königs; später trat das viel geräumigere und prachtvollere Nene Palais bei Potsdam an dessen Stelle.
Ehe wir von der friedlichen Tätigkeit, die der König nach dem Ii. Schlesischen Kriege entfaltete, scheiden, müssen wir noch seiner großen Verdienste um die Rechtspflege in seinem Lande gedenken. In spätestens einem Jahre sollte jeder Prozeß zu Ende gebracht werden. Mit dieser Verbesserung wurde in Pommern der Anfang gemacht; denn hier fand der Minister Cocceji, des Königs Ratgeber, 2400 Prozesse vor, darunter einen, der 200 Jahre alt war. Schon nach einem Jahre konnte der Justizminister dem Könige berichten, daß alle diese Prozesse erledigt waren und kein Prozeß mehr rückständig sei. Im Jahre 1748 war das neue, segensreiche Verfahren im ganzen Königreich eingeführt.
5. Der Siebenjährige Krieg«
Maria Theresia konnte das geliebte Schlesien, das ihr „der böse Mann" geraubt hatte, uicht verschmerzen. Da sie aber die Tapferkeit und Tüchtigkeit des preußischen Heeres genugsam erkannt hatte, wagte sie es nicht sogleich, die Waffen gegen Friedrich zu ergreifen, sondern war bemüht, ihr Heer nach preußischem Muster auszubilden. Dann suchte sie unter deu europäischen Fürsten nach Bundesgenossen gegen den König, dessen wachsende Größe die übrigen Mächte mit Neid und Mißgunst erfüllte. Es gelang ihr auch, mit Rußland, Polen, wachsen und Frankreich gegen Preußen ein Bündnis zustande zu bringen, das den Zweck hatte, Friedrichs Land zu teilen und ihn selbst zum Markgrafen von Brandenburg zu erniedrigen. Indessen erhielt der König von den Plänen seiner Feinde Kunde und beschloß, ihnen zuvorzukommen.' Wie der Sturmwind wollte er in die Wolken brechen, die sich von allen Seiten um sein Haupt zusammenzogen; durch die Kraft eines unwiderstehlichen Angriffs gedachte er die Wetter zu zerteilen, ehe sie sich entluden.
Vor allem kam es daraus an, sich Sachsens zu bemächtigen, um beim weiteren Vorrücken gegen die Österreicher im Rücken gedeckt zu sein. Nachdem er die schlesischen Festungen kriegsmäßig ausgerüstet und sein Heer, das aus 150000 wohlgeübten Krieg-gent bestand, in Bereitschaft gefetzt hatte, überschritt er aus drei verschiedenen Wegen im August 1756 mit 60 000 Mann die säch-
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und legt auf den nichts Böses ahnenden König, der an ihm vorüberreitet, an. Friedrich aber verliert seine Geistesgegenwart nicht; dem Soldaten fest ins Auge blickend, ruft er ihm drohend zu: „Du! Du!" Betroffen nimmt der Kroat das Gewehr bei Fuß und verharrt in dieser Stellung so lange, bis der König vorüber ist.
Gleich zu Beginn des Jahres 1758 begann die Russennot. Die Russen drangen sengend und plündernd bis in die Gegend von Küstrin vor. Zerstörte Dörfer und Städte, halbverhungerte, wild umherirrende Bauern bezeichneten ihren Weg. Am 25. August siegte Friedrich, der aus Mähren herbeigeeilt war, über die russischen Horden bei Zorndorf in der Nähe von Küstrin.
In dieser Schlacht hatte einer der tapferen Soldaten Friedrichs des Großen vor den russischen Batterien sein Pferd verloren, und von derselben Kugel war auch dem Reiter der Fuß schwer verletzt worden. Schon mußte er fürchten, auf dem Schlachtfelde liegen zu bleiben und überritten zu werden, als eine Schar Preußen in seine Nähe kam. Da richtete sich der Verwundete auf und hielt sich an dem Steigbügel eines an ihm vorbeireitenden Offiziers fest. Dieser ließ sogleich sein Pferd langsam gehen, bis er den Verwundeten in Sicherheit gebracht hatte. Dann reichte er ihm seinen Krückstock mit den Worten: „Mein Sohn, hilf dir damit weiter fort." Der Offizier war kein Geringerer als der König selbst, der auf diese Weise einem tapferen Kameraden das Leben rettete.
Nach ihrer Niederlage zogen die Russen nach Ostpreußen und nahmen hier Winterquartiere, während Friedrich nach Sachsen eilte. Trotz der Warnung seiner besten Generale bezog er rings um das Dorf Hochkirch ein Lager, fast schutzlos vor den österreichischen Kanonen. „Wenn Daun uns hier nicht angreift", sagte der Feldmarschall Keith, „so verdient er, gehangen zu werden." „Ich hoffe", erwiderte Friedrich, „er wird sich mehr vor uns fürchten als vor dem stricke." Aber er hatte sich gründlich getäuscht. Dann überfiel am frühen Morgen des 14. Oktober die nichts Böses ahnenden Preußen, die in dem nächtlichen Kampfe gegen die Übermacht empfindliche Verluste erlitten. Friedrich war tief erschüttert. Mit dem Schmerz um die Niederlage mischte sich die Trauer um den Tod seiner Lieblingsschwester, der Markgräfin von Bayreuth; sie war in derselben Morgenstunde gestorben, in der Friedrich feine harte Niederlage erlitten hatte.
Zehn Monate nach der Überrumpelung bei Hochkirch schlug ihn fc)er österreichische Feldmarschallsaudon, der sich mit denrussen vereinigt hatte, bei Kunersdorf in der Nahe von Frankfurt a. O. am 12. August 1759. Es war die größte Niederlage, die Friedrich jemals erlitten. Er hatte in der Schlacht zwei Pferde verloren; eine Flintenkugel, die ihn getroffen, prallte an einem
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Nach dem Abzüge der Russen konnte sich Friedrich wieder freier bewegen. Doch gelang es den Österreichern unter Laudon, am 1. Oktober 1761 unter dem Schutze eines dichten Nebels in drei Stunden Schweidnitz, das stärkste Bollwerk Friedrichs in Schlesien, zu erobern. Mit dem Falle von Schweidnitz fiel ein großer Teil Schlesiens den Feinden wieder in die Hände. In Pommern hausten die Russen und hatten dort die Festung Kolb erg erobert. Aber trotzdem war es Friedrichs unerschütterlicher Vorsatz, nie einen entehrenden Frieden zu unterzeichnen.
In dieser höchsten Not ward dem Könige unerwartete Hilfe zuteil. Am 5. Januar 1762 starb nämlich seine erbittertste Feindin, die Kaiserin Elisabeth von Rußland. Ihr Sohn und Nachfolger, Peter Iii., war ein eifriger Verehrer Friedrichs. Er schloß sofort Frieden mit Preußen, gab alle besetzten Gebiete heraus und stellte dem Könige sogar ein Hilfskorps. Peter Iii. wurde indessen bald ermordet, und seine Gemahlin, die als Katharina Ii. den russischen Thron bestieg, befahl ihren Truppen heimzukehren, gerade als Friedrich am nötigsten ihrer Hilfe bedurfte. Der König aber wußte den russischen Feldherrn zu bewegen, den Befehl zum Abzüge noch drei Tage geheim zu halten. In dieser Zeit schlugen die Preußen, die Anwesenheit der Russen geschickt benutzend, die Österreicher bei Burkersdorf in der Nähe von Schweidnitz. Nach diesem Gefechte belagerte Friedrich die Festung Schweidnitz, die am 9. Oktober in seine Hände fiel, so daß er sich von neuem im unbestrittenen Besitze Schlesiens befand.
Während der Belagerung von Schweidnitz war einem Pagen des Königs das Pferd unter dem Leibe erschossen worden, und er selbst hatte eine bedeutende Quetschung davongetragen. Mit schmerzlichen Gebärden eilte er davon, aber Friedrich rief ihm zu: „Wo will Er hin? Will Er wohl den Sattel mitnehmen?" Der Page mußte umkehren und den Sattel abschnallen, trotzdem die feindlichen Kugeln ihm und dem König um die Ohren sausten.
Da inzwischen auch die Franzosen von dem Bündnis mit Österreich zurückgetreten waren, sehnte sich Maria Theresia nach Frieden. Ant 24. November 1762 kam ein Waffenstillstand zustande, dem dann am 15. Februar 1763 auf dem Jagdschlösse Hubertusburg der Friedensschluß folgte. Friedrich blieb im Besitze von ganz Schlesien, verzichtete auf jede Entschädigung für sich und sein Land, gab dem Kurfürsten von Sachsen sein Land zurück und verpflichtete sich, dem Sohne der Kaiserin Maria Theresia, dem Erzherzog Joseph, bei der nächsten Kaiserwahl seine Stimme zu geben.
So war denn der langjährige Krieg beendet, und ruhmgekrönt kehrte Friedrich, dem man schon nach Beendigung des Ii. Schlesischen Krieges den Namen „der Große" beigelegt hatte,
Epstein, Friedrich der Große. Kl. Ausg. 4
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betrug als vor dem Kriege. ^)anz besonders sorgte der König für sein Schmerzenskind, das neuerworbene Schlesien.
Wie Friedrich nach Beendigung des Ii. Schlesischen Krieges die sumpfige Gegend an der Oder entwässert und in fruchtbare Gefilde verwandelt hatte, so ließ er nach dem Siebenjährigen Kriege auch das Warthe- und Netzebruch durch Anlegung von Deichen und Dämmen in blühende Felder und Wiesen umwandeln und siedelte hier Hunderte von deutschen Familien an, so daß zahlreiche neue Dörfer entstanden.
Wie segensreich die Fürsorge des Königs für den Ackerbau gewesen ist, geht daraus hervor, daß während seiner Regierung gegen 400 000 Morgen wüsten Landes urbar gemacht wurden. Zur Förderung des Landbaues ließ er auf eigene Kosten erfahrene Landwirte nach Holland, England und in andere Länder reisen, damit sie die Erfahrungen, die sie auf solchen Reisen sammelten, bei ihrem Grundbesitz anwenden und auch andere zur Nacheiferung anspornen sollten.
Wie der Landwirtschaft, so widmete der König auch der Gewerbtätigkeit seine besondere Aufmerksamkeit. Wie sein Vater, so handelte auch er nach dem Grundsätze: „Das Geld muß im Lande bleiben!" und war deshalb unablässig bemüht, in seinem Lande immer neue Gewerbe einzuführen. In Berlin gründete er im Jahre 1761 die noch jetzt bestehende Königliche Porzellanfabrik, die sich bald durch die Vortrefflichkeit ihrer Waren auszeichnete und reichlichen Gewinn einbrachte. Ebenso ries er dort eine Zuckerfabrik ins Leben, der bald andere folgten. In Eberswalde errichtete er auf eigene Kosten eine Eisen- und Stahlfabrik und ließ aus Suhl, wo diese Industrie damals schon in hoher Blüte stand, hundert Familien von Messer- und Scherenschmieden kommen. Um den Erzeugnissen seines Landes mehr Absatz zu verschaffen, verbot er fremde Waren entweder ganz oder belegte sie mit hohen Einfuhrzöllen.
In engster Beziehung mit der Hebung der Gewerbtätigkeit stand die Förderung des Handels und Verkehrs. Fort und fort sorgte Friedrich für die Verbesserung der Landwege und Heerstraßen. Auch der Bau von Kanälen wurde eifrig fortgesetzt. Nach der Erwerbung Westpreußens wurde der Bromberger Kanal gegraben, durch den alle Flüsse zwischen Elbe und Weichsel miteinander verbunden wurden. Um den Kaufleuten bei augenblicklichen Verlegenheiten gegen geringen Zinsfuß Geld zu verschaffen, gründete der König in Berlin die Königliche Bank, die ihre Tätigkeit bald auf alle Landesteile ausdehnte. Zur Hebung des Seehandels wurde die Seehandlungsgesellschaft ins Leben gerufen, der zur festeren Begründung das Recht des Alleinverkaufs des Salzes verliehen wurde.
Neben den auf die Förderung des Wohlstandes gerichteten
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manten besetzter Krücke. Seine einzige kostbare Liebhaberei waren Dosen.
Einer ganz besonderen Gunst erfreuten sich bei Friedrich, der sich als Kronprinz und auch noch in der ersten Zeit als König sonderbar gekleidete Affen in seinen Zimmern gehalten hatte, in späteren Jahren seine Hunde, die Windspiele, die er mit Vorliebe zum Gegenstände seiner Erholung und Erheiterung machte.
% Diese Windspiele hatten einen förmlichen Stand am Hofe, sie
waren des Königs treue Begleiter in seiner Wohnung, auf seinen Spaziergängen, auf den Reisen und im Felde.
In seiner Lebensführung war der König sehr einfach. „Ich bin arm", Pflegte er zu sagen, „aber der Staat ist reich. Mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate." Von den 1,2 Millionen Talern, die für seine Hofhaltung bestimmt waren, brauchte er uur 200000 Taler, den Rest verwandte er zum Wohle des Staates. „Da Preußen arm ist", sagte er, „muß der Regent dieses Landes sparsam sein. Gibt er das Beispiel der Verschwendung, so werden seine Untertanen, die arm sind, ihm nachzuahmen suchen und sich dadurch zugrunde richten."
Wie der König selbst sich in seinem Äußeren durch größte Einfachheit auszeichnete, so verlangte er solche auch von seinen Offizieren. Als bei einer Truppenbesichtigung ein Regiment an ihm vorbeimarschierte, bemerkte er an einem Offizier eine überaus große Uhrkette mit einer Menge von Zieraten. „Heda, Herr! Was hat Er da an sich herumbammeln?" fragte er. „Es ist meine Uhrkette, Majestät", war die Antwort. „So?" sagte der König; „ich glaubte, Er trüge das ganze Glockenspiel von Potsdam an sich. Lasse Er doch hinsüro das Zeug weg!"
Gemäß seinem Grundsätze: „Ich bin der erste Diener des Staates", war Friedrich vom frühen Morgen bis zum späten Abend tätig „für Ruhm und Vaterland", wie sein Wahlspruch lautete. Seine Tagesordnung war festgeregelt; von ihr wich er nur felteu ab. Im Sommer stand er um drei, selten nach vier Uhr auf, im Winter eine Stunde später, und nur in seinen alten Tagen erhöhte sich die Zeit, in der er schlief, von sechs auf sieben, ja acht und neun Stunden. Seine Diener mußten ihn zur bestimmten Zeit wecken und erforderlichenfalls zum Aufstehen nötigen. Einst kam ein Bedienter, den der König eben erst angenommen hatte, um seinen Herrn zu wecken. Friedrich sagte schlaftrunken: „Laß mich doch noch ein wenig schlafen! Ich bin noch gar zu müde." „Euer Majestät haben mir befohlen, ich sollte so früh kommen", war die Antwort. — „Nur noch eine einzige Viertelstunde, sag ich." — „Keine Minute, Euer Majestät; es ist vier Uhr, ich lasse mich nicht abweisen." — „Nun, das ist brav!" rief der Köuig, „du würdest übel angekommen sein, wenn du mich hättest liegen lassen."
In einer Viertelstunde war der König angezogen. Dann
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alte Mann entwaffnete den erzürnten Herrn mit den Worten: „Haben denn Euer Majestät nie eine Schlacht verloren?"
Von seinen Untertanen wurde der Alte Fritz wie ein Vater von seinen Kindern geliebt. Wenn er durch die Straßen Berlins ritt, standen die Hausväter freudestrahlenden Antlitzes vor der Tür und grüßten ihn ehrerbietig. Stets lief eine Menge Kinder neben und vor ihm her. Sie faßten ihn am Rocke und stellten sich wohl auch auf die Zehen, um den „lieben Vater Fritz" zu sehen. Friedrich ließ sie gewähren und ermahnte sie nur, wenn sie es etwas toll trieben, sein Pferd nicht scheu zu machen. Als sie es einst aber gar zu arg machten, erhob er seinen Krückstock und rief ihnen drohend zu: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule gehen!" Da schrie der ganze Chor ihm jubelnd nach: „Der Alte Fritz will König sein und weiß nicht einmal, daß am Mittwoch-Nachmittag keine Schule ist!"
Unter Mühen und Sorgen war der König inzwischen alt geworden. Immer stiller, leerer und einsamer wurde es um ihn; denn von seinen Freunden entriß der unerbittliche Tod ihm einen nach dem anderen. Nun neigte sich auch sein Lebensweg dem Ende zu. Trotzdem gönnte er seinem Körper, bei dem sich bereits die Gebrechen des Alters bemerkbar machten, keine Ruhe. Mit der größten Gewissenhaftigkeit erfüllte er alle Pflichten seines königlichen Berufes. „Mein Stand verlangt Arbeit und Tätigkeit", pflegte er zu sagen; „mein Leib und mein Geist beugen sich unter ihre Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, das; ich tätig bin."
Im August 1785 unternahm er eine große Reise nach Schlesien und hielt im strömenden Regen sechs Stunden lang eine Heerschau bei Breslau ab. Noch an demselben Tage erkrankte er an einer heftigen Erkältung. Bald bildete sich sein altes Leiden, die Gicht, zur Wassersucht aus, und unter mannigfachen Beschwerden verbrachte er den Winter im Stadtschloß zu Potsdam.
Als ihm ant 26. Januar 1786 der Tod des Generals von Zielen gemeldet wurde, sagte er: „Unser alter Zieten hat auch bei seinem Tode sich noch als General gezeigt. Im Kriege kommandierte er immer die Vorhut, und ich führte die Hauptarmee. So wird's auch jetzt sein, ich werde ihm bald folgen."
Mit dem Beginne der wärmeren Jahreszeit schienen noch einmal seine Lebensgeister aufzuflackern. Er siedelte nach seinem geliebten Sanssouci über, um in der frischen Luft seiner Gärten Erholung zu suchen. Hin und wieder unternahm er wohl auch noch kurze Spaziergänge. Immer heftiger traten die Beschwerden seines Leidens auf und bereiteten ihm schlaflose Nächte. Trotzdem erlitten die Regierungsgefchöfte feine Unterbrechung. Die schlaflosen Nächte veranlaßten ihn sogar, noch früher als bisher fein Tagewerk zu begiuuen. Die Kabinettsräte mußten bereits
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Keiner wagte, ihn anzureden. Als die Reste seiner geliebten Garde an ihm vorüberzogen, rief er schmerzerfüllt: „Kinder, ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt; aber habt Geduld, ich werde alles wieder gut machen."
Er wandte sich gegen die Franzosen und die Reichsarmee nach Thüringen. Der französische Heerführer Soubise hatte mit 8000 Mann die Stadt Gotha besetzt und war eben im Begriffe, sich mit seinen Offizieren an der reichgedeckten herzoglichen Tafel niederzulassen, als plötzlich der preußische General Seydlitz mit 1500 Reitern vor den Toren der Stadt erschien. Die Franzosen dachten an keinen Widerstand; sie verließen die rauchenden Schüsseln und eilten aus der Stadt. Nur wenige ihrer Soldaten wurden gefangen genommen, aber desto mehr Kammerdiener, Köche, Haarkünstler und Schauspieler, die damals von einer französischen Armee unzertrennlich waren. Das Gepäck vieler Generale fiel den Preußen in die Hände, darunter eine Menge drolliger Sachen: wohlriechende Wasser, Pomaden, Sonnenschirme, Schlafröcke, Affen und Papageien. Seydlitz ließ sich mit seinen Offizieren den Rest der Speisen trefflich munden, übergab einen Teil der Beute den Husaren, die Gefangenen aber schickte er ohne Lösegeld zurück. Die Franzosen waren darüber ebenso vergnügt, als wenn sie eine Schlacht gewonnen hätten; der Mut zu fechten wuchs ihnen, und ihre einzige Besorgnis war, der König möchte ihnen entrinnen. Aber bald ereilte sie ihr Schicksal.
Bei Roßbach, eine Meile von Lützen, wo Gustav Adolf gefallen war, errang Friedrich am 5. November 1757 einen glänzenden Sieg über die Reichstruppen, die „Reißausarmee", und die hoffnungstrunkenen Franzosen, die nach kaum zweistündigem Kampfe in rasender Eile die Flucht ergriffen und erst an ein Stillstehen dachten, als sie sich jenseits des Rheins vor Friedrichs Verfolgung sicher wußten. Ihr ganzes Lager, darunter allerlei Putz und Flitter, fiel den Preußen in die Hände.
Viele einzelne Züge vermehren die Merkwürdigkeit dieses Tages. Der König traf auf dem Schlachtfelde einen französischen Grenadier, der sich wie rasend gegen drei preußische Reiter verteidigte und sich nicht ergeben wollte. Der Befehl des Königs machte dem ungleichen Kampfe ein Ende. Als Friedrich den Franzosen fragte, ob er sich denn für unüberwindlich hielte, antwortete dieser: „Ja, Sire, unter Ihrer Anführung."
Ein preußischer Reiter, im Begriffe, einen französischen gefangen zu nehmen, erblickte in dem Augenblicke, als er Hand anlegen wollte, einen österreichischen Kürassier hinter sich mit dem Schwerte über seinem Kopse. „Bruder Deutscher!" rief er ihm zu, „laß mir den Franzosen!" „Nimm ihn!" antwortete der Österreicher und sprengte davon.
Die Beute der Preußen war sehr groß. Es wurden 72 Ka-
E pst ein, Friedrich der Große. Kl. Ausg. 3
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nonert und. 22 Fahnen erobert und 6220 Gefangene gemacht. Die vereinigten feindlichen Armeen hatten 3560 Tote und Verwundete, die Preußen nur 365. Als der glänzende Sieg in Deutschland bekannt wurde, herrschte überall große Freude, und Heller als je strahlte der Ruhm Friedrichs des Großen. Sein Name ging von Mund zu Mund, und in allen deutschen Gauen sang man:
„Und wenn der Große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hofen,
So läuft die ganze Reichsarmee,
Panduren und Franzosen."
Lange konnte sich Friedrich indessen nicht der Siegesfreude überlassen. Nachdem er sich mit den Trümmern einer geschlagenen preußischen Armee vereinigt hatte, zählte sein Heer etwa 30000 Mann, während die Feinde fast dreimal so stark waren und bei Leutheu eine vorteilhafte Stellung eingenommen hatten. Trotzdem beschloß er, sie anzugreifen, „und wenn sie auf den Kirchtürmen von Breslau oder auf dem Zobtenberge ständen."
Im Morgengrauen des 5. Dezember eröffnete Friedrich mit seinem kleinen Häuslein, das die Feinde unerschrocken die „Berliner Wachtparade" nannten, den Angriff. Unter dem Gesänge frommer Lieder rückten die Preußen den Österreichern entgegen. Ein Offizier fragte den König, ob er den Gesang verbieten solle. „Laß Er das!" erwiderte Friedrich, „mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen." Und seine Hoffnung wurde nicht znfchanden. Noch ehe die Sonne des kurzen Dezembertages sank, war die Schlacht entschieden; in wilder Flucht eilten die Österreicher davon. Sie hatten 116 Kanonen und 59 Fahnen verloren; außerdem waren 21000 Mann gefangen genommen worden. Als die Nacht ihren dunklen Schleier über das blutgetränkte Schlachtfeld ausbreitete, stimmte ein Grenadier das Lied an: „Nun danket alle Gott!" Bald fang das ganze Heer den „Choral von Leuthen".
Die Kunde von dem herrlichen Siege bei Leuthen rief bei allen Preußen einen unbeschreiblichen Jubel hervor, und überall gab man feiner Freude Ausdruck, indem man fang: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann; so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 80000 Mann!"
Die Winterquartiere nahm der König in dem wiedergewonnenen Schlesien zu Breslau. Darauf folgten für ihn die zwei unglücklichsten und schwersten Jahre 1758 und 1759. Mit knapper Not entging er eines Tages einer ernsten Lebensgefahr. Er war mit seinem Gefolge aus eine Anhöhe geritten, von wo aus er die ganze Gegend überschauen konnte. Von dem Feinde war keine Spur zu sehen. Plötzlich erhebt ein Kroat den Laus seines Gewehrs über einen Zaun, hinter dem er sich verborgen hat,
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hofen Leutheu Breslau Breslau