14
Nun ging die Katze auch zu dem Spitzchen und sagte ebenso.
Aber der Spitz wollte keine gestohlene Bratwurst essen und wollte
auch nichts mit der spitzbübischen Katze zu thun haben. „Nein,"
sprach er, „du Betrügerin, du Diebin, ich begehre keine Brat-
wurst von dir." Und er faßte sie am Ohr und führte sie in
die Küche und erzählte da alles, wie es gewesen war. Da wurde
der Katze die Bratwurst abgenommen, und sie bekam tüchtige
Schlage, weil sie in die Speisekammer geschlichen war und gestohlen
hatte. Das Möpschen uitb das Pommerchen wurden ansgeschol-
ten und bekamen den Tag nichts zu essen, weil sie den Diebstahl
verheimlicht hatten. Der Spitz aber wurde gelobt und bekam
die ganze Bratwurst zur Belohnung.
23. Hund und Katze.
«ss im.)
Zum Herrn kam Hund und Katze herein,
verklagten einander mit Heulen und Schrei'n:
„Hund hat mich so sehr ins Bein gebissen!" —
„Und mir hat Kätzchen die Nase zerrissen!" —
„Hund hat in der Küche genascht den Braten!" —
„Das Kätzchen ist über die Milch geraten!"
Was sagte der Hausherr zu ihrem Streit?
Er suchte den Stock, der war nicht weit.
Ihr habt euch beide einander nicht lieb,
und eins wie das andere ist ein Dieb!
Drum mögt ihr beide euch nur bekehren,
sonst soll der Stock euch Besseres lehren!
Wenn sich nun zwei nicht können vertragen,
so heißt es von ihnen bis zur Stund':
Sie leben zusammen wie Katz' und Hund.
24. Die Zeit.
(O Schulz.)
Wir teilen Tag und Nacht in 24 Stunden. Den Tag fangen
wir um Mitternacht an zu zählen, von da bis zum Mittag sind
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
49
82. Sonnenschein und Regen.
(Schmid.)
„Wenn doch nur immer die Sonne schiene!" sagten die
Kinder an einem trüben, stürmischen Regentage. Ihr Wunsch
schien bald in Erfüllung zu gehen. Denn mehrere Monate lang
erblickte man kein Wölklein am Himmel. Die lange Trockenheit
richtete aber großen Schaden auf Äckern und Wiesen an. Im
Garten verwelkten Blumen und Kräuter, und der Flachs, auf den
sich die Mädchen so sehr gefreut hatten, wurde kaum Fingers lang.
„Seht ihr nun," sprach die Mutter, „daß der Regen eben
so notwendig ist, als der Sonnenschein? Lernt aber zugleich ans
dieser weisen Einrichtung Gottes die heilsame Wahrheit, daß es
auch für uns Menschen nicht gut wäre, wenn wir lauter heitere,
frohe Tage hätten. Es müssen auch trübe Tage, Trübsale und
Leiden, von Zeit zu Zeit über euch kommen, damit ihr zu guten
Menschen heranwachset."
Sonnenschein und Sturm und Regen,
Freud' und Leid sind Gottes Segen.
83. Der Strohmann.
(Curtman.)
Ein Bauer hatte einen gar schönen Weizenacker, die Ähren
waren voll Körner, und die Körner waren voll Mehl, und sie
waren beinahe reif. Da kamen die bösen Spatzen und fielen ihm
in seinen Weizen und fraßen die halbreifen Körner, und wenn sie
es so fortgetrieben hätten, so hätte der Mann gar nichts bekom-
men. Da ging er des Morgens in aller Frühe hinaus, um auf
diese Spitzbuben zu schießen; allein, als er hinkam, waren sie schon
da gewesen; denn die Spatzen stehen noch früher auf als die Bauern.
Und sie hatten ihm schon wieder ein Stück Weizen nusgefressen
und saßen nun auf des Nachbars Kirschbanm und naschten Kirschen
und lärmten, als wenn sie sich über ihre Spitzbüberei freuten. Der
Bauer kratzte sich hinter den Ohren und besann sich, was er machen
sollte; denn seinen guten Weizen wollte er ihnen doch nicht lassen.
Auf einmal fiel ihm ein Mittel ein. Als er nach Hanse kam,
nahm er einen Stock, so groß als ein Mensch, wickelte Stroh darum,
Gabriel ». Supprian, Lesebuch. D. 1. 4
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Schmid Gabriel Supprian
50
bis er dick genug war, und machte ihm zwei Arme, zog ihm dann
seinen alten Rock an, setzte ihm seinen alten Hut auf und gab
ihm eine große Peitsche in die Hand. Als die Spatzen schlafen
gegangen waren, nahm er dieses Ungetüm, trug es hinaus und
stellte es mitten in seinen Weizenacker, gerade, als wenn es ein
lebendiger Mann wäre. Den andern Morgen, sobald die Spatzen
aufwachten, flogen sie eiligst nach dem Acker, wo sie es sich gut
schmecken lassen wollten; aber als sie hinkamen, siehe da, da stand
schon der Bauer in seinem alten Rocke und in seinem alten Hute
und drohte ihnen mit der Peitsche. Da es so gefährlich aussah,
getrauten sie nicht herbeizufliegen, sondern lauerten in der Nachbar-
schaft, ob denn der Peitschenmann gar nicht nach Hause gehen würde.
Aber er ging nicht; sie mochten warten, so lange sie wollten, er
blieb immer stehen, und wenn der Wind kam, so schwang er seine
Peitsche so hoch, daß es ihnen ernstlich bange wurde. Endlich flo-
gen sie mit hungrigem Magen nach Hause; sie hofften aber, viel-
leicht würde der Bauer, als er so frühe in das Feld gegangen sei,
sein Fenster offen gelassen haben; und dann wollten sie sich über
seine Käse hermachen, welche er gewöhnlich da trocknete. Aber das
bekam ihnen noch übler. Als nämlich der Bauer die Spatzen so
nach seinem offenen Fenster lugen sah, versteckte er sich hinter die
Thüre, und als nun die schlimmen Käsediebe hineingeflogen waren
und eben meinten, einen recht glücklichen Fund gemacht zu haben,
da zog er das Fenster mit einem Faden zu, und siehe da, die
Herren Spatzen waren allesamt gefangen, und es ging ihnen, wie
es allen Spitzbuben gehen muß.
84. Lied vom Windmüller.
(Löwenstein.)
Was muß der Müller haben,
wenn uns das Brot soll laben?
Durch Gottes güt'ge Vaterhand
gedeiht das Korn im ganzen Land,
der Roggen und die Gerste,
die sind das allererste.
Gerst' und Roggen muß er haben.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Und wie sie so weit war hergeflogen,
da hat sie sich nicht in der Zeit betrogen.
Der Schnee schmolz weg, die Sonne schien warm,
es spielte manch fröhlicher Mückenschwarm;
die Schwalbe litt keinen Mangel noch Not,
sie fand für sich und die Kinder Brot.
55. Hans und die Spatzen.
(Löweiistein.)
„Ach, Vater, sprich, wie fang' ich's an,
daß ich die Spatzen fangen kann?
Die Spatzen!"
Der Vater spricht: „So streu, mein Hans,
hübsch Salz den Spatzen auf den Schwanz!
Den Spatzen!"
Drauf nimmt er eine Hand voll Salz
und lauert mit gestrecktem Hals
auf Spatzen.
Und als der erste sich gesetzt,
schleicht er heran: „Dich krieg' ich jetzt!
Dich Spatzen!"
Das Spätzleiil aber flog, husch, husch,
hinweg zum nächsten Lindenbusch.
Ach Spatzen!
„Sie halten, Vater, ja nicht still,
wenn ich das Salz hinstreuen will, —
die Spatzen!"
„So laß die Spatzen, Hans, in Ruh —
sie sind halt klüger doch als du —
die Spatzen."
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
56
„Ihr seid ja recht aufgeräumt/' spottete der Rabe, der es mit
ansah, „Ihr habt wohl zu viel Weintrauben genossen?"
„Ach," sagte der Huchs, „ich mag die Weintrauben nicht, sie sind
noch nicht reif und schmecken bitter."
„Und dabei hängen sie für Lucb zu hoch," spottete nochmals der
Rabe.
04. Rätsel.
(Hoffinanii von Fallersleben.)
Lin Utännlein steht im Walde
ganz still und stumm,
es hat von lauter Purpur
ein Uläntlein um.
Lagt, wer mag das Wännlein sein,
das da steht im Wald' allein
mit dem purpurroten Ukäntelein?
Das Wännlein steht im Walde
auf einein Bein
und hat auf feinem bfaupte
schwarz Aäpplein klein.
Lagt, wer mag das Ucännlein sein,
das da steht im Wald allein
mit dem kleinen schwarzen Aäppelein?
Das Wännlein dort auf einem Bein,
init feinem roten Ucäntelein
und seinen! schwarzen Aäppelein,
kann nur die Hagebutte sein!
05. Der Kürbis und die Eichel.
(Schmid.)
Lin Bauersmann lag in dem Lchatten einer Liche und betrachtete
eine Aürbisstaude, die an dem nächsten Gartenzaune emporwuchs. Da
schüttelte er den Aopf und sagte: „ijmm! hum! das gefällt mir nicht,
daß die kleine niedrige Ltaude eine so große, prächtige Hrucht trägt,
der große, herrliche Lichbaum aber nur so kleine, armselige Früchte
hervorbringt. Wenn icb die Welt erschaffen hätte, fo hätte mir der
Lichbaum init lauter großen, goldgelben, centnerschweren Aürbissen pran-
gen müssen. Das wäre dann eine j/racht zum Ansehen gewesen."
Aauiii hatte er dieses gesagt, so siel hock) aus dein Gipfel des
Baumes eine Lichel herab und traf ihn so stark auf die Nase, daß sie
blutete. „O weh," rief jetzt der erschrockene Wann, „da habe ich für
meine Naseweisheit einen derben Nasenstüber bekommen. Wenn diese
Lichel ein Aürbis gewesen wäre, so hätte er inir die Nase gar zerquetscht."
Uut Weisheit und init Wohlbedacbt
hat Gott die ganze Welt gemacht.
41
64. Rätsel.
Ich weiß ein bunt bemaltes Haus;
ein Tier mit Hörnern schaut heraus,
das nimmt bei jedem Schritt und Tritt
sein Häuslein auf dem Rücken mit.
Doch rührt man an die Hörner sein,
zieht's langsam sich ins Haus hinein.
Was für ein Häuschen mag das sein?
65. Rätsel.
Erst weiß wie Schnee,
dann grün wie Gras,
dann rot wie Blut,
und ißt man's nun, dann schmeckt es gut.
66. Rätsel.
Es steht im Acker,
hält sich grün und wacker,
hat viele Häute,
beißt alle Leute.
67. Rätsel.
Ich sah ein Büblein kerngesund
mit frischen, roten Wangen,
mit einem Köpfchen kugelrund
hoch, hoch im Walde hangen.
Kopfunter, denkt euch! hing es da
und schien vergnügt und munter;
und als ich es so baumeln sah,
da fiel es, patsch! herunter.
Es fiel mir auf die Rase gar,
das schien mir sehr vermessen;
drum hab' ich gleich mit Haut und Haar
das Bürschlein aufgegessen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
46
das nennt man: Der Landmann bestellt den Acker. Wenn das
Getreide reif ist, wird es mit der Sense gemäht; dann wird es
in Garben gebunden und in die Scheunen gebracht, und das nennt
der Landmann die Ernte.
Der Landmann baut mancherlei Getreide, als: Weizen,
Roggen, Gerste und Hafer. Das Getreide wird auf der Tenne
gedroschen, das Stroh dient zur Streu und zum Futter für
mancherlei Haustiere, die Körner aber werden zur Mühle gebracht
und gemahlen.
Außer dem Getreide baut der Landmann noch mancherlei
andere Früchte. Er baut Erbsen zur Nahrung für Menschen
und Tiere; er baut Rübsamen, daraus wird Öl bereitet; er baut
Flachs oder Lein, daraus wird die Leinwand gemacht; er baut
auch Kartoffeln oder Erdäpfel, die kennt wohl jedes Kind.
Auf der Feldmark findet man auch Wiesen; das sind frucht-
bare Plätze, auf denen Gras wächst. Das Gras auf den Wiesen
wird jährlich einmal oder etliche Mate gemäht und getrocknet;
dann nennt man es Heu und giebt es den Pferden, den Schafen
und den Rindern zum Futter. Die Wiesen liegen gewöhnlich an
Seeen, Teichen, Bächen oder Flüssen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
das Feld. Kornbeladene Wagen schwankten heim. Dann
ertönte der Drescherschlag auf der Tenne, und die Ernte
war noch kaum beendet, so brachte der Müller schon
schönes weisses Mehl ins Haus. Das wurde geknetet,
gesäuert und zum Bäcker geschickt, und den andern Tag
erhielt das Büblein, das hungernd aus der Schule kam, ein
grosses Stück vom neuen Brote.
119. Was ist das?
Vom Felde kommt's in die Scheune,
vom Flegel dann zwischen zwei Steine,
aus dem Wasser endlich in grosse Glut,
dem Hungrigen schmeckt es allzeit gut.
120. Die Kartoffeln.
(Lüben.)
Die Kartoffeln werden von jedermann hoch in Ehren
gehalten. Das kommt daher, weil sie sehr wohlschmeckend
und wohlfeil sind. Viele Menschen essen an den meisten
Tagen des Jahres zweimal Kartoffeln, zu Mittag und am
Abend. Die Armen würden ohne Kartoffeln nicht leben
können. Auch manche Haustiere werden mit Kartoffeln
gefüttert. Man macht auch Stärke und Branntwein aus
Kartoffeln. Branntwein mag ich nicht trinken; er schmeckt
schlecht und ist der Gesundheit nachteilig, wie meine
Mutter sagt.
121. Die Drachen im Walde.
(Fröhlich.)
„Kennst du die Vöglein, liebes Kind,
sie steigen auf bei lust’gem Wind
mit langem Schweif und Troddeln schön,
bis hoch sie bei den Wolken stehn?“ —
Ach, Vöglein gar! Da muss man lachen;
es sind papierene Drachen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
111
sie an ein frisches, klares Wässerchen und sahen, daß es gut zum Trinken
war. Das Hähnchen wollte sich sogleich darüber her machen, aber das
Hühnchen sagte: „Nein, liebes Hähnchen, noch nicht! Warte doch noch ein
wenig, bis du kühl bist. Ich trinke ja auch nicht eher." Allein das
Hähnchen war eigensinnig und trank, so viel ihm nur schmeckte. Doch
ehe sie nach Hause kamen, wurde es plötzlich krank und mußte aus deut
Felde liegen bleiben. Das Hühnchen lief eilends ttach Hanse und brachte
ihm Hilfe. Der Arzt machte auch endlich das Hähnchen wieder gesund;
allein es mußte lange im Bette liegen, viel bittere Arzenei nehmen und
viele Schmerzen leiden.
Nun glaubte das Hühnchen, das unvorsichtige Hähnchen habe doch
endlich warten gelernt. Aber als der Winter kam und das Wasser zufror,
da wollte das Hähnchen doch wieder ans das Eis gehen, ehe es noch fest
gefroren war. Da sagte das Hühnchen: „Liebes Hähnchen, ich bitte dich,
warte nur noch einen einzigen Tag; dann wollen wir zusammen auf das
Eis gehen." Aber das Hähnchen folgte auch diesmal nicht. Es ging
fort ans das dünne Eis, brach ein und ertrank.
178. Dorfmusik.
(Tieffenbach.)
Hoch auf dem Zaun der Gockelhahn
fängt die Musik mit Krähen an;
die Hühner stimmen lustig ein,
die Gans will auch nicht stille sein.
Die Ziege meckert in dem Stall,
es blöken laut die Schäflein all',
es bellt der Hund, und grunzend schrein
die Schweine alle, groß und klein.
Das Spätzlein selbst mit hellem Klang
stimmt an den lieblichsten Gesang;
im tiefsten Basse brummt dazu
im Stalle hier die alte Kuh.
Die Drescher in der Scheune dort,
sie schlagen flink in einem fort
den Takt dazu, daß laut es knallt
und weit durchs ganze Dorf hinschallt.
Das quiekt und schreit, das pfeift und summt,
das klopft und grunzt, das blökt und brummt! —
Wer hört je in der Stadt solch Stück? —
Das ist die lnst'ge Dorsmnsik! —
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
76
126. Der lügenhafte Hirtenknabe.
(O. Schulz nach Schmid.)
Ein Hirtenknabe hatte sich das Lügen angewöhnt und meinte,
im Scherz dürfe man schon lügen. Oft rief er mit ängstlicher
Stimme: Ein Wolf! ein Wolf! Wenn dann die andern Hirten
zusammenliefen, lachte er sie aus, daß sie so leichtgläubig wären.
Eines Tages fiel wirklich ein Wolf in die Herde des Knaben
ein. Da rief er wie -sonst: Ein Wolf! ein Wolf! Aber die
Hirten dachten: Dich kennen wir schon! Darum eilte auch keiner
zu Hilfe, und der Wolf würgte ungestört in der Herde des
Knaben. Als der Knabe nachher darüber klagte, mußte er das
Sprüchlein hören:
Einem Lügner glaubt man nicht,
wenn er auch die Wahrheit spricht.
127. Ich mag nicht lügen.
(Schlez.)
Einem Knaben hatte jemand ein kleines Beil zum Spielen
gegeben. Daran hatte er seine große Freude und hieb damit,
wie es eben traf, und es traf manchmal hin, wo es nicht gut
war. Wie der Kleine mit dem Beile auf der Schulter auch in
den Garten kam, dachte er: „Nun will ich ein tüchtiger Holz-
hauer sein," und fing an und hieb seines Vaters schönstes Nuß-
bäumchen um.
Den andern Tag kam der Vater in den Garten, und als
er das schöne Bäumchen welk am Boden liegen sah, wurde er
betrübt und zornig. „Wer mir das gethan hat," rief er, „der
soll mir's schwer büßen!" Aber wer es gethan hatte, das wußte
kein Mensch außer einem; der stand gerade hinter der Hecke,
hörte, wie der Vater so zürnte, und wurde feuerrot. Es ist
schlimm! dachte er; aber wenn ich's verschwiege, so wär's eine
Lüge, und lügen mag ich nicht. So trat er denn schnell in den
Garten zum Vater und sagte: „Vater! ich habe das Bäumchen
umgehauen; es war dumm von mir." — Da sah der Vater
den Knaben an, und er machte wohl noch ein ernsthaftes Ge-
sicht; — aber er zürnte nicht mehr.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]