I. Die Französische Revolution.
1. Ursachen.
Schuldenlast des Staates. Die Hofhaltung Ludwigs Xiv. hatte im ganzen ungefähr 15000 Personen ständig beschäftigt, die eine jährliche Ausgabe von 40 bis 45 Million Frcs. erforderten. Nach dem heutigen Geldwerte würde die Summe das Dreifache betragen. Soviel Geld brachten die Steuern nicht ein; was fehlte, wurde geliehen. Die Zinsen konnten nicht bezahlt werden. Die Staatsverwaltung machte gegen Ende der Regierung Ludwigs Xiv. mit einer Fehlsumme von zwei Milliarden Bankrott, im Jahre 1720, unter Ludwig Xv., nochmals mit der gleichen Fehlsumme. Die Gläubiger waren um Kapital und Zinsen betrogen. Die Mißwirtschaft ging weiter. Im Jahre 1753 hatten die Palastdiener Ludwigs Xv. seit drei Jahren kein Gehalt bekommen; seine Stallknechte bettelten in den Straßen von Versailles.
Die jährliche Zinsenlast des Staates betrug im Jahre 1755 45 Million, während des Siebenjährigen Krieges stieg sie um 34 Million; 1776, zwei Jahre nach dem Regierungsantritt Ludwigs Xvi., war sie auf 106 Million angewachsen, und 1789, beim Ausbruch der Revolution, betrug sie 206 Million Frcs. Da einem so unpünktlichen Zinszahler, wie der Französische Staat war, Geld nur zu 10 Prozent geliehen wurde, bezifferte sich die Staatsschuld auf das Zehnfache der Zinssumme. Freilich waren nicht alle diese Summen für überflüssige Zwecke verwendet worden; die Regierung Ludwigs Xv. hatte ausgedehnte Straßenbauten unternommen, um die Bevölkerung zu beschäftigen. 1788 ließ Ludwig Xvi. für 40 Million Frcs. Getreide aufkaufen, um die Folgen einer Mißernte auszugleichen. In zehn Jahren stieg unter Ludwig Xvi. die Staatsschuld um 1630 Million Frcs. Darin waren die großen Kosten für die Beteiligung am Nordamerikanischen Freiheitskampf enthalten.
Die Gläubiger des Staates gehörten dem Kaufmanns- und dem Handwerkerstand an. Diese Stände erwarben allein durch eigne Arbeit. Der Handel Frankreichs war mächtig gestiegen im 18. Jahrhundert. Die französische Ausfuhr betrug 1720 106, 1788 354 Million Frcs. Aus Frankreich bezog man in ganz Europa Bücher, Gemälde, Kupferstiche, Statuen, Kleinodien, Schmuck- und Toilettegegenstände, Wagen, Möbel. Als die Kaufleute und Handwerker Sta-atsgläubiger geworden waren, bekümmerten sie sich um die Verwaltung des Staates; die Mißwirtschaft erregte Mißstimmung. Das durch Fleiß und Kunstfertigkeit erworbene
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Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Ludwigs_Xiv Versailles Frankreichs Frankreich Europa
286
Geschichtliche Tabellen.
1415 (1417)
1438—1519
1440 — 1493 1453
1493—1519
1519—1648
1498
1492
1483 io. Nov. 1501 1505
1517 31. Okt. 1518
Verbrennung von Johann Hus.
Belehnung Friedrichs Vi. von Nürnberg mit Kurbrandenburg.
Die Hussitenkriege. Johann Ziska.
3- Die Habsburger bis auf Maximilian I. Friedrich Iii. Fehden in Deutschland.
Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. Siege der Eidgenossen über Karl den Kühnen; Karls Tod bei Nancy.
Vermählung von Karls Tochter Maria mit Maximilian.
M a x i m i l a n I. Versuche einer Reichsreform. Gründung des Neichskammergerichts, Einteilung des Reichs in Kreise.
Iv. Das Zeitalter -er religiösen Kämpfe. Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
a) Das Zeitalter der Entdeckungen.
Entdeckung des Seewegs nach Ostindien durch Vascö
da (Santa.
Entdeckung von Amerika durch Eolumbus.
Die erste Weltumsegelung; Magalhaes.
Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortez, von Peru durch Franz Pizarro.
b) Umwandlung des Heerwesens (Landsknechte,
Schießpulver) und Staatswesens (Sieg des Absolutismus über das Lehnswesen).
c) Das Zeitalter des Humanismus und der Re-
naissance.
d) Die Erfindung der B u ch d r u ck e r k u n st.
e) Die Reformation.
Martin Luther zu Eisleben geboren.
Er bezieht die Universität Erfurt.
Er tritt in das Augustinerkloster ein.
Er wird an die Universität Wittenberg berufen.
Die 95 Thesen.
Verhör durch Cajetan zu Augsburg.
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Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Nürnberg Deutschland Konstantinopel Karls Karls Ostindien Amerika Mexiko Peru
184 Da? Zettalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Nationaleigentum und zog sie ein. Schuldscheine, Assignaten, wurden ausgegeben, denen die eingezogenen Güter zum Pfande dienen sollten. Aber diese reichten nicht von fern aus, um für die Unmassen von Assignaten, die im Laufe der nächsten Jahre ausgegeben wurden, als genügende Deckung zu dienen. So wurden die Assignaten schließlich fast völlig wertlos; der Staat mußte sich für bankrott, d. H. zahlungsunfähig erklären, und die Eigentümer wurden zugrunde gerichtet.
Der König sträubte sich lange die neue Verfassung anzuerkennen; er und die Königin Marie Antoinette hörten nicht auf, die Hilfe des Auslandes zu erhoffen, besonders Österreichs, wo im Jahre 1790 auf Joseph Ii. i790^bis fe*n Bruder Leopold Ii. gefolgt war. Indessen starb M i r a b e a u, der 1792. die Regierung durch geheime Berichte und Ratschläge unterstützt hatte. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem früheren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre Führer waren Robespierre, Danton, beides revolutionäre Redner von großer Leidenschaft und großem Einfluß auf die Massen, und M a x a t, der blutdürstige Herausgeber einer demokratischen Zeitung.
Da faßte die königliche Familie im Sommer des Jahres 1791 den 1792. Entschluß, aus Paris zu entfliehen. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagereisen weit nach Osten, wurde aber dann erkannt und nach Paris zurückgeführt. Wenige Monate darauf sah sich der König genötigt, durch seine Unterschrift die neue Verfassung anzuerkennen. Darauf löste sich die konstituierende Versammlung auf und legwlattoemachte der neugewählten „legislativen Versammlung" Platz. ^7ung""° Diese sollte ein Gesetzbuch schaffen, hat diese Aufgabe aber nicht erfüllt; sie tagte bis zum Herbst 1792.
Der Umsturz des französischen Königtums und die Campagne
ist Frankreich.
§ 193. Der Sturz des Königtums. Währenddessen wuchs die Spannung zwischen Frankreich und den beiden deutschen Großmächten. Die Franzosen warfen Leopold vor, daß er den Emigranten gestatte Truppen zu rüsten und einen gewaltsamen Angriff zugunsten seines königlichen Schwagers plane. Im Frühjahr 1792 starb plötzlich Leopold. Seinem Sohn und 1792*bi? ^chsolger Franz Ii., dem letzten Kaiser des alten deutschen Reichs, 1806. erklärte Ludwig Xiv., von seinem Ministerium genötigt, den Krieg. Da aber Österreich mit Preußen durch ein Bündnis vereinigt war, so erklärte Friedrich Wilhelm Ii. seinerseits an Frankreich den Krieg.
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Frankreich Frankreich Frankreich
30
I. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I.
113.
18. die feste Stellung des englisch-deutschen Heeres unter Wellington bei Waterloo an. Durch wiederholte Sturmangriffe suchte er die von Eisen starrenden feindlichen Vierecke zu erschttern. Sie standen, aber ihre Verluste waren groß. Sie wnschten die Nacht oder die Preußen" herbei. Diese kamen auf den durch anhaltenden Regen grundlos ge-wordenen Wegen*) noch zu rechter Zeit an und entschieden die Schlacht. Auch der trotzige Todesmut der franzsischen Garde**) konnte nichts mehr retten. (Blcher und Wellington auf der Hhe bei Belle-Alliance. Verfolgung durch Gneifenau bis zum letzten Hauch von Ro und Mann".) Napoleon selbst mute auf der Flucht Hut und Degen in den Hnden der Feinde lassen. In Paris dankte er ab, nachdem ihn die Volksver-tretung dazu aufgefordert hatte.
3. Napoleons Ende. In Rochefort wollte sich der Flchling nach Amerika einschiffen, fand aber den Hafen durch englische Kriegsschiffe ge-sperrt. Da er sich im eigenen Lande nicht sicher fhlte, begab er sich auf eins der Schiffe und stellte sich unter den Schutz der Englnder. Diese brachten ihn im Einverstndnis mit den brigen Mchten nach St. Helena, wo er scharf bewacht wurde. In der Gefangenschaft beschftigte sich
1821. Napoleon damit, seine Denkwrdigkeiten zu schreiben. 1821 starb er.
Welche verschiedene Haltung zeigte das franzsische Volk gegen seinen Kaiser zur Zeit feines hchsten Kriegsruhmes, nach dem Feldzuge von 1814, vor dem Feldzuge von 1815 und nach der Schlacht bei Waterloo? Charakteristik Napoleons (Napoleon als Feldherr, als Staatsmann und als Mensch). Vergleiche Napoleon mit Attila!
1815. 4. Der zweite Pariser Friede, 1815. Nach der Schlacht bei Waterloo nahm Blcher zum zweitenmal Paris ein und trat nun mit kriege-rischer Strenge auf. Zwar verbot ihm sein König, die Brcke von Jena" in die Luft zu sprengen und eine Kriegssteuer von 100 Millionen Franken einzutreiben; aber desto eifriger suchte er die geraubten Kunst-schtze auf und schickte sie nach Deutschland zurck. Mit Hilfe der Eng-lnder wurde Ludwig Xviii. wieder auf den Thron gesetzt. Mit ihm schloffen die Verbndeten den Zweiten Pariser Frieden. Durch Ver-mittlung Englands und Rulands brauchte Frankreich nur einige un-bedeutende Grenzpltze abzutreten, 700 Millionen Franken Kriegskosten zu bezahlen und ein Besatzungsheer einige Jahre zu verpflegen. Whrend der Friedensverhandlungen schlo Kaiser Alexander mit dem König von Preußen und dem Kaiser von sterreich die Heilige Allianz, wodurch sie sich verpflichteten, nach den Vorschriften der christlichen Religion ein-ander wie Brder beizustehen und ihre Völker wie Vter zu regieren. Die meisten anderen europischen Fürsten traten dem Bunde bei.
*) Kinder," sagte der Marschall Vorwrts zu seinen Soldaten, wir mssen vorwrts. Es heit wohl, es geht nicht, aber es mu gehen. Ich Hab' es ja meinem Bruder Wellington versprochen; ich Hab' es versprochen, hrt ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, da ich wortbrchig werde?"
**) Die Garde stirbt; aber sie ergibt sich nicht!"
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Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen
Nationaleigentum und zog sie ein. Schuldscheine, Assignaten, wurden ausgegeben, denen die eingezogenen Gter zum Pfnde dienen sollten. Aber diese reichten nicht von fern aus, um fr die Unmassen von Assignaten, die im Laufe der nchsten Jahre ausgegeben wurden, als gengende Deckung zu dienen. So wurden die Assignaten schlielich soft vllig wertlos; der Staat mute sich fr bankrott, d. h. zahlungsunfhig erklären, und die Eigentmer wurden zugrunde gerichtet.
Der König strubte sich lange die neue Verfassung anzuerkennen; er und die Knigin Marie Antoinette hrten nicht auf, die Hilfe des Aus-landes zu erhoffen, besonders sterreichs, wo im Jahre 1790 auf Joseph Ii. 1790 Vis ^ru^er Leopold Ii. gefolgt war. Indessen starb M i r a b e a u, der 1792. die Regierung durch geheime Berichte und Ratschlge untersttzt hatte. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem frheren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre Fhrer waren Robespierre, Danton, beides revolutionre Redner von groer Leidenschaft und groem Einflu auf die Mafsen, und M a r a t, der blutdrstige Herausgeber einer demokratischen Zeitung.
5s3 Da fate die knigliche Familie im Sommer des Jahres 1791 den 1792. Entschlu, aus Paris zu entfliehen. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagereisen weit nach Osten, wurde aber dann erkannt und nach Paris zurckgeshrt. Wenige Monate daraus sah sich der König gentigt, durch seine Unterschrift die neue Verfassung anzu-erkennen. Darauf lste sich die konstituierende Versammlung auf und legmatioemachte der neugewhlten legislativen Versammlung" Platz. "St Diese sollte ein Gesetzbuch schaffen, hat diese Ausgabe aber nicht erfllt; sie tagte bis zum Herbst 1792. X
Der Umsturz des franzsischen Knigtums und die Campagne in Frankreich.
X^ 193. Der Sturz des Knigtums. Whrenddessen wuchs die Span-nung zwischen Frankreich und den beiden deutschen Gromchten. Die Franzosen warfen Leopold vor, da er den Emigranten gestatte Truppen zu rsten und einen gewaltsamen Angriff zugunsten seines kniglichen Schwagers plane. Im Frhjahr 1792 starb pltzlich Leopold. Seinem Sohn und 179? bis Nachfolger Franz Ii., dem letzten Kaiser des alten deutschen Reichs, 1806. erklrte Ludwig Xiv., von seinem Ministerium gentigt, den Krieg. Da aber Osterreich mit Preußen durch ein Bndnis vereinigt war, so erklrte Friedrich Wilhelm Ii. seinerseits an Frankreich den Krieg.
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Tas Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Franzsische Noch der ein Jahr lang blieb die franzsische Armee in Pressungen Preußen; in jenen zwei Jahren ist in dem unglcklichen Lande mehr als eine Milliarde Franks von den Feinden erpret worden. Als die Armee endlich 1808 abzog, da sie in Spanien ntig wurde, mute Friedrich sich verpflichten, sein Heer nicht der die Zahl von 42 000 Mann hinaus zu verstrken, und in die wichtigsten Oderfestungen franzsische Besatzungen aufnehmen, v
Napoleon im Kampfe mit (htglmtb, Spanien und sterreich.
208. Die Festlandsperre. Der spanische Krieg. Als Napoleon nach dem Siege von Jena in Berlin weilte, hatte er eine Verordnung erlassen, die darauf berechnet war, dem englischen Handel und der englischen Industrie den grten Schaden zuzusgen. Jeder Handelsverkehrmiteng-land wurde verboten; alle englischen Schiffe und Waren sollten mit Beschlag belegt, jeder Englnder verhaftet werden. Diese Verordnung galt fr Frankreich und fr alle von ihm abhngigen Lnder; auch Rußland schlo sich diesem Handelskriege gegen England an. In der Tat erlitt, während die franzsische Industrie emporblhte, die englische Volkswirtschaft trotz des ausgedehnten Schmuggels, der sich entwickelte, viel Schaden.
Im Jahre 1808 lie sich Napoleon von seiner ins Ungeheure wachsenden Bayonne. Herrschgier verleiten, an dem spanischen K n i g s g esch l e cht, das sich seit dem Baseler Frieden ganz an Frankreich angeschlossen hatte, eine Handlung grter Treulosigkeit zu begehen. Als nmlich zwischen dem schwachen König und seinem Sohne, dem Kronprinzen, Streitigkeiten aus-brachen, berief er beide, als wolle er vermitteln, nach der Stadt Bayonne am Adour, bewog sie, ihren Rechten auf die spanische Krone zu entsagen, und bertrug diese seinem ltesten Bruder Joseph, den er vor zwei Jahren zum König von Neapel gemacht hatte; die Krone von Neapel erhielt M u r a t, der bisherige Groherzog von Berg. Da ergriff das spanische Volk, der -Epanischerdie Beschimpfung entrstet, die Waffen. Zwar fhrte Napoleon, nachdem 1808. er auf dem prunkvollen, von vielen Rheinbundfrsten besuchten Kongre zu Erfurt das Bndnis mit Alexander von Rußland erneuert hatte, selbst seine Heere der die Pyrenen und zog mit Joseph in Madrid ein. Aber es gelang nicht den spanischen Volkskrieg niederzuschlagen, zumal die Englnder ein Heer unter Wellington nach der Halbinsel sandten. Unter wechselvollen Kmpfen drang dieser langsam vor; als zu Beginn des Jahres 1814 die Heere der Verbndeten der den Rhein nach Frankreich hereinbrachen, berschritt Wellington die Pyrenen.
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Jena Berlin Frankreich England Bayonne Frankreich Bayonne Neapel Neapel Berg Erfurt Madrid Wellington Rhein Frankreich Wellington
47
trug er an sich. In der Kirche hatte er die 12 Apostel in vergoldetem Silber aufstellen lassen und eine goldene Lilie mit Edelsteinen. Der Speise-saal war mit goldenen Tapeten behngt, und auf dem Schanktische stand viel Goldgeschirr, herrlich gearbeitet. Wie stach davon der Aufzug des Kaisers ab, der immer in Geldnot war, so da er manchmal in einem mit Ochsen bespannten Wagen fahren mute und sich vor seinen Glubigern kaum zu retten wute! Friedrich Iii. fhlte sich durch den Hochmut Karls, der es darauf anzulegen schien, ihn zu demtigen, so gekrnkt, da er Pltz-lich, in der Nacht vor dem festgesetzten Krnungstage, ohne Abschied zu nehmen, davonzog. Dies erbitterte den ehrgeizigen Herzog natrlich der die Maen; von einer Verlobung Marias mit Maximilian war keine Rede mehr; vielmehr fiel Karl der Khne in Deutschland ein, um sich zu rchen. Doch richtete er nichts aus. Ebenso milang ihm ein Versuch, die Schweizer zu unterwerfen. Er kam in diesem Kampfe um. Nun fhlte sich seine Tochter Maria so schutzlos, da sie Maximilian herbeirief und sich mit ihm vermhlte.
2. Der Erzherzog war damals 19 Jahre alt, ein schner Jngling, hochgewachsen, von wahrhaft kniglichem Anstnde, mit lebhaften blauen Augen, groer, stark gebogener Nase, hoher, mchtig gewlbter Stirn und blonden Locken. Er drstete nach khnen Abenteuern, war treuherzig im Verkehr, ein Freund der Knstler und Gelehrten. Leidenschaftlich liebte er die Jagd. Einst geriet er auf der Gemsenjagd an eine Stelle, wo er weder vorwrts noch rckwrts konnte. Der steile Bergrcken, die Martinswand, liegt bei Innsbruck. Von unten sah man den verwegenen Jger wie in der Luft schweben, und man hielt ihn fr rettungslos verloren. Man glaubte nicht, da jemand in seine Nhe gelangen knne. Erst am dritten Tage wurde Maximilian durch die todesverachtende Treue eines Tyrolers befreit. Er hatte mit dem Leben schon abgeschlossen und dem tief untenstehenden Volke durch Zeichen kundgegeben, da er sich auf das Sterben vorbereite. Whrend er noch betete, hrte er Schritte; wie ein Engel erschien ihm der Retter, der mit eigener Lebensgefahr auf nur ihm bekannten Stegen den jungen Fürsten rettete.
3. Ein so khner Mann wie Maximilian gehrte dazu, um Maria von Burgund vor den ueren Feinden, den Franzosen, wie vor den Gegnern im Innern des Landes, besonders den trotzigen Brgern von Gent, zu beschtzen. Ritterlich unterzog sich Maximilian diesen Aufgaben und gewann dadurch die innige Liebe seiner Gemahlin. Aber ein jher Tod vernichtete schon nach wenigen Jahren das Glck dieser Ehe. Maria
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Marias Deutschland Gent
54
Kurfrsten Friedrich dem Weisen, sand er Beifall und Untersttzung. Die gewaltige Bewegung fhrte schon nach wenigen Jahren zu einer vlligen Lossagung Luthers und seiner Anhnger von dem Papste und der katho-lischen Kirche.
5. Auf dem ersten Reichstage, den der Kaiser hielt (1521 zu Worms) war auch Luther vorgeladen, um sich zu verantworten. Da er nicht zum Widerruf zu bewegen war, so wurde er in die Reichsacht erklrt. Um ihn zu schtzen, lie ihn Friedrich der Weise auf der Rckreise heimlich berfallen und verkleidet auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Hier begann Luther seine Bibelbersetzung. Aber lange war seines Bleibens in der Verborgenheit nicht; er gab bald seinen schtzenden Zufluchtsort auf und kehrte nach Wittenberg zurck.
Begnstigt durch die hufige Abwesenheit des Kaisers, griff die Kirchen-spaltung immer weiter um sich. Bergebens waren die Versuche, welche Karl und sein Bruder Ferdinand auf mehreren Reichstagen machten, um den Streit friedlich beizulegen. Seit dem Reichstage zu Speyer (1529) kam fr die Anhnger Luthers der Name Protestanten auf.
Zuletzt kam es doch zum Kriege. In demselben war Karl V. anfangs siegreich; die beiden Hupter der Protestanten, Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen, gerieten in seine Gefangenschaft. Dann aber verlie ihn sein Bundesgenosse, Moritz von Sachsen, der sich inzwischen mit Heinrich Ii. von Frankreich verbndet hatte. Der Kaiser, vllig ber-rascht, rettete sich mit Mhe durch die Flucht nach Villach in Krnthen. Sein Bruder Ferdinand schlo darauf mit den Protestanten einen Vertrag und einige Jahre darauf den Religiousfrieden zu Augsburg (1555).
6. Luther hatte den Ausbruch des Krieges nicht mehr erlebt; 1546 war er gestorben. Karl V. unternahm einen fruchtlosen Feldzug, um den Franzosen Metz zu entreien, welches sie besetzt hatten. Dann legte er, von Krankheit und Gram gebeugt, freiwillig seine Krone nieder und zog sich in das Kloster San Just zurck, wo er 1558 starb.
Gleichzeitig mit Luther war Ulrich Zwingli in Zrich gegen die katho-lische Kirche aufgetreten. Weit greren Anhang als er fand Johann Kalvin, der in Genf (seit 1541) der Stifter der reformierten Kirche wurde.
Die Gegenstze zwischen Katholiken, Protestanten und Reformierten in Deutschland fhrten schlielich zum dreiigjhrigen Kriege.
Der Nachfolger Karls V. in der Kaiserwrde war sein Bruder Ferdinand I., während ihm in Spanien und den Niederlanden sein Sohn Philipp Ii. folgte. Gegen den letztern machten die der Reformation an-
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125
hngern seiner Lehre mancherlei Unordnung und Verwirrung ausgebrochen sei, und sogenannte Propheten aus Zwickau dorthin gekommen seien, die gefhrliche Schwrmerei unter dem Volke verbreiteten. Da verlie er die Wartburg und kehrte nach Wittenberg zurck. Dort bekmpfte er die falschen Auswchse seiner Lehre, und die Schwarmgeister zogen sich ins Dunkel zurck. Nun gab er dem neuen Gottesdienste eine festere Ordnung, und wirkte fr Errichtung christlicher Schulen. Auch trat er, das Mnchs-kleid ablegend, wie viele andere Geistliche, in den Ehestand, indem er sich mit Katharina von Bora vermhlte (1525).
3. Der Bauernkrieg 1525. Unterdessen erhoben sich, aus Miverstndnis der Predigt von der christlichen Freiheit und wegen harter Bedrckung, die Bauern gegen ihre Gutsherren. Sie hatten ihre Forderungen in 12 Ar-tikeln" zusammengefat und zogen damit vor die Burgen und Schlsser, um die Gutsherren zu zwingen, diese Forderungen zu erfllen. So kam es, be-sonders am Rheine, in Schwaben, Franken und Thringen zu dem Bauern-krieg, in dem eine Menge Klster und Schlsser beraubt und zerstrt wurden. Die s chwbis chen Bauern ntigten einen Ritter, Gtzvonberlichingen mit der eisernen Hand", ihr Anfhrer zu werden; doch verlie er sie bald wieder. Der von Luther verdammte Aufstand endete nach der Niederlage des Schwrmers Thomas Mnz er bei Frankenhausen in Thringen mit harter Bestrafung der Emprer.
4. Einfhrung der Reformation. Die Reformation aber wurde in einem groen Teile von Deutschland eingefhrt, besonders im Kurfrstentum Sachsen durch Johanndenbe stndigen, den Nachfolger seines Bruders Friedrich des Weisen (feit 1525), in Hessen durch den Landgrafen Philipp den Gromtigen, in vielen Reichsstdten, ferner inpreuen, wo der Hochmeister des deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg mit seinem bertritte zur evangelischen Lehre das Land in ein weltliches Herzog-tum verwandelte, 1525.
5. Kaiser Karl V. und König Franz I. von Frankreich (die zwei ersten Kriege). Karl fhrte vier Kriege gegen Franzi, von Frankreich, der sich vergeblich um die deutsche Kaiserkrone beworben hatte und das von ihm in Besitz genommene Herzogtum Mailand, sowie das frher dem Kaiser Maximilian (bei dessen Vermhlung mit Maria von Burgund) vorenthaltene Herzogtum Burgund herauszugeben sich weigerte. '
Im ersten Kriege wurde Franz in der Schlacht bei Pavia 1525, bei der sich namentlich die deutschen Landsknechte unter Frundsberg her-vorthaten, besiegt und gefangen genommen. Er versprach darauf im Frie-den von Madrid, sowohl Mailand als Burgund abzutreten, brach aber, freigelassen, sein Versprechen.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Luther Thomas_Mnz Friedrich Friedrich Philipp Philipp Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Karl_V. Karl_V. Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Karl Franzi Maximilian_( Maximilian Maria_von_Burgund Maria Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Zwickau Wittenberg Rheine Schwaben Frankenhausen Deutschland Kurfrstentum_Sachsen Johanndenbe Hessen Frankreich Mailand Burgund Pavia Frundsberg Madrid Mailand
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der Stadt Paris entschieden. Die zahlreichen Durchbruchversuche, welche die Besatzungsarmee unternahm, konnten ihr keine Rettung schaffen: in allen Gefechten und Schlachten blieben die deutschen Waffen siegreich. Endlich, nach 130tgiger Umlageruug, welche zur vlligen Aushungerung der Stadt fhrte, wurde ein Waffenstillstand (28. Januar) unterzeichnet, infolge dessen alle Forts um Paris bergeben wurden und eine aus allgemeiner Volksabstimmung hervor-gehende Nationalversammlung zur Unterhandlung des Friedens sofort zusammenberufen werden sollte.
5. Der Friede. Die Nationalversammlung, welche in Bordeaux zusammentrat, ernannte den alten berhmten Staatsmann T h i e r s zum Haupte der republikanischen Regierung und erteilte ihm den Auf-trag, den sofortigen Abschlu des Friedens zu betreiben. So wurde am26. Februar in Versailles der Friedensvertrag unterzeichnet und wenige Tage darauf, während deutsche Truppen in Paris einrckten (1. Mrz), von der Nationalversammlung mit groer Mehr-
1k71 (546 gegen 107 Stimmen) angenommen. Auf Grund dieses Ver-1. Maitvaq routbe dann der endgltige Friede zu Frankfurt am 10. Mai 1871 abgeschlossen: Frankreich trat an das Deutsche Reich Elsa (auer Belfort) und Deutsch-Lothringen ein-schlielich Metzab (263 ? Meilen mit 1500 000 Bewohnern) und zahlte eine Kriegsentschdigung von fnf Milliarden (5000 Millionen) Franks. So endete der Krieg zehn Monate nach seinem Beginn; der eigentliche Kampf hatte kaum sieben Monate gedauert; doch war er einer der ungeheuersten, die je gefhrt worden, sieg- und ruhmreich fr das deutsche Volk wie kein anderer in der Geschichte: in 200 Tagen hatten die deutschen Heere in 21 groen Schlachten gesiegt, 150 Gefechte bestanden, 400000 Kriegsgefangene nach Deutschland gefhrt.
6. Italien. Der deutsch-franzsische Krieg zog auch den Unter-gang des Kirchenstaats und die vllige Einigung Italiens nach sich. Bis jetzt hatte sich auch nach der Grndung des Knigreichs Italien" von einem franzsischen Heere gesttzt, die Herrschaft des Papstes der den kleinen Rest des Kirchenstaates noch behauptet. Als aber Na-poleon Iii. nach dem Ausbruche seines Krieges gegen Deutschland sein Besatzungsheer aus Rom hinwegzog, drang im September 1870 ein Heer Viktor Emanuels in die Stadt ein, und der Rest des elf-hundertjhrigen Kirchenstaates wurde dem Knigreiche Italien einverleibt, dessen Hauptstadt Rom wurde.
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Extrahierte Personennamen: Viktor_Emanuels Viktor
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Versailles Paris Frankfurt Frankreich Deutsche_Reich_Elsa Belfort Franks Deutschland Italien Italiens Italien Deutschland Rom Italien Rom