33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 19 —
Die tiefsten Einsenkungen des Gebirgskammes heißen Pässe.
Dieselben sind vor allem für den Verkehr in den Gebirgen von der
höchsten Bedeutung.
Ausgedehnte und oft recht langgestreckte Vertiefungen im Ge-
birge heißen Thäler. Verlaufen diese in der Hauptrichtung der
Bergketten, so nennt man sie Längsthaler; durchschneiden sie aber
quer das Gebirge, so heißen sie Querthäler. Letztere sind meistens
viel enger und kürzer und haben ein viel stärkeres Gefälle als die
Längsthäler; daher sind sie (die Querthäler) vorzugsweise der
Schauplatz der Stromschnellen und Wasserfälle.
Über die Verteilung von Hoch- und Tiefland ist im allgemeinen
zu sagen, daß die eine Hälfte der Gesamtoberfläche des Festlandes
dem Tieflande, die andere dem Hochlande angehört. Sonst wechseln
die verschiedenen Formen der vertikalen Gliederung anscheinend ganz
unregelmäßig miteinander ab. Doch kann man sagen, in der Alten
Welt herrsche entschieden das Hoch- und Gebirgsland, in der Neuen
aber das Tiefland vor. Bemerkenswert ist auch die Thatsache, daß
das Tiefland hauptsächlich um das Nördliche Eismeer sich ausdehnt,
während die größten Erhebungen (die höchsten Gebirge, die ausge-
dehutesten und höchsten Tafelländer) mehr in der Nähe des Äquators
zu finden sind.
Äas Klima — mag es bedeutet und wovon es abhängig ist.
Für das Gedeihen aller lebendigen Wesen auf der Erde (der
Menschen, Tiere und Pflanzen) ist der Wärme- und Feuchtigkeit-
zustand der Luft von der größten Bedeutung. Man nennt all die
Erscheinungen, welche mit der Wärme und Feuchtigkeit der Atmo-
sphäre zusammenhängen, Witterung oder Klima.
Das Klima einer Gegend äußert sich also vornehmlich im Wärme-
grade, im wechselnden Drucke und in den Strömungen der um-
gebenden Luft, sowie in den Niederschlägen (Tau, Regen, Reif,
Schnee :c.). Der wichtigste und maßgebende Faktor vom Klima
ist die Wärme; von ihr hängen die übrigen Verhältnisse und Er-
scheinungen der Witterung ab.
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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32 Das Altertum.
Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen.
2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften.
3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten.
4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen.
5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-
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4
Erster Abschnitt.
grenzen an das Alpenklima der niederen Terrassen, an welche sich das heie fruchtbare Klima der Gangesniederung, das trocken heie in den Jndusgegenden anschlieen. Gemigter ist es auf dem Plateau von Dekhan, besonders bieten die sdlichen Gegenden ein sehr gesundes Klima dar. Kein Land der Erde kann sich an Reich-tum und Groartigkeit der Naturerzeugnisse, an Mannigfaltigkeit, Gre, Schnheit und Menge der Thierwelt, an Ueppigkeit und Pracht des Pflanzenwuchses, an edlen Metallen und kostbaren Ge-steinen mit Indien messen. Daher nhrte es von jeher eine ungemein groe Bevlkerung und war das Ziel aller Handel treibenden und erobernden Völker. In der reichen und lebendigen Phantasie der Bewohner, in ihrem Hange zu beschaulicher Betrachtung und starrer Regelmigkeit, in der Groartigkeit ihrer Werke prgt sich die Natur des Landes vollkommen ab.
In diese vorderindische Halbinsel wanderte durch die sdwestlichen Psse des Hindukusch zuerst in das Pendschab, dann in die Gebiete der Dschumna und des Ganges jener oben (. 2) berhrte Zweig Das Volk des arischen Volkes, der nun von dem Lande, in dem er sich nieder-der Inder, ^en Namen Inder annahm. Die Ureinwohner unterwarfen sich den Einwanderern, oder zogen sich in die unwegsamen Gebirge zurck. Die Sprache der Eroberer war die Sanskritsprache (d. i. die voll-kommene), die nur noch in den Erzeugnissen der ltesten Literatur vorhanden ist und in jeder Hinsicht eine hohe Vollkommenheit bekundet. Der Religion der Inder liegt ursprnglich das Bewutsein von einem einzigen unpersnlichen Gotte zu Grunde, das aber in der Vorstellung des Volks sehr frhe zurcktrat und gnzlich verschwand. Religion Als Sinnbild desselben ward dann die Sonne betrachtet, die man sich der Inder. sgrcthma oder Frhlingssonne (die schaffende, lichte Kraft), als Vischnu oder Wintersonne (die befruchtende und erhaltende Kraft) und als Siwa oder Sommersonne (die durch ihre Glut zerstrende Kraft) dachte. Diese dreifache Auffassung der Sonne bildet die Tri-murti (Dreigestaltung). Da ein Theil des Volks mehr den Vischnu, ein anderer mehr den Siwa verehrte, so entstanden die Secten der Vischnuiten und Siwaiten. Unter den drei obersten Gttern stehen als Untergtter zunchst die acht Welthter, die Planeten, und als deren hchster Jndra, der Himmel. Da aber die ganze Natur als Ausflu der Gottheit betrachtet wird, so schuf die Phantasie der Inder allmhlich so viel Götter, da sich deren Zahl auf mehr als 300 Millionen beluft. Das Thier, die Pflanze, der Stein, Alles gestaltet sich dem Inder zu Gttern, von denen gerade diejenigen,
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564
Afrika — Abessinien.
§♦ 3. Die einzelnen Staaten Afrikas.
Abessinien oder Habesch.
7500 Q. M., 3 Mill. (?) E.
In der Schilderung der Oberfläche Afrikas ist bereits des großen Hochlands er-
wähnt, das dem arabischen Jemen gegenüber zwischen dem 16. und 8. Breitengrade
sich ausdehnt und vom rothen Meere nur durch den schmalen Küstensaum Samhara
getrennt ist. Als Quellenland des Sobat, des Abai, des Takkasyß und des Mareb
stellt es sich von selbst als kulturfähig dar, und da es zugleich völlig in der Zone des
tropischen Regens, ja zum Theil der doppelten Regenzeit liegt, so übertrifft seine Pro-
duktenfülle bei weitem die des benachbarten glücklichen Arabiens. Duldet auch die
Degas oder oberste kalte Region, keine oder nur wenig Bäume, wohl aber ausge-
dehnte herrliche Alpenwiesen, so ist dafür das Klima der Waina-Degas um so angenehmer,
mild, meist frühlingsmäßig, zwischen 14 und 20° R., so daß Feige und Granatapfel,
Wein und Olive, neben Baumwolle und Indigo gedeihen. Man hat dort über 1000
neue Pflanzen gefunden; und was die Zoologie erbeuten kann, davon liefert unter
andern das Senkenbergische Mnseum zu Frankfurt, das der bekannte Reisende Rüppell
mit vielen Seltenheiten bereichert hat, den glänzendsten Beweis.
Kein Wunder, daß sich in diesem gesegneten Alpenlande schon in frühen Zeiten ein
Kulturstaat bildete, und um so eher, als seine Bevölkerung nicht zur Negerrasse gehörte,
vielmehr ein brauner mit dem jenseits arabischen verwandter Menschenschlag ist, der
zwar dicke Lippen und mitunter wolliges Haar, aber eine vollständig kaukasische Gesichts-
bildung (frontale Schädelentwicklung) hat und eine von den Negersprachen vollständig
verschiedene Sprache redet. Wie in der alten abessimschen oder äthiopischen Kultur
Manches der ägyptischen ähnelt (Ruinen von Axum!), so kam auch der Mosaismus
wie nach Alexandrien so nach Habesch, gleichsam als Vorläufer des Christenthums,
das sich in gleicher Art in Habesch wie Aegypten verbreitete, aber nicht vom Islam
überwunden wurde. Das Alpenland war eine Insel oder Feste, wo sich trotz des
Andrangs der Muselmänner ein unabhängiger Staat zu erhalten wußte. Freilich nahm,
bei der völligen Abgeschiedenheit von der übrigen christlichen Welt, das abessinische
Christenthum keinen Theil an der neuen Entwicklung der europäischen Menschheit; es
konnte sich nicht einmal auf der Stufe erhalten, wo es im fünften Jahrhundert gestanden.
Denn das abessinische Christcnthum ist entartet, ohne sittliche, civilisirende Grundlage,
aus christlichen, jüdischen, mnhammedanischen und heidnischen Elementen zusammenge-
braut, leeres Ceremonien- und Zauberwesen. Die Bibel ist zwar hochgehalten, aber
nicht verstanden; man gebraucht sie nur in der altäthiopischen Übersetzung, und diese
Sprache ist nichl mehr die Volkssprache. Düsterer Aberglaube lastet auf dem Volke,
und Ignoranz, Armut und Verachtung auf dem sehr zahlreichen Priesterstande. Der
oberste des Klosterwesens (Etschege) und die Bischöfe (Komur) der Weltgeistlichkeit stehen
unter dem koptischen Abuna, der in Gondar residirt und auch die Kirche in Tigrö
und Schoa regiert, dessen Macht nur durch die des Königs beschränkt ist und oft den
Monarchen furchtbar wurde. Die Hauptheiligen des abessimschen Christenthums, das
sich für das allein ächte hält und an dem blanen Bande kenntlich ist, das von jedem
abessinischen Christen um den Hals getragen wird, sind der Medane-Allen (Heiland),
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Arabien. 61
sanfte Überredung, nie aber durch Täuschung oder Gewaltmittel zu fördern bemüht war; er besaß ferner eine glänzende Rednergabe, in welcher sich nicht die verzehrende Glut der Schwärmerei, sondern das belebende Feuer der Überzeugung kund gab, einen Mut, der jeder Gefahr, eine Entschlossenheit, die jedem Hindernisse kühn entgegentrat, eine Festigkeit, die durch nichts erschüttert, eine Thätigkeit, die durch nichts ermüdet werden konnte. Überdies besaß er eine bewundernswerte Klugheit und Gewandheit im Umgange mit den Großen der Erde, welche er für seine Zwecke zu gewinnen und zu begeistern verstand, ohne ihnen jemals die Wahrheit zu verbergen oder seine Gesinnungen aufzuopfern oder gar ihren Schwächen nachzugeben. Dabei war er in seinem ganzen Wesen einfach, schlicht und wahr, kurz eine echte deutsche Natur uach Rede, That und Gesinnung. In seinen in lateinischer Sprache abgefaßten Briefen, welche er in den verschiedenen Verhältnissen seines Lebens an Könige, Bischöfe, Freunde und andere Personen schrieb, ist uns ein treuer Spiegel seines Charakters erhalten.
Yii. 9)1 uha m c d.
1. Arabien.
Bald nach der Völkerwanderung, durch welche Europa so sehr verändert worden war, begann auch in Asien eine gewaltige Umwandlung der Dinge. Ein bis dahin wenig bekanntes Volk trat wildstürmend auf, eroberte einen großen Teil Asiens, ganz Nordafrika und dringt von da aus sogar nach Spanien herüber. Das waren die Araber, auch Sarazenen und M anten genannt.
Die Halbinsel Arabien, viermal so groß als Deutschland, wird im Westen vom roten Meer, im Süden und Osten vom indischen Meer und dem persischen Meerbusen umgeben, im Norden durch Sandwüsten von Palästina und Syrien getrennt. Für Eroberer ist das Land stets unzugänglich gewesen, und selbst die Makedonier und Römer sind mir an seinem Rande hingezogen. Seiner Beschaffenheit nach scheint Arabien mehr dem benachbarten Afrika, als Asien anzugehören. In dem sogenannten wüsten Arabien giebt es viele große Sandwüsten. Setzt der Wind den Flugsand in Bewegung, dann gleicht die ganze Ebene einem wallenden Meer, und die zu kleinen Bergen angehäuften Sand-wellen überschütten oft ganze Karawanen. Hier weht der Samum, welcher mit giftigem Hauch alle ihm begegnenden Tiere und Menschen erstickt. Selten unterbrechen grüne Weideplätze,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Asiens Nordafrika Spanien Deutschland Palästina Syrien Afrika
als Weltkörper. 237
kam, die man trotz aller Phantasie und Erfindungskraft früher nicht
haben konnte.
Der Dichter Homer — etwa 1000 Jahre vor Christi Geburt — dachte sich
die Erdscheibe vom Oceanus, einem Strome, umflossen, und dahinter Säulen
als Stützen des Himmels. Bei den Hebräern, z. B. in Jesaias Zeit, 770
vor Christi Geburt, war man zweifelhaft, ob sie eine kreisartige oder viereckte
Platte sei, doch floß das Meer herum; und wie dem Homer sein Griechenland,
so war ihnen die Stadt Jerusalem die Mitte derselben; nur glaubten sie nicht,
wie jener Dichter, daß die Sonne ein Gott sei, der Abends mit seinen Strahlen
in den Oceanus tauche und, von W. nach O. die Erde umfahrend, wieder Mor-
gens am Hiinmel aufsteige. — Auf der Mitte der Erde zu wohnen, war übrigens
ein Vorzug, den sich nicht leicht ein Volk nehmen ließ. So hielten die Hindu's
oder Indier den Götterberg Mern (ihren Olymp) für das Centrum der voll
Gebirgen eingefaßten, ans dem Weltmeer schwimmenden Erdscheibe.
Schwimmend dachte sie auch der griechische Philosoph Thales aus Milet
(etwa 590 vor Chr.), doch sah er das Himmelsgewölbe für eine hohle Kugel an,
die alles, nämlich den platten Erdkörper sammt der Luft über dem Meere und
unter ihm umfasse. Dies war unstreitig ein großer Fortschritt in der Erkenntniß
des Weltgebäudes, und ging aus den astronomischen Beobachtungen hervor, die
sich vielleicht aus Phönizien, Babylon u. Egypten verbreitet hatten. Wenigstens
verstand Thales schon eine Sollnenfinsterniß ziemlich gewiß voraus zu sagen. —
Nicht lange nach ihm vermuthete Pythagoras aus Samos (um 540 v. Chr.)
die Kugelgestalt der Erde, woran zwar wenige glauben wollten, denn noch 100
Jahre später lächelte der völkerknndige Herodot darüber; aber Aristoteles
aus Stagira (um 350) pflichtete vollkommen bei, und dachte sich die Kugel frei
schwebend, obwohl an gleicher Stelle und unbeweglich, rings von der Luft, in-
mitten der Himmelskugel, umgeben.
Der Geograph Era tost Heues ans Cyrene, Bibliothekar zu Alexandria (um
240 vor Chr.) lehrte, daß sich das Weltgebäude um eine Axe drehe, die man
als gerade Linie vom Polarstern durch den Mittelpunkt des unbeweglichen Erd-
balls bis zum Südpol des Himmels sich zu denken habe. Nach mancherlei Be-
obachtungen über Sonne, Mond und Planeten bildete sich nun um so leichter
unter den folgenden griechisch schreibenden Geographen und Astronomen das Welt-
system aus, welches Claudius Ptolomäus ans Pelusium in Egypten (etwa
um 160 nach Christi Geburt) aufstellte. Demzufolge kreisen innerhalb des un-
geheuren Raumes, den die Masse der Fixsterne umgibt, die wandelnden Welt-
körper in Cirkelbahneu und verschiedenen Entfernungen um die feststehende Erde
und zwar zunächst der Mond, dann Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn.
Dies ptolomäische System erhielt sich 14 Jahrhunderte, das ganze Mittel-
alter hindurch, in Ansehen, bis es endlich im Beginn der neueren Zeit den
tieferen Forschungen der Astronomen nicht widerstehen konnte und von Koper-
nikus so umgeändert wurde, daß nicht viel mehr davon blieb, als die allge-
meinen ältern Begriffe vom Wandel und verschiedenem Abstand der Planeten
und von Kugelgestalt der Erde.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
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Extrahierte Personennamen: Christi Christi Herodot Claudius_Ptolomäus
446
Für wissenschaftliche Bildung ist durch mancherlei Schulen und
Collegien und durch die Universitäten zu Orford, Cambridge und London gesorgt.
Der Unterricht in untern Volksklassen ist noch sehr mangelhaft, doch wird durch
die mannigfaltigsten Tagsblätter für Gemcinsinn und Publicity gesorgt. Das
Volk nimmt großen Antheil an Sachen des Staats, wie denn der Engländer
überhaupt Nationalstolz, Selbstständigkeit, Unbiegsamkeit und Ernst in politi-
schen wie in religiösen Dingen besitzt. Was die Nation in Wissenschaften gelei-
stet hat, ist sehr bedeutend; ihre Literatur gehört zu den reichhaltigsten der alten
und neuen Zeit. Als geborne Engländer (denn manche sind Schotten und
Zrländer von Geburt) merken wir: Die Filosofen Baco und Locke, die
Geschichtschreiber Gibbon und Roscoe, die Dichter Shakespeare und
Mil ton. Die Gallerie berühmter Naturforscher und Entdecker ist groß.
2. Schottland.
Man unterscheidet gewöhnlich N i e d e r s ch v t t l a n d, wo die englische
Sprache herrschend wurde, vom Hochlande (Caledonien od. Galedon),
worin sich noch bis jezt die altgälische oder ersifche Sprache erhält. Doch läßt
sich auch nach 2 Vertiefungen abtheilen. Die erste ist zwischen den Baien des
Forth und Clyde, und die andre zwischen der Murraybai und dem
M u l l su n d e. Demnach hätte man ein Süd -, Mittel - und Nordwestland.
Das Niederland, im Ganzen ein Wechsel von Hügeln, Bergen, Thälern
und Ebenen, trägt seinen Namen nur im Gegensatz des höbern durchaus gebir-
gichten Hochlandes. Die Cheviots breiten sich hinein und hängen zusammen
mit den Leads od. Bleibergen, worin Höhen von 3000', und diese mit
den Pentlands, deren Abfall zum Firth (Busen) des Forth das malerische
Thal Edinburgs bildet. Am Clyde hin dachen sich die Leads zu Ebenen ab,
worin.glasgow. Hinter dem Canal wird es schnell wieder bergig, indem sich
die Berge des Hochlandes zwischen Flüssen abwärts fast in die Nähe der Ostküste
verzweigen und verflachen. Aufwärts nach Nw. geht das Niederland nun in
Hochland über. Grenzlinie etwa vom Busen des Clyde bis in die Grafschaft
Aberdeen. Hierin wird ein Hauptkamm erkennbar, Grampians genannt,
der hinter der genannten Linie mit Verästungen, Abgründen, Schluchten und
Seen fast parallel hinzieht. Aus den Grampians diesseit des Hauptkammes hebt
sich der Ben Lomond 3260' und Ben Lavers 4000', und jenseit der Ben
Nevis 4370. Der Nevis schaut seitwärts auf den See Linnhe, der ins west-
liche Meer und zwar zum Mullsunde abfließt. Nw. empfängt der See durch
einen Fluß das Gewässer andrer Seen, die durch geringe Wasserscheide vom
Flusse Ness getrennt sind, der in die Murraybai sich ergießt. Hinter dieser eng-
felsigen caledonischen Vertiefung thürmt sich rauhes schrecklich zerrissenes Berg-
land empor, mit hohen fast immer beschneiten Kuppen (denn die Schneclinie
ist nur 4000') und steilen Vorgebirgen od. Heads, z. B. das von Dungsby
jm No. Sie bestehen aus Gneis, Porfyr, rothem Granit und Urkalk, wor-
unter sich in Sutherland ein weißer dem Mischen ähnlicher Marznor findet.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Clyde Ben_Lomond Ben_Lavers Ben
Nevis Nevis
Extrahierte Ortsnamen: London Schottland Edinburgs Niederland Ness Sutherland
Der Dichter Homer — etwa 1000 Jahre vor Christi Geburt
— dachte sich die Erdschcibe vom Oceanus, einem Strome, um-
flossen, und dahinter Säulen als Stützen des Himmels. — Bei
den Hebräern, z. B. in I esaia s Zeit, 770 vor Christi Geburt, war
man zweifelhaft, ob sie eine kreisartige oder viereckte Platte sei,
doch floß das Meer herum; und wie dem Homer sein Griechenland,
so war ihnen die Stadt Jerusalem die Mitte derselben; nur glaub-
ten sie nicht, wie jener Dichter, daß die Sonne ein Gott sei, der
Abends mit seinen Strahlen in den Oceanus tauche und, von W.
nach O. die Erde umfahrend, wieder Morgens am Himmel auf-
steige. — Auf der Mitte der Erde zu wohnen, war übrigens ein
Vorzug, den sich nicht leicht ein Volk nehmen ließ. So hielten die
Hindu's oder Indier den Göttcrberg Meru (ihren Olymp) für
das Centrum der von Gebirgen eingefaßten auf dem Weltmeer
schwimmenden Erdscheibe.
Schwimmend dachte sie auch der griechische Filosos Thales
aus Milet (etwa 590 vor Chr.), doch sah er das Himmelsge-
wölbe für eine hohle Kugel an, die alles, nemlich den platten Erd-
körper samt der Luft über und dem Meere unter ihm, umfasse.
Dies war unstreitig ein großer Fortschritt in der Erkenntniß des
Weltgebäudes, und ging aus den astronomischen Beobachtungen
hervor, die sich vielleicht ans Fvnizien, Babylon und Egypten ver-
breitet hatten. Wenigstens verstand Thales schon eine Sonncn-
sinfterniß ziemlich gewiß voraus zu sagen. — Nicht lange nach
ihm vermuthete Pythagoras aus Samos (um 540 vor Chr.)
die Kugelgestalt der Erde, woran zwar wenige glauben wollten,
denn noch 100 Jahr später lächelte der völkerkundige Herodot
darüber; aber Aristoteles aus Stagira (um 350) pflichtete voll-
kommen bei, und dachte sich die Kugel frei schwebend, obwohl an
gleicher Stelle und unbeweglich, rings von der Luft, inmitten der
Himmelskugel, umgeben.
Der Geograf Eratostheues aus Cyrcne, Bibliothekar zu
Alerandria (um 240 vor Chr.) lehrte, daß sich das Weltgebäude
um eine Are drehe, die man als grade Linie vom Polarstern durch
den Mittelpunct des unbeweglichen Erdballs bis zum Südpol des
Himmels sich zu denken habe. Nach mancherlei Beobachtungen über
Sonne, Mond und Planeten bildete sich nun um so leichter unter
den folgenden griechisch schreibenden Geografen und Astronomen das
Schachtes Geografie. 16
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Extrahierte Personennamen: Christi Christi Herodot Eratostheues