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1. Landeskunde der Provinz Posen - S. 20

1911 - Breslau : Hirt
20 Landeskunde der Provinz Posen. Decke durchschnitten haben, kommt das Tertiär zum Vorschein, also vor allem in den tiefen Tälern der Warthe und Netze. Die durchschnittliche Stärke des ganzen Tertiärs läßt sich nur sehr schätzungsweise angeben, denn es ist in der ganzen Provinz kaum öfter als ein dutzendmal durchbohrt worden. Nach den von der Geolog. Landesanstalt veröffentlichten Bohrungen ist die größte Mächtigkeit des durchstoßenen Tertiärs in Eischkowo bei Ezarnikau mit über 188 m gefunden worden; in St. Lazarus bei Posen hat man 146 m im Tertiär gebohrt, ohne dieses zu durchsinken. Es ist sicherlich zu hoch gegriffen, wenn man, wie es geschehen ist, das Posener Tertiär auf durchschnitt- lich 200 m schätzt, vielmehr wird die Stärke 100 m kaum wesentlich übersteigen. Das Posener Tertiär besteht aus zwei sehr verschiedenen Schichtgruppen, dem sog. Posener Ton, auch Flammenton genannt, der gleich unter dem Diluvium liegt, und darunter folgt die Posener Braunkohlenformation. Der Posener Ton findet sich fast ausnahmslos überall unter dem Diluvium, nur im äußersten Westzipfel westlich der Linie Bentschen — Birnbaum fehlt er; im N reicht er weit nach Preußen, im 8 weit nach Schlesien und im 0 wohl bis Kiew in Rußland. Er ist der Niederschlag von feinsten Schlämmgebilden, die gründlich verwittert sind und fast allen Kalk verloren haben,- in einem gewaltigen Süßwassersee scheint er abgelagert worden zu sein, so daß also unser Posener Land kurz vor der Eiszeit unter dem Spiegel eines Sees lag, der an Größe dem mächtigen Kaspisee nicht viel nachstand. Der Posener Ton kann fast sämtliche Farben haben, meist ist er hellgrau bis bläulich. Reste von Pfianzen und Tieren haben sich in ihm fast gar nicht erhalten, so daß es sehr schwer war, sein Alter zu bestimmen; ganz neuer- dings schreibt man ihn dem Pliozän zu, dem letzten Teil der Tertiärzeit. Seine Dicke scheint im W Posens geringer zu sein als im 0; während er bei Ezarnikau nur rund 30 m stark ist, hat man ihn bei Wongrowitz und Mogilno über 80 m stark gefunden. Die Gletscher, welche in der Eiszeit über ihn hinweg- gingen, haben ihn teilweise aufgepreßt, so daß er vielfach am Aufbau der Endmoränen beteiligt ist, so z. B. bei Moschin, bei Kalmar und in den Nordheimer (Moraskoer) Höhen bei Posen. Der Posener Ton bietet bei seiner Kalkarmut den Pfianzen den kümmerlichsten Nährboden, als Untergrund für Bauten ist er seiner Nachgiebigkeit wegen direkt gefürchtet; nur zu einem ist er gut zu gebrauchen: er liefert, mit Sand gemischt, die prächtigsten Ziegel, und zu diesem Zweck wird er z. B. gerade bei Posen und Bromberg im Warthe- und Netzetal stark abgebaut. Die Posener Braunkohlenformation findet sich fast in der ganzen Provinz verbreitet, tritt aber sehr selten offen zutage, sie ist vor allem in Tief- bohrungen nachgewiesen. Sie besteht aus abwechselnden Schichten von Sand und Braunkohle, manchmal tritt an die Stelle des Sandes auch Ton. Die Stärke der Braunkohlenfiöze schwankt sehr, von wenigen Zentimetern bis 15 m (bei Stopka im Nw von Bromberg), doch sind Stärken von 4 — 5 m schon selten; der Abbau lohnt erst bei etwa 2 m Stärke. Die Braunkohlenflöze finden sich in sehr verschiedenen Tiefen im Erdboden, denn sie liegen fast niemals horizontal, sondern sind in Sättel und Mulden gefaltet und dazu noch oft von Störungslinien durchzogen, an denen die Flöze oft plötzlich abbrechen. Erschwert schon dieser Umstand die Gewinnung der Braunkohlen, so bereitet ein anderes Moment noch viel größere Schwierigkeiten: die Sande der Braunkohlenformation sind nämlich außerordentlich stark wasserführend; das Wasser steht oft unter hydrostatischem
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