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1. Landeskunde der Provinz Posen - S. uncounted

1911 - Breslau : Hirt
rte Sammlung von deutschen Landeskunden >ft zur Grgänzung der Lehrbüd-er von C. von öeydlttz Landeskunde der Provinz Posen von vr. Hermann Schütze Mil 33 Bildern und 1 Karte
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2. Landeskunde der Provinz Posen - S. uncounted

1911 - Breslau : Hirt
Bemerkungen des Verlegers. Die Band- und Heftausgaben der E. von Seydlitzschen Geographie sind bisher in fast 3 Millionen Exemplaren verbreitet worden. Den Herren Direktoren und Fachlehrern sowie den Schulvorsteherinnen und Fach- lehrerinnen, die den „Seydlitz" behufs etwaiger Einführung zu prüfen wünschen, stelle ich gern ein Exemplar der in Betracht kommenden Ausgabe nebst der Landes- kunde unberechnet zur Verfügung. Ich bitte aber bezügliche Wünsche unter Angabe der Schulgattung mir mitzuteilen, damit Verzögerungen durch Rückfragen vermieden werden. Breslau. Ferdinand Hirt. = Alle Rechte vorbehalten! = Diese Landeskunde wird auf Verlangen mit den Ausgaben A und B des „Seydlitz" zusammengebunden geliefert. Die Preise stellen sich alsdann wie folgt: Ausgabe A (Seydlitz - Oehlmann, 24. Bearbeitung) mit Landeskunde Posen M. 2.— Ausgabe A (Seydlitz-Tronnier, 25. Bearbeitung) mit Landeskunde Posen M. 2.25 Ausgabe B (Seydlitz-Oehlmann, 22. Bearbeitung) mit Landeskunde Posen M. 4.— Ausgabe B (Seydlitz -Rohrmann, 23. Bearbeitung) mit Landeskunde Posen M. 4.— Einzelpreis dieser Landeskunde kartoniert M. 1.— E. von Seydlitz!ch° Geographie Neubearbeitungen nach landschaftlichem Prinzip. Mit zahlreichen Bildern in Photographie- und Farbendruck. I. Bandausgaben. Ausgabe A: Grundzüge. Bearb. v.oberlehrer R. Tronnier. 25. Bearbeitung. Neudruck 1910. Geb. M. 1.25 Ausgabe k: Kleines Lehrbuch. Bearbeitet von Professor vr. A. Rohrmann. 23.Bearbeitg. Geb.m.3.— Neben diesen Neubearbeitungen bleiben die bisherigen Bearbeitungen bestehen: Ausgabe A: Grundzüge. Herausgegeben von Direktor vr. E. Oehlmann. 24. Bearbeitg. Geb. M. 1,— Ausgabe B: Kleines Lehrbuch. Herausgegeben von Direktor vr. E. Oehlmann. 22.Bearbeitg. Lwdbd.m.3.— Ii. Heftausgaben. Ausgabe Di In 7 Heften für Anstalten mit wöchentlich Zwei Unterrichtsstunden auf der Mittel- und Oberstufe. Bearbeitet von Pro- fessor vr. A. Rohrmann. kartoniert kosten Ausgabe 0: In 5 Heften nebst Vorstufe u. Er- gänzungshest für Anstalten mit wöchentlich einer Unterrichtsstunde. Bearbeitet von Professor vr. A. Rohrmann. kartoniert kosten V. Vi, Vii. Vorstufe ! I. Ii, Iii. Iv. V. Lrg.-Heft — .90 —.90 1.— M.—.90 I —.70 -.70 -.80 1.— -.90 —.60 ere Mädchenschulen. Herausgegeben von Direktor Paul Gockisch. kartoniert M. —.75 I Heft 3 kartoniert M. —.75 kartoniert M. I.— | Heft 4—7 kartoniert je M. 1,— ic, Erdkunde für Höhere Mädchenschulen Anstalten. In drei Teilen. Kartoniert je M. 1.50. ; wurde der gesamte geographische Lehrstoff der sieben Hefte der Ausgabe E zusammengezogen. Line derartige Kürzung ohne Verzicht auf wichtige Ab- dingen dadurch ermöglichen, daß viele Wiederholungen, die bei der Stoff- klassen in Sonderheften unbedingt erfolgen mußten, hier in Wegfall kamen, an passender Stelle eingereiht. » für Mittelschulen und verwandte Anstalten ruf Grund der E. von Seydlitz'schen Geographie, n drei Teilen. Kartoniert je M. 1.60. Als Ergänzung erschienen 22 reich illustrierte Landeskunden der Provinzen Preußens und der deutschen Einzelstaaten zum Preise von 50 Pfennig bis 1 Mark je nach Umfang.
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3. Landeskunde der Provinz Posen - S. 1

1911 - Breslau : Hirt
¡in nifi H'/t Landeskunde der Provinz Posen Don l)r. Hermann Schütze Oberlehrer an der Kgl. Verger-Oberrealschule in Posen Mit 33 Bildern und 1 Karte Hjitj „ y ¡J¡ g^j *5) 'Ì Uo Ferdinand Hirt Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau, Königsplatz 1 1911
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4. Landeskunde der Provinz Posen - S. 2

1911 - Breslau : Hirt
Vorwort. Einem Wunsche des Verlegers entsprechend, wurde die vorliegende Landes- kunde von mir geschrieben. Als ein Kind der Provinz Posen habe ich mich seit mehreren Jahren gerade mit der Landeskunde meiner Heimat besonders beschäftigt, und glaubte daher die Aufforderung nicht ablehnen zu dürfen, obwohl die Arbeit nicht leicht und oft wenig dankbar war. Denn keine Landschaft des Deutschen Reiches besitzt eine so armselige geographische Literatur wie Posen. Es seien daher die Lücken in der Darstellung, die vielleicht keinem so bekannt sind wie dem Verfasser selbst, gütigst entschuldigt. Das geologische Kapitel und die Kartenskizze sind von Herrn Geheimen Bergrat Prof. Dr. Ientzsch, dem besten Kenner der Posener Geologie, durch- gesehen worden; ebenso hat Herr Archivrat Prof. Dr. Warschauer, der beste Kenner der Posener Landesgeschichte, die vorliegende Arbeit nach der geschicht- lichen Seite hin geprüft. Beiden Herren sei für ihre Bemühungen auch an dieser Stelle herzlichst gedankt. Dank gebührt ferner den Herren Gymnasial- direktor Dr. Schjerning, Prof. Dr. Pfuhl und Prof. Dr. Wörner für Überlassung von Photographien für den Bilderanhang. Endlich sei auch noch den Herren Bürgermeistern und Ortsvorstehern unserer Städte und Dörfer gedankt, welche so prompt und bereitwillig auf die Anfragen nach den (im Buche bereits verwerteten) Ergebnissen der neuesten Volkszählung vom 1. Dezember 1910 geantwortet haben. Posen, im Februar 1911. Dr. Schütze. Inhaltsübersicht. A. Das ganze Land. Seite I. Lage und Bedeutung des Posener Landes .... 3 Ii. Name, Grenzen und Größe 4 Iii. Aufbau und Einteilung des Posener Landes .... 5/ Iv. Entstehungs- und Entwick- Seite lungsgeschichte der Landober- ffäche.....................12 V. Das Wassernetz .... 22 Vi. Das Klima . . , . . 28 Vii. Pflanzen- und Tierwelt . 30 Vili. Die Bevölkerung ... 33 B. Die einzelnen Landschaften. Seite I. Die Schildberger Hochfläche 39 Ii. Die Südposener Hochfläche . 40 Iii. Die Westposener Hochfläche 46 Iv. Das Zwischenstromland . . 51 Seite V. Die Ostposener Hochfläche . 53 Vi. Die Kujavische Hochfläche . 58 Vii. Die Nordposener Hoch- fläche ...........................62
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5. Landeskunde der Provinz Posen - S. 3

1911 - Breslau : Hirt
A. Das ganze Land. I. Lage und Bedeutung des Posener Landes. Das Posener Land ist ein Teil jener gewaltigen Tiefebene, die sich vom Fuße der Pyrenäen im Sw über Nordfrankreich, Deutschland und Rußland bis an die Ketten des Uralgebirges im 0 hindehnt. Dort, wo die endlosen Ebenen Westrußlands eine energische Einschnürung durch das Vordringen der Ostsee im dl und die Aufwölbung der karpatischen und sudetischen Falten im 8 erfahren, haben wir das Übergangsgebiet zwischen dem Norddeutschen Flachlande auf der einen und der Russischen Tafel auf der anderen Seite. Es sind zwei Gebiete, die einander äußerlich zwar recht ähnlich sehen, in ihrem inneren geologischen Aufbau aber grundverschieden sind. Gerade am äußersten Rande dieses Grenzgebietes ist unser Posener Land gelegen, und Zwar so, daß es zum weitaus größten Teil zum Norddeutschen Flachland gehört und wohl nur mit einem Zipfel im No auf die Russische Tafel übergreift. Es ist ungefähr gleichweit von der Küste der Ostsee im N wie vom Rande der Sudeten im 8 entfernt; es entbehrt also sowohl der anregenden Kraft des Meeres, welches den Sinn des Menschen in weite Fernen lenkt und in ihm weltumspannende Pläne reifen läßt, als auch der Vielgestaltigkeit der Bodenformen, mit welcher eine reichere Entwicklung staatlicher und geistiger Kultur verbunden zu sein pflegt. Wie das Posener Land geologisch als ein Grenzgebiet gekennzeichnet ist, so in noch stärkerem Maße anthropogeographisch: Germanentum und Slawentum stoßen in seinen Grenzen aufeinander und liegen in jahrhundertelangem, noch heute unentschiedenem Kampfe. Vielleicht hängt es mit diesem ruhelosen Völker- getriebe und der Abgeschlossenheit von den beiden anregendsten geographischen Elementen: Meer und Gebirge, zusammen, daß unser Land auf geistigem wie auf politischem Gebiete gegenüber den anderen Landschaften Deutschlands so auffällig zurücksteht: wir suchen umsonst nach Namen von weltbekannten Dichtern, Künstlern oder Gelehrten, die unserer Heimat entstammen, mögen es Deutsche oder Polen fein; während die Nachbarlandschaften Schlesien, Brandenburg, Preußen und Pommern ihre Kant, Herder, Kopernikus, Opitz, Kleist u. a. m. besitzen. Fast dasselbe Bild auch auf politischem (Bebtet; nur einmal hat das Posener Land eine welthistorische Rolle gespielt: damals, als Boleslaus Ehrobry es zum politischen und geistlichen Mittelpunkt seines Königreiches machte. Aber mit dem baldigen Zusammenbruch seines Reiches unter seinen Nachkommen hörte auch diese Rolle Posens auf; für das Königreich Polen lag es zu peripherisch, um dauernder Mittelpunkt zu bleiben, daher übernahm Krakau und später Warschau Posens Aufgabe. Ähnlich steht es mit der Bedeutung der Provinz Posen für das Königreich Preußen: während Brandenburg die Wiege des Preußischen Staates wurde, Pommern ihm den ersten direkten Weg zum Meere gab, Preußen ihm die Königskrone verschaffte und Schlesien endlich seine Groß- machtstellung begründete, hat Posen für Preußen wie für Polen nur eine Be- deutung zweiten Ranges gehabt: es bildet das Bindeglied zwischen den beiden Eckpfeilern der deutschen Macht an der russischen Grenze, zwischen Schlesien und Preußen. Aber während es für Polen ein nach W weit vorgeschobener Posten war, der auch hydrographisch mit dem Hauptstrom des Landes, der Weichsel, gar nicht zusammenhing, ist es umgekehrt für Preußen-Deutschland ein urnotwendiger Bestandteil; denn die Provinz Posen schließt eine tief in den Leib des Reiches bis in die Nähe der Reichshauptstadt reichende Lücke. 1*
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6. Landeskunde der Provinz Posen - S. 4

1911 - Breslau : Hirt
4 Landeskunde der Provinz Posen. Ii. Name, Grenzen und Gröhe. Name. Die heutige Provinz Posen führt ihren Namen erst seit kaum 100 Jahren. Vor der ersten polnischen Teilung im Jahre 1772 war ihr Gebiet nebst den östlich benachbarten Landstrichen unter der Bezeichnung Großpolen (Polonia Maior, Wielkopolska) bekannt. Posen war der Name der Hauptstadt und zugleich einer Woiwodschaft in Großpolen, die fast halb so groß war wie die heutige Provinz und ihren ganzen Westen einnahm. Im Jahre 1772 kam ungefähr der heutige Regierungsbezirk Bromberg unter dem Namen „Netze- distrikt" an Preußen und wurde zunächst ein Teil der Provinz Westpreußen. Der Rest unserer Provinz kam 1793 zusammen mit dem Weichselgebiet bis Warschau an Preußen und erhielt die Bezeichnung „Südpreußen". Im Tilsiter Frieden 1807 fielen Südpreußen und fast der ganze Netzedistrikt an das Herzogtum Warschau. Die Befreiungskriege aber brachten im Wiener Frieden 1815 das Gebiet der heutigen Provinz Posen an Preußen zurück,- damals erst ist die heutige Ostgrenze des Posener Landes gegen Rußland abgesteckt worden, und der Netzedistrikt nebst dem Rest von Südpreußen erhielt die Bezeichnung „Groß- herzogtum Posen". Dieser Name ist später in „Provinz Posen" umgeändert worden. So ist also der Name der wichtigsten Stadt erst in neuester Zeit zugleich der Name für ein ziemlich altes Landschaftsgebilde geworden. Grenzen. Wie die Entstehung des Namens unserer Provinz schon zeigt, ist das Posener Land in seinen heutigen Grenzen keine ganz jugendliche Bildung, da es ungefähr dem mittelalterlichen Großpolen entspricht. Das dürfte wohl gleich einen Fingerzeig für die Schärfe seiner natürlichen Grenzen geben, denn nur Landschaften mit scharf ausgeprägten Grenzen pflegen ein hohes Alter zu haben. Wenn wir an den heutigen politischen Grenzen des Posener Landes entlang- wandern, sei es im 0 gegen Rußland, im 8 gegen Schlesien, in W gegen Brandenburg und im N gegen Westpreußen, so werden wir, abgesehen von dem Stückchen Weichselbogen an der Nordostgrenze, wohl nirgends den Eindruck „natürlicher" geographischer Grenzen haben. Und doch wird unser Land im dl, Xv und 8 von gewissen natürlichen Grenzlinien umfangen, die uns zugleich geographisch sehr deutlich seine Zugehörigkeit zum 0, also zu dem ehemaligen Polenreiche erklären. Es sind das im dl und 8 die breiten sumpfigen Täler der Netze und Bartsch und im W, abgesehen von der Fraustädter Lücke, das seenreiche untere Obratal. Diese Talzüge bildeten bis in die Zeit der Fluß- regulierungen und der planmäßigen Wegebauten, die erst mit dem Ende des 18. Jahrhunderts beginnt, außerordentliche Verkehrshindernisse. Verstärkt wurden diese Hindernisse noch durch mächtige, ausgedehnte Waldgürtel, besonders an der Netze und Obra; diese haben sich zum Teil bis auf den heutigen Tag erhalten und sind durch die Talsande zu beiden Seiten der genannten Flüsse bedingt. Nur an den Stellen, wo aus dem sumpfigen Talboden Inseln festen Landes aufragten, oder wo die Talufer einander möglichst nahetraten, gingen enge, nur dem Ortskundigen bekannte Wege hinüber und vermittelten den Verkehr mit dem Nachbarlande. Solche Talzüge mit ihren breiten Waldrändern
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7. Landeskunde der Provinz Posen - S. 5

1911 - Breslau : Hirt
Iii. Aufbau und Einteilung des Posener Landes. 5 wirkten nicht minder trennend wie etwa der Kamm der Sudeten; und wie bort, kann man auch hier von „Pässen" reden, an denen sich naturgemäß Städte entwickeln mußten. Nur im 0 fehlt ein solch grenzbildender Talzug; denn das Prosnatal, welches heute fast die Hälfte der Ostgrenze bildet, ist zu schmal und unbedeutend, um eine natürliche Grenzsperre abzugeben. Dieser Umstand erklärt eben die einstige politische Zugehörigkeit unseres Landes zu Polen. Jene oben skizzierten natürlichen Grenzen haben heute ihre Be- deutung längst eingebüßt, seit man den Flüssen einen tieferen Abfluß gegeben, die Sümpfe dadurch vermindert und endlich viele Dämme für Eisenbahnen, Chausseen und Landstraßen durch sie hindurchgeschüttet hat. Immerhin hat die Netze, der am schwersten zu überschreitende Fluß Posens, noch heute von Nakel abwärts bis zur brandenburgischen Grenze nur 5 Übergangsstellen. Die politischen Grenzen des Posener Landes gingen aber schon im Mittel- alter über die Talzüge von Obra und Netze hinaus nach W und N; ein Beweis für die energische Politik der mittelalterlichen Polenherrscher gegenüber der Schwäche des Deutschen Reiches. Polen setzte sich der größeren Sicherheit wegen auch in den Besitz des feindlichen Grenzlandes, ein Verfahren, welches Friedrich der Große im Jahre 1772 bei Besetzung des Netzedistrikts nachahmte: die Netze sollte die Grenze sein, aber Friedrich nahm den ganzen Südrand des Netzegebietes mit in Besitz. Größe. Das Posener Land erstreckt sich von 51° 8' bis 53° 28' n. Br. und von 15° 20' bis 18° 40' ö. L. von Greenwich; es reicht also über rund 2^/g Breiten- grade und 31/3 Längengrade. Die größte ostwestliche Erstreckung hat es unter der geographischen Breite von Schwerin mit 210 km und die größte nordsüdliche Erstreckung unter dem Meridian von Krone a. Br. mit 257 km, so daß also die Längenerstreckung von der Breitenerstreckung um rund 50 km übertroffen wird. Wenn man von dem schmalen Landzipfel im 8 der Bartsch und dem Teil russischen Gebietes absieht, welches an der Warthe nach W bis zur Prosna- mündung vorspringt, so umschließen die Posener Grenzen eine Fläche, die ihrer Gestalt nach der Idealfigur aller Flächen, nämlich einem Kreise, recht nahekommt. Die Provinz Posen umfaßt 28 982 qkm. Das ist ein Areal, welches der Mittelgröße einer preußischen Provinz ziemlich genau entspricht. Größer als Posen sind nur die Provinzen Schlesien, Brandenburg, Ostpreußen, Pommern und Hannover. Die übrigen 6 Provinzen sind kleiner. Verglichen mit anderen Land- schaften sind z. B. die Königreiche Württemberg und Sachsen erheblich kleiner, die Königreiche Belgien und Holland nur um wenig größer als unser Posener Land. Iii. Aufbau und Einteilung des Posener Landes. Als ein Teil des großen Norddeutschen Flachlandes zeigt das Posener Land in seiner Oberflächengestaltung natürlich dieselben Züge, wie dieses ganze Gebiet. Wie für das Norddeutsche Flachland überhaupt ist auch für das Posener Land eine große Einförmigkeit des Aufbaues charakteristisch: weithin sich dehnende schwachwellige Flächen, die von meist fiachen Talzügen durchschnitten werden, ist die stetig wiederkehrende Hauptform im Aufbau der Landschaft. Die Täler
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8. Landeskunde der Provinz Posen - S. 6

1911 - Breslau : Hirt
6 Landeskunde der Provinz Posen. der größeren Flüsse sind bei ihrer oft mächtigen Breite nur so flach eingesenkt, daß das Auge zuweilen umsonst den anderen Talrand sucht und mehr den Eindruck einer Tiefebene als den eines Flußtales empfängt. Nur die engen Täler der kleineren Flüsse bringen mit ihren Seen eine reizvollere Abwechslung in das Landschaftsbild. Ausnahmsweise durchziehen auch Hügelreihen von mäßiger Höhe und sanft gerundeten Formen das Gelände und geben dann, meist wald- bedeckt, im Verein mit zwischengelagerten Seen einen Landschaftstypus, der an lieblicher Schönheit manchen vielgerühmten Gegendendes Deutschen Mittelgebirges kaum nachsteht. Die Höhenunterschiede der ganzen Provinz bewegen sich nur in sehr engen Grenzen; denn der tiefste Punkt, dort, wo die Warthe die Provinz verläßt, liegt 24 m über dem Meeresspiegel; der höchste, die Haideberger (früher Kobylagoraer) Höhe im äußersten Südzipfel, erhebt sich auf 284 m. Die größtmögliche Höhendifferenz beträgt also nur 260 m; sie kann sich aber kaum bemerkbar machen, weil die beiden genannten Punkte über 200 km voneinander entfernt liegen. Schon Höhendifferenzen von 100 m auf engem Raume gehören zu den größten Seltenheiten, sie finden sich, abgesehen von den Talrändern der mittleren Netze, wohl nirgends in der ganzen Provinz. In diesem für land- schaftliche Schönheit gerade so wichtigen Moment dürfte die Provinz Posen allen anderen preußischen Provinzen nachstehen, während ihre größte Höhe (284 m) von den höchsten Punkten Brandenburgs, Pommerns und Schleswig- Holsteins nicht erreicht wird. Die Durchschnittshöhe des ganzen Posener Landes kann man auf rund 85 m ansetzen; denn die Durchschnittshöhe aller größeren Seeflächen ist auf 76 m berechnet worden, und da die Seeoberslächen in der Regel nicht sehr tief in die Landoberflächen eingesenkt sind, wird die mittlere Höhe des Landes 85 m kaum viel übersteigen. Wie bereits angedeutet, ist der äußere Aufbau des Posener Landes in erster Linie gekennzeichnet durch den Gegensatz der schwachwelligen und nur ausnahmsweise von Hügelreihen durchzogenen Hochflächen und der sie durch- schneidenden Talzüge. Diese Talzüge bedingen die Hauptgliederung des Landes. Sie erstrecken sich im wesentlichen in zwei Hauptrichtungen: nämlich von O nach Xv, der sog. Längsrichtung, und von 8 nach dl, oder umgekehrt, der Querrichtung. Natürlich kommen daneben auch noch alle anderen denkbaren Jwischenrichtungen vor, so besonders in der Mitte der Provinz eine Nordwest-Südostrichtung, doch spielen diese Iwischenrichtungen eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle. In der Längs- oder Ostwestrichtung sind besonders vier große parallellaufende Tal- züge hervorzuheben, die nur teilweise noch heute von zusammenhängenden Fluß- läufen durchzogen werden. Zwei von diesen Talzügen nehmen erst auf Posener Gebiet ihren Anfang, die beiden anderen kommen weit aus dem 0 von der Weichsel her; alle vier gehen schließlich ins Odertal über und haben in früheren geologischen Perioden im Xv bis zur Elbe und vielleicht noch weiter gereicht. Das sind die sogenannten Urstrom- oder Haupttäler. Als erstes Urstrom- oder Haupttal geht im 8 das breite, bruchige Bartschtal von einer sumpfigen Wiese aus, die durch die Faule Bartsch zugleich nach 0 zur Prosna entwässert wird, nach Xv zur Oder. Die Breite des flachen Tales beträgt rund 2 bis 3 km, vermindert sich stellenweise aber auf km; sie paßt wenig zu dem kleinen, wasserarmen Fluß. Dieses Bartschtal bildet den Anfang des sog. Glogau-Baruther Urstromtals, das sich über ,Oder,- Bober - Neiße - Spree bis zur Elbe im dl von Magdeburg verfolgen läßt.
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9. Landeskunde der Provinz Posen - S. 7

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Iii. Aufbau und Einteilung des Posener Landes. 7 Das zweite große Längstal kommt von der Weichsel nördlich Warschau herüber zur mittleren Warthe, wird von der Warthe durchströmt bis Moschin südlich Posen und geht von hier durch das breite Obrabruch zur Oder, unteren Spree, Havel und Elbe. Man nennt es das Warschau-Berliner Urstromtal. Auch dieses Tal hat eine Breite, die wenig mit der Größe der Flüsse über- einstimmt, von denen es durchströmt wird. Es ist nämlich stellenweise fast 15 km breit; so das Warthetal bei Neustadt a. W. und das Obrabruch bei Schmiegel; Breiten von rund 10 km treten häufiger auf, so bei Schrimm, Rogalinek und Priment. Eine Verengung von nur 2 bis 3 km Breite findet sich im Obra- bruch nördlich von Lzempin. Die Höhe der Talränder erreicht nur im 8 dicht an der russischen Grenze 50 m, sonst beträgt sie meist im dl wie im 8, am Warthetal wie am Obrabruch, etwa 20 m, ein im Vergleich zur Breite außer- ordentlich geringer Betrag. Das Tal hat von der Mündung der Prosna bis zur Mündung in die Oder ein äußerst geringes Gefälle, nämlich von 71 m auf 50 m über dem Meeresspiegel, daher ist es auch so wenig tief in seine Um- gebung eingeschnitten. In seinem Übergangsgebiet zwischen Obra und Warthe sowie zwischen Obra und Oder sind die Wasserscheiden noch so wenig aus- geprägt, daß an beiden Stellen Flußgabelungen oder Bifurkationen der Obra eintreten: an der Kostener Wasserscheide, welche ihre Entstehung dem breiten, von Obra und Mogilnitza (oder Pruth) geschaffenen Schuttkegel verdankt, geht die Moschiner Obra nach 0 zur Warthe und die drei Obrakanäle ziehen nach W. Die Warthe brauchte bei Moschin nur um 10 m zu steigen, so würden ihre Gewässer über die Kostener Wasserscheide hinweg durch das Obrabruch zur Oder strömen. Die zweite Obrabifurkation tritt im Sw von Wollstein ein; hier geht der Hauptteil des Obrawaffers nach dl zur Warthe, der Rest durch die Faule Obra nach V/ zur Oder; bei sehr hohem Oderhochwasser ist hier noch im Jahre 1854 Wasser von der Oder durch die Obra in die Warthe geflossen. Bon geringerer Bedeutung und kleineren Abmessungen ist das dritte Längs- tal, welches die mittlere und untere Welna und in dessen Fortsetzung nach W die untere Warthe von Obornik an durchströmt. Der kleine Welnafluß fließt in einem Tale, das gelegentlich, wie z. B. bei Rogasen, meilenbreit (7 bis 8 km) wird und so niedrige Ufer hat, daß man sie von der Talmitte aus kaum sehen kann; besonders gilt das für das Nordufer, welches sich oft knapp 5 m über der Talsohle erhebt. Die Fortsetzung des Welnatales, nämlich das untere Warthe- tal, hat im 8 ein scharfes, wenn auch nicht hohes Ufer, das etwa 15 bis 20 m hoch über dem Tale ansteigt; im dl dagegen beginnen hier die Grenzen des unteren Netzetales mit denen des Warthetales ineinanderzufließen. Dieser vielleicht als Rogasen-Wronker Urstromtal zu bezeichnende Talzug hat nur mehr eine lokale Bedeutung, da er nach W zu keine selbständige Fortsetzung besitzt, sondern sich noch auf Posener Gebiet mit dem ihm nördlich benachbarten Haupttal vereinigt. Ein wesentlich anderes Gesicht zeigt das vierte und letzte Längstal. Dieses zieht sich von der Weichsel im dl von Thorn über die untere Brahe zur mittleren Netze und weiter zur Warthe, Oder und über die vom Finowkanal benutzte 5enke zur unteren Havel und Elbe. Das ist das sogenannte Thorn-Ebers- walder Urstromtal. Dieser mächtige Talzug unterscheidet sich vor allem durch seine hohen Ränder, die mit kräftigem Steilabfall zur ebenen Talsohle absetzen,
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10. Landeskunde der Provinz Posen - S. 8

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8 Landeskunde der Provinz Posen. von allen übrigen. Schon am Bromberger Kanal, der diesen Talzug zur Verbindung zwischen Netze und Brahe benutzt, erheben sich die Talränder 30 bis 50 m über der Talsohle; weiter nach Xv, an der mittleren Netze, liegen die Nordränder streckenweise 100, gelegentlich sogar 140 m über der Sohle, um dann jenseits der Küddowmündung auf das übliche Posener Höhenmaß von 20 bis 30 m herabzusinken. Der Südrand weist nicht so bedeutende Höhen auf, es fehlt ihm vor allem der geschlossene Zusammenhang des Nordrandes, doch kann man seine Durchschnittserhebung auf rund 30 m über der Talsohle ansetzen; zuweilen kommen auch hier 70 bis 100 m Höhendifferenzen vor, wie bei Ezarnikau, Kalmar und Exin. Das Thorn-Eberswalder Haupttal hat im Posener Lande ein rund doppelt so starkes Gefälle wie das Warschau - Berliner: es senkt sich von 60 m oberhalb Rakel auf 20 m am Zusammenfluß von Netze und Warthe; hieraus erklärt sich schon teilweise die größere Höhe seiner Ränder über der Talsohle. In der Breitenentwicklung steht dieses Tal dem Warschau-Berliner etwas nach. Seine größte Breite (bei Kolmar) beträgt 10 km. Im allgemeinen wird die Breite von 6 bis 7 km selten überschritten, und gelegentlich treten Verschmälerungen von 2 bis 3 km auf. Auch hier harmoniert der verhältnismäßig kleine Fluß wenig mit dem oft riesigen Tal. Diese eben skizzierten 4 großen Längstäler werden nun untereinander in Verbindung gesetzt durch eine Reihe senkrecht zu ihrer Richtung, also von 14 nach 8, oder umgekehrt, verlaufender Quertäler; von ihnen seien hier nur die wichtigsten hervorgehoben. Wenn wir auch wieder im 8 beginnen, so können wir als Bindeglieder zwischen dem Glogau-Baruther und dem Warschau- Berliner Urstromtal 3 Talzüge feststellen: 1. im 0 das Prosnatal, welches ja durch die Faule Bartsch in direkter Verbindung mit dem Glogau - Baruther Haupttal steht; 2. in der Mitte die Senke der Kania, die sich über Rawitsch, Gostyn, Dölzig, Drzoneker See bis Schrimm im Warthetal verfolgen läßt, heute aber nicht mehr von einem zusammenhängenden Flußlauf durch- strömt wird, und 3. im Xv schon ganz auf schlesischem Gebiet das Odertal. In ganz ähnlicher Form findet eine entsprechende Verbindung des Warschau- Berliner Haupttales mit den nördlicher gelegenen Urstromtälern statt, und zwar sind es hier auch gerade 3 Quertäler: 1. Im Xv das untere Obratal vom Obrabruch bis zur Obramündung; es verknüpft das Warschau-Berliner mit dem Rogasen-Wronker und weiterhin auch Thorn-Eberswalder Haupttal. 2. Im 0 der Talzug von der Warthe bei Konin über den Slessiner- und Goplosee, die obere Netze entlang bis Nakel; er verbindet direkt das Warschau-Berliner mit dem Thorn-Lberswalder Haupttal. 3. In der Mitte zwischen beiden verknüpft das südnördlich gerichtete Warthetal von Moschin bis Obornik das Warschau- Berliner mit dem kurzen Rogasen-Wronker Haupttal. Auch im dl des Thorn- Eberswalder Urstromtales lassen sich in den meridional gerichteten Quertälern der Brahe, Küddow und Drage Ansätze zu Verbindungstälern mit noch weiter nördlich in Pommern gelegenen Urstromtälern erkennen. Man bezeichnet alle genannten Quertäler auch als Durchbruchstäler, weil sie die zwischen den großen Längstälern sich hinziehenden Hochflächen durchbrochen haben. Alle diese Durch- bruchstäler mit Ausnahme des Odertales unterscheiden sich von den Längstälern dadurch, daß sie im Vergleich zu jenen viel kürzer und vor allem lange nicht so breit angelegt sind. 5ehr deutlich zeigt sich dieser Unterschied bei dem
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