1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Hermann, Schütze
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Iv. Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Landoberfläche.
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Druck und steigt in den Bohrlöchern bis dicht unter die Bodenoberfläche,
manchmal ist es dunkelbraun gefärbt.
Trotzdem das Posener Land an Stärke wie Ausdehnung der Braunkohlen-
flöze seinen Nachbarprovinzen kaum nachsteht, kann es von diesen Bodenschätzen
nur einen sehr geringen Gebrauch machen. Unter den Gegenden, wo ein Abbau
der Braunkohle versucht wurde, seien hier hervorgehoben die Gruben bei
Meseritz, Zirke, Wronke, Obornik und Krone a. Br. Bei letztgenanntem
Orte befindet sich die große Moltkegrube, die bisher weitaus am meisten Kohlen
geliefert hat, gegenwärtig steht auch sie unter Wasser. Es erscheint in absehbarer
Zeit kaum möglich, daß die Provinz die vielen Millionen Tonnen Braunkohlen,
die in ihrem Schoße liegen, in nutzbringender Weise wird verwenden können.
Wenn wir zum Schluß dieses Abschnittes noch einen Blick auf die unter dem
Tertiär lagernden mesozoischen und paläozoischen Schichten werfen,
so stellt das Posener Land gerade in diesem Punkte ein interessantes Gebiet
dar, weil es nämlich an der Ostgrenze des Norddeutschen Flachlandes liegt,
in welchem alle mesozoischen Schichten stark gestört, von Brüchen durchsetzt
und überschoben sind, und an der Westgrenze der gewaltigen Russischen Tafel,
in welcher die mesozoischen und paläozoischen Schichten völlig ungestört horizontal
Übereinanderliegen. Nach den bisherigen Tiefbohrungen scheint der Untergrund
des Posener Landes fast ganz dem gestörten Untergrund des Norddeutschen Flach-
landes anzugehören, denn man findet bald Kreide, bald Iura, bald Trias, bald
Perm direkt unter dem Tertiär und sogar manchmal direkt unter dem Diluvium.
Kreideschichten erbohrte man unter dem Tertiär in Schroda und Karditid); Iura
bei Bartschin, Pakosch, Hohensalza, Argenau, Czarnikau und Iarotschin; Trias
in der Gegend von Schubin, Perm endlich bei Hohensalza und Exin. Alle
bisher durchbohrten Posener Schichten vom Alluvium bis zum Perm würden
eine Dicke von rund 4 km ergeben, wenn sie an einer Stelle übereinander-
lägen. Wirtschaftlich bedeutungsvoll sind von den genannten Schichten nur der
Iura bei Bartschin und Pakosch durch die Kalkgewinnung und die Permschichten
in Hohensalza und Wapno bei Exin durch die Gips- und Salzgewinnung ge-
worden. Auch hat das Salzvorkommen in Hohensalza zur Anlage eines großen
Solbades geführt. Während die erbohrten Iuraschichten sonst unter einer
starken Decke von Tertiär und Diluvium liegen, erheben sich in Hansdorf bei
Pakosch und Wapienno bei Bartschin inselförmige Iuraklippen bis 3 resp. 5 m
unter der Oberfläche, nur von Geschiebemergel bedeckt, ohne sich sonderbarer-
weise in der Oberfläche des Geländes auch nur im geringsten etwa durch eine
Anschwellung bemerkbar zu machen. Die Oberfläche der Iuraschichten zeigt
deutliche Spuren von Gletscherbearbeitung: Glättung, Schrammung, Aus-
strudelung von Gletschertöpfen. Der permische Gips- und Salzkegel von Hohen-
salza, der rings von Jurakalk umlagert ist, bleibt rund 100 m unter der
Oberfläche. Der Gewinnung des Salzes in Steinsalzform hat hier ein Wasser-
einbruch ebenfalls ein Ende bereitet.
Weder die tertiären noch die mesozoischen Schichten scheinen im einzelnen
einen Einfluß auf die Oberflächengestaltung des Posener Landes ausgeübt zu
haben, vielmehr hat das Diluvium alle Niveauunterschiede, die durch das
Tertiär und die älteren Schichten geschaffen waren, auszugleichen versucht und
läßt vielleicht nur in den großen Zügen der Haupttäler und Hochflächen Spuren
des tertiären und noch älteren Bodenreliefs durchschimmern.