1913 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Wollweber, Valentin
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Wiesbaden, Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Einführung des Christentums in unserer Heimat.
Durch die Römer soll schon im 3. Jahrhundert von Mainz (Mogun-
tiäcum) aus das Christentum nach den benachbarten nassauischen Gegenden
gebracht worden sein; dauernderen Eingang aber verschaffte es sich erst
im 4. Jahrhundert durch deu hl. Lubentius. Dieser kam von Trier,
predigte in der Lahngegend das Christentum und erbaute dort die uralte
Kirche zu Dietkirchen, die erste in Nassau. Eiu anderer Missionär mar
der Einsiedler St. Goar, der im 6. Jahrhundert am Rhein wirkte. Nach
ihm sind die Städte St. Goar und St. Goarshausen benannt. Einige
hundert Jahre später führte Kaiser Karl der Große bei allen deutschen
Stämmen das Christentum ein und gründete Bistümer, Klöster, Kirchen
und Schulen. In dieser Zeit entstand auch das Kloster Bleidenstadt, das
älteste in Nassau. Klöster und Kirchen bildeten oft den Grund zu Dörfern
und Städten.
Auflösung der Gauverfassung. Grafen und Zerren.
Um das Jahr 1000 hörte die Ganverfassung nach und nach auf.
Die deutschen Kaiser fingen an, Bischöfen und Klöstern weltliche Herr-
schast über bedeutende Länderstrecken zu verleihen. Der Rheingan fiel
z. B. dem Erzbischose von Mainz, die untere Lahngegend dem Erzbistum
Trier zu. Von Klöstern war später Eberbach am reichsten begütert. Auch
die Gaugrafen strebten nun nach Erlangung erblicher Gebiete. Grafen
und Herren mit erblichen Besitzungen, welche jetzt austraten, waren z. V.
die von Laurenburg, Katzeuelubogeu, Eppstein und Cronberg. Sie er-
bauten sich auf steilen Anhöhen seste Burgen, an deren Fuß später oft
Dörfer und Städte angelegt wurden. Aus dem Geschlechte der Grase«
und Herren gingen später die Ritter hervor. Die Herren von Lauren-
bürg erbauten ungefähr um das Jahr 1100 die Burg Nassau und nannten
sich von da an
Grafen von Nassau.
Der Name Nassau, der schon 915 in Urkunden vorkommt, bezeichnete
zuerst einen Landsitz (Villa Nassöva = Nassaue oder nasse Au) Kaiser
Konrads I. von Franken. Im 13. Jahrhundert vereinigte Gras Heinrich
der Reiche von Nassau die Grafschaften Idstein, Weilburg, Dillenburg
und Siegen. Nach seinem Tode wurde das Land unter seine beiden
Söhne Otto und Walram geteilt. Erstem bekam das Gebiet nördlich,
letzterer das Gebiet südlich der Lahn. Dadurch entstanden zwei nassauische
Linien: die ottoische und die walramische. Durch weitere Teilung bildeten
sich später wieder viele nassauische Grafschaften. Zu bedeutendem An-
sehen gelangte das Haus Nassau, als Adolf, ein Sohn Walrams, zum
deutschen Kaiser gewählt wurde.