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1913 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Wollweber, Valentin
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Wiesbaden, Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Heimatkunde
vom preußischen
Negler»Nj>sbkjilk Wiesbaden
Wallach.
Bearbeitet
von
v. Wollweber,
früher Lehrer an der Franckeschule zu Frankfurt a. Itc.
Mit 1 Titelbild, 15 Abbildungen und 1 Karte.
preis 50 pfg.
34.-39. verbesserte Kuflage.
Frankfurt a. M.
Iup S3. Goethestraße 33.
_tt umamsche Buchhandlung J Aesselringsche Hosbuchhandlung
•I- (®* V. Mayer). I _ Verlag — (E. v. Mayer).
2
1913 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Wollweber, Valentin
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Wiesbaden, Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Kesselringsche Hofbuchhandlung. — Verlag — (E. v. Mayer)
Frankfurt a. M. — Leipzig.
Von der kgl. Regierung in Kassel durch Reskript vom 15. Januar 1895 empfohlen:
Heimatkunde
vom preußischen
Regierungsbezirk ttassel
v.n
D. Idollrdeber,
früher Lehrer an der Franckeschuls zu Frankfurt a. M.
Gr. 8°. 70 Seiten. Mit 1 Titelbild, 15 Abbildungen und 1 Karte.
== preis in Umschlag geheftet 5v pfg. =
» Die Karte in der Größe von 34x30 cm daraus einzeln 20 Pfg. »
Bei diesen aus der Praxis entstandenen Heimatkunden ist auf möglichste Be-
schränkung des Lehrstoffs gesehen, um das Gedächtnis des Schülers nicht zu sehr
zu belasten. Die Namen und Zahlen sind auf das erforderlichste Maß beschränkt und der
Inhalt in kurzen aber vollständigen Sätzen wiedergegeben.
Dem Texte sind kurze Erzählungen ans der Geschichte und Sage sowie Be-
schreibungeu eingefügt, um den Unterricht anregender zu gestalten. Letztere sind in
kleinerer Schrift gedruckt und heben sich deutlich von dem übrigen Texte ab. Gerade hier-
durch unterscheidet sich die vorliegende Heimatkunde von den bereits bestehenden.
Zur Veranschaulichung der merkwürdigsten Orte und Denkmäler, sowie der
berühmtesten Persönlichkeiten enthalten die Büchlein verschiedene Abbildungen.
Die jedem Werkchen beigegebene Karte ist genau dem Texte angepaßt, in verschie-
denen Farben ausgeführt und bietet ein klares Bild des heimatlichen Bezirks.
Schulha-ükarte
der preußisc
Hessen ^ s u
D. Xdol tr
0) - _
früher Lehrer an der Frai -g - ^ ksurt a. M.
Maßltab J: 643000. Größe Zg ^ - - — den ausgeführt.
Preis unaufgezogen 20 Psg., i o ■ - gezogen 50 Pfg.
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- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Wiesbaden, Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Heimatkunde
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vom preußischen f Vjf
Regikrimzsbezirl! Wirsbnde«
(Nassau).
„Du Land der besten (Quellen,
vu Land des besten Ivein's,
vir ganz sich gleich zu stellen
vermag der Länder Kein's
Bearbeitet
von
v. Wollweber,
früher Lehrer an der Franckeschule zu Frankfurt a. Itt.
Btit 1' Titelbild, 15 Abbildungen und 1 Karte.
34.-39. verbesserte Auslage.
Frankfurt a. M.
33 Goethestraße 33
Alfred Neumannsche Buchhandlung ! Aeffelringsche ^ofbnchhandlung
(E. v. Mayer) I — Verlag — (E. v, Mayer)
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- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Wiesbaden, Nassau
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Inhalt.
Seite
1. Name........................1
2. Umriß, Gestalt und Größe................1
3. Oberfläche. A. Gebirge..................1
B. Gewässer, Ebenen und Täler ...........3
4. Klima........................6
5. Fruchtbarkeit, Bodenanbau (Bodenkultur)............6
6. Bewohner, Verwaltung und Einteilung.............7
7. Die Kreise mit den wichtigsten Ortschaften............7
8. Erzengnisse (Produkte)..................35
9. Handel und Verkehr. Eisenbahnen..............36
10. Lage des Regierungsbezirks.................39
11. Grenzen. Nachbargebiete mit den wichtigsten Nachbarorten......39
12. Geschichtliches .....................41
13. Übersichtliches........................................46
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1. Name.
Unser Heimatkreis bildet mit 16 anderen Kreisen den preußischen
Regierungsbezirk Wiesbaden. Dieser ist nach der Hauptstadt Wiesbaden
benannt. Er führt im allgemeinen auch deu Namen Nassau, weil das
ehemalige Herzogtum Nassau den größten Teil des jetzigen Negieruugs-
bezirks Wiesbadeu umfaßte.
2. Umriß, Gestalt und Größe.
Zeige den Umriß oder die Grenze des Regierungsbezirks Wiesbaden!
Nassan ist ein ziemlich abgerundetes Land; nur im Nordosten hat es einige
Ausläufer. Zeige deu nördlichsteu Punkt unseres Regierungsbezirks!
Snche den südlichsten Punkt auf! In der Richtung von Norden nach
Süden hat der Bezirk [eilte größte Ausdehnung. Sie mißt 140 Kilo-
meter oder gegeu 30 Stundenx). Zeige den östlichsten und deu westlichsten
Punkt I Der Flächeninhalt beträgt ungefähr 5600 Quadratkilometer oder
100 Quadratmeilen.
3. Oberfläche.
Die Oberfläche Nassaus zeigt Berg- und Hügelland, Ebenen und
Täler. Letztere sind nach den sie durchfließenden Gewässern benannt.
A. Gebirge.
Uuser Regierungsbezirk ist größtenteils Berg- und Hügellaud. In
seinem südliche« Teile erhebt sich das ziemlich hohe Taunusgebirge. Dieses
bildet mit seinen höchsten Erhebungen einen 75 km langen Rücken oder
Kamm, der von Nordosten nach Südwesten zieht. Der Taunusrücken
wird auch die Höhe genannt. In dem östlichen höheren Teile erheben
sich nahe beieinander die drei höchsten Taunusgipfel: der Große Feld-
berg, der Kleine Feldberg und der Altkönig. Der Große Feldberg,
880 m hoch, ist der höchste Berg des ganzen Regierungsbezirks. Sein
Gipfel ist abgeplattet und bildet eine große waldentblößte Fläche, ein Feld,
elches nur mit Heidekraut und Moos bewachsen ist. Er gewährt eine
weite, herrliche Aussicht. Auf ihm stehen drei Gasthäuser und ein
Aussichtsturm. Hier wird alljährlich im Sommer das sehr besuchte Feld-
') 5 km — 1 Wegstunde.
Wvllweher, Regierungsbezirk Wiesbaden. 1
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bergfest gefeiert. Der Altkönig, der diesen Namen wohl von seiner
erhabenen Gestalt führt, ist merkwürdig durch die riesigen Steinwälle,
die seinen Gipfel zweifach umgeben. Diese Ringwälle sollen ein Werk
der Keltensein. Die drei genannten Berge sind die Wetterverkünder
für die ganze Gegend. Sind ihre Gipfel in Nebel gehüllt, so erwartet
man Regen. Tragen ihre Häupter den ersten Schnee, dann wird sich auch
in den Niederungen der Winter bald einstellen. Unter den westlicher
gelegenen Taunusgipfeln find die Hohe Kanzel und die Hohe Wurzel
die höchsten. Der westliche kleinere Teil des Taunus heißt das Nheingau-
gebirge. Hier erhebt sich die Hallgarter Zange, welche eine prächtige
Aussicht über den ganzen Rheingau bietet. Der Gebirgsrücken endet im
Westen am Rheinstrom mit dem Niederwald. Nach Südeu hin fällt das
Gebirge steil, nach Norden zu allmählich ab. Die Berge des Taunus
Kl. Feldberg Gr. Feldberg Altkönig
Falkenstein
Königstein Neuenhain Cronberg
Soden
Der höchste Teil des Taunus.
haben sanft abgerundete Formen. Die anmutigen Täler sind meist tief
eingeschnitten. Eine Zierde des Gebirges bilden die großen, schönen
Waldungen, welche bis auf die höchsten Berggipfel reichen. Das Haupt-
sächlichste Gestein des Gebirges ist Tonschiefer. Sehr reich ist der Boden
an Mineralquellen.
Nördlich vom Taunus breitet sich der Westerwald (Wald i. Westen)
aus. Er bildet nicht wie der Taunus eiuen Rücken, sondern eine Hoch-
ebene (Plateaus, welche in drei Stufen oder Terrassen aufsteigt. Man
unterscheidet deu unteren, mittleren und oberen Westerwald. Die oberste
Terrasse wird der Hohe Westerwald genannt, über diese Hochfläche
erheben sich die einzelnen Bergkuppen nur weuig. Die bedeuteudsteu sind:
die Fuchskauten (660 m), der Saalberg oder Salzburger Kopf und der
Knoten. Der Hohe Westerwald ist ziemlich kahl. Er trägt nur hier und
da kleine Wälder. Zum Schutze der Dörfer und Felder hat man „Schutz-
hecken", dicht neben einander gepflanzte Tannenreihen angelegt. Das
Innere des Westerwaldes besteht aus Tonschiefer und Basalt. Letzterer
x) Ein vorgermanisches Volk.
2) Sprich: Platoh.
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kommt in mächtigen Massen und zerstreuten Blöcken vor. Reich ist der
Boden au Mineralien. Der Hohe Westerwald birgt mächtige Braun-
kohlenlager. Gegen das Lahn- und Dilltal hin finden sich viel Erze. Die
Täler des Westerwaldes sind meist flach und muldenförmig.
Das Bergland im nordöstlichen Teile unseres Regierungsbezirks gehört
zum Nothaar- oder Rotlagergebirge. Eine bedeutende Erhebuug iu dem-
selben ist die Sackpfcife, 675 in hoch. Einen Übergang vom Westenvalde
zu diesem Gebirge bilden die Kalteiche und die Siegenec Höhe. Das
Nothaargebirge breitet sich größtenteils außerhalb des Bezirks aus. Dort
ist der Ederkopf eiu hervorragender Berg. Das Gebirge enthält viel Erze.
B. Gewässer (Flüsse, Lache und lveiher), Ebenen und Täler.
Das größte fließende Gewässer ist der Nheinstrom. Derselbe ergießt
sich nach einem langen Laufe ius Meer. Er bildet auf eine Strecke von
Ruine Katz
u. St. Goarshausen.
Die Lurlei.
90 km die südliche und westliche Grenze des Regierungsbezirks. Diese
Strecke gehört zum Mittellaufe des Nheiues. Sie bildet nur den 15. Teil
des ganzen Strvmlauses. Der Rhein fließt zuerst uach Westeu durch ein
weites Tal, dessen rechte, nassauische Seite mit den Abhängen des Rhein-
gaugebirges der Nheiugau heißt. Hier hat der Strom feine größte Breite,
die oft gegen eine Viertelstunde beträgt. Im Rheine liegen viele und
große Inseln, Auen geuaunt. Die größte derselben ist die 3 km lange
Westfälische Aue uuterhalb Eltville. In alten Zeiten füllte der Rhein
als ein See das ganze Tal bis zum Niederwald hiu aus. Dort hemmte
ein mächtiger Felsendamm den Lauf des Stromes. Als aber der Rheiu diesen
Damm durchbrach, floß der See nach und uach ab. Überreste jenes Dammes
sind die Felsen des Bittgerlochs, die früher der Schiffahrt so gefährlich
waren. Am Niederwald wendet sich der Strom nach Nordwesten und
durchfließt ein sehr enges Tal, in welchem für die Straßen und Eisen-
bahnen kaum Platz ist. Das Stromgefälle ist stärker, der Lauf rascher.
Die Strombreite nimmt fast um die Hälfte ab. Die engste Stelle des
Tales ist am Lurleifelfen. Daselbst ist der Rhein 23 in tief. Hohe
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Felswände erheben sich auf beiden Stromseiten. Die Abhänge find meist
mit Reben bepflanzt. Die schönen Ortschaften sind vielfach von Burgen
überragt. Viele Schiffe beleben die grünlichen Fluten des Nheiustromes.
Der Rhein ist der schönste Strom Deutschlands und der ganzen Welt,
besonders soweit er Nässau angehört.
Zuflüsse des Rheines von der rechten Seite sind:
1. Der Main, der größte Nebenfluß des Nheiues, fließt in westlicher
Richtung und mündet bei der Stadt Mainz. Meist ist der Main nur
Greuzfluß von Nafsan. Nur fein uuterer Lauf gehört auf eine Strecke
von 40 km dem Regierungsbezirke an. Diese Strecke ist etwa 1/i2 des
ganzen Maiulauses. Zu beiden Seiten des Flusses breitet sich die Main-
ebene (Tiefebene) aus, welche mit der südlich ziehenden Rheinebene zu-
fammenhängt und mit dieser früher von einem großen See bedeckt war.
Sie liegt gegen 100 rn über dem Meeresspiegel. Der Fall des Maines
ist gering. Das Mainwasser besitzt gewöhnlich eine bräuulichgraue Farbe.
Die Breite des Flusses beträgt ungefähr 150 rn. Am Main liegt Frank-
fnrt, die größte Stadt des Regierungsbezirks.
Dem Main strömt rechts die Nidda oder Nied zu. Sie entspringt
ans dem Vogelsberg, dessen südlichster Ausläufer bei Frankfurt eudet.
Dieses Flüßchen schwillt im Frühjahr, wenn der Schnee im Gebirge
schmilzt, oft stark an und überschwemmt weithin seine Ufer. Die Nidda
durchfließt ebeuso wie der Main kein Tal, sondern eine weite Niedernng,
welche mit der Mainebene zusammenhängt. Sie mündet bei der Stadt Höchst.
Außerhalb des Bezirks ergießt sich iu die Nidda die Wetter, nach
welcher die umliegende Gegend den Namen Wetterau führt. Der Wetter
fließt vom Taunus die Ufa zu. Die Nidda nimmt aus dem Tannns den
Erlenbach und den Urselbach auf. Beide Bäche entspringen in der Gegend
des Feldbergs.
Außer der Nidda empfängt der Main den Schwarzbach oder die'
Kriftel. Sein Tal, das Lorsbacher Tal genannt, ist das ansehnlichste
und schönste im südlichen Taunus. Hohe Berge mit malerischen Felsen
schließen es ein. Daher wird es auch die Nassauische Schweiz geuaunt.
2. Die Walluf. Das Tal dieses kleine» Baches scheidet den eigent-
lichen Tannns von dem Rheingangebirge.
3. Die Wisper, welche ein tiefes und enges Waldtal durchströmt.
Aus diesem Tale weht gewöhnlich ein scharfer Wind durch das Rhein-
tal hin, der sogenannte Wisperwind.
4. Die Lahn, der dritte Fluß des Bezirks, ist auf der Karte unseres
Regierungsbezirks ganz dargestellt. Ihr Lauf hat eine Länge von 225 km.
Sie entspringt ans dem Ederkopf in einer Höhe von 600 in. Ihre Miiit-
bnng (bei Lahnstein) liegt 62 m über dem Meeresspiegel und bildet den
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tiefsten Punkt Nassaus. Eiu Teil des oberen Laufes und der ganze untere
Lauf des Flusses gehören dem Regierungsbezirke an. Das Lahntal ist
im ganzen eng, weil von links der Taunus und von rechts der Westerwald
an den Fluß herantrete» und steile Bergwände bilden; nur bei Limburg
ist es offener und erweitert sich zu dem flachen und srnchtbaren Limbnrger
Becken. Der Fluß macht bedeutende Krümmungen und umschließt oft
Strecken Landes wie Halbinseln. Ähnlich dem Nheintal ist auch das Lahn-
tal sehr freundlich und reich an Naturschönheiten. Die Lahn ist der eigent-
liche Fluß Nassaus, weil sie uicht wie Rhein und Main an der Grenze,
sondern mit ihrem schönsten und wichtigste« Teile mitten durch das Land
fließt. Mit ihren Znslüsseu macht sie das größte Gebiet des Regierungs-
bezirkes aus.
Die linken Zuflüsse der Lahn kommen vom Taunus. Die Weil eut-
spriugt am Feldberg und durchfließt ein schönes, vielfach enges und felsiges
Tal. Am Feldberg hat auch die Ems ihre Quelle. Dieselbe nimmt
links den Wörsbach aus. Das untere Emstal ist flach und sehr fruchtbar;
es wird der „Goldene Grund" genannt. Flach und ausgezeichnet durch
Fruchtbarkeit ist auch das untere Tal der Aar; es führt deu Namen
„Land auf der Aar", früher hieß es „Goldene Grafschaft". Die letzten
linken Zuflüsse der Lahn, Dörsbach und Mühlbach, habeil in ihrem uutereu
gewundenen Laufe felsige und schluchteuartige Täler. Im unteren Dörs-
bachtale findet mau auf eine Strecke von 3 Stunden nur ein Dutzeud
Mühlen, aber kein Dorf. Wegen seiner Einsamkeit und Wildheit wird
das Tal Jammertal geheißeu.
Die rechten Lahnzuflüsse Dill, Elb und Gelbach entspringen auf dem
Westerwalde. Das Flüßcheu Dill hat feinen Ursprung in der Nähe der
Lahnquelle. Sein Tal ist im ganzen offen und freundlich. Flach ist das
untere Elbtal, während das Tal des stark gekrümmten Gelbachs gegen das
Ende hin tief und eng wird. Gelbach-, Mühlbach, und Jammertal gehören
zu den großartigsten und wildesten Tälern des ganzen Lahngebietes.
5. Die Sayn, auf dem Westerwald eutfpringend.
6. Die Wied mit dem Holzbach gehört nur mit dem oberen Laufe
dem Regierungsbezirke an.
7. Die Sieg. Sie hat ihren Ursprung auf dem Ederkopf. Dieselbe
fließt zwar außerhalb des Bezirks, nimmt aber aus demselben die Nister
auf. Diese entspringt in der Gegend des Salzburger Kopfes. Ihr Tal
bildet eine muldenförmige Vertiefung. In Schlangenwinduugeu erreicht
die Nister die Grenze; ihr Tal wird hier tief und schluchtenartig und
heißt hier die „Kroppacher Schweiz".
Alle bis jetzt genannten Flüsse und Bäche senden ihr Wasser dem
Rheine zu. Daher liegt unser Regierungsbezirk fast ganz im Stromge-
biete des Rheines.
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Nur die Eder schickt ihr Wasser einem anderen Strome, der Weser
zu. Sie entspringt wie Lahn und Sieg am Ederkops und durchfließt in
vielgewundenem, schönen Tale den nördlichsten Teil des Bezirks.
Nassau ist reich an Wasserstraßen; es besitzt drei schiffbare Flüsse:
Rhein, Main und Lahn. Größere stehende Gewässer (Seen) hat es nicht.
Dagegen finden sich auf dem Westerwald?, besonders im Gebiete der Wied,
größere Weiher oder Teiche, welche zur Fischzucht angelegt sind. Der
größte derselben ist der Dreifelder Wciher oder Sceweiher, V- Stunde
lang und 125 da groß. Er liefert beim Ausfischen 500 Zentner Karpfen
und Hechte.
Der Taunus liegt zwischen Rhein, Main, Nidda, Wetter und Lahn.
Er sendet den genannten Flüssen Bäche zu und bildet demnach die Wasser-
scheide zwischen ihnen. Der Westerwald wird von Rhein, Lahn, Dill und
Sieg begrenzt und bildet zwischen diesen Flüssen die Wasserscheide.
4. Klima.
Das Klima (die herrschende Witterung) Nassaus ist im ganzen ge-
mäßigt und gesund. Warm sind die tieferen Teile des Landes, das Main-,
Rhein- und Lahntal. Am mildesten aber ist die Gegend südlich der Taunus-
höhe, da letztere die kalten Nordwinde abhält. Kälter ist es ans den
Höhen der Gebirge. Die rauheste Gegend ist der Hohe Westerwald. Hier
ist der Winter am längsten und kältesten. Fußhoher Schuee bedeckt überall
das Gebirge. Kalte Winde sausen über die weite, kahle Hochfläche und
treiben den Schnee zusammen, daß oft Türen und Fenster zugeschneit
werden. Spät wird es Frühling. Wenn er aber endlich kommt, so kleidet
er in kurzer Zeit alles in frisches Grün.
5. Fruchtbarkeit. Bodenanbau (Bodenkultur').
Der Boden unseres Regierungsbezirks ist meist fruchtbar und
dabei gut augebaut. Unbebaute und wüste Strecken kommen auf dem
Hohen Westerwald? vor. Sie werden als Viehweiden benutzt. Das
angebaute Land (Kulturland) zerfällt in Gartenland, Ackerland, Wein-
berge, Wiesen und Wald. Das fruchtbarste Ackerlaud findet man in
der Mainebene, an der mittleren Lahn und in den unteren Tälern der
Ems, Aar und Elb. Weinberge finden sich überall am Rhein (besonders
im Nheingan), an einzelnen Stellen des Main- und Lahntales. Die
herrlichsten Wieseugründe hat der untere Westerwald, vornehmlich das
Dilltal. Die größten und schönsten Waldungen besitzt der Tamms und
der untere Westerwald. Wenig Wald trägt der Hohe Westerwald und die
I) Abschnitt 5 kann auch nach den Kreisen, vor dem Abschnitte 8 durchge,
nommen werden.