1895 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
80 Landeskunde.
a) In Ostpreuß eu: Memel, am .,Memeler Tief", nördlichste Seestadt des
Deutschen Reiches; Handelsplatz für Holz und Getreide aus Rußland. — Königs-
berg, Hauptstadt der Provinz, Krönungsstadt der preußischen Könige, starke Festung,
unweit der Pregelntündnng gelegen. Altes, berühmtes Schloß und Universität. Be-
deutender Handelsplatz für Getreide, Holz, Flachs und Kolonialwaren. — Cranz,
berühmtes Ostseebad am Südende der kurischen Nehrung.
b) In Westpreußen: Dan,zig, alte Seehandelsstadt in schöner Lage, unweit
der Weichsel; starke Festung. Hauptstadt der Provinz Westprenßen. Haupthandelsplatz
für Getreide und Holz. ■— Zopp ot, berühmtes Seebad.
c) In Pommern: Stettin, Hauptstadt der Provinz, unweit der Odermündnng
gelegen, bedeutendster Hafenplatz der deutschen Ostseeküste, erste Seehandelsstadt Preußens.
Hauptstapelplatz sür die Oderprovinzen, Ostseehafen für Berlin. — Rügenwalde,
Ausfuhr von „pommerschen Gänsebrüsten." — Stralsumd, alte Seestadt mit Strand-
befestigungen.
d) In Mecklenburg: Rostock, Haupthasen Mecklenburgs; kleine Universität.
e) Freie und Hansastadt Lübeck, alte Seestadt im Hintergrunde der Lübecker
Bucht, einst das mächtige Haupt der Hansa. Der Handel ist neuerdings wieder bedeuten-
der geworden.
f) In Schleswig-Holstein: Kiel, im Hintergrunde der Kieler Bucht in
schöner Umgebung; erster Kriegshafen des deutschen Reiches; Universität und
Marine-Akademie. — Von Kiel aus führt der Nord-Ostsee-Kanal nach der
Elbmündung.
2. Der baltische ^andrucken bildet einen breiten Erdrücken, der größten-
teils aus leichtem Boden besteht, dem es aber an fruchtbaren Gebieten keines-
wegs fehlt. Besonders sind dergleichen in Holstein, Mecklenburg, Vorpommern
und auch in Ostpreußen anzutreffen. Die Höhen des Landrückens schmücken
schöne Laubwälder, gemischte Waldungen und Nadelbestände. Eine besondere
Eigentümlichkeit des Landrückens sind die zahlreichen großen und kleinen Land-
seen, welche die laudschaftlichen Schönheiten der Hügelländer sehr erhöhen.
Die größten derselben sind der Spirdingsee in Ostpreußen und der
Müritzsee in Mecklenburg. Als Teile des Landrückens unterscheidet man
eine preußische Seenplatte —- von der Weichselfnrche ostwärts, eine
Pommers che Seenplatte — zwischen Weichsel- und Oderfurche, — eine
mecklenburgische und endlich eine holsteinische Seenplatte. Die
höchste Erhebung des ganzen baltischen Landrückens ist der Turmberg (330 m)
bei Danzig.
An fließenden Gewässern sind die zahlreichen Küstenflüsse,
sowie Memel, Pregel, Weichsel und Oder zu nennen. Beschreibe
ihren Laus nach der Karte! Um die Mündungsgebiete der letzteren breiten
sich große, fruchtbare Niederungsflächen ans, die jedoch im Früh-
jähre nicht selten von Überschwemmungsgefahren zu leiden haben.
Weichsel- und Oderfurche gestalten sich im Unterlauf der Ströme zu frucht-
baren Durchbruchsthälern des Landrückens. Das Mündungsgebiet
der Weichsel um die beiden Mündungs-Arme Weichsel und Nogat ist ein
Delta und bildet das fruchtbarste aller Niederungsgebiete.
Die Städte im Gebiete des baltischen Landrückens sind naturgemäß
kleiner, als die großen Küstenplätze der Ostsee. Die größten derselben liegen
auf der uördlichen und südlichen Abdachung des Landrückens an den großen
Flüssen, zahlreiche Kleinstädte auf der Hochfläche des Landrückens.
a) In Ostpreußen: Tilsit an dem Memelstrom in fruchtbarer Niederung.
„Tilsiter Käse." — Gumbinnen, Rbz.-Hst. am oberen Pregel (Pissa). — Jnster-
bürg, bedeutender Bahnknotenpnnkt am Pregel.
b) In Westpreußen: Thorn, starke Festung an der Weichsel, unterhalb der
Stelle, wo der Strom in deutsches Gebiet tritt. — Marienwerder, Rbz.-Hst. unweit