1845 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Progymnasium, Pädagogium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Lateinschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
100 §. 40. Der peloponnesische Krieg.
Gott sich befinden müsse. — Daß, er diese Philosophie in's
Leben einzuführen, sie zur Lebensweisheit zu machen
suchte, und daß sie bei ihm wirklich in's Leben eindrang und
in seinen Umgebungen das Schlechte zu vernichten und das
Bessere neu zu gestalten unternahm, das zog ihrem Urheber
den Tod zu.
Die Schaar der schönrednerischen, nicht um Wahrheit,
sondern bloß um Ehre, Geld und Sinnenlust bekümmerten
Sophisten aus verschiedenen Ständen, deren gottentfrem-
detes , lügenhaftes, hochmüthiges und habsüchtiges Wesen
Sokrates einerseits mit schonungslosem öffentlichen Tadel auf-
deckte, anderseits durch seinen tugendhaften, uneigennützigen
Wandel beschämte, wurde dadurch zum größten Neid und
Haß gereizt, so daß sie ihn erst durch Verläumdung, Schmä-
hung und Verspottung in der öffentlichen Meinung zu ver-
nichten suchten, und als dieß nicht gelang, zuletzt durch falsche
Ankläger als einen Verächter der Götter, Verführer der
Jugend und Staatsverräther darstellten.
Da ungeachtet der scharfen Ironie, mit der sich Sokrates
* vertheidigte, seine Richter ihn nur mit einem Mehr von drei
Stimmen für schuldig erklärten, so hätte er sich durch die
Wahl zwischen Verbannung und lebenslänglichem Gefängniß,
oder auch einer Geldbuße aus dem Vermögen seiner Freunde,
vom Tode erretten können; allein er verschmähte dieß, und
der aus dem Stolz der Tugend fließende, schneidend ver-
achtende Ton, mit dem er das Urtheil seinen Richtern über-
ließ, brachte die meisten derselben nun so auf, daß sie ihn
zum Tode verurtheilten.
Heiter und muthvoll gieng Sokrates in das Gefängniß,
und durch einen besondern Umstand konnte er noch dreißig
Tage lang seine ihn täglich besuchenden Schüler in seinen
Lehren befestigen. Nachdem er noch am letzten Tage viel
über Tod und Unsterblichkeit gesprochen und seine weinenden
Freunde getröstet hatte, trank
399 Sokrates den Giftbecher, den ihm der Kerkermeister
brachte, mit der größten Ruhe, und gab in seinem Sterben,