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1. Geschichte des Altertums - S. 115

1879 - Mainz : Kunze
Geschichte der Griechen. 115 seines lebenslnglichen Forschens mit: 1) durch Selbstprfung wird Seme Lehre, der Mensch zum Bewutsein der eigenen Nichtigkeit geleitet; 2) die Gottheit hat an Opfern keinen Gefallen, wohl aber an guten Werken; 3) der Mensch besteht aus Leib und Seele. Die Seele ist der bessere Theil des Menschen, ein Geist, der mit mannigfachen Fhigkeiten ausgerstet ist und auf Erden ausgebildet werden soll. Die Seele ist unsterblich, der Leib vergeht; 4) Gott belohnt das Gute und bestraft das Bse; 5) der Mensch kann durch Reichtum und Ehrenstellen nicht wahrhaft glcklich werden, fondern nur durch das Bewutsein gut und redlich gelebt zu haben. Nach diesen Grundstzen lehrte und lebte Sokrates. In seinem Hause war er ein Muster von Demut und Ergebenheit. Seine Frau Tanthippe nannte er selbst eine vortreffliche Mutter der Kinder, allein sie zankte oft und gerne, auch der geringfgige Dinge. Einst nach einem heftigen Wortwechsel schttete sie sogar ein Gef mit Wasser auf Sokrates. Dacht' ich's doch," rief dieser aus, da auf das Donnerwetter bald ein Regen hereinbrechen msse!" Seine freimtige Lehre und in noch hherem Grade seine Lehrweise zogen ihm Feinde und Neider zu. Der groe Haufen stellte ihn ohnedies mit den Sophisten, welche er durch feine Ironie bekmpfte, in eine Linie, und so nahm man gerne die gegen ihn gerichtete Anklage entgegen, er verachte die vaterlndischen Götter und verderbe die Jugend. Sokrates vertheidigte sich selbst und zeigte den Richtern, wie er sein ganzes Leben dem Studium der Wahrheit gewidmet habe. Allein obwohl er nachgewiesen hatte, da die Anklage un- Sokrates wahr sei, ward er doch zum Schierlingsbecher verurtheilt. Er murrte nicht der sein Schicksal, sondern freute sich in der Unterwelt zu verurtheilt besseren Richtern und zu den gepriesenen Helden der Vorzeit zu kommen. Dreiig Tage mute er auf die Vollziehung des harten Spruches warten; denn das heilige Schiff, welches feit Theseus jhrlich nach Delos gesandt wurde, um dem Apollo die versprochenen Opfer darzubringen, war noch nicht zurckgekehrt, und so lange das-selbe abwesend war, durfte in Athen kein Todesurtheil vollzogen werden. Seine Schler kamen tglich zu ihm und suchten ihn zur Flucht zu bewegen; aber Sokrates war von der Wahrheit seiner Lehre berzeugt, wollte fr sie sein Leben lassen und uerte, ein braver Brger msse in allen Fllen sich den Gesetzen des Staates unterwerfen. So rckte allmhlich sein Todestag heran. Seine letzte Rede, welche er im Gefngnis an seine Schler hielt, handelte von der Unsterblichkeit der Seele. 8*
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