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1. Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation - S. 69

1911 - Langensalza : Beltz
Heinrich Iv. Warum nahm Heinrich die Bedingungen der Fürsten an? (Er war vollständig machtlos; man wollte ihm sogar den Königstitel nehmen. Das wollte er um jeden Preis verhindern; in seinem Herzen lebte die Hoffnung, die verlorene Macht einmal doch wiedergewinnen zu können.) Inwiefern hatte Heinrich die tiefe Erniedrigung vor den Fürsten mit verschuldet? (Durch seine Rücksichtslosigkeit, Grausamkeit, Ungerechtigkeit und seine Rachsucht hatte er sich verhaßt gemacht.) Überschrift? Zusammenfassung: Wie alle Untertanen vom Kaiser abfielen und er j; j) vor den Fürsten so tief erniedrigen mußte. (Die Folgen des Bannes.) 3. W i e suchte sich Heinrich nun vom Bannfluch zu befreien? Er handelte schnell. Nur von wenigen Getreuen begleitet, verließ er einige Tage vor Weihnachten (1076) ganz heimlich die Stadt Speier und trat mit seiner Gemahlin und seinem kleinen Sohne die Reise an. Die Heftigkeit und Rauheit des Winters war in diesem Jahre so andauernd und hart, daß der Rheinstrom vom Martinstage bis Anfang April fest gefroren blieb. In Burgund feierte der König mit feinem Gefolge die Geburt des Herrn. Er war aber von der geraden Straße abgebogen, weil er sicher erfahren hatte, daß die Herzöge von Schwaben, Bayern und Kärnten alle Wege und Zugänge, die nach Italien führten, mit Wächtern besetzt hätten, um ihm den Übergang zu versperren. Das breit ausgedehnte Gebirge, das man überschreiten mußte, ragte mit seinen Gipfeln bis in die Wolken. Unter gewaltigen Schneemassen und eisigem Froste lag es erstarrt da, sodaß über die schlüpfrigen und jähen Abhänge Mann und Roß nur mit Gefahr ihren Weg nehmen konnten. Aber die Zeit drängte. Da mietete der König um Lohn einige Eingeborene, die der Gegend kundig und an die schroffen Alpengipfel gewöhnt waren. Sie mußten dem Zuge über die steilen Hänge und durch die Schneemassen vorangehen und den Nachfolgenden auf jede mögliche Weise den Marsch erleichtern. Mit diesen Führern erreichte man unter den größten Beschwerden den Scheitel des Gebirges. Von hier aber weiterzukommen, schien unmöglich. Denn vor ihnen lag der schroffe Abhang, glatt durch Eis und Frost, und schien jedes Hinabsteigen zu verwehren. Hier mußten nun die Männer alle Kräfte anspannen, um die Gefahr zu überwinden. Bald krochen sie ans Händen und Füßen vorwärts, bald stützten sie sich ans die Schultern ihrer Führer, bald fielen sie, weil der Fuß auf dem spiegelglatten Eis ausglitt, und rollten aus dem Boden ein Stück hinunter. Die Königin und ihre Dienerinnen wurden auf Ochsenhäute gesetzt und von den Führern hinabgezogen. Die Pferde ließ man teils mit Winden hinab, teils schleifte man sie mit zusammengebundenen Füßen fort; die meisten kamen dabei um; viele wurden untauglich, und nur wenige blieben wohlbehalten. So gelangte man endlich nach vieler Mühe und unter großer Lebensgefahr im Tale an. Als sich in Italien die Nachricht verbreitete, der König sei gekommen, da strömten wetteifernd die Bischöfe und Grafen Italiens zu ihm und empfingen ihn mit hohen Ehren. In wenigen Tagen sammelte sich um ihn eine gewaltige Heeresmacht. Denn es ging das Gerücht, er komme voll Grimm, um den Papst seines Amtes zu entsetzen. Aber Heinrich zog mit geringem Gefolge weiter. Als der Papst auf feiner Reife nach Deutschland die Kunde vernahm, daß der König schon in Italien sei, begab er sich in das stark befestigte Schloß Kanossa. Hier wollte er verweilen, bis er den Zweck von Heinrichs Ankunft genau kennengelernt hatte. Als er aber hörte, daß dieser

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1. Urzeit und Mittelalter - S. 166

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 166 — ®önig den Söannfhidf) au^ufpredjen, fo bafc ©regor in einem frec^tfertf=-gung§jd)rei6en fidj ju entfdjulbigen für gut befanb. 2tber nadj und nad>' marb bocfj der Slbfae von |jeinrid) Iv. allgemeiner, meil biefer fitf) nidjt die Siebe feiner Untertanen und feiner gürften ermorben Ijatte. Sefon= der§ die ©adjfen maren fef)r erfreut, atö sie fafjen, bafj ifjre (Sadje §u= gleich be§ $apfte§ ©adfje mar, und sie griffen von neuem gu den Sßaffem Sa fielen felbft £einricfi§ Iv. engfte S3ermanbte von ifjm ab, fogar feine Srutter fagte ficf) von i^m Io§. Sie dürften berlangten aber auf einer Sserfammlung ju Sribur am 9^^ein von itjtn, er foee fidj dem $apfte in allen Singen untermerfen und bei tfjm um die 2o§fpredjung bom Sanne nadjfudfjen. Sbürbe ba§ nirf)t binnen $af)re§frift gefcfjehen, fo moltten sie if)n nicf)t meljr atö i^ren $önig aner!ennen und einen anbem mäf)Ien. @o liefen if>n die beutfcfjen gürften im ©tidfje, ja, sie münfdj)tenr bafj er nid)t bom Sanne gelöft mürbe und fudjten fogar feine freife nad) Italien gu berfjinbern. |jeinridj burdjfdjaute die pöne feiner geinbe und natjm ftd6) bor, nadfj Italien §u gieren und bort feine 2o§fprecf)ung rechtzeitig §u er^mingen. 2öie ^einrirf) Iv. nad) Italien reifte. Sßenige Jage bor Sbei^nad^ten trat er mit feiner ©emaljlin und feinem Eieinen ©oljne die Steife nadj Italien an. ®etn freier Stftann unter allen Seutfdfjen begleitete tf)n. fehlte i^m fogar an dem nötigen ©elbe §u biefer langen und befdjmerlidijen Steife. Ser hinter mar in biefem ungemöfm^ lief) rauf) und ftreng, fo bafj der Sftljein monatelang pgefroren mar und an bielen Drten felbft die Sbur^eln der Sseinreben erfroren. Sen gerabett Sbeg nad) Italien buref) die ©d^mei^ 30g er nidjt, meil er erfahren hatte, bafj einige ifjm feinblid) gefinnte £>ergöge alle Ssege befe^t Ratten, um ifjn gefangen ju neunten. Safyer manbte er fidh nad) Surgunb und fudjte über die Söeftalpen nad) 9?orbitalien 51t gelangen. 31ber die Serge ftarrten von ©d)neemaffen und auf den fteilen eifigeit 3lb(jängen Eonnte man meber gu ^ferbe nod) §u gujj ohne ©efaljr Ijinabfteigen. ©r burfte aber nid)t gögern, menn er nod) bor !3af)re§frift bom papfilicf)en Sanne lo§ gefprod^en merben mollte. Oft muffte man auf ^änben und güfjen Eriedjen und die grauen auf Dd)fenf)äute fejjen und fo hinabgleiten laffem (£nblidj fam er in der lombarbiftfjen ©bene an. Sie Semohner der Sombarbei empfingen ifjn freunblidj, meil sie glaubten, bafj er den i^neu der^a^ten Sßapft beeriegen und abfe^en molle. Sarin fjatten sie fidfj-allerbing§ arg getäufc£)t; benn ,£jeinrid) Iv. Eam im Süfjergemanbe. 23ie ßeinridj Iv. fid£) bor dem hochmütigen ^Sapfte bemü^ tigte. Ser Sßapft mar auf der Steife nadj Seutfdjlanb begriffen und> meilte ju jener 3e^ gerabe in Dberitalien. 3ii§ er die 2tn!unft be§ ge^ bannten ^önig§ erfuhr, begab er fiel) auf ba§ fefte ®c§Io^ Saitoffa. Safjin reifte nun aud^ Heinrich, um fid) mit dem ^ßapfte au§5uföhnen. Siefer berlangte aber, ba^ |jeinricf) die £önig§Erone au§Iiefere und dem !öniglid)en tarnen für immer entfage. Sa untermarf fid^ Heinrich den

2. Diesterwegs Realienbuch - S. 38

1913 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
38 begleitete ihn. Der Winter war überaus hart, und die Serge, über welche der Übergang stattfand, starrten so von Schnee und Eis, datz man auf dem schlüpfrigen und steilen Übhange weder zu Pferde noch zu Zutz ohne Gefahr hinabsteigen tonnte, über die Wiederkehr des Tages, an welchem der König in den Bann getan worden war, stand nahe bevor und duldete keine Verzögerung der Reife. Deswegen mietete er um Sohn einige von den Eingeborenen, welche der Gegend kundig und an die schroffen ülpengipfel gewöhnt waren, um seiner Begleitung über die steilen Gebirgswände und Schneemassen voranzugehen und den nachfolgenden mit allen Hilfsmitteln, deren sie kundig wären, die rauhen Pfade zu ebnen. Mit diesen Führern gelangten sie mit größter Schwierigkeit bis auf den Scheitel des Gebirges,- hier aber zeigte sich keine Möglichkeit, weiter fortzukommen, weil der schroffe Übhang des Berges durch das Eis so schlüpfrig war, datz er jedes heruntersteigen gänzlich zu versagen schien, hier nun mutzten die Männer alle Gefahr mit ihren Rräften zu überwinden suchen,- und auf Händen und Zützen kriechend und auf die Schultern ihrer Führer sich stützend, bisweilen auch, wenn ihr Zutz auf dem schlüpfrigen Boden ausglitt, fallend und weit fortrollend, langten sie doch endlich mit großer Lebensgefahr in der Ebene an. Die Ronigin und andere Frauen, die in ihrem Dienste waren, setzte man auf Gchsenhäute, und die zum Geleite vorausgehenden Wegweiser zogen sie darauf abwärts, von den Pferden ließen sie einige mit Hilfe gewisser Vorrichtungen hinunter, andere schleiften sie mit zusammengebundenen Zützen hinab! viele von ihnen kamen um, mehrere wurden untauglich, sehr wenige überstanden lebend und unverletzt die Gefahren. Üis sich durch Italien der Ruf verbreitete, der Röntg sei angelangt und befinde sich, nachdem er die rauhesten Rlippen überstiegen, schon innerhalb der Grenzen Italiens, da strömten wetteifernd zu ihm alle Bischöfe und Grafen Italiens und nahmen ihn, wie es sich für die königliche Hoheit gebührte, mit den größten Ehrenbezeigungen auf, und binnen wenigen Tagen versammelte sich um ihn eine unermeßliche Heeresmacht, weil das Gerücht sich verbreitet hatte, der Röntg eile zornig herbei, freuten sie sich sehr, datz ihnen Gelegenheit geboten sei, an dem, welcher sie schon längst von der Rirchengemeinschaft ausgeschlossen hatte, ihre Schmach auf gehörige weise rächen zu können. Heinrich aber trat ihnen entgegen und sprach: „Richt um zu kämpfen, sondern um Butze zu tun, bin ich gekommen!" — Der Papst war eben aus dem Wege nach Deutschland. Er wollte in Üugs- burg Gericht über den Gebannten halten. Üis er von des Kaisers Ünkunft horte, glaubte er, er komme mit einem Heere. Schnell eilte er deshalb in das feste Schloß Ranossa. über Heinrich kam nicht als üngreifender, sondern als Ziehender. f. Da die Burg mit einer dreifachen Mauer umgeben war, wurde Heinrich in den Umkreis der zweiten Ringmauer aufgenommen, während sein Gefolge außerhalb zurückblieb. Dort stand er nach Üblegung des königlichen Schmuckes ohne jedes Zeichen königlicher würde, keinerlei Pracht zur Schau tragend, mit entblößten Zützen. Er fastete vom Morgen bis zum Übend und erwartete den Üusspruch des römischen Bischofs. Erst am vierten Tage durfte er vor dem Papste erscheinen, und nach vielen Reden und Gegenreden wurde er zuletzt unter folgenden Bedingungen vom Banne losgesprochen: er solle sich auf einer allgemeinen Zürstenversammlung, die der Papst einberufen werde, einfinden und dem Richterspruch unterwerfen: er möge nun das Reich behalten oder verlieren, so solle er wegen dieser Demütigung keine Rache an irgendeinem

3. Vaterländische Geschichte - S. 36

1908 - Frankfurt a.M. : Neumann
— 36 — den Äampf magen. ©cine Gruppen erlitten Bei der ©tabt ßegnano eine fo furchtbare Sftieberlage, mie sie nodj feinem beutfdjen Sfktter* Jjeer in Italien gugefto^en roar. griebrich§ (Sparen mürben gänalidj au§einanber gefprengt, er felbft ftürate mit dem ^ferbe und oerfchmanb im ©etümmel. Sftit dem ©djmerte in der £>anb rettete er jtdj und fam erft am eierten £age mieber au den ©einen, die i^n tot ge= glaubt Ratten. Segt fah griebrid^ ein, baf3 e§ gut fei, ^rieben 3u machen. Sn $enebig oerfö^nte er fidj mit dem Sßapfte, und balb einigte er fid) audj mit den ©täbten. 5. $er Stur^ ^etnri^S be3 Sötten, 9lt§ der flaifer nach 2)eutfch= lanb gurütfgelejjrt mar, ging er an die 33eftrafung £einrid)§ be§ ßömen. ©§ lagen aud) oiele Etagen oon Nachbarn gegen den mäd)5 tigen ßer^og cor. dreimal lub ihn griebrid) t>or einen ^eidjstag 3ur Sserantmortung. Sii§ er nicht erfchien, mürbe er für abgefe^t erflärt und fohte alte feine ßänber oerlieren. S)iefe oerteifte der Äaifer an anbere gürften. Heinrich rooltte ficf) nic^t fügen und mefjrte fidj tapfer. 2)och balb mar feine äftacfjt gebroden. Stuf dem gürftentage au ©rfurt marf er fidj dem ßaifer au güfjen und bat um ©nabe. Unter tränen fjob ihn ^riebricf) auf und fagte ie)m: „®u bift ba§ eigene Sserfaeug beine§ §au8!' ©inen Keinen Xeil feiner ©üter gab er ihm aurücf, bocfj muftte Heinrich auf Verlangen feiner geinbe für brei $ahre Sdeutfchlanb oerlaffen. ©r ging nadj ©ngtanb. 6. 9ieid)§feft Sjzain^. 2)amal§ mar allgemeiner Triebe im 9leidje. üfliemanb magte, dem gemaltigen £>errfd)er au miberftehen. Sn £unberten oon Ssurgen malten feine 2ehn§leute. ©r felbft ^iett $of in prächtigen Sßaläften. biefen gehörte aucfj die ftot^e 35urg 3u ©elnh au f en, "die er felbft hatte bauen laffen. ^riebricfj befdejtojs, den allgemeinen ^rieben burcf) ein ^eidjsfeft au feiern, raie e§ noä) nicht bagemefen mar. $u ^fingften be§ $af)reg 1184 oerfammelten fidfj auf feine ©inlabung au Retina fiebaig geiftlidje und roeltliche dürften 2)eutfd£)tanb§ mit glänaenbem ©efolge. Über oieraigtaufenb Stitter maren herbeigeftrömt; baau !amen un= aäfjlbare ©d)aren 33olfe§. 9iu§ Italien, ©panien, granfreidj und ©nglanb erfetjienen ©efanbte, um $riebrich§ ©röfje und Sjtad^t au bemunbern. S)ie ©tabt äftaina fonnte die ©d^aren nid)t faffen. ©e§t)alb ^atte der ^aifer in der ©bene amifdfjen $ft^ein und üftain Xaufenbe non gelte auffcfjlagen laffen, die fidf) mie eine ©tabt au§= behnten. gür alle ©äfte mürben ©peifen und ©etränfe Ijerbeigefdfjafft, und der Äaifer bemirtete sie brei Stage lang auf ba§ herr^^fie-Überall h^f^tc ßuft und ^reube. $luä) Zünftler und Sinter oer= herrlichten den $itbe[ be§ gefte§. prächtige 9tittermettfämpfe (furniere) mürben abgehatten, und der 5?aifer nahm mit feinen ©öfmen baran teil. S)en a^ei älteften, die sich oor atten anberen Gittern au§aeifhc neten, erteilte er felbft feierlitf) den Stitterfchfag.

4. Unser Vaterland - S. 125

1900 - Berlin : Bruer
— 125 Pfeilen in der eigenen Burg angegriffen wurde. Sein Gefolge steckte die nächststehenden Häuser in Brand, um bei einbrechender Nacht den Feind sehen zu können, auch dadurch die weit umherlagernden Deutschen herbeizurufen, die nun nach der Stadt eilten, die Thore aber verschlossen fanden. Sturm von außen und innen; der Kampf entbrannte immer heftiger, und Pavia war bald in den Händen der Deutschen, die in den Straßen von einem Steinhagel überflutet wurden. Voller Rache zündeten sie die hölzernen Häuser an, und weithin leuchtete unheimlich die brennende Stadt, deren Bewohner unter Feuer und Schwert umkamen. Endlich gebot Heinrich der furchtbaren Vernichtung Einhalt. Das erstrebte Ziel war erreicht; über ganz Italien verbreitete sich Furcht und Schrecken vor den Deutschen. Das Land war so gedemütigt, daß Heinrich es ohne Gefahr für seine Herrschaft auf eine Zeit verlassen konnte, um den Polenfürsten Boleslav zu unterwerfen, wie es heißt, „sein Herz von dem lang verhaltnen Groll zu erleichtern." Der Erfolg war glänzend. Bald standen die wendischen Marken wieder unter deutscher Herrschaft. Böhmen und Bayern waren dem König Heinrich zu Hilfe gekommen, auch die Lausitzer zogen herbei, ihrem Heere voran trugen sie ihre Götzenbilder. Sieben Tage lang hatte Heinrich bei Crossen, wo Boleslav am jenseitigen Ufer lag, vergeblich versucht, einen Uebergang über die Oder zu gewinnen. Da entdeckten die Deutschen eine seichte Stelle im Flusse, und 6000 Mann zogen dem Feinde entgegen, der so eilends die Flucht ergriff, daß das Gepäck den Deutschen zur Beute fiel (1005). Als Heinrich darauf weiter in das polnische Land vordrang, gab Boleslav jeden Widerstand auf und trat in das alte Verhältnis der Abhängigkeit zur deutschen Krone zurück. Das deutsche Reich aber hatte seine Grenzen nach Osten hin weiter ausgebreitet, als je zuvor. Zwar lehnte sich Boleslav noch wiederholt gegen Heinrich auf, aber endlich schloß er Frieden und bekannte sich als des deutschen Königs Vasall, indem er ihm das Schwert voran trug. Er erhielt die Belehnung des Lausitzer und Milzener Landes (a. d. Elbe), und Heinrich konnte wieder nach Italien ziehen, wo die zur Ruhe gezwungenen Gegner der Deutschen aufs neue ihr Haupt erhoben. Zum dritten Male stand Crescentins, der Sohn des unter Otto Ii. enthaupteten Herzogs, an der Spitze der Empörung gegen Heinrich. Er beherrschte

5. Mittelalter - S. 346

1911 - Kempten : Kösel
346 Heinrichs Vi. Plan zur Umgestaltung der Reichsverfassung. in den beiden Reichen verschiedenen Personen oder Linien des staufischen Ge-schlechtes bertragen werden knnen; Heinrichs Forderung fgte also zu der ersten etwas Neues und Selbstndiges hinzu: die untrennbare Zusammengehrig-keit beider Reiche unter dem Szepter eines Herrschers. Damit htte sich das Schicksal Italiens berhaupt entschieden: die Lombarden, der welche nun erbliche Könige des staufischen Geschlechtes geherrscht htten, fgten sich in das gewaltige Reich ein; Mittelitalien war bereits unter der Botmigkeit kaiserlicher Statt-Halter; es sollten alle Grenzen zwischen Deutschland und Italien fallen; es sollten die italienischen Barone so gut Reichsmannen sein wie die deutschen Fürsten oder vielmehr: der die einen wie der die andern, von der friesischen bis zur sizilischen Kste, sollte mit gleicher Stetigkeit und gleicher Macht ein einziger Wille gebieten. Der gesamte Plan ging also auf die Strkung der kaiserlichen Macht in Deutschland und Italien zugleich und suchte alle getrennten Glieder der staufischen Herrschaft zu einem Weltreich zu verbinden. Der Zeitpunkt, in welchem Heinrich mit seinem Plane hervortrat, war meisterhaft gewhlt. Noch gingen die Erzhlungen von den groen italienischen Siegen des Kaisers von Mund zu Mund; noch sprach man berall mit Staunen von der unermelichen Siegesbeute, die man durch Deutschland in die kaiserlichen Schlsser hatte tragen sehen; jeder Krieger, der, aufs reichlichste beschenkt, in seine Heimat zurckkehrte, war ein Lobredner fr die Huld und Strke des Kaisers. Die Unterwerfung des Normannenreiches, der vollendete Triumph Deutschlands der Italien das waren die Ereignisse, die damals die Gemter allenthalben mit Stolz und Freude erfllten. In so erregter Stimmung konnte man sich am ehesten dazu entschlieen die Abhngigkeit Italiens von Deutschland zu einer dauernden und entschiedenen zu machen; in der lebhaften Bewunderung der Taten des jungen Kaisers, in der regen Erinnerung an die Verdienste seines ganzen Geschlechtes um das Reich war man am ehesten geneigt dankbar und vertrauend seinen Vorschlgen beizupflichten. Wenn aber diese Stimmungen vielleicht eher die Masse des Volkes beherrsch-ten als die mitrauischen und selbstschtigen Fürsten, so hatte doch Heinrich noch viel strkere Bande zu flechten gewut auch ihren Willen zu fesseln. Er hatte sich soeben in den Dienst der Kirche gestellt; all sein Sinnen war scheinbar aus-schlielich auf die Erfllung seines frommen Gelbdes, auf die Eroberung Jerusalems gerichtet. Der Segen des Papstes, dessen sehnlichster Wunsch mit diesem Unternehmen in Erfllung ging, begleitete den Kaiser; es herrschte das beste Einverstndnis zwischen beiden Huptern der Christenheit. Wenn die Fürsten jetzt, mitten unter den Rstungen zum Kreuzzuge, dem Willen des Kaisers widerstrebten, so stellten sie vielleicht den ganzen Zug in Frage. Die-jenigen von ihnen, die zur kirchlichen Partei hielten und die in den Jahren

6. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 136

1881 - Oldenburg : Stalling
136 4. Heinrichs Iv. letzte tlegierungsjahre. Inzwischen hatten die deutschen Fürsten einen neuen Gegenknig gewhlt, den Grafen Hermann von Luxemburg, den man spottweise den Knoblauchsknig nannte. Der Krieg dauerte fort, als Heinrich aus Italien heimkehrte, und das Land wurde so furchtbar mitgenommen, da sich jedermann nach Frieden sehnte. Der neue Gegenknig war machtlos und unbedeutend, so da er einst einem Schutzflehenden antwortete: er knne ihm so wenig als sich selber helfen. Endlich legte er die Krone freiwillig nieder (1088). Damit war jedoch der Krieg noch nicht zu Ende. Die ppstliche Partei wute dem Kaiser in Italien einen neuen Kampf zu erregen, und Heinrich hatte jetzt sogar den Schmerz, da sich sein eigener Sohn Konrad, den er in Italien zurckgelassen, gegen thn emprte (1093). Er lie sich zum König von Italien krnen. Anfangs begnstigte ihn das Glck, in der Folge aber wurden die lombardischen Städte, die ihn erhalten muten, seiner ber-drssig und Konrad starb (1101) m der Blte seiner Jahre, von allen verlassen. In Deutschland schien die Lage Heinrichs eine gnstigere Wendung nehmen zu wollen: allein der alte Kaiser hatte den Kelch seiner Leiden noch nicht ganz geleert. Er mute es noch erleben, da auch sein zweiter Sohn, Heinrich, sich gegen ihn emprte. Und doch hatte dieser bei seiner Wahl zum rmischen König einen ausdrcklichen Eid geleistet, sich bei seines Vaters Lebzeiten die Regierung nicht anzumaen. Aber die Feinde des Kaisers hatten den Jngling aufgereizt, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und bald zeigte er, wie gebt er in Verstellung und Heuchelei war. Er beteuerte auf einem Reichstage, da er keine andere Absicht habe, als seinen Vater zur Unterwrfigkeit unter die Kirche zurckzufhren. Es entbrannte ein neuer Brgerkrieg, aber der alte Kaiser sah sich auf einmal wieder von allen seinen Anhngern verlassen. Endlich brachte er am Rhein ein neues Heer zusammen. Der junge Heinrich mochte es nicht mit ihm aufnehmen und nahm seine Zuflucht zur Heuchelei und zum Verrat am eigenen Vater. Er lie ihn zu einer Zusammenkunft auffordern. Als der Vater den Sohn erblickte, berwltigte ihn der Schmerz, er strzte vor ihm nieder und sprach: Mein Sohn, mein

7. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 155

1873 - Leipzig : Wartig
155 (Sr erklärte in einem nodj oorhanbenen Briefe öffentlich, der Papft fei der 9lachfotger be§ tyiviopn. Petru3, der Statthalter (Shrifti auf (Srben; feine ©emalt fei allein oon ©ott, alle anbere oon ilmt. Sdie geiftlidje *gerrfchaft miiffe die mcttlichc leiten und beleben, nrie die Sonne den Ptonb, und die Seele bcn Seib. Sei biefern Spanne mar der beutfcfie Haifer Heinrich Iy. oon bcn Sachfert megen mancherlei Sebrüdungen oerftagt morbett, und der papft forberte bcn Halfer gur 9ied)enfd;aft. 2ll§ Heinrich biefe ßumutlmng ¿urüdmieä, fpradj ©regor über ihn den Sann au§. 3lnfang§ ladite jener barüber, aber gar halb geigten fid; die furchtbaren folgen. 9cid)t allein feine $eiitbe traten nun offen auf, ba fic ja burd) den Sann ibre£ Ünterthaneneibeä entbunben maren, fonbern aud) die Oer; liefeeit den au§ der Kirche auägeftobenen ilaifer, die er mit Sboblthaten überhäuft hatte. 2113 enbtid) fogar die dürften gufammentraten und ihm drohten, einen anbcrn Eaifer 511 mäh- len, toenn er ficb nicht mit beut papfte oerföhne, ba cntfc&tob sich Heinrich, nach Italien 311 reifen. (S» mar im Sßinter des Jahres 1077, als er mit feiner $rau, feinem Söhnlein nebft einem fteinen ©efolge die mühfame Pilgerfahrt antrat. (Sr laut an die 2llpen. £ner hatten ihm feine $einbe, benett baratt tag, bab er im Sanne blieb, alle gebahnten Sßege Oerlegt. (Sr mubte be^halb einen groben Umrncg burd) einen Speit Oon $ranfreicf) machen und über die Seealpen itad) Italien fid) einen 2beg bahnen, £>ier auf den ftarren (Si§; felbern und ©tetfcherrüden, mar fein Schritt ohne £eben§= gefahr. lieber Oerborgene, faunt bcnt bühnen ©emfenjäger gang; bare pfabe flieg er mühfant hinan. Und bod) mar die grögte (Site nöthig; beim die f^rift, meldje ihm die dürften gefegt hatten, neigte fkb fdjon ihrem (Snbe. (Snblid) mar der ©ipfel be§ Serge* erreicht; aber noch gröbere 3jlühfeligfeiten und ©e; fahren bot die anbere Seite bar. ®iefe mar fo abfc£)üfftg und glatteifig, bab man feinen feften $ub faffen fonnte. Stuf Sebett und i£ob mubte der Serfuch gemagt merben. S)ie 3jiänner frochen auf ¿änben und $iiben in beftänbigcr Slngft, in den jähen Slbgrunb hinunter ¿u rollen. ®ie grauen mürben in Scbläuchcn oon Ddhfenhäuten an Seiten fnnabge; laffen. 2ln den gefährlichen Stellen mürben die Pferbe oor; angelaffen, inbent man ihnen die Seine jufammenbanb und sie an Strid’en hinuntergleiten lieb, mobei mehrere umfamen. 9jiit beifpieltofer ©ebtdb beftanb Heinrich alle 3jtühfeligfeiten

8. Vaterländische Geschichte - S. 30

1908 - Frankfurt a.M. : Neumann
— 30 — äjtit ©regor Vii. geriet Heinrich in Streit über die ©infe^ung der Biftfjöfe. ©iefe maren in 2)eutfcf)tanb bisher oon den Königen eingefe^t morben. Otto I. und feine Sfta<f)folger Ratten ihnen grofje ©üter übertragen, ©eitbem galten sie al§ ßejjnsmannen be§ Äönig§. ^Demnach verlangte biefer oon ihnen £reue, und im Kriege mußten sie if)m Gruppen fteffen. Nun aber erharte ©regor, nur der $apft als oberfter ftirdjetifürft fönne miffen, mer gum ©eiftlid&en und befonbers gum Söifd^of tauge; nur er allein bürfe barum auch die Bifdfjöfe einfefcen. ©o f cf) rieb er in einem Briefe an Heinrich. Sarin oerlangte er auch, der ^önig folle alle Bifdjöfe, die er gemailt habe, au§ ihrem Stmte entfernen und in .Qufunft die ©infe^ung gang dem Zapfte überlaffen. Über biefe gorberung ©regor§ ergrimmte ßeinridf) fe^r; benn er faf) barin einen ©ingriff in feine Rechte. 3)arum meigerte er fidj audj, dem Zapfte gu gehörten. Sefct fpracf) ©regor den Bann über if)n au§. . S)a§ mar eine fdejrecflicfie ©träfe. S)enn nun mar £einritf) au§ der Äircfje ausgeftojjen; fein ®otte§ljau§ burfte er mehr betreten; fein Sfjrift burfte meiter mit ihm oerfef)ren; als Äönig mar er abge= fe§t; feinen Untertanen mar e§ oerboten, ihm noch ferner gu gehorchen. ©in ungeheurer ©cfjreden ergriff die ©l)riftenf)eit; benn e§ mar ba§ erfte 2kal, bafc einem beutfchen Könige foldje§ gefdjah- Biele 8eute Ratten ähitleib mit dem jungen ©errfdjer. 2)odj gasreiche beutfc^e gürften freuten ficf> über den ©prurf) be§ ^apfte§. ©ie liefen Heinrich fagen, menn er nidfjt binnen einem Sahre oon dem Banne befreit fei, mürben sie einen andern ^önig mahlen. Bald fah ficf) Heinrich oon den meiften Untertanen oerlaffen. $n feiner Slot befc^loft er, natf) Italien gu giehen. Sort moute er den Sßapft bitten, den Bann oon ihm gu nehmen, ättit feiner treuen ©ema^lin Berta und einigen guoerläffigen Sdienern trat er die Steife über die Sbeftalpen an. ©§ mar ein eifig falter Sbinter. S)ie Berge ftarrten oon ©cfjnee und ©i§. Nur feiten geigte fidfj ein gangbarer Sßfab. häufig fronen die üftänner auf $änben und güften. Sie gürftin aber mufjte auf Dcfjfenputen an fteilen 5lbl)öngen hinuntergleiten. 9^ac^ oielen Befcljraerben langte der fleine gug enblicf) in Italien an. Ser $apft glaubte, Heinrich fei mit £eere§macf)t gefommen. Se§halb _flo^ er auf ba§ gelfenfcfjlofc ©anöffa. £ierl)in lenfte der ^önig feine ©djritte. Srei Sage nat^einanber erfdjien er im Burghöfe, angetan mit groben Bufcgemanbe, barfuß und bloßen £>aupte§, und bat um ©inlaft ©rft am oierten Sage tat firfj die Xüre für ihn auf. ©regor lief? ihn gu fidj fommen, löfte ihn oom Banne und er= fannte ihn mieber al§ J?önig an (1077). Nun eilte föeinricf) in die Heimat gurücf. Dbmohl noch fein 3tehr oergangen mar, hotten die dürften bot^ bereits einen andern ^önig gemählt. ©§ mar $einricf)§ eigener ©chroager Nubolf oon ©djmaben. Sftit ihm mujjte er nun um die ^rone fätnpfen. Sn biefer ferneren 3ßit fanb £>einrid) treue ipilfe bei einigen ©täbten. Namentlich die tapfern Bürger oon 3borm§ und Sjtaing rüdften für

9. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 75

1913 - Paderborn : Schöningh
Das frnkische Herrscherhaus. 75 Kaiser; bald darauf starb er (1085). Seine letzten Worte waren: Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehat, daher sterbe ich in der Verbannung." 6. Die legten 30 Jahre der Regierung. a) Der Verlust Italiens. Nach seiner Rckkehr aus Italien bemhte sich der Kaiser, den Brgerkrieg in Deutschland zu Ende zu bringen. Damals fhrte er in einzelnen Teilen des Reiches den Gottessrieden ein. Alsdann zog erzum zweiten-mal nach Italien (10901097). Aber mit seinen geringen Streitkrften vermochte Heinrich nicht die Markgrfin von Tuscien zu bezwingen, und des Krieges mde erklrte sich selbst das Brgertum der lombardischen Städte gegen ihn. Nun wurde auch sein ltester, schon zum deut-schen Könige gekrnter Sohn Konrad von der ppstlichen Partei gewonnen und lie sich die lombardische Krone auf-setzen. Des Kaisers Macht in Italien war gebrochen. Der Papst Urban Ii. entfaltete in dieser Zeit eine groe Ttigkeit. Whrend er in Italien immer mehr Vorteile gegen den Kaiser gewann, ri er die christliche Welt in den westeuropischen Lndern zur Begeisterung fr einen Kampf gegen den Islam hin. So war der bestimmende Einflu auf die kirchliche Bewegung, wie ihn Heinrich Iii. gebt hatte, fr das Kaisertum verloren; der Papst erscheint beim ersten Kreuzzuge als der Vorkmpfer der Christenheit. ) Emprung des jungen Heinrich (V.) (11051106). Nach des Kaisers Rckkehr aus Italien wurde in Deutschland endlich der innere Friede und die vlligeausshnung zwischen Heinrich.und den Fürsten hergestellt. Heinrich Iv. lie seinen abtrnnigen Sohn Konrad, der bald darauf starb, absetzen und seinen zweiten Sohn Heinrich zum Könige whlen und krnen. Aber die Bemhungen des Kaisers um Aufrechterhaltung des inneren Wedens, unter dem die erwerbenden Stnde wieder aufblhten, erbitterten den während des langen Brger-krieges mchtig angeschwollenen Stand des niederen Adels. Dessen Aufreizungen scheint der junge Heinrich gefolgt zu fem, als er sich gegen den Vater emprte. So begann der Brgerkrieg aufs neue.

10. Kursus 1 - S. 45

1896 - Altenburg : Pierer
45 fielen von ihm ab; selbst seine Verwandten stellten sich auf die Seite seiner Feinde, und seine eigne Mutter sagte sich von ihm los.) Damit ist nns auch die zweite Frage beantwortet: Wer wird Sieger sein? berschrift: Der Papst belegt Heinrich mit dem Banne und das deutsche Volk sagt sich von ihm los. Hauptzusammenfassung: Heinrichs Kampf mit dem Papste. 3. Stck: Heinrichs Kampf um feine Grone. Ob er seine verlorene Macht wieder erlangt? Ziel: Wie König Heinrich seine verlorene Macht wiederzuerlangen sucht. Wie er seine Macht verloren hat? (Darstellung der Geschichte!) Wenn kann er nur seine Macht wiedererlangen? (Entweder er mu die deutschen Fürsten und Stamme fr sich gewinnen, da sie dem Papste trotzen, oder er mu gegen den Papst in den Krieg ziehen, oder endlich ihn um Verzeihung bitten.) 1. Heinrich in Kanossa. Wie sucht also König Heinrich seine Macht und sein Ansehen wiederzuerlangen? (Reise nach Italien, demtige Bitte um Verzeihung.) Inwiefern ist der Papst jetzt am Ziele angelangt? (Er wollte den Papst zum Herrn des Kaisers machen. Der Versuch ist ihm geglckt; denn das Volk, das sich von dem gebannten Kaiser lossagt, erkennt damit den Papst als Herrn des Kaisers an, und auch der Kaiser erkennt den Papst als seinen Herrn an; denn bittend und weinend steht der gebannte Kaiser im Bergewande vor dem Thore in Kanossa und begehrt Einla. Und der Papst lt ihn seine bermacht fhlen: 3 Tage lang mu der kaiserliche Ber in Frost und Schneesturm warten, ehe er vorgelassen wird, und unter harten und entehrenden Bedingungen nur erhlt er Verzeihung. So ist er vom Banne befreit! Ob ihn die deutschen Fürsten nun wieder als ihren König anerkennen werden? 2. Der Kampf mit dem Gegenknig. Aber haben die Fürsten nicht ihr Wort gebrochen? (Ja, denn sie hatten versprochen, wenn er vom Banne befreit sei, wollten sie ihm wieder treu sein. Aber nach den Vorgngen in Kanossa machte sich die Ansicht geltend, da ein Kaiser, der solche Demtigung der sich hatte ergehen lassen, der Krone unwrdig sei.) Woher hatte aber König Heinrich das'heer? (Die Treue der sddeutschen und rheinischen Städte!) So war der eine Feind beseitigt. Ob sich Heinrich nun auch gegen den Papst wendet? 3. Heinrichs Zug nach Italien. Wie war dies mglich geworden? (Der Gegenknig besiegt; die

11. Geschichte des Mittelalters - S. 331

1861 - Leipzig : Brandstetter
331 Nachdem Heinrich das Nöthigste für die Erhaltung der Ruhe in Deutschland gethan zu haben glaubte, wandte er seine Blicke nach dem bis jetzt ganz in den Hintergrund getretenen Italien. Der Gedanke, den hohen Ruhm zu erndten, die goldenen Früchte zu pflücken, nach welchen seine früheren Vorgänger so eifrig gestrebt hatten, beschäftigte Heinrich's hochfliegenden Geist von dem Tage seiner Erhebung an. In Italien waren die Zustände trauriger als je. Noch zerstörte der Kampf der Guelfen und Ghibellinen die besten Kräfte des Landes. „Wie erboste Bienenschwärme fielen die siegenden Parteien über die besiegten her." Aus diesem Jammer sich zu retten wußten die Patrioten Italiens kein anderes Mittel als die Herstellung des Kaiserreiches. „Seid wach," rief der große Dante seinen Landsleuten zu, „seid wach und erhebt Euch, Eurem Könige ent- gegen! Ihr müsset seinem Angesicht Ehrfurcht erweisen, Ihr, die Ihr aus seinen Quellen trinkt, auf seinen Meeren schisst und die Ihr die Gestade der Inseln und die Spitzen der Alpen, welche sein sind, betretet, die Ihr Euch Eures Eigenthums nicht anders als durch das Band seines Gesetzes erfreuen könnt." Heinrich ward auf dem italienischen Boden mit aufrichtiger Huldi- gung empfangen. Abermals schrieb Dante: „Nachfolger Cäsar's und Augustus', so wie Du den Rücken der Apenninen herabstiegst, stockten auf einmal die langen Seufzer, trockneten die Fluthen der Thränen; und es glänzte für Italien die neue Hoffnung des bessern Jahrhunderts, wie wenn die vielgeliebte Sonne sich erhebt." Leider sollten diese schönen Hoffnungen nicht erfüllt werden. Heinrich gedachte in edler Schwärmerei, hoch über allen Parteien stehend, sein Retteramt, im Sinne des alten Kaiserthums, gleich einem Gottgesandten zu vollziehen. Er war seiner eignen Partei, die ihn stützen wollte und konnte, nicht hülfreich genug, ohne daß er sich dadurch die feindliche be- freundet hätte. Statt sich die Zufriedenheit Aller zu erwerben, wie er hoffte und erwartete, konnte er es nun keinem Einzigen recht machen. Mit dem Vertrauen minderte sich die Macht. Aeußere Unglücksfälle kamen dazu, um seine Stellung unhaltbar zu machen. Es gelang ihm zwar, in Rom die ersehnte Kaiserkrone aus den Händen des Papstes zu erhalten, aber es war ein kurzer Triumph. Die Städte empörten sich, das Heer verließ ihn. Von König Robert von Neapel hart bedrängt, von seinen Freunden aufgegeben, starb der wohlgesinnte, ritterliche Herr am 24. August, dem Todestag Konradin's, zu B non con vento in der Blüthe seiner Jahre; vielleicht, wie die Sage geht, an Gift, welches ihm sein Beichtvater, ein verschmitzter Dominikaner, in der Hostie beigebracht haben soll. Ein italienischer Geschichtschreiber schließt die Schilderung Heinrich's Vii. mit den wohl allzuharten Worten: „Den Unverstand des deutschen Ritters, welcher, unfähig die Welt zu lenken, seine Krone nicht zu ergreifen wußte, büßten Alle, welche in alter Treue an dem Reiche

12. Theil 2 - S. 53

1827 - Breslau : Max
63 den sey. Das hatte er in Deutschland nicht zu befürchten ge- habt. Er war nur 22 Jahre alt geworden, und hinterließ keine Kinder. Vom sächsischen Hause war nur noch ein Sprößling übrig, Heinrich, Herzog von Baiern, ein Urenkel Heinrichs des Voglers. Da er nun wußte, daß die Fürsten nicht geneigt wären, ihn zu wählen, so nahm er diejenigen von ihnen, die mit der Leiche des Kaisers aus Italien zurückkehrten, bei sich freundlich auf, bewir- thete sie gut und brachte sie durch Vorstellungen auf seine Seite. Nach manchen Schwierigkeiten wurde er endlich gewählt, und hieß nun Heinrich Ii. Er wird auch der Heilige genannt, weil er nach den Begriffen der damaligen Zeit sehr fromm war, d. i. er und seine Frau entsagten allem sinnlichen Genüsse; sie lebten wie Klostergenossen, und waren äußerst freigebig gegen die Geist- lichen. Indessen ist von ihm zu rühmen, daß er ein überaus thä- tiger und unternehmender'herr im Kriege wie im Frieden war. Viel mehr hatte er, so wie seine Vorgänger und Nachfolger, sich der Sorge um Deutschland widmen können, wenn nicht die Kaiser auf den Besitz des treulosen Italiens ersessen gewesen wären. Italien war Deutschlands Unglück; denn iheils kamen hier un- zählige Deutsche an Krankheiten und durch Gefechte um, theils mußten die Kaiser ihre meiste Zeit und ihre besten Kräfte auf dies Land wenden, dessen Besitz ihnen doch keinen wesentlichen Nutzen verschaffte. Als Heinrich nach Italien kam, ließ er sich mit der alten eisernen Krone der Longobarden zum König von Italien krönen. Aber noch an demselben Tage entstand hier ein gewaltiger Aufruhr. Die Bürger, von Wein und Wuth erhitzt, schlossen die Thore, und bestürmten den Palast, in welchem sich der Kaiser befand. Vergebens versuchte der Erzbischof von Cöln vom Fen- ster aus den wüthendcn Pöbel zu beruhigen; ein Hagel von Steinen und Pfeilen war die Antwort, die er erhielt. Heinrich wollte sich durch einen Sprung aus dem Fenster retten; aber er beschädigte sich den Fuß, und blieb zeitlebens lahm (davon wurde er auch Huffeholz oder der Lahme genannt). Endlich kamen ihm seine Deutschen, die vor dem Thore im Lager standen, und von hier- aus den Lärm in der Stadt hörten, zu Hülse. Sie erstürmten die Mauern, und richteten unter dem Volke ein gräßliches Blut- bad an. Dieser Aufruhr verleidete dem Kaiser das Land so, daß

13. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 159

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 159 — zu entscheiben, und bis bcthitt solle dieser sich aller Regierungs-Handlungen enthalten; 3. wenn Heinrich dann nicht freigesprochen werden sollte, so verliere er allen Anspruch an die Krone, und man wolle dann einen andern an die Stelle setzen. — r m Wie tief fühlte Heinrich sich gedemüthigt durch einen solchen Beschluß! Aber was sollte er anfangen? Sein einziger treuer Freund, der tapfere Herzog Gottfried von Lothringen, war kurz vorher gestorben; niemand war bet, der ihm Hilfe bringen konnte, und er glaubte fidt von Gott und aller Welt verlassen. Aber nein, ein Herz blieb ihm treu in jeber Noth, seine Bertha! Sie richtete den gebeugten Gatten durch liebreichen Zuspruch auf, sie bewog ihn, seinen Stolz zu beugen, nach Italien zu eilen und bett Papst anzuflehen, daß er ihn vom Banne löse. Wohl fiel es Heinrich recht schwer, seinen hoch-müthigen und rachsüchtigen Feind um Vergebung zu bitten, aber er sah ein, daß bies fast das einzige Mittel sei, sich auf feinem wankenben Throne zu erhalten. Mitten im Winter machte er sich mit seiner treuen Bertha, seinem Söhnchen und einem einzigen Diener auf den Weg nach Italien. Warum nicht mit kaiserlichem Gefolge? Es fehlte dem Kaiser des mächtigsten Reiches in Europa an Gelbe, um die Kosten zu bestreiken; vergebens hatteer sich an viele gewanbt, die er einst mit Wohlthaten überhäuft, und mußte nun noch die traurige Erfahrung machen, daß der Unglückliche jetten Freunde hat und daß auch Könige verlassen werben, wenn sie ihrer eigennützigen Umgebung nichts mehrschenken können. Unterwegs hörte Heinrich, daß die treulosen Herzoge alle deutschen Pässe besetzt hatten, bannt er nicht nach Italien gelangen und sich mit dem Papste aussöhnen könne, und so mußte er einen großen Umweg nach Bnrgnnb und Savoyen machen. Selbst seine reichbegüterte Schwiegermutter bachte niedrig genug, dem hartbebrängten Verwanbten den Durchgang durch ihre Pässe zu versagen und sich die Erlaubniß durch Abtretung eines Lanb-striches abkaufen zu lassen. So konnte er benn enblich seine Reise fortsetzen; aber was für eine Reise war das! Der bicke Nebel führte sie irre; der tiefe Schnee hemmte ihre Schritte; die eisbebeckten Abhänge waren oft kaum zu erklimmen; der eisige Wmb, der auf diesen Gipfeln wehte, durchkältete sie bis aufs Mark! Hier stürzte ein Pferd in den Abgrund und konnte mit aller Mühe nicht wieder heraus geschafft werden; dort erklärten die Diener, die er in Savoyen angenommen hatte, daß sie nicht weiter könnten und wollten, und ließen sich erst durch Bitten und Versprechungen bewegen, bei ihm zu bleiben. Aber trotz aller Noth und aller Gefahren erreichten sie endlich ihr Ziel und langten glücklich in der lombardischen Tiefebene an. Jubelnd wurde er überall empfangen; denn die Lombarden, die den Papst tödlich haßten, meinten, er sei gekommen, sich an seinem übermüthigen Widersacher zu räcken. Hätte er doch die angebotene Hilfe angenommen, hätte er sich doch an die Spitze der Lombarden gestellt und den Papst kühn ange-

14. Geschichte des teutschen Volkes - S. 168

1837 - Oldenburg : Schulze
168 Dritter Zeitraum. dann auch den Papst vermöchte, nickt in Tcutschland, seinen unversöhnlichen Feinden gegenüber, sondern in Italien selbst seine Angelegenheit zu entscheiden. Auch mag sich die Angst des Gewissens noch am stärksten in seine Leiden verwebt haben. Er entschloß sich daher zu einer Pilgerfahrt zu dem heiligen Stuhle, und mitten im Winter, als gerade eine ungewöhnlich starke Kalte auf den Fluren lag, trat er die Reise an, er und seine Gemahlin mit ihrem kleinen Sohne und noch einem Be« gleiter. Unter großen Entbehrungen und Beschwerden suchten sie einen Weg durch die Alpen, deren Zugänge von den teut- schen Fürsten bewacht waren, und kamen in Italien an. Gre« gor war bereits auf dem Wege nach Tcutschland und begab sich bei der zweideutigen Kunde von des Königs Ankunft zu seiner Freundin Mathilde, der Markgrasi'n von Thuscien, auf das feste Schloß Canossa. Dorthin ging nun der König und unterwarf sich freiwillig einer reuigen Buße, auf eine Weise, welche von einem Könige geübt allerdings sehr viel, sonst aber in damaligen Zeiten kcincswegcs so unerhört war, wie Heinrich gegenwärtig mitunter deshalb bedauert wird. Drei Tage stand er zwischen den Binnenmauern der Burg, barfuß und ohne Nahrung zu nehmen bis zumabende. Am vierten Tage wurde er vor den Papst gelassen. Dieser behandelte die Sache, wie sie war, als eine rein kirchliche Handlung der Buße, und er- theilte ihm auf den Grund der Reue die Lossprechung von dem Banne, knüpfte daran aber die Bedingung, daß er in den Reichsangelegenheiten bis zu dem Tage von Augsburg sich ganz so verhalte, wie er sich in Tribur verpflichtet habe, daß er sich außerdem auch dem Ausspruche zu Augsburg, wie er auch seyn möge, unbedingt unterwerfen wolle. Solches gab Heinrich schriftlich. Darauf wurde ein feierliches Hochamt ge- halten und der König reifete getröstet von dannen. §. 36. Heinrichs neue Geltung. Gregor's Verlegenheit und Tod. Heinrichs Verdruß und Tod. Kreuzzüge. Kaum hatte dieses auf Canossa stattgefunden, da nahmen die Sachen eine unerwartete Wendung. Heinrich mochte die Bedingung, daß er sich aller Handlungen eines Königs ent- hielte, leicht von dem Wesentlichen der erhaltenen Lossprechung ausscheiden, oder, da er nun in der That doch wieder recht- mäßiger. König war, es nicht für Ungehorsam halten, sich in Italien einen Anhang für die künftige Entscheidung der Dinge zu sichern. Als er aber zu den Italienern, den halsstarrigen r

15. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 90

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
Worte waren: Ich liebte die Gerechtigkeit und hate das Unrecht; des-halb sterbe ich in der Verbannung." \ 4. Heinrich im Streite mit seinen Shnen; sein Tod. Gegeil deu hart geprften Kaiser erhoben sich gegen Ende seines Lebens auch seine Shne Konrad, der sich zum Könige von Italien hatte whlen lassen, und Heinrich, der den Vater ans hinterlistige Weise gefangen nahm und ihn dann zur Abdankung zwang" Es gelang dem Kaiser, zu seiuem Freunde, dem Bischof von Ltt ich. zu entkommen, wo er nach kurzer Zeit fein Leben beschlo. 5. Heinrichs Charakter und Regierungsttigkeit. Heinrich war eine hoheitsvolle Erscheinung mit edlen Gesichtszgen und lebhasten Augen. Er besa hohe geistige Anlagen, aber eine schlechte Erziehung hat ihn zu einem der unglcklichsten deutscheu Frsteu gemacht. Er war un-bestndig in seinen Manahmen, voll Mitranen gegen jedermann und den Leidenschaften ergeben. Die Städte hat er durch Verleihung wichtiger Rechte gefrdert und sich willfhrig gemacht, den Bauern ntzte er durch Bekmpfung des Fehdeweseus, und fr die Notleidenden errichtete er Armen- und Krankenhuser. Doch durch die langen Kmpfe mit den Sachsen, dem Papste, den deutschen Fürsten und seinen eigenen Shnen, welche den Verlust Italiens und die Erstarkung der deutschen Fürsten macht zur Folge hotten, war das Ansehen und die Macht des Kaisers und des Reich s stark geschdigt worden. Die Kaiserin Agnes. Agnes von Poitiers, die Gemahlin Heinrichs Iii., war eine schne, reiche und hochgebildete Frau. Als warme Auhngerin der Cluuiaceuser und eifrige Frderin ihrer Bestrebnngen bte sie ans ihren kaiserlichen Gemahl einen nicht geringen Einflu aus. Ihre Ehe mit Heinrich war nicht von langer Dauer, mit) um sich gauz ihrem Sohne und deu Juteresseu des Reiches widmen zu knnen, blieb sie Witwe, obgleich man allgemein erwartete, sie wrde zum zweiten Male eine Ehe eingehen. Um aber die ihr gestellte Aufgabe lsen zu knnen, fehlte es ihr an Urteilsfchrfe und Charakterfestigkeit, und obgleich sie der beste Wille beseelte, die Zukunft ihres Sohnes und des Reiches zu sichern, verdarb ihre Weichherzigkeit mehr, als selbst einer bsartige Tyrannei mglich gewesen wre. Kaum ist irgend eine Persnlichkeit fr das deutsche König- und

16. Theil 5 - S. 268

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
268 nem Sohne nach Vertreibung Heinrichs von Kärnthen durch eine Heurath mit der Schwe, ster des letzten Königs verichaffr halte, die Ne, gterung führte, so wie auch nachher in Deutsch- land, so bemerkt man noch mehrere Gründe, die den Erzbischof von Mainz zu dieser Wahl bewo, gen. Denn das läßt sich wohl begreifen, daß Heinrichs Zug nach Italien, um dort das katfer» liche Ansehn zu suchen und zu finden, der Erz, btschof schon vorauslah, jemehr dies ganze Un- ternehmen Heinrichs weniger aus der Verfassung seines Amte, als aus seiner Individualität her, vorging. Mit der französischen Sprache, die er rede, te, obgleich er auch Lateinisch verstand, hatte er französische Ansicht über eine durch keine mit den Unrerthanen geschlossene Verträge beschränkte ^ouverainttät. Diese, mochte ihm dünken, sey ausführbarer in Italien, oder von da aus. Die Anforderungen der gegenwärtigen Ikaltäner be, Märkten seinen durch die ungewöhnliche Beweg, lichkeit der Augen sich verrathcnden lebendigen Geist. Ein schönes Gesichts eln schlanker Kör- per, Freundlichkeit und Wohlwollen in seinen Manieren, Furchtbarkeit und Ansehn, Tapferkeit und Sicherheit in den Waffen, schienen es ihm leichter zu machen, obgleich die deutschen Fürsten die Schwierigkeit dieses Unternehmens sowohl als die Unzeitigkeik desselben darstellten. Es nah,

17. Bd. 2 - S. 207

1914 - Leipzig : Dyk
— 207 — das alte Mailand wieder aufgebaut hatten, dem Kaiser mit Beihilfe der übrigen Italiener hinterlistig nachfolgten und einige vom königlichen Heere töteten und viele gefangen wegführten. Den Kaiser selbst zwangen sie zum Nachteil der kaiserlicher Majestät gebührenden Ehre, im Gegensatze zu der früheren ausgezeichneten Tatkraft, Italien endlich zu verlassen und die Alpen zu übersteigen. 10. Von Heinrich dem Löwen. a) Die Chronik Arnolds von Lübeck, des ersten Abtes im dortigen Johanniskloster, gest. 1212, ist eine Fortsetzung der Slawenchronik Helmolds. Sie berichtet über die Reichsgeschichte, recht eingehend aber über die Schicksale Heinrichs des Löwen und der norddeutschen Gebiete. „Besondere Anerkennung muß aber dem ernsten Bestreben Arnolds nach Wahrheit und Unparteilichkeit gezollt werden." (Lappenberg.) Im 2. Buch der Chronik lesen wir: 1. Von der Zwietracht des Kaisers und des Herzogs Heinrich 1176. In den Jahren 1174 und 1175 befand sich der Kaiser, mit vielen Kriegen beschäftigt, in Italien. Die Longobarden hatten sich nämlich allesamt gegen ihn empört, und jener Teil des Reiches war gar sehr in Verwirrung und Unruhe, vielleicht zur Strafe für die Sünde der Kirchenspaltung, welche bereits viele Jahre gewährt hatte; denn viele gingen nicht durch die Türe hinein in den Schafstall zu den Schafen, sondern stiegen von anderen Seiten in denselben und suchten die Kirche heim mit schismatischem Irrglauben. So hatte der Kaiser in diesen Kämpfen nicht das erwünschte Kriegsglück, sondern verließ, schwer bedrängt und besorgt, jenes Land und kam über die Alpen nach Deutschland. Hier berief er die Fürsten, schilderte ihnen die Verwirrung des Reiches und forderte sie auf, mit ihm zur Überwältigung der Empörer nach Italien zu ziehen. Auch den Herzog Heinrich suchte er durch die dringendsten Bitten zur Übernahme dieser Mühe zu bewegen.1) Da er nämlich ans Erfahrung wußte, wie furchtbar sich Heinrich den Longobarden gezeigt hatte, so erklärte er, ohne dessen persönliches Mitwirken gegen dieselben durchaus nichts ausrichten zu können. Der Herzog dagegen gab vor, er sei durch die vielen Strapazen und Feldzüge, die er sowohl in Italien als auch sonst in Unzahl bestanden habe, nun, da er schon ein Greis sei,2) an Kräften erschöpft und versicherte, er werde der kaiserlichen Majestät, was Gold und Silber und die sonstigen Erfordernisse zur Bildung eines Heeres anlange, bereitwilligst dienen; in eigener x) Die Zusammenkunft ist zweifelhaft. 2) Er war 1129 geboren.

18. Im späten Mittelalter - S. 17

1913 - Ansbach : Seybold
In Italien. V die letzte Prinzessin aus Vttokars Stamme —, zog er nach Italien. Dort herrschte völlige Zuchtlosigkeit. Seit dem Verschwinden der Kaisergewalt hatte sich eine Fülle von Stadtstaaten und Kleinstaaten gebildet und es herrschte ein fortgesetzter Krieg von Fürsten gegen Städte, von Städten gegen Städte, ja von Bürgern derselben Stadt gegen Mitbürger, indem alle ihre mannigfaltigen, sich widerstreitenden Interessen noch mit den alten Parteinamen Guelfen und Ghibellinen deeften1). Indem Heinrich in Italien auftrat, handelte er den wünschen des Papstes nicht entgegen. Ihm schwebten die allgemeinen Aufgaben der Christenheit vor, derer: Lösung er zu fördern suchte. Der Fall Akkons U290 hatte den Kampf gegen die Ungläubigen, die Rückeroberung des heiligen Landes in Erinnerung gebracht. Die Wiederaufrichtung des Kaisertums erschien ihm als ein Schritt zur kriegerischen Einigung des Abendlandes^). Heinrich kam ohne Kämpfe nach Mailand und empfing hier die lombardische Krone. Die Mailänder machten ihm ein ansehnliches Geschenk von 1,00 000 Gulden. Aber schon die Steuern zur Aufbringung des bewilligten Geschenkes und die Einsetzung von Statthaltern im Namen des Kaisers erregten einen Aufruhr. Und als Heinrich die ewige Stadt betrat, fand er St. Peter und das rechte Tiberufer besetzt. Die Kaiserkrönung, wozu Papst Clemens V. drei Kardinäle nach Rom entsandt hatte, mußte in den Lateran verlegt werden. Und je mehr sich Heinrich in Italien festsetzte, desto zahlreicher erwuchsen ihm dort Gegner. Als er von Pisa aus aufbrach, um den König Robert von Neapel zu bekriegen, erlag er dem Fieber am 24. August ^3^3. In pisa ist noch heute sein kunstvoll gearbeiteter Sarkophag im Campo santo zu seben3). Was Rudolf für Deutschland und das Königtum getan, bestrebte sich Heinrich für Italien und das Kaisertum durchzusetzen. Als er vorzeitig dahingerafft ward, hatte er an seinem Teil noch weit geringere Erfolge zu verzeichnen. Das Schicksalsvolle ist, daß sich die Idee des Kaisertums inmitten der in tödlicher Feindschaft wider einander entbrannten italienischen Parteien nicht realisieren ließ, ohne daß man die eine gegen die andere zu Hilfe rief4). x) Stöckel \86. Ranke Ix, j6. Linhart 65. 2) Schäfer I, 366. 3) Ullst. weltgesch. Ii, 380. Ranke Ix, j8. Stöckel 186. 4) Ranke Ix, 30. Fakk, Geschichtsunterricht. Hcjt 1. 2

19. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 69

1905 - Leipzig : Hirt
6. Kaiser aus verschiedenen Husern. 69 melden lassen. Dies taten sie, der Kaiser gewhrte ihnen sofort Gehr und besttigte ihre Freiheiten. Vergrerung der Hausmacht. Bald bot sich ihm Gelegenheit zur Vergrerung seiner Hausmacht. Sein Sohn Johann vermhlte sich mit der Erbprinzessin von Bhmen. Dadurch wurde sein Haus zugleich mit dem mchtigen herzoglichen Hause sterreich verwandt. Zug nach Italien und Tod. Weder Rudolf von Habsburg noch seine beiden Nachfolger hatten Zeit gefunden, die kaiserlichen Rechte in Italien zur Geltung zu bringen; keiner von ihnen hat die Kaiserkrone empfangen. Heinrich zog der die Alpen und besiegte die Gegner der deutschen Herr-schast in Italien; die lombardische Knigskrone und die rmische Kaiser-krne wurden ihm aufs Haupt gesetzt. Vom Gipfel der Macht sank er vorzeitig ins Grab. Ob er das Klima Italiens nicht vertrug, oder ob er den Todeskeim aus der Heimat mitgebracht hatte, ist unbestimmt; das Fieber ergriff ihn, und in wenig Stunden war er eine Leiche. Nur fnf Jahre hat er an der Spitze der Christenheit gestanden. Seine irdische Hlle ruht im Kamposanto zu Pisa. Heinrich Ttl und Dante. Als Kaiser Heinrich nach Italien zog, begrte ihn der grte Dichter des Landes mit vollen Jubeltnen. Dante gehrte der kaiserlichen Partei in Italien an; er erhoffte von Heinrich Vii. die Wiederherstellung einer krftigen kaiserlichen Verwaltung und die Niederdrckung der Parteiwirtschaft, die unter dem Aushnge-schilde der Freiheit die Knechtung jeder andern Meinung betrieb. Mit dem frhen Tode des Kaisers sanken auch des Dichters Hoffnungen ins Grab. Aus seiner Vaterstadt Florenz verbannt, irrte der Snger durch ganz Italien, und mehr als hundert Orte nehmen heute fr sich die Ehre in Anspruch, dem heimatlosen Dichter mit dem gramdurchfurchten Antlitze Herberge gewhrt zu haben. Gegen Ende seines Lebens fand er Schutz zu Ravenna im Hause seines politischen Gegners Guido Novelle da Polenta. Der Ghibelline fand Aufnahme bei dem Guelfen, in dessen Hanse er im Alter von 56 Jahren starb. Dantes Meisterwerk ist die Gttliche Komdie. Wie in Homer sich der griechische Geist abspiegelt, so ist die gesamte Ideenwelt des Mittelalters mit urgewaltiger Gestaltungs-kraft in der Gttlichen Komdie zusammengefat. Kunst und Wissen, Dichtung und Philosophie, Religion und Staatsweisheit jener Zeit finden sich in diesem unsterblichen Gedichte abgespiegelt. Es enthlt nach dem W o r t s i n n eine Wandrung des Dichters durch die Reiche der Hlle, des Fegfeuers und des Himmels, nach dem tiefern Sinne die all-gemeine Seelengeschichte der Menschheit. Ludwig von Bayern und Friedrich von sterreich. Strittige Wahl. Nach dem Tode Heinrichs Vii. waren die Kurfrsten uneinig, wen sie zum Nachfolger whlen sollten. Die einen er-

20. Geschichte des Mittelalters - S. 116

1887 - Leipzig : Teubner
116 Heinrich Iv. Gegenkönige 1081. 1093. drei Tage lang die Stadt in furchtbarster Weise, so daß die Römer in ihrer Verzweiflung aufs neue die Waffen ergriffen und über die zerstreuten Feinde herfielen. Während des Kampfes ließ Robert die Stadt anzünden; der größte Teil derselben mit Kirchen und Palästen sank in Asche. Dieses Unglück ihrer Stadt schrieben die Römer dem Papste J//Agregor zu, welcher, um ihrem Hasse zu entgehen, sich nach Salerno in den Schutz Robert Guiscards begab. Hier erneuerte er den Bann gegen Heinrich und starb bald - nachher (1085). Seine letzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; darum sterbe ich in der Verbannung." o ^Jn Deutschland hatten Heinrichs Gegner während seiner Abwesenheit in Italien (1081) den Grasen Her? -'-w./* mann von Salm, Sohn des Grafen von Lnxeuburg, zum Gegenkönig erhoben. Das Volk nannte ihn spottweise den Knoblauchskönig, weil in der Gegend von Eisleben, wo er gewählt worden war, viel Knoblauch wuchs. Her; mann aber konnte nicht zu. Macht kommen und legte im ^7/, I. 1088 die Krone niederj Heinrich schien jetzt ruhigeren^ || und freundlicheren Tagen entgegen zu gehen. Aber es war ihm noch viel Herzeleid beschieden. Die unversöhnliche geistliche Gegenpartei verführte in Italien seinen ältesten A' t Sohn Konrad, den er dort zur Bekämpfung seiner Gegner zurückgelassen, zur Empörung gegen den eigenen Vater. Der Erzbischof von Mailand krönte ihn zum König von r\r : Italien (1093). Heinrich ließ den Sohn, nachdem er ihn mehrere Jahre vergebens bekämpft hatte, durch eine Reichs; ~ x Versammlung zu Aachen (1097) der Nachfolge für verlustig erklären und seinen zweiten Sohn Heinrich zum römi- schen König wählen; doch mußte dieser eidlich geloben, daß er bei Lebzeiten des Vaters sich die Regierung nicht an- -f maßen wollte. Konrad starb in Italien im I. 1101, von jedermann verlassen. Jetzt endlich konnte der früh alternde König Ruhe U-'.A und Frieden hoffen. Aber aufs neue erhob sich ein verführter Sohn wider ihn, der eben genannte Heinrich, ein