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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 57

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
57 war. Segest hatte nämlich eine Tochter, Namens Thusnelda, die schönste und edelste Jungfrau im Cheruskerlande. Mit bitterem Schmerz sah auch sie die Erniedrigung ihres Volkes. Zu dieser Jungfrau trug Hermann treue Liebe im Herzen, und treu und innig hieng Thusnelda an ihm. So gieng Hermannen Segest und bat um ihre Hand. Als Segest sie ihm aber abschlug, entführte Hermann sie und brachte sie heim als sein ehelich Weib. Dafür schwur ihm Segest ewige Rache. Er raubte Thusnelda aus Hermanns Hause und brachte sie nach seiner Feste; hier belagerte ihn Hermann, um seine Gemahlin zu befreien. Ta schickte Segest zu Germanikus, daß er mit Heeresmacht käme und ihn befreie. Diese Aufforderung war dem Römer sehr erwünscht, er zog hin und befreite den Verräther. In Segests Burg waren außer Thusnelda viele andere edle Frauen; sie alle übergab der treulose Segest den Römern als Gefangene. Schweigend und thränenlos stand die herrliche Thusnelda da, die Hände gefaltet; sie dachte an Hermann. Dieser eilte, von Zorn und Schmerz durchdrungen, durchs Land und entflammte das Land zum Kriege gegen Segest, zum Kriege gegen die Römer. Germanikus zog stolz und in Siegeshoffnung durch den Teutoburger Walb heran und kam an die Stelle, wo Varus gekämpft hatte. Da lagen noch die Gebeine der Gefallenen zwischen zerbrochenen Waffen und Lanzensplittern. Traurig bestatteten die Römer die Leichen und errichteten zum Andenken einen großen Grabhügel. Dann zogen sie erbittert weiter, um die gefallenen Brüder zu rächen. Sie geriethen aber in eine sumpfige Gegend, wo auch sie beinahe ganz vernichtet wurden. 5. Im andern Jahre kam Germanikus wieder bis an diewefer. Ehe die Schlacht begann, sah Hermann am andern User der Weser seinen Bruder Flavius auf feindlicher Seite stehen. Er rief ihm zu: „O komm herüber zu deinem freien Volke, mein Bruder! Was kämpfst bu in den Reihen der Römer gegen bein eigenes Vaterlanb? Kennst bu die alten Eichen nicht mehr? Hörst du nicht, wie sie dir Grüße zurauschen aus unserer Knabenzeit? Wirf hin, wirf sie von dir, die Ehrenzeichen, mit denen die Römer deine Knechtschaft vergülden! Wie ist es doch viel schöner, von freien Brüdern geliebt zu sein und auf heimischer Erde zu sterben!" Doch Flavius hörte nicht, er liebte sein Volk und Vaterland nicht mehr. Da gebot Hermann voll Grimm, die Schlacht zu beginnen; sie dauerte vom Morgen bis tief in die Nacht. Die Cherusker rannten von den Hügeln, wo Hermann sie aufgestellt hatte, zu stüh ins Thal hinab, dadurch entstand Verwirrung und die Römer siegten. Hermann ward selbst verwundet. Die Seinen beschlossen, die Gegend ganz zu verlassen. Als sie aber sahen, daß die Römer Siegeszeichen aufrichteten, und die Deutschen verspotteten, griffen alle wieder zu den Waffen und wagten noch eine Schlacht. Die Römer fagten nachher zwar, sie hätten abermals gesiegt, zogen sich doch eiligst aus Deutschland zurück. Hermann sah sein treues Weib nicht wieder. Sie mußte mit andern Gefangenen nach Rom wandern und ward hier im Triumphe aufgeführt.

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1. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 92

1883 - Leipzig : Spamer
92 Geschichtliches aus dem Altsassenlande. einem heftigen Wortwechsel, der. wenn sie nicht der Fluß getrennt hätte, zu einem Zweikampfe geführt haben würde. Er bat und beschwor ihn anfangs, sein Vaterland nicht zu verraten, und reizte ihn schließlich durch heftige Schmähungen. Hermann hatte allerdings die edelsten Absichten, die Stämme seines Vaterlandes unter einem gemeinsamen Oberhaupte zu vereinigen, mag aber manchen durch sein leidenschaftliches Wesen abgestoßen haben. Später ward ihm zum Vor- wurf gemacht, er strebe nach der Königsherrschaft und suche die Freiheit seiues Volkes zu unterdrücken. Deshalb ward ihm später von seinen eignen Ver- wandten nachgestellt, und er fiel durch Hinterlist, erst 37 Jahre alt. Aber sein Andenken lebt noch fort bei seinem Volke in Heldenliedern, und die dank- bare Nachwelt hat ihm ein herrliches Denkmal errichtet. Doch kehren wir zu den weiteren Kriegsunternehmungen der Deutschen zurück. Nach dem zurückgeschlagenen Angriffe auf das Lager bei den pontes longi griffen sie das Kastell Aliso an der Lippe an. Germanikus eilte auf diese Nachricht mit sechs Legionen herbei, während sein Legat Lälius einen Einfall ins Chattenland machte. Die Germanen, welche Aliso belagerten, zer- streuten sich sofort, nachdem sie zuvor den von Germanikus neu errichteten Grab- Hügel der Varianischen Legionen, fowie die ara Drusi, einen alten, zu Ehren des Drufus erbauten Altar, zerstört hatten. Letztern ließ Germanikus wieder herstellen; den Grabhügel der Varianischen Legionen jedoch zu erneuern, hielt er nicht für geraten. Warum nicht? fragen wir uuwillkürlich. Vermutlich boten die ungünstigen Terrainverhältnisse zu viel Schwierigkeiten. Das Kastell Aliso soll, nach der Annahme des gründlichen Spezialsorfchers Essellen, bei Hamm am Einfluß der Ohse in die Lippe zu finden sein („Geschichte der Sigambern", „Kastell Aliso") und unter der ara Drusi denkt er sich ein hügelartiges Kenotaph, dessen Überreste er iu der sogenannten Hohenburg unweit Aliso wiedererkennen will. Wir können hier unmöglich auf alle abweichenden Ansichten eingehen. Schlacht Bei Idistaviso. Im Jahre 16 fand ein Zusammenstoß der Römer und Cherusker au der Weser statt, welchem der bereits erwähnte Wort- Wechsel zwischen Hermann und seinem Bruder Flavus vorausging. Mit Mühe hielt der Legat Stertiuius den wütenden Flavus zurück, während gegenüber Hermann ihn einen Sklaven und Verräter schalt und drohend eine baldige Schlacht ankündigte. Die Feindseligkeiten wurden durch die römischen Bundes- genossen, die Bataver, eröffnet, welche über den Strom setzten, aber von den Cheruskern zurückgetrieben wurden. Ihr tapferer Anführer Cariovalda fiel nach heftiger Gegenwehr; den übrigen eilte die römische Reiterei unter Stertinius und Ämilius zu Hilfe. Nach dem bewerkstelligten Übergange über die Weser erfuhr Germanikus durch einen Überläufer, daß sich germanische Volksstämme in einem nahen, dem „Herkules" (d. i. Donar) geweihten Walde versammelten und eine Schlacht vorbereiteten. Ein der lateinischen Sprache kundiger Germane schlich sich in der Nachtzeit an den feindlichen Lagerwall heran und suchte durch lockende Versprechungen Überläufer heranzuziehen. Dies erfüllte die Römer mit immer größerer Erbitterung. Ein Versuch, das Lager anzugreifen, war erfolglos. Am folgenden Tage feuerten die beiden Heerführer ihre Truppen zum Kampfe an. Unweit der Weser zieht sich eine von Hügeln und Wald begrenzte Ebene hin, welche die Römer Jdistavisus oder Jdisiavisus nannten. Man hat diesen

2. Probleme und Prinzipien des Geschichts-Unterrichts - S. 41

1912 - Straßburg i. E. : Bull
— 41 — Zielangabe: Wie die Römer sich rächen wollen. Wir fragen: a) Warum? Verluste in der Hermannsschlacht. b) Wie? Mit Heeresmacht und guten Führern. c) Welchen Erfolg? Siegen sie? Verlieren sie? Können sie sich in Deutschland wieder festsetzen? Darbietung. 1. An der Eder, a) Germanikus im Lande. Germanikus, des römischen Kaisers Sohn, ist im Lande. Seine Soldaten wüsten schrecklich. Sie verbrennen den Hauptort und die meisten Ansiedelungen der Deutschen. Die Bewohner sind in die Wälder geflohen. Wer sich nicht geflüchtet hat, wird niedergehauen oder gefangen genommen. b) Boten des Segest. Da kommen Boten von Segest, mit ihnen Segimund, Segests Sohn. Sie rufen den Römern zu: „Helft dem Segest gegen Hermann! Hermann bedrängt ihn, weil Segest Hermann an Euch Römer verraten wollte. Hermann hat den Segest schon gefangen gesetzt in seiner Burg.“ c) Segest, Segimund und Thusnelda bei den Römern. Da beschließt Germanikus, den Segest zu befreien. Er kämpft gegen Hermanns Freunde; er besiegt sie auch. Segest wird samt seinen Gesippen vor Germanikus geführt. Unter ihnen ist auch Thusnelda, Hermanns Gemahlin, Segests Tochter, die der Kaiserssohn gefangen nimmt. Keine Träne vergießt sie; kein Laut des Schmerzes entringt sich ihrer Brust. Segimund steht bei seinem Vater. Da spricht Segest zu Germanikus:

3. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 12

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
12 I. Aus den ältesten Zeiten. Heimat ausgeliefert. Sie sollte ihren Gatten nie wiedersehen. Durch den Verlust des Teuersten zu leidenschaftlicher Rache entflammt, durcheilte Hermann das Cheruskerland und rief zum Kampfe gegen die Römer auf Auch die Nachbarstämme schlossen sich ihm wieder an. Gegen ihn führte Germanikus feine ganze Heeresmacht ins Feld .3- Zug gegen Hermann. Ein Teil seiner Legionen drang unter Cacma an der Lippe aufwärts ins Gebiet der Brnkterer ein die Reiterei rückte durch Friesland vor. Die übrigen Legionen'trug eme Flotte rheinabwärts nach der Nordsee und zur Ems, an deren Mittellauf sich die drei Kolonnen vereinigten. Germanikus verwüstete die ganze Gegend zwischen Ems und Lippe und drang bis zur Walstatt der Varusschlacht vor. Mit Entsetzen sahen die römischen Krieger die verstreuten Haufen gebleichter Gebeine die Schädel der Geopferten, an den Bäumen. Germanikus ließ die Gebeme der Erschlagenen in einem Massengrabe beisetzen, das ein hoher Grashügel bezeichnete. Dann folgte er den Aufgeboten Armins, die vor ihm in die Wälder an der Weser zurückwichen. Aber an einer günstigen Stelle stellten sie sich zum Kampfe und warfen die römische Reiterei vollständig über den Haufen. Auch die Legionen vermochten den Sieg nicht zu erringen, und Germanikus kehrte zur Ems zurück. Ein Teil des Heeres zog unter Eäcina auf dem kürzeren Wege über die „Langen Brücken" (Moorwege, wohl im Burtanger Moor) zum Rhein zurück. Armin griff die endlose Kolonne, die auf der zerfallenen Bohlenstraße oft nicht vor- noch rückwärts konnte, mit Heftigkeit an. Zwei schreckliche Tage hindurch kämpften die Römer mit dem Mute der Verzweiflung, unentschieden schwankte der Kampf hin und her. Vor dem Auge des Führers stieg das blutige Gespenst des Varus auf, dessen Schicksal ihm drohte. Doch bewahrte er seine kalte Entschlossenheit. Am Morgen des dritten Tages stürmten die Deutschen mit Ungestüm gegen den Willen Armins das römische Lager. Da zeigte sich die überlegene Kriegskunst der Römer, in einem glänzenden Ausfalle warfen sie die Angreifer zurück und bahnten sich einen Weg zum Rheine. Auch die Truppen, die den Seeweg eingeschlagen hatten, brachten sich, wenn auch mit schweren Verlusten, in Sicherheit. 4. Schlacht auf dem Jdistaviso-Felde. Armin gelang es nun, die Stämme des germanischen Nordwestens aufzurufen, so daß er im Jahre 16 an der Spitze eines großen Völkerbundes stand. Da der Marsch und die Verpflegung der Truppen in den Urwäldern und Sumpfgegenden den Römern ungeheure Schwierigkeiten bot, so beschloß Germanikus, die Deutschen von der Nordseeküste her anzugreifen. Er ließ eine Flotte von 1000 Segeln ausrüsten, die em Heer von etwa 50000 Mann befördern sollte. Die gewaltige Flotte trug das Landheer i. I. 16 durch den Drususkanan) über die *) Zur Abkürzung der Fahrt vom Mederrhein zur Nordsee ließ Drusus mit Benutzung der Msala (Issel) einen Kanal nach dem Flevosee (Zuidersee) anlegen, der damals noch ein Landsee war.

4. Schaumburgische Geschichte - S. 19

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 19 — Der letzte Kampf. Trotz der Niederlage griffen die Cherusker, die sich wieder gesammelt hatten, das römische Heer auf dem Marsche an und brachten es in Unordnung. Zuletzt wählten sie ein Schlachtfeld aus, auf dem sie die Römer erwarteten. In der Nähe des heutigen Dorfes Leese, nicht weit von Stolzenau an der Weser hatten sich die Cherusker aufgestellt. Das Schlachtfeld wurde von der Weser und dem Walde eingeschlossen. Um den Wald zog sich ein großer Sumpf. Ein alter Grenzwall, der das Gebiet der Cherusker von dem der Angrivarier schied, zog sich quer durch das Schlachtfeld hin. Germanikus selbst führte sein Fußvolk gegen diesen Wall zum Sturme an, wurde aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Erst nachdem die Römer große Wurfmaschinen herbeigeschafft hatten, mit denen sie große Speere auf die Deutschen schleuderten, mußten die Cherusker den Wall räumen und sich in den Wald zurückziehen. Hier kam es zu einem erbitterten Kampfe Mann gegen Mann. Der Sumpf in ihrem Rücken zwang die Cherusker, bis zum letztem Atemzüge zu kämpfen. Obwohl der Wald sie hinderte ihre langen Speere zu gebrauchen und obwohl Germanikus seine Soldaten anfeuerte mit den Worten: „Mordet nur, wir brauchen keine Gefangene; dieser Krieg ist nur zu Ende, wenn das ganze Volk ausgerottet ist", so blieb der Kampf doch unentschieden. Freilich errichteten auch hier die Römer ein prahlendes Siegeszeichen, aber Germanikus hatte doch erkannt, daß es ihm unmöglich sein werde, die Cherusker vollständig zu besiegen. Er zog sich deshalb zum Rheine zurück, und kein Römer hat seitdem die Wesergegend wieder betreten. So hatte Hermann das Vaterland befreit, wenn er auch im Kriege nicht immer glücklich gewesen war. t Hermanns Ende. Hermanns Ruhm stieg bei seinem Volke immer höher. Er hatte eingesehen, daß nur Einigkeit stark macht. Darum suchte er ein Bündnis aller deutschen Stämme gegen die Römer herbeizuführen. Aber die Fürsten und die Edlen glaubten, er strebe nach der Königsherrschaft und fürchteten, dann ihre Macht und ihr Ansehen zu verlieren. So erwachte allmählich Feindschaft gegen den Befreier des Vaterlandes, selbst unter seinen Verwandten. In einer Versammlung wurde er überfallen und von einem nahen Verwandten ermordet, 21 n. Ch. Undank ist der Welt Lohn. 2*

5. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 89

1883 - Leipzig : Spamer
Rachezüge des Germanikus. 89 einigen Tausend Mann Hilfstruppen. Die Cherusker waren in zwei Par- teien gespalten, und ein Hilfskorps der Marsen wnrde in Schach gehalten. Germamkus zog gleichfalls mit vier Legionen und wohl doppelt so vielen Hilfs- truppeu wahrscheinlich von Mainz aus gegen die Chatten. Nach Wiederherstellung eines von seinem Vater Drusus angelegten Kastells im Taunus, vermutlich der Saalburg bei Homburg, überraschte er die Chatten ganz unvorbereitet und machte viele unschädlich. Sie flohen zum Teil schwimmend über die Eder, suchten die Römer vergebens am Bau einer Brücke zu hindern und gaben schließlich ihre Dörfer der Verheerung der Feinde preis. Germamkus zerstörte die Hauptstadt Mattium (vermutlich Maden bei Gudensberg unweit der Eder) und kehrte zum Rheine zurück. Die Verheerung des Landes erstreckte sich wahrscheinlich über sämtliche umliegende Gaue: das heutige Herzogtum Nassau, Kreis Wetzlar, Oberhessen und Kreis Wittgenstein. Aus diesen Gauen werden denn auch besonders Chatten an der Hermannsschlacht teilgenommen haben. Auch traf man dort noch vierzig Jahre später römische Gefangene an. So hatte also Germanikus zwei Rachezüge für die Niederlage des Varus ausgeführt gegen die Marsen und Chatten (14 und 15 n. Chr.). Inzwischen hatte der Zwist zwischen Segestes und Hermann an Aus- dehnung zugenommen, und ersterer, von letzterem eingeschlossen, bat den Germanikus um Hilfe. Mit den Abgesandten schickte er den Römern auch seinen Sohn, Segimund, welcher in der Varusschlacht seine Priesterbinde an der Ära Ubiornm zerrissen und sich zu den Aufständischen gesellt hatte. Germanikus nahm ihn nichtsdestoweniger wohlwollend auf und ließ ihn nach dem linken Ufer des Oberrheins bringen. Hierauf entsetzte Germanikus den eingeschlossenen Segestes, wahrscheinlich in der Nähe der Eresburg an der Diemel, wobei dessen Tochter Thnsnelde, welche Hermann wider ihres Vaters Willen entführt und geehelicht hatte, in die Gefangenschaft geriet. Das unglückliche Weib vergoß keine Thränen, verschwendete keine Bitten; stumm legte sie ihre Hand aufs Herz und gedachte voll Schmerzen ihres Gatten Hermann und seiner Liebe sowie ihrer Mutterhoffnungen. Ihr Vater Segestes, eine wahre Hünengestalt, sprach viel von seiner Treue zum römischen Volke und bat um Nachstcht für seinen Sohn und seine Tochter. Germanikus behandelte sie milde, versprach ihm selbst einen Wohnsitz in der alten Provinz am linken Rheinufer und seinen Kindern Schonung. Alsdann führte er sein Heer nach dem Rheine zurück. Das Schicksal Thusneldens und ihres nachmals gebornen Kindes ist dunkel. Es soll Thumelikus geheißen und in Ravenna erzogen worden sein. Über sein Mißgeschick wollte Tacitus weiteres berichten; doch fehlten alle näheren Nach- richten. Bekanntlich hat sich die Poesie seiner bemächtigt, indem der Dichter Münch- Vellinghausen (Halm) ihn im Trauerspiel „Der Fechter von Ravenna" verewigte. Hermann, wütend über die Entführung seiner Gattin, rief sein Volk zu den Waffen gegen den unnatürlichen Vater, gegen den „Heldenführer", wie er den Germanikus höhnisch nannte, welcher ein schwaches Weib gefangen genommen habe. Auch den Oheim des Segestes, den greisen Jngniomar, zog er auf seine Seite, sowie die angrenzenden germanischen Volksstämme. Germanikus schickte hierauf den Cäeina mit vierzig Kohorten an die Ems; die Reiterei führte der Präfekt Pedo durch das Land der Friesen; er selbst schiffte vier Legionen ein und fuhr damit über die Seen. An der Ems vereinigten sich die

6. Die deutsche Geschichte - S. 93

1829 - Elberfeld : Büschler
Hermann. 93 1\V\Vwvviwvvv1vv1\Wvv\\W\Viivvvvv\\1\\V1vvv\ vvvw muvuvwv Uv Stehen zu bringen, wandte Bitten, Befehl, Drohungen und Stra- fen an; vergebens. Da warf er sich mitten im Thore zur Erde nieder, daß die Fliehenden hätten über seinen Körper wegschreitcn müssen; und dieser Anblick des alten, verehrten Feldherrn brachte sie zur Besinnung und hielt die Flucht auf. Indessen hatten die Deutschen das Lager umzingelt. Hermann, der die Festigkeit römischer Verschanzungen kannte, wollte keinen Sturm wagen, sondern die Feinde durch Mangel bezwingen; sein Oheim Jnguiomar dagegen riech zum schnellen Angriff, und sein Rath, weil er kühner erschien, gefiel den Deutschen besser. Sie stürmten; aber im entscheidenden Augenblicke ließ Cäcina seine Römer hervorbrechen, schlug die Angreifenden zurück und trieb sie in die Flucht. Hermann verließ unverwundet, Jnguiomar aber mit schwerer Wunde die Schlacht, und die Legionen, so viel von ihnen übrig geblieben war, gelangten glücklich an den Rhein. Zu dem dritten Feldzuge im Jahr 16 nach Ehr. Geb. machte Germanikus noch größere Rüstungen, als zu dem vorigen. Eine Flotte von tausend Schiffen, größeren und kleineren, mit tiefgehendem weiten Bauche, und andere mit flachem Kiel zum Landen,-wurde zusammengebracht, um das ganze Heer, ohne die alten Schwierigkeiten des Landzuges, in das Herz von Nord- deutschland und, wenn nöthig, auch wieder zurück zu bringen. Während dieser Zurüstungen machte Germanikus einen raschen Zug mit 6 Legionen, wahrscheinlich auf der Straße von Wesel nach Lippstadt, am Nord-Ufer der Lippe, bis nach Aliso, um diese, den Deutschen wieder entrissene und hergestellte Veste, die jetzt von ihnen belagert wurde, zu entsetzen. Es gelang, denn die Feinde zerstreueten sich bei seiner Annäherung, und er befe- stigte die Heerstraße zwischen Aliso und dem Rheine mit neuen Gränzwähren und Dämmen. Da aber der Hauptangriff von einer andern Seite geschehen sollte, so kehrte er an den Rhein zurück und schiffte nun sein ganzes Heer von nicht weniger als 90,000 Mann vom Rheine aus durch die fossa Drusiana in die Nordsee und landete in der Mündung der Ems. Die Chauken mußten ein Hülfsheer stellen, die Angrivarier, an der Nieder-Weser, sich un- terwerfen. Das Heer rückte bis in die Gegend des jetzigen Min- den. Hermann, an der Spitze des Cheruskischen Bundes, stand ihm entgegen, und es kam zur Schlacht bei Jdista visus, an der Weser, (wahrscheinlich zwischen Preußisch Minden und Vlotho.) Nach langem und heißem Streite mußten die Deutschen den Rö- mern das Feld lassen, nachdem diese die Hügel gewonnen hatten, welche das Schlachtfeld beherrschten. Sie verdankten ihren Sieg aber vorzüglich den deutschen Hülfsvölkern von der Nordsee und von der Douau her, die mit ihnen waren; und so mußte es schon im Anbeginn unserer Geschichte sich ereignen, daß Deutsche den Fremden zur Bezwingung ihrer deutschen Brüder halfen. Doch mag dieses in jenen rohen Zeiten noch nicht so hart getadelt wer- den, weil die von der Donau vielleicht kaum einmal den Namen

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 27

1822 - Elberfeld : Büschler
07 Hermann und Germanikus. gen in Westphalen ein, theils von der Nordsee ans ans vielen kleinen Schiffen, mit Soldaten und Lebensmitteln be- laden, auf der Ems, theils auf den Landwegen vom Nie- derrheine her, wo durch die snmpfigten Gegenden Damme, Brücken und lange Knüppelwege angelegt waren. Die Rö- mer nannten diese dib langen Brücken. , Sein Heer war wenigstens noch einmal so stark, als das des Varus. Die erste That, die er mit demselben ver- richtete, war indeß nicht sehr rühmlich; er bekani Hermanns Gemahlin, die hochherzige Thusnelda, gefangen, und an- statt sic ihrem Gemahle wieder zurückzugeben, ließ er sie nach Italien führen, wo sie auch in der Gefangenschaft ge- storben ist. Das war nicht edelmüthig von Germanikus, der doch nicht gegen Frauen Krieg führen sollte, und Her- mann rief nun in seinem Zorne d>'e tapfern Cherusker mit verdoppeltem Eifer gegen die treulosen Römer in die Waf- fen. Doch konnte er nicht verhindern, daß diese nicht bis in den Teutoburger Wald, an die Stelle, kamen, wo Ba- rns die große Niederlage erlitten hatte. Das Schlachtfeld war für sie ein höchst trauriger Anblick. Die Gebeine der Isomer lagen noch, unter zerbrochenen Waffen und Lanzen- splittern,'zerstreut umber; denn die Deutschen hatten ihnen die Ehre einer Grabstätte nicht gegönnt. Man konnte se- hen , wo ein Haufe zusammengedrängt gekämpft hatte und niedergemacht war; an andern Stellen, wo die Gebeine zerstreut lagen, sah man, wie die Einzelnen im Fliehen ge- fallen waren. Einige Soldaten, welche in der Schlacht mit- gewesen waren, ses war nur 6 Jahre her,) erkannten noch die Plätze, wo Darus sich selbst in sein Schwerdt gestürzt hatte, wo andere Anführer gefallen, wo die römischen Ad- ler, (die Feldzeichen,) von den Deutschen erobert waren. Traurig bestatteten die Römer die Ueberblciscl des unglück- lichen Heeres und errichteten zum Andenken einen großen Grabhügel; dann brachen sie erbittert auf, die gefallenen Bruder zu rächen. Ihr Zorn kühlte sich aber bald in den Sümpfen w^dcr ab, in welche sie Hermann zu locken wuß- te: ja er hatte beinahe die ganze römische Reuterei aufge- rieben, wann nicht noch eben zu rechter Zeit die geordneten Legionen des Fußvolks zu Hülfe gekommen wären. Das Tresen blieb unentschieden, wie tùe Römer erzählen; das heißt aber nichts weiter, als daß sie noch ohne sehr großen Schaden davon kamen. Denn sie suchten gleich darauf den Rückweg, Germanikus auf der Ems, sein Unterfcldherr Ca ci na aber mit einem Theile durch das Land, auf dem ^kge, der die langen Brücken hieß. Dieser wurde von den deutschen heftig verfolgt und es wäre chm beinahe nicht

8. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 28

1822 - Elberfeld : Büschler
28 l Ztr. Don U 3 vor Chr. Geb, bis 768 nach Chr. Geb. besser ergangen, als dem Barns. Denn schon hatten ihn die Deutschen in seinem Lager, das er in der Noth aufge- worfen, eng umschlossen und konnten ihn aushungern, wie Hermann weislich rieth. Aber der Ungestüm der übrigen ließ das nicht zu; sie wollten mit Einem Schlage Alles ge- winnen und stürmten das Lager. Aber sie kanntest die Fe- stigkeit eines römischen Lagers nicht so gut, als Hermann; vergeblich rannten sie gegen die Graben und festen Wàlle an, und als sie sich müde, gestürmt, brach Cäcina mit sei- nen geordneten Haufen aus den Thoren des Lagers hervor und trieb sie in die Flucht. So machte er sich Luft und konnte den Weg nach dem Rheine fortsetzen; aber er hatte doch großen Verlust erlitten. Im folgenden Jahre kam Germanikus mit einem noch stärkeren Heere wieder, und da endlich gelang es ihm, an der Weser, bei Idi stavi sus, (in der Gegend, wo jetzt Preußisch-Minden liegt,) einen Sieg über die Cherusker zu gewinnen. Die Schlacht war entsetzlich blutig und Her- mann selbst wurde verwundet. Sein Volk faßte schon t>cu Gedanken, die Weser zu verlassen und sich an die Elbe zu- rückzuziehen; aber plötzlich besannen sie sich wieder, als sie sahen, wie die Römer mit großer Prahlerei Siegeszeichen aufrichteten und über ihre Besiegung spotteten. Daß ihr bisher freier Boden der Feinde Siegeszeichen tragen sollte, schien ihnen die ärgste Schande. Alles griff noch einmahl zu den Waffen, die Greise mit den Männern, und selbst die Kinder; noch eine blutige Schlacht wurde gewagt, und obgleich die Römer von einem zweiten Siege sprachen, o strafte doch ihre eigene That ihr Wort Lügen; denn sie zo- gen sich gleich hernach ans Deutschland zurück. Germanikus hatte auf diesem Rückzüge das Unglück, daß die Flotte, auf welcher er mit seinem Heerestheile ans der Ems in die Nordsee gefahren war, durch Stürme er- griffen und mit dem größten Theile des Heeres zertrüm- mert wurde. Die Lust zu den deutschen Kriegen verging ihm; anch wurde er vom Kaiser Tiberiuà zurückgerufen und zu einem andern Befehl nach Asien geschickt, wo er bald nachher von Verrathern vergiftet worden ist, 12. M a r b o d. . Auch noch ein anderer deutscher Fürstensohn,. Mar- bod, vom Sncvischen Stamme, hatte sich um diese Zeit bei seinem eigenen Volke und> bei den Römern berühmt gemacht. Er gehörte zu dem Theile der Sueven, die Markoman- nen oder Markmänner genannt wurden und damahls in Schwaben am Neckar, bis an den Rhein hin, wohnten.

9. Teil 2 - S. 63

1890 - Breslau : Hirt
Varus; Germanikus. 63 ertragen, und sie fanden einen Fhrer und Rcher in Ar mini u s (Her-mann), einem jungen Cheruskerfrsten, der in rmischem Dienste rmische Kriegskunst gelernt, doch sein deutsches Herz rein bewahrt hatte. Aber leicht war das Werk der Befreiung nicht; denn die Rmer hatten in Deutschland viele feste Pltze, die Deutschen aber verstanden von der Kunst, eine Festung zu belagern, nichts und waren den Rmern auch sonst in der Kriegskunst nicht gewachsen. Am schlimmsten war es, da viele Deutsche die Herrschaft der Rmer fr ein groes Glck an-sahen. Ein solcher Rmerfreund war auch der Cheruskerfrst S e g e st e s, den Hermann noch dadurch sich verfeindet hatte, da er dessen Tochter Thusnelda zum Weibe genommen hatte. Trotzdem gelang es Her-mann, mehrere norddeutsche Stmme zu einer Verschwrung gegen die Rmer zu vereinigen. Im Teutoburger Walde bersielen die Verbndeten 9 das rmische Heer und vernichteten es sast bis auf den letzten Mann; " Gi,r Varus selber strzte sich in sein Schwert. 3. Germanikus. Ganz Rom zitterte vor den Deutschen. Doch Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzugreifen; es war ihm nicht einmal mglich, die deutschen Stmme in einem Bunde zusammen-zuhalten, um ihre Freiheit auch fr die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Rmer, von neuem Einflle in Deutschland zu unternehmen. Schon fnf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Auf der Wasserstrae seines Vaters fuhr er an die Mndung der Ems und zog diesen Flu hinauf. Der treulose Segees hatte ihm die Gemahlin Hermanns, die edle Thusnelda, als Gefangene berliefert, und wutentbrannt rief Hermann die Deutschen zum Kampfe. Ger-manikus kam an die Sttte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und lie der den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhgel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurck; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch greren Heere wieder. Er traf auf die Deutschen unter Hermann in der Nhe von Minden an der Weser und erfocht einen entschiedenen Sieg; Hermann selber wurde schwer verwundet, so da er in einer zweiten Schlacht, welche die Rmer ebenfalls gewannen, fehlen mute. Auf der Rckkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee groe Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab, indem er sagte: Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen ihrer eigenen Zwietracht berlassen." Damit gaben die Rmer den

10. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 75

1877 - Würzburg : Stahel
75 Hermann und Germanikus. Marbod. 51. Germanikus, der Son des Drusns, ein feuriger Held, suchte die im Teutoburger Walde den Rmern zugefgte Schmach zu rchen und brach auf Befehl des Kaisers Tiborins im Jare 14 n.chr. mit 100000 Mann auf mehreren Wegen in Germanien ein. Er nahm in wenig rhmlicher Weise die edle Thusnelda, die sich gegen den Willen ihres nun vllig zu den Rmern bergegangenen Vaters Sogest mit Hermann vermalt hatte, gefangen und sendete sie nach Italien, wo Thu-melikus (Fechter von Ravenna?) geboren wurde. Imteutoburger Walde bestattete Germanikus die Gebeine seiner gefallenen Landsleute. Aber es fehlte nicht viel, so wre ihm das gleiche Schicksal bereitet worden wie jenen; denn Hermann hatte mit seinen wegen der schmhlichen Behandlung eines schwachen Weibes erbitterten Cheruskern bereits die rmische Reiterei eingeschlossen, als diese durch das rechtzeitige Eintreffen des Fuvolks glck-lich gerettet wurde 15 u. Chr.. Die Rmer zogen sich nun teils auf ihrer Emsflotte unter Frung des Germanikus, teils zu Laude unter Cacilia zurck. Doch schon 16 n. Chr. erfolgte ein abermaliges Vordringen des Germanikus, diesmal von Emden aus, wo sein Heer auf 1000 Schiffen angekommen war. B e i Jdistuvisus (Elfen-, Walkyrenwiese), in der Gegend von Rinteln (?), traf er auf die Cherusker, die gnzlich geschlagen wurden. Hermann selbst war verwundet worden und entkam nur durch die Schnelligkeit seines Pferdes. Die Cherusker aber rvaren jetzt im Begriffe, sich nach der Elbe zurckzuziehen. Da wurden sie in Folge der von den Rmern aufgerichteten Siegeszeichen und durch Spottreden gereizt und wagten eine letzte Schlacht am Steinhudes Meere, worauf sich der Feind zurckzog. Wol feierte Germanikus in Rom einen Triumphzug, bei welchem Thusnelda in Ketten erscheinen mnsste, tvrend sich ihr Vater Sgest unter den Zuschauern befand. Aber Tiberius glaubte die Germanen getrost ihrer eigenen Uneinigkeit ber-lassen zu knnen und mochte berdies mit den Taten seines Neffen nicht zufrieden sein, da er ihn nach Asien schickte und dort vergiften lie. Hermann hatte den ueren Feind vom deutschen Boden vertrieben. Jetzt rnusste er das Schwert gegeneinen inneren Feindziehen. Murbod, welchem einst der Kopf des Varus als beschmendes Sieges-zeichen zugesendet worden war, weil er sich von den Befreiungskmpfen der Germanen beharrlich ferne gehalten, hatte dem Bunde der Cherusker einen Markomannenbund entgegengestellt. Er wurde nun von Hermann vllig geschlagen und flchtete nach Ravenna, wo er 18 Jare lang das Gnadenbrot der Rmer a. Uebcr das Ende Hermann's berichten uns ebenfalls rmische Quellen: derselbe sei in den Verdacht der Herrschsucht gekommen und in Folge einer Verschwrung und des Verrats seiner eigenen Anverwandten meuchlings ermordet worden 20 n. Chr..

11. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 139

1899 - Breslau : Hirt
Germanikus. — Die Völkerwanderung: Ursache derselben; die Hunnen. 139 Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Auf der Wasserstraße seines Vaters fuhr er an die Mündung der Ems und zog diesen Fluß hinauf. Der treulose Segestes überlieferte ihm die Gemahlin Hermanns, seine eigene Tochter, als Gefangene. Aber Hermann rief die Deutschen zum Kampfe auf. Germanikus kam an die Stätte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und ließ über den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhügel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurück; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch größeren Heere wieder. Er besiegte die Deutschen unter Hermann in der Nähe von Minden; Hermann selber wurde schwer verwundet. Auf der Rückkehr von der Unterems an den Rhein erlitt jedoch die römische Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee große Verluste. Bald nachher rief Kaiser Tiberius den Germanikus ab, indem er sagte: „Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen ihrer eigenen Zwietracht überlassen." Damit gaben die Römer den Versuch, Deutschland zu erobern, auf; sie suchten nur ihre Grenzen gegen die Deutschen zu sichern, indem sie dieselben durch Gräben, Wälle und Mauern schützten und durch ihre besten Heere bewachen ließen. Tiberius hatte die Deutschen leider richtig beurteilt; denn als sie von der Furcht vor äußerer Gefahr befreit waren, kehrten sie die Waffen gegeneinander. — Hermann fiel, erst 37 Jahre alt, durch Meuchelmord. Neider seines Ruhmes erschlugen ihn unter dem Vorwande, daß er nach der Königsherrschaft strebe. Bei dem deutschen Volke aber lebte er als der Befreier Deutschlands im Liede fort, und 1875 ist ihm bei Detmold ein Denkmal errichtet worden. 15. Die Völkerwanderung; 375—568. a. Ursache derselben; die Hunnen. Je mehr die Bevölkerung Deutschlands wuchs, desto mehr näherten und vereinigten sich die einzelnen Stämme; auch hatten sie wohl durch traurige Erfahrungen eingesehen, daß Einigkeit stark macht. Wenigstens verschwanden in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die meisten der früheren Stämme, und an ihre Stelle traten große Völkerbündniffe. Im Osten wohnten die Goten, die aus Skandinavien gekommen waren, sich an der Weichselmündung niedergelassen und bis zum Schwarzen Meere ausgebreitet hatten; der Dnjestr trennte sie in Ost- und Westgoten. Verwandte Stämme, wie die Vandalen, hatten sich ihnen angeschlossen. Am Saume der Nordsee und aus den davor liegenden Inseln saßen noch wie früher die Friesen.

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 21

1902 - Breslau : Hirt
Die Vlkerwandrung bis zum Auftreten Attilas: Ursache derselben. 21 d. Germanikus. Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzn-greisen; es war ihm nicht einmal mglich, die deutschen Stmme in einem Bunde zusammenzuhalten, um ihre Freiheit auch fr die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Rmer, von neuem Einflle in Deutschland zu unternehmen, um ihre verlorene Kriegsehre Wiederzuge-Winnen. Fnf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Auf der Wasserstrae seines Vaters fuhr er an die Mndung der Ems und zog diesen Flu hinauf. Der treulose Segestes ber-lieferte ihm die Gemahlin Hermanns, seine eigene Tochter, als Gefangene. Aber Hermann rief die Deutschen zum Kampfe auf. Germanikus kam an die Sttte der Varusschlacht, wo seine vor sechs Jahren ge-sallenen Landsleute noch uubestattet lagen, und lie der den zusammen-gelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhgel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurck; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch greren Heere wieder. Er besiegte die Deutschen unter Hermann in der Nhe von Minden; Hermann selber wurde schwer verwundet. Auf der Rckkehr von der Unterems an den Rhein erlitt jedoch die rmische Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee groe Verluste. Bald nachher rief Kaiser Tiberius den Germanikus ab, indem er sagte: Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen ihrer eigenen Zwietracht berlassen." Damit gaben die Rmer den Versuch, Deutschland zu er-obern, aus; sie suchten nur ihre Grenzen gegen die Deutschen zu sichern, indem sie dieselben durch Grben, Wlle und Mauern schtzten und durch ihre besten Heere bewachen lieen. Tiberius hatte die Deutschen leider richtig beurteilt; denn als sie von der Furcht vor uerer Gefahr befreit waren, kehrten sie die Waffen gegeneinander. Hermann fiel, erst 37 Jahre alt, durch Meuchelmord. Neider seines Ruhmes erschlugen ihn unter dem Vorwande, da er nach der Knigsherrschaft strebe. Bei dem deutschen Volke aber lebte er als der Befreier Deutschlands im Liede sort, und 1875 ist ihm bei Detmold ein Denkmal errichtet worden. 2. Die Vlkerwandrung; 375568. 1. Wis zum Austreten Attilas. a. Ursache derselben; die Hunnen. Je mehr die Bevlkerung Deutsch-lauds wuchs, desto mehr nherten und vereinigten sich die einzelnen Stmme; auch hatten sie wohl durch traurige Erfahrungen eingesehen,

13. Bd. 2 = Oberstufe - S. 25

1912 - Goslar a. H. : Danehl
25 nebft dem kleinen Shnlein Hermanns, von den Rmern gefangen genommen wurde. Germanikus kam noch einmal in Deutschlands Gaue zurck. Hermann stellte sich ihm mit seinen Getreuen entgegen, wurde aber bei Jdistaviso und am Steinhuder Meer geschlagen. Germanikus aber zog es vor, umzukehren und nicht wieder zu kommen. So blieb Deutschland von der Rmerherrschaft verschont. Hermann wurde in seinem 37. Lebensjahre von seinen Verwandten erdolcht, weil sie glaubten, er wolle sich zum Könige machen. Der rmische Schriftsteller Tacitus sagt von ihm: Ohne Zweifel Germaniens Erretter; und nicht mit den Anfngen des noch schwachen Roms hat er gekmpft, sondern dem Kaisertum auf der Hhe seiner Macht hat er getrotzt. In der Schlacht manchmal, im Kriege nie besiegt, wird er noch heute im Siebe gefeiert bei den nordischen Stmmen." B. Vertiefung: Gebt den Nachfolger von Augustus an! Woher kennt ihr diesen schon? Sprecht der die Sendung des Germanikus! Er hatte ursprnglich einen anderen Namen, erhielt dann aber den obigen, weil er lange in Germanien gekmpft hatte. Armins Leid! Beurteilt die Tat des Segestes! Schildert den Seelenzustand Hermanns! Hermann hat weder Frau noch Shnlein wiedergesehen, beide sind bei den Rmern nach einigen Jahren verstorben. Erzhlt von den weiteren Kmpfen zwischen Germanikus und Armin! (Anschreiben der Namen.) Zeigt die rter! Gebt an, ob Germanikus seine Siege ausnutzte! Sucht die Grnde auf! (Respekt vor den germanischen Kriegern. Einsehen, da die rmische Herrschaft sich doch nicht dauernd behaupten lassen wrde.) Sprecht der Armins schreckliches Ende! Grund dieser grausigen Tat? Undank ist der Welt Lohn! Nachweisen! Gebt an, was Tacitus von Hermann sagt! (Anschreiben Tacitus!) Wie ist das zu verstehen, in der Schlacht manchmal, im Kriege nie besiegt"? Wollt ihr noch etwas fragen? C. bung: Erzhlt von Germanikus! Einprgung. h) Das Zehntland. A. Darbietung: Die Rmer sicherten aber doch ihre Grenzen gegen etwaige Einflle der Germanen. Sie bauten eine groe Mauer, den Limes genannt, von der Ahrmndung der den Main bis Regensburg an der Donau. Es wurde ein 3 m hoher Erdwall aufgeworfen. Dieser lrug auf der Ostseite eingerammte Pfhle, oder war durch Steinmauern geschtzt. Davor war ein 6 m breiter und 3 m tiefer Graben ausgehoben. Etwa alle 500 m stand auf dem Walle ein Wachthnschen, von dem aus die rmischen Soldaten ins germanische Land sphten, ob ein Feind sich nahe. Ungefhr 10 solcher Wachthuschen gehrte zu einem verschanzten Lager, in dem die Legion ihr Hauptquartier hatte. Ein solches Kastell ist auch die Saalburg bei Homburg, die krzlich ausgegraben und von unserm Kaiser wieder hergestellt wurde. Bei diesen Kastellen

14. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 56

1884 - Hannover : Helwing
56 Das Altertum. Jahren gefallenen Landsleute noch unbeftattet lagen. Er lie der den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhgel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurck; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch greren Heere wieder. Die Deutschen standen unter Her-mann in der Nhe von Minden an der Weser. Germanikus erfocht einen entschiedenen Sieg, und Hermann wurde schwer verwundet, so da er in einer zweiten Schlacht, welche die Rmer ebenfalls gewannen, fehlen mute. Auf der Rckkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Stunn auf der Nordsee groe Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab. Damit hrten die Versuche der Rmer, Deutschland zu erobern, auf. Sie suchten nur ihre Grenzen gegen die Deutschen zu sichern, indem sie dieselben durch Grben, Wlle und Mauern schtzten und durch ihre besten Heere be-wachen lieen. Hermann fiel, erst 37 Jahre alt, durch Meuchelmord. Neider seines Ruhmes erschlugen ihn unter dein Vorwande, da er nach der Knigsherrschaft strebe. Bei dem deutschen Volke aber lebte er als der Befreier Deutschlands im Liede fort. 4) Die Vlkerwanderung; 325569 n. Chr. a. Die Hnnnen. Im Jahre 375 erschien in Osteuropa, von anderen Vlkern in Asien verdrngt, das wilde Volk der Hunnen. Gestalt, Lebensart und Sitten derselben waren den europischen Vlkern fremd und schrecklich. Die Rmer verglichen sie mit den plump zugehauenen Kltzen an einem Gelnder. Ihre Nahrung bestand aus Wurzeln und Krutern des Feldes, sowie aus allerlei Fleisch, das sie unter den Schenkeln ein wenig mrbe ritten. Huser mieden sie wie Grber, selbst Htten von Rohr fand man bei ihnen nicht; ihre Kleider waren aus Fellen von kleinem Wild zusammengenht. Mit ihren Pferden schienen sie fast zusammengewachsen zu sein: auf den Nacken derselben gelehnt, schliefen sie, ja zu Pferde hielten sie ihre Versammlungen. Den Pflug kannten sie nicht, von Glauben und Religion hatten sie keinen Begriff. 375 Dieses schreckliche Volk berschritt die Wolga und stie auf das deutsche Volk der Goten, das durch den Dniestr in Ost- und West-goten geteilt wurde. Die Ostgoten wurden.berwltigt und von den Hunnen weiter nach Westen gegen die Westgoten gedrngt. Diese aber waren schon Christen und erhielten deshalb von dem rmischen Kaiser sdlich der Donau neue Wohnsitze. Als aber rmische Statthalter sie zu unterdrcken versuchten, griffen sie zu den Waffen; der rmische Kaiser selbst fand im Kampfe gegen sie den Tod. In dieser Not wurde Theo-

15. Die deutsche Geschichte - S. 14

1837 - Mannheim : Schwan [u.a.]
14 Gemahlin, die hochherzige Thusnelda, gefangen und führte sie nach Rom, wo sie in der Gefangenschaft starb. Hermann rief nun im Zorne gegen die treulosen Römer, seine tapfern Cherusker mit verdoppeltem Eifer in die Waf- fen. Doch konnte er nicht verhindern, das; jene dis in den Teutoburger Wald, an die Stelle kamen, wo vor 6 Jahren Varus die große Niederlage erlitten hatte. Traurig be- statteten die Römer die Ueberbleibsel des unglücklichen Heeres, und errichteten zum Andenken einen großen Grabhügel; dann brachen sie erbittert auf, die gefallenen Brüder zu rächen. Ihr Zorn kühlte sich aber bald in den Sümpfen wieder ab, in die sie Hermann zu locken wußte; ja er hatte beinahe die ganze römische Reiterei aufgerieben, wenn nicht noch eben zu rechter Zeit die geordneten Legionen des Fußvolks zu Hülfe gekommen waren. Das Treffen blieb unentschieden, aber die Römer traten gleich darauf ihren Rückzug an; Germanikus auf der Ems zu Schiffe, sein ttnterseldherr Cäcina mit einem Theile quer durch das Land nach dem Rheine zu. Im folgenden Jahre kam Germanikus mit einem noch weit starkern Heere wieder, und es gelang ihm, an der Weser, bei Jdistavisus, in der Gegend, wo jetzt Preussisch- Münden liegt, einen Sieg über die Cherusker zu gewinnen. Die Schlacht war sehr blutig, Hermann selbst wurde ver- wundet, und entkam nur durch die Schnelligkeit seines Pfer- des. Sein Volk faßte schon den Gedanken, die Weser zu verlassen, und sich an die Elbe zurückzuziehen; als sie aber sahen, wie die Römer Siegeszeichen ausrichteten, und über ihre Besiegung spotteten, griff das ganze Volk noch einmal zu den Waffen, und rückte von Neuem gegen die Römer. Eine zweite blutige Schlacht wurde gewagt, und ob sich gleich die Römer den Sieg wieder zuschrieben, zogen sie doch gleich darnach aus Deutschland zurück, und das Vaterland war gerettet. Auf diesem Rückzüge hatte Germanikus das Unglück, daß die Flotte, mit welcher er mit seinem Hcerestheile aus der Ems in die Nordsee schiffte, durch Stürme ergriffen und mit dem größten Theile des Heeres zertrümmert wurde. Kai- ser Tibcrius nahm ihm nun den Oberbefehl des Heeres am Rheine ab, und schickte ihn als Feldherr nach Asien, wo er bald nachher durch Gift starb.

16. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 91

1892 - Breslau : Hirt
Eroberungsversuche der Römer in Deutschland. 91 letzten Kampfe. Vor dem ungestümen Angriff gerieten die Legionen in Utv Ordnung; die Adler wurden von den Deutschen genommen; der verzweifelnde Varus gab die Schlacht verloren und stürzte sich in sein Schwert. Gegen die Gefangenen wütete die Rache der Sieger. Die Anführer wurden in heiligen Hainen den Göttern geopfert; viele andere wurden an den Galgen gehängt. Den römischen Advokaten wurde die Zunge aus dem Munde gerissen. „Endlich, Natter, hast du aufgehört zu zischen!" sagte ein Germane, als er btc blutige Zunge in der Hand hielt. Mancher Römer aus vornehmem Haitie alterte bei einem deutschen Bauern als Hausknecht oder Herdenhüter. Die Nachricht von der Hermannsschlacht erfüllte Rom mit Schrecken. Laut beklagte Augustus den Untergang feiner besten Legionen; wehklagend zerriß er seine Kleider und ließ Haare und Bart lang wachsen; wie ein Wahnsinniger rannte er mit dem Kopse gegen die Wand und rief aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Er befürchtete den Untergang Roms durch die Germanen. In feiner Furcht ließ er Tag und Nacht Wachen durch die Stadt ziehen, ordnete eine allgemeine Aushebung an und gelobte dem Jupiter Spiele und Opfer, wenn der Staat gerettet würde. Alle Ger-inanen und Gallier wurden aus der Stadt entfernt, die deutsche Leibwache auf die Inseln gebracht. Aber die Deutschen dachten nicht an Eroberung; nachdem sie die Denkmale römischer Knechtschaft zerstört hatten, kehrten ste friedlich an ihren Herd zurück. c. Germanikus. Ganz Rom zitterte vor den Deutschen. Doch Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzugreifen; es war ihm nicht einmal möglich, die deutschen Stämme in einem Bunde zusammenzuhalten, um ihre Freiheit auch für die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Römer, von neuem Einfälle in Deutschland zu unternehmen. Schon fünf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberins der Sohn des Drnsus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Anf der Wasferstraße seines Vaters fuhr er an die Mündung der Ems und zog diesen Fluß hinauf. Der treulose Segestes hatte ihm die Gemahlin Hermanns, die edle Thusnelda, als Gefangene überliefert, und wutentbrannt rief Hermann die Deutschen zum Kampfe. Germanikus kam an die Stätte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und ließ über den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhügel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurück; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch größern Heere wieder. Er traf auf die Deutschen unter Hermann in der Nähe von Minden an der Weser und erfocht einen entschiedenen Sieg; Hermann selber wurde schwer verwundet, so daß er in einer zweiten Schlacht, welche die Römer ebenfalls gewannen, fehlen mußte. Auf der Rückkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee große Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab, indem er sagte: „Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen

17. Bd. 1 - S. 8

1873 - Köln : Schwann
richt von der Niederlage seines Heeres erhielt, rief er, untröstlich die Hände ringend: „Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Zum Zeichen seiner Trauer ließ er sich Bart und Haare lang wachsen. In ganz Rom entstand die größte Bestürzung, und die Furcht vor den Deutschen war so groß, daß der Kaiser nur mit Mühe ein neues Heer gegen sie zusammenbrachte. 3. Hermann und Germanikus. er römische Kaiser übertrug seinen: Enkel Germanikus den Oberbefehl über das neue Heer und schickte ihn im Jahre 14 nach Christi Geburt nach Deutschland, die erlittene Niederlage des Varus und seiner Legionen zu rächen. Germanikus drang auf verschiedenen Wegen in Westphalen ein, theils von der Nordsee und Ems auf kleinen Schiffen, welche mit Soldaten bemannt und mit Lebensrnitteln beladen waren, theils vom Niederrhein her, wo durch die sumpfigen Gegenden lange Dämme, Brücken und Knüppelwege angelegt waren. Sein Heer war wenigstens noch einmal so stark, als das des Varus. Die erste That, die er mit demselben vollbrachte, war indeß nicht rühmlich; er nahm Hermanns Gemahlin Thusnelda gefangen und ließ sie nach Rom führen, wo sie auch in der Gefangenschaft gestorben ist. Durch den Raub seiner Gattin wurde Hermann zu heftiger Wuth entstammt. Er eilte durch das Cheruskerland und rief das Volk zu den Waffen. „Das ist ein tapferer Feldherr", sprach er, „der ein schwaches Weib wegschleppt; vergesset nicht die Ruthen und Beile, die ihr zwischen dem Rheine und der Weser gesehen habet; gedenket an die Tage, wo wir drei Legionen und ebensoviel Feldherren über die Grenzen unseres Reiches trieben." Germanikus zog mtt seinem Heere heran gegen die Weser. Auf der 2ßal)l)tatt,_ wo Varus mit seinen Legionen geschlagen worden war, fand er noch viele Leichen der Gefallenen unbeerdigt. traurig bestatteten die Römer die Ueberbleibsel des unglücklichen

18. Vaterländische Geschichte - S. 13

1907 - Danzig : Axt
mit der Kriegskunst, der Sprache, der Bildung und den Sitten der Römer vertraut. Nachdem dieser Verkehr gegen zwei Jahrhunderte gedauert hatte, mb das Römische Reich immer schwächer wurde, unternahmen die Germaneil »erschiedene Beutezüge und Angriffskriege gegen die Römer. 6. Thusnelda und Hermann. Thusneldas Entführung. Hermanns Gemahlin war Thusnelda, die Tochter des Cheruskersürsten Segest Letzterer war ein Freund der Römer und hatte sich geweigert, seine Tochter dem Jüngling Hermann zur Gemahlin zu geben, dieselbe vielmehr einem andern verlobt. Doch zu der Zeit, als Varus Stadthalter in Deutschland war, entführte Hermann die Fürstentochter und nahm sie zur Gemahlin. Nach den damaligen Begriffen von Sitte und Ehre galt diese Tat des jungen Helden bei den kriegerischen Deutschen als eine besondere Ritterlichkeit, und auch der Ruf Thusneldas litt dadurch keineswegs. Da Segest jedoch von früher her den Hermann haßte, fo verklagte er ihn bei dem Gerichtshöfe des Varus; denn nach deutschen Gesetzen war der Jüngling für seine Tat nicht strafbar. Doch auch bei Varus blieb die Klage ohne Erfolg, wenngleich Hermanns Handlung nach römischen Gesetzen schwer bestraft werden konnte. Thusneldasundhermannsgefangennahme. Als Hermann später die Römer im Teutoburger Walde besiegt hatte und aus seinem Gute in Frieden waltete, wurde er eines Tages von Segest hinterlistig überfallen und famt seiner Gemahlin nach einer festen Burg gefangen hinweggeführt. — Darauf brach Germanikus der Sohn des Drusus, mit einem römischen Heere in Deutschland ein: aber es gelang ihm nicht, Hermann gefangen zu nehmen, wie er es im Bunde mit Segest gewünscht hatte. Mit Hilfe seiner Freunde war Hermann nämlich aus der Burg entkommen: Thusnelda aber wurde mit andern edlen Frauen ,an Germanikus als Gefangene abgeliefert. In ihrem Stolze jedoch vergoß sie keine Träne und verschmähte es auch, irgend ein Wort der Bitte auszusprechen. Sie wurde in die Gefangenschaft nach Ront abgeführt. Ihr Vater aber mußte über den Rhein ziehen, weil es in der Heimat kein Fleckchen Erde mehr gab, wo den Verräter die Rache seiner Landsleute Thusnelda, nicht ereilt hätte. Hermanns Kämpfe gegen Germanikus. Hermann eilte nun durch das Cheruskerland und entzündete die Stammesgenossen zum Kampfe. In seinem Aufruf zum Kriege, der in alle deutsche Gauen getragen wurde, hieß es: „Ein herrlicher Vater! — Was ist das für ein großer Feldherr, dieser Germanikus, der ein einzig schwaches Weib hinwegführt! Nicht mit Hilfe des Verrats führe ich Krieg, sondern offen und ehrlich — auch nicht gegen Frauen. Wenn euch das Vaterland teuer ist, so entscheidet euch, ob ihr mir lieber zu Ruhm und Freiheit oder einem Segest zur Knechtschaft folgen wollt!" - Unter Hermanns Oberbefehl zogen nun die Deutschen gegen Germanikus und bereiteten ihm (15 n. Ehr.) solche Niederlagen, daß er aus Deutschland wich. Zwar kam er bald wieder zurück und schlug Hermanns Heer in zwei schlachten, hielt es aber für geraten, Deutschland zu verlassen.

19. Probleme und Prinzipien des Geschichts-Unterrichts - S. 44

1912 - Straßburg i. E. : Bull
— 44 — y) Hermann: „Um meinen Sohn frei zu machen, soll ich mein Vaterland in Knechtschaft geben ? Nimmermehr! Frei sind wir Deutsche, und frei wollen wir bleiben! Flavus! Hast du die heiligen Götter ganz vergessen? Sie rufen dich zurück ins Vaterland! Verlasse nicht dein Haus in der Not! Sei nicht ein Verräter an denen, deren Führer du sein solltest! Und noch eins! Deine Mutter ruft dir zu: Komm zurück ins Vaterland!" Überschrift! Übersicht! Wiedergabe. b) Die Schlacht an der Weser. Es kommt zum Kampfe. Die Germanen werden geschlagen. Viele wollen durch die Weser schwimmen. Aber Feindespfeile und Weserwellen bringen ihnen den Tod. Leichen und Waffen bedecken den Boden. Die Römer feiern am Abend des Tages einen glänzenden Sieg und schleppen eine reiche Beute in ihr Lager. [Wiedergabe.] c) Des Germanikus Heimkehr, a) Errichtung einer Siegessäule. Germanikus ließ einen Erdhügel bauen und die erbeuteten Germanenwaffen darauf häufen. Inmitten der Waffenbeute ward eine Säule errichtet mit der Inschrift: Die Völker zwischen Rhein und Elbe sind bezwungen. Darum haben wir dies Denkmal dem Mars, Jupiter, Augustus geweiht. ß) Entschluß zur Rückkehr. Aber sofort trat er den Rückzug an, ohne das wahr gemacht zu haben, was auf der Siegessäule stand.

20. Kurzer Abriß der deutschen Geschichte - S. 12

1821 - Stettin Berlin : Nicolai
12 I. Zeitr. Von den ältest. Zeiten bis aufdie Verlust seiner besten Legionen , und ergriff Maaß- regeln wegen zu befürchtender Einfälle; allein die Deutschen verfolgten ihren Sieg nicht jenseit des Rheines, zufrieden, das Vaterland von den Fremden gereiniget zu haben. Dieser Hauptschlag aber, von d-eut- schem Arme geführt, hat, als Zeichen entschie- denen Widerstandes , die römische Erobernngs- kunst vereitelt, und damit die Freiheit und die Eigenthümlichkeit unsers Volks in Sprache und Sitte vor römischen An- fechtungen rein erhalten. Doch hatten die Deutschem noch manchen schweren Stand gegen römische Eroberungsver- suche, besonders in den Jahren 1.4—16 nach Chr. wo des Drusus treff'icher Sohn, Germa- ni kus, drei Züge in Niederdeutschkand hinein unternahm. Merkwürdig insbesondere ist der zweite Zug desselben. Germanikus stand mitten rn Westphalen, Thusnelda, Hermanns Gattinn, war in römischer Gefangenschaft, und die frem- den Krieger hatten so eben den noch unbedeckten Gebeinen der vor sechs Jahren gefallenen Brüder die letzte Ehre erwiesen — da wurden ste aber^ mals von Hermann angegriffen, Germanikus mußte abziehen, und einer der römischen Unter-- fcldherrn , der auf einem gefährlichen Wege nach dem Rheine zurückzog, hatte beinahe das Schicke sai des Varus erfahren. Zwar im folgenden Jahre stand Germanikus abermals in Deutsch- land. Es erfolgte die große mörderische Schlacht- bei Jdistavisus, und der Muth des Volks schien gebrochen. Allein der Anblick der aufgesteckten römischen Siegeszeichen entstammte noch einmal zum Kampfe, nach welchem Germanikus den deutschen Boden verließ, ohne ihn je wieder zu betreten.