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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 68

1893 - Dresden : Ehlermann
68 Nachdem sie nun alles mit einander verabredet hatten, kehrte Ganelon zum König Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten, und sagte auch dem Könige, daß Marsilies (Lhnst werden wolle und sich schon vorbereite, ins Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu empfangen. Karl Ichenkte den Worten Ganelons Glauben; er brach von Pampelona mit fernem Heere aus und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu Über-ftelgen. Ganelon aber gab ihm den Rat, er solle seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben; diese sollten mit 20 000 ©tmtern im Thale Ronceval Wacht halten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinübergekommen sei. So geschah es- Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oltoer mit ihren 20 000 Kriegern treue Wacht. Aber auf Ganelons Rat hatten Marsilies und Beligand heimlich in der Nähe 50000 Streiter aufgestellt und diese zwei Tage und zwei Nächte verborgen gehalten In der Frühe eines Morgens griffen diese nun plötzlich die Franken an. Sie machten zwei Heerhaufen, den einen von 20 000, den anderen von 30 000 Krtegern, und während der größere noch zurückblieb, stürmte der kleinere sogleich auf die Franken vom Rücken her ein. Diese aber wandten sich und kämpften so tapfer, daß nach drei Stunden auch nicht ein einziger von den 20 000 Mauren noch ant Leben war. Aber unterdessen waren auch die andern herangekommen, und die schon ermatteten Franken mußten noch einmal gegen ganz frische Truppen kämpfen. Da erlagen sie alle, vom Größten bis zum Geringsten, einige durch den Speer, andere durch das Schwert, andere durch die Streitaxt und wiederum andere durch Pfeile und Wurfspieße. Manche wurden auch lebendig gefangen und auf grausame Weise getötet. Daraus zogen sich die Mauren zurück. 2. Rolands Heldenmut. Roland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden abzogen, kehrte er zurück und forschte, wie es mit den Seinen stände. Da erblickte er einen Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurückgezogen hatte und dort ausruhte. Sogleich ergriff ihn Roland lebendig und band ihn mit vier starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen. Da erkannte er nun, daß ihrer noch viele in der Nähe waren. Deshalb stieß er in sein gewaltiges Horn Olifant, um die Franken zu rufen, welche etwa noch leben und sich verloren haben möchten. Weithin dröhnte das Horn durch die Thäler, und ungefähr hundert versammelten sich um ihn, mit denen er wieder in das Thal Ronceoal hinabstieg. Als er nun zu dem Mauren kam, den er vorher gefesselt hatte, band er ihn los, erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über sein Haupt

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1. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 57

1910 - Berlin : Salle
Die Sage von Roland. 57 scandiz nach Saragossa. Der listige Blanscandiz, dem der Haß Ganeluns gegen Roland nicht entgangen war, wußte ersteren dahin zu bringen, Roland zu verraten, ihn samt seinen Genossen dem Schwerte der Mauren zu überliefern. Nachdem Ganelun mit Mar-silie sich verständigt hatte, gab er diesem den Rat, in der Verstellung gegen Karl fortzufahren, alle seine Forderungen zu erfüllen und, wenn Roland zur Hut in Spanien zurückgelassen werde, diesen zu überfallen und zu erschlagen. Der Verräter erhielt reiche Geschenke. Ganulun kehrte zu Karl zurück, wurde ehrenvoll empfangen und erteilte den Rat, Roland mit der Hälfte von Spanien zu belehnen. Dies wurde angenommen, obgleich den Kaiser in der nächsten Nacht schwere Träume bekümmerten. Roland ging nach Spanien und wurde dort von einem starken feindlichen Heere empfangen. Dreimal wurde das Heer der Heiden vernichtet, aber auch die Christenschar schmolz mehr und mehr zusammen, und immer neue Scharen ließ der Heidenkönig. Marsilie anrücken. Da brachte der vierte und letzte Kampf das Ende. Mit lautem Schalle drangen die Heiden auf die Walstatt, sie sangen ihr Kampflied, ihre Heerhörner klangen, und das Tosen der vielen Tausende mit ihrem Waffenschalle, ihrem wilden Kriegsgesange und Hörnerklang erfüllte die Ebene weithin bis zu den Bergen. Aber noch einmal stürzte das Häuflein der christlichen Helden sich mutig unter die ungeheure Schar; freudig klopften die Heldenherzen; den Helm auf den Schild gestemmt, sprengten sie tief in das grimme Gewühl. Da griff Roland zu seinem elfenbeinernen Heerhorne Olifant, faßte es mit beiden Händen und blies so gewaltig, daß der Ton des Hornes den Schall der Schlacht übertäubte. Der weitentfernte Kaiser hörte den Klang und kehrte zur Hilfe um, aber inzwischen fielen auch die letzten, Clivier, der Bischof Turpin und zu allerletzt auch Roland. Die Kraft, die ihm vor dem Tode noch geblieben, wendete Roland an, feine zwölf vor ihm gefallenen Gefährten zu begraben, dann setzte er sich auf einen Felsen, um den Tod zu erwarten und schlug noch sein gutes Horn L lifant auf dem Haupte eines Heiden zu Stücken, der ihn für iüt hielt und berauben wollte. Sein Schwert Durand arte versuchte er aus dem y-eljen zu zerschlagen, es sollte nicht in Heidenhände fallen. (£r vernichte es mit zehn Hieben nacheinander, aber das Schwert, das ihm treu gewesen in allen Schlachten, blieb ihm treu, solange noch leine Hand es berührte; ohne Mal und Scharte stand es vor ihm, leuchtend wie in den Tagen der Siege, so auch in der Stunde des Todes. Nun nahm er Abschied von der treuen Waffe und gab sie in die Hände des rechten Streiters, Christi, zurück; zu ihm rief er

2. Das Mittelalter - S. 234

1877 - Leipzig : Brandstetter
234 du herrliches, immerdar leuchtendes Schwert, du bist geziert mit einer elfenbeinernen Koppel und mit einem goldenen Kreuze, du trägst den Namen Gottes eingegraben auf deiner Klinge und bist mit aller Tugend eines Schwertes begabt. Wer aber soll von nun an dich führen im Streit? Du hast viele Mauren gefällt und so oft ich einen Ungläubigen niederschlug, gedachte ich dabei an Gott und Christum. Nun aber werden die Ungläubigen selbst dich hinwegnehmen und ihnen wirst du dienen müssen!" Als Roland diese Worte sprach, gedachte er lieber sein treues Schwert zu zertrümmern, als es den Mauren zu überliefern, und er schlug aus allen Kräften auf den Marmorstein, der da errichtet war. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es Roland und es wollte ihm nicht gelingen und Durenda blieb unversehrt. Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Macht hinein, damit die Christen, welche etwa noch im Walde sich verborgen hielten, sich um ihn sammelten; oder wenn Einige von denen, die das Gebirge bereits überschritten hatten, etwa den Ton vernähmen, zu ihm eilen und bei seinem Tode gegenwärtig sein möchten. Er stieß aber mit solcher Kraft in's Horn, daß es zersprang und die Sehnen an seinem Halse zerrissen. Und selbst König Karl, der schon acht Meilen entfernt war, vernahm den gewaltigen Schall; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin. Da wollte Karl sogleich umkehren und ihm Hülfe bringen; aber der schlimme Ganelon, der wohl wußte, was dort geschah, hinderte ihn daran und sprach: „Vielleicht ist Roland auf der Jagd und ruft seine Gefährten zusammen; denn oft stößt er auf diese Weise in's Horn!" Roland aber lag nun auf dem Grase ausgestreckt in heißer Fieber-gluth und sehnte sich nach einem Trunke Wassers. Da kam ein Franke daher, Namens Balduin, und ihn bat Roland um einen Trunk. Balduin suchte lang, aber er fand keine Quelle, und da er zurückkehrte und Roland schon im Sterben lag, betete er mit ihm und segnete ihn. Dann aber bestieg er eilends sein Roß und jagte dem fränkischen Heere nach, damit Einige wiederkehrten und Roland's Leiche nicht in die Hände der Mauren fallen ließen. Als Karl diese Nachricht vernahm, ward er sehr bekümmert und kehrte selbst wieder um. Da fand er seinen Neffen, der todt da lag, die Arme in Kreuzesgestalt auf der Brust. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackeren Helden und aller seiner Mannen. Ganelon aber ward des Verraths überwiesen und an die vier wildesten Pferde gebunden, die im fränkischen Heere zu finden waren, und von diesen schrecklich zerrissen. 3 Das Andenken an Roland, ob an diesen oder einen andern, lebt noch in mancher andern Sage fort. Wo der grüne Rhein das Gebirge verläßt, das er in grauer Vorzeit zwischen Bingen und dem Siebengebirge durchbrochen haben soll, unfern von Bonn, liegt ein Ort, Rolandseck genannt. Auf einem steilen Berge steht da noch ein alter Fensterbogen, der

3. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 82

1883 - Leipzig : Kesselring
82 Mittlere Geschichte. Zu Karl zurckgekommen, erzhlte Ganelon von dem beraus freund-liehen Empfang in Saragossa, von des Knigs Unterwrfigkeit, seiner Geneigt-heit, Christ zu werden, und der bersendung des verheienen Tributs und der Geiseln. Weiter erklrte er, bei Beseitigung des Streites habe er dem König in Aussicht gestellt, die Christen wrden nunmehr alle Feindseligkeiten vermeiden und nach Deutschland zurckkehren. Schlielich fgte er absichtlich hinzu, es scheine jedoch rtlich, den tapferen Roland und einige Helden samt einem aus-erleseneu Heerhaufen in Spanien zurckzulassen, damit man gegen Abfall ge-sichert sei. Was er vorbrachte, klang so verstndig, da der Kaiser es annahm. Roland als So blieben Roland und die Paladine an der Spitze von sechstausend Kriegern Wchter des als Wchter des Landes zurck, während Karl in kurzen Mrschen das Haupt- Landes. jjeer nacjj der Heimat fhrte. Kampf bei 4. Die Mannen unter Rolands Befehl lieen es sich wohl sein und Ronceval. schmausten von den Vorrten, welche Marsilie gesandt hatte. Bald aber ver-lautete, da sich bewaffnete Mohrenhaufen sehen lieen, und darnach kamen sichere Nachrichten, da ein starkes Heer im Anzge sei. Da sammelten sich die frnkischen Scharen und zogen gegen den Engpa Ronceval1, wo ihr tapferer Fhrer den Sieg zu gewinnen hoffte. Die Christen freuten sich, da sie wieder zur Ehre Gottes streiten sollten und bereiteten sich durch Beten und Psalmensingen zum Kampfe vor. Ein Heide war auf Kundschaft ausgeritten und berichtete seinen Leuten: Ich sah, wie die Christen verzagt waren; sie knieten ans der Erde und rangen die Hnde." Bei diesen Worten lachten die Mohren und rckten mit groem Geschrei gegen die Christen vor. Doch bald hatten sie ihr Vorrcken zu bedauern. Die christ-lichen Helden und ihre Mannen strmten den feindlichen Haufen entgegen und warfen mit nnbezwinglichem Mut alles nieder, was Widerstand leistete; die heidnischen Reihen wankten und wandten sich zur Flucht; ohne Rast wurden sie verfolgt, so da nur wenige dem Tod entrannen. Kaum war dieser Sieg gewonnen, so sahen sich die Christen von einem noch strkeren Heer im Rcken angefallen. Es war Marsilie selbst, der die neuen Scharen fhrte. Obfchon etwas ermdet, strzten sich die Christen voll Gottvertrauen unter die groe Zahl der Feinde. Die Speere flogen dicht wie Hagel, die Schwertschlge sielen drhnend auf die harten Helme, das Blut flo in Strmen. Wo der Kampf am wildesten tobte, da war Roland, sich mit seinem Schwert eine Gasse bahnend. Als er den König erblickte, spornte er gegen diesen sein starkes Ro und schlug dem Verrter mit einem Streich die rechte Hand ab. Die anderen Paladine eiferten ihrem Fhrer nach, und so schmolzen an dem christlichen Glaubensmut die Scharen der Feinde wie Schnee vor der Sonne. Aber auch das Huflein der Christen wurde kleiner und kleiner im Kampfe gegen die immer neuanstrmenden Feinde. Selbst unter den Paladinen hielt der Schlachtentod seine Ernte, und alle frnkischen Helden erkannten, da keiner lebendig dieses Land verlassen wrde. Da endlich ergriff Roland sein Olifant elfenbeinernes Horn Olifant und blies mit solcher Macht in dasselbe, da sein starker Schall grollend weithin in die Lande drang. Umkehr 5. Der weitentfernte Kaiser vernimmt den Klang des Horns, ahnt die Karls. Not der Seinigen und lt zu ihrer Untersttzung sofort umkehren. Der letzte Unterdessen bestehen die wenigen briggebliebenen Franken den letzten Kampf. Todeskampf. Sie schlieen sich eng zusammen und erschlagen, was sich ihnen 1 Ronceval, enges Thal in den Pyrenen, nordstlich von Saragossa.

4. Deutsche Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 104

1887 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
- 104 — verstand, dafs man es auf viele Meilen in die Runde hören konnte. Da riet wol mancher, er solle das Horn ertönen lassen, damit es der Kaiser höre und zu Hülfe komme. Roland aber weigerte sich dessen und sagte: „Ich vertraue auf Gottes Hülfe und mein gutes Schwert* Die Feinde würden ja glauben, wir seien feige Männer, wenn ich nach Hülfe riefe.“ Dann ordnete er die Seinigen und führte sie in den Kampf. Da ward ein fürchterliches Streiten; die Zahl der Speere, die da geschleudert wurden, verdunkelte das Licht des Tages, und wie die raschen Schläge des Schmiedes auf dod Ambofs, so fielen die Schläge, der Schwerter herab auf Helm und Panzer, dafs die edlen Steine darin nach allen Seiten zerstiebten. Am tapfersten vor allen kämpfte Held Roland. Immer mehr und mehr, schmolzen die Scharen der Feinde zusammen; endlich waren ihrer nur noch wenige, welchen nichts übrig blieb als zu fliehen und dem König Marsilie zu verkündigen, wie es seinem Heere ergangen sei. 5. Marsilie geriet in heftigen Zorn, als er diese Trauerbotschaft vernahm, und schnell befahl er, ein zweites, noch gröfseres Heer zu rüsten, um Roland und seine tapferen Scharen zu vernichten. Auch kamen diese, als die Schlacht begonnen war, in große Not, und jetzt endlich stiefs Roland in sein Schlachthorn, den Kaiser Karl als Retter zu berufen. Wie ein starker Donner drang der Schall durch die Lande, dafs die Berge erbebten und die Feinde vor Schrecken einen Augenblick die Waffen sinken liefsen. Der Klang des Hornes drang auch dahin, wo der Kaiser mit seinem Heere sich befand, und alle erschraken. Der Kaiser aber sagte: „Wehe, Held Roland ist in böser Not. Nun

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 200

1873 - Essen : Bädeker
200 12. Roland der Schildträger. Der König Karl saß einst zu Tisch Zu Aachen mit den Fürsten, Man stellte Wildpret auf und Fisch Und ließ auch keinen dürsten. Viel Goldgeschirr von klarem Schein, Manch rothen, grünen Edelstein Sah man im Saale leuchten. E Da sprach Herr Karl, der starke Held: „Was soll der eitle Schimmer? Das beste Kleinod dieser Welt, Das fehlet uns noch immer. Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein, Ein Riese träglls im Schilde.sein, Tief im Ardennenwalde." Graf Richard, Erzbischof Turpin, Herr Heimon, Naims von Baiern, Milon von Anglant, Gras Garin, Die wollten da nicht feiern. Sie haben Stahlgewand begehrt Und hießen satteln ihre Pferd', Zu reiten nach dem Riesen. Jung Roland, Sohn des Milon, sprach: „Lieb Vater! hört, ich bittei Vermeint ihr mich zu jung und schwach, Daß ich mit Niesen stritte, Doch bin ich nicht zu winzig mehr, Euch nachzutragen euren Speer Sammt eurem guten Schilde. Die sechs Genoffen ritten bald Vereint nach den Ardennen, Doch als sie kamen in den Wald, Da thäten sie sich trennen. Roland ritt hinterm Vater her; Wie wohl ihm war, des Helden Speer, Des Helden Schild zu tragen! Bet Sonnenschein und Mondenlicht Streiften die kühnen Degen; Doch fanden sie den Riesen nicht In Felsen und Gehegen. Zur Mittagsstund' am vierten Tag Der Herzog Milon schlafen lag In einer Eiche Schatten. Roland sah in der Ferne bald Ein Blitzen und ein Leuchten, Davon die Strahlen in dem Wald Die Hirsch' und Reh' aufscheuchten; Er sah, es kam von einein Schild, Den trug ein Riese, groß und wild, Vom Berge niedersteigend. Roland gedacht' im Herzen sein: ,Was ist das für ein Schrecken! Soll ich den lieben Vater mein Im besten Schlaf erwecken? Es wachet ja sein gutes Pferd, Es wacht sein Speer, sein Schild und Schwert, Es wacht Roland der Junge." Roland das Schwert zur Seite band, Herrn Milons starke Waffen, Die Lanze nahm er in die Hand Und that den Schild aufraffen. Herrn Milons Roß bestieg er dann Und ritt ganz sachte durch den Tann, Den Vater nicht zu wecken. Und als er kam zur Felsenwand, Da sprach der Ries' mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant Auf solchem Rosse machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, Vom Rosse zieht ihn schier der Speer, Der Schild will ihn erdrücken." Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit! Dich reuet noch dein Necken, Hab' ich die T arische lang und breit, Kann sie mich besser decken; Ein kleiner Mann, ein großes Pferd, Ein kurzer Arm, ein langes Schwert, Muß eins dem andern helfen. Der Niese mit der Stange schlug Auslangend in die Weite, Jung Roland schwenkte schnell genug Sein Roß noch auf die Seite. Die Lanz' er auf den Niesen schwang, Doch von dem Wunderschilde sprang Auf Roland sie zurücke. Jung Roland nahm in großer Hast Das Schwert in beide Hände, Der Riese nach dem seinen faßt, Er war zu unbehende, Mit flinkem Hiebe schlug Roland Ihm unterm Schild die linke Hand, Daß Hand und Schild entrollten. Dem Niesen schwand der Muth dahin, Wie ihm der Schild entrissen, Das Kleinod, das ihm Kraft verlieh», Mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, Doch Roland in das Knie ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. Roland ihn bei den Haaren griff, Hieb ihm das Haupt herunter, Ein großer Strom von Blute lief Ins tiefe Thal herunter;

6. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 181

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 181 — diesen kämpfen. Da fielen sie vom größten bis zum geringsten, einige durch den Speer, andre durch das Schwert, andre durch die Streitaxt und wiederum andre durch Pfeile und Wurfspieße. Einige wurden lebendig geschunden, anbere verbrannt und andere an Bäumen ausgehängt. Darauf zogen sich die Mauren eine Strecke zurück. Noland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden sich zurückzogen, forschte er nach, wie es mit den Seinen stände. Da erblickte er einen Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurückgezogen hatte und dort ausruhte. Sogleich er- griff ihn Roland und band ihn mit vier starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen, und als er ersannt hatte, daß ihrer viele in der Nähe waren, stieß er in sein gewaltiges Horn Olifant, um die Franken zu rufen, welche etwa noch am Leben wären und sich verloren haben möchten. Da versammelten sich gegen hundert um ihn, und mit diesen stieg er wieder hinab ins Tal Roncesval. Als er zu dem Mauren kam, den er gefesselt hatte, band er ihn los, erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über das Haupt des Mauren und sprach zu ihm: „Wenn du jetzt mitkommst, und mir den Marfilies zeigst, so sollst du das Leben behalten; wenn aber nicht, so mußt du sterben." So ging denn der Maure voran; Roland folgte ihm, und der Maure zeigte ihm halb in der Ferne den Marfilies, der auf einem Rotfuchs saß und seinen runden Schild schwang. Da ließ Roland seinen Gefangenen entweichen; er selbst aber betete zu Gott und stürzte sich daun mit seiner kleinen Schar auf die Mauren. Einer von diesen kam zu ihm heran, der war größer und stärker als die andern. Aber Roland faßte sein Schwert und spaltete ihn mit einem Hiebe vom Scheitel an, also das rechts und links vom Pserde ein halber Mann niedersank. Da erfaßte Schrecken die andern; sie eilten davon und ließen Marfilies mit wenigen Begleitern dort allein im Felde. Roland aber vertraute aus Gott und die Kraft seines Armes und drang in die Reihen der Mauren, gerade auf Marfilies zu. Der begann zu fliehen, aber Roland erreichte ihn und schlug ihn mit starker Hand. Unterdessen waren aber die hundert Begleiter Rolands, die vom Frankenheer noch übrig waren, alle gefallen, und Roland selbst von vier Speeren und außerdem von Steinwürfen hart verletzt, und nur mit Mühe gelang es ihm, zu entkommen. Kaiser Karl war aber mit seinem Heere schon über die Spitze der Berge hinüber und wußte nichts von dem, was in seinem Rücken geschah. Da irrte der gewaltige Held Roland kampfesmüde und tief bekümmert um den Untergang eines so herrlichen Heeres und so vieler Christen einsam umher und kam bis an den Fuß des Berges, welchen er nicht mehr zu übersteigen vermochte. Dort stand ein Baum neben einem Marmorstein, der da im Tale Roneesval errichtet war; neben dem sprang Roland vom Pferde und überdachte sein Geschick. Noch hatte er sein Schwert Durenda, das herrliche und leuchtende, von kostbarer Arbeit, scharf zugleich und stark, das nur Rolands Arm mit rechter Kraft schwingen konnte. Den Namen Durenda aber hatte es von seinen harten (durus) Schlägen. Dies Schwert zog Roland aus der Scheide, betrachtete es eine Weile, und mit Tränen im Auge sprach er alsdann. „O, bu herrliches, immerbar leuchtenbes Schwert, bu bist geziert mit einem elfenbeinernen Griff und mit einem goldenen Kreuze, bu trägst den Namen Gottes eingegraben auf deiner Klinge, du bist mit allen Tugenden eines Schwertes begabt. Wer aber soll von nun an dich führen im Streite? Die Mauren finb durch dich von meinem Arme gefällt, und so oft ich einen der Ungläubigen niederschlug, gedachte ich babei an Gott und Christum und an seinen Willen. Nun aber werden die Ungläubigen dich hinwegnehmen, und du wirst ihnen dienen müssen!" Als Roland diese Worte sprach, schmerzte es ihn so tief, daß er mit seinem Schwert Durenda auf den Marmorstein schlug, der sich dort befand. Aber das Schwert zerspaltete den L-tein und brach doch nicht. Dreimal wiederholte es Roland, aber es wollte doch nicht gelingen; Durenda blieb unversehrt. Alsdann nahm Roland sein elfenbeinernes Heerhorn Olifant, faßte es mit beiden Händen und stieß mit Macht hinein, damit die Christen, welche etwa aus Furcht vor den Mauren im Walde versteckt wären, sich um ihn versammelten, ober wenn etwa einige von denen, die das Gebirge bereits überschritten hätten, den Ton vernähmen, ba| diese zu ihm kommen, bei seinem nahenden Ende gegenwärtig sein und dann sein Stoß und sein Schwert Durenda empfangen möchten. Er stieß aber mit solcher straft in das Horn, daß es zersprang und die Sehnen an seinem Halse zerrissen und das Kaiser Karl, der schon 60 km von dort entfernt war, den gewaltigen Schall

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 22

1897 - Leipzig : Hirt
22 das hielt der Jngling und Mann: Roland wurde der tapferste Held in des Oheims Diensten. In unzhligen Kmpfen (gegen die Langobarden und Sachsen, gegen die Avaren und Wenden) zeichnete er sich aus und ge-wann herrliche Waffen, wie sein Schwert Dur and arte und sein elfen-beinernes Horn Olifant. Aber seine Tapferkeit und Jugend erregten in spteren Jahren den Neid und Ha seines Stiefvaters Geneluu. Einst zog König Karl nach Spanien, um dort die Heiden zu bekmpfen. Alle seine Helden begleiteten ihn, auch Roland und Genelun. Bis Saragossa drang das Heer glcklich vor; doch dort verteidigte sich tapfer der feindliche Fürst. Er geriet in groe Be-drngnis, und da nahm er den listigen Plan eines greisen Ratgebers an, die Franken durch scheinbare Unterwerfung zu tuschen und dann zu vernichten. Eine Gesandtschaft schicken die Heiden zum König Karl; sie bieten ihm an, Christen zu werden und Geiseln zu stellen. Da bert er mit seinen Getreuen, ob er diese Bedingungen annehmen solle. Roland durchschaut den Trug und erklrt sich dagegen; Genelun aber wirft ihm Blutdurst und Ruhmsucht vor und drngt zur Annahme. Nun erbietet sich der junge Held, als Gesandter nach Saragossa zu ziehen und die Absichten der Feinde auszukundschaften. Karl mag ihn aber nicht von sich lassen; da schlgt Roland seinen Stiefvater fr diesen wichtigen Auftrag vor. Genelun er-bleicht vor Furcht und verwnscht Roland, als wenn dieser ihn dem sicheren Tode htte berliefern wollen. Doch vermag er sich dem Befehle des Knigs nicht zu entziehen. Mit einer stattlichen Ritterschar zieht er hinein in die Stadt; das Herz schwillt ihm vor Rachedurst; treulos verbindet er sich mit den Heiden: Roland soll dem Tode geweiht werden. Als er zu Karl zurckkehrt, giebt er vor, die Unterwerfung der Feinde verbrgen zu knnen. Deshalb rt er dem Könige, mit dem Heere zurck-zukehren und Roland als Statthalter in Spanien zu lassen. Es geschieht so: bald nach dem Abmarsch Karls sieht sich Roland mit seiner kleinen Schar einem gewaltigen Heere gegenber. Wohl verrichtet er Wunder der Tapferkeit; dreimal schlgt er die Feinde trotz ihrer berzahl zurck; aber mehr und mehr schmilzt das Huflein der Seinen zusammen. Da kommt es zum vierten Male zum Kampfe mit neuen Feinden; unter starkem Getse dringen sie vor, ihr lauter Kriegs-gesaug erfllt das Ebrothal bis zu den Pyrenen. Kampfesfreudig strzen sich Rolands Freunde in der Feinde Menge; mit seinem Schwerte Durandarte bricht sich der Held selbst eine blutige Bahn; aber die Zahl der Feinde nimmt immer noch zu, die Seinigen drohen zu unterliegen.

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 22

1896 - Leipzig : Hirt
22 das hielt der Jngling und Mann: Roland wurde der tapferste Held in des Oheims Diensten. In unzhligen Kmpfen (gegen die Langobarden und Sachsen, gegen die Avaren und Wenden) zeichnete er sich aus und ge-wann herrliche Waffen, wie sein Schwert Durand arte und sein elfen-beinernes Horn Olifant. Aber seine Tapferkeit und Tugend erregte in spteren Jahren den Neid und Ha seines Stiefvaters Genelun. Einst zog König Karl nach Spanien, um dort die Heiden zu bekmpfen. Alle seine Helden begleiteten ihn, auch Roland und Genelun. Bis Saragossa drang das Heer glcklich vor; doch dort verteidigte sich tapfer der feindliche Fürst. Er geriet in groe Be-drngnis, und da nahm er den listigen Plan eines greisen Ratgebers an, die Franken durch scheinbare Unterwerfung zu tuschen und dann zu vernichten. Eine Gesandtschaft schicken die Heiden zum König Karl; sie bieten ihm an. Christen zu werden und Geiseln zu stellen. Da bert er mit seinen Getreuen, ob er diese Bedingungen annehmen solle. Roland durchschaut den Trug und erklrt sich dagegen; Genelun aber wirft ihm Blutdurst und Ruhmsucht vor und drngt zur Annahme. Nun erbietet sich der junge Held als Gesandter nach Saragossa zu ziehen und die Absichten der Feinde auszukundschaften. Karl mag ihn aber nicht von sich lassen; da schlgt Roland seinen Stiefvater fr diesen wichtigen Auftrag vor. Genelun er-bleicht vor Furcht und verwnscht Roland, als wenn dieser ihn dem sicheren Tode htte berliefern wollen. Doch vermag er sich dem Befehle des Knigs nicht zu entziehen. Mit einer stattlichen Ritterschar zieht er hinein in die Stadt; das Herz schwillt ihm vor Rachedurst; treulos verbindet er sich mit den Heiden: Roland soll dem Tode geweiht werden. Als er zu Karl zurckkehrt, giebt er vor, die Unterwerfung der Feinde verbrgen zu knnen. Deshalb rt er dem Könige, mit dem Heere zurck-zukehren und Roland als Statthalter in Spanien zu lassen. Es geschieht so: bald nach dem Abmarsch Karls sieht sich Roland mit seiner kleinen Schar einem gewaltigen Heere gegenber. Wohl verrichtet er Wunder der Tapferkeit; dreimal schlgt er die Feinde trotz ihrer berzahl zurck; aber mehr und mehr schmilzt das Huflein der Seinen zusammen. Da kommt es zum vierten Male zum Kampfe mit neuen Feinden; unter starkem Getse dringen sie vor, ihr lauter Kriegs-gesang erfllt das Ebrothal bis zu den Pyrenen. Kampfesfreudig strzen sich Rolands Freunde in der Feinde Menge; mit seinem Schwerte Dnrandarte bricht sich der Held selbst eine blutige Bahn; aber die Zahl der Feinde nimmt immer noch zu, die Seinigen drohen zu erliegen.

9. Theil 1 = 5. Schulj. - S. 56

1875 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
56 an den Fnß eines Berges, welchen er nicht mehr zu ersteigen vermochte. Dort stand ein Banm neben einem Marmorstein, der 'ba im Thale Ronceval errichtet war, und neben dem sprang Roland vom Pferde und überdachte sein Geschick. Noch hatte er sein Schwert Dnrenda, das herrliche und lenchtende, von kostbarer Arbeit, scharf zugleich und stark, das nur Roland's Arm mit rechter Kraft schwingen konnte. Den Namen Dnrenda aber hatte es von seinen harten (duras) Schlägen. Dies Schwert zog Roland ans der Scheide, betrachtete es eine Weile, und mit weinenden Angen sprach er alsdann: „O dn herrliches, immerdar leistendes Schwert, dn bist geziert mit einer elfenbeiner- nen Koppel und mit einem goldenen Kreuze, dn trägst den Namen Gottes eingegraben ans deiner Klinge, dn bist mit aller Tugend eines Schwertes Hegabt. Wer aber soll von nun an dich führen im Streite? Die Mauren sind durch dich von meinem Arme gefällt, und so oft ich einen der Unglücklichen niederschlug, gedachte ich dabei an Gott und Christum und an feinen Willen. Nun aber werden die Un- gläubigen selbst dich hinwegnehmen/ und dn wirst ihnen dienen müssen." Als Roland diese Worte sprach, schmerzte es ihn so tief, daß er mit seinem Schwerte Dnrenda ans den Marmorstein schlag, der da er- richtet war. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es Roland, aber es wollte ihm nicht ge- lingen, und Dnrenda blieb unversehrt. Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Macht hinein, damit die Christen, welche etwa noch ans Furcht vor den Mauren im Walde versteckt wären, sich um ihn sammelten, oder wenn etwa einige von denen, die das Gebirge bereits überschritten hätten, den Ton vernähmen, daß diese zu ihm kommen, bei seinem nahenden Ende gegenwärtig sein und dann sein Roß und sein Schwert Dnrenda empfangen möchten. Er stieß aber mit solcher Kraft in das Horn, daß es zersprang und die Adern an seinem Halse zerrissen, und daß König Karl, der schon im Karlsthale acht Meilen von dort entfernt war, den gewaltigen Schall vernahm; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin. Da wollte Karl sogleich umkehren und ihm Hilfe bringen' ^r schlimme Ganelon, der wohl dachte, was dort ge- sckmb binderte ilm daran und sprach: „Wolle doch nicht gleich dahin eilen* denn vielleicht ist Roland ans der Jagd und ruft seine Ge- fährten zusammen; denn oft stößt er ans diese Werse in das Hörn." Roland lag nun aber ans dem Grase ausgestreckt in heißer Fieberglnt und sehnte sich nach einem Trume Wasser. Da kam ein. Franke daher, namens Balduin; diesen bat Roland um einen Trunk. Balduin suchte lange, aber er fand keine Quelle, und da er zurück- kehrte und Roland schon sterbend fand, betete er mit ihm und segnete ihn. Dann aber bestieg er eilends sein Roß und jagte dem fränki- schen Heere nach, damit einige wiederkehrten und Roland's Leiche nicht in die Hände der Mauren kommen ließen. Als Karl die Nachricht: vernahm, ward er tief erschüttert und kehrte selbst wieder mit nm. Da fand er selbst als der Erste seinen Neffen Roland, der unterdessen, die Arme in Krenzesgestalt gelegt, allda verschieden war. Der Kaiser

10. Das Mittelalter - S. 233

1877 - Leipzig : Brandstetter
233 2. Roland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden sich zurückzogen, kehrte er zurück und forschte, wie es mit den Seinen stünde. Da erblickte er einen Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurückgezogen hatte und dort ausruhete. Sogleich ergriff ihn Roland lebendig und band ihn mit vier starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen, und als er erkannt hatte, daß ihrer viele in der Nähe waren, stieß er in sein gewaltiges Horn, um die Franken zu rufen, welche etwa noch leben und sich verloren haben möchten. Da versammelten sich ungefähr hundert um ihn und mit diesen stieg er wieder hinab in's Thal Ronceval. Als er zu dem Mauren kam, den er vorher gefesselt hatte, band er ihn los und erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über das Haupt des Gefangenen und sprach zu ihm: „Wenn du jetzt mit mir kommst und mir den Marsilies zeigst, so sollst du das Leben behalten, wenn aber nicht, so mußt du sterben." Damals kannte Roland den Marsilies noch nicht. So ging denn der Maure voran und Roland folgte ihm, und der Gefangene zeigte ihm bald in der Ferne unter den Reihen der Mauren den Marsilies, der auf seinem Rothfuchs saß und den runden Schild schwang. Da ließ Roland seinen Gefangenen entweichen, er betete zu Gott und stürzte sich dann mit seiner kleinen Schaar auf die Mauren. Einer von diesen kam zu Roland heran, der war größer und stärker als die Andern; aber Roland faßte sein Schwert und spaltete ihn mit Einem Hiebe vom Scheitel an, also daß rechts und links vom Pferde ein halber Maure niedersank. Da erfaßte Schrecken die Andern, sie eilten davon und ließen Marsilies mit wenigen Begleitern allein im Felde. Roland vertrauete auf Gott und auf die Kraft seines Armes und drang in die Reihe der Mauren, gerade aus Marsilies los. Der begann zu fliehen, aber Roland erreichte ihn und schlug ihn mit starker Hand, also daß auch Marsilies hinfiel und starb. Unterdessen waren die hundert Begleiter Roland's, die vom Franken- . Heer noch übrig waren, alle gefallen und Roland selbst war von vier Speeren und vielen Steinwürfen hart verletzt und nur mit Mühe gelang es ihm, zu entkommen. König Karl aber war mit seinem Heere schon über die Spitze der Berge hinüber und wußte nichts von dem, was in seinem Rücken geschah. Da irrte der gewaltige Held Roland, kampfesmüde und tiefbekümmert um den Untergang eines so herrlichen Heeres, einsam umher und kam bis an den Fuß des Berges, welchen er nicht mehr zu übersteigen vermochte. Dort stand ein Baum neben einem Marmorstein, hier sprang Roland vom Pferde und überdachte sein Geschick. Noch hatte er sein Schwert Durenda, das herrliche und leuchtende, von kostbarer Arbeit, scharf zugleich und stark, das nur Rolands Arm mit rechter Kraft schwingen konnte. Den Namen Durenda hatte es aber von seinen harten Schlägen (durus — hart). Dies Schwert zog Roland aus der Scheide, betrachtete es traurig, und mit Thränen in den Augen sprach er dann: „O

11. Das Mittelalter - S. 235

1866 - Leipzig : Brandstetter
233 2. Roland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden sich zu- rückzogen, kehrte er zurück und forschte, wie es mit den Seinen stünde. Da erblickte er einen Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurück- gezogen hatte und dort ausruhcte. Sogleich ergriff ihn Roland lebendig und band ihn mit vier starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen, und als er erkannt hatte, daß ihrer viele in der Nähe waren, stieß er in sein gewaltiges Horn, um die Franken zu rufen, welche etwa noch leben und sich verloren haben möchten. Da versammelten sich ungefähr hundert um ihn und mit diesen stieg er wieder hinab in's Thal Ronceval. Als er zu dem Mauren kam, den er vorher gefesselt hatte, band er ihn los und erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über das Haupt des Gefangenen und sprach zu ihm: „Wenn du jetzt mit mir kommst und mir den Marsilies zeigst, so sollst du das Leben behalten, wenn aber nicht, so mußt du sterben." Da- mals kannte Roland den Marsilies noch nicht. So ging denn der Maure voran und Roland folgte ihm, und der Gefangene zeigte ihm bald in der Ferne unter den Reihen der Mauren den Marsilies, der auf seinem Roth- fnchs saß und den runden Schild schwang. Da ließ Roland seinen Ge- fangenen entweichen, er betete zu Gott und stürzte sich dann mit seiner kleinen Schaar aus die Mauren. Einer von diesen kam zu Roland heran, der war größer und stärker als die Andern; aber Roland faßte sein Schwert und spaltete ihn mit Einem Hiebe vom Scheitel an. also daß rechts und links vom Pferde ein halber Maure niedersank. Da erfaßte Schrecken die Andern, sie eilten davon und ließen Marsilies mit wenigen Begleitern allein im Felde. Roland vertrauete auf Gott und auf die Kraft seines Armes und drang in die Reihe der Mauren, gerade auf Marsilies los. Der begann zu "fliehen, aber Roland erreichte ihn und schlug ihn mit starker Hand, also daß auch Marsilies hinfiel und starb. Unterdessen waren die hundert. Begleiter Roland's, die vom Franken- heer noch übrig waren, alle gefallen und Roland selbst war von vier Speeren und vielen Steinwürfen hart verletzt und nur mit Mühe gelang es ihm, zu entkommen. König Karl aber war mit seinem Heere schon über die Spitze der Berge hinüber und wußte nichts von dem, was in seinem Rücken geschah. Da irrte der gewaltige Held Roland kampfesmüde und tiefbekümmert um den Untergang eines so herrlichen Heeres einsam umher und kam bis an den Fuß des Berges, welchen er nicht mehr zu über- steigen vermochte. Dort stand ein Baum neben einem Marmorstein, hier sprang Roland vom Pferde und überdachte sein Geschick. Noch hatte er sein Schwert Durenda, das herrliche und leuchtende, von kostbarer Arbeit, scharf zugleich und stark, das nur Roland's Arm mit rechter Kraft schwin- gen konnte. Den Namen Durenda hatte es aber von seinen harten Schlä- gen (ckui'us — hart). Dies Schwert zog Roland aus der Scheide, be- trachtete es traurig, und mit Thränen in den Augen sprach er dann: „O

12. Bilder aus der Götter- und Heldensage der Griechen, Römer und Deutschen - S. 93

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
93 So wuchs Roland unter Karls Augen heran und ward fr den Ritterstand ausgebildet. Noch war diese Ausbildung nicht vollendet, da ward dem König Kunde von einem Riesen, der im Ardennerwald hauste und im Besitz eines kstlichen Edelsteins war, der wie das Licht der Sonne leuchten sollte. Karl ward von dem Wunsche er-griffen, diesen Edelstein zu besitzen, und sandte seine Paladine aus, ihn herbeizuschaffen. Roland erhielt auf seine Bitten die Erlaubnis, seinen Vater zu begleiten und ihm als Knappe Speer und Schild nachzutragen. Nach tagelanger vergeblicher Streife ruhten Vater und Sohn auf weichem Moose aus. Da erblickte Roland in der Ferne ein sonnenhelles Licht, das sich nherte. Es kam von dem Edelstein im Schilde des Riesen, der aus dem Waldgebirge herabstieg. Leise, um den schlummernden Vater nicht zu wecken, bestieg Roland sein Rlein und ritt dem Riesen entgegen, den er zum Kampfe auf-forderte. Der lachte der den kecken jungen Burschen und wollte ihn durch einen Schlag mit seiner langen Keule verjagen. Aber Roland wich gewandt aus, sprang vom Rosse und, das Schwert in beide Hnde fassend, lief er dem Riesen entgegen und traf ihn mit so krftigem Hiebe, da die linke Hand mitsamt dem Schilde, das sie trug, abgehauen zu Boden fiel. Als sich nun der Riese bckte, um sich wieder seines Schildes zu bemchtigen, stach ihn Roland ins Knie, da der Unhold lang hinstrzte, ergriff ihn rasch bei den Haaren und hieb ihm das Haupt herunter. Nur das Kleinod nahm der junge Sieger an sich, reinigte sich an einer nahen Quelle von Staub und Blut und eilte zurck zum Vater, der noch immer in tiefem Schlafe lag. Auch Roland, der sich wieder neben ihn streckte, ward vom Schlaf bezwungen und erwachte erst, als Milon von neuem aufbrach, um den Riesen zu suchen. Sie fanden ihn auch bald, aber als verstmmelte Leiche, und Roland erstaunte gewaltig, als er sah, da inzwischen nicht nur die Rstung und die Waffen des Riesen, sondern auch sein Haupt und seine Hand verschwunden waren. Tief betrbt darber, da Kampf und Ehre ihm entgangen waren, ritt Milon heim nach Aachen. Da erwartete ihn om Tore König Karl mit den brigen Paladinen, von denen jeder ein Stck der Beute heimgebracht hatte; aber sie alle hatten eingestanden, da sie den Riesen schon tot gefunden htten, und das Kleinod hatte keiner aufzuweisen vermocht. Nur noch Milon fehlte; nun kam auch dieser betrbt dahergeritten. Aber hinter ihm ritt frhlich der junge Roland und schwenkte den Schild des Vaters, in dessen Mitte er das erbeutete Kleinod eingesetzt hatte. Das wundervolle Licht, das diesem entstrahlte, kndete allen, da Milon der Sieger sei und die schwere Aufgabe vollbracht habe. Mit lauten Heilrufen wurde

13. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 32

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 32 — spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es s • Roland; aber es wollte ihm nicht gelingen, und Durenda blieb < j unversehrt. Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Mä^. tiinetn, damit die Christen, die etwa noch aus Furcht vor den Mauren■:« im Walde versteckt wären, sich um ihn sammelten, oder toenni^ etwa einige von denen, die das Gebirge bereits überschritten hätten,' ' den Ton vernähmen, daß diese zu ihm kommen, bei seinem nahenden Ende gegenwärtig sein und dann sein Roß und sein Schwer: * Durenda empfangen möchten. Er stieß aber mit solcher Kraft in> J das Horn, daß es zersprang und die Sehnen an seinem Halse zerrissen, und daß König Karl, der schon im Karlsthale acht Meilen davon entfernt war, den gewaltigen Schall vernahm; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin. Da wollte Karl sogleich zurückkehren und ihm Hilfe bringen; aber der schlimme Ganelon, der wohl dachte, was dort geschah, hinderte ihn daran und sprach: „Wolle doch nicht gleich dahin eilen: vielleicht ist Roland auf der Jagd und ruft seine Gefährten zusammen; denn oft stößt er aus diese Weise ins Horn." Roland lag nun aber auf dem Grase ausgestreckt in heißer Fieberglut und sehnte sich nach einem Trunk Wassers. Da kam ein Franke daher, Namens Balduin, und ihn bat Roland um einen Trunk. Balduin suchte lange, aber er sand keine Quelle, und als er zurückkehrte und Roland schon sterbend fand, betete er mit ihm und segnete ihn. Dann aber bestieg er eilends sein Roß und jagte dem fränkischen Heere nach, damit einige wiederkehrten und Rolands Leiche nicht in die Hände der Mauren käme. Als Karl die Nachricht vernahm, war er tief erschüttert und kehrte selbst wieder mit um. Da fand er selbst als der erste seinen Neffen Roland, der unterdes, die Arme in Kreuzesgestalt gelegt, allda verschieden war. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackern Helden und aller

14. Das Mittelalter - S. 236

1866 - Leipzig : Brandstetter
234 du herrliches, immerdar leuchtendes Schwert, du bist geziert mit einer elfen- beinernen Koppel und mit einem goldenen Kreuze, du trägst den Namen Gottes eingegraben auf deiner Klinge und bist mit aller Tugend eines Schwertes begabt. Wer aber soll von nun an dich führen im Streit? Du hast viele Mauren gefällt und so oft ich einen Ungläubigen niederschlug, gedachte ich dabei an Gott und Christum. Nun aber werden die Ungläu- bigen selbst dich hinwegnehmen und ihnen wirst du dienen müssen!" Als Roland diese Worte sprach, gedachte er lieber sein treues Schwert zu zer- trümmern, als es den Mauren zu überliefern, und er schlug ans allen Kräften ans den Marmorstein, der da errichtet war. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es Noland und es wollte ihm nicht gelingen und Durenda blieb unversehrt. Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Macht hinein, damit die Christen, welche etwa noch im Walde sich verborgen hielten, sich um ihn sammelten; oder wenn Einige von denen,, die das Gebirge bereits über- schritten hatten, etwa den Ton vernähmen, zu ihm eilen und bei seinem Tode gegenwärtig sein möchten. Er stieß aber mit solcher Kraft in's Horn, daß es zersprang und die Sehnen an seinem Halse zerrissen. Und selbst König Karl, der schon acht Meilen entfernt war, vernahm den ge- waltigen Schall; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin. Da wollte Karl sogleich umkehren und ihm Huste bringen; aber der schlimme Ganelon, der wohl wußte, was dort geschah, hinderte ihn daran und sprach: „Vielleicht ist Roland auf der Jagd und ruft seine Gefährten zusammen; denn oft stößt er ans diese Weise in's Horn!" Roland aber lag nun auf dem Grase ausgestreckt in heißer Ficber- gluth und sehnte sich nach einem Trünke Wassers. Da kam ein Franke daher, Namens Balduin, und ihn bat Roland um einen Trunk. Balduin suchte lang, aber er fand keine Quelle und da er zurückkehrte und Roland schon im Sterben lag, betete er mit ihm und segnete ihn. Dann aber be- stieg er eilends sein Roß und jagte dem fränkischen Heere nach, damit Einige wiederkehrten und Roland's Leiche nicht in die Hände der Mauren fallen ließen. Als Karl diese Nachricht vernahm, ward er sehr bekümmert und kehrte selbst wieder um. Da fand er seinen Neffen, der todt da lag, die Arme in Krenzesgestalt auf der Brust. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackern Helden und aller seiner Mannen. Ganelon aber ward des Nerraths überwiesen und an die vier wildesten Pferde gebunden, die im fränkischen Heere zu finden waren, und von diesen schrecklich zerrissen. . 3. Das Andenken an Roland, ob an diesen oder einen andern, lebt noch in mancher andern Sage fort. Wo der grüne Rhein das Gebirge verläßt, das er in grauer Vorzeit zwischen Bingen und dem Siebengebirge durch- brochen haben soll, unfern von Bonn, liegt ein Ort, Rolandseck ge- nannt. Auf einem steilen Berge steht da noch ein alter Fensterbogen, der

15. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 188

1863 - Essen : Bädeker
188 Kreuzgestalt auf der Brust, todt da liegen. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackern Hel- den und aller seiner Mannen. Das Andenken an Roland lebt noch in mancher andern Sage fort. Wo der grüne Rhein das Gebirge verläßt, unfern der Stadt Bonn, dem Siebengebirge gegenüber, liegt Rolandseck. Auf einem steilen Berge steht da noch ein alter Fensterbogen, der einst zu Rolands Burg gehört haben soll, welche auf diesem Felsen stand*). Aber auch im Sachsenlande ist uns das Andenken Rolands er- halten. In vielen alten Sachsenstädten findet man gewaltige Stein- bilder, riesenhafte Männergestalten mit Waffen geschmückt, die man Rolande nennt. Von allen der berühmteste ist der Roland von Bremen, der mitten auf dem Markte steht. So hat man das Andenken dieses Helden bewahrt, dessen wundervolle Thaten in aller Munde leben und in vielen schönen Gedichten besungen worden sind. 12 Noland der Schildträger. Der König Karl saß einst zu Tisch Zu Aachen mit den Fürsten, Man stellte Wildprct auf und Fisch Und ließ auch keinen dürsten. Viel Goldgeschirr von klarem Schein, Manch rothen, grünen Edelstein Sah man im Saale leuchten. Da sprach Herr Karl, der starke Held: „Was soll der eitle Schimmer? Das beste Kleinod dieser Welt, Das fehlet uns noch immer. Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein, Ein Riese trägt's im Schilde sein, Tief im Ardennenwalde." Graf Richard, Erzbischof Turp in, Herr Heimon, Naims von Baiern, Milon von Anglant, Graf Gar in, Die wollten da nicht feiern. Sie haben Stahlgewand begehrt Und hießen satteln ihre Pferd', Zu reiten nach dem Riesen. Jung Roland, Sohn des Milon, sprach: „Lieb Vater, hört, ich bitte! Vermeint ihr mich zu jung und schwach, Daß ich mit Riesen stritte, Doch bin ich nicht zu winzig mehr, Euch nachzutragen euren Speer Sammt eurem guten Schilde." f' Die sechs Genoffen ritten bald Vereint nach den Ardennen, Doch als sie kamen in den Wald, Da thäten sie sich trennen. Roland ritt hinterm Vater her; Wie wohl ihm war, des Helden Speer, Des Helden Schild zu tragen! Bei Sonnenschein und Mondenlicht Streiften die kühnen Degen; Doch fanden sie den Riesen nicht In Felsen.und Gehegen. Zur Mittagsstund' am vierten Tag Der Herzog Milon schlafen lag In einer Eiche Schatten. Roland sah in der Ferne bald Ein Blitzen und ein Leuchten, Davon die Strahlen in dem Wald Die Hirsck' und Reh' aufscheuchten; Er sah, es kam von einem Schild, Den trug ein Riese, groß und wild, Vom Berge niedersteigend. Roland gedacht' im Herzen sein: „Was ist das für ein Schrecken I Soll ich den lieben Vater mein Im besten Schlaf erwecken? Es wachet ja sein gutes Pferd, Es wacht sein Speer, sein Schild und Schwert, Es wacht Roland der Junge." Roland das Schwert zur Seite band, Herrn Milons starke Waffen, Die Lanze nahm er in die Hand Und that den Schild aufraffen. Herrn Milons Roß bestieg er dann Und ritt ganz sachte durch dm Tann, Den Vater nicht zu wecken. ') Bergt. S. 12: Rheinthals Ritterburgen.

16. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 192

1859 - Essen : Bädeker
192 Kreuzgestalt auf der Brust, todt da liegen. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackern Hel- den und aller seiner Mannen. Das Andenken an Roland lebt noch in mancher andern Sage fort. Wo der grüne Rhein das Gebirge verläßt, unfern der Stadt Bonn, dem Siebengebirge gegenüber, liegt Rolandseck. Auf einem steilen Berge steht da noch ein'alter Fensterbogen, der einst zu Rolands Burg gehört haben soll, welche auf diesem Felsen stand*). Aber auch im Sachsenlande ist uns das Andenken Rolands er- halten. In vielen alten Sachsenstädten findet man gewaltige Stein- bilder, riesenhafte Männergestalten mit Waffen geschmückt, die man Rolande nennt. Von allen der berühmteste ist der Roland von Brecken, der mitten auf dem Markte steht. So hat man das Andenken dieses Helden bewahrt, dessen wundervolle Thaten in aller Munde leben und in vielen schönen Gedichten besungen worden sind. 12 Roland der Schildträger. Der König Karl saß einst zu Tisch Zu Aachen mit den Fürsten, Man stellte Wildpret auf und Fisch Und ließ auch keinen dürsten. Viel Goldgeschirr von klarem Schein, Manch rothen, grünen Edelstein Sah man im Saale leuchten. Da sprach Herr Karl, der starke Held: „Was soll der eitle Schimmer? Das beste Kleinod dieser Welt, Das fehlet uns noch immer. Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein, Ein Riese trägt's im Schilde sein, Tief im Ardennenwalde." Graf Richard, Erzbischof Turp in, Herr Heimon, Naims von Baiern, Milon von Anglant, Graf Gar in, Die wollten da nicht feiern. Sie haben Stahlgewand begehrt Und hießen satteln ihre Pferd', Zu reiten nach dem Riesen. Jung Roland, Sohn des Milon, sprach: „Lieb Vater: hört, ich bitte! Vermeint ihr mich zu jung und schwach, Daß ich mit Riesen stritte, Doch bin ich nicht zu winzig mehr, Euch nachzutragen euren Speer Sammt eurem guten Schilde. Die sechs Genossen ritten bald Vereint nach den Ardennen, Doch als sie kamen in den Wald, Da thäten sie sich trennen. Roland ritt hinterm Vater her; / Aste wohl ihm war, des Helden Speer Des Helden Schild zu tragen! Bei Sonnenschrin und Mondenlicht Streiften die kühnen Degen; Doch fanden sie den Riesen nicht In Felsen und Gehegen. Zur Mittagsstund' am vierten Tag Der Herzog Milon schlafen lag In einer Eiche Schatten. Roland sah in der Ferne bald Mn Blitzen und ein Leuchten, Davon die Strahlen in dem Wald Die Hirsch' und Reh' aufscheuchten; Er sah, es kam von einem Schild, Den trug ein Riese, groß und wild, Vom Berge niederstetgend. Roland gedacht' im Herzen sein: „Was ist das- für ein Schrecken! Soll ich den lieben Vater mein Im besten Schlaf erwecken? Es wachet ja sein gutes Pferd, Es wacht sein Speer, sein Schild und Schwert, Es wacht Roland der Junge." Roland das Schwert zur Sette band, Herrn Milons starke Waffen, Die Lanze nahm er in die Hand Und that den Schild aufraffen. Herrn Milons Roß bestieg er dann Und ritt ganz sachte durch den Tann, Den Vater nicht zu wecken. *) Vergl. S. 12: Rheinthals Ritterburgen.

17. Das Mittelalter - S. 94

1884 - Mainz : Kirchheim
^ Karl d. Gr. in der Sage. Leben behalten; wenn aber nicht, so mußt bu sterben." Damals aber kannte Roland den Marsilies noch nicht. So ging denn der Maure voran, und Roland solgte ihm, und der Maure zeigte ihm bald in der Ferne unter den Reihen der Mauren den Mar-silies, der ans einem Rotfuchs saß und den runden Schild schwang. . 2)ci ließ Roland seinen Gesaugeueu entweichen; er betete zu Gott und stürzte sich dann mit seiner kleinen Schar aus die Maureu. Einer von diesen kam zu ihm heran, der war größer und stärker als die anderen; aber Roland faßte sein Schwert und spaltete ihn mit einem Hieb vom Scheitel an, also daß rechts und links ein halber Maure niedersank. Da erfaßte Schrecken die andern; sie eilten davon und ließen Marsilies mir wenigen Begleitern dort allein im Felde. Roland aber vertrante aus Gott und die Kraft seines Armes und drang in die Reihen der Mauren, gerade aus den Marsilies zu. Der begann zu fliehen , aber Roland erreichte ihn und schlug ihn mit starker Hand, also daß auch Marsilies hinsiel und starb, tute die andern Mauren. Aber unterdessen waren die hundert Begleiter Rolands, die vom Frankenheere noch übrig waren, alle gefallen, und Roland selbst war von vier Speeren und außerdem von Steinwürsen hart verletzt, und nur mit Mühe gelang es ihm zu entkommen. König Karl aber war mit seinem Heere schon über die Spitze der Berge hinüber und wußte nichts von dem, was in seinem Rücken geschah. Da irrte der gewaltige Helb Rolaitb kampfesmüde und tief bekümmert um den Untergang eines so herrlichen Heeres _und so vieler Christen einsam umher und kam bis au den Fuß des Berges, welchen er nicht mehr zu übersteigen vermochte. Dort staub ein Baum neben einem Marmorstein, der da im Thale Ronceval errichtet war, und neben dem spraug Roland vom Pferde und überdachte sein Geschick. Noch hatte er sein öchwei't Durenda, das herrliche und leuchtende, von kostbarer Arbeit, scharf zugleich und stark, das nur Rolands Arm mit rechter Kraft schwingen konnte. Den Namen Dnrenda aber hatte es von seinen harten (durus) Schlägen. Dies Schwert Zog Roland ans der Scheide, betrachtete es eine Weile, und mit weinenden Augen sprach er alsdann: „O du herrliches, immerdar leuchteubes Schwert, du bist geziert mit einer elfenbeinernen Koppel und mit einem goldenen Kreuze, du trägst deu Namen Gottes eingegraben auf deiner Klinge, du bist mit aller Tngenb eines Schwertes begabt. Wer aber soll vou ttitit au dich führen int Streite? Die Manren sind durch dich vou meinem Arm gefallt, und so oft ich einen der Ungläubigen niederschlug, gedachte ich

18. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 248

1867 - Rostock : Hirsch
248 Und ritt erst sachte durch den Tann, Den Vater nicht zu wecken. Und als er kam zur Felsenwand, Da sprach der Ries mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant Auf solchem Rosse machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, Vom Rosse zieht ihn schier der Speer, Der Schild will ihn erdrücken." Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit! Dich reuet noch dein Necken; Hab ich die Tartsche lang und breit, Kann sie mich besser decken; Ein kleiner Mann, ein großes Pserd, Ein kurzer Arm, ein langes Schwert, Muß eins dem andern helfen." Der Riese mit der Stange schlug, Auslangend in die Weite; Jung Roland schwenkte schnell genug Sein Roß noch auf die Seite; Die Lanz er auf den Riesen schwang; Doch von dem Wundcrschilde sprang Auf Roland sie zurücke. Jung Roland nahm in großer Hast Das Schwert in beide Hände; Der Riese nach dem seinen faßt, Er war zu unbehende: Mit flinkem Hiebe schlug Roland Ihm unterm Schild die linke Hand, Daß Hand und Schild entrollten. Dem Niesen schwand der Muth dahin, Wie ihm der Schild entrissen; Das Kleinod, das ihm Kraft verliehn, Mußt er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach; Doch Roland in das Knie ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. Roland ihn bei den Haaren griff, Hieb ihm das Haupt herunter; Ein großer Strom von Blute lief Ins tiefe Thal hinunter; Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach Und freute sich am Glanze. Dann barg ers unterm Kleide gut Und ging zu einem Quelle; Da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung Roland, Dahin, wo er den Vater fand Noch schlafend bei der Eiche. Er legt sich an des Vaters Seit, Vom Schlafe selbst bezwungen, Bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach auf, wach auf, mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, Daß wir den Riesen suchen!" Sie stiegen auf und eilten sehr, Zu schweifen in der Wilde. Roland ritt hinterm Vater her Mit dessen Speer und Schilde; Sie kamen bald zu jener Statt, Wo Roland jüngst gestritten hätt, Der Riese lag im Blute. Roland kaum seinen Augen glaubt, Als nicht mehr war zu schauen Die linke Hand, dazu das Haupt, So er ihm abgehauen, Nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, Nur Rumpf und blutge Glieder. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für'ne Leiche? Man sieht noch am zerhaunen Stumpf, Wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese! frag ich mehr? Verschlafen hab ich Sieg und Ehr; Drum muß ich ewig trauern! — Zn Aachen vor dem Schlosse stund Der König Karl gar bange: „Sind meine Helden auch gesund? Sie weilen allzu lange. Doch seh ich recht, auf Königswort! So reitet Herzog Heimon dort, Des Riesen Haupt am Speere. Herr Heimon ritt in trübem Muth, Und mit gesenktem Spieße Legt er dashaupt, besprengt mit Blut, Deul König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, Und fünfzig Schritte weiter lag Des Riesen Rumpf am Boden. Bald auch der Erzbischof Turpin Den Riesenhandschuh brachte, Die ungefüge Hand noch drin. Er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück,

19. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 360

1882 - Halle : Hendel
360 Neue Zeit. Das zweite klassische Zeitalter. Und als er kam zur Felsenwand, Da sprach der Ries' mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant Auf solchem Rosse machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er. Vom Rosse zieht ihn schier der Speer, Der Schild will ihn erdrücken." Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit! Dich reuet noch dein Necken, Hab' ich die Tartsche lang und breit. Kann sie mich besser decken; Ein kleiner Mann, ein großes Pferd, Ein kurzer Arm, ein langes Schwert, Muß eins dem andern helfen." Der Niese mit der Stange schlug, Auslangend in die Weite: Jung Roland schwenkte schnell genug Sein Roß noch auf die Seite. Die Lanz' er auf den Riesen schwang: Doch von dem Wunderschilde sprang Auf Roland sie zurücke. Jung Roland nahm in großer Hast Das Schwert in beide Hände; Der Riefe nach dem seinen faßt. Er war zu unbehende: Mit flinkem Hiebe schlug Roland Ihm unterm Schild die linke Hand Daß Hand und Schild entrollten. Dem Riesen schwand der Mut dahin, Wie ihm der Schild entrissen. Das Kleinod, das ihm Kraft verliehn, Mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, Doch Roland in das Knie ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. Roland ihn bei den Haaren griff. Hieb ihm das Haupt herunter: Ein großer Strom von Blute lief Jn's tiefe Thal hinunter; Und aus des Toten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach Und freute sich am Glanze. Dann barg er's unter'm Kleide gut Und ging zu einem Quelle: Da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt' der jung' Roland, Dahin, wo er den Vater fand Noch schlafend bei der Eiche. Er legt' sich an des Vaters Seit', Vom Schlafe selbst bezwungen, Bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach' auf, wach' auf, mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, Daß wir den Riesen suchen!" Sie stiegen auf und eilten sehr, Zu schweifen in der Wilde, Roland ritt hinter'm Vater her, Mit dessen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Statt', Wo Roland jüngst gestritten hätt', Der Riese lag im Blute. Roland kaum seinen Augen glaubt'. Als nicht mehr war zu schauen Die linke Hand, dazu das Haupt, So er ihm abgehauen, Nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr: Nur Rumpf und blut'ge Glieder. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für 'ne Leiche? Man sieht noch am zerhaunen Stumpf, Wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese. Frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', Drum muß ich ewig trauern." — Zu Aachen vor dem Schlosse stund Der König Karl gar bange: „Sind meine Helden wohl gesund? Sie weilen allzulange. Doch seh' ich recht, auf Königswort, So reitet Herzog Haimon dort, Des Riesen Haupt am Speere." Herr Haimon ritt in trübem Mut; Und mit gesenktem Spieße Legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, Dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, Und fünfzig Schritte weiter lag des Riesen Rumpf am Boden."

20. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 81

1883 - Leipzig : Kesselring
Roland. 81 Stellung trugen die anlangenden Boten dem hohen Monarchen ihr Anerbieten vor und knpften daran die Bitte, um seines Gottes willen mge er ihr Land von den Schrecken des Krieges erlsen, wieder heim ziehen und auf St. Michaels1 Tag eine Versammlung nach der Stadt Aachen2 ausschreiben. Dahin wollte der König Marsilie mit tausend Fürsten kommen, um feierlich die Taufe zu empfangen. Zunchst richtete der Kaiser einen dankbaren Blick zum Himmel; dann Beschlu trat er mit seinen Herzgen und Bischfen in Beratung der Marpes Vor-schlag. Roland, den Trug durchschauend, war gegen die Annahme, doch Herzog Ganelon, der Stiefvater Rolands und des Kaisers Schwager, sprach fr die-selbe. Nach seiner Ansicht sollte man den Frieden gewhren und die Erfllung der Zusage durch Geiseln aus den Fürsten der Mohren sicher stellen. Endlich verstndigte man sich dahin, mit den rckkehrenden Boten einen klugen Mann nach Saragossa zu senden, damit dieser erforsche, wie der König eigentlich gesinnt sei. Sofort erboten sich Roland und andere zu der Sendung, erhielten aber des Kaisers Einwilligung nicht. Nun lenkte Roland unter dem Beifall der Fürsten die Aufmerksamkeit auf den vielerfahrenen Ganelon; der erbleicht und schwrt im geheimen seinem Stiefsohne Roland, der ihn nur in den sicheren Tod schicken wolle, furchtbare Rache. Ablehnen aber kann er den Auftrag nicht, und wirklich reichte ihm der Kaiser zur Besttigung der Botschaft seinen Handschuh. Leider lie ihn Ganelon, als er darnach griff, zur Erde fallen. Das erschien den Fürsten als ein schlimmes Borzeichen und sie riefen: O weh, diese Sendung wird ein bles Ende nehmen." 3. Ganelon machte sich mit 700 Mannen aus zur Fahrt nach Sara- Ganelons g ossa. Schon nach einer kurzen Strecke entlie er aber seine Begleitung und Verrat ritt ernst und in sich gekehrt neben den heidnischen Boten her. Diese trieben allerlei Kurzweil, um den traurigen Gast zu erheitern. Als er einige mal gelacht hatte, gesellte sich zu ihm Blanskandiz, der listige Alte. Dem war die Ab-Neigung Ganelons gegen Roland nicht entgangen, darum suchte er ihn durch wohlgesetzte Worte immermehr auf seinen Stiefsohn zu erzrnen. Bald geriet Ganelon in Wut und versprach, Roland samt dessen Anhang dem Schwerte der Mohren zu berliefern. Solche Worte gefielen dem Heiden und er verhie dem Ungetreuen als Gegenleistung reichliche Geschenke. In Saragossa trug Ganelon dem Könige seine Botschaft vor und bergab ihm auch einen Brief vom Kaiser, fand aber anfangs keine besondere Aufnahme; erst als der König durch seinen Unterhndler den verabredeten Plan erfahren hatte, ward der Fremde freundlichst begrt. Zugleich bestimmte man auf den Rat des letzteren, Marsilie habe in der Verstellung gegen Karl zu beharren, alle kaiserlichen Forderungen zu bewilligen und berroland, welcher zur Hut Spaniens zurckbleiben werde, herzufallen und ihn und alle seine Mannen zu erschlagen. Frohen Herzens billigte der König diese Abmachungen und spendete zum Dank dem Verrter wertvolle Gaben an Gold und Silber. Dann wurden auch die Geschenke und die Geiseln herbeigebracht, welche dem Kaiser Karl bersandt werden sollten. Whrend nun Ganelon sich mit sechzig Maultieren, die mit Gold beladen waren, und mit zwlf Geiseln, die aus den vornehmsten Familien stammten, aufmachte, um ins christliche Lager zurckzukehren, schickte Marsilie Boten aus in alle seine Lande und lie seine Heerscharen zu sich entbieten. 1 Der Gedchtnistag des heiligen Michael ist der 29. September. 2 Stachen, der Lieblingsaufenthalt Karl des Groen, jetzt bedeutende Stadt an der Westgrenze der Rheinprovinz. Spie u. Beriet, Weltgeschichte Ii. 8. Auflage. 6