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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 428

1884 - Leipzig : Spamer
428 Im Regierungsbezirk Posen. die ausständischen Polen; gegen 2500 Mann sollen hier zusammengekommen sein. Ehe sie abzogen, begingen sie manche Grausamkeiten an den Einwohnern. Mieroslawski führte die Polen gegen die Preußeu, die unter dem General Hirschfeld standen. Bei Sokolowo kam es zur Schlacht. 300 Edelleute giugeu auf die preußischen Geschütze los. Die Mehrzahl fiel, aber die Preußeu mußten weichen, wurden aus einer Stellung nach der andern geworfen und zogen sich nach Gnefeu zurück. Den Polen kostete dieser Sieg gegen 700 Gefallene und ebensoviel Verwundete, die nach Wreschen gebracht und dort verpflegt wurden, so daß die ganze Stadt einem Lazarett glich. Südlich von Wreschen liegt das kleine Miloslaw; dann fahren wir über die Warthe unweit Neustadt, kommen nach Jarotfchin, einem Orte von 2500 Einwohnern, die sich vielfach vom Holzfahren aus den reichen nahen Waldungen nach der Warthe hinunter nähren. Hier wird die Öls-Gnefener Bahn von der Pofen-Kreuzburger Bahn geschnitten. Schon im Kreise Krotoschin, südlich von Jarotschin, liegt Koschmin (4200 E.), Knotenpunkt von vier Chausseen, Sitz eines Lehrerseminars. Hier finden wir das Schloß der Familie Sapieha, die einst in Großpolen die reichste und angesehenste war, deren Andenken bei uns nur noch in dem Namen des Sapiehaplatzes in Posen fortlebt. Vor mehr als hundert Jahren gebot über das ganze Land rings um feine Feste der Fürst Marcin Sapieha. Nur das kleine Wilkowo ge- hörte dem Szlacheie Sewerin Wilkonski. Vergebens bemühte sich der Fürst, den Alten durch den Anblick roter und weißer Gulden zum Verkauf des Gütchens zu locken. Dieser mochte nicht von der Kirche lassen und den teuern Gräbern; es trat eine böse Spannung zwischen dem Magnaten und dem Edelmanns ein. Da kam der Fürst dem edlen Wilkonski freundlich entgegen, mit Bruderkuß lud er ihn persönlich zur Osterseier auf das Schloß. Ostern wurde damals von den Polen noch seierlicher begangen als heute. Die geweihte Speise bildete den Festschmaus, rauschend und glänzend ging es auf dem Schlosse her, der Ungarwein floß in Strömen, und der Tag ward zur Nacht, die Nacht zum Tage, bis alle drei hochheiligen Feiertage vorüber waren. Der Fürst machte den liebenswürdigsten Wirt; er streichelte und küßte den alten Sewerin, strich ihm den langen Bart, um die letzten Spuren des früheren Grolles wegzufchmeicheln. Unterdessen brachen die Kosaken des Marcin Sapieha auf Befehl ihres Herrn in Wilkowo ein, rissen das Wohnhaus, die Hütten der Bauern, die ehrwürdige Kirche nieder und legten sie in Asche; dann pflügten sie die leergebrannten Stätten um, streuten Salz in die Furchen und trieben die Bewohner des früheren Dorfes mit Peitschenhieben ins Gebüsch. „So rächte sich Marcin Sapieha Zur Zeit der freien und erlauchten Republik Polonia, Als man nach Christus lausend schrieb Sieben hundert zwei und vierzig." Wir kommen nach Krotoschin, einem freundlichen Ort von 8300 Ein- wohnern, dem Geburtsorte des Dichters Otto Roquette, der Hauptstadt des Fürstentums, mit welchem Friedrich Wilhelm Iii. den Fürsten von Thurn und Taxis beschenkte, als in Preußen eine königliche Post eingerichtet wurde. Einst war die Stadt noch viel unbedeutender, was schon der Umstand beweisen kann, daß sie in dem Hexameter genannt wird, mit dem der Posener die sieben

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1. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 1

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Anhang für die Provinz Posen. 1. Die zwei Hasen. Hermann Konrad. Es war Herbst. Die Jagd war vorüber, da trafen sich zwei Hasen, die mit knapper Not dem Tode entronnen waren. Noch zitterten sie am ganzen Leibe. „Ach," klagte der eine, „wir armen, geplagten Hasen, was fangen wir nun an? Niemand schont uns, und das geringste Ge- räusch erschreckt uns darum schon. Es ist am besten, wir nehmen uns das Leben." Der andere stimmte zu, und so liefen sie gemeinsam der Netze zu. Als sie eben in das Wasser springen wollten, hüpfte vor ihnen ein Frosch in den Flutz. Beide standen nun am Ufer. Wie der Frosch aber nach einiger Zeit wieder auftauchte, fragten sie ihn, warum er vorhin so schnell hinabgesprungen sei. „Ich fürchtete mich vor euch," war die Antwort. Da sahen die Hasen einander an und sprachen: „Wenn es noch jemand gibt, der sich vor uns fürchtet, dann brauchen wir auch noch nicht in den Tod zu gehen." So gibt es denn noch Hasen bis auf den heutigen Tag. 2. Der Schloßberg in Posen. Otto Knoop. Sagen und Erzählungen aus der Provinz Posen. Von dem Schloßberge in Posen berichtet die Sage folgendes: Zur Zeit des polnischen Königs Kasimir des Großen wurden die Untertanen von ihren Schirmherren oder Woiwoden sehr be- drückt, obwohl der König selbst mitleidig und leutselig war. Auch Posen hatte einen solchen Woiwoden; dieser hieß Borkowski. Er war sehr böse und hatte mit dem Teufel ein Bündnis geschlossen. Mittelschullesebuch I. Anhang für Posen. 1

2. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 408

1884 - Leipzig : Spamer
408 Stadt und Festung Posen. Lissa. Als die Ketzer der Unduldsamkeit gewichen waren, begann die Hetze gegen die Juden, deren damals in Posen 2300 lebten. Der König verwendete sich für die Verfolgten vergeblich bei der Stadtobrigkeit. Als Heuschrecken, giftiges Ungeziefer und schmutziges Gewürm, als Ursache der Pesten und häufigen Brände in der Stadt wurden die Juden dargestellt. Kein Jude durste sich mit dem Gefühl der Sicherheit auf den Straßen sehen lassen; nicht selten wurden sie geschlagen, ihre Kramläden und Häuser beraubt, ihre Synagoge verwüstet, und oft waren die Jesuitenschüler die Anstifter der Unruhen; aller Unfug aber ging straflos aus. Trotz der Verfolgungen blieben die Juden in Posen; sie suchteu Schutz beim Könige, der ihnen denselben versprach, aber in der Stadt wurde dem königlichen Befehle wenig Folge gegeben. Die Juden blieben nicht nur in Posen, sondern sie breiteten sich immer mehr aus. Den Übermut der Jesuiten und ihrer Schüler hatten nicht nur Ketzer und Juden, sondern auch die katholischen Bürger zu fühlen. Schlägereien, ja sogar blutige Raufereien zwischen Bürgern und Schülern waren nicht selten, selbst dem Bürgermeister wurde eine Tracht Prügel angedroht, wenn er nicht so Recht sprechen wolle, wie die Schüler es wünschten. Die Stadtobrigkeit war ein* geschüchtert, der Jesuitendirektor heischte. Die geistlichen Anstalten, zuerst Spitäler, dann Klöster, nahmen zu. sie wuchsen wie Pilze aus der Erde. Bei diesen Zuständen ging natürlich das Deutschtum in Posen schnell zurück: die Polonisierung nahm überhand, die deutsche Sprache geriet in Abnahme. Im Jahre 1543 wurden die Akten des städtischen Kriminalamtes zum erstenmal in polnischer Sprache geführt; bis dahin hatte man sich der lateinischen und deutschen Sprache bedient. Posen im 17. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert kam Posen nicht viel vorwärts. Zwar werden in demselben nur zwölf Pestjahre verzeichnet, und es wird berichtet, daß die Krankheit nur selten mehrere Tausende von Menschen hinraffte; zwar trat die Warthe, wenn auch gleich häufig, wie im 16. Jahr- hundert, doch nicht gleich verderblich, über ihre Ufer; zwar werden nur fünf große Feuersbrünste erwähnt, die nicht so mächtige Verheerungen wie in früheren Zeiten anrichteten: aber Unfälle andrer Art ließen Posen nicht in die Höhe kommen. Es fehlte der Stadt an der rechten Bürgerkraft; sie wurde vom Adel beherrscht. Die Adligen kamen zu bestimmten Zeiten des Jahres, besonders zur Zeit des Karnevals, um Michaelis und Johannis, nach Posen und ließen daselbst viel Geld darauf gehen. Dieser Verkehr zwischen Stadt und Land hätte Posen heben müssen, wenn nicht die Adligen sich oft Ungebührlichkeiten hätten zu schulden kommen lassen, die meist ungestraft hingingen. Da versammelt ein Edelmann seine Mannen um sich und haut mit ihnen ohne weiteres auf die ruhigen Bürger ein, nur um seinen Übermut zu befrie- digen. Da nahen der Stadt von einem Edelmanns geführte Scharen und schreiben Geldzahlungen aus. Da dringen Edelleute bewaffnet in den Rathaussaal, jagen den Rat auseinander und schießen auf die sich ansammelnden Bürger. Da stürzen sich die Leute eines Edelmannes am hellen Tage in das Haus eines Schneiders, bringen ihm eine tödliche Wunde bei und schlagen seine Frau und seine Gesinde zu Krüppeln. Da treiben die Jesuitenschüler ungestraft ihr über- mütigeswefen weiter fort. So z.b. dringen im Jahre 1639 ungefähr zwanzig Schüler in das Haus eines Bürgers, schleppen den Mann auf die Straße hinaus

3. Land und Stadt - S. 91

1905 - Leipzig : Dürr
91 5. Aus Sohmeys „Gespräch über das Ansiebelungswesen in den Provinzen Posen und Westpreußen." Zch: Die Ansiedlungs-Kommission für Posen und Westpreußen besteht seit dem Zahre 1886. Zn diesem Zahre wurde von der preu- ßischen Regierung ein Gesetz erlassen, dessen Zweck und Ziel es ist: Zur Stärkung des Deutschtums in den Provinzen Posen und West- preußen möglichst viel polnische Großgüter auszukaufen, sie zu par- zellieren, in lebensfähige Dorffchaften umzuwandeln und mit größern und kleinern deutschen Lauern zu besiedeln. Brinkhöfer: Za so! Aber das kostet doch sicher 'ne höllische Portion? Zch: Freilich! Die Gesetzgeber sind aber, wo es sich um eine so große Aufgabe handelte, vor den Kosten nicht zurückgeschreckt, sondern haben zur Ausführung des Gesetzes gleich 100 Millionen Rlark ausgeworfen. Brinkhöfer: 100 Millionen Mark! was du sagst! Und diese Summe . . . Zch: wird vorschriftsmäßig verwandt zum Ankauf der Großgüter und zu ihrer erstmaligen Einrichtung in Höfe und ordnungsmäßige Gemeinden. Brinkhöfer: Zetzt habe ich schon Respekt vor der Sache. Zch: Sie müssen sich übrigens gleich merken, daß die Provinzen Posen und Westpreußen außer der Ansiedelungs-Kommission auch noch eine General-Kommission haben, deren Sitz in Bromberg ist. Da diese Behörde sich ebenfalls mit der Ansiedelung von Bauern, oder wie man sagt, mit innerer Kolonisation befaßt, so ist sie leicht mit der Ansiede- lungs-Kommission zu verwechseln, was denn auch häufig genug geschieht. Brinkhöfer: Richt zu verwundern, wenn für eine und dieselbe Tätigkeit in denselben Provinzen zwei verschiedene Behörden einge- setzt sind! Zch: Za, aber es sind doch einige sehr wichtige Unterschiede zu beachten. Die General-Kommissionen haben es nämlich mit den Ren- tengutsgesetzen zu tun, die im Zahre 18^0/91 erlassen wurden und sich auf alle Provinzen erstrecken; es gibt daher auch eine größere Zahl von General-Kommissionen. Das Ansiedelungsgesetz gilt dagegen aus- schließlich für die beiden Provinzen Posen und Westpreußen und soll nur deutschen Bauern zugute kommen. Dann kommt noch hinzu, daß die General-Kommissionen die Güter nicht selber kaufen und teilen können. Dieses bleibt vielmehr Privat- leuten überlasten, die natürlich ein Zntereste daran haben, möglichst viel aus dem Verkauf der Güter herauszuschlagen, die Ansiedler also möglichst hoch zu belasten, womit jedoch nicht gesagt sein soll, daß

4. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 470

1890 - Meißen : Schlimpert
— 470 — Schönansgestattete Kaffeehäuser und Konditoreien ladeu die Spa- ziergäuger zum Genüsse ein. Die vornehme Welt sucht hier Kon- zerte und Theater auf. Mitteu unter die politischen Edelleute aber mischen sich die ländlichen Bewohner aus der Umgebung Posens in ihrer altfränkischen Tracht, die wegen ihrer Herkunft noch heute „Bamberger" genannt werden und uns darauf hin- weisen, wie sich in Posen das deutsche und polnische, das städtische und ländliche Leben verbindet. Auch Juden in langen, schwarzseidenen Röcken bewegen sich mit unter der bunten Gesellschaft. Sie besitzen iu der Stadt ein eigenes Gotteshaus (Synagoge), betreiben fleißig Handelsge- schäfte besonders in Leder und Pelzwaren und erinnern uns daran, daß Posen auch eiue wichtige Handelsstadt ist. Die Wolle der Schafe, das Holz der Wälder und das Getreide der Felder werden neben Schweinen, Rindern und Pferden, die besonders an dem belebten Johannismarkte zum Auftriebe kommen, in Posen verhandelt. Auch der Centralbahnhof im Nordwesten der Stadt deutet in seiner Ausdehnung die Größe des Verkehrs in Posen mit an. Wie zur Vermitteluug des Verkehrs, so ist Poseu seiner Lage nach aber auch zum Schutze des Landes geeignet. Daher ist die Stadt schon frühzeitig von Wall und Graben umschlossen worden. Ter Wasserreichtum der Warthe ermöglicht es jetzt noch, die söge- nannten Vorflutkauäle zu füllen und die Wiesen in der Umgebung der Stadt zur besseren Deckung derselben unter Wasser zu setzen. Den 12 inneren Festungswerken, welche die preußische Regierung schon früher angelegt hat, schließen sich noch 9 äußere an, die im neuen Reiche zu den alten als ein zweiter Befestiguugsriug hinzugekommen sind. Um einen Überblick der Festungsanlagen zu geben, ist besonders das sogenannte Kernwerk geeignet, das übrigens bereits mehrfach polnischen Empörern als Gefängnis ge- dient hat. So schließt sich Posen als eine Festung ersten Ranges den Städten Königsberg und Thorn in Ost- und Westpreußen an und bildet mit diesen eiue starke Ver- teidigunslinie im Osten unseres Reiches. Posen selbst aber ist, wie wir gesehen, in kirch- licher, bürgerlicher, staatlicher, gewerblicher und mili- tärischer Beziehung das Haupt und die Großstadt des Landes. Zusammenfassung.

5. Landeskunde der Provinz Posen - S. 49

1902 - Breslau : Hirt
5. Staatliche Verwaltung. 49 Verbandes wird ein Provinzialausschnß bestellt, der in Posen ans neun von dem Provinziallandtag auf sechs Jahre gewählten Mitgliedern besteht. Er hat die Beschlüsse des Provinziallandtages vorzubereiten und auszuführen, soweit dazu nicht besondere Kommissionen, Kommissare oder Beamte berufen sind; er verwaltet das Vermögen und die Anstalten des Provinzialverbandes, er- nennt die Provinzialbeamten u. a. m. Zur Wahrnehmung der laufenden Geschäfte der provinzialständischeu Verwaltung ist ein Landeshauptmann (Landesdirektor) bestellt, der vom Provinzialausschus; gewühlt und vom König bestätigt wird. Er vertritt den provinzialständischen Verband nach außen in allen Angelegenheiten, auch da, wo die Gesetze eine Spezialvollmacht verlangen, und ist der Dienstvorgesetzte sämtlicher Provinzialbeamten. Zur Mitwirkung bei Erledigung der Verwaltungsgcschäfte sind dem Landeshauptmann mehrere Oberbeamte als „Landesräte" mit beratender Stimme zugeordnet. 2. Bezirksbehörden. An der Spitze des Regierungsbezirks steht der Regierungspräsident, der seinen Wohnsitz in der Bezirkshauptstadt hat. Unter seinem Vorsitz vereinigt sich das Regierungskvllegium (Ober- regierungsräte, Regierungsräte und Hilfsarbeiter) nach Bedürfnis zu Be- ratungen. Die Regierung gliedert sich in drei Abteilungen: die Präsidial- abteilung, die Abteilung für Kirchen- und Schulwesen und die Abteilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten. Dem Regierungspräsidenten sind in seinem Bezirk unmittelbar unter- stellt die Landratsämter, die Kreisärzte und Kreiswundärzte, die Departements- und Kreistierärzte, die Kreisbauämter und Baubeamten, die Bürgermeister in den Städten mit 10 000 E. und darüber, die Handelskammer in Posen bezw. in Bromberg und die Strafgefängnisse (Rawitsch, Fordon, Kronthal); im Posener Bezirke außerdem die Königl. Polizeidirektion in Posen, die Deichverbände und Deichbeamten, die Landwirtschaftsschule iu Samter, die Bangewerbeschule iu Posen und die Gewerbe- und Haushaltungsschule für Mädchen in Posen. Der Abteilung für Kirchen- und Schulwesen unterstehen die Kreis- schulinspektoren mit den Schulen ihres Aufsichtskreises. Zum Geschäftsbereiche der Abteilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten gehören die Einkommensteuer-Veranlagungs-Kommission, die Katasterämter, die Kreiskassen, die Domänenpachtungen und die Forst- verwaltung. Eine weitere Bezirksbehörde ist der Bezirksausschuß. Er besteht aus dem Regierungspräsidenten als Vorsitzenden und ans sechs Mitgliedern. Zwei dieser Mitglieder, von denen eins zum Richteramte, das andere zur Be- kleidung von höheren Verwaltungsämtern befähigt sein muß, ernennt der König auf Lebenszeit. Der eine dieser Beamten ist als Verwaltungs- gerichtsdirektor Stellvertreter des Regierungspräsidenten, der andere ein Königlicher Beamter im Nebenamt. Die vier übrigen Mitglieder des Bezirks- ausschusses werden vom Provinzialansschuß aus den Einwohnern des Bezirks gewählt. Der Bezirksausschuß ist sowohl Beschlußbehörde als Ver- waltn ugs ge richt. Als letzteres ist er höhere Instanz über den Kreis- ausschüssen des Bezirks und untere Instanz unter dem Oberverwaltungs- gericht. Landeskunde der Provinz Pose». 2. Anfl. 4

6. Preußische Kulturarbeit im Osten - S. 24

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
24 C. Die Vstniark im 19. Jahrhundert Regierung . .. Indem das deutsche (Element allmählich alle Verhältnisse der Provinz durchdringt, fällt die Scheidewand nieder, hinter welcher sie noch vor wenigen Iahren den (Einwohnern des preußischen Staates als ein verbannungsort erscheinen mußte. Ii. Der polnische Hufftcmb und der Plan einer „nationalen Reorganisation" des Grotzherzogtums Posen. Kabincttsorber Zriedrich Wilhelms Iv. an die polnische Deputation aus Posen. (Berlin, 24. März 1848.)1 Huf den Itlir von Ihnen vorgetragenen Wunsch will Ich gern eine nationale Reorganisation des Großherzogtums Posen, welche in möglichst kurzer Frist stattfinden soll, anbahnen. Ich genehmige daher auch die Bildung einer Kommission aus beiden Nationalitäten, die mit Meinem Gber-Prä-sidenten gemeinschaftlich über diese Reorganisation zu beraten und nach dem Resultate dieser Beratung Mir die nötigen Anträge zu stellen haben wird." Die gedachte Kommission sann aber nur wirksam sein, wenn und solange die gesetzliche Ordnung und die Autorität der Behörden im Großherzogtum aufrecht erhalten wird. 2. Deutsche Stimmen zur „Reorganisation“.3 a) stus einer Adresse der deutschen Bevölkerung in (Öbontif4: tdir wollen nicht der Willkür der Polen preisgegeben sein; wir sind 500000 Deutsche und 700000 Polen: also sind wir fast ebenso stark wie die Polen; wir wollen und haben ein Recht dazu, daß wir unter preußischem Schutz bleiben. 1 Abgedruckt in: Die polnische (Erhebung und die deutsche Gegenbewegung in Posen im Frühjahr 1848. (Eine Denkschrift mit den begründenden Aktenstücken dem völkerrechtlichen Ausschuß der deutschen National-Versammlung übergeben von Dr. R. Hepke. S. 48. — Die Bewegung des Jahres 1848 führte in Posen zu nationalpolnifchen Bestrebungen, welche die Loslösung des „Großherzogtums" vom preußischen Staate zum Endziel hatten, An der Spitze der polnischen Deputation, die im März 1848 vom König eine „nationale Reorganisation" for- derte, stand der (Erzbischof von Posen przyluski. Mit der Durchführung der Reorganisation wurde der Generalmajor von tdillifen beauftragt, dem es infolge feines friedlichen (Entgegenkommens gegen die Polen nicht gelang, den ausgebrochenen Aufstand zu unterdrücken. (Er wurde Anfang Mai durch General der Infanterie von psuel ersetzt, dessen nächstliegende Aufgabe, Niederwerfung der Insurrektion, in kürzester Zeit erfüllt wurde. S Die Kommission begann unter dem Vorsitz des (Dberpräsidenten von Baur- mann (Ende März ihre Sitzungen. Sie bestand aus 8 Polen und 2 nur mit beratender Stimme ausgestatteten Deutschen. 8 Während König und Regierung Bahnen einschlugen, die denjenigen Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen völlig entgegengesetzt waren, hielt das preußische Bürgertum der (Dftmarf an den bewährten Überlieferungen fest. Diesmal war es also nicht die Regierung, sondern das mündig gewordene Volk, von dem die Weiterführung „preußischer Kulturarbeit im Osten" ausging. 4 Abgedruckt bei Knorr, Die polnischen Ausstände seit 1830. S. 60.

7. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 415

1884 - Leipzig : Spamer
Posen seit dem Jahre 1793. 415 Kollegienstiftern, neun Klöstern. Zur Stadt gehörten 18 Mühlen, deren Kämmerei-Einnahme wie -Ausgabe 13—14 000 Thaler betrug; die Stadt war mit 51500 Thaleru verschuldet. Bewohner gab es 15 253. In den Klöstern lebten 258 Mönche und 118 Nonnen. Seit dem Herbst 1794 erschien in Posen eine deutsche Zeitung unter dem Titel der Südpreußischen. Um das Schulwesen zu heben, berief die Regierung bessere, deutsche Lehrer an das Gymnasium und eröffnete die neue Lehranstalt feierlich zu Ostern 1804; auch ein katholisches Schullehrerseminar wurde eingerichtet. Die preußischen Bemühungen um die Hebung der Stadt wurden durch den Krieg unterbrochen. Nur 13 Jahre hatte die preußische Herrschaft gedauert. Nach der für Preußen so unglücklichen Schlacht bei Jena rückte der Marschall Davonst mit der französischen Avantgarde im Anfange des November 1806 in Posen ein. Alsbald wurden die beiden der preußischen Regierung anhänglichen Bürgermeister vor dem Rathause von den Franzosen standrechtlich erschossen. Am 27. November desselben Jahres erschien Napoleon selbst in Posen und wurde von den polnischen Großen mit Jubel empfangen. Durch den Tilsiter Frieden wurde 1807 aus dem bisherigen Südpreußen, einem Teile Westprenßens und dem Netzedistrikt das Herzogtum Warschau gemacht und unter den König von Sachsen, Friedrich August, gestellt. Die deutschen Beamten wurden eut- lassen und alles nach französischem Muster eingerichtet; nicht einmal der Wilhelm- straße ließ man ihren Namen, sie hieß fortan Napoleonsstraße. Die neue Ver- fafsuug brachte der Stadt keinen Segen, ihre Schulden stiegen. Die Zeit des Warschauer Herzogtums war trübselig und kurz. Am 14. Februar 1813 ritten Kosaken in Posen ein. Im Jahre 1815 gelangte die Stadt Posen als Hauptstadt des Großherzogtums Posen wieder an Preußen; die Stadt hatte damals 18 211 Einwohner. Dort residierte bis zu seinem Umzüge nach Berlin der mit dem königlich preußischen Regentenhause . '.'rwaudte Fürst Anton von Radziwill als königlicher Statthalter; an der Spitze 0 r Verwaltung steht seit 1815 ein Oberpräsident. 'm 4. Januar 1832 wurde in Posen die Städteordnung vom 17. März 1 geführt; es wurden nach derselben 24 Stadtverordnete auf drei Jahre ger von denen jährlich acht ausschieden und durch Neuwahlen ersetzt wurden; die verordneten wählten die höheren Magistratsbeamten auf zwölf Jahre, un ^durften der Bestätigung der Regierung. Im Jahre 1833 wurde die ...?rwaltung von der Kommunalverwaltung getrennt. -Äie nruhen des Jahres 1830 im russischen Polen übten ihren Einfluß auch auf Posen; denn mancher junge Mann verließ Posen und ging über die Grenze. Die preußische Regierung befürchtete ernstlichen Aufruhr und gab deshalb dem Generalfeldmarschall v. Gneisenau, der am 24. August 1831 zu Posen an der Cholera starb, den Oberbefehl über die vier östlichen Armee- korps, während die Stelle des Oberpräsidenten im Dezember 1830 E. H. Flottwell ehielt, der dieses Amt bis zum Januar 1841 verwaltete. Über die Grund- sätze seiner Verwaltung spricht sich Flottwell in seiner Denkschrift in folgenden Worten aus: „Während meiner Wirksamkeit in dem Zeiträume vom Dezember 1830 bis zum Beginne des Jahres 1841 habe ich die der Verwaltung der Provinz gestellte Aufgabe dahin verstehen zu müssen geglaubt, ihre innige Ver- bindung mit dem preußischen Staate dadurch zu fördern und zu befestigen, daß

8. Landeskunde der Provinz Posen - S. 69

1911 - Breslau : Hirt
I. Landschaftsformen. 69 3. Blockpackung, aufgedeckt gelegentlich eines Vahnbaues bei Ezerrvonab, Kr. Posen. (Phot. Prof. Dr. Pfuhl, Posen.) 4. Erratischer Block (sog. verwunschene Kutsche) Zu Samotschin. (Phot. Prof. Dr. Pfuhl, Posen.)

9. Landeskunde der Provinz Posen - S. 70

1911 - Breslau : Hirt
5. Bismarckskopf bei Exin. Endmoränenkuppe. (Phot. Direktor Or. Schjerning, Berlin.) 7. Drumlin bei Sonczkowo, Kr. Schmiegel. (Phot. Prof. Or. Pfuhl, Posen.) -^1 o (Phot. Prof. Dr. Pfuhl, Posen.) 8. Düne im Bartschbruch bei Adelnau. (Phot. Prof. Or. Pfuhl, Posen.) Landschaftsformen.

10. Der Handwerker - S. 144

1908 - Wittenberg : Herrosé
Haut fahren, wäre nur eine Öffnung grotz genug mich durchzu- lassen. da ich ganz geschwollen bin vor Wut." Nach Werner Sombart. Die deutsche Volkswirtschaft im 19. Jahrhundert. Lies v. Kügelgen: Erinnerungen aus dem Leben eines alten Mannes. 72. Verkehrsmittel und Preise. ..In diesem Jahre habe ich einen guten Roggenpreis erzielt," sagte der Gutsbesitzer Magnus zu seinem Freunde Bart, „ich habe volle 18 Mark für den Doppelzentner bekommen, und der Getreide- händler hat mir die Frucht selbst vom Hofe geholt." „Ich habe auch 18 Mark bekommen." sagte Bart, „aber mein Gut liegt 20 km von der Bahn entfernt. Die Fracht zwischen Gut und Bahn kostet mich mindestens 20 Pfennig für den Zentner; denn ich lade 25 Zentner auf den Wagen und mutz für jede Fuhre 5 Mark zahlen. Die Eisenbahnfracht nach Posen kostet sodann noch 10 Pfennig für den Zentner; ich habe also in Wahrheit 30 Pfennig weniger erzielt als du und mutz mit 17 Mark 70 Pfennig zufrieden sein. Das macht für 1000 Doppelzentner 300 Mark weniger an Gewinn." „Nun," erwiderte Magnus, „im nächsten Jahre wird ja die neue Kleinbahn in Betrieb kommen; die geht dicht an deinem Hofe vorüber; dann kannst du wenigstens an der Fracht für den Landweg etwas sparen." „Ich glaube, datz ich wenigstens die Hälfte davon sparen werde. Denn das Auf- und Abladen vereinfacht sich bedeutend und mehr als 10 Pfennig wird die weitere Eisenbahnfracht auch nicht machen. Dann kostet mich die ganze Fracht bis Posen nur noch 20 Pfennig für den Doppelzentner, und ich habe 17 Mark 80 Pfennig, wenn du 18 Mark bekommst." „Das beste Geschäft mache ich immer noch mit der Milch," sagte Magnus nach einer kleinen Pailse, „die kaufen sie in der Stadt für 20 Pfennig das Liter; davon bekommt der Milchmann, der den Verkauf besorgt, 5 Pfennig, und mir liefert er jeden Abend 15 Pfennig ab." „In diesem Punkte kann ich mich gar nicht mit dir vergleichen," antwortete Bart, „die Milch kann die lange Fahrt auf dem Land- wege nicht vertragen; an heitzen Tagen wird sie regelmätzig sauer; ich mutz sie deshalb an unsere Molkerei verkaufen und bin froh, wenn ich dort 8 Pfennig für das Liter erziele. Im nächsten Jahre wird das auch anders werden; die Eisenbahnfahrt wird ihr nichts schaden; ich schicke sie dann nach Posen und hoffe, abzüglich der Fracht, auf 13 Pfennig zu kommen. Dann will ich auch meinen Viehstand vermehren." g. Mahrau». Lies Mahraun: Ernte und Preis, außergewöhnliche Ereignisse und Preis.

11. Staats- und Wirtschaftslehre - S. 53

1910 - Vohwinkel : Selbstverl. H. Jösting
E. Die Landeskulturgesetzgebung. 53 Geldsumme in regelmäßig wiederkehrenden Terminen gestatten, so nennt man solche Güter Rentengüter (Zinsgüter, colonate). Die Rentenschuld kann jedoch auch durch eine bestimmte Summe, welche in dem Grundbuch eingetragen ist, abgelöst werden. Diese Summe darf nicht höher als das 25 fache der Rente sein. Das Recht der Ablösung steht lediglich dem Eigentümer des Rentengutes zu. Auch kann die Rentenschuld in eine Grundschuld umgewandelt werden. Wenn aber infolge Verschlechterung die Sicherheit des Gläubigers für die Ablösungssumme oder Grundschuld gefährdet ist, dann kann der Gläubiger die Auszahlung derselben verlangen. Da der Eigentümer nicht persönlich für die Rente haftet, so unterscheidet sie sich in dieser Beziehung von der Hypothek. Die Vermittelung des Geschäfts besorgen die General- commissionen, für Westpreufzen und Posen die Ansiedlungs- commission in Posen. Nach dem Gesetze von 1886 wurden nur vom Staate erworbene Güter geteilt und in Rentengüter umge- wandelt mit dem ausgesprochenen Zweck, deutsche Ansiedelungen zu befördern und das Deutschtum in den genannten Provinzen zu stärken. Das Gesetz von 1890, welches sich auf die ganze preu- ßische Monarchie erstreckt, gestattet auch Privatpersonen die Bildung von Rentengütern. Das Gesetz von 1891 gestattet die Mitwirkung der Rentenbanken bei Ablösung der Rente durch Rentenbriefe oder Barzahlung. Sie beziehen dafür vom Rentengutsbesitzer eine Rente zur Verzinsung und allmählichen Abtragung der Schuld. Als Ablösungskapital ist der 27 fache Betrag der Rente in 302 o/o oder der 232/3 fache Betrag in 4 °/o Rentenbriefen festgesetzt. Durch Zahlung der Rentenbankrente während 60 02 bezw. 56v12 Jahren wird die Rentenbankschuld verzinst und getilgt. Auch ge- währt die Rentenbank capital in Form von Rentenbriefen behufs Errichtung von Gebäuden. Solange die Rente läuft, kann das Rentengut ohne Genehmigung der General-commission weder zer- stückelt noch mit anderen Besitzungen zusammengeschmolzen werden; auch darf kein Grundstück veräußert werden. Das Gesetz vom 8. Juni 1896 erlaubt, Rentengüter auch als Anerbengüter in das Grundbuch einzutragen nach Anhörung des Eigentümers auf Antrag der General-commission. Solche können auch wieder gelöscht werden. Das Anerbenrecht ist das in der betr. Gegend übliche. In den Provinzen Westpreußen und Posen sind bis Ende 1909 im ganzen 2994 Besitzungen mit einer Gesamtfläche von 75 739 ha durch die Festigung für das Deutschtum sichergestellt.

12. Teil 3 - S. 25

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 25 — vorteilhaften Veränderungen, die Posen erfahren hat, erklären sich b. aus der Einwanderung der Deutschen. Seitdem Posen zu Preußen ge- hört, haben sich viele Deutsche unter der polnisch redenden Bevölkerung niedergelassen, haben sich Boden gekauft und denselben sorgfältig bebaut. — Der Deutsche als Vorbild (Fleiß, Sauberkeit, Ordnung in der Wirt- schaftsführung!) — Verbreitung der deutschen Sprache. 3. Wie kommt es, daß Posen sich besonders zu Ackerbau und Viehzucht eignet? Ein Blick auf die Karte lehrt, daß Posen a. eine weite Ebene bildet (Posen ist die ebenste Provinz des preußischen Staates!), b. gut bewässert ist (Warthe, Netze, Brahe). 4. Schließe aus der Bodenbeschaffenheit der Provinz auf den Lauf der Flüsse. Die Flüsse ziehen langsam dahin, da es an Gefälle fehlt. (Die Neigung zu Sumpf-und Moorbildung! Vergl. S. 38.) Zusammenfassung und Einprägung des gesamten Stoffes an der Hand der Überschriften: Die Provinz Posen. 1. Lage der Provinz. 2. Bodenbeschaffenheit — (Ebene — Sonst und jetzt). 3. Bewässerung. 4. Beschäftigung der Bewohner. 5. Ortschaften (Sonst und jetzt!) 6. Bewohner (Sonst und jetzt!) 4. Die Provinz Schlesien. Zur Veranschaulichung: Eisenerz, Bleierz, Zinkerz (Galmei). Ziel: Wir betrachten die Provinz Preußens, um deren Be- sitz drei blutige Kriege geführt worden sind. (Zeigen.) Nachdem die Kinder auf Grund des Geschichtsunterrichts kurz dar- gestellt haben, was ihnen über Ursache und Verlauf der drei schleichen Kriege bekannt ist, schreitet der Unterricht naturgemäß fort an der Hand zweier Hauptfragen. I. Wo liegt diese Provinz? Mit Hilfe der Karte stellen die Kinder selbst fest: Schlesien ist die südöstlichste Provinz des Hohenzollernstaates. Sie breitet sich aus zu beiden Seiten der Oder und grenzt an das Königreich Sachsen, an Brandenburg, Poseu, Rußland und Österreich. An der Südgrenze erhebt sich das Riesengebirge, auf dem, wie uns längst bekannt ist, die Elbe entspringt. (Vergl. I. Abteilung S. 91 ff.) Ii. War diese Provinz es wert, daß so lange und so heiß um sie gestritten wurde? Sie war es, denn

13. Das Deutsche Reich - S. 46

1918 - Leipzig : Wunderlich
— 46 — ungefähr in der Mitte der gesamten Provinz. — Bromberg liegt an einem Nebenflusse der Weichsel, an der Brahe. — Hohensalza liegt südöstlich von Bromberg.) Brombera und Posen sind wichtige Handels- städte. Hierher bringen die Landleute ihr Getreide, ihre Zuckerrüben und ihre Kartoffeln, die Viehzüchter ihre Rinder, Schweine und Pferde zum Verkaufs Hier wird auch die Wolle "5er' zahlreichen Schafherden verhandelt. — In beiden Städten ist auch die Industrie in erfreulichem Aufschwünge begriffen. Welche Industriezweige erwartest du hier? Solche, welche die Erzeugnisse der Landwirtschaft oder Viehzucht verarbeiten, also Mühlen, Zuckerfabriken, Spiritus brennereien (Kartoffeln!), Brauereien (Hopfen!), Gerbereien (Felle der Haustiere!)/ Hohensalza war, als es 1772 zu Preußen kam, ein armseliges Städtchen mit engen, schmutzigen Straßen und 190 elenden Häusern. Heute ist es eine von fruchtbaren Weizengefilden umgebene ausblühende Handelsstadt. Auch das große Steinsalzlager, welches sich in der Nähe der Stadt befindet, wird mehr und mehr zu einer Quelle des Wohlstandes. Es hat u. a. auch zur An- läge eines Solbades geführt. d) Endlich ist auch die Bildung der Bewohner vielfach besser geworden. Seitdem alle Kinder zur Schule gehen müssen, trifft man nur selten noch Leute, die vom Lesen und Schreiben gar nichts verstehen. Zur sachlichen Besprechung. a) Woher kommt es, daß die Provinz Posen sich in den letzten hundert Jahren so zu ihrem Vorteil verändert hat? Der bedeutende Umschwung, den wir kennen gelernt haben, erklärt sich 1. aus der Fürsorge der preußischen Fürsten. Besonders hat Friedrich Ii, viel für Posen getan. Er ließ nicht allein sumpfige Niederungen an der Netze austrocknen und in fruchtbares Ackerland verwandeln, sondern sorgte auch in väterlicher Weise für die Städte. So ließ er z. B. den Brom- berger Aanal (Zeigen!) graben*) und verband so die Weichsel und die Oder. — Weise nach, inwiefern der Kanal wirklich große Vorteile bietet! — Die vorteilhaften Veränderungen, die Posen erfahren hat, erklären sich 2. aus der Einwanderung der Deutscheu. Seitdem Posen zu Preußen gehört, haben sich viele Deutsche unter der polnisch redenden Bevölkerung niedergelassen, haben sich Boden gekauft und ihn sorgsältig bebaut.2) — (Der Deutsche als Vorbild: Fleiß, Sauberkeit, 1772/73. 2) Die Einwanderung deutscher Ansiedler wird durch den Staat tatkräftig unterstützt. Seit 1886 besteht in Posen eine „Ansiedelungskommission", welche die Aufgabe hat, Güter von polnischen Besitzern anzukaufen, zu zerstückeln und an deutsche Kolonisten billig zu verkaufen. Die Anficdlungskomnnssion baut die Dörfer fix und fertig mit Kirche, Schule. Wirtshaus, Bauernhöfen, Spritzenhaus, Häusern mit Werkstätten für Schmied und Stellmacher. Alle Gebäude sind massiv, schmuck

14. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 413

1884 - Leipzig : Spamer
Posen seit dem Jahre 1793. 413 Russen auf ihrem Durchmarsche nach Posen, 1759 rückten die Preußen in die Stadt ein, nahmen die russischen Magazine fort und zerstörten, was sie nicht mitnehmen konnten. Kaum waren sie abgezogen, als der russische Marschall Fermor mit seinen Heerhaufen ankam. Auch in den folgenden Jahren bis 1763 standen abwechselnd bald Preußen, bald Russen in Posen, das nicht zur Ruhe kommen sollte. Als dann endlich Friede wurde, gab der Rat den Meistbietenden die leerstehenden Häuser und wüsten Bauplätze unter der Bedingung, daß sie dieselben binnen drei Jahren herstellten oder bebauten. Das Gerichtsgebäude war in einem solchen Zustande, daß man sich im Winter nicht zu heizen getraute und die Schreiber öfter das Tintenfaß unter dem Arme halten mußten, um dasselbe warm und somit die Tinte flüssig zu erhalten. Im Jahre 1779 gab es etwa 350 Häuser in Posen. Um diese Zeit begann die Kommission der guten Ordnung, die es sich zur Aufgabe machte, die Stadt wieder in Blüte zu bringen, ihre Thätigkeit. Ihr war es zu verdanken, daß Posen im Verlaufe von zehn Jahren sich wieder aus den Trümmern erhob, der Handel von neuem anfing zu blühen, die Bevölkerung sich verdoppelte und die Schulden zum Teil getilgt wurden. Im Jahre 1787 hatte Posen schon wieder 1211 Gebäude. Als 1773 der Jesuitenorden aufgehoben wurde, konnte das Jesuitengymnasium nur noch bis 1730 fortbestehen. In diesem Jahre wurde es gleichzeitig mit dem alten vom Bischof Lnbranski 1519 gestifteten Kollegium aufgehoben und für beide Anstalten eine Woiwodschaftsschule im Mariengymnasium und ein geistliches Seminar eingerichtet; aber das Gymnasium wurde mehr von jungen Adligen aus der Umgegend als von Bürgersöhnen besucht. Der Unterricht geriet in völlige Verwahrlosung; die Sternwarte der Jesuiten war versallen und mußte 1735 eingerissen werden, die Bücherei wurde zum Teil zerstreut, die Werkzeuge zur Beobachtung des Himmels gingen an die Krakauer Universität über, auch die Naturaliensammlung und die physikalischen Instrumente waren beiseite gebracht. Posen seit dem Äahre 1793. Infolge der zweiten Teilung Polens nahm Preußen von einem großen Teile Polens im Jahre 1793 Besitz und bildete aus demselben die Provinzen Süd- und Südostpreußen. In die Stadt Posen, die zu Südpreußen gehörte, rückten die Preußen am 12. Febrnar 1793 ein und am 7. Mai ließen sie sich huldigen. Posen war damals von 12 533 Ein- wohnern bewohnt, von denen 7437 Katholiken, 3021 Juden, 1913 Lutheraner, 115 Calvinisten, 47 Griechischgläubige waren. Die preußische Regierung nahm sich der Stadt als der ersten des Landes mit besonderer Fürsorge an. Be- Hörden, wie die Kriegs- und Domänenkammer oder Regierung, die Steuer- direktion und das Oberlandesgericht, auch ein Regiment Fußvolk wurden in sie gelegt; die Überreste der Befestigungen wurden geschleift. Hertzberg schreibt in seinem Buche „Südpreußen und Neu-Ostpreußen" im Jahre 1798: „Seit der preußischen Besitznehmung hat sich diese Stadt (Posen) durch viele schöne, große Anlagen und neue Gebäude so sehr zu ihrem Vorteil verändert, daß Reisende, die vormals hier gewesen sind, sie jetzt kaum mehr kennen." Die Wilhelmstraße wurde nach dem Muster der Linden in Berlin angelegt; sie endigte mit dem Paradeplatz; ein andrer Neubau, die Friedrichstraße, durchschnitt

15. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 414

1884 - Leipzig : Spamer
414 Stadt Md Festung Posen. sie. Beleuchtung der Stadt am Abende führten die Preußen ein, für die Nacht hielt die Stadt zwölf Wächter. Über Posener Verhältnisse aus dem Jahre 1793 gibt uns ein deutliches Bild ein Brief des in der deutschen Litteratnrgeschichte bekannten Günther von Göcking, des Freundes mehrerer Mitglieder des Hainbundes, der an seinen Freund Gleim unter dem 11. Juni 1793 von Berlin aus schreibt, nachdem er eben von Posen zurückgekehrt ist (mitgeteilt in den Posener Provinzialblättern 1880, Nr. 37): „Seit acht Tagen, liebster Gleim, bin ich wieder hier. Von Süd- prenßen habe ich wenig gesehen, bloß den Strich von Meseritz nach Posen. Der Boden ist fruchtbar, das Land über mein Erwarten angebaut, die Wälder -aber, deren ich selbst nach den neuesten Karten viel zu finden gedachte, sind nur noch wenige. Der Adel hat sie größtenteils ausgerottet und zum größten Teile deutsche Kolonisten darauf gefetzt. Dies hat den Holzpreis sehr gesteigert. Man hat zwar hin und wieder sehr guten Torf gefunden, aber niemand gräbt ihn. Hausmiete und Feuerung kommen in Posen fast eben so hoch zu stehen als in Berlin, ja die erstere fast noch höher. Dagegen sind die ersten Lebensbedürf- nifse wohlfeil, und eine Familie, die eine eingerichtete Wirtschast hat und auf Delikatessen Verzicht thut, kann dort recht gut fertig werden. Seidene und lederne Waren ausgenommen, sind alle übrigen teurer als hier. Die Hand- werker arbeiten schlecht. Alle guten Möbel läßt man aus den schleichen Herrnhuterkolonien kommen. Die beste Arbeit aller Art machen noch die Juden, die alle Handwerke ohne Ausnahme treiben und in manchen Städten eigne Zünfte haben. Überhaupt ist bei dieser Volksklasse, wenn man den Teil des Adels ausnimmt, der Reisen ins Ausland gemacht hat, die meiste Kultur. Ihre Anzahl wird sich in Südpreußen auf nahe an 150000 Seelen erstrecken. Bürger und Bauer sind mit der preußischen Besitzergreifung sehr zufrieden, und in der That gewinnen sie auch viel dadurch. Es ist unglaublich, was sich der begüterte Adel gegen die übrigen Stände bisher erlaubt hat. Der Adel scheint sich gutwillig in sein Schicksal zu ergeben. Die, welche den roten Adler- orden erhalten hatten, brüsteten sich nicht wenig damit, und um die Landrats- stellen bewerben sich eine unglaubliche Menge Kandidaten. Im ganzen ist die Nation um ein volles Jahrhundert gegen die Einwohner der alten Provinzen zurück. Es wird viele Mühe und Geduld kosten, sie gesitteter und reinlicher zu machen. In ganz Posen, so bedeutend die Stadt auch ist, gibt es kein Wirts- Haus, worin ein rechtlicher Mensch abtreten könnte; und logiert man auch im besten Privathaus, so bekommt man dennoch weder Handtuch noch Waschbecken und am wenigsten ein Bett. Drei Nächte mußte ich auf einem Gartensofa liegen, ehe meine neuen Matratzen fertig wurden. Der Adel macht großen Aufwand in Equipageu und Livreen; diese waren ebenso modern und glänzend als in Berlin. Alle Damen schminken sich, sie mögen es nötig haben oder nicht; sie tragen sich sehr bloß, und nach ihren Nationalbegriffen von Schicklichkeit läuft es gar nicht wider den Anstand, sich von Bekannten auf den Bufen küssen zu lassen. Dagegen wird sich nicht leicht eine zu einem Kusse auf den Muud ent- schließen. Sie sprechen fast alle französisch, die Männer auch deutsch. Sie sind offen und höflich, aber nicht so liebenswürdig als nnsre Landsmänninnen." Am Ablaufe des 18. Jahrhunderts bestand Posen aus 1309 Wohnhäusern, 16 öffentlichen Gebäuden außer den 29 Kirchen, dem Domkapitel, den drei

16. Landeskunde der Provinz Posen - S. 33

1902 - Breslau : Hirt
33 3. Religion und Volksbildung. Die oberste Kirchenbehörde der evangelischen Kirche in der Provinz ist das Konsistorium zu Posen, an dessen Spitze der Konsistorial-Präsident steht. Ter General-Superintendent ist der revidierende Kommissar des Konsistoriums in internen Angelegenheiten. Die Provinz gliedert sich in Diözesen, die von Superintendenten geleitet werden, diese wieder in Pfarreien oder Kirchspiele unter der Seelsorge der Pfarrer oder Pastoren. An der äußeren Verwaltung haben auch die Gemeindemitglieder Anteil (Ge- meindevertretung). In jeder Gemeinde besteht außerdem ein Gemeinde- kirchenrat, zu dem der Pfarrer und, je nach der Größe der Gemeinde, vier bis zwölf Kirchenälteste gehören, die von der Gemeinde gewählt werden. In der Diözese besteht die Verwaltungsbehörde der Kreissynode, in welcher der Superintendent den Vorsitz führt, und zu der sämtliche Geistliche der Diöeese und doppelt soviel Laienmitglieder gehören. Gewöhnlich tagt die Kreissynode jährlich einmal. Alle zwei Jahre tritt die Provinzialsynvde zusammen, zu welcher der General-Superintendent, sämtliche Superintendenten der Provinz und aus jeder Diözese zwei von der Kreissynvde gewählte Mitglieder gehören. An der Spitze der Provinzialsynvde steht ein von dieser gewählter Präsident. Die katholische Kirche der Provinz leitet der Erzbischof von Gnesen und Posen, der seinen Sitz in Posen hat. Das Bistum Posen ist mit dem Erzbistum Gnesen für immer vereinigt. Beide 'haben aber je ein Metro- politankapitel in Gnesen und in Posen. Auch hat in beiden Städten je ein Weihbischof seinen Sitz. Das Erzbistum gliedert sich in Dekanate, diese wieder in Pfarreien. Tie Dekane vermitteln die kirchlichen und Verwaltungsgeschäfte zwischen dem erzbischöflichen Konsistorium und den einzelnen Pfarreien. Vikare und Kapläne sind Gehilfen der Pfarrer. Die Ausbildung der Geistlichen geschieht auf den Priesterseminaren in Posen und Gnesen. Die Selbstverwaltung der Gemeinden ist im wesentlichen auf die Vermögensverwaltung beschränkt. — Die Volksbildung hat in neuester Zeit in der Provinz bedeutende Fort- schritte gemacht. Obgleich Posen bei den Rekruteneinstellungen (mit West- preußen) noch immer die meisten Analphabeten aufweist, so ist deren Zahl doch bereits stark gesunken und beträgt zur Zeit 0,:$5% (Reichsdurchschnitt nur 0,07%, Preußen 0,10%). Zum Zweck der Schulbildung bestehen zahlreiche Volksschulen, ferner Mittelschulen und höhere Unterrichtsanstalten. Eine Volksschule be- steht fast in jedem Orte; die Schulpflicht währt vom 6. bis 14. Lebensjahre. In kleineren Ortschaften ist die Schule einklassig, in größeren zwei- und drei- klassig, in manchen Dörfern und in den Städten mehrklassig. Die Volks- schulen sind der Königl. Regierung untergeordnet und tverden von Kreisschul- inspektoren beaufsichtigt. Eigentliche Knaben- und Mädchen-Mittel- schulen gibt es nur in Posen, Bromberg und Jnowrazlaw. Doch gehören zu den mittleren Schulen auch die „gehobenen" Knabenschulen und die höheren Mädchenschulen. Letztere stehen meist unter der Aufsicht der Königl. Regierung. Vollausgebaute höhere Mädchenschulen sind neuerdings dem Provinzialschulkollegium in Posen unterstellt, so die höheren Mädchenschulen in Posen, Bromberg und Schneidemühl. An höheren Lehranstalten hat die Provinz Posen 17 Gymnasien, 1 Realgymnasium, 1 Oberrealschule und 2 Progymnasien. Sie sind sämtlich dem Königl. Provinzialschulkollegium Landeskunde der Provinz Posen. 2. Anst. Z

17. Landeskunde der Provinz Posen - S. 29

1911 - Breslau : Hirt
Vi. Das Klima. 29 Die sog. mittleren höchsten und niedrigsten Temperaturen im Jahre betragen für Posen >31,8° und -17,1°; d. h. man muß in jedem Jahre gewärtig sein, Hitzegrade bis 4-31,8° und Kältegrade von -17,l" zu erleben. Die größte bisher in Posen gemessene Hitze war in den Jahren 1865 und 1901 4-35,30, und die größte Kälte im Jahre 1850 — 36,5". Frosttage, d. h. Tage, an denen die Temperatur unter 00 sinkt, hat Posen 94 und Bromberg 111; davon fallen die meisten in den Januar, nur die Sommermonate Juni, Juli und August sind ganz frei von Frosttagen. Eistage, d.h. solche Tage, an denen die Temperatur den ganzen Tag unter 0 0 bleibt, hat Posen 33, Bromberg 41, die meisten wieder im Januar. Posen hat Eistage in den 3 Wintermonaten und noch gelegentlich im November und März, Bromberg in diesen 5 Monaten und zuweilen noch dazu im Oktober und April. Der erste Frost pflegt in Posen am 31. Oktober, in Bromberg am 16. Oktober einzutreten, der letzte in Posen am 25. April, in Bromberg am 30. April. Neben der Temperatur bilden die Niederschläge den wichtigsten klimatischen Faktor. Wie das Posener Land zu den kühlsten Gebieten Deutschlands gehört, so noch ausgesprochener zu den trockensten; es muß also klimatisch wohl als der Teil unseres großen Vaterlandes angesehen werden, der von der Natur am stiefmütterlichsten behandelt worden ist. Die Provinz erreicht an keiner Stelle die mittlere Niederschlagshöhe des Preußischen Staates, die auf 637 mm berechnet ist, ja nicht einmal 600 mm, die sonst jede Provinz an irgendeinem Punkte aufweist. Dagegen dehnt sie sich über den weitesten Teil der größten zusammenhängenden Trockenzone im Deutschen Reiche hin. Dieses Trockengebiet hat 450 bis 500 mm Fahresniederschlag und geht von der mittleren Warthe über die obere Netze und untere Weichsel bis zur Ostsee. Don den Posener Landschaften gehören zu dem Trockengebiet die ganze Ostposener und Kujavische Hochfläche, der 0 von der Nord- und Westposener Hochfläche, etwa von der Linie Schneidemühl — Obornik — Grätz an, und der niedrige Nordrand der Südposener Hochfläche. Der Rest der Provinz, also der Westen und Süden, hat Zwischen 500 bis 600 mm Niederschlag. Die Gründe für diese Niederschlagsverteilung liegen darin, daß der Atlantische Ozean, wie er der Hauptwärmespender, so auch der Hauptniederschlagsspender ist, und daher alle entfernter, d. h. östlicher gelegenen Landschaften weniger Niederschläge bekommen als die näheren westlichen. Diese Erklärung reicht aber für die Südposener Hochfläche nicht aus, weil sie genau so weit östlich liegt wie die Ostposener und doch merklich feuchter ist. Hier kommt als Erklärung wieder die bedeutendere Höhe der Südposener Hochfläche in Betracht; denn die Menge der Niederschläge nimmt aus gewissen Gründen mit der Höhe zu. Die mittlere Niederschlagshöhe für das ganze Posener Land beträgt 513 mm; alle anderen Provinzen haben mehr Niederschläge. Die einzelnen Jahre können aber recht verschieden hohe Niederschlagsmengen erhalten; so hatte das nasseste bisher beobachtete Fahr in Posen (1888) 694 mm, das trockenste (1874) nur 330 mm; danach hatte das nasseste mehr als doppelt so viel als das trockenste Jahr. Auf das Fahr verteilen sich die Niederschläge so, daß der Fuli am meisten und der Februar am wenigsten Niederschläge aufweist. Es ist sehr günstig, daß die meisten Niederschläge gerade zur Zeit des Höhepunktes der Vegetation und der größten Verdunstung fallen. Nach dem bloßen Gefühl würde man vielleicht gerade umgekehrt den größeren Niederschlagsreichtum im Winter und den geringeren im Sommer vermuten,

18. Das Deutsche Reich - S. 47

1918 - Leipzig : Wunderlich
— 47 — Ordnung in der Wirtschaftsführung? — Verbreitung der deut- schen Sprache.) — Trotz der zahlreichen Einwanderer steht aber die Zahl der Deutschen noch weit hinter der der Polen zurück. Die Deutschen bilden nur ätoei Fünftel der Bevölkerung.') Sie werden von den Polen als Eindringlinge angesehen. Die Polen hoffen noch immer auf ein neues, mächtiges Polenreich („Noch ist Polen nicht verloren!") und halten daher auch zäh au ihrer Sprache fest. b) Wie kommt es, daß Posen sich besonders zu Ackerbau und Viehzucht eignet. Ein Blick auf die Karte lehrt, daß Posen 1. eine weite Ebene bildet (Posen ist die ebenste Provinz des Preußischen Staates!), 2. gut bewässert ist lwarthe, Netze, Brahe). c) Spließe aus der Bodenbeschaffenheit der Provinz auf den Lauf der Flüsse! Die Flüsse ziehen langsam dahin, da es an Gefälle fehlt. (Die Neigung zu Sumpf- und Moor- bildung! Vergl. S. 44.) d) Miß und beschreibe den Lauf der Warthe! (Ungefähr 800 km lang. — Der Warthelauf läßt sich in vier große Strecken zerlegen, die fast rechtwinklig umbiegen, alfo auf der Karte wie Treppenstufen erscheinen. Zunächst fließt die Warthe nach Norden. Dann biegt sie nach Westen um. Ein niedriger Höhenzug zwingt sie, wieder nach Norden umzubiegen. Nach einer Weile wendet sie sich wieder nach Westen und behält dann diese Richtung bis zur Mündung bei. Ihr Hauptnebenfluß ist die Netze. Ihr Laus bildet einen weiten, nach Süden zu offenen Bogen.) e) Wie erklärst du, daß die Provinz Posen nur wenige größere Städte hat? (In Posen bildet die Landwirtschaft den Haupterwerbszweig!) f) Die Stadt Posen hat eine sehr günstige Lage. Wieso? 1. Sie liegt in der Mitte der Provinz. 2. Sie liegt an einem schiffbaren Flusse. 3. Sie liegt am Schnittpunkte wichtiger Eisenbahnlinien. (Breslau—posen—thorn; Stettin—posen— Breslau; Berlin—frankfurt—posen.) und sauber, jedes Haus hat einen Vorgarten. Ein solcher Bauernhof, bestehend aus Wohnhaus, Stall und Scheune, kostet durchschnittlich 10000 bis 11000 9ftarf. Eine geringe Anzahlung genügt zur Erwerbung, der Rest wird entweder v rrentet oder als Restkaufgeld in Teilzahlungen abgezahlt. So ist es auch mit den Feldern, die in Pacht oder auf Rente gegeben werden. In der Nähe von Posen liegt eine ganze Anzahl solcher „Musterdörfer": Ulmhof, Schönhernhausen, Maresko, Mino und Golenhosen. l) Posen ist die einzige Provinz Preußens, in der sich die Deutschen in der Minderheit befinden. -------

19. Das Deutsche Reich mit seinen Kolonien - S. 66

1911 - Goslar a. Harz : Danehl
— 66 — Die Ansiedelungskommission kaust Güter und zerteilt sie in Baucrnbesitzungen. Die Industrie ist nur in geringem Maße entwickelte Es sind meistens nur die Industrie- zweige vertreten, welche mit der Landwirtschaft unmittelbar zusammenhängen und durch diese bedingt sind. Welche also? (Siehe Seite 42). Der Bergbau ist unbedeutend: man gewinnt bei Hohensalza Salz, ferner Braunkohlen und viel Torf in der ganzen Provinz Die Provinz treibt einen lebhaften Handel mit den benachbarten Provinzen und Rußland (Durchgangsverkehr). Mittelpunkte des Handels- Verkehrs sind Bromberg und Posen. Warum? —- Wodurch begünstigt? — Zusammenfassung und Einprägung. Einteilung und Ortskunde. Die Provinz Posen wird in zwei Re- giernngsbezirke eingeteilt. Zeige und nenne sie! Bromberg und Posen. Bestimme die Lage der beiden Regierungsbezirke! — Die Hauptstadt der Provinz ist Posen. Gib an, was dir von dieser Stadt bekannt ist! (S. 42). — Zeige und nenne Städte im Regierungsbezirke a) Posen — b) Bromberg! Großstädte Mittelstädte große kleine K l e i n st ä d t e 1. Reg.-Bezirk Posen Posen 150 000 Rawitsch, Lissa Krotoschin üb. 10 000 2. Reg.-Bezirk Bromberg Bromberg über 50 0v0 Gnesen, Hohensalza Schneidemllhl über 20 000 Gib an, was dir von diesen Städten bekannt ist! — Zeige die Städte, die a) im Gebiet der Warthe — b) der Netze liegen! — Nenne a) Handels-, b) Industriestädte, c) Festungen, d) usw. der Provinz Posen! — Lesen: Der Hopfenbau in der Provinz Posen. — Das Flachland von Posen. — Schriftliche Übungen: Wie es vormals in der Provinz Posen aussah. — Fürsorge Friedrich des Großen uni die Provinz Posen. — Ein Gang durch die Hopsenpflanzungen. — Zusammenfassung und Einprägung nach gegebener Übersicht. 5. Die Provinz Brandenburg. Kehrxiel: Wir betrachten nun die Provinz des Norddeutschen Tief- landes, die man „das Herz des preußischen Staates" nennt. Es ist dies die Provinz Brandenburg (zeigen!). I. Inwiefern bildet die Provinz Brandenburg das Herz des preußischen Staates? Lage und Grenzen. Warum nennt man Brandenburg das Herz des preußischen Staates? Es liegt in der Mitte des preußischen Staates (zwischen den beiden Strömen der Mitte gelegen; Entfernung nach Osten und Westen, nach der Küste und dem Mitteldeutschen Berg- lande ungefähr gleich), es ist das älteste Glied des preußischen Staates. Weise es nach! — In Brandenburg liegt auch die Hauptstadt des Reiches, die den Mittelpunkt des nationalen, gewerblichen und handelspolitischen Lebens bildet, und von der aus die Verkehrsadern nach allen Teilen des Reichs hinlaufen usw. Bestimme die Grenzen der Provinz Brandenburg! Brandenburg grenzt im Norden

20. Landeskunde der Provinz Posen - S. 48

1902 - Breslau : Hirt
48 E. Bevölkerung. Handwerker und Kleinbauern ansässig zu machen. Die Anstalt ist mit 34 Waisen- kindern eröffnet, aber für 70—80 eingerichtet. Mit der Anstalt ist das „Grütterhaus"1 verbunden, eine Leipziger Stiftung für deutsche Lehrerwaisen (Knaben), und eine landwirtschaftliche Winterschule. Zu der Waisenanstalt gehören 60 Morgen Ackerland und Wiesen und ein Park von 36 Morgen. 3. Verwaltung. Die Ansiedlungskommission hat ihren Sitz in der Stadt Posen. An der Spitze derselben steht ein selbständiger Präsident, dem ein Verwaltungskörper von 16 Oberbeamten und zahlreichen Sekretären, Land- messern, Kanzlisten und untern Beamten unterstellt ist, außerdem 3 landwirt- schaftliche Sachverständige und das Ansiedlerauskunftsbureau. Der Staat ist durch einen Unterstaatssekretär und die einzelnen Ministerien durch Kommissare vertreten. Die Ansiedlungskommission gliedert sich in Abteilungen, welche den Ankauf, die Aufteilung und Verwaltung der Güter leiten. 5. Staatliche Verwaltung 2. 1. Provinzialbchördeu. An der Spitze der Provinzialverwaltung steht der Oberpräsident, der seinen Sitz in Posen hat. Ein Oberpräsidialrat, eine Anzahl von Räten und Hilfsarbeitern sind ihm beigegeben. Sie teilen unter sich die Geschäfte nach seinen Anweisungen. Zur Mitwirkung bei der allgemeinen Landesverwaltung besteht der Provinzialrat. Derselbe setzt sich aus dem Oberpräsidenten als Vorsitzenden, einem vom Minister des Innern ernannten höheren Verwaltungsbeamten und fünf Mitgliedern zusammen, die vom Provinzialausschuß ans der Zahl der zum Provinziallandtage wählbaren Provinzialangehörigen gewählt werden. Der Oberpräsident leitet alle Verwaltungssachen, welche die ganze Provinz angehen. Ihm sind unterstellt die beiden Bezirksregierungen, das Provinzialschulkollegium, das Medizinalkollegium, die Pro- vinzialsteuerdirektion, die Generalkommission zur Regelung grund- herrlicher und bäuerlicher Verhältnisse für Posen und Westpreußen mit dem Sitze in Brvmberg, die Rentenbank für die Provinz Posen, die Land- schaftlichen Kreditinstitute, die Meliorationsangelegenheiten der Provinz und der Provinzialverband. Der Provinzialverband (Provinziallandtag und Provinzialausschuß) ist das Organ der Selbstverwaltung in der Provinz. Unter seiner Leitung stehen alle Angelegenheiten, die nicht unmittelbar staatlich sind, als Chanssee- ban, Wegebau, Armenwesen, Taubstummen-, Blinden- und Irrenanstalten, die landwirtschaftlichen Schulen, das Korrigendenwesen, die Landeskulturrenten- bank, die Provinzialhilfs- und Darlehnskassen, Versicherungsanstalten, die Provinzialfeuersozietät, das Provinzialmnsenm n. a. m. Ter Provinziallandtag (50 Mitglieder) tagt alle zwei Jahre in Posen. Zum Zwecke der Verwaltung der Angelegenheiten des provinzialständischen 1 Benannt nach dem 1807 auf einer Fahrt von Schweb nach Terespol ums Lebe» gekommenen Lehrer Grütter. - Nach dem Landesverwaltungsgesetz vom 30. Juli >883, den gesetzlichen Zusatz- bestimmungen vom l0. Mai 1880 und spätere Verordnungen.