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1. Alte Geschichte - S. 71

1870 - Mainz : Kunze
71 meinten, unterhält er sich mit Jedem, zieht Freunde an sich und sucht mit ihnen — selbst bedürfnislos, und ohne Lohn — ein wahres begriffsmäßiges Wissen aufzuerbauen im Gegen- satz gegen die nur von der Oberfläche der Dinge geschöpften Vor- stellungen : seine Gespräche vorzugsweise aus Erkenntniß des Menschen und seiner Pflichten (das „Lerne dich selbst kennen" des delphischen Tempels), nicht aus Naturphilosophie gerichtet; sein Satz, daß die Tugend ein Wissen sei. Ohne sich mit dem Volksglauben in Widerspruch zu setzen, entfaltet er so eine heilsam- anregende Thütigkeit, leistet dem Staat seine Pflichten pünktlich, kämpft bei Potidäa, Delion, Amphipolis, widersteht allein dem Un- recht beim Arginusenprozeß (s. S. 67), ebenso beit 30 Tyrannen, ohne weitere Anfechtung (außer den „Wolken" des Aristophanes 424), bis er in seinem 70. Jahr angeklagt wird, „daß er die Jugend verderbe, an die Götter des Staats nicht glaube, andre neue Gottheiten einführe." Bertheidigungsrede vor dem Heliastengericht, welche in der Form, die ihr sein Schüler Plato gegeben, das erhabenste Denkmal ejnes reinen Gottesbewußtseins, das wir aus dem Alterthum besitzen, ebendeßwegen seinen Richtern unverständ- lich bleibt. Dennoch nur mit sehr geringer Mehrheit schuldig ge- sprochen, reizt er das Gericht durch seinen Gegenstrafantrag, „ihm als Staatswohlthäter einen Platz im Prytaneion zu geben"; wird zum Tode verurtheilt. Kurzer Aufschub, während das Schiff mit der Festgesandtschafl nach Delos geht. Zurückweisung eines Fluchtantrags (Critou), weil man den Gesetzen auch wo sie Unrecht haben gehorchen müsse: nach Gesprächen mit seinen Freunden über die Unsterblichkeit der Seele trinkt er den Gift- becher und leidet so den Tod, den er mit seinen letzten Worten („dem Heilgotte schulden wir einen Hahn, vergeßt nicht ihn zu opfern") als eine Genesung bezeichnet. 3. Der Zug des jüngeren Cyrus, der Rückzug der Zehn- tau s en d uu d die Verw icklun gen mit den Persent (401—394). a. Auf Darms Ii. folgt im Jahr 404 Artaxerxes Ii. Mnemon, dessen jüngerer Bruder Cyrus mit Lysander int Bunde dett Spartanern zum Sieg im peloponnesischen Kriege verholfen hat. Ehrgeizige Plane des Fürsten, unterstützt von seiner Mutter Parysatts; mit Hülse seiner Verbindungen in Griechenland, mittelbar (durch Lysanders Einfluß) von Sparta unterstützt, sammelt er neben zahlreichen barbarischen Truppen eine griechische Söldnermacht von 13000 Mann unter verschiedenen Führern, deren bedeutendster

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1. Pensum der Sexta - S. 45

1889 - Leipzig : Teubner
Cyrus, Stifter des persischen Reiches. 45 Als Cyrus zwölf Jahre alt war, spielte er einst mit anderen Knaben des Dorfes das Königsspiel. Cyrus wurde zum Könige gewählt. Einer seiner Unterthanen, der Sohn eines vornehmen Meders, wollte nicht gehorchen. Da ließ Cyrns ihn ergreifen und züchtigen. Darüber beschwerte sich der Vater des Knaben beim Astyages und verlangte die Bestrafung des frechen Hirtenbuben. Astyages ließ denselben vor sich kommen. Die edle Haltung des Cyrus und dessen wunderbare Ähnlichkeit mit seiner Tochter Mandane veranlaßten ihn zu weiteren Nachforschungen. So erfuhr er die wahre Herkunft des Cyrus. Doch fügte er demselben kein Leid zu, sondern erkannte ihn als seinen Enkel an. Denn die Traumdeuter verkündeten ihm, daß er jetzt von Cyrus nichts mehr zu fürchten habe, da derselbe ja im Spiel wirklich König gewesen sei. Dagegen bestrafte Astyages den Harpagns auf das grausamste dafür, daß er seinen ihm erteilten Befehl nicht ausgeführt hatte. Er ließ heimlich dessen Sohn töten und dem Vater das Fleisch desselben als Speise vorsetzen. Nach dem Mahle fragte der König den Harpagns, ob ihm das Gericht geschmeckt habe. „Vortrefflich", erwiderte derselbe. Da brachten auf einen Wink des Astyages die Diener in einem Korbe Kopf, Hände und Füße des Knaben. Bei diesem schrecklichen Anblick blieb der Vater äußerlich ruhig, um nicht den Zorn seines Gebieters noch mehr zu erregen, innerlich aber schwur er demselben Rache. 2. Befreiung der Perser. Sobald Cyrus erwachsen war, beschloß Harpagus seinen Racheplan zur Ausführung zu bringen. Er schickte dem Cyrus einen Hasen als Geschenk und ließ ihm sagen, denselben allein und in niemandes Gegenwart aufzuschneiden. Das that Cyrus auch und fand in dem Leibe des Tieres einen Brief, in welchem Harpagns ihn aufforderte, die Perser zum Abfalle von Astyages aufzureizen. Cyrus hatte schon längst mit Un- willen bemerkt, in wie schwerer Knechtschaft seine Landsleute von den weichlichen Medern gehalten wurden. Er beschloß daher, auf den Plan des Harpagns einzugehen. Um nun die Perser für seine Absichten zu gewinnen, rief er die vornehmsten von ihnen zusammen und teilte denselben mit, daß Astyages ihn zu ihrem Anführer ernannt habe. Jeder von ihnen folle am folgenden Tage mit einer Sichel erscheinen. Als die Perser sich nun dem Befehl gemäß einfanben, gebot ihnen Cyrus, ein weites Felb, welches mit Disteln und Dornen bewachsen war, urbar zu machen. Unter vielen Mühen vollbrachten die Perser diese Arbeit. Darauf befahl Cyrus ihnen, am folgenden Tage in

2. Theil 2 - S. 321

1864 - Mainz : Kirchheim
321 störte ihre Städte. Jetzt stehen nur ärmliche Fischerhütten dort, wo einst voll- ' reiche Städte blüheten. 4. C y r u 6. Von Cyrus, der in der Bibel Koresch heißt, erzählt man wunderbare Geschichten. Sein Vater war ein Perser, und so wurde auch Cyrus in der strengen kriegerischen Lebensweise der Perser auferzogen. Seine Mutter soll -eine Tochter des Königs der Meder, Asiyages, gewesen sein. Dieser ließ, so erzählt man, den Knaben zu sich nach Medien an den Hof kommen. Welch' ein Abstich zwischen der nüchternen und strengen Lebensweise der Perser, an die Cyrus von Haus aus gewöhnt war, und der schwelgerischen Schlemmerei der Meder! Doch waren die verweichlichten Meder die Herren der Perser. Daß aber diese Herrschaft der Schwächlinge über die Starken bald ein Ende haben mußte, hätte Asiyages von dem Knaben Cyrus lernen können. Cyrus konnte sich des Lachens nicht enthalten, als er am Hofe seines Großvaters Alles so weibisch geputzt sah. Asiyages saß auf einem prächtigen Throne; seine Backen, Lippen und Stirne waren bemalt, Augenbraunen und Haare ge- färbt ; er hatte goldene Ketten um den Hals, Armbänder an den Händen. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O, was ich für einen schönen Großvater habe!" Seine Mutter fragte ihn lächelnd, „ob er denn schöner wäre, als sein Vater." „Unter den Persern," antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern habe ich keinen gesehen, der so schön wäre, als mein Großvater." Dem Alten gefiel diese Antwort. Er beschenkte den Knaben reich- lich, und bei Tische mußte Cyrus immer neben ihm sitzen. Dem Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es sonderbar, daß man so vielerlei Speisen austrug. Er sah lang zu. Endlich sagte er zu dem alten Könige: „Aber, lieber Großvater, du hast doch schrecklich viel Mühe, satt zu werden, wenn du von dem allen essen mußt." Asiyages lachte lind sprach; „Glaubst du denn? daß dies hier nicht viel besser sei, als eure persischen Mahl- zeiten?" — „Ich weiß nicht," antwortete Cyrus; „aber wir werden viel ge- schwinder und leichter satt, als ihr. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach! was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt!" Mit Erlaubniß des Alten vertheilte er darauf von den Speisen unter die Diener; nur dem Mundschenken gab er Nichts. Der König, welcher den Schenken liebte, fragte den Cyrus im Scherze: „Warum gibst du denn diesem Nichts, den ich doch so lieb habe?" — „Und warum hast du ihn lieb?" fragte Cyrus. — „Siehst du nicht," antwortete der König, „wie schön er den Wein eingießt, kostet und mir zureicht?" — „O!" rief Cyrus, „das kann ich so gut, als er, und noch bester; denn ich will dir den Becher nicht halb austrinken, wie er." Darauf nahm er den Becher, goß aus der Schale Wein ein und reichte ihn dem Könige. „Aber," sprach der Alte, „du mußt Äitfftr, Viertes Lesebuch. H. Ol

3. Geschichte - S. 26

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
26 doch fragst," riefen alle verwundert, „gestern waren wir ja Sklaven, heute aber sind wir Herren!" „Und solche Herren werdet ihr immer sein," fuhr Cyrus fort, „wenn ihr das Joch der Meder abwerfet; Sklaven aber, wie gestern, so lange der Wütherich Astyages euer Herr ist. Wohlan denn, folget mir und seid frei!" Die Perser waren schon längst uuwillig über den harten Druck der Meder. Nun aber empörten sie sich und riefen Cyrus zu ihrem Könige aus. Das hörte Astyages und schickte den Harpagus mit einem Heere gegen die Empörer ab. Harpagus aber ging mit dem Heere zu Cyrus über. Da gerieth der König in Wuthund ließ alle Traumdeuter auf das jämmerlichste kreuzigen. Er selbst zog dann mit einem zweiten Heere gegen Cyrus. Bei Pasargadä, dein uralten Sitze persischer Fürsten, kam es zur Schlacht. Astyages wurde geschlagen und gefangen. Harpagus war kleindenkend genug, den Astyages in seinem Unglück noch zu verhöhnen, Cyrus aber suchte seine Empörung wenigstens dadurch gut zu machen, daß er den Astyages bis zu dessen Tod bei sich behielt und ihn mit Achtung und Liebe behandelte. ßyrus, Krösus und Kolon. Durch die Meder verstärkt sehte Cyrus seine Eroberungen fort und zwang alle Nachbarkönige, sich den Persern zu unterwerfen. Der mächtigste derselben war der durch seine Reichthümer sprichwörtlich gewordene K rösus, König der Lyder in Kleinasien. Dieser, eifersüchtig auf des Cyrus wachsende Macht, stellte sich ihm entgegen, wurde aber geschlagen und gefangen (549 v. Chr.). Aus Cyrus Befehl errichtete man einen Scheiterhaufen und setzte den König mit 14 der vornehmsten Lyder darauf. Als das Feuer den Scheiterhaufen ergriff, schrie der Unglückliche in den Flammen: „O Solon! Solon! Solon!" — Begierig, den Sinn dieser Worte zu vernehmen, befahl Cyrus, den Scheiterhaufen zu löschen und den Krösus vorzuführen. Dieser sprach, nachdem er sich ein wenig erholt hatte: „O Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Gluck so hoch erhoben und von ihm wieder so tief gestürzt worden sind als ich. Wenn du willst, daß ich länger leben soll, so wird der heutige Tag vielleicht in

4. Vaterland und Weite Welt - S. 88

1894 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
88 bärtber an den Händen. Cyrus sprang, als er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O, was ich für einen hübschen Großvater habe!" Seine Mutter fragte ihn, ob er denn schöner wäre als sein Vater. „Unter den Persern", antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern habe ich keinen gesehen, der so schön wäre wie mein Groß- vater." — Dem Alten gefiel die Antwort. Er beschenkte den Knaben reichlich, und bei Tische mußte Cyrus immer neben ihm sitzen. Den Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es sonder- bar, daß man so vielerlei Speisen auftrug. Er sah lange zu; endlich sagte er zu dem alten Könige: „Aber, lieber Großvater, du hast doch schrecklich viel Mühe, satt zu werden, wenn du von dem allen essen mußt." Astyages lachte und sprach: „Glaubst du denn nicht, daß dies hier viel besser sei als eure persischen Mahlzeiten?" „Ich weiß nicht", antwortete Cyrus, „aber wir werden viel geschwinder und leichter satt als ihr. Uns ist Brot und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach, was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr fo weit kommt." — Mit Erlaubnis des Alten verteilte er dar- auf von den Speisen unter die Diener; nur dem Mundschenken Sakas gab er nichts. Der König, welcher den Sakas liebte, fragte den Cyrus im Scherz: „Warum giebst du denn diesem nichts, den ich so lieb habe?" — „Und warum hast du ihn so lieb?" fragte Cyrus. „Siehst du nicht", antwortete der König, „wie schön er den Wein eingießt und kostet und mir zureicht?" — „O", rief Cyrus, „das kann ich so gut wie er und noch besser, denn ich will dir den Becher nicht halb austrinken wie er." Darauf nahm er den Becher, goß aus der Schale Wein ein und reichte ihn dem Könige. „Aber", sprach der Alte, „du mußt auch den Wein kosten." „Das lasse ich wohl", rief der Kleine; „denn ich weiß, es ist Gift darin. Ich habe das neulich wohl bei deinem Gastmahle gesehen." — „Wie das?" rief der Alte. — „Wißt ihr nicht mehr, wie ihr von Verstand und Sinnen kämet, sobald er euch zu trinken gegeben hatte? Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durcheinander geschrieen und gelacht! Die Sänger schrieen sich die Kehlen heiser, kein Mensch verstand sie, und doch rieft ihr alle: Wunder! So lange ihr saßet, sprach jeder von seiner Stärke; sobald ihr aufstandet zum Tanzen, fielet ihr über eure eigenen Füße. Ihr wußtet alle nicht mehr, was und wer ihr seid; du nicht, daß du König bist, und die nicht, daß sie Unterthanen sind." — „Aber", sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauscht er sich nie?" — „Nie!" — „Und was macht er denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst nichts." — Durch diese und ähnliche kluge Einfälle machte Cyrus sich sehr beliebt. Astyages ließ ihn reiten, jagen und erlaubte ihm, was er wollte. Cyrus wurde mit jedem Tage männlicher, und da er endlich in einem kleinen Treffen mit einem benachbarten Volke sich vor allen anderen hervorgethan batte, wurde er der Abgott des ganzen Volkes.

5. Geschichts-Bilder - S. 14

1878 - Langensalza : Greßler
14 diese Eroberungen hatte Nebukadnezar die Kräfte seines Reiches überspannt, und nur so lange er lebte, blieben die durch Waffengewalt unterworfenen Länder beisammen. Bald nach seinem Tode verfiel das Reich zusehens und wurde schon 50 Jahre später die Beute eines mächtigen Eroberers, des Cyrus. Das dritte aus dem alt-assyrischen Reiche gebildete Reich, das medische, wurde gleichfalls von einer Reihe von Königen regiert, von denen keiner sich durch besondere Thaten auszeichnete. Der letzte unter ihnen war Astyages. Die Perser. C Y r U s. (555 v. Chr.) Von Cyrus, der in der Bibel Koresch heißt, erzählt man wunderbare Geschichten. Sein Vater war ein Perser, und so wurde auch Cyrus in der strengen kriegerischen Lebensweise der Perser auferzogen. Seine Mutter (Mandane) soll eine Tochter des Königs der Meder, Astyages, gewesen sein. Dieser ließ, so erzählt man, den Knaben zu sich nach Medien an den Hos kommen. Welch ein Abstich zwischen der nüchternen und strengen Lebensweise der Perser, an die Cyrus von Haus aus gewöhnt war, und der schwelgerischen Schlemmerei der Meder! Und doch waren die verweichlichten Meder die Herren der Perser. Daß aber diese Herrschaft der Schwächlinge über die Starken bald ein Ende haben mußte, hätte Astyages von dem Knaben Cyrus lernen können. Cyrus konnte sich des Lachens nicht enthalten, als er am Hose seines Großvaters alles so weibisch geputzt sah. Astyages saß auf einem prächtigen Throne; seine Backen, Lippen und Stirne waren bemalt, Augenbrauen und Haare gefärbt; er hatte goldene Ketten um den Hals, Armbänder an den Händen. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: »O, was ich für einen schönen Großvater habe!« Seine Mutter fragte ihn lächelnd: ob er denn schöner wäre als sein Vater. »Unter den Persern«, antwortete Cyrus, »ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern habe ich keinen gesehen, der so schön wäre als mein Großvater. Dem Alten gefiel diese Antwort. Er beschenkte den Knaben reichlich, und bei Tische mußte Cyrus immer neben ihm sitzen. Den Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es sonderbar, daß man so vielerlei Speisen auftrug. Er sah lange zu. Endlich sagte er zu dem alten Könige: »Aber, lieber Großvater, du hast doch schrecklich viel Mühe, satt zu werden, wenn du von dem allen essen mußt.« Astyages lachte und sprach: »Glaubst du denn, daß dies hier nicht viel besser sei, als alle persischen Mahl- zeiten?« — »Ich weiß nicht,« antwortete Cyrus, »aber wir werden

6. Der biographische Unterricht - S. 11

1874 - Berlin : Gaertner
— 11 — Das Orakel gab ihm die Antwort: „Wenn Krösus die Perser angreift, so wird er ein großes Reich zerstören." Da machte er sich auf und zog gegen Cyrus in den Kampf, konnte aber nichts ausrichten; im Gegentheil: wo er mit Cyrus zusammentraf, musste er sich zurückziehen, ja, Cyrus verfolgte ihn sogar bis in feine Hauptstadt, schlug mit Hilft seiner vielen Kameele sein Kriegsheer und nahm ihn zuletzt gefangen. Krösus sollte nun verbraunt werden, aber der Ausruf: „o Solon! o Solon!", als er schon auf dem Scheiterhaufen stand, rettete ihm das Leben. Cyrus wollte nämlich wissen, was dieser Ausspruch zu bedeuten habe, und ließ deshalb den Gefangenen losbinden. Krösus erzählte ihm eine Unterredung, die er einst mit dem weisen Solon gehabt hatte. Cyrus wurde durch diese Erzählung an die Vergänglichkeit der irdischen Dinge erinnert und nahm zwar die vielen Schätze und das Reich, ließ aber den Krösus am Leben und behielt ihn als Freund bei sich. Das Orakel zu Delphi sagte, als Krösus dasselbe fragen ließ, ob die griechischen Götter so trüglich und undankbar wären, es habe mit seinem Ausspruch gemeint, dass Krösus sein eigenes Reich zerstören würde. Nachdem Cyrus das lydische Reich mit dem fetntgen verbunden hatte, zog er gegen Babylon. Er musste aber zwei Jahre vor dieser Stadt liegen, ohne sie einnehmen zu können. Endlich sann er auf eine List. Er leitete den Euphrat, welcher durch die Stadt fließt, so weit ab, dass seine Soldaten durch denselben waten und unter der Mauer in die Stadt eindringen konnten. Die Stadt Babylon war so groß, dass die in der Mitte Wohnenden nichts merkten, als das eine Ende derselben eingenommen war. Cyrus machte Babylonien zu einer persischen Provinz und schenkte den Juden, welche sich in der babylonischen Gefangenschaft befanden, ihre Freiheit. Dann rüstete er sich zu einem Zuge nach Ägypten. Zuerst kehrte er aber nach Persien zurück, um ein benachbartes, am kaspischen Meere wohnendes Volk, die Maffageten, zu bekämpfen. Über die Maffageten herrschte die Königin Tomyris. Cyrus wollte sie heiraten; da sie aber seine Hand ausschlug, zog er gegen sie und nahm ihren Sohn gefangen. Als die Mutter dies durch einen Herold hörte, sagte sie: „Du des Blutes nimmer satter Cyrus, frohlocke nicht, gib mir meinen Sohn wieder; thust du es nicht, so werde ich dich mit Blut sättigen." Der gefangene Sohn tödtete sich selbst. Cyrus aber wurde von den Maffageten so hart angegriffen, dass fein Heer fiel und er selbst umkam. Tomyris nahm fein Haupt und steckte es in einen mit Blut gefüllten Eimer. So endete Cyrus, der Gründer des großen persischen Reiches. Hi. Griechenland. Olympische Spiele und Orakel. §• .5. Allgemeines über die Griechen. Die Denkwürdigkeiten, welche wir bis jetzt kennen gelernt haben, gehören solchen Völkern an, welche in Asien und Afrika lebten. Wir wollen uns jetzt einmal nach einem alten Volke in Europa umsehen. Das heutige Griechenland, welches noch vor vierzig und einigen Jahren vom türkischen Sultan beherrscht wurde, war in den ältesten Zetten von den Griechen oder Hellenen bewohnt. Diese Griechen waren freilich ein ganz anderes Volk als die heutigen Griechen. Auch herrscht heute über Grie-

7. Geschichte der Hellenen in neuen und alten Darstellungen - S. 48

1884 - Leipzig : Weber
48 Einleitung. bin auch gar sehr der Meinung, daß, da der Knabe König genannt worden ist, es jetzt mit dem Traum aus ist, und ich nichts von diesem Knaben zu fürchten habe. Indessen ratet mir dennoch mit aller Umsicht, was für mein Haus und also auch für euch das sicherste sein mag!" Die Magier sprachen hierauf: „König, es liegt uns selber viel daran, deine Herrschaft aufrecht zu erhalten. Denn im andern Fall wird sie ja fremd, indem sie auf diesen Knaben, einen Perser, übergeht; und wir, die Meder, werden dann Knechte sein und von den Persern für nichts angesehen werden, wie es Fremden geht; so lange dagegen du, der Eingeborene, König bist, nehmen wir ander Herrschaft teil und genießen von dir große Ehren. Allerdings also haben wir für dich und deine Herrschaft Sorge zu tragen. Hätten wir nun etwas Schreckhaftes wahrgenommen, wir würden es dir immer vorhergesagt haben. Da aber der Traum ins Unbedeutende ausschlägt, so sind wir selbst getrost, und das gleiche empfehlen wir auch dir. Den Knaben jedoch schicke aus deinen Augen fort nach Persien zu seinen Eltern". Als Astyages das hörte, freute er sich, ließ auch gleich den Cyrus rufen und sagte zu ihm: „Wisse, mein Sohn, wegen eines unbedeutenden Traumzeichens habe ich Unrecht an dir gethan. Dein eigen Glück aber ist es, daß du noch lebst. So gehabe dich nun wohl und gehe ins Perserland, wozu ich dir ein Geleite mitgeben will. Kommst du dorthin, so wirst du als Vater und Mutter andere Leute finden, denn einen Rinderhirten Mithradates und feine Frau". So sprach Astyages und schickte den Cyrus fort, und er kam zurück in das Haus des Kambyses, wo ihn seine Eltern aufnahmen und, wie sie erst hörten, wen sie aufgenommen hätten, vielmal begrüßten. Waren sie doch darauf geblieben, er sei damals gleich gestorben; und nun fragten sie ihn, auf welche Art er erhalten worden. Er aber sagte ihnen, vordem habe er es nicht gewußt, vielmehr sei er ganz falsch daran gewesen; unterwegs habe er sein ganzes Schicksal gehört. Denn er sei darauf geblieben, daß er ein Sohn vom Rinderhirten des Astyages fei; erst auf dem Wege von dorther habe er die ganze Geschichte von den Geleitsmännern erfahren. Auferzogen habe ihn die Frau des Rinderhirten. Nun sing er an und lobte sie in allen Stücken; und er sprach von nichts als von der Hnnda. Die Eltern aber faßten diesen Namen auf, und damit den Persern die Rettung ihres Sohnes um so göttlicher erscheine, streuten sie die Sage aus, daß eine Hündin den ausgesetzten Cyrus ausgezogen habe. Daher ist denn diese Sage gekommen. Während nun Cyrus zum Mann aufwuchs und unter feinen Altersgenossen der mannhafteste und anmutigste war, lag ihm Harpagus an und sandte ihm Geschenke; denn er brannte darnach, sich an Astyages zu rächen. Von ihm selbst als einem einzelnen Unterthan konnte, wie er wohl einsah, die Rache an Astyages nicht ausgehen; den Cyrus aber sah er hiezu herangewachsen, und wählte ihn zu seinem Kampfgenossen, wie er deuu auch die Schicksale, die Cyrus erlitten, mit den seinigen zusammenstellte. Was nun Harpagus noch zuvor in stand brachte, war, daß er sich, wahrend Astyages die Meder hart behandelte, mit den ersten derselben Mann für Mann einließ, und sie überredete, man müsse zugunsten des Cyrus den Astyages des Königtums entsetzen. Als er dieses zustandegebracht und bereitet hatte, wollte Harpagus nunmehr dem Cyrus, der sich in Persien aufhielt, feine Gedanken offenbaren, hatte aber, da die Wege bewacht wurden, kein Mittel dazu; da ersann er folgenden Kunstgriff: Er bediente sich eines Hasen, den er am Bauch aufschlitzte, ihn sonst aber ließ wie er war, ohne ihn abzuziehen; in diesen steckte er einen Brief, auf den er, was ihm gut dünkte, geschrieben hatte. Nun nähte er den Bauch des Hasen wieder zu, gab denselben samt einem Garn dem vertrautesten seiner Hausleute, als wäre er ein Jäger, und schickte ihn nach Persien ab mit dem mündlichen Auftrag, bei Überbringung des Hafen an Cyrus zu bemerken, er mochte ihn eigenhändig aufschneiden, und es dürfe niemand dabei fein. Das geschah auch wirklich so; Cyrus empfing den Hasen, schlitzte ihn auf, und fand den Brief darin, den er herauszog und las. Die Schrift aber lautete also: „Sohn des Kambyses! Wisse, daß die Götter auf dich blicken! Wie hättest du auch sonst zu so großem Glück kommen mögen? So räche dich nun an Astyages, deinem Mörder. Denn seinem Willen zufolge warst du tot, den Göttern aber und mir

8. Geschichte des Altertums - S. 84

1879 - Mainz : Kunze
84 Zweiter Abschnitt. jommt vor lief und ihm seine Not klagte, gierig der Vater zu Astyages und vater erzhlte, der Hirtenjunge habe einen freien Medersohn prgeln lassen. Astyages lie den Cyrus und dessen Pflegevater vor sich kommen und forderte Rechenschaft. Cyrus antwortete offen und frei: Herr, jenem Knaben ist Recht geschehen; ich bin König gewesen und habe ihn fr seinen Ungehorsam gezchtigt. Habe ich darum Strafe verdient, wohlan! hier bin ich!" Die kecke Antwort, die hnlichen Gesichtszge und das bereinstimmende Alter brachten mit dem Gestndnisse des Hirten die wirkliche Herkunft an den Tag, und und wird da die Traumdeuter erklrten, der Traum des Knigs sei in Er-nn' fllung gegangen, weil Cyrus im Spiele König gewesen sei, so gab sich Astyages zufrieden und nahm feinen Enkel in Gnaden wieder an. Den Harpagus zchtigte er, weil er den Befehl des Knigs so schlecht vollfhrt hatte, er lie dessen Sohn schlachten und setzte sein Fleisch dem Vater vor, der, ohne es zu wissen, davon a, woraus ihm der König sagte, welche Speise er gegessen htte. Den Cyrus aber ernannte Astyages in der Folge zum Statthalter von Persien. Harpagus sann aus Rache, theilte dem Cyrus dessen Jugend-geschichte und wunderbare Rettung mit und forderte ihn auf, den Astyages zu strzen. Er versicherte ihn zugleich, da alle medischen Fürsten zu ihm bergehen wrden. Cyrus freute sich König zu Cyrus wird werden und forderte die Perser auf, an einem bestimmten Tage ein ^ersischcn^ 9tofce Stck Land voller Disteln und Dornen urbar zu machen. Weltreichs Sie gehorchten, da Cyrus ihnen mitgetheilt hatte, Astyages habe 560' ihn zum Statthalter ernannt. Nachdem die saure Arbeit vollendet war, lud Cyrus die Perser ein, am folgenden Tag in ihren Feier-kleidern zu erscheinen. Er bewirtete sie auf das kstlichste und fragte sie am Abend, welcher Tag ihnen besser gefallen habe, der Tag der Arbeit oder der des festlichen Schmauses. Als sie einstimmig den Festtag rhmten, versicherte sie Cyrus, er werde ihnen noch bessere Tage bereiten, wenn sie das medische Joch abschtteln wollten. Die Perser erhoben sich, und Harpagus gieng mit den medischen Fürsten und Truppen zu Cyrus der. Astyages geriet in Gefangenschaft, wurde aber mit Achtung und Schonung bis an sein Ende behandelt. So grndete Cyrus (560) ein persisches Reich, welches er bald bedeutend erweiterte. cr erobert Dem König Astyages hatte sein Schwager, der reiche König ewait und On Lydien, geholfen; gegen ihn wandte sich zunchst Cyrus und schlug ihn in zwei Schlachten. Darnach eroberte er Sardes,

9. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 32

1861 - Hildburghausen : Nonne
32 sien; der Brief in dem Hasen; der Arbeitstag und der Festtag. Die Empörung. Harpagus geht zu Cyrus über. Astyages bei Perfelolis gefangen (560). Cyrus Herr von Medien und Persien; 4. Cyrus unterwirft Lydien (Krösus) 548 und die klein- asiatischen Griechen, das babylonische Reich (Heimkehr der Juden) 536. Der Zug gegen die Massageten, Tomyris; Tod des Cyrus (529). I. Dem Astyag es i) Könige von Medien, träumte einmal, aus dem Schooße seiner Tochter Mandane wüchse ein Baum hervor, der ganz Asien beschatte. Er befragte deshalb die Traumausleger und erhielt als Deutung: „Der Sohn der Mandane würde ganz Asien beherrschen." Dar- über erschrak Astyages so sehr, daß er seine Tochter an keinen angesehenen Meder, sondern an einen friedliebenden Perser verheirathete. Nach Jah- resfrist erneuerte sich der Traum und mit ihm die Angst des Königs. Er ließ daher seine Tochter nach Hofe kommen, und als sie den Cyrus ge- boren hatte, nahm er das Kind und übergab es seinem Minister Harpa- gus mit dem Befehle, es zu tödten. Der Mann hatte Mitleid mit dem Kinde; anstatt es zu tödten, gab er es einem Rinderhirten, damit dieser es im Walde aussetze. Der Hirt brachte das schöne Knäblein seiner Frau, deren Kind gerade gestorben war. Und sie schmückte ihr todtes Kind mit den schönen Kleidern des Cyrus und setzte es statt seiner aus. Nach ei- nigen Tagen lief der Hirt in die Stadt und sprach zum Harpagus: „Das Kind ist todt, komme selbst und siehe." Da schickte der Minister seine treuesten Lanzenträger und ließ begraben — das fremde Kind. So wuchs Cyrus unter den Hirten aus. Ungefähr 12 Jahre alt, wurde er von seinen Kameraden, da sie sich im Spiele belustigten, zum Könige gewählt; er vertheilte die Aemter und Beschäftigungen, so daß Alle seinen Befehlen folgen mußten. Nur ein Knabe, der Sohn stines angese- nen Meders, wollte nicht gehorchen und mußte dafür Streiche leiden. Wei- nend lies dieser zum Vater, der Vater zum König, um oen Hirtenknaben zu verklagen, daß er einen freien Meder geschlagen. Astyages ließ alsbald den Hirten kommen und hielt ihm die eingegangene Beschwerde vor. Muthig entgegnete Cyrus: „Herr, jenem Knaben ist recht geschehen; ich bin König gewesen und habe ihn für seinen Ungehorsam gezüchtigt. Habe ich darum Strafe verdient, wohlan! hier bin ich!" Die kecke Antwort, die ähnlichen Züge und das passende Alter brachten den alten Astyages auf die richti- ge Vermuthung, Cyrus könne sein Enkel sein. Der Hirt machte zwar an- fänglich Ausflüchte, als ihm aber mit der Folter gedroht wurde, bekannte er Alles. Nun wurde Harpagus gerufen. Dieser gestand gleichfalls die Wahrheit ein, worauf Astyages ihm mit verstellter Freundlichkeit die wun- derbare Rettung des Cyrus mittheilte. „Und weil das Glück," fuhr der König gelassen fort, „Alles so gut gewendet hat, so will ich heute Abend ein Freudenmahl geben. Auch du, Harpagus, sollst da mein Gast sein; zuvor schicke aber dein Söhnchen her, damit mein Enkel einen Gespielen habe." Harpagus ging vergnügt nach Hause und schickte sogleich seinen ein- zigen Sohn in die königliche Burg. Der unschuldige Knabe wurde aber ergriffen, geschlachtet und zum Essen zubereitet. Als es Abend wurde, cr- '»') Vergl. K. 2. S. 5.

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 386

1853 - Essen : Bädeker
386 den Persern," antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern habe ich keinen gesehen, der so schön wäre als mein Großvater." Dem Alten gefiel diese Antwort. Er beschenkte den Knaben reichlich, und bei Tische mußte Cyrus immer neben ihm sitzen. Dem Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es sonderbar, daß man so vielerlei Speisen auftrug. Er sah lange zu. Endlich sagte er zu dem alten Könige: „Aber, lieber Großvater, du hast doch schrecklich viele Mühe, satt zu werden, wenn du von dem allen essen mußt." Astyages lachte und sprach: „Glaubst du denn, daß dies hier nicht viel besser sei, als eure persischen Mahlzeiten?" — „Ich weiß nicht," antwortete Cyrus, „aber wir werden viel geschwin- der und leichter satt, als ihr. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach! was braucht ihr für Arbeiten und Um- schweife, bis ihr so weit kommt!" Mit Erlaubniß des Alten vertheilte er darauf von den Speisen unter die Diener, nur dem Mundschenken gab er nichts. Der König, welcher den Schenken liebte, fragte den Cyrus im Scherz: „Warum giebst du denn diesem nichts, den ich doch so lieb habe?" — „Und warum hast du ihn lieb? fragte Cyrus. — „Siehst du nicht," antwortete der König, „wie schön er den Wein eingießt, kostet und mir zureicht?" — „O!" rief Cyrus, „das kann ich so gut als er, und noch besser; denn ich will dir den Becher nicht halb aus- trinken wie er." Darauf nahm er den Becher, goß aus der Schale Wein ein und reichte ihn dem Könige. „Aber," sprach der Alte, „du mußt auch den Wein erst kosten." — „Das lass' ich wohl bleiben," rief der Kleine, „denn ich weiß, es ist Gift darin. Ich habe das neulich wohl bei deinem Gastmahle gesehen." — „Wie das?" rief der Alte. — „Wißt ihr nicht mehr, wie ihr von Verstand und Sinnen kämet, sobald er euch zu trinken gegeben hatte? Was war das für ein Lärm! Wie habt ibr durch einander geschrieen und ge- lacht! So lange ihr saßt, sprach jeder von seiner Stärke; sobald ihr aufstandet zum Tanzen, fielet ihr über eure eigenen Füße. Ihr wußtet alle nicht mehr, was und wo ihr seid; du nicht, daß du König bist, und die nicht, daß sie Unterthanen sind." — „Aber," sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauscht er sich nie?" — „Nie!" — „Und was macht er denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst nichts." — Durch diese und ähnliche Einfälle machte sich Cyrus sehr beliebt. Astyages ließ ihn reiten und jagen lernen und erlaubte ihm alles. Cyrus wurde mit jedem Tage männlicher, und da er sich in einem kleinen Kriege mit einem benachbarten Volke hervorgethan hatte, wurde er der Abgott des ganzen Volkes. Cyrus konnte es nicht vergessen, daß er ein Perser war, und hatte nicht länger Lust, mit seinein tapferen Volke einem weibischen Könige zu gehorchen. Er stellte sich an die Spitze seiner Perser, bekriegte und überwand eie Meder. Ein mächtiger König in Kleinasien aber, der wenigstens seines Reichthums kein Ende wußte, Krösus von Lydien,

11. Vaterland und Weite Welt - S. 87

1894 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
87 61. Cyrus. Dem Astyages, Könige von Medien, träumte einmal, seine Tochter Mandüne gösse soviel Wasser auf die Erde, daß ganz Asien davon überschwemmt würde. Er legte seinen Traumdeutern, die man hier wie in Ägypten sehr hoch schätzte, den Traum vor, und sie deuteten ihn so: es solle von Mandane ein Sohn geboren werden, der ganz Asien beherrschen werde. Astyages erschrak darüber so sehr, daß er seine Tochter nach der kleinen, unbedeutenden Herrschaft Persis schickte und sie dort an einen Perser von guter Geburt verheiratete. Sie ge- bar einen Sohn, den sie Cyrus nannten. Kaum hatte der König dies erfahren, so ließ er das Kind vor sich bringen und gab es einem seiner Höflinge, Harpagus, mit dem Befehle, es zu töten. Der Mann hatte Mitleiden mit dem Kinde; anstatt es zu töten, gab er es einem Hirten, damit dieser es irgendwohin in einen Wald lege und es da seinem Schicksale überlasse. Der Hirt brachte es aber seiner Frau. Diese hatte gerade ihr Kind verloren und nahm mitleidig den kleinen Knaben als ihr eigenes Kind auf. Cyrus wuchs heran und wurde schön und stark. An einem Tage, als er mit anderen Kindern spielte, wählten ihn diese zu ihrem Könige. Eines von den Kindern wollte ihm nicht gehorchen, und Cyrus als König ließ ihm Schläge geben. Der Knabe lief zu seinem Vater, und dieser, ein vornehmer Mann, forderte vom Könige, daß er den Hirtenknaben Cyrus bestrafe. Der König ließ ihn kommen. Cyrus stand unerschrocken vor ihm und sagte mit Freimütigkeit, er sei von den Knaben im Spiele zum Könige gewählt worden und habe sich seines Rechtes bedient. Der Mut des Kna- den, sein Stolz und einige Züge, die den Astyages an seine Tochter erinnerten, machten den König aufmerksam. Er erkundigte sich bei dem Hirten, der gestand alles. Doch hatte Astyages den Knaben liebgewonnen und schickte ihn seiner Tochter nach Persien, an dem Hofmanne aber, welcher den Befehl, das Kind zu töten, nicht voll- zogen hatte, nahm er blutige Rache. Er ließ des Harpagus Kinder töten, zerhauen und einige Stücke davon kochen, die er dem Vater zu essen gab. Nach der Mahlzeit entdeckte er dem Hofmanne, was er gegessen habe, und sagte ihm dabei, dies sei die Strafe für seinen Ungehorsam. Der beleidigte Vater verbarg seine Wut und schwieg; aber er wartete nur auf eine schickliche Gelegenheit, sich zu rächen. Den Astyages beruhigten indes die Tranmdeuter durch die Er- klärung, sein Traum sei dadurch erfüllt, daß Cyrus von den Knaben zum Könige erwählt worden sei; und nach einigen Jahren ließ der Groß- vater ihn mit der Mandane nach Medien kommen. Der junge Cyrus, in der strengen, kriegerischen Lebensweise der Perser auferzogen, konnte sich des Lachens kaum enthalten, als er an dem Hofe des Astyages alles so weibisch geputzt sah. Astyages saß auf einem prächtigen Throne; seine Backen, Lippen und Stirne waren bemalt, Augenbrauen und Haare gefärbt; er hatte goldene Ketten um den Hals, Arm-

12. Die vorchristliche Zeit - S. 65

1852 - Leipzig : Brandstetter
65 Wein und Schlachtvieh herbeigeschleppt, man kochte und bratete, Alles war froh und schmauste nach Herzenslust. „Nun, lieben Landsleute", — sprach Cyrus, — „welcher Tag gefällt euch besser, der gestrige oder der heutige?" — Wie du doch fragst, riefen Alle verwundert, — gestern waren wir ja Sklaven und heute stnd wir Herren ! — „Und solche Herren werdet ihr immer sein", fuhr Cyrus fort, „wenn ihr das Joch der Meder abwerfet; Sklaven aber, wie gestern, so lange der Wüthrich Astyages euer Herr ist. Wohlan denn, folget mir und ihr werdet frei sein!" Die Perser waren schon längst über den harten Druck der Meder empört, darum war ihnen der Antrag des Cyrus willkommen. Sie sagten sich von Astyages los und riefen den Cyrus zu ihrem Könige aus. Sobald Astyages hiervon Kunde erhielt, sendete er ein Heer aus gegen die Empörer und den Harpagus stellte er an die Spitze. Für diesen war jetzt die Zeit der Rache ge- kommen; er ging mit dem ganzen Heere zum Cyrus über. Da gerieth der König in Wuth und ließ alle Traumdeuter kreuzigen. Er selbst aber zog nun mit einem zweiten Heere gegen Cyrus. Bei Pasagardä (Persepolis), dem uralten Sitze persischer Fürsten, kam es zum Treffen; Astyages wurde ge- schlagen und gefangen. Cyrus behandelte seinen Großvater mit schuldi- ger Liebe und behielt ihn bei sich bis zu dessen Tode. So ward Cyrus Herr von Medien. Die umliegenden Völker, namentlich die Armenier, welche den Medern Tribut bezahlt hatten, glaubten ihn dem Cyrus, einem Perser, verweigern zu können. Cyrus fiel schnell in ihr Land ein und nahm die ganze armenische Königsfamilie gefangen. Diese fürchtete Tod oder ewige Gefangenschaft. Doch Cyrus ließ sie mit einer so freundlichen Großmuth frei, daß er sich aus Fein- den die besten Freunde machte und in Verbindung mit den Armeniern alle Nachbarvölker zwang, den Persern sich zu unterwerfen. 4. Ganz Asien zitterte. Da stand in Kleinasien der König von Lydien auf, Krösus mit Namen, der Schwager des Astyages. Seine Herrschaft erstreckte sich über ganz Vorderasien bis hinauf zum Flusse Halys, der sein Reich von Persien trennte. Er war unermeßlich reich und hielt sich deshalb auch für den glücklichsten Mann von der Welt. Einst kam Solon zu ihm, ein Weiser aus Griechenland. Diesen! zeigte er alle seine Reichthümer und Schätze und sagte ihm dann mit großem Selbstbehagen: „Wohlan, Solon, du bist so weit in der Welt umhergereist, sage mir nun, wen du für den Glücklichsten unter den Sterblichen hältst?" — „Tellus, einen Bürger von Athen", war die Ant- wort. Krösus wunderte sich, daß er einen gemeinen Bürger ihm, dem großen Könige vorzöge und fragte unwillig: ,,Warum hältst du diesen Menschen für den glücklichsten?" „Dieser Tellus" — antwortete der weise Solon — „lebte zu Athen, als die Stadt blühend und glücklich war. Er hatte schöne und gute Kinder, erlebte sogar Kindeskinder und alle blieben am Leben. Er selbst war brav und in der ganzen Umgegend geachtet. Bei genügendem Auskommen lebte er glücklich und zufrieden und hochbejahrt starb, er in einem siegreichen Treffen den Tod für's Vaterland. Seine Mitbürger ehrten sein Andenken durch eine Ehrensäule, die sie ihm setzten," — „Aber wen", fragte der König, „hältst du nach diesem für den glücklichsten?" — „Zwei griechische Jünglinge", war die Grube, Geschichtsbilder. I. 5

13. Drittes Lesebuch - S. 432

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
432 ihm und sagte mit Freimüthigkeit, er sei von den Knaben im Spiele zum Könige erwählt worden und habe sich seines Rechtes bedient. Der Muth des Knaben, sein Stolz und einige Züge, die den Astyages an seine Tochter erinnerten, machten den König aufmerksam. Er erkun- digte sich bei dem Hirten; der gestand Alles. Doch hatte Astyages den Knaben lieb gewonnen und schickte ihn seiner Tochter nach Persien; an Harpagus aber, welcher den Befehl, das Kind zu tobten, nicht vollzogen hatte, nahm er eine blutige Rache. Den Astyages beruhigten indeß die Traumdeuter durch die Er- klärung, sein Traum sei dadurch erfüllt, daß Cyrus von den Knaben zum Könige erwählt worden sei; und nach einigen Jahren ließ der Großvater ihn mit der Mandane nach Medien kommen. Der junge Cyrus, in der strengen, kriegerischen Lebensweise der Perser auferzogen, konnte sich des Lachens kaum enthalten, als er an dem Hose des Astyages Alles so weibisch geputzt sah. Astyages saß auf einem präch- tigen Throne; seine Backen, Lippen und Stirne waren bemalt, Augen- braunen und Haare gefärbt; er hatte goldene Ketten um den Hals und Armbänder an den Händen. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O, was ich für einen schönen Großvater habe!" Seine Mutter fragte ihn lächelnd, ob er denn schöner wäre, als sein Vater. „Unter den Persern," antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern habe ich keinen gesehen, der so schön wäre, wie mein Großvater." — Dem Alten gefiel die Antwort. Er beschenkte den Knaben reichlich, und bei Tische mußte Cyrus immer neben ihm sitzen. Dem Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es sonderbar, daß man so vielerlei Speisen auftrug. Er sah lange zu; endlich sagte er zu dem alten Könige; „Aber, lieber Groß- vater, du hast doch schrecklich viel Mühe, satt zu werden, wenn du von dem Allen essen mußt." Astyages lachte und sprach: „Glaubst du denn, daß dieß hier nicht viel bester sei, als eure persische Mahl- zeiten?" „Ich weiß nicht," antwortete Cyrus, „aber wir werden viel geschwinder und leichter satt, als ihr. Uns ist Fleisch und Brot ge- nug, um satt zu werden; ihr aber, ach, was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt." — Mit Erlaubniß des Alten vertheilte er darauf von den Speisen unter die Diener; nur dem Mundschenken, Sakas gab er Nichts. Der König, welcher den Sakas liebte, fragte den Cyrus im Scherz: „Warum gibst du denn diesem Nichts, den ich doch so lieb habe?" — „Und warum hast du ihn lieb?" fragte Cyrus. „Siehst du nicht," antwortete der König, „wie schön er den Wein eingießt und kostet und mir zureicht? — „O," rief Cyrus, „das kann ich so gut als er und noch bester; denn ich will dir den Becher nicht halb austrinken, wie er." Darauf nahm er den Becher, goß aus der Schale Wein und reichte ihn dem Könige

14. Die weite Welt - S. 8

1882 - Leipzig : Klinkhardt
8 Den Astyages beruhigten indes die Traumdeuter durch die Er- klärung, sein Traum sei dadurch erfüllt, daß Cyrus von den Knaben zumkönig^erwählt worden sei; und nach einigen Jahren ließ der Groß- vater ihn mit der Mandane nach Medien kommen. Der junge Cyrus, in der strengen, kriegerischen Lebensweise der Perser auferzogen, konnte sich des Lachens kaum enthalten, als er an dem Hofe des Astyages alles so weibisch geputzt sah. Astyages saß auf einem prächtigen Throne; seine Backen, Lippen und Stirne waren bemalt, Augenbrauen und Haare gefärbt; er hatte goldene Ketten um den Hals, Armbän- der an den Händen. Cyrus sprang, als er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „D, was ich für einen hübschen Großvater habe!" Seine Mutter fragte ihn, ob er denn schöner wäre als sein Vater. „Unter den Persern", antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern habe ich keinen gesehen, der so schön wäre wie mein Groß- vater." — Dem Alten gefiel die Antwort. Er beschenkte den Knaben reichlich, und bei Tische mußte Cyrus immer neben ihm sitzen. Den Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es sonder- bar, daß man so vielerlei Speisen auftrug. Er sah lange zu; endlich sagte er zu dem alten Könige: „Aber, lieber Großvater, du hast doch schrecklich viel Mühe, satt zu werden, wenn du von dem allen essen mußt." Astyages lachte und sprach: „Glaubst du denn nicht, daß dies hier viel besser sei als eure persischen Mahlzeiten?" „Ich weiß nicht", antwortete Cyrus, „aber wir werden viel geschwinder und leichter satt als ihr. Uns ist Brot und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach, was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt." — Mit Erlaubnis des Alten verteilte er dar- auf von den Speisen unter die Diener; nur dem Mundschenken Sakas gab er nichts. Der König, welcher den Sakas liebte, fragte den Cyrus im Scherz: „Warum giebst du denn diesem nichts, den ich so^lieb habe?" — „Und warum hast du ihn so lieb?" fragte Cyrus. „Siehst du nicht", antwortete der König, „wie schön er den Wein eingießt und kostet und mir zureicht?" — „O", rief Cyrus, „das kann ich so gut als er und noch besser, denn ich will dir den Becher nicht halb austrinken wie er." Darauf nahm er den Becher, goß aus der Schale Wein ein und reichte ihn dem Könige. „Aber", sprach der Alte, „du mußt auch den Wein kosten." „Das lasse ich wohl", rief der Kleine; „denn ich weiß, es ist Gift darin. Ich habe das neulich wohl bei deinem Gastmahle gesehen." — „Wie das?" rief der Alte. — „Wißt ihr nicht mehr, wie ihr von Verstand und Sinnen kämet, sobald er euch zu trinken gegeben hatte? Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durcheinander geschrieen und gelacht! Die Sänger schrieen sich die Kehlen heiser, kein Mensch verstand sie, und doch rieft ihr alle: Wunder! So lange ihr saßet, sprach jeder von seiner Stärke; sobald ihr aufstandet zum Tanzen, fielet ihr über eure eigenen Füße. Ihr wußtet alle nicht mehr, was und wer ihr seid;

15. Die Töchterschule - S. 197

1824 - Leipzig : Fleischer
197 dem Hofe des Astyages Alles so weibisch geputzt sah. Astyages saß auf einem prächtigen'thron; seine Backen, Lippen und Stirne waren bemahlt; Augenbraunen und Haare waren ge- färbt; er hatte goldene Ketten um den Hals und Armbänder an den Händen. Cyrus sprang, wie er in's Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, siel ihm um den Hals und rief: o, was ich für einen schonen Großvater habe! Seine Mutter fragte ihn lächelnd: ob er denn schöner wäre als sein Vater? Unter den Perfern, antwortete Cyrus, ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern habe ich keinen gesehen, der so schön wäre als mein Großvater. — Dem Alten gefiel die Antwort; er beschenkte den Knaben reichlich, und bei Tisch mußte Cyrus immer neben ihm sitzen. Dem Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es sonderbar, daß man so vie- lerlei Speisen austrug. Er sah lange zu. Endlich sagte er zu dem alten König: aber, lieber Großvater, du hast doch schrecklich viel Mühe, satt zu werden, wenn du von dem Allen essen mußt. Astyages lachte und sprach: hältst du denn unsere Gerichte nicht für besser als eure Persischen Mahlzeiten? Ich weiß nicht, antwortete Cyrus; aber wir werden viel geschwinder und leichter satt als ihr. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach! was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt. — Mit Erlaubniß des Alten vertheilte er darauf von den Speisen unter die Diener, nur dem Mundschenken Sakas gab er nichts. Der König, welcher den Sakas liebte, fragte den Cyrus: warum gibst du denn diesem nichts, den ich doch so lieb habe? — Und warum hast du ihn lieb? fragte Cyrus. — Siehst du nicht, antwor- tete der König, wie schön er den Wein eingießt und kostet, und ihn mir zureicht? — O, rief Cyrus, das kann ich so gut als er, und noch besser; denn ich will dir den Becher nicht halb austrinken wie er. Darauf nahm erden Becher, goß aus der Schale Wein ein, und reichte ihn dem König. — Aber, sprach der Alte, du mußt auch den Wein erst kosten. — Das laß ich wohl bleiben, rief der Kleine, denn ich weiß, es ist Gift darin; ich habe das neulich wohl bei deinem Gastmahle gesehen. — Wie das? rief der Alte.— Wißt ihr nicht mehr, sagte Cyrus, wie ihr von Verstand und Sinnen kämet, sobald Sakas euch zu trinken gegeben hatte? Was war das für ein Lärm? Wie

16. Die alte Geschichte - S. 106

1872 - Münster : Coppenrath
106 Am Abende des schwlen Tages befahl er ihnen, den folgen-den Tag abermals und wohlgeschmckt zu erscheinen. Diesmal lud er sie ein, im weichen Grase sich zu lagern. Er gab ihnen eine Menge Vieh, Frchte und Wein zum Besten. Es wurde geschlachtet, gekocht, gebraten, Alles war froh und schmausete nach Herzenslust. Nun, liebe Landsleute," sprach Cyrus, wel-cher Tag gefllt euch besser, der gestrige oder der heutige?" Wie du doch fragst," riefen Alle verwundert, gestern waren wir ja Sklaven, heute aber Herren!" Und solche Herren werdet ihr immer sein," fuhr Cyrus fort, weun ihr das Joch der Meder abwerfet; Sklaven aber wie gestern, so lange der Wtherich Astyages euer Herr ist. Wohlan denn, folget mir und seid frei!" Die Perser waren schon lngst unwillig der den harten Druck der Meder. Nun aber sagten sie sich hiervon ganz los und riefen Cyrus zu ihrem Könige aus. Das hrte Astyages und schickte ein Heer gegen die Emprer aus. Den Harpagus stellte er an die Spitze. Aber der unglckliche Vater hatte noch nicht vergessen, was der König einst an seinem Sohne verbt. Aus Rache ging er mit dem Heere zum Cyrus der. Da ge^ rieth der König in Wuth und lie alle Traumdeuter auf das Jmmerlichste kreuzigen. Er selbst zog dann mit einem zweiten Heere gegen Cyrus. Bei Pasargd, dem uralten Sitz persischer Könige, kam es (558 vor Chr.) zur Schlacht. Astyages wurde geschlagen und gefangen. Cyrus behandelte jedoch seinen ge" sangenen Grovater mit schuldiger Liebe und behielt ihn bei sich bis zum Tode. So ward Cyrus Herr von Medien. 37. Cyrus' Eroberungen. Krieg gegen Crsus, König von Lydien. Von nun an war das ganze Leben des Cyrus ein wilder Krieg. Mit seinem mchtigen Heere, das vorzglich aus diw tern bestand, zog er von einem Lande in das andere. Wohin er kam, siegte er, plnderte Stadt und Land, und zwang die I

17. Die alte Geschichte - S. 97

1846 - Münster : Coppenrath
97 Als Cyrus in das Haus des Kambyses kam und sich zu erkennen gab, da war die Verwunderung und Freude seiner Eltern über alle Maßen. Denn sie hatten ihn schon längst todt geglaubt. Er konnte ihnen von seinen wunderbaren Schicksalen nicht genug erzählen. Ganz gewaltig lobte er immer die alte Hirten- mutter, und sein drittes Wort war immer die Hirtenmutter. Einige Zeit nachher ließ Astyages den Cyrus, welchen er unterdeß liebgewonnen hatte, mit seiner Mutter zu sich nach Hofe kommen. Der Knabe war in der strengen, kriegerischen Lebens- weise der Perser auferzogen und inachte große Augen, wie er hier alles so fein geputzt und geschminkt fand. Selbst der König auf seinem Throne war tüchtig geschminkt an Augenbraunen, an Stirn, an Lippen und Wangen. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O was ich für einen schönen Großvater habe!" „Ist er denn schöner, als dein Vater?" fragte lächelnd die Mutter. „Unter den Persern, — antwortete Cyrus, — ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern giebt es keinen schöneren, als den Großvater." Dem Alten gefiel die Antwort; er beschenkte den Kleinen reichlich, und dieser mußte bei Tische immer neben ihm sitzen. Hier wunderte er sich über die Menge Gerichte, mit welchen die Tische von oben bis untm besetzt wurden. „Großvater, — rief er, — du hast doch viele Mühe, satt zu werden, wenn du von dem Allen essen mußt!" Astyages lachte und sprach: „Jst's denn hier nicht besser, als bei euch in Persien?" „Ich weiß nicht, — antwortete Cyrus, — aber wir rverden viel geschwinder und leichter satt. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach, was braucht ihr für Arbeiten und Um- schweife, bis ihr so weit kommt!" — Mit Erlaubnis des Groß- vaters vertheilte nun Cyrus die übriggebliebenen Speisen unter die Diener, und alle bekamen etwas, nur nicht Sakas, der Mund- schenk und Liebling des Königes. „Warum bekommt denn dieser nichts, — fragte scherzend der König, — er schenkt ja den Wein so geschickt ein?" „Das kann ich auch, — erwiederte Wr lter's Wcltgesch. ,.8 Aull. 7

18. Die alte Geschichte - S. 99

1846 - Münster : Coppenrath
99 versammelte Volk und sprach: „Kraft dieses Brieses hat mich Astyages zu eurem Heerführer ernannt, und nun befehle ich euch, daß morgen ein jeder mit der Sichel erscheine." In aller Frühe fanden sie sich mit der Sichel ein. Den ganzen Tag mußten sie die schwerste Arbeit verrichten, ein wüstes Dörnfeld reinigen und umarbeiten. Am Abende des schwülen Tages befahl er ihnen, den folgenden Tag abermals und wohlgeschmückt zu erscheinen. Diesmal lud er sie ein, im weichen Grase sich zu lagern. Er gab ihnen eine Menge Vieh, Früchte und Wein zum Bestens Es wurde geschlachtet, gekocht, gebraten, Alles war froh und' schmausete nach Herzenslust. „Nun, liebe Landsleute, — sprach Cyrus, — welcher Tag. gefällt euch besser, der gestrige oder heutige? "— „Wie Du doch fragst, — riefen Alle verwundernd, — gestern waren war ja Sklaven, heute aber Herren!" —- „Und solche Herren werdet ihr immer sein, — fuhr Cyrus fort, — wenn ihr das Joch der Meder abwerfet; Sklaven aber, wie gestern, so lange der Wü- therich Astyages euer Herr ist. Wohlan denn, folgt mir, und seid frei!" Die Perser waren schon längst unwillig über den harten Druck der Meder. Nun aber sagten sie sich hievon ganz los und riesen Cyrus zu ihrem Könige aus. Das hörte Astyages und schickte ein Heer gegen die Empörer ab. Den Harpagus stellte er an die Spitze. Aber der unglückliche Vater hatte noch nicht ver- gessen, was der König einst an seinem Sohne verübt. Aus Rache ging er mit dem Heere zum Cyrus über. Da gerieth der König, in Wuth und ließ alle Traumdeuter auf das jämmerlichste kreuzi- gen. Er selbst zog dann mit einem zweiten Heere gegen Cyrus. Bei Pasagardä (Persepölis), dem uralten Sitze persischer Fürsten, kam es zur Schlacht Astyages wurde geschlagen und gefangen. Cyrus behandelte jedoch seinen gefangenen Großvater mit schuldigem Liebe und behielt ihn bei sich bis zu dessen Tode. So ward Cyrus Herr von Medien. 7*

19. Die Alte Geschichte - S. 106

1866 - Münster : Coppenrath
106 Am Abende des schwülen Teiles befahl er ihnen, den folgen- den Tag abermals und wohlgeschmückt zu erscheinen. Diesmal lud er sie ein, im weichen Grase sich zu lagern. Er gab ihnen eine Menge Vieh, Früchte und Wein zum Besten. Es wurde geschlachtet, gekocht, gebraten, Alles war froh und schmausete nach Herzenslust. „Nun, liebe Landsleute," sprach Cyrus, „wel- cher Tag gefällt euch besser, der gestrige oder der heutige?" — „Wie du doch fragst," riefen Alle verwundert, „gestern waren wir Sklaven, heute aber Herren!" — „Und solche Herren wer- det ihr immer sein," fuhr Cyrus fort, „wenn ihr das Joch der Meder abwerfet; Sklaven aber wie gestern, so lange der Wütherich Astyages euer Herr ist. Wohlan denn, folget mir und seid frei!" Die Perser waren schon längst unwillig über den harten Druck der Meder. Nun aber sagten sie sich hiervon ganz los und riefen Cyrus zu ihrem Könige aus. Das hörte Astyages und schickte ein Heer gegen die- Empörer aus. Den Harpagus stellte er an die Spitze. Aber der unglückliche Vater hatte noch nicht vergessen, was der König einst an seinem Sohne verübt. Aus Rache ging er mit dem Heere zum Cyrus über. Da ge- rietst der König in Wuth und ließ alle Trauindeuter auf das jämmerlichste kreuzigen. Er selbst zog dann mit einem zweiten Heere gegen Cyrus. Bei Pasargadä, dem uralten Sitz persischer Könige, kam es (558 vor Chr.) zur Schlacht. Astyages wurde geschlagen und gefangen. Cyrus behandelte jedoch seinen ge- fangenen Großvater mit schuldiger Liebe und behielt ihn bei sich bis zu beffeu Tode. So ward Cyrus Herr von Medien. 37. Cyrus' Eroberungen. Krieg gegen Crösus, König vor; Lydien. Von nun an war das ganze Leben des Cyrus ein wilder Krieg. Mit seinem mächtigen Heere, das vorzüglich aus Rei- tern bestand, zog er von einem Lande in das andere. Wohin er kam, siegte er, plünderte Stadt und Land, und zwang die

20. Erzählungen aus der Sagenwelt des klassischen Altertums und aus der ältesten Geschichte der Griechen und Römer - S. 42

1913 - Leipzig : Teubner
42 C. Aus der sagenhaften Vorgeschichte der Perser Bestrafung des Harpagus. Sturz des Astyages. er zu seinem Vater, und der ging mit ihm zum König Astyages, um den Sohn des Hirten zu verklagen. Der König ließ den Hirten und seinen Sohn vor sich fordern und sagte zu dem Knaben: „Wie konntest du es wagen, den Sohn eines hochgestellten Mannes so iibel zu behandeln?" Aber Cyrus antwortete furchtlos: „König, ihm ist sein Recht geschehen; denn die anderen Knaben hatten mich zum König gemacht und waren mir alle gehorsam, wie dem Könige gebührt, nur dieser nicht, darum ließ ich ihn strafen. Wenn ich unrecht getan habe, so will ich es büßen." Astyages fiel es auf, wie freimütig der Knabe ihm antwortete, auch schien er ihm eine sehr große Ähnlichkeit mit seiner Tochter Man-dane zu haben. Er forschte deshalb seiner Herkunft nach und erfuhr nach strengem Verhör von Harpagus und dem Hirten, daß es Cyrus, der Sohn feiner Tochter, sei. Weil die Traumdeuter meinten, die träume hätten sich schon erfüllt, da ja Cyrus, wenn auch nur im Spiel, König gewesen sei, behielt ihn Astyages am Hofe und schickte ihn später zu seinen Eltern nach Persien. Dagegen verhängte er über Harpagus um seines Ungehorsams willen eine entsetzliche Strafe. Er lud ihn zu einem Gastmahl ein und setzte ihm unter allen Gästen allein ein besonderes Gericht vor. Als Harpagus davon gegessen hatte, fragte Astyages, ob es ihm geschmeckt habe. Und als er bejahte, brachten die Diener auf des Königs Wink eine verdeckte Schüssel und hießen ihn weiter zugreifen. Und als er den Deckel aufhob, lagen darin Haupt und Gliedmaßen seines eigenen Sohnes. Der Rumpf aber fehlte. Da fragte Astyages ihn wieder: „Weißt du nun, von welchem Wilde dn genossen hast?" „Ja," antwortete der unglückliche Vater, „ich weiß es, und alles, was der König tut, ist gut." In seinem Herzen aber schwur Harpagus dem König Rache. Als nun Cyrus erwachsen war, erinnerte er ihn daran, wie ihn doch sein Großvater schon als Kind habe töten wollen, und forderte ihn auf, sich des medischen Thrones zu bemächtigen. Darauf versammelte Cyrus eines Tages eine ansehnliche Menge persischer Männer und ließ sie mit ihren Sicheln ein großes Stück Land von Gestrüpp und Dornsträuchern säubern. Am Tage darauf mußten sie wiederkommen. Da bewirtete er sie mit Speise und Trank auf das beste. Dann fragte er, welcher Tag ihnen besser gefallen habe. Sie antworteten: „Heute, denn gestern haben wir uns sehr plagen müssen." „Nun wohl," rief Cyrus, „erhebt euch mit mir gegen die medische Herrschaft, dann werdet ihr es alle Tage noch besser haben als heute." Freudig willigten die Per-