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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 623

1855 - Mainz : Kunze
Großbritannien — Geschichte. 621 Mann das 48000 Mann starke französische Heer überwand und selbst den König Jean den Guten gefangen nahm; nur der zu frühe Tod des Prinzen und die bessere Führung der Franzosen durch Dü Gnesclin vereitelten Eduards Wünsche. — Henry V. (1413—1422) begann den Kampf anfs neue, siegte 1415 bei Azincourt nördlich der Somme, und bemächtigte sich der Stadt Paris; aber das Glück kehrte den Engländern den Rücken, als der tapfere König schnell starb, und die Franzosen durch die Jungfrau von Orleans begeistert wurden. Die Minder- jährigkeit und dann die schwache Regierung Henry's Vi. (1422 — 1461) brachte die heftigste Feindschaft zwischen den beiden Linien des königlichen Hanfes, nämlich zwischen Lancaster (rothe Rose) und Uork (weiße Rose) hervor. Eine Reihe innerer Kriege erschütterte nun das Reich. Schlachten folgten auf Schlachten; die Hälfte des Adels und 60 Glieder der königlichen Familie fanden im Gefecht oder durch Mord und Henkerbeil den Tod, bis endlich der Tyrann Richard 11!. in der Schlacht bei Bosworth 1485 fiel, und Henry Vii. aus dem Hause Tndor den Thron bestieg. Der Streit der beiden Rosen — für England, was nachmals der 30jährige Krieg für Deutschland — hemmte die Entwicklung der Staatsverfassung und der geistigen Kultur. Schon im 13. Jahrh, hatte England unter andern ausgezeich- neten Köpfen den berühmten Mathematiker und Physiker Roger Bacon ge- habt; im 14. wagte I. Wicklef die Hierarchie anzutasten, und hatte an Adel und Bürgerschaft solche Stützen, daß er nicht auf den Scheiterhaufen kaiu, son- dern ruhig als Geistlicher zu Lntterworth 1384 starb. Der Nationalhaß gegen Frankreich hatte den König Edwaro Iii- und das Parlament bewogen, den Ge- brauch der französischen Sprache durch eine eigne Akte 1386 abzuschafien, und die Volkssprache, angelsächsisch-deutsch mit französischem vermischt. geltendzu machen, worauf gar bald in diesem Neu eng lisch geschrieben und von Wicklefs Freund G. Chancer gedichtet wurde. — Dies alles war ins Stocken gerathen, und das Parlament, sich herabwürdigend und selbst vergessend, war im 15. Jahrh, zum Spielball der Herrscher geworden. Das neue Könighaus Tndor (1485 — 1603) benutzte die Schwächung des Adels und den allgemeinen Uebcrdruß am innern Kriege, um die Nationalrechte noch mehr zu unterdrücken oder zu umgehen, und das Parlament fast eben so zu gebrauchen, wie einst der römische Tyrann Trberins den Senat. Als die Ideen der Kirchenreforni von Deutschland herüberkamen, maaßte Heinrich Viii., ein üppiger Herrscher und grausamer Fürst, sich an, über die Art der Reform nach seiner Laune entscheiden zu können, und setzte sich selbst an die Stelle des Pap- stes , dem man den Gehorsam aufkündete. Dagegen wehrten sich nicht blos die Anhänger der alten Confession, sondern auch die strengen Protestanten, und beide bluteten oft gemeinschaftlich auf demselben Schafiot. Bald darauf, als des Königs Tochter Marie den Thron bestieg, kam die römische Kirche wieder in die Höhe und verfolgte die bestehenden verschiedenen Partheien. Mancher edle Mann starb unter des Scharfrichters Hand; wie zur Zeit Heinrichs Viii. der Bischof Fischer und der edle Kanzler Morus, so nunmehr unter Maria der berühmte Cranmer und die unschuldige Fürstin Johanna Gray. Zum Glück dauerte die

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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 622

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
622 Die Kirchentrennung in England, im Norden und in Polen. über. Seine Negierung führte in das Land das ein, was man in Deutschland Reformation genannt hatte. Zwar wurden auch jetzt noch die Bischöfe beibehalten, aber da an die Stelle der kirchlichen Wahl die königliche Ernennung trat, ward es leicht die Stühle im Sinne der Neuerung zu besetzen. Die Lehre selbst ward in derselben Weise, wie in Deutschland, umgestaltet. Das Werkzeug dieses Ueberganges vom Schisma zur Häresie war Cranmer, der während der vorigen Negierung seine auf dieses Ziel gerichteten Gesinnungen verborgen hatte. Unter den Großen fanden sich bereitwillige Theilnehmer, weil fortgesetzte Zer- störung, die sich aus den Angriffen auf die Kirchenlehre ergeben mußte, auch außerhalb der Klöster neue Beute aus kirchlichem Vermögen ver- sprach. Die Männer aber, welche als Leiter des jungen Königs die Gewalt zu allen diesen Schritten liehen, waren erst dessen Oheim Eduard Seymour, Herzog von Somerset, und nach ihm derjenige, der ihn ge- stürzt und auf das Blutgerüst gebracht hatte, der Graf von Warwick, zum Herzoge von Northumberland erhoben. Doch die Zeit ihres Wal- tens war zu kurz, um das Werk so weit zu führen, daß es hätte Be- stand haben können. Unter den Unruhen, mit welchen die Umwälzung das Land erfüllte, erhob sich in verschiedenen Gegenden das Volk, das die aufgedrungenen Neuerungen und die mit dem Raube des Kirchen- gutes bereicherten Beförderer derselben verabscheute, zu Empörungen, die mit fremden Söldnern unterdrückt werden mußten. Dabei ließ das stürmische Verfahren es gar nicht zu einer Erkenntniß dessen, was nun als neuer Glaube gelten solle, kommen, und ungeachtet unter Cranmers Leitung die Sätze des neuen Glaubens festgestellt wurden und zu deren Gunsten blutige Strenge in Anwendung kam, blieb der bei Weitem größte Theil des Volkes katholisch. Bald erfuhr auch der Verlauf der kirch- lichen Umwälzung eine große Hemmung durch den nächsten Regierungs- wechsel. Eduard starb unvermählt. Der Plan seines Vaters war es gewesen, ihn mit Jakobs V. Tochter Maria zu verbinden und so eine Vereinigung des schottischen Reiches mit dem englischen zu bewirken. Doch ein deshalb schon geschlossener Vertrag war von den Schotten zerrissen worden, und ein siegreicher Feldzug, den Somerset deshalb unternommen, brachte nicht dessen Erneuerung zuwege, da der Sieger durch Bewegungen, die in England gegen ihn entstanden, zurückgerufen und Maria durch ihre Mutter und Vormünderin Maria, die zweite Gemahlin Jakobs V. und Schwester des Herzogs Franz von Gaise, zur Erziehung an den befreundeten französischen Hof gebracht wurde. Als das Ende des unvermählten Eduard bei seiner Kränklichkeit nahe bevorzustehen schien, gewann Warwick ihn für eine Anordnung, nach welcher sowohl Heinrichs Viii. Töchter Maria und Elisabeth, als die schottische Maria, die als Enkelin von Heinrichs älterer Schwester nach

2. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 122

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
122 Iv. Der Protestantismus in Westeuropa. katbolische Reaktion räumte er ihnen Sicherheitsplähe ein; der wichtigste davon war die starke Festung La Nochelle. Zn diesen Städten, die ihnen vermöge ihrer Lage als Waffen-- und Sammelplätze dienen konnten, hielten die Hugenotten fortan eigene Garnisonen. Heinrich Iv. ist der volkstümlichste französische König gewesen. Er hat durch die Wiederherstellung des inneren Friedens die notwendige Grundlage für das wirtschaftliche Gedeihen des Landes gelegt. Im Süden des Reiches nannte man ihn »notre von roi Henri«; von ihm wurde das Wort berichtet: „3ch will, daß jeder Franzose sonntags sein Äuhn im Topfe habe." Vor allem aber gab er Frankreich seine innere Stärke wieder, indem er die gesamten Kräfte der Nation gegen die Habsburgische Monarchie zusammenfaßte. Als er sich ihrem Vordringen in Deutschland entgegenwerfen wollte, traf ihn der Dolch eines katholischen Schwärmers (1610). 3. Die Trennung Englands von der römischen Kirche. Äeinrich Viii. von England war als ein treuer Sohn der römischen Kirche aufgewachsen; gegen Luther trat er selbst als „Verteidiger des Glaubens" (defensor fidei) auf. Seine Ergebenheit gegen Rom schlug jedoch in dem Augenblick um, als der Papst sich weigerte, die von ihm aus schnöder Selbstsucht begehrte Ehescheidung zu genehmigen. Da erklärte der König durch die Supremats-Akte sich selbst zum Oberhaupte der Englischen Kirche und brach alle Beziehungen zum Papst ab. Nennenswerten Widerstand fand die Trennung von Rom in England nicht. Zn der Kirchenlehre jedoch wollte der König den katholischen Standpunkt aufs strengste gewahrt wissen; gegen Personen, die lutherische und reformierte Schriften verbreiteten, sollte mit der ganzen Schärfe der Inquisition verfahren werden. Äeinrich Viii. zeigte die Eigenschaften des gewalttätigen und skrupellosen Renaissancemenschen. Auch in der Politik scheute er, wo es ein Ziel zu erreichen galt, vor keinem Mittel zurück. Wer ihm dabei hinderlich war, wurde rücksichtslos aus dem Wege geräumt. Von den sechs Frauen Heinrichs endeten zwei auf dem Schafott. Der nichtigste Vorwand genügte ihm, sie zu beseitigen, wenn er ihrer überdrüssig geworden war. Bezeichnend ist es, daß sich in England gar kein Widerstand dagegen regte. Das Parlament hatte unter ihm allerdings wenig zu bedeuten: umfangreiche Einziehungen von Kirchengütern zugunsten der Krone machten ihn von Steuerbewilligungen unabhängig. Er starb im Zahre 1547 und hinterließ zwei Töchter, Maria und Elisabeth, aus erster und zweiter Ehe und einen Sohn, Eduard, aus der dritten.

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 93

1918 - Leipzig : Voigtländer
- 93 - er mit dem Papste, weil dieser des Königs verlangen, ihn von seiner Frau zu scheiden, zurückwies. Da trennte sich Heinrich aus eigner tttacht von seiner Gemahlin und heiratete eine andre Frau. Zugleich erklärte er: „Der Papst hat in meinem Lande nichts mehr zu befehlen; ich selber bin das Oberhaupt der englischen Kirche." Er hob die Klöster aus und schrieb Glaubensartikel, die alle seine Untertanen annehmen mußten, lver sich nicht fügte, wurde grausam verfolgt: Tausende von Menschen starben auf dem Blutgerüste ober am Galgen. Ruch zwei seiner Gemahlinnen — denn Heinrich hatte nacheinander sechs Frauen — ließ er enthaupten. 2. Die Reformation in England. Heinrichs willkürliche und gewalttätige Änderungen im Kirchenwesen waren keine wahre Reformation; darum entstanden nach seinem Tode noch lange heftige Kämpfe um die Religion, bis die evangelische Lehre siegte. Das geschah unter seiner Tochter, der Königin Elisabeth. Sie schaffte den katholischen Gottesdienst ab und gründete die englische oder anglikanische Kirche, die auch die bischöfliche genannt wird, weil Bischöfe an ihrer Spitze stehen. Sie stimmt in der Hauptsache mit der übrigen evangelischen Kirche überein, weicht aber in den äußern Formen von ihr ab. 3. Englands Aufschwung. Unter (Elisabethsregierung hatte (England eine ruhmvolle Zeit. Denn Elisabeth war eine kräftige, kluge und tätige Herrscherin, die eifrig für die Wohlfahrt ihres Landes sorgte. Sie ist als die Gründerin der großen Seemacht Englands zu betrachten. (Englische Seefahrer besuchten alle Meere; man fing an, Niederlassungen in Nordamerika zu gründen und trat in Handelsverkehr mit dem reichen Ostindien. Der Seeheld Franz Drake roar der erste Engländer, der die Erde umschiffte. Ruch brachte er die ersten Kartoffeln aus Rmerika mit; vorher hatte man in Europa von diesem wichtigen Nahrungsmittel, das uns unentbehrlich geworden ist, nichts gewußt. 4. Maria Stuart. Ein böser Schatten fällt auf die berühmte englische Herrscherin durch ihr Verhalten gegen die Königin Maria Stuart von Schottland. Maria war eine unbesonnene Frau, die ihre Untertanen nicht zu regieren verstand. Sie hatte daher ihren Thron verloren und war nach England geflohen, um bei (Elisabeth, ihrer Verwandten, Schutz zu suchen. Rber Elisabeth setzte sie gefangen, weil sie fürchtete, die schottische Königin könne ihr gefährlich werden. Denn die Katholiken in England haßten die evangelische Elisabeth und waren der katholischen Maria zugetan. Rls gar eine Verschwörung gegen (Elisabeths Leben entdeckt wurde, beschuldigte man Maria,

4. Geschichte des Mittelalters - S. 214

1872 - Münster : Coppenrath
franzsischen Provence ertnte, so nannte man diese Dichtkunst auch wohl die proven?a tische. Auf den Burgen der Ritter, bei frhlichen Festen und Mahlen erschien der Snger mit der lieblich klingenden Harfe in der Hand. Ritter und Damen be-grten mit stiller Freude den lieben Gast und hrten seinen gefhlvollen Gesngen zum Klange der Harfe zu. Wie Frank-reich seine Troubadours hatte, so hatte auch England seine Sn-ger, welche Minstrels hieen. Von Frankreich aus verbreitete sich diese Gesangsweise auch nach Deutschland. Hier trat sie im Laufe des zwlften Jahrhunderts allrnlig an die Stelle einer von den Geistlichen gepflegten, auch ihrem Hauptinhalte nach geistlichen Dichtung, die sich zunchst an das groe Werk des Welterlsers und an das Leben der Heiligen schlo. Die neuen ritterlichen Snger fhrten in Deutschland den Namen Minne-sn ger, weil der Hauptgegenstand ihres Gesanges die Minne oder Liebe war. Sie war die Verehrung, welche der Schnheit und Milde, der Anmnth und Tugeud der edeleu Frauen als Pflegerinnen huslichen Glckes und huslicher Sitte in zarten Liedern dargebracht wurde. Im Mittelpunkte dieser Verehrung aber stand die Jungfrau Maria, die Mutter des Gottessohnes, die himmlische Knigin, deren berirdischer Glanz verklrend auf alle irdischen Frauen niederstralt. Hunderte von solchen Dichtern werden genannt. Ihre Reihe beginnt mit Heinrich von Veldeck, ihm folgten Hartmann von der Aue, der zartfhlende Gottfried von Straburg, der ernste und trbe Wolfram von Eschenbach, der heitere Walther von der Vogelweide, der groe Meister Heinrich von Ofterdingen, smmtlich aus dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts. Der Gesang wurde bald ein Haupterforderni bei den Festen, mit welchen das Leben in der Zeit der Waf-fenrnhe verschnert werden sollte. Oft kamen die liederreichen Snger zusammen zu einem poetischen Wettstreite. Ein solcher ist uns von einem Meister des folgendes Jahrhunderts in dem sogenannten Gedichte vom Kriege anf der Wartburg", uuter dem Landgrafen Hermann von Thringen, im Jahre 1207,

5. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 137

1877 - Langensalza : Beyer
— 137 — war von einem andern Enkel Richard Hl., Heinrich von Lancaster, entthront worden. Nun glaubte aber die Linie Pork, welche ebenfalls von Eduard M. abstammte, nähere Ansprüche ans den Thron zu haben und so entstand ein Krieg zwischen den Häusern Lancaster und Uork, in Folge dessen König Heinrich Vi. entthront ward und das Haus 9)orf aus den englischen Thron kam. Diesen Krieg nennt man von den Wahrzeichen der Beiben Häuser beit Krieg zwischen der roten (Lancaster) und weißen Rose (Aork). Er warb erst mit der Thronbesteigung König Heinrichs Vii., der die Ansprüche beiber Häuser in seiner Person vereinigte und den letzten 9)orf (Richarb Iii.) in einer Schlacht besiegte, fceenbigt (1485). Das Regentenhaus, welches mit Heinrich Vh. auf den Thron gelangte, nennt man das Haus Tubor, es regierte bis zum Jahre 1603 und hat England fünf Könige und Königinnen gegeben. — Das wichtigste Ereigniß unter der Regierung der Tubors für England ist die Einführung der Reformation. Währenb sich aber in Deutschland die reine Lehre durch die Kraft ihrer Wahrheit verbreitete, warb der Katholicismus in Englaub aus Befehl des gewalttätigen und tyrannischen Königs Heinrich Viii. (1509 —1547), Sohnes Heinrichs Vii., gewaltsam unterbrückt. Heinrich Viii. war ein persönlicher Feind Luchers, gegen Den er mehrere Schriften schrieb, er führte die Reformation weniger aus Ueberzeugung von der Wahrheit der gereinigten Lehre, als aus Haß gegen den Pabst ein, der ihn nicht von seiner rechtmäßigen Gemalin scheiben wollte, wie es Heinrich verlangt hatte. Aufrichtig mit der wahren Lehre meinte es aber Heinrichs Sohn und Nachfolger (Sbnarb Vi. (1547-—1553), welcher durch feinen Erzbischof (Sranmer die neue Kirche befestigte. Dieselbe nennt man die anglicanische ober bischöfliche, weil das bischöfliche Amt in ihr beibehalten warb. Leiber starb Ebnarb Vi. zu früh. Seine Schwester mtb Nachfolgerin Maria (1553— 1558), die Gemalin des strengkatholischen Philipp Ii. von Spanien, suchte mit Gewalt die katholische Lehre wieber zur herrschenben zu machen. Cranmer und Hunberte von Protestanten würden wegen ihres Glaubens hingerichtet. Glücklicherweise starb Maria balb, ehe es noch, wie in Dentschlanb und Frankreich, zu einem Religionskriege kam. Ihre protestantische Halbschwester und Nachfolgerin war Elisabet, bereit Leben und Regierung wir etwas ausführlicher betrachten wollen. § 163. tz'tisabet 1558—1603. Elisabet war im protestantischen Glauben erzogen und in ihrer Jugenb von ihrer Schwester, der Königin Maria, gefangen gehalten worben. Als Königin hatte sie nur den einen Wunsch, England groß und glücklich zu machen. Um sich den Re- gierungsgcschästen ganz und gar wibuten zu können, blieb sie nnver-mält. Als das englische Parlament sie einst bat, einen Genial zu wählen, antwortete sie: „England ist mein Genial und jeber Untertan ist mein Sohn." Dabei war aber Elisabet nicht ganz frei von Eitelkeit, sie hörte

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 112

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
112 Kindern spielen sonnte, hat der fremde Gesandte erfahren, der einst bei ihm eintrat. Er fand den König auf Händen und Füßen kriechend und setn Söhnlein auf dem Rücken tragend. „Herr Gesandter, haben Sie auch Kinder?" fragte Heinrich. „Ja, Sire," war die Antwort/ „'Nun," sagte der König, „da werden Sie es mir nicht übel nehmen, daß ich erst meinen Ritt vollende. “ Das ganze Volk liebte Heinrich. Nur eine Partei hafte ihn, die finstern Jesuiten, die es ihm nicht verzeihen konnten, daß er die Protestanten nicht verfolgte. Als Heinrich eines Tages in einer offenen Kutsche durch die Straßen von Paris fuhr, sprang plötzlich ein junger Mensch, Jtfaniens Ra v aillac, das Werkzeug jener Partei, auf den Wagen und stieß ihm einen Dolch ins Herz. So starb der gute König Heinrich Iv., tiefbetrauert von dem ganzen französischen Volke. 50. Elisabeth von England (1558—1603). 1. Elisabeth war die Tochter Heinrichs Viii. Obgleich dieser König ein Buch gegen Luther geschrieben hatte, wofür der Papst ihn den „Vertheidiger des Glaubens" nannte, so war er es doch, der die Herrschaft des Papstes in England stürzte. Heinrich wünschte nämlich, von seiner ersten Gemahlin geschieden zu werden; weil aber der Papst diese Scheidung nicht erlauben wollte, so sagte sich Heinrich von ihm los und machte sich selbst zum Oberhaupt der Kirche in England. Er hob die Klöster aus und drang dem Volke ein Glaubensbekenntniß auf, das aus katho- lischen Gebräuchen und Lehren, sowie aus seinen eigenen Meinungen gemischt war. Er verfolgte alle, die sich seiner Ansicht nicht fügten. Tausende von Menschen starben auf dem Blutgerüste oder am Galgen. Auch zwei von seinen Gattinnen ließ er enthaupten. Die eine von diesen beiden, Heinrichs zweite Frau, war die Mutter Elisabeths. Elisabeth wurde nach dem Tode ihrer Mutter von ihrem Vater zurückgesetzt,^ von mehreren Stiefmüttern vernachlässigt und zuletzt von ihrer Schwester Maria, als diese Königin war, fünf Jahre lang mit schonungsloser Strenge behandelt. In ihrer Einsamkeit beschäftigte sie sich unl den Wissenschaften, weiblichen Arbeiten und der Musik und lernte so fleißig, daß einer ihrer Lehrer sagte: „Unter allen Jungfrauen leuchtet meine herrliche Schülerin Elisabeth gleich einem Sterne und glänzt mehr durch ihre Tugenden und Kenntnisse, denn durch die Glorie ibrer Abkunft." Sie schrieb und sprach das Lateinische geläufig und richtig; Such des Französischen, Italienischen und Deutschen war sie kundig. 3. Nach dem Tode ihres Vaters bestieg zuerst ifjr jüngerer Halbbruder Eduard Vi., und nach dessen frühemtode ihre Halbschwester Maria den Thron. Maria, finster und argwöhnisch, verfolgte die Protestanten, welche sich im Lande weit verbreitet hatten, auf die grausamste Art. Man pflegte sie deshalb die „Mutige Maria" zu nennen. Als sie nach fünfjähriger Regierung starb, herrschte im ganzen Lande die größte Freude. Die Stände, die gerade versammelt waren, jauchzten

7. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 141

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Rudolf Ii. und Matthias. 141 und Brandschatzungen. 3. Die Kriegswirren und vor allem die Schreckensherrschaft des spanischen Feldherrn und Generalstatthalters Alba (1567—1573), der unter andern die Grafen Egmont und Hoorn auf dem Markte zu Brüssel hinrichten ließ, veranlaßte Tausende von Niederländern zur Au sw a nd erun g. Die meisten flüchteten in das befreundete England (s. unten), viele aber begaben sich in die benachbarten deutschen Länder (Kleve, Jülich, Köln) und verbreiteten hier die calvinische Lehre. 4. Die sog. Wassergeusen schädigten durch ihre Seeräuberei ebensogut den deutschen wie den spanischen Handel. 5. Durch die Unabhängigkeitserklärung der sieben nördlichen Provinzen (1581), die sich bereits 1579 in der Utrechter Union vereinigt hatten, entstand ein selbständiger 1579 Staat der sich zur ersten Seemacht der Welt entwickelte, den Deutschen im Mündungsgebiete des Rheinstromes den Zugang zum Meere versperrte und sogar in der Ostsee die Hanse völlig lahm legte. Deutschlands Schwäche war Hollands Stärke. Ein deutscher Reichstag, der sich mit der niederländischen Sache befaßte, wußte dem Kaiser Rudolf nichts anderes vorzuschlagen, als die Niederländer in einem Schreiben von der gewaltsamen Sperrung des Rheinstromes abzumahnen (vgl. das Verhalten gegenüber Frankreich S. 138). Schließlich erkannte das Deutsche Reich im Westfälischen Frieden die Trennung der Niederlande von Deutschland an (1648). Mit Verachtung sahen die Holländer, deren Land durch die Blüte des Ackerbaues und des Handels das reichste der Welt wurde, auf die deutschen „Muffen" herab. d) Tie Reformation in England. Ter Untergang der Armada und seine Folgen für Deutschland. In England erklärte Heinrich Viii. aus dem Hause Xubor (1509—1547) sich zum Oberhaupt der anglikanischen Landeskirche, welche im übrigen die Lehren und Einrichtungen der katholischen Kirche beibehielt. Diejenigen, welche sich weigerten, dem Könige den Suprematseib (Supremat — kirchliche Oberhoheit) zu leisten, würden grausam verfolgt. Auf Heinrich Viii. folgten der Reihe nach feine Kmber: Ebuarb Vi., Maria und Elisabeth. Unter dem minberjährigen Ebuarb Vi. würde die Reformation im Sinne der deutschen Protestanten weitergeführt. Maria, die Gemahlin Philipps Ii. von Spanien, stellte fobann mit blutiger Strenge den Katholizismus wieber her. Elisabeth (1558—1603) begrünbete von neuem die englische Staatskirche auf protestantischer Grunblage, aber mit Beibehaltung der Bischöfe (Episkopalkirche), verbot unter schweren Strafen den katholischen Gottesbienst und verfolgte auch die Reformierten. 1 Die Republik der Vereinigten Niederlande, auch wohl nach der bei weitem größten Provinz Republik Holland genannt. Die südlichen Provinzen (Belgien) blieben als spanische Niederlande unter der Herrschaft Spaniens.

8. Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte - S. 75

1856 - Moers : Rhein. Schulbuchh.
§. 49. Heinrich Viii. -j- 1547; und Elisabeth f 1603. 75 war kein Segen in Allem, was der Mann that, der Gott und sei. nem Evangelium widerstanden hatte. Der reiche Philipp ward am Ende so arm, daß er seinen Bedienten den Lohn nicht ausbezahlen konnte und daß man in den Kirchen eine Kollekte für ihn sammeln mußte. Das war schon eine harte Strafe für den Tyrannen. Sie kam aber noch härter. Philipp ward krank, und siehe! bald er- kannte man mit Grausen: es war Sulla's, es war Herodis Krank- heit! — Der elende, schrecklich gequälte Mann ließ sich in das Es- korial bringen. Das half ihm aber auch nichts. Erst nach den ent- setzlichsten Qualen verließ seine arme Seele den halbverfaultm Leich- nam, und ging an ihren Ort. §. 49. Heinrich Vih. f 1547; und Elisabeth f 1603. Als Karl V. noch lebte, regierte in England sein Vetter Hein- rich Viii. Der dünkte sich, er wäre ein gelehrter Mann, und schrieb in diesem Dünkel ein Buch gegen Luther. Darüber lobte ihn der Papst und nannte ihn „einen Vertheidiger des Glaubens!" — und diesen schönen Titel, aber anders gemeint, führen die Könige von England noch jetzt. Später wollte sich Heinrich gerne von seiner Frau scheiden lassen, weil sie ihm nicht mehr gefiel. Das wollte aber der Papst nicht haben, denn die Ehescheidung ist in der katholischen Kirche verboten. Was that nun König Heinrich? Er hatte einen harten Eigenwillen, und sagte: „Der Papst hat mir nichts zu befehlen. Fortan soll er sich gar nicht mehr um mein Land bekümmern!" und nun sing er an, die Klöster aufzuheben, erlaubte Jedermann, die Bibel zu lesen, und zeigte den Geistlichen an, sie hätten nur ihm, nicht aber dem Papste zu gehorchen. Mit einem Wort: Er führte die Reformation ein. So regiert und wendet Gott auch die bösen Absichten und Werke schlechter Menschen, ' daß Gutes daraus erwachsen muß. Das nützt freilich den bösen Menschen nichts, und wehe denen, die da sagen: Lasset uns Böses thun, da- mit etwas Gutes daraus erwachse. Viele Engländer hatten die erhaltene Erlaubniß, die Bibel zu lesen, treulich benutzt, und das hatte, wie in Deutschland, erst die echte Reformation herbeigeführt, und in ihrem Herzen ein göttliches Leben angefacht. Aber nun kam eine Trübsalszeit über sie. Heinrich des Viii. Tochter, Maria, die einige Jahre nach ihres Vaters Tode zur Regierung kam, hielt streng an der alten Weise, und hätte gern das neu erwachte Leben völlig ausgerottet. Darum verheirathete sie sich mit dem gleichgesinnten Philipp Ii. von Spanien, und that

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 94

1906 - Langensalza : Gressler
94 ftanb, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand ev und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm, und als er wieder auf seine theologischen L-ätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie, solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber, dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßte in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen, sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der imstande wäre, Neligionsvorfchriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doktor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu, sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung auszustellen, das habe sie aber nur getan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich, „nun dann sind wir ja wieder vollkommen gute freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König beiseite und brachte ihm die Nachricht, daß der Prozeß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den andern, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich. — Heinrich starb im Jahre 1547. 14. Johanna Gray. — Maria brnt England. Heinrichs Viii. Sohn, Eduard Vi. (1547 — 53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter Knabe. Obgleich er noch so jung war, wollte man ihn schon verheiraten und zwar an die junge Königin von Schottland, Marin Stuart, damit beide Königreiche vereinigt würden. Aber die Schotten konnten die Engländer nicht leiden und schickten die junge Maria lieber nach Frank-

10. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 134

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
—" 134 Grundbesitz, der sich in der „toten Hand" befand, für die Nation nutzbar gemacht. So war sein Werk ein nationales, und unter der noch eingehaltenen katholischen Form strömte eine evangelische Bewegung, die England über kurz oder lang dem Protestantismus zuführen nutzte. 2. Eduard Vi. 1547—1553. Eduard war beim Tode seines Vaters erst 10 Jahre alt, und die Regentschaft führten für ihn der Erzbischof Cranmer und der Herzog von Somerset. Letzterer wurde zum Protektor erhoben und benutzte nun die Regierungsgewalt, um mit Cranmer zusammen der protestantischen Lehre in der englischen Kirche Eingang zu gewähren. Die von Heinrich erlassenen „sechs Artikel" wurden aufgehoben, die englische Bibel und ein von Cranmer verfaßter, dem Lutherischen nachgebildeter Katechismus eingeführt und ein allgemeines Ritual- und Gebetbuch (das noch heute gültige common prayer book) ausgearbeitet, das den liturgischen Teil des Gottesdienstes regelte. Der Zölibat wurde aufgehoben, die Messe abgeschafft und das Abendmahl unter beiderlei Gestalt an deren Stelle gesetzt. Später wurde ein Glaubensbekenntnis, die „42 Artikel", ausgearbeitet, das mit Ausnahme der darin angenommenen calvinischen Abendmahlslehre ganz lutherischen Charakter trägt. Die bischöfliche (Episkopal-) Verfassung und einige Zeremonien wurden beibehalten. So entstand die Anglikanische oder bischöfliche Hochkirche. 3. Maria Tudor. 1553—1558. Gegen diese Ergebnisse fand eine blutige Reaktion statt, als Eduard starb und Maria, die Tochter der spanischen Katharina, zur Regierung kam und mit ihrem strengkatholischen Wesen die protestantischen Neuerungen als Teufelswerk bekämpfte. Zwar stellte man ihr Johanna Gray, die Großnichte Heinrichs Viii., entgegen, doch die Ehrfurcht vor der gesetzmäßigen Erbfolge siegte, Maria blieb anerkannt, da Heer und Flotte sich für sie erklärten. Nun ging Maria an die Rückführung des Katholizismus. Um hierzu eine Stütze zu haben, vermählte sie sich mit Philipp, dem Sohne Karls V. Es gelang ihr, vom Papst die Zusicherung zu erhalten, daß die eingezogenen und an den Adel oergabten Klostergüter dem Adel verbleiben sollten; da beschloß das Parlament die Unterordnung unter Rom. Nun begann eine blutige Verfolgung der Protestanten, bei der auch Cranmer hingerichtet wurde; Scharen von Flüchtlingen zogen über das Meer nach Holland, Deutschland, Genf und der deutschen Schweiz. So siegte noch einmal der Katholizismus, doch Maria wurde ihres Sieges nicht froh; die Hoffnung, einen Thronerben zu bekommen, trog sie, und ihr Gemahl Philipp, der schon länger eine Abneigung gegen sie empfand, verließ endlich England. In Schwermut und Menschenhaß starb Maria, der man den Beinamen „die Blutige" oder „die Katholische" gegeben hat, im Jahre 1558.

11. Geschichte des Mittelalters - S. 213

1861 - Münster : Coppenrath
213 badours hatte, so hatte auch England feige Sänger, welche M instrels hießen. Von Frankreich ans verbreitete sich diese Gesangwcise auch nach Deutschland. Hier trat sie im Lause des zwölften Jahrhunderts allimälig an die Stelle einer von den Geistlichen gepflegten, auch ihrem Hauptinhalte nach geistlichen Dichtung, die sich zunächst an das große Werk des Welterlösers und an das Leben der Heiligen schloß. Die neuen ritterlichen Sän- ger führten in Deutschland den Namen Minnesänger, weil der Hauptgegenstand ihres Gesanges die Minne oder Liebe war. Sie war die Verehrung, welche der Schönheit und Milde, der Anmuth und Tugend der cdelen Frauen in zarten Liedern dar- gebracht wurde. Im Mittelpunkte dieser Verehrung aber stand die Jungfrau Maria, die Mutter des Gottessohnes, die himm- lische Königin, deren überirdischer Glanz verklärend auf alle ir- dischen Frauen niederstralte. Hunderte von solchen Dichtern werden genannt. Ihre Reihe beginnt mit Heinrich von Veld eck; ihm folgten Hartmann von der Aue, der zart- fühlende Gottfried von Straßburg, der ernste und trübe Wolfram von Eschenbach, der heitere Walther von der Vogel weide, der große Meister Heinrich von Ofter- dingen, sämmtlich aus dem Anfange des . dreizehnten ^ Jahr- hunderts. Der Gesang wurde bald ein Haupterforderniß bei den Festen, mit welchen das Leben in der Zeit der Waffenruhe verschönert werden sollte. Oft kamen die liederreichen Sänger zusammen zu einem poetischen Wettstreite. Ein solcher ist uns von einem Meister des folgenden Jahrhunderts in dem soge- nannten Gedichte vom „Kriege auf der Wartburg" geschildert worden. Doch nicht die Liebe allein war Gegenstand des Ge- sanges, sondern auch die Schönheiten der Natur, die Reize des Frühlinges, die Heldenthaten der Ritter und ihre wunderbaren Abenteuer. Besonders in Schwaben, an den Höfen der da- maligen Kaiser, der kunstliebendcn Hohenstaufen, ließen sich die Sänger hören und wurden deshalb auch wohl schwäbische Dichter genannt. Selbst Kaiser und Könige ergötzten sich, wenn sie von den ernsten Sorgen der Regierung ruheten, an dieser

12. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 247

1887 - Hannover : Meyer
113. Heinrich Viii. von England. Elisabeth von England. 247 Heinrich anfangs durchaus feind, und da er sich sehr gelehrt dünkte, verfaßte er sogar eine Streitschrift wider Luther, wofür der erfreute Papst ihm den Titel „Verteidiger des Glaubens" verlieh, den die englischen Herrscher noch heute führen. Gerade dieser König aber war es, der später die Herrschaft des Papstes in England stürzte. Er wollte nämlich von seiner ersten Frau geschieden werden, und der Papst wollte solches nicht gestatten; darüber wurde Heinrich so aufgebracht, daß er sich völlig von Rom lossagte und sich selber sür das Oberhaupt der Kirche in England erklärte. Hieraus zwang er feinen Unterthanen einen Glauben auf, der weder recht katholisch noch evangelisch war. Wer sich nicht fügte, einerlei ob Katholik oder Protestant, starb unter dem Beil des Henkers oder auf dem Scheiterhaufen. Mit einer unermeßlichen Blutschuld beladen, sank der Wüterich ins Grab. 2. Elisabeth. Regierungsantritt (1558). Elisabeth, Englands größte Königin, war die Tochter Heinrichs Viii. und seiner zweiten Gemahlin, der hingerichteten Anna Boleyn (spr. Bolehn). Sie verlebte unter ihren Stiefmüttern eine freudlose Jugend. Die letzten fünf Jahre vor ihrer Thronbesteigung regierte ihre katholische Halbschwester Maria, welche die Evangelischen mit solcher Grausamkeit verfolgte, daß sie die „blutige" Maria genannt wurde. Auch Elisabeth war unter ihr kaum ihres Lebens sicher. In der Einsamkeit, zu welcher sie sich verurteilt sah, war das Studium ihre Hauptfreude, und sie brachte es darin so weit, daß sie z. B. vier fremde Sprachen, auch Lateinisch, geläufig redete^ Groß war der Jubel des Volks, als sie nach ihrer Schwester Tode als Königin in London einzog. Elisabeth war damals 25 Jahre alt, von schönem und dabei wahrhaft königlichem Ansehen. Obwohl eine Frau, war sie doch ihres klaren Verstandes und festen Charakters wegen zum Regieren wie geboren. Sie hat die Zügel des Staats mit seltener Kraft und Weisheit geführt und England, welches bis dahin wenig galt, groß und mächtig gemacht. Vermählt ist sie nie gewesen. Als einst das Parlament sie bat, doch einen Gemahl zu wählen, antwortete sie: „England ist mein Gemahl und jeder Unterthan mein Sohn. Ich wünsche, daß man einst auf meinem Grabstein lese: ,Hier ruht Elisabeth, die jungfräuliche Königin?" 3. Die englische Hochkirche. Elisabeths nächste Sorge war den religiösen Angelegenheiten gewidmet. Sie schaffte den katholischen Gottesdienst ab und führte den evangelischen im ganzen Lande ein. Sich selbst erklärte sie zum Oberhaupt der englischen Kirche und ließ für dieselbe ein festes Glaubensbekenntnis, „die 39 Artikel", ausarbeiten, welches noch heute gilt. Die von Elisabeth begründete englische Kirche wird auch bischöfliche Kirche oder Hochkirche genannt. Der Lehre nach ist sie im wesentlichen reformiert; doch hat sie die bischöfliche Verfassung, sowie den prunkvollen Gottesdienst der römischen Kirche beibehalten. 4. Sieg über die unüberwindliche Flotte (1588). Im Jahre 1588 feierte Elisabeth ihren größten Triumph, nämlich ihren Sieg über die sogenannte „unüberwindliche Flotte", welche Philipp Ii. von Spanien zu ihrer Vernichtung ausgesaudt hatte. (S. Seite 250.) 5. Aufschwung der Schiffahrt und des Handels. Einen erstaunlichen Aufschwung nahmen Englands Schiffahrt und Handel

13. Geschichte des Mittelalters - S. 179

1876 - Münster : Coppenrath
179 Erfinder einer besonderen Gesangweise war.*) Und weil der Gesang vorzglich in der franzsischen Provence ertnte, so nannte man diese Dichtknnst auch wohl die prov englische. Auf den Burgen der Stter, bei frhlichen Festen und Mahlen erschien der Snger mit der lieblich klingenden Harfe in der Hand. Ritter und Damen begrten mit stiller Freude den lieben Gast und hrten seinen gefhlvollen Gesngen zum Klange der Harfe zu. Wie Frankreich seine Troubadours hatte, so hatte auch England seine Snger, welche Minstrels hieen. Auch in Deutschland lebte damals diese schone Kunst auf und erlebte im Verlaufe des zwlften und dreizehnten Jahrhunderts eine hohe Blthe. Hier trat sie im Laufe des zwlften Jahrhunderts allmlig an die Stelle einer von den Geistlichen gepflegten, auch ihrem Hauptinhalte nach geistlichen Dichtung, die sich zunchst an das groe Werk des Welterlsers und an das Leben der Heiligen schlo. Die neuen ritterlichen Snger fhrten in Deutschland den Namen Minnesnger, weil der Hauptgegenstand ihres Gesanges die Mimte oder Liebe war. Sie war die Verehrung, welche der Schnheit und Milde, der Anmuth und Tugend der edelen Frauen als Pflegerinnen huslichen Glckes und huslicher Sitte in zarten Liedern dargebracht wurde. Im Mittelpunkte dieser Verehrung aber stand die Jungfrau Maria, die Mutter des Gottessohnes, die himm-lische Knigin, deren berirdischer Glanz verklrend auf alle irdischen Frauen niederstralt. Hunderte von solchen Dichtern werden genannt. Ihre Reihe beginnt mit Heinrich von Selbeck, ihm folgten Hartmann von der Aue, der zartfhlenbe pttfrieb von Straburg, der ernste und tiefe Wolfram von Eschenbach, der heitere Walther von der Vogelweide, srnmtlich aus dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts. Der Gesang wurde bald ein Haupterforderni bei den Festen, mit welchen das Leben in der Zeit der Waffenruhe verschnert werben sollte. Auch kamen die lieberreichen Snger zusammen zu einem poetischen Wettstreite. Ein solcher ist uns von einem Meister des fol-genben Jahrhunberts in bern sogenannten Gebichte vom Kriege auf der Wartburg", unter bern Lanbgrafen Hermann von Thringen, int Jahre 1206, geschilbert worben. Doch nicht die Liebe allein war Gegenstanb des Gesanges, sonbern auch die (Schnheiten der Natur, die Reize des Frhlings, die Helbenthaten der Ritter und ihre wnnberbaren Abenteuer. Besonbers in Schwaben, an den Hofen der bamaligen Kaiser, *) Von dem franzsischen Worte trouver, erfinden. 12*

14. Leitfaden für die biographische Vorstufe des Geschichtsunterrichts - S. 69

1892 - Altenburg : Pierer
69 Dr. Jonas fragte ihn, ob er Christum bekenne. Ja!" erwiderte er mit lauter Stimme. Dann antwortete er auf nichts mehr. Er faltete die Hnde. So lag er ruhig atmend bis in die dritte Morgenstunde, wo er sanft entschlief. Es war am 18. Februars Febr. 1546. Sein Leichnam wurde auf Verlangen des Kurfrsten nach 1040 Wittenberg gebracht und dort unter groer Feierlichkeit in der Schlokirche beigesetzt. Elisabeth und Maria Stuart 102. Die Reformation in England. Zu Luthers Zeit regierte in England König Heinrich Viii., ein sehr gewaltttiger Herrscher. Der war zu Anfang ein heftiger Feind Luthers; als ihm aber der Papst nicht gestatten wollte, sich von seiner Ge-mahlin scheiden zu lassen, sagte er sich ganz von der katholischen Kirche los und fhrte die evangelische Lehre in England ein. Nach ihm befestigte sein Sohn Eduard Vi. die Reformation im Lande noch mehr; dann aber kam Heinrichs Tochter Maria zur Regie-ruug, und diese war eine eifrige Katholikin. Die Protestanten in England wurden von ihr grausam verfolgt; aber die evangelische Lehre auszurotten gelang ihr doch nicht, und als nach ihrem Tode Heinrichs zweite Tochter Elisabeth Knigin wurde, stellte dieselbe sogleich den Protestantismus wieder her. Nur lie sie manche alte Kirchengebruche bestehen, und namentlich behielt sie die Bischfe bei, weshalb auch die englische Kirche die bischfliche genannt wird. 103. Elisabeth, Knigin von England. Elisabeth war 25 Jahre alt, als sie aus den Thron kam. Aus Furcht vor ihrer Stiefschwester, der Knigin Maria, hatte sie sich bis dahin ganz zurckgezogen, fast wie eine Gefangene auf einem Schlosse gelebt. Diese Zeit hatte sie benutzt, um ihren Geist mit Kenntnissen zu bereichern. Sie verstand und redete die lateinische und griechische Sprache; sie las gern in den Schriften der alten Griechen und Rmer. In ihrer ueren Erscheinung lag etwas Majesttisches. Dabei war sie liebenswrdig und freundlich. Gegen Niedere zeigte sie sich herablassend und liebreich, gegen Vor-nehme aber trat sie mit stolzer Wrde auf. Sie hat sich nie vermhlt; alle Heiratsantrge wies sie zurck; sie wollte nur Knigin sein. Dabei war sie jedoch, besonders im Alter, eben so wenig von Eitelkeit frei wie von Herrschsucht, und sie sah es sehr gern, wenn man ihrer Schnheit Huldigungen darbrachte. 104. Maria Stuart, Knigin von Schottland. Da Elisabeth vom Anfang ihrer Regierung an sich den Protestanten zuwandte, machte sie sich alle Katholiken in England zu Feinden, und dieselben setzten ihre ganze Hoffnung auf die junge Knigin Maria Stuart von Schottland. Maria war die Enkelin einer Schwester Heinrichs Viii. Als sie erst acht Tage alt war, starb ihr Vater, der König Jakob V. von Schottland, und ihre Mutter brachte sie als fnfjhriges Kind nach Frankreich. Sie wurde

15. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 70

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
70 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. Heinrich sich noch einmal an den Kaiser an und bekriegte Frankreich zwei Jahre lang, gewann aber nur den Besitz von Boulogne auf acht Jahre. In seinen letzten Jahren wurde er so beleibt, daß er nur durch eine Maschinerie von einem Zimmer in das andere gebracht werden konnte. Er starb am 28. Januar 1547, 56 Jahre alt, im 38. seiner Regierung, nachdem er wenige Tage vorher den Sohn des Herzogs von Norfolk, auf den die Katholiken Hoffnungen setzten, hatte hinrichten lassen. Eduard Vi. (1547- 1553). Statt dieses neunjährigen Monarchen regierte ein Regentschastsrath, in welchem Lord Somerset und Erzbischof Kranmer alles vermoch- ten. Sie reformierten nun durch das Parlament König Heinrichs Reforma- tion; die sechs Blutartikel wurden abgeschafft, der König aber zum Ober- haupt der Kirche erklärt und ihm die Ernennung der Bischöfe überlassen. Kranmer gab den Geistlichen ein Homilienbuch, einen Katechismus, ein allgemeines Gebet- und Ritualbuch. Die Messe und der Cölibat der Geistlichen wurden aufgehoben und das Abendmahl in zwei Gestalten eingeführt. Durch ein Glaubensbekenntniß in 39 Artikeln, an welchem der deutsche Reformator Bucer mitarbeitete, wurde die englische Kirche zu einer protestantischen vollends umgeschaffen, obwohl Kranmer das Episkopalsystem beibehielt, die Bischöfe als Nachfolger der Apostel erklärte, auch einige Gebräuche der katholischen Kirche bestehen ließ und einige nichtproteftantische neue einführte. Die englische Kirche wurde auf diese Weise dem monarchischen Systeme Englands angepaßt, und die Bischöfe Bonner von London und Gardiner von Winchester, welche widersprachen, kamen dafür in den Tower, einige Sektierer aber wurden hingerichtet. Lord Somerset fein Seymour, also Verwandter des Königs) wurde durch seine Gewaltthätigkeit dem Adel und gemeinen Volke verhaßt, durch Warwick gestürzt und daun auf Befehl des Königs hingerichtet (22. Januar 1552). Warwick regierte seitdem als Lord Northhumberland und bewog den kranken König, seine beiden Schwestern Maria und Elisabeth der Thronfolge für unfähig zu erklären und Johanna Gray, die Gemahlin von Northhumberlauds Sohne Dudley, die Enkelin von Heinrichs Vih. jüngerer Schwester Maria, eine Protestantin, zur Thronfolgerin zu erklären. Königin Maria (1553 — 1558). Johanna Gray konnte sich nach Eduards Vi. Tode (6. Juli 1553) nicht behaupten, denn Adel und Volk erklärten sich für Heinrichs Tochter Maria. Der gehaßte Northhumberland starb durch das Beil und nach kurzem Gefängnisse wurden auch Johanna Gray und Dudley der Sicherheit des Thrones geopfert (13. Februar 1554). Das Par-

16. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 109

1905 - Leipzig : Hirt
England im Zeitalter der Glaubensspaltung. 109 Adels fr sie erhob, erklrte sie ihre Abdankung, weil erzwungen, fr null und nichtig. Alle ihre Hoffnungen wurden jedoch durch die Nieder-lge vernichtet, die ihr Heer erlitt. Da Maria sich in Schottland nicht sicher fhlte und es ihr zur Flucht nach Frankreich an einem Schiffe fehlte, entschlo sie sich, bei der Knigin von England Schutz zu suchen. Aber anstatt des Schutzes sand sie in England eine lange Ge-fangenfchaft. Knigin Elisabeth hate sie, weil sie Titel und Wappen einer Knigin von England fhrte und ihre Ansprche auf die Nachfolge in England nicht preisgeben wollte. Sie war nmlich eine Enkelin der Schwester Heinrichs Viii. Wiederholte Versuche, sie zu befreien, milangen. Ihre Lage wurde dadurch nur noch schlimmer. Schon hatte Maria unter wachsenden geistigen und krperlichen Leiden volle achtzehn Jahre hinter dstern Kerkermauern vertrauert, als eine zu ihrer Befreiung eingeleitete Verschwrung ihr unglckliches Schicksal entschied. Babington, ein junger Edelmann, hatte den Plan entworfen, die Knigin Elisabeth zu ermorden, Maria zu befreien und sie mit Hilfe des Auslandes auf den englischen Thron zu erheben. Dieser Plan wurde dem englischen Staatsrat verraten. Man suchte ihre Mitschuld an der Verschwrung nachzuweisen. Briefe mit ihrer Unterschrift wurden ge-flscht, ihren Schreibern entri man durch die Folter die Erklrung, da ihre Herrin in alle Einzelheiten der Verschwrung eingeweiht gewesen sei. Auf diese Aussage hin wurde in dem englischen Staatsrate der Be-schlu gefat, die Knigin von Schottland wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen. Als die Richter vor ihr erschienen, erklrte Maria, da sie als unabhngige Knigin keine fremde Gerichtsbarkeit der sich an-erkenne und sich einem Verhre durch Untertanen nicht unterziehen werde. Wre sie bei dieser Weigerung geblieben, so wrde eine Verurteilung kaum mglich gewesen sein; zu ihrem Unglck lie sie sich jedoch durch die Vorstellung, da Elisabeth ihre Rechtfertigung wnsche, und da ihr Schweigen als Gestndnis angesehen werden mte, bewegen, den an sie entsandten Richtern Rede zu stehen. Sie leugne nicht, so er-klrte sie, ihre Befreiung aus der Gefangenschaft, in der sie der achtzehn Jahre lang widerrechtlich festgehalten worden, fehnlichst gewnscht und an der Wiedererlangung ihrer Freiheit eifrig gearbeitet, auch dieferhalb mit ihren Freunden Briefe gewechselt zu haben; doch erklrte sie, sie habe an keiner Verschwrung gegen Elisabeths Regierung und Leben teilgehabt. Das Zeugnis ihrer Schreiber verwarf sie als falsch und verlangte, da diese ihr gegenbergestellt wrden. Dies wurde ihr verweigert. Auch ihre Bitte, ihr einen Anwalt zu bewilligen, fand keine Bercksichtigung. Sie wurde zum Tode verurteilt. So feft jedoch auch bei Elisabeth der Tod Marias beschlossen war, und so sehr auch ihre Rte in sie drangen, die Hinrichtung nicht zu ver-

17. Viertehalb Jahrhunderte - S. 684

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
684 Sieg des Protestantismus in England und in Schweden. ihm, wenn man es auch anders wollte, der entschiedenste Einfluß auf die Regierung nicht entgehen, und es begann von dem Augenblicke an, da er aus einem Manne von der Partei der Königin ein Mann des Staates geworden war, eine neue Zeit für Frankreich. Wie einst Ximenez Spanien in Abwesenheit, so regierte Richelieu Frankreich unter den Augen seines Herrn. Ihn zeichnete, wie jenen, Talent und Fleiß aus, sowie folgerichtiges, beharrliches Handeln nach reiflicher Erwägung. Beider Thätigkeit hatte Erhöhung und Befestigung der königlichen Macht zum Ziele und Ergebnisse. An mächtiger Wirkung übertrifft die Thä- tigkeit des französischen die des spanischen Staatsmannes, da seine Hand die Geschicke Europa's lenkte. Doch überwiegt bei ihm die Rücksicht auf den klug berechneten nächsten Vortheil der französischen Krone der- maßen jeden andern Zweck, daß der Fürst der Kirche in den französischen Staatsmann aufgeht. In seinem eignen Leben verläugnet er nicht den Priester, aber während bei Mmenez die dem Priesterthum entsprechende Gesinnung die ganze staatsmännische Thätigkeit durchdrungen hat, sieht man bei Richelieu den priesterlichen Charakter nicht auf das staatliche Walten übertragen, und während Aämenez dadurch, daß er von der Welt nichts verlangt und nichts bedarf, mächtig und unüberwindlich ist, ist es Richelieu dadurch, daß er in dem Gebrauche ihrer Mittel und der Ausübung ihrer Künste die Meisterschaft besitzt. Xxiv. Sieg des Protestantismus in England und in Schweden. 1. Der Schutz, welchen die Königin Elisabeth dem Protestantismus außerhalb Englands gewährte und durch welchen sie dem Könige Phi- lipp Ii. als dem Vorkämpfer der katholischen Sache gegenüberstand, war verbunden mit einem abermaligen Siege des Protestantismus in England, der dort den Kampf der Religionen zur Entscheidung brachte. Wäre die Meinung von der Ungültigkeit der zweiten Ehe Heinrichs Vul. in Kraft geblieben, so mußte den Grundsätzen der Erbfolge gemäß Maria aus dem Hause Stuart als Enkelin einer Schwester Heinrichs Viii. die englische Krone erhalten. Da aber über jene Ehe auf den Stand- punkten der beiden Religionen verschieden genrtheilt wurde, hing der neue Versuch, den Protestantismus zur Herrschaft zu bringen, mit dem Kampfe gegen Maria zusammen. Das Recht zur Ausschließung Mariens war nur unter Beförderung des Protestantismus zu behaupten, wie dieser den Sieg nur dann davontragen konnte, wenn Maria beseitigt wurde. Nachdem Elisabeth durch das von ihrer Vorgängerin versam- melte Parlament als Königin anerkannt war, erwog sie zuerst, welche

18. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 161

1902 - Leipzig : Roßberg
— 161 — holt überschritten Truppen der beiden kriegführenden Parteien die Grenze und schädigten die deutschen Bewohner durch Plünderungen und Brandschatzungen. Die Kriegführung und vor allem die Schreckensherrschaft des spanischen Feldherrn und Generalstatthalters Alba (1567—1573), der unter andern die Grafen Egmont und Hoorn auf dem Markte zu Brüssel hinrichten ließ, veranlaßte Tausende von Niederländern zur Auswanderung. Die meisten flüchteten in das befreundete England, viele aber begaben sich in die benachbarten deutschen Länder (Cleve, Jülich, Cöln) und verbreiteten hier die calvinische Lehre. Die sogenannten Wassergeusen schädigten durch ihre Seeräuberei den deutschen wie den spanischen Handel. Durch die Unabhängigkeitserklärung der sieben nördlichen Provinzen (1581), die sich bereits 1579 in der Utrecht er Union vereinigt hatten, entstand ein selbständiger Staat, der sich zur ersten Seemacht der Welt entwickelte, den Deutschen im Mündungsgebiete des Rheinstromes den Zugang zum Meere versperrte und sogar auf der Ostsee die Hansa völlig lahm legte. Ein deutscher Reichstag, der sich mit der niederländischen Sache befaßte (1582), wußte dem Kaiser Rudolf nichts anderes vorzuschlagen, als die Niederländer in einem Schreiben vor der gewaltsamen Sperrung des Rheinstromes abzumahnen. Schließlich erkannte das Deutsche Reich im Westfälischen Frieden die Trennung der Niederlande von Deutschland an (1648). Mit Verachtung sahen die Holländer, deren Land durch die Blüte des Ackerbaues, der Industrie und des Handels das reichste der Welt wurde, auf die Deutschen herab. § 170. Die Reformation in England. Der Untergang der Armada und seine Folgen für Deutschland. In England erklärte Heinrich Viii. aus dem Hause Tudor (1509 —1547) sich zum Oberhaupte der anglikanischen Landeskirche, welche im übrigen die Lehren und Einrichtungen der katholischen Kirche beibehielt. Diejenigen, welche sich weigerten, dem Könige den Suprematseid (Supremat, kirchliche Oberhoheit) zu leisten, wie der gelehrte Thomas Morus, wurden grausam verfolgt. Auf Heinrich Viii. folgten der Reihe nach seine Kinder: Eduard Vi., Maria und Elisabeth. Unter dem minderjährigen Eduard Vi. wurde die Reformation im Sinne der deutschen Protestanten weitergeführt. Maria, die Gemahlin Philipps Ii. von Spanien, stellte sodann mit blutiger Strenge den Katholizismus wieder her. Elisabeth (1558—1603) begründete von neuem die englische Staatskirche auf protestantischer Grundlage, Notzbach, Lehrbuch der deutschen Geschichte. 2. Aufl. 11

19. Theil 3 - S. 85

1827 - Breslau : Max
85 'den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie Hören könnte. Melvil durchschaute das Planchen bald, und, sei- nem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher genau fragte, ob er sie oder Marien für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; und als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er feiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde, und daß alle ihre Freundschaftsversicherungen nichts als Falschheit und Ver- stellung waren. Bald fand sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit dieser Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Marien vor, den Sohn des Grafen Lenox, den Heinrich Darnley (sprich Darnli), zu heirathen. Lenox, von Geburt ein Schotte, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch sein Sohn geboren war. Das Mer und der Adel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen den Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbindung nicht wünsch- ten. Darnley war jetzt in seinem 20sten Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehmendem Betragen, so daß Maria schnell in den Vorschlag einging. Aber plötzlich änderte nun Elisabeth ihre Meinung. Sie stellte sich höchst erstaunt und mißvergnügt, ließ Marien die ernftlichsten Gegenvorstellungen thun, und that, als wenn das Wohl Englands in Gefahr stände. Man denke sich das Erstaunen und den Unmuth der Maria über diese Zweizüngigkeit. Für so falsch hatte sie doch die Elisabeth ' nicht gehalten. Aber nun bestand sie auch fest auf der Verbin- dung mit Darnley, und 1565 wurde sie wirklich vollzogen. Darnley wurde König unter dem Namen Heinrich. Elisabeth kannte sich, als sie die Nachricht bekam, kaum vor Wuth. Sie befahl dem Grafen Lenox und seinem Sohne, augenblicklich nach England zurückzukehren, und da sie natürlich nicht kamen, zog sie ihre Güter ein. Maria achtete diesen Zorn nicht, und hoffte, im Besitze ihres Mannes nun recht froh und glücklich zu leben. Wirklich hatte sie auch bisher so weise und gerecht regiert, und sich in ihrer schwierigen Lage so klug benommen, daß die Schotten > >

20. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 126

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
126 59. Heinrich Viii. von England. Elisabeth von England (1558—1603). erkannten ihn auch die Katholiken an. — Als Heinrich nun fest auf dem Throne saß, ist er ein König gewesen, wie Frankreich ihn kaum besser gehabt hat. Auf alle Weise suchte er die Wohlfahrt seines Landes zu fördern. Er wollte, wie er sagte, es dahin bringen, daß jeder Bauer Sonntags sein Huhn im Topfe habe. Auch die Hugenotten vergaß er nicht; er erließ im Jahre 1598 das berühmte Edikt von Nantes, wodurch ihnen freie Religionsübung gewährt wurde. — Heinrich endete 1610 durch Mörderhand. Als einst sein Wagen auf der Straße hielt, sprang ein Bösewicht auf das Hinterrad und stieß ihm ein Messer in die Brust. Als Grund gab er nachher an, er habe den König für einen Feind der katholischen Religion gehalten. Er wurde unter Martern hingerichtet. Die Franzosen aber trauerten noch lange um den „guten König Heinrich". 59. Heinrich Viii. von England. Elisabeth von England (1558 1603). 1. Heinrich Viii» (1509—1547). In England regierte zu Luthers Zeit Heinrich Viii., ein grausamer und wollüstiger Tyrann. Der Reformation war er anfangs durchaus feind, und da er sich sehr gelehrt dünkte, verfaßte er sogar eine Streitschrift wider Luther, wofür der erfreute Papst ihm den Titel „Verteidiger des Glaubens" verlieh, den die englischen Herrscher noch heute führen. Gerade dieser König aber war es, der später die Herrschaft des Papstes in England stürzte. Er wollte nämlich von seiner ersten Frau geschieden werden, und der Papst wollte solches nicht gestatten; darüber wurde Heinrich so aufgebracht, daß er sich völlig von Rom lossagte und sich selber für das Oberhaupt der Kirche in England erklärte. Hierauf zwang er seinen Untertanen -einen Glauben auf, der weder katholisch noch evangelisch war. Wer sich nicht fügte, einerlei ob Katholik oder Protestant, starb unter dem Beil des Henkers oder auf dem Scheiterhaufen. Mit einer unermeßlichen Blutschuld beladen, sank der Wüterich ins Grab. 2. Elisabeth, Regierungsantritt (1558). Elisabeth, Englands größte Königin, war eine Tochter Heinrichs Viii. Sie verlebte unter ihren Stiefmüttern eine freudlose Jugend. Die letzten fünf Jahre vor ihrer Thronbesteigung regierte ihre katholische Halbschwester Maria, welche die Evangelischen mit solcher Grausamkeit verfolgte, daß sie die „blutige" Maria genannt wurde. Auch Elisabeth war unter ihr kaum ihres Lebens sicher. In der Einsamkeit, zu welcher sie sich; verurteilt sah, war das Studium ihre Hauptfreude, und sie brachte es darin so weit, daß sie z. B. vier fremde Sprachen, auch Lateinisch, geläufig redete. Groß war der Jubel des Volks, als sie nach ihrer Schwester Tode als Königin in London einzog. Elisabeth war damals 25 Jahre alt, von schönem und dabei wahrhaft königlichem Ansehen. Obwohl eine Frau, war sie doch ihres klaren Verstandes und festen Charakters wegen zum Regieren wie geboren. Sie hat die Zügel des Staates mit seltener Kraft und Weisheit geführt und England, welches.