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1. Theil 3 - S. 341

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Kunersdorf. 341 Zuletzt geriethen die Preußen in allgemeine Verwirrung. Diesen Augenblick benutzte Laudon und fiel den abgematteten Leuten in die Seite und in den Rücken. Ein panischer Schrecken ergriff alle. Sie liefen, ohne mehr auf den Ruf ihrer Führer zu hören, auseinander und ließen, außer den früher eroberten, 165 Kanonen stehen. Friedrich war wie vernichtet. Er blieb unter den letzten auf dem Schlachtfelde. Fast wäre er gefangen worden, und er wurde nur durch den Muth des Rittmeisters von Prittwitz gerettet, der mit seinen 100 Husaren mehreren Tausenden von Feinden die Spitze bot, die den König zu umringen schon Anstalt machten. Welch ein Unfall! Der König schickte einen Courier nach Berlin und befahl der königlichen Familie, sich schleunig zu entfernen. Eben war noch die ganze Stadt im Freudentaumel über die empfangene Siegesnachricht, und nun mit einem Male die Schreckensbotschaft: Alles sei verloren; er sei außer Stande, die Stadt zu schützen; jeder möge sich retten, so gut er könne! Die Soldaten hatten sich vom Schlachtfelde aus so zerstreut, daß der König am Abende nur 3000 von 40,000 beisammen hatte. Er mußte die Nacht in einem Dorfe auf einem Strohlager in einer durch die Kosacken zerstörten, allen Winden offenstehenden Bauernhütte zubringen. Um ihn herum lagen auf der bloßen Erde seine Adjutanten und schliefen nach der sauern Arbeit des Tages. Nur sein Auge floh der Schlaf. Wirklich war auch seine Lage sehr mißlich. Der Weg nach Berlin, ja die ganze preußische Monarchie stand jetzt den Feinden offen, und er wäre gewiß verloren gewesen, wenn seine Feinde einig gewesen wären. Aber auch hier zeigte sich wieder, daß man auch im größten Unglücke nie verzagen müsse. Daun verlangte von Soltikow, nun schnell nach Berlin zu mar-schiren; dieser aber antwortete: „Ich habe nun zwei Schlachten gewonnen und warte jetzt aus die Nachricht zweier Siege von Ihnen; denn es ist nicht billig, daß die Truppen meiner Kaiserin ganz allein agiren sollen. Ich habe sür mein Theil genug gethan." Statt vorwärts zu gehen, ging er nun nach Polen zurück, und Friedrich war gerettet. Doch war dies Jahr 1759 auch in anderer Hinsicht ein für Friedrich unglückliches; denn Dresden fiel bald nach der Schlacht bei Kunersdorf den Oestreichern in die Hände, weil Friedrich dem braven Commandanten Schmettau in der ersten Bestürzung über die verlorene Schlacht befohlen hatte, es nicht aufs äußerste kommen zu lassen, und endlich wurde bei Maxen, einem

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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 67

1888 - Berlin : Hertz
Berlins Widerstand; Hofburg in Berlin; die Schwanengesellschaft. 67 seine Herrschaft über die widerstrebende Stadt zu befestigen. Der Magistrat selbst wandte sich in Folge eines Aufruhrs der Bürger an den Landesherrn um Hülfe; dieser erschien mit sechstausend Reitern schleunigst am Spandauer Thore, fand in der allgemeinen Bestürzung ungehinderten Einlaß und ordnete die Verhältnisse der beiden Ortschaften so, daß dabei das Ansehen der kurfürstlichen Regierung fest begründet wurde. Die Schlüssel aller Thore sollten fortan im Gewahrsam der Fürsten bleiben, und überdies den Städten verboten sein, eigenmächtig Bündnisse mit anderen Orten zu stiften. Auf diese Entscheidung versuchten zwar die Bürger einen neuen Aufstand zu erregen, derselbe wurde aber durch die kurfürstlichen Waffen leicht gedämpft und hatte nur die Folge, daß Friedrich noch strengere Vorschriften erließ. Das Wichtigste jedoch, was er nun anordnete, war die Anlage einer fürstlichen Burg 4n der Spree zwischen dem alten Berlin und Köln. Schou seit langer Zeit war der Kurfürst damit umgegangen, seinen bleibenden Sitz in die Mitte der Mark zu verlegen und hatte hierzu Berlin wegen seiner günstigen Lage aus-erseheu. Hier gedachte er eine Burg als Sitz seiner Herrschaft zu gründen; jetzt gab ihm die Bezwingung der empörten Stadt einen unmittelbaren Anlaß dazu. Berlin und die Schwefterstadt Köln ahnten damals nicht, zu welcher Größe und ruhmvollen Bedeutung sie hierdurch gelangen sollten, und widersetzten sich wiederholt der Ausführung der kurfürstlichen Befehle. Als jedoch die Burg beendet war, trat Friedrich mit aller Strenge gegen die widerspenstigen Bürger auf und unterdrückte einen erneuerten Aufstand derselben so kräftig und unter Verhängung so schwerer Strafen, daß der Trotz der neuen Hauptstadt seitdem gebrochen war. Im Jahre 1451 bezog Friedrich seine Fürstenburg zu Berlin an der Spree; noch heute macht dieselbe einen Theil des großen Schlosses aus, welches die späteren Könige dort inmitten ihres herrlichen Regierungssitzes erbaut haben. Die Schwanengesellschaft. Um die Ritterschaft des Landes, deren Macht ihm keine Schwierigkeiten mehr bereitete, fester mit sich zu verbinden und in Gemeinschaft mit derselben Glauben und sittliches Streben sicherer zu verbreiten, stiftete Friedrich Ii. die denkwürdige Schwanengesellschaft. In der Stiftuugsurkuude vom Jahre 1443 erklärte der Fürst, daß der Zweck der Brüderschaft sei, Einigkeit und friedlichen Stand in der heiligen Christenheit, vor allem in seinen eigenen Landen, aufzurichten und zu befördern. Von jeher habe ihm dieser Zweck dringend am Herzen gelegen, und wenn er auf vergangene Zeiten zurückschaue, so beweise es die Geschichte, daß aufrichtige Besserung des Lebens und fromme Zuflucht zu Gott und seinen Heiligen stets das bewährteste Mittel gewesen, die Welt aus Verwirrung, Zwietracht und Irrthum zu reißen. Das Band des christlichen Familienlebens sollte in der Brüderschaft besonders fest geknüpft und gestärkt werden. Das Ordenszeichen bestand in einem Stern, welcher innerhalb der umkränzenden Sonnenstrahlen das Bild der Jungfrau Maria mit dem Christnskinde zeigte, darunter ein Ring mit einem weißen Schwan, als dem Sinnbild eines freudigen Abschieds von dieser Welt. Von diesem Zeichen hat die Gesellschaft ihren Namen erhalten. Einer der unmittelbarsten Zwecke des Kurfürsten bei der Gründung dieses Ordens war gewiß die Befestigung einer friedfertigen Gesinnung in der mär-

2. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 126

1895 - Paderborn : Schöningh
126 b) Seinem Leibkutscher Pfund, welcher ihn einst umgeworfen hatte und deshalb einen Verweis erhielt, nahm er die Entgegnung: Haben Ew. Majestt nie eine Schlacht verloren?" gar nicht bel. e) Den berhmten Arzt Zimmermann fragte er einmal, wie viele Leute er wohl in die andere Welt geschickt habe, und lachte herzlich, als er zur Antwort erhielt: Nicht so viel als Ew. Majestt, aber auch mit lange nicht fo viel Ruhm." d) Am Vorabend einer Schlacht begegnete Friedrich einem seiner Grenadiere, der als Ausreier von den Vorposten zurck gebracht wurde. Warum hast du mich denn verlassen wollen ?" fragte ihn der König. Ew. Majestt Sachen stehen doch gar zu schlecht, was bleibt einem denn anders brig?" erwiderte der Gefangene. Es war die Wahrheit, und der König antwortete: Du hast recht, mein Sohn! Aber warte bis morgen, und wenn sie da nicht besser stehen, so nimm mich mit; dann wollen wir beide zusammen davonlaufen". Damit schickte er ihn zu seinem Regimente zurck. Am andern Tage war nicht mehr die Rede davon; der König hatte gesiegt und der Grenadier sich unter den Tapfersten ausgezeichnet. e) Einen Soldaten, welcher bei Kollin mehrere Hiebe der das Gesicht erhalten hatte, fragte Friedrich bei einer Musterung: In welcher Schenke hast Du die Bierhiebe erhalten?" Bei Kollin." war die Antwort, wo Ew. Majestt die Zeche bezahlt haben." f) Da sich die Offiziere der Potsdamer Garnison hufig nach Berlin begaben, um sich dort einen lustigen Tag zu machen, so erteilte Friedrich den Befehl, da dies knftig nicht ohne Urlaub geschehen drfte. Einst ritt seines Kanzlers Sohn, der Lieutenant von Cocceji, dem Verbote zuwider, nach Berlin. Zum Unglck begegnete ihm der König und fragte ihn: Wo will Er hin?" Ohne die Fassung zu verlieren, ant-wortete jener: Inkognito nach Berlin, Sire!" Da lachte der König und lie ihn weiter reiten. 7 Ein junger Landrat meldete einst, da in seinem Kreise ganze Schwrme von Heuschrecken seien. Als der König es nicht glauben wollte, schickte ihm der Landrat eine ganze Schachtel voll lebendiger Heuschrecken, die beim ffnen in des Knigs Zimmer umherflogen. Der König schrieb zurck, man solle nicht junge, naseweise Leute zu Land-rten machen, sondern gesetzte Männer, die wissen, was sich schickt. 8 a) Einst war Friedrich mit einem kleinen Gefolge ausgeritten, die Gegend zu erforschen. In einem Gebsche lagen Panduren, die ihre Schsse auf die kleine Schar richteten. Friedrich hatte dies nicht beachtet, als ihm pltzlich ein Feldjger zurief, da in der Nhe, hinter einem Baume versteckt, ein Pandnr auf ihn anlege. Friedrich sah sich um, erblickte den zielenden Panduren, hob seinen Stock in die Hhe und rief ihm mit drohender Stimme zu: Du! Du!" Der Paudur aber nahm erschrocken sein Gewehr vor den Fu, entblte sein Haupt und blieb in ehrerbietiger Stellung stehen, bis der König vorbergeritteu war. b) In der furchtbaren Schlacht bei Kunersdorf verweilte der König im dichtesten Kugelregen auf einem Hgel und setzte sich den grten Gefahren aus. Seine Uniform wurde von Kugeln durchlchert. Mehrere Generale baten Friedrich, den gefhrlichen Ort zu verlassen; da sagte er: Ach, die Mcken spielen! Wir mssen hier alles versuchen, um die Schlacht zu gewinnen, und ich mu so gut wie Sie meine Schuldigkeit thun." Bald darauf strzte sein Ro tdlich verwundet unter ihm zusammen, und doch weigerte er sich, einen sicheren Platz aufzusuchen. Und selbst als sein Heer sich schon grtenteils auf der Flucht befand und die Schlacht verloren war, blieb er stehen. Ein Husar sah ihn und zeigte ihn seinem Rittmeister, der eiligst die Hhe hinanritt und den König mit

3. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 19

1869 - Essen : Bädeker
19 und Siegeszeichen angefüllt. In der Nähe des Zeughauses stehen die Königswache, das Universitätsgebäude, das Academiege- bäude und diesen gegenüber das Opernhaus. Am Opernplatz liegt das Bibliothekgebäude und das schöne Palais des Königs. Zwischen diesem Palais und dem Academiegebäude steht das gewaltige Reiterstandbild König Friedrichs des Großen. Hoch zu Roß, umgeben von den Helden seiner Siegesschlachten, schaut der große Friedrich nach der Königswache hin. Von den vielen übrigen schönen Gebäuden der Stadt Berlin sind noch zu merken: das Schauspielhaus — das neue Rathhaus — die neue Börse - die neue Synagoge (der schönste jüdische Tempel in Europa) — und viele große, schöne Kasernen. Die Berliner Universität gehört zu den berühmtesten in Deutsch- land; an 100 Professoren lehren an derselben, und die Zahl der Studirenden steigt über 2000. Die Bibliothek der Universität zählt 600,000 Bände. Außer der Universität hat Berlin noch viele andere höhere Bildungs-Anstalten: 10 Gymnasien, mehrere Ge- werbe-, Real- und höhere Bürgerschulen, eine Kriegsschule u. s. w. Von den Wohlthätigkeits-Anstalten in Berlin verdient zuerst genannt zu werden das evangelische Krankenhaus Bethanien, das katholische Krankenhaus, die Charite (spr. Scharite) und das Jnv alid enhaus für hülflose, im Kriege verstümmelte Soldaten. In der Nähe der Stadt Berlin liegen eine große Anzahl von Vergnügungsörtern. Der angenehmste und bekannteste derselben ist der Thiergarten, ein über 800 Morgen großer, über 2 Stunden im Umfang haltender Park mit zahlreichen Fuß-, Reit- und Fahr- wegen, schönen Wiesenplätzen und Teichen, Blumenbeeten und einer Menge Kaffeewirthschaften und andern Vergnü- gungsplätzen für die Berliner. Die Betriebsamkeit (Industrie) der Berliner ist sehr bedeutend. In den vielen Fabriken aller Art werden die ausgezeichnetsten Arbeiten in Metall, Holz, Leder, Seide, Wolle, Baum- wolle u. s. w. angefertigt. Die vorzüglichsten gewerblichen Anstalten sind aber die königliche Eisengießerei und die königliche Por- zellanfabrik. Von den übrigen Maschinenfabriken und Eisen- gießereien ist die Borsig'sche die berühmteste. In derselben wur- den bis jetzt über 2000 Locomotiven verfertigt. — Ebenso hat der Handel Berlins in den letzten Jahren, besonders seitdem Eisen- bahnen sich nach allen Richtungen hinziehen, einen sehr hohen Auf- schwung genommen. Wie heissen die Regierungsbezirke der Provinz Brandenburg ? — Wie ist der Boden in der Provinz beschaffen? — Wie heisst der Hauptfluss der. Provinz? — Nenne seine Nebenflüsse! — Von welchem Flusse ist die Spree ein Nebenfluss? — Wie heisst die Hauptstadt der Provinz? — Wie viel Einwohner hat Berlin? — Nennt ander# bemerkenswerthe Städte der Provinz?

4. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 494

1890 - Meißen : Schlimpert
— 494 — der fürstlichen Residenz, als sich Friedrich Iii. an Stelle des Kur- hntes die Königs kröne aufsetzte. Damals entstand die „Königs- straße" der Stadt, auf der er als Friedrich I. einzog, um die Huldigung seiner Bürger entgegen zu nehmen. Als einen Herrscher- sitz ließ er in der Nähe der alten Burg das prächtige „königliche Schloß" erbauen, in dessen „weißem Saale" heute uoch die Vertreter des Volkes den königlichen Herrn würdig begrüßen. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. sorgte weiter dafür, daß neben den kömglichen Bauten auch schmucke Bürgerhäuser ent- standen und erklärte Berlin für eine offene Stadt, damit sie in ihrer Ausdehnung durch Wall und Graben nicht behindert werde. Den Straßen aber fügte er freie Plätze au, die er je uach ihrer Grundform das Viereck („Pariser Platz"), das Achteck („Leipziger Platz") und das Rondel („Belle-Alliance-Platz") nannte. Mehr noch that Friedrich der Große für Berlin, insofern er Vogt- Kinder herbeizog, die das Gewerbe ihrer Heimat mit uach Berlin verpflanzten, und ein Opernhaus erbaute, in dem die musikalische Kunst eine Heimat finden sollte. Auch die Könige Friedrich Wilhelm Ii. Iii. und Iv. fuhren fort, die Stadt zu erweitern, mit öffentlichen und privaten Bauten zu schmücken, mit dem Ruhmeszeichen ihrer Thaten zu zieren itnb ihr einen europäischen Ruf zu geben, so daß sie in der Königszeit zu einer statt- lichen Hauptstadt emporwuchs. Eine riesenhafte Ausdehnung nach Außen und eilte majestä- tische Entfaltung im Inneren aber hat Berlin besonders in den beiden letzten Jahrzehnten gewonnen, seitdem es eine Kaiserstadt geworden ist. Der königliche Palast Wilhelm I. ist zum kaiser- lichen Palais, das ehemalige kronprinzliche Palais zum Palast der Kaiserin Friedrich erhoben, ferner auch der Grundstein zu einem monumentalen Reichstagsgebäude gelegt und die Bau- fünft mächtig angeregt worden, dem geschichtlichen Aufschwünge unseres Volkes entsprechend, Berlin mit kunstvollen Denkmälern und bürgerlichen Bauwerken zu zieren. In der Kaiser- zeit hat sich Berlin zur mächtigeu und prächtigen Haupt-- stadt des deutschen Reiches erhoben. Zusammenfassung. 3. Die glänzende Hauptstadt des deutschen Reiches ist Berlin aber nicht nur durch die Fürsorge der Fürsten, sondern auch durch die militärische Tüchtigkeit des Volkes geworden. Auf Schritt und Tritt begegnet uns daher auch in den Straßen, auf den

5. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 11

1887 - Berlin : Springer
11 Auf Friedrich I folgte in der Mark sein zweiter Sohn, Friedrich Ii mit den eisernen Zähnen, welcher 1440—1470 regierte. Er war ein besonnener und energischer Fürst, mischte sich wenig in die Reichsgeschäfte und verwandte alle seine Kraft auf die Förderung seines Landes. Ihm gelang es, die Macht der märkischen Städte herabzudrücken, welche sich in den unruhigen Zeiten zu fast völliger Selbständigkeit erhoben hatten, untereinander gegen jede Vergewaltigung verbunden waren und an dem Hansabunde einen starken Rückhalt besaßen. Die Gelegenheit gaben dem Kurfürsten die Städte Berlin und Kölln. Diese Städte hatten im Jahre 1307 sich zu einer vereinigt, auf der langen Brücke, die sie verband, ein gemeinschaftliches Rathaus erbaut und einen gemeinsamen Rat eingesetzt, von dessen Mitgliedern ein Drittel Kölln und zwei Drittel Berlin angehörten. Berlin besaß die völlig freie Selbstregierung mit Einschluß der höchsten Gerichtsbarkeit, und so sehr war der Rat die höchste Obrigkeit in der Stadt und deren 20 Dörfer umfassenden Weichbild, daß selbst der Kurfürst der Genehmigung des Rates bedurfte, wenn er in die Stadt anreiten und hier in seinem Hause Hof halten wollte. Indessen auch in Berlin, wie in vielen anderen Städten, haderten damals die Gewerke und die Gemeinde mit dem Rate, der sich aus den Geschlechtern ergänzte, und die Zwietracht wurde hier so groß, daß die Gewerke sich Beschwerde führend an den Kurfürsten wandten und seinen Beistand anriefen. Da erlangte Friedrich im Jahre 1442 mit 600 Reitern, nicht ohne Zuthun der Gewerke, den Eintritt in die Stadt, und nun traf er Anordnungen, welche die Stellung der Stadt zu dem Landesherrn völlig umgestalteten. Die Verbindung der beiden Städte wurde aufgelöst; jeder wurde ein eigner Rat, meist aus den Gewerken, gegeben und für den jährlich neu zu wählenden Rat sollte die landesherrliche Bestätigung eingeholt werden. Ferner verlor Berlin die Gerichtsbarkeit und auch das Recht, mit anderen Städten Bündnisse zu schließen. Endlich wurde, um die beiden Städte in Abhängigkeit zu erhalten, auf der Stelle, wo jetzt das Königliche Schloß steht, eine landesherrliche Burg erbaut. Ein so kräftiges und erfolgreiches Vorgehen gegen die mächtigste Stadt verfehlte natürlich nicht, auf die übrigen märkischen Städte einen tiefen Eindruck zu machen; auch

6. Teil 2 - S. 42

1903 - Berlin : Schnetter
42 Waren keinen Zoll zu zahlen. Den überseeischen Handel unterstützte die Seehandlung in Berlin, die heute noch besteht. Sie lieh den Kaufleuten git billigen Zinsen Geld. e) Friedrich verbessert das Stenerwesen (Monopole und Regie). Derr König wollte die Lage der ärmeren Volksschichten bessern. Darum hob er die Steuern auf die unentbehrlichen Nahrungsmittel auf, so die Getreide- steuer; auch Fleisch, Bier und Branntwein sollten nur eine mäßige Abgabe zahlen; dagegen wurden Wein und alle Luxusgegenstände sehr hoch ver- steuert. Die Staatseinnahmen suchte der König durch Einführung des Salz-, Kaffee- und Tabakmonopols bedeutend zu erhöhen; fortan hatten allein dir staatlichen Behörden das Recht, Salz, Kaffee und Tabak zu verkaufen. Die Verwaltung aller indirekten Stenern wurde nach französischem Muster ge- regelt und Regie genannt. Zum obersten Leiter derselben berics Friedrich den Franzosen de Launay, einen tüchtigen, zuverlässigen und ehrenwerten Beamten. Mit ihm wurden etwa 200 Franzosen angestellt; sie machten nur den zehnten Teil aller Akzisebeamten aus, hatten aber die besten Stellen inne. Bisher gab es an den Grenzen des preußischen Staates keine Zoll- und Steuerkontrolle; erst an den Toren jeder Stadt wurden die Stenern erhoben. De Lannay verlegte nun die Zollkontrolle von den Toren der Städte an die Staatsgrenzen und schuf dadurch für Preußen ein einheit- liches Wirtschaftsgebiet. Beim Volke war die „französische Regie" sehr ver- haßt, weil die Franzosen die besten Stellen bekamen und bei der Eintreibung der Stenern hart und rücksichtslos verfuhren. Besonders verhaßt wurden die Ausländer dem Volke als Kaffeeriecher. Friedrich sah den Kaffee als gesundheitsschädlich an und wollte den Verbrauch einschränken. Darum legte er eine hohe Steuer auf Kaffee. Viele Leute bezogen ihn nun von Schmugglern oder Schleichhändlern. Die französischen Beamten liefen über- all umher, um nachzuspüren, ob jemand ungesetzlich Kaffee brenne (Kaffee- riecher). Das Recht des Kaffeebrennens stand nämlich nur den königlichen Be- Hörden zu. Auch Friedrich selbst ivar schließlich mit den Ergebnissen der Regie nicht zufrieden; sie lieferte ihnt nicht die großen Summen, die er erhofft hatte; denn die Gehälter der Beamten verschlangen einen großen Teil der Überschüsse. Trotzdem hat die Regie ihre Bedeutung gehabt. Durch ihre Einnahmen hat Friedrich die Mittel bekommen, den Wohlstand des Landes 311 heben. f) Friedrich führt eine geordnete Rechtspflege ein. Früher gab es keine angestellten Richter wie heute. Nur in Berlin bestand als höchstes Gericht das Kammergericht. In den Städten pflegte der Magistrat und auf dem Lande der Amtmann Recht 51t sprechen. Da ging es oft willkürlich zu. Friedrich nahm darum den Amtleuten die Rechtspflege und setzte besondere Richter ein, die das Recht und die Gesetze studiert hatten. In schweren Strafsachen hatten diese Richter nur die Untersuchung zu führen; die Urteile fällten die Obergerichte. Für Berlin und die Kurmark blieb als höchstes Gericht das Kammergericht. Oft hatten Rechtsanwälte die Prozesse lange hingezogen, um Geld zu verdienen. Friedrich ordnete an, daß jeder Prozeß in einem Jahre beendet sein müsse. Den Richtern wurde strenge Unparteilichkeit zur

7. Schul-Lesebuch - S. 130

1856 - Berlin : Stubenrauch
130 Wie sein Vater alle Kräfte hatte daran setzen müssen, den übermüthigen Adel mit dem Schwerte zu bändigen, so sah sich Friedrich H. genöthigt, den hartnäckigen Trotz der Städte zu brechen. In den unruhigen Zeiten, ehe die Hohenzvllern in's Land kamen, hat- ten die Bürger der Städte sich selbst helfen müssen. Sie hatten unter- einander Bündnisse geschlossen, sich gegenseitige Hülfe in den Stun- den der Noth zugesagt und auch oft geleistet. Manchen Kamps hatten sie nicht ohne Ruhm gegen den Adel bestanden. Der erste Hohenzoller verdankte den wehrhaften Bürgern der Städte manchen guten Dienst. Aber diese wußten sich auch etwas aus ihre Macht. Eifersüchtig wachten sie über die Rechte, die sie sich in früheren Zei- ten genommen oder ertrotzt hatten. Berlin nahm sich sogar das Recht heraus, dem Kurfürsten die Thore zu öffnen, oder zu verschließen. Berlin bestand damals aus zwei Städten, Berlin und Cölln, die einen gemeinsamen Magistrat hatten. Aber es fehlte viel, daß die Bürger eines Sinnes gewesen wären. Die Berliner redeten manches spitzige Wort gegen die von Cölln, und diese gaben es wieder. Von Worten kam's zu Thätlichkeiten, und nicht selten ist in den Straßen des alten Berlin oder in der breiten Straße, welche zu Cölln gehörte, Blut geflossen. Das war noch so ge- wesen, als Friedrich Ii. Kurfürst geworden war. — Nun geschah es aber, daß die Bürger beider Städte gemeinsame Sache machten wider ihren Rath, und diesem in offenem Aufruhr den Gehorsam versagten. In seiner Noth rief der Rath die Hülse des Kurfür- sten an. Eilig kam dieser mit 600 Reitern herbei, zog in der Verwirrung ungehindert in's Spandauer Thor ein und brachte die Städte zur Ruhe. Zur Strafe mußten sie ihm die Schlüssel aller Thore übergeben, und es ward ihnen untersagt, eigenmächtig Bündnisse zu schließen. Gleichzeitig erbaute sich der Kurfürst eine Burg an der Spree, da, wo heut das königliche Schloß steht; denn in Berlin gedachte er den Sitz seiner Herrschaft zu gründen. Nun wandte sich die Erbitterung der Bürger gegen den Landes- fürsten. In tobender Empörung standen sie 1448 wider ihn auf, mißachteten seine Befehle und verletzten kurfürstliches Eigenthum. Da griff Friedrich durch. Seine^ Reiter warfen die Empörer- nieder; die Hauptanstifter des Aufruhrs büßten ihren Uebermuth mit dem Leben; Andere wurden des Landes verwiesen, noch An- dere mußten schwere Geldstrafen erlegen. Der Roland der Stadt, welcher im alten Berlin in der Gegend der Nicolaikirche stand, ward umgestürzt, zum Zeichen, daß fortan Berlin nicht mehr den Blutbann üben dürfe, d. h., daß der Rath nicht mehr das Recht haben solle, schwere Verbrecher vom Leben zum Tode bringen zu lassen. — Damit war der Trotz der Städte gebrochen, und fortan wagte keine Stadt mehr, dem „eisernen" Kurfürsten ungehorsam zu sein. Dieser aber bezog 1451 seine fürstliche Burg in Berlin.

8. Schul-Lesebuch - S. 130

1873 - Berlin : Stubenrauch
130 Wie sein Vater alle Kräfte hatte daran setzen müssen, de» übermüthigen Adel mit dem Schwerte zu bändigen, so sah sich Friedrich Ii. genöthigt, den hartnäckigen Trotz der Städte zu brechen. In den unruhigen Zeiten, ehe die Hohenzolleru ins Land kamen, hat- ten die Bürger der Städte sich selbst helfen müssen. Sie hatten unter einander Bündnisse geschlossen, sich gegenseitige Hülfe in den Stun- den der Noth zugesagt und auch oft geleistet. Manchen Kampf hatten sie nicht ohne Ruhm gegen den Adel bestanden. Der erst» Hohenzoller verdankte den wehrhaften Bürgern der Städte manche« guten Dienst. Aber diese wußten sich auch etwas auf ihre Macht. Eifersüchtig wachten sie über die Rechte, die sie sich in früheren Zei- ten genommen oder ertrotzt hatten. Berlin nahm sich sogar das Recht heraus, dem Kurfürsten die Thore zu öffnen, oder zu verschließen. Berlin bestand damals aus zwei Städten, Berlin und Cölln, die einen gemeinsamen Magistrat hatten. Aber es fehlte viel, daß die Bürger eines Sinnes gewesen wären. Die Berliner redeten manches spitzige Wort gegen die von Cölln, und diese gaben es wieder. Von Worten kam's zu Thätlichkeiten, und nicht selten ist in den Straßen des alten Berlin oder in der breiten Straße, welche zu Cölln gehörte, Blut geflossen. Das war noch so ge- wesen, als Friedrich Ii. Kurfürst geworden war. — Nun geschah es aber, daß die Bürger beider Städte gemeinsame Sache machten wider ihren Rath und diesem in offenem Aufruhr den Gehorsam versagten. In seiner Noth rief der Rath die Hülfe des Kurfür- sten an. Eilig kam dieser mit 600 Reitern herbei, zog in der Verwirrung ungehindert ins Spandauer Thor ein und brachte die Städte zur Ruhe. Zur Strafe mußten sie ihm die Schlüssel aller Thore übergeben, und es ward ihnen untersagt, eigenmächtig Bündnisse zu schließen. Gleichzeitig erbaute sich der Kurfürst eine Burg an der Spree, da, wo heut das königliche Schloß steht; denn in Berlin gedachte er den Sitz seiner Herrschaft zu gründen. Nun wandte sich die Erbitterung der Bürger gegen den Landes- fürsten. In tobender Empörung standen sie 1448 wider ihn auf, mißachteten seine Befehle und verletzten kurfürstliches Eigenthum. Da griff Friedrich durch. Seine Reiter warfen die Empörer nieder; die Hauptanstifter des Aufruhrs büßten ihren Uebermuth mit dem Leben; Andere wurden des Landes verwiesen; noch An- dere mußten schwere Geldstrafen erlegen. Der Roland der Stadt, welcher im alten Berlin in der Gegend der Nikolaikirche stand, ward umgestürzt, zum Zeichen, daß fortan Berlin nicht mehr den Blutbann üben dürfe, d. h., daß der Rath nicht mehr das Recht haben solle, schwere Verbrecher vom Leben zum Tode bringen zu lassen. — Damit war der Trotz der Städte gebrochen, und fortan wagte keine Stadt mehr, dem „eisernen" Kurfürsten ungehorsam zu sein. Dieser aber bezog 1451 seine fürstliche Burg in Berlin.

9. Schul-Lesebuch - S. 130

1863 - Berlin : Stubenrauch
130 Wie sein Vater alle Kräfte hatte daran setzen müssen, den übermüthigen Adel mit dem Schwerte zu bändigen, so sah sich Friedrich Ii. genöthigt, den hartnäckigen Trotz der Städte zu brechen. In den unruhigen Zeiten, ehe die Hohenzollern in's Land kamen, hat- ten die Bürger der Städte sich selbst helfen müssen. Sie hatten unter einander Bündnisse geschlossen, sich gegenseitige Hülfe in den Stun- den der Noth ° zugesagt und auch oft geleistet. Manchen Kampf hatten sie nicht ohne Ruhm gegen den Adel bestanden. Der erste Hohenzoller verdankte den wehrhaften Bürgern der Städte manchen guten Dienst. Aber diese wußten sich auch etwas auf ihre Macht. Eifersüchtig wachten sie über die Rechte, die sie sich in früheren Zei- ten genommen oder ertrotzt hatten. Berlin nahm sich sogar das Recht heraus, dem Kurfürsten die Thore zu öffnen, oder zu verschließen. Berlin bestand damals aus zwei Städten, Berlin und Cölln, die einen gemeinsamen Magistrat hatten. Aber es fehlte viel, daß die Bürger eines Sinnes gewesen wären. Die Berliner redeten manches spitzige Wort gegen die von Cölln, und diese gaben es wieder. Von Worten kam's zu Thätlichkeiten, und nicht selten ist in den Straßen des alten Berlin oder in der breiten Straße, welche zu Cölln gehörte, Blut geflossen. Das war noch so ge- wesen, als Friedrich Ii. Kurfürst geworden war. — Nun geschah es aber, daß die Bürger beider Städte gemeinsame Sache machten wider ihren Rath, und diesem in offenem Aufruhr den Gehorsam versagten. In seiner Noth rief der Rath die Hülfe des Kurfür- sten an. Eilig kam dieser mit 600 Reitern herbei, zog in der Verwirrung ungehindert in's Spandauer Thor ein und brachte die Städte zur Ruhe. Zur Strafe mußten sie ihm die Schlüssel aller Thore übergeben, und es ward ihnen untersagt, eigenmächtig Bündnisse zu schließen. Gleichzeitig erbaute sich der Kurfürst eine Burg an der Spree, da, wo heut das königliche Schloß steht; denn m Berlin gedachte er den Sitz seiner Herrschaft zu gründen. Nun wandte sich die Erbitterung der Bürger gegen den Landes- sürsten. In tobender Empörung standen sie 1448 wider ihn auf, mißachteten seine Befehle und verletzten kurfürstliches Eigenthum. Da griff Friedrich durch. Seine Reiter warfen die Empörer nieder; die Hauptanstifter deß Aufruhrs büßten ihren Uebermuth mit dem Leben; Andere wurden des Landes verwiesen, noch An- dere mußten schwere Geldstrafen erlegen. Der Roland der Stadt, welcher im alten Berlin in der Gegend der Nicolaikirche stand, ward umgestürzt, zum Zeichen, daß fortan Berlin nicht mehr den Blutbann üben dürfe, d. h., daß der Rath nicht mehr das Recht haben solle, schwere Verbrecher vom Leben zum Tode bringen zu lassen. — Damit war der Trotz der Städte gebrochen, und fortan wagte keine Stadt mehr, dem „eisernen" Kurfürsten ungehorsam zu sein. Dieser aber bezog 1451 seine fürstliche Burg in Berlin.

10. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 127

1910 - Leipzig : Hirt
20. Popularität Friedrichs des Großen im Alter. 127 Jahrhunderts bezeichnete und dessen Taten, Leiden und Gefahren, dessen königliche und menschliche Worte, dessen angestrengte Arbeiten und heitere Tisch- und Abend* gespräche überall, von meiner Kindheit an, ein unerschöpflicher Stoff der Unterhaltung gewesen waren"; tief ergriffen schaute er jetzt vor sich, „die schon durch so viele Abbildungen bekannten Züge und den durchdringenden Blick"; aber das Bild schien „kaum mehr der Gegenwart anzugehören, so sichtbar waren die Spuren der Hinfälligkeit in dem zusammengesunkenen Körper und der schlaffen Bewegung der Glieder". Wie war nun die Stimmung, die die Fremden in Preußen vorfanden? War der alte König bei seinen Untertanen populär? Als der Schweizer Zimmermann, der bekannte Arzt, 1771 nach Berlin kam, sagte er sich, so viel Böses niemals und nirgends gegen Friedrich den Großen gehört zu haben, wie in Berlin, eine Wahrnehmung, die ihn mit einem Seitenblick auf die Zustände in der Heimat zu der Bemerkung veranlaßte, er habe in Berlin tausendmal mehr Freiheit gefunden, als in der Schweiz und zumal in Bern: „alle Menschen von jedem Stande konnten sagen, was ihnen beliebte, und keinem wird dafür ein Haar-gekrümmt". Eine ganz veränderte Stimmung fand acht Jahre später — der bayrische Erbfolgekrieg lag dazwischen — der Mainzer Georg Förster in Berlin vor. Ihm war es ärgerlich, „daß alles, bis auf die gescheitesten, einsichtsvollsten Leute, den König vergöttert und so närrisch anbetet, daß selbst was schlecht, falsch, unbillig oder wunderlich an ihm ist, schlechterdings als vortrefflich und übermenschlich genannt werden muß". Der Zimmermannsche und der Forftersche Bericht, nebeneinandergehalten, bestätigen die Angaben Friedrich Nicolais über die Wandlungen im Urteil der Berliner über Friedrich. Nach dem „unbeschreiblichen Enthusiasmus", der sich während des Siebenjährigen Krieges „sowohl der Untertanen als selbst weit entfernter Ausländer" bemächtigt hatte, trat in den ersten Friedensjahren, unter dem Druck einer wirtschaftlichen Notlage ein entschiedener Rückschlag ein: man hielt den König, sagt Nicolai, „fast allgemein für einen bloßen Soldaten, dessen Pläne nur auf Krieg gerichtet wären". Dieses Vorurteil sei endlich gewichen, zumal seitdem in der Teuerung und Hungersnot zu Beginn der siebziger Jahre sich die Umsicht und der Nutzen seiner Wirtschaftspolitik offenbart habe: „Aufmerksame Beobachter singen an einzusehen, welche große Wirkungen ununterbrochene Tätigkeit, die mir auf wenige, aber wohlgeordnete Zwecke sich einschränkt, verbunden mit Ordnung und mit unermüdetem Ausdauern hervorbringen kann." Förster hatte in Berlin in Nicolais Kreise verkehrt, in der Gemeinde der Aufklärer. Wäre er nicht bloß mit den freisinnigen Theologen, sondern etwa auch mit dem positiver gerichteten Konsistorialrat Büsching in Berührung gekommen, er würde auch minder lobende Urteile über Friedrich gehört haben. Wie die erklärten Gegner der Berliner Aufklärung dachten, wissen wir aus den Briefen des „Magus im Norden", des Königsberger Akzisesekretärs Hamann. Dem war Berlin das verhaßte „Babel"; er schalt, daß alles ein Leisten, ein Schuh sein solle, Fabriken und Heerdienst, Literatur und Kritik, und von der brandenburgischen Herrschaft über Preußen meinte er: „Es war dem Herzogtum keine solche Schande, von Polen abzuhangen, als es dem Königreich ein Unglück ist, abzuhangen von der Politik der Chaldäer im deutschen Reiche." Minder fanatisch, aber hinreichend offenherzig äußerte sich Wieland: „König Friedrich ist zwar ein großer Mann, aber vor dem Glück, unter seinem Stocke sive Zepter zu leben, bewahre uns der liebe Herrgott."

11. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 310

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
310 mit geschmackvollen Portalen und Balkönen geschmückt, bis zu vier Stockwerken hoch sich erheben. Freilich das Pflaster der Straßen ist noch in recht schlechtem Zustande, und auch die Sauberkeit läßt trotz aller königlichen Edikte und Maßnahmen noch vieles zu wünschen übrig. Wenn es auch nur einen Tag geregnet hat, wird es für Fußgänger an vielen Stellen schwer, mit Schuhen durchzukommen. Vergebens aber späht man nach eigentlichen Schmuckplätzen. Zwar fiudeu sich einzelne große Plätze, aber sie sind meist sandige Exerzier- und Paradeplätze für einzelne Regimenter der Garnison; nur der Wilhelmsplatz ist kürzlich mit den Bildsäulen der Generale Schwerin, Winterfeldt, Keith und Seydlitz geschmückt worden, und aus dem Gendarmenmarkte erheben sich zu den beiden Seiten des französischen Schauspielhauses die mächtigen Kuppeltürme vor der französischen und der neuen Kirche. Selbst auch der durch stattliche Gebäude abgegrenzte Opernplatz am Ende der Linden ist sandig. In früheren Jahren konnte man hier den großen König, von einzelnen seiner Generale begleitet, oft zur Mittagszeit erblicken, wie er vom Pferde herab mit scharfem Auge die vorüberziehenden Wachen seiner Garnison musterte. Seit Friedrich Wilhelms I. Tagen ist auch der Residenzstadt Berlin immer mehr der Stempel einer Garnisonstadt ausgedrückt: unter seinen 147 000 Einwohnern ist eine Militärbevölkerung von etwa 40 000 Seelen, d. 1). grauen und Kinder der Soldaten mitgerechnet. Freilich ist es daneben den Bemühungen Friedrichs des Großen gelungen, wie im Lande überall, so auch in Berlin Handel und Industrie zu heben; Berlin ist auf dem besten Wege, eine Fabrikstadt zu werden. Bereits sind Tausende von Arbeitern mit der Herstellung von Tuch, wollenen und baumwollenen Stoffen, Porzellan <königliche Manufaktur) und anderen Jndustrieerzeugnissen beschäftigt. Seit den Tagen Friedrichs I. sind viele Prachtbauten in der Residenz entstanden. Durch Schlüters geistvolles Schaffen und Eosander gen. Gothes Meisterschaft ist der Prachtbau des königlichen Schlosses emporgewachsen; nur an der Spreeseite erinnern noch die Türme und die Mauern an das alte Schloß. Auch in der Umgebung desselben hat sich manches geändert; auf der steinernen „langen Brücke" erhebt sieh in majestätischer Einfachheit das durch Schlüter geschaffene Denkmal des Großen Kurfürsten. Der Schloßplatz, auf dem zur Zeit des Weihnachtsmarktes ein tolles und reges Leben herrscht, ist bedeutend erweitert; der alte zweitürmige Dom ist verschwunden. Friedrich Ii. hat ihn abbrechen und dafür den neuen Dom am Lustgarten ausführen lassen. Die Särge der Kurfürsten find hierhin übergeführt worden, und bei dieser Gelegenheit hatte Friedrich an dem geöffneten Sarge des Großen Kurfürsten die Worte ausgerufen: „Messieurs, der hat viel gethan." Ja, ohne des Großen Kurfürsten Wirken wäre auch Berlin nicht zur Königstadt emporgestiegen. Freilich, so manches ist seit den Tagen dieses gewaltigen Regenten in der Umgebung des Schlosses geändert. Noch erheben sich dasselbe Marstallgebäude und dieselben Privatgebäude dein Schlosse gegenüber; noch klappern in der Nähe des Schlosses die Räder der Werder)chen Mühlen; aber der Packhof ist weiter nördlich verlegt, und wo sich einst die Kavaliere des Großen Kurfürsten

12. Friedrich der Große - S. 16

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 16 — schafft und den Richtern Schnelligkeit und Unparteilichkeit in der Rechtsprechung zur Pflicht gemacht. , Die Pflege der Wissenschaften und Künste, die von seinem Vater so sehr vernachlässigt worden waren, ließ sich König Friedrich ganz besonders angelegen sein. Die von Friedrich I. gegründete, aber unter seinem Nachfolger sehr herunter* gekommene Akademie der Wissensch asten in 93ersirt wurde neu eingerichtet, und Friedrich suchte aus allen Sandern berühmte Gelehrte nach Berlin zu ziehen. Für das leibliche Wohl seiner Untertanen war der König nicht minder besorgt. Bald nach seinem Regierungsantritte suchte er der durch den strengen Winter des Jahres 1740 hervorgerufenen Neuerung dadurch abzuhelfen, daß er die von seinem Vater angelegten Vorratshäuser öffnen und Getreide zu billigen Preisen an die Armen verkaufen ließ, wodurch er sich schnell die Herzen seines Volkes gewann. „Und welche Freude erregte es gegenüber der rauhen und oft schroffen Art des verstorbenen Königs, als der junge Monarch in den Straßen Berlins spazieren fuhr und dabei Geldmünzen unter das Volk werfen ließ!" Infolge seiner liebenswürdigen Eigenschaften dankte Friedrich jedem, der ihn auf der Straße grüßte, freundlich, indem er den Hut abnahm. Einst erzählte er während des Mittagsmahles, wenn er in Berlin ausreite, müsse er fast immer den Hut in der Hand haben. Da erwiderte ihm einer der Herren feiner Tischgesellschaft : „Eure Majestät haben ja nicht nötig, jedem, der Sie grüßt, zu danken." — „Ei, warum denn nicht, lieber Baron?" sagte der König lebhaft, „das sind alles Menschen, so wie ich und Er." In den ersten Wochen und Monaten nach seiner Thronbesteigung unternahm der König verschiedene Reifen in die Provinzen zur Entgegennahme der Huldigung. Zunächst reifte er nach Preußen. Wie sein Vater, so verzichtete auch er auf eine feierliche Krönung. Noch der Huldigung in Königsberg ließ er Denkmünzen verteilen, die die Umschrift trugen: „Das Glück des Volkes." Nach 14 lagert war er schon wieder daheim, obwohl er unterwegs noch die Truppen besichtigt und sich über Domänen und Ämter eingehend unterrichtet hatte. Am 2. August folgte die Huldigung der märkischen Stände in Berlin, bei der wie auch in Königsberg jeder unnötige Aufwand vermieden wurde. Nachdem in einem Saale des Schlosses die Ritterschaft den Huldigungseid geleistet hatte, trat der König — allem Hofgebrauch zuwider — auf einen Balkon hinaus und betrachtete sinnend die jubelnde Volksmenge, der man Huldigungsmünzen aus Gold und Silber hinabwarf. Bald darauf begab er sich zur persönlichen Entgegennahme der Huldigung in die westlichen Provinzen. Nach Berlin zurückgekehrt, widmete er sich mit vollem Eifer

13. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 472

1890 - Gotha : Behrend
472 Bilder aus her norddeutschen Tiefebene. so lange bewahrt bleiben, als die Bürgerschaft unter sich einig war und dem geltenden Gesetze und Herkommen gehorchte. Als aber die vor- nehmen Familien, die sogenannten „Geschlechter", alle einflußreichen Ämter sür sich beanspruchten und uach uneingeschränkter Herrschaft strebten, da entstand Zwietracht unter den Bürgern. Namentlich waren die Zünfte mißvergnügt. Dazu kam noch der alte, nie gauz erloschene Groll der Berliner und Köllner Bürger gegeneinander. Solche Un- einigkeit bewirkte denn auch unter den veränderten Verhältnissen in kurzer Zeit den Verlust aller erworbenen Rechte und eine empfindliche Demütigung. Als Friedrich I. von Hohenzollern 1412 in das Land kam, wurde er persönlich in Berlin zwar mit gebührender Achtung empfangen, doch seinem Kriegsoolke öffnete weder Berlin noch Frankfurt a/O. die Thore, indem sich beide Städte bei ihrer Weigerung auf ihr verbrieftes Recht beriefen. Friedrich, um sich neben dem trotzigen Adel nicht noch die Städte zu verfeinden, bestätigte alle ihre Vorrechte und Freiheiten. Damals war jede einzelne Stadt stolz auf ihre Privilegien und wahrte dieselben mit selbstsüchtigem Eifer. Keine Stadt dachte daran, irgend ein Vorrecht zum Besten der Allgemeiuheit zu opfern. Der Begriff des Staates war dem Volke im Mittelalter fremd. Man fchante nicht hinaus über den engen Kreis der Stadt. In dieser vereinigten sich die Interessen der Bürger. Für diese waren sie wohl im stände, ein Opfer zu bringen, nicht aber für das ganze Land, für deu allgemeinen Staatsverband. Am wenigsten aber waren sie willens, die städtische Selbständigkeit zu opfern. Zu stolz auf die Macht ihrer kleinen Republik, wollten sie dem Rechte derselben nicht das Geringste zu Gunsten der Landesgewalt vergeben. Als Friedrich Ii., der Eiserne, zur Regierung kam, verfolgte er kräftig und bewußt das große Ziel, diese für fein Land nachteilige Selbständigkeit der Städte zu brechen und aus der Mark einen ein- heitlichen Staat zu machen. Einen Staat im Staate mochte er nicht duldeu. Die Umstände waren Friedrichs Absicht günstig. Im Jahre 1442 beschwerten sich nämlich die Zünfte von Berlin und Kölln über den gemeinsamen Rat beim Kurfürsten und baten ihn um Trennuug der Verwaltung für beide Städte. Jede Stadt möge wieder ihren besonderen Magistrat erhalten, in welchem dann auch die Zünfte vertreten sein müßten, damit so der Alleinherrschaft der vereinigten Geschlechter Schranken gesetzt werden könnten. Der Kurfürst erschien plötzlich mit 600 Reitern vor Berlin. Be- günstigt von der Verwirrung, welche darob in der Bürgerschaft herrschte, zog er ungehindert durch das Spandauer Thor ein, setzte den bisherigen Rat ab, trennte die Verwaltung der Städte, änderte ihre Verfassung und verbot alle Büuduisse Berlins und Köllns mit andern märkischen Städten und mit der Hansa. Dann setzte Friedrich fest, daß von nun ab jeder von der Gemeinde erwählte Magistrat erst von ihm bestätigt

14. Charakterbilder aus Deutschland - S. 106

1887 - Leipzig : Hinrichs
106 Bilder aus der Reichshauptstadt. in Berlin dagegen faßten deutsche Ansiedler, die von Obersachsen aus eingewandert waren, festen Fuß. Der nationale Zwiespalt hatte für das ganze dreizehnte Jahrhundert eine feindselige Haltung der beiden Orte gegeneinander zur Folge. Die Rechts- Unsicherheit, welche mit Ansang des vierzehnten Jahrhunderts eintrat, wies aber Colue und Berlin zur Sicherung ihrer Han- delsinteressen aus ein enges Bündnis, welches im Jahre 1307 die Verschmelzung der beiden Orte zu einem einzigen städtischen Gemeinwesen zur Folge hatte. Von dieser Zeit an begann Berlin emporzublühen. Freibriefe und Privilegien aller Art förderten eine nicht gewöhnliche Handelsblüte. Durch den zweiten Hohenzoller, Friedrich den Eisenzahn, erhielt indes die Selb- ständigkeit der Stadt einen harten Stoß. Friedrich benutzte innere Zwistigkeiten der Bürgerschaft dazu, sich des Stadt- regiments zu bemächtigen. Die Aufhebung der meisten Privi- legien und die Trennung der beiden Städte war die nächste Folge, die das Emporblühen Berlins auf Jahrhunderte hinaus lahmlegte. Die Einwohnerzahl, selbst in den Tagen des Pracht- liebenden Joachim Ii. (1533 — 1571), wird nicht über 12 000 angegeben. Bereits damals aber erweiterte sich die Stadt nach Süden und es entstanden die ersten Ansänge der jetzigen Luisenstadt. Die Stürme des dreißigjährigen Krieges zer- rütteten dann das städtische Gemeinwesen so sehr, daß es beim Regierungsantritt des Großen Kurfürsten (1640) kaum 6000 Einwohner zählte. Energisch nahm Kurfürst Friedrich Wilhelm die Befestigung und Erweiterung seiner Hauptstadt in die Hand. Noch mitten im Kriegslärm wurde 1653 auf dem linken Spree- ufer das Friedrichs Werder gegründet. Dieser kleinste aller Berliner Stadtteile war ursprünglich dazu bestimmt, zahlreichen niederländischen Einwanderern Raum zu schaffen. Die Gründung und der teilweise Ausbau der Dorotheenstadt (seit 1673) folgte, außerdem seit 1681 die Anlegung von Neu-Köln. Beim Tode des Großen Kurfürsten hatte sich der Umfang der Stadt verdoppelt und die Einwohnerzahl verdreifacht. Der auf Pracht und Glanz gestellte Sinn des ersten preußischen Königs Friedrich I. (seit 1688) prägte auch der Stadt teilweis diesen Charakter anf. Der Bau des Schlosses begann, dem sich eine Anzahl ähnlicher Kunstbauten, u. a. das Zeughaus, aureiheten. Aber auch der Umfang der Stadt er- weiterte sich, besonders durch die seit 1688 gegründete Friedrichs-

15. Die Neuzeit bis zur französischen Staatsumwälzung - S. 103

1914 - Düsseldorf : Schwann
103 Knigs, und zu spt sah er selbst ein, da er mit der vielangefeindeten Einrichtung einen Migriff gemacht habe. Friedrich hob daher die Regie schlielich auf; ich Will keine Franzosen Mehr," entschied er voll rger, sie seind gar zu liderlich und machen lauter liderliche Sachen!" Alle berschsse der Finanzverwaltung sammelte der sparsame Fürst zu einem Staatsschatz auf, der unantastbar war. Ich habe", heit es in seinem Testamente, die Einknfte des Staates immer als die Bundeslade des Herrn betrachtet, die keine unheilige Hand be-rhren durfte. Ich habe die ffentlichen Einknfte nie zu meinem besonderen Nutzen verwendet, und meine [persnlichen] Ausgaben haben nie in einem Jahre 220 000 Taler berstiegen." So kam es, da der Staatsschatz einschlielich des Wertes an aufgespeichertem Getreide bei seinem Tode die gewaltige Summe von 55 Millionen Taler betrug. 157. Das Heerwesen. der die Hlfte der jhrlichen Staats-einnahmen, die schlielich etwa 20 Millionen Taler ausmachten, ver-wandte Friedrich fr das Heer; von 80 000 Mann stieg dessen Strke bis zu seinem Tod auf 200 000. Mit allen Mitteln hielt es der König auf der Hhe der Kriegstchtigkeit. Die Probe darauf machte er bei den berhmten Musterungen und den Manvern (eigent-lich = Handhabungen), in denen, wie noch heute, grere Heeresteile gegeneinander Scheinkmpfe fhrten. Groes Gewicht legte Friedrich auf die leichte Reiterei, die im Siebenjhrigen Kriege so Be-deutendes als Angriffstruppe geleistet hatte. Die Offizierstellen verblieben im allgemeinen dem von altersher angesehenen Adel. Fr die kriegswissenschaftliche Ausbildung der Offiziere wurde in Berlin eine Militrakademie errichtet. Zum greren Teile bestand das Heer noch immer aus Fremden. Der eigenen Bevlkerung wollte der König mglichst wenige Arbeitskrfte entziehen; deshalb wurden die Soldaten, die Landeskinder waren, fr den grten Teil des Jahres beurlaubt, damit sie ihrem Gewerbe nachgehen knnten. Mit dem alten Grundsatze, da der Krieg den Krieg ernhren msse", hat Friedrich zuerst gebrochen; den Unterhalt des Heeres sicherte er fr den Ernstfall durch die Einrichtung eines geordneten Verpflegungswesens. Eine allgemeine Versorgung invalider, d. h. kriegsuntchtig gewordener Offiziere und Unteroffiziere, wie heute, gab es noch nicht; nur entstand das groe Jnvalidenhans in Berlin. 158. Die Rechtspflege. Vor der Justiz seind alle Leute gleich es mu nur nach der Gerechtigkeit verfahren werden, ohne Ansehen der Persohn": nach diesem Grundsatze machte Friedrich, der auch die Folter abschaffte, Preußen zu einem Rechts st aate.

16. Das fünfte Schuljahr - S. 239

1901 - Langensalza : Schulbuchh.
239 und störte durch ihr Geklapper den König oft in seinen besten Ge- danken. — Wovon erzählt das Lesestück? Von König Friedrich und seinem Nachbar. Wie erging es dem Könige mit seinem Nachbar? Der König wurde durch seinen Nachbar oft gestört. Wovon erzählt also der erste Abschnitt? Wie lautet der erste Gliederungspunkt? Wie König Friedrich durch seinen Nachbar gestört wurde. Chor. An- schreiben. Erzähle, wie König Friedrich durch seinen Nachbar gestört wurde. 2. Wie König Friedrich mit seinen! Nachbar ver- geblich unterhandelte. Lies noch einmal den zweiten Abschnitt! Drücke mit andern Worten aus: „Die Mühle ist mir nicht feil." Die Mühle verkaufe ich um keinen Preis. Welche Bewandtnis hatte es mit dem Kammergericht in Berlin? Das Kammergericht war im Jahre 1516 von Joachim I. in Berlin gegründet worden und hier wurden auch Streitigkeiten zwischen dem Könige und seinen Unter- thanen abgeurteilt. Erzähle nach dem soeben Gelesenen, wie König Friedrich mit seinem Nachbar vergeblich unterhandelte! Wovon er- zählt dieser Abschnitt? Wie kann darum die Überschrift lauten? Wie König Friedrich mit seinem Nachbar vergeblich unterhandelte. Chor. Anschreiben. Erzähle wie König Friedrich mit seinem Nachbar ver- geblich unterhandelte! 3. Wie König Friedrich mit seinem Nachbar fortan in Frieden lebte. Lies den letzten Abschnitt! Wovon erzählt dieser Abschnitt? Wie können wir darum diesen Abschnitt überschreiben? Chor. Anschreiben. Erzähle wie König Friedrich mit seinem Nachbar fortan in Frieden lebte. Charakteristik der Personen. Treffend charakterisiert Nowack (aus deutschen Lesebüchern) die beiden auftretenden Personen. 1. Charakteristik des Müllers. Hebel nennt ihn un- erschrocken; denn als der König in ernsthafter Weise mit ihm sprach und ihm drohte, die Mühle taxieren und abbrechen zu lassen, zitterte er nicht, sondern blieb ganz ruhig und sagte lächelnd: „Gut gesagt" u. s. w. Damit droht er dem Könige, daß er ihn, falls er es thue, beim Kammergerichte verklagen würde. Darin zeigt er auch gleichzeitig seinen Freimut. — Der Müller ist ferner uneigen- nützig. Ter König hat ihm gewiß eine große Summe geboten; und

17. Probleme und Prinzipien des Geschichts-Unterrichts - S. 115

1912 - Straßburg i. E. : Bull
— 115 — Schloß. Er vermochte aber die Schränke, in denen die Urkunden lagen, nicht zu öffnen. Darum übergab ihm der preußische Gesandte ein Bund Schlüssel, das er aus Berlin hatte kommen lassen. Als keiner schließen wollte, ließ der Gesandte nach Mentzels Anweisung eine Menge Schlüssel anfertigen, von denen einer auch wirklich die Schlösser öffnete. Drei- bis viermal entnahm Mentzel den Schränken wichtige Schriften und legte sie jedesmal später wieder an ihren alten Platz, nachdem der Gesandte davon hatte Abschriften machen lassen, die Friedrich dem Großen zugeschickt wurden. Noch eine andere Quelle hatte Friedrich für seine Nachrichten über die Pläne der Feinde. Österreich hielt in Berlin einen Gesandten. Dessen Geheimschreiber (Sekretär Weingarten) ließ sich ebenfalls bestechen und lieferte Abschriften von geheimen Urkunden. Außerdem bekam Friedrich vertrauliche Briefe aus Petersburg, welche über die Stimmung, die Pläne und Handlungen des russischen Hofes berichteten und zwar mit ziemlicher Genauigkeit. Jedenfalls war es eine der russischen Kaiserin (Zarin) nahestehende, wohlunterrichtete Persönlichkeit, welche diese Briefe schrieb, man vermutet ihr Sohn, der Thronfolger (Kronprinz), der Friedrich den Großen liebte und bewunderte und ihn gern vor Unglück gewahrt und gewarnt hätte. Endlich gingen in Berlin regelmäßige Meldungen ein von den preußischen Gesandten an den verschiedenen Höfen. Beurteilung. Wir müssen Mentzels Handlungsweise auf das strengste verurteilen. Er dringt mit Nachschlüsseln in fremde Schränke, er stiehlt daraus Schriften. Er bestiehlt seinen Herrn (den Kurfürsten), er ist ein Dieb und ein treuloser Diener. Er verkauft die Geheim- 8*

18. Theil 3 - S. 295

1827 - Breslau : Max
295 Diesen Augenblick benutzte Laudon, und siel den abgematteten Leuten in die Seite und in den Rücken. Ein panischer Schrecken ergriff Alle. Sie liefen, ohne mehr auf den Ruf ihrer Führer zu hören, aus einander, und ließen, außer den früher eroberten, 165 Kanonen stehen. Friedrich war wie vernichtet. Er blieb unter den Letzten auf dem Schlachtfelde. Fast wäre er gefangen worden, und wurde nur durch den Muth eines Rittmeisters ge- rettet, der mit seinen 100 Husaren mehreren Tausenden von Feinden die Spitze bot, die den König zu umringen schon An- stalt machten. Welch ein Unfall! Der König schickte einen Courier nach Berlin, und befahl der königlichen Familie, sich schleunig zu entfernen. Eben war noch die ganze Stadt im Freudentaumel über die empfangene Siegesnachricht; und nun mit Einem Male die Schreckensbotschaft: Alles scy verloren; er sey außer Stande, die Stadt zu schützen; Jeder möge sich retten, so gut er könnte. Die Soldaten hatten sich vom Schlachtfelde aus so zerstreut, daß der König am Abende nur 5000 von 40,000 beisammen hatte. Er mußte die Nacht in einem Dorfe auf einem Stroh- lager in einer durch die Kosacken zerstörten, allen Winden offen- stehenden Bauerhütte zubringen. Um ihn herum lagen auf der bloßen Erde seine Adjutanten, und schliefen nach der säuern Arbeit des Tages. Nur sein Auge floh der Schlaf. Wirklich war auch seine Lage sehr mißlich. Der Weg nach Berlin, ja die ganze preußische Monarchie stand jetzt den Feinden offen, und er wäre gewiß verloren gewesen, wenn seine Feinde einig gewesen wären. Aber auch hier zeigte es sich wieder, daß man auch im größten Unglück nie ganz verzagen müsse. Daun ver- langte von Soltikof, nun schnell nach Berlin zu marschiren; dieser aber antwortete: ,,Jch habe nun zwei Schlachten gewon- nen, und warte jetzt auf die Nachricht zweier Siege von Ihnen; denn es ist nicht billig, daß die Truppen meiner Kaiserin ganz allein agiren sollen. Ich habe für mein Theil genug gethan." Statt vorwärts zu gehen, ging er nun nach Polen zurück, und Friedrich war gerettet. Doch war dies Jahr 1759 auch in andrer Hinsicht ein für Friedrich unglückliches; denn Dresden ' siel bald nach der Schlacht bei Cuuersdorf den Oeftreichern in die Hände, weil Friedrich dem braven Commandant Schmettau »

19. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Achtzehnten Jahrhunderts - S. 212

1911 - Langensalza : Beltz
212 Friedrich der Große. ' Zweck der neuen Einrichtung war nicht bloß die Vermehrung der Staatseinnahmen, sondern er wollte auch den ärmeren Untertanen zu Hilfe kommen. So etwas bezahlt der arme Mann nicht, meinte er. Ich will ihn nur von unnützen Ausgaben abhalten und habe darum die Steuer nur auf Luxus-waren gelegt. Wollen die Reichen sich die Genüsse leisten, so können sie sie auch bezahlen. Überschrift? Zusammenfassung: Wie Friedrich das Tabak- und Kaffeemonopol einführte. Für den Lehrer. Welche großen Unzuträglichkeiten und Verlegenheiten die französischen Zoll- und Steuerbeamten den Bewohnern verursachten, veranschaulicht die folgende Erzählung.*) Sie führt uns auch recht greifbar die Persönlichkeit Friedrichs des Großen vor Augen, der es verstand, durch seine Herzensgüte und Teilnahme am Los der Geringeren die Herzen vieler Untertanen sich fort und fort zu erobern. Die Geschichte kann auch gut als Ausgangspunkt der Behandlung dienen. Ziel: Was ein Thüringer, der Kandidat Linsenbarth aus Jena, von seinen Erlebnissen in Berlin erzählt. 1. „Als ich zum ersten Male im Jahre 1766 nach Berlin kam, wurden mir bei Visitierung meiner Sachen aus dem Packhofe 400 Reichstaler Nürnberger ganze Batzen weggenommen. Der König, sagte man mir, hätte schon etliche Jahre die Batzen ganz und gar verschlagen lassen, sie sollten in seinen: Lande nichts gelten, und ich wäre so kühn und brächte die Batzen hierher, in die königliche Residenz — auf den — Packhof! — Konterbande! — Konterbande! — Das war ein schöner Willkommen! Ich entschuldigte mich mit der Unwissenheit: käme aus Thüringen, viele Meilen Weges her, hätte mithin ja unmöglich;-wissen können, was Seine Majestät in Dero Ländern verbieten lassen. Der Packhofsinspektor: Das ist keine Entschuldigung. Mwenn man m eme solche Residenz reifen und daselbst verbleiben will, so muß man sich noch allem genau erkundigen und wissen, was für Geldsorten im Schwange gehen, damit man nicht durch Einbringung verrufener Münze Gefahr laufe. Ich: Was soll ich denn anfangen? Sie nehmen mir ja sogar unschuldig die Gelder weg! Wie und wovon soll ich denn leben? Packhofsinfpektor: Da muß Er zusehen, und ich will Ihm sogleich bedeuten: wenn die Sachen auf dem Packhofe visitiert worden, so müssen solche von der Stelle geschafft werden." Überschrift: Wie der Packhofsinspektor Linfenbarth die thüringischen Batzen abnahm. . Was sollte Linfenbarth nun ohne jegliches Geld in Berlin anfangen? Wie erging es ihm? 2. „Es wurde ein Schiebkärrner herbeigerufen, mein Gepäck fortzufahren. Dieser brachte mich in die Jüdenstraße in den weißen Schwan, warf meine Sachen ab und forderte vier Groschen Lohn. Die hatte ich nicht. Der Wirt kam herbei, und als er sah, daß ich ein gemachtes Federbett, einen Koffer voll Wäsche, einen Sack voll Bücher und andere Kleinigkeiten hatte, so be- *) Nach Fr. Äuglet, a. a. O. Viertes 93uch.t 39. Kapitel.

20. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 62

1907 - Leipzig : Brandstetter
62 sie oder jagt sie zurück. Die dadurch entstehende Verwirrung und Un- ordnung benutzt Laudon zum Angrifs mit seinen frischen Truppen. Da erliegt das todesmüde Preußenheer. Vergebens bemüht sich der König immer wieder, die Reihen zu ordnen; die Verwirrung artet endlich in wilde Flucht aus. Friedrich selbst setzt sich der größten Gefahr aus; noch niemals hat er sein Heer in solch traurigem Zustande gesehen; er weilt mitten unter Toten, Verwundeten, Fliehenden, wie in starre Verzweiflung versunken. Sein Leben ist ihm gleichgültig. Zwei Pferde sind ihm bereits unter dem Leibe er- schossen; seine Uniform ist von Kugeln durchlöchert; eine Kugel dringt in sein Kleid und würde ihn durchbohrt haben, wenn nicht ein goldenes Etui in der Westentasche sie aufgehalten und sein Leben gerettet hätte. Zwei Adjutanten stürzen an seiner Seite. Seine Generale bitten ihn flehentlich, den gefährlichen Ort zu verlassen, aber er antwortet: „Wir müssen hier alles versuchen, um die Schlacht zu gewinnen, und ich muß hier so gut wie Ihr meine Schuldigkeit tun." In dem Getümmel aber ist nichts mehr zu gewinnen, denn ringsum herrscht die wildeste Flucht. Bei diesem Anblick scheint der König den Tod zu suchen. „Gibt es denn keine verwünschte Kugel für mich?" ruft er verzweiflungsvoll aus. Die feindliche Kavallerie braust heran und umringt ihn. Schon ist er in Gefahr, gefangen zu werden, als ein tapferer Husarenoffizier, einer der Letzten auf dem Schlachtfelde, seines Pferdes Zügel ergreift und ihn halb mit Gewalt aus dem Getümmel rettet. Es war die schwerste Niederlage, die Friedrich jemals erlitten hatte. Er hatte über 18 000 Mann, 180 Kanonen und 28 Fahnen eingebüßt. Er selbst, alle seine Generale und höheren Offiziere waren verwundet. Das ganze Heer schien aufgelöst, seine Hauptstadt Berlin und sein Land verloren. Noch vom Schlachtfelde aus schrieb er einen kurzen Bericht über die Niederlage an seinen Minister, den Grafen Finkenstein, nach Berlin, der mit den Worten schloß: „Das ist ein grausames Unglück, ich werde es nicht überleben. Die Folgen der Schlacht werden schlimmer sein, als die Schlacht selber. Ich habe keine Hilfsquellen mehr, und wenn ich die Wahrheit sagen soll, ich halte alles für verloren. Ich werde das Verderben meines Vaterlandes nicht überleben. Leben Sie wohl aus ewig!" Nie war seine Standhaftigkeit so erschüttert worden, als an diesem unglücklichen Tage. In wenig Stunden hatte ihn das Kriegs- glück von der Höhe eines Sieges in die Tiefe einer vollkommenen Niederlage gestürzt. Schlaflos verbrachte er eine schreckliche Nacht in einer halb zerstörten, allen Winden offen stehenden Bauernhütte, auf einem ärmlichen Strohlager; um ihn her lagen seine Adjutanten auf bloßer Erde; einige Grenadiere be- wachten ihn. An den Russen war es jetzt, den Sieg zu benutzen, rasch vorwärts zu dringen, Berlin zu erobern und so den gefürchteten Preußenkönig mit einem