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1. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 93

1881 - Trier : Lintz
93 von im scheiden lieje, dö er uns her sande durch dinen willen, frouwe, zuo dines vater bürge unde lande.“ 22. Siu sprach: „laz mich beeren, waz mir der herre din Ü7 iuwerm lande enbiete. ist ez der wille min, des bringe ich dich wol innen1) e daz wir uns gescheiden.“ Hörant vorhte Hagenen; im begunde da ze hove leiden. 23. Er sprach zuo der frouwen: „so enbiutet er dir daz, daz dich sin herze minnet an' aller slahte haz. nu laz in geniezen, frouwe, diner güete.“ er hat durch dich eine genomen von allen frouwen sin gemüete.“- 24. Siu sprach: „got müeze im Ionen, daz er mir waege si. körne er mir ze mäje2), ich wolde im wonen bi, ob du mir woldest singen den äbent und den morgen.“ er sprach: „ich tuen ez gerne, des sit ir an' aller slahte sorge.“ 25. Er sprach zer schoenen Hilden: „vil edelez magedin, min herre tegeliche hat in dem hove sin zwelve, die ze prise für mich singent verre. swie Sü676 si ir wise, doch singet aller beste min herre.“ 26. Siu sprach: „nu so gefüege din lieber herre si: ich wil gen im nimmer des willen werden fri, ich gelöne im der gedanke, die er hat nach minen minnen. geterste ich vor dem vater min, so wolde ich iu gerne volgen hinnen.“' 27. Do sprach der degen Normte: „frouwe, uns sint bereit siben hundert recken, die liep unde leit gerne mit uns dulden, körnet ir üf die strafe, so sit an alle sorge, da^ wir iueh dem wilden Hagenen lazen. “ 28. Er sprach: „wir wellen hinnen urloubes gern, so sult ir Hagenen bitten, daf er iueh müe^e wem, junge maget edele, er und iuwer muoter sül unser kiele schouwen und ir selbe,“ sprach der degen guoter. 29. „Daj tuon ich vaste gerne, ob mir's min vater gan. dar zuo sult ir bitten den künic und sine man, daj ich und die megede fiten zuo den ünden. ob iu’3 min vater geheime, so sult ir mir'z drier tage e künden.“ Als Horand feine Unterredung mit Hilde dem alten Wate verkündet hatte, wurden schnell alle Vorbereitungen zur Abfahrt getroffen. Ans Hägens Frage, warum sie reifen, wollten, erwiderten sie, Hettel habe gute Botschaft gesendet und wolle sich mit ihnen versöhnen. Zum Beweise, daß König Hagen ihnen wegen der Abreise nicht zürne, möge er ihnen das Geleite geben und den Frauen erlauben, die großen Schätze zu besehen,, die sie auf den Schiffen hätten. — Am andern Morgen ritt der König mit den Frauen und vielen Rittern zu den Schiffen; als aber die Frauen eins der Schiffe bestiegen hatten, da trennte man die Mutter von der Tochter, und die Fremden fuhren mit Hilde davon. Glücklich gelangten sie nach Waleis, wo Hettel ihnen entgegenging, froh, die Jungfrau gewonnen zu haben. Doch schon am folgenden Morgen sah man Hägens Schiffe herbeifegeln; es kam zum Kampfe, und Hettel wurde von Hagen verwundet, dieser selbst aber von Wate aufs heftigste bedrängt. Endlich kam auf Hildens Bitten, der Friede zustande, und versöhnt feierte man die Hochzeit. l) so laß ich es dich merken. — 2) ist er mir ebenbürtig.

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1. Lebensbilder und Sagen - S. 163

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 163 — Indessen hatte Horant die Gäste des Königs durch seinen Gesang erfreut. Seine Stimme klang so süß, daß selbst die Vögel auf den Zweigen verstummten und die Fische neugierig den Kopf aus dem Wasser steckten, um den Tönen seiner Lieder zu lauschen. Die Königstochter konnte gar nicht genug hören und ließ den Sänger bitten, am Abend in ihrer Kammer seine Lieder zu wiederholen. Horant fürchtete sich freilich vor König Hagens Zorn, aber er dachte an Hetel, und aus Liebe zu ihm that er, wie ihm Hilde geheißen. Er erzählte ihr von seinem Herrn, dem reichen und mächtigen König der Hegelinge, von seiner Sehnsucht nach ihr; er verriet, daß sie nicht Kaufleute, sondern edle Helden waren, entschlossen mit List oder Gewalt ihrem Herrn die Braut zuzuführen. Aufmerksam hörte Hilde die Rede des Sängers an. Es gefiel ihr, daß ein so mächtiger Fürst sie zur Gemahlin erkoren und so stattliche Helden ausgesandt hatte, um sie zu gewinnen. Darum war sie bald bereit, den Fremden zu folgen und sich von ihnen in das Reich der Hegelinge geleiten zu laffen. Als Wate und Frute in aller Heimlichkeit das erfuhren, nahmen sie Urlaub vom Könige. Hagen war mit seinen Gästen sehr zufrieden und daher wohl geneigt, ihnen einen Wunsch zu gewähren. Sie erbaten sich die Ehre ihn und seinen Hof auf dem Schiffe empfangen zu dürfen. Schon am nächsten Morgen bewegte sich ein stattlicher Zug von der Burg zum Gestade: voran ritt der König, an seiner Seite seine Gemahlin und Hilde; viele Ritter und Damen folgten ihnen. Die allerschönsten Waren lagen in der Bude ausgebreitet, und jeder betrachtete mit Lust, wonach ihm gerade der Sinn stand. Der König freute sich der kunstvollen Wassert, die Königin fand Wohlgefallen an seidenen Stössen. Sie bemerkte nicht, daß Hilde in das Schiff trat. Erft ein lautes Geschrei ließ sie emporfchaueu: da sah sie, wie das Fahrzeug sich vom Lande entfernte und wie man Hildes Begleiterinnen Über Bord stieß, so daß sie in das Wasser fielen. Vor Schreck ohnmächtig, sank sie nieder, Hagen aber rief nach Waffen und machte sich kampfbereit. Aber es war umsonst: die Hegelinge waren schon weit vom Gestade entfernt, und bald vermochte man ihre Segel nicht mehr zu erblicken. Erst nach sieben Tagen waren König Hagens Schisse zur Verfolgung gerüstet. Mit einem stattlichen Heere brach er auf, aber er sonnte die Feinde nicht erreichen. Endlich landete er an der Küste von Hegelingenland. Hier hatte indessen Hetel seine schöne Braut sestlich empfangen, aber die Furcht vor dem Vater ließ die junge ll*

2. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 254

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 254 — sich bereit, jedoch nur unter der Bedingung, daß Horand und Frute ihn Begleiteten. Dazu waren die beiden gern bereit und Hettel ließ nun ein prächtiges Schiff ausrüsten, bemannte es mit 700 tapfern Rittern und sorgte außerdem für allerlei schöne Waren; Venn seine Boten sollten sich stellen, als ob sie Kaufleute wären. Als nun die Schar der Hegelingen vor Hagens Burg landete, da erstaunte jedermann über die prächtigen Kaufleute und fast noch mehr darüber, daß die Waren so beispiellos billig waren, ja mitunter weggeschenkt wurden. Die Kunde von diesen sonderbaren Kaufleuten, von ihren schönen Waren und ihren niedrigen Preisen gelangte auch zu Hilde und machte in ihr den Wunsch rege, die Fremdlinge einmal sehen zu können. Hagen lud die Kaufleute zu sich ein, und diese begaben sich, prächtig geschmückt, nach Hofe. Hier nahm man sie freundlich auf, und Hilde unterhielt sich besonders mit dem alten Wate, der sie durch sein ernstes Gesicht und durch seine mächtige Gestalt anzog. Es erregte ihre Heiterkeit, daß er, der eher zu blutigem Kampf als zu tändelndem Zwiegespräch und zu Scherz geeignet schien, sich mit ihr so vertraulich unterhielt, und sie fragte scherzend: „Dünkt es euch gut, Herr Wate, daß ihr so friedlich bei schönen Frauen sitzt, oder ziehet ihr vor, das Schwert zu schwingen und im Kampfgewühl zu stehen?' Wate antwortete: „Es gefällt mir bei euch und euertn heitern Gespräch sehr wohl, und ich wüßte nicht, wann ich mich glücklicher gefühlt hätte; aber ja, könnte ich mit meinen guten Knechten im Schlachtensturm kämpfen, das würde mir lieber fein!" Darüber lachte Hilde herzlich und fragte weiter: „Sagt mir doch, Herr Wate, habt ihr in eurer Heimat auch Frau und Kind? Wenn ich euch fo ansehe, dünkt mich immer, als könntet ihr euch um so unbedeutende Dinge nie bekümmert haben." Einer der Begleiter Wates antwortete dazu: „Wohl bat er daheim Weib und Kind und liebt sie auch, aber er wagt alles, selbst Leib unv Gut, seiner Ehre wegen. Einen kühneren Mann, als er ist, findet man nirgends!" Unter solchen und ähnlichen Gesprächen verstoß ihnen rasch der Abend, und als sie sich endlich verabschiedeten, bat Hilde sie herzlich, doch oft den Hof wieder zu besuchen. Daraus gingen die Ritter zu König Hagen, und bei diesem kam das Gespräch natürlich bald aus Kampf und Waffen. Wate wurde gefragt, ob in feinem Lande die jungen Ritter in den Waffen geübt feien und ob er selbst etwas von dergleichen Dingen verstehe; er mußte dazu lächeln und erwiderte: „So wie hier nun wohl nicht; aber ich glaube, wenn ich längere Zeit hier bleiben könnte, würde ich das auch noch lernen. Kraft genug besitze ich dazu!" Da ließ Hagen sich ein Schwert geben, sprang auf und rief: „Ich will euch kämpfen lehren, Wate, und ich denke, ihr werdet ein guter Schüler fein und mir's noch Dank wissen!" Wate stellte sich, als wenn er durchaus nicht mit einem Schwert umzugehen wisse und besorge, Schaden zu nehmen; doch als der Kampf

3. Bd. 3 - S. 118

1899 - Leipzig Leipzig : Brandstetter
118 diese verstanden aber gar wohl die Zucht, die sich an einem Königs- hofe schickte und blieben ehrfurchtsvoll vor ihren Stühlen stehen. Da fragten die alte Königin und ihre Tochter scherzend den Helden Wate, was ihm lieber sei: bei schönen Frauen zu sitzen oder im hitzigen Kampfe zu fechten? Wate antwortete ohne Scheu: „Das eine schickt sich wenigstens besser für mich. Wie schön es auch ist, bei holden Frauen zu sitzen, so ist mir doch von jeher lieber gewesen, im harten Kampfe zu stehen, und wenn es sein könnte, möchte ich jetzt mit guten Gesellen gern zum Kampfe ziehen." Über diese ehrliche Antwort lachte die junge Hilde. Als die Helden endlich wieder von dannen gingen, bat die schöne Hilde noch, daß sie recht oft zu Hofe kommen möchten. Das thaten denn die Helden auch, und wenn sie kamen, dann gab es allerlei Kurzweil. Der König Hagen hatte an Wate besondere Freude, itnb mit ihm ging er am liebsten um. Horand dagegen, der nicht vergaß, daß man um Hildens willen eigentlich ins Land gekommen war, trieb gern mit den Frauen Scherz und Kurzweil. Einst wurden auch am Hofe ritterliche Spiele aller Art ge- kämpft. Da sprach der König zu Wate: „Wird in eurem Lande auch so herrlich gekämpft, wie hier in Irland?" Da lachte Wate heimlich und antwortete: „Ich habe nie so kämpfen gesehen. Wollte aber jemand mich das auch lehren, so würde ich gern hier bleiben und reichen Lohn wollte ich dem geben, der mein Lehrmeister sein wollte." Das hörte der König gern, ,und darum sprach er zu dem Helden: „Meinem besten Lehrmeister 'will ich auftragen, dich fechten zu lehren, und wenn du auch nur die drei wichtigsten Schläge lernst, die in der hitzigen Feldschlacht nötig sind, so können dir doch schon diese gar manchmal recht zu statten kommen." Alsbald ward ein Fechtmeister herbeigerufen; der begann. Waten die drei Schläge zu lehren. Wate aber verstand schon längst gar wohl zu kämpfen und wußte sich vor den Hieben des Fechtmeisters trefflich zu schirmen. Ja, gar bald brachte er den Fechtmeister durch seine Schläge selbst in Not und nichts anderes blieb diesem am Ende übrig, als vor dem kühnen Wate in schnellen Sprüngen die Flucht zu ergreifen. Da sprach der König: „Gebt mir mein Schwert! Nun will ich einmal selbst mit dem von Sturmland fechten. Vielleicht kann er von mir noch einen vierten Schlag lernen, für den er mir später einmal dankbar ist." Der Kampf begann. Wate wußte aber auch den vierten Schlag so wohl, daß die, die zusahen, kaum ihren Augen trauen wollten. Bald hatte Hagen nur Mühe, sich vor seines Schülers kunstgerechten Schlägen zu hüten. Noch lange wurde über Wate, den gelehrigen Schüler, gescherzt.

4. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 255

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 255 — nun begann, merkte Hagen bald, daß er einem Meister gegenüber stand. Halb zürnend, halb scherzend, rief er aus: „Hätte ich dich eher gekannt, so würde ich dich nicht zum Schüler angenommen haben; du lernst mir gar zu rasch!" Die Gesandten Hettels gewannen besonders.dadurch die Gunst der irländischen Königsfamilie, daß Horand so schön singen konnte. Nie hatte man solche Klänge vernommen, und wenn ein Lied zu Ende war, sehnte man sich schon nach dem folgenden und konnte nimmer genug hören. Kranke wurden gesund von seinen Liedern, ja selbst Thiere schienen seinen Tönen mit Wohlgefallen zu lauschen; sobald er sang, schwiegen die Vögel; das Wild des Waldes kam von der frischen Weide herbeigelaufen; der Wurm im Grase vergaß, weiter zu kriechen; die Fische erhoben die Köpfe aus dem Wasser. Die Prinzessin Hilde ließ ihn heimlich nach Hofe kommen, lobte ihn wegen seines herrlichen Gesanges und bat ihn, noch ein Lied zu singen. Aber Horand fürchtete den Zorn Hagens und sagte: „Es thut mir leid, edle Jungfrau, daß ich bei euch hier nicht singen darf; aber wäret ihr in meines Herrn Lande, so wäre ich euch zu jedem Dienst erbötig." Als Hilde sich nun danach erkundigte, wer sein Herr sei, erzählte er ihr von dem mächtigen Hettel und daß dieser um ihre Hand werbe. Hilde willigte auch ein, feine Gemahlin zu werden, namentlich als sie erfuhr, daß am Hofe zu Hegelingen 12 große Meister des Gesanges feien und daß sie alle Tage die süßesten Lieder hören könne. Freudig begab Horand sich zu feinen Gefährten; weil sie aber nimmer hoffen konnten, daß der wilde Hagen in die Vermählung feiner Tochter willigen werde, beschlossen sie, List zu gebrauchen. Der alte Wate ging zu dem Könige, um ihm ihre Abreise anzuzeigen, und als dieser ihnen kostbare Waffen, Geschmeide und schöne Rosse als Geschenk anbot, sagte jener: „Wir besitzen selbst alles in Fülle; aber wenn du uns danken willst für die kleinen Gaben, welche du empfangen haft, so ehre uns durch einen 23efuch mit deiner Familie." Das wollte Hagen gern thun, und am nächsten Morgen ritt die ganze königliche Familie, begleitet von präcß-tig geschmückten Edelfrauen und Rittern, an den Strand. Aber Wate hatte Befehl gegeben, daß alles zur Abfahrt bereit fein solle, und kaum hatte Hilde das Schiff betreten, als man davon segelte. Die alte Königin streckte weinend die Hände ans nach ihrem Kinde, und auch Hilde war tödlich erschrocken über ihre Entführung; aber Hagen genelh in grimmigen Zorn und ließ sofort Schiffe ausrüsten, um den Räubern nachzusetzen. Glücklich erreichten die Hegelingen den heimatlichen Strand, wo Hettel ihrer mit großer Ungeduld harrte; aber ehe sie weiter ziehen konnten, erschien auch schon Hagen mit feinen Rittern, und nun begann eine Schlacht, die vielen das Leben kostete. Zuletzt geriethert Hagen und Wate an einander und dieser versetzte jenem einen so furchtbaren Hieb auf den Kopf, daß es ihm vor den Augen dunkelte.

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 13

1897 - Leipzig : Hirt
13 seinem Schwerte: da sinkt mit einem grlichen Schrei Kriemhild neben ihrem Todfeinde Hagen nieder. Mit Leid war beendet des Knigs hohes Fest: Wie stets die Freude Leiden zum allerletzten giebt." 4. Gudrun. 1. In alten Zeiten hie die Nordsee das deutsche Meer". An dessen Ksten wohnte das wackere Volk der Friesen. der sie herrschte einst der König Hettel mit seiner Gemahlin Hilde. Diese hatte er aus eigentm-liche Weise gewonnen. Sie war nmlich von ihrem Vater Hagen, dem Könige von Irland, einem gewaltigen Recken, der die Strke von 26 Mnnern besa, wie ein Kleinod gehtet worden, und wer um sie warb, der setzte sich einem schmachvollen Tode aus. Da hatte aber Hettel drei seiner Helden abgeschickt, die Hilde fr ihn gewinnen sollten: seinen Erzieher, den Markgrafen Wate, einen wahren Riesen mit grimmigem Antlitz, der trotz Alters mit den Jngsten in Kampfes-lust wetteiferte, und den Dnenfrsten Frute mit seinem Neffen Horand, die guten Rat zu finden wuten. Sie erlangten, als Kaufleute verkleidet, Zutritt zu Hagens Burg; so schwer es ihm auch wurde, Wate mute sich doch dazu verstehen, im Frauengemach zu sitzen und die Knigin und ihre Tochter zu unterhalten. Als sie ihn fragten, ob es ihm bei ihnen gefiele, war er freilich aufrichtig genug zu bekennen, da ihm die wilde Feldschlacht lieber sei. Scherzend erkundigten sie sich bei seinen Gefhrten, ob er denn zu Hause auch Weib und Kind bese, und ob er diese auch manchmal herzte und kte. Da erfuhren sie, da er wohl eine Familie htte, doch seit frher Jugend schon ein gefrchteter Haudegen wre und, so sanft er sich hier auch stellte, wie ein grimmer Eber im Kampfe stritte. Das zu hren, erfreute König Hagen, und schnell erbot er sich, dem Fremden kunst-volle Hiebe zu lehren; doch erkannte er bald, da Wate ihm gewachsen wre im Schwerterkampfe. Ihrem Ziele kamen die Abgesandten Heitels noch viel nher, als Horand seinen herrlichen Gesang anstimmte, einen Gesang, da selbst die Vgel zu singen aufhrten vor dem lieblichen Tone und Hilde ihren Vater bat: Lieb Vterlein, heie ihn, uns noch neue Lieder singen!" Dadurch bekam Horand die Gelegenheit, der Knigstochter zu erzählen von Hettel, seinem Herrn, und er wute sie schlielich zu bereden, ihm als Knigstochter nach Friesland zu folgen.

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 13

1896 - Leipzig : Hirt
13 seinem Schwerte: da sinkt mit einem grlichen Schrei Kriemhild neben ihrem Todfeinde Hagen nieder. Mit Leid war beendet des Knigs hohes Fest: Wie stets die Freude Leiden zum allerletzten giebt." 4. Gudrun. 1. In alten Zeiten hie die Nordsee das deutsche Meer". An dessen Ksten wohnte das wackere Volk der Friesen. der sie herrschte einst der König Hettel mit seiner Gemahlin Hilde. Diese hatte er auf eigentm-liche Weise gewonnen. Sie war nmlich von ihrem Vater Hagen, dem Könige von Irland, einem gewaltigen Recken, der die Strke von 26 Mnnern besa, wie ein Kleinod gehtet worden, und wer um sie warb, der setzte sich einem schmachvollen Tode aus. Da hatte aber Hettel drei seiner Helden abgeschickt, die Hilde fr ihn gewinnen sollten: seinen Erzieher, den Markgrafen Wate, einen wahren Riesen mit grimmigem Antlitz, der trotz Alters mit den Jngsten in Kampfes-lust wetteiferte und den Dnenfrsten Frute mit seinem Neffen Horand, die guten Rat zu finden wuten. Sie erlangten als Kaufleute verkleidet Zutritt zu Hagens Burg; so schwer es ihm auch wurde, Wate mute sich doch dazu verstehen, im Frauengemach zu sitzen und die Knigin und ihre Tochter zu unterhalten. Als sie ihn fragten, ob es ihm bei ihnen gefiele, war er freilich aufrichtig genug zu bekennen, da ihm die wilde Feldfchlacht lieber sei. Scherzend erkundigten sie sich bei seinen Gefhrten, ob er denn zu Hause auch Weib und Kind bese, und ob er diese auch manchmal herzte und kte. Da erfuhren sie, da er wohl eine Familie htte, doch seit frher Jugend schon ein gefrchteter Haudegen wre, und fo fanft er sich hier auch stellte, wie ein grimmer Eber im Kampfe stritte. Das zu hren erfreute König Hagen, und schnell erbot er sich, dem Fremden kunst-volle Hiebe zu lehren; doch erkannte er bald, da Wate ihm gewachsen wre im Schwerterkampfe. Ihrem Ziele kamen die Abgesandten Heitels noch viel nher, als Horand seinen herrlichen Gesang anstimmte, einen Gesang, da selbst die Vgel zu fingen aufhrten vor dem lieblichen Tone, und Hilde ihren Vater bat: Lieb Vterlein, heie ihn, uns noch neue Lieder fingen!" Dadurch bekam Horand die Gelegenheit, der Knigstochter zu erzählen von Hettel, seinem Herrn, und er wute sie schlielich zu bereden, ihm als Knigstochter nach Friesland zu folgen. I

7. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 124

1883 - Heidelberg : Winter
124 Deutsche Heldensagen. wenn er seine wunderbaren Weisen erklingen ließ, und seine andächtigste Zuhörerin war die junge Hilde. Tag und Nacht hätte sie au ihrem Erkerfenster sitzen können, um im Anhören der süßen Lieder Horands sich und die Welt zu vergessen. Darum ging sie, als Horand eine Zeit lang nicht gesnngen hatte, zum Könige, umfaßte schmeichelnd sein Kinn und sagte: „Lieb Väterchen, heiß' doch den lieblichen Sänger uns noch mehr singen". Aber Hagen zuckte die Achseln. „Mir selbst", sagte er, „könnte nichts Lieberes geschehen, als wenn der wunderbare Sänger alle Abende vor dir sänge; aber diese Fremdlinge sind gar Hochfürtiger Natur und wollen nichts anderes thun als aus freien Stücken". Nun schickte die junge Königin heimlich zu Horand und ließ ihn bitten, zu ihr zu kommen. Da ging Horand mit einem Edlen seines Gefolges zur schönen Hilde, von dem Kämmerling geführt, den sie geschickt hatte, und sang ihr auf ihre Bitten seine schönsten Weisen vor. Als er geendet hatte, dankte sie ihm züchtig und gab ihm zum Lohne einen goldenen Ring von ihrem Finger und andere kostbare Geschenke. Aber Horand behielt nichts davon als einen Gürtel, den er, wie er sagte, seinem Herrn bringen wollte. „Wer ist denn dein Herr?" fragte sie rasch. „Wie heißt er? Trägt er eine Krone und herrscht er über ein eigenes Reich?" Da sah sich Horand vorsichtig um und flüsterte ihr zu, seiu Herr heiße Hettel und sei der mächtigste König, und in seinem Aufträge sei er mit seinen Freunden gekommen. „Vernimm", sagte er, „mein Herr entbietet dir, daß sein Herz von inniger Liebe zu dir erfüllt ist, und daß er die ganze Hoffnung seines Lebens einzig auf dich gestellt hat. Nun, junge Herrin, zeige auch du ihm zum Dank dafür deine volle Huld und Güte." „Wenn ich fein Herz gewonnen habe", fagie Hilde, „so möge Gott es ihm lohnen; und weuu er mir ebenbürtig ist, so könnte ich ihn wohl zum Manne nehmen, wenn du mir nur alle Abende und Morgen deine süßen Lieder singen wolltest." Das versprach Horand gern und sagte, an Hettels Hofe lebten zwölf Meister, die es in der Sangeskunst weiter brächten als er, aber noch viel schöner als sie alle singe sein Herr, der König, selbst. Da erklärte Hilde halb noch von Horands süßem Gesänge bethört und halb aus mädchenhafter Lust au dem ungewohnten Abenteuer, sie wolle einem solchen Könige gern seine Liebe lohnen und seinen Boten folgen, wenn sie nur vor ihrem Vater dürfte.

8. Dichtung des Mittelalters - S. 108

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
108 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. Drittes Abenteuer. Wie Hmirii ;u Schiffe Kam. Später wird er mit den Jungfrauen von einem vorübersegelnden Schiffe auf- genommen und kommt, die Schiffer zur Vollsührung seiner Befehle zwingend, wohl- behalten nach Irland. Viertes Abenteuer. Wie Hagen von Vater und Mutter empfangen ward. Freudig begrüßt von dem Könige und der Königin, die ihn an einem goldenen Kreuzcheu, welches er als Knabe schon aus der Brust getragen, wieder erkennt, hei- ratet er bald eine der drei Königstöchter, die schöne Hilde von Indien, und über- nimmt sodann vom Bater die Herrschaft. Bald erblüht ihm eine Tochter, nach der Mutter gleichfalls Hilde genannt, welche mit den Jahren zu einer wunder- schönen Jungfrau heranwächst, so daß viele Bewerber ihretwegen nach Irland ziehen. Hagen aber „gönnte sie keinem, der über ihm nicht wäre", und läßt eine Menge derselben töten. B. Hilde. Aünfkes Abenteuer. Wie Wate gen Irland ; o g. Die Kunde von der Schönheit Hildens dringt auch zu Hettel, dem Könige der Friesen an der Nordseeküste. Auf Anraten Morungs von Niflanden (Livland?) entbietet er seinen Neffen Horand, den Herrn der Dänen, um durch ihn Hilde für sich zu gewinnen. Dieser bringt den kühnen und weisen Frute von Dänemark mit, schlägt aber, da er die Werbung nicht zu übernehmen wagt, seinen Oheim, den riesenstarken Wate von Stürmen (Stormarn in Holstein), zum Boten vor. Wate willigt ein unter der Bedingung, daß Horand und Frute ihn unter starker Be- deckung von 700 Mann begleiten, die im Schiffe verborgen gehalten werden sollen. Diesem Plane gemäß fahren sie gen Irland und geben sich bei ihrer Ankunft als Kaufleute aus, die von Hettel ungnädig vertrieben seien. Nachdem sie durch reiche Geschenke des Königs Vertrauen erworben, gelingt es ihnen, an den Hos zu kommen, wo die Königstochter sie kennen zu lernen wünscht. 1. Da nun die alte Hilde bei ihrer Tochter saß, Die minniglichen Maide sorgten ohne Unterlaß, Wie jegliche die Zierde trüg" und die Gebäre, Daß männiglich gedächte, daß sie eine Königstochter wäre. 2. Der alte Wate sollte nun zu dein Mägdlein hin: Wie greis auch war der Recke, doch lag es ihr im Sinn, Den Anstand zu wahren vor dem grauen Degen. Züchtig ging Waten da die junge Königin entgegen. 3. Sie empsing ihn vor den andern; doch wär" es ihr wohl leid, Wenn sie ihn küssen müßte. Der Bart war ihm breit; Sein Haar war ihm bewunden mit Borten, wunderguten. Zn sitzen lud sie beide. Waten und vom Dänenlande Fruten.

9. Antike und germanische Sagen, Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 52

1909 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
52 Iii. Deutsche Sagen. Kapitel Ii. Die Gudrunsage. § i. Hagen von Jreland. Einst feierte das Königspaar von Jreland ein großes Fest. Da achtete man nicht so sehr auf den jungen Königssohn Hagen. Plötzlich kam ein großer Greif, packte den Knaben und flog mit ihm davon über das Meer. Er trug feine Beute in sein Nest. Einer der jungen Greife flog mit ihm auf einen Baum, um ihn dort zu verspeisen. Doch da ward dem Vogel der Knabe zu schwer, so daß er ihn fallen ließ. Nnn versteckte sich Hagen im Kraut. In einer Höhle fand der Knabe drei Königstöchter, die auch auf solche sonderbare Weise hierhergekommen waren. Hagen wuchs heran, und als er einst einen toten Ritter in voller Rüstung fand, wappnete er sich mit des Toten Massen und schlug den Greifen tot. Endlich kam ein Schiff in diese öde Gegend und erlöste alle vier. Hagen kam glücklich nach Hause. Bon den drei Jungsranen heiratete er Hilde, die schönste von allen. § z. Hilde von Jreland. Als Hagen nach seines Vaters Tode König von Jreland geworden war, regierte er lange glücklich. Er hatte eine Tochter, die hieß wie ihre Mutter Hilde. Von deren Schönheit hörte König Hettel vom Hegelingenland an der Nordsee. Er wollte sie zur Frau haben. Drei Boten schickte er zu Hagen. Es waren: Der alte riesenhafte Wate, der nach Riesenart nur mit einer schweren Eisenstange zu kämpfeu pflegte, fein Neffe Hör and, ein Held und Säuger zugleich, und der starke Frnte aus Dänenland. Mit mehreren Schiffen kamen sie, als Kaufleute verkleidet, nach Jrelaud. Horaud fang fo süß, daß die Vögel in ihrem Gesaug verstummten, die Tiere auf der Weide das Fressen vergaßen, und selbst die Fische im Wasser aufhorchten. Kein Wunder, wenn die Königstochter so vom süßen Gesang ergriffen wurde, daß sie die seligen Weisen gern noch einmal ganz allein hören wollte. So ließ sie Horand in ihre Kemnate kommen, wo er ihr vorsingen mußte. Da benutzte der schlaue Sänger die Gelegenheit und sang von Hettels Liebe, so daß Hilde einwilligte, des Königs Gattin zu werden. Da luden die drei Helden den König Hagen ein, ihre schönen Schiffe mit den Kostbarkeiten zu besehen. Das geschah. Hagen und sein ganzes Gefolge stiegen auf die Schiffe. Doch wußten es die drei Boten fo einzurichten, daß Hilde von den andern getrennt allein ein Schiff bestieg. Sofort stürzten Krieger ans dem Innern des Schiffes hervor, und man segelte schleunigst aus und davon. Ehe Hagen zur Verfolgung bereit war, war schon das Schiff mit der schönen Beute verschwunden. Kaum aber war man glücklich zu Hettel gekommen, als Hagen herannahte. Ein schwerer Kampf begann. Doch versöhnte man sich endlich. Hagen selbst feierte die Hochzeit mit.

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 34

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 34 — stammten, wenn seine Stimme erscholl. Auch Jungftau Hilde hatte von weitem die Klänge vernommen und dachte nun darauf, wie sie den Sänger bei sich im Gemache hören könnte. Und als der Vater es versagte, den Fremden zum Singen an den Hof zu entbieten, stellte sie es heimlich an, daß Horand und Morung eines Abends doch zu ihr kamen. Als er gesungen hatte, bot sie ihm reichlichen Goldeslohn. Er aber bat nur um ein Andenken und offenbarte ihr, wer sie wären und um wes-willen )ie die Fahrt nach Irland unternommen hätten. Da sprach sie: „Um deinetwillen könnte ich wohl deinem Herrn hold sein, und wenn du mir gelobst an Hettels Hof mir recht oft zu singen, so will ich dir folgen, wie sehr auch mein Vater darum zürne." Während sie so traulich miteinander redeten, trat plötzlich des Königs erster Kämmerer ein und begann zu schelten, daß er die Fremden heimlich bei der Königstochter sitzen sah. Dann aber erkannte er in den beiden Gästen liebe Vettern und Landsleute, denn auch er war einst Hettels Mann gewesen, hatte aber um einer Schuld willen das Land meiden müssen. Da legte sich sein Zürnen, und er zeigte sich willig zu geheimem Plan. Die Fremden sollten Urlaub begehren vom König und ihn bitten, daß er mit Gemahlin und Tochter vor der Abfahrt an den Strand komme, die Schiffe zu beschauen. Und so geschah's. Der alte Wate berichtete dem Könige, daß Hettel ihnen durch Boten habe melden lassen, er sei zur Sühne bereit. Gern willigte Hagen ein die Schiffe M besehen, und kam am nächsten Morgen mit den Frauen zum Meeresufer geritten. Die schlauen Fremden wußten es so einzurichten, daß Hilde mit ihren Mägdlein von Vater und Mutter getrennt wurde. Und als sie an Bord eines Schiffes war, ihre Eltern aber am Lande, wurde plötzlich das Schiff vom Ufer gestoßen, die Segel wurden gehißt und die Ruder eingesetzt. Wer noch außer den Mägdelein an Bord war, wurde in das seichte Wasser gestoßen. Wie tobte da König Hagen! Wild rief er nach feinen Waffen, aber es war zu spät. Wate wehrte die Angreifer ab, bis alle Schiffe segelfertig waren, dann sprang er als letzter an Bord. Da entführten nun die Fahrzeuge vor des Königs Augen ihm das holde Töchter lein; er aber mußte es ruhig geschehen lassen, denn seine Schiffe, die er schnell rüsten hieß, erwiesen sich sämtlich als unbrauchbar. Alsbald befahl er in Eile neue zu bauen, und nach sieben Tagen konnte er sich zur Verfolgung der Hegelinge aufmachen. Die waren inzwischen sonder Fährlichkeit an den Marken von Hettels Herrschaft angekommen, waren ans Land gestiegen und erwarteten den König, den sie durch schnelle Boten von ihrer glücklichen Heimkehr

11. Geschichtsbilder - S. 76

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 76 — 26. Die Zage von Gudrun. 1. Hettel und Hilde. — In Hegelingen an der deutschen Nordseeküste herrschte ein reicher König, Namens Hettel. Da riet ihm seiner Freunde einer, um Hilde, die schöne Tochter König Hagens von Irland, zu freien. Da dieser aber jeden töten ließ, der um seine Tochter freite, fuhren Hettels Helden verkleidet mit reichem Kaufmannsgut gen Irland, daß sie Hilde mit List gewännen; gewappnete Knechte hielten sie in den Schiffen verborgen, damit sie gegen Gewaltthat sicher wären. Die Fremden gaben sich vor Hagen als heimatflüchtige Leute aus, die König Hettels Zorn ins Elend getrieben. Da bot er ihnen Heimat und Schutz in seinem Lande an. Alles Volk lies zu den Kaufleuten am Strande. Auch Hägens Töchterlein ward begierig, die Fremden zu sehen, und bat den Vater, daß er sie zu Hofe kommen lasse. Das bewilligte er gerne. Am Abende des Tages, da sie zu Hofe gingen, hub Herr Horand an so herrlich zu singen, daß alles Volk herbeiströmte, seinen Liedern zu lauschen; auch der König und sein Gemahl horchten wie bezaubert vom Söller aus die süßen Töne; die Vöglein in den Bäumen verstummten. Jungfrau Hilde stellte es heimlich an, daß Horand mit Morung eines Abends zu ihr kam. Als er gesungen hatte, bot sie ihm reichlichen Goldeslohn. Er aber offenbarte ihr, weshalb sie die Fahrt nach Irland unternommen hätten. Da sprach sie: „Wenn du gelobst, an Hettels Hos mir recht oft zu singen, so will ich dir folgen, wie sehr auch mein Vater darum zürne." Der alte Wate berichtete nun dem Könige, Hettel habe ihnen durch Boten melden lassen, er sei zur Sühne bereit. Gern folgte Hagen der Einladung, die Schiffe vor der Abfahrt zu besehen. Hilde wurde mit ihren Mägdlein von Vater und Mutter getrennt. Als sie an Bord eines Schiffes war, ihre Eltern aber am Lande, wurde plötzlich das Schiff vom Ufer gestoßen, die Segel wurden gehißt und die Ruder eingesetzt. Wer noch außer den Mägdelein an Bord war, wurde in das seichte Wasser gestoßen. König Hagen tobte. Aber Wate wehrte die Angreifer ab, bis alle Schiffe fegelfertig waren, dann sprang er als letzter an Bord. Vor des Königs Augen entführten ihm die Hegelinge das holde Töchter lern. Alsbald befahl er, neue Schiffe zu bauen, und nach sieben Tagen begann er die Verfolgung. Zu Waleis an dem Strande schüttelte Hettel den treuen Freunden zum Dank die Hände; froh umfing er die holdselige Jungsrvu, und ein frohes Fest ward da im Zeltlager gefeiert. Aber am andern Morgen sah man hell die Segel von Hagens Schiffen erglänzen. Es begann ein heftiger Kamps. Wie stark Hagen auch war, Hettel

12. Bd. 3 - S. 125

1899 - Leipzig Leipzig : Brandstetter
125 Als das der Königstochter gesagt wurde, führten Horand und Frute sie zu ihrem Vater und auch Hildeburg, eine ihrer Jung- frauen, begleitete sie. Der König stand, als sie ankamen, von seinem Sitze auf und sprach: „Sei willkommen, meine Tochter!" Nun wollte ihm Hilde seine Wunden verbinden: er aber wollte die Jungfrauen seine Wunden nicht schauen lassen. Dafür kam Wate herbei, und unter seinen geschickten Händen ward der König bald heil. Da ließ Hilde von ihrem Weinen ab. Auch Hettel kam wieder herbei und lud Hagen ein, mit in sein Land zu gehen. Der nahm die Einladung an. und nun zogen alle, die heil waren, froh der Burg Hettels zu. Alsbald ward auch Hilde als Königin im Hegelingenlande ge- krönt. Fünfhundert junge Knappen empfingen dabei den Ritter- schlag, und mit so großer Pracht ward das Fest gefeiert und so große Ehre ward der jungen Königin zu teil, daß Hagen über das Los seiner Tochter nur erfreut sein konnte. Am zwölften Morgen nach dem Feste nahm Hagen Abschied von seiner Tochter und von Hettel, seinem neuerworbenen Freunde. Der Jungfrau Hildeburg, die bei ihrer Herrin blieb, empfahl Hagen, daß sie dieselbe wohl pflege. Das versprach Hildeburg. Auch die übrigen Jungfrauen, die mit Hilde in dem Hegelingenlande blieben, ließ Hagen herbeirufen, und sie empfahl er der Gnade des Königs Hettel. Zu seiner Tochter aber sprach er: „Liebe Tochter, herrsche an der Seite deines Gatten so, daß ich und deine Mutter nimmer sagen hören, wie jemand Haß gegen dich im Herzen trage. Sei auch mild und freigebig, denn es würde dir übel stehen, wenn du bei so reichem Gute, wie du es hier besitzest, karg und geizig sein wolltest." Da küßte die Tochter ihren Vater. und versprach zu thun, wozu er sie ermahnt hatte. Darauf reiste Hagen ab. Als er wieder zu Hause ankam und Hildens Mutter besorgt nach ihrer Tochter fragte, gestand er gern, daß er seine Tochter keinem andern mehr gönne, als dem Könige Hettel. Des ward die Königin froh und lobte Gott. Auch war es ihr ein Trost, daß Hildeburg bei ihrer Tochter geblieben war. V. Nach dem Hochzeitsfeste ritten auch Hettels Helden wieder heim; Wate ritt nach Stürmen, Morung nach Nifland, Horand nach Dänemark, Jrold nach Ortland, und jeder diente in feinem Lande dem Könige Hettel. Auch kamen sie manchmal nach der Burg des Königs ; so Wate des Jahres dreimal. Horand aber kam noch öfter und wurde von allen Bewohnern der Burg gern gesehen. Mit seinem Weibe lebte Heitel fröhlich, und gern that er, was ihr gefallen mochte. Hettels und Hildes größtes Glück waren ihre.

13. Bd. 3 - S. 122

1899 - Leipzig Leipzig : Brandstetter
122 öffnet, und wunderbare Kleinode konnte man in denselben schauen. Während die Jungfrauen sich über diese freuten, auch von den frei- gebigen Gästen geschenkt erhielten, was sie wünschten, ging der König zu eineni Lastschiffe, um sich dessen Einrichtung anzu- sehen. Diesen Augenblick benutzte Wate, der mit der jungen Hilde sich auf dem Hauptschiffe befand, um die Anker zu lichten. Die alte Königin ward von ihrer Tochter geschieden, die Bewaffneten, die bisher im Schiffe verborgen gewesen waren, sprangen auf — dann wurden die Segel aufgezogen, und das Schiff wurde in Bewegung gesetzt. Als Hagen das sah und die Bewaffneten auf dem Schiffe er- blickte, ward er sehr zornig und rief, daß man ihm seinen Speer bringe. In kurzer Zeit hatte er ein ansehnliches Heer von Necken um sich versammelt. Aber es war zu spät. Das Schiff mit feiner Tochter und deren Jungfrauen flog dahin, und die Helden, die am Ufer standen, mußten sich damit begnügen, den Räubern einige Speere nachgeschleudert zu haben, die niemand verwundeten. So- bald aber Hägens Schiffe segelfertig gemacht waren, eilte er mit dreitausend Mann den Räubern seiner Tochter nach. Die kühnen Dänen hatten unterdes einen Boten zu dem Könige Hettel gesandt, ihm zu melden, daß sie Hägens Tochter in sein Land brächten. Da freute sich der König, dem Boten ließ er reiche Gabe reichen, und dann machte er sich nüt seinen Rittern auf, um der schönen Hilde an den Strand entgegenzugehen. Als der König Hettel zu seinen Freunden kam, sprach er: „Ihr lieben Boten mein, große Sorge habe ich um euch gehabt, denn schon wähnte ich euch in Hägens Kerkern schmachtend." Und dazu küßte er den alten Wate und Frute von Dänemark. Wate antwortete: „So weit ist es zwar glücklicherweise nicht gekommen. Aber das muß ich gestehen, daß ich noch keinen so gewaltigen König kennen gelernt habe, wie den starken Hagen von Irland. Und seine Tochter, die wir dir in dein Land gebracht haben, ist in Wahrheit die schönste Jungfrau in allen Landen. Rur fürchte ich, daß Hagen diesem Raube nicht ruhig zusehen werde, und wir mögen uns wohl hüten, daß er uns nicht noch ereile." Run führten Wate und Frute den König zu der schönen Hilde, die von Jrold und Morung geführt wurde. Auch von zwanzig Jungfrauen ward sie begleitet. Alle die Jungfrauen grüßte der König Hettel aufs freund- lichste, seine Braut aber umschloß er mit den Armen, und innig küßte er sie auf den Mund. Iv. Als es Abend ward, sah Horand ein Schiff nahen, das trug als Zeichen ein Kreuz im Segel. Horand kannte das Zeichen

14. Lebensbilder und Sagen - S. 162

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 162 hatte wenig Lust an den Hof des wilden Hagen zu ziehen und sich verächtlich behandeln zu lassen. Aber Frute wußte Rat. Er hieß den König ein Schiff mit allerlei Kaufmannsgütern beladen und auf ihm eine Anzahl stattlicher Helden nach Irland senden: dort wollten sie sich als Kaufleute an Hagens Hofe Zutritt verschaffen und zusehen, wie sie die junge Hilde mit Hetels Wünschen bekannt machen könnten. So geschah es. Der König sparte nichts um das Schiff aufs prächtigste auszurüsten, und, so ärgerlich Wate auch über Frutes List brummte, bald befanden sich die wohlbewaffneten Helden an Bord und gingen mit günstigem Winde in See. Schon nach wenigen Tagen landeten die Hegelinge in Irland. Sofort schlugen sie am Gestade neben ihrem Schiff eine Krambude auf und stellten die seltensten Stoffe, glänzende Edelsteine und herrliche Waffen darin aus, um die Käufer anzulocken. Die Jrlände^ staunten über alle die Kostbarkeiten, noch mehr aber über den geringen Preis, den die fremden Händler für ihre Waren forderten. Dem König sandten die Kaufleute reiche Geschenke, und er versprach ihnen dafür Schutz und Sicherheit in seinem Reiche. Als nun Hilde von den Ankömmlingen hörte, erwachte die Neugier in ihr, und sie bat den Vater, ihr die seltsamen Handelsleute zu zeigen. König Hagen konnte seinem Töchterlein nicht leicht eine Bitte abschlagen; darum befahl er, die vornehmsten der Fremdlinge an den Hof zu laden. Das gesiel den Hegelingen sehr wohl: in kostbaren Kleidern ritten sie nach der Burg des Königs und wurden von Hagen und seiner Gemahlin wie liebe und geehrte Gäste willkommen geheißen, (sie wußten sich aber auch wie echte Höflinge zu benehmen; nur Wate fand an dem Gespräch mit schönen Frauen wenig Freude; viel lieber hätte er das Schwert gezogen und seinem Herrn die Braut in blutiger Schlacht errungen. Als die Mannen des Königs nach dem Mahle ein Kampfspiel begannen, schaute Wate mit großer Spannung zu. „Versteht man in Euerm Lande auch so wuchtige Hiebe zu führen?" fragte ihn Hagen. Verächtlich lächelte der alte Recke, aber, schnell gefaßt, antwortete er: „Solche Streiche sah ich nie! Gern bliebe ich ein volles Jahr in diesem Lande, wenn mich einer im Fechten unterrichten wollte." „Ich selbst will Euer Lehrer sein," rief der König, und schnell brachte man Schilde und Schwerter herbei. Hagen hatte einen gelehrigen Schüler. Denn nach kurzer Zeit setzte ihm der fremde Kaufmann so heftig zu, daß der Meister selbst in Gefahr geriet und sich wunderte, wie schnell der Greis das Fechten erlernt hatte.

15. Bd. 3 - S. 123

1899 - Leipzig Leipzig : Brandstetter
123 wohl; auch Wate wußte, wer unter diesem Zeichen nahte, und wenig erfreut war er über die Ankunft dieser Pilger. Als man es Hetteln sagte, wollten er und die Helden, die bei ihm waren, kaum glauben, daß Hagen so schnell seiner Tochter nachgeeilt wäre, bis sie mit ihren eigenen Augen die nahenden Schiffe sahen. Auch die schöne Hilde erfuhr von der Ankunft ihres Vaters; da sprach sie: „O weh, so werden viele Frauen um ihre Männer trauern müssen, denn ich kenne meines Vaters Art, und es wird nicht ohne einen harten Kamps abgehen." Die Jungfrauen weinten, wenn sie an das dachten, was bevorstand. Wate dagegen traf die nötigen Vorkehrungen zunr Kampfe. Hilde und ihre Jungfrauen ließ er in ein Boot bringen, und hundert Ritter gab er ihnen mit, sie mit ihren Schilden zu schützen. Die übrigen Helden ermahnte er, sich zun: Kampfe zu bereiten. Unterdessen waren die Schiffe Hägens an den Strand ge- kommen. Zahlreich flogen sofort die Speere von dem Ufer zu den Schiffen hinüber und von diesen wieder zum Ufer zurück. Manche tiefe Wunde ward da den Helden geschlagen, und bald färbte sich das Wasser mit rotem Heldenblute. Kaum war Hagen nahe genug zum Strande gekommen, so sprang er in das Wasser und watete hinüber. Eine Wolke von Pfeilen begrüßte ihn, und wie Schneeflocken, die von dem Winde getrieben werden, tanzten sie durch die Luft. Auch manches scharfe Schwert ward gegen ihn gezückt; vor allem aber stellte sich Hettel ihm gegenüber. Das gab einen harten Kampf zwischen den beiden herrlichen Helden, und Hilde weinte wohl mit Recht, als sie erfuhr, wer ihrem Vater gegenüberstand. Auch die Gesellen Hägens hatten nun das Land erreicht und waren bereits im hitzigsten Kampfe mit denen von Dänenland. Hagen, der sich bis jetzt für unbesiegbar gehalten hatte, hatte in Hettel eimn nicht weniger starken Gegner gefunden, und es blieb ihm endlich nichts anderes übrig, als von dem Kampfe mit ihm abzulassen. Die Dünen waren aber nicht gesonnen, Hagen in Ruhe zu lassen; sie ermunterten vielmehr den alten Wate, sich ihm jetzt gegenüberzustellen. Der machte sich mit seinem Schwerte Bahn durch die Kämpfenden, und manchen Feind mußte er tot vor sich niederstrecken, ehe er zu dem Könige drang. Als sich die beiden Tapfern endlich gegenüberstanden, wichen vor ihren gewaltigen Schlügen alle Kämpfenden aus ihrer Nähe zurück. Hettel aber, dem unterdes die Wunde verbunden ward, die er aus dem Kampfe mit Hagen davongetragen hatte, freute sich, als er hörte, daß Wate dem Könige gegenüberstand. Schon hatte Hagen die Speerstange zerbrochen, mit der er auf

16. Bd. 3 - S. 117

1899 - Leipzig Leipzig : Brandstetter
117 daß man den Gästen Wohnung und Bequemlichkeit in der Stadt schaffe und jegliche Ehre sollten ihnen die Bürger der Stadt er- weisen. Die Bürger thaten, wie der König ihnen geheißen, und die besten Häuser der Stadt wurden den Helden eingeräumt. Da schafften diese alle ihre Reichtümer nach ihren neuen Wohnungen, und Frute eröffnete einen Kramladen, in dem jedermann die herr- lichsten Kleinode zu einem so billigen Preise kaufen konnte, wie er noch nie erhört war. Nicht so wohl befanden sich die Helden, die noch in den Schiffen versteckt lagen. Viel lieber wären sie in den Kampf gezogen, als daß sie noch länger unthätig in den Schiffen liegen sollten. Von der Herrlichkeit und Freigebigkeit der herrlichen Gäste hatte auch die junge Hilde durch ihre Kämmerer erfahren. Da sprach sie einst zu dem Könige: „Viel lieber Vater! Schaffe doch, daß die Gäste einmal an den Hof kommen. Ich habe schon so viel Wunderbares von ihnen gehört, daß ich sie gern einmal sehen möchte. Und besonders einer unter ihnen soll ein gar sonderbarer Mann sein." Mit diesem einen aber meinte sie den alten Wate. Der König versprach es ihr: „Das soll geschehen, und seine sonder- bare Sitte sollst du kennen lernen." Alsbald ließ er die Helden an seinen Hof laden; die Frauen aber konnten es kaum erwarten, bis sie den alten Wate sehen sollten. Die Helden legten ihre besten Kleider an und eilten an den Hof. Hagen ging ihnen entgegen und empfing sie höflich. Auch die Königin erhob sich von ihrem Sitze und sprach: „Seid uns willkommen, ihr Herren! Wir haben gehört, daß ihr von Kampf und Streit ermüdet in unserem Lande angekommen seid, darum wollen wir euch nun zu erquicken trachten und Ehre und Lob an euch verdienen." Für solche freundliche Worte dankten die Helden der Königin, dann wurden sie genötigt, niederzusitzen, und den besten Wein, den der König hatte, trug man vor sie. Da begann ein lustiges Trinken, und die Helden waren gar froher Dinge. Die Königin aber zog sich von dem Trinkgelage zurück, nach- dem sie vorher den König noch gebeten hatte, daß er einen Besuch der Helden in dem Frauengemache gestatten möge. Das that der König gern, und nicht wenig freute sich über diese Erlaubnis die junge Hilde. Mit Fleiß schmückte sie sich nebst allen ihren Jung- frauen. Als die Helden kamen, empfing die junge Hilde den alten Wate freundlicher, als alle andern; daß sie aber den alten grauen Helden, dessen Gefielst nicht das freundlichste war, nicht küssen mußte, das war ihr doch lieb. Dann lud sie die beiden Helden Wate und Frute, die ihr die vornehmsten zu sein schienen, zum Sitzen ein;

17. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 91

1881 - Trier : Lintz
91 Zweiter Teil. Hilde. V.—Viii. Um diese Zeit saß zu Hegelingcn ein mächtiger König, Hettel genannt, der über Friesen, Dietmers und Waleis herrschte. Er entschloß sich, um die schöne Hilde zu werben und entsandte die Helden Wate, Frute und Horand, daß sie die Botschaft überbrächten. Die drei fuhren von vielen Rittern begleitet nach Irland, wo sie sich für Kaufleute ausgaben, die von Hettel vertrieben worden seien. Da sie dem Könige Hagen reiche Geschenke übersandten, so versprach er ihnen Frieden und Geleit und empfing sie freundlich an seinem Hofe. Auch den Frauen wurden sie vorgestellt, die sich mit ihnen huldreich unterhielten. Wie Suo30 Hórant sane. 1. Da3 kom üf einen äbent, claj in so gelanc, da^ von Tenemarke der küene degen sane mit so hérlicher stimme, daj es wol gevallen muose al den Huten, da von gesweic der vogelline schallen. 2. Da^ hört der künic gerne und alle sine man, davon von Tenen Hörant der Munde vil gewan. ouch het 63 wol gehoeret diu alte königinne 03 erhal ir durch du3 venster da siu was gesehen an der zinne. 3. Dö sprach diu schcene Hilde: „wa3 hän ich vernomen? diu aller beste wise ist in min Ören körnen, die ich ze dirre werkle von lernen lian erfunden. da3 wolde got von himele da3 si mine kamersere künden!“ 4. Siu hie3 ir gewinnen der1) so schöne sane. dö siu sack den recken, siu sagete inrs grö3en danc, da3 ir der abent wsere mit freuden hin gegangen. von fronn Hilden wiben wart der heit harte wol enphangen. 5. Dö sprach diu küniginne: „ir sult uns hobren län die wise, die ich hinte von iu vernomen hän. da3 gebt mir z’einer gäbe ze allen abunden, d»3 ich iueh hoere singen: so wird iuwer Ion wol erfunden.“ 6. „Frouwe, ob ir’s geruochet, weit ir mir’s sagen danc, ich singe iu z’allen ziten also guote3 sane, swer 03 rehte erhoeret, da.3 im sin leit verswindet und minnert gar sin sorgen, der mine süe3e wise rehte ervindet.“' 7. Dö sich diu naht verendet’ und 03 begunde tagen, Hörant begunde singen, da3 da bi in den hagen geswigen alle vögele von sinem stieln sänge. die linke, die dä sliefen, die enlägen dö niwet lange. 8. Sin liet erklang im schöne, ie höher und ie ba3_ Hagene 63 selbe hörte; bi sinem wibe er sa3. Ü3 der kemenäten muosten s’ in die zinne. der gast wart wol beräten. 03 hörte 63 diu junge küniginne. 9. Des wilden Hagenen tohter und ouch ir magedin, die sä3en und loset en, M3 diu vogellin vergäben ir doene üf dem hove fröne2). wol hörten ouch die beide, da.3 der von Tenemarke sane so schöne. ‘) herbeischaffen den, der. — 2) ans dem Herrenhose.

18. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 125

1883 - Heidelberg : Winter
Gudrun. 125 Da riet ihr Horand, sie solle nur ihren Vater um Erlaubnis Bitten, mit ihm und ihrer Mutter das Innere der fremden Schiffe zu besehen, da sie gehört hätte, daß die Gäste das Land wieder verlassen wollten; für alles andere wollten dann er und seine Freunde schon sorgen. Hilde willigte ein, und Horand beurlaubte sich mit seinem Begleiter bei ihr, ging hocherfreut zu den Freunden und teilte ihnen mit, was er ausgerichtet hätte. Auch sie freuten sich darüber und billigten den Plan, den er mit der schönen Hilde verabredet hatte. Daraus rüsteten sie alles zur Abreise und gingen dann zu Hofe, um Urlaub vom Könige zu begehren. Hagen war sehr betrübt, als er ihre Absicht vernahm; da sie aber aus ihrem Vorsatz beharrten, erteilte er ihnen den erwünschten Urlaub und wollte sie reich beschenken. Aber sie nahmen nichts an, und Wate sagte: „Mehr als mit den reichsten Geschenken könnt ihr uns ehren, Herr König, wenn ihr auf unsere Schiffe kommt und unsere reichen Vorräte schauet und zugleich eure Gemahlin und Tochter mitbringt, damit auch sie sehen können, wie es im Innern unsrer Schiffe aussieht. Das würde uns für unser ganzes Leben eine schöne Erinnerung bleiben und eine Ehre sondergleichen sein". Das sagte Hagen zu, und hocherfreut gingen die kühnen Recken wieder au den Strand und ließen auf Frutes Rat vieles von den Vorräten aus den Schiffen aufs Land bringen, damit die Schiffe leichter und zur schleunigen Abfahrt bequemer würden. Am nächsten Morgen kam Hagen mit feiner Gemahlin und Tochter und mit einem reichen Gefolge von Männern und Frauen an den Straub. Freuublich empfingen die kühnen Recken ihre Gäste, führten sie auf die Schiffe und zeigten ihnen alle Kostbarkeiten. Sobald aber der König auf ein kleineres Boot gegangen war, um beffen Einrichtungen kennen zu lernen, wußte Wate es so einzurichten, daß die Frauen getrennt und die Anker gelichtet würden, und ehe Hagen sich des Dinges versehen konnte, fuhren die kühnen Helben mit der schönen Hilde davon. Der betrogene Hagen eilte den Flüchtigen mit einem feiner Schiffe nach und erreichte sie, als sie eben ans Land gestiegen waren. Es kam zu einem harten Kampf. Allein bald folgte Versöhnung und fröhliche Hochzeit, nachdem Hagen erkannt, daß nicht Räuber feine Gudrun geraubt hätten, sondern ein tapferer, mächtiger König sie zum Weibe be- gehre. Hilde wurde Hettels glückliche Gemahlin. Hettel und Hilde hatten zwei Kinder, Ortwin und Gudrun. Ort-Win wuchs unter des alten Wate Zucht zum Ritter heran; Gubrun aber erblühte zu einer Jungfrau von wunberbarer Schönheit. Um sie

19. Griechische und römische Sagen und Erzählungen, Deutsche Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 40

1910 - Leipzig : Hirt
40 Ii. Deutsche Sagen. 11. Gudrun. In alten Zeiten hie die Nordsee das Deutsche Meer". An dessen Kste wohnte das tapfere Volk der Friesen. der sie herrschte einst der König Hettel mit seiner Gemahlin Hilde. Wie er diese ge-Wonnen, erzhlt uns ein altes Heldengedicht. Sie war von ihrem Vater Hagen, dem Könige von Irland, einem gewaltigen Recken, der die Strke von 26 Mnnern besa, wie ein Kleinod gehtet worden, und wer um sie warb, der setzte sich einem schmachvollen Tode aus. Da hatte aber Hettel drei seiuer Helden abgeschickt, die Hilde fr ihn gewinnen sollten: seinen Erzieher, den Markgrafen Wate, einen wahren Riesen mit grimmigem Antlitz, der trotz seines Alters mit den Jngsten in Kampfeslust wetteiferte, und den klugen Dnenfrsten Frute mit seinem sangeskundigen Neffen Horand. Als Kaufleute, nicht als Ritter unternahmen sie die Fahrt, und mit kostbaren Waren hatte Hettel ihre Schiffe beladen. Als sie in Hagens Reich ankamen, erzhlten sie, da sie bei ihrem König Hettel in Ungnade gefallen und vor ihm ge-flohen seien. Hagen gewhrte ihnen Schutz, und mit reichen Gaben dankten sie ihm dafr. Auch die Einwohner des Landes freuten sich bald der die Ankunft der Fremden; denn so billig hatte man noch nie-mals Kostbarkeiten kaufen knnen wie bei diesen ritterlichen Kaufleuten. Auf Bitten von Hagens Tochter ldt sie dieser auf seine Burg ein. So schwer es ihm auch wurde, Wette mute sich doch dazu verstehen, im Frauengemach zu sitzen und die Knigin und ihre Tochter zu unterhalten. Als sie ihn fragten, ob es ihm bei ihnen gefiele, da meinte er: Eines ziemt mir traun besser als sitzen bei schnen Frauen. Eins gelingt mir besser: mit tchtigen Knechten, wenn es sein soll, harten Strau zu fechten." der diese Antwort lachte das Knigskind, aber Hagen ge-fiel der alte Held darum desto mehr. Seine Kampfart wollte er ihn lehren. Der Schler lernte schnell. Beim Fechten zersprangen von den starken Hieben den Helden die Schwerter in der Hand, und Hagen be-kannte, da von diesem Schler er selbst noch etwas lernen knnte. Den Frauen aber wurde Horand lieber, als er seinen herrlichen Gesang an-stimmte, einen Gesang, da selbst die Vgel zu singen aufhrten vor dem lieblichen Tone, und Hilde ihren Vater bat: Lieb Vterlein, heie ihn uns noch neue Lieder singen!" Dadurch bekam Horand die Gelegenheit, der Knigstochter zu erzählen von Hettel, seinem Herrn, der noch schner snge als er, und der um ihretwillen sie hierher gesendet. Bald war sie willig, ihm als Knigsbraut nach Friesland zu folgen.

20. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 32

1918 - Leipzig : Voigtländer
2. Gudrun. t. Zettel gewinnt 3rt ^egelingen an der deutschen Nordseeküste herrschte ein reicher König, Namens Heitel. Weite Lande außer feinen eigenen waren ihm untertan; und ihre Fürsten gingen gern an seinen Hof, sich ihm dienstwillig zu erweisen, denn freundlich war sein Gemüt, und mild führte er seine Herrschaft. Gst aber war er sehr einsam in seiner Burg, denn Dater und Mutter waren ihm gestorben, und er war noch unbeweibt. Da riet ihm Utorung» einer seiner Freunde, um Hilde, die schöne Tochter König hagens von Irland, zu freien. Und als hettel fragte, ob sie denn in Wahrheit so schön sei, als man rühme, sprach Ittorung weiter, der König solle nur zu seinem Lehnsmann horand von Dänemark senden, der wisse Auskunft zu geben, horand kam, brachte auch den weisen Frute mit, kündete aber von Hilde böse Mär. „Wohl ist sie", so sprach er, „aller Jungfrauen schönste, aber ihr Vater ist so wild und hoffärtig, daß er jeden, der um seine Tochter freit, töten läßt, wenn du sie dennoch zu werben gedenkst, so sende wenigstens den starken wate hin, der deine Mark zu Stürmen verwaltet." Alsbald entbot König hettel Herrn Wale zu sich, und nun pflogen sie alle Rats, wie sie das Abenteuer am besten bestünden. Sie kamen überein, daß hettel selbst daheim bleiben, die übrigen aber als Händler verkleidet mit reichem Kaufmannsgut gen Irland fahren sollten, auf daß sie Hübe mit List gewännen; doch sollten auch gewappnete Knechte in den Schiffen verborgen sein, damit sie gegen Gewalttat sicher wären. Ais alles aufs beste und prächtigste gerüstet war, stachen sie mit gürt* stigem winde in See und gelangten glücklich nach Irland. Sogleich Janöten sie dem König Hagen prächtige (Beschenke und baten um Frieden in seinem Lande, damit sie ungefährdet ihre Kostbarkeiten verkaufen 1 könnten. Hagen war über die reichen Geschenke so erfreut, daß er die Fremden zu sich entbot, ihnen zu danken. Sie gaben sich vor ihm als heimatflüchtige Leute aus, die König hettels 3orn ins (Elend getrieben. Da bot er ihnen Heimat und Schutz in seinem Lande an. Ais nun alles üolk zu den Kaufleuten am Stande strömte und jeder die