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1. Vaterland! - S. 31

1912 - Cöln : Schmitz
— 31 — im gewöhnlichen, arbeitsvollen Leben jeden Prunk verachtete, der Schulen gründete, fünfte, Ackerbau und Handwerk förderte, der seine einzige freude in der ]agd, in Leibesübungen und im kreise seiner familie suchte. Rein Sürst der Welt hat ihn an Catkraft, Weisheit und Umsicht übertroffen, kein Deutscher an Liebe zu seinem Vaterlande. Karls Ruhm drang zu allen Völkern, und Harun al Raschid, der Kalif von Bagdad, der selbst ein grofeer fürst und weiser (Dann war, liefe dem Franken-könige durch eine Gesandtschaft reiche Geschenke und Kunstwerke des Morgenlandes überbringen. Das Reich Karls des Großen war ein gewaltiges, ein Riesenreich. €s erstreckte sich vom Ober bis an die Lider, vom Gbro in Spanien bis an die Clbe und die Raab in Ungarn und reichte nördlich bis an die Nord- und Ostsee. Lin so gewaltiges Reich bedurfte auch eines so ausgezeichneten Herrschers. Cs war also selbstverständlich, datz nach dessen Code im Jahre 814 sein schwacher Sohn Ludwig der fromme unfähig war, das von seinem Vater Crerbte zu erhalten und zu vermehren, tlach kaum vierjähriger Regierung teilte er schon das Reich unter seine drei Söhne Lothar, pipin und Ludwig, jedoch mit dem Vorbehalte, datz sie erst nach seinem Code die Regierung selbständig antreten sollten. Von dieser Zeit an datieren die Jahre der Unruhen und der andauernden Streitigkeiten, bis allmählich das grotze einheitliche Werk Karls des Großen zuerst in größere Ceile, dann aber in so viele kleinere Ceile zerfiel, datz bei den fortwährenden Änderungen der Landesgrenzen und den stets sich wiederholenden Verschiebungen der einzelnen Gebietsteile in den Herzen der Bevölkerung keine Liebe zum Vaterlande erblühen konnte, da dasselbe andauernd eine andere Gestalt und mehrfach fremde Herrscher erhielt. Der Zweck dieser Schrift ist nicht, die Völker der Crde in ihrer Entwickelung und Geschichte vor den Rügen

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1. Vaterland! - S. 49

1912 - Cöln : Schmitz
49 im Jahre 843. Lothar erhielt die Raiserwürde, Italien und (Dittelfranken, Rar l, mit dem Zunamen „der Rat)le“, Westfranken, das spätere Frankreich, Ludwig, genannt »der Deutsche“, Ostfranken. 6s ist selbstverständlich, datz unter solchen Verhältnissen bei dem Volke kein starkes Gefühl für das Vaterland sich ausbilden konnte; denn wo und was war das Vaterland bei dieser beständigen Teilung? Erst dem Sohne Ludwigs des Deutschen, Rarl dem Dicken, der von 876 bis 887 regierte, gelang es durch glückliche Zufälle, sämtliche Gebiete seines Ahnherrn Rarls des Großen unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Cr wurde jedoch wegen eines schimpflichen Friedens mit den Hermannen des Thrones entsetzt. Unter seinem Nachfolger Arnulf erwachte gewaltig die Vaterlandsliebe des Volkes, und mutig zog es unter seiner Reerführung gegen die verhaßten Hermannen, welche in der Schlacht bei Löwen vollständig besiegt wurden. Ihm folgte in der Regierung sein noch unmündiger Sohn, Ludwig das Rind. Unter ihm wie auch unter seinem Nachfolger Ronrad wurde das Land von den kriegerischen (Da-gyaren oder Ungarn schrecklich verheert. Erst Raiser Heinrich I. aus dem krause Sachsen gelang es, den Einfällen dieser schrecklichen feinde ein Ziel zu setzen. Dieser hatte mit den Ungarn unter Zubilligung eines Jahrestributs einen neunjährigen Waffenstillstand geschlossen, während dieser Zeit die Streitkräfte seines Volkes vermehrt und es zur Verteidigung des gemeinsamen Vaterlandes so ermutigt, datz er mit einer gewissen hoffnungsfreudigen Ruhe der Zukunft entgegensehen konnte. Als die Zeit des Waffenstillstandes abgelaufen war, forderten die Abgesandten der Ungarn stolz den Uribut, der ihnen aber verweigert wurde. Die Ungarn fielen racheschnaubend mit zwei großen föeeren in 4

2. Vaterland! - S. 4

1912 - Cöln : Schmitz
— 4 — „(Dein Vaterland, du schönes Land! Dich grützen meine Lieder, Dir schlägt mein Herz am fernen Strand, Nach dir sehnt es sich wieder.“ Volkmann. „Vaterland!“ Was birgt sich alles in diesem kleinen Worte! In zagende Kerzen trägt es mutvolle Begeisterung, wie ein Zauberstab weckt es tausend schlummernde Rräfte. Und gerade „ßeimatliebe“, „Vaterlandsliebe“, ist es, was unserer Zeit so sehr mangelt. Das betonte gelegentlich des 29. Vereinstages für christliche Volksbildung in Rheinland und Westfalen zu Cangenberg am 16. Juli 1910 föerr Superintendent ^lingemann-Cssen. In seinem Vortrage über „Christentum und Vaterlandsliebe“ sagte er unter anderem: „Alles ist erschüttert, was bisher feststand. Das Selbstverständlichste mutz neubegründet werden. So sollte es auch selbstverständlich sein, datz ein Mensch sein Vaterland lieb hat. Aber wir müssen selbst manchen, die sich Christen nennen, die Notwendigkeit der Liebe zum Vaterland neu begründen. Die Vaterlandsliebe ist vielen entschwunden. Das hängt mit der gewaltigen innern Umwälzung seit 40 Jahren zusammen, die grötzer ist, als manche gewaltsame äutzere Umwälzung. Wie soll die Vaterlandsliebe nun neu aufgebaut werden? Zunächst durch die Liebe zum Volk. Ist die Liebe zum Volk religiös zu begründen? Zweifellos, wie jede Pflicht. Sie ist ein Heil der grotzen Bruder- und Nächstenliebe, die Gott geboten.“ Der Redner entwickelte dann einen Abritz der Weltgeschichte, beginnend beim jüdischen Reiche und endend in den Großtaten der deutschen Cinheitskriegc, wobei er besonders darauf hinwies, datz unsre grotze Geschichte uns die Pflicht der Dankbarkeit gegen unser Vaterland einpräge.

3. Vaterland! - S. 19

1912 - Cöln : Schmitz
— 19 — An der Hordküfte von Afrika lag, wie bereits früher erwähnt wurde, der mächtige ßandelsftaat Karthago. Von den Phöniziern gegründet, wuchs er allmählich zu einem Reiche heran, welches fein Mutterland überlebte. Die Karthager hatten ihr Gebiet mit der Zeit ausgebreitet und suchten dasselbe wegen ihrer Handelsbeziehungen stets zu vergrößern. So waren sie in den Besitz von Korsika und Sardinien, sowie großer Ceile von Spanien und Sizilien gelangt. Aber im Becken des Mittelländischen Meeres war nicht Raum genug für zwei mächtige Nachbarn. Karthago nutzte sich mit Rom über Sein oder Nichtsein auseinandersetzen, und es kam zu langjährigen, den sogenannten punischen Kriegen. Der bedeutendste §eldherr der Rarchager war föannibal, der Sohn des ßamilkar, der ihn ewige Feindschaft gegen Rom hatte schwören lassen, ßannibal, der von seinem Vater dessen großes Feldherrntalent geerbt hatte, zog an der Spitze von mehr als 100000 (Dann von Spanien aus über die Alpen nach Italien. Was man anfangs für unmöglich gehalten, das gelang. Der kühne ßeld langte in den Ebenen des Po an. Zwar hatte er einen großen Ceil seiner Krieger, welche die Mühseligkeiten und Gefahren dieses Zuges über die Alpen zur kalten Jahreszeit nicht überstehen konnten, verloren. In den vielen Schlachten, welche während der drei punischen Kriege stattfanden, waren die Karthager meist im Vorteil gewesen, und nun stand föannibal, der sich jetzt mit seinem föeere in Italien befand und die Schlachten am Ricinus und an der Crebia (218 v. Chr.), im folgenden Jahre am Crafimenifchen See und (216 v. Chr.) die große Schlacht bei Cannä gewonnen hatte, der Weg nach Rom offen. Hun glaubte er am Ziel seiner Wünsche zu fein und den gefährlichsten feind seines Vaterlandes endgültig besiegt zu haben. Aber das Kriegsglück wandte sich: die Liebe zum Vaterland verlieh den Römern neue Kräfte. In der Ebene von Zama wurden die Karthager 2*

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 38

1911 - Leipzig : Hirt
38 Ii. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zur Teilung. Karls Familienleben und Tod. Im häuslichen Kreise erholte sich der Kaiser von den Sorgen der Regierung. Seine Söhne und Töchter, die in der Hosschnle ihre wissenschaftliche Bildung erhielten, hatte er gern um sich. Auf seinen Reisen begleiteten sie ihn. Gewöhnlich trug der Kaiser Kleider, die die Kaiserin und seine Töchter angefertigt hatten; denn Schneider gab es in jener Zeit nicht. Nur bei festlichen Anlässen zeigte er sich im Kaiserschmucke. Dann umschlang eine blendend weiße Tunika die hohe Gestalt, der der saltenreiche Purpurmantel noch mehr Würde und Majestät verlieh. Karls Familienleben war vielbewegt. Viermal schritt er zur Ehe. Von seinen Gemahlinnen ist Hildegarde die bekannteste. Diese entstammte einem edlen alemannischen Geschlechte. Sie ist die Mutter seiner Söhne Karl, Pippin und Ludwig und seiner drei Töchter Rotrud, Berta und Gisela. Als Bild des häuslichen Fleißes steht sie am Eingänge der deutschen Geschichte; mit ihren Töchtern spann und webte sie wie die Frau eines schlichten Bürgers. Von seinen Söhnen überlebte ihn nur Ludwig. Im letzten Jahre seiner Regierung befragte er die Großen des Reiches, ob sie billigten, daß diesem die römische Kaiserkrone übertragen würde. Alle stimmten zu. Darauf führte er ihn in das Münster zu Aachen und ermahnte ihn in Gegenwart des Volkes, Gottes Gebote zu halten, die Kirche zu ehren, das Volk zu lieben, die Schlechten in Schranken zu halten und ein Vater der Annen zu fein. Dann befahl er ihm, die Kaiserkrone vom Altar zu nehmen und sich auszusetzen. Am 28. Januar 814 starb der Kaiser im 46. Jahre seiner Regierung. Das 70. Lebensjahr hatte er überschritten. Im Münster zu Aachen ruhen seine Gebeine. In Deutschland, Frankreich und Belgien sind ihm Standbilder errichtet. Der erste Kaiser deutscher Nation war ein Mann des Gedankens und der Tat, des Schwertes und der Wissenschaft, der Schrecken seiner . Feinde und ein Vater der Armen, groß und glücklich, lebensfroh bei allem Ernst des Strebens. Er hatte einen gewaltigen, staatsmännischen Geist und ein edles Herz. Die Religion gab seinem starken Geiste den edelsten Schwung, seiner Macht die Weihe und nahm die Völker, die sein Schwert unterworfen hatte, in Schutz und Zucht. Ludwig der Gütige. Mit Karl dem Großen hat das Herrschergeschlecht der Karolinger seinen Höhepunkt erreicht. Sein Sohn Ludwig war ein gütiger Herr, hochgebildet und sittenrein. Karl hatte ihm als Prinzen Aquitanien in

5. Geschichte des Mittelalters - S. 39

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Nachfolger Karls des Großen. 39 § 30. Karls Cod. Karl der Große starb, 70 ^zahre ölt, ant 28. Januar 814 zu Aachen und wnrbe in dem Münster beigesetzt ^). Er hatte ein gewaltiges Reich geschaffen, aber auch mit klarem Blick und bewnnbernswerter Arast als Gesetzgeber georbnet und entwickelt, „er besaß, wie selten ein anberer Machthaber, die angeborene Gabe zu herrschen und zu regieren". Groß war sein Ansehen bei seinen Zeitgenossen; der Patriarch von Jerusalem fanbte ihm den Schlüssel des Hl. Grabes, der Kaiser des oströmischen Reiches eine Orgel, der König der Mauren einen Löwen, der Chalis Harun al Raschib Elefanten und Affen und eine kunstvolle Wasseruhr. Mit- irnb Nachwelt haben ihm, dem Begrünber einer neuen Zeit, dem Jbeal eines christlichen Herrschers, mit Recht den Beinamen des Großen gegeben. Seine gewaltig^ Persönlichkeit hatte tief in den Herzen des Volkes Wurzeln geschlagen, so lebte er nicht mir in der Geschichte, fonbern auch in bet Sage und Dichtung fort. Iii. Karls des Großen Rachfolger. § 31. Ludwig der Fromme. Nach dem Tode des Vaters ließ d^Momme sich Ludwig zu Aachen hulbigen und empfing vom Papst die kirchliche 814- -840. Weihe burd) die Krönung. Kraftvoll sicherte er anfangs die Grenzen des Reiches, ohne sie zu erweitern. Wie fein Vater begünstigte er die Ausbreitung des Christentums. Dem hl. Anskar, dem Apostel des Norbens, der das Christentum in Dänemark und Schweden verkünbete, übertrug er zur Stütze der Mifsionstätigkeit das neugegriinbete Erzbistum Hamburg. Nach einer überstartbenen Lebensgefahr ernannte er feinen ältesten Sohn Lothar zum Mitregenten, feinem Sohn Pippin übertrug er den Süb-mefteii (Aquitanien), Ludwig den Sübosten des Reiches (Bayern). So suchte er die Reichseinheit zu sichern; boch erschütterte er sie selbst durch fein Bestreben, feinen jüngsten Sohn Karl aus der zweiten Ehe ebenso wie die anbereit Söhne mit einem Reiche auszustatten. Die älteren Söhne empörten sich bagegen unter Führung Lothars; auf ihre Seite trat die hohe Geistlichkeit im Interesse der Reichseinheit. Als sich die Heere Lnb-wigs und feiner Söhne auf dem Rotfelbe bei Colmar i. E. gegenüber-stauben, ging auch der Heerbann des Kaisers auf Veranlassung des Papstes zu den Söhnen über (Lügenfelb). Lothar, als alleiniger Kaiser anerkannt, führte den Vater als Gefangenen nach Soiffons, wo er öffentlich Kirchen-büße leisten mußte. Aber balb trat ein Umschwung ein, Lothar mußte den Vater freilassen und ihm als Kaiser hulbigen. Der Tod Pippins eröffnete die Möglichkeit, den Familienzwist durch Übertragung Aquitaniens an Karl zu beenbigen, aber das Bestreben des Kaisers, Karl ans Kosten 1) Er wurde in einem Marmorsarkophage beigesetzt, nicht, wie die Sage berichtet, sitzend auf einem Throne.

6. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 12

1900 - Leipzig : Hirt
12 Volk zu lieben, die Schlechten in Schranken zu halten und ein Vater der Armen zu sein. Dann befahl er ihm. die Kaiserkrone vom Altare zu nehmen und sich aufzusetzen. Am 28. Januar 814 starb der Kaiser im 46. Jahre seiner Regierung. Das 70. Lebensjahr hatte er berschritten. Im Dome zu Aachen ruhen seine Gebeine. (Fig. 71.) Der erste Kaiser deutscher Nation war ein Mann des Gedankens und der That, des Schwertes und der Wissenschaft, der Schrecken seiner Feinde und ein Vater der Armen, groß und glcklich, lebensfroh bei allem Ernst des Strebens. Er hatte einen gewaltigen, staatsmnnischen Geist und ein edles Herz und war ein frommer Christ. Die Religion gab seinem starken Geiste den edelsten Schwung, seiner Macht die Weihe und nahm die Völker, die sein Schwert unterworfen hatte,. in Schutz und Zucht. (Fig. 73, 3.) Ludwig der Fromme. Mit Karl dem Groen hat das Herrschergeschlecht der Karolinger seinen Hhepunkt erreicht. Sein Sohn Ludwig, gewhnlich der Fromme zubenannt, war ein gtiger Herr, hochgebildet und sittenrein. ^Karl hatte ihm als Prinzen Aquitanien in Sdfrankreich zur Verwaltung ber-geben, damit er sich in die Regierungsgeschfte einarbeiten sollte. Ludwig lste seine Aufgabe mit solchem Geschick, da der Vater sich freute der die Tchtigkeit seines Sohnes. Aber das groe Frankenreich war kein Aquitanien. Die Last, die des Vaters Tod auf seine Schultern legte, war fr ihn zu schwer. Es fehlte ihm nicht an Staatsklugheit, wohl aber an Willenskraft, dasjenige mit starker Hand durchzusetzen, was er als richtig erkannt hatte. Diese Charakterschwche wurde der Grund vieler Kmpfe während seiner Regierung. Unter Karl und Ludwig war das Reich zufllig ungeteilt geblieben, weil die brigen Erben frh gestorben waren. Ludwig hatte drei krftige Shne, Lothar, Pipin und Ludwig. Um die Einheit des Reiches zu erhalten, bestimmte er seinen ltesten Sohn Lothar zu seinem dereinstigen Nachfolger in dem grten Teile des Staates und ernannte ihn sofort zum Mitkaiser. Seinem Sohne Pipin gab er Aquitanien; Ludwig erhielt Bayern als Knigreich unter der Oberhoheit Lothars. Als der Kaiser aus einer zweiten Ehe einen vierten Sohn mit Namen Karl erhielt, gab er auch diesem einen Anteil. Dadurch und infolge weiterer Teilungen entstanden Streitigkeiten zwischen dem Vater und seinen ltesten Shnen. Nicht immer war Ludwig siegreich. Bei Kolmar im Elsa verlie ihn sogar das eigene Heer und ging zu den Shnen der, die dasselbe be-stochert hatten. Die Sttte, wo dies geschah, heit das Lgenfeld. Im Jahre 840 starb Ludwig.

7. Der kleine Kinderfreund - S. 323

1863 - Leipzig : Amelang
323 Königsnamens unwürdig war, vom Throne und setzte sich selbst diekrone auf. Von der Zeit an herrschten die Karolinger über die Frauken. Zu den Zeiten Pipins verkündigte Bvnifacius das Christenthum in Thüringen und Hessen, im Herzen Deutschlands. Er bat mehr gewirkt, als alle seine Vorgänger; darum wird er auch der Apostel der Deutschen genannt. Zuletzt war er Erzbischof von Mainz.*) Auf Pipin folgte im Jahre 768 Karl der Große als Beherrscher des Fraukenreiches.**) Mit seiner gewaltigen Kraft hat dieser mächtige Herrscher ein Reich zusammengebracht, das nicht bloß Deutschland, die Niederlande und das jetzige Frankreich, sondern auch Italien und einen Theil von Spa- nien in sich faßte. Es waren fast alle Länder, die einst zu dem römischen Reiche gehört hatten; darum wurde er auch am Weihnachtsieste des Jahres 800 zu Rom von dem Papste zum römischen Kaiser gekrönt. Alle Völker des Abendlandes sollten unter einem einzigen weltlichen Herrscher ver- einigt werden, während der Papst sich die geistliche Gewalt vorbehielt. Auch war Karl sein Lebelang bemüht, die letzten Reste des Heidenthums im deut- schen Lande wegzuschaffen. Leider war er der Meinung, daß er dieses auch durch Feuer und Schwert thun dürfe. Darum hat er besonders mit den östlichen Nachbarn der Franken einen langen Krieg geführt, mit den Sach- sen, die vom Niederrhein bis zur Elbe wohnten und sich in die West- falen, Engern und Ostfalen theilten. Viele Züge hat er in das Sachseuland unternehmen müssen, ehe er den Herzog Wittekind***) zwingen konnte, seine heidnischen Götzen zu verlassen. Im Ganzen hat der Krieg mehr als 30 Jahre lang gedauert. — So ist Karl der Große in seinem ungeheuren Reiche bald hierhin, bald dorthin gezogen; am liebsten aber hat er sich in den schönen Landen am Rheine aufgehalten. Zu Aachen, wo die heißen Quellen aus dem Boden sprudeln, die so vielen Kranken Gene- sung bringen, hat er sich einen Palast erbguen lassen und dabei eine präch- tige ^Kirche, einen Dom begründet, der heutzutage noch zu sehen ist. Auch zu Ingelheim, nicht weil von Mainz, hatte er einen Palast. In Aachen aber ist er im Jahre 814 gestorben. Dort in der Nähe seines Grabes sind 700 Jahre lang seine Nachfolger in der Regierung über unser Vaterland gekrönr worden. Doch haben seine Nachfolger das Reich nicht in seiner Größe erhalten können. Schon sein Sohn Ludwig der Fromme war ein schwacher Fürst. Gegen das Ende seiner Regierung gerieth er mit seinen eigenen Söhnen in Streit; als er gestorben war, setzten diese seine Söhne den Streit noch un- ter sich fort, bis denn zuletzt im Jahre 843 zu V er d unch) der denkwürdige Vertrag geschlossen wurde, nach welchem das große Frankenreich in drei Theile getheilt wurde. Deutschland bis an den Rhein nebst einigen Städten jenseit des Rheines ffel an Ludwig, der den Beinamen der Deutsche erhielt; Lothar, der Aelteste, erhielt Italien, die Schweiz und einen langen Streifen am linken Rheinufer abwärts bis zum Meere hin, der nach ihm Lotharingen oder Lothringen genannt wurde; auch empfing er die mit dem Besitz von Italien verbundene Kaiserwürde, wäh- rend seine Brüder sich mit der Königswürde begnügen mußten. Karl der Kahle bekam das westlich von Lothringen bis zum Meere gelegene Land, das von jetzt an Frankreich genannt wurde. So waren die drei Länder Deutschland, Frankreich und Italien ganz von einander geschieden, und jetzt erst beginnt die eigentliche deutsche Geschichte. 21 * *) S. 6s. **) S. 266. ***) S. 26. f) Sprich: Wärdöng.

8. Allgemeine Weltgeschichte - S. 39

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Nachfolger Karls des Groen. 39 30. Karls Cod. Karl der Groe starb, 70 Jahre alt, am 28. Januar 814 zu Aachen und wurde in dem Mnster beigesetzt^). Er hatte ein gewaltiges Reich geschaffen, aber auch mit klarem Blick und bewundernswerter Kraft als Gesetzgeber geordnet und entwickelt; ..er besa, wie selten ein anderer Machthaber, die angeborene Gabe zu herrschen und zu regieren". Gro war sein Ansehen bei seinen Zeitgenossen; der Patriarch von Jerusalem sandte ihm den Schlssel des hl. Grabes, der Kaiser des ostrmischen Reiches eine Orgel, der König der Mauren einen Lwen, der Chalif Harun al Raschid Elefanten und Affen und eine fnft-volle Wasseruhr. Mit- und Nachwelt haben ihm, dem Begrnder einer neuen Zeit, dem Ideal eines christlichen Herrschers, mit Recht den Bei-namen des Groen gegeben. Seine gewaltige Persnlichkeit hatte ties in den Herzen des Volkes Wurzeln geschlagen, so lebte er nicht nur in der Geschichte, sondern auch in der Sage und Dichtung fort. Iii. Karls des Groden [Icichfolger. 31. Itudwig der Fromme. Nach dem Tode des Vaters liejg be^rontme sich Ludwig zu Aachen huldigen und empfing vom Papst die kirchliche 814--840. Weihe durch die Krnung. Kraftvoll sicherte er anfangs die Grenzen des Reiches, ohne sie zu erweitern. Wie sein Vater begnstigte er die Ans-breitung d.es Christentnms. Dem hl. Anskar, dem Apostel des Nordens, der das Christentum in Dnemark und Schweden verkndete, bertrug er zur Sttze der Missionsttigkeit das neugegrndete Erzbistum Hamburg. Nach einer berstandenen Lebensgefahr ernannte er feinen ltesten Sohn Lothar zum Mitregenten, seinem Sohn Pippin bertrug er den Sd-westen (Aquitanien), Ludwig den Sdosten des Reiches (Bayern). So suchte er die Reichseinheit zu sichern; doch erschtterte er sie selbst durch sein Bestreben, seinen jngsten Sohn Karl aus der zweiten Ehe ebenso wie die anderen Shne mit einem Reiche auszustatten. Die lteren Shne emprten sich dagegen unter Fhrung Lothars; auf ihre Seite trat die hohe Geistlichkeit im Interesse der Reichseinheit. Als sich die Heere Lud-wigs und seiner Shne auf dem Rotfelde bei Colmar i. E. gegenber-standen, ging auch der Heerbann des Kaisers auf Veranlassung des Papstes zu den Shnen der (Lgenfeld). Lothar, als alleiniger Kaiser anerkannt. fhrte den Vater als Gefangenen nach Soissons, wo er ffentlich Kirchen-be leisten mute. Aber bald trat ein Umschwung ein, Lothar mute den Vater freilassen und ihm als Kaiser huldigen. Der Tod Pippins erffnete die Mglichkeit, den Familienzwist durch bertragung Aquitaniens an Karl zu beendigen, aber das Bestreben des Kaisers, Karl auf Kosten x) Er wurde in einem Marmorsarkophage beigesetzt, nicht, wie die Sage de-richtet, sitzend auf einem Throne,

9. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 12

1900 - Leipzig : Hirt
12 Das Zeitalter der Karolinger. Volk zu lieben, die Schlechten in Schranken zu halten nitb ein Vater der Armen zu sein. Dann befahl er ihm, die Kaiserkrone vom Altare zu nehmen und sich anzusetzen. Am 28. Januar 814 starb der Kaiser im 46. Jahre seiner Regie-rnng. Das 70. Lebensjahr hatte er berschritten. Im Dome zu Aachen ruhen seine Gebeine. (Fig. 71.) Der erste Kaiser beutscher Nation war ein Mann des Gebankens und der That, des Schwertes und der Wissenschaft, der Schrecken seiner Feinde und ein Vater der Armen, groß und glcklich, lebensfroh bei allem Ernst des Strebens. Er hatte einen gewaltigen, staatsmnnischen Geist und ein ebles Herz und war ein frommer Christ. Die Religion gab seinem starken Geiste beit ebetfteu Schwung, seiner Macht die Weihe und nahm die Völker, die sein Schwert unterworfen hatte, in Schutz und Zucht. (Fig. 73, 8.) Ludwig der Fromme. Mit Karl dem Groen hat das Herrschergeschlecht der Karolinger seinen Hhepunkt erreicht. Sein Sohn Ludwig, gewhnlich der Fromme zubenannt, war ein gtiger Herr, hochgebilbet und sittenrein. Karl hatte ihm als Prinzen Aquitanien in Sbsrankreich zur Verwaltung ber-geben, bamit er sich in die Regierungsgeschfte einarbeiten sollte. Ludwig lste seine Aufgabe mit solchem Geschick, bei der Vater sich freute der die Tchtigkeit seines Sohnes. Aber das groe Frankenreich war kein Aquitanien. Die Last, die des Vaters Tod auf seine Schultern legte, war fr ihn zu schwer. Es fehlte ihm nicht an Staatsklugheit, wohl aber an Willenskraft, basjenige mit starker Hand burchzusetzeu, was er als richtig erfmmt hatte. Diese Charakterschwche wrbe der Grunb vieler Kmpfe whrenb seiner Regierung. Unter Karl und Ludwig war das Reich zufllig ungeteilt geblieben, weil die brigen Erben frh gestorben waren. Ludwig hatte brei krftige Shne, Lothar, Pipin und Ludwig. Um die Einheit des Reiches zu erhalten, bestimmte er seinen ltesten Sohn Lothar zu seinem bereinigen Nachfolger in dem grten Teile des Staates und ernannte ihn fofort zum Mitkaiser. Seinem Sohne Pipin gab er Aquitanien; Ludwig erhielt Bayern als Knigreich unter der Oberhoheit Lothars. Als der Kaiser aus einer zweiten Ehe einen vierten Sohn mit Namen Karl erhielt, gab er auch biesem einen Anteil. Dabnrch und infolge weiterer Teilungen entstanden Streitigkeiten zwischen dem Vater und seinen ltesten Shnen. Nicht immer war Ludwig siegreich. Bei Kolmar im Elsa verlie ihn sogar das eigene Heer und ging zu den Shnen der, die basselbe bestochen hatten. Die Sttte, wo bies geschah, heit das Lgenselb. Im Jahre 840 starb Ludwig.

10. Geschichte und Geographie - S. 46

1886 - Hamburg : Meißner
— 46 — immer wieder und ließ durch fromme Geistliche das Wort Gottes in ihren Landen verkündigen. Endlich gab auch Wittekind, der mächtigste Fürst der Sachsen, allen Widerstand auf und ließ sich taufen. Im Jahre 800 unternahm Karl einen Zug nach Rom, um den Papst gegen seine Feinde zu schützen. Das Weih-nachtssest dieses Jahres feierte er in Rom. Als er am Weihnachtstage die Kirche des heiligen Petrus besuchte, setzte ihm der Papst eine goldene Kaiserkrone auss Haupt und krönte ihn (800) zum römischen Kaiser. Karl war der größte Herrscher seiner Zeit und hochgeehrt von allen Völkern. Seine Lebensweise war für gewöhnlich sehr einfach. Er aß und trank mäßig und trug am liebsten Kleider, welche seine Töchter selbst gewebt hatten. Nur bei hohen Festen, oder wenn vornehme Gäste anwesend waren, trug er den kaiserlichen Purpur. Immer sah man ihn mit dem Schwerte umgürtet. Ein Lieblingsvergnügen war sür ihn die Jagd. Täglich besuchte er die Kirche. Auch gründete er Schulen, welche er bisweilen selbst besuchte. Karl wohnte am liebsten in seiner Burg zu Aachen. Hier starb er im Jahre 814. * 6. Ludwig der Fromme. Karl dem Großen folgte in der Regierung fein Sohn Ludwig, mit dem Beinamen „der Fromme," ein schwacher Regent. Unter ihm zerfiel das Reich äußerlich und innerlich. Äußerlich ward es bedrängt durch die Normannen im Norden und die Araber im Süden; denn der Kaiser führte nur widerwillig die Geschäfte der Regierung, stellte sich selten selbst an die Spitze feines Heeres, sondern verbrachte feine Zeit lieber mit frommen Übungen. So waren die Grenzen des Reiches den Angriffen der Feinde preisgegeben. Innerlich ging das Reich zugrunde durch die häufigen Teilungen desselben. Ludwig hatte nämlich drei Söhne, Lothar, Pippin und Ludwig. Schon im dritten Jahre feiner Regierung teilte er das Reich unter sie. Aber als ihm dann noch ein Sohn, Karl, später „der Kahle" genannt, geboren wurde, suchte er die erste Teilung zu gunften dieses Sohnes aufzuheben. Infolge dessen zogen die Söhne gegen den eigenen Vater in den Krieg, nahmen ihn gefangen und wollten ihn abfetzen. Aber die Deutschen, namentlich die Sachsen, traten auf die Seite des alten Kaisers, und es kam zu einer Versöhnung zwischen ihm und feinen Söhnen. Bald

11. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 12

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 12 — lehre anfertigen und deutsche Sagen und Heldenlieder sammeln ließ. Handel und Gewerbe förderte er durch gleiches Maß und Gewicht, durch Anlegung von Wegen, Brücken, Kanälen und Handelsplätzen, dre Baukunst durch den Bau von Kirchen, Palästen, Brücken, Leucht-thürmeu und Badeanstalten, die Landwirthschaft durch seine Muster-meiereien, denen er die größte Sorgfalt widmete. — Sein Ruhm erscholl in alle Welt. Der berühmte Kalif Harun al Raschid in Bagdad sandte ihm Geschenke, z. B. eine kunstvolle Wafferuhr und einen gelehrigen Elefanten. Karl schickte dagegen feine Pelze und dressirte Hunde und Pferde. 7. Karl's Tod und Begräbnis 814. Karl weilte am liebsten in Aachen. Dort ließ er seinen einzigen Sohn Ludwig krönen, nachdem er ihn ermahnt, Gott zu fürchten, sein Volk zu lieben, die Armen zu unterstützen, getreue Beamte einzusetzen und sich vor Gott und der Welt unsträflich zu erhalten. Kurze Zeit darauf ward er krank und starb im 70. Lebens- und 46. Regierungsjahre nach Empfang des heil. Abendmahls mit den Worten: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" Sein Leichnam wurde einbalsamirt und im kaiserlichen Schmucke aus einen goldenen Stuhl in einer Gruft des Domes zu Aachen gesetzt. Die Krone auf dem Haupte, das Evangelienbuch auf den Knien, die Pilgertasche an der Hüfte, Szepter und Schild zu Füßen, die Gruft mit Spezerei gefüllt: so fand ihn Kaiser Otto Iii. im Jahre 1000, als er die Gruft öffnen ließ, um sich an dem Anblick des großen Todten zu begeistern. 8. Seine Nachfolger. Ludwig der Fromme war zu schwach für die Regierung eines so gewaltigen Reiches. Die Geistlichen, Die Großen des Reiches und seine eigenen Söhne entwanden ihm die Zügel. Nach einem Leben voll Unruhe, Schmerz und Schmach starb er auf der Flucht vor einem seiner 3 Söhne. Zwischen den Söhnen brach ein Bruderkrieg aus, der 843 mit dem Vertrage zu Verdun endete: Lothar bekam Italien mit der Kaiserwürde, Karl der Kahle Frankreich, Ludwig Deutschland. In dieser Zeit hatte Deutschland unsäglich von den unbändigen Normannen zu leiden. Aus der Nord- und Ostsee kamen sie wie Sturmvögel aus ihren leichten Fahrzeugen in den Flüssen stromauf bis in das Herz Deutschlands. Sie raubten Menschen, Vieh und Waaren und verwüsteten, was sie nicht mit fortschleppen konnten. So plünderten sie Köln und verbrannten Hamburg. An der Elbe und Donau trieben es die Wenden und Ungarn nicht besser. Die Unordnung und das Unglück wuchsen von Jahr zu Jahr, und der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, starb 911 weinend über das Elend des Reiches.

12. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 24

1883 - Leipzig : Peter
24 durften ihre Sitten und Rechte behalten und standen unter Grafen, die von Sendgrasen beaufsichtigt wurden. Im Jahre 800 wurde Karl der Große in Rom vom Papste Leo Iii. zum römischen Kaiser und weltlichen Oberherrn der ganzen Christenheit gekrönt. Das römische Kaiserreich deutscher Nation erstreckte sich, nachdem Karl auch die see-räuberischen Normannen oder Dänen besiegt hatte, vom Tiber bis zur Elbe und Eider und vom Ebro bis zur Raab. In diesem Reiche herrschte Karl mit Kraft und Weisheit. Die Herzogswürde hatte er abgeschafft und das Land in Gaue geteilt, die von Gaugrafen verwaltet wurden. Die Grafen in den Gebieten an den Grenzen oder den Marken hießen Markgrafen; sie hatten eine größere Selbständigkeit, als die übrigen. Im Mai jedes Jahres hielt Karl einen Reichstag (Maifeld) ab; zu diesem mußten sich alle Graseu und Bischöse, sowie die Gesandten der tributpflichtigen Völker einfinden. Er sorgte nicht nur durch Hebung des Ackerbaues, Handels und Verkehrs für dm äußeren Wohlstand seiner Völker, sondern auch durch Anlegung von Schulen für geistige Bildung. Die alten deutschen Heldenlieder ließ er sammeln. Er gründete Klöster und Bistümer und sorgte für Verherrlichung des Gottesdienstes, indem er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen ließ. Besondere Sorgsalt widmete er der Rechtspflege. In feiner Häuslichkeit sah er auf Einfachheit, Pünktlichkeit, Fleiß und Sparsamkeit. Er hatte zwar mehrere Residenzen mit prachtvollen Schlössern (Psalzen), hielt sich aber am liebsten in Aachen aus. Dort starb er auch im Jahre 814 im Alter von 7 2 Jahren und wurde im Dome bestattet. Sein jüngster Sohn Ludwig der Fromme folgte ihm in der Regierung. § 13. Heinrich I. 919 — 936 (Der Finkler). Die Nachkommen Karls des Großen (Karolinger) hatten nicht die Kraft, das gewaltige fränkische Reich zu regieren. Ludwig der Fromme teilte es unter seine Söhne. Längere Kämpfe entstanden ans dieser Teilung, Kämpfe zwischen dem Vater und den Söhnen, sowie dann auch zwischen den Brüdern selbst. Im Jahre 843 bildeten sich aus der fränkischen Monarchie drei getrennte Reiche: Italien, Frankreich, Deutschland, in welchen Ludwigs Nachkommen regierten. Für Deutschland kamen traurige Zeiten. Den Fürsten fehlte es an Kraft, die Einfälle der Normannen, Wenden und Ungarn in die deutschen Gauen zu verhindern und die nach Selbständigkeit strebenden Herzöge zum Gehorsam gegen das Staats- Abb. 9. Rarls des ©roßen Krönung.

13. Teil 2 - S. 35

1912 - Leipzig : Freytag
zugerichtet worden war. — Kurz vor beut Tode ließ der Kaiser seinen Sohn Ludwig zum Herrscher krönen und übergab ihm die Geschäfte der Regierung. Er verschieb im Jahre 814, nachdem er 46 Jahre über die Franken geherrscht hatte. Der Leichnam wnrbe eingesalbt und in der Marienkirche zu Aachen beigesetzt. 5. Die Auslösung des karolingischen Weltreiches. 1. Ludwig der Fromme (814—84(1) und das Sinken der Kaisermacht. Dem Reiche Karls des Großen fehlte die innere Einheitlichkeit; nur die gewaltige Persönlichkeit des Kaisers hatte die verschobenen Völker unter einer Krone zusammenhalten können. — Ludwig berfromme war in allen Punkten das Gegenteil seines Vaters. Ihn hatten die Geistlichen erzogen, und sein ganzes Tun und Hanbeln staub unter ihrem Einflüsse. Er sanbte Missionare zu den Norb-germanen und grünbete als Ausgangspunkt und zugleich als Mittelpunkt dieser Mission das Erzbistum Hamburg. Die alten germanischen Sagen und Lieber, die sein Vater gesammelt hatte, ließ er verbrennen. Die hohen Geistlichen befürchteten unter der schwachen Regierung des Kaisers ein Zerbröckeln des Reiches und bamit der Kirche; beshalb suchten sie ihn zu bestimmen, eine Erbfolgeorbnung zu erlassen. Nach berselben sollte der älteste Sohn Lothar den Kaisertitel und die Oberherrschaft über das ganze Reich bekommen; die beiben jüngeren Prinzen Pippin und Ludwig sollten mit kleinen Teilreichen abgesunben werben. Als aber Ludwig der Fromme aus zweiter Ehe noch einen Sohn bekam, wollte er auch biesem einen Teil des Reiches übergeben. Daburch glaubten sich die älteren brei Brüber benachteiligt; sie verbanben sich und zogen mit ihren Vasallen gegen den Vater ins Felb. Bei Kol mar im Elsaß trafen die beiben Heere zusammen; es kam jeboch zu keinem Kampfe, weil die Krieger des Vaters auf die Seite der Söhne traten. Das Felb wurde seitbem das Lügenfelb genannt. Der alte Kaiser aber würde von seinen Söhnen gefangen genommen und von Lothar gezwungen, dem Throne zu entsagen. Da nahmen Ludwig und Pippin die Partei des Vaters, befreiten ihn aus den Händen des hartherzigen Brubers und führten ihn wieber auf den Thron zurück. Bald barauf starb Pippin; Ludwig nahm eine neue Teilung der Lanbei' vor und warf bamit abermals die Fackel des Bürgerkrieges ins Semb. Ehe es zu einer Entfcheibung kam, starb er im Jahre 840. Die Regierung Lubwigs des Frommen ist für das Frankenreich nur unheilvoll gewesen; das Kaisertum verlor zusehenbs an Macht und Ansehen, und infolge der vielfachen Teilungen gab der Kaiser den großen Lehnsträgern Gelegenheit, sich felbstänbig zu machen; benn sie halfen natürlich nur dem, der ihnen die meisten Rechte versprach. 2. Die Teilung des Frankenreiches. Nach dem Tode des Vaters kam es zwischen den Söhnen zu weiteren Kämpfen. Weil Lothar alle Macht für sich in Anspruch nahm, verbanben sich Ludwig und Karl gegen ihn und schlugen ihn im Jahre 841 in der Schlacht bei Fontenoy. Eublich kam es im Jahre 843 zu dem Vertrage von Verbun. Lothar erhielt die Kaiserwürbe, Italien und Mittelfranken, einen schmalen Länderstrich, der

14. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 15

1905 - Leipzig : Hirt
2. Das Zeitalter der Karolinger. 15 Karls Familienleben und Tod. Im huslichen Kreise erholte sich der Kaiser von den Sorgen der Regierung. Seine Shne und Tchter, die in der Hofschule ihre wissen-schaftliche Bildung erhielten, hatte er gern um sich. Auf seinen Reisen begleiteten sie ihn. Zu Aachen speiste er nie ohne seine Familie. Ge-whnlich trug der Kaiser Kleider, welche die Kaiserin und seine Tchter angefertigt hatten; denn Schneider gab es in jener Zeit nicht. Nur bei festlichen Anlssen zeigte er sich im Kaiser schmucke. Dann umschlang eine blendend weie Tunika die hohe Gestalt, welcher der faltenreiche Purpur-mantel noch mehr Wrde und Majestt verlieh. Karls Familienleben war vielbewegt. Viermal schritt er zur Ehe. Von seinen Gemahlinnen ist Hildegarde die bekannteste. Diese ent-stammte einem edlen alemannischen Geschlechte. Sie ist die Mutter seiner Shne Karl, Pipin und Ludwig und seiner drei Tchter Rotrud, Berta und Gisela. Mit groer Hinneigung war er dieser Frau zugetan, die mit ihren frommen, unschuldsvollen Kinderaugen zu dem starken Manne aufschaute. Der Tod brach allzufrh die strahlend lichte Blume. Grenzenlos war der Schmerz Karls beim Tode dieser Frau, die als Bild des huslichen Fleies am Eingange der deutschen Geschichte steht, mit ihren Tchtern spann und webte wie die Frau eines schlichten Brgers. Von seinen Shnen berlebte ihn nur Ludwig. Im letzten Jahre seiner Regierung befragte er die Groen des Reiches, ob sie es billigten, da diesem die rmische Kaiserkrone bertragen wrde. Alle stimmten zu. Darauf fhrte er ihn in das Mnster zu Aachen und ermahnte ihn in Gegenwart des Volkes, Gottes Gebote zu halten, die Kirche zu ehren, das Volk zu lieben, die Schlechten in Schranken zu halten und ein Vater der Armen zu sein. Dann befahl er ihm, die Kaiserkrone vom Altare zu nehmen und sich aufzusetzen. Am 28. Januar 814 starb der Kaiser im 46. Jahre seiner Regierung. Das 70. Lebensjahr hatte er berschritten. Im Dome zu Aachen ruhen seine Gebeine. In Deutschland, Frankreich und Belgien sind ihm Standbilder errichtet. (Fig. 71, 72 u. 73, 3.) Der erste Kaiser deutscher Nation war ein Mann des Gedankens und der Tat, des Schwertes und der Wissenschaft, der Schrecken seiner Feinde und ein Vater der Armen, groß und glcklich, lebensfroh bei allem Ernst des Strebens. Er hatte einen gewaltigen, staatsmnnischen Geist und ein edles Herz und war ein frommer Christ. Die Religion gab seinem starken Geiste den edelsten Schwung, seiner Macht die Weihe und nahm die Völker, die sein Schwert unterworfen hatte, in Schutz und Zucht. Ludwig der Fromme. Mit Karl dem Groen hat das Herrschergeschlecht der Karolinger seinen Hhepunkt erreicht. Sein Sohn Ludwig, gewhnlich der Fromme zubenannt, war ein gtiger Herr, hochgebildet und sittenrein. Karl hatte

15. Das Mittelalter - S. 117

1852 - Leipzig : Brandstetter
117 erb'auete Marienkirche zu Aachen. Er selbst erschien im königlichen Schmucke, mit der Krone auf dem Haupte; eine andere Krone ließ er auf den Altar hin- legen. Vor demselben beteten Beide, Vater und Sohn, lange Zeit in stiller Andacht. Darauf erhob stch der ehrwürdige Greis und ermahnte im Angesicht des ganzen Volkes seinen Sohn, „Gott zu fürchten und zu lieben, seine Ge- bote in Allem zu halten, für die Kirche zu sorgen und sie gegen Frevler zu schützen, sich gegen die Verwandten immer gütig zu beweisen, die Priester als Väter zu ehren, die ihm anvertrauten Völker als Kinder zu lieben, getreue und gottesfürchtige Beamte zu bestellen und Niemand der Lehen und Ehren- stellen ohne genügende Ursache zu entsetzen." Nach solchen Ermahnungen fragte Karl seinen Sohn, ob er entschlossen sei, dem Allem nachzuleben? „Gern", antwortete Ludwig, „gern will ich gehorchen und mit Gottes Hülfe vollbringen, was du mir geboten hast." Nun befahl ihm Karl — gleichsam zum Zeichen, daß er das Reich nur Gott verdanke — die Krone mit eigenen Händen vom Altar zu nehmen und stch aufzusetzen. Ludwig that, wie ihm geboten war. . Nach geendigter Feierlichkeit zog Karl, auf seinen Sohn gestützt, in die kaiserliche Burg zurück. Hier ertheilte er ihm prächtige Geschenke und entließ ihn dann wieder nach Aquitanien. Beim Abschied umarmten und küßten sich Beide und weinten Thränen der Liebe und Wehmuth. Sie fühlten, daß dies ihr letztes Zusammensein war; sie sahen stch nie wieder. Im Januar des folgenden Jahres (814) wurde Karl abermals von einem heftigen Fieber überfallen. Er wollte sich, wie er gewohnt war, durch Fasten heilen; aber umsonst; sein Körper war schon zu sehr geschwächt, er ging seiner Auflösung entgegen. Am siebenten Tage seiner Krankheit ließ er seinen Vertrauten, den Bischof Hildbald, zu sich kommen, um von ihm das heilige Abendmahl zu empfangen. Als er dasselbe genossen hatte, nahm seine Schwäche zu. Am folgenden Morgen merkte er, daß sein Ende nahe sei. Da bezeichnete er sich mit dem Zeichen des Kreuzes, faltete seine Hände über der Brust, schloß seine Augen und betete mit leiser Stimme: „Herr! In deine Hände befehle ich meinen Geist!" Und so entschief er, sanft und selig, am 28. Januar 814, nach- dem er sein Leben auf 72 Jahr gebracht und 47 Jahr sein großes Reich ruhm- voll regiert hatte. 5. Ludwig der Fromme und seine Söhne. 1. Ludwigs Frömmigkeit. Voll guten Willens ergriff Karls des Großen Sohn, Ludwig, die Herr- schaft. Aber mit pem guten Willen allein ist eines Fürsten Pflicht und Amt noch nicht erfüllt; Verstand muß er dazu haben, immer das Rechte zu erken- nen und Kraft, es durchzusühren. Gerade diese beiden Eigenschaften gingen dem Sohne Karls des Großen ab; und so ward Ludwigs Milde zur Schwäche und diese Schwäche ihm selbst wie dem Volke zum Verderben. Als er zu regieren anfing, erschrak er, wie ihm von allen Seiten das Nothgeschrei des Volkes zu Ohren scholl. Da kamen viele Klagen, wie untreu die Beamten gewaltet hätten! So hatte selbst der gewaltige Herrscher Karl das Volk nicht immer vor den Bedrückungen der Großen zu schützen vermocht,

16. Kursus 2. - S. 22

1880 - : Lauteborn
— 22 — Für Ackerbau, Gewerbe und Handel that Karl im Verhältnis seiner- Zeit sehr viel. Er legte Straßen an, gab den Kaufleuten bedeutende Vorrechte und sicherte durch strenge Gesetze die Reisen derselben. Als Feldherr zeigte Karl der Große außerordentliche Talente. Zweiundvierzig Feldzüge hat er geleitet und bedeutende Siege errungen. Am längsten und Blutigsten waren die Kriege gegen die heidnischen Sachsen, welche im heutigen Westfalen wohnten. Karl wollte sie zu Christen machen. Aber dreißig Jahre lang leisteten dieselben tapfern Widerstand, so daß Karl vier Kriegszüge gegen sie unternehmen mußte. Endlich beugte sich der streitbare Sachsenherzog Plitträinb und nahm mit seinem Volke das Christentum an. Seiner vielen Verdienste wegen wurde Karl am Weihnachtstag des Jahres 800 vom Papste in der Peterskirche zu Rom unter dem Zujauchzen des Volkes zum römischen Kaiser gekrönt. Er starb im Jahre 814 zu Aachen im Alter von 72 Jahren. Sein Leichnam wurde in dem daselbst von ihm erbauten Dome in vollständigem, kaiserlichem Ornate beigesetzt. Die Nachkommen Karls des Großen werden Karolinger genannt?) 28. Ludwig dev Deutsche. Ludwig der Deutsche, der erste deutsche König, war ein tüchtiger Regent. Er erhob Regensburg an der Donau zur Hauptstadt des Reiches. Mit den angrenzenden Slaven hatte er viele Kämpfe, ebenso mit den Normannen, welche Deutschland im Norden bedrohten. Nach dem Tode Ludwigs riß Unordnung und Zwietracht im Reiche ein. Diese Zwietracht im Innern machte Deutschland aber auch schwach und ohnmächtig gegen äußere Feinde. Das war eine traurige Zeit für unser deutsches Vaterland.**) *) Karls Nachfolger war sein Sohn Ludwig der Fromme. Dessen Söhne §othar, Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche teilten das Reich (843) durch den Vertrag zu Uerdun. Lothar bekam Italien, Karl der Kahle Frankreich und Fudmiz der Deutsche Deutschland. **) Ludwigs Nachfolger, Karl der Dicke, wurde im Jahre 887 abgesetzt und Aruulf »Ott Karuthen, ein Enkel Ludwigs des Deutschen, bestieg den Thron. Er starb im Jahre 899. Ihm folgte in der Regierung sein Sohn Ludwig das lind.

17. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte von der Reformation bis zur Aufrichtung der napoleonischen Militärherrschaft - S. 81

1916 - Leipzig : Teubner
20. Die politische Lage (Europas um das Jahr 1740. 81 Albert von Bayern. Ihm schlssen sich an Kurfürst Friedrich August Ii. Dort Sachsen, Frankreich undnach einiger Zeitfriedrich Ii. von Preußen. 3m sterreichischen Erbfolgekriege (17401748) stand Maria Theresia zu-nchst ganz allein. Besondere Treue erwiesen ihr die Ungarn, an die sie sich hilfeflehend geroendet hatte. Sachsen, Bayern und Franzosen eroberten Bhmen, Friedrich Ii. Schlesien. Karl Albert von Bayern wurde als Karl Vii. zum Kaiser gewhlt und gekrnt. Er regierte von 17421745. Dann traten Rußland, England und Holland, zuletzt auch Sachsen auf sterreichs Seite. Bhmen wurde zurckerobert, Kaiser Karl Vii. mute aus Bayern fliehen und starb. Um sein Kurfrstentum fr sich zu retten, verzichtete Karls Sohn auf seine sterreichischen Ansprche. (Friede von Fssen.) Maria Theresias Gemahl, Herzog Franz von Lothringen-Toskana, wurde zum Kaiser gekrnt. Er wurde der Stammvater des heutigen Hauses habsburg-Lothringen und regierte als Franz I. von 17451765. Im Frieden von Aachen (1748) behauptete Maria Theresia ihren Lnderbesitz bis auf Schlesien, das Friedrich Ii. besttigt wurde. 3. Frankreich. Ein 3ahr nach Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges (1715) war Ludwig Xiv. nach 72jhriger Regierung gestorben, verflucht von seinem durch Ludwigs Eroberung?- und Verschwendungssucht verarmten Volke. Sein Urenkel und Nachfolger, Ludwig Xv. (17151774), glich ihm zwar nicht in der Begabung, wohl aber in der lasterhaften Lebensfhrung. Er berliefe die Regierung seinen Ministern, stand ganz unter dem Einflsse sittenloser Frauen, vor allem der Nlarquise Pompadour, und setzte das verschwende-tische hofleben fort. Trotz hoher Steuern geriet der Staat immer tiefer in Schulden. Er beteiligte sich am sterreichischen Erbfolgekriege und fhrte einen langen Krieg gegen England, dem er die Vorherrschaft zur See streitig machen wollte. Der Gegensatz zu England bildete einen der Grnde zur Teilnahme Frankreichs am Siebenjhrigen Kriege. 4. England. In England war nach dem Tode der Knigin Elisabeth (1603) das Hans Stuart ,ur Regierung gekommen. Die Verschwendungssucht des ersten Knigs aus diesem Geschlecht-, Zatobs I,, und die selbstherrlichen Ne'snngen seines nachfolget;, des Knigs Karl I., fhrten schlielich zu e.n-m offenen Kampfe zwischen dem vom vertrauen des Volkes getragenen Parlamente und> dem von einem Teile des Hochadels untersten Knigtum. Unter derzuhrung liver Erornwells errang das Partamentsheer den Steg. Kart I.wurde Eyramt und Landesverrter zum Code verurteilt und hingerichtet <16 >. Die Republik England bestand unter Eromwell als Protektor un seinem Sohne nur elf Jahre. Der unaufhrlichen^^ berief das englische Volk schlielich die Stuarts wieder auf den Thron.

18. Hilfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 30

1894 - Halle a. S. : Buchh. des Waisenhauses
30 Erster Zeitraum. Von den ältesten Zeiten bis zur Bildung des deutschen Reiches 843. Handhabung der lateinischen Sprache unterrichtet wurden, vorzugsweise solche, die lich dem geistlichen Stande widmen wollten, doch daneben auch viele Laien. xjii den Klöstern und au den Bischofsitzen wurdeu Bibliotheken und Schulen begründet. So verbreitete sich die Kenntnis der lateinischen Sprache und mit ihr eine höhere Bildung wenigstens durch die oberen Klassen des Volkes. Der Ostfranke Einhard, in der Hofschule gebildet und Karls vertrauter Rat, beschrieb später in'fließenden Latein das Leben des Kaisers. Auf seinen Pfalzen ließ Karl Prachtbauten aufführen, sowohl Kirchen wie Paläste. Trotz vieler Bevorzugung des Fremden in Litteratur und Kunst verlor er doch nicht das Verständnis für deutsche Art. So ließ er die alten Heldenlieder des Volkes sammeln, die freilich später wieder verloren gegangen sind. 814 _ Karl der Große starb im Jahre 814 zu Aachen; sein Grab befindet lich daselbst in der von ihm erbauten Psalzkirche, also innerhalb des heutigen Domes. Karl der Große ist der gewaltigste Herrscher des Mittelalters gewesen; er war gleich groß als Krieger und Eroberer, wie als Gesetzgeber und Staatslenker. c) Ludwig der Fromme und die Reichsteilung. Karls Nachfolger war der einzige ihn überlebende Sohn Ludwig 814-84« genannt der Fromme, 814 — 840, Er besaß nicht die Festigkeit des Willens und die Klarheit der Einsicht, wie sie die schwierige Regierung des weiten Reiches verlangte. Schwach und leicht bestimmbar, ließ er sich oft durch andere, namentlich durch Frauen und Geistliche, zu Maßregeln verleiten, die zu seinem eigenen Unglück und zum Verderben des Reiches führen mußten. Noch im besten Mannesalter erließ er eine Erbfolgeordnung: sein ältester Sohn Lothar wurde Kaiser und Mitregent, von den jüngeren sollte Ludwig Bayern, Pippin Aquitanien erhalten, beide sollten aber dem Reiche Unterthan bleiben. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin vermählte sich Kaiser Ludwig mit Judith, einer Tochter des bayerischen Grafen Welf, und da er dem Lohne ans dieser Ehe, Karl, der spater der Kahle genannt wurde, ebenfalls einen Anteil an dem Erbe zuwenden wollte, so stieß er die Reichsteilung um, geriet aber dadurch mit seinen drei älteren Söhnen in mehrfache Kämpfe. Lothar und die Geistlichkeit wünschten die Reichseinheit, die Brüder Lothars suchten dagegen möglichst große Gebiete für sich zu gewinnen. Bei Kolmar im Elsaß, auf dem „Lügenfelde", trafen die Heere des Kaisers und seiner Söhne aufeinander; da es aber gelang, des Kaisers Heer zum Abfalle zu überreden, so mußte er selbst sich den Söhnen gefangen geben. Um ihn als der Regierung unwürdig und unfähig hinstellen zu können, zwang ihn Lothar zu einer öffentlichen Kirchenbuße. Diese harte Behandlung des Kaisers erregte endlich eine allgemeine Empörung, der auch Ludwig und Pippin sich anschlossen. Dadurch erhielt der Kaiser seine Ehre und die Krone zurück.

19. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 187

1871 - Braunschweig : Wreden
— 187 — 67. Heinrich I. (918—936.) Die Kraft des Stammes der Karolinger war mit Karl und seinen vor ihm geschiedenen beiden trefflichen Söhnen in die Grust hinabgestiegen. Der dritte Sohn, Ludwig, welcher das Reich ererbte, war ein schwacher, unkräftiger Fürst. Wenige Jahre nach seinem Regierungsantritte theilte er das Reich unter seine drei Söhne, von denen Ludwig der Deutsche Deutschland bekam. Von dieser Zeit an trennte sich Deutschland von Frankreich für immer. In Deutschland herrschten die Karolinger nach Karls Tode noch beinahe 100 Jahre. Es war dies aber eine recht traurige Zeit für unser Vaterland. Den meist schwachen Königen gebrach es an der nöthigen Herrscherkraft; mehr und mehr sank ihr Ansehen. Dagegen vermehrten die Herzöge der einzelnen Stämme (Sachsen, Bayern, Schwaben rc.) ihre Macht und mochten dem Könige nicht mehr gehorchen. Endlich starb der früher so mächtige und später so schwache Stamm der Karolinger in Deutschland ums Jahr 911 ganz aus. Da traten die deutschen Fürsten zusammen und wählten sich einen König, der über das Reich herrschen sollte. Ihre Wahl fiel auf den fränkischen Grafen Konrad. Aber trotz seines guten Willens war dieser Fürst nicht im Stande, seine Würde als König den mächtigen Herzögen gegenüber zu behaupten. Nach siebenjähriger Regierung starb er ohne Kinder. Aber auf seinem Sterbebette schlug der wackere Konrad den mächtigen Herzog Heinrich von Sachsen zu_seinem Nachfolger vor, obgleich er früher mit ihm in Unfrieden gelebt hatte. Der edelmüthige, für das Vaterland besorgte Konrad meinte, wenn einer wieder Ordnung in das deutsche Reich bringen könnte, so müsse es der tapfere Heinrich sein, und wir werden sehen, daß er sich nicht irrte. Die Sage erzählt, daß der fromme, mächtige Heinrich von Sachsen, als die Gesandten der Fürsten ihm die Botschaft von seiner Wahl zum Könige gebracht hätten, gerade bei Quedlinburg auf dem Vogel- oder Finkenheerde beschäftigt gewesen sei. Daher erhielt er später den Beinamen des Vogelstellers oder Finklers. Billiger aber hätte man ihn den Großen nennen können, denn er hat die schwere Aufgabe gelöst, in den zwanzig Jahren seiner Regierung Deutschland zur Einheit zu bringen und es wieder zur ersten Macht in der Christenheit zu erheben. Ohne Zaudern folgte Heinrich dem Rufe der Fürsten. Ihm gebührte aber auch in der That vor allen Zeitgenossen die Krone. Er war an Geist und Gaben ein wahrhaftiger König: sein Wuchs war hoch und ehrfurchtgebietend, seine Gestalt schlank, Brust und Arm von gewaltiger Kraft, sein Auge feurig und gebieterisch; er war aber auch am Verstände scharfsinnig, in Rathschlägen bedächtig und gegen die Leute freundlich. Zunächst brachte Heinrich theils durch Strenge, theils durch Milde die widerspenstigen deutschen Herzöge von Schwaben und Bayern zur Anerkennung seiner Königswürde, dann zog er nach Lothringen, dessen Bewohner ihn gerufen hatten, und vereinigte dieses Land mit Deutschland. <00 Jahre blieb es beim deutschen Reiche, bis es endlich wieder durch

20. Realienbuch - S. 33

1897 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
33 § 4. Die Franken eroberten ums Jahr 501 unter dem Könige Chlodwig ganz Gallien. Chlodwig trat später mit den Vornehmsten des Volkes zum Christen- tume über. Seine Nachfolger überließen die Regierung ihren Ministern (Majordomus), unter denen sich Pipin v. Heristall zum erblichen Majordomus machte. Sein Sohn Karl Martell (der Hammer) schlug 732 bei Tours die muhamedanischen Araber, und dessen Sohn Pipin der Kleine machte sich zum Könige der Frau- ken. Sein Sohn Karl der Große, v. 768—814, unterwarf sich nach langen Kämpfen die Sachsen und zwang sie, das Christentum anzunehmen. (Wittekind.) Ebenso besiegte er den Longobardenkönig Desiderius und unterwarf ihn dem Christentum. Aus Dankbarkeit krönte Papst Leo den König Karl im Jahre 800 zum „römischenkaiser". So wurde er oberster Schutz- herr der christlichen Kirche, der dieselbe gegen alle ihre Feinde mit dem Schwerte schützen wollte. — Auch einen großen Teil Spaniens eroberte Karl d. Gr., so daß er nun über Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien herrschte. Die Verbreitung des Christentums war ihm die Hauptsache. Er legte daher in allen er- oberten Ländern Bistümer und Kirchen an und richtete zahlreiche Schulen ein. Am liebsten hielt er sich in Aachen auf. Er starb 814. Sein Nachfolger, Ludwig der Fromme, v. 814—840, teilte schon bei Leb- zeiten das gewaltige Reich unter seine drei Söhne Lothar, Karl (der Kahle) und Ludwig (der Deutsche). Es entstanden aber blutige Kriege zwischen denselben, die endlich im Vertrage zu Verdun 843 damit endeten, daß Ludwig Deutschland, Karl Frankreich und Lothar Italien erhielt. Deutschland ist also seit 843 ein selbständiges Reich. Bonifacins. In Deutschland wurde das Christentum durch irische und angel- sächsische Missionäre ganz besonders den Apostel der Deutschen: Winfried oder Bonifacius, anfangs des 8. Jahrhunderts verbreitet. Winfried war 682 in Eng- land geboren, begab sich 716 nach Deutschland und predigte zuerst in Friesland das Evangelium, jedoch ohne Erfolg. Dann reiste er nach Rom, kehrte aber wieder nach Deutschland zurück und wirkte jetzt in Mitteldeutschland mit mehr Segen. Er grün- dete viele Kirchen und Klöster, setzte Äbte und Bischöfe ein und hatte seinen Sitz in Mainz. Im hohen Alter zog er nochmals nach Friesland, wurde aber von den Friesen bei Dokkum 755 erschlagen und in Fulda begraben. Nach dem Erlöschen des karolingischen Kaisergeschlechts in Deutschland kamen zur Regierung § 5. Die sächsischen und fränkischen Kaiser, a. Die wichtigsten der sächsischen Kaiser waren Heinrich I. v. 919—936 und Otto I. oder der Große v. 936—73. Heinrich I. suchte zunächst Deutschland gegen äußere Feinde, besonders gegen die Ungarn, zu schützen. Er schloß mit ihnen einen 9 jährigen Waffenstillstand. Während dieser Zeit verbesserte er das Heerwesen, übte das Volk im Gebrauch der Waffen, baute viele Städte und befestigte sie, indem er sie mit festen Mauern umgab. Niemand wollte freiwillig in diese Gräber, wie das Volk die Städte nannte, ziehen. Doch Heinrich befahl, daß jeder neunte Mann daselbst wohnen müsse, und die neuen Bewohner dieser Burgen wurden Bürger genannt. Als alles so weit vorbereitet war, sandte, der Sage nach, der Kaiser den Ungarn statt des Tributs einen räudigen Hund, worauf dieselben Lettau, Realienbnch für Sachsen und Thüringen. 3