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1. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 259

1886 - Dresden : Höckner
259 wie gegenber den Unabhngigkeitstendenzen der Italiener, der Czechen und der Magyaren. Bei den Czechen erweckten sprachwissen-schaftliche und historische Studien das Bewutsein ihres Volkstums (Dobrowsky, Palacky, Kollar, der Urheber des Panslavismns); die Magyaren arbeiteten seit 1825, gefhrt von ihrem Adel, auf Wie-derherstellung ihres Staatsrechts hin, schufen eine Litteratur in der Volkssprache (Petfi, Jokaj, 1842 die ungarische Akademie) und ersetzten 1844 die lateinische Amtssprache durch die magyarische. Die Bewegung, beschleunigt durch die Finanznot, begann im niedersterreichischen Landtage und richtete sich zunchst auf die ^ Gewhrung einer Konstitution. Ihr weichend trat Metter- Mrz nich am 13. Mrz 1848 zurck und der Kaiser verhie eine 1848 Reichsversammlung. Daraus forderte die czechifche National-Partei die Wiederherstellung des bhmischen Gesamtstaats und bildete einen Nationalausschu (Graf Thun); in Ungarn wurde der Palatiu Erzherzog Stephan zur Berufung eines neuen libe-ralen Ministeriums (Franz Dek, Ludwig Kossuth) gentigt, neben dem aber in Pest schon ein Sicherheitsausschu auftrat; in Lombardo-Venezien brach der offne Aufstand aus (s. unten S. 268). So war sterreich auer stnde, in die deut-schen Wirren einzugreifen. 3. In Preußen schien trotz der groen Aufregung, die sich in Tumulten und zahllosen Adressen kundgab und durch die Nachricht von der Erhebung in Wien noch gesteigert wurde, alles in geordnete Bahnen geleitet zu sein, da der König am lg 18. Mrz die Berufung des Landtags fr den 2. April und Mrz Antrge auf die Begrndung eines deutschen Bundesstaates ver-hie. Allein aus der begeisterten Huldigung fr den König ging durch Miverstndnis und Aufhetzung ein wtender Barrikaden-kmpf hervor, der, obwohl von den Truppen siegreich gefhrt, doch den König so erschtterte, da er das Militr zurckzog, ein neues Ministerium (Graf Arnim, Schwerin, Auerswald) berief und am 20. Mrz eine allgemeine Amnestie erlie; Prinz Wilhelm ging nach England (am 22. Mrz Begrbnis der Gefallenen). Seine Verheiung aber, sich an die Spitze Deutsch-lands zu stellen, blieb wirkungslos, denn die Kraft des preu-ischen Knigtums war gelhmt, der König selbst von tiefster Abneigung gegen die ganze Bewegung erfllt. So fiel ihre Leitung nicht an die preuische Krone, sondern an den sddeutschen Liberalismus, dem der preuische Staat ganz antipathifch war. 17*

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1. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 358

1872 - Hannover : Hahn
358 der am 7. Juni 1840 seinem Vater Friedrich Wilhelm Iii. auf dem Throne gefolgt war, bereits durch die Patente vom 3. Febr. 1847 dem preuischen Gesammtstaate eine Verfassung zu geben versucht, indem ein Vereinigter Landtag" nach Berlin berufen wurde (11. April). Doch vermochte diesers.chritt das Verlangen des preuischen Volkes nach reprsentativen Reichsstnden nicht zu befriedigen. Daher in den Mrztagen 1848 auch in Preußen groe Ghrung entstand. Am 18. Mrz entlie der König das bisherige Ministerium, versprach eine con-flitutionee Verfassung und seine Mitwirkung zu einer neuen Ge-staltung Deutschlands. Dessen ungeachtet wurde Berlin am 18. 18.19. und 19. Mrz der Schauplatz blutiger Kmpfe, die bei dem vor-Mrz handenen Mitrauen ein leichtes Miverstndni zu entznden ver-1848 mochte. Die vom Könige berufene preuische National-Elution Versammlung trat schon am 22. Mai zusammen. Aber auch ' sie vermochte bei den widerstreitenden Ansichten und Bestrebungen der Parteien ein bleibendes Werk nicht zu Stande zu bringen. Sie wurde nach langen Wirren nach Brandenburg verlegt (Nov. 1848) und daselbst spter aufgelst. Dagegen wurde mit einer neuen aus zwei Kammern bestehenden Versammlung eine Verfassung vereinbart und dieselbe von König Friedrich -6. Febr. Wilhelm Iv. am 6. Febr. 1850 beschworen. 1850 5) Die Hauptquelle des Unmnthes und der Erbitterung der Berfassunq Gemther in Deutschland war jedoch die Art und Weise, wie seit '33jahren die Gesammtinteressen der deutschen Nation durch den Bundestag besorgt wurden. Das Streben nach nationaler (Sinheit hatte daher in den letzten Jahren das deutsche Volk immer mehr durchdrungen. Auch in den Mrz tagen 1848 wurde kein Verlangen allgemeiner und strker ausgesprochen, als das nach solch einer Umgestaltung des Gesammtvaterlandes, wie sie der Gre, der Bildung und'den Interessen der deutschen Nation entspreche. Durch ganz Deutschland forderte man daher die Berufung eines deutschen Parlaments, welches die nationale Wiedergeburt Deutschlands in's Leben rufen sollte. 6) In dieser Absicht versammelten sich am 31. Mrz 1848 in Frankfurt der 600 Männer aus allen Gauen Deutschlands zu einem sogen. Vorparlamente. Diese Versammlung be-schlo unter Zustimmung des Bundestages und damit der Fürsten Deutschlands die Berufung einer constituirenden deutschen 18.Mai.nationalversammlung, welche schon am 18.Mai zufrank-1848 furt erffnet wurde. Die Nationalversammlung whlte am 29. Consti- Juni den Erzherzog Johann von Oeftreich zum deutschen deutsche Reichsverweser. Bald darauf lste sich die Bundesversamm- Nationalver-nuf (19 ^tiili) sammlung. ^ Indessen wollte die deutsche National- oder Reichs-

2. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 280

1886 - Dresden : Höckner
280 b) Verfafsnngsversnche in sterreich; der Konflikt in Preutzen und die Bnndesreformfrage. 1858-1863. 1. In sterreich brach mit dem italienischen Kriege der Absolutismus zusammen. Aber die Versuche, zu einer Verfassung zu gelangen, erweckten sofort den natrlichen Gegensatz zwischen dem Centralismus der Regierung und dem Fderalismus der nichtdeutschen Volksstmme, während die Mehrzahl der Deutschen 5 jenen nur unter liberalen Vorbehalten guthie. Den Anfang Mrz machte die Berufung des verstrkten Reichsrats", einer Notablen-1860 Versammlung, am 5. Mrz 1860; das Oktoberdiplom" 1860 ergnzte diesen durch Landtage in den einzelnen Kronlndern, auch in Ungarn; das Februarpatent" 1861, das Werk des liberalen Ceutralisten v. Schmerling, gliederte den Reichsrat in das Herrenhaus und das Abgeordnetenhaus (aus Delegierten der Eiuzellaudtage). Doch der ungarische Landtag, gefhrt von Franz Dek, forderte 1860 die alte Landesverfassung zurck; in Galizien, Bhmen und Tirol berwogen die Fderalisten, so 20 da der Reichsrat niemals eine Gesamtvertretung wurde und Sept. das Ministerium Belcredi die ganze Verfassung am 20. Sep-1865 tember 1865 wieder sistierte". 2. In Deutschland erweckte der italienische Krieg, der 10 die Stimmung gegen Frankreich mchtig erregte, zuerst wieder Nov. des lange schlummernde Nationalgefhl, und die Schillerfeier 1859 am 10. November 1859 brachte es zum allgemeinen Ausdruck. In die Richtung einer Reform des Bundes mit preuischer Spitze" und mit Ausschlu sterreichs suchte es der Nationalverein (seit dem Sommer 1859) zu lenken; doch stellte sich diesen Klein-deutschen" oder-Gothaern" (s. S. 256) 1860 der grodeutsche Reformverein entgegen. Dt^r 3. Die Einsetzung der Regentschaft des Prinzen 1858 Wilhelm in Preußen am 9. Oktober 1858*), welche die schwere Erkrankung König Friedrich Wilhelms Iv. ntig machte, schien auch fr die deutschen Angelegenheiten entscheidend zu werden. Mit der Berufung eines liberalen Ministeriums (Fürst von Hohenzollern) erffnete Prinz Wilhelm die neue Acta". *) Geboren am 22. Mrz 1797 in Berlin, Sohn König Friedrich Wilhelms Hl. und der Knigin Lnise, erlebte er als Knabe den tiefen Fall Preuens 1806/7, als heranwachsender Jngling die Befreiungskriege, während deren er an dem Feldzuge von 1814 mit Auszeichnung teilnahm (das Eiserne Kreuz am 10. Mrz 1814). Nach der Rckkehr widmete er sich mit besonderem Eifer den militrischen Angelegenheiten (1825 General des

3. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. XXXIII

1904 - Gotha : Perthes
f* Xxxiii Herstellung eines einheitlichen Verkehrsgebietes fr Preußen durch das Zollgesetz (1818) fr Deutschland durch den deutschen Zoll-1833 v erein (durch den Anschlu Baierns, Wrttembergs, Sachsens 1833 zu vorlufigem Abschlu gebracht). Steuerreform: als in direkte Steuern bestehen die Eingangszlle und gewisse Verzehrungssteuern, als direkte die Grundsteuer, Per-sonensteuer und Gewerbesteuer. Iii. Die preuischen und deutschen Verfassungskmpfe. 1840-1861 Friedrich Wilhelm Iv. 1847 Berufung smtlicher Provinzialstnde zu dem Vereinigten Landtag, doch nur zur Bewilligung neuer Steuern. Wie in Preußen, so herrscht auch im brigen Deutschland Mistimmung. 1848 Februarrevolution in Paris. Sturz Ludwig Philipps. Er-richtung der zweiten franzsischen Republik. Die Pariser Revolution ergreift ganz Deutschland, auch sterreich und Preußen. Erhebung der st e r r e i ch i s ch e n Völker, der Ungarn (unterkossnth), Bhmen, Deutschen (Wiener), Italiener. Niederwerfung des bhmischen und Wiener Anfstandes durch Windischgrtz, der Ungarn (mit Hilfe der Russen 1849), der Lombardei durch Radetzky (Nieder-lge Karl Ulberts von Sardinien bei Novara 1849). Am 18. Mrz Revolution in Berlin; am 19. Mrz Abzug der Truppen. Berufung einerpreuischen Nationalversamm-lnng nach Berlin zur Beratung eines Verfassungsentwurfs (auf den 22. Mai). Schlieung der Versammlung durch die in Berlin wieder einrckenden Truppen unter Wrangel (10. Nov.). Herstellung des kniglichen Ansehens. Am 18. Mai Zusammentreten der deutschen Nationalver-samm lnng in der Panlskirche zu Frankfurt a. M. zur Beratung einer Reichsverfassung. Ernennung eines Reichsverwesers (Johanns von sterreich). 1849 Wahl Friedrich Wilhelms Iv. zum deutschen Kaiser (28. Mrz). Widerspruch sterreichs, das nach Niederwerfung der Revolution in den eigenen Gebieten fr den alten Bundestag eintritt. Auf seiner Seite stehen die kniglichen Mittelstaaten und Kurhessen, auf preuischer Seite die Kleinstaaten. Die deutsche Verfassungsfrage ist eine Machtfrage geworden. 1850 Das Ausland (insbesondere Rußland) nimmt fr sterreich und den deutschen Bund Partei. Unter diesem Drucke gibt Preußen Schles-wig, fr das es 1848 in den Krieg getreten ist, an Dnemark preis, gesteht ferner in dem Vertrage von Olmtz die Bundesexekution in Hessen zu und beschickt endlich selbst wieder den Bundestag (1851). 1850 Verffentlichung desprenis ch en Staatsgrundgesetzes. Der König ist im ausschlielichen Besitz der vollziehenden Gewalt, jedoch in der Gesetzgebung an die Zustimmung der beiden Kammern (Herren-haus und Abgeordnetenhaus) gebunden. Die Landesvertretung hat auer an der Gesetzgebung besonders an der Aufstellung des Staats-Haushaltsplans (Budgets) und der Besteuerung Anteil.

4. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 142

1911 - Breslau : Dülfer
142 Die Revolution von 1848 und die darauf folgende Reaktion. 3. Endlich entschlo sich der König auf das fortgesetzte Drngen der Kon-servativen (Bismarck, Rauch, Gerlach u. a.), dem Zustande vlliger Ratlosigkeit ein Ende zu machen. Nachdem schon im September dem energischen General Wrangel der Oberbefehl in den Marken bertragen worden war, berief Friedrich Wilhelm das sogenannte Ministerium der rettenden Tat" (Graf Brandenburg, Manteuffel u. a.) zur Wiederherstellung der gefhrdeten Ordnung im Staate (9, November). Anmerkung. Die Berufung Bismarcks ins Ministerium lehnte der König mit der Bemerkung ab: Nur zu gebrauchen, wenn das Bajonett schrankenlos waltet." Bismarck galt damals somit als rcksichtsloser Reaktionr. Arn <o. November rckte !vrangel mit den Truppen in Berlin ein, die National-Versammlung wurde vertagt und, um sie aus dem Banne des Berliner Radikalismus zu befreien, nach Brandenburg verlegt. !Viderstandsversuche des Pbels blieben dem energischen Eingreifen des Militrs gegenber erfolglos, und der Beschlu der National-Versammlung, die Steuerzahlung zu verweigern, fand im Lande keinen Anklang. Am 5. Dezember lste der König die Nationalversammlung auf und erlie da die parlamentarischen Beratungen kein Ergebnis gezeitigt hatten von sich aus eine Verfassung, die den liberalen Wnschen sehr weit entgegenkam. 4. Die nach der Wahlordnung der neuen Verfassung im Februar 18^9 zusammentretenden neuen Kammern (eine Erste und eine Zweite Kammer) sollten die Der-fassung einer Revision unterziehen. Da aber die sehr starke radikale Minoritt der Zweiten Kammer dem als reaktionr verschrienen Ministerium Schwierigkeiten bereitete, wurde schon ith April die Erste Kammer vertagt, die Zweite aufgelst und fr die Neuwahlen eine neue Wahlordnung (das noch Heute geltende Dreiklassensystem) oktroyiert. Die nach diesem Modus gewhlte Zweite Kammer zeigte sich den Absichten der Regierung gegenber gefgiger. Am 3v Januar (850 wurde die noch jetzt bestehende revidierte Verfassung angenommen und vom Könige am 6, Februar beschworen. Die revidierte Verfassung war viel weniger liberal als die vom 5. Dezember 18^8. Die Gewalt der Kammern wurde durch die Rechte der Krone wesentlich eingeschrnkt. (Der König ist im Besitze der ausbenden Gewalt; er verkndigt die Gesetze, die nur mit seiner Genehmigung gesetzliche Kraft erlangen, er beruft und entlt die Minister und ernennt auch alle andern Staatsbeamten, er Hat den (Oberbefehl der Heer und Marine, ihm steht das Recht der Kriegserklrung und Friedensschlieung sowie der Berufung und Auflsung der Kammern zu.) Wenn auch durch diese energische Betonung der monarchischen Gewalt der Entwicklung einer Parlamentsherrschaft ein Riegel vorgeschoben ward, so bedeutete die neue Verfassung, mit der die konstitutionelle Bewegung in Preußen auf lange Zeit abgeschlossen wurde, dennoch unzweifelhaft den endgltigen bergang des preuischen Staates zum Konftitutionalismus (Gewhrleistung aller wesentlichen konstitutionellen Rechte: Gleichheit aller Staatsbrger vor dem Gesetz, Beseitigung der Standesunter-schiede, Freiheit des Bekenntnisses und der wissenschaftlichen Forschung 2c.). Damit aber war die Voraussetzung erfllt, deren Fehlen bisher ein schweres Hindernis fr die Durchfhrung der nationalen Aufgabe des preuischen Staates gewesen war. Anmerkung. Das Jahr 1848 fhrte auch in der preuischen Polenpolitik eine folgenschwere Wendung herbei. Seit dem Sturze Flottwells war der gropolnischen Agitation in Preuisch-Polen Tor und Tr geffnet. Die nach d^m Siege der Demokratie in den Berliner Mrztagen freigegebenen polnischen Verschwrer von 1846 hatten nichts Eiligeres zu tun, als zum Danke fr ihre Amnestierung in Posen zum Aufstand gegen die preuische Regierung aufzureizen. Der Erzbischof Przylucki brachte an der Spitze einer groen polnischen Depu-tation die Forderungen der Polen in Berlin zur Sprache und erhielt (24. Mrz) vom Ministerium die Zusage einer nationalen Reorganisation des Groherzog-tums Posen; schon bezeichneten die Fhrer der polnischen Bewegung ganz offen die

5. Der Lehrstoff der ersten Klasse - S. 43

1905 - Breslau : Hirt
202. Die Zeit Friedrich Wilhelms Iv. 43 4. Nachgiebigkeit des Knigs und Volksherrschaft in Berlin. Um Mitternacht zog der König die siegreich vordringenden Truppen zurck. Eiue neu eingerichtete Brgerwehr, die mit Waffen aus dem Zeug-Hause ausgerstet wurde, bernahm den Schutz der Personen und des Eigentums. Selbst aus dem Schlohofe zogen die Truppen ab,- Prinz Wilhelm von Preußen kam zu spt, um es zu verhindern. Das Ministerium Bodelschwingh nahm seine Entlassung, und ein freisinniges unter dem Vorsitze des Grafen Arnim trat an seine Stelle. Eine neue Kundgebung des Knigs: An Meine lieben Berliner!*) mahnte das Volk zur Migung und sicherte allen Straffreiheit. Hrt die vterliche Stimme Eners Knigs, Bewohner Meines treuen und schnen Berlins, und vergesset das Geschehene, wie Ich es vergessen will und werde in Meinem Herzen, um der groen Zukunft willen, die unter dem Friedenssegen Gottes fr Preußen und durch Preußen fr Deutsch-laud anbrechen wird?" Eine groe Demtigung stand dem Könige noch bevor. Der Pbel drngte sich mit den Leichen der Gefallenen dicht ans Schlo heran, und der König entschlo sich auf Drngen seiner Umgebung, auf den Balkon zu treten, um den Zug an sich vorberziehen zu lassen. Zurufe des Pbels veranlagen ihn, sein Haupt zu entblen. Am 21. Mrz erklrte Friedrich Wilhelm in einem Aufrufe an die deutsche Nation, da er sich zur Wiedergeburt Deutschlands an die Spitze des Vaterlandes stellen werde. An demselben Tage unternahm er mit den anwesenden knig-lichen Prinzen, Ministern und Generalen vom Schlosse aus eiueu Um-ritt in Berlin, eine schwarz-rot-goldne Binde am Arme tragend. Eine neue Order des Knigs, am Abende dieses Tages erlassen, enthielt den vielbesprochenen Satz: Preußen geht fortan in Deutschland auf." Am 22. Mrz begrub man die aus dem Volke Gefallenen auf dem Friedrichshaine, einem zu Gartenanlagen umgeschaffenen Hgel vor dem Landsberger Tore. Der Zug, an dem wohl 20000 Menschen aus allen Klassen der Bevlkerung teilnahmen, ging abermals am Kniglichen Schlosse vorber. Wiederum stand der König auf dem Balkon und hielt sein Haupt so lange entblt, bis die 187 Srge mit den Toten vorber waren. 5. Die Preuische Nationalversammlung. Eine Knigliche Order bestimmte, da nicht der Vereinigte Landtag, sondern eine nach einem neuen Wahlgesetze berufene Versammlung die Verfassung beraten solle. Diese Versammlung wurde am 22. Mai 1848 vom Könige erffnet. Von den Ministern wurde ein Verfassungsentwurf vorgelegt, der fr beide Kammern das allgemeine Wahlrecht vorschrieb, fr die Erste Kammer aber die Whlbarkeit an einen hohen Zensus knpste und dem *) Quellenbuch S. 376.

6. Geschichte der Neuzeit seit dem Jahre 1648 - S. 146

1910 - Leipzig : Voigtländer
146 Preuische Verfassung. Deutsches Parlament. __94 Putsch-jfammlung1) nacf) Berlin. Anein der Pbel bedrohte hier sogar die versamm- Abgeordneten, und es kam zu einem Sturm auf das Zeughaus. Daher Iunfl zog General Wranael mit seinen Truppen in die Hauptstadt ein und verhngte den Belagerungszustand. Die Nationalversammlung wurde vertagt, sodann nach Brandenburg verlegt und, da die Ver-Handlungen mit der demokratischen Mehrheit fruchtlos blieben, durch Ihre Auf- den Minister Grafen Brandenburg Anfang Dezember aufgelst. lbfun9 Der ftfiniq oktronierte d. h. legte zur Vereinbarung mit ihm Verfassungi^em Landtage vor eine Verfassung, die liberaler war, als man cri85oms erwartet hatte; nach einer Revision durch den Landtag trat sie am 31. Januar 1850 mit ihrer Verffentlichung in Kraft. Sie enthielt zunchst theoretische Bestimmungen der die per-gttlichen Rechte des Staatsbrgers, sodann Bestimmungen der die allgemeine Wehr- und Schulpflicht. Der König hat die vollziehende Gewalt und den Oberbefehl der das Heer; das Recht der Gesetzgebung teilte er mit der Volksvertretung (Nheres siehe im Anhange A). Ihr Steuerbewilligungsrecht bezieht sich nur auf neue Steuern. Patrimonialgerichtsbarkeit und Polizeigewalt der Gutsherrn blieben im allgemeinen beseitigt. Gesetzlich wurde erst 1850 die Regulierung (S. 109) auch fr die kleinen Bauemstellen gestattet; aber die meisten waren bereits von den Grogrundbesitzern eingezogen. 4. Das deutsche Parlament in Frankfurt. Wie fr Preußen, so sollten auch fr ganz Deutschland neue verfassungsmige Zustnde geschaffen werden. Vom Volke allein ging die Bewegung aus. Nachdem der Bundestag im Mrz 1848 seine Zustimmung zur Wahl von Abgeordneten fr den Entwurf einer neuen Reichsverfassung gegeben hatte, traf eine Versammlung von etwa 600 Mitgliedern verschiedener deutscher Landtage, das Vorparlament", die Vorbereitungen zu den Wahlen. Am 18. Mai trat das Deutsches deutsche Parlament in Frankfurt in der Paulskirche zu-Frankfurt sammen. Es war aus allgemeiner, direkter Volkswahl hervorgegangen, zhlte die geistig und sittlich bedeutendsten Männer Deutschlands zu seinen 586 Mitgliedern, z. B. Arndt, llhland-), Jakob Grimm, Dahl- i) Unter den 402 Volksvertretern waren wenige hervorragende Männer die meisten befanden sich in Frankfurt das Volk sprach von einem Tagelhnerparlament. Die Linke wollte den Zusatz König von Gottes Gnaden streichen und beschlo Steuerverweigerung. . , . 3) Ex tat den Ausspruch: Es wird kein Haupt der Deutschland leuchten, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Oles gesalbt ist."

7. Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 268

1916 - Stuttgart : Bonz
268 auf zehn Jahre. Das Jahr darauf whlte es ihn fast einstimmig 1852. zum Kaiser. ' a 2. Die Revolution in sterreich. Die Februarrevolution ent-zndete auch auerhalb Frankreichs revolutionre Bewegungen. Be-sonders strmisch ging es in sterreich zu, wo Fürst Metternich seit der Zeit der Befreiungskriege in streng konservativem Sinn die Geschfte geleitet hatte. Jetzt fegte der Sturm ihn weg. Das Kaiserreich schien sich in seine Bestandteile auflsen zu wollen. In Wien und Prag, in Mailand und Pest brachen Aufstnde aus. In Italien glaubte der König von Sardinien die Zeit gekommen, die sterreicher aus Mailand und Venedig zu vertreiben und ein geeinigtes italienisches Reich herzustellen, und begann den Krieg mit sterreich. Ungarn erhob sich und machte sich von sterreich unabhngig. Auf die Kunde von der Erhebung Ungarns brach auch in Wien der Aufstand aus, der Kriegsminister wurde greulich er-mordet, der Kaiser zur Flucht gentigt. Der Kaiserstaat, an dessen Spitze mitten unter den Strmen Kaiser Franz Joseph I. 1848. (Dez. 1848) trat, zeigte sich doch strker, als viele meinten. Wien wurde schon im Oktober im Sturm genommen. Die Besitzungen in Italien, die Lombardei und Veuetieu wurden von dem tapferen General Radetzky zurckerobert und in siegreichem Kampf behauptet (18481849). Auch Ungarn wurde nach schweren Kmpfen mit russischer_ Hilfe wieder zur Unterwerfung gebracht (1849). Der sterreichische Einheitsstaat wurde noch einmal wiederhergestellt. 3. Die Revolution in Deutschland. Auch in Deutschland kam es auf die Kunde von dem Ausbruch der Februarrevolution in Paris zu bedenklichen Erschtterungen. Fast berall fgten sich die Regierungen den strmischen Forderungen, a. In Preußen hatte der König Friedrich Wilhelm Iv. sich lange der Forderung einer Verfassung widersetzt, aber schon im Jahr 1847 einen vereinigten Landtag" berufen, der freilich nicht allen Wnschen gengte. Jetzt bewilligte er die meisten freiheitlichen Forderungen und kndigte namentlich eine freie Verfassung fr Preußen an. Trotzdem brach am 18. Mrz 1848 ein Aufstand aus. Die Truppen wurden desselben ohne groe Mhe Meister. Aber der König, dem der Straenkampf zu Herzen ging, befahl die Einstellung des Kampfes, und infolge eines Miverstndnisses wurden die Truppen aus der Stadt gefhrt. Einige Monate war die Ordnung gelockert, die Regierung fast machtlos. Dann raffte der König sich auf. Ein neues Ministerium lie Truppen in Berlin einrcken und stellte die Ordnung wieder her. Zugleich gab der König dem Lande eine freisinnige Verfassung. b. Durch ganz Deutschland ging das Verlangen, da an der Stelle des Deutschen Bundes ein wirklich einiges und starkes deutsches Reich hergestellt werde. So versammelte sich im Mai

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 160

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
160 Gesetzentwrfen. Deshalb lste sich der Vereinigte Landtag bereits nach zwei Monaten wieder auf. Bald daraufbrach in Paris ^Februarrevolution aus (Siehe S. 152), welche den Thron Louis Philipps strzte und Frankreich abermals in eine Republik verwandelte. Auch in Deutschland entstand eine allgemeine Bewegung, in welcher der Geist der Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhltnissen und das Streben nach freiheitlichen Ver-fassungen sowie nach Bildung eines deutschen Parlaments sich kundgaben. Namentlich in Preußen rief die Februarrevolution eine so gewaltige Aufregung hervor, da der König am 14. Februar 1848 den Vereinigten Landtag auf den 27. April nach Berlin berief. Aber schon in den folgenden Tagen trat in der Be-vlkerung von Berlin eine groe Bewegung hervor. Am 18l&48ra 18, Mrz erschien im Schlosse eine Deputation, welcher der König Entlassung des bisherigen konservativen Ministeriums, beschleunigte Einberufung des Landtages, Umgestaltung des deutschen Staatenbundes und eine konstitutionelle Verfassung versprach. Ein frohes Gefhl ging durch die Massen, die sich nach dem Schloplatze begaben, um dem Könige fr diese Kundgebung zu danken. Friedrich Wilhelm erschien zweimal auf dem Balkon des Schlosses, seine Versprechungen wiederholend, und wurde mit tausendstimmigem Jubel be-grt. Pltzlich wurden aber von unbekannter Hand zwei Gewehrschsse abgefeuert, die das Volk in furchtbare Auf-regung versetzten. Mit dem Rufe: Wir sind verraten! Zu den Waffen!" flog die Menge auseinander. In wenigen Stunden war die Stadt verbarrikadiert und das Volk unter Waffen. Ein blutiger Straenkampf entstand, in welchem das Militr die Straen und Huser erstrmte, während diese von den Dchern herab durch einen Hagel von Steinen verteidigt wurden. Der König, von tiefstem Schmerze der solche Auftritte durchdrungen, erlie in der Nacht eine Proklamation im herzlichsten Tone, in welcher er die Menge beschwor, vom Kampfe abzulassen und sein knigliches Wort gab, das Militr zurckzuziehen, wenn die Brger sich in geziemender Weise an ihn wendeten. Am andern Morgen empfing er eine Deputation, auf deren Bitten er, um weiteres Blut-vergieen zu vermeiden, die siegreichen Truppen zurckzog, die Bildung einer Brgerwehr genehmigte und die Berufung

9. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 214

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
214 Geschwornengerichte, Volksbewaffnung und Vereinsrecht, Verminderung der Abgaben und Freiheit der Presse, und die Regierungen sahen sich gezwungen, diesen Forderungen zu willfahren. Fast berall wurden die Ministerien gewechselt und mit freisinnigen Mnnern besetzt. In einigen deutschen Lndern kam es sogar zum Regentenwechsel. So entsagte der König Ludwig I. von Bayern der Krone und bergab sie seinem Sohne Maxi-milian Ii., dem Begnstiger von Kunst und Wissenschaft. Die Entschei-dung fr Deutschland lag in der Haltung der beiden Gromchte fter-reich und Preußen, und mit gespannter Erwartung blickten aller Augen nach Wien und Berlin. In sterreich, wo nach dem Tode Franz I. (1835) sein Sohn Ferdinand!, gefolgt war, begann die Bewegung in Wien am 13. Mrz 1848. Der Volksha wandte sich hier vor allem gegen Metternich, den Urheber der bisherigen Politik; er mute sein Amt niederlegen und entfliehen. Der Kaiser Ferdinand lie eine Reichsversammlung berufen, um mit ihr eine Verfassung zu beraten. Aber noch ehe die Ausgabe gelst war, brach im Oktober 1848 ein neuer Aufstand los, der jedoch nach der Einnahme der Stadt durch die Truppen blutig gestraft wurde. Kaiser Ferdinand war hierber so verstimmt, da er am 2. Dezember 1848 zu Gunsten seines 18jhrigen Neffen Franz Joseph der Krone entsagte. Der junge Kaiser lste den Reichstag auf und gab im Mrz 1849 eine Gesarnt-versassung, die jedoch 1851 widerrufen wurde. Die Mrztage in Berlin und die preuische Verfassung. Auch in Preußen rief die Februarrevolution eine so groe Aufregung hervor, da der König Friedrich Wilhelm Iv. sich veranlat fhlte, am 14. Mrz 1848 den vereinigten Landtag auf den 27. April nach Berlin einzuberufen. Die Bewegung wuchs aber in Berlin in immer mehr bedrohlicher Weise. Abordnungen ans Berlin und aus den Provinzen verlangten von dem Könige eine unbedingte Annahme der liberalen Forderungen, er machte bedingte Zugestndnisse. Als aber der Barrikadenbau in den Straen Berlins ismr 6e9ann' ^sprach er am 18. Mrz durch ein Patent wegen beschleunigter ^Einberufung des Vereinigten Landtages"* eine konstitutionelle Verfassung fr Preußen und seine Mitwirkung fr Verbesserung des deutschen Bundes. In groen Scharen zog nun die Bevlkerung Berlins auf den Platz vor dem kniglichen Schlosse, um unter lautem Jubel dem Könige zu danken, der vom Balkon des Schlosses herab noch einmal seinen wichtigen Entschlu verkndete. Da wurden pltzlich von unbekannter Hand zwei Gewehrschsse abgefeuert, die das Volk in unbeschreibliche Aufregung versetzten. Die Menge schrie: Wir sind verraten. Zu den

10. Deutsche Geschichte von der Thronbesteigung Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 329

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Vierter Abschnitt. Wilhelm I. 329 die Krone tragen". Zum Andenken an die Krnung stiftete der König den Kronenorden. g) Die Berufung Bismarcks als Ministerprsident. Seine Stellung zur deutschen Frage. Als der Konflikt sich immer mehr verschrfte, berief der König den preuischen Gesandten am Pariser Hofe, Otto von Bis-marck-Schnhausen, in das Ministerium (24. September 1862); 1862 vierzehn Tage spter ernannte er ihn zum Ministerprsidenten und Minister der auswrtigen Angelegenheiten (8. Oktober). Es war der ent-scheidende Wendepunkt in der Regierung Wilhelms I. Geboren am I.april 1815 aus dem Gute Schnhausen in der Altmark, erhielt Bismarck seine Vorbildung auf einem Berliner Gymnasium und studierte dann die Rechtswissenschaft. Nach dem Tode des Vaters bernahm er die Ver-waltung der vterlichen Gter. Im Jahre 1847 war er Mitglied des Vereinigten Landtages, 1849 der preuischen Nationalversammlung. Von 1851 bis 1859 vertrat er Preußen am Bundestage, von 1859 bis 1862 in St Petersburg und vom Frhling bis zum Herbste des Jahres 1862 in Paris. Nach seinem Eintritt in das Ministerium blieb er der leitende Staatsmann Preuens bis zu seiner Verabschiedung am 20. Mrz 1890. Als solcher hatte er an der Grndung 1890 des Deutschen Reiches hervorragenden Anteil. Von 1867 bis 1871 bekleidete er zugleich das Amt eines Bundes-, von 1871 bis 1890 das eines Reichskanzlers. 1865 wurde er in den Grafen-, 1871 in den Frstenstand, 1890 zum Herzog von Lauenburg erhoben. Er starb 1898 und liegt in Friedrichsruh bei Hamburg begraben. Bismarck focht zunchst den Kampf der Krone mit dem Parlamente siegreich aus und sicherte dadurch den Bestand der Heeresreform. Zugleich aber nahm er die Lsung der deutschen Frage in die Hand. Beides hing auf das engste zusammen, da Preußen nur gesttzt auf ein tchtiges Heer hoffen durfte, an die Spitze Deutschlands zu gelangen. Nicht durch Reden und Majorittsbeschlsse", so erklrte der neue Ministerprsident, werden die groen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut." Als daher Kaiser Franz Joseph die deutschen Fürsten nach Frankfurt einlud (1863), um der die Verbesserung der Bundes-Verfassung zu beraten, versagte König Wilhelm auf den Rat Bismarcks seine Teilnahme und bewirkte dadurch, da die sterreich freundlichen Be-schlsse des Frstentages erfolglos blieben. h) Der deutsch-dnische Krieg des Jahres 1864. 1864 a) Der Erla der gemeinsamen Verfassung fr Dnemark und Schleswig. Die eiderdnische Partei (S. 323) setzte es schlielich bei der dnischen Volksvertretung durch, da fr Dnemark und Schleswig eine gemeinsame Verfassung angenommen wurde. Bevor der König Friedrich Vii. seine Unterschrift gegeben Hatte, starb er (15. November 1863). Mit ihm erlosch der Mannesstamm des dnischen Knigshauses.

11. Deutsche Geschichte von der Thronbesteigung Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 329

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Vierter Abschnitt. Wilhelm I. 329 von Gottes Gnaden die Krone tragen". Zum Andenken an die Krnung stiftete der König den Krone norden. g) Tie Berufung Bismarcks als Ministerprsident. Seine Stellung zur deutschen Frage. Als der Konflikt sich immer mehr verschrfte, berief der König den preuischen Gesandten am Pariser Hofe, Otto von Bismarck-Schnhausen, in das Ministerium (24. September 1862); 1862 vierzehn Tage spter ernannte er ihn zum Ministerprsidenten und Minister der auswrtigen Angelegenheiten (8. Oktober). Es war der ent-scheidende Wendepunkt in der Regierung Wilhelms I. Geboren am 1. April 1815 auf dem Gute Schnhausen in der Altmark, erhielt Bismarck seine Vorbildung auf einem Berliner Gymnasium und studierte dann die Rechtswissenschaft. Nach dem Tode des Vaters bernahm er die Ver-waltung der vterlichen Gter. Im Jahre 1847 war er Mitglied des Vereinigten Landtages, 1849 der preuischen Nationalversammlung. Von 1851 bis 1859 vertrat er Preußen am Bundestage, von 1859 bis 1862 in St Petersburg und vom Frhling bis zum Herbst des Jahres 1862 in Paris. Nach seinem Eintritt in das Ministerium blieb er der leitende Staatsmann Preuens bis zu seiner Verabschiedung am 20. Mrz 1890. Als solcher hatte er an der Grndung 1890 des Deutschen Reiches hervorragenden Anteil. Von 1867 bis 1871 bekleidete er zugleich das Amt eines Bundes-, von 1871 bis 1890 das eines Reichskanzlers. 1865 wurde er in den Grafen-, 1871 in den Frstenstand, 1890 zum Herzog von Lauenburg erhoben. Er starb 1898 und liegt in Friedrichsruh bei Hamburg begraben. Bismarck focht zunchst den Kampf der Krone mit dem Parlament siegreich aus und sicherte dadurch den Bestand der Heeresreform. Zugleich aber nahm er die Lsung der deutschen Frage in die Hand. Beides hing auf das engste zusammen, da Preußen nur gesttzt auf ein tchtiges Heer hoffen durfte, an die Spitze Deutschlands zu gelangen. Nicht durch Reden und Majorittsbeschlsse", so erklrte der neue Ministerprsident, werden die groen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Blut und Eisen." Als daher Kaiser Franz Joseph die deutschen Fürsten nach Frankfurt einlud (1863), um der die Verbesserung der Bundes-Verfassung zu beraten, versagte König Wilhelm auf den Rat Bismarcks seine Teilnahme und bewirkte dadurch, da die sterreich freundlichen Be-schlsse des Frstentages erfolglos blieben. h) Der deutsch-dnische Krieg des Jahres 1864. 1864 <z) Ter Erla der gemeinsamen Verfassung fr Dnemark und Schleswig. Die eiderdnische Partei (S. 323) setzte es schlielich bei der dnischen Volksvertretung durch, da fr Dnemark und Schleswig eine gemeinsame Verfassung angenommen wurde. Bevor der König Friedrich Vii. seine Unterschrift gegeben hatte, starb er (15. November 1863). Mit ihm erlosch der Mannesstamm des dnischen Knigshauses.

12. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 140

1911 - Breslau : Dülfer
140 Die Revolution von 1848 und die darauf folgende Reaktion. hatte, erklrte der Minister von Bodelschwingh kurzerhand, da die Regierung ihre Beschlsse bereits gefat habe, und da das Gutachten der Ausschsse daran nichts ndern knne. _ 3. Da der versuch, die vereinigten Ausschsse als Reichsstnde gelten zu lassen, gescheitert war, sah sich der König, der sich an das Staatsschuldengesetz von [820 gebunden hielt, wider seinen lvillen in der Verfassungsangelegenheit zu weiteren Schritten gedrngt. Denn es erwies sich jetzt als unbedingt notwendig, fr den Ausbau strategisch und politisch wichtiger (Eisenbahnlinien neue Anleihen aufzunehmen. Nach langwierigen Verhandlungen im Staatsrat und im Ministerium verffentlichte daher Friedrich Wilhelm Iv. am Z. Februar 18^7 ein patent, nach welchem knftig nicht mehr blo die vereinigten Ausschsse, sondern die gesamten j)rovinziallandtage auf jeweiligen Befehl des Knigs zusammentreten sollten. Der vereinigte Landtag sollte aus einer Herrenkurie und einer Kurie der brigen Stnde bestehen und nur in Steuer* und Anleihefachen beschlieende Befugnis besitzen. Daneben sollten in Zeitrumen von vier zu vier Jahren die vereinigten Ausschsse zusammentreten, um sich an der Gesetzgebung beratend, nicht aber beschlieend zu beteiligen. Inzwischen war aber die politische (Erregung im Lande so gewachsen, da den Radikaleren die Gabe des Knigs nicht gengte und in der Publizistik manche Stimme die schroffe Ablehnung dieses Surrogats einer Verfassung forderte (Heinrich Simon). Am April J8<$7 trat der vereinigte Landtag zusammen. (Es war nach Geistesgaben, sittlicher Haltung, Ruhe und Mahalten in der (Errterung eine der glnzendsten parlamentarischen Versammlungen, die Deutschland gesehen hat. . . . Gleichwohl konnte der König mit dem vereinigten Landtage nicht auskommen. Der König empfing die Herren mit einer prchtigen Rede, die aber jede anders geartete Volksvertretung als die angeblich vor ihm stehende a limine ablehnte und noch mehr jede Verfassung abwies: denn er habe feine Gewalt von Gott, und nie werde er zugeben, da sich zwischen unfern Herrgott im Himmel und das preuische Volk ein beschriebenes Blatt Papier drnge gleichsam als Vorsehung." I" den Verhandlungen des Landtages kam der Gegensatz zwischen der Auffassung des Knigs und der der berwiegenden Majoritt des Hauses in voller Schrfe zum Ausbruch (Streit der die Form der Dankadresse an den König, ungndige Aufnahme derselben beim Könige). Bei der Beratung der in Frage stehenden Finanzobjekte aber (Bahn Berlinknigsberg, Grndung einer Landrentenbank) erklrte sich der vereinigte Landtag wegen mangelnder Rechte fr unzustndig. Der König sah seine Absichten vereitelt und schickte den vereinigten Landtag nach Hause. Anmerkung. Prinz Wilhelm von Preußen, der schon die Berufung der Vereinigten Ausschsse lebhaft bekmpft hatte, wandte sich auch mit aller Schrfe gegen die Einberufung des Bereinigten Landtages, weil er in einem Steuerbewilligungsrecht der Stnde vor allem eine Gefhrdung des Heerwesens erblickte. Friedrich Wilhelm aber erteilte seinem Bruder eine scharfe Zurechtweisung, und der Prinz blieb von allen Verfassungsberatungen auf lange Zeit ganz ausgeschlossen. . Der Ausbruch der politischen Unruhen des Jahres 1848 bewog den König zuletzt doch dazu, die Forderungen seines Volkes durch Ge-Whrung einer konstitutionellen Verfassung zu bewilligen. [ Friedrich Wilhelm Iv. betrachtete die (Einberufung des vereinigten Landtages als den Abschlu des ganzen Verfassungswerkes, während das preuische Volk darin nur den Anfang der Begrndung einer neuen Staatsform zu erblicken vermochte. Als daher der König in gnzlicher Verkennung des (Ernstes der politischen Lage noch immer mit der Gewhrung weiterer Zugestndnisse zgerte, selbst dann noch, als sich die Revolution schon den Grenzen feines Staates zu nhern begann, wurde auch das preuische Volk von der strmischen Bewegung der Zeit ergriffen. Die im letzten Augenblick erteilten geringfgigen Konzessionen (Periodizitt des Landtages, Ankndigung einer Reform des pregefetzes) vermochten den Ausbruch der Revolution nicht mehr zu verhindern. Die Bevlkerung der Hauptstadt, die schon seit den ersten

13. Abriß der Geschichte der neueren Zeit - S. 161

1879 - Braunschweig : Vieweg
Das Jahr 1848 in Deutschland und Oesterreich. 161 Nachdem die ungarische Stndetafel am 3. Mrz 1848 in einer Adresse 1848 ausgesprochen: eine Verbindung der verschiedenen Völker des Reichs knne nur durch den Constitutionalismns gesichert werden", entstand auch in Wien eine lebhafte Bewegung. Kaiser Ferdinand I. sah sich genthigt, den hartnckig an seinem alten System haltenden Fürsten Metternich zu ent-lassen und zum 22. Juni einen Reichstag fr die gefammte sterreichische Monarchie zur Entwerfung einer Reichsverfaffnng zu berufen. Doch vermochte der Reichstag die Interessen der verschiedenen N a t i o n e n des Reiches nicht zu einigen. Des Regierens mde legte Ferdinand die Krone nieder, um sie seinem Neffen, dem 18jhrigen Franz Joseph, zu bergeben. Auf die treuen Heere und deren tchtige Fhrer gesttzt, nahm dieser vor Allem daraus Bedacht, die abtrnnigen Kronlnder, Italien und Ungarn, zu unterwerfen, was erst nach vielem Blutvergieen gelang. Das Beispiel der Wiener Unruhen im Mrz 1848 steigerte auch in Berlin, besonders unter dem zahlreichen gemeinen Proletariat, die Ghrung. Der König hoffte dieselbe, im Vertrauen auf die unbezweifelte Anhnglichkeit feines Volkes, Anfangs durch Verweisung auf die neue Berufung des Vereinigten Landtages" (der fmmtlichen Provinzen) zu beschwichtigen. Gegen die Massentumulte der Proletarier schritt inde das Militr rcksichtslos ein. Zum 1. August 1849 wurde auf Grund eines neuen Wahlgesetzes (nach 3 1849 Steuerklassen) ein Landtag" einberufen, welchem der Minister Graf Brandenburg bei der Erffnung verkndigte: Die Einheit Deutschlands, dar-gestellt durch eine einheitliche vollziehende Gewalt, und die Freiheit der deutschen Nation, gesichert durch Volksvertretung mit legislativer Besngni, ist und bleibt das Ziel unseres Strebens." Am 6. Februar 1850 beschwor 1850 König Friedrich Wilhelm 1y. die mit dem Landtage vereinbarte Verfassung vom 31. Januar 1850, wodurch Preußen in die Reihe der Constitution nellen Staaten eintrat.*) Auf Preußen ruhete fortan die Hoffnung fr die Zukunft Deutschlands, schon weil es der mchtigste rein-deutsche Staat war; und jetzt hatte es auch an Achtung gewonnen, indem es den revolutionren Zustnden gegenber seine sichere Haltung bewahrte, wobei eben so sehr sein wohlgeordnetes Finanzwesen wie das Zusammenstehen des volkstmlichen Heeres und der Landwehr fr die Staatsordnung die Grundlage bildete. Doch blieben die von Berlin ausgehenden Versuche zur Begrndung eines deutschen Bundes-staates unter Preuens Fhrung mit Ausschlu Oesterreichs zunchst ohne Erfolg. Dagegen forderte am 26. April 1850 Oesterreich alle deut- April sehen Bundesglieder zu der wiederzuerffnenden Plenar-Verfammlung nach dem herkmmlichen Bundesrecht auf. Preutzen entgegnete (3. Mai): die Bundes-Vers ammlung sei durch rechtskrftigen *) Durch ein Gesetz vom 12. Mrz 1850 wurden die hohenzollernschen Lande, deren Fürsten vertragsmig auf die Regierung verzichteten, Preußen einverleibt. Assmann-Meyer, Abri ?c. m. 11

14. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 161

1913 - Breslau : Hirt
94 Die Folgen der Februarrevolution. 161 durch die Gesamtverfassung fr die Monarchie aufgehoben wurde, sprach der ungarische Reichstag auf Kossuths Antrag die Absetzung des Hauses Habsburg aus. Nachdem auch Ofen in die Hnde der Ungarn gefallen mar, erlangte Franz Joseph in einer persnlichen Zusammenkunft mit Kaiser Nikolaus in Warschau die Zusage russischer Hilfe. Durch den Doppelangriff der Russen und sterreicher wurde der Aufstand endlich berwltigt. Die Fhrer der Ungarn flchteten, die Verfassung wurde aufgehoben. Unterdessen waren die sterreicher auch in Italien siegreich gewesen. Kriegen Die aufstndischen Lombarden und Venezianer, die König Karl Albert von Sardinien untersttzte, wurden vom Feldmarschall Radetzky bei Cnstozza (unweit Verona, Juli 1848) und nach lngerer Waffenruhe bei Novara (westlich vom Tessin, Mrz 1849) besiegt. Hierauf dankte.karl Albert zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel Ii. ab, der mit Oster-reich Frieden schlo. Nach Einnahme Venedigs, wo eine Republik ge-grndet worden war, wurde das lombardisch-venezianische Knigreich wieder-hergestellt. Die nationale Bewegung in Italien hatte somit zu keinem Ergebnis gefhrt. Den Papst Pius Ix., der durch einen Aufstand aus Rom vertrieben worden war, fhrte Louis Napoleon zurck. In Preußen, wo ebenfalls an verschiedenen Stellen, so in Posen ms^ und der Rheinprovinz, Unruhen ausgebrochen waren, hatte Friedrich in Berlin. Wilhelm Iv. Ende April 1848 aufs neue den aus den Ausschssen der Provinzialstnde zusammengesetzten Vereinigten Landtag zusammengerufen und nach einigen Unruhen in Berlin dessen regelmige Berufung be-willigt. In einem Patent vom 18. Mrz versprach er sodann Prefrechelt und die ersehnte preuische Verfassung; auch wollte er auf eine Bundesreform hinwirken. Aber an demselben Tage kam es auf dem Platze vordem Kniglichen Schlo zwischen den Truppen und der Volksmenge zu einem blutigen Zusammensto. Die in verschiedenen Stadtteilen rasch er-richteten Barrikaden wurden von den Garderegimentern gestrmt; aber am folgenden Morgen wurde dem Kampfe auf Befehl des Knigs Einhalt geboten: die Truppen zogen aus Berlin ab. Eine aus der Brgerschaft und den Studenten gebildete Nationalgarde bernahm den Schutz der Stadt. Prinz Wilhelm, gegen den sich damals die allgemeine Volksstimmung richtete, begab sich nach England. Der König mute sich vor den Leichen der Gefallenen demtigen und am 21. Mrz, geschmckt mit den schwarz-rot-goldenen Farben, einen Umritt durch die Stadt unternehmen. Auch nachdem (im Mai) eine Nationalversammlung", in der die radikale Partei berwog, zur Beratung der Verfassung zusammengetreten war, hielt den ganzen Sommer hindurch die Erregung in der Hauptstadt an. Erst im November stellte General von Wrangel an der Spitze der Truppen ohne Blutvergieen die Ruhe in Berlin wieder her. Als jedoch die Reaktion. Nationalversammlung die kniglichen Rechte allzusehr einschrnkte, lste sie der König auf und oktroyierte", d. h. gab aus eigener Macht-Vollkommenheit am 5. Dezember dem Preuischen Staate eine Verfassung. Pfeifer, Geschichte. Vi. G. (Th.) 11

15. Deutsche Geschichte - S. 377

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
106. Die freiheitliche und nationale Bewegung des Jahres 1848 u. i. Folgen. 377 König Ernst August seinen schrfsten Gegner, den Abgeordneten Dr. Stde, Brgermeister von Osnabrck, an die Spitze eines neuen Ministeriums, und das Land erhielt eine neue Verfassung, die am 5. September die knigliche Besttigung erhielt. Sie bedeutete im wesentlichen eine Wiederherstellung des Staatsgrundgesetzes von 1833, nur da noch Verbesserungen hinzugesetzt waren. (S. 372.) c. Die Umwlzung in Oesterreich und die Berliner Mrztage. In Wien und Berlin brachen Aufstnde aus. In Oesterreich war im Jahre 1835 auf Kaiser Franz I. sein geistesschwacher Sohn Ferdinand I. gefolgt; auch unter ihm war Fürst Metternich allmchtiger Minister geblieben. Am 13. Mrz 1848 brach in Wien ein Volksaufstand aus; es fanden blutige Straenkmpfe statt, und der niedersterreichische Landtag forderte strmisch eine Verfassung; der ver-hate Metternich mute abdanken und vor der Volkswut ins Ausland fliehen. Bald darauf verlie auch der Kaiser die aufrhrerische Haupt-stadt. In Prag, in Graz, in Linz, Mailand und Venedig folgten hnliche Bewegungen. Die Nachricht von dem Sturze Metternichs und von den Ereignissen in Oesterreich riefen auch in Preußen eine gewaltige Aufregung hervor. Aus vielen Stdten gingen Petitionen an den König. In Berlin fanden groe Volksversammlungen statt, die eine Verfassung forderten. Auf den Straen kam es zu Zusammen-rottungen und Zusammensten zwischen dem Volk und den Truppen. Die Aufregung in der Berliner Bevlkerung stieg immer mehr. Da lie der König am Morgen des 18. Mrz bekannt machen, da er seinem Volke eine Verfassung geben und an der Neugestaltung des Deutschen Bundes mitwirken wolle. Als dieses bekannt wurde, herrschte lauter Jubel in Berlin. Alles war zufrieden. In groen Scharen strmten nun die Brger vor dem Schlosse zusammen, um dem Könige zu danken. Als er vom Balkon des Schlosses herab noch einmal seinen wichtigen Ent-schlu verkndigte, wurde er mit brausendem Jubel begrt. Als aber die Truppen den Befehl erhielten, den Schloplatz durch langsames Vorgehen von der lrmenden Volksmenge zu rumen, da gingen durch einen unglcklichen Zufall pltzlich zwei Schsse los, die aber niemand trafen. Dennoch hatten sie eine furchtbare Wirkung. Unter dem Rufe: ..Verrat, Verrat! Der König lt auf uns schieen! Zu den Waffen!" stob das Volk auseinander. Fremde Aufwiegler, teilweise polnischer Herkunft, regten die Massen noch mehr auf und schrten durch glhende Reden die Kampflust. Schnell wurden die Straen durch Barrikaden gesperrt und die Fenster mit Bewaffneten besetzt. So begann ein erbitterter Straenkampf zwischen Truppen und Brgern, der bis tief in die Nacht hinein dauerte und viele Opfer forderte. Die tapferen Truppen blieben Sieger; aber der König besa nicht die Entschlossen-heit, den Sieg auszunutzen. Um weiteres Blutvergieen zu verhindern, lie er die Truppen abziehen. Er bewilligte die Berufung einer Nationalversammlung, ernannte das sog. Mrzministerium" und verkndete, da er sich ..zur Rettung Deutschlands an die Spitze des Gesamtvaterlandes gestellt" habe. Eine Brgerwehr sollte fr Ruhe und Ordnung sorgen, konnte aber die Ausschreitungen

16. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 373

1904 - Habelschwerdt : Franke
373 durfte sich die Versammlung aber nur gutachtlich uern. Obwohl der König bei der Erffnung des Vereinigten Landtages erklrte, da keine Macht der Erde ihn veranlassen knne, das natrliche Verhltnis zwischen Fürst und Volk in ein konstitutionelles zu verwandeln, gab doch eine Anzahl angesehener Mitglieder (V. Auerswald, Camphausen) dem Verlangen nach weiteren Rechten lebhaften Ausdruck. Entschiedener ging der König auf der Bahu der Reformen erst vor, als die franzsische Februarrevolution 1848 auch in Preußen Unruhen hervorrief. 2. Die fraazfiscke Februarrevolution, 1848. König Louis Philipp (18301848) hatte sein Regiment vorzglich auf den wohlhabenden Brgerstand gesttzt, konnte aber die Legitimisten (Anhnger der Bonrbonen) und Republikaner nicht niederhalten. Whrend der König fortgesetzt der Habsucht bezichtigt wurde, reizten sozialistische und kommunistische Schriftsteller die Arbeiterbevlkerung auf und gaukelten ihr eine Zeit mhelosen Erwerbes und Genusses vor. Auch die Ver-ehrung des ersten Napoleon, der Frankreich zu Sieg und Ruhm gefhrt hatte, fand immer mehr Anhnger, namentlich seit seine Gebeine feierlich nach Paris gebracht worden waren. Als die Regierung 1848 die Volksversammlungen verbot, brach die Revolution aus. Louis Philipp mute fliehen, und Frankreich wurde zum zweitenmal zur Republik erklrt (24. Februar 1848). Bei der Prsidentenwahl fiel die Mehr-zahl der Stimmen auf den Sohn des frheren Knigs von Holland und Neffen Napoleons I., Louis Napoleon, der fchon mehrere Male versucht hatte, die ffentliche Meinung Frankreichs fr sich zu gewinnen. 3. Die Mrzrevokution. Bei der Nachricht vom Sturz des franzsischen Knigtums wurden alle Staaten von einer ungeheuren Bewegung ergriffen. Vor den strmischen Kundgebungen in den Kammern und auf den Straen wichen berall die Regierungen zurck, und in Bayern, Wrttemberg, Baden, Hessen, Sachsen und in den meisten deutscheu Kleinstaaten wurden freisinnige Reformen eingefhrt. (Mrzerrungenschaften": Prefreiheit, Schwurgerichte, Volksbewaffnung, Berufung eines deutschen Parlaments u. a.) In Wien wurde Metternich zur Abdankung und zur Flucht gezwungen, und in Ungarn und Ober-italien begann der nationale Kampf gegen die sterreichische Herrschaft. Auch in Berlin wuchs feit deu ersten Mrztagen die Aufregung, und das Militr stie fter mit der Menge zusammen. Um der drohenden Revolution vorzubeugen, versprach Friedrich Wilhelm Iv. am 18. Mrz 1848 dem Lande eine freisinnige Verfassung und stellte auch die einheitliche Gestaltung Deutschlands in Aussicht. Als sich an diesem Tage eine Abordnung des Berliner Magistrats zum Könige begab, v. Sybel, Die Begrndung des Deutschen Reiches. 1. und 2. Bd.

17. Deutsche Geschichte - S. 271

1881 - Straßburg : Schultz
Die Revolution vom Jahre 1848. 271 Ostreich, wo der Sohn Franz' I, Ferdinand I, ein gutmtiger, aber schwacher Fürst seit 1835 regierte, brach zunchst der Wiener Aufstand (13. Mrz) aus, der den Sturz Metternichs und bald 13. Mrz die Berufung einer verfassunggebenden Reichsversammlung herbeifhrte; bald pflanzte sich die Emprung auch auf die andern Nationalitten, die Bhmen, die Ungarn und die Italiener, fort. ftreich schien am Rande des Verderbens. In Preußen regierte ^ der geistreiche Friedrich Wilhelm Iv (18401861), der schon 1810-1861 vor dem Jahre 1848 den Gedanken an die Einigung Deutschlands mit Lebhaftigkeit ergriffen und die Stnde der einzelnen preuischen Provinzen zu einem vereinigten Landtage (1847) berufen hatte. 1847 Nichtsdestoweniger brach auch in Berlin (18.19. Mrz) ein surcht-i 18. und 19. barer Aufstand los, der mit der Zurckziehung des Militrs endigte. Mrz Auch hier wurde eine verfassunggebende Versammlung berufen. hnliche Auftritte wiederholten sich in allen deutschen Lndern. berall wurden die alten Minister gestrzt und sogenannte Mrz-minister eingesetzt. Zwar traten bei diesen Ausstnden hier und da wste demokratische und selbst republikanische Plne des noch unreifen Volkes hervor, aber der erste und treibendste Beweggrund war doch das Streben nach -der Einigung Deutschlands. Daher wurde denn auch der allgemein gehate und verachtete Bundestag gestrzt und statt seiner ein deutsches Parlament nach Frankfurt berufen (18. Mai), auf welches ganz Deutschland mit der grten 18. Mai Hoffnung blickte. Dasselbe berief den alten Erzherzog Johann (s. S. 237 und 246) zum Reichsverweser und beriet die deutsche Verfassung; verlor aber die Zeit im Streite der Parteien. Die groen Staaten Ostreich und Preußen erholten sich bald vom ersten Schrecken. In Wien wurde ein zweiter groer Aufstand vom Fürsten Windischgrtz mit Waffengewalt blutig zu Boden ge-schlagen, und Kaiser Ferdinand I dankte zu gunsten seines achtzehn-jhrigen Neffen, Franz Joseph, ab, der den Reichstag auflste und dem Lande eine Verfassung gab. Auch in Berlin war es indessen zu neuen kopflosen Erhebungen gekommen, bis das Ministerium Brandenburg-Manteuffel krftige Gegenmaregeln ergriff, Berlin durch den General W ran gel besetzen lie, die verfassunggebende Versammlung auflste und selbstndig einen Versassungsentwurs be-kannt machte. Indessen hatte das Frankfurter Parlament die deutsche Ver-fassung beendigt (28. Mrz 1849). Deutschland sollte ein erbliches 28. Mrz Kaiserreich, der König von Preußen deutscher Kaiser 1849 werden, Ostreich aber vom Reichsverbande ausgeschlossen sein. Eine Deputation von Abgeordneten trug demnach Friedrich Wilhelm Iv die Kaiserkrone an (3. April 1849). Da aber wohl 28 kleinere 3. April Staaten die Reichsverfassung anerkannt hatten, die 4 Knigreiche dagegen sich abwehrend verhielten, so lehnte Friedrich Wilhelm Iv, um einen groen Krieg zu vermeiden, die Krone ab. Neue Aufstnde, 1

18. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 44

1905 - Paderborn : Schöningh
Bekanntmachung Friedrich Wilhelms Iv. an die Berliner Bevlkerung. da jene Maregeln Deutschland in sich stark, nach auen geachtet machen werden. damit in seinen vereinigten Krften Europa die sicherste Gewhr eines dauernden, gesegneten Friedens finden mge. Damit aber die Erfllung Unserer Absichten am wenigsten in Unseren Staaten Zgerung und Hindernis finden knne, damit Wir desto eher die-jenigen Vorschlge zu entwickeln imstande sind, welche Wir fr die Ber-sassung Unserer Staaten ntig erachten, haben Wir beschlossen, die Berufung des Vereinigten Landtages zu beschleunigen, und beauftragen das Staats-Ministerium, diese Einberufung auf Sonntag, den 2. April d. I. zu bewirken. Gegeben Berlin, den 18. Mrz 1848. Friedrich Wilhelm. 10. Bekanntmachung Friedrich Wilhelms Iv. an die Berliner Bevlkerung. 18.19. Mrz 1848. Aus: Berner, Geschichte des preuischen Staates. Mnchen und Berlin, Verlags-anstatt fr Kunst und Wissenschaft, vormals Bruckmann. 1891. S. 648. An Meine lieben Berliner! Durch Mein Einberufungs-Patent vom heutigen Tage habt Ihr das Pfand der treuen Gesinnung Eures Knigs zu Euch und zum gesamten deutschen Vaterlande empfangen. Noch war der Jubel, mit dem unzhlige treue Herzen Mich begrt hatten, nicht verhallt, so mischte ein Haufe Ruhestrer aufrhrerische und freche Forderungen ein und vergrerte sich in dem Mae, als die Wohlgesinnten sich entfernten. Da ihr ungestmes Vordringen bis ins Portal des Schlosses mit Recht arge Absichten be-frchten lie und Beleidigungen wider Meine tapfern und treuen Soldaten ausgestoen wurden, mute der Platz durch Kavallerie im Schritt und mit eingesteckter Waffe gesubert werden, und zwei Gewehre der Infanterie ent-luden sich von selbst, gottlob! ohne irgend jemand zu treffen. . Eine Rotte von Bsewichtern, meist aus Fremden bestehend, die sich seit einer Woche, obgleich aufgesucht, doch zu verbergen gewut hatten, haben diesen Umstand im Sinne ihrer argen Plne durch augenscheinliche Lge verdreht und die erhitzten Gemter von vielen Meiner treuen und lieben Berliner mit Rache-gedanken um vermeintlich vergossenes Blut erfllt und sind so die greu-lichen Urheber von Blutvergieen geworden. Meine Truppen. Eure Brder und Landsleute, haben erst dann von der Waffe Gebrauch gemacht, als sie durch viele Schsse aus der Knigsstrae dazu gezwungen wurden. Das siegreiche Vordringen der Truppen war die notwendige Folge davon. An Euch, Einwohner Meiner geliebten Vaterstadt, ist es jetzt, grerem Unheil vorzubeugen. Erkennt, Euer König und treuester Freund beschwrt Euch darum, bei allem, was Euch heilig ist. den unseligen Irrtum? Kehrt

19. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 152

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
- 152 5. Die Revolution in Preußen. ^8^8. Berliner Mrztage. Lamprecht, Deutsche Geschichte. Bd. 11, 1. Hlfte. Berlin 1908. Weidmann. Die ersten Nachrichten vom Sturze des franzsischen 3ulifmgtums trafen in Berlin am 27. Februar ein und riefen eine weitgehende Beunruhigung hervor. (Es mar zu einer Seit, da die Regierung, auf Anregung von Bado-witzens vornehmlich, ernstlich an eine Bundesreform und damit an Reformen auch fr Preußen dachte; man hatte mit sterreich zu verhandeln begonnen; am 2. Mrz reiste Radowitz nach Wien ab. Hm 10. Mrz konnte er von dort berichten, da feine Hntrge angenommen feien: Das hiesige Kabinett hat denselben durchweg zugestimmt, freilich nicht ohne lebhaftes Andrngen, da die Berufung auf nationale Gedanken und Institutionen hier doch noch immer etwas Fremdes ist." Am 25. Mrz sollte in Dresden ein Frstenkongre zur Beratung der Bundesreformen zusammentreten. Rußland, von Preußen befragt, erklrte sich mit diesem vorgehen einverstanden, ja wnschte Eile. In Preußen selbst ging man verwandte Wege. Hm 6. Mrz entlie der König die Ausschsse des vereinigten Landtags unter Zusage einer periodischen (Einberufung des Landtags; am 8. Mrz wurde eine Reform des pregefetzes verheien. 3n diesen Tagen etwa machte sich der König auch mit dem Gedanken vertraut, da eine Konstitution nicht mehr zu umgehen fei. Am 14. Mrz wurde der preuische Landtag wiederum zum 27. April nach Berlin einberufen: bis dahin hoffte man die Ergebnisse des Frstenkongresses von Dresden vor sich zu haben. Aber alle diese Maregeln und Sinnesnderungen kamen bereits zu spt. Der Berliner Magistrat bat um frhere (Einberufung des Landtags ; schon am 6. Mrz hatte unter den Selten, am Rande des Tiergartens, eine erste Volksversammlung stattgefunden, um eine Adresse an den König zu errtern; wenige Tage darauf wurden solche Versammlungen hufiger und erregter; am 10. Mrz war schon Militr aufgeboten worden, um Straendemonstrationen zu unterdrcken, die sich mit ihnen verknpften. Mit dem 18. Mrz etwa begannen dann die Ereignisse, die in der berlieferung fo wirre Bilder hinterlassen haben, da sie im einzelnen nicht mit vollster Sicherheit festgestellt werden knnen; unkontrollierbare Gerchte von Geschehenem und Geplantem durchschwirrten die Luft; und zumeist beraus unglckliche Zu- und Zwischenflle haben den ferneren Verlauf der Revolution in den nchsten, den haupttagen, bestimmt. Hm 17. Mrz abends hatte eine Ministerialsitzung Zugestndnisse beschlossen, die in ruhigen Zeiten jeden weiteren Zwischenfall ausgeschlossen haben wrden: der König wollte jetzt fr einen deutschen Bundesstaat mit gesamtdeutscher Vertretung, gemeinsamer Xvehrverfaffung, gemeinsamem heimatsrecht, Freizgigkeit, Prefreiheit, gleichem Ma, Mnzfu und Gewicht eintreten; fr Preußen wurde die Hufhebung der Zensur verfgt und der Landtag auf Sonntag, den 2. Hpril, einberufen.

20. Deutsche Geschichte - S. 380

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
380 106. Die freiheitliche und nationale Bewegung des Jahres 1848 u. i. Folgen. Stuttgart; dort aber wurde dieses sogen. Rumpfparlament durch die wrttemergische Regierung mit Waffengewalt auseinandergetrieben. Leider entstanden jetzt in einigen Gegenden Deutschlands, namentlich in Dresden, in Baden und in der Pfalz, republikanische Aufstnde, um die Reichsverfassung mit Gewalt durchzufhren. Diese Erhebungen aber wurden mit Hilfe preuischer Truppen rasch niedergeschlagen. 4. Die Wiederherstellung der Staatsgewalt in Preußen und Oester-reich, a. Die preuischen Verfassungskmpfe. Nach dem Mrz-ausstnde berief der König Friedrich Wilhelm Iv. eine preuische Nationalvers ammlung, die mit ihm die versprochene Verfassung verein-baren" sollte. Die demokratische Partei, die darauf ausging, die Macht des Knigs mglichst zu beschrnken, erhielt darin immer mehr die Oberhand. Sie beschlo z. B., in der Einleitung zu der neuen Verfassung die Worte von Gottes Gnaden" zu streichen und erregte dadurch die Erbitterung des Knigs. Ebenso verlangte sie die Ab-schaffung des Adels, der Orden und Titel. Gleichzeitig kam es in Berlin wieder zu schlimmen Ausschreitungen. Die Berliner Brgerwehr konnte den Straenpbel nicht zgeln, der seit dem Abzge des Militrs das Regiment in Preuens Hauptstadt fhrte. Minister und Abgeordnete, die sich miliebig machten, wurden auf offener Strae beschimpft und mit Mihandlungen bedroht. In einer Nacht brach die Menge sogar in das Zeughaus ein, plnderte die Waffenvorrte und zerstrte bte alten Trophen, bte das preuische Heer in ruhmreichen Kmpfen erobert hatte. 2armenbe Volkshaufen brngtert sich whrenb der Beratungen in den Sitzungssaal der Nationalversammlung, um die Abgeordneten einzuschchtern. Da berief der Konig ein neues, tatkrftiges Ministerium unter dem Grafen Brandenburg. Dieses Ministerium der rettenden Tat" verlegte am 9. November die Nationalversammlung nach Brandenburg, um ihre Beratung vor dem Scheine der Ein-schchterung zu bewahren". Als die Versammlung sich diesem Befehl nicht fgen wollte, lie der König unter dem General W ran gel die Truppen wieder in Berlin einrcken. Die Brgerwehr wurde aufgelst, und die Nationalversammlung mute auseinander gehen. Jedermann war froh, da endlich Ruhe und Ordnung in die Hauptstadt zurckkehrten. Der König verlieh (oktroyierte") nun dem Lande ans eigener Machtvollkommenheit eine Verfassung (5. Dezember 1848). Nach einem neuem Wahlgesetz, das heute noch besteht, wurde ein neuer Landtag gewhlt und mit ihm die vom König verliehene Verfassung durchberaten, abgendert und endgltig festgestellt. Diese revidierte" Verfassung wurde am 31. Januar 1850 Gesetz, und der König leistete darauf am 6. Februar feierlich den Eid. Damit war Preußen in die Reihe der konstitutionellen Staaten eingetreten. Diese Verfassung bildet noch heute das Grundgesetz des preuischen Staates. b. Die inneren Kmpfe in Oesterreich. Bedeutend schwerere Erschtterungen als Preußen erlitt Oesterreich. Fast jedes seiner zahl-reichen Völker suchte, seine Selbstndigkeit zu erlangen; in Prag, in Ungarn und den italienischen Provinzen brachen Ausstnde aus. Nur die Deutschen erstrebten eine Reform des Aesamtstaates. Nach allerlei