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1. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 78

1881 - Leipzig : Spamer
7 8 Der Rhcingau, dem nur seit neuerer Zeit das Palmenhaus fehlt, das nach Frankfurt wan- derte, stehen die wenigen restanrirten Trümmer der sogenannten Moosburg, richtiger Biburg. Bibure, Bieburg hieß hier schon zur Karolingerzeit eine kaiser- liche Burg, um die sich allmählich ein Oertchen gruppirte. Von den Bibern, die sich vor Zeiten zwischen dem Ufer und den großen Rheininseln, der Petersau, der Jngelheimeran, der Rettbergsau wol befunden haben mögen, soll Burg und Ort den Namen tragen. Die Vermuthung Horn's, der Bibure—bibereich sagt, möchte aber doch zu kühn sein. Schon 874 kommt die Biberburg in den Fuldaer Annalen vor, und Ludwig der Deutsche lagerte längere Zeit hier, wol nur der Jagd im Taunus wegen, auf Hirsch und Eber. Otto Iii. schenkte dann Biburg mit sammt dem „salisch freien Lande" nmher und Moskebach (Moosbach) au das Kloster Selz im Unterelsaß. Die Ritter von Bolanden erscheinen dann Jahr- hunderte lang als Vögte des Klosters. Ein Werner von Bolanden verkaufte 1279 den „Frohnhof zu Bibure" mit allen „Schöffen, Huben und Gütern" an das nahe Kloster Eberbach, und das Kloster Selz verkaufte wieder 1296 feine hiesigen Besitzungen an Adolf von Naffau. Die weiteren Schicksale von Burg und Ort sind dunkel; doch wechselte ohne Zweifel der Besitz von einer Hand zur andern. Das nene Schloß ward 17.01 —1721 von den Fürsten von Nassau-Idstein hergestellt. Das Land kaufte man theilweife zum unerhörten Preise von 14—15 Gulden die Ruthe; 14 Bäume wurden mit 160 Gulden bezahlt. Die Bausteine kamen aus Bodenheim. Eine eigene Glashütte in der Nähe richtete die Fenster für die 1500 Gemächer her. Alles in Allem kostete es 288,418 Gulden, gewiß eiue schöne Snmme für die damalige billige Zeit! — Die Ruinen der alten Kaiserburg Bibure ließ 1806 Herzog Friedrich August herstellen; 1816 ward die herzogliche Residenz vom Lahnufer hierher verlegt, die gerade ein halbes Jahrhundert hier verblieb. Wir beschauen nach der alten Biberburg Gräbeu und Weiher, die mittelalterlichen Grabmäler mit den Hand- bergen und den Eisenhüten, die von den Grafen von Katzenellenbogen herrühren, die Denksteine mit Krummstab und Mitra, entstammend dem Kloster Eberbach, und setzen den Wanderstab weiter über den munter rieselnden Salzbach in des eigentlichen Rheingaues grünes Gebiet. Wenn in anderen Gegenden Deutsch- lands der Rinder glatte Herden oder der Schafe wollige Schciren die Weide und die Straßen Morgens und Abends beleben, fo sieht man hier zu Laude kurzgeschirrte Karren mit werthvollem Dunge beladen den Weinbergen zu, die Höhe hinauf kutschireu. Oben darauf oder daneben der Karrenführer, die blaue Bluse um den Leib, die nie erlöschende Pfeife im Munde und im Hälfe den nn- gestillten Durst. Nach längerer Wanderung am seeartigen Gestade des Rhein- stromes mit sonnigen Blicken ans das linke niedere Ufer, mit prächtiger Fern- ficht auf die erleuchteten Thürme von Mainz und die Dächer von Budenheim, Mumbach, Oberingelheim, gelangen wir nach dem Städtchen Schierstein. Score- stein, auch Scerbisteiu hat, wie alle Orte des Rheingaues, ein hohes Alter. Schon Heinrich U. schenkte im 11. Jahrhundert hier eine „Villa" an das Michaels- flöfter zu Bamberg. Um das Jahr 1200 übte die Vogtei ein Gaugras des Rheinganes, Wolfram „vom Steine" bei Münster. Adel und Geistlichkeit hatten mich' hier, wie so häufig am Rhein während des Mittelalters, die Hand auf dem fetten Grund und Boden. 1705 kam der Ort an Nassau.— Rings umgeben ihn ausgedehnte Obstanlagen; die Höhen zur Rechten, wo im Gebüsche der

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1. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 86

1881 - Leipzig : Spamer
86 Der Rheingau. Mein Sohn, wo du den Ton vernimmst, Da kann dein Herz nicht lachen, Da rath' ich, daß dn weiter schwimmst In dem bekränzten Nachen. Doch wo das Baßgeläut' erscholl, Da kehre nicht, mein Sohn, um, Da labe dich, der Andacht voll Und singe: Vinum bonum! Vinum bonum! Vinurn bonum! Ja, vortrefflichen Klang hat die alte Glocke, die schon seit vier Jahrhunderten Äes Rheingaues Freud' und Leid verkündete, eiu solides Erbstück verblichener Klosterherrlichkeit. „Ade ihr Klänge und Räume, Ihr Hallen und ihr Träume! Ihr alten Klostermauern Mit euren Kellerschauern! Dn Glocke mögest erklingen Mit dem metallnen Mund, Auf daß die Rebe gesund', Und froh die Winzer singen!" Es war ein frommer Wunsch für den 8 0er, dem im Winter schon die „Augen" ausgegangen waren! — Hinab die treffliche Straße, im Augesicht das helle Ufer bis zum blitzenden Johannisberg, am mauerumfriedeten „Steinberg" zur Rechten mit der alten Klostermeierei, dem „Neuhof", vorüber, und bald sind wir im freundlichen Hattenheim angelangt. Beim Gastwirth Resz mögen wir uns von deu Reise- strapazen bei einem Glase trefflichen Markobrunuers, der zivischeu Hattenheim und Erbach gedeiht, erholen, dann weiter den Rheingau entlang! Vor dem reinlichen Orte mit manchem Wappen, das an Kurmainz erinnert, steht ein Schlößchen, tief im Parke versteckt; es nennt sich dieser Rest eines Dörfchens Reichardshausen und befand sich einst in seinen Räumen, die jetzt dem begüterten Grafen Schönborn gehören, eine Niederlage des Eberbacher Kloster- Weines. Am Gestade hier wurden die Marktschiffe befrachtet, die den Segen des Rheingaues nach dem „hilligen" Köln spedirten. Eine kurze Wanderung längs dem Rheine bringt uns nach dem lang- gedehnten Oestrich-Winkel. Oestrich bildet mit Mittelheim und dem anstoßenden Winkel fast eine ununterbrochene Häuserstraße, in deren Mitte die Basilika der Aegidienkirche sich erhebt. Deu Ort, der bis zum Ende des 12. Jahrhunderts eine Gemeinde bildete, will man mit Gewalt mit den Römern in Verbindung bringen, und Winkel soll vini ceüa bedeuten. Sicher ist, daß der Ort hoch hinauf in die Karoliugerzeit reicht. Hier, nahe Oestrich, lag im Rhein auf der „Lützelaue" die Hauptmalstätte des Rheingaues, auch wol Grafenau genannt, weil hier der Gaugraf zu Gericht saß; dem neu erwählten Mainzer Erzbischof ward hier von den Landständen feierlich gehuldigt. „Prälat und Ritterschaft und Bauer Umstand den Herrn als eine eh'rne Mauer." Hier tagte die „Landschaft" noch im 17. Jahrhundert, und dem Orte Hostrich, wie er im 11. Jahrhundert hieß, schien eine glänzende Zukunft zu blühen.

2. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 211

1831 - Mainz : Kunze
211 Residenz eines hessischen Landgrafen. — Kronberg, am Fuße des Altkönigs, fast 2 M. von Frankfurt, mit vorzüglicher Obstzucht. Ge- gen N. durch die größte Höhe des Taunus gedeckt, hat der Ort eine warme Lage und ragt aus einem Walde von Obstbäumen und süßen Kastanien. Nicht weit davon liegen die malerischen Ruinen der Schlös- ser Königstein und Falkenstein. — c) Mittelrhein mit Lahn und Mosel. Mainz, 4 Postm. von Frankfurt, 66 von Paris, 22 von Köln, am Fuß und Abhang einer nah an den Strom tretenden Höhe, sonst der Sitz des ersten geistlichen Fürsten Deutschlands, jetzo darmstädtisch und zugleich Bundesfestung; mit 27000 E. ohne die Besatzung. Die Schiffbrücke über den Rhein, welche die Stadt mit der gegenüber ge- legenen Veste Cassel (Castell) verbindet, ist 745 Schritte lang, und ruht auf 47 Pontons. Mainz war die Wiege der Buchdruckerci, wel- che Johann Gen6fleisch zum guten Berg (so hieß zu Mainz sein Haus) 1436 in Strasburg erfunden und bald darauf in seiner Vaterstadt ausgeübt hat. Peter Schösser half die Erfindung vervoll- kommnen. Auch Mainz gehörte vom 15. bis ins 15. Jahrhundert zu den freien Städten, und war nahe daran, kaiserlich freie Reichsstadt zu heißen, als ein unglücklicher Zwist zwischen der Gemeine und den Ge- schlechtern (Plebejern und Patriziern) ihr Inneres zerrüttete, und bald darauf Erzbischof Adolf (aus dem Hause Nassau) sie durch Verrath 1462 unterwarf. Da wurden die Privilegien der Stadt vernichtet. — Wies- baden, am Fuß des Taunus mit Heilquellen, Hauptort des Herzog- thums Nassau. Der Fürst aber residirt unweit davon im Schlosse Bi- berich am Rhein, 1 St. unterhalb Mainz. Unterhalb Biberich im weinreichen Rheingau liegt eine Reihe wohlhabender Ortschaften. Die vorzüglichsten Weine daselbst wachsen bei Kidrich am Gräfenberg, bei Hattenheim oberhalb des Markbrunnen, am Steinberge beim ehemaligen Kloster Eberbach, am Schloß Johannisberg, bei Rüdesheim und As- manshausen; auch der von Hochheim nahe der Mündung des Main, wird zu den ersten Rheinweinen gezählt. — Bingen, an der Mün- dung der Nahe. Die Gegend umher gehört zu den prächtigsten am Strome. — Kreuznach an der Nahe, 2 St. von Bingen aufwärts, schön gelegen, gewerbreich. Unfern die Trümmer des Rheingrafensteins (Stein heißt so viel als Burg) und der Ebernburg, ehemals Schlösser 14 *

3. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 156

1904 - Bautzen : Hübner
156 — von seiner Pfalz Ingelheim auf Rebgärten des rheingauischen Gegen- ufers hinüberschaute; denn wenigstens um das Jahr 864 baute man nach urkundlicher Bezeugung bei Rüdesheim schon Wein. Ebenso sicher jedoch wissen wir, daß der Rheingau damals größtenteils noch mit Wald bedeckt war, die Taunuswaldung weit hinausreichte über den Gebirgsfuß bis gegen den Rhein hin. Im 12. Jahrhundert erwarben sich zwei Abteien, das Benediktinerkloster Johannisberg und das Eisterzienserkloster Eberbach, das große Verdienst der Anrodung des Johannisbergs und des Steinbergs. Noch heute bestaunen wir die Weinlager in den großartigen Kreuzgewölben der Keller beider Abteien. Aber schon in jener frühen Zeit wurden die edlen Rieslingreben des Rheingaus nicht sowohl für den Hausbedarf gebaut, sondern für den Verkauf. Bereits um 1200 betrieb das Kloster Eberbach auf Main und Rhein ausgedehnten Weinhandel. Irr Köln hielt die Abtei ein Hauptweinlager, verkaufte nur an Großhändler imb befrachtete nach- mals ihre eigenen Schiffe mit der kostbaren Wcinlaft. Hunderte von Jassern des edlen Getränks gingen mit der „Eberbacher Sau", wie mau, anknüpfend an die Sage von der Gründung der Abchi, das größte der Schiffe namrte, vom Rheingau nach Köln, laut Kaiser- privileg frei von derr sonst unsern Handel so sehr behindernden Rhein- zöllen der vielen großen und kleinen Herrscher am Strom. Im Laufe der Jahrhunderte entfaltete sich die ganze Wissenschaft über Anbau, Pflege, Schnitt der Rebe und über die Kellerbehandlung des Weines. Von den Klöstern lernten die kleinen Weinbauern die Kunst; denn je mehr allinählich der Boden für den Weinbau in Beschlag genouunen ivurde, daß bald Weingarten an Weingarten grenzte, desto allgemeiner pflanzte sich jeder technische Fortschritt vom Nachbar auf den Nachbar über. So ivurde das erst verlachte System der Auslese im Rheingau während unsers Jahrhunderts allgemein eingebürgert und trug wesent- lieh dazu bei, den Rüdesheimer, Rauenthaler, Johannisberger und Steinberger so zu verfeinern, wie es bei fahrlässiger, der Natur fast alles überlassender Behandlung nie geschehen wäre. Darüber war nun aber der Rheingaubewohner zu bedenklicher Einseitigkeit in seinem Tagewerk gelangt. Der Anbau des Weinstocks war ihm alles; Viehhaltung und Getreidebau galten ihm nichts. Wie er in der Tracht und Wohnweise dem Städter nachahmte, wollte er am liebsten nur von Weinbau und Weinhandel leben. Indeßen die Preisschwankungen auf dem Weinmarkte, das noch viel ichlimmere Zufallspiel, das er mit der Wetterlaune einzugehen hatte, verdarben

4. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 326

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
326 Neben dem Weinbau trieben die Eberbacher ferner nicht unbedeuten- den Fischfang im Rhein, namentlich von Salmen. Sie legten Kohlen- brennereien an, beförderten durch eigene Mühlen bei Eberbach, Kiedrich, Hadamar u. a. O. den Mehlhandel, den sie bis in die Niederlande betrieben, und richteten noch Walkmühlen, Gerbereien und Tuchmanu- fakturen ein. Es gab bald keine Hantierung mehr, die nicht im Kloster oder aus den Klosterhöfen betrieben worden wäre. Dem Beispiele der Eberbacher folgten jetzt auch die Johannisberger. Sie verwandelten die Wildnis des alten Bischofsberges in eine Zierde des Rheingaus und gründeten durch eine Ansiedelung ihrer den Weinbau treibenden Kolo- nisten das Dorf Johannisberg. Die beiden Gemeinden Nüdesheim und Eibingen erbaten sich vom Erzbischof zu Mainz eine in ihrer Ge- markung liegende öde Fläche von 1000 Morgen Land und machten sie gegen Abgabe eines jährlichen Weinzinses urbar. Dasselbe geschah mit einem anderen ganz wüst liegenden Berge, an dem der jetzige Ort Rauental entstand. Auf solche Weise wurden durch die Anregung der Eberbacher Mönche allenthalben im Lande neue Höfe und Ortschaften gegründet; die Ein- wohnerzahl stieg, der Wohlstand hob sich, und schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts war durch die Eberbacher der Gewerbefleitz und die Industrie im Rheingau auf eine solche Höhe gestiegen, daß es hier an Arbeitskräften mangelte und aus anderen Ländern fremde Arbeiter her- angezogen werden mutzten. Zu diesem Aufblühen der Klosterwirtschaft trug die Tüchtigkeit der ersten Äbte nicht wenig bei. Sie verstanden es mit einer unvergleichlichen Klugheit und Gewandtheit, das Wachstum der klösterlichen Güter und Reichtümer zu befördern. Durch strenge Zucht bewahrten sie dem Kloster den Ruf der Heiligkeit, durch ausgedehnte Gastfreundschaft und Mildtätigkeit gegen die Armen und Kranken wandten sie ihm die Neigung vieler Herzen zu. Die musterhafte Einrichtung dieses ersten Zisterzienserklosters auf rechtsrheinischem Boden verbreitete seinen Ruf weithin; selbst aus den Niederlanden wurden ihm Geschenke vermacht, um Anteil an seinen Verdiensten zu erlangen. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts gaben sechzehn Frauenklöster, unter denen drei zu Aulhausen, Gottestal und Tiefental im Rheingau lagen, ihre alte Venediktinerregel freiwillig auf und ordneten sich dem Abt von Eberbach unter. Ebenso baten sich manche Grafen, Ritter und Herren, um ihren Wohlstand zu heben, von Eberbach Mönche aus, die sie dann als Haushofmeister verwandten.

5. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 46

1914 - Breslau : Hirt
46 C. Nassau. — Ii. Die einzelnen Landschaften. Behördenstadt. Die größte Stadt der Provinz ist endlich der Sitz hoher Behörden, so eines Oberlandesgerichtes, einer Oberpostdirektion, Eisenbahn- direktion, eines Konsistoriums und des Generalkommandos des 18. Armeekorps. Höchst. Großindustrie. In dem um Frankfurt sich ausbreitenden Industrie- gürtel nimmt die Kreisstadt Höchst (17229 Einw.) mit ihren Farben- werken (über 4000 Arbeiter), ihrer Maschinen- und Tabakherstellung eine hervorragende Stellung ein. Rolle in der Geschichte. Am Einfluß der vom Vogelsberg kommenden Nidda in den Main und damit am Kreuzungspunkt einer nordsüdlichen und ostwestlichen Straße gelegen, hat es in der Kriegsgeschichte eine Rolle gespielt (1622 Sieg Tillys über den Herzog Christian von Braunschweig, 1795 Sieg der Österreicher über die Franzosen). Das Schloß erinnert an die ehemalige Zugehörigkeit der Stadt zu Mainz, der jetzt als Rathaus benutzte Bolongaropalast aus dem Ende des 18. Jahrhunderts ist eine großartige Schöpfung des aus Italien stammenden Frankfurter Handelsherrn Joseph Maria Bolongaro, der 1772 sein Geschäft von Frankfurt nach Höchst verlegte. 3. Der Rheingau. Ausdehnung. Die natürliche westliche Fortsetzung des Maingaus ist der Rheingau, der sich am Südabhange des westlichen Taunus (Rheingau- gebirges) in einer Längenausdehnung von etwa 30 km ausbreitet und nach 8 gegen das Großherzogtum Hessen durch die Stromrinne des Rheins von Biebrich bis Rüdesheim begrenzt wird. Rheingau Weingau. Diese Landschaft ist einer der gesegnetsten und schönsten Himmelsstriche von ganz Deutschland. Im Hinter- gründe durch eine steile Gebirgsmauer gegen die rauhen Nord- und Ostwinde geschützt und mit den sanft zum Rheine sich senkenden Hügeln der vollen Mittagssonne aufgeschlossen, ist der Rheingau ein Garten der edelsten Reben, wie wir ihn in der ganzen Welt nicht wieder treffen, er wird daher auch „der edle Gau" oder der Weingau genannt. Der breite Spiegel des Rheinstromes, der hier bei seinem geringen Gefälle durch seine Sinkstoffe eine große Anzahl von Inseln oder Auen bildet und sich unterhalb Erbach seeartig (bis zu 900 m) erweitert, steigert noch die Wirkung des milden Klimas, indem er den größten Teil der Sonnenstrahlen auf die Weinberge und Weingärten (Wingerts) zurückwirft. Die Weinorte. Im übrigen bedeutungslose Orte haben durch ihre Weine Weltberühmtheit erlangt, wie Rauenthal (hinter einer Anhöhe nördlich von Eltville), dicht dabei Kiedrich (2079 Einw.), Erbach (2378 Einw., in seiner Gemarkung das berühmte Weingut Markobrunn), Hattenheim mit den kostbaren Rebengeländen des Steinberg, Mannberg, Eisenberg, Hölle, in einem Seitentale das ehemalige Kloster Eberbach, von dem der Weinbau im Rheingau ausgegangen ist' Östrich-Winkel (5597 Einw.), Johannis- berg (Bild 33) mit einem Schloß der Fuldaer Äbte, das auf einem Hügel in die Landschaft vorspringt, Geisenheim, Rüdesheim. Man könnte hier von einer einzigen Uferstadt des Rheins sprechen, die durch Gärten mit schmucken Landhäusern unterbrochen und im Hintergrunde von sanft ansteigenden Reben- Hügeln mit Winzerhäuschen, Burgen und Kapellen umrahmt ist.

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 223

1874 - Mainz : Kunze
Der Rhein. 223 ten dieselben die Stadt „zu einem offenen Markte römischer Alterthümer und Selten- heiten". Wiesbaden am Fuße des Taunus mit berühmter Heilquelle und 35,800 schönem Kursaal, prächtigen Anlagen und einer auf dem Nerohügel errichteten griechisch-katholischen Kapelle, worin das sehenswerthe Sarkophagbild der nassauischen Fürstin Elisabetha Michailowna von dem trefflichen Bildhauer Hopfgarten. In der Nähe das schön gelegene Schloß Biebrich am Rhein, mit ehemals berühm- ten Gewächshäusern. Unterhalb Biebrich im weinreichen Rheingau liegt eine Reihe wohlhabender Ortschaften. Die vorzüglichsten Weine daselbst wachsen bei Kidrich am Gräsenberg, bei Hattenheim oberhalb des Markbrunnen', am Steinberge beim ehema- ligen Kloster Eberbach, am Schloß Johannisberg, bei Nüdesheim und Asmanushauseu; auch der von Hochheim nahe der Mündung des Mains wird zu den ersten Rheinweinen gezählt. Des hübschen lebhaften Städtchens Bingen und seiner herrlichen Lage ist schon Erwähuuug geschehen. Mitten im Strom 500 Schritte oberhalb des Biuger Loches der wogenumrauschte M ä u s eth u r m. Nicht weit davon, Asmannshansen gegen« über, sieht eine reizende Ritterbnrg aus die Borüberschiffenden herab; es ist der Rhein- stein, die der preußische Prinz Friedrich, und zwar ganz im Stile des Mittelalters, wiederhergestellt hat. Ein gleiches ließ der vorige König von Preußen mit der noch stattlicher gelegenen Burg Stolzenfels, in der Nähe von Coblenz, ausführen. Kreuznach an der Nahe, schön gelegen, gewerbreich, mit sehr besuchten Soolbädern und 12,800 E. Unfern die Trümmer des Rheingrafensteins (Stein heißt so viel als Burg) und der Ebernburg,' die gleich so vielen Ruinen im Rheiulande den Vandalis- mus der Franzosen vom I. 1689 beurkunden; es waren Schlösser des berühmten Ritters Franz von Sickingen, der auf seiner Burg Land stuhl (.2 Mln. westl. von Kaiserslautern auf der Sickinger Höhe) 1523 im Krieg gegen Trier und Hessen einen zu frühen Tod fand. — Marburg und Gießen, in beckenartigen Erweiterungen des Lahnthales gelegene kleine Universitätsstädte. Gießen (12,200 E.) hat der Kunstwelt 2 vorzügliche Kupferstecher geliefert hat, Wille im vorigen Jahrhundert, und Felsing in diesem. Von Marburg ist, das Gespräch Luthers mit Zwiugli abgerechuet, erwäh- nenswerth. daß von dort schon i I. 1688 die Idee zu Dampfmaschinen mit Kolben durch deu Mathematiker Dionys Papin ausging (papinianischer Topf), der ans Blois an der Loire gebürtig nebst andern gelehrten Protestanten, die der bigotte Louis Xiv. vertrieb, sein Vaterland hatte verlassen müssen. Wetzlar an der mittleren Lahn, ehe- mals Reichsstadt und Sitz des Reichskammergerichts. Erinnerungen an Göthes Aufent- halt (Werther). Limburg au der Lahu mit schöner Kirche. Die Limburoer Chronik vom Stadtschreiber Tilmann Emmel kurz vor 1400 ist interessant; Mechtel von Pfalz hat sie fortgesetzt. — Nassau, Städtcheu an der Lahn, 2 gute St. oberhalb des Bades Ems, ist merkwürdig wegen der 2 Burgtrümmer; die eine oben auf dem Berge ist Burg Nassau, wonach die depossedirte Herzogsfamilie sich nennt, deren Stammschloß Lauren bürg weiter aufwärts an der Lahn, und die andere auf tiefer liegendem Vor- spruuge die Burg der Freiherrn vou Stein, deren 7 Jahrhunderte altes Geschlecht im I. 1831 mit dem Tode des bekannten großen Ministers von Stein erlosch. Die körperliche Hülle dieses echt deutschen Mannes ist nicht im Städtchen Nassan beigesetzt, sondern in der Familiengruft zu Frücht unterhalb Ems. Die Grabschrift bezeichnet ihn als „demüthig vor Gott, hochherzig gegen Menschen, der Lüge und des Unrechts Feind,

7. Land und Stadt - S. 43

1905 - Leipzig : Dürr
43 das ältere Benediktinerkloster Johannisberg trotz seiner unvergleichlich schönen „Lagen" finanziell in immer traurigere Lage geriet und schließlich richtig bankerott ging, brachten die Eberbacher Zisterzienser sich und den Rheingau in die Höhe. Zu dem von ihnen unter tausend Mühen ge- rodeten und bebauten Steinberg kauften sie planmäßig und parzellen- weise die Weinberge der Kleinbauern. Auf ihren mit Laienbrüdern be- mannten Schiffen verfrachteten sie ihre Weine ohne Zwischenhändler nach Köln, wo sie ein eigenes Lagerhaus und sogar ein eigenes Stadt- tor am Rhein besaßen. Zum Schutz gegen die Einbrüche von richtigen „organisierten" Traubenräuberbanden umzogen sie noch im vorigen Jahrhundert ihr Stammgut, den Steinberg, mit der noch vorhandenen Mauer. Als aber die Abtei Eberbach bei der großen „Säkularisation" 1801 in nassauischen Besitz kam, schlug der nassauische Kommissar seiner Re- gierung — glücklicherweise ohne Erfolg — vor, man solle doch den Steinberg statt der Reben mit Koniferen bepsianzen! Seit 1866 ist der Rheingau und also auch der frühere nassauische Dominalbesitz preußisch; die königliche Domäne steht unter den Rheingauer Weinbe- sitzern auch räumlich mit 64,6 Hektar weit voran. Außerdem besitzt ein Mitglied des Königlichen Hauses, Prinz Albrecht, der Schloßherr von Reichartshausen bei Erbach, im Rheingau rund 37 Hektar. — Ein ganz besonderes Schicksal hatte der Johannisberg. Von Mainz ging er durch Kauf an die Fuldaer Fürstäbte über, wurde 1803 für Nassau- Oranien „säkularisiert", 1806 von Napoleon „annektiert" und dem alten Marschall Kellermann, dem „ckuo de Valmy“, verliehen. 1813 wurde er von den verbündeten Monarchen „erobert" und schließlich als — österreichisches Lehen dem Fürsten Metternich übertragen. Als Lehnsherr behielt sich der Kaiser von Österreich den Zehnten von diesem herrlichsten der Rheingauer Weinberge vor, der etwas über 16 Hektar (nebst nahezu 10 Hektar in Winkel) umfaßt. Solche Zahlen bedeuten im Rheingau etwas! 3. Auch unterhalb des Rheingaues blüht der Weinbau. Rechts- rheinisch wachsen uns die Reben sozusagen ins Kupee herein; von jen- seits übern Strom her grüßen die ällerheimlichsten Rhein- und Wein- städtchen, — Boppard, St. Goar, Oberwesel, Bacharach mit der rosig schimmernden Wernerskapelle. Nun rechts Lorch mit dem Prachthause des Ritters Hilgen, nun Aßmannshausen; — endlich hält der Schnell- zug auf dem für den rheinischen Weltverkehr längst zu engen Bahnhof von Rüdesheim und überliefert uns einem abseits stehenden Personen- zug, der uns nach Geisenheim bringt. Sehr einladend, behaglich-heiter liegt dies uralte Städtchen zwischen den Bergen und dem inselreichen Strom. Die Aussicht ist herrlich: nach Westen Rüdesheim, der Niederwald mit der Germania; jenseits

8. Abth. 1 - S. 175

1830 - Hannover : Hahn
Hessen Homburg. 175 1000e. Dabei das durch Wern berühntte Dorf Lanbenheim. — ffbin- gen am Rhein und der Nahe, 4100e. Woll- u. Baumwollweberci, be- deutende Gerberei, Weinbau, Schifffahrt. Trümmer des Schlosses Rlopp, in welchem Heinrich Iv. (1105) gefangen saß; die Rochuskapeue. Rhein- enge im sogenannten Bingerloche, nicht selten den Schiffen gefährlich; der alte Mauferhurm auf einer Rheinklippe.— Das Dorf Büdenheim durch Weinbau bekannt. — 2) In der Pfalz liegen: ff Oppenheim am Rhein, 2600 E. Bemerkenswerthe alte Kirche. Die Schwedcnfaule. Da- bei der durch Weinbau berühmte Flecken Nierstein, 2000e., mit einem Schwefelbrunnen, u. Dienheim.— Dorf Bodenheim, Weinbau. Trüm- mer des Schlosses Landskron.— Odernheim an der Selze, 1400 E. Alte Burg Bolanden.— ff Pfeddersheim, 1800 E. Niederlage der Bauern im Bauernkriege 1525.— ffalzei an der Selze, 3800 E. Leder- u. a. Fabri- ken. Alte Burg. Schloß.— ff Ober- und Niederingelheim an der Selze unweit des Rheins, 2200 und 1600e. Vorzüglicher Wein. Letzteres be- merkenswert!) durch den alten Pallast, den Karl d. Gr. bauete, die Fran- zosen 1689 zerstörten. Säulen des alten Heidelberger Schlosses standen einst hier. Geburtsort des ältesten Deutschen Geographen Sebast. Mün- ster, geb. 1489. — Zwei Salzwerke Karlshall u. Theodorshall vor Rrcnz- nach am linken und rechten Ufer der Nahe gehören hierher, stehen aber unter Preußischer Hoheit.— ff Osthofen, 2500 E. Altes Rheinbette, jetzt ein Sumpf. Weinbau.— Gnnrersblum, 1900 E. Schloß des Fürsten v.meiningen.— 3) Im ehemaligen Bisrhumworms liegt die ehemalige fr. Reichsstadt Worms am Rhein, 8000(2., vor vier Iahrh. 60,000 E., litt aber viel im 30jährigen Kriege und ward 1689 von den Franzosen sehr verwüstet; daher noch viele unbebauete Platze. Alter Dom, 470 F. lang, mit 4 Thürmen, Schloß. Schifffahrt, Handel, Weinbau (Lieb- frauenmilch in einem einzigen Weinberge), Fabriken. Reichstag 1521; Landfriede 1495. Dalbergfches Schloß in Herrnsheim. Am Rhein der Rosengarten berühmt durch Sagen der Vorzeit. — 4) Nassanifches Ge- biet war ffwölrstein, 1500 E. Ruinen der Ostenburg. — 5) Jur alten wild- und Rheingraffchafr gehörte ff Wörrstadt, 1500 E. Schloß. 19. Landgraffchast Hessen Homburg. Große 7ßq.m. 23,000 E. Das Land besteht aus zwei Theilcn: a) Herrschaft Homburg = 2£ Q. M. 8500 E. an der Höhe und zwei klei- nen Nebenbächen der Nidda, dem Esch - und Erlbache, von Nassau und Oberhessen eingefchlvssen, mit fruchtbarem Boden, aber ohne ausgezeichnete Produkte.— b) Herrschaft Meisenheim — 5|O..M. 14,500e. am Ab- hange des Hnndsrück neben Rheinbaiern, von der Nahe und Glan be- wässert; es liefert Wein, Holz, Eisen und Steinkohlen. Woll- u. Lcine- weberei ist ziemlich allgemein in beiden Provinzen. Unter den E. sind 14,000reform., gegen 6000luther., über 2000rarhol., 1100franzosen und Wallonen. Der Stifter der Hvmburgschen Linie war Friedrich,

9. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 80

1881 - Leipzig : Spamer
80 Der Rheingau. Gensfleisch's, genannt Gudenberg", wohnten am Orte, wo die Wunder wirkende Hostie seit 1402 eine stets wachsende Zahl von „Bußwanderern" und Prozessionen nach dem „Heilthum" hinzog, eine Werkstätte für „die schwarze Kunst". Be- deutende Werke gingen aus dieser rheinganer Druckerei hervor. Nachkommen verkauften sie an Friedrich Haumann von Norembergk, den „Buchdrucker im Kirschgarteu zu Mainz". Gutenberg selbst soll hier sein müdes Haupt eine Zeit lang haben ausruhen lassen. Im Bauernkriege wurden in der Burg neun der Rädelsführer enthauptet; in Trümmer sank der Gedanke des Bauernstaates, dem die Rheingauer auf dem „Wachholder" bei Eberbach in 29 Artikeln kühnen Ausdruck gegeben hatten. Eine neue Landesordnung gab Kurfürst Albrecht 1527 dem Rheingau; die alten Freiheiten fielen, das Wort von der „freien Luft" war zunichte geworden. Aber die Zeit ließ auch die Herren der Burg und die Zinnen ihrer Mauern fallen, und Eltville kann sich mit der goldenen Flut seiner Weine trösten, daß es Hauptstadt des Rheingaues einst war. — Den Namen Eltvilles wollten die rheinischen Antiquare vordem mit Gewalt von alta villa = „Hochstadt" ableiten. Drusus soll hiereines der fünfzig rheinischen Kastelle gegründet haben, von denen Florns spricht. Gegen den römischen Ursprung zeugt aber, daß weder eine Inschrift noch sonst ein Denkmal aus der Zeit der Römerherrschaft sich bis dato in alte, villa hat finden wollen, wie überhaupt im eigentlichen Rheingan, abgesehen von Wies- baden und seiner Umgebung, auffallender Weise keine Inschriften oder sonstige Anzeichen der Römer sich sehen lassen. Der Name von Eltville ist nach Bod- mann's Ansicht entweder eine falsche Latinisirung des Frühmittelalters für „Alt- Weiler", oder er hängt mit der Lokalbezeichnung „Altwick" — „Hochdorf" oder „Altdorf" zusammen. Vor der Hand ist der Römerort „alta villa" oder „altus vicus" jedoch erst ein Postulat der römischen Epigonen, und das freundliche Städtchen mit seinen weltberühmten Weinhandlungshäusern, seinen deutschen Champagnerfabriken, seinen stolzen Villen der Neuzeit, als Villa Osterrieth, Villa Simmern, Villa Eltz, Villa Marix u. A., fernen prächtigen Gartenan- lagen mag ohne römisches Recht sich sonnen und gedeihen als moderner Mittel- puukt des Handels mit viriiim bonum. Dies doch für den Rhein das beste Erbtheil aus Römerzeit! — Prosit zum goldenen Nektar! — Von Eltvilles gesegneter Flur sührt uns die bequeme Straße vorüber an dem prächtigen Mansardenban des Landsitzes Sieambria, ein blumiges Wiesen- thälchen entlang hinauf nach Kiedrich. Links bleibt die Erbacher Gemarkung, die den vieledlen „Markobrnnner" erzeugt, und vom Strom her blickt das spitze Köpfchen des neugothischeu, alleinstehende!: Kirchleins von Erbach. Nach einem Stündchen erblicken wir am grünen Abhange das gedehnte Dorf mit seinen beiden Kirchtürmen, zur Rechten steigt ans steilem Fels der einsame Thurm des Scharfen- steins empor. Im Dorfe selbst empfangen uns altertümliche Häuser mit hohen Giebeln und rothem Balkenwerk, mit Erkern und Schnitzornament. Zur Rechten umsaugeu von weißer Mauer aus erhöhtem Platze die beiden Kirchen, das Ziel besuchter Prozessionen im Hochsommer, die den Reliquien des heiligen Valentin gelten. Das im Bilderschmuck erglänzende Portal führt uns in die dämmerigen Räume der größeren, schon seit 1275 erwähnten Pfarrkirche. Nur eiu altes Mütterchen betet hier am Sountagsmorgen. Verwaist ist der herrliche Johannes- altar mit seinen korinthischen Marmorkapitälen, verwaist die vielen Pergament-

10. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 141

1833 - Halle : Schwetschke
Vit. Deutschland. Nassau. 14 t zu den berühmtesten in der Welt. Der Badesaal ist ausersr groß und prachtvoll, ganz mit inländischem Marmor verziert. Am Rhein weiter hinunter liegen: Eltville oder Elfeld, Hauptort des Rheingaues, mit 2600 Einw. In geringer Entfer- nung vom Flusse der durch sein edles Gewächs bekannte Johan- nisberg, auf welchem an der Stelle eines ehemaligen Klosters jetzt ein dem Fürsten Metternich gehörendes Schloß liegt. Hatten- heim, Geisenheim, mitweinbau. Rüdesheim, wo der feurigste von allen Rheinweinen wächst; am Ufer sieht man noch einen alten für römisch gehaltenen viereckigen Thurm. Auf der Höhe hinter Rüdesheim, dem sogenannten Niederwald, ist ei- ner der herrlichsten Punkte im Rheingau. Dies ist die eigentliche Gränze des Rheingaues; von hier an, unterhalb Bingen, verengt sich das Rheinthal und die dennoch mit unsäglicher Mühe mit Reben bepflanzten Felsen treten ganz nahe ans Ufer. In kleinen Weitun- gen des Thals liegen Lorch, Asmannshausen, Caub. Beim letztem Orte, wo auf einer Rheininsel ein altes festes Gebäude, die Pfalz, liegt, ging Blücher am I. Januar 1814 über den Rhein. Von hier an bis Coblenz werden die Ufer immer enger und wilder, und viele Burg - und Festungsruinen krönen die schrof- fen Felsenwände. b) An den schönen Lahnufern und in der Nähe liegen: Ober-Lahnstein, mit demschlosse Lahneck, am Einfluß der Lahn in den Rhein; dabei ein Sauerbrunnen. Ems, mit berühmten warmen Bädern; der Flecken Nassau, mit der alten Stammburg gleiches Namens. D ietz, mit über 2060einw. und ausgezeichnet schönem Obstbau. Fachingen, mit einem Sauer- brunnen, wovon über 300,000 Krüge jährlich versendet werden. Geilnau, mit einem Sauerbrunnen. Limburganderlahn, mit einem Schlosse und 2600 Einw. Weilburg, auf einem Berge an der Lahn, die gewöhnliche Residenz des Herzogs, mit 2300 Einw. e) Im Innern des Landes liegen: Idstein, mit 2000 Einw. und guten Unterrichtsanstalten. In der Nähe das Dorf Niederselters, von dessen weltberühm- ten, seit mehr als 800 Jahren bekannten Brunnen jährlich über 2 y2 Million Krüge versendet werden. Die Badeörter S ch w a l- bach oder Langen-Schwalbach und Schlangenbad. 22. Die freien Städte. Bis zum Jahr 1803 gab cs in Deutschland 51 freie Reichs- städte, d. h. solche, welche im Mittelalter durch Gewerbe und Handel emporgeblüht ihre Freiheit theils durch Kauf von ih-

11. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 247

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Vit. Deutschland. A. Staaten deß Norddeutschen Bundes. 247 iesbaden mit Clarenthal, 26,600 Einw., Haupt Die hiesigen heißen Schwefelquellen, Aqua wie auch Spuren eines Innern des Landes, stadt des Regierungsbezirks. Mattiacae, waren schon den Römern bekannt, 1816 aufgegrabenen römischen Bades beweisen, und gehören zu den be^ rühmtesten und besuchtesten in der Welt. Der Kursaal ist äußerst groß und prachtvoll, ganz mit inländischem Marmor verziert. Auf demselben Platze liegen das Theater und die Colonnade, von reizenden Alleen und Spaziergängen umgeben. Die Hauptquelle, der Kochbrunnen, hat 56" R. Das Wasser wird in 27 Badehäuser vertheilt. Die Taunus-Eisenbahn führt von hier nach Kassel. Am Rhein weiter hinunter liegen: Eltville oder Elfeld, Haupt- ort des Rheingaues. In geringer Entfernung vom Flusse der durch sein edles Gewächs bekannte Johannisberg, auf welchem an der Stelle eines ehemaligen Klosters das auch dem Fürsten Metternich gehörende Schloß liegt. Hattenheim und Geisenheim, mit Weinbau. Rüdesheim, wo der 'feurigste von allen Rheinweinen wächst; am User sieht man noch einen alten, fiir römisch gehaltenen, viereckigen Thurm, der in neuerer Zeit theilweise wieder wohnlich ausgebaut worden ist, die zum Theil noch er- haltene Brömserburg, Burg Ehrenfels und andere Ruinen in der Nähe. Ans der Höhe hinter Rüdesheim, dem sogenannten Niederwald, ist einer der herrlichsten Punkte im Rheingau. Dies ist die eigentliche renze deö Rheiugaues; von hier an, unterhalb Bingen, verengt sich das Rheinthal und die dennoch mit unsäglicher Mühe mit Reben bepflanzten Felsen treten ganz nahe ans Ufer. In kleinen Weitungen des Thals lie- gen Asmannshausen, Lorch, Caub. Bei letzterem Orte, wo auf einer Rheininsel ein altes festes Gebäude, die Pfalz, liegt, ging Blücher am 1. Januar 1814 über den Rhein. Weiter abwärts liegt bei St. Goar der Lurleifelsen, wegen seiner Sage von der die Schisser bethörenden Lur- oder Lorelei mehr als wegen seines Echos berühmt. Von hier an bis gegen Koblenz hin sind die Ufer eng und wild, und viele s Festungsruinen krönen die schroffen Felsenwände. 2) Im schönen Lahnthal, das jetzt von einer Eisenbahn durchschnitten wird, liegen: Ober - Lahnstein, mit dem Schlosse Lahneck, am Einfluß der Lahn in den Rhein; dabei ein Sauerbrunnen. Ems, mit 4000 Einw. und berühmten warmen Bädern. Der Flecken Nassau, mit einer Ketten- brücke iiber die Lahn. In seiner Nähe die Reste der alten Stammburg Nassau und der Burg Stein, neben welcher das Schloß des Freiherrn von Stein (des bekannten seltenen Charaktermannes) liegt. Dietz, mit ausge- zeichnet schönem Obstbau; in der Nähe das Schloß Oranienstein. Fachiu- gen, mit einem Stahlbrunnen, wovon 500,000 Krüge jährlich versendet werden. Geilnau, mit einem Sauerbrunnen. Limburg an der Lahn, mit einem Schlosse und 4300 Einw. und dem Sitze eines Bischofs. Weil- burg, mit dem ehemaligen Residenzschlosse, auf einem Berge au der Lahn, über welche eine Kettenbrücke führt. Balduinstein, Pfarrdorf und Eisen- bahnstation, in der Nähe das schöne Schloß Schaumburg, früher Sitz des Erzherzogs Stephan von Oesterreich, mit einer kostbaren Mineraliensammlung. 3) Im Innern des Landes liegen: urg- und

12. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 432

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
432 bergsanlage gegen einen Weinzins. Im 12. Jahrhundert erwarben sich zwei Abteien, das Benediktinerkloster Johannisberg und das Zisterzienser- kloster Eberbach, das große Verdienst der Anrodung des Johannisbergs und des Steinbergs. Noch heute bestaunen wir die Weinlager in den großartigen Kreuzgewölben der Keller beider Abteien. Aber schon in jener frühen Zeit wurden die edlen Nieslingreben des Rheingaus nicht sowohl für den Hausbedarf gebaut, wie sich etwa heute noch der Bauer im Elsaß, in Baden oder Württemberg kunstlos seinen Landwein zieht, sondern für den Verkauf. Bereits um 1200 betrieb das Kloster Eberbach auf Main und Rhein ausgedehnten Weinhandel. In Cöln hielt die Abtei ein Haupt- weinlager, verkaufte nur an Großhändler und befrachtete nachmals ihre eigenen Schiffe mit der kostbaren Weinlast. Hunderte von Fässern des edlen Nasses gingen mit der „Eberbacher Sau", wie man, anknüpfend an die Sage von der Gründung der Abtei, das größte der Schiffe nannte, vom Rheingan nach Cöln, laut Kaiserprivileg frei von den sonst unseren Handel so sehr behindernden Rheinzöllen der vielen großen und kleinen Herrscher am Strom. Im Lauf der Jahrhunderte entfaltete sich eine ganze Wissenschaft über Anbau, Pflege, Schnitt der Rebe und über die Keller-behandlung des Weines. Von den Klöstern lernten die kleinen Wein- bauern die Kunst; denn je mehr allmählich der Boden für den Weinbau in Beschlag genommen wurde, daß bald Weingarten an Weingarten grenzte, desto allgemeiner pflanzte sich jeder technische Fortschritt vom Nachbar- auf den Nachbar über. So wurde das erst verlachte System der Auslese im Rheingau während unseres Jahrhunderts allgemein ein- gebürgert und trug wesentlich dazu bei, den Rüdesheimer, Rauentaler, Johannisberger und Steinberger so zu verfeinern, wie es bei fahr- lässiger, der Natur fast alles überlassender Behandlung der Rieslingrebe nie geschehen wäre. Darüber war nun aber der Rheingaubewohner zu bedenklicher Einseitigkeit in seinem Tagewerk gelangt. Der Anbau des Weinstocks war ihm alles; Viehhaltung und Kornbau galten ihm nichts. Wie er in der Tracht und Wohnweise den Städter nachahmte, wollte er am liebsten nur von Weinbau und Weinhandel leben. In menschlicher Hoffnungs- schwäche rechnete er immer auf eine glänzende Lese, wie er sie ja kraft seines Fleißes, seiner fränkisch beweglichen Findigkeit wohl verdiente, und bedachte nicht, daß hier an der Polargrenze des Weinbaues selbst im Taunusschirm gewöhnlich ein Jahr um das andere dem Winzer statt des großen Loses eine Niete in den Schoß füllt. Da kam über manchen der Getäuschten Verschuldung, man verpfändete den „Herbst", ehe noch die Träubchen schwellten. Doch solcher Ruin der Genossen hat zum Glück andere zu besserer Einsicht gebracht, die nun wieder bescheiden znm bäuer- lichen Handwerk zurückkehren und für die Rebe minder günstige Lagen in Feld und Wiese wandeln.

13. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 79

1881 - Leipzig : Spamer
Weinorte. 79 Nürnberger Hof, ein Lieblingsaufenthalt Goethe's 1814, verborgen liegt, er- zeugen den gelobten Höllberger. An derwaldaffa, des Waldbaches klarer Flut, die von den reich bewaldeten Höhen der „eisernen Hand" und der „hohen Wurzel" nach kurzem Laufe mit dem tieffließenden Strome sich eint, war die alte Grenze des Rheingaues. Hier begann einst die Grenze des „Gebücks", das einst dies Paradies hermetisch verschloß. Ein trauliches, das Mittelalter noch in den Zügen tragendes — wenn auch in den letzten! — rheinisches, weinliebendes Städtchen, dies Walluf, das schon vor tausend Jahren in dem Verzeichniß der Schenkungen an das Kloster Lorsch erscheint. Als Lehen kam es später an die Abtei Fulda; das Heimgefalleue kaiserliche Lehen zog Kurmainz ein, bis der Ort an Nassau fiel. Am Ufer des Stromes, der zur Sommerzeit von fröhlichen Mainzern und von der mnthwilligen Jugend des eigenen Bodens wimmelt, mag man in einer von der Kultur noch unbeleckten Schifferkneipe vom goldenen Safte der Rebe kosten. Oder, am schönsten, man folgt dem Finger, den ein Kirchlein vom Berge herab- streckt, und wandert durch Ober-Walluf und über Neudorf ein Stündchen gen Norden, wo den müden Fremdling bald ein freundliches Dörfchen mit reinlichen, blumengezierten Häuschen empfängt, das sich Rauenthal benennt. Ja, hier oben auf der Höhe, wo der Blick ungehindert schweift über den ganzen herrlich- keitsvollen Gau, über das Mainzer Land und die Frankfurter Gegend bis zu dem blauen Kegel des Malchen und dem melancholischen Rücken des Donners- berges, da weht der heilige Odem des Rheiustromes, da athme ein, du Freuud der deutschen Heimat, die freie Luft des fröhlichen Rheinlandes. Die Perle aber am Rheine, die zu Paris letzthin zur „Königin des Rheinweines" gekürte Feuerflut, magst du in ihrer Reinheit und ihrem begeisternden Hauch erkennen in der traulichen Laube dort im Nassauer Hof. Wahrhaftig, hier ist der Name kein böses Omen; weder ein rauhes Land noch ein sumpfiges Thal kann man im Produkte von Rauenthal wiederfinden. Es ist süße Labe vom weinspendenden Berge! Den Namen mag das Oertchen hier oben ans dem Bergsockel wol im Gegensatze zum nahen Tiefenthal erhalten haben, das, ehemals ein Kloster, zur Zeit in wenigen Häusern besteht, lieber Tiefenthal führt der Weg zum nahen Schlangenbad und Schwalbach; wir setzen den Stab rückwärts, und neu belebt durch das Feuerbad des Kehlkopfes, eilen wir durch die Wingerts, im An- gefichte zur Rechten den runden Thurm von Scharfenstein und darüber auf hohem Kegel Schloß Johannisberg, vor uns den glitzernden Strom mit feinen grünen Inseln, seinen pnstenden Dampfern und leichtschwebenden Segelschiffen hinab in die Gemarkung von Eltville, der alten Hauptstadt im Rheingau. Noch künden die erhaltenen Thürme und der noch nicht gesunkene Mauerzug vou der Stadt ehemaliger Trutzgewalt. Wie oftmals mußten diese Zinnen den Mainzer Erzbischos schützen gegen der übermüthigen Mainzer Kinder Spieß und Schwert! Als ein „Trutzmainz" ließ es 1330 der kriegerische Reichsfürst Balduin von Luxemburg befestigen, der besser den Flamberg als die Feder zu führen verstand. In den Mauern von Ellfeld oder Eltville, in der festen Bischofsburg schloß der unglückliche Günther von Schwarzburg feinen Frieden mit Karl Iv., bald schloß ihn der von Gicht gefolterte König auch hier mit dem Himmel. Schüler Gutenberg's, Heinrich Bechtermünze und Wigand Spieß, Beide Gehülfen „Henchin

14. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 43

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 43 — Einführung des Christentums in unserer Heimat. Durch die Römer soll schon im 3. Jahrhundert von Mainz (Mogun- tiäcum) aus das Christentum nach den benachbarten nassauischen Gegenden gebracht worden sein; dauernderen Eingang aber verschaffte es sich erst im 4. Jahrhundert durch deu hl. Lubentius. Dieser kam von Trier, predigte in der Lahngegend das Christentum und erbaute dort die uralte Kirche zu Dietkirchen, die erste in Nassau. Eiu anderer Missionär mar der Einsiedler St. Goar, der im 6. Jahrhundert am Rhein wirkte. Nach ihm sind die Städte St. Goar und St. Goarshausen benannt. Einige hundert Jahre später führte Kaiser Karl der Große bei allen deutschen Stämmen das Christentum ein und gründete Bistümer, Klöster, Kirchen und Schulen. In dieser Zeit entstand auch das Kloster Bleidenstadt, das älteste in Nassau. Klöster und Kirchen bildeten oft den Grund zu Dörfern und Städten. Auflösung der Gauverfassung. Grafen und Zerren. Um das Jahr 1000 hörte die Ganverfassung nach und nach auf. Die deutschen Kaiser fingen an, Bischöfen und Klöstern weltliche Herr- schast über bedeutende Länderstrecken zu verleihen. Der Rheingan fiel z. B. dem Erzbischose von Mainz, die untere Lahngegend dem Erzbistum Trier zu. Von Klöstern war später Eberbach am reichsten begütert. Auch die Gaugrafen strebten nun nach Erlangung erblicher Gebiete. Grafen und Herren mit erblichen Besitzungen, welche jetzt austraten, waren z. V. die von Laurenburg, Katzeuelubogeu, Eppstein und Cronberg. Sie er- bauten sich auf steilen Anhöhen seste Burgen, an deren Fuß später oft Dörfer und Städte angelegt wurden. Aus dem Geschlechte der Grase« und Herren gingen später die Ritter hervor. Die Herren von Lauren- bürg erbauten ungefähr um das Jahr 1100 die Burg Nassau und nannten sich von da an Grafen von Nassau. Der Name Nassau, der schon 915 in Urkunden vorkommt, bezeichnete zuerst einen Landsitz (Villa Nassöva = Nassaue oder nasse Au) Kaiser Konrads I. von Franken. Im 13. Jahrhundert vereinigte Gras Heinrich der Reiche von Nassau die Grafschaften Idstein, Weilburg, Dillenburg und Siegen. Nach seinem Tode wurde das Land unter seine beiden Söhne Otto und Walram geteilt. Erstem bekam das Gebiet nördlich, letzterer das Gebiet südlich der Lahn. Dadurch entstanden zwei nassauische Linien: die ottoische und die walramische. Durch weitere Teilung bildeten sich später wieder viele nassauische Grafschaften. Zu bedeutendem An- sehen gelangte das Haus Nassau, als Adolf, ein Sohn Walrams, zum deutschen Kaiser gewählt wurde.

15. Der Regierungsbezirk Wiesbaden - S. 26

1870 - Wiesbaden : Limbarth
26 die Spanier am jenseitigen Ufer gegenüberstanden. Blücher ging in der Neujahrsnacht 1814 unter Mitwirkung der Cauber Schiffer hier über den Rhein. Dachfchieferbau und viele Schiffer. „Tie Heere blieben am Rheine steh'n, fall man hinein nach Frankreich geh'n k." — Braubach (1712 E.), Amtsgericht, am Rhein mit der Feste Marx- burg, einst Zufluchtsort Heinrichs Iv., jetzt Staatsgesängniß. Reicher Salmfang. Tinkholder Brunnen. — Camp, großes Tors ani Rhein. In der Nähe Kloster und Wallfahrtsort Born Hofen mit den Burgen Sternberg und Lieben st ein, vom Volke die feindlichen Brüder genannt. (Die Sage). — Oberlahnstein, Amtsgericht, Hauptstation der Staatseifenbahn in Nassau, wichtig als Vereinigungspunkt der Rhein- und Lahnbahn. Lebhafter Verkehr, Handel und Schifffahrt. Rechts auf der Höhe ragt eine Kapelle mit Stationen, es ist der Wallfahrts- ort Allerheiligen; links auf der Kuppe die Ruine Lahneck, von den Franzosen 1688 zerstört. (Die Templer von Lahneck). — Nieder- lahnstein, an der Mündung der Lahn. Schifffahrt. — Nievern, Torf mit einer Silber- und zwei Eisenhütten. — Die Strecke von Mainz bis Koblenz, genauer von unterhalb Mainz bis Lorch oder der Mündung deswisperthalesheißt der Rheingau, und hat von ihr das Wort besondere Geltung: „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben." Tie bedeutendsten Weine des Rheingaus sind der Johannisberger, Markobrunner, Rauenthaler Steinberger, Rüdesheimer, Aßmannshauser (roth), Geisenheimer re. 7. Unter-Lahnkreis. Nassau (1412 E.), Amtsgericht, auf dem rechten Lahnufer in herrlichem Thalgrunde; Kaltwasser-Heilanstalt; Ket- tenbrücke über die Lahn. Der Stadt gegenüber, dicht am l. Ufer der Lahn, erhebt sich ein mächtiger Felsenkegel, der die Trümmer des Schlos- ses Nassau trägt. Die tiefere Terasse jenes Bergkegels zieren die Burg Stein, Stammburg des Ministers Freiherrn vom Stein. Er war „des Rechtes Grundstein, der Bösen Eckstein und der Deutschen Edelstein". — Nassau ist die Wiege großer Männer: es gab dem deutschen Reiche einen Kaiser, den Niederlanden einen Be- freier, Holland und England Könige und dem Erzstift Maim viele Kur- fürsten. — Obernhof liefert trefflichen Rothwein. Schloß Langenau und Kloster Arnstein. — Bad-Ems (4473 E.), von der Lahn durch- flossen, Amtsgericht und berühmter Badeort. Prächtige Gebäude, Kur- saal, Kolonnaden rc. Die Umgebung ist äußerst anziehend. Am Ab- hange des Berges die Flötzsäulengänge der Hnnfelmannshöhlen, die Wohnungen jener unzähligen Berggeister, die hier als Heinzelmännchen dieselbe Rolle spielen, wie anderwärts die Wichtelmännchen rc. (Vgl. Kopisch: die Heinzelmännchen zu Köln). — Diez (3127 E.), am Ver- einigungspunkt der Aar und Lahn, Amtsgericht. Handel, Bergbau und Schifffahrt. Bedeutender Fruchtmarkt. Wegen ihrer Fruchtbarkeit wurde die frühere Grafschaft Diez die „güldne" genannt. „Die Graischaft war so reich und gut, daß man sie derzeit nennen thut die güldne Grafschaft." — ^ Eine steinerne Brücke verbindet Diez mit dem Vorstädtchen^Lachm- hausen. Tie Brücke wurde im 30jährigen Kriege von den Schweden

16. Heimatskunde von Hessen-Nassau und dem Fürstentum Waldeck - S. 45

1886 - Halle a. S. : Buchh. des Waisenhauses
— 45 - 8. Unter-Tammskreis. 553 qkm. 35400 Ew. " Langenschwalbach, Stadt in lang gedehntem Thale mit 2800 Ew., welche hauptsächlich in dem berühmten Bade ihre Nahrungsquelle haben; Amtsgericht; in der Nähe die Ruine des Schlosses Adolfseck über dem Aarthal. Schlangenbad, Dorf und berühmter Kurort in tiefem, einsamen Thale am Fuße der hohen Wurzel von hohen, waldbekränzten Bergen umgeben. Vor ungefähr 200 Jahren wurden die Heilkräfte der 8 lauwarmen Quellen entdeckt. Oben auf dem Kamm des Taunus ist der Knotenpunkt Niederhausen, der hier zusammentreffenden Frankfurt- und Wiesbaden-Limburger Bahnlinie.n In der Nähe schöne Anssichts- punkte: Kellerkopf, Hohekanzel (mit Brunhildenstein); Trompeter. Alle diese Gipfel sollen einst mit altdeutschen Steinringwällen gekrönt gewesen sein, wovon der ans dem Altkönig uns heute noch ein Bild zeigt; es waren dies in Zeiten der allgemeinen Bedrängnis der Bevölkerung Zufluchtsstätten; durch sog. Rennwege wurde eine Verbindung derselben unterhalten. Idstein, Stadt an der Wörsbach und Eisenbahn mit 2400 Ew.; schönste Kirche des Nassauer Landes; Schloß, Aufbewahrungsort des nassauischen Landesarchives; Baugewerkschule; bedeutende Saffianfabrik. Amts- gericht. Dorf Wehen mit Amtssitz. 9. Rheittgaukreis. 274 qkm. 30 800 Ew. ^ Rüdesheim, Stadt mit Amtsgericht, 3200 Ew., freundliche Lage am Rheine; Ruine Brömferburg; schöne Häuser; evangelische und katholische Kirchen; berühmter Weinbau und bedeuten- der Weinhandel; im Rhein auf einem Felsen der Mäuseturm; vermutlich eme alte Zoll-(Maut-)stätte für die vorüberfahrenden Schiffe; in der Nähe der von vielen Fremden besuchte Niederwald mit dem Tempel (Rossel), einer erbauten Ruine; großartiges Denkmal, Germania zur Erinnerung an den siegreichen , Feldzug und die Wiedererrichtung des deutschen Reichs (1870—1871), wohin eine besondere Eisenbahn führt. Von Obmannshausen, Dorf am Rhein (vorzüg- licher Rotwein) führt eine Zahnradbahn hinauf zur Germania. Geisenheim, ein „Weinflecken" am Rheine, wo dieser über 780 irr breit ist, mit fast 3000 Eni. Königl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau. Winkel — früher Winzella, Wynkelo — Flecken am Rhein, der römischen Ursprungs sein soll (vixii cella =. Weinlager); in der Nähe Dorf und Schloß Johannisberg mit berühmtem Weine. Andere Weinorte sind: im Steinberge beim Kloster Eberbach, im Gräfenberge bei Kiedrich, Marcobrunnen bei Hattenheim, zu Ranenthal bei der Stadt Eltville mit 3000 Ew. Amtsgericht; Eisenbahn- und Dampfschiffstation; alter Ort im Rheingau; lange Zeit Residenz der Main- zer Kurfürsten. Hier war eine der ersten Buchdruckereien. An der Mündung der Wisper (Wisperwind) liegt Lorch, ein uralter Flecken mit schöner goti- 'scher Pfarrkirche und reichen Stiftungen. Eaub, Stadt am Rhein, in dessen Mitte auf einem Thonschieferselsen ein viereckiger Turm zur Erhebung des Zolles erbaut ist— die Pfalz—; über der Stadt steht die schöne Ruine Gutenfels. In der Neujahrsnacht 1814 setzte Blücher mit seinem Heere hier über den Rhein. (Blücherthal.) 10. Kreis Goarshausen. 376 qkm. 37900 Ew. Unter dem Lorlerfelsen, durch welchen ein Tunnel der Rheinbahn geht, zwischen den bei- den Burgen Katz und Maus das freundliche Städtchen *®t. Goarshausen, reizend an der Mündung des Schweizerthales gelegen (etwa 1500 Ew.) mit Amtsgericht; ergiebiger Lachsfang; Lohgerbereien. Schieferbrüche. Gegenüber

17. Heimatkunde des Regierungsbezirks Wiesbaden - S. 14

1909 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
— 14 — tal sehr mild, auf der Höhe unfreundlicher. Die Haupterzeugnisse sind Eisen- erze, Bleierze und Wein. Dem rechten Ufer des Rheines entlang läuft die Nass. Rheinbahn, im Lahntal die Lahnbahn. Von dem Kleinbahnknoten- Punkt Nastätten führen Schienenwege nach Zollhaus, St. Goarshausen und Braubach. Im S.-W. des Kreises liegt am rechten Rheinufer „wie an einem von Felsen umschlossenen See" die Kreisstadt St. Goarshausen (l2/3), gegründet durch den heiligen Goar. Nicht weit davon erheben sich die Burgruinen Nenkatzeneln- bogen und Thnrnberg, im Volksmund Katz und Maus genannt, und der Lur- leifels. Im S. liegt die Stadt Kaub (2) mit den: Blücherdenkmal zur Erinnerung an den Übergang des Blücherschen Heeres über den Rhein am 1. Januar 1814. Kaub gegenüber befindet sich mitten im Rhein auf einem Schieferfelsen die Pfalz, ein vieltürmiges Gebäude, von dem aus in alten Zeiten der Rheinzoll erhoben wurde. Von St. G. rheinabwärts liegen der Wallfahrtsort Kloster Bornhofen, die Trümmer der Burgen Sternberg und Liebenstein, Braubach (3) mit der alten Festung Marxbnrg und Dberlahnstein (8%) mit der Burg Lahneck. Oberlahnstein gegenüber liegt Niederlahnstein (4%), lahuaufwärts das Nieverner Hütten- und das Friedrichssegener Blei- und Silberbergwerk. Nördlich von der Hütte Friedrichssegen liegt das Dorf Frücht (V3) mit dem Stein- schen Erbbegräbnis. Am Mühlbach sind gelegen die Stadt Nastätten (1%), der Flecken Miehlen (lvi) und das Dorf Marienfels (%), die ehemalige Malstätte des Gaues. 10. Der Rheingaukreis. (39 000 Einwohner; 25 Gemeinden.) Der Rheingaukreis schmiegt sich fast in der Form eines Dreiecks dem an der Nahemündung vorhandenen Rheinknie an. Im Rheingaukreis erhebt sich derjenige Teildes Taunus, welchen man als das Rheingauer Gebirge bezeichnet. Die bedeutendsten Höhen desselben sind die Kalte Herberge, die Hallgarter Zange, der Rabenkopf und der Niederwald. Der Rhein bildet die Süd- und Westgrenze des Kreises und nimmt in demselben die Walluf und die Wisper auf. Die letztere hat ein enges, schluchtenartiges Tal mit steilen Abhängen und zahlreichen Burgtrümmern. Da das Rhein- gauer Gebirge die kalten Nord- und Ostwinde abhält, ist das Klima des Rhein- tales im Rheingaukreis uoch wärmer als im Kreis Sankt Goarshausen. Das Hauptprodukt ist Wein. Am Rhein entlang führt die Nass. Rheinbahn; Nebenbahnen sind die Kleinbahn Schlangenbad-Eltville und die Zahn- radbahn Rüd esh ei m-Niederwald -Aß m annsh aus eu. Dicht am Rhein, der Nahemündung schräg gegenüber, liegt die Kreisstadt Rüdesheim (5), weithin bekannt durch ihren vorzüglichen Wein. Hinter der Stadt steigt der Niederwald auf, gekrönt durch das im Jahre 1883 eingeweihte Nationaldenkmal. Im Rhein steht der sagenumwobene Mäuseturm. Von Rüdesheim rheinanfwärts liegen die berühmten Weinörter Geisenheim (4), Johannisberg (1%), Winkel (2%), Ostrich (3), Hattenheim (1v3), Erbach (2%), Eltville (4), Niederwalluf (1 y3) und Ranenthal (1). In Geisenheim befindet sich eine Königliche Lehranstalt für Obst- und Weinbau. In Eltville ist vor 400 Jahren Gutenberg, der Erfinder der Buchdrnckerkunst, gestorben. Auf dem Gebirge sind noch gelegen der Wallfahrtsort Kiedrich (2) mit einer schönen Kirche, die Strafanstalt Eberbach, die Irrenanstalt Eichberg und das Dorf Hallgarten (1%) am Fuße der Hallgarter Zange; rheinabwärts liegt an der Wispermündung Lorch (2%)-

18. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 259

1890 - Meißen : Schlimpert
— 259 — versandt und in einer besonderen Schule des Ortes zugleich auch tüchtige Leute für den Wein- und Obstbau gebildet; deun in dem Orte befindet sich die königliche Lehr- und Musteraustalt für die Wein- und Obstzucht. Dadurch ist Geisenheim der betriebsamste Weiuort im Rheingaue geworden. Nördlich von Geisenheim blickt weiter ein Weinberg hervor, der weithin im Rheiugaue geseheu wird. Er trägt eiu hellgläu- zeudes Schloß, das einer berühmten österreichischen Adelsfamilie (ü. Metternich) gehört Früher stand ans dem Berge ein Kloster der Benediktiner, dessen Möuche (von Rhabanns Maurus au) schon zeitig die Wissenschaft und deu Weiubau pflegten. Auch eiue Kapelle wurde auf dem Gipfel des Berges errichtet und (im Jahre 1030) Johauues dem Täufer geweiht. Nach diesem trägt der Berg deu Namen Johannisberg. Berühmter als durch Schloß und Kloster ist derselbe aber durch deu köstlichen Wein ge- worden, der hier auf eiuer Fläche vou 15 ha erbaut und zu hohem Preise (die Flasche bis zu 15 Mark) verkauft wird. Der „Johauuisberger" gilt für die Blume unter den Rheinweinen, da er sich durch feineu Geschmack, durch zarte»! Dnft und durch Halt- barkeit auszeichnet. Schloß Johannisberg ist der berühmteste Weinort im Rheingau. Zusammenfassung. 3. Der Westhang des Taunus fällt zu dem engen Thale des Mittelrheines nieder. In diesem erhebt sich eiu flacher, breiter Schieferfelsen über die Wellen. Auf demselben wnrde im Mittelalter eiu sechskantiger Steinbau als Träger einer kleinen Burg errichtet, die ihn Heute noch krönt. Keck und trntzig steigt sie mit ihrem Mauerringe aus dem Strome aus. Schießscharten in dem Mauerwerk künden an, daß sie einst als Herrin die Rhein- schiffahrt überwachte und unberufenen Gästen wehrte. Zahlreiche dunkle Türme erheben ihre Spitzen über den Mauerkrauz. Alle Türme aber übersteigt eiu starker Mittelturm, auf dem die Wächter deu Rheiustrom hinaus und hinab spähten. Die Bnrg gehörte einem Rheingrafen und wird kurz als „Pfalz" bezeichnet. Ein Schiffer führt uns von der Pfalzburg uach dem Städtcheu Caub am rechten Ufer des Rheines hinüber. Da liegen die hellen Häuser eiues Ortes vor uns, der sich schutzsuchend an die Ufer- felsen des Stromes schmiegt. Die Reste einer alten Maner und dicke, runde Türme deuteu au, daß die Stadt früher stark befestigt war. Doch ist der Festungsgürtel gesprengt worden, und die 17*

19. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 226

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
226 ■ r - -V ¿¿.1. größten Wichtigkeit, bringt ihm unberechenbare Vortheile, und trägt daneben viel zu der Anmuth und den Reizen bei, welche Nassau zu einem der schönsten Länder Deutschlands machen. Bis Rüdesheim gleitet der Strom sanft und ruhig dahin, ist daher breit und hat viele Inseln (Auen) in seiner Mitte. Von Ehrenfels an bis Braubach verengen hohe und steile Bergwände das Bett, der Fall ist sehr stark, sein Lauf geht über Felsen dahin, welche das Bingerl och, ein Felsenriff bei Bingen, das wilde Gefährt zwischen Bacherach und Caub, und über St. Goarshausen eine Felsenwand, die Bank, bilden. Von da zeichnet sich das Rheinthal durch seine mannichfal- tige und reiche Ausstattung besonders aus. Es wechseln da- selbst das Liebliche und Romantische mit Großartigem, das Schöne mit Furchtbarem, das Milde und Anziehende mit wild Schauerlichem. Nicolaus Vogt sagt in seinen Schilde- rungen: „Bei Mainz, wo der Main sich mit dem Rheine vereinigt, rücken die Gebirge nach Norden zu näher zusammen, und bilden um den stillen Fluß her das köstliche Rheingau. Zn diesem Paradiese findet der Künstler die reizendste Verbin- dung von sanfter und wilder Schönheit. Bei dem Ausflüsse der Nahe an dem Bingerloche werden diese immer höher, wilder, schauerlicher. Mit den Krümmungen des Flusses komme» und verschwinden sie, wie in einer Zauberlaterne. Wir sich eine Aussicht von hinten verschließt, thut sich eine andere und seltsamere von vorne auf. Bei dem Lurley und St. Goar wird sein Bett so eng, so tief, seine Ufer so graus und wild, daß er in die Schweiz zurückgetreten zu sein scheint. Die verschiedene Gestalt und Farbe der Berge und Felsen, das Drehen und Wenden seines Laufes, die vielen Wirbel und Klippen über und unter seiner Fläche, die magische Be- leuchtung durch einfallende Lichter und Schatten, nebst den mannichfaltigen Gebäuden, Trümmern und Anstalten, welche später seine Bewohner umher angepflanzt haben, machen diesen Theil des Rheinufers zu einem wahren Feenlande, an welchem große Meister unter den Malern ihre Pinsel versucht haben." Unterhalb Braubach erweitert sich das Thal und gleicht bei Ober- und Niederlahnstein einem fruchtbaren Garten. Im weiten und fruchtbaren Rheingau gewähren die Kapelle bei Rauenthal, der Boß bei Eberbach, das Schloß Johannisberg, der Niederwald bei Rüdesheim und die Rossel im Niederwald die gemüthlichsten Aussichten. Die Grafen von Nassau leiteten ihren Ursprung von Otto, Herrn zu Laurenburg, einem Bruder des Kaisers Konrads I. von Franken im 10ten Jahrh. ab. Diese Gra- fenfamilie, welche seit der Erbauung der Burg Nassau 1158 sich nicht mehr Grafen von Laurenburg, sondern Grafen von

20. Lehrbuch der Geographie für Schul- und Selbstunterricht - S. 43

1902 - Berlin : Schultze
— 43 — des Herzogs von Nassau. Dann geht es in den eigentlichen Nheingau, wo auf dem sonnenerwärmten Schieferboden der Gelände die edelsten Trauben reifen und einen Wein von seltener Glut und Stärke schenken. Da liegt nahe bei dem vieltürmigen Städtchen Eltville, dem Hauptort des Rheingaues, der Weinflecken Rauenthal, weiter abwärts Hattenheim, in dessen Nähe der feurige Markobrunner gedeiht, und der Johannisberg, der an seinen Hängen den König der Rheinweine trägt. Unter ihm liegt das weinberühmte Geisenheim und weiterhin Bingen gegenüber Nüdesheim. Auf dem linken Ufer grüßen in einem obstreichen Thale die Orte Ober- und Niederingelheim, deren Name uns eine der großartigsten Gestalten der Geschichte in das Gedächtnis zurückruft. Hier erbaute sich Karl der Große den mit hundert Marmorsäulen geschmückten Palast, der sein Lieblingsausent- halt wurde. Ihm verdankt der Rheingau auch Wohlstand und Ge- deihen, da er den Wein- und Obstbau förderte, und noch jetzt erzählt die Sage von dem Segen des großen Kaisers, den er, längs des Ufers wandelnd, den edlen Weintrauben in lauer Frühlingsnacht verleiht. Bei Bingen wendet sich der Rhein, um in einem engen, scharf ausgegrabenen Bette seinen Laus fortzusetzen, nordwärts. Die Höhen des Taunus und des Hunsrück treten schroff an seine Ufer heran, so daß vielfach der Raum für die Straßen und Bahnen auf beiden Seiten des Stromes den Bergen künstlich hat abgewonnen werden müssen. Ehemals stellten sich die Felsen dem Strome selbst hemmend entgegen, so daß er sich den Durchbruch erkämpfen mußte. Das Felsloch beim Binger Loch überlebte diesen Kampf, und der Rhein ergoß deshalb in einem Katarakte seine Wasser in die Felsenspalte. Jahrhunderte hindurch war dadurch die Schiffahrt und aller Verkehr unterbrochen', erst die Hand des Menschen vollendete die Durchbruchs- arbeit des Rheins, indem durch wiederholte Sprengungen die letzte Felsbank beseitigt und die Schiffahrt des Ober- und Niederrheins in Verbindung gesetzt wurde. Wenig oberhalb dieser Stelle liegt auf teilweis grün bewaldeter Insel der bekannte Mäuseturin, an dem sich die Sage vom Erzbischof Hatto von Mainz knüpfte. Taunus und Hunsrück treten mit ihren Schieferhöhen nahe an den Strom heran. Selten tragen sie Gesträuch, noch seltener Wald, dafür desto mehr Reben. Mit unsäglicher Mühe hat man die steilsten Ufer hinan Terrassen aufgemauert und auf diesen die Neben gepflanzt. Gleich unterhalb der Strombildung bei Bingen liegt rechts das wein- berühmte Asmannshaufen, links thront keck auf den Felsen die zinnengeschmückte Burg Rheinstein, wie die Burg Sonneck. Zwischen lieblichen Eilanden schwimmt der Dampfer dahin, an Lorch und Bacharach vorüber, dessen Warttürrne und mittelalterliche