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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 564

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
564 Die Zeit von 1815 bis 1857. gemeinen Volke, führte zu diesem Zwecke statt der Kopfsteuer eine Klassen- steuer ein und ordnete eine Viehtriebsentschädigung an, welche vorzüglich die großen Heerdebesitzer traf, stellte auch 1835 ein neues Staatsgrund- gesetz auf, gegen welches aber die von dem russischen Gesandten berathene Pforte ihr Veto einlegte. Ganz im Widerspruche mit seinem politischen Systeme mußte er sich einen aus der Mitte des Adels gewählten Senat von 17 Mitgliedern gefallen lassen (1838), der die Gewalt mit ihm theilen und wie die 4 Minister unverletzlich sein sollte; er versuchte 1839 die ihm gezogenen Schranken durch einen Volksaufstand umzuwerfen, aber die Aristokratie siegte und am 15. Juni mußte er Serbien verlassen. Sein kranker Sohn und Nachfolger Milan starb schon am 8. Juli, die Aristokratie konnte sich zu keiner Regentschaft einigen und war genöthigt, Michael, den zweiten Sohn des vertriebenen Milosch, zum Fürsten er- wählen zu lassen, den auch die Pforte bestätigte. Auch gegen diesen agitierte die Senatorenpartei, an deren Spitze Wuksitsch und Petro- niewitsch standen, geschworene Feinde des Hauses Obrenowitsch, gegen welches sie den Sohn des Czerny Georg benutzten, dessen Vater 1817 heimlich nach Serbien zurückkehrte und den Tod fand, wie die Sage ging entweder von Milosch ermordet, oder an den Pascha von Belgrad verrathen. Diesmal erhob sich aber das Volk gegen die Feinde des Hau- ses Obrenowitsch und zwang sie zur Flucht auf türkischen Boden, von wo aus sie gegen das Geschehene protestierten (1840); bald erließ der Fürst auf Verlangen der Pforte eine Amnestie, in Folge deren fast alle Verbannten zurückkehren durften, Wuksitsch und Petroniewitsch aber sich in Belgrad einfanden und von dort aus die Unzufriedenheit in Serbien schürten. Diese entsprang aus der Zunahme der Steuern, welche durch die bessere Bezahlung der Offiziere und Beamten nothwendig war, den adeligen Familien hauptsächlich zu gute kam und deßwegen von den Se- natoren durchgesetzt wurde. Am meisten jedoch erbitterte das Volk die Aufhebung der freien Eichelmast; die Serben leben nämlich hauptsäch- lich von der Viehzucht und die Ausfuhr der Schweine ist wohl die wich- tigste; früher trieben die Bauern das Borstenvieh ungehindert zur Wald- mastung, jetzt wurde dieselbe von dem Staate versteigert und dem Meist- bietenden zugeschlagen. Dieses unpatriarchalische Verfahren stimmte mit der Haltung der Familie Obrenowitsch überein, die mehr nach abendlän- dischem Zuschnitte als nach serbischen nationalen Bräuchen Hof hielt, und wie es scheint, zu eifrig einen Schatz, sonst allerdings im Morgenlande die sicherste Grundlage der Herrschaft, sammeln wollte; gesteht ja deß- wegen ein englischer Agent, der sich in Serbien aufhielt, dem alten Mi- losch nur die Klugheit eines Katers zu, der gut zu springen und zu haschen versteht. Fürst Michael wurde schnell unpopulär und schon am 1. September 1842 gelang der von Wuksitsch geleitete Aufstand, als

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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 562

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
562 Die Zeit von 1815 bis 1857. möglich gewesen, wenn die Stimmung der christlichen Völker durch den grie- chischen Aufstand gegen die Türken nicht so abgesagt feindselig gewesen wäre. Die westlichen Nachbarn der Bulgaren, die Serben, sind um so kriegerischer und haben sich seit 1804 eine fast unabhängige Stellung errungen. Sie sind slavischen Stammes, von schönem und kräftigem Körperbaue, der Rest jenes Volkes, das sich seit dem neunten Jahrhun- dert im Norden des byzantinischen Reiches ausbreitete, die byzantinische Herrschaft abschüttelte und sich nach 1337 eines großen Theiles von Makedonien und Jllyrien bemächtigte. Wahrscheinlich hätte die serbische Dynastie ihren Thron noch in Konstantinopel aufgeschlagen, wenn die osmanischen Türken nicht so frühe über den Hellespont gegangen wären; diesen unterlag der Fürst der uneinigen Serben, Lazar, 1389 auf dem Amselfelde bei Kofsowa; Sultan Bajazet theilte das Land unter Va- sallenfürsten, die sich bald an die Ungarn, bald an die Türken anschloßen, bis Mohammed Ii. 1459 über Serbien herstürzte, die meisten vor- nehmen Familien ausrottete und über 200,000 Einwohner fortschleppte (damals flüchteten Schaaren von Serben auf ungarischen Boden, wo deren Nachkommen sich sehr ausgebreitet haben). Serbien wurde tür- kische Provinz unter einem Pascha zu Belgrad; die Serben mußten die Städte größtentheils räumen und sich in die Gebirgsthäler zurückziehen, wo sie als Ackerbauer und vorzugsweise als Hirten lebten, jedoch manch- mal von türkischen Erpressern heimgesucht wurden. Die Siege des Prin- zen Eugen entrißen der Pforte den größten Theil Serbiens, aber nur bis 1739 durfte es unter dem kaiserlichen Scepter leben, der Friede von Belgrad stellte es wieder unter Pascha und Janitscharen. Die Zügel- losigkeit dieser Soldateska führte zuerst zu einem Krieg des Pascha von Belgrad, der seine Provinz nicht durch andere plündern lassen wollte, gegen den Pascha von Widdin, der die Janitscharen beschützte, bei wel- cher Gelegenheit sich auch die Serben bewaffneten, und als die Pforte die Janitscharen, welche den Pascha von Belgrad ermordeten, gewähren ließ, so erhoben sich die Serben 1804 unter Czerny Georg und ver- trieben die Soldateska fast aus dem ganzen Lande. Der Krieg dauerte, von einzelnen Waffenstillständen unterbrochen, bis zum Frieden von Bu- karest (1812) fort, im Ganzen zu Gunsten der Serben, besonders als auch Rußland, dessen Hilfe die Serben schon 1804 angerufen hatten, die Türken bedrängte. Als nach dem Frieden die Pforte mit gewohnter Hinterlist den abgeschlossenen Vertrag in vielen Stücken nicht halten wollte und das offene Land mit Janitscharen und Arnauten überschwemmte, als Czerny Georg mit den meisten Häuptlingen keinen Widerstand wagte und auf österreichisches Gebiet flüchtete, warf sich Milosch Obrenowitsch in das Gebirge und errang an der Spitze von 10,000 Bewaffneten für Serbien billige Bedingungen der Unterwerfung, für sich selbst die Würde

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 645

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 231. Nordamerika. 645 die seinigen gehalten hatte. Sein Kopf war lange in Konstantinopel auf der Zinne des Großherrlichen Palastes aufgesteckt. 3. Der erste, der sich 1801 an die Spitze der Serbier stellte, war Czerny Georg (Kam Georg). Es gelang ihm 1806, Belgrad zu erobern. Die Russen boten sich an, die Serbier zu unterstützen, wenn sie die russische Oberhoheit anerkennen wollten, aber die Serbier weigerten sich dessen. Da Czerny seine Streitkräfte zersplittern mußte, wurden die Türken wieder Meister, und er mußte sich auf österreichisches Gebiet flüchten. Im Jahre 1815 erregte Milo sch Obrenowitfch, früher Knecht und Viehhüter, einen neuen Aufstand. Czerny wollte nun zurückkehren, wurde aber durch Mörder, die Milosch gedungen hatte, an der Grenze getötet. Milosch fürchtete in ihm einen Nebenbuhler. Milosch selbst mußte seiner Willkür wegen abdanken (1839), aber seinem Nachfolger Alexander Kar age org e witsch, d. i. dem Sohn des Kara Georg (Czerny), ging es nicht besser, und Milosch wurde wieder zur Herrschaft berufen. Cr starb 1860. Es folgte sein Sohn Michael Obrenowitsch, und die Skuptschina (Volksvertretung) erklärte die Herrschaft in feiner Familie erblich (1861). 4. Mehemed Ali wurde 80 Jahre alt und zuletzt ganz stumpfsinnig. Für ihu regierte in den letzten Jahren fein Sohn Ibrahim Pascha. Dieser starb aber kurze Zeit vor feinem Vater (1848). Nach dem Tode Mehemed Alis wurde sein Enkel Abbas Pascha, und nach dessen Ermordung (1854) Said Pascha, ein Sohn Mehemed Ali's, von der Pforte als Vizekönig anerkannt. „Nach ihm folgte dessen Nesse Jsmael Pascha (seit 1863), welcher Ägypten eine Art Konstitution geben wollte, uach dem ersten Versuche aber wieder davon abstand. 5. Gülh ane ist ein Kiosk (Lustschloß) des Sultans bei Konstantinopel. Der Hattischerif (heilige Schrift) oder Hat-i-hnmajnm von 1856 enthält unter Anderm: Bestätigung aller den Christen erteilten geistlichen Rechte und Freiheiten, Erhaltung des kirchlichen Vermögens in seinem Bestände, das Recht, eigene Schulen, Kirchen, Hospitäler und Kirchhöfe zu haben, das Recht jeder Gemeinde, Unterrichtsanstalten zu errichten. Abdul Medschid, der im Alter von 16 Jahren seinem Vater Mahmnd Ii. (1804—1839) gefolgt war, starb 1861 und es folgte ihm sein Bruder Abdul Azis. 8 231. Nordamerika. (Seit 1787.) 643) Nach Beendigung des Krieges mit England fühlten die Nordamerikaner das Bedürfnis, die errungenen Rechte gesetzlich zu sichern und sie jedem Einwohner zu verbürgen. So geteilt auch die Meiuungeu und die Interessen waren, so gelang es doch dem Kongreß, der mit den einzelnen Staaten unterhandelte, eine aus der breitesten Grundlage politischer und religiöser Freiheit beruhende Verfassung zu stände zu bringen. Es ist ein in der Weltgeschichte einzig dastehendes Ereignis, daß in einem Staate

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 565

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die polnischen Verzweifluntzöstreiche im Jahre 1846. 565 das zu Kragujewacz liegende Militär sich von ihm verführen ließ; am 7. September entfloh Fürst Michael nach Semlin, nicht nach Belgrad, weil er den dortigen Pascha mehr zu fürchten hatte als die Aufrührer. Dieser Pascha und ein türkischer Specialkommissar bekleideten den Wuk- fitsch und Petroniewitsch mit der provisorischen Leitung der Regierung in Serbien und am 15. September ließen sie durch eine Versammlung von Notabeln und Volk vor Belgrad den Fürsten Michael absetzen und das ganze Haus Obrenowitsch von der Regierung für alle Zeiten aus- schließeu. Zum Fürsten wählten sie Czerny Georgs Sohn, Alexander Georgewitsch, im November bestätigte ihn die Pforte, jedoch nur als Basch-Bei (Oberrichter), gab ihm in Wuksitsch, Petroniewitsch und Simmitsch drei Beis zur Seite, bestimmte den Pascha von Belgrad zum Präsidenten des Senats, verlangte die Zolleinnahmen für sich, die Herausgabe der sechs Bezirke und die serbischen Kanonen. Die Konsuln von England, Frankreich und Oesterreich hatten gegen die Absetzung des Fürsten Michael protestiert, die Pforte bekümmerte sich jedoch darum nicht, bis Rußland eine ernstere Sprache redete und auf das bestimmteste erklärte, es werde die auf dem Wege der Revolution entstandene Re- gierung nie anerkennen. Der Ausweg war jedoch bald gefunden; Fürst Alexander ließ sich den 27. Juli 1843 noch einmal wählen und wurde jetzt anerkannt, die zwei Hauptführer der Revolution mußten Serbien verlassen, durften aber bald wieder heimkehren, und so war den Serben jedenfalls klar bewiesen, daß Fürsten und Senatoren in Serbien so gut als in der Moldau und Walachei nur mit dem Willen Rußlands ver- jagt oder eingesetzt werden dürfen. (Durch eine neue Revolution ist seit- dem Michael Obrenowitsch wieder Fürst geworden.) Zwanzigstes Kapitel. Die polnischen Verzweiftungsstrciche im Jahre 1846. Seit 1831 beschäftigte sich die polnische Emigration unermüdlich mit Plänen für neue Aufstände, setzte sich mit den Unzufriedenen aller Län- der in Verbindung (der Savoyerzug ist nur einer der unwidersprech- lichen Beweise, s. S. 473) und stellte sich zu deren Verfügung, aber diese Verbrüderung mit den Verschworenen aller Farben war auch die Ursache, daß die Parteikluft in der Emigration selbst sich bis auf den Boden öffnete. Uneinig waren die Polen selbst 1831, wo ihnen die russische Armee das Bajonet auf die Brust setzte, in der Verbannung wurden sie um so weniger einig, als ihre Bundesgenossen selbst wieder untereinander entzweit waren. Der kleinere Theil der Emigration er- wartete trotz der Erfahrungen des Jahres 1831 eine Restauration von

4. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 46

1874 - Jena : Costenoble
— 46 — Die Türkei (1815—40), Manches ist bereits erzählt von diesem zerfallenden Barbarenreiche. Rußland und England beobachteten einander stets eifersüchtig in Betreff Asiens, Urquhart bereiste einen Theil desselben, um Rußlands Pläne auszuspüren, und schrieb dann einige Bücher gegen dieses Reich, welches sich mit Schweden, Preußen und Oesterreich gut stellte, um einem etwaigen Kriege mit England gewachsen zu sein (1835). Dagegen erlangte England in der Türkei manche Vorrechte, durfte mit Dampfschiffen den Euphrat befahren, erhielt in Egypten Handelsvortheile, trieb mit der Moldau und Walachei Handel it. s. w. Rußland reichte hierüber Beschwerden in Kon-stantiopel ein, besetzte (1836) Krakau als Heerb revolutionärer Umtriebe, und England begnügte sich mit Protesten. Rußland verschaffte der Moldau und Walachei eine (Konstitution und gewisse Selbständigkeit (1834), hatte also stets Gelegenheit, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes zu mischen, weil die Bojaren Opposition machten gegen die Hospodare Ghika (Walachei) und Sturdza (Moldau) und von England unterstützt wurden. Die Serbier hatten sich unter Führung des Schweinehändlers Kara oder Ezerni Georg von der Türkei unabhängig gemacht (1804), indem sie über die Türken herfielen und sie aus dem Lande jagten. Der Herrschaft Georgs widerstrebten zwar die reichen Serben, denn einen Adel giebt es in diesem Lande nicht, aber sie fand Beifall in Rußland, welches dem Georg auch die Fürstenwürde verschaffen wollte. Als aber Rußland während des Krieges mit Napoleon um jeden Preis Frieden mit der Türkei haben wollte, begann diese Krieg mit Serbien (1813), Georg floh, nachdem mehrere Gefechte verloren gegangen waren, aber an (eine Stelle trat der Schweinehändler Milosch Obrenowitsch (1815), stegte, ward von der Pforte als Fürst anerkannt gegen einen jährlichen Tribut von 50,000 Dukaten und dann mit Rußlands Hilfe erblicher Fürst (1830). Milosch regierte habgierig und grausam, machte sich dadurch allgemein verhaßt, weshalb sich das Volk wider ihn erhob und eine (Konstitution erzwang (1835). Milosch beschwor sie, hob sie aber bald darauf auf und verfolgte deren _ Anhänger. Der englische Consul Hodges unterstützte die (Konstitutionellen, Rußland dagegen die Fürsten, und die Türkei gab den Serben eine Verfassung (1838). Milosch rebellirte dagegen und ward vorn eignen Volke verjagt (1839), aber sein Sohn Michael folgte gleichfalls russischem Einflüsse und mißachtete die Verfassung.

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 666

1874 - Mainz : Kunze
666 Europa — die Türkei. der türkischen Miswirthschaft noch immer die schönste Insel des Mittelmeeres und reich an Produkten; ein Gebirg durchzieht sie, woraus der Ida sich bis auf 2457 m. er- hebt. Hauptort: Megalokastron (Candia) mit 12000 E. (Die Inseln bei Kleinasien s. S. 510.) Die Schutzstaaten waren ehemals Provinzen der Türkei, sind aber jetzt so gut wie unabhängig. a) Serbien 791 Q.m. und 1,319000 E. (S. S. 268). Dieses Fürstcnthum, dessen Bevölkerung seit dem Jahre 1801 zuerst unter Kara Georg, dann unter Milosch Obrenowitsch um seine Freiheit gekämpft hat, wurde 1817 vou dem letzteren, dem Be- freier Serbiens, gegründet und 1830 auch von der Pforte als erbliches Fürstenthum und als selbständig anerkannt; nur ein unbedeutender Tribut ist an den Sultzn zu entrichten. Türken dürfen vertragsmäßig nicht im Lande wohnen. Seit 1867 haben sie auch die Festung Belgrad, deren Besatzungsrecht ihnen bis dorthin noch zustand, ge- räumt. Die Regierungsgewalt des Fürstenhauses, dessen Erblichkeit nun auch vou den europäischen Mächten anerkannt ist, ist durch eine Skupschtiua oder Nationalversammlung beschränkt. Serbien hatte Verfafsuugskämpse durchzumachen, wie vielleicht kein anderes Land in Europa, scheint nun aber allmählich zur Ruhe zu kommen. Die nach Er- mordung des Fürsten Michael (1868) eingesetzte Regentschaft hat dem jetzigen Fürsten Milan Obrenowitsch Iv. (1872) „einen fester als je stehenden Thron und ein Politisch resormirtes, militärisch gestärktes und finanziell wohlbestelltes Land" übergeben. Die Regierung leistet Anerkennenswertes für Besserung der rechtlichen, ökonomischen und kommerziellen Verhältnisse des Landes, für wissenschaftliche Bestrebungen und für Volks- Unterricht. Ohne Zweifel sind die Serben der begabteste Zweig der Südslaven, und obwohl griechische Christen, stehen sie doch nicht uuter dem Patriarchen von Konstant!« nopel; wenn aber exaltirte serbische Patrioten von der Errichtung eines großserbischen Reichesträumen, damit, „wenn der türkische Halbmond in Konstantiuopel fällt, der ser- bische Falke am Bosporus kreise"; wenn das kleine Fürstenthum nicht ohne Komik die Protektormiene gegenüber den benachbarten „bedrängten Bruderstämmen" übernimmt, obgleich uach dem eigeuen Geständnis der Serben z. B. die österreichischen Südslaven ihnen in Entwicklung konstitutionellen Lebens und abendländischer Bildung weit voran- stehen; weun ganz offen die Losreißnng von der Türkei gepredigt, die Großmannssucht im Volke augeregt und ihm anf der Balkänhalbinsel die Rolle ausgelogen wird, welche die Piemontesen in Italien spielten: so ist dahinter die russische (panslavistische) Agitation zu vermutheu, die sicher ist, daß, wenn nur erst die bis jetzt regierende Nation des osmanischen Reiches aus der Halbinsel verdrängt ist, die emanzipirten slavischen Völker- brocken der Anziehungskraft des mächtigen Zarenreiches, das — wie der Jehovah der alten Juden — keine anderen Götter neben sich duldet, zu folgen sich gezwungen sehen werden — eine Aussicht, die Oesterreich-Ungarn, wie das Deutsche Reich in gleicher Weise auffordern muß, frei von christianisirender Sentimentalität und Romantik, in der sog. „orientalischen Frage" anf dem Boden einer gesunden, das eigene Interesse voran- stellenden Realpolitik Stellung zu nehmen. —- Bezüglich der Vermehrung der Bevölke« rung gehört Serbien zu den ersten Ländern Europas; denn von 1320—55 ist die Be- völkerung um 20 o/o, und von 1856—66 um 14% jährlich angewachsen. Belgrad mit 25000 E., die jetzige Hauptstadt des Landes, anf einem langgestreckten Hügelzuge

6. Bd. 2 - S. 163

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 163 Der Vertrag kam zwar nicht zur Vollziehung, doch blieben die Serbier im Besitze ihrer Rechte, und seit 1827 ist die Regentenwürde des Für- sten Milosch erblich geworden, und in dem 1829 zu Adrianopel zwi- schen Rußland und der Pforte abgeschlossenen Frieden wurde die Rück- gabe der seit 1813 von Serbien abgerissenen sechs Distrikte und die Erfüllung aller in den frühern Vertragen bewilligten Rechte bestimmt. Die Pforte erließ daher 1830 einen Ferman, wodurch Milosch zum Erbfürsten von Serbien erklärt wurde, der darauf sogleich die Huldi- gung empfing. Die Serbier sind nun bis auf eine jährliche mäßige Abgabe völlig von dem Türkischen Joche frei, die bisher davon ge- trennt gewesenen 6 Serbischen Distrikte wieder mit Serbien vereinigt, und binnen 3 Jahren müssen aus allen Städten und festen Platzen Serbiens die Türken auswandern, mit Ausnahme der Stadt Bel- grad, worin sie mit den Serbiern gemeinschaftlich zu leben verbunden sind. So muß man also jetzt Serbien bloß als einen dem Osmani- schen Reiche tributbaren, aber nicht unterworfenen Staat ansehen, mit einer konstitutionellen, erblichen und monarchischen Regierung, und die Serbier sind sonach wieder, gleich den Griechen, in die Reihe der selbstständigen Europäischen Völker eingetreten, und ihre raschen Fort- schritte in der Civilisation lassen erwarten, daß sie eine achtungswerthe Stelle darin einnehmen werden. Krajujewaz ist die Residenzstadt des Fürsten und der Sitz der Regierung. Die Civilliste des Fürsten beträgt 240,000 Fl. Mit den wieder vereinten 6 Serbischen Distrik- ten läßt sich jetzt Serbiens Größe aus 700 Hjmeilen annehmen, worauf etwa 800,000 bis eine Million Menschen leben mögen. In Serbien bemerken wir die Stadt Passarowitz, bei den Serbiern Po 16)arewaz genannt, welche 4 Stunden südöstlich von Semendria und 2 Stunden von der Morawa (nicht an diesem Flusse), in einer gut angebauten hügeligen Ebene liegt, und wegen des daselbst 1718 geschlossenen Friedens merkwürdig ist. Nachdem nämlich im I. 1716 der damalige Deutsche Kaiser Karl Vi., als Verbündeter der von den Türken angegriffenen Venezianer, welche damals die Insel Eandia und Halbinsel Morea besaßen, in einen Krieg gegen die Türken sich eingelassen und durch den berühmten Eugen die Türken in den großen Schlachten bei Peterwardein und Belgrad gänzlich geschlagen, auch die bedeutenden Festungen Belgrad und Semendria erobert hatten, so suchten die besiegten Türken Frieden, welcher am 21. Julius 1718 zu Passarowitz zu Stande kam, wodurch die Pforte an den Kaiser die Festung Belgrad nebst einem beträchtlichen Theile von Serbien und Bosnien, imgleichen das Temeswarer Banat und die Wallachei bis an die Aluta auf 24 Jahre abtrat, und Morea im Besitze der Venezianer blieb. Übrigens ist Poscharewaz nur eine kleine Stadt mit etwa 2000 E. Der Fürst Milosch hat hier mehrere schöne Gebäude aufführen lassen, deren rothe Ziegeldächer der Stadt einen freundlichen Anstrich von Wohlstand geben. Der Fürst selbst residirt dann und wann eine Zeitlang hier, 11 *

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 563

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Revolutionen und Aufstände in der europäischen Türkei. 563 eines Knesen. Ein neuer Vertragsbruch von Seite der Türken hatte 1815 einen neuen Aufstand der Serben und einen günstigeren Vertrag zur Folge, was sich alles 1817 wiederholte; Milosch wurde von den Bischöfen und von den Knesen (dem vornehmeren Adel) als Oberhaupt des Landes anerkannt, ernannte aus den Knesen die oberen Civil- und Militärbeamten, was sich der Pascha von Belgrad und die hohe Pforte gefallen lassen mußten. Bis 1821 unterhandelte er mit dieser wegen eines neuen Vertrags, unterdrückte 1820, 1824 und 1825 Verschwö- rungen und Aufstände, die von adeligen Familien ausgingen, und ob- gleich der griechische Aufstand den Abschluß eines Vertrags mit der Pforte verhinderte, so nahm Serbien doch keinen Antheil an der Schilderhebung Ipsilantis in den Donaufürstenthümern und hielt sich ruhig, als der Aufstand im eigentlichen Griechenland sich bis Makedonien verbreitete. Der russisch-türkische Vertrag zu Akjerman (1826) sicherte die Privi- legien Serbiens und machte Rußland gewissermaßen zum Garanten der- selben, dessenungeachtet aber blieb Milosch im Kriege von 1828/29 neu- tral, obwohl ihn Rußland gerne zu einer Diversion benutzt hätte, und die Serben vor Begierde brannten, sich an den Türken zu rächen und volle Unabhängigkeit zu erkämpfen. Im Frieden von Adrianopel fand Rußland für gut, sich Serbiens aus Kosten der Türkei anzunehmen; auf sein Diktat erhielt Serbien die 1813 verlorenen sechs Bezirke zu- rück (Krapna, Timok, Parakin, Kruschevaz, Starovlasch und den Dri- naischen), wurde es in legislativer und administrativer Beziehung un- abhängig, sein jährlicher Tribut an den Sultan auf 2,300,000 türkische Piaster (1 — 6 Kreuzer) und sein Kontingent auf 12,000 Mann fest- gesetzt, Milosch aber 1834 zum erblichen Fürsten Serbiens erklärt. So stand mitten in der Türkei ein beinahe vollendeter christlicher Staat da von mehr als 600 Ouadratmeilen Größe und einer frischen, kriegerischen, an eine große Zukunft glaubenden Bevölkerung von mehr als einer Million, die überdieß in dem trotzigen Montenegro, das von den Tür- ken nie bezwungen wurde, in Türkisch-Kroatien, der Herzegowina und Bosnien christliche Stammverwandte hat, die dem serbischen Banner gegen die Osmanen folgen würden; selbst die Bosnier, die im 15. Jahrhun- dert den Islam annahmen, aber jetzt an dem Glücke des Halbmondes verzweifeln, die Osmanen ohnedies von jeher hassen, sollen schon mit der Rückkehr zum Christenthum und einem Bündniß mit Serbien um- gegangen sein. Milosch ließ sich als Fürst nicht in das Netz verstricken, an welchem verschiedene Hände vom schwarzen bis zum adriatischen und ägeischen Meere arbeiteten, sein Bestreben war vielmehr darauf gerichtet, seine fürstliche Gewalt zu befestigen, die Hilfsquellen Serbiens zu öffnen, Ordnung und Sicherheit herzustellen und sich dem drückenden Protekto- rate Rußlands allmählig zu entziehen. Er suchte seine Stütze in dem 36*

8. Mittlere und neue Geschichte - S. 467

1877 - Leipzig : Senf
Iv. Die Geschichte vom Juli 1867 bis Juli 1871. 467 für Polen Grocholski ist eingetreten und der Graf Goluchowski, schon 1860 im Cctober Minister, als Statthalter von Galizien eingesetzt; aber mit den Czechen schweben noch die Unterhandlungen Die Unordnung in den Finanzen hatte noch 1868 das Doktorenministerium zu heilen versucht, indem es fast sämmtliche Staatsschulden nur für fünfprocentige erklärte und die Coupons mit vier Procent besteuerte, entgegen dem hochherzigen Beispiel der nordamerikanischen Union, die alle ihre in der schweren Kriegszeit von 1861 —1865 gemachten Versprechungen getreulich einhielt. Die im deutsch-französischen Kriege von 1870 - 1871 lebhaft hervorgetretene Sympathie der deutschen Oesterreicher für die Siege der Deutschen lässt den Wunsch in jeder deutschen Brust laut werden, daß fortan ein inniges Zusammengehen des neuen deutschen Kaiserreiches und der österreichisch-ungarischen Monarchie immer mehr hervortrete. Rußland's Kaiser hat in der neuesten Geschichte sein Wohlwollen für Preußen auf's unzweideutigste bekundet. Die Bestrebungen der national-russischen Partei, deren entschiedenstes Organ die von Katkow redigirte Moskauer Zeitung ist, erstrebt eine größere Russifi-zirung von Polen und auch der deutschen Ostseeprovin;en, findet aber bei der russischen Regierung nicht immer die gewünschte Förderung. An die nordamerikanische Union hat Rnßlanb seine Besitzungen im norbwestlichen Nordamerika sckon 1867 verkauft. In Asien machten Rußlands Heere Fortschritte und eroberten Samarkand und Buchara. In Rumänien ist es dem Fürsten Karl von Hohenzollern, der seit 1866, von dem Volke berufen, daselbst regiert, noch nicht gelungen, geordnete Zustände herzustellen. In Serbien bekämpfen sich seit dem Absall dieses Landes von der Pforte 1805 die beiden Fürstenfamilien des Georg Czerny (mit dem Beinamen Karageorgiewitsch), des Begründers des Abfalls 1805 und des Milosch Obre nowitsch, der jenen 1817 ermordete und dann, von der Skuptschina (Nationalversammlung) zum Fürsten erwählt, bis 1839 regierte, wo er zu Gunsten seines ältesten Sohnes Milan abdanken mußte. Nach dessen schnellem Tode folgte ihm sein Bruder Michael, den aber 1842 eine Gegenpartei stürzte, worauf Alexander Karageorgiewitsch, der Sohn von Georg Czerny, bis 1858 regierte, als wieder eine Revolution den alten Milosch auf den Thron erhob, dem 1860 zum zweiten Mal sein Sohn Michael folgte. Derselbe erlangte von den Türken die Räumung von ganz Serbien, namentlich auch der Festung Belgrad, begünstigte aber teinesweges die großserbische Partei, die von einem Großservien (auch Bosnien und die Herzegowina zum mindesten um-

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 296

1877 - Oldenburg : Stalling
- 296 Die Pariser Conferenz hatte zwar die Oberherrlichkeit der Pforte der Serbien besttigt, aber die innere Selbst-stndigkeit des Landes zugesichert. Nach dem Tode des Fr-ften Milosch (Sept. 1860) folgte fein Sohn Michael. Da dieser mit der europischen Civilisation durchaus vertraut war, so ging sein Streben darauf aus, Serbien in jeder Be-ziehung zu heben. Indessen fhrte das Ringen der Serben nach Unabhngigkeit von den Trken und der gegenseitige Ha zu einem blutigen Ereigni. Im Juni 1862 kam es in der Stadt Belgrad, als der Fürst gerade aus einer Reise begriffen war, zwischen Trken und Serben zu einem Kampfe, in dem die ersteren genthigt wurden, sich in die Citadelle zurckzuziehen, dann aber die Stadt zwei Tage lang bom-bardirten. Da sich ganz Serbien gegen die Trken zu erheben schien, so traten die Gesandten, die den Pariser Vertrag unter-zeichnet hatten, zu einer Conferenz zusammen (4. Sept.), der zufolge die Trken die Stadt Belgrad verlassen muten. Am 24. August 1864 erffnete Fürst Michael die serbische Stndeversammlung, die ihm ihr unbegrenztes Vertrauen aussprach. *) Die Errichtung des Knigreichs Griechenlanb hatte unter den Griechen die Hoffnung, bereinst im fbstlichen Europa ein Reich ihrer Nation mit Konstantinopel als Hauptstabt erstehen zu sehen, von Neuem belebt. Die Verwirklichung biefer groen Jbee", wie die Griechen ihr politisches Ziel nennen, verlangten sie von König Otto. Wenn er auch die Sympathie fr biefelbe theilte, so konnte er boch die bertriebenen *) Fürst Michael wurde am 18. Juni 1868 in der Nhe von Belgrad ermordet. Es folgte ihm Fürst Milan. Der Thron ist der Verfassung nach erblich, die gesetzgebende Gewalt getheilt zwischen dem Frsteil und der Nationalvertretung (Sluptschina), zwischen beiden steht ein beruhender Senat. In Montenegro hren die Streitigkeiten zwischen den Einwoh-nern und den Trken kaum auf, da die Montenegriner sich fr nnab-hngig halten, die Trken das Lndchen als einen Theil ihres Reiches betrachten. Im August 1860 wurde Fürst Danilo von einem Monte negrincr tdlich verwundet, worauf fein Neffe Nicolaiis als Fürst folgte. Streitigkeiten mit den Trken seit 1862 wurden 1864 fr den Augenblick beigelegt.

10. Die mittlere und neue Welt - S. 311

1873 - München : Lindauer
311 seinen Sohn Jbrahi'm nach Syrien (1831). Dieser eroberte die Festung Akka und drang in Kleinasien vor, wo er bei Ko'niah (Jkonium) den Großvezier Neschi'd Pascha besiegte und gefangen nahm. Seinem Vorhaben, Konstantinopel zu erobern, trat Nußland in den Weg, indem es Sknta'ri (in Albanien) besetzte und das gegenüberliegende Konstantinopel deckte. Diese Einmischung Rußlands bewog Frankreich und England, zu Kn'tahta in Natolien 1833 einen Frieden zu vermitteln, durch welchen Mehemed Ali mit Syrien belehnt und den Nüssen drestraße der Dardanellen für ihre Kriegsschiffe eröffnet wurde. Als sich die Syrier mit der despotischen Regierung ihres neuen Oberherrn unzufrieden zeigten, machte Mahmud 1839 den Versuch, den Mehemed Ali, der auch Yeinen (das südwestliche Arabien) seiner Herrschaft unterworfen hatte, aus Syrien zu vertreiben. Aber das türkische ^Heer ward bei Nisib am Euphrat durch Ibrahim-Pascha geschlagen, und Mehemed Ali, dem die türkische Flotte durch Verrat des Großadmirals in die Hände fiel, stellte in der Hoffnung, von Frankreich unterstützt zu werden, an Mahmuds minderjährigen Sohn und Nachfolger Abdul-Medjid (1839—1861) die Forderung, daß ihm gegen Rückgabe Kreta's der erbliche Besitz aller ihm untergebenen Länder zugestanden werde. Sofort schlossen Frankreich, England, Österreich und Rußland eine Allianz zu Gunsten der Türke:, und eine englisch-österreichische Flotte eroberte 1840 ©a'ib (Sidon) und Beirut (Berytus).' Mehemed Ali mußte auf Syrien verzichten und erhielt die erbliche Herrschaft nur für Ägypten. Als Stellvertreter Mehemed Ali% der in Geisteszerrüttung verfiel, ward 1848 dessen Sobu Jbrahkm-Pascha von der Pforte bestätigt und nach dem Tode Jbralm-Pascha's (f 1848) dessen Sohn Abbas-Pascha als Regent eingesetzt. Dieser reduzierte Heer und Flotte und gab die Civilisationsversuche seiner Vorgänger auf. Sein plötzlicher Tod (f 1854) hatte die Erhebung Sa^id-Pascha's, eines Sohues Mehemed Ali's, zur Folge. Deu Krieg der Pforte mit Rußland in der Krim 1854—1856, s. S. 294 und 295. Serbien hatte unter Pe'trowitsch Czerny 1813 den Kampf gegen die Pforte erneuert. Letztere siegte, Czerny floh nach Rußland und von da nach Österreich. Die Serbier erhielten 1817 in Milosch Obre'nowitsch euren selbstgewählten Fürsten, Czerny aber, der in demselben Jahre nach Serbien zurückkehrte, ward ermordet. Im Jahre 1839 mußte Milosch tue Regierung zu Gunsten seines Sohnes Milan niederlegen und Serbien verlassen. Nach Milan, der noch im Jahre 1839 starb, kam sein Bruder Michael zur Regierung. Nachdem dieser 1842 durch seine Unterthanen gestürzt worden war, wurde Czerny's zweitgeborner Sohn, Kara George'o witsch, zum Fürsten erwählt und 1843 von der Pforte bestätigt. Bei dem Ausbruche der orientalischen Wirren 1853 hielt sich die serbische Regierung neutral und vermied dadurch eine drohende österreichische Intervention. Im Jahre 1858 ward Kara George'o-witsch vertrieben und der hochbetagte Milosch Obre'nowitsch wieder zum Fürsten gewählt, nach dessen Tode (1860) sein Sohn Michael den Tron bestieg.

11. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 658

1869 - Braunschweig : Schwetschke
658 A. Europa. Fürst regiert dafür einen unsi Land Tribut. siedeln, überdies sollen Einmischung ganzen Lande Dislr Türken Türke Morava. Drittheil ganzen Landes, wieder Regierung weil er zum Despotismus neigte Fürsten Milosch, welcher jedoch an- östlich von der Morava, fast ein Serbien vereinigt werden. Unter 1839 verbannt Einwohner Sicherheit Land außerordentlich gewonnen 7 persönlich Eigenthums herrscht überall keinen bevorrechteten Stand 1860 regierende Fürst Michael wurde dem Juni 1868 einer Promenade von drei Individuen überfallen war sprossen Sohn Fürsten Milosch, welcher erschossen niederem Geschlecht durch Heldenmnth er April 1815 von Serben Tapferkeit so ausgezeichnet Fürsten ausgerufen wurde Entwickelung seines er Man rühmt dem Fürsten Michael Landes aufs kräftigste gefördert habe. Seiner energischen Bemühung gelang es, die Entfernung der türkischen Garnisonen aus den serbischen Festungen zu er- zielen. Zum Nachfolger des Fürsteu Michael Iii. wurde der Neffe desselben, Fürst Milan Obrenowitsch I V., am 2. Juli 1868 von der Skupschtina ge- wählt und die Wahl proclamirt. Zu bemerken sind: Semendria oder Sandrem (St. Andreas), eine feste Stadt an der Mündung der Jessova, eines Seitenarmes der Morava, in die Donau, mit etwa 3600 Einw.; der hiesige Wein ist berühmt. Oestlich davon, nicht weit von der Morava, der Flecken Passarowiz, mit einein Schlosse, wo der Friede von 1718 geschlossen wurde. — Belgrad, auch Griechisch- Weissenburg (Jingiclunum) genannt, die wichtigste Festung an dieser Grenze, am Zusammenfluß der Save und der Donau, mit 19,000 Einw., welche einen bedeutenden Handel zwischen Ungarn und der Türkei treiben. Sie besteht aus der auf einem Felsen liegenden eigentlichen Festung, aus der sogenannten Unterstadt an der Westseite und mehreren Borstädten, worunter die Raizenstadt an der Ostseite der Festung. Sie zählt über 100 Moscheen und Kirchen. Bei der Festung ist eine Gewehrfabrik. Wenige Festungen sind so oft belagert und erobert worden als Belgrad. Belage- rungen und Eroberungen fanden statt in den Jahren 1522, 1658, 1690, mmm y >/ f » 1/ t M Y F* t A • • i* < • Residenz Fuße Wälder trägt u. 1806. Nahebei Topschider, Lustschloß Fürsten Fürsten Gebirges, in ragujewaz, eine offene Stadt am Landschaft ikarvi i i/ um a dia, welche große Eichen eisernes Thor) ist eine Thalenge. Donau e Strömungen in ein felsiges Bett zusammengedrängt Schiffen gefährlich wird. Neu eine Festung an Donau, gegenüber ien armonia 1 dem gleichnamigen in Ungarn erzegowina, türkisch oatien türkisch gehör erger oder almatien, mag 1060 betragen hatte 1851 1,100,000 Einw nordwestlichste Provinz türkischen Reichs Unna Save machen nördliche Grenze gegen Oesterreich 7 westlich grenzt Bosnien an osterreichi Meer. Capellagebirges Dalmatien reicht stellenweise Adriatische ein durchaus gebirgiges Land, von vielen Zweigen Dinarischen Alpen durchzogen Berge darin

12. Der Lehrstoff der ersten Klasse - S. 168

1905 - Breslau : Hirt
168 Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. 237. Georgs zurck und proklamierte dessen Sohn Alexander Kara Geor-gewitsch zum Fürsten. Nach 16jhriger Regierung wurde auch dieser im Jahre 1858 abgesetzt unter der Beschuldigung, da er die Familie seiner Gemahlin zu sehr begnstige und in politischer Beziehung zu Osterreich hinneige. Wieder wurde die Familie des Mi losch zur Re-gierung berufen. Michael Obrenowitsch fiel 1868 durch Meuchelmrder, die Alexander Kara Georgewitsch gedungen hatte. Doch erhielt der Urheber des Mordes die Regierung nicht, sondern die Skupschtiua blieb bei der Familie der Obrenowitsch und whlte einen Verwandten des ermordeten Fürsten, Milan Obrenowitsch, zum Nachsolger. Dieser regierte bis 1889. Er erhob 1882 das Frstentum zum Knig-reiche. Im Jahre 1885 erklrte er ohne allen Grund den Krieg an Bulgarien. Der tapfere Fürst dieses Landes, Alexander von Batten-berg, schlug ihn entscheidend bei Slivnitza. sterreichs Einspruch hinderte den Bulgarensrsten, seinen Sieg auszuntzen. Doch hatte der ruhmlose Feldzug das Ansehen Milans tief erschttert. Seine Gemahlin Natalie, eine geborne Russin, begnstigte die russischen Einflsse. Dies fhrte zur Trennung der Ehe des Knigs) die Knigin wurde des Landes verwiesen. 1889 dankte Milan zugunsten seines Sohnes ab und fhrte sein unwrdiges Leben in Wien und Paris weiter. Sein Sohn Alexander verscherzte die Gunst der Serben durch willkrliche nderungen der Verfassung und noch mehr durch die Heirat mit einer wenig geachteten Witwe Draga Maschin. Die Ehe blieb kinderlos, und die Knigin suchte einem ihrer Brder die Thronfolge zu sichern. Da die Brder der Knigin sich als Offiziere bermtig benahmen, emprte sich das Offizierkorps gegen die knigliche Familie, und in der Nacht des 14. Juni 1903 wurden der König und die Knigin meuchlerisch er-mordet. Zum dritten Male ging die Skupschtiua aus die Familie Kara Georgs zurck und whlte Peter Kara Georgewitsch zum Könige. So ist Serbien seit seiner Befreiung von der trkischen Herr-schaft ein Spielball in den Hnden der Parteien der beiden frstlichen Familien Obrenowitsch und Kara Georgewitsch geworden, und wiederholt haben die Frauen zum Sturze der Staatshupter wesentlich beigetragen. Unter guter Verwaltung kann Serbien zu einer groen wirtschaftlichen Bedeutung gelangen, da der Boden fruchtbar ist und 70 % des ganzen Flcheninhaltes Waldungen sind, die meist dem Staate gehren. 3. Rumnien. In den beiden Donansrstcntmern Moldau und Walachei, die das heutige Knigreich Rumnien bilden, beginnen die Unabhngigkeitsbestrebungen in dem Revolutionsjahre 1848 und endigen im Jahre 1866 mit der Wahl des Prinzen Karl von Hohenzollern-Sigmaringen zum erblichen Fürsten von Rumnien. Das Frsten-tum blieb anfangs der Trkei tributpflichtig. In dem Kriege Rulands

13. Besonderer Theil - S. 620

1856 - Eßlingen : Weychardt
620 Erste Abtheilung. Europa. Schlachten auf dem Amselfeld, 1389 u. 1448, v. 1459 bis 1801. Der größte Theil v. Serbien vsterr. v. 1718 bis 1739. Aufstand der Serbier unter dem tapfern, aber von niedriger Herkunft abstammenden Georg Petro witsch sczerny Georgs v. 1801 bis 1813. Ansstände unter dem Unteranführer Milosch Obrenowitsch v. 1813 bis 1817. Milosch, Oberhaupt des Landes unter türk. Hoheit, v. 1817 bis 1830, Erbfürst v. 1830 bis zu seiner Abdankung 13. Mai 1839. Ihm folgten seine Söhne Milan u. Michael. Nach der Vertreibung des Letzten, 15. Sept. 1842 wurde der jetzt regierende Fürst Alexander Kara Georgewitsch, Sohn des 1817 gestorbenen Georg Petrowitsch, zum Erbfürsten gewählt u. 1843 vom Sultan bestätigt. Serbien ist ein der Pforte t ributp flieh tigcs [der jährl. Tribut: 326,000 fl.], hinsichtlich der innern Verwaltung aber selb stständiges, erbliches Fürstenthum. Der Fürst theilt'mit einem Senate die gesetzgebende Gewalt, die ausübende hat er allein. Mit der Pforte unterhandelt er unmittelbar u. unterhält bei derselben einen Agenten. Mit Ausnahme der unter dem Pascha von Belgrad stehenden Besatzungen von 7 festen Plätzen darf kein Türke im Lande sich häuslich niederlassen. Der Pascha v. Belgrad hat aber nur in dieser Stadt eine Macht; auf die Verwaltung hat er keinen Einfluß. Einkünfte: 1,750,000 fl. Jeder waffenfähige Mann ist militär- pflichtig. Im ersten Aufgebot kann das Land 60,000 M., im äußersten Fall 150.000 M. stellen. Eine militärisch vrganisirte Miliz v. 2000 M. Infanterie, etwas Kavallerie u. Artillerie erhält die Ruhe im Innern. Im Falle eines Kriegs der Pforte mit einer auswärtigen Macht stellt Serbien ein Kontingent v. 20,000 M. 17 Kreise. — Schabatz [B nrgundelen]. St. an der Sau. '10,000 E. Festg. Wicht. Handel. Belgrad sbijograd. Alba Graeca oder Griechisch-Weißen- burg. Singidqnum]. 237' h. 15 M. v. Temeswar; 27 M. v. Serajewo; 28 M. v. Widdin. Haupt- n. Ncsidenzst. am rechten Douan- n. Sauufer, Semlin gegenüber. 30.000 E- Sitz eines türk. Militärgouverneurs, der aber nur als Festnngskommandant fungirt. Festg. Merkwürdig durch die vielen Belagerungen u. Eroberungen durch Türken, Oesterr. u. Serbier 1442, 1456, 1493, 1522, 1688, 1690, 1717 sdurch Eugen von Savoyen], 1739, 1788, 1806, 1813. Theile: Oberstadt [Citadelle]; Unterstadt oder Palanka; Naizenstadt; Wasserftadt; 3 Vorstädte. Viele Fabriken. Wicht. Stapelplatz zw. Koustantinopel u. Salonik einerseits u. Pesth u. Wien anderer- seits. Friede zw. Oesterr. u. der Türkei 1739. Semendria [Smederewo]. Ehcm. Hptst. u. Sitz des serbischen Senats an der Donau. 10,000 E- 'Festg. Weinbau. Lebh. Handel. Passarowitz [Poscharcwatz]. St. unweit der Donau. 2,000 E. Schloß; Friede zw. Oesterr. u. der Pforte 1718. Neu Orschvwa. St. auf einer Donauinsel, Alt Orschowa gegenüber. Festg. Gladowa. St. u. Festg. an der Donau. Hier fleht man noch einige Pfeiler der römischen Trajansbrücke, die eine Länge von mehr als 3,300' gehabt u. deren Bögen 180' gemessen haben. Uschitza. St. au der Dschettina. 6,000 E- Festg. Lebh. Handel.' Kruschewatz [A l a d s ch a Hissar]. St. in der Nähe der serbischen Morawa. Ehem. Residenzschlvß der serbischen Fürsten. Jagodina. St. an der Morawa. 3,000 E- Festg. Weinbau. Lebh. Handel. Kra- gujewatz. St. an der Lepenitza u. am Nndniker Gebirge. 8. Bulgarien [Nl0s8ia Inferior — unteres Mösie»]. Grenzen: im O. schwarzes Meer; im N. russisches Bessarabien, Moldau n. Wallachei; im W. Fürsten- thum Serbien u. türkisches Serbien; im S. Numelien. 1,700 Qm. 3 Mill. E- Die Bulgaren [nach der Bulga oder Wolga genannt] sind entweder tatarischer oder hunnischer Abkunft, reden aber die slavische Sprache, daher man sie zu den Slaven rechnet. Seit 860 bekennen sie sich zur griechischen Kirche; später aber wurde die größere Hälfte mnham edan isch. Wenig Osmanen. Königreich Bulgarien v. 635 bis 1392. Türkisch seit 1392. — 1. Befestigte Handelsstädte an der Donau. Widdin [Bo dun. Bononia]. Kalafat gegenüber. 20,000 E- Arzail Palanka [Ratiaria]. Rahowa. 2,000 E. Nikostoli [Meoyo1i8]. Turna gegenüber. 10.000 E- wieg des Sultans'bajazet I. über den ungarischen König Sigismund 28. Sept. 1396. Schistowa [Novae;]. Simuitza gegenüber. 20,000 E. Friede zw. Oesterr. u. der Pforte 4. Aug. 1791. Nuschtschuk [8exairta ?n8ta]. Dschur- dschewo gegenüber. 30,000 E. Fabr. Handel. Hauptübergang über die Douan. Schlacht zw. Russen u. Türken 4. Juli 1811. [Transmarisca]. Olte- nitza gegenüber. 6,000 E. Silistrin [vuro8torum]> Kalarasch gegenüber. 20,000 E. Vergebliche Belagerung der Russen 1854. In der Nähe Kiitschiik Kainardschi- Fl. am Daban Dere. Friede zw. Rnßl. u. der Türkei, der die Hauptgrnndlage für Rußlands Schirmgerechtigkeit über die griech. Christen in der Türkei bildet, 22. Juli 1774. Rassowa [Axiopölis], 8,000 E. In der Nähe v. Tschernawoda [Oapiääva]

14. Lesebuch der Erdkunde - S. 514

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
514 Xyi. Das Königreich Serbien. Das Ländchen hat weder Stadt noch Festung; tapfere Männer gelten als die besten Mauern, und deren kann es 60 000 ins Feld stellen. — Rußland thut alles, um das Bergvolk immer fester an sich zu ketten, an dem es einen vorgeschobenen Posten gegen die Türkei hat. Einkünfte und Ausgaben etwa 445 000 österreichische Gulden (ohne die russischen Snbsidien). Xvi. Das Königreich Serbien. § 458. Ein prächtiges Gebirgsland; von der Tiefebene der Save und Donau (an der Grenze Österreichs) hinauf zu den, an der Südgrenze (gegen Albanien und Makedonien) aufgetürmten Zentralketten, wie der Schar D a g h (S. 480), von denen die wasserreichen Bergflüsse (Drina, M o r a w a, Timok) zur Donau hinab- strömen. Der höchste Zug, die K o p a v n i k P l a n i n a, ist 2106 m hoch, irrt O. er- reicht die kühngeformte Bergpyramide des Rtanj 1560 m. Zwischen den vielen 700—1300 in hohen, dicht mit Eichen und Kastanien bewaldeten und schwer zu passierenden Gebirgsrücken (P l a n i n a) des Innern ziehen tiefe Bergthäler, eben- falls noch stark bewaldet (mit der stolzen Platane, schwarzen Maulbeerbäumen, Kirschlorbeeren, Myrten und Linden), und nur durch enge Thalpforten oder beschwer- liche Gebirgspässe mit einander verbunden, daher sparsam bewohnt. Bloß die größeren weiteren Hochthäler sind die Kulturlandschaften des Landes, die seine Städte und Festungen, auch Wahlstätten blutiger Schlachten und viele Ruinen enthalten. Das Knotengebirge in der Mitte des Landes ist das im Sturatz 1104 m hohe Rndnik- gebirge; an seinem waldigen Ostfuße liegt Kragnjevatz, früher Residenz des Fürsten. Die Bergrücken setzen im N. fort bis zu den Borstufen der Karpaten (Kliffura). — Das niedrigere Land ist ungemein fruchtbar: Mais und anderes Ge- treide, guter Wein in Menge, Obst in ganzen Wäldern (Birnbäumek.), Flachs und Hanf. Aber vorherrschend ist die Viehzucht, besonders wegen der eichelreichen Wal- düngen die Schweinezucht. Die Serben (S. 509) sind einer der begabtesten Slavenstämme, durch mäch- tigen und edeln Körperbau, feurigen Geist, Tapferkeit und Freiheitsliebe ausgezeichnet. Die inneren Bergbewohner können für die schönste und kräftigste Rasse derselben gelten. Sie erhoben sich zuerst unter Czerny Georg (1804), dann unter Milosch, den endlich die Pforte 1830 als erblichen Fürsten anerkannte, und desfen Familie (die Obrenowitsch) noch regiert. Nachdem Serbien seine Unabhängigkeit von der Türkei erlangt (1878), hat es sich 1882 als Königreich proklamiert. Die serbische Sprache, die wohlklingendste unter allen slavischen Zungen, auch die illyrische genannt, wird von 6 Mill. Slaven gesprochen, von Dalmatien bis nach Rußland hin, und besitzt nicht unbedeutende Geisteswerke, besonders schöne Lieder, deren Ge- sang sie mit der Gnsla, einer Zither mit Einer Saite aus Pferdehaaren, begleiten. Die Serben sind alle freie Männer — sie nennen sich „Edellente" — und leben in wohlgeordneten Gemeinden, unter denen kardiale Gleichheit herrscht. Jeder waffenfähige Serbe ist kriegspflichtig; der geachtetste Stand sind die Bauern, Hand- werker will niemand werden, lieber Soldat oder Beamter. Es herrscht Religions- freiheit; in Belgrad besteht auch seit 1854 eine protestantische Gemeinde. Jedoch hängen die Serben sehr an der griechischen Kirche; Klöster gibt es aber nur wenige;

15. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 703

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 246. Übersichtliche Darstellung der neuesten Geschichte. 703 und der Pforte ein Recht um das andere abgerungen. Dagegen suchte die Pforte um fo hartnäckiger das Vasallentum Rumäniens hervorzuheben. Als nun der Sultan in einer Art von Verfassung, die er der Türkei geben wollte, die Rumänen ebenfalls isn. als Osrnanen erklärte, zeigte der Fürst dem Sultan an, daß er seines Lehnsverhältnisses sich für entbunden erachte. Er machte zugleich sein Militär mobil und stellte es Rußland zur Verfügung. Auf dem Berliner Kongreß wurde die Unabhängigkeit Rumäniens von der Pforte anerkannt. 1881 erhoben die Volksvertreter1881-Rumänien zu einem Königreich, und wurde König Karl I. gekrönt. Allmählich gelingt es dem neuen Herrscher, die innern Zustände zu verbessern und das Land der Zivilisation zugänglicher zu machen. 698) In Serbien verzichtete Rußland aus alle traktatmäßigen Rechte und unterstellte die russischen Unterthanen der serbischen Gerichtsbarkeit. Michael Iii. Obrenowitfch brachte es zwar Seu nach dem mutwilligen Bombardement Belgrads am 2. Juni 1862 2.Jum dahin, daß die türkischen Truppen das Land verlassen mußten, lbt’2' aber die politischen Parteien vermochte er nicht zu versöhnen, und was sein Vater Mi losch an Kara Georg verbrochen, fiel aus das Haupt des Sohnes zurück. Er wurde von Anhängern des vertriebenen Fürsten Kara Georgiewitfch ermordet und sein Leichnam gräßlich verstümmelt. Allein der Zweck, die Familie Obrenowitfch vom Throne zu verdrängen, wurde nicht erreicht. Die Skuptschina (Landesvertretung) ries, in Ermangelung eines Sohnes, Michaels Neffen Milan Obrenowitfch zum Fürsten aus. Während der Minderjährigkeit trat eine Regentschaft ein, welcher es gelang, die Ordnung aufrecht zu erhalten und den Grund zu regelmäßigen Zuständen zu legen. Aber ein im Vertrauen auf Rußlands Hilfe mit der Türkei begonnener Krieg, der ungeschickt ausfiel, brachte Serbien an den Rand des Verderbens. Doch vermittelten die europäischen Großmächte wieder einen Frieden und auf dem Berliner Kongreß erhielt es sogar eine Gebietserweiterung, wenn es auch Bessarabien abtreten mußte. 699) Zugleich mit Serbien batte Montenegro an die Türken den Krieg erklärt. Glücklicher als ersteres hatte Fürst Rifita das Grenzland am adriatischen Meer und die Stadt Antivari besetzen können, und darum erhielt auf dem Berliner Kongreß Montenegro ebenfalls eine Gebietserweiterung und durfte feine Grenze bis an das adriatifche Meer, ausdehnen, woran es ihm des Verkehrs wegen hauptsächlich gelegen war. Das neugeschaffene Fürstentum Bulgarien erhielt in dem deutschen

16. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 492

1912 - Habelschwerdt : Franke
492 Die Russen besetzten ohne besondere Schwierigkeiten die Balkanpsse, fanden dann aber bei Plewna den heftigsten Widerstand. Als sie in Adrianopel eingezogen waren und die trkische Hauptstadt bedrohten, kam es zum Frieden von Santo Stefano (am Marrnara-Meere, westlich von Konstantinopel). Die europische Trkei wurde auf Rumelien, die Halbinsel Saloniki, Thessalien, Epirus und Albanien beschrnkt und mute 1400 Millionen Rubel Kriegskosten zahlen, fr deren teilweise Abtragung sie noch die Dobrudscha und einige armenische Festungen Rußland berlie. England aber, das die bermacht Rulands in Asien frchtete, trat fr die Trkei ein und begann zu rsten. Gegen Abtretung der Insel Cypern bernahm es den Schutz der trkischen Besitzungen in Asien. Deshalb mute Rußland seine Angriffe auf die Trkei aufgeben. Der Berliner Kongre. Zur Regelung der Verhltnisse auf der Balkanhalbinsel und zur Errterung des Friedens von Santo Stefano" versammelten sich die Diplomaten im Jahre 1878 in Berlin zu einem Kongresse, dem der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck prsidierte. Die Unabhngigkeit Serbiens, Rumniens und Montenegros wurde ietzt anerkannt. Bosnien und die Herzegowina kamen unter sterreichische Verwaltung; das nrdliche Bulgarien wurde ein selb-stndiges, jedoch tributpflichtiges Frstentum, Ostrum elien eine vom Sultan abhngige Provinz. Die Dobrudscha trat Rußland gegen Bessarabien an Rumnien ab. der die Beziehungen zu sterreich-Ungarn und Bulgarien (vgl. S. 490). Auf Drngen einer Reformpartei, der Jungtrken", gewhrte Sultan Abdul Hamid im Sommer 1908 dem Lande eine Verfassung. Im April 1909 kam es aber zu einem Aufruhr. Abdul Hamid wurde abgesetzt, und sein Bruder bestieg als Mohammed V. den Thron. c. Serbien war seit 1815 selbstndig und stand unter eigenen Fürsten, doch hrten im Lande die Parteikmpfe nicht auf. Im Jahre 1858 vertrieben die Serben den dem Sultan ergebenen Fürsten Alexander Karagergiewitfch und riefen den ehemaligen Fürsten Milosch Obrenowitsch zurck. Seit dem Jahre 1868 regierte Milan Iv., der 1882 die Knigswrde annahm. Er dankte spter ab, und nach manchen Wirren machte sich 1893 sein Sohn Alexander zum Könige. In der Nacht zum 11. Juni 1903 wurden der erst 26 Jahre alte König und seine Gemahlin sowie einige hohe Staatsbeamte in Belgrad von Offizieren ermordet. Zum Könige wurde jetzt Peter I., der Sohn des vertriebenen Alexander Karageorgiewitsch, gewhlt. d. Der Fürst von Montenegro nahm 1910 den Knigstitel an. e. Rumnien. Im Pariser Frieden, 1856 (S. 405), wurde bestimmt, da Rußland einen Teil Bessarabiens an die Donaufrstentmer abzutreten habe, und da ihre Bewohner, die unter trkischer Oberherrschaft standen, bezglich der Neugestaltung ihrer politischen Verhltnisse zu befragen feien.

17. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 437

1904 - Habelschwerdt : Franke
437 Die Russen gingen bei Glatz der die Donau, nahmen Sistwo und besehten ohne besondere Schwierigkeiten die Balkanpsse, namentlich den wichtigen Schipkapa. Hier wurden sie aber von Norden und Sden her heftig angegriffen. Erst nachdem die Russen nach mouate-langen Kmpfen Plewna erobert hatten, konnten sie weiter Vordringen. Als sie Adrianopel besetzt hatten imb die trkische Hauptstadt bedrohten, kam es zum Frieden von Santo Stefano (am Marmara - Meere, westlich von Konstantinopel). Die Trkei wurde auf Rumelien, die Halbinsel Saloniki, Thessalien, Epirus und Albanien beschrnkt und mute 1 400 Millionen Rubel Kriegskosteu zahlen, fr deren teilweise Abtragung sie noch die Dobrndscha und die Festungen Ardahan, Kars, Baturn und Bajesid in Armenien Rußland berlie. Die vllige Auflsung der Trkei verhinderte England, das gegen die drohende bermacht Rulands zu ihrem Schutze auftrat und eifrig rstete. England drngte auch die Trkei zu einem Vertrage, nach welchem es gegen Abtretung der Insel Cypern fr die Sicherheit der trkischen Besitzungen in Asien Gewhr leistete. Der Berliner Kongre. Um die Verhltnisse auf der Balkanhalbinsel weiter zu regeln und zur Errterung des Friedens von Santo Stefano" versammelten sich die Diplomaten im Juni 1878 in Berlin zu einem Kongresse, dem der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck prsidierte. Die Unabhngigkeit Serbiens, Rumniens und Montenegros wurde jetzt auerkauut. Bosnien und die Herzegowina kamen unter sterreichische Verwaltung; das nrdliche Bulgarien wurde ein selbstndiges, jedoch tributpflichtiges Frsten-tum, Ost rumelien eine vom Sultan abhngige Provinz. Die Dobrndscha berlie Rußland gegen Bessarabien an Rumnien. c. Serbien war seit 1815 selbstndig und stand unter eigenen Fürsten; doch hrten im Lande die Parteikmpfe nicht auf. Im Jahre 1858 vertrieben die Serben den dem Sultan ergebenen Fürsten Alexander Karageorgiewitfch und riefen den ehemaligen Fürsten Milosch Obrenowitsch zurck. Seit dem Jahre 1868 regierte Milan Iv., der 1882 die Knigswrde annahm. Er dankte spter ab, und nach manchen Wirren machte sich 1893 sein Sohn Alexander zum Könige. In der Nacht zum 11. Juni 1903 wurden der erst 26 Jahre alte König und seine Gemahlin sowie einige hohe Staatsbeamte in Belgrad von Offizieren ermordet. Zum Könige wurde jetzt Peter I., der Sohn des vertriebenen Alexander Karageorgiewitsch, gewhlt. d. Rumnien. Im Pariser Frieden, 1856, wurde bestimmt, da Rußland einen Teil Bessarabiens an die Donaufrstentmer abzutreten habe, und da ihre Bewohner, die unter trkischer Ober-Herrschaft standen, bezglich der Neugestaltung ihrer politischen Verhltnisse zu befragen seien. Die gesetzgebenden Versammlungen der

18. Bd. 2 - S. 905

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 1148. Die Westmächte und Rußland. 905 genden Eindrücke, welche die Zustände des Occidents und die Schöpfungen der christlichen Civilisation auf das Gemüth des Großfürsten hervorbrachten, um ihn zu freisinnigen Reformen, zu einer Gleichstellung der christlichen und mohammedanischen Bevölkerung im türkischen Reich, zu einer Emancipation des Staats von den Satzungen der Religion des Koran zu bewegen. Seine Bemühungen waren nicht erfolglos; der Sultan zeigte ein lebhaftes Verlangen, sein Reich nach dem Vorbilde der christlichen Staaten zu heben und durch Beförderung von Eisenbahnen und Verkehrsmitteln die Verbindung mit denselben zu erleichtern; und durch Reformen in der Organisation der Provinzen, durch die Gründung eines neuen Staatsraths aus Christen und Muselmanen sowie eines obersten Justizrathes und durch die Aufnahme einer Anzahl Christen selbst in die höchsten Stellen der Regierung hat das System wenigstens einen kräftigen Anfang erhalten. Ob aber bei der Unwissenheit der Beamten, bei den Vomrtheilen des Volkes, bei dem Christenhaß der Armee und bei der volkswirthschastlichen und finanziellen Zerrüttung des Ostna-nischen Reiches die Durchführung von Reformen im Geiste des mobernen Staats möglich sein wirb, mag Manchem zweifelhaft erscheinen, namentlich feitbem durch den Tod Fuab Pascha's in Nizza die Hauptsäule dieser Culturrichtung gebrochen ist. In Oer Folge hat der Versuch, die altmvhammedanische Senioratsordnuug in der Thronfolge zu beseitigen und dafür die in dm übrigen europäischen Staaten geltende Succession nach dem Majoratsrecht in der herrschenden Dynastie einzuführen, unter den Bekennern des Islam eine große Aufregung erzeugt. — Die größten Schwierigkeiten bereiteten der Pforte die nach Unabhängigkeit strebenden Vasallenstaaten. Die Donaufürsteuthümer Moldau und Wallachei vereinigten sich gegen den Willen der türkischen Regierung zu einem Fürstenthum Rumänien, unter Bedingungen, welche die Oberhoheitsrechte des Sultans zu einem wesenlosen Schein herabdrückten. Die Landstände wählten den Molbauischen Ebelmann Alexanber Cnsa zum gemeinschaftlichen Herrscher, ohnt sich um die Protestation berpforte gegen die Union zu kümmern. Als dieser jeboch durch bespotische Regierung, wie durch Habsucht und Sittmlosigkeit sich Haß und Verachtung zuzog, entstaub nach einigen Jahren in Bucharest eine Empörung, welche die Vertreibung Cusa's und die Wahl eines deutschen, dem Preußischen Königshause verwanbten Fürsten, Karl Anton von Hohenzollern, zur Folge hatte. Cusa starb im Mai 1873 zu Heibelberg. In Serbien würde, gegen die ausbrütfliche Bestimmung der Tractate, von dem Fürsten und der von ihm einberufenen Nationalversammlung eine Volksbewaffnung unter dem Namen „Nationalmiliz" gegrünbet, in der unverkennbaren Absicht, wenn einst die christlichen Ra-jahs der europäischen Türkei sich gegen die mohammedanischen Herrscher erheben würden, wirksamen Beistanb leisten zu können. Auch hier blieb die Protestation der Pforte ohne Wirkung. Alexander Karagiorgiewitsch, der im Jahr 1843 nach Vertreibung des Michael, zweiten Sohnes von Milosch Obreuowitsch, von der Nationalversammlung (Skuptschina) zum Fürsten von Serbien erhoben und von der Pforte bestätigt worben war, entfrembete sich durch seine Hinneigung zu Oesterreich die slavische Nationalpartei, die zu Rußlanb hielt. Es bilbete sich daher eine starke Opposition, welche in der Skuptfchina vom -I. 1858 die Oberhanb bekam und die Absetzung des Fürsten Alexanber burchfetzte. Er flüchtete sich auf österreichisches Gebiet, währenb den serbischen Thron der alte verbannte Fürst Milosch Obreuowitsch wieber einnahm, dem battn auch die Pforte auf Verwenbung Rußlanbs und Frankreichs nach einigem Sträuben die Investitur ertheilte. Als er im nächsten Jahr starb, erlangte sein Sohn Michael Ui. (Obreuowitsch) zum zweitenmal die Herrschaft, die in seinem Hause erblich erklärt würde. Heftige Streitigkeiten zwischen den christlichen Bewohnern und den Türken in der Festung Beigrab, oft zu blutigen Kämpfen gesteigert, nöthigten die Pariser Vertragsmächte zu vermittelndem Einschreiten, in Folge dessen die türkischen Einwohner mit Ausnahme der Besatzungstruppen das Laub verlassen mußten. Aber selbst dieses genügte den Serben nicht auf die Länge. Sie forberten und erlangten enblich die Räumung aller serbischen Festungen, woburch das Suzeränetätsrecht der Pforte zu einem wesenlosen Schatten herabsank. Im folgenben Jahr fanb Michael Obreuowitsch ein tragisches Ende. Als er sich in dem Park von Topschiber bei Beigrab erging, würde er von brei mit Revoltiern bewaffneten Verschwornen ermorbet und eine Verwanbte, die ihn begleitete, auf den Tod verwunbet. Die Volksstimme bezeichnete den verbannten Fürsten Alexanber Karagiorgiewitsch als den geheimen Anstifter der blutigen That. Von der Nationalversammlung würde barauf der junge Neffe des Ermorbeten, Milan Obreuowitsch, der in Paris seinen Stubien oblag, zur Herrschaft berufen, bis zu feiner Volljährigkeit eine Regentschaft eingesetzt und die Verfassung in liberalem Sinne veränbert. Von den der Theilnahme an dem Morbe Beschuldigten warb 11. Febr. 1869. Moldau u. Wallachei (Rumänien) Jan. 1659. Febr. 1866. Serbien. 23. Dec. 1858. Sept. 1859. 28. Sept. 1860. 6. Oct. 1862. März 1867. 30. Juni 1868.

19. Theil 4 - S. 397

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Die Türkei. Der Suezkanal. 397 offenkundig liehen die Griechen den Candioten ihre Unterstützung. Zwei Jahre vergingen unter zuweilen sehr blutigen Kämpfen, die doch keine rechte Entscheidung herbeiführten, und die Gereiztheit zwischen Griechenland und der Türkei war nahe daran, in einen Krieg auszubrechen. Schon wurde ein Corps türkischen Truppen unter Omer Pascha in Thessalien zusammengezogen. Da trat eine Conferenz der Großmächte in Paris zusammen und ordnete diese Angelegenheit, Februar 1869. Griechenland mußte seine Pläne aufgeben; Candia verblieb in türkischem Besitz, der Aufstand erlosch. Die Vermählung des Königes, Georg I., mit der russischen Großfürstin Olga, October 1867, nährte die Hoffnungen derjenigen Griechen, welche eine Erneuerung des byzantinischen Reiches wünschten und für möglich hielten. Mit solchen hochfliegenden Gedanken contrastirte auch unter Georg I. gar häufig die Wirklichkeit in Griechenland mit ihrer Finanznoth und der durch das Räuberunwesen erzeugten Unsicherheit im Lande. Serbien verlor seinen Fürsten Michael Obrenowitsch. Drei Mörder hatten ihn und seine Begleitung in seinem Parke bei Belgrad überfallen; der Fürst und eine Verwandte von ihm wurden getödtet, mehrere Personen verwundet. Rasch berief die Regierung den dreizehnjährigen Neffen des Ermordeten, Milan Obrenowitsch, aus Paris, wo er zu seiner Ausbildung sich befand, zur Nachfolge. Bis zu seiner Volljährigkeit wurde eine Regentschaft eingesetzt. Die Einführung besserer Culturzustände fand in Serbien wirksameren Eingang, als in Rumänien , wo der unaufhörliche Unfriede der Parteien, der dünkelvolle Widerstand der Bojaren und die Roheit des Volkes den wohlwollenden Absichten und der Thätigkeit des Fürsten Karl I. schwere Hindernisse entgegensetzten. Hier, wie in der Türkei und auch noch in Griechenland, erneuerte sich die alte Wahrheit, daß die Übertragung fremder Cultureinrichtungen in ein Volksleben nur da gedeihlich wirkt, wo das Fremde gleich eingepflanzten Keimen lebensvoll, wenn auch im Anfange nur unvollkommen, sich entwickeln kann. Aufgedrungene oder doch importirte Institutionen, welche über dem Volksleben unvermittelt schweben, begünstigen gar leicht geistige und leibliche Trägheit, oder sie entfesseln die Streitsucht und die Verwirrung. Glänzende Festlichkeiten in der Türkei und in Aegypten erregten im Herbst 1869 die Theilnahme Europas. Es war die Feier der Eröffnung des Suezkanals. Wir haben bereits in Abschnitt 147 (S. 286) dieses großartige Werk erwähnt, dessen Förde-

20. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen - S. 263

1878 - Berlin : Nauck
4. Kapitel. Europa nach der Iulirevulution. 263 Kampfe unterdrckt werden konnte und zur vlligen Einverlei-bung Polens in Rußland fhrte. Sehr milich war auch nach dem Frieden die Lage der Trkei. Die Moldau und Walachei, die unter den Schutz smmtlicher Gromchte gestellt waren, vereinigten sich 1859 zu dem Frstenthume Rumnien. Alexander Conza wurde zum Fürsten erwhlt, und 1861 als solcher vom Sultan Abdul Aziz wie von den christlichen Mchten anerkannt. Zwar machte er sich bald im Lande verhat, und im Febr. 1866 wurde er zur Abdankung gezwungen und aus dem Lande ver-wiesen. Aber die Vereinigung der Frstenthmer bestand fort; Prinz Karl von Hohenzollern wurde fast einstimmig vom Volke zum Fürsten erwhlt, und im Oktober mute ihn die Pforte als solchen anerkennen. In Bosnien und der Herzegowina fhrten fortwhrende Bedrckungen der Christen zu wiederholten Bauernaufstnden, die von den Montenegrinern untersttzt wurden. Erst 1862 konnte Omer Pascha den Aufstand unter-drcken. Auch Serbien war unablssig bestrebt, sich von der Pforte unabhngig zu machen. Fürst Michael forderte von derselben 1861 Anerkennung der Erblichkeit der Frstenwrde in seiner Familie und Entfernung der trkischen Truppen aus den serbischen Festungen; in Belgrad kam es zu einem blnti-gen Zusammensto, und 1863 muten die Trken wenigstens die Stadt Belgrad, 1867 aber das ganze Land rumen. Eben so gnstig gestaltete sich das Verhltni Serbiens zur Pforte nach Ermordung Michaels (1868) unter seinem Nachfolger Milan. Heftige Bewegungen entstanden auf der Insel Candia. Fortwhrende Bedrckungen riefen daselbst wieder-holte Aufstnde hervor, und 1858 verhie endlich die Pforte den Candioten Abstellung ihrer Beschwerden; namentlich sollten ihnen keine neuen Abgaben auferlegt werden. Da dies dennoch geschah, so kam es 1866 zu einer allgemeinen Erhebung, die auch von Griechenland und Italien untersttzt wurde. Ver-gebeus bot die Pforte eine gewaltige Streitmacht zur Unter-drckuug des Aufstandes auf, und 1869 drohte sogar wegen Kandia ein Krieg zwischen der Trkei und Griechenland auszubrechen. Erst nach langem, blutigem Kampfe gelang 1869 die Unterwerfung der furchtbar verwsteten Insel. Zu den blutigsten Kmpfen fhrte der Fanatismus der Muhamedaner gegen die Christen in Syrien; 1860 kam es zu einem furcht-baren Blutbad in Damascus; 3000 Christen wurden ermordet ; obgleich die Mrder streng bestraft wurden, erneuerten sich die Ermordungen an verschiedenen Orten, und erst durch ein fran-