Ähnliche Ergebnisse
1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
562
Die Zeit von 1815 bis 1857.
möglich gewesen, wenn die Stimmung der christlichen Völker durch den grie-
chischen Aufstand gegen die Türken nicht so abgesagt feindselig gewesen wäre.
Die westlichen Nachbarn der Bulgaren, die Serben, sind um so
kriegerischer und haben sich seit 1804 eine fast unabhängige Stellung
errungen. Sie sind slavischen Stammes, von schönem und kräftigem
Körperbaue, der Rest jenes Volkes, das sich seit dem neunten Jahrhun-
dert im Norden des byzantinischen Reiches ausbreitete, die byzantinische
Herrschaft abschüttelte und sich nach 1337 eines großen Theiles von
Makedonien und Jllyrien bemächtigte. Wahrscheinlich hätte die serbische
Dynastie ihren Thron noch in Konstantinopel aufgeschlagen, wenn die
osmanischen Türken nicht so frühe über den Hellespont gegangen wären;
diesen unterlag der Fürst der uneinigen Serben, Lazar, 1389 auf dem
Amselfelde bei Kofsowa; Sultan Bajazet theilte das Land unter Va-
sallenfürsten, die sich bald an die Ungarn, bald an die Türken anschloßen,
bis Mohammed Ii. 1459 über Serbien herstürzte, die meisten vor-
nehmen Familien ausrottete und über 200,000 Einwohner fortschleppte
(damals flüchteten Schaaren von Serben auf ungarischen Boden, wo
deren Nachkommen sich sehr ausgebreitet haben). Serbien wurde tür-
kische Provinz unter einem Pascha zu Belgrad; die Serben mußten die
Städte größtentheils räumen und sich in die Gebirgsthäler zurückziehen,
wo sie als Ackerbauer und vorzugsweise als Hirten lebten, jedoch manch-
mal von türkischen Erpressern heimgesucht wurden. Die Siege des Prin-
zen Eugen entrißen der Pforte den größten Theil Serbiens, aber nur
bis 1739 durfte es unter dem kaiserlichen Scepter leben, der Friede von
Belgrad stellte es wieder unter Pascha und Janitscharen. Die Zügel-
losigkeit dieser Soldateska führte zuerst zu einem Krieg des Pascha von
Belgrad, der seine Provinz nicht durch andere plündern lassen wollte,
gegen den Pascha von Widdin, der die Janitscharen beschützte, bei wel-
cher Gelegenheit sich auch die Serben bewaffneten, und als die Pforte
die Janitscharen, welche den Pascha von Belgrad ermordeten, gewähren
ließ, so erhoben sich die Serben 1804 unter Czerny Georg und ver-
trieben die Soldateska fast aus dem ganzen Lande. Der Krieg dauerte,
von einzelnen Waffenstillständen unterbrochen, bis zum Frieden von Bu-
karest (1812) fort, im Ganzen zu Gunsten der Serben, besonders als
auch Rußland, dessen Hilfe die Serben schon 1804 angerufen hatten,
die Türken bedrängte. Als nach dem Frieden die Pforte mit gewohnter
Hinterlist den abgeschlossenen Vertrag in vielen Stücken nicht halten wollte
und das offene Land mit Janitscharen und Arnauten überschwemmte, als
Czerny Georg mit den meisten Häuptlingen keinen Widerstand wagte und
auf österreichisches Gebiet flüchtete, warf sich Milosch Obrenowitsch
in das Gebirge und errang an der Spitze von 10,000 Bewaffneten für
Serbien billige Bedingungen der Unterwerfung, für sich selbst die Würde
1881 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rolfus, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
§ 231. Nordamerika. 645
die seinigen gehalten hatte. Sein Kopf war lange in Konstantinopel auf der Zinne des Großherrlichen Palastes aufgesteckt.
3. Der erste, der sich 1801 an die Spitze der Serbier stellte, war Czerny Georg (Kam Georg). Es gelang ihm 1806, Belgrad zu erobern. Die Russen boten sich an, die Serbier zu unterstützen, wenn sie die russische Oberhoheit anerkennen wollten, aber die Serbier weigerten sich dessen. Da Czerny seine Streitkräfte zersplittern mußte, wurden die Türken wieder Meister, und er mußte sich auf österreichisches Gebiet flüchten. Im Jahre 1815 erregte Milo sch Obrenowitfch, früher Knecht und Viehhüter, einen neuen Aufstand. Czerny wollte nun zurückkehren, wurde aber durch Mörder, die Milosch gedungen hatte, an der Grenze getötet. Milosch fürchtete in ihm einen Nebenbuhler. Milosch selbst mußte seiner Willkür wegen abdanken (1839), aber seinem Nachfolger Alexander Kar age org e witsch, d. i. dem Sohn des Kara Georg (Czerny), ging es nicht besser, und Milosch wurde wieder zur Herrschaft berufen. Cr starb 1860. Es folgte sein Sohn Michael Obrenowitsch, und die Skuptschina (Volksvertretung) erklärte die Herrschaft in feiner Familie erblich (1861).
4. Mehemed Ali wurde 80 Jahre alt und zuletzt ganz stumpfsinnig. Für ihu regierte in den letzten Jahren fein Sohn Ibrahim Pascha. Dieser starb aber kurze Zeit vor feinem Vater (1848). Nach dem Tode Mehemed Alis wurde sein Enkel Abbas Pascha, und nach dessen Ermordung (1854) Said Pascha, ein Sohn Mehemed Ali's, von der Pforte als Vizekönig anerkannt. „Nach ihm folgte dessen Nesse Jsmael Pascha (seit 1863), welcher Ägypten eine Art Konstitution geben wollte, uach dem ersten Versuche aber wieder davon abstand.
5. Gülh ane ist ein Kiosk (Lustschloß) des Sultans bei Konstantinopel. Der Hattischerif (heilige Schrift) oder Hat-i-hnmajnm von 1856 enthält unter Anderm: Bestätigung aller den Christen erteilten geistlichen Rechte und Freiheiten, Erhaltung des kirchlichen Vermögens in seinem Bestände, das Recht, eigene Schulen, Kirchen, Hospitäler und Kirchhöfe zu haben, das Recht jeder Gemeinde, Unterrichtsanstalten zu errichten. Abdul Medschid, der im Alter von 16 Jahren seinem Vater Mahmnd Ii. (1804—1839) gefolgt war, starb 1861 und es folgte ihm sein Bruder Abdul Azis.
8 231.
Nordamerika.
(Seit 1787.)
643) Nach Beendigung des Krieges mit England fühlten die Nordamerikaner das Bedürfnis, die errungenen Rechte gesetzlich zu sichern und sie jedem Einwohner zu verbürgen. So geteilt auch die Meiuungeu und die Interessen waren, so gelang es doch dem Kongreß, der mit den einzelnen Staaten unterhandelte, eine aus der breitesten Grundlage politischer und religiöser Freiheit beruhende Verfassung zu stände zu bringen. Es ist ein in der Weltgeschichte einzig dastehendes Ereignis, daß in einem Staate
1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die polnischen Verzweifluntzöstreiche im Jahre 1846. 565
das zu Kragujewacz liegende Militär sich von ihm verführen ließ; am
7. September entfloh Fürst Michael nach Semlin, nicht nach Belgrad,
weil er den dortigen Pascha mehr zu fürchten hatte als die Aufrührer.
Dieser Pascha und ein türkischer Specialkommissar bekleideten den Wuk-
fitsch und Petroniewitsch mit der provisorischen Leitung der Regierung
in Serbien und am 15. September ließen sie durch eine Versammlung
von Notabeln und Volk vor Belgrad den Fürsten Michael absetzen und
das ganze Haus Obrenowitsch von der Regierung für alle Zeiten aus-
schließeu. Zum Fürsten wählten sie Czerny Georgs Sohn, Alexander
Georgewitsch, im November bestätigte ihn die Pforte, jedoch nur als
Basch-Bei (Oberrichter), gab ihm in Wuksitsch, Petroniewitsch und
Simmitsch drei Beis zur Seite, bestimmte den Pascha von Belgrad zum
Präsidenten des Senats, verlangte die Zolleinnahmen für sich, die
Herausgabe der sechs Bezirke und die serbischen Kanonen. Die Konsuln
von England, Frankreich und Oesterreich hatten gegen die Absetzung des
Fürsten Michael protestiert, die Pforte bekümmerte sich jedoch darum
nicht, bis Rußland eine ernstere Sprache redete und auf das bestimmteste
erklärte, es werde die auf dem Wege der Revolution entstandene Re-
gierung nie anerkennen. Der Ausweg war jedoch bald gefunden; Fürst
Alexander ließ sich den 27. Juli 1843 noch einmal wählen und wurde
jetzt anerkannt, die zwei Hauptführer der Revolution mußten Serbien
verlassen, durften aber bald wieder heimkehren, und so war den Serben
jedenfalls klar bewiesen, daß Fürsten und Senatoren in Serbien so gut
als in der Moldau und Walachei nur mit dem Willen Rußlands ver-
jagt oder eingesetzt werden dürfen. (Durch eine neue Revolution ist seit-
dem Michael Obrenowitsch wieder Fürst geworden.)
Zwanzigstes Kapitel.
Die polnischen Verzweiftungsstrciche im Jahre 1846.
Seit 1831 beschäftigte sich die polnische Emigration unermüdlich mit
Plänen für neue Aufstände, setzte sich mit den Unzufriedenen aller Län-
der in Verbindung (der Savoyerzug ist nur einer der unwidersprech-
lichen Beweise, s. S. 473) und stellte sich zu deren Verfügung, aber
diese Verbrüderung mit den Verschworenen aller Farben war auch die
Ursache, daß die Parteikluft in der Emigration selbst sich bis auf den
Boden öffnete. Uneinig waren die Polen selbst 1831, wo ihnen die
russische Armee das Bajonet auf die Brust setzte, in der Verbannung
wurden sie um so weniger einig, als ihre Bundesgenossen selbst wieder
untereinander entzweit waren. Der kleinere Theil der Emigration er-
wartete trotz der Erfahrungen des Jahres 1831 eine Restauration von
1874 -
Jena
: Costenoble
- Autor: Körner, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 46 —
Die Türkei (1815—40),
Manches ist bereits erzählt von diesem zerfallenden Barbarenreiche.
Rußland und England beobachteten einander stets eifersüchtig in Betreff Asiens, Urquhart bereiste einen Theil desselben, um Rußlands Pläne auszuspüren, und schrieb dann einige Bücher gegen dieses Reich, welches sich mit Schweden, Preußen und Oesterreich gut stellte, um einem etwaigen Kriege mit England gewachsen zu sein (1835). Dagegen erlangte England in der Türkei manche Vorrechte, durfte mit Dampfschiffen den Euphrat befahren, erhielt in Egypten Handelsvortheile, trieb mit der Moldau und Walachei Handel it. s. w. Rußland reichte hierüber Beschwerden in Kon-stantiopel ein, besetzte (1836) Krakau als Heerb revolutionärer Umtriebe, und England begnügte sich mit Protesten. Rußland verschaffte der Moldau und Walachei eine (Konstitution und gewisse Selbständigkeit (1834), hatte also stets Gelegenheit, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes zu mischen, weil die Bojaren Opposition machten gegen die Hospodare Ghika (Walachei) und Sturdza (Moldau) und von England unterstützt wurden.
Die Serbier hatten sich unter Führung des Schweinehändlers Kara oder Ezerni Georg von der Türkei unabhängig gemacht (1804), indem sie über die Türken herfielen und sie aus dem Lande jagten. Der Herrschaft Georgs widerstrebten zwar die reichen Serben, denn einen Adel giebt es in diesem Lande nicht, aber sie fand Beifall in Rußland, welches dem Georg auch die Fürstenwürde verschaffen wollte. Als aber Rußland während des Krieges mit Napoleon um jeden Preis Frieden mit der Türkei haben wollte, begann diese Krieg mit Serbien (1813), Georg floh, nachdem mehrere Gefechte verloren gegangen waren, aber an (eine Stelle trat der Schweinehändler Milosch Obrenowitsch (1815), stegte, ward von der Pforte als Fürst anerkannt gegen einen jährlichen Tribut von 50,000 Dukaten und dann mit Rußlands Hilfe erblicher Fürst (1830). Milosch regierte habgierig und grausam, machte sich dadurch allgemein verhaßt, weshalb sich das Volk wider ihn erhob und eine (Konstitution erzwang (1835). Milosch beschwor sie, hob sie aber bald darauf auf und verfolgte deren _ Anhänger. Der englische Consul Hodges unterstützte die (Konstitutionellen, Rußland dagegen die Fürsten, und die Türkei gab den Serben eine Verfassung (1838). Milosch rebellirte dagegen und ward vorn eignen Volke verjagt (1839), aber sein Sohn Michael folgte gleichfalls russischem Einflüsse und mißachtete die Verfassung.
1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
666
Europa
— die Türkei.
der türkischen Miswirthschaft noch immer die schönste Insel des Mittelmeeres und reich
an Produkten; ein Gebirg durchzieht sie, woraus der Ida sich bis auf 2457 m. er-
hebt. Hauptort: Megalokastron (Candia) mit 12000 E. (Die Inseln bei
Kleinasien s. S. 510.)
Die Schutzstaaten
waren ehemals Provinzen der Türkei, sind aber jetzt so gut wie unabhängig.
a) Serbien 791 Q.m. und 1,319000 E. (S. S. 268). Dieses Fürstcnthum,
dessen Bevölkerung seit dem Jahre 1801 zuerst unter Kara Georg, dann unter Milosch
Obrenowitsch um seine Freiheit gekämpft hat, wurde 1817 vou dem letzteren, dem Be-
freier Serbiens, gegründet und 1830 auch von der Pforte als erbliches Fürstenthum
und als selbständig anerkannt; nur ein unbedeutender Tribut ist an den Sultzn zu
entrichten. Türken dürfen vertragsmäßig nicht im Lande wohnen. Seit 1867 haben
sie auch die Festung Belgrad, deren Besatzungsrecht ihnen bis dorthin noch zustand, ge-
räumt. Die Regierungsgewalt des Fürstenhauses, dessen Erblichkeit nun auch vou den
europäischen Mächten anerkannt ist, ist durch eine Skupschtiua oder Nationalversammlung
beschränkt. Serbien hatte Verfafsuugskämpse durchzumachen, wie vielleicht kein anderes
Land in Europa, scheint nun aber allmählich zur Ruhe zu kommen. Die nach Er-
mordung des Fürsten Michael (1868) eingesetzte Regentschaft hat dem jetzigen Fürsten
Milan Obrenowitsch Iv. (1872) „einen fester als je stehenden Thron und ein Politisch
resormirtes, militärisch gestärktes und finanziell wohlbestelltes Land" übergeben. Die
Regierung leistet Anerkennenswertes für Besserung der rechtlichen, ökonomischen und
kommerziellen Verhältnisse des Landes, für wissenschaftliche Bestrebungen und für Volks-
Unterricht. Ohne Zweifel sind die Serben der begabteste Zweig der Südslaven, und
obwohl griechische Christen, stehen sie doch nicht uuter dem Patriarchen von Konstant!«
nopel; wenn aber exaltirte serbische Patrioten von der Errichtung eines großserbischen
Reichesträumen, damit, „wenn der türkische Halbmond in Konstantiuopel fällt, der ser-
bische Falke am Bosporus kreise"; wenn das kleine Fürstenthum nicht ohne Komik die
Protektormiene gegenüber den benachbarten „bedrängten Bruderstämmen" übernimmt,
obgleich uach dem eigeuen Geständnis der Serben z. B. die österreichischen Südslaven
ihnen in Entwicklung konstitutionellen Lebens und abendländischer Bildung weit voran-
stehen; weun ganz offen die Losreißnng von der Türkei gepredigt, die Großmannssucht
im Volke augeregt und ihm anf der Balkänhalbinsel die Rolle ausgelogen wird, welche
die Piemontesen in Italien spielten: so ist dahinter die russische (panslavistische) Agitation
zu vermutheu, die sicher ist, daß, wenn nur erst die bis jetzt regierende Nation des
osmanischen Reiches aus der Halbinsel verdrängt ist, die emanzipirten slavischen Völker-
brocken der Anziehungskraft des mächtigen Zarenreiches, das — wie der Jehovah der
alten Juden — keine anderen Götter neben sich duldet, zu folgen sich gezwungen sehen
werden — eine Aussicht, die Oesterreich-Ungarn, wie das Deutsche Reich in gleicher
Weise auffordern muß, frei von christianisirender Sentimentalität und Romantik, in der
sog. „orientalischen Frage" anf dem Boden einer gesunden, das eigene Interesse voran-
stellenden Realpolitik Stellung zu nehmen. —- Bezüglich der Vermehrung der Bevölke«
rung gehört Serbien zu den ersten Ländern Europas; denn von 1320—55 ist die Be-
völkerung um 20 o/o, und von 1856—66 um 14% jährlich angewachsen. Belgrad
mit 25000 E., die jetzige Hauptstadt des Landes, anf einem langgestreckten Hügelzuge
6. Bd. 2
- S. 163
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Osmanisches Reich.
163
Der Vertrag kam zwar nicht zur Vollziehung, doch blieben die Serbier
im Besitze ihrer Rechte, und seit 1827 ist die Regentenwürde des Für-
sten Milosch erblich geworden, und in dem 1829 zu Adrianopel zwi-
schen Rußland und der Pforte abgeschlossenen Frieden wurde die Rück-
gabe der seit 1813 von Serbien abgerissenen sechs Distrikte und die
Erfüllung aller in den frühern Vertragen bewilligten Rechte bestimmt.
Die Pforte erließ daher 1830 einen Ferman, wodurch Milosch zum
Erbfürsten von Serbien erklärt wurde, der darauf sogleich die Huldi-
gung empfing. Die Serbier sind nun bis auf eine jährliche mäßige
Abgabe völlig von dem Türkischen Joche frei, die bisher davon ge-
trennt gewesenen 6 Serbischen Distrikte wieder mit Serbien vereinigt,
und binnen 3 Jahren müssen aus allen Städten und festen Platzen
Serbiens die Türken auswandern, mit Ausnahme der Stadt Bel-
grad, worin sie mit den Serbiern gemeinschaftlich zu leben verbunden
sind. So muß man also jetzt Serbien bloß als einen dem Osmani-
schen Reiche tributbaren, aber nicht unterworfenen Staat ansehen, mit
einer konstitutionellen, erblichen und monarchischen Regierung, und die
Serbier sind sonach wieder, gleich den Griechen, in die Reihe der
selbstständigen Europäischen Völker eingetreten, und ihre raschen Fort-
schritte in der Civilisation lassen erwarten, daß sie eine achtungswerthe
Stelle darin einnehmen werden. Krajujewaz ist die Residenzstadt
des Fürsten und der Sitz der Regierung. Die Civilliste des Fürsten
beträgt 240,000 Fl. Mit den wieder vereinten 6 Serbischen Distrik-
ten läßt sich jetzt Serbiens Größe aus 700 Hjmeilen annehmen,
worauf etwa 800,000 bis eine Million Menschen leben mögen.
In Serbien bemerken wir die Stadt Passarowitz, bei den
Serbiern Po 16)arewaz genannt, welche 4 Stunden südöstlich von
Semendria und 2 Stunden von der Morawa (nicht an diesem Flusse),
in einer gut angebauten hügeligen Ebene liegt, und wegen des daselbst
1718 geschlossenen Friedens merkwürdig ist. Nachdem nämlich im
I. 1716 der damalige Deutsche Kaiser Karl Vi., als Verbündeter
der von den Türken angegriffenen Venezianer, welche damals die Insel
Eandia und Halbinsel Morea besaßen, in einen Krieg gegen die Türken
sich eingelassen und durch den berühmten Eugen die Türken in den großen
Schlachten bei Peterwardein und Belgrad gänzlich geschlagen, auch die
bedeutenden Festungen Belgrad und Semendria erobert hatten, so
suchten die besiegten Türken Frieden, welcher am 21. Julius 1718 zu
Passarowitz zu Stande kam, wodurch die Pforte an den Kaiser die Festung
Belgrad nebst einem beträchtlichen Theile von Serbien und Bosnien,
imgleichen das Temeswarer Banat und die Wallachei bis an die Aluta
auf 24 Jahre abtrat, und Morea im Besitze der Venezianer blieb.
Übrigens ist Poscharewaz nur eine kleine Stadt mit etwa 2000 E. Der
Fürst Milosch hat hier mehrere schöne Gebäude aufführen lassen, deren
rothe Ziegeldächer der Stadt einen freundlichen Anstrich von Wohlstand
geben. Der Fürst selbst residirt dann und wann eine Zeitlang hier,
11 *
1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die Revolutionen und Aufstände in der europäischen Türkei. 563
eines Knesen. Ein neuer Vertragsbruch von Seite der Türken hatte
1815 einen neuen Aufstand der Serben und einen günstigeren Vertrag
zur Folge, was sich alles 1817 wiederholte; Milosch wurde von den
Bischöfen und von den Knesen (dem vornehmeren Adel) als Oberhaupt
des Landes anerkannt, ernannte aus den Knesen die oberen Civil- und
Militärbeamten, was sich der Pascha von Belgrad und die hohe Pforte
gefallen lassen mußten. Bis 1821 unterhandelte er mit dieser wegen
eines neuen Vertrags, unterdrückte 1820, 1824 und 1825 Verschwö-
rungen und Aufstände, die von adeligen Familien ausgingen, und ob-
gleich der griechische Aufstand den Abschluß eines Vertrags mit der Pforte
verhinderte, so nahm Serbien doch keinen Antheil an der Schilderhebung
Ipsilantis in den Donaufürstenthümern und hielt sich ruhig, als der
Aufstand im eigentlichen Griechenland sich bis Makedonien verbreitete.
Der russisch-türkische Vertrag zu Akjerman (1826) sicherte die Privi-
legien Serbiens und machte Rußland gewissermaßen zum Garanten der-
selben, dessenungeachtet aber blieb Milosch im Kriege von 1828/29 neu-
tral, obwohl ihn Rußland gerne zu einer Diversion benutzt hätte, und
die Serben vor Begierde brannten, sich an den Türken zu rächen und
volle Unabhängigkeit zu erkämpfen. Im Frieden von Adrianopel fand
Rußland für gut, sich Serbiens aus Kosten der Türkei anzunehmen;
auf sein Diktat erhielt Serbien die 1813 verlorenen sechs Bezirke zu-
rück (Krapna, Timok, Parakin, Kruschevaz, Starovlasch und den Dri-
naischen), wurde es in legislativer und administrativer Beziehung un-
abhängig, sein jährlicher Tribut an den Sultan auf 2,300,000 türkische
Piaster (1 — 6 Kreuzer) und sein Kontingent auf 12,000 Mann fest-
gesetzt, Milosch aber 1834 zum erblichen Fürsten Serbiens erklärt. So
stand mitten in der Türkei ein beinahe vollendeter christlicher Staat da
von mehr als 600 Ouadratmeilen Größe und einer frischen, kriegerischen,
an eine große Zukunft glaubenden Bevölkerung von mehr als einer
Million, die überdieß in dem trotzigen Montenegro, das von den Tür-
ken nie bezwungen wurde, in Türkisch-Kroatien, der Herzegowina und
Bosnien christliche Stammverwandte hat, die dem serbischen Banner gegen
die Osmanen folgen würden; selbst die Bosnier, die im 15. Jahrhun-
dert den Islam annahmen, aber jetzt an dem Glücke des Halbmondes
verzweifeln, die Osmanen ohnedies von jeher hassen, sollen schon mit
der Rückkehr zum Christenthum und einem Bündniß mit Serbien um-
gegangen sein. Milosch ließ sich als Fürst nicht in das Netz verstricken,
an welchem verschiedene Hände vom schwarzen bis zum adriatischen und
ägeischen Meere arbeiteten, sein Bestreben war vielmehr darauf gerichtet,
seine fürstliche Gewalt zu befestigen, die Hilfsquellen Serbiens zu öffnen,
Ordnung und Sicherheit herzustellen und sich dem drückenden Protekto-
rate Rußlands allmählig zu entziehen. Er suchte seine Stütze in dem
36*
1877 -
Leipzig
: Senf
- Autor: Horch, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Die Geschichte vom Juli 1867 bis Juli 1871. 467
für Polen Grocholski ist eingetreten und der Graf Goluchowski, schon 1860 im Cctober Minister, als Statthalter von Galizien eingesetzt; aber mit den Czechen schweben noch die Unterhandlungen Die Unordnung in den Finanzen hatte noch 1868 das Doktorenministerium zu heilen versucht, indem es fast sämmtliche Staatsschulden nur für fünfprocentige erklärte und die Coupons mit vier Procent besteuerte, entgegen dem hochherzigen Beispiel der nordamerikanischen Union, die alle ihre in der schweren Kriegszeit von 1861 —1865 gemachten Versprechungen getreulich einhielt. Die im deutsch-französischen Kriege von 1870 - 1871 lebhaft hervorgetretene Sympathie der deutschen Oesterreicher für die Siege der Deutschen lässt den Wunsch in jeder deutschen Brust laut werden, daß fortan ein inniges Zusammengehen des neuen deutschen Kaiserreiches und der österreichisch-ungarischen Monarchie immer mehr hervortrete.
Rußland's Kaiser hat in der neuesten Geschichte sein Wohlwollen für Preußen auf's unzweideutigste bekundet. Die Bestrebungen der national-russischen Partei, deren entschiedenstes Organ die von Katkow redigirte Moskauer Zeitung ist, erstrebt eine größere Russifi-zirung von Polen und auch der deutschen Ostseeprovin;en, findet aber bei der russischen Regierung nicht immer die gewünschte Förderung. An die nordamerikanische Union hat Rnßlanb seine Besitzungen im norbwestlichen Nordamerika sckon 1867 verkauft. In Asien machten Rußlands Heere Fortschritte und eroberten Samarkand und Buchara. In Rumänien ist es dem Fürsten Karl von Hohenzollern, der seit 1866, von dem Volke berufen, daselbst regiert, noch nicht gelungen, geordnete Zustände herzustellen. In Serbien bekämpfen sich seit dem Absall dieses Landes von der Pforte 1805 die beiden Fürstenfamilien des Georg Czerny (mit dem Beinamen Karageorgiewitsch), des Begründers des Abfalls 1805 und des Milosch Obre nowitsch, der jenen 1817 ermordete und dann, von der Skuptschina (Nationalversammlung) zum Fürsten erwählt, bis 1839 regierte, wo er zu Gunsten seines ältesten Sohnes Milan abdanken mußte. Nach dessen schnellem Tode folgte ihm sein Bruder Michael, den aber 1842 eine Gegenpartei stürzte, worauf Alexander Karageorgiewitsch, der Sohn von Georg Czerny, bis 1858 regierte, als wieder eine Revolution den alten Milosch auf den Thron erhob, dem 1860 zum zweiten Mal sein Sohn Michael folgte. Derselbe erlangte von den Türken die Räumung von ganz Serbien, namentlich auch der Festung Belgrad, begünstigte aber teinesweges die großserbische Partei, die von einem Großservien (auch Bosnien und die Herzegowina zum mindesten um-
1877 -
Oldenburg
: Stalling
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- 296
Die Pariser Conferenz hatte zwar die Oberherrlichkeit der Pforte der Serbien besttigt, aber die innere Selbst-stndigkeit des Landes zugesichert. Nach dem Tode des Fr-ften Milosch (Sept. 1860) folgte fein Sohn Michael. Da dieser mit der europischen Civilisation durchaus vertraut war, so ging sein Streben darauf aus, Serbien in jeder Be-ziehung zu heben. Indessen fhrte das Ringen der Serben nach Unabhngigkeit von den Trken und der gegenseitige Ha zu einem blutigen Ereigni. Im Juni 1862 kam es in der Stadt Belgrad, als der Fürst gerade aus einer Reise begriffen war, zwischen Trken und Serben zu einem Kampfe, in dem die ersteren genthigt wurden, sich in die Citadelle zurckzuziehen, dann aber die Stadt zwei Tage lang bom-bardirten. Da sich ganz Serbien gegen die Trken zu erheben schien, so traten die Gesandten, die den Pariser Vertrag unter-zeichnet hatten, zu einer Conferenz zusammen (4. Sept.), der zufolge die Trken die Stadt Belgrad verlassen muten. Am 24. August 1864 erffnete Fürst Michael die serbische Stndeversammlung, die ihm ihr unbegrenztes Vertrauen aussprach. *)
Die Errichtung des Knigreichs Griechenlanb hatte unter den Griechen die Hoffnung, bereinst im fbstlichen Europa ein Reich ihrer Nation mit Konstantinopel als Hauptstabt erstehen zu sehen, von Neuem belebt. Die Verwirklichung biefer groen Jbee", wie die Griechen ihr politisches Ziel nennen, verlangten sie von König Otto. Wenn er auch die Sympathie fr biefelbe theilte, so konnte er boch die bertriebenen
*) Fürst Michael wurde am 18. Juni 1868 in der Nhe von Belgrad ermordet. Es folgte ihm Fürst Milan. Der Thron ist der Verfassung nach erblich, die gesetzgebende Gewalt getheilt zwischen dem Frsteil und der Nationalvertretung (Sluptschina), zwischen beiden steht ein beruhender Senat.
In Montenegro hren die Streitigkeiten zwischen den Einwoh-nern und den Trken kaum auf, da die Montenegriner sich fr nnab-hngig halten, die Trken das Lndchen als einen Theil ihres Reiches betrachten. Im August 1860 wurde Fürst Danilo von einem Monte negrincr tdlich verwundet, worauf fein Neffe Nicolaiis als Fürst folgte. Streitigkeiten mit den Trken seit 1862 wurden 1864 fr den Augenblick beigelegt.
1873 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
311
seinen Sohn Jbrahi'm nach Syrien (1831). Dieser eroberte die Festung Akka und drang in Kleinasien vor, wo er bei Ko'niah (Jkonium) den Großvezier Neschi'd Pascha besiegte und gefangen nahm. Seinem Vorhaben, Konstantinopel zu erobern, trat Nußland in den Weg, indem es Sknta'ri (in Albanien) besetzte und das gegenüberliegende Konstantinopel deckte. Diese Einmischung Rußlands bewog Frankreich und England, zu Kn'tahta in Natolien 1833 einen Frieden zu vermitteln, durch welchen Mehemed Ali mit Syrien belehnt und den Nüssen drestraße der Dardanellen für ihre Kriegsschiffe eröffnet wurde. Als sich die Syrier mit der despotischen Regierung ihres neuen Oberherrn unzufrieden zeigten, machte Mahmud 1839 den Versuch, den Mehemed Ali, der auch Yeinen (das südwestliche Arabien) seiner Herrschaft unterworfen hatte, aus Syrien zu vertreiben. Aber das türkische ^Heer ward bei Nisib am Euphrat durch Ibrahim-Pascha geschlagen, und Mehemed Ali, dem die türkische Flotte durch Verrat des Großadmirals in die Hände fiel, stellte in der Hoffnung, von Frankreich unterstützt zu werden, an Mahmuds minderjährigen Sohn und Nachfolger
Abdul-Medjid (1839—1861) die Forderung, daß ihm gegen Rückgabe Kreta's der erbliche Besitz aller ihm untergebenen Länder zugestanden werde. Sofort schlossen Frankreich, England, Österreich und Rußland eine Allianz zu Gunsten der Türke:, und eine englisch-österreichische Flotte eroberte 1840 ©a'ib (Sidon) und Beirut (Berytus).' Mehemed Ali mußte auf Syrien verzichten und erhielt die erbliche Herrschaft nur für Ägypten. Als Stellvertreter Mehemed Ali% der in Geisteszerrüttung verfiel, ward 1848 dessen Sobu Jbrahkm-Pascha von der Pforte bestätigt und nach dem Tode Jbralm-Pascha's (f 1848) dessen Sohn Abbas-Pascha als Regent eingesetzt. Dieser reduzierte Heer und Flotte und gab die Civilisationsversuche seiner Vorgänger auf. Sein plötzlicher Tod (f 1854) hatte die Erhebung Sa^id-Pascha's, eines Sohues Mehemed Ali's, zur Folge. Deu Krieg der Pforte mit Rußland in der Krim 1854—1856, s. S. 294 und 295.
Serbien hatte unter Pe'trowitsch Czerny 1813 den Kampf gegen die Pforte erneuert. Letztere siegte, Czerny floh nach Rußland und von da nach Österreich. Die Serbier erhielten 1817 in Milosch Obre'nowitsch euren selbstgewählten Fürsten, Czerny aber, der in demselben Jahre nach Serbien zurückkehrte, ward ermordet. Im Jahre 1839 mußte Milosch tue Regierung zu Gunsten seines Sohnes Milan niederlegen und Serbien verlassen. Nach Milan, der noch im Jahre 1839 starb, kam sein Bruder Michael zur Regierung. Nachdem dieser 1842 durch seine Unterthanen gestürzt worden war, wurde Czerny's zweitgeborner Sohn, Kara George'o witsch, zum Fürsten erwählt und 1843 von der Pforte bestätigt. Bei dem Ausbruche der orientalischen Wirren 1853 hielt sich die serbische Regierung neutral und vermied dadurch eine drohende österreichische Intervention. Im Jahre 1858 ward Kara George'o-witsch vertrieben und der hochbetagte Milosch Obre'nowitsch wieder zum Fürsten gewählt, nach dessen Tode (1860) sein Sohn Michael den Tron bestieg.
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
658
A. Europa.
Fürst regiert
dafür einen unsi
Land
Tribut.
siedeln, überdies sollen
Einmischung
ganzen Lande
Dislr
Türken
Türke
Morava.
Drittheil
ganzen Landes, wieder
Regierung
weil er zum Despotismus neigte
Fürsten Milosch, welcher jedoch
an-
östlich von der Morava, fast ein
Serbien vereinigt werden. Unter
1839 verbannt
Einwohner
Sicherheit
Land außerordentlich gewonnen
7
persönlich
Eigenthums herrscht überall
keinen bevorrechteten Stand
1860 regierende Fürst Michael
wurde
dem
Juni 1868
einer
Promenade
von drei Individuen überfallen
war
sprossen
Sohn
Fürsten Milosch, welcher
erschossen
niederem Geschlecht
durch Heldenmnth
er
April 1815 von
Serben
Tapferkeit so ausgezeichnet
Fürsten ausgerufen wurde
Entwickelung seines
er
Man rühmt dem Fürsten Michael
Landes aufs kräftigste gefördert habe. Seiner energischen Bemühung gelang es,
die Entfernung der türkischen Garnisonen aus den serbischen Festungen zu er-
zielen. Zum Nachfolger des Fürsteu Michael Iii. wurde der Neffe desselben,
Fürst Milan Obrenowitsch I V., am 2. Juli 1868 von der Skupschtina ge-
wählt und die Wahl proclamirt. Zu bemerken sind:
Semendria oder Sandrem (St. Andreas), eine feste Stadt an
der Mündung der Jessova, eines Seitenarmes der Morava, in die Donau,
mit etwa 3600 Einw.; der hiesige Wein ist berühmt. Oestlich davon,
nicht weit von der Morava, der Flecken Passarowiz, mit einein Schlosse,
wo der Friede von 1718 geschlossen wurde. — Belgrad, auch Griechisch-
Weissenburg (Jingiclunum) genannt, die wichtigste Festung an dieser
Grenze, am Zusammenfluß der Save und der Donau, mit 19,000 Einw.,
welche einen bedeutenden Handel zwischen Ungarn und der Türkei treiben.
Sie besteht aus der auf einem Felsen liegenden eigentlichen Festung, aus
der sogenannten Unterstadt an der Westseite und mehreren Borstädten,
worunter die Raizenstadt an der Ostseite der Festung. Sie zählt über
100 Moscheen und Kirchen. Bei der Festung ist eine Gewehrfabrik. Wenige
Festungen sind so oft belagert und erobert worden als Belgrad. Belage-
rungen und Eroberungen fanden statt in den Jahren 1522, 1658, 1690,
mmm y >/ f » 1/ t M Y F* t A • • i* < •
Residenz
Fuße
Wälder trägt
u. 1806. Nahebei Topschider, Lustschloß
Fürsten
Fürsten
Gebirges, in
ragujewaz, eine offene Stadt am
Landschaft
ikarvi
i
i/
um a dia, welche große Eichen
eisernes Thor) ist eine Thalenge.
Donau
e Strömungen
in ein felsiges Bett zusammengedrängt
Schiffen gefährlich wird. Neu
eine Festung an
Donau, gegenüber
ien
armonia
1
dem
gleichnamigen in Ungarn
erzegowina, türkisch
oatien
türkisch
gehör
erger oder
almatien, mag
1060
betragen
hatte 1851 1,100,000 Einw
nordwestlichste Provinz
türkischen Reichs
Unna
Save
machen
nördliche Grenze gegen Oesterreich
7
westlich grenzt Bosnien
an osterreichi
Meer.
Capellagebirges
Dalmatien
reicht stellenweise
Adriatische
ein durchaus gebirgiges Land, von vielen Zweigen
Dinarischen Alpen durchzogen
Berge darin
1905 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schiel, Adelbert, Beck, A. K., Dahmen, Joseph
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
168
Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart.
237.
Georgs zurck und proklamierte dessen Sohn Alexander Kara Geor-gewitsch zum Fürsten. Nach 16jhriger Regierung wurde auch dieser im Jahre 1858 abgesetzt unter der Beschuldigung, da er die Familie seiner Gemahlin zu sehr begnstige und in politischer Beziehung zu Osterreich hinneige. Wieder wurde die Familie des Mi losch zur Re-gierung berufen. Michael Obrenowitsch fiel 1868 durch Meuchelmrder, die Alexander Kara Georgewitsch gedungen hatte. Doch erhielt der Urheber des Mordes die Regierung nicht, sondern die Skupschtiua blieb bei der Familie der Obrenowitsch und whlte einen Verwandten des ermordeten Fürsten, Milan Obrenowitsch, zum Nachsolger. Dieser regierte bis 1889. Er erhob 1882 das Frstentum zum Knig-reiche. Im Jahre 1885 erklrte er ohne allen Grund den Krieg an Bulgarien. Der tapfere Fürst dieses Landes, Alexander von Batten-berg, schlug ihn entscheidend bei Slivnitza. sterreichs Einspruch hinderte den Bulgarensrsten, seinen Sieg auszuntzen. Doch hatte der ruhmlose Feldzug das Ansehen Milans tief erschttert. Seine Gemahlin Natalie, eine geborne Russin, begnstigte die russischen Einflsse. Dies fhrte zur Trennung der Ehe des Knigs) die Knigin wurde des Landes verwiesen. 1889 dankte Milan zugunsten seines Sohnes ab und fhrte sein unwrdiges Leben in Wien und Paris weiter. Sein Sohn Alexander verscherzte die Gunst der Serben durch willkrliche nderungen der Verfassung und noch mehr durch die Heirat mit einer wenig geachteten Witwe Draga Maschin. Die Ehe blieb kinderlos, und die Knigin suchte einem ihrer Brder die Thronfolge zu sichern. Da die Brder der Knigin sich als Offiziere bermtig benahmen, emprte sich das Offizierkorps gegen die knigliche Familie, und in der Nacht des 14. Juni 1903 wurden der König und die Knigin meuchlerisch er-mordet. Zum dritten Male ging die Skupschtiua aus die Familie Kara Georgs zurck und whlte Peter Kara Georgewitsch zum Könige. So ist Serbien seit seiner Befreiung von der trkischen Herr-schaft ein Spielball in den Hnden der Parteien der beiden frstlichen Familien Obrenowitsch und Kara Georgewitsch geworden, und wiederholt haben die Frauen zum Sturze der Staatshupter wesentlich beigetragen. Unter guter Verwaltung kann Serbien zu einer groen wirtschaftlichen Bedeutung gelangen, da der Boden fruchtbar ist und 70 % des ganzen Flcheninhaltes Waldungen sind, die meist dem Staate gehren.
3. Rumnien. In den beiden Donansrstcntmern Moldau und Walachei, die das heutige Knigreich Rumnien bilden, beginnen die Unabhngigkeitsbestrebungen in dem Revolutionsjahre 1848 und endigen im Jahre 1866 mit der Wahl des Prinzen Karl von Hohenzollern-Sigmaringen zum erblichen Fürsten von Rumnien. Das Frsten-tum blieb anfangs der Trkei tributpflichtig. In dem Kriege Rulands
1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
620
Erste Abtheilung. Europa.
Schlachten auf dem Amselfeld, 1389 u. 1448, v. 1459 bis 1801. Der größte Theil
v. Serbien vsterr. v. 1718 bis 1739. Aufstand der Serbier unter dem tapfern, aber
von niedriger Herkunft abstammenden Georg Petro witsch sczerny Georgs v.
1801 bis 1813. Ansstände unter dem Unteranführer Milosch Obrenowitsch v.
1813 bis 1817. Milosch, Oberhaupt des Landes unter türk. Hoheit, v. 1817 bis
1830, Erbfürst v. 1830 bis zu seiner Abdankung 13. Mai 1839. Ihm folgten seine
Söhne Milan u. Michael. Nach der Vertreibung des Letzten, 15. Sept. 1842
wurde der jetzt regierende Fürst Alexander Kara Georgewitsch, Sohn des
1817 gestorbenen Georg Petrowitsch, zum Erbfürsten gewählt u. 1843 vom Sultan
bestätigt. Serbien ist ein der Pforte t ributp flieh tigcs [der jährl. Tribut: 326,000 fl.],
hinsichtlich der innern Verwaltung aber selb stständiges, erbliches Fürstenthum.
Der Fürst theilt'mit einem Senate die gesetzgebende Gewalt, die ausübende hat er
allein. Mit der Pforte unterhandelt er unmittelbar u. unterhält bei derselben einen
Agenten. Mit Ausnahme der unter dem Pascha von Belgrad stehenden Besatzungen
von 7 festen Plätzen darf kein Türke im Lande sich häuslich niederlassen. Der Pascha
v. Belgrad hat aber nur in dieser Stadt eine Macht; auf die Verwaltung hat er
keinen Einfluß. Einkünfte: 1,750,000 fl. Jeder waffenfähige Mann ist militär-
pflichtig. Im ersten Aufgebot kann das Land 60,000 M., im äußersten Fall
150.000 M. stellen. Eine militärisch vrganisirte Miliz v. 2000 M. Infanterie, etwas
Kavallerie u. Artillerie erhält die Ruhe im Innern. Im Falle eines Kriegs der
Pforte mit einer auswärtigen Macht stellt Serbien ein Kontingent v. 20,000 M.
17 Kreise. — Schabatz [B nrgundelen]. St. an der Sau. '10,000 E. Festg.
Wicht. Handel. Belgrad sbijograd. Alba Graeca oder Griechisch-Weißen-
burg. Singidqnum]. 237' h. 15 M. v. Temeswar; 27 M. v. Serajewo; 28 M.
v. Widdin. Haupt- n. Ncsidenzst. am rechten Douan- n. Sauufer, Semlin gegenüber.
30.000 E- Sitz eines türk. Militärgouverneurs, der aber nur als Festnngskommandant
fungirt. Festg. Merkwürdig durch die vielen Belagerungen u. Eroberungen durch Türken,
Oesterr. u. Serbier 1442, 1456, 1493, 1522, 1688, 1690, 1717 sdurch Eugen von
Savoyen], 1739, 1788, 1806, 1813. Theile: Oberstadt [Citadelle]; Unterstadt
oder Palanka; Naizenstadt; Wasserftadt; 3 Vorstädte. Viele Fabriken.
Wicht. Stapelplatz zw. Koustantinopel u. Salonik einerseits u. Pesth u. Wien anderer-
seits. Friede zw. Oesterr. u. der Türkei 1739. Semendria [Smederewo].
Ehcm. Hptst. u. Sitz des serbischen Senats an der Donau. 10,000 E- 'Festg. Weinbau.
Lebh. Handel. Passarowitz [Poscharcwatz]. St. unweit der Donau. 2,000 E.
Schloß; Friede zw. Oesterr. u. der Pforte 1718. Neu Orschvwa. St. auf einer
Donauinsel, Alt Orschowa gegenüber. Festg. Gladowa. St. u. Festg. an der Donau.
Hier fleht man noch einige Pfeiler der römischen Trajansbrücke, die eine Länge von
mehr als 3,300' gehabt u. deren Bögen 180' gemessen haben. Uschitza. St. au der
Dschettina. 6,000 E- Festg. Lebh. Handel.' Kruschewatz [A l a d s ch a Hissar].
St. in der Nähe der serbischen Morawa. Ehem. Residenzschlvß der serbischen Fürsten.
Jagodina. St. an der Morawa. 3,000 E- Festg. Weinbau. Lebh. Handel. Kra-
gujewatz. St. an der Lepenitza u. am Nndniker Gebirge.
8. Bulgarien [Nl0s8ia Inferior — unteres Mösie»]. Grenzen: im O.
schwarzes Meer; im N. russisches Bessarabien, Moldau n. Wallachei; im W. Fürsten-
thum Serbien u. türkisches Serbien; im S. Numelien. 1,700 Qm. 3 Mill. E-
Die Bulgaren [nach der Bulga oder Wolga genannt] sind entweder tatarischer oder
hunnischer Abkunft, reden aber die slavische Sprache, daher man sie zu den Slaven
rechnet. Seit 860 bekennen sie sich zur griechischen Kirche; später aber wurde
die größere Hälfte mnham edan isch. Wenig Osmanen. Königreich Bulgarien
v. 635 bis 1392. Türkisch seit 1392. — 1. Befestigte Handelsstädte an der
Donau. Widdin [Bo dun. Bononia]. Kalafat gegenüber. 20,000 E- Arzail
Palanka [Ratiaria]. Rahowa. 2,000 E. Nikostoli [Meoyo1i8]. Turna gegenüber.
10.000 E- wieg des Sultans'bajazet I. über den ungarischen König Sigismund
28. Sept. 1396. Schistowa [Novae;]. Simuitza gegenüber. 20,000 E. Friede
zw. Oesterr. u. der Pforte 4. Aug. 1791. Nuschtschuk [8exairta ?n8ta]. Dschur-
dschewo gegenüber. 30,000 E. Fabr. Handel. Hauptübergang über die Douan.
Schlacht zw. Russen u. Türken 4. Juli 1811. [Transmarisca]. Olte-
nitza gegenüber. 6,000 E. Silistrin [vuro8torum]> Kalarasch gegenüber. 20,000 E.
Vergebliche Belagerung der Russen 1854. In der Nähe Kiitschiik Kainardschi- Fl.
am Daban Dere. Friede zw. Rnßl. u. der Türkei, der die Hauptgrnndlage für
Rußlands Schirmgerechtigkeit über die griech. Christen in der Türkei bildet, 22. Juli
1774. Rassowa [Axiopölis], 8,000 E. In der Nähe v. Tschernawoda [Oapiääva]
1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
514
Xyi. Das Königreich Serbien.
Das Ländchen hat weder Stadt noch Festung; tapfere Männer gelten als die
besten Mauern, und deren kann es 60 000 ins Feld stellen. — Rußland thut alles,
um das Bergvolk immer fester an sich zu ketten, an dem es einen vorgeschobenen
Posten gegen die Türkei hat. Einkünfte und Ausgaben etwa 445 000 österreichische
Gulden (ohne die russischen Snbsidien).
Xvi. Das Königreich Serbien.
§ 458. Ein prächtiges Gebirgsland; von der Tiefebene der Save und Donau
(an der Grenze Österreichs) hinauf zu den, an der Südgrenze (gegen Albanien und
Makedonien) aufgetürmten Zentralketten, wie der Schar D a g h (S. 480), von
denen die wasserreichen Bergflüsse (Drina, M o r a w a, Timok) zur Donau hinab-
strömen. Der höchste Zug, die K o p a v n i k P l a n i n a, ist 2106 m hoch, irrt O. er-
reicht die kühngeformte Bergpyramide des Rtanj 1560 m. Zwischen den vielen
700—1300 in hohen, dicht mit Eichen und Kastanien bewaldeten und schwer zu
passierenden Gebirgsrücken (P l a n i n a) des Innern ziehen tiefe Bergthäler, eben-
falls noch stark bewaldet (mit der stolzen Platane, schwarzen Maulbeerbäumen,
Kirschlorbeeren, Myrten und Linden), und nur durch enge Thalpforten oder beschwer-
liche Gebirgspässe mit einander verbunden, daher sparsam bewohnt. Bloß die größeren
weiteren Hochthäler sind die Kulturlandschaften des Landes, die seine Städte und
Festungen, auch Wahlstätten blutiger Schlachten und viele Ruinen enthalten. Das
Knotengebirge in der Mitte des Landes ist das im Sturatz 1104 m hohe Rndnik-
gebirge; an seinem waldigen Ostfuße liegt Kragnjevatz, früher Residenz des
Fürsten. Die Bergrücken setzen im N. fort bis zu den Borstufen der Karpaten
(Kliffura). — Das niedrigere Land ist ungemein fruchtbar: Mais und anderes Ge-
treide, guter Wein in Menge, Obst in ganzen Wäldern (Birnbäumek.), Flachs und
Hanf. Aber vorherrschend ist die Viehzucht, besonders wegen der eichelreichen Wal-
düngen die Schweinezucht.
Die Serben (S. 509) sind einer der begabtesten Slavenstämme, durch mäch-
tigen und edeln Körperbau, feurigen Geist, Tapferkeit und Freiheitsliebe ausgezeichnet.
Die inneren Bergbewohner können für die schönste und kräftigste Rasse derselben
gelten. Sie erhoben sich zuerst unter Czerny Georg (1804), dann unter Milosch,
den endlich die Pforte 1830 als erblichen Fürsten anerkannte, und desfen Familie
(die Obrenowitsch) noch regiert. Nachdem Serbien seine Unabhängigkeit von der
Türkei erlangt (1878), hat es sich 1882 als Königreich proklamiert. Die serbische
Sprache, die wohlklingendste unter allen slavischen Zungen, auch die illyrische
genannt, wird von 6 Mill. Slaven gesprochen, von Dalmatien bis nach Rußland
hin, und besitzt nicht unbedeutende Geisteswerke, besonders schöne Lieder, deren Ge-
sang sie mit der Gnsla, einer Zither mit Einer Saite aus Pferdehaaren, begleiten.
Die Serben sind alle freie Männer — sie nennen sich „Edellente" — und
leben in wohlgeordneten Gemeinden, unter denen kardiale Gleichheit herrscht. Jeder
waffenfähige Serbe ist kriegspflichtig; der geachtetste Stand sind die Bauern, Hand-
werker will niemand werden, lieber Soldat oder Beamter. Es herrscht Religions-
freiheit; in Belgrad besteht auch seit 1854 eine protestantische Gemeinde. Jedoch
hängen die Serben sehr an der griechischen Kirche; Klöster gibt es aber nur wenige;
1881 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Rolfus, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
§ 246. Übersichtliche Darstellung der neuesten Geschichte. 703
und der Pforte ein Recht um das andere abgerungen. Dagegen suchte die Pforte um fo hartnäckiger das Vasallentum Rumäniens hervorzuheben. Als nun der Sultan in einer Art von Verfassung, die er der Türkei geben wollte, die Rumänen ebenfalls isn. als Osrnanen erklärte, zeigte der Fürst dem Sultan an, daß er seines Lehnsverhältnisses sich für entbunden erachte. Er machte zugleich sein Militär mobil und stellte es Rußland zur Verfügung.
Auf dem Berliner Kongreß wurde die Unabhängigkeit Rumäniens von der Pforte anerkannt. 1881 erhoben die Volksvertreter1881-Rumänien zu einem Königreich, und wurde König Karl I. gekrönt. Allmählich gelingt es dem neuen Herrscher, die innern Zustände zu verbessern und das Land der Zivilisation zugänglicher zu machen.
698) In Serbien verzichtete Rußland aus alle traktatmäßigen Rechte und unterstellte die russischen Unterthanen der serbischen Gerichtsbarkeit. Michael Iii. Obrenowitfch brachte es zwar Seu nach dem mutwilligen Bombardement Belgrads am 2. Juni 1862 2.Jum dahin, daß die türkischen Truppen das Land verlassen mußten, lbt’2' aber die politischen Parteien vermochte er nicht zu versöhnen, und was sein Vater Mi losch an Kara Georg verbrochen, fiel
aus das Haupt des Sohnes zurück. Er wurde von Anhängern des vertriebenen Fürsten Kara Georgiewitfch ermordet und sein Leichnam gräßlich verstümmelt. Allein der Zweck, die Familie Obrenowitfch vom Throne zu verdrängen, wurde nicht erreicht.
Die Skuptschina (Landesvertretung) ries, in Ermangelung eines Sohnes, Michaels Neffen Milan Obrenowitfch zum Fürsten aus. Während der Minderjährigkeit trat eine Regentschaft ein, welcher es gelang, die Ordnung aufrecht zu erhalten und den Grund zu regelmäßigen Zuständen zu legen. Aber ein im Vertrauen auf Rußlands Hilfe mit der Türkei begonnener Krieg, der ungeschickt ausfiel, brachte Serbien an den Rand des Verderbens. Doch vermittelten die europäischen Großmächte wieder einen Frieden und auf dem Berliner Kongreß erhielt es sogar eine Gebietserweiterung, wenn es auch Bessarabien abtreten mußte.
699) Zugleich mit Serbien batte Montenegro an die Türken den Krieg erklärt. Glücklicher als ersteres hatte Fürst Rifita das Grenzland am adriatischen Meer und die Stadt Antivari besetzen können, und darum erhielt auf dem Berliner Kongreß Montenegro ebenfalls eine Gebietserweiterung und durfte feine Grenze bis an das adriatifche Meer, ausdehnen, woran es ihm des Verkehrs wegen hauptsächlich gelegen war. Das neugeschaffene Fürstentum Bulgarien erhielt in dem deutschen
1912 -
Habelschwerdt
: Franke
- Autor: Atzler, Alois
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar, Lehrerinnenseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt, Lehrerseminar
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
492
Die Russen besetzten ohne besondere Schwierigkeiten die Balkanpsse, fanden dann aber bei Plewna den heftigsten Widerstand. Als sie in Adrianopel eingezogen waren und die trkische Hauptstadt bedrohten, kam es zum Frieden von Santo Stefano (am Marrnara-Meere, westlich von Konstantinopel). Die europische Trkei wurde auf Rumelien, die Halbinsel Saloniki, Thessalien, Epirus und Albanien beschrnkt und mute 1400 Millionen Rubel Kriegskosten zahlen, fr deren teilweise Abtragung sie noch die Dobrudscha und einige armenische Festungen Rußland berlie.
England aber, das die bermacht Rulands in Asien frchtete, trat fr die Trkei ein und begann zu rsten. Gegen Abtretung der Insel Cypern bernahm es den Schutz der trkischen Besitzungen in Asien. Deshalb mute Rußland seine Angriffe auf die Trkei aufgeben.
Der Berliner Kongre. Zur Regelung der Verhltnisse auf der Balkanhalbinsel und zur Errterung des Friedens von Santo Stefano" versammelten sich die Diplomaten im Jahre 1878 in Berlin zu einem Kongresse, dem der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck prsidierte. Die Unabhngigkeit Serbiens, Rumniens und Montenegros wurde ietzt anerkannt. Bosnien und die Herzegowina kamen unter sterreichische Verwaltung; das nrdliche Bulgarien wurde ein selb-stndiges, jedoch tributpflichtiges Frstentum, Ostrum elien eine vom Sultan abhngige Provinz. Die Dobrudscha trat Rußland gegen Bessarabien an Rumnien ab.
der die Beziehungen zu sterreich-Ungarn und Bulgarien (vgl. S. 490).
Auf Drngen einer Reformpartei, der Jungtrken", gewhrte Sultan Abdul Hamid im Sommer 1908 dem Lande eine Verfassung. Im April 1909 kam es aber zu einem Aufruhr. Abdul Hamid wurde abgesetzt, und sein Bruder bestieg als Mohammed V. den Thron.
c. Serbien war seit 1815 selbstndig und stand unter eigenen Fürsten, doch hrten im Lande die Parteikmpfe nicht auf. Im Jahre 1858 vertrieben die Serben den dem Sultan ergebenen Fürsten Alexander Karagergiewitfch und riefen den ehemaligen Fürsten Milosch Obrenowitsch zurck. Seit dem Jahre 1868 regierte Milan Iv., der 1882 die Knigswrde annahm. Er dankte spter ab, und nach manchen Wirren machte sich 1893 sein Sohn Alexander zum Könige. In der Nacht zum 11. Juni 1903 wurden der erst 26 Jahre alte König und seine Gemahlin sowie einige hohe Staatsbeamte in Belgrad von Offizieren ermordet. Zum Könige wurde jetzt Peter I., der Sohn des vertriebenen Alexander Karageorgiewitsch, gewhlt.
d. Der Fürst von Montenegro nahm 1910 den Knigstitel an.
e. Rumnien. Im Pariser Frieden, 1856 (S. 405), wurde bestimmt, da Rußland einen Teil Bessarabiens an die Donaufrstentmer abzutreten habe, und da ihre Bewohner, die unter trkischer Oberherrschaft standen, bezglich der Neugestaltung ihrer politischen Verhltnisse zu befragen feien.
1904 -
Habelschwerdt
: Franke
- Autor: Atzler, Alois, Kolbe, Konrad
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar, Präparandenanstalt
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
437
Die Russen gingen bei Glatz der die Donau, nahmen Sistwo und besehten ohne besondere Schwierigkeiten die Balkanpsse, namentlich den wichtigen Schipkapa. Hier wurden sie aber von Norden und Sden her heftig angegriffen. Erst nachdem die Russen nach mouate-langen Kmpfen Plewna erobert hatten, konnten sie weiter Vordringen. Als sie Adrianopel besetzt hatten imb die trkische Hauptstadt bedrohten, kam es zum Frieden von Santo Stefano (am Marmara - Meere, westlich von Konstantinopel). Die Trkei wurde auf Rumelien, die Halbinsel Saloniki, Thessalien, Epirus und Albanien beschrnkt und mute 1 400 Millionen Rubel Kriegskosteu zahlen, fr deren teilweise Abtragung sie noch die Dobrndscha und die Festungen Ardahan, Kars, Baturn und Bajesid in Armenien Rußland berlie.
Die vllige Auflsung der Trkei verhinderte England, das gegen die drohende bermacht Rulands zu ihrem Schutze auftrat und eifrig rstete. England drngte auch die Trkei zu einem Vertrage, nach welchem es gegen Abtretung der Insel Cypern fr die Sicherheit der trkischen Besitzungen in Asien Gewhr leistete.
Der Berliner Kongre. Um die Verhltnisse auf der Balkanhalbinsel weiter zu regeln und zur Errterung des Friedens von Santo Stefano" versammelten sich die Diplomaten im Juni 1878 in Berlin zu einem Kongresse, dem der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck prsidierte. Die Unabhngigkeit Serbiens, Rumniens und Montenegros wurde jetzt auerkauut. Bosnien und die Herzegowina kamen unter sterreichische Verwaltung; das nrdliche Bulgarien wurde ein selbstndiges, jedoch tributpflichtiges Frsten-tum, Ost rumelien eine vom Sultan abhngige Provinz. Die Dobrndscha berlie Rußland gegen Bessarabien an Rumnien.
c. Serbien war seit 1815 selbstndig und stand unter eigenen Fürsten; doch hrten im Lande die Parteikmpfe nicht auf. Im Jahre 1858 vertrieben die Serben den dem Sultan ergebenen Fürsten Alexander Karageorgiewitfch und riefen den ehemaligen Fürsten Milosch Obrenowitsch zurck. Seit dem Jahre 1868 regierte Milan Iv., der 1882 die Knigswrde annahm. Er dankte spter ab, und nach manchen Wirren machte sich 1893 sein Sohn Alexander zum Könige. In der Nacht zum 11. Juni 1903 wurden der erst 26 Jahre alte König und seine Gemahlin sowie einige hohe Staatsbeamte in Belgrad von Offizieren ermordet. Zum Könige wurde jetzt Peter I., der Sohn des vertriebenen Alexander Karageorgiewitsch, gewhlt.
d. Rumnien. Im Pariser Frieden, 1856, wurde bestimmt, da Rußland einen Teil Bessarabiens an die Donaufrstentmer abzutreten habe, und da ihre Bewohner, die unter trkischer Ober-Herrschaft standen, bezglich der Neugestaltung ihrer politischen Verhltnisse zu befragen seien. Die gesetzgebenden Versammlungen der
18. Bd. 2
- S. 905
1883 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
§. 1148.
Die Westmächte und Rußland.
905
genden Eindrücke, welche die Zustände des Occidents und die Schöpfungen der christlichen Civilisation auf das Gemüth des Großfürsten hervorbrachten, um ihn zu freisinnigen Reformen, zu einer Gleichstellung der christlichen und mohammedanischen Bevölkerung im türkischen Reich, zu einer Emancipation des Staats von den Satzungen der Religion des Koran zu bewegen. Seine Bemühungen waren nicht erfolglos; der Sultan zeigte ein lebhaftes Verlangen, sein Reich nach dem Vorbilde der christlichen Staaten zu heben und durch Beförderung von Eisenbahnen und Verkehrsmitteln die Verbindung mit denselben zu erleichtern; und durch Reformen in der Organisation der Provinzen, durch die Gründung eines neuen Staatsraths aus Christen und Muselmanen sowie eines obersten Justizrathes und durch die Aufnahme einer Anzahl Christen selbst in die höchsten Stellen der Regierung hat das System wenigstens einen kräftigen Anfang erhalten. Ob aber bei der Unwissenheit der Beamten, bei den Vomrtheilen des Volkes, bei dem Christenhaß der Armee und bei der volkswirthschastlichen und finanziellen Zerrüttung des Ostna-nischen Reiches die Durchführung von Reformen im Geiste des mobernen Staats möglich sein wirb, mag Manchem zweifelhaft erscheinen, namentlich feitbem durch den Tod Fuab Pascha's in Nizza die Hauptsäule dieser Culturrichtung gebrochen ist. In Oer Folge hat der Versuch, die altmvhammedanische Senioratsordnuug in der Thronfolge zu beseitigen und dafür die in dm übrigen europäischen Staaten geltende Succession nach dem Majoratsrecht in der herrschenden Dynastie einzuführen, unter den Bekennern des Islam eine große Aufregung erzeugt. — Die größten Schwierigkeiten bereiteten der Pforte die nach Unabhängigkeit strebenden Vasallenstaaten. Die Donaufürsteuthümer Moldau und Wallachei vereinigten sich gegen den Willen der türkischen Regierung zu einem Fürstenthum Rumänien, unter Bedingungen, welche die Oberhoheitsrechte des Sultans zu einem wesenlosen Schein herabdrückten. Die Landstände wählten den Molbauischen Ebelmann Alexanber Cnsa zum gemeinschaftlichen Herrscher, ohnt sich um die Protestation berpforte gegen die Union zu kümmern. Als dieser jeboch durch bespotische Regierung, wie durch Habsucht und Sittmlosigkeit sich Haß und Verachtung zuzog, entstaub nach einigen Jahren in Bucharest eine Empörung, welche die Vertreibung Cusa's und die Wahl eines deutschen, dem Preußischen Königshause verwanbten Fürsten, Karl Anton von Hohenzollern, zur Folge hatte. Cusa starb im Mai 1873 zu Heibelberg. In Serbien würde, gegen die ausbrütfliche Bestimmung der Tractate, von dem Fürsten und der von ihm einberufenen Nationalversammlung eine Volksbewaffnung unter dem Namen „Nationalmiliz" gegrünbet, in der unverkennbaren Absicht, wenn einst die christlichen Ra-jahs der europäischen Türkei sich gegen die mohammedanischen Herrscher erheben würden, wirksamen Beistanb leisten zu können. Auch hier blieb die Protestation der Pforte ohne Wirkung. Alexander Karagiorgiewitsch, der im Jahr 1843 nach Vertreibung des Michael, zweiten Sohnes von Milosch Obreuowitsch, von der Nationalversammlung (Skuptschina) zum Fürsten von Serbien erhoben und von der Pforte bestätigt worben war, entfrembete sich durch seine Hinneigung zu Oesterreich die slavische Nationalpartei, die zu Rußlanb hielt. Es bilbete sich daher eine starke Opposition, welche in der Skuptfchina vom -I. 1858 die Oberhanb bekam und die Absetzung des Fürsten Alexanber burchfetzte. Er flüchtete sich auf österreichisches Gebiet, währenb den serbischen Thron der alte verbannte Fürst Milosch Obreuowitsch wieber einnahm, dem battn auch die Pforte auf Verwenbung Rußlanbs und Frankreichs nach einigem Sträuben die Investitur ertheilte. Als er im nächsten Jahr starb, erlangte sein Sohn Michael Ui. (Obreuowitsch) zum zweitenmal die Herrschaft, die in seinem Hause erblich erklärt würde. Heftige Streitigkeiten zwischen den christlichen Bewohnern und den Türken in der Festung Beigrab, oft zu blutigen Kämpfen gesteigert, nöthigten die Pariser Vertragsmächte zu vermittelndem Einschreiten, in Folge dessen die türkischen Einwohner mit Ausnahme der Besatzungstruppen das Laub verlassen mußten. Aber selbst dieses genügte den Serben nicht auf die Länge. Sie forberten und erlangten enblich die Räumung aller serbischen Festungen, woburch das Suzeränetätsrecht der Pforte zu einem wesenlosen Schatten herabsank. Im folgenben Jahr fanb Michael Obreuowitsch ein tragisches Ende. Als er sich in dem Park von Topschiber bei Beigrab erging, würde er von brei mit Revoltiern bewaffneten Verschwornen ermorbet und eine Verwanbte, die ihn begleitete, auf den Tod verwunbet. Die Volksstimme bezeichnete den verbannten Fürsten Alexanber Karagiorgiewitsch als den geheimen Anstifter der blutigen That. Von der Nationalversammlung würde barauf der junge Neffe des Ermorbeten, Milan Obreuowitsch, der in Paris seinen Stubien oblag, zur Herrschaft berufen, bis zu feiner Volljährigkeit eine Regentschaft eingesetzt und die Verfassung in liberalem Sinne veränbert. Von den der Theilnahme an dem Morbe Beschuldigten warb
11. Febr. 1869.
Moldau u. Wallachei (Rumänien) Jan. 1659.
Febr. 1866.
Serbien.
23. Dec. 1858.
Sept. 1859. 28. Sept. 1860.
6. Oct. 1862.
März 1867.
30. Juni 1868.
1880 -
Stuttgart
: Heitz
- Autor: Kurtz, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Privatunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
1866 bis 1870. Die Türkei. Der Suezkanal.
397
offenkundig liehen die Griechen den Candioten ihre Unterstützung. Zwei Jahre vergingen unter zuweilen sehr blutigen Kämpfen, die doch keine rechte Entscheidung herbeiführten, und die Gereiztheit zwischen Griechenland und der Türkei war nahe daran, in einen Krieg auszubrechen. Schon wurde ein Corps türkischen Truppen unter Omer Pascha in Thessalien zusammengezogen. Da trat eine Conferenz der Großmächte in Paris zusammen und ordnete diese Angelegenheit, Februar 1869. Griechenland mußte seine Pläne aufgeben; Candia verblieb in türkischem Besitz, der Aufstand erlosch. Die Vermählung des Königes, Georg I., mit der russischen Großfürstin Olga, October 1867, nährte die Hoffnungen derjenigen Griechen, welche eine Erneuerung des byzantinischen Reiches wünschten und für möglich hielten. Mit solchen hochfliegenden Gedanken contrastirte auch unter Georg I. gar häufig die Wirklichkeit in Griechenland mit ihrer Finanznoth und der durch das Räuberunwesen erzeugten Unsicherheit im Lande. Serbien verlor seinen Fürsten Michael Obrenowitsch. Drei Mörder hatten ihn und seine Begleitung in seinem Parke bei Belgrad überfallen; der Fürst und eine Verwandte von ihm wurden getödtet, mehrere Personen verwundet. Rasch berief die Regierung den dreizehnjährigen Neffen des Ermordeten, Milan Obrenowitsch, aus Paris, wo er zu seiner Ausbildung sich befand, zur Nachfolge. Bis zu seiner Volljährigkeit wurde eine Regentschaft eingesetzt. Die Einführung besserer Culturzustände fand in Serbien wirksameren Eingang, als in Rumänien , wo der unaufhörliche Unfriede der Parteien, der dünkelvolle Widerstand der Bojaren und die Roheit des Volkes den wohlwollenden Absichten und der Thätigkeit des Fürsten Karl I. schwere Hindernisse entgegensetzten. Hier, wie in der Türkei und auch noch in Griechenland, erneuerte sich die alte Wahrheit, daß die Übertragung fremder Cultureinrichtungen in ein Volksleben nur da gedeihlich wirkt, wo das Fremde gleich eingepflanzten Keimen lebensvoll, wenn auch im Anfange nur unvollkommen, sich entwickeln kann. Aufgedrungene oder doch importirte Institutionen, welche über dem Volksleben unvermittelt schweben, begünstigen gar leicht geistige und leibliche Trägheit, oder sie entfesseln die Streitsucht und die Verwirrung.
Glänzende Festlichkeiten in der Türkei und in Aegypten erregten im Herbst 1869 die Theilnahme Europas. Es war die Feier der Eröffnung des Suezkanals. Wir haben bereits in Abschnitt 147 (S. 286) dieses großartige Werk erwähnt, dessen Förde-
1878 -
Berlin
: Nauck
- Autor: Wernicke, Carl
- Hrsg.: Bornhak, Gustav
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
4. Kapitel. Europa nach der Iulirevulution. 263
Kampfe unterdrckt werden konnte und zur vlligen Einverlei-bung Polens in Rußland fhrte.
Sehr milich war auch nach dem Frieden die Lage der Trkei. Die Moldau und Walachei, die unter den Schutz smmtlicher Gromchte gestellt waren, vereinigten sich 1859 zu dem Frstenthume Rumnien. Alexander Conza wurde zum Fürsten erwhlt, und 1861 als solcher vom Sultan Abdul Aziz wie von den christlichen Mchten anerkannt. Zwar machte er sich bald im Lande verhat, und im Febr. 1866 wurde er zur Abdankung gezwungen und aus dem Lande ver-wiesen. Aber die Vereinigung der Frstenthmer bestand fort; Prinz Karl von Hohenzollern wurde fast einstimmig vom Volke zum Fürsten erwhlt, und im Oktober mute ihn die Pforte als solchen anerkennen. In Bosnien und der Herzegowina fhrten fortwhrende Bedrckungen der Christen zu wiederholten Bauernaufstnden, die von den Montenegrinern untersttzt wurden. Erst 1862 konnte Omer Pascha den Aufstand unter-drcken. Auch Serbien war unablssig bestrebt, sich von der Pforte unabhngig zu machen. Fürst Michael forderte von derselben 1861 Anerkennung der Erblichkeit der Frstenwrde in seiner Familie und Entfernung der trkischen Truppen aus den serbischen Festungen; in Belgrad kam es zu einem blnti-gen Zusammensto, und 1863 muten die Trken wenigstens die Stadt Belgrad, 1867 aber das ganze Land rumen. Eben so gnstig gestaltete sich das Verhltni Serbiens zur Pforte nach Ermordung Michaels (1868) unter seinem Nachfolger Milan. Heftige Bewegungen entstanden auf der Insel Candia. Fortwhrende Bedrckungen riefen daselbst wieder-holte Aufstnde hervor, und 1858 verhie endlich die Pforte den Candioten Abstellung ihrer Beschwerden; namentlich sollten ihnen keine neuen Abgaben auferlegt werden. Da dies dennoch geschah, so kam es 1866 zu einer allgemeinen Erhebung, die auch von Griechenland und Italien untersttzt wurde. Ver-gebeus bot die Pforte eine gewaltige Streitmacht zur Unter-drckuug des Aufstandes auf, und 1869 drohte sogar wegen Kandia ein Krieg zwischen der Trkei und Griechenland auszubrechen. Erst nach langem, blutigem Kampfe gelang 1869 die Unterwerfung der furchtbar verwsteten Insel. Zu den blutigsten Kmpfen fhrte der Fanatismus der Muhamedaner gegen die Christen in Syrien; 1860 kam es zu einem furcht-baren Blutbad in Damascus; 3000 Christen wurden ermordet ; obgleich die Mrder streng bestraft wurden, erneuerten sich die Ermordungen an verschiedenen Orten, und erst durch ein fran-