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1. Theil 1 - S. 41

1880 - Stuttgart : Heitz
I—" Theseus. 41 Gottes. Schnell sprang er vom Lager auf. Die Bedenklichkeit, Ariadne, die treue, zu verlassen, beschwichtigte er bald, weckte seine Gefährten, bestieg das Schiff, und als die Sonne über die Wogen des Meeres sich erhob und Ariadne weckte, war er schon so weit entfernt, daß sie nur noch in weiter Ferne das Segel gewahrte. Da stürzte sie sich — so erzähle« Einige — in unaussprechlicher Angst den Felsen hinab in die schäumenden Flutheu und sand hier das gesuchte Grab. Mitleidigere Dichter aber erzählen, Bacchus habe sich der Verlassenen angenommen, sie getröstet und in den Himmel gehoben, wo sie noch als Sternbild in heiteren Nächten glänzt. Theseus schiffte indessen der vaterländischen Küste zu; die Treulosigkeit gegen Ariadne blieb aber nicht ungestraft. In Delos, einer andern Insel des Archipels, brachte er dem Apollo ein Dankopfer; dann fuhr er weiter. Aber sei es nun, daß er seinen Vater erst ängstigen und dann um so erfreulicher überraschen wollte — oder hatte er in der unruhigen Stimmung seines Gemüths das verabredete Triumphzeichen, das weiße Segel, aufzuziehen vergessen — kurz, er näherte sich mit schwarzem Segel, dem Zeichen der Trauer, der Küste. Lange schon harrte daheim der bekümmerte Vater des kommenden Sohnes. Auf einem hohen Felsen des Gestades stand er und schaute weit hin über das Meer. Da kam es dunkel herauf, immer näher — endlich erkannte er deutlich das Schiff mit dem Segel der Trauer. „Wehe mir!" rief der verzweifelte Greis, „mein Sohn ist gefallen! Mit ihm ist jede Freude meines Lebens dahin!" Unendlicher Jammer überwältigte in ihm jedes andere Gefühl, und nur im Tode glaubte er Linderung seiner Leiden zu finden. Er stürzte sich die Felsenwand hinab in das Meer, das von ihm nun den Namen des ägäischen erhielt. Theseus ahuete von dem Unglück nichts. Fröhlich lies er in den Hasen ein, um in die Arme des Vaters zu eilen. Wer beschreibt seinen Schmerz, als ihm die Bürger wehmüthig den Tod des Vaters hinterbrachten! Mit lauten Klagen erfüllte er den Palast, und um so heftiger mochte der Schmerz sein, da er sich selbst als Ursache des ganzen Unglücks anklagen mußte. Die Bürger aber feierten ein Fest der glücklichen Wiederkehr, und fast 1000 Jahre lang verwahrte man das Schiff des Theseus. - Dieser wurde nun König von Athen. Von seinen Thaten wird noch Manches erzählt.*) Sein Freund war Peirithoos, *) S. Mythologie S. 243.

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1. Die alte Geschichte - S. 40

1899 - Langensalza : Gressler
40 Verbindung zu trennen. ..Aber," dachte er, „ist auch der sterbliche Jüngling wohl des himmlischen Mädchens würdig?" Schnell beschloß er, ihn zu prüfen. Er erschien ihm im Traume und befahl ihm, wenn ihm sein Leben lieb wäre, eiligst Ariadne zu verlassen. Theseus erwachte voll Schrecken; denn noch schien es ihm, als hörte er die Worte des Gottes. Schnell sprang er vom Lager auf. L,ie Bedenklichkeit, Ariadne, die treue, zu verlassen, beschwichtigte er bald, weckte seine Gefährten, bestieg das Schiff, und als die Sonne über die Wogen des Meeres sich erhob und Ariadne weckte, war er schon so weit ertfernt, daß sie nur noch in weiter Ferne das Segel gewahrte. Da stürzte sie sich — so erzählen einige — in unaussprechlicher Angst den Felsen hinab in die schäumenden Fluten und fand hier das gesuchte Grab. Mitleidigere Dichter aber erzählen, Baechus habe sich der Verlassenen angenommen, sie getröstet und in den ^itnmel gehoben, wo sie noch als Sternbild in heiteren Nächten glänzt. Theseus schiffte indessen der vaterländischen Küste zu. In Delos einer andern Insel des Archipels, brachte er dem Apollo ein Dank- opser; dann fuhr er weiter. Aber sei es nun, daß er seinen Vater erst ängstigen und dann um so erfreulicher überraschen wollte — oder hatte er in der unruhigen Stimmung seines Gemüts das verabredete Triumphzeichen, das weiße Segel auszuziehen vergessen — kurz, er näherte sich mit schwarzem Segel, dem Zeichen der Trauer, der Küste. Lange schon harrte daheim der bekümmerte Vater des kommenden Sohnes. Auf einem hohen Felsen des Gestades stand er und schaute weithin über das Meer. Da kam es dunkel heraus, immer näher — endlich erkannte er deutlich das Schiff mit dem Segel der Trauer. „Wehe mir!" rief der verzweifelte Greis; „mein Sohn ist gefallen! Mit ihm ist jede Freude meines Lebens dahin!" Unendlicher Jammer überwältigte in ihm jedes andere Gefühl, und nur im Tode glaubte er Linderung seiner Leiden zu finden. Er stürzte sich die Felsenwand hinab in das Meer, das von ihm nun den Namen des ägäischen erhielt.

2. Theil 1 - S. 37

1827 - Breslau : Max
37 nommen, sie getröstet, und in den Himmel gehoben, wo sie noch als Sternbild in heitern Nächten glänzt. Theseus schiffte indessen der vaterländischen Küste zu. Die Treulosigkeit gegen Ariadne konnte aber nicht ungestraft bleiben; denn der Saame böser Tha- ten geht unausbleiblich auf. In Delos, einer andern Insel des Archipels, brachte er dem Apollo ein Dankopfer; dann fuhr er weiter. Aber sei es nun, daß er seinen Vater erst ängstigen, und dann um so erfreulicher überraschen wollte, — oder hatte er in der unruhigen Stimmung seines Gemüths das weiße Se- gel aufzuziehen vergessen, — kurz er näherte sich mit schwar- zem Segel der Küste. Lange schon harrte daheim der beküm- merte Vater des kommenden Sohnes. Auf einem hohen Felsen des Gestades stand er, und schaute weit hin über das Meer. Da kam es dunkel herauf, — immer naher, — endlich erkannte er deutlich das Schiff mit dem Segel der Trauer. „Wehe mir!" rief der verzweifelnde Greis; „mein Sohn ist gefallen! Mit ihm ist jede Freude meines Lebens dahin." Unendlicher Jam- mer überwältigte in ihm jedes andere Gefühl, und nur im Tode glaubte er Linderung seiner Leiden zu fühlen. Er stürzte sich die Felsenwand hinab in das Meer, das von ihm nun den Na- men des agäischen erhielt. Theseus ahnete von dem Unglück nichts. Fröhlich lief er in den Hafen ein, um in die Arme des Vaters zu eilen. Wer beschreibt seinen Schmerz, als ihm die Bürger wehmüthig den Tod des Vaters hinterbrachtcn! Mit lauten Klagen erfüllte er den Palast, und um so heftiger mochte der Schmerz seyn, da er sich selbst als Ursache des ganzen Unglücks anklagen mußte. Dann wurde ein Fest der glücklichen Wiederkehr gefeiert, und fast 1000 Jahre lang verwahrte man das Schiff des Theseus. Dieser wurde nun König von Athen. Von seinen Thaten wird noch Manches erzählt. Sein Freund war Pirithous, der, wie unzertrennlich, fast alle Abenteuer mit ihm bestand. Zuletzt sollen sich die Athener, über seine Strenge mißvergnügt, empört, und ihn vertrieben haben. Er ging nach der Insel Scyros im Archipel, wo er durch einen falschen Freund von ei- nem Felsen hinabgestoßen wurde. Seine Frau war Phädra, und sein Sohn Hippolyt. Die Geschichte Beider ist von Dich- tern mehrfach behandelt worden. Hippolyt nämlich, ein treffli- >_________________

3. Theil 1 - S. 39

1867 - Breslau : Max
Theseus. Phädra. 39 bleiben; denn der Same böser Thaten geht unausbleiblich auf. In Delos, einer andern Insel des Archipels, brachte er dem Apollo ein Dankopfer; dann fuhr er weiter. Aber sei es nun, daß er seinen Vater erst ängstigen und dann um so erfreulicher überraschen wollte — oder hatte er in der unruhigen Stimmung seines Gemüths das verabredete Triumphzeichen, das weiße Segel aufzu- ziehen vergessen — kurz, er näherte sich mit schwarzem Segel, dem Zeichen der Trauer, der Küste. Lange schon harrte daheim der beküm- merte Vater des kommenden Sohnes. Auf einem hohen Felsen des Gestades stand er und schaute weit hin über das Meer. Da kam es dunkel herauf, immer näher — endlich erkannte er deutlich das Schiff mit dem Segel der Trauer. „Wehe mir!" rief der verzweifelte Greis, „mein Sohn ist gefallen! Mit ihm ist jede Freude mei- nes Lebens dahin!" Unendlicher Jammer überwältigte in ihm jedes andere Gefühl, und nur im Tode glaubte er Linderung sei- ner Leiden zu finden. Er stürzte sich die Felsenwand hinab in das Meer, das von ihm nun den Namen des ägäischen erhielt. Theseus ahnete von dem Unglück nichts. Fröhlich lief er in den Hafen ein, um in die Arme des Vaters zu eilen. Wer be- schreibt seinen Schmerz, als ihm die Bürger wehmüthig den Tod des Vaters hinterbrachten! Mit lauten Klagen erfüllte er den Palast, und um so heftiger mochte der Schmerz sein, da er sich selbst als Ursache des ganzen Unglücks anklagen mußte. Die Bürger aber feierten ein Fest der glücklichen Wiederkehr, und fast 1000 Jahre lang verwahrte man das Schiff des Theseus. Dieser wurde nun König von Athen. Von seinen Thaten wird noch Manches erzählt.*) Sein Freund war Peirithoos, der, wie unzertrennlich, fast alle Abenteuer mit ihm bestand. Zuletzt sollen sich die Athener, über des Theseus Strenge mißvergnügt, empört und ihn vertrieben haben. Er ging nach der Insel Sky- ros im Archipel, wo er durch einen falschen Freund von einem Felsen hinabgestoßen wurde. Seine zweite Frau war Phädra, und sein Sohn Hippolyt. Die Geschichte Beider ist von Dich- tern mehrfach behandelt worden. Hippolyt nämlich, ein trefflicher Jüngling, wurde von seiner Stiefmutter Phädra verläumdet; Theseus glaubte zuletzt den Einflüsterungen seiner bösen Frau, sprach den schrecklichsten Fluch gegen den eigenen Sohn aus, und bat den Poseidon (Neptun), jenen zu verwirklichen; denn dieser *) S. meine Mythologie.

4. Theil 1 - S. 38

1867 - Breslau : Max
38 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Anweisung, und kaum hatte Theseus Zeit, ihr ewige Dankbarkeit zu geloben, als sie auch schon wieder entschwunden war. Muthiger als zuvor drang nun Theseus in das Labyrinth ein; im hinter- sten Gemache traf er auf den schon vor Gier brüllenden Mino- taur. Theseus' Keule sauste durch die Luft, und röchelnd wand sich das Ungeheuer vor seinen Füßen. Durch den Faden des Knäuels geleitet, fand sich Theseus glücklich wieder hinaus und umarmte seine Retterin. Die Liebenden kamen überein, miteinan- der eilig zu fliehen. Im Liebesrausche vergaß Ariadne ihre Pflich- ten gegen den znrückbleibenden Vater und eilte mit dem fremden Jünglinge zu Schiffe, ein Vergehen, welches das arme Mädchen bald schwer genug büßen mußte. Anfänglich ging Alles gut; günstige Winde schwellten die Segel, und pfeilschnell durchflogen sie den Ocean. Da landeten sie unterwegs an der wüsten Insel Naxos, und da der Abend kam, entschlummerten Beide in einer kühlen Grotte, sie, um den Theseus nie wieder zu sehen; denn während der Nacht erschien Bacchus, dem Naxos geheiligt war, und entdeckte, indem er zwischen Rebenhügeln wandelte, die schöne Ariadne. Ihr Anblick rührte ihn so, daß er wie versteinert da- stand; nur durch ihren Besitz glaubte er glücklich sein zu können, und schon wollte er sie rauben und mit ihr in den Himmel fliehen, als ihm einfiel, daß sie ja schon mit Theseus vermählt, und es grausam sei, die glückliche Verbindung zu trennen. „Aber", dachte er, „ist auch der sterbliche Jüngling wohl des himmlischen Mädchens würdig?" Schnell beschloß er, ihn zu prüfen. Er er- schien ihm im Traume, und befahl ihm, wenn ihm sein Leben lieb wäre, eiligst Ariadne zu verlassen. Theseus erwachte voll Schrecken; denn noch schien es ihm, als hörte er die Worte des Gottes. Schnell sprang er vom Lager auf. Die Bedenklichkeit, Ariadne, die treue, zu verlassen, beschwichtigte er bald, weckte seine Gefähr- ten, bestieg das Schiff, und als die Sonne über die Wogen des Meeres sich erhob und Ariadne weckte, war er schon so weit ent- fernt, daß sie nur noch in weiter Ferne das Segel gewahrte. Da stürzte sie sich — so erzählen Einige — in unaussprechlicher Angst den Felsen hinab in die schäumenden Fluthen, und fand hier das gesuchte Grab. Mitleidigere Dichter aber erzählen, Bacchus habe sich der Verlassenen angenommen, sie getröstet und in den Him- mel gehoben, wo sie noch als Sternbild in heiteren Nächten glänzt. Theseus schiffte indessen der vaterländischen Küste zu. Die Treulosigkeit gegen Ariadne konnte aber nicht ungestraft

5. Theil 1 - S. 36

1827 - Breslau : Max
36 hatte Theseus Zeit, ihr einige Dankbarkeit zu geloben, als sie auch schon wieder entschwunden war. Muthkger als zuvor, drang nun Theseus in das Labyrinth ein; im hintersten Gemache traf er auf den schon vor Gier brüllenden Minotaur. Theseus Keule sauste durch die Luft, und röchelnd wand sich das Ungeheuer vor seinen Füßen. Durch den Faden des Knäuels geleitet, fand sich Theseus glücklich wieder hinaus, und umarmte mit Inbrunst seine Retterin. Die Liebenden kamen überein, mit einander ei- lig zu fliehen. Im Rausche der Zärtlichkeit vergaß Ariadne ihre Pflichten gegen den zurückbleibenden Vater, und eilte mit dem fremden Jünglinge zu Schiffe, ein Leichtsinn, den das arme Mädchen bald schwer genug büßen mußte. Anfänglich ging Alles gut; günstige Winde schwellten die Segel, und pfeilschnell durch- flogen sie den Ocean. Da landeten sie unterwegs an der wü- sten Insel Naxos, und da der Abend kam, entschlummerten Beide in einer kühlen Grotte, sie, um nie wieder den Theseus zu sehen. Denn während der Nacht erschien Bacchus, dem Na- xos geheiligt war, und entdeckte, indem er zwischen Nebenhü- geln wandelte, die schöne Ariadne. Ihr Anblick rührte ihn so, daß er wie versteinert da stand; nur durch ihren Besitz glaubte er, wie das jeder Liebende glaubt, glücklich seyn zu können, und schon wollte er sie rauben, und mit ihr in den Himmel fliehen, als ihm einsiel, daß sie ja schon mit Theseus vermählt, und es grausam sey, die glückliche Verbindung zu trennen. „Aber," dachte er, „ist auch der sterbliche Jüngling wohl des himmli- schen Mädchens würdig?" Schnell beschloß er, ihn zu prüfen. Er erschien ihm im Traume, und befahl ihm, wenn ihm sein Leben lieb wäre, eiligst Ariadnen zu verlassen. Theseus erwachte voll Schrecken; denn noch schien es ihm, als hörte er die Worte des Gottes. Schnell sprang er vom Lager auf. Die Bedenk- lichkeit, Ariadne, die treue, zu verlassen, beschwichtigte er bald, weckte seine Gefährten, bestieg das Schiff, und, als die Sonne über die Wogen des Meeres sich erhob, und Ariadnen weckte, war er schon so weit entfernt, daß sie nur noch in weiter Ferne das Segel gewahrte. Da stürzte sie sich — so erzählen Einige — in unaussprechlicher Angst den Felsen hinab in die schäu- menden Fluthen, und fand hier das gesuchte Grab. Mitleidigere Dichter aber erzählen, Bacchus habe sich der Verlassenen ange-

6. Die vorchristliche Zeit - S. 27

1877 - Leipzig : Brandstetter
27 Mil blutendem Herzen sah der alte Vater den blühenden Sohn scheiden; dieser versprach, im Fall er siegreich zurückkehrte, wollte er ein weißes Segel aufstecken anstatt des schwarzen, mit welchem die armen Kinder absegelten. Das Schiff kam in Kreta an; die Knaben und Mädchen wurden ausgeschifft. Die schöne Gestalt und kräftige Mannheit des Theseus gefielen der Königstochter Ariadne, und bald hatte der Held ihr Herz gewonnen. Als nun die Opfer in das Labyrinth gebracht werden sollten, gab Ariadne dem Theseus heimlich einen Knäuel, dessen Faden er unbemerkt am Eingänge festknüpfte; nun drang er muthig mit seinem Schwerte bis zum Minotaurus vor. Dieser, halb Mensch, halb Stier, wollte den Helden verschlingen; aber Theseus hieb ihm den Kopf ab und kam mit den Seinigen glücklich wieder aus den Jrrgängen heraus. Heimlich entfloh er mit den sieben Knaben und den sieben Mädchen; auch Ariadne nahm er mit in sein Schiff, und fröhlich segelte die Gesellschaft nach Athen zurück. Aegeus hatte schon lange mit Sehnsucht der Rückkehr des Schiffes geharrt: alle Tage ging er an das Gestade des Meeres und stellte sich auf einen Felsen, von dem er weit in die See hinausschauete. Jetzt kam das Schiff, noch konnte man die Farbe des Segels nicht erkennen; aber Theseus hatte vergessen, an die Stelle des schwarzen Segels ein weißes zu setzen. Der alte König schauet, und o Jammer! ein schwarzes Segel wehet auf dem Schiffe. Verzweiflungsvoll stürzt er sich in das Meer hinab, um in den Fluchen seinen Kummer zu begraben. Seitdem führt das Griechische Meer auch den Namen des „Aegäischen." Bittere Reue kam in das Herz des Theseus, als er den Tod seines Vaters erfuhr. Doch die Athener jubelten und erwählten sogleich den heldenmütigen Sohn an der Stelle des Vaters zu ihrem Könige. Jetzt sann der Held darauf, wie er das Land, das er fortan regieren sollte, blühend und kräftig machen könnte. Zuerst beschloß er, die in weiter Entfernung zerstreuten Bewohner in einen Staat zu vereinigen. Athen bestand damals noch aus einer bloßen Burg, der Akropolis, und aus einigen um dieselbe herum gehenden Gassen, die zusammen mit einer Mauer umschlossen waren. Rings auf dem Felde umher lagen zwölf kleine Kolonien, Dörfern ähnlich, von denen jede ihren eigenen Beherrscher hatte. Theseus, im Vertrauen auf sein Ansehen, durfte es schon wagen, diesen kleinen Herrschern einen Vorschlag zu machen. Er lud sie ein, ihre Gerichtsbarkeit aufzugeben und sich mit der Mutterstadt zu vereinigen. Dafür sollten sie in einem Rathe Sitz und Stimme haben, in welchem auch Theseus nur ein Mitglied sein wollte. Ihr Herrscheramt gewann also im Grunde an Bedeutung, und so gingen denn die zwölf Häuptlinge in den Vorschlag des Theseus ein. Die engen Mauern von Athen wurden niedergerissen, die zwölf Dörfer schlossen sich an ihren gemeinsamen Mittelpunkt an. Die Einwohner wurden in drei Klassen

7. Die vorchristliche Zeit - S. 27

1866 - Leipzig : Brandstetter
27 tendem Herzen sah der alte Vater den blühenden Sohn scheiden; dieser versprach, im Fall er siegreich zurückkehrte, wollte er ein weißes Se- gel aufstecken anstatt des schwarzen, mit welchem die armen Kinder absegelten. Das Schiff kam in Kreta an; die Knaben und Mädchen wurden ausgeschifft. Die schöne Gestalt und kräftige Mannheit des Theseus ge- fielen der Königstochter Ariadne, und bald hatte der Held ihr Herz gewonnen. Als nun die Opfer in das Labyrinth gebracht werden sollten, gab Ariadne dem Theseus heimlich einen Knäuel, dessen Faden er unbe- merkt am Eingänge festknüpfte; nun drang er mnthig mit seinem Schwerte . bis zum Minotaurus vor. Dieser, halb Mensch, halb Stier, wollte den Helden verschlingen; aber Theseus hieb ihm den Kopf ab und kam mit den Seinigen glücklich wieder aus den Jrrgängen heraus. Heimlich ent- floh er mit den sieben Knaben und den sieben Mädchen; auch Ariadne nahm er mit in sein Schiff, und fröhlich segelte die Gesellschaft nach Athen zurück. Aegeus hatte schon lange mit Sehnsucht der Rückkehr des Schiffes geharrt; alle Tage ging er an das Gestade des Meeres und stellte sich auf einen Felsen, von dem er weit in dw See hineinschauete. Jetzt kam das Schiff, noch konnte man die Farbe des Segels nicht erkennen; aber Theseus hatte vergessen, an die Stelle des schwarzen Segels ein weißes zu setzen. Der alte König schauet, und o Jammer! ein schwarzes Segel wehet auf dem Schiffe. Verzweiflungsvoll stürzt er sich in das Meer hinab, um in den Fluchen seinen Kummer zu begraben. Seitdem führt das Griechische Meer auch den Namen des „Aegäischen." Bittere Reue kam in das Herz des Theseus, als er den Tod seines Vaters erfuhr. Doch die Athener jubelten und erwählten sogleich den heldenmüthigen Sohn an der Stelle des Vaters zu ihrem Könige. Jetzt sann der Held darauf, wie er das Land, das er fortan regieren sollte, blühend und kräftig machen könnte. Zuerst beschloß er, die in weiter Ent- fernung zerstreuten Bewohner in Einen Staat zu vereinigen. Athen bestand damals noch aus einer bloßen Burg, der Akropolis, und aus einigen um dieselbe herum gehenden Gassen, die zusammen mit einer Mauer umschlossen waren. Rings auf dem Felde umher lagen zwölf kleine Kolonien, Dörfern ähnlich, von denen jede ihren eigenen Beherr- scher hatte. Theseus, im Vertrauen auf sein Ansehen, durfte es schon wagen, diesen kleinen Herrschern einen Vorschlag zu machen. Er lud sie ein, ihre Gerichtsbarkeit aufzugeben und sich mit der Mutterstadt zu ver- einigen. Dafür sollten sie in einem Rathe Sitz und Stimme haben, in welchem auch Theseus nur ein Mitglied sein wollte. Ihr Herrscheramt gewann also im Grunde an Bedeutung, und so gingen denn die zwölf Häuptlinge in den Vorschlag des Theseus ein. Die engen Mauern von Athen wurden niedergerissen, die zwölf Dörfer schlossen sich an ihren gemeinsamen Mittelpunkt an. Die Einwohner wurden in drei Klassen

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 20

1873 - Oldenburg : Stalling
20 Opfer zum dritten Male nach Kreta abgehen, doch Theseus beschloß, seine Vaterstadt von diesem schmählichen Tribute zu befreien. Ohne durch das Loos gewählt zu sein, gesellte er sich zu der Zahl der Jünglinge, die dem Opfertode geweiht waren. Seinen Vater Aegeus, der nur ungern in die Ab- reise des Theseus, der ja erst eben sein Sohn geworden war, willigte, tröstete und beruhigte er durch die Hoffnung, daß er den Minotaurus besiegen werde, und versprach ihm, im günstigen Falle bei der Rückkehr statt der gewöhnlichen schwarzen Segel Weiße aufzuziehen. Als bei der Ankunft in Kreta die Opfer dem König Minos vorgestellt wurden, gewann Ariadne, des Königs Tochter, den heldenmüthigen Theseus lieb. Sie gab ihm heimlich einen Knäuel Garn und zeigte ihm, wie er sich mit Hülfe des Garnes, das er am Eingänge des Labyrinthes be- festigen und beim Weitergehen abwickeln sollte, aus den Win- dungen des Gebäudes wieder herausfinden könnte. Theseus erlegte den Stier, und Minos erließ den Athenern den jähr- lichen Tribut. Der Sieger segelte von Kreta nach der Heimath und nahm des Königs Tochter Ariadne als Gemahlin mit, die er jedoch bald auf der Insel Naxos wieder verlor. Als sich das Schiff der attischen Küste nahte, vergaßen sowohl Theseus als der Steuermann das weiße Segel auf- zuziehen, das dem Aegeus die Rettung des Sohnes anzeigen sollte. Der Vater saß indessen auf einem Vorgebirge am Gestade des Meeres und erwartete mit Sehnsucht die Rück- kehr des Schiffes. Es kam, aber statt des gehofften weißen Segels erblickte der unglückliche Vater das schwarze, das ihm den Tod des Sohnes zu verkünden schien. Voll Verzweiflung stürzte er sich in das Meer, das von ihm den Namen des A e g e i s ch e n erhielt. Bei der Ankunft in der Stadt fand Theseus die Bürger theils in Trauer versunken über den Tod des Königs, theils in freudiger Aufregung wegen der Rettung ihrer Söhne und Töchter. Er bestattete die Reste seines Vaters und ward vom Volk als König anerkannt. Zum Andenken seines Sieges über den Minotaurus stiftete er einen Tanz der Jünglinge und Jungfrauen, in welchem die Windungen des Labyrinths nachgeahmt wurden.

9. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 24

1871 - Braunschweig : Wreden
btefe mit herzzerreißendem Wehegeschrei. Als das Ungethüm, das halb Mensch und halb Stier war, brüllend daher kam, warf sich Thesens ihm kühn entgegen und schlug es nieder. Zur Nachtzeit begab er sich, dem Faden folgend, mit den Jünglingen und Jungfrauen zur Thür, die Ariadne hatte öffnen lassen, und gelangte ins Freie. , Nun führte er die Jünglinge und Jungfrauen wieder auf das athenische Schiff, welches Ariadne bereits bestiegen hatte, und segelte weg. Auf der Insel Naxos mußte er aber die Ariadne dem Gott des Weines, Dionysos, zurücklassen, welcher sie zur Gemahlin begehrte. Thesens segelte unterdeß der Heimath zu. Als das Schiff sich der attischen Küste nahete, vergaßen sowohl T h e s e n s als auch der Steuermann das weiße Segel aufzuziehen, das dem Aegens die Rettung des Sohnes anzeigen sollte. Der Vater saß indessen auf einem Vorgebirge und schaute sehnsüchtig in die Ferne. Da sah er eines Tages das ihm bekannte schwarze Segel, welches ihm den Tod des Sohnes zu verkünden schien, am Horizonte auftauchen. Voll Verzweiflung stürzte er sich in das Meer, das darnach das aegäische genannt ward. Freude und Trauer zugleich bewegte die Stadt, als Theseus landete. Nachdem er dem Vater das Opfer der Trauer gebracht hatte, ergriff er die Zügel der Herrschaft mit kräftiger Hand, und auch in der neuen Lebenslage erwies er sich als ein Wohlthäter seines Volkes. Zwölf Ortschaften vereinte er zu einem Verbände, als dessen Hauptort Athen anerkannt ward. Er theilte das Volk in Edle, Ackerbauer und Gewerbetreibende und weihete dem Meerbeherrscher Poseidon die isthmischen Spiele, welche in musikalischen, gymnastischen und ritterlichen Wettkämpfen bestanden. Nach einiger Zeit gelang es den Edeln, die nach ihrer Meinung durch die von Theseus getroffenen Staatseinrichtungen zu viel von ihren Vorrechten verloren hatten, einen Aufstand gegen ihn zu erregen, bei dem das Volk, getäuscht durch jene, ihn nicht unterstützte. Er mußte fliehen und begab sich nach der Insel Skyros. Der König dieser Insel, lüstern nach den Schätzen des Gastes, stürzte ihn von einem Felsen in das Meer. Später erkannten die Athener seine Größe. Es entstand die Sage, nicht Aegens, sondern der Gott des Meeres, Poseidon, sei sein Vater gewesen. Jahrhunderte später wurde seine Asche zurückgeholt und auf der ihm in Athen geweideten Stelle ein herrliches Denkmal errichtet. 12. Das Orakel M Delphi. Kein Volk der Erde war mit reicheren Anlagen und Kräften ausgestattet, als die Griechen. Schon ihre Leiber waren schön und kräftig, rasch und zu jeglicher Anstrengung geschickt; und ihr Geist war so hell und regsam, daß sie nicht allein alle Vortheile erkannten und zu gebrauchen wußten, welche das Land ihnen bot, sondern daß sie auch unablässig danach trachteten, ihre Fähigkeiten weiter auszubilden und das Höchste zu leisten, was der Mensch ans sich selber zu erreichen vermag. So wurden sie das gebildetste aller Völker, und die Werke, welche ihre Weisen und Dichter, ihre Bild-

10. Bd. 1 - S. 35

1885 - Leipzig : Brandstetter
35 Als das Schiff sich der attischen Küste näherte, vergaß der Steuermann das schwarze Segel desselben einzuziehen und dafür zum Zeichen glücklicher Heimkehr ein weißes aufzuhissen. Theseus Vater aber saß schon seit langer Zeit täglich auf einem Felsenvor- sprunge am Strande des Meeres, sehnsüchtig die Rückkehr des Schiffes erwartend und voll banger Sorge, was für ein Segel das zurückkehrende tragen werde. Als er endlich das Schiff zurückkommen sah, angethan mit der Farbe der Trauer, wie es vor Wochen fortgesegelt war, da begann er laut den Verlust seines einzigen Sohnes zu beklagen, und in un- begrenztem Schmerze seines Lebens überdrüssig stürzte er sich von dem Felsen in das Meer hinab, das seit jener Zeit den Namen des ägeischen erhielt. Als Theseus in Athen ankam, fand er die Bürger teils in Trauer über den Tod des Königs, teils in freudiger Aufregung über die Rettung ihrer Söhne und Töchter und über die Befreiung von dem schimpflichen Tribute. Theseus, der von dem dankbaren Volke sofort zum König ausgerufen ward, bereitete zunächst seinem Vater ein feierliches Leichenbegängnis, dann aber beeilte er sich, noch eine andere heilige Pflicht zu erfüllen. Er hatte nämlich vor seiner Abreise nach Kreta dem Apollo ein reiches Opfer auf der Insel Delos gelobt, wenn er siegreich von dem Zuge nach Kreta zurückgekehrt sein würde. Deshalb machte er sich nun in dem nämlichen Schiffe, das ihn nach Kreta getragen hatte, auf und brachte zu Delos das versprochene Opfer. Auch stiftete er zum Andenken an die glückliche Errettung aus dem Labyrinth einen Tanz auf der Insel Delos, in welchem die Krümmungen des Labyrinths nachgeahmt wurden. Dieser Tanz wurde von der Zeit an alljährlich zu Delos aufgeführt. Auch die Fahrt nach Delos ward seitdem von den dankbaren Athenern all- jährlich um dieselbe Zeit wiederholt und zwar auf demselben Schiffe, das den Theseus getragen hatte und das deshalb sorgfältig auf- bewahrt und an dem jeder etwa entstehende Schaden sofort aus- gebessert wurde. Während aber das Schiff auf der Fahrt war, durfte in Athen kein Verurteilter hingerichtet werden, denn man wollte dem Tode kein Opfer bringen zu einer Zeit, in der man das Gedächtnis der Errettung der athenischen Jugend vom Opfer- tode feierte. Iv. Als König war Theseus darauf bedacht, das herrliche Gebiet, dessen Herrschaft er überkommen hatte, zum mächtigsten unter den damaligen kleinen Reichen zu machen. Damals lebten nämlich die Bewohner der Landschaft Attika in zwölf von einander getrennten Ortschaften, deren jede ihre eigene Verwaltung und Ge- 3*

11. Weltgeschichte für die katholische Jugend - S. 25

1840 - Münster : Theissing
Griechen. 25 Als Theseus mit den Kindern auf Creta ankam, fühlte Ariadne, des Königs Tochter, Mitleiden mit dem jungen Helden, und gab ihm einen Knäuel Zwirn mit, ihn am Eingänge des Labyrinths zu be- festigen und durch den Faden den Rückweg zu finden. Theseus merkte sich das, erlegte das Ungeheuer mit seinem Schwerte, und fand sich durch Ariadne's Faden wieder heraus. Ariadne setzte sich zu ibm in's Schiff, aber auf der Insel Naxos gebot ihm Bacchus im Schlafe, sie fahren zu lassen, wenn ihm sein Leben lieb sei. Als am folgenden Morgen Ariadne sich auf der wüsten Insel allein sah, stürzte sie sich von einem Felsen in's Meer. Auf der Insel Delos entrichtete Theseus dem Apollo seine Dank- opfer, und diese wurden von Athen llun jährlich wiederholt durch eine dahin gesandte Prozession, Theorie genannt. Fröhlich segelte Theseus der attischen Küste zu, vergaß aber weiße Segel aufzuzrehen, und als sein an der Küste harrender Vater die schwarzen wieder erblickte, glaubte er seinen Sohn vom Minotaurus verzehrt und stürzte sich in's Meer, das von ihm nun das ägeische Meer hieß. Theseus war jetzt König von Athen oder vielmehr über die ganze Landschaft Attika, und man sagt, daß er die Regierung besser gere- gelt habe. Dann aber verließ er sein Volk und zog wieder in der Welt umher, wie Herkules, gegen Abenteurer Thaten zu verrichten, zuweilen auch unrühmliche. Das machte ihn den Athenern verächtlich, und als er endlich zurückkehrte, und von ihnen schnöde behandelt wurde, verließ er Athen mit einem Fluche, und ging zum Könige Ly kö- rn ed es auf der Insel Scyros. Dieser, ein falscher Freund, stürzte ihn von einem hohen Felsen hinab. §- 29. O e d i p u s. Einem Könige von Theben, Laius, und seiner Gemahlinn Io- käste war geweißagt, ihr Sohn werde den Vater morden und die Mutter heirathen. Um diesem Unheil vorzubauen, ließen sie das Söhnchen, das ihnen geboren wurde, in einen Wald tragen, damit es von Raubthieren ver- zehrt würde. Das Kind fand Phorbas, der Hirt des Königs ^Po- lybus von Korinth, und brachte es der Königinn, die das Knäblein als ihr eigenes Kind annahm (weil sie selbst keine Kinder hatte), und es Oedipus (geschwollener Fuß) nannte. Als Oedipus erwachsen war, hörte er, Polybus sei sein Vater nicht, was er so fest glaubte, und da ein Götterspruch ihn warnte, sein Vaterland zu meiden, damit er nicht an seinen Eltern zum Ver- brecher würde, ssoh er aus — Korinth, und ging nach — Theben. Unterwegs wollte ein Fuhrmann ihm nicht ausweichen, es kam zum Kampfe, und Oedipus^ erschlug — seinen Vater. Um dieselbe Zeit ängstigte die Thebaner ein geflügeltes Ungeheuer, das oben Jungfrau, unten Löwe war, und alle Reisenden, welche die

12. Geschichte des Altertums - S. 34

1879 - Mainz : Kunze
34 Zweiter Abschnitt. und seine Jngling lieb und fand ein Mittel ihn zu retten. Heimlich steckte sie rettang'burdj ihm eine Rolle Garn zu, mit deren Hlfe er sich aus dem Labyrinthe Ariadne. herausfinden knne. Theseus erlegte den Minotaurus, rettete seine Leidensgefhrten und fand mit Hlfe des Fadens auch den Rckweg aus dem Labyrinth. Da aber Ariadne des Vaters Zorn frchtete, so entfloh sie mit Theseus und seinen Gefhrten aus dem vterlichen Palast; sie hoffte Knigin in Athen zu werben, allein die Götter hatten sie dem Bacchus zur Gemahlin bestimmt und geboten dem Theseus, die schlummernde Ariadne auf der Insel Naxos zu verlassen. Von Naxos segelte Theseus nach Delos, dem Geburtsorte des Theseus Sonnengottes Apollo. Vor seiner Abreise nach Creta hatte er nm-kehrt heim. ^ das Gelbde gethan, er wolle alljhrlich, wenn ihm die Rettung Athens gelnge, ein Schiff mit reichen Opfern und Geschenken zum Tempel Apollos nach Delos senden; jetzt bezahlte er dem Gotte dankbar sein Gelbde. Von Delos fuhr Theseus rasch nach Athen. Aber der Steuermann verga die weien Segel aufzuziehen. Als Td nun König Aegeus von einem Vorgebirge am Gestade des Meeres des Aegeus. |^roat^en Segel erblickte, gab er seinen Sohn verloren und strzte sich hinab ins Meer, welches seitdem das geische heit. Wie einen Schutzgott empfiengen die Athener den Theseus; denn Theseus, er hatte sie von groer Trbsal erlst. Sie whlten ihn zum König ^Staates^ und zeigten sich auf jede Art dankbar. Theseus ordnete nun den athenischen Staat, vereinigte das in 12 Ortschaften getrennte Volk zu einer Gemeinde und gab ihm eine gemeinschaftliche Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Er verzichtete auf viele Vorrechte, regierte milde und gerecht und suchte schon damals Athen, wie es ein Orakelspruch wollte, zu einem Freistaate heranzubilden. Allein die Mchtigeren erntet trugen seine Herrschaft ungern und benahmen sich anmaend. Als Undank. kqf,er einstens Theseus von neuen Kriegszgen heimkehrte, fand er die Gesinnung des Volkes so verndert und die Unzufriedenheit mit seiner Knigsherrschaft so allgemein, da er einen Fluch der die undankbare Stadt aussprach und in die Verbannung nach der Insel Skyros ging, wo er noch Gter von seinem Vater besa und bei dem Könige Lykomedes, der sein Gastfreund war, freundliche Auf-Sein Tod. nhme zu finden hoffte. Allein dieser strzte seinen Gast von einem Felsen ins Meer, von dem er ihm seine Lndereien zu zeigen vor-gegeben hatte; ob er aus Furcht vor seinem Gaste oder um die Gunst des neuen athenischen Knigs zu erlangen diese Schuld auf sich lud, wei man nicht. Lange nach seinem Tode erinnerten sich die Athener ihres aus-

13. Geschichte des Altertums - S. 85

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 14, 2. Sagen von dem König Theseus. 85 mit, den Minotanros zu erlegen. Beim Abschiede redeten Vater und Sohn noch mit einander ab, wenn Theseus siegreich zurückkehre, so solle der Steuermann des Schiffes die bei dieser traurigen Fahrt üblichen schwarzen Segel abnehmen und weiße aufziehen. Theseus tötet den Minotaur. Theseus langte mit seinen unglücklichen Gefährten wohlbehalten in Kreta an und wurde mit denselben vor den König Minos geführt. Hier sah ihn des Königs Tochter Ariadne; diese gewann den stattlichen Jüngling lieb und fand ein Mittel, ihn zu retten. Heimlich steckte sie ihm eine Rolle Garn zu, mit deren Hilfe er sich aus dem Labyrinthe herausfinden könne. Theseus erlegte den Minotauros, rettete seine Leidensgefährten und fand mit Hilfe des Fadens auch den Rückweg aus dem Labyrinth. Da aber Ariadne des Vaters Zorn fürchtete, so entfloh sie mit Theseus und seinen Gefährten aus dem väterlichen Palast. Sie hoffte Königin in Athen zu werden; allein die Götter hatten sie dem Bacchus zur Gemahlin bestimmt und geboten dem Theseus, die schlummernde Ariadne auf der Insel Naxos zu verlassen. Heimkehr. Von Naxos segelte Theseus nach Delos, dem Geburtsorte des Sonnengottes Apollo. Vor seiner Abreise nach Kreta hatte er nämlich das Gelübde gethan, er wolle alljährlich, wenn ihm die Rettung Athens gelänge, ein Schiff mit reichen Opfern und Geschenken zum Tempel Apollos nach Delos senden; jetzt bezahlte er dem Gotte dankbar sein Gelübde. Von Delos fuhr Theseus rasch nach Athen. Aber der Steuermann vergaß, die weißen Segel aufzuziehen. Als nun König Ägeus von einem Vorgebirge am Gestade des Meeres die schwarzen Segel erblickte, gab er seinen Sohn verloren und stürzte sich ins Meer, welches seitdem das ägeische heißt. Wie einen Schutzgott empfingen die Athener den Theseus, der sie von so großer Trübsal erlöst hatte. Sie wählten ihn zum König und zeigten sich auf jedeart dankbar. Theseus ordnete nun den athenischen Staat, vereinigte das in 12 Ortschaften getrennte Volk zu einer Gemeinde und gab ihm eine gemeinschaftliche Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Er verzichtete auf viele Vorrechte, regierte milde und gerecht und suchte schon damals Athen, wie es ein Orakelspruch wollte, zu einem Freistaate heranzubilden. Allein die Mächtigeren trugen seine Herrschaft ungern und benahmen sich anmaßend. Als daher einst Theseus von neuen Kriegszügen heimkehrte, fand er die Gesinnung des Volkes so verändert und die Unzufriedenheit mit seiner Königsherrschaft so allgemein, daß er einen Fluch über die undankbare Stadt aussprach und in die Verbannung ging. Er begab sich nach der Insel Skyros, wo er noch Güter von seinem Vater besaß, und hoffte dort bei dem Könige Lyk o-m<5des, der sein Gastfreund war, freundliche Aufnahme zu finden. Allein dieser stürzte seinen Gast von einem Felsen ins Meer, von dem er ihm seine Ländereien zu zeigen vorgegeben hatte. Erst lange nach des Theseus Tod erinnerten sich die Athener ihres ausgezeichneten Wohlthäters und größten Helden. Auf Befehl des Orakels holten sie seine Gebeine zurück und weihten ihm ein Grabmal, Opfer, Festspiele und einen prachtvollen Tempel, welcher heute noch ziemlich gut erhalten ist.

14. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 39

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
39 Rückweg aus dem Labyrinth. Da aber Ariadne des Vaters Zorn fürchtete, so entfloh sie mit Theseus und seinen Gefährten aus dem väter- licheu Palaste; sie hoffte Königin in Athen zu werden. Allein im Rathe fein Vater- der Götter war beschlossen, daß sie die Gemahlin des Bacchus, welcherknb 6cfrul‘ der Gott des Weinbaues und seiner Segnungen war, werden solle. Darum erschien iu einer Nacht dem Theseus, welcher auf der Insel Naxos angelegt hatte, der Götterbote Hermes und gebot ihm, die schlummernde Ariadne sofort zu verlassen. Von Naxos segelte Theseus irnch Delos, weil er vor der Abreise 3.0b dem Apollo ein Gelübde gethan hatte, er wolle alljährlich ein schiff mit reichen Opfern und Geschenken ;n seinem Tempel nach Delos schicken, wenn sein Unternehmen glücke,*) und bezahlte dem Gotte sein Gelübde. Nachher fuhr er rasch auf Athen los. Aber der Steuermann vergaß die weißen Segel aufzuziehen. Als nun König Aegens von einem Felsen aus das Schiff mit schwarzen Segeln erblickte, gab er seinen Sohn verloren und stürzte sich hinab ins Meer, welches seitdem das ägäische heißt. _ Den Thesens empfingen hierauf die Athener als ihren Schutzgott, ®ie uljjun denn er hatte sie von großer Trübsal erlöst. Sie wählten ihn zum Köuige und waren anfangs dankbar gegen ihn. Theseus ordnete zuerst den athenischen Staat, indem er das in 12 Ortschaften getrennte Volk vereinigte und ihm eine gemeinschaftliche Verwaltung und Gerichtsbarkeit gab. Er vernichtete auf einen großen Theil feiner königlichen Gewalt und suchte schon damals Athen, wie es ein Orakelspruch wollte, zu einem Freistaat heranzubilden. Aber die Mächtigeren trugen seine Herrschaft ungern und benahmen sich anmaßend. Als daher einst Theseus von neuen Unternehmungen heimkehrte und eine allgemeine Unzufriedenheit mit seiner Regierung merkte, entfernte er sich freiwillig aus Athen und fluchte dem uudaukbareu Volke. Er wollte^ feilte letzten Tage in Ruhe und Frieden bei dem Könige Vljt'omcbfs auf Skyros hinbringen, wo.er begütert war. Allein dieser stürzte seinen Gastsennd von einem Felsen ins Meer. Die Athener bereuten bald ihre Undankbarkeit, bauten dem Theseus Tempel, errichteten ihm Bildsäulen und holten später seine Gebeine nach Athen. 4. Der thebanischc Sagenkreis. Fern von Griechenland in Phönizien regierte einmal ein König Nantes Agcnor; feine zwei Kinder, die Europa und der Kadttlns, hatten ein wundersames Schicksal. Zeus, der Herrscher der Götter, begab sich einst in Gestalt eines Jnuv^“5 weißen Stieres an das Meeresgestade, wo die jungfräuliche Europa mit g-ra»b-. ihren Freundinnen spazieren ging. Das junge Mädchen sprang herzu, das herrliche Thier zu bewundern, und war so dreist, sich aus den Rücken *) Die Athener übten diesen Brauch noch in später Zeit.

15. Geschichte des Altertums - S. 20

1913 - Bamberg : Buchner
20 Theseus. 12. er stieg selbst in die Unterwelt hinab und führte von dort den dreiköpfigen k)öuenhund derberus gefesselt vor Eurystheus und wieder zurück. Nach Erfüllung dieser Aufträge war Herakles nicht nur der Dienstbarkeit ledig, sondern er hatte sich dadurch auch die Unsterblichkeit verdient. weitere Verdienste erwarb sich Herakles, indem er die Götter im Kampfe gegen die Giganten unterstützte und Prometheus befreite. Zuletzt heiratete er die Königstochter D ei antra. Diese wurde wider willen die Ursache seines Todes. Sie wob nämlich ein Gewand und tränkte es mit dem Blute des Centauren Nessus. Als Herakles dieses Gewand anzog, verzehrte es seinen Leib wie fressende Feuersglut. Um die (Qualen abzukürzen, ließ er sich auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Darnach wurde er in den Olymp aufgenommen. Theseus. Theseus ist der Nationalheld der Ionier. Er war der Sohn des athenischen Königs fl g e us, wurde jedoch bei seiner Mutter in Trözen erzogen, bis er stark genug war einen Felsblock zu heben, unter dem flgeus sein Schwert und seine Sandalen geborgen hatte. Itxit diesen (Erkennungszeichen machte sich der kühne 3üngling auf nach Athen, und zwar auf dem Landwege, den schreckliche Wegelagerer unsicher machten. Aber Theseus besiegte sie, darunter den Fichtenbeuger Sinis und prokrustes, der seine Gäste in sein Folterbett legte. 3n Athen erkannte ihn flgeus an dem Schwerte als seinen Sohn. Theseus verdiente sich den Dank des attischen Landes, indem er den marathonischen Stier fing, und noch mehr dadurch, daß er Athen von dem gräßlichen Tribut an Minos in Kreta befreite. Dieser verlangte nämlich alle neun Jahre sieben Knaben und sieben Mädchen zum Fraße für den Ittinotaurus, ein Ungeheuer, halb Stier halb Mensch, das in dem Labyrinth hauste. Theseus fuhr selbst als eines der Schlachtopfer nach Kreta; mit Hilfe der Ariadne, der Tochter des Minos, gelang es ihm den Minotaurus zu erlegen und glücklich aus Kreta zu entkommen. Da er aber auf Naros Ariadne zurücklassen mußte, vergaß er aus Schmerz statt der schwarzen Segel, wie er seinem Vater versprochen hatte, weiße Segel aufziehen zu lassen. Als nun flgeus das Schiff mit schwarzen Segeln der attischen Küste nahen sah, hielt er seinen Sohn für verloren und stürzte sich aus (Bram ins Meer, das nach ihm das Agäifche genannt wurde. An seiner Statt wurde Theseus König zu Athen. Der Trojanische Krieg. Als König Peleus von Thessalien sich mit der Meergöttin Thetis vermählte, warf die Göttin des Streites, Eris, unter die beim hochzeitsmahl versammelten Götter und Göttinnen einen goldenen Apfel mit der Aufschrift: „Der Schönsten". Hera, Athene und Aphrodite, die Anspruch auf ihn machten, nahmen als Schiedsrichter Paris, den Sohn d-s trojanischen Königs Pr iamus. Paris entschied für Aphrodite, die

16. Geschichte der Griechen und Römer - S. 17

1896 - Berlin : Rentel
— 17 — weißes Segel mitnehmen, um es bei der Rückkehr zum Zeichen der vollendeten Rettung aufzustecken, da man sich sonst nur eiues schwarzen bedient hatte, um damit die hoffnungslose Trauer auszudrücken. Theseus und Ariadne. Theseus kam nach Kreta, und dort, erzählt die Dichtung, gab ihm Ariadne, des Königs Tochter, deren Liebe er gewonnen, einen Knäuel, um ihm eine sichere Leitung in dem Labyrinthe zu verschaffen. Mit diesem Faden betrat er kühn die Jrrgänge, erlegte das Ungeheuer und fand sich glücklich wieder heraus. Minos entband nach dieser That die Athener von der ferneren Verpflichtung gegen ihn, und Theseus verließ Kreta wieder. Heimkehr. Ägeu§f Ende. Als sie sich nun der attischen Küste näherten, hatten Theseus und der Steuermann das weiße Segel vergessen, und das schwarze blieb aufgesteckt, bei dessen Anblick Ägens, der mit unruhiger Neugier die Rückkunft seines Sohnes erwartete, sich von dem Vorgebirge, auf welchem er harrend stand, verzweifelnd ins Meer stürzte. Vom Volke ward Theseus mit lautem Jubel empfangen und für die große dem Staate erzeigte Wohlthat bereitwillig als König anerkannt. Theseus' Ende. Tbeseus war ein weiser Regent und gab dem Staate viele vortreffliche Gesetze. Cekrops hatte das Gebiet von Attika in zwölf verschiedenekleineortschaften geteilt,die allmählich unabhängig geworden waren, znweilen mit einander in Krieg lebten und dem allgemeinen Oberhaupte des Staates nur ein sehr beschränktes Ansehen ließen. Diesem Übel hals Theseus dadurch ab, daß alle in diesen einzelnen Ortschaften vorhandenen Obrigkeiten und Richter abgeschafft und ein gemeinschaftlicher Gerichtshof in der Hauptstadt errichtet wurde. Auch eine Einteilung aller Bürger in drei Klassen, in Edle (Wohlgeborne), denen die obrigkeitlichen Würden, die Auslegung der Gesetze und die Aufsicht über die Religion zustanden, in Ackerleute und in Handwerker, wird dem Theseus zugeschrieben. — Aber so tiefgreifende Veränderungen konnten nicht zustande kommen, ohne Unzufriedenheit hervorzurufen. Die Vornehmen und Reichen bemühten sich, zu ihren alten Verhältnissen zurückzukehren. Man benutzte daher die Abwesenheit des auf kriegerische Abenteuer ausgezogenen Theseus, das Volk gegen diesen Helden zu stimmen und durch Schmeicheleien Einfluß zu gewinnen. Als Theseus nach seiner Stadt zurückkam, fand er statt des vorigen Gehorsams überall Widerstand. Da sprach er einen Fluch über Athen ans und begab sich nach der Insel Scyrus, wo er Ansprüche auf väterliche Besitzungen hatte, zu dem Könige Lykonwdes, mit dem er in Freundschaftsverhältnissen stand. Aber dieser König führte Theseus unter dem Vorwande, ihm die Ländereien zu zeigen, aus einen hohen Felsen und stürzte ihn verräterisch hinab. Die Athener ließen erst später dem Theseus die gebührende Gerechtigkeit widerfahren, indem sie ihn unter die Heroen ihres Landes versetzten, ihm Tempel und Altäre errichteten und seine Gebeine nach Athen holten. 8. Ödipus. Die thebanischen Kriege. Ödipus' Kindheit. Um dieselbe Zeit, wo die Athener an Theseus einen Ordner ihres Staates fanden, war das benachbarte Theben der Schauplatz zerrüttender Unruhen. Hier herrschte damals der König Ödipus. Seinem Vater Lajus und seiner Mutter Jokaste verkündete ein Orakel, ihnen sei ein Sohn beschert, der einst den Vater töten würde. Sie ließen daher den ihnen gebornen Sohn Ödipus aussetzen. Aber indem sie so dem Unglück entgehen wollten, zogen sie es herbei. Ödipus, der von einem C. A. Krüger, Gesch. d. Griechen u. Römer. 2

17. Lehrgang der Alten Geschichte - S. 41

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
19. Argivische Heroen. 41 von Kreta zu liefern halten. Die armen Opfer pflegten dem stierköpfigen M in v -tanrns zum Fraße vorgeworfen zu werden (Erinnerung an den phöni-zischen Molochkult). Diefes Untier hauste bei Kuofus in einem vielverfchlungenen unterirdischen Bau, welcher Labyrinth genannt wurde. Thefeus gesellte sich freiwillig der trauernden Schar der jungen Leute bei und geleitete sie an ihren Bestimmungsort. Dort drang er in die Behausung des Minotaurus ein und erschlug ihn in kühnem Kampfe. Von dem Faden geleitet, den er auf den Rat der Königstochter Ariadne beim Eintritt in das Labyrinth von einem Knäuel abgewunden, fand er glücklich den Ausweg wieder. Die Opfer waren gerettet und der Tribut für alle Zeiten gelöst. Den Heimkehrenden schloß sich auch Ariadne an. Unterwegs landete Thefeus aus Naxos. Als man wieder unter Segel ging, fehlte Ariabne Sie war schlafend auf der Insel zurückgeblieben und von dem Gotte Dionhsus gefunben worden, der sie von dannen führte und zu feiner Gemahlin erhob. Theseus aber vergaß in seiner Trauer, die schwarzen Segel des Schiffes mit weißen zu vertauschen, wie er seinem Vater im Falle glücklicher Heimkehr zu tun versprochen hatte. Beim Anblick des unheilvollen Zeichens stürzte sich Ägeus, der am Felsenstrande ängstlich des rückkehrenden Schiffes harrte, verzweifelt in das Meer, das angeblich nach ihm seinen Namen erhielt. 3. tzheseus als König von Athen. Nachdem Thefeus durch den Tod feines Vaters König geworden war, soll er die einzelnen Gemeinden Attikas zum athenischen Staate vereinigt und diesem eine gesetzliche Ordnung gegeben haben. In jene Zeit fallen seine Kämpfe gegen die Amazonen und die Zentauren und noch andere Unternehmungen. Fahrt zur Unterwelt. In Gemeinschaft mit dem Königssohne Pirithons stieg Theseus in den Hades hinab, um Persephone, die Königin der Unterwelt, für den Freund zu räubert. Zur Strafe für diese Vermessenheit ließ Pluto beide au einem Felsen der Unterwelt anwachsen. Erst als Herakles hinabkam, um den Zerberus zu holen, befreite er wenigstens Thefeus wieder aus feiner kläglichen Lage. 4. Lehte Schicksale und sein Andenken. Als Theseus aus der Unterwelt nach Athen zurückkehrte, fand er den Thron von einem Nebenbuhler besetzt. Gekrankt durch den Undank seines Volkes, begab er sich auf die Insel Skyros zum König Lykomedes. Allein der falsche Gastsrennd stieß ihn eines Tages hinterlistigerweise ins Meer. * Zu Eimens Zeiten (um 465) wurden Theseus' Gebeine, angeblich auf Befehl des Orakels, von Skyros nach Athen übergeführt und im neuerrichteten Theseus-tempel feierlich beigesetzt. Seine Lebensschicksale, namentlich die Amazonen-und Zentaurenkämpfe, bildeten einen Hauptgegenftnnd der athenischen Bildhauerkunst. § 19. Argivischc Heroen. * Vorbemerkung. Der Zusammenstoß zwischen der dorischen und der achäischen Bevölkerung hatte in der Heimat der altert argivischen Könige zu einer Vermischung beibet Volkselemente und ihrer Überlieferungen geführt. Daher kennt

18. Kurzer Lehrgang der Alten Geschichte - S. 41

1899 - München : Oldenbourg
§ 29. Die Theseussage. 41 1. Seine Jugendzeit. Theseus gilt als Sohn des Königs Ägeus von Athen; seine Mutter war die Königstochter Äthra von Trözen (unfern der Nordküste von Argolis). Als Knabe wurde er bei seinen mütterlichen Großeltern erzogen. Nachdem er schon in jugendlichem Alter die ersten Proben seiner Kraft bestanden, machte er sich auf, um über den Isthmus uach Atheu zu wandern. Dabei vollbrachte der Jüngling sieghafte Kämpfe gegen allerlei räuberische Unholde. Er erschlägt den Keulenschwinger Periphetes, den Fichtenbeuger 6 irti§, der die begegnenden Wanderer an niedergebogenen und wieder emporgeschnellten Fichten zerriß, ferner den hinterlistigen Sciron, der, auf einem Felsen am Meere sitzend, die Vorübergehenden zwang, ihm die Füße zu waschen, und sie dabei jählings ins Meer zu stoßen pflegte, und den Ausrecker Prokrustes, der die Fremden in einem zu langen oder zu kurzen Bette zu Tode marterte. 2. Seine ersten Verdienste um Athen. Glücklich nach Athen gelangt, war Theseus nahe daran, den Nachstellungen seiner Stiefmutter Medea zum Opfer zu fallen, wurde aber noch zur rechten Zeit von feinem Vater an dem mitgebrachten Schwerte erkannt. Alsbald machte er sich um Thron und Vaterland verdient, indem er die Athener von einer harten Zinspflicht gegen den kretifchen König Minos befreite. Zu jener Zeit war wieder die neunjährige Frist abgelaufen, zu der die Athener sieben Knaben und sieben Mädchen als Tribut an den König Minos von Kreta zu liefern hatten. Die armen Opfer pflegten dem stierköpfigen Minotaurus als Fraß vorgeworfen zu werden (Erinnerung an den phönicischen Molochkult). Dieses Untier hauste bei Knofus in einem vielverschlungenen unterirdischen Bau, welcher deshalb Labyrinth genannt wurde. Theseus gesellte sich freiwillig der trauernden Schar der jungen Leute bei und geleitete sie an ihren Bestimmungsort. Dort drang er in die Behausung des Minotaurus ein und erschlug ihn in kühnem Kampfe. Von dem Faden geleitet, den er auf den Rat der Königstochter Ariadne beim Eintritt in das Labyrinth von einem Knäuel gewunden, fand er glücklich den Ausweg wieder. Die Opfer waren gerettet und der Tribut für alle Zeiten gelöst. Den Heimkehrenden schloß sich auch Ariadne an. In der Vorbeifahrt landete Theseus auf Naxos. Als ft? wieder unter Segel gingen, fehlte Ariadne. Sie war schlafend auf der Insel zurückgeblieben und von dem Gotte Dionyfus gefunden worden, der sie von bannen sührte und zu seiner Gemahlin erhob. Theseus aber vergaß in seiner Trauer, die schwarzen Segel des Schiffes mit weißen zu vertauschen, wie er feinem Vater im Falle glücklicher Heimkehr zu thun versprochen hatte. Darüber stürzte sich Ägeus, der am Felsenstrande ängstlich des rückkehrenden Schiffes harrte, in das Meer, das angeblich von ihm seinen Namen trägt. 3. Theseus als König von Atlien. Durch den Tod feines Vaters König geworden, foll Theseus die einzelnen Gemeinden Attikas zum athenischen Staate vereinigt und demselben eine gesetzliche Ordnung gegeben haben (womit wohl auch sein Name Theseus d. i. Ordner in Beziehung steht). In diese Zeit fallen seine Kämpfe gegen die Amazonen und gegen die Centauren. Neue Unternehmungen, die ihn lange von Athen ferne hielten, entfremdeten ihn zuletzt seinen Unterthanen.

19. Die vorchristliche Zeit - S. 24

1852 - Leipzig : Brandstetter
24 Mädchen; auch Ariadne nahm er mit in sein Schiff, und fröhlich segelte die Gesellschaft nach Athen zurück. Aegeus hatte schon lange mit Sehnsucht der Rückkehr des Schiffes ge- harrt; alle Tage ging er an das Gestade des Meeres und stellte sich auf einen Felsen, von dem er weit in die See hineinschauete. Jetzt kam das Schiff, noch konnte man die Farbe des Segels nicht erkennen; aber Theseus hatte vergessen, an die Stelle des schwarzen Segels ein weißes zu setzen. Der alte König schauet, und o Jammer! ein schwarzes Segel weht auf dem Schiffe. Verzweiflungsvoll stürzt er sich in das Meer hinab, um in den Fluthen seinen Kummer zu begra- den. Seitdem führt das griechische Meer auch den Namen des „ägäischen." Bittere Reue kam in das Herz des Theseus, als er den Tod seines Vaters /rfuhr. Doch die Athener jubelten und erwählten sogleich den heldenmüthigen Sohn an der Stelle des Vaters zu ihrem Könige. Jetzt sann der Held darauf, wie er das Land, das er fortan regieren sollte, blühend und kräftig machen könnte. Zuerst beschloß er, die in weiter Entfernung zerstreuten Bewohner in Ein Stadtgebiet zu vereinigen. Athen bestand damals noch aus einer bloßen Burg, der Akropolis und aus einigen um dieselbe herum gehenden Gassen, die zusammen mit einer Mauer umschlossen waren. Rings auf dem Felde um- her lagen zwölf kleine Kolonieen, Dörfern ähnlich, von denen jede ihren eige- nen Beherrscher hatte. Theseus, im Vertrauen auf sein Ansehen, durfte es schon wagen, diesen kleinen Herrschern einen Vorschlag zu machen. Er lud sie ein, ihre Gerichtsbarkeit aufzugeben und sich mit der Mutterstadt zu vereinigen. Dafür sollten sie in einem Rathe Sitz und Stimme haben, in welchem auch Theseus nur ein Mitglied sein wollte. Ihr Herrscheramt gewann also im Grunde an Bedeutung, und so gingen denn die zwölfhäuptlinge in den Vor- schlag des Theseus ein. Die engen Mauern von Athen wurden niedergerissen, die zwölf Dörfer schlossen sich an ihren gemeinsamen Mittelpunkt an. Die Einwohner wurden in drei Klassen abgetheilt, in Landbauer, Handwerker und Adlige. Unter den letzteren wurden alle jene regierenden Familien ausgenom- men, und nur aus diesen die Mitglieder des hohen Gerichtshofes und die Priester gewählt. Diese Einrichtungen waren ein sehr wichtiger Schritt zur Bildung, ein Schritt, den die Landschaft Attika allen andern griechischen Staaten voraus- that. Bald gewann der athenische Staat ein Ansehen in ganz Griechenland. Theseus vereinigte auch das benachbarte Gebiet von Meg ara mit Athen, maß dann die Grenzen von Attika ab, und weil er neue Spiele und neue Feste ein- sührte, zog er die nächsten Nachbarn nach Athen, die gern sich in einer so lebenslustigen Stadt ansiedelten. Für den Krieg hatte sich Theseus den Oberbefehl ausbedungen; da aber jetzt Alles im Frieden lebte, beschloß er an einem Heldenzuge seines großen Musters und Vorbildes Herkules Theil zu nehmen. Herkules hatte eben da- mals den Auftrag bekommen, den Gürtel der Amazonenkönigin zu holen, und warb überall in Griechenland tapfere Jünglinge zu Gefährten auf dem weiten Zuge. Theseus schloß sich mit Freuden an und gewann so sehr die Liebe sei- nes Meisters, daß ihm dieser die schönste Beute, nämlich die Amazone An- tiope schenkte. Indem er wieder nach Hause zurückkehren wollte, traf er auf einen ver- wegenen Jüngling, Namens Pirithous, den Sohn des Lapithenkönigs Jrion aus Thessalien; dieser war in die marathonischen Felder eingebrochen,

20. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 42

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 42 — das Herz der schönen und klugen Königstochter Ariadne. Diese wußte, daß Theseus, selbst wenn er den Minotaur besiegte, nie den Weg aus dem Labyrinth zurückfinden könne. Deshalb gab sie ihm einen Knäuel Garn; das sollte er am Eingänge befestigen und auf dem Wege durch die Jrrgänge abwickeln, beim Rückwege aber wieder aufwinden und sich so ins Freie zurückfinden. Und wirklich! Theseus überwand den Minotaurus und entkam dann mit Hilfe des Ariadnefadens samt seinen Gefährten glücklich dem Labyrinth. 5. Tod des Ägeus; Theseus' Ende. Die Geretteten beeilten sich, nach Athen zurückzukehren, und Theseus nahm seine Retterin Ariadne mit, um sich mit ihr zu vermählen. Aber er wurde ihrer überdrüssig und verließ sie treulos auf der Insel Naxos, während sie schlief. Voller Verzweiflung wollte sie sich ins Meer stürzen; da nahm sich der Gott Diontjsus ihrer an und vermählte sich mit ihr. Theseus aber segelte mit den geretteten Gefährten voll Freude und Jubel nach der Vaterstadt zurück. Vor der Abreise hatte er seinem Vater versprochen, statt der schwarzen Segel, die das Schiff seiner traurigen Bestimmung gemäß trug, weiße aufzuziehen, wenn das Abenteuer glücklich abgelaufen sei. Im Freudentaumel vergaß Theseus sein Versprechen. Als Ägeus das Schiff mit den schwarzen Segeln herannahen sah, glaubte er seinen Sohn verloren und stürzte sich verzweiflungsvoll ins Meer, das seitdem nach ihm das ägäische genannt wird. — Nun war Theseus König. Aber die Götter rächten seine Untreue an Ariadne. Die wankelmütigen Athener, die ihm zuerst zugejubelt hatten, vergaßen später seine Verdienste. Seine Feinde wiegelten das Volk gegen ihn auf und Theseus mußte seinen Thron und sein Land verlassen. Er ging nach der Insel Scyrus, wo ihn der verräterische König hinterrücks von einer schroffen Felswand ins Meer stürzte. Der Argonautenzug. 1. Das goldene Vließ. Der griechische König Athamas hatte seine Gemahlin verloren und sich wieder vermählt. Die neue Mutter behandelte ihre Stiefkinder Phrixus und Helle so grausam, daß sie zu fliehen beschlossen. Da erschien ihnen nachts ihre verstorbene Mutter und brachte einen Widder mit goldenem Vließ (Fell) und goldenen Hörnern, die wie die Sichel des Mondes glänzten. Auf diesen Widder setzten sich die Kinder und flogen mit ihm davon weit über das Land und das stürmische Meer. Als Helle in die tobenden Wogen hinunterschaute, wurde sie vom Schwindel ergriffen, stürzte hinab und