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1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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D i e Erve
Keplers und Newtons Verdienste in dieser Hinsicht verhalten sich zu dem des
Kopernikus etwa so : Kopernikus fand, d a ß die Planeten um die Sonue kreisen.
Kepler gab an, wie dieß geschehe, nämlich in Ellipsen und in was für welchen.
Newton erklärte das warum, indem er jedem Weltkörper 2 Kräfte zuschrieb,
die Schwer- od. Auziehungs- od. Centripetalkraft, und die Fortschwingungs-
oder Flieh- od. C e u tr i f u g a l kr a ft. — Demnach wird unsere Erde durch die
Schwerkraft zusammengehalten, zieht aber auch vermittelst dieser Kraft den Mond
an. Dieser würde nun, als kleiner und schwächer, auf die Erde herabstürzen,
ohne die ihm inwohnende entgegengesetzte Flieh- oder Schwungkraft, die der an-
dern Widerstand thut. Es wird ihm dadurch möglich, die Erde gleichmäßig zu
umfliegen. Eben so wirkt die viel mächtigere Anziehungskraft der Sonne so auf
den Erdball, daß dieser zu ihr hineilen würde, wenn ihm nicht die Fliehkraft bei-
wohnte , vermittelst welcher er sich gradans fortzuschwingen strebt. Aus dem
Gegensatz beider Kräfte geht nun die Bewegung hervor, worin der Erdball die
Sonne umkreisen muß. Mit den andern Planeten ist es das Gleiche. Und
wahrscheinlich lebt unter den Fixsternen noch ein viel mächtigerer Sonnenkörper,
der wiederum durch seine gewaltigere Anziehungskraft unsrer Sonne gebietet, sich
mit ihrem ganzen Planetensystem um ihn herum zu bewegen.
Ueber die Entfernung der Fixsterne hatte man seither nur Vermuthungen;
Piazzi hielt den Polarstern für den nächsten, andre den Sirius. Messen und
berechnen schien kaum möglich, da es au einer hinreichend langen Standlinie
fehlte, deren Endpunkte mit ihnen Dreiecke zu bilden vermöchten. Man nahm
zwar den Durchmesser der Erdbahn dazu, also eine Linie von 42 Mill. M., und
visirle von dessen Endpunkten mehrere Fixsterne; die Parallaxe aber, d. h. der
Unterschied der Winkel, den die beiden Gesichtslinien mit der Standlinie bilden
sollten, blieb beinah gleich Null. So unermeßlich — sagte man — ist also ihr
Abstand, daß 42 Mill. Meilen in Nichts davor verschwinden. Unlängst haben
indeß Struve und Bessel (jener zu Dorpat, dieser zu Königsberg) Messungen
nach einer neuen Methode angestellt. Struve beobachtete den hellen Stern
Wega in der Leier und bestiinmte dessen Parallaxe ans % Secunde, woraus sich
eine Entfernung von L1/, Mill. Sonnenweiten ergab. Bessel berechnete die
Entfernung des Sterns 61 im Schwan auf 700000 Sonnenweiteu, r> 20 Mill.
Meilen, also auf 14 Billion Meilen, zu deren Durchstrahlung das Licht, das von
der Sonne zu uns in 8 Min. und 18 Secunden gelangt, 10 Jahre gebrauchen
würde. Wegen dieses außerordentlichen Abstandes werden die Fixsterne auch
durch das beste Fernrohr wohl schärfer, aber nicht größer, und ihre Menge ist so
unfaßbar, daß Herschel vor seinem feststehenden 40füßigeu Spiegel-Telescop in
nur 41 Minuten Zeit einen dichten Sternhaufen der Milchstraße vorüber gehen
sah, der nach ungefährer Schätzung über 250000 Sterne enthielt. Und dies war
mehr im Leben geehrt und starb 85 Jahre alt zu London 1727. — Herschel
war ein Niedersachse, geb. 1788 zu Hannover, gest. zu London 1822. — Piazzi
stammt aus dem Graubündtner Thäte Veltelin, wo man italisch spricht; er starb
80jährig als Astronom zu Palermo in Sicilien 1826.
1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Erde als Weltkörper.
289
der Inhalt des ersten der sogen, drei keplerischen Gesetze, die einen so überraschenden
Einblick in die Harmonie und Gesetzmäßigkeit der Plauetemvelt gewähren. Nach dem
zweiten derselben beschreibt die aus dem Mittelpunkt der Sonne in den des Planeten
gedachte Linie (Radiusvector) in gleichen Zeiten gleiche Flächenräume, bewegt sich al,o der
Planet in der Sonnennähe rascher als in der Sonnenferne; nach dem dritten steht
die Umlaufszeit der Planeten in derselben Reihenfolge wie ihr Abstand von der Sonne,
oder m. a. W. verhalten sich die Quadrate (2. Potenzen) der Umlaufszeiten wie die
Würfel (3. Potenzen) der mittleren Entfernungen. Die Gründe für diese merkwürdige
Gesetzmäßigkeit wurden theils schon von Newton und dem älteren Herschel, theils erst
in neuester Zeit besonders durch den Fleiß deutscher Forscher gefunden. Demnach wird
unsere Erde durch die Schwerkraft zusammengehalten, zieht aber auch vermittels dieser
Kraft den Mond an. Dieser würde nun, als kleiner und schwächer, auf die Erde
herabstürzen, ohne die ihm innewohnende entgegengesetzte Flieh- oder Schwungkraft
(Centrifngal- oder Tangentialkraft), die der andern Widerstand leistet. Es
wird ihm dadurch möglich, die Erde gleichmäßig zu umfliegen. Ebenso wirkt die viel
mächtigere Anziehungskraft der Sonne (Centripetalkraft) so auf den Erdball, daß
dieser zu ibr hineilen würde, wenn ihm nicht die Fliehkraft beiwohnte, vermittels wel-
cher er sich gradaus fortzuschwingeu strebt. Aus dem Gegensatz beider Kräfte geht nun
die Bewegung hervor, worin der Erdball die Sonne umkreisen muß, indem er in der
Diagonale zwischen den geraden Linien, in welchen die beiden Kräfte wirken, hindurch-
geht. Mit den andern Planeten ist es das Gleiche. Und wahrscheinlich existirt unter den
Fixsternen, die nach neueren Untersuchungen ebenfalls ihre eigene Bewegung haben,
ein viel mächtigerer Sonnenkörper, der wiederum durch seine gewaltigere Anziehuugs-
kraft unserer Sonne und andern gebietet, sich mit ihren Planetensystemen um ihn
herumzubewegen. *)
Zuverlässige Berechnungen über die Entfernung der Fixsterne fehlen uns noch; bis
jetzt muß man den Stern a im Sternbilde des Centauren als den nächsten ansehen.
Seine Entfernung von 224,520 Sonuenweiten, ä 20 Mill. Mln., oder Billionen
Meilen, nennt man eine Sternenweite, zu deren Zurücklegung das Licht 3vs Jahre
gebraucht. — Uebrigens wird als wahrscheinlich angenommen, daß es viele Fixstern-
systeme gebe. Das Centrum des uusrigen soll, nach Mädlers Meinnng, die Plejaden-
Gruppe, und Alcyone, einer von den Sternen in dieser Gruppe, unsere Centralsonne
sein. Die Entfernung der Alcyone berechnet er auf 36^/4 Mill. Sonnenwetten, so daß
ihr Licht bis zu uns 573 Jahr gebrauche. **)
*) Stauueuswerth sind die Resnltate, zu welchen man durch neuere Forschungen, beson-
ders auch durch Anwendung der deutschen Erfindung der Spektral-Analyse (durch K i r ch h o f f)
namentlich in Bezug auf d .e Sioffe und die Entstehnng unseres Sonnensystems gelangt ist.
Sie gehören natürlich nicht in ein Lehrbuch der Geographie. Nur zwei derselben seien
hier angeführt: 1) Sonne, Planeten und Erde bestehen in der Hauptsache aus gleichen
Sloffeu; 2) die Planeten sind dadurch entstanden, daß sie sich aus der dampfförmigen,
glühenden Sonnenmasse durch Rmgbildung abgesondert haben.
**) Er nimmt an, daß es Sterne gebe, deren Licht Tausende, ja Hunderttausende
von Jahren gebraucht habe, um zu uns zu gelangen. Welche unfaßbare Entfernung,
Schacht, Lehrb. d. Geographie 6. Aufl. 19
1847 -
Giessen
: Heyer
- Autor: Varentin, Schlez, Johann Ferdinand, Cannabich, Johann Günther Friedrich, Sackreuter, Carl Ludwig, Dieffenbach, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Schule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
252
Das Weltgebäude.
Sonne, sondern viele tausend Sonnen gebe, deren jede höchstwahr-
scheinlich mehrere Planeten beleuchtet, welche unserm Erdbälle ähnlich
sind re. — Daraus schloß man, daß alle Sterne (wenigstens alle
Planeten) eben so gut, als tmsere Erde, von Geschöpfen und zwar
auch von vernünftigen Geschöpfen bewohnt seien. Nach dieser Be-
trachtung kommt uns freilich unsere Erde nicht mehr als Endzweck
der ganzen übrigen Schöpfung vor, sondern nur als ein kleines Rad
in der großen Weltmaschine; dafür aber erscheint uns der Baumeister
so vieler tausend Sonnen und Planeten desto größer. Die Himmel
erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament ver-
kündet die Werke seiner Hände!*)
_ Ja, die unzählbaren Sterne, welche wir des Nachts bei heiterm
Himmel erblicken, und die uns als flimmernde Lichter erscheinen, sind
Körper, Weltkörper, wie unsere Erde, die auch uns als ein so kleiner
Lichtpunct erscheinen würde, wenn wir sie von einem andern Welt-
körper aus beobachten könnten. Sie sind mit Ausnahme der Pla-
neten lauter Sonnen, die zum Theil unsere Sonne an Größe über-
treffen; aber nur wegen ihrer unerineßlichen Entfernung scheinen sie
uns weder so groß, noch so feurig, als unsere Sonne. Wären
wir irgend einem dieser Sterne (die man Firsterne nennt) so nahe,
wie unserer Sonne, so würde er uns eben so groß und wohl noch
größer erscheinen, dagegen würden wir unsere Sonne für einen kleinen
Stern halten und es unglaublich finden, wenn man uns sagte, daß
dieses Sternchen ebenfalls eine Sonne sei und die zu ihr gehörigen
Weltkörper (Planeten) eben so erleuchte und erwärme, wie unsere
Sonne diese Wirkungen auf unsre Erde äußert.
Wie unermeßlich aber die Entfernung der Firsterne von der Erde
sei, können wir aus Folgendem erkennen. Die Entfernung der Sonne
von der Erde beträgt gegen 20 Millionen Meilen, eine so große
Entfernung, daß man, um von der Erde auf die Sonne zu gelangen,
selbst wenn man mit einem Dampfwagen auf einer Eisenbahn dahin
fahren könnte, doch 450 Jahre Zeit brauchte. Was ist aber selbst
diese große Entfernung gegen die der Firsterne; denn der nächste der-
selben soll über 400,000mal weiter von unserer Erde entfernt sein,
als die Sonne, so daß selbst die Schnelle des Blitzstrahls von uns
dahin über 7 Jahre brauchen würde. Kein Wunder also, daß uns
diese. Sterne so klein erscheinen.
Übrigens sehen wir mit "bloßen Augen nur einen sehr-kleinen
Theil der Firsterne, höchstens 5 bis 7000; dagegen erblickt man mit
Fernrohren eine weit größere Zahl derselben, dre auf 12 Millionen
angegeben wird. Auch die sogenannte Milchstraße am Himmel oder
der ungeheure Lichtstreifen, welcher sich in ununterbrochenem Zusam-
menhange, jedoch in ungleicher Breite, über das ganze scheinbare
Himmelsgewölbe in einem fast größten Kreise hinzieht, besteht aus
*) Ps. 18, 2.
1844 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Sterne behalten beständig, mit wenigen Ausnahmen, die Stellung,
die sie gegenseitig einnehmen. Sie verändern also ihre gegenseitige Lage zu
einander nicht. Man nennt sie deßwegen Firsterne. Bei einigen wenigen
Gestirnen bemerkt man, wenn man sie eine Reihe von Tagen oder Monaten
betrachtet, eine Aenderung ihrer Stellung zu,den übrigen, namentlich zu denen,
in deren Nähe sie stehen. Sie entfernen sich von diesen, nähern sich andern.
Man nennt sie Planeten. Zuweilen erscheinen auch seltsame Lichtwesen oder
Lichikörper am Himmel, die sich durch nebelhaften Schimmer, mehr rund oder
länglich, auszeichnen, gewöhnlich aber bald wieder verschwinden, und so lange
sie sichtbar bleiben, stark bewegen. Sie heißen Haar- oder S ch p.'e isst er n e,
Kometen. Die sämmtlichen bei Nachterscheinenden Himmelskörper sind also die
Firsterne, die Planetew, zu welchen auch der Mond gehört und die
Ko meten. Ueberdieß sieht man des Abends und des Nachts am heitern Himmel
häufig plötzlich Lichtfunken entstehen, welche sich schnell fortbewegen und nach einer
oder einigen Sekunden wieder verschwinden. Man nennt sie Sternschnup-
pen, Sternputzen, Sternschneutzen. Das Gestirn, der Fixstern aber, welcher
uns bei Tag leuchtet, ist die Sonne.
§. 6.
D i e Firsterne.
Die Firsterne glänzen in sehr verschiedenem Lichte; bald stärker und
schwächer, meist in weißem Lichte, doch niit mancherlei Färbungen. Nach ihrer
Lichtstärke theilt man sie in Sterne erster, zweiter u. s. w. bis zehnter,
oder in den stärksten Fernröhren bis sechs zehnter Größe.
Die Zahl der mit bloßem Auge umerscheidbaren Sterne mag etwa 5000
betragen. In guten Fernröhren sieht man wenigstens 70000. Durch Fern-
röhren gesehen lösen sich viele bloße Lichtschimmer in Sternhaufen auf, hinter
welchen man meist wieder Lichtschimmer bemerkt, die sich in noch bessern Fern-
röhren abermals in Sternhaufen auflösen, jenseits welcher abermals Lichtschim-
mer gesehen werden. Kurz die Anzahl der Sterne ist unendlich groß.
Die Sterne sind nicht gleich mäßig an der Oberfläche
des Himmels vertheilt; hier scheinen sie dichter, dort dün-
ner zu stehen. Vorzüglich drängen sie sich in einem lichten Streifen zu-
sammen, den man Milchstraße nennt. Sie zieht sich in verschiedener Breite
als ein größter Kreis durch das ganze Himmelsgewölbe hindurch. Solcher
Milchstraßen-Systeme scheint es mehrere zu geben. Mit bloßem Auge bemerkt
man in sternhellen Nächten kleine Lichtwölkchen, Nebelflecke genannt;
einige bestehen aus Sternmassen.
^Besonders merkwürdig sind die Doppelsterne, d. h. je 2 Sterne,
die sehr nahe zusammenstehen, so daß man mit bloßem Auge oft nur einen sieht.
Im Ganzen kennt man schon wenigstens 6000 Doppelsterne. Bei ihnen er-
scheint der eine gewöhnlich bedeutend schwächer, als der andere. Beide bewegen
sich aber um den gemeinschaftlichen Schwerpunkt ihres Systems herum.
Manche Firsterne gehören zu den sogenannten veränderlichen Ster-
nen. Manchmal erscheinen atich ganz neue Sterne, um nachher wieder zu
verschwinden.
Die Entfernung der Sterne läßt sich nicht angeben, nicht
einmal vorstellen. Der nächste Stern ist schon wenigstens 21 Billionen
Meilen oder eine Sternweite entfernt. Herschel hat berechnet', daß die
kleinsten, ihm sichtbaren Sterne wenigstens 40,000 Sternweiten entfernt seien.
1900 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
87
lich werden die Angaben über den Lichtweg der Fixsterne. Das
Licht des nächsten Fixsterns dringt zu uns in 9 Jahren, das des
Polarsterns in 16 Jahren. Welch em Fortschritt gegen die räum-
lichen Anschauungen des Altertums. Während in der Hesiodischen
Théogonie, sagt Humboldt,1 der eherne Amboß nur 9 Tage und
9 Nächte zu fallen braucht, um zu der Erde zu gelangen, berechnet
der ältere Herschel, daß das Licht fast 2 Millionen Jahre durch-
wandern müsse, um von den fernsten Lichtnebeln endlich aus die
Erde zu treffen. Wir messen also, fährt er fort, mit unfern Fern-
rohren ebensowohl den Raum wie die Zeit, sehen am Himmel Un-
gleichzeitiges, und Thatsachen, die einer grauesten Vergangenheit
angehören, bekommen wir jetzt erst zu sehen. So können Sterne,
die längst erloschen sind, uns jetzt noch entgegenblinken, und ein
Schauer vor den Wundern des Weltalls durchbebt uns.
Man konnte ferner an dem Planeten Venus Phasen beobachten
wie an unserm Trabanten, dem Monde. Die Planeten leuchten
also in erborgtem Lichte, die Fixsterne sind selbstleuchtend wie die
Sonne. Diese Wahrnehmungen wurden durch optische Gesetze be-
stätigt, denn das Licht der Planeten erscheint polarisiert, ist also er-
borgt, das Licht der Fixsterne dagegen unpolarisiert, also selbst-
leuchtend wie unsere Sonne. Das Funkeln der Sterne wird durch
unsere Atmosphäre hervorgerufen, soll also, wenn man z. B. den
Ätna bestiegen hat, aufhören. Vom Monde aus gesehen erscheint,
weil der Mond keine Atmosphäre hat, der Himmel schwarz; überhaupt
muß der Mond sich von den Astronomen einige anzügliche Benennungen
gefallen lassen. Er heißt der Faulenzer unter den Himmelskörpern
wegen seiner langsamen Bewegung und soll als planète en retraite
gelten, wenn man die dreifache Stusenordnung festhalten will, wo-
nach die Himmelskörper zunächst als glühende Masse erscheinen, wie
die Sonne, dann als bewohnte Sterne, wie unsere Erde, und endlich
als starre Schlackenmasse wie eben der Mond. Zum Ersatz für diese
Anzüglichkeiten könnte der Mond allerdings seinen etwa existierenden
Bewohnern den Vorteil bieten, daß alle Körper, weil er geminderte
Anziehungskraft besitzt, um so leichter wären, und daß demnach, wer
hier aus der Erde nur 1 na springt, mit Leichtigkeit aus dem Monde
6 na wagen könnte. Die Sonne natürlich hat wieder bedeutend
größere Anziehungskraft wie die Erde, ein Körper würde dort in der
ersten Sekunde 466' fallen. ? Daß bei einer so kolossalen Anziehung
nicht die Himmelskörper, die um sie kreisen, allmählich in sie hinein-
fallen, beruht auf dem Gesetze Newtons von dem Parallelogramm
der Kräfte, wonach der Anziehungskraft entgegenwirkt die Centrifugal- 1 2
1 Kosmos 1, 161.
2 Andere Angaben besagen, das; ein Körper ans der Sonne 28 mal schwerer
sei als auf der Erde.
1844 -
Leipzig
: Tauchnitz
- Autor: Calinich, Ernst Adolf Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
144
Fünfte Abtheilung.
man aus den Sonnenflecken geschlossen hat, die man von Zeit
zu Zeit an der Sonne mittels guter Fernrohre wahrnimmt.
Die Sonne wird zu den Firsternen gerechnet, von welchen ihr
sogleich Mehreres erfahren sollt.
8. 3.
Es giebt eine unzählbare Menge von Firsternen; denn
fast alle die Sterne, welche ihr am Himmel sehen könnt,
sind Firsterne; auch der große Nebelstreif, den ihr über den
ganzen Himmel hin bei einer sternhellen Nacht sehen könnt
und den man die Milchstraße nennt, besteht aus einer zahl-
losen Menge solcher Sterne. Alle Firsterne sind Sonnen,
d. h. sie haben ihr eigenes Licht. Firsterne, d. h. feststehende
Sterne, hat man sie genannt, weil man früher glaubte, daß
sie sich gar nicht bewegten. Doch ist man jetzt der Ansicht,
daß sie sich auch um andere Himmelskörper bewegen, aber
wegen ihrer großen Entfernung so, daß wir es kaum merken.
Der besseren Übersicht wegen haben die Astronomen oder Stern-
kundigen mehrere solcher Firsterne zusammengenommen, die
man dann Sternbilder oder Gestirne nennt, wie z. B. den
großen und kleinen Bär, den Herkules, zu welchem
113 Sterne gehören, den Orion u. dgl. Einer der uns
nächsten Firsterne ist der Sirius, welcher sich uns in
schönem Glanze am Himmel zeigt und vom 24. Juli bis
28. August in der Nähe der Sonne aufgeht. Dieser soll
800000 mal weiter von uns entfernt sein, als die Sonne, so
daß eine Kanonenkugel, im Sirius abgeschossen, erst nach
20,000000 Jahren auf der Erde ankommen würde. Wenn nun
zwischen unserer Sonne und dem Sirius ein solcher Zwischen-
raum ist, so kann man annehmen, daß auch zwischen den
übrigen Firsternen bis zu der Milchstraße hinauf ähnliche
Zwischenräume stattfinden werden. Solche Gedanken müssen
den Menschen zur höchsten Bewunderung Gottes führen.
8. 4.
Unsere Erde gehört nicht zu den Firsternen, da sie nicht
ihr eigenes Licht hat, sondern dasselbe von der Sonne em-
pfängt, und sich auch um die Sonne bewegt. Diese Sterne
nennt man Wandelsterne oder Planeten und die Astro-
1867 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Flathe, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
erscheinen, sich wahrscheinlich um ihre Are drehen*) und um einen gemein-
schaftlichen Mittelpunkt (§. 10) bewegen, aber ihre Stellung zu einander nicht,
oder vielmehr, wie erst in neuerer Zeit mit Hilfe verbesserter Instrumente nach-
gewiesen worden, nur wenig bemerkbar verändern (Firsterne, ¿cgtqcc evöe-
drjfieva oder anxavri),
2) Die wenigsten und kleinsten Sterne sind Tvcmdler, d. h. solche an
sich dunkle und kalte Himmelskörper, die sich um ihre Are drehen, sich un-
mittelbar oder mittelbar um eine Sonne, von der sie erleuchtet und erwärmt
werden, bewegen, die ihre Stellung zu einander und zu den Fixsternen stets
verändern, ein mildes nicht funkelndes, keine Wärme hervorbringendes Licht
haben und im Fernrohr als helle Scheiben erscheinen, deren scheinbarer Durch-
messer durch ihre absolute Größe und ihre Entfernung von der Erde bestimmt
wird.
§. 6. Die Fixsterne.
Näher Lei einander stehende Firsterne vereinigte man schon im Alterthum
in Sternbildern, z. B. die Plejaden, der große und der kleine Bär, letzterer
mit dem Polarstern, die zwischen der nördl. und südl. Halbkugel des Himmels
einen breiten Gürtel bildenden 12 Sternbilder des Thierkreises u. a. —
Doppelsterne, z. B. Atair im Adler. — Veränderliche Sterne, Mira im
Walfisch, Algol im Perseus. — Verschwindende Sterne; ein 1572 in der
Cassiopeia von Tycho bemerkter Stern verschwand nach lv2 Jahren wieder. —
Die Milchstraße, ein großer Sternengürtel, der guer über das Firmament
geht. — Nebelflecke sind wahrscheinlich unendlich weit entfernte Firstern-
welten; lassen sich diese in starken Fernröhren in einzelne Sterne auflösen,
so werden sie zu den Sternhaufen gezählt. — Je nach ihrer Helligkeit
unterscheiden wir Sterne I., 2., 3. rc. Größe. Sterne 1. Größe nimmt man
18—20 an.
Es gibt etwa 5000 — 5800 Sterne I. — 6. Größe, d. h. solcher, die mit
bloßem Auge, und 195000 7.-9. Größe, die nur durch Fernröhre sichtbar sind.
Unsere Sonne ist so groß, daß man aus ihr l1/2 Mill. Erdkugeln formen
könnte, ihr Durchmesser ist 112 mal, ihre Oberfläche 12557 mal, ihr Gewicht
fast 360000 mal größer als bei unserer Erde. Und dennoch ist sie einer der
kleinsten Firsterne! Wega in der Leier hat einen Halbmesser, der nach Herschel
34 mal größer als der der Sonne, also 3y4 Mill. M. lang ist. Unsere
Sonne ist im Mittel 20.700.000 M. von der Erde entfernt (8. 47); das in
1 Secunde 41000 M. durcheilende Licht braucht 8y3, Min. um von der Sonne
zu uns zu gelangen (das des Mondes zu dem Wege bis zur Erde nur 1% See.);
der Schall, der 1030 Fuß in 1 Sec. durcheilt, 15 Jahre. Alle anderen Sonnen
sind unendlich viel weiter; die nächste (ß im Centauren) ist 4v2bill. M. oder
223.000 mal so weit als unsre Sonne von der Erde entfernt, so daß ihr Licht
4 I. 38 T. braucht um zu uns zu gelangen. Vom Polarstern braucht ein Licht-
strahl dazu über 49 I., von einem Sterne der Milchstraße sogar 4— 5000 I.
Die Entfernung der Plejaden von der Sonne wird aus 930 Bill. M. geschätzt.
, *) Joh. Fabricius sah zuerst 1610 Flecken an unserer Sonne und schloß daraus
auf ihre Notation. Auf die der andern Sonnen schließt man durch Analogie und aus
der Veränderlichkeit der periodischen Lichtstärke einiger Firsterne.
1*
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
331
von mäßiger Größe, dicht, ziemlich langsam rotirend, nicht stark abgeplattet
und mit Ausnahme der Erde ohne Monde; die äußeren stehen am weitesten
von der Sonne ab, sind viel größer, viel weniger dicht, mehr als zweimal
schneller in ihrer Achsendrehung, stärker abgeplattet und reich an Trabanten.
Die Planetoiden, zwischen beiden mitten inne ihre Bahn wandelnd, sind
am kleinsten, haben die größte Exentricität in ihren Ellipsen und keine Monde.
Ihre Zahl ist seit Benutzung guter Fernrohre erheblich- gewachsen und ver-
größert sich mit jedem Jahre.
Die allgemeine Anziehungskraft, welche zwischen allen Himmelskörpern
herrscht, bedingt auch die elliptischen Bahnen der Planeten. Die Sonne,
jener ungeheure Stern, welche das ganze Planetensystem 650 Mal an
Masse übertrifft, besitzt jene Kraft in hohem Grade; jeder Planet zieht die
Sonne an, aber mit viel überwiegenderer Kraft wird er von der Sonne
angezogen. Würde diese beiden Arten von Himmelskörpern inwohnende
Kraft durch nichts abgelenkt, so müßten sie schon längst einander ganz
nahe gekommen sein. Dies ist in Wirklichkeit aber noch nicht eingetroffen,
und wir müssen eine andere Kraft annehmen, welche jenen Zusammenstoß
aufgehalten hat. Diese Kraft können wir aber nur in ihrer Wirkung
mnthmaßen, welche vielleicht ein augenblicklicher Stoß gewesen ist und den
Planeten vorwärts auf seiner Bahn im Weltenraum getrieben hat. Dem
Gesetze der Trägheit gemäß würde der Planet nun immer weiter sich von
der Sonne entfernen, wenn er darin nicht von der Anziehungs- oder
Schwerkraft der Sonne gehindert würde. Beide Kräfte aber, die Flieh-
und Anziehungskraft, bedingen seine elliptische Bahn. — Die Anziehungs-
kraft wirkt aber in allen Stofftheilen, aus welchen die Körper gebildet
werden, also auch in jedem Planeten. Die Planeten werden demnach nicht
allein von der Sonne, sondern auch von einander angezogen; dadurch wird
eine Menge höchst auffallender Erscheinungen in ihrer Bewegung hervorge-
rufen, welche man „Störungen" nennt. Solche Störungen beobachteten
die Astronomen schon längst am Uranus, ohne dieselben erkären zu können.
Der Astronom Leverrier in Paris berechnete nach vielen mühsamen Unter-
suchungen, es müsse in einer Entfernung von 700 Mill. Meilen Abstand
von der Sonne ein noch unentdeckter Planet von 217 Jahren Umlaufszeit rc. '
jene Störungen der Uranus-Bahn bewirken. Er theilte seine Arbeit der
Pariser Akademie mit, schrieb einem Freunde, Dr. Galle in Berlin, er
möge an der näher bezeichneten Stelle des Himmels den vermutheten Pla-
neten aufsuchen, und am nämlichen Abend, als Galle den Brief von Leverrier
erhielt (23. Sept. 1846), fand er den Planeten Neptun nahe an der be-
zeichneten Stelle.
Die Planeten bewegen sich von W. nach O. um ihre Achse und in
elliptischen Bahnen um die Sonne. Die Ebenen der Planetenbahnen fallen
aber mit der Ekliptik nicht zusammen; doch bilden die meisten nur kleine
Winkel mit ihr, und entfernen sich nicht aus der 20° breiten Zone des
Thierkreises (§ 124).
Heber die muthmaßliche Bildung der Asteroiden bestehen zwei Hypo-
thesen; nach der einen sind sie Fragmente eines großen Planeten, welcher
entweder durch Anstoß eines fremden Körpers oder durch innere Explosion
1906 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: ,
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Ruthe, Paul, Thiel, Oswald, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gemeindeschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
183
angezogen wird. Durch gleichzeitige Einwirkung einer zweiten Kraft, der
Schwungkraft (Tangentialkraft, s. S. 275) entsteht die krummlinige Be-
wegung (Bahn), der alle Weltkörper unterworfen sind und die mit so wunderbarer
Regelmäßigkeit vor sich geht, daß die Astronomen imstande sind, die verschiedenen
Erscheinungen an den Weltkörpern auf Jahrhunderte, ja Jahrtausende im
voraus zu berechnen. Die Sonne mit ihren sie umkreisenden Weltkörpern
nennt man das Sonnensystem, und zwar nach dem großen deutschen Astronomen
Kopernikus, der die Drehung der Planeten um die Sonne entdeckte, das
Kopernikanische Sonnensystem. — Doch außer unserer Sonne und den
zugehörigen Planeten und Kometen erblicken wir am Himmel die zahllosen,
hellleuchtenden, zu Gruppen vereinigten Fixsterne, die viele Millionen unserem
Sonnensystem ähnliche Systeme darstellen und die ebenfalls von der allgemeinen
Anziehungskraft regiert werden. Jedoch auch hiermit sind wir noch nicht an der
Grenze des Weltalls angelangt. Die Astronomen sind der Meinung, daß unser
gesamtes Fixsternsystem nur ein Sternhaufe sei, wie es deren im Weltenraume
wiederum Millionen gibt, die alle durch dieselbe anziehende Kraft im un-
endlich erscheinenden System der Milchstraße vereinigt sind. Diese scheint
die dem menschlichen Forschen unüberschreitbare Grenze des Weltalls zu sein
1873 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 337 -
die äußeren stehen am weitesten von der Sonne ab, sind viel größer, viel
weniger dicht, mehr als zweimal schneller in ihrer Achsendrehnng, stärker
abgeplattet und reich an Trabanten. Die Planetoiden, zwischen beiden
mitten inne ihre Bahn wandelnd, sind am kleinsten, haben die größte
Exentricitüt in ihren Ellipsen und keine Monde. Ihre Zahl ist seit Be-
Nutzung guter Fernrohre erheblich gewachsen und vergrößert sich mit
jedem Jahre.
Die allgemeine Anziehungskraft, welche zwischen allen Himmelskörpern
herrscht, bedingt auch die elliptischen Bahnen der Planeten. Die Sonne,
jener ungeheure Stern, welche das ganze Planetensystem 650 Mal an
Masse übertrifft, besitzt jene Kraft in hohem Grade; jeder Planet zieht die
Sonne an, aber mit viel überwiegenderer Kraft wird er von der Sonne
angezogen. Würde diese beiden Arten von Himmelskörpern inwohnende
Kraft durch nichts abgelenkt, so müßten sie schon langst einander ganz
nahe gekommen sein. Dies ist in Wirklichkeit aber noch nicht eingetroffen,
und wir müssen eine andere Kraft annehmen, welche jenen Zusammenstoß
aufgehalten hat. Diese Kraft können wir aber nur in ihrer Wirkung
muthmaßen, welche vielleicht ein augenblicklicher Stoß gewesen ist und den
Planeten vorwärts auf seiner Bahn im Weltenraum getrieben hat. Dem
Gesetze der Trägheit gemäß würde der Planet nun immer weiter sich von
der Sonne entfernen, wenn er darin nicht von der Anziehnngs- oder
Schwerkraft der Sonne gehindert würde. Beide Kräfte aber, die Flieh-
und Anziehungskraft, bedingen seine elliptische Bahn. — Die Anziehungs-
kraft wirkt aber in allen Stofftheilen, aus welchen die Körper gebildet
werden, also auch in jedem Planeten. Die Planeten werden demnach nicht
allein von der Sonne, sondern auch von einander angezogen; dadurch wird
eine Menge höchst auffallender Erscheinungen in ihrer Bewegung hervorge-
rufen, welche man „Störungen" nennt. Solche Störungen beobachteten
die Astronomen schon längst am Uranus, ohne dieselben erklären zu können.
Der Astronom Leverrier in Paris berechnete nach vielen mühsamen
Untersuchungen, es müsse in einer Entfernung von 700 Mill. Meilen Ab-
stand von der Sonne ein noch nnentdeckter Planet von 217 Jahren Um-
lansszeit ic. jene Störungen der Uranns-Bahn bewirken. Er theilte seine
Arbeit der Pariser Akademie mit, schrieb einem Freunde, Dr. Galle in
Berlin, er möge an der näher bezeichneten Stelle des Himmels den ver-
mntheten Planeten aufsuchen, und am nämlichen Abend, als Galle den
Brief von Leverrier erhielt (23. Sept. 1846), fand er den Planeten Neptun
nahe an der bezeichneten Stelle.
Die Planeten bewegen sich von W. nach O. um ihre Achse und in
elliptischen Bahnen um die Sonne. Die Ebenen der Planetenbahnen fallen
aber mit der Ekliptik nicht zusammen; doch bilden die meisten nur kleine
Winkel mit ihr und entfernen sich nicht aus der 20° breiten Zone des
Thierkreises (§ 127).
Ueber die muthmaßliche Bilduug der Asteroiden bestehen zwei Hypo-
thesen; nach der einen sind sie Fragmente eines großen Planeten, welcher
entweder durch Anstoß eines fremden Körpers oder dnrch innere Explosion
zertrümmert wurde; nach der andern sind sie dnrch Zerreißen eines Ringes
von condensirter nebliger Masse entstanden. Beide Ansichten sind muth-
maßlich unrichtig. Die Planetoiden sind wahrscheinlich so alt wie die
längst bekannten, wurden aber mit den anfangs noch mangelhaften Fern-
röhren ihrer Kleinheit wegen nicht aufgefunden.
Cassian, Geographie. 5. Aufl. oo
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
326
3) Die Quadrate der Umlaufszeiten der Planeten verhalten sich wie
die Würfel ihrer mittleren Entfernungen von der Sonne, z. B. wenn die
Erde in einem Jahr, Jupiter in 12 Jahren feine Bahn um die Sonne
zurücklegt, und ich weiß, daß die Erde einen mittleren Abstand von 20,682,000
Meilen hat (nach neueren Berechnungen beträgt derselbe nur 19,778,000),
fo kann ich den des Jupiters auch finden.*)
Was Kepplers Scharfsinn herausgerechnet hatte, bestätigte der Engländer-
Isaak Newton (1642 — 1727), indem er die Kräfte der Natur entdeckte,
durch deren Zusammenwirken die Planetenbahnen hervorgerufen werden. Er
fand, daß jedem Weltenkörper 2 Kräfte inwohnen, die Schwer- oder An-
ziehungs- (Gravitation) oder Centripetalkraft und die Flieh- oder Fort-
fchwingungs- oder Centrifugalkraft. Durch die Schwerkraft hält die Sonne
den Erdkörper, dieser den Mond in der Bahn; ohne sie würde die Erde
von der Sonne, der Mond von der Erde wegeilen, da sie vermittels der
Centrifugalkraft das Bestreben haben, gradeaus fortzuschwingen. Beide Kräfte
wirken einander entgegen und veranlassen die elliptischen Bahnen der Planeten.
Daß aber auch unsre Sonne von einem noch viel mächtigeren Sonnenkörper
in ihrer Bahn geleitet -und ihr ganzes Planetensystem um diese Centralsonne
mit herum geführt werde, diese Vermuthung ist die neueste Schöpfung der
Astronomie, und von Prof. Mädler in Dorpat 1842 zuerst öffentlich ausge-
sprochen. Nach ihm soll der hellste Stern der Gruppe der Plejaden, Alcyone,
diese Welt- oder Centralsonne sein.
Das 19. Jahrhundert hat sich insbesondere um die Kenntniß unseres
Planetensystems verdient gemacht. Kopernikus, Keppler und Newton kannten
6 Hauptplaneten. 1781 entdeckte H. Herschel den 7., 1801 der Graubündt-
ner Piazzi den 8., 1807 Olberö den 11. Seit 1845 hat man sehr viele
Planeten entdeckt, so daß man gegenwärtig 93 Haupt- und 22 Neben-
planeten kennt.
8 121.
Das Himmelsgewölbe und der Himmelsglobus.
Ueber unserm Haupt wölbt sich der unermeßliche Raum des Himmels,
welcher durch die begrenzende Erde in 2 Hälften zerlegt wird. Betrachten
wir die sichtbare Hälfte in einer Nacht, wo das Himmelsgewölbe frei von
Wolken ist, so erblicken wir das unermeßliche Sternenheer. Die Gestirne
erscheinen als dunkler oder Heller glänzende Lichtlein, und sind an verschie-
denen Punkten mehr oder weniger dicht. Vorzüglich drängen sie sich in
einem lichten Streifen zusammen, welcher aus Millionen von Sternen besteht
und gewöhnlich die Milchstraße heißt; sie zieht. sich in verschiedener Breite
als ein größter Kreis über das ganze Himmelsgewölbe hin.
Schon frühzeitig hat man Mittel und Wege-gesunden, sich in diesem
Chaos von Sternen zurecht zu finden, indem man einzelne Sterne zu Grup-
*) Jahr. Jahr. Meilen. M.
I5*: 122=20,682,0003: x3
1 : 144=20,682,0003: a;3
a; = 20,682,000 X V 144=107 Milt. rc.
1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
230
§* 6. Hypothese von der Umdrehung der Erde.
Ist dabei nicht auffallend, daß die Sonne ganz verschieden von
alten übrigen Firsternen sich benimmt? daß sie z. B. alle 24 Stunden
regelmäßig durch unsern Meridian geht, was die Firsterne stets 4
Minuten früher thun? Ferner, daß sie in ihrem Abstande vom
Nordpolarstern sich nicht gleich bleibt, also auch ihre Stellung gegen
die andern Gestirne im Verlaufe des Jahrs fortwährend verändert?
Was den Mond betrifft, so braucht er zu seinem Umlaufe eine
durchaus eigne Bahn und ganz andre Zeitabschnitte, als Firstern
und Sonne. Auch jene Sterne, die man noch außerdem als Wand-
ler (Planeten) kennt, bedürfen wiederum noch ungleich verschie-
dener Zeiträume, um ihre Bahnen zu vollenden. Daß sie Weltkör-
pcr und von beträchtlicher Große seien, leuchtete schon den alten
Weltweisen ein; daß sie, was an den Firsternen nicht zu bemerken
war, eine umwälzende Bewegung haben, zeigte sich gleichfalls.
Man überzeugte sich demnach, daß große Weltkörper schweben und
sich bewegen können. Ueberdem mußte es auffallen, daß die Sonne
gleich den Firsternen ihr eigenes Licht, der Mond dagegen und die
übrigen Planeten samt unserer Erde nur ein von der Sonne erborg-
tes Licht besäßen.
Wie? fragte man nun — sollte unser kleinerer an sich selbst
dunkler Wohnort der Mittelpunkt sein, um welchen die viel größere
leuchtende Sonne sich schwingt? Ja ist es möglich zu denken, daß
die zahllose in unendliche Fernen zerstreute Sternenschaar Tag für
Tag den alle Vorstellung überbietenden Umschwung um uns macht?
Ist die Ansicht nicht fasslicher und natürlicher, daß der Erdball
ebenfalls schwebe und sich fortwälze gleich anberu Himmelskörpern?
und daß er, seiner Natur nach ein Planet, auch planetarisch der
leuchtenden mächtigen Sonnenkugel diene? — So gut den Plane-
ten die Eigenschaft beiwohnt, sich in geregelter Bahn bewegen zu
können, eben so muß auch ein Umschwung der Erde denkbar seiw
Wie? wenn man dies als Hypothese aufstellte? wenn man ver-
suchte, daraus nicht blos den scheinbaren Sonnenlauf, sondern auch
das unbegreifliche Zufrühkommen der Firsterne, das dennoch stets
nach 365 Tagen 6 Stunden sich wieder regelt, nebst andern Räth-
seln -drs Himmels zu erklären?
1886 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
89
um die Sonne (Brennpunkt, Sonnennähe und -ferne). — b) Ein
Planet bewegt sich um so rascher, je näher er der Sonne kommt,
um so langsamer, je weiter er sich von ihr entfernt. (Der Radius
vector [= Leitstrahl, d. i. eine Linie vom Mittelpunkte der Sonne
bis zum Mittelpunkte des Planeten) beschreibt in gleichen Zeiten
gleiche Räume). — e) Die Quadratzahlen der Umlaufszeiten
zweier Planeten verhalten sich wie die Kubikzahlen ihrer mittleren
Entfernung (z. B. für Merkur und Erde 88^: 365 2 ^7 753 Ooo
20035 000 Z; sind daher von einem Planeten Entfernung und
Umlaufszeit bekannt, von einem anderen aber nur eins dieser
beiden Stücke, so läßt sich das Fehlende leicht berechnen. —
Newton (geb. 1642, f 1727) begründete diese Gesetze, indem
er nachwies, daß es nach den Gesetzen der Anziehungskraft und
des Beharrungsvermögens so sein müsse.
Merke: Merkur ist wegen der Nähe der Sonne schwer zu sehen.
Nur kurz vor Sonnenaufgang oder kurz nach Sonnenuntergang ist er zu-
weilen dicht am Horizonte sichtbar. — Venus erscheint bald als Abend-,
bald als Morgenstern, je nachdem sie links oder rechts von der Sonne steht.
Man bemerkt an ihr eine Zu- und Abnahme des Lichtes, wie beim Monde.
Zuweilen geht sie (wie auch Merkur! vor der Sonnenscheibe her; man sieht
dann einen pechschwarzen Punkt sich von links nach rechts über die Sonne
bewegen. — Mars glänzt in rötlichem Lichte und kann, wie alle folgenden,
die ganze Nacht am Himmel stehen. 1877 entdeckte man 2 Marsmonde,
welche den Planeten inoo1/* und 72/.3 Stunden umkreisen. — Die mittleren
oder kleinen Planeten (Planetoiden, auch Asteroiden genannt) sind mit bloßen
Augen nicht zu sehen. Der erste, die Ceres, wurde am 1. Januar 1801
von Piazzi in Palermo entdeckt; Olbers in Bremen entdeckte 1802 die
Pallas und 1807 die Vesta; Harding in Göttingen die Juno 1804.
Bis 1845 fand man weiter keinen, seit der Zeit ist die Zahl der bekannten
über 250 gestiegen. — Jupiter, der größte und massenhafteste aller
Planeten, glänzt als Stern erster Größe in gelblichem Lichte. Seine 4 Monde,
die sämtlich größer sind als unser Mond, rufen während eines Jupiter-
Umlaufs an 4000 Verfinsterungen hervor. Die Finsternisse gaben dem
dänischen Astronomen Römer ein Mittel an die Hand, die Geschwindigkeit
des Lichtes zu bestimmen Sie treten nämlich um 16 Minuten früher ein,
wenn die Erde mit dem Jupiter auf derselben Sonnenseite steht, als wenn
sich die Sonne zwischen Erde und Jupiter befindet. Daraus schloß Römer,
daß das Licht 16 Minuten gebrauche, um den Durchmesser der Erdbahn
zu durchlaufen. — Saturn erscheint als Stern erster Größe in weiß-
lichem Lichte. Seine 8 Monde sind kleiner als der Erdmond. Merk-
würdig ist der dreifache Ring, der den Planeten in einer Entfernung von
36—76 000 km umgiebt; der Schatten der Ringe läßt sich deutlich auf dem
Saturn erkennen. — Uranus, dem bloßen Auge kaum sichtbar, wurde
1781 von Herschel als Planet erkannt. Seine Monde erscheinen im
stärksten Fernrohr nur als kleine Punkte. — Neptun wurde von Leverrier
1846 durch Berechnung nachgewiesen und bald darauf von Galle mit dem
Fernrohr gefunden. — Das jenseit Neptuns noch Planeten um die Sonne
kreisen, ist wohl möglich, wir wissen es aber nicht. Ebenso ist es uns
nicht bekannt, ob auf irgend einem Planeten außer der Erde sich lebende
Wesen befinden.*)
*) Die Entstehung des Planetensystems denkt man sich folgender-
niaßen: Am Ansang schuf Gott den Grundstoff (die Materie), der so lose
war, daß die Masse, aus welcher unsere Sonne und die zu ihr gehörenden
1844 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
bemühte sich, diese Ansicht zu beweisen; allein ihre der täglichen Erfahrung wider-
sprechende Meinung konnte die hergebrachte Vorstellung nicht verdrängen.
Claudius Ptolemäus 130 n. C. G. bekannte sich zu der allgemein
herrschenden Ansicht, die von da unter dem Namen des ptolemäischen
Systems 1400 Jahre lang als unumstößlich galt. Nach ihr steht die Erde
unbeweglich in der Mitte. Ihre nächste Umgebung ist die Region der Ltlft,
hierauf folgt die des Feuers; dann kommen die Weltkörper, deren jeder einen
Himmel hat: der Mond, Mercur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Sa-
turn; auf diese folgt das Firmament der Firsterne. Alles beschreibt durch eine
tägliche Umwälzung in 24 Stunden in der Richtung von O. nach W. Kreise
um die Erde. Jenseits des Firmaments der Firsterne liegen 2 Krystall-Sphären,
die zweite ist von der Urkraft umgürtet, welche das ganze himmlische Heer in
einem Tage um die Erde führt, und jenseits dieser Region erhebt sich der
höchste Himmel, der den Seligen zum Aufenthalt angewiesen ist.
Es sind noch nicht volle.300 Jahre, daß die Unrichtigkeit dieses Systems
allgemein anerkannt worden ist. Nikolaus Kopernikus, ein Geistlicher
aus Frauenberg in Preußen, (geboren zu Thorn 1472, gestorben 1543) er-
klärte die scheinbare, tägliche Bewegung der Sonne und Gestirne um die Erde,
so wie den täglichen Wechsel von Licht und Dunkelheit auf derselben durch eine
rotirende Bewegung der Erde um ihre Achse und trug die scheinbare jährliche
Bewegung der Sonne auf die Erde über. Nach dem k o perú i k a n i sch en
S o n n e n sy st e ni steht die Sonne unbeweglich im Mittelpunkt der Bahnen,
welche die Erde und die übrigen Planeten um dieselbe beschreiben. In Figur 6 ist
das kopernikanische Sonnensystem abgebildet. Die vier mitverzeichneten Kometen-
bahnen stellen die Bahnen des Enke'schen, Biela'schen, Halley'schen und Olbers'schen
Kometen dar.
Die Alten, so wie auch Koperniku's, hatten angenonmen, daß die
Planeten in Kreisen sich bewegen. Der schwäbische Astronom Kepler,
geboren 1571, gestorben 1630, entdeckte aber, auf die Beobachtungen seines
Lehrers Tycho Brahe gestützt, folgende drei Gesetze: die Planeten be-
wegen sich in Ellipsen um die Sonne; der Radius Vector
(der Leitstrahl) beschreibt in gleichen Zeiten gleiche Flächen-
räume; die Quadratzahlenderumlaufszeitenzweierplaneten
verhalten sich wie die Würfelzahlen ihrer mittleren Ent-
fernungen.
Welches sind nun aber die Kräfte,-durch deren Wirkung
die Bewegungen der Planeten hervorgerufen werden? Diese
Frage beantwortete der britische Naturforscher Newton, geboren 1642, gestor-
den 1727. Nach ihm werden die Bewegungen der Himmelskörper veranlaßt
durch die allgemeine Anziehungskraft (Attractionskraft, Schwerkraft)
und durch das Gesetz der Beharrung (Gesetz der Trägheit). Die von
der Sonne ausgehende Kraft, die Centripetalkraft, zieht die Planeten zu
sich hin, eine andere nach der Seite gehende Kraft, die Ce nt r i fug a l kr aft, wirkt
ihr entgegen. Beive vereinigt erzeugen die krummlinigen Bewegungen der Planeten.
Gegenwärtig können wir nun Folgendes über die Bewegung der Plane-
ten um die Sonne und über ihre Entfernung von derselben sagen.
Alle Planeten laufen in Ellipsen um die Sonne; ein jeder hat also
einen Punkt der Sonnennähe, der Sonnenferne, folglich eine kleinste, eine größte
und eine mittlere Entfernung. Die mittleren Entfernungen der Planeten von der
Sonne und ihre Umlaufszeiten um die Sonne sind in runden Zahlen folgende:
Mercur 8 Millionen Meilen; Umlaufszeit 88 Tage.
Venus 15 „ „ „ 224 „2
Erde 21 „ „ „ 365 „ — 1 Jahr.
Mars 31 „ „ „ " 1 Jahr 322 Tage.
Vesta 49 „ „ „ 4 Jahre.
1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
90
um so langsamer, je weiter er sich von ihr entfernt. (Der
Radius vector [= Leitstrahl, d. i. eine Linie vom Mittelpunkte
der Sonne bis zum Mittelpunkte der Planeten) beschreibt in
gleichen Zeiten gleiche Räume). — c) Die Quadratzahlen der
Umlaufszeiten zweier Planeten verhalten sich wie die Kubikzahlen
ihrer mittleren Entfernung (z. B. für Merkur und Erde 882 : 3652
— 7 753 0003 : 20 035 0ö03); sind daher von einem Planeten
Entfernung und Umlaufszeit bekannt, von einem anderen aber
nur eins dieser beiden Stücke, so läßt sich das Fehlende leicht be-
rechnen. — Newton (geb. 1642, f 1727) begründete diese
Gesetze, indem er nachwies, daß es nach den Gesetzen der An-
ziehungskraft und des Beharrungsvermögens so sein müsse.
Merke: Merkur ist wegen der Nähe der Sonne schwer zu sehen. Nur
kurz vor Sonnenausgang oder kurz nach Sonnenuntergang ist er zuweilen
dicht am Horizonte sichtbar. — Venus erscheint bald als Abend-, bald als
Morgenstern, je nachdem sie links oder rechts von der Sonne steht. Man be-
merkt an ihr eine Zu- und Abnahme des Lichtes, wie beim Monde. Zuweilen
geht sie (wie auch Merkur) vor der Sonnenscheibe her; man sieht dann einen
pechschwarzen Punkt sich von links nach rechts über die Sonne bewegen. —
Mars glänzt im rötlichem Lichte und kann, wie alle folgenden, die ganze
Nacht am Himmel stehen. 1877 entdeckte man zwei Marsmonde, welche den
Planeten in 304/4 und 72/3 Stunden umkreisen. — Die mittleren oder kleinen
Planeten (Planetoiden, auch Asteroiden genannt) sind mit bloßen Augen nicht
zu sehen. Der erste, Ceres, wurde am 1. Januar 1801 von Piazzi
in Palermo entdeckt; Olbers in Bremen entdeckte 1802 die Pallas und
1807 die Vesta; Harding in Göttingen die Juno 1804. Bis 1845 fand
man weiter keinen, seit der Zeit ist die Zahl der bekannten aus etwa 400 ge-
stiegen.— Jupiter, der größte und massenhafteste aller Planeten, glänzt als
Stern erster Größe in gelblichem Lichte. Seine 4 Monde, die sämtlich größer
sind als unser Mond, rufen während eines Jupiterumlaufs an 4000 Ver-
finsterungen hervor. Diese Finsternisse gaben dem dänischen Astronomen
Römer ein Mittel an die Hand, die Geschwindigkeit des Lichtes zu bestimmen.
Sie treten nämlich um 16 Minuten früher ein, wenn die Erde mit dem Jupiter
auf derselben Sonnenseite steht, als wenn sich die Sonne zwischen Erde und
Jupiter befindet. Daraus schloß Römer, daß das Licht 16 Minuten gebrauche,
um den Durchmesser der Erdbahn zu durchlaufen. — Saturn erscheint als
Stern erster Größe in weißlichem Lichte. Seine 8 Monde sind kleiner als der
Erdmond. Merkwürdig ist der dreifache Ring, der den Planeten in einer
Entfernung von 36—76 000 km umgicbt; der Schatten der Ringe läßt sich
deutlich auf dem Saturn erkennen. — Uranus, dem bloßen Auge kaum
sichtbar, wurde 1781 von Herschel als Planet erkannt. Seine Monde er-
scheinen im stärksten Fernrohr nur als kleine Punkte. — Neptun wurde von
Leverrier 1846 durch Berechnung nachgewiesen und bald darauf von Galle
mit dem Fernrohr gefunden. Daß jenseit Neptuns noch Planeten um die
Sonne kreisen, ist wohl möglich, wir wissen es aber nicht. Ebenso ist es
uns nicht bekannt, ob auf irgend einem Planeten außer der Erde sich lebende
Wesen befinden.*)
*) Die Entstehung des Planetensystems denkt man sich folgendermaßen:
Am Ansang schuf Gott den Grundstoff (die Materie), der so lose war, daß
die Masse, aus welcher unsere Sonne und die zu ihr gehörenden Planeten rc.
geworden sind, den ungeheuren Raum bis zum nächsten Fixstern einnahm.
Infolge der der Masse innewohnenden Anziehungskraft bewegten sich die
1876 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
87
Merke: Merkur ist wegen der Nähe der Sonne schwer zu sehen.
Nur kurz vor Sonnenausgang oder kurz nach Sonnenuntergang ist er zu-
weilen dicht am Horizonte sichtbar. — Venus erscheint bald als Abend-,
bald als Morgenstern, je nachdem sie links oder rechts von der Sonne steht.
Man bemerkt an ihr eine Zu- und Abnahme des Lichtes, wie beim Monde.
Zuweilen geht sie (wie auch Merkur) vor der Sonnenscheibe her; man sieht
dann einen pechschwarzen Punkt sich von links nach rechts über die Sonne
bewegen. — Mars glänzt in röthlichem Lichte und kann, wie alle folgenden,
die ganze Nacht am Himmel stehen. — Die mittleren oder kleineren Planeten
(Planetoiden) sind mit bloßen Augen nicht zu sehen. Der erste, die Ceres,
wurde am I. Januar 1801 von Piazzi in Palermo entdeckt; Olbers in
Bremen entdeckte 1802 die Pallas und 1807 die Vesta; Harding in
in Göttingen die Juno 1804. Bis 1845 fand man weiter keinen, seit der Zeit
ist die Zahl der bekannten auf 159 gestiegen. — Jupiter, der größte und
massenhafteste aller Planeten, glänzt als Stern erster Größe in gelblichem
Lichte. Seine 4 Monde, die sämmtlich größer sind als unser Mond, rufen
während eines Jupiter-Umlaufs an 4000 Verfinsterungen hervor. Diese
Finsternisse gaben dem dänischen Astronomen Römer ein Mittel an
die Hand, die Geschwindigkeit des Lichtes zu bestimmen. Sie treten nämlich
um 16 Minuten früher ein, wenn die Erde mit dem Jupiter auf derselben
Sonnenseite steht, als wenn sich die Sonne zwischen Erde und Jupiter be-
findet. Daraus schloß Römer, daß das Licht 16 Minuten gebrauche, um den
Durchmesser der Erdbahn zu durchlaufen. — Saturn erscheint als Stern
erster Größe in weißlichem Lichte. Seine 8 Monde sind kleiner als der
Erdmond. Merkwürdig ist der dreifache Ring, der den Planeten in einer
Entfernung von 5—10 000 Meilen umgiebt; der Schatten der Ringe läßt
sich deutlich auf dem Saturn erkennen..— Uranus, dem bloßen Auge kaum
sichtbar, wurde 1781 von Herschel als Planet erkannt. Seine Monde er-
scheinen im stärksten Fernrohr nur als kleine Punkte. — Neptun wurde
von Leverrier 1840 durch Berechnung nachgewiesen und bald darauf von
Galle ' mit dem Fernrohr gefunden. — Daß jenseit Neptuns noch Planeten
um die Sonne kreisen, ist wohl möglich, wir wissen es aber nicht. Ebenso
wissen wir nicht, ob auf irgend einem Planeten außer der Erde sich lebende
Wesen befinden.*)
Ii. Die Kometen (Schweifsterne), in sehr lang gezogenen
Ellipsen die Sonne nach allen Richtungen hin umkreisend, bestehen
aus dem Kerne, welcher von einer nebligen Lichthülle um-
geben ist, und dem Schweife. Letzterer, der auch bei einigen
fehlt, kann eine Länge von mehreren Mill. Meilen erreichen. Die
*) Die Entstehung des Planetensystems denkt man sich folgendermaßen:
Am Anfang schuf Gott den Grundstoff (die Materie), der so lose war, daß
die Masse, aus welcher unsere Sonne und die zu ihr gehörenden Planeten
re. geworden sind, den ungeheuren Raum bis zum nächsten Fixstern einnahm.
In Folge der der Masse innewohnenden Anziehungskraft bewegten sich die
Theilchen dem Mittelpunkte dieser gewaltigen Gaskugel zu, durch welche Be-
wegung sich die Theilchen immer mehr erhitzten und die ganze Masse in
Drehung versetzt wurde. Am äußersten Rande wurde die Schwungkraft so
groß, daß sich Ringe ablösten, aus welchen sich die Planeten mit den Neben-
planeten bildeten. Die Planeten waren anfangs noch feurig und selbstleuch-
rend, kühlten sich ganz allmählich ab und wurden dunkel. Die Abkühlung
unserer Erde ist noch nicht bis zum Mittelpunkte derselben vorgedrungen,
denn die Vulcane zeugen davon, daß das Erdinnere noch feurig-flüssig ist.
1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
92
§ 78. Die Fixsterne 1. Alle Sterne, die wir am
nächtlichen Himmel erblicken, mit Ausnahme der wenigen Planeten
und Kometen, sind wie unsere Sonne Fixsterne, d. h. schein-
bar) feststehende Sterne, die ihre Stellung zu einander nicht
merklich ändern. Sie sind selbstleuchtende Himmelskörper und
erscheinen als zitternde, strahlende Lichtpunkte. — 2. Nach der
Lichtstärke unterscheidet man Firsterne erster bis sechzehnter Größe.
Man zählt 20 erster, 65 zweiter, 190 dritter Größe; dem bloßen
Auge sind Fixsterne bis sechster Größe sichtbar, im ganzen etwa
5000. Teleskopische Sterne giebt es viele Millionen. — 3. Die
Entfernung der Fixsterne von uns ist ungeheuer groß und hat
sich von wenigen nur annähernd bestimmen lassen. Der nächste
steht in einer Entfernung von 41/2 Bill. Meilen, der hellste aller
Fixsterne, der Sirius, über 20 Bill. Meilen von uns. Das Licht
gebraucht 60 Jahre, um vom Polarstern, vielleicht mehrere tausend
Jahre, um von den entfernteren Sternen bis zur Erde zu ge-
langen. Die Größe der Sterne läßt sich schwer ermitteln; man
hält einige für kleiner, andere für viel größer als unsere Sonne.
— 4. Der große Lichtbogen am Sternenhimmel, die sogenannte
Milchstraße, löst sich, durchs Fernrohr gesehen, in einzelne
Sterne auf, deren Zahl Herschel auf 18 Mili, schätzte. Andere
Nebelflecke lösen sich nicht in Sterne auf; man hält diese für im
Entstehen begriffene Weltkörp^r (vergl. § 77, Anmerk.). — 5. Bon
alters her hat man nahe stehende Sterne zu Gruppen (Stern-
bildern) vereinigt und diesen besondere Namen gegeben. Einige
der wichtigsten (außer den § 72 genannten) sind: der Himmels-
wagen oder der große Bär, der kleine Bär mit dem Polarstern,
die Kassiopeia, der Fuhrmann mit der Capella, der Bootes, die
Leier mit der Wega, der große Hund mit dem Sirius, der Orion
(Jakobsstab), das südliche Kreuz. Im Stier merke noch das
schöne Siebengestirn (Plejaden, bei Hiob „Glucke" genannt;
Hiob 9 und 38). Fixsterne, die so nahe stehen, daß nur ein sehr
starkes Fernrohr sie getrennt erblicken läßt, nennt man Doppel-
sterne; sie bewegen sich umeinander. — 6. Genaue Beobachtungen
haben gezeigt, daß die Fixsterne nicht feststehen, sondern sich um
eine „Ce ntralsonne" bewegen, die der Astronom Mädler in
dem Siebengestirn gefunden zu haben glaubt. Unsere Sonne soll
den Umlauf' in etwa 20 Mill. Jahren vollenden. — 7. Es ist
nicht unwahrscheinlich, daß jeder Fixstern — wie unsere Sonne —
ein Heer von Planeten, Trabanten, Kometen :c. in seinem Ge-
folge hat.
1848 -
Schwelm
: Scherz
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Zweite Abtheilung.
Der Lese- «nd Lehrtheil.
l. Geographie.
A. Die Erde als lueltkörper.
1. Die Weltkörper überhaupt.
Die Erde ist sehr groß. Sie macht aber doch nur einen
kleinen Theil der ganzen Schöpfung Gottes oder des Weltgebäu-
des aus. Hierzu gehören auch die Sonne, der Mond und die
vielen Sterne, und diese Himmels- oder Weltkörper sind zum
Theil noch viel größer, als unsere Erde. Sie erscheinen uns
nur deßhalb so klein, weil sie ungeheuer weit von uns ent-
fernt sind. Die Geographie oder Erdbeschreibung belehrt uns
nun nicht bloß über die Beschaffenheit der gesummten Ober-
fläche der Erde, sondern betrachtet diese auch als Weltkörper.
Sämmtliche Himmels- oder Weltkörper werden in vier
Klassen gebracht, nämlich in Firsterne, Planeten, Nebenplaneten
oder Monde und in Kometen. Die meisten Sterne, welche
wir erblicken, sind Firsterne, d. h. feststehende Sterne. Sie
erscheinen uns immer in derselben Lage zu einander, und ha-
den ihr eigenes, funkelndes Licht. Jeder Firstern ist eine
Sonne, und unsere Sonne ist auch ein Firstern. Sie erscheint
uns nur deßhalb viel größer, als die übrigen Firsterne, weil
sie uns viel näher steht. Die Planeten sind an sich dunkle
Himmelskörper, und bewegen sich um die Sonne, von welcher
sie Licht und Weume erhalten. Daher ist ihr Glanz auch
matter, als der der Firsterne. Zu dieser Klasse von Weltkörpern
gehört auch unsere Erde; sie ist auch ein Planet. Neben-
planeten oder Monde sind solche Weltkörper, die sich um
Hauptplaneten bewegen, und diese zugleich auf ihrer Bahn
um die Sonne begleiten. Unser Mond ist ein Nebenplanet
der Erde. Die Kometen endlich bewegen sich auch um die
Sonne, aber in sehr langen Bahnen. Sie scheinen in eine
Dunstkugel eingehüllt zu sein, und sind häufig mit einem
langen Lichtschweife versehen. Man sieht sie nur selten am
Himmel.
1855 -
Hamburg
: Kittler
- Autor: Kröger, Johann Christoph
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Asse diese Sonnensysteme, d. h. die unzähligen Firsterne mit ihren Planeten rc.,
scheinen sich um eine Haupt- oder Central-Sonne zu bewegen und heißen ein
Firstern-System oder Weltengebiet, und deren rechnet man mehrere Tausende. Littrow
v in Wien u. a. Astronomen nehmen an, daß alle die unzähligen Firsterne, welche die
Milchstraße bilden, wieder Systeme höherer Ordnungen darbieten, in deren Mittel-
punkt sich ebenfasss Central-Körper befinden. Zu ihnen rechnet man auch die Ne-
belsterne, welche, als entfernte Milchstraßen, hinter den Myriaden von Gestirnen
stehen, welche unser Weltengebiet ausmachen. Zu ihnen hin dränge ein Lichtstrahl
kaum in einigen hundertausend Jahren. Die Strahlen, die von ihnen zu uns kom-
men, sind unendlich lange vor der Schöpfung unserer Erde ausgegangen, und wenn
jetzt Tausende dieser Welten in Trümmer sänken, wir würden erst nach tausend-
maltausend Jahren über ihr Verschwinden staunen, die doch längst nicht mehr da waren.
Schon lange ist man bemüht gewesen, diejenige Central-Sonne aufzufinden, die
unserm Sonnensystem angehört. Lambert, Bode u. a. sahen den Sirius (im großen
Hunde) dafür an; Herschel und Prevost meinten, daß die Richtung des Fortrückens
unsers Sonnensystems auf den Stern im Herkules gehe. Mädler in Dorpat hat neuer-
dings die Entdeckung gemacht, daß die Plejaden (das Siebengestirn, Gluckhenne) und
besonders ihr Stern Alcyone wahrscheinlich die Central-Gruppe des gesammten
Firsternsystems bis an seine äußersten durch die Milchstraße bezeichneten Grenzen
hin, und daß die Alcyone die Central-Sonne sei. Ihre Parassare berechnet er zu
Ttt6üf7 Sekunden, und hiermit ihre Entfernung von der Sonne zu 34 Miss. Sonnen-
weiten ü 20669800 Meilen, d. h. zu 712| Bissionen Meilen, welche das Licht nur
in 537 Jahren zu durchlaufen vermag. Die Umlaufszeit unserer Sonne um diese
Central-Sonne nimmt er nach einer Näherungsberechnung aus 18200000 Jahre an.
Wo nur Bahnen möglich waren, da rossen Weltkörper, und wo nur Wesen sich
glücklich fühlen können, da wassen Wesen. Wenn unsere Erde, wenn unser ganzes
Sonnensystem unterginge, es wäre eben so wenig, als wenn der Wind dem Berge
ein Sandkorn entrückte oder den Wessen des Oceans einen Tropfen entführte. Un-
ser schwacher Geist, in Staub gebeugt, faßt diese Wunder nicht und schweigt; aber
der Schöpfer des Weltalls:
Sieht einen Helden untergehn, und einen kleinen Sperling fallen,
Sieht eine Wasserblase springen, und eine ganze Welt vergehn.
Nach Bo de, Humboldt, Gelpke, Littrow rc.
14. Betrachtung über den gestirnten Himmel.
Asses in der Natur ist lehrreich, das Leblose wie das Lebendige, das Kleine
wie das Große, die Theile wie das Ganze. Asses verkündigt uns die Größe Gottes,
asses erinnert uns an unsere Bestimmung und an unsre Pstichten. Asses ist Stimme
unsers Vaters im Himmel, der uns, seine Kinder, gleichsam an der Hand führt,
uns seine Werke zeigt, uns dadurch zum Nachdenken erweckt und zur Weisheit und
Glückseligkeit leitet. Jeder Stein, jede Pflanze, jedes Thier, jeder Mensch ist ein
Herold seiner Weisheit, seiner Macht und Güte; ein Wegweiser zu dem, der asses
erschaffen hat und asses erhält und regiert, und in welchem wir alle sind und leben
und wirken. Ja, asses, was uns umgiebt, ist Lehre, Erinnerung, Warnung, Er-
munterung, Trost für den, der Augen zu sehen und Ohren zu hören und ein
Herz zu empfinden hat.
Inzwischen ist wohl unter allem, was wir sehen können, nichts, was den
Geist mehr erhebt und ihn auf einmal mit mehrern und größern Gedanken und
Empfindungen — soll ich sagen bestürmt oder durchströmt? als der Anblick des ge-
stirnten Himmels. Wer da ungerührt und unempfindlich bleibt, da nicht die Stimme
des Schöpfers und Vaters der Natur vernimmt, da nicht die Spuren der höchsten
1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Der Sternenhimmel.
die Sterne der Milchstraße einen zusammengehörigen Sternhaufen — em
Milchstraßensystem — im Weltall bilden. Auch unsere Sonne und
alle die Sterne, die wir am Himmel erblicken, gehören zu demselben.
2. Mittels Fernröhre bemerken wir auch im Weltraum lichte
Wölkchen, die man Nebelflecke nennt. Sie sind von einander ver-
schieden. Einige lassen sich in Sterne auflösen, andere lassen sich nur
als schimmernde Lichtpünktchen erkennen. Herschel fand oft 8 bis 10,000
Sterne auf einen Raum zusammengedrängt, der noch nicht ein Viertel
der Vollmondsfläche beträgt. Die größere Anzahl der Nebelflecke bleibt
aber mit den stärksten Fernröhren nock unauflösbar.
§. 6. Planeten.
1. Während die meisten Sterne nur die tägliche scheinbare Be-
wegung um die Erde machen und immer in gleicher Entfernung von
einander und in gleicher Stellung zu einander'verbleiben (vergl. tz 2),
verändern andere fortwährend ihre Stellung zu deu Fixsternen. Das
sind besonders die Wandelsterne oder Planeten. Faßt man die-
selben durch das Fernrohr ins Auge, so erscheinen sie als meßbare
Scheiben mit ruhigem Licht, welches nicht von ihnen selbst ausgeht,
sondern Sonnenlicht ist, das sie zurückwerfen.
Sie unterscheiden sich hierdurch wesentlich von den Fixsternen, die
auch in der stärksten Vergrößerung doch nur unmeßbar kleine Lichtpunkte
bleiben und als selbstleuchtende Sonnen ungeheure Entfernungen haben.
Die Planeten befinden sich dagegen tn verhältnißmäßig geringer
Entfernung von der Erde und ihre Anzahl scheint gering im Verhältniß
zu den, Flmmheere. ‘ * '
2. Was nun die Bewegung der Planeten betrifft, so ist diese
am Himmel innerhalb einer Grenze beschränkt, die im §. 4 als Thierkreis
oder Zodiacus bezeichnet worden ist. Aber ihr Weg ist ganz verschieden
von denen der Sonne und des Mondes. Denn während diese Gestirne
in stets gleichen Bogen in bestimmten Zeiten von einem Sternbilde von
Westen nach Osten fortrücken, bis sie einen ganzen Kreis am Himmel
beschrieben haben (vergl. § 2), sehen wir einen Planeten z. B. eine Zeit
lang rasch fortschreiten, dann langsam, endlich steht er still, geht von da
an rückwärts und beschreibt von neuem eine unregelmäßige Linie.
Die Sonne ist nicht allein der anziehende Punkt für unsere Erde,
sondern noch für eine große Anzahl anderer Himmelskörper, nämlich
zunächst für die Planeten, in welche wir die Erde selbst einreihen müssen.
Darin liegt auch die Erklärung zur obigen Beobachtung.
3. Die Planeten unterscheidenmch von einander in ihrer Größe,
Entfernung von der Sonne, Geschwindigkeit; dagegen stimmen sie alle
überein in Gestalt, Mangel an eignem Licht und in den elliptischen
Bahnen um die Sonne. Auch hat man eine Axendrehung bei ihnen
beobachtet.
4. Die beiden unteren Planeten, Mercur und Venus, sieht
man immer nur in der Nähe der Sonne, entweder vor Sonnenaufgang
im Osten, oder nach Sonnenuntergang im Westen. Beide Planeten,
und besonders die Venus („der Morgen- und Abendstern") erinnern
hinsichtlich der wechselnden Gestalten (Phasen) an den Mond, namentlich